Deutsch Ortsnamen und ihre Bedeutung.
Over Deutsch Ortsnamen und ihre Bedeutung.
Ortsnamen Städte, Dörfer und ihre Bedeutung, Etymologie, Toponymie, Toponym. Deutsches Ortsnamenbuch Herausgegeben von Manfred Niemeyer. https://bouwstoffen.kantl.be/tw/facsimile/ Maurits Gysseling. Toponomisch woordenboek. Door Nico Koomen.
Leider sind (noch) nicht alle Orte genannt. Wenn Sie den Ursprung und die Bedeutung kennen, senden Sie mir eine E-Mail an volkoomen@gmail.com
Aach (bei Trier) 953 Aquaquum, 1181-1210 Aiga.
Aachen Erstbeleg ist der in der Romania verbreitetem Bade und Quellortname lateinisch Aquis (> französisch Aix); ein Lokativ mit der Bedeutung ‘bei den warmen Quellen’. Zur Abgrenzung zu anderem Aquis- Ortsname n erfolgte der Zusatz mit dem Namen des keltischen Badegottes Granus (Aquis Granum). Entgegen vielfach geäußerter Meinung ist allerdings lateinisch Aquis nicht das Etymon. Direkte Grundlage für den Ortsname Aachen ist das erbverwandte, jedoch eigenständige althochdeutsch, ah(h)a. Dieses wurde mit dem -en-Suffix versehen, das oftmals der Bildung von Siedlungsnamen insbesondere aus Gewässername diente. Romanisch aquis, bei den Wassern, so genannt nach den Thermalquellen. Der französisch Name Aix-la-Chapelle zeigt das Differenzierungselement Chapelle nach der karolingischen Pfalzkapelle und ist eine eigenständige Ortsname Bildung des Altfranzösischen. Ähnlich Aken (Elbe), Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
Aagau (Gau an der Aa) Nebenfluß der Werre) 1001 Kopie Aga. Germanisch ahwo, natürlicher Wasserlauf.
Aalen Um 1136 Alon, 1300 Aelun [Original], 1322 (Kopie14. Jahrhundert) Aulun, 1331 Alvn [Original]; Aalen (1488). Der Name kann einen Flussname A ̄la enthalten, der auf lateinisch a ̄la ‘Reiterabteilung’ zurückgeht und sich auf das um 260 n. Chr. zerstörte romanisch Reiterkastellbezogen hat. Mittelhochdeutsch hd.-a ̄-wird im Schwäbisch zu -au diphthongiert. Da die Endungen -on und -un allerdings eine nicht bezeugte schwach flektierte Nebenform voraussetzen und eine Siedlungskontinuität seit der Spätantike nicht gesichert ist, kommen auch andere Deutungen in Frage: zu einer schwäbisch bezeugten Baumbezeichnung Ahlkirsche ‘Traubenkirsche’ (Prunus padus), als Stellenbezeichnung ‘bei den Ahlkirschen’ oder zu althochdeutsch a ̄l ‘Aal’ als ‘bei den Aalen’. Für einen ‘an Aalen reichen Bach’ vermisst man in der Belegreihe allerdings Namen wie *Al-aha oder Al-bach. Das Stadtwappen mit gekrümmtem silbernem Aal bezieht sich jedoch auf diese Deutung. Der Gewässername Aal (zum Kocher zum Neckar) ist eine spätere Rückbildung.
Aarau. An der Aare, 1248 de Arowe [Original], 1256 (Kopie) apud Arowo, 1594 Aarauw. Sekundärer Siedelungsname aufgrund eines Flurnamens, gebildet aus dem Flussnamen althochdeutsch *Ara < 2. Viertel 5. Jahrhundert supra Arulam fluvium, 7. Jahrhundert Arola, 778 Araris < galloromanisch *Arura < indogermanisch er-/or‘ in Bewegung setzen, erregen’, und dem Gattungswort althochdeutsch ouwa ‘Au, Insel, Halbinsel, Land am Wasser’. Die ursprüngliche althochdeutsch Form dürfte *za dëru Araouwo ‘bei der Au an der Aare’ gelautet haben. Mehrere zweigliedrige Namen mit dem Bestimmungswort Aare: Aarberg, Bern; Aarburg, Aargau; Aarwangen, Bern. Mit dem Grundwort -au: Au, Sankt-Gallen; Eglisau, Zürich; Gossau, Sankt-Gallen; Kirchleerau, Aargau; Rheinau, Zurich; alle Schweiz; Reichenau, Landkreis Konstanz.
Abenberg Baiern. Vorchristliches Feuersteinbergwerk, Burg der Grafen von Abensberg (bis zum Dreißigjährigen Krieg). vor 1138 (Kopie 12. Jahrhundert) Habensperch, 1143 Abensberch, 1394 Abensberg. Der Name nimmt im Grundwort -berg Bezug auf die Burg, den Sitz des Herrengeschlechts der Babonen, und im Bestimmungswort auf den Fluss Abens (zur Donau), an dem Abensberg liegt. Der Gewässername wird bereits 847–863 Apansa, circa 1000 Abensa genannt. Nach ihm ist auch die römisch Straßenstation (3. Jahrhundert) Abusina, 759 (Kopie 824) Abunsna benannt, in deren Nähe die Abens in die Donau mündet. Abens weist einen ungewöhnlichen Nasalumsprung (*Abus(i)na > 759 Abunsna > 1000 Abensa) auf. Der Gewässername ist eine Bildung mit abu (indogermanisch *ab-/*ap< *h2ep‘Wasser’) als Basis und einem -s-Suffix. Mit dem Suffix -ina wurde aus dem Gewässername der Siedlungsname Abusina abgeleitet. Weil indogermanisch *aba ̄ ‘Wasser’ in den keltischen Sprachen gut vertreten ist, liegt die Vermutung nahe, dass der Gewässername ein keltischer Reliktname ist.
-ach1 Das gemeingermanisch Wasserwort germanisch *ahwo ̄ ‘fließendes Wasser’, althochdeutsch aha feminin ist früh bezeugt in anderen germanisch Sprachen und urverwandt mit lateinisch aqua ‘Wasser’. Mittelhochdeutsch ach(e) ist noch eigenständiges Lexem, auch heute landschaftlich begrenzt: oberdeutsch Aach, Ache, Ohe, niederdeutsch A(a), selten Bestimmungswort. In der Regel Entwicklung zum Suffix -ach, das verkürzt und abgeschwächt zu -a, -e werden oder ganz schwinden konnte. Schon seit dem 5. Jahrhundert mögliche Verdrängung des Grundworts durch das sehr produktive -bach oder später auch durch-au. Im Bairisch war aha das Wasserwort der althochdeutschen Zeit und wurde erst ab Ende des 10. Jahrhundert von -bach abgelöst. Verwechslungen hat es mit -ach2 und mit -acum gegeben. Nicht wenige -ach/ -a-Namen sind in Siedlungsname erhalten. Die Bestimmungsworte betreffen vorwiegend Eigenschaften des Wassers oder dessen unmittelbare Umgebung, doch kommt der in der Forschung oft als nicht existent oder selten bezeichnete Typus Personenname + -aha öfter bereits seit früh fränkisch. Zeit und besonders im Bairisch vor; auch Stammesnamen begegnen als Bestimmungswort wiederholt sind -aha-Namen auf-ach3 bezogen worden oder mit-ach2 verwechselt worden.
-ach2. Althochdeutsch -ah, mit kollektiver -ja-Erweiterung althochdeutsch -ahi (germanisch *-ahja), ist von Anfang an Suffix und bildet vorwiegend in den hochdeutschen Denominativa und (jünger) Deverbativa; -ahi dient hauptsächlich zur neutralen Bezeichnung von bäumend Pflanzengruppen, woraus sich Flurname und Siedlungsname entwickeln konnten. Neben -ach begegnen -ch, -a, -e, -ich(t) / -ig(t), Schwund, dialektal-reg. weitere Varianten. Bei der Deutung ist nicht immer von-ach1 oder auch-ach3 klar zu trennen.
-ach3. Siedlungsname auf -ach sind hier im hochdeutsch auf-acum zurückzuführen.
-ach4. In ehemals slawisches Gebieten, besonders im Südosten von Österreich, geht -ach auf den Lokativ-Plural der Einwohnernamenbildung slawisch -jane zurück.
Abolinum, (Mehring) 860-86 in Abolino.
Abuchescheit, (Lommersum) 856 Kopie. Germanisch habuka, Habicht + skaipjo, Wasserscheide, Höhenrücken.
Achern Römeinsch Gutshof, 1050 ad villam Acchara, 1138, 1139 Achara, 1179 Achare, 1245 de Acher, 1291 in Achere, 1339 de Acheren. Die Stadt trägt den Namen des Flusses (die) Acher (1471 uff der Acher), an dem sie liegt. Die heutige Form zeigt den Namen im Dativ Singular. Der Flussname wird auf vorgermanisch *Akwara zurückgeführt und als Ableitung mit r-Suffix von (indogermanisch) *akua ̄ (lateinisch aqua) ‘Wasser’ erklärt. /w/ ist in der Verbindung /kw/ im Alemannisch ausgefallen, vgl. den Flussname Kinzig (< vorgermanisch/ keltisch *Kwentika). Die naheliegende Deutung des Namens als keltisch ist nicht beweisbar, da indogermanisch *akua ̄ im Keltisch nicht belegt ist. Keine lautlichen Probleme entstehen, wenn Acher wie die Flussname Agger (lies Aacher) (zu dem Sieg) und Oker (888 ultra ... Ou-accram) (zur Aller) auf germanisch *Akra beziehungsweise *Akara zurückgeführt und als r-Ableitung zum Verb germanisch *aka‘fahren, treiben’ erklärt wird.
Achim Alte heidnische Kult und Gerichtsstätte; später sächsisches Gogericht, h. Amtsgericht; durch Brand 1381 zerstört; 1626–1712 wechselweise von Dänen und Schweden, auch von französischen Truppen besetzt; 1091 Acheim (die häufig erwähnte Schreibung Araheim entstammt einer unzuverlässigen Edition), 1226 in Achem, 1230 Achem. Bildung mit dem Grundwort altsächsisch -h ̄em (-heim) und dem Appellativum aha (-ach1), mittelniederdeutsch a ̄ ‘Wasser, Bach, Strom’, zu germanisch *ahwo ̄ ‘Wasser, Gewässer’. Da das -hi m Silbenauslaut stand, erscheint früh die Schreibung -ch. Zur Entwicklung des Grundwort -h ̄em > -im vgl. für Achim, Landkreis Wolfenbüttel, Achim und † Klein Achim, Landkreis Wolfenbüttel;† Aheim bei Gronau (alt belegt als Ahchem), Landkreis Hildesheim; Achum, Ortsteil von Bückeburg, Landkreis Schaumburg, Aham, Landkreis Landshut.
Actania (eine ostfriesische Insel) 77 Kopie 900 Plinius.
Achterwehr, 1375 erstmals urkundlich erwähnt, them Achterwere [Original]; zum Achterwehr (1564). Die Bestandteile des Ortsname achter und -wehr stammen aus dem Nachdruck und bezeichnen die Siedlung ‘hinter der Wehr (Staudamm)’.
-acum. Es handelt sich um eine gallisch-romanisch Hybridbildung (keltisch *-akos, *-akon, latinisiert -acus, -a, -um). Als Zugehörigkeitssuffix ist es mit germanisch *-ingas vergleichbar (-ingen) und kennzeichnet den Besitz des damit kombinierten namentlich genannten keltisch oder romanisch (Erst-)Besitzers. Das entsprechende fundus ‘Grund(stück)’ oder villa ‘Landgut’ ist früh geschwunden, die ursprünglich Adjektiv-Ableitung ist dann substantiviert worden mit vorwiegend neutralem Geschlecht und erscheint dann vielfach im Ablativ auf lateinisch -o ̄. Es sind also elliptische Formen. Die Variante -iacum hat sich sekundär aus der Kombination mit -ius-Personenname (z. B. Julius > Juliacum >Jülich, Landkreis Düren) durch falsche Abtrennung des -i verselbstständigt, so dass auch Personenname ohne -i damit gebildet werden konnten. Zahlreiche -(i)acum / -(i)aco ̄ Siedlungsname (selten auch von Appellativum oder Gewässername gebildet) begegnen in Belgien und Frankreich, der romanisch Provinz Belgica Pri Mittelalter (in etwa mit der mittelalterlich Kirchenprovinz Trier identisch), am Oberrhein und in der Schweiz, einige auch in Bayern und Österreich. Heute erscheint im hochdeutsch Raum -(i)acum/-(i)aco ̄ als -ach, -ich, -ch, -sch oder ist geschwunden. Dadurch sind teilweise Probleme der Unterscheidung von-ach1 oder-ach2 möglich.
Aden=Niederaden und Oberaden, Mitte 1200 Adene.
Adenau Ehemalig röomanische Straße, früher Verwaltungsmittelpunkt in Adenau, Niederlassung der Johanniter im Mittelalter, von denen heute eine Komturei geblieben ist. Nach Zerstörung der Nürburg Sitz eines kurkölnischen Amtes. In der Nähe befindet sich der bekannte Nürburg-Ring. 992 ubi Adenoua fluvius cadit in aquam Ara vocatam (Gewässername), 1216 in Adenowe; Flecken und Freiheit Adenauw (1601). Das Bestimmungswort gehört zu einem althochdeutsch Personename Ado, Genitive Singular Adenoder älter Adin-, das Grundwort ist -aha (-ach1) oder-au(e) (< germanisch *agwjo ̄). Sowohl *Aden-aha als auch *Adenauwe bezeichnen das Gewässer, an dem die Siedlung lag, und die fränkische Siedlung selbst (entweder aha Siedlung oder Auensiedlung). Der Ortsname bedeutet demnach ‘an einem Gewässer oder in einem Feuchtgebiet gelegene Siedlung des Ado’. Der Name für den Bach wurde durch den Siedlungsname verdrängt.
Adenbach 1104-1217 Adinbach, 1222 Adenbahc.
Adendorf Entgegen allgemeinen Annahmen gehört der früh belegte Besitz des Klosters Kemnade (1004 Addunesthorp) nicht hierher, sondern zu Addenstorf, Landkreis Uelzen; 1244–1262 Adendorp [Oiginal], 1252 Adenthorpe; Adendorf (1791). Bildung mit dem Grundwort-dorf und dem schwach flektierenden Kosename Ado als Bestimmungswort Bis auf Eintreten von hochdeutsch -dorf zeigt der Ortsname keine Veränderungen. Deutung also: ‘Siedlung des Ado’.
Adersheim, Mitte 1200 Adersheim, Adershem.
Aerzen Ursprunglich Allodialbesitz der Grafen von Everstein; seit 1408 mit Unterbrechungen Fürstentum Calenberg, später Hannover; um die Burg eine Fleckensiedlung (1293 oppidum); Fleckenrecht 1589. Um 1200 in parrochia Artlissen [Original], Mitte 13. Jahrhundert Arteldessen [Kopie 16. Jahrhundert], 1377 Ertelsen; Aerzen (1619). Bildung mit dem Grundwort-hausen und einem stark flektierenden Personennamen der als *Ardali, *Erdali oder eher Hardil(i) mit Schwund des anlautenden Han zusetzen ist. Er zeigt Schärfung des -d zu -tim Silbenauslaut. Nach dem Ausfall des -el entsteht Ert-sen, das dann mit -z geschrieben wird.
Agelrode, (Ahrweiler) 1176.
Agger= jetzt Overath, 1076 Achera, 1066 de Achera superiore et inferiore, genannt nach den Agger.
Agradingon (Gau an der untern Ems) +1000 Agradingon.
Ahaus Anfang des 12. Jahrhundert Burg der Herren von Diepenheim, seit circa 1389 Stadt. 1406 zum Fürstbistum Münster, Schlossbau im 17. Jahrhundert, zeitweilig bevorzugte Residenz des Bischofs, 1139 Ahus, vor 1191 Ahus, 1217 Ahusen. Aus germanisch *ahwo ̄, ‘kleines Fließgewässer’, ‘Bach’, in der „Westfälischen Bucht“ (Münsterland) häufig in Konkurrenz zu dem gewöhnlichen beke Feminin ‘Bach’, zusammengesetzt mit -hu ̄s ‘Haus’, hier im Sinne eines festen Hauses, einer Burg. Der wenig aussagekräftige, an jedem Fließgewässer in Nordwestdeutschland mögliche Name ist als Lagebeschreibung leicht verständlich und besitzt noch Bezeichnungscharakter. Im Dativ Plural, Ahausen, Kreis Olpe, Ahsen, Kreis Recklinghausen, mit anderen Siedlungsbezeichnungen als Grundwort: Adorf (zu Brilon), mehrere Ewijk (aus älterem *A-w ̄ık) in den Niederlanden.
Ahden, 1015-25 Adana.
Ahlde, (Osnabrück) +1000 Aluduuide. Germanisch? + widu, Wald.
Ahlen, (Osnabrück) +1000 Aluthon.
Ahlen Pfarrgründung unter Bischof Liudger, 1224 Stadt. Frühes 10. Jahrhundert in Alnon [Original], um 1150 de Alnen, 1209 Alen. Der Ortsname ist eine Bildung aus einem Gewässername *Alna, der womöglich ein Abschnittsname der Werse am Zusammenfluss mit der Olfe ist, wo an einer Furt über die Werse dann die Siedlung Ahlen entstanden ist. Der Gewässername *Alna ist eine Ableitung mit -n-haltigem Suffix zu einer indogermanischen Wurzel *el-/*ol-, germanisch *al ‘faulen, modrig sein’, möglicherweise auch indogermanisch *el-/*ol im Sinne von ‘fließen’. Ein so bezeichnetes schlammiges oder fließendes Gewässer kann durch die Bildung im Dativ Plural zu einem Siedlungsname werden. Das erste -n der frühen Formen ist assimiliert worden. Die mit Beginn des 13. Jahrhundert regelmäßig belegte Form Alen hat sich unverändert erhalten und ist erst sehr spät durch -h zur Kennzeichnung der Vokal länge ergänzt worden. Eine Verbindung mit dem Wappentier der Stadt, dem Aal, ist sprachlich nicht möglich. Deutung: ‘Siedlung an der *Alna, einem schlammigen/fließenden Gewässer’.
Ahlhausen, (Enneptal) Mitte 1200 Adalhedehuson. Germanisch Apalhaida husum, zu den Häusern der Apalhaidu, (apala Adel, + haidu, Art)
Ahnatal Nordrand des Naturparks Habichtswald wird die Gemeinte von der Ahne durchflossen. Gebildet 1972 durch den Zusammenschluss der Gemeinte Heckershausen und Weimar. Beide Orte gehörten zum Amt Ahna, das seit der Mitte des 13 Jahrhundert im Besitz der hessischen Landgrafen ist. Heckershausen: 1106 (Kopie) Hekereshusun, 1107 Heggereshusun, 1146 Hekkereshusun, 1325 Hekershusen. Weimar: 1097 Wimaro, 1146 Winmare, 1209 Wimar, 1252 Wimmare, 1343 Wymor. Zum Ortsname Heckershausen: Personename Hagihari (so Andrießen) oder Personenname Agihari. Die Personennamen mit Hag(i)als Erstglied sind nur sporadisch bezeugt und wohl zu althochdeutsch hag (an) ‘Einfriedung, Einhegung’ zu stellen. Es könnte auch bei der Bestimmung des Personename an das besser bezeugte Erstglied Agig edacht werden, das mit einem prothetischen her scheint. Der Ortsname zeigt Primär umlaut -azu -e-, Ausfall des Fugenvokals -i und expressive Schärfung -gz u -ck-. Der Ortsname Weimar ist wohl als althochdeutsch *ze demo w ̄ıdinin mare ‘bei dem mit Weiden bestandenen Teich; Sumpf’ zu deuten. Zum Zweitglied vgl. -mar. Der Gewässername Ahne oder Ahna (1154 Ana) wohl zu keltisch *on ‘Wasser, Sumpf, Fluß’. Daraus althochdeutsch *An-aha > mittelhochdeutsch Ana mit Hinzufügung des Zweit gliedes -ach an das onverstanden Bestimmungswort. Zum Zweitglied -tal.
Ahr=Altenahr. 1107 Ara, 112 Are. Genannt nach der Ahr.
Ahrensbök Nähe zur Ostsee, 1280 gegründet, 1328 erstmals urkundichluch erwähnt, 1397 Gründung eines Kartäuserklosters, im Middelalter Wallfahrtsort (Marienbildnis), 1331 de Arnesboke; 1328/1335 in villa Arnesboken [Original]; villam ... dictam Arnesboken (1353); 1426 in parochia Arnsboken. Der Ortsname setzt sich zusammen aus der Kurzform eines Personename Arn für Arnfried oder Arnulf und dem mittelniederdeutsch böke beziehungsweise dem niederdeutsch bök in der Bedeutung ‘Buchen(gehölz)’, so dass mit Ahrensbök dem Wortursprung nach die ‘Siedlung des Arn im/am Buchengehölz’ bezeichnet ist. Ahrensberg, Landkreis Mecklenburg-Strelitz; Ahrensburg, Kreis Stormarn.
Ahrdorf, (Aa) 970 Aredorph.
Ahrensburg Neudruck Ahrensborg. direkte Nähe zu Hamburg, im mittleren Stormarn. Im Mittelalter befestigter Herrensitz (Burg Arnesvelde), dabei Dorf Woldenhorn 1314 erstmals urkundlich erwähnt, bis ins 16. Jahrhundert zum Zisterzienserkloster Reinfeld, 1567 Burg und Umland (darunter Woldenhorn und Ahrensfelde) an den (dänisch) Feldherrn Daniel Rantzau, 1867 Umbenennung des Gutsdorfes Woldenhorn in Ahrensburg, Schloss Ahrensburg. 1314 Woldehorne, 1577 zu Arensborch [Original], datum Arenßburg (1604); auf Ahrensburg (1732). Die Bedeutung des ursprungliche Woldehorne lässt sich aus seinen Bestandteilen erschließen: niederdeutsch woold ‘Wald’ und horne ‘Vorsprung’, so ergibt sich die Bedeutung der ‘Siedlung am Waldvorsprung’. Der Name Ahrensburg geht zurück auf eine Burg bei Ahrensfelde. Der Name Ahrensfelde bezeichnete eine Ansiedlung auf dem Gelände eines Arns. Der Personsname ist eine Kurzform von Arnold, die zu mittelniederdeutsch arn, arne, arent ‘Adler’ gehört. Zum Grundwort-felde. Die Ahrensburg bezieht sich auf den Personsname Arn, also die ‘Burg des Arn’. Ahrensberg, Flurname in Niederlande und Ortsname in Meckelburg-Vorpommern; Ahrensbök, Kreis Ostholstein; Ahrensfelde, Ortsteil von Ahrensburg, sowie Ahrensfelde, Landkreis Barnim.
Ahrensfelde, 1375 Arnsfelde, Arnsfelt, 1595 Zu Ahrensfelde. Der Name Ahrensfelde bezeichnete eine Ansiedlung auf dem Gelände eines Arns. Der Personenname ist eine Kurzform von Arnold, die zu mittelniederdeutsch arn, arne, arent ‘Adler’ gehört. Zum Grundwort-felde.
Ahrenhorst, (Albersloh) +1000 Arnahurst. Germanisch arnu, Adler + hursti, waldiger Hügel in Sumpfland.
Ahrgau (Gau an der Ahr) 804 Kopie in pago Aquilinse, 880 in pago Arisco. 1051 in pago Aregovve.
Ahrweiler, 1044 Arewilere, 1051 VVilere. 1210 Arewilre. Germanisch wilari von latinisch villare, Gehöft, genannt nach der Ahr.
Aichach Zollstätte der Reichsmarschälle von Pappenheim. 1096–1123 Eyhach, 1131 (Kopie von 1175) Aichach, 1146/47 (Kopie von 1175) Aicha, 1147 Aichahe, 1147 (Kopie von 1521) Aiche, 1153 Eichach, 1181–1183 Eicha, 1199 Aich, circa 1230 Aichac, 1231–1234 Aeichaech, 1260 Aechach, 1279–1284 Aeicha, 1284 Aicheh, 1285 Aichaech, 15. Jahrhundert (zu circa 1062–1080) Aychach, 1657 Aicha ... Aichen und 1796 Aicha, Aichach. Als lateinisch Herkunftsbezeichnung begegnet 1561 Quercetanus, als Mundartform des Jahres 1860 Oacha, die übrigens der heutigen entspricht. Der ursprüngliche Flurname liegt althochdeutsch eihhahi, in Glossen mit lateinisch quercetum gleichgesetzt, beziehungsweise mittelhochdeutsch eichach ‘Eichenwald’ zugrunde. Dieses Wort ist wiederum im Beleg von 1561 durch das lateinisch Suffix -a ̄nus, das den Bewohner beziehungsweise die Herkunft bezeichnet, abgeleitet. Schon das älteste Siegel (Abdrucke seit 1315) zeigt den für den Namen redenden Eichenbaum im Schild. SO Eichstätt, Landkreis Eichstätt.
Aichtal (Kopie12. Jahrhundert) Eichaha, 1229 Ech [Original], 1275 Ehe; Aichtal (1978). Benannt nach der durch die Ortsteil e Aich, Grötzingen und Neuenhaus fließenden Aich. Der Gewässername ist aus einem Kompositum* ̄ewa-aha verkürzt, das sich aus althochdeutsch ̄ewa‘ Eibe’ und althochdeutsch aha, mittelhochdeutsch ahe ‘fließendes Wasser’ zusammensetzt. Die alten Belege für den Ortsname Aich entsprechen der heutigen Mundartform ae mit ae für mittelhochdeutsch ̄e. Das Grundwort-tal ist das produktivste bei der Neubildung von Siedlungsnamen im Rahmen der Gebietsreform in Baden-Württemberg.
Aichwald Burg Aichelberg, Aichelberger Feldkirche (Pfarrkirche ab 1482). Der Gemeindename ist durch die Lage im Waldgebiet der Aichelberg und Aichschieß genannten Ortsteil e motiviert. Diese Namen wurde von den Namengebern teils zu Recht (1482 Aichelberg, zu althochdeutsch eihhila, mittelhochdeutsch eihhel ‘Eichel’), teils zu Unrecht (1248 Kopie 1499, 1275 in Ainschieß, von althochdeutsch awi, ewe, mittelhochdeutsch ouwe ‘Schaf’, mit Umlaut und Ausfall des -wund sekundärer Angleichung an Aich) mit dem Wort Eiche, mittelhochdeutsch eich mit mundartlich ai-Schreibung, verbunden.
Aidlingen Aidlingen wurde im 6. Jahrhundert von den Alemannen gegründet, 843 urkundiche Erstnennung, 1355 an die Herren von Bondorf, 1365 an die Grafen von Württemberg. Nikolaikirche, Naturschutzgebiet Venusberg. Im 13. Jahrhundert ging Dätzingen an den Johanniterorden, ab 1806 an das griechisch Württemberg. Döffingen fiel 1388 bei der großen Schlacht von Döffingen vom Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg. Ulrichstein, Malteserschloss. 843 (Franckreich um 1150) Otelingen, 843 Otelingen, 1523 Öttlingen, 1592 Eytling; Aidlingen (1676).
Aidlingen ist zurück zuführen auf eine-ing (en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personenname O ̄ tilo, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des O ̄ tilo’. Der Stammvokal -o ̄wurde zu mittelhochdeutsch -ö ̄ – umgelautet und zu ae diphthongiert. Der Diphthong zeigt sich seit Ende des 16. Jahrhunderts in den Schreibungen ey, ai und ay. Der Gewässername Aid ist eine jüngere Rückbildung. Der Name Grafenau erinnert an den hier am 23. August 1388 in einer Schlacht erschlagenen Sohn Ulrich des Grafen Eberhard von Württemberg sowie an den 1811 zum Grafen von Dillen erhobenen Generalleutnant Dillenius, der 1810 das Schloss Dätzingen erhalten hatte. Grafenau, Niederbayern.
Ainring 790 (Kopie des 12. Jahrhundert) zu nach 700 Ainheringa, 1025–1041 Einheringa, 1151–1167 Ainhering, circa 1170 Ainheringen und 1831 Ainring, Ainering. Es liegt der Personenname Einher zugrunde, der durch das Zugehörigkeit Suffix -ing abgeleitet ist.
Aken (Elbe), an der Elbe zwischen der Mulde und Saale mündung, Im Hochmittelalter zeitweise Residenz der askanischen Kurfürsten und Herzöge von Sachsen. 1219 Waltherus de Aken, 1227 (14. Jahrhundert) in Aquis, 1270 civitas Aken.Klassischer Fall einer Namen übertragung: Der Ort wurde nach Aachen benannt, als Krönungsstätte der deutschen Könige von hohem Prestige. Nach Bischoff sollten während des hochmittelalterlichen Landesausbaus mit solchen berühmten Namen Zuwanderer zur Ansiedlung angelockt werden. Ob dies oder aber direkter Zuzug aus der Aachener Region der konkrete Grund der Benennung war, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Der Name Aken zeigt unveränderte niederdeutsch Lautung ohne den Einfluss der 2. Lautverschiebung, wie er bei Aachen erfolgte. Aachen, NRW.
Albach, 962 falsch Albucho, 1023 Albuch, 1215 Albechen.
Albisheim, 835 Kopie Albufioilla, Albufuila, 1222 Aluesheym. Germanisch Albuwulfes haim, Wohnung des Anuwulf, (albu Elf + wulfa, Wolf)
Albersdorf (Holstein) Bei Albersdorf befindet sich eine der reichsten vorgeschichtlichen Landschaften des Landes („Steinzeitpark Albersdorf“),1281 erstmals urkundlich erwähnt. Luftkurort, erste in Deutschland gegründet Volkshochschule. 1281 in Aluerdesdorpe [Original], 1323 in Alverdesdorpe; tho Aluerstorp (1569–1574). Der heutige Name spiegelt die Bedeutung ‘Ort des Altward’ wider. Die Kennzeichnung als Dorf entwickelte sich aus dem altsächsisch thorp, zu mittelnorddeutsch dorp und norddeutsch dörp, hochdeutsch -dorf. Erster Bestandteil ist ein Personenname Alverd, der den Wortwurzeln athala ‘vornehmes Geschlecht, Adel’ und -ward, althochdeutsch -warto ‘Gesetzeshüter’ (9. Jahrhundert), altsächsisch Ward, mittelhochdeutsch Warte ‘Hüter, Wächter, Wärter, aufseher’, hochdeutsch Wart als Grundwort. Im 18. Jahrhundert findet ein Wechsel von /v/ zu /b/ statt (vgl. wiever > Weiber).
Albersdorf (Thüringen) Sitz einer Metzer Kastellanei. 1049 Albertorff, 1225 Alberstroff, 1256 Albestorf, um 1405 Albestroff. Bildung mit dem Grundwort -dorf, das appellativisch an althochdeutsch dorf, thorf, mit Lautverschiebung < germanisch *þurpa ‘Dorf, Gehöft’ anzuschließen ist. Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personenname Al(a)-berht. Ausgangsform: *Al(a)berhtes-dorf; weitere Entwicklung mit Synkope des Endsilbenvokals des althochdeutsch (*Albertsdorf) und anschließender Erleichterung der Vierund Dreikonsonanzen. Die offizielle französisch Form greift auf die dialektale Form mit Metathese des -r in -troff zurück.
Albringhausen, (Esborn) Mitte 1200 Adalbrehtinchuson. Germanisch Apalberthinga husum, zu den Häusern des Apalbertht, (apala Adel, + bertha, glänzend)
Albstadt Der Ortsname wurde 1975 beim Zusammenschluss der seit 794 bezeugten Orte Ebingen und Taifingen festgelegt. Er bezieht sich auf die Lage der Stadt auf der Schwäbischen Albanisch. Albstadt (Unterfranken).
Aldenakkare, (Neu Büddenstedt) Anfang 1100 Oldanakaron, 1. Halfte 1100 in Aldun akkararon. Germanisch aldan akkarum, in dem alten Ackern.
Aldenbuchbe, (Osterspai) 1200. Germanisch zur alten Buche.
Aldenhovel, (Lüdinghausen) +1000 Allonhuuile, Ollonhuuile. Germanisch? + hubila, Hügel.
Aldenhoven Ende 14. Jahrhundert befestigt, 1433 Privilegierung zur „Freiheit“, Amtssitz im Herzogtum Jülich, 922 (verfälscht letztes Viertel 11. Jahrhundert) in villa Aldenhouon, 1027 iuxta Aldenhouon [Original]. Syntag Mittelalteraus althochdeutsch alt und althochdeutsch hof‘ Anwesen, Bauernhof’ in lokativisch zu verstehendem ‘bei den alten Höfen’, -hofen, zu einem Wort verschmolzen; -d statt -t< germanisch /d/ entspricht dem nord-mittelfränkisch Sprachraum; -u und -v sind gängige Regionalschreibungen für [f]. Zur Unterscheidung vom benachbarten Freialdenhoven kommt im Mittelalter auch 1288 Martaldinhouen [Original] zu ‘Markt’ vor.
Aldenrade, (Walsum) 10-1100 Aldenrotha. Germanisch aldon ropa, zur alten Rodung.
Aldingen Besiedlung bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgbar, 802 Schenkung an Kloster St. Gallen, 1444 zur Grafschaft Württemberg. 802 in villa qui dicitur Aldingas [Original]; Aldingen (1975). Der Ortsname ist zurückzuführen auf eine-ing (en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personenname Aldo. Der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Aldo’. Aldingen, Ortsteil von Remseck, Landkreis Ludwigsburg.
Aldringen, +1131, Holdrehenge. Germanisch Aldaharingum, zu den Leuten des Aldahar, (alda, alt, + harja, Heer)
Alendorf, (Aa) 1098 Kopie Aldendorf, 1144 Aldendorph. Germanisch aldon porpa, zum alten Dorf.
Alf (Nebenfluss der Prüm, bespült Bleialf) Keltischer Gewässername). Alf 1144 Biscouensaluen, Germanisch, des Bischofs Alf.
Alfeld (Leine) 1205 als Archidiakonat erwähnt Stadtrechte zwischen 1220 und 1258 verliehen; gehörte zum Bistum Hildesheim, nach 1523 zum Fürstentum Braunschweig Wolfenbüttel; Hansestadt; 1643 Wiedereingliederung in das Hochstift Hildesheim; (Circa 1019–1022, Kopie Ende 12. Jahrhundert) Alevellon, 1214 de Alvelde, 1378 van Alfelde. Kompositum mit dem Grundwort-feld. Probleme bereitet das Bestimmungswort Al-. Aufgrund einer fehlenden Flexionsendung kommt ein Personenname nicht in Betracht, auch Alt (en)-, germanisch alt, altsächsisch alt, mittelnorddeutsch old bleibt fern, da -d oder -t in den Belegen nicht erscheinen. Man wird daher eher wie bei Ahlten, Landkreis Hannover, 1182 (Kopie14. Jahrhundert) de Alethen, 1182 de Althen; Ahlem, von Hannover, 1256 Alem, 1272 Alem; Aalen, Nordbrabant; Ohlum, Landkreis Peine, 1013/27 (12. Jahrhundert) Alem und weiteren Parallelen an eine Verbindung, mit der in Gewässername gut bezeugten, indogermanisch Wurzel *el-/*ol ‘Wasser, feucht, fließen’, vgl. Aller, Ola, Alster, Elster, Alpe (Al-apa) uswach, denken dürfen.
Alfgodinchova, (Werden), 796 Kopie ilam houam integram Alfgatinghoua. Germanisch Albugautinga hobo, Hufe der Leute des Albugaut, (albu Elf, + Gauta, Gote)
Alflen 1128 Alflo. 1148 Alflue, 1161 Afflue. Keltische Gewässername.
Alfter Alfter mit frühen, auch römisch Besiedlungsspuren, 1067 erstmals erwähnt, 12. Jahrhundert Augustinerinnenkloster gegründet, seit 1196 Ritter von Alfter als Erbmarschälle des Kölner Erzbischof bezeichnet, Schloss Alfter 1721 erbaut. 1067, 1120 Aluetra, 1116 Halechtre (? ), 1126 Alftre. Vielleicht zum Baumnamen alber Maskulinum/Feminin ‘Weißpappel’ zu stellen aus mittellateinisch alburus zu lateinisch albulus ‘weißlich’ und dem in rheinischen Flurnamen verbreiteten Suffix -ter, das vor allem bei Baumnamen auftritt (Wacholder, Affolter, Flieder). Auch ein Flussname könnte dahinterstecken (vgl. Elbe).
Algermissen Klein und Groß Algermissen (curtis maioris beziehungsweise minoris Aleg(h)rimesheim) gehörten ununterbrochen zum Hochstift Hildesheim und blieben von der Reformation daher weitgehend unberührt, sodass auch heute noch eine katholisch Bevölkerungsmehrheit besteht; 980–982 (Kopie 15. Jahrhundert) Algrimsen, 989–992 (Kopie 15. Jahrhundert) Alegremishusun, 1143 de Alegrimessem, 1356/57 Lutteken, to Groten Alghermissen. Der Ort bestand bis in die Neuzeit hinein aus den zwei Teilen Groß Algermissen und Klein Algermissen. Der Name geht auf eine Kompositionsbildung zurück, in dessen Bestimmungswort ein stark flektierender Personenname zu suchen ist. Die Überlieferung schwankt im Grundwort zwischen -husen (-ausen) und -hem ( -heim), es ist wohl von altsächsisch -h ̄em auszugehen; jedoch darf man wohl Rosenthal folgen, der – im Gegensatz zu Kretschmann – argumentiert, dass die Hildesheimer Quellen gegenüber dem Corveyer Beleg Belastung fähiger sind und daher von altsächsisch -h ̄em ‘Siedlung, Dorf’ auszugehen ist. Im Bestimmungswort ist ein Personenname Ala-grim zu vermuten, den schon unter Hinweis auf einen im 8. Jahrhundert in Reims erwähnten Personenname Alecrimmus als Zusammensetzung aus alja + grim aufgefasst hat.
Algesheim, Gau. 1142=56, Alingesheim.
Ahlfridushuson, (Westfalen) 793 Kopie. Germanisch Alhafripis husum, zu den Häusern des Alhafrip.
Alken 915-28 Alcana, 1008-15 Alkena, 112 Alkene. Keltischer Gewässername.
Allenz (Koblenz) 1103 Alisinza. Keltische Gewässername Alisontia.
Allersberg 1323 Marktund Befestigungsrechte, 1475 als eichstättisches Lehen an die Herzöge von Bayern-Landshut. 1254 Alrsperch, 1274 (Kopie des 15. Jahrhundert) Allersperg, 1278 Alrsberg, 1383 Allersberg. Grundwort des ursprüngliche Burgnamens ist mittelhochdeutsch bërc ‘Berg’, im Sinn von ‘Burg’ (-berg,-burg), Bestimmungswort wohl der Personenname Alaheri, Alaher.
Allershausen 1015-25 Alieressun. Elieressun. Germanisch Alagairas husum, zu den Häusern des Alagair.
Almegau. (Gau an der Alme) 1015-25 in pago Almunga.
Allstedt-Kaltenborn. Allstedt war deutsche Königspfalz seit dem 10. Jahrhundert, Stadtrechte seit 1425, Thomas Müntzer hielt hier 1523 seine „Fürstenpredigt“ in deutscher Sprache. Kaltenborn existiert nicht mehr als eigenständiger Ort, dort bestand ehemals ein Kloster, das 1539 aufgelöst wurde. Allstedt: 777 Altstedi, 935 [Oiginal] Altsteti, 936 [Original] Alsteti, 1174 Alstede. Kaltenborn: 107 Kaldeburne, 1120 Caldenborn, 1251 Caldenborn. Der Name Allstedt ist eine Bildung mit dem Grundwort -stedt. Im Bestimmungswort steht das altsächsisch ald, althochdeutsch alt ‘alt’, demnach bedeutet der Name ‘der alte Siedelplatz’ oder ähnlich. Die jüngere Form Alstede entstand durch eine Assimilation von -ldst zu -lst-. Der Name Kaltenborn enthält das Grundwort-born und als Bestimmungswort das altsächsisch kald, althochdeutsch chalt, mittelhochdeutsch kalt in flektierter Form. Der Name kann so als ‘Ort bei der kalten Quelle’ oder ähnlich interpretiert werden. Stetten, Landkreis Überlingen (1152 Altstadi), Baden-Württemberg; Kaltenborn, bei Bad Salzungen im Wartburgkreis; Kaltenborn, bei Kraftsdorf, Landkreis Greiz.
Alpen 1074 in ... Alpheim. Zusammensetzung mit Grundwort -heim. Eine Verbindung des Erstglieds mit germanisch *al-a‘ Elfe, zauberischer Geist’ (mittel niederländisch alf, auch in Personennamen) oder *al-i ‘Flussbett’ (mittelnorddeutsch elve) ist problematisch, da reg. der Reibelaut erhalten bleiben müsste. Möglicherweise zum Flussname Alp (< *Al-apa, apa; Zahlreiche -heim-Namen mit germanisch *al-ain der zu erwartenden Form Alf erscheinen im niederländischen und norddeutschen Gebiet.
Alsbach-Hähnlein. In Alsbach ist früh reicher Besitz des Klosters Lorsch bezeugt, das hier schon 779 eine Schenkung erhielt; Hähnlein wird zuerst 1333 genannt. Beide Orte stehen seit dem Hochmittelalter unter dem Einfluss der Herren von Bickenbach, dann unter andern der Schenken von Erbach und kommen vom 16.–18. Jahrhundert zunehmend unter die Landesherrschaft Hessen-Darmstadts, bei dem sie bis 1918 verbleiben. Alsbach: 779 Altdolfesbach, 795 Aldolfesbach (beide in Kopie Ende 12. Jahrhundert), 1130 Aldesbach [Original], 1347 Altspach, 1493 Alßbach [alle Original]; Hähnlein: 1333 Hennechen, 1405 Henech, 1420 Henychin, 1578 Hainlin, 1568 Henlein [alle Oiginal]. Alsbach: Das Bestimmungswort ist, nicht selten bei -bach-Namen, ursprunglich ein Personenname, hier althochdeutsch Altolf, Zusammengestellt aus alt ‘alt, erfahren’ und wolf, wobei hier, wie oft, besonders bei Namen, anlautendes w im Zweitglied geschwunden ist. Im Mittelhochdeutsch erfolgte Schwächung und Kontraktion der nichthochtonigen Mittelsilben und Erleichterung der Dreikonsonanz lts > ls. Hähnlein ist Deminutivem vom stark Maskulinum althochdeutsch hagan, mittelhochdeutsch Hagen ‘Dornstrauch, eingefriedete Gemarkung’ ( -hagen, Hanau). Aus hagen wurde durch die mittelhochdeutsch und besonders mittelhochdeutsch Vokalisierung von g in age mittelhochdeutsch ei und dann frühneuhochdeutsch altindisch Der h. Laut ist wohl der Umlaut des in der rheinfrankisch-südhessisch Mdundart für früh neuhochdeutsch ai (< mittelhochdeutsch ei) eingetretenen a ̄, der zunächst e (wie üblich, noch ohne Längenbezugnis), dann in (volks-)etymologisierender Orthografie äh geschrieben wurde. Als Deminutivsuffix wird das mitteldeutsch -ichin durch das im 15./16. Jahrhundert beliebtere oder Band -l ̄ın > -lein ersetzt, das dann bleibt, während die heute Orts mundartlich bei Appellativum -chen hat. Gebirgsname Hainich.
Alrode, (Mönchen-Gladbach) 1225.
Alsdorf (Aachen) Ende 12. Jahrhundert erstmals erwähnt als Dorfsiedlung um die Burg der Herren von Alsdorf. 1191 Alstorp [Original], 1197 Alisdorp, 1422 Aelsdorp; Alsdorf (1582). Zum Grundwort dorf steht als Bestimmungswort die althochdeutsch Personenbezeichnung Athal(i). Durch Spirantisierung, Schwund des intervokalischen Dentals und Kontraktion entstand über *Adal-, *Adelschließlich Al-. *Athalis-dorf ist die Grundlage für den Ortsname Alsdorf. Frühbelege wie 1422 Aelsdorp weisen auf ein langes anlautendes A im Ortsnamen hin. Seit Mitte 16. Jahrhundert ist die moderne Form Alsdorf belegt. Die Vokallänge im Anlaut ist im Sprachgebrauch teilweise erhalten geblieben. Ähnlich u.a. Alsdorf, Landkreis Bitburg-Prüm; Alsdorf, Landkreis Altenkirchen.
Alsenz Gemeinte, von denen Alsenz einen der ältesten urkundlicher nachweisbarer Ortsname in der Nordpfalz trägt. Wechselnde und aufgeteilte Zugehörigkeit zu verschiedenen Häusern im Mittelalter, im 18. Jahrhundert an Nassau-Weilburg. Obermoschel und die Moschellandsburg gehörten bis 1444 dem Haus Veldenz, 1349 erhielt die Siedlung Stadtrecht. Die Burg wurde im 30-jährigen Krieg zerstört. Alsenz (Ortsname): 775 Alisencia (Kopie um 1190); Alsenze (1429–32). Obermoschel: 1122 Nebelung de Moschelo (Kopie 14./15. Jahrhundert); Obermoschel (1602). Alsenz geht auf einen vorgermanisch Gewässername *Alsantia/ *Alsontia zurück, der auch Basis für den Ortsname Alsenbrück und somit Grund für die häufige Zuordnung der Erwähung von 775 zu diesem (heute eingemeindeten) Ort in der Nachbarschaft ist. Obermoschel ist mit dem Zusatz Ober(en)zur Unterscheidung von anderem Ortsnamen versehen und basiert auf dem germanisch Gewässername *Muskala mit l-Suffix, das zu germanisch *muska-/ *musa (althochdeutsch mos ‘Moos, Schimmel’) gehört. So Alsenbrück, eingemeindet in Winnweiler, Donnersbergkreis, Enkenbach-Alsenborn, Landkreis Kaiserslautern; Heiligenmoschel, Landkreis Kaiserslautern.
Alsfeld Im 8./9. Jahrhundert entwickelte sich die Siedlung vermutlich aus einem karolingischen Hofsitz, 1069 erstmalig erwähnt, von den Landgrafen von Thüringen zur Stadt ausgebaut, ehemalig Ackerbürgerstadt, günstige Lage an der Handelsstraße von Frankfurt am Main nach Leipzig, erlangte Bedeutung durch Woll und Leinenhandel, mittelalter Altstadt. 1069 Adelsfelt/Adelesfelt, 1222 Adelsfelt, 1233 Ailesuelt, 1250 Alsfelt, 1370 by Alsffeild; Alsfeld (1332). Kompositum mit dem Grundwort -feld ‘freies, offenes Land; Acker und Wiesenflur’. Das Bestimmungswort ist Kurzform eines stark flektierenden Personnename zu dem Stamm Athal, althochdeutsch adal ‘genus, nobilitas’. Das Erstglied Adelwird zu Al kontrahiert, in der Fuge fällt das -eder stark Genitivflexion -es aus (Synkope); im Auslaut wechselt -d/-t. Gelegentlich erscheint das graphische Dehnungszeichen i, um die Länge des Vokals zu bezeichnen (1233 Ailesuelt, 1370 Alsffeild). Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung an der freien Fläche des Adal’.
Alt(en)-. Neben dem einfachen unterscheidenden Zusatz nach dem Alter einer Siedlung (alt : neu) erscheint häufig die aus einem Syntag Mittelalter(zu/an, bei, von der/dem ...) hervorgegangene Dativform Alten mit den Varianten Alden-, Allen-, Alen(mit Dehnung des Stammvokals). Insbesondere bei der Kennzeichnung nach dem Alter ist öfter nur einer der zu unterscheidenden Orte entsprechend charakterisiert: in der Regel hat der bedeutendere keinen Zusatz, wenn zum Beispiel eine städtische Neugründung neben einer kleineren, dann als alt charakterisierten Siedlung entstand.
Alstaden, (Oberhausen) 10-1100 Alstedon, 2. Hälfte 11100 Alastad. Germanisch alha, heidnisch Heiligtum + stadi, Ort.
Alstedde, (Altlünen) +1000 Alstedi.
Alstermann, =+1000 Alstedi.
Alstenrode, (Brauweiler) 1028 Alstenrode. 1128-34 Alstenrothe.
Alsweiler, (Saarland) 1212 Adelartswilre. Germanisch Apalhardes wilari. Gehöft des Apalhard, (apala, Adel + hardu kühn)
Alteleie, (Boppard) 1179.
Altdorf (Kreis Böblingen) 864 Altdorf, 1231–1234 Altdorf der hof, circa 1480 Altorff bey Landshut. Der Erstbeleg des Jahres 864 zeigt die heutige Schreibform des Siedlungsnamens. Auf die Größe des Ortes weist der Beleg von 1231–1234. Eine Lokalisierung begegnet im Beleg von circa 1480. Grundwort ist althochdeutsch -dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf, ländliches Anwesen, Wirtschaftshof ’, Bestimmungswort das Adjekti valt-. Altdorf bei Nürnberg, Landkreis Nürnberger Land, Altdorf, Landkreis Südliche Weinstraße, Altdorf, Landkreis Böblingen.
Altdorf bei Nürnberg, Siedlungsanfänge im 7. Jahrhundert, um 800 fränkisch Königshof, 1129 erste urkundlig. Erwähnung, Reichsgut bis zur Verpfändung an die Burggräfin Anna von Nassau 1299, 1368 Marktrecht, 1387 erstmalig als Stadt bezeichnet, seit 1504 nürnbergisch, 1622 bis 1809 Sitz der reichsstädtisch nürnbergischen Universität, 1806 bayerisch. Ist die Siedlungsbezeichnung-dorf; das Bestimmungswort wird mit dem Adjektiv alt identifiziert. Dass das Bestimmungswort sich auf das hohe Alter der Siedlung beziehe, die schon zur Merowinger Zeit bestanden habe, erscheint als bloße Vermutung. Freilich ist auch nicht erkennbar, von welcher Siedlung der Zusatz alt den Namen unterscheiden sollte. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass das Bestimmungswort wie bei dem benachbarten Alfeld ursprunglich al lautete und erst sekundär zu alt umgedeutet wurde. Die Schreibungen mit einem -t oder mit -td haben weder in dieser oder jener Richtung Beweiskraft; auch eine Latinisierung Villa Vetus 1749 bezeugt nur das zeitgenössische Namenverständnis, nicht die Namenetymologie.
Altena Entstehung im 12. Jahrhundert am Fuße der für die Grafen von der Mark zeitweilig namengebenden Burg Altena, Freiheitsprivilegien 1367, 1609 zu Brandenburg(-Preußen), 1790 erstmals, dann häufig als Stadt bezeichnet. 1122/25 (angeblich) de Altena, 1161 de Alzena, 1167 de Altina, 1177 Althena. Die Wortgruppe *al te nah ‘allzunah’ besteht aus zwei Adverbien und einem sinntragenden Adjekt. Sie beschreibt nicht den Gegenstand, eine Burg, sondern deren Lage im Verhältnis zu anderen Burgen oder sonstigen Besitzungen einer anderen Partei, hier entweder des Erzbischofs von Köln oder des Grafen von Arnsberg. Altona und Altena sind mehrfach Namen für Burgen, Siedlungen und andere Objekte in Nordwestdeutschland und in den Niederlanden. Gegensatz: Alteveer ‘allzu fern’. Vergleichbar ist der Schimpf oder Trotzname Ovelgönne / Übelgönne für ein Objekt (Burg, Siedlung, Acker uswach), das dem Besitzer nicht gegönnt wird. Altena, Kreis Borken, Altena, Ennepe-Ruhr-Kreis; Altona, Stadt Hamburg.
Altenahr Altenahr gehörte im Mittelalter zu den sog. „gefreiten Dörfern“ mit privilegierter Stellung und wurde als „Tal“ bezeichnet. Die Burg gehörte den Grafen von Are, die auch die Nürburg errichteten. Später waren Burg und Dorf Altenahr Sitz eines kurkölnischen Amtes. Die Burg ist heute eine Ruine. 770 ad Ara, 1121 Are, 1336 Aldenar, 1458 Aldenair, 1506 Aldenare. Hier liegt ein alter Gewässername mit indogermanisch Wurzel *er-/or‘ bewegen; in Bewegung bringen’ (z.B. altsächsisch a ̆ru ‘hurtig, flink’) vor, von ihm sind Burgund Familienamen herzuleiten. Der Burgname Ara/ Are bezeichnete zunächst auch das Suburbium im Tal, also das heute Altenahr. Dehnungs-i in der Erwähnung von 1458. Der Zusatz Alt (en)dient der Unterscheidung von Neuenahr. Der Ortsname bedeutet demnach ‘alte Siedlung am schnell fließenden Fluss’. Bad Neuenahr-Ahrweiler, Landkreis Ahrweiler.
Altenbeken Seit 1392 Eisenerzbergbau, mit benachbartem Neuenbeken ehedem zum bischöflich Amtshof Beken im Tal der Beke (links zur Lippe), 1691 von Neuenbeken abgepfarrt. 826–876 (Kopie 1479) in Bechina, 1036 (Kopie um 1160) Bekinun, 1211 in Bekene, Burchardus de Aldebekene, 1231 Aldebekene, 1541 Oldenbecke (neben Nienbecke); Alden Beken (1448). Ableitung mit -n-Suffix, deren Basis altsächsisch beki ‘Bach’ ist (auch im Namen der dort fließenden Beke). Seit dem 13. Jahrhundert werden zwei benachbarte Siedlungen durch vorangestelltes flektiertes Adjunkt alde(n)-/ olde(n) (altsächsisch, mittelnorddeutsch ald, old ‘alt’) beziehungsweise nien-/neuen (altsächsisch niuui, mittelnorddeutsch nie ‘neu’) unterschieden. Die heutige Namenform ist aus einem lokativisch Syntag Mittelalter im Dativ Singular wie *b ̄ı/to dem alden Bekene ‘bei, im alten Bekene’ entstanden.
Altenberg Jahrhundertelange Prägung durch den Bergbau. 1489 [Original] auf dem Aldenberge, 1555/56 Altenbergk. Bezeichnung einer Berggemeinde, die am Berg Geising für den Zinnbergbau entstand. Zu früh nordhochdeutsch alt und dem häufigen Grundwort-berg. So Altenburg.
Altenberge 1142 de Aldenberge [Original], um 1378 in parrochia Oldenberge; Altenberge (1842). Bildung mit dem Grundwort -berg mit appellativischer Grundlage in altsächsisch berg, mittelnorddeutsch berch ‘Berg, Höhe, Geländeerhebung; Grabhügel’. Bestimmungswort ist das Adjektiv altsächsisch ald, mittelnorddeutsch o ̄ld ‘alt’, dass in den Belegen flektiert erscheint und mithin auf ein ursprüngliches Syntag Mittelalter*tom alden berge o.ä. hinweist. Motivierung für den Namen ist die Lage auf einem Höhenrücken. Der Name ist ursprünglich ein Flurname, der auf die dort liegende Siedlung übertragen wurde. Er ist zu deuten als ‘auf dem alten Berg’. Im mittelnorddeutsch wird -a vor -ld zu -o-. Die hochdeutsche, heute amtliche Form mit -t tritt erst im 19. Jahrhundert auf. Altenberg, Landkreis Sächsische Schweiz, Osterzgebirge, Altenberg, Rheinisch-Bergischer Kreis.
Altenbochum, (Bochum) +1000 Aldanbuchem.
Altenbork, (Bork) Mitte 1200 Aldenburch.
Altenbunnen, (Löningen) +1000 in Bunnu, Bunna.
Altenburg Seit etwa 800 slawisch. Zentralort des Gaues Plisni (Pleißenland), altsorbisch Burgwall mit Burgsiedlung (Pauritz); Mitte 10. Jahrhundert deutsch Burgward, 11.–13. Jahrhundert Kaiserpfalz, seit 11. Jahrhundert frühstädtische Entwicklung (Altstadt) an alter Wegekreuzung, Erweiterung (Neumarkt) und Stadt 1165 (1205 civitas); im Mittelalter Kloster, später Residenz, Schloss, 1816–1918 Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Altenburg; 976 [Original] Altenburg, später Altenburc, Aldenburch, 1117 de Plisna, 1132 in castro Plysn, 1209 Aldenburch, que alio nomine Plisne nuncupatur (Altenburg, mit anderem Namen Plisne genannt). Der deutsche Ortsname ‘ zur alten Burg’ erklärt sich im Vergleich zu den neuen Burgen im Rahmen der deutschen herrschaftlichen Sicherung vom 10. Jahrhundert an und verweist auf die aus slawischer Zeit angetroffene Burg. Vgl. den Altenburger Stadtteilnamen Pauritz, 976 Podegrodici, altsorbisch *Podчgrodici, gebildet aus altsorbisch podч ‘unter’ und *grodч ‘befestigte Anlage’ mit Suffix -ici, -itz, zur Kennzeichnung einer Gruppe von Angehörigen, also ‘die Leute unter(halb) der Burg’; der altsorbisch ultrakurze dunkle Vokal |ч| wurde nach Übernahme des Ortsname ins Deutschland im 10. Jahrhundert mit e wiedergegeben. – Die Form Plisna beruht auf dem Gewässername, der eventuell als *Pilisa ‘die Fließende’ beziehungsweise ‘die sich Füllende’ schon vorgermanisch Herkunft sein könnte in Verbindung mit der indogermanischen Wurzel *pleh1‘sich füllen, voll werden’, wozu als Neubild litauisch pìlti, pilù ‘gießen, schütten, fließen’ gestellt wird. Entsprechend erfolgte die Erklärung in Zusammenschau mit Gewässername in Osteuropa. Auf Grund der Nähe von Mulde und Elster als ursprunglich germanisch Gewässername ist bei dem Gewässername Pleiße wohl aber doch eher von einer germanischen Bildung auszugehen. Vergleichbare Namen im germanisch Sprachbereich lassen mit Sicherheit eine vorslawisch, also germanisch Gewässername-Form *Fl ̄ı sa erschließen, gebildet mit germanisch *fl ̄ıso ̄ ‘abgespaltetes Stück (Holz oder Stein), Splitter’, das als althochdeutsch *fl ̄ı s(a) u. a. auch einem Gewässername im Egerland zugrunde liegt. Germanisch *Fl ̄ısa zu indogermanisch *(s)pelH ‘spalten, abtrennen’ als Gewässername weist wohl auf Steinstücke beziehungsweise Steingeröll im Gewässer hin (vgl. Chemnitz, ursprunglich slawisch Gewässername für die ‘Steinige’) und wurde zur Ausgangsform für altsorbisch *Plisa mit dem üblichen Ersatz von anlautend fl durch slawisch. Der vom Gewässername abgeleitete Ortsname lautete altsorbisch *Plisцn-[grodч] bis Ende 10. Jahrhundert, nach 1000 dann *Plis’n-, mit -n-Suffix also für der Ortsname im Unterschied zum Gewässername. Der altsorbische Ortsname wurde im 10. Jahrhundert ins Deutschland als [*pl ̄ısne] übernommen, vgl. noch 1209 Plisne. Der -a-Auslaut wurde in mittelhochdeutsch Zeit abgeschwächt zu -e, vgl. 1209 Plisne. Diese ältere Ortsname n-Form wurde schließlich im 13. Jahrhundert durch den Namen Altenburg verdrängt. Duitslands Pleiße (Gewässername) beruht auf Diphthongierung von langem i ( ̄ı)>ei im 14. Jahrhundert. Burgname die Altenburg in Bamberg, und zahlreiche Ortsname Altenburg; Pleißa, z.B. Ortsteil von Limbach-Oberfrohna, und Steinpleis, by Werdau, Gewässername die Fleißen (tschechisch Plesná, links zur Eger), 1185 Vlizen; Gewässername Fleisbach, Lahngebiet, 1291 Flysbach.
Altenburg, (Köln) 1028 Aldendorp 1068 Aldenthorph, 1118 Aldendorf. Germanisch aldon porpa, zum alten Dorf.
Altendorf (Oberfranken) bei Dellwig, Mitten 1200 Aldenthora, Aldenthorpe.
Altendorf (Oberpfalz)bei Hattingen, 1. Halfte 1100 Aldonthorpa, 10-1100 Aldenthorpa.
Altendorf, Ulfkotte, Mitte 1200 Aldenthorpa.
Altendorf, (Essen) 1197 Aldendorp.
Altendorf, Nordkirchen) Mitte 1200 Aldenthorpe.
Altendorf, (Godelheim) 1015-25 Aldenthorpe, 1036 Aldanthorpe.
Altenglan Gemeinte, von denen einige zum sog. „Remigiusland“ gehören. Zunächst Teil des Erzbistums Reims, 1444 an Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Andere Orte Teil der Wild und Rheingrafschaft oder der Kurpfalz. Der Potzberg, „König des Westrichs“, ist Mittelpunkt der Verwaltungsgemeinde und der Westpfalz. 865/66 Gleni (Kopie 13. Jahrhundert), 1124 Glene, 1138 Glana; zu ̊ Alden Glane (1364). Der Ortsname geht auf den keltisch Gewässername *Glanis zurück. Durch den Zusatz Altenerfolgt die Unterscheidung von einer ehemalig gleichnamigen Siedlung am unteren Glan, heute vermutlich Hundheim. Glan-Münchweiler und Hundheim, beide Landkreis Küsel.
Altenholz auf der Halbinsel Dänischer Wohld. Die ehemals rein ländliche Gemeinde ist heute eine Stadtrandgemeinde, die sich ihren kleinstädtischen Charakter bewahrt hat; 1854 erstmals urkundlich erwähnt, 1928 Zusammenschluss mehrerer Güter zur Landgemeinde Klausdorf, die 1933 in Altenholz umbenannt wurde. 1854 Altenholz [Original]. Aufgrund der späten Benennung kann die Bedeutung des Gemeindenamens auch ohne etymologisch Kenntnisse als Siedlung ‘zum alten Gehölz, Wald’ erschlossen werden. Diese Benennung geht auf die Wälder zurück, die das Gebiet ehemals umschlossen.
Altenkirchen (Westerwald), im Besitz der Grafen von Sayn. Altenkirchen geht auf die Gründung einer Pfarrkirche zurück, erhielt 1314 Stadtrechte und war seit dem 15. Jahrhundert Amtssitz, seit dem 17. Jahrhundert Sitz der Grafschaft Sayn-Altenkirchen. Die Region ist nach ihrem berühmtesten Sohn, dem Sozialreformer und Begründer des Genossenschaftswesens, Fr. W. Raiffeisen, benannt, der hier die „Raiffeisenstraße“ bauen ließ. 1131 curtim Aldenkirchen, 1222 in Aldenkirchen, 1254 de aldinkyrgin, 1300 Aldinkirgen. Das Grundwort ist-kirchen. Der Zusatz Alten unterscheidet den Ort möglicherweise von den nahen Kirchen (Sieg) im selben Landkreis Der Ortsname bedeutet demnach ‘Siedlung bei der älteren Kirche’. Altenkirchen, Landkreis Küsel, Kirchen (Sieg), Landkreis Altenkirchen.
Altenlüne, (Osnabruck) +1000 Lunni. Mitten 1200 Lunnen.
Altenrheine, (Rheine an der Ems) Mitte 1200 Aldenrenen.
Altenvoerde, (Ennepetal) Mitte 1200 Aldenforde, germanisch aldon furda, zur alten Furt.
Altenstadt (Wetterau) Der Ort dürfte im Kern spätestens seit der fränische Landnahme im 6./7. Jahrhundert, vermutlich sogar seit römisch Zeit bestehen (Limeskastell!). Seit dem 8. Jahrhundert (zuerst wohl 767) zahlreiche Schenkungen an die Klöster Fulda und Lorsch. Im Hochmittelalter gehörte der Ort zur Grafschaft Nürings, seit dem 13. Jahrhundert zum reichsunmittelbaren Freigericht Kaichen, dann mit diesem zur Reichsburg Friedberg. 767 in Aldenstat, in Altunstaten (Kopie Ende 12. Jahrhundert), 1234 Aldenstat [Original]. Bedeutung: ‘alte Wohnstätte, Siedlung’. Vermutlich entstand der Name mit Blick auf die Überreste des römisch Kastells; -stat(t) findet sich auch bei anderen Kastellorten (Flor-, Kessel-, Stockstadt). Altunstaten zeigt im Bestimmungswort noch den vollen Nebensilbenvokal des Althochdeutsch, außerdem das Grundwort im Dativ Plural (weitere Belege haben -stete(n) mit Umlaut). Der Dativ folgt hier wohl nicht (mehr) aus der Präposition, sondern ist ursprünglich wohl lokativisch Insassen besitzt ‘bei den Leuten der alten Siedlung’. Altenstadt, Landkreis Weilheim-Schongau; Altenstadt, Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab.
Altenstadt (Oberbayern) 8./9. Jahrhundert fränkischer Königshof, im Mittelalter Welfen und Stauferherrschaft. 11. Jahrhundert (Kopie des 12. Jahrhundert) Scongova, circa 1100 (Kopie des 15. Jahrhundert) Sconingaw, 1183 Scongowe, 1188 Schongev, 1220 Shongeu, 1253 (Kopievon 1766) ad veterem civitatem Schongau, 1289 in antiqua ciuitate Schongaw, 1312 ze der Alten Stat zu Schongave, ze der Alten Stat, 1345 in der alten und der niwen stat ze Schongawe, 1474 Altenstatt, 1543 Altenstadt. Grundwort des heutigen Siedlungsnamens ist mitelhochdeutsch -stat (-statt) ‘Stätte, Stelle, Ort’, Bestimmungswort das Adjektiv alt‘ alt’. Als die neue Stadt Schongau im 13. Jahrhundert gegründet wurde, musste der Name differenziert werden. So erscheint in der Urkunde von 1253 (Kopie von 1766) die lateinische Bezeichnung, ebenso 1289 und übersetzt 1312. Im selben Jahr kommt der Name bereits selbstständig als ... ze der Alten Stat vor. Da im Ort römischer Skelettgräber gefunden wurden, bekommt die Bezeichnung ‘zur alten Stätte’ eine zusätzliche Berechtigung. Der ursprüngliche Name setzt sich zusammen aus althochdeutsch sco ̄ni‘ schön, herrlich, angenehm’ und gouue ‘Gau, Land, Flur’; es besteht wohl ein Zusammenhang mit dem Namen des durch den Ort fließenden Gewässers Schönach.
Altensteig 1280 zu Grafschaft Hohenberg, 1398 an Markgraf Bernhard I. von Baden, 1603 zum Herzogtum Württemberg. Deutsche Fachwerkstraße, Altensteiger Schloss. Um 1100 in Altensteigun. Bestimmungswort der für der Ortsname anzusetzenden Ausgangsform ist mittelhochdeutsch alt ‘alt’, dem Grundwort liegt althochdeutsch -st ̄ıg, mittelhochdeutsch. st ̄ıc ‘Pfad, Weg’ zu Grunde. Altensteig ist ursprunglich eine zur hochgelegenen Siedlung Altensteigdorf gehörige Burg. Namengebend ist ein Pfad (Steige), der circa 2 km unterhalb ö der Stadt bei der Einmündung des Köllbachs an einer Nagoldfurt beginnt und als Teil des fränkischen Heerwegs von Murgtal nach Nagold von der Furt über den Steilhang des Nagoldtales hinauf nach Altensteigdorf führt. Nachdem für die um 1050/85 erbaute, 2 km vom Dorf entfernte Burg ein neuer befahrbarer Zugang erbaut wurde, wurde der ältere Pfad als alter Steig bezeichnet.
Althengstett 1120 Erstnennung im Besitz des Grafen von Calw, 13. Jahrhundert an die Grafen von Zweibrücken, 1303 an Württemberg. Geburtsort des Christian Jakob Zahn. Um 1120 (Kopie 16. Jahrhundert) Hingsteten; Althengstett (1711). Der alte Ortsname besteht aus dem Personenname Hingo, wohl einer Variante des Personenname Ingo und dem Dativ Plural des Grundworts althochdeutsch, mittelhochdeutsch-stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’. Als ‘Wohnstätte des Hingo’ bezieht er sich vermutlich auf Reste einer früheren Siedlung, die durch zwei Merowinger zeitliche Gräber am Ostrand der Siedlung bezeugt ist. Die im Hengstetter Wappen anklingende Verbindung mit mittelhochdeutsch hengist ‘Pferd’ ist dagegen volksetymologischen Ursprungs. Der Zusatz Alt dient zur Abgrenzung von der benachbarten jüngeren Straßendorfsiedlung Neuhengstett.
Altlandsberg Stadtanlage vor 1257, da das neumärkische Landsberg an der Warthe, heute Gorzów Wielkopolski, Polen, 1257 als Landisberg Nova erwähnt wird. An die im Norden gelegene Burg schloss sich eine Marktsiedlung an, erweitert später zur Stadt. Feldstein-Stadtmauer mit Berliner und Strausberger Torturm (14./15. Jahrhundert), Wall und Stadtgraben, Stadtkirche im Kern 13. Jahrhundert, um 1500 spätgotisch umgebaut, im 19. Jahrhundert verändert. 300 Johannes de Landesberg, 1324 in Antiqua Landisberg [Original], 1353 tu olden landesbergh [Original]; Alt-Landsberg (1805). Der Name ist übertragen von Landsberg bei Halle, das zeitweilig der Hauptsitz einer Linie der Wettiner war. Er enthält mittelnorddeutsch lant ‘Land’ sowie das Grundwort -berg und steht für eine Landesburg, landesherrliche Festung. Namen wie Landsberg, Wartenberg bezeichneten Burgen zum Schutze des Landes. Für die Übertragung spricht, dass auch andere Namen aus dem Herrschaftsbereich der Wettiner in den Barnim mitgebracht wurden, ferner die Lage des Burgbereichs in einer Niederung. Ähnlich Landsberg am Lech.
Altötting 748 Herzogshof, in fränkische Zeit Königspfalz, 1228 Gründung eines Kollegiatstifts, ab dem 15. Jahrhundert Marienwallfahrtsort. Der Ort wird in den Annalen des 13. Jahrhundert schon für das Jahr 520 bezeugt; allerdings gehört die dort gebrachte Namensform Oetingas in spätere Zeit. Die sprachgeschichtlich älteste Form findet sich in einer Traditionsnotiz von 748, die im 9. Jahrhundert kopiert worden ist. 748 (Kopie des 9. Jahrhundert) Autingas, 785–797 (Kopie des 9. Jahrhundert) Aotingas, 806 (Kopie von 824) Otingas, 815 Otingas, 879 (Kopie von 1302) Oeting, circa 1135–1141 (Kopie des 12. Jahrhundert) Oetingen, 1233 Oting, 1231 vetus Odingen ... a porta fori scilicet novi Odingen, 1336 ze alten Oetyng, 1399 Altenoeting, 1435 Altötting. Dem Ortsname n zugrunde liegt der Personenname Auto, abgeleitet durch das Zugehörigkeit suffix- ing, sodass man als Erklärung ‘bei den Leuten des Auto’ gewinnen kann. Nach der Gründung von Neuötting musste der Name der vorigen Siedlung einen unterscheidenden Zusatz erhalten. Daher ergaben sich die Namensbelege von 1231 ‘das alte Odingen ... vom Tor des Marktes des neuen Odingen’, 1336, 1399 und 1435. Neuötting, Landkreis Altötting.
Altrich 952 Altreye, 1065 apud Altreiam, 1157 Altreie.
Altrip Gründung 369 als Kastell Alta Ripa unter Kaiser Flavius Valentinian. Die Rheinbegradigung (1865 bis 1874) schuf den heute Flusslauf und west von Altrip den Neuhöfer Altrhein und die sog. „Blaue Adria“. Die Gemeinte ist von Gewässern, Ödland und Auwäldern umgeben. Um 400 Alta Ripa (Kopie 9. Jahrhundert), 496/506 Altripe, 860 Altaripa, 1065 Altrippa; Altrib (1571). Altrip geht möglicherweise auf einen vorgermanisch Gewässername *Altrippia ̄ zurück, zu dem es nahegelegene und weiter entfernte Parallelen (Altrippe, Rheinzabern, Alzey, Landkreis Alzey-Worms) gibt. Die seit Quintus Aurelius Symmachus verbreitete volksetymologische Deutung lateinisch alta rîpa ‘hohes Ufer’ (370) ist aufgrund der späteren Belege nicht haltbar. Die Spätmittelalter Schreibungen Altruphen (um 1106) und Altruppe (1243) sind nur temporäre Kanzleiformen. Altrippe, Departement Moselle.
Altshausen Im 11. Jahrhundert gegründet, um 1250 an den Deutschen Orden, 1806 durch Ordensauflösung zunächst an Bayern, 1987 an Württemberg. Oberschwäbische Barockstraße, Schloss als Ruhesitz Hermanns des Lahmen. 1083 (Kopie 17. Jahrhundert) Aleshusen, 1092 Alshusen. Der Name gehört möglicherweise zu einem Personenname Alo, dem Bestimmungswort kann aber auch ein nur in Ortsnamen und Personenname bezeugtes Substantiv althochdeutsch alah ‘Tempel’ zu Grunde liegen. Hierher gehören wohl Ortsname wie Alsheim (aus Alahesheim, Alesheim). Dem vorauszusetzenden germanisch *alah wird die Bedeutung ‘abgeschlossener, geschützter heiliger Hain’ zugeschrieben. Die Verbindung mit dem Adjektiv alt ist bei dieser Beleglage in jedem Fall volksetymologisch. Das Grundwort mittelhochdeutsch -hûsen, nordhochdeutsch -hausen ist der alte Dativ Plural von althochdeutsch, mittelhochdeutsch hûs. Alsheim, Landkreis Alzey-Worms.
Altusried Im Spätmittelalter Gericht, Maierhof und Ehehaften, seit 1692 stiftskemptisch. Wirtschaftlicher Schwerpunkt: Landwirtschaft, bekannte Freilichtspiele. 1180 (Kopie 16. Jahrhundert) Altungißriedt, 1190 Altungesried, 1349 Altunsried; Altusriedt/Altusried (1795). Grundwort-ried ‘Rodung’, Bestimmungswort: Personnename Altung, also ‘Rodung des Altung’.
Alversdorf, 1 Halfte 1100 Aluasthorpa. Mitte 1200 Algotesthorpe.
Alezettegauw (Gau an der Alzette), 926 in pago Alsencensi. 1223 in pago Alsuntie.
Alzenau (in Unterfranken), Keltisch Siedlungsspuren, 953 erste Erwähnung des Ortes unter dem früheren Namen Wilmundsheim; zwischen 1395 und 1399 errichteten die Erzbischöfe von Mainz gegenüber von Wilmundsheim die Burg Alzenau. Anfang des 15. Jahrhundert wurde das alte Wilmundsheim zerstört und verschmolz mit der Siedlung rechts der Kahl, von der es auch den Namen der Burg übernahm. 953 Vuillimundesheim, circa 1000 Uuillimuntesheim, 1349 in dem dorffe zu Wilmesheim vnder vnsme nuwen sloße Altzenahe gelegen, 1515 Wolmetzheim vel Alzena, 1529 Altzenaue, 1805 Alzenau. Grundwort des ursprünglichen Namens ist-heim, das Bestimmungswort wird als des Personenname Willimund gedeutet; eine historisch Persönlichkeit, dieses Namens ist im Zusammenhang mit der Siedlung nicht bezeugt. Der Name der Burg wird als Zusammenrückung aus der Wortgruppe all zu nah gedeutet und darauf zurückgeführt, “wie sehr die umwohnende Bevölkerung oder die Gegner der Besitzer unter ihr zu leiden hatten”. Später sei dann der letzte Bestandteil zu-au(e) umgedeutet worden. Die Übernahme eines derart motivierten Namens durch die Burgbewohner selbst erscheint wenig wahrscheinlich; die Deutung wirkt eher volksetymologisch. Es könnte sich auch um einen ursprüngliche Gewässernamen auf -a handeln.
Alzey Wegen Erwähnung in der Nibelungensage als HN des Volkers auch „Volkerstadt“ beziehungsweise eine der „Nibelungenstädte“ genannt. 897 erste Erkundigung. Erwähnung als Reichslehen, 1116–1118 Bau der Reichsburg, 1277 Stadtrecht, 15./16. Jahrhunderts Ausbau der Burg zum Schloss, ab 1798 französisch Kantonsstadt. 223 vicani Altiaienses (‘die Bewohner des vicus Altiaium’), 4./5. Jahrhundert (Kopie 10. Jahrhundert) Alteio, 897 (Kopie 12. Jahrhundert) Alceia, 1072 ad Alceiam, 1140 Alzeia, um 1200 Volker von Alzeye, 1331 Altzey, 1468 Altzey. Grundform keltisch (Lokativisch) *Altia ̄i ‘(Siedlung) auf der Höhe’, latinisiert Alteio, althochdeutsch Alzeia.
Am Dobrock Um 1300 und nach 1507 Wingst Besitz des Bistums Bremen, 1301–1507 Besitz der Herren von Luneberg und von den Osten, 1337 Familie von Bremen/Bremer hat Cadenberge zu Lehen, vor 1626 Gut Dobrock im Besitz der Familie Bremer nachweisbar, 1763 Sitz des Revierförsters und Ausflugsziel. 1626 Dobrock [Original], 1659 im Dohbruche, uff der Wingst [Original]. Der Ortsname ist erst spät überliefert. Das Grundwort ist altsächsisch, mittelnorddeutsch bro ̄k ‘mooriges, sumpfiges Gelände, Bruchland’. Das Bestimmungswort ist wahrscheinlich auf ein mitalthochdeutsch da ̄ha, mittelnorddeutsch da ̄he, altenglisch tho ̄(he)‘Lehm, Ton’ verwandtes Wort zurückzuführen. Von Tonbodenvorkommen auf der Wingst schreibt Umland Dabrok (12. Jahrhundert Thabrok), Hof in Bauerschaft Brömeke bei Lippborg, Dabrock und Daberg, Ortsteil von Hamm; Doberg Kreis Herford; Darup (1188 Dotharpa), Ortsteil von Nottuln, Kreis Coesfeld; die Dohkaule in Siegburg, Rhein-Sieg-Kreis; die 1743 bezeugte Dahkuhle (Flurname) in Herford. Hadeln und Cuxhaven; Umland.
Amberg (Oberpfalz) Ursprunglich Burg auf dem Mariahilfberg über der Stadt, im Mittelalter bedeutende Handelsstadt (v.a. Eisen und Eisenerz), 1269 wittelsbachisch (als Bamberger Lehen), 1294 Amberger Stadtrecht kodifiziert, bis 1806 Regierungssitz der Oberen Pfalz. 1034 Ammenberg [Original], 1109 Kopie Mitte 12. Jahrhundert Amberg, 1264 Æmberch [Original]; Æmberg ... Amberg [Original] (1308). Grundwort ist althochdeutsch bërg (-berg), Bestimmungswort der Personnename althochdeutsch Ammo im Ammin*. Die Bedeutung der Grundform *Amminbërg kann mit ‘Berg (siedlung) beziehungsweise Burg des Ammo’ angegeben werden. Belege mit æ-Schreibung (Æmberch o.ä.) zeigen den Sekund umlaut ä an, der durch i in der Genitiev-Endung -in bewirkt wurde. Wegen a > ä ist von einer Namenbildung nach der Mitte des 8. Jahrhundert und vor dem 10. Jahrhundert auszugehen. Der Umlaut wird seit dem 14. Jahrhundert nur noch vereinzelt bezeichnet, was mit der Umdeutung des Namens zu ‘(Siedlung) am Berg’ zusammenhängen dürfte. Durch Synkope des e im -en (< -in) schwand die Mittelsilbe, sodass sich bereits im 12. Jahrhundert die mit der heutigen Schreibung identische Namenform Amberg ergab. Andorf (1110–30 Ammendorf).
Amelinghausen Besitz des Billungers und Bischofs von Verden, Amelung, in Amelinghausen ist nicht gesichert; seit etwa 1300 eine Vogtei, später ein Gericht und ein Holzgericht nachgewiesen; hier wird traditionellerweise die „Heidekönigin“ gekürt. 1236 Amelunchusen [Kopie 16. Jahrhundert], 1252 Amelenchusen [Kopie 16. Jahrhundert], 1293 Amelinchusen; Amelinghausen (1791). Bildung mit dem Grundwort-hausen. Das Erstglied zeigt keine Flexionsendung -es, so dass eher von einer -ing (e)hausen-Bildung auszugehen ist. Das Bestimmungswort enthält der Kosename*Amal(o). Sollte jedoch das -es Ende des 13. Jahrhundert bereits geschwunden sein, eine sehr seltene Erscheinung, wäre als Personenname Amalung/Amaling anzusetzen. Deutung also wohl eher: ‘Siedlung der Leute des Amal(o)’.
Amelscheid, (Schonberg) 1222 Ambelsceyt.
Ammeloe, 1. Hälfte 900 Amaloh.
Ammerbuch Brunnensäule in Breitenholz, Torbogen an der Herrenberger Straße, Sandsteinrelief des Heiligen Georg in Poltringen. Der Ortsname Ammerbuch ist nicht historisch gewachsen, sondern ein Kunstwort, das auf die landschaftliche Lage zwischen Ammertal und Schönbuch verweisen soll. Das Grundwort-buch als Kollektivbildung ‘Buchenwald’ zu althochdeutsch buohha, mittelhochdeutsch buoche ‘Buche’ ist im Waldnamen Schönbuch erstmals 1187 (cui nomen est Shaienbuch) bezeugt. Namen dieser Art sind typisch für die Gemeindereformen der 1970er Jahre in Württemberg.
Ammersbek 1314 erstmalige urkundigen Erwähnung Bünningstedts und 1226 Hoisbüttels als adlige Besitztümer. Der Flussname Ammersbek, der bei der Benennung Pate stand, wurde 1880 auf einem Messtischblatt erwähnt. Trotz der sehr jungen Überlieferung geht die Benennung des Flusses auf eine alte indogermanische Wurzel am ‘Flussbett, Graben’ zurück. Grundwort-beke.
Ammersum, +1000 Ombriki, 1100 Ambreki. Altgermanisch Amarikja.
Amöneburg 755-68 Amanaburch.
Amorbach 1016 Amarbahensis.
Ampen+ Oberampen und Niederampen. 1032 Andepo.
Ampen, Mitte 1200 de Anadopo. Altgermanisch Gewässername Anudapo. Zu anud, Ente.
Amstetten Linsenförmige Marktanlage aus der Mitte des 13. Jahrhundert, gotisch Staffelkirche, Ackerbürgerhäuser; 1128 Ambsteten, 1162/73 Amstetin. Der Name ist ein Zusatz aus-stat (im erstarrten Dativ Plural -steten) und dem bereits in mittelhochdeutsch Zeit verkürzt belegten Appellativum ambt, dem althochdeutsch ambaht vorausgeht, das als Maskulinum die Bedeutung ‘Diener, Beamter, Bediensteter’, als Neutrum die Bedeutung ‘Amt, Aufgabe, Dienst’ hat. Der Ortsname bedeutet daher etwa ‘bei den (Wohn-) Stätten eines Amtmannes wo ein Amt ausgeübt wird.
Amulungthorpe, (Wolfenbüttel) Mitte 1200
Ananroth, (Kassel) 1015-25.
Andernach Besiedlung des Stadtgebietes seit frühester Zeit und befestigtes römisch Kastell mit einer Siedlung an der römischer Rheinstraße. Im Mittelalter fränkisch Königshof. 939 Schlacht bei Andernach Ottos I. mit seinen Gegnern. 1167 ging Andernach als Geschenk an den Erzbischof von Köln. 1801 fiel die Stadt an Frankreich und wurde Kantonshauptstadt. Unter Preußen erhielt sie 1856 das Stadtrecht zurück. Ende 3. Jahrhundert [ANTV]NNACUM (Stein von Tongern), circa 300 Autunnaco, -nago, 359 Anternacum, 365 Antunnaco, 450 Anternacha; Andernach (1110). Der Ortsname liegt ein römisch Personenname Antunnus mit einem lateinisch besitzanzeigenden Suffix-acum zugrunde, vermutlich vor zu ergänzendem fundus ‘Hofgut’ im Akkusativ: ‘zum Hofgut des Antunnus’. Die aufeinanderfolgenden Silben auf -n unterliegen einer Dissimilation, spätestens im 8. Jahrhundert wird aus -un ein -er.
Angel, (Alverskirchen) +1000 in Angullo. Germanisch angula, Haken, zu Krümmung, + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Angelsdorf, (Köln) 1123-31 A ngilisthorp, 1141 Angelsdorph. Germanisch Angiles porpa, Dorf des Angil.
Anger 904 Angoron, 1047 Angeron. Liegt an dem Anger.
Angerhausen, (Duisburg) 1052, Angerohuson. Germanisch, zu den Häusern der Anger.
Angermünde Askanische Burg am Seite-Ufer des Mündesees, wohl nach 1250 als Grenzburg zum Schutz gegen das pommersche Uckerland und der Welse errichtet (Mauerreste), anschließend Burg ort. Seit 1300 Waldenser erwähnt, die später verfolgt wurden, daher die zuerst 1420 überlieferte Bezeichnung Ketzer-Angermünde. 1263 Henricus de Angermunde, 1277 in Angermünde, 1286 Neuen Angermünde, 1420 Ketzer-Angermünde. Der Name wurde von Tangermünde in der Altmark übertragen, worauf der Zusatz Neu hinweist. Tangermünde liegt an der Mündung des Tangers in die Elbe, dessen Name zu mittelnorddeutsch tanger ‘bissig, kräftig, frisch’ gestellt werden kann. Tangermünde wird im Mittelater oft ohne T überliefert (1305 Angermunde vpper eluen ... dy rath van Premsslaw tu nien Angermunde), sodass dieses als verkürzte Präposition mittelnorddeutsch to ‘zu’ aufgefasst und weggelassen werden konnte. Zum Grundwort -münde. In einigen Arbeiten wird als Ausgangspunkt für die Übertragung des Namens Angermund am Niederrhein bei Vermittlung durch Tangermünde angesehen. Da dieses aber am Tanger liegt und der älteste Beleg mit T überliefert wurde, ist der Name zweifelsfrei in der Altmark entstanden, woher viele Namen in die Uckermark übertragen wurden.
Anhausen 1204 Hanhusun.
Anheri, (Moers) +1000 Germanisch ana, auf, hoher gelegen, + haro, sandiger Hugelrücken.
Annaberg-Buchholz Annaberg entstand als Bergstadt 1496, nachdem der Silberbergbau am Schreckenberg seit 1491 Bergleute anlockte, 1497 Stadtrecht. Der südliche Nachbarort Buchholz entwickelte sich 1501–1515 zum Bergstädtchen. 1949 Vereinigung beider Orte. Annaberg: 1492 vom Schregkennpergk, 1499/1500 zu der Newenstadt ader sanntt Annabergk. Buchholz: 1498 auf dem Buchholtz bey dem Schreckenberge zu Sant Anna, 1517 ym Buchholcz, bis ins 18. Jahrhundert auch St.-Katharinen-Berg im Buchholz. Der Bergname Schreckenberg gehört zu mittelhochdeutsch schrecken ‘jäh aufspringen’ und wurde durch Sankt Annenberg (nach der Heiligen Anna) und den Ortsname Neustadt abgelöst. Der Name Buchholz bezeichnet die Siedlung am Buchenwald: mittelhochdeutsch buoch ‘Buche, Buchenwald’ und mittelhochdeutsch holz ‘Wald’. Buchholz, Landkreis Nordhausen; Bucha, Saale-Holzland, Buchheim, Landkreis Tuttlingen.
Annaburg-Prettin. Annaburg wohl seit dem 13. Jahrhundert Jagdschloss des askanischen Kurfürsten, später Lieblingsresidenz und Sterbeort des wettinischen Kurfürst Friedrich des Weisen. Ab 1572 Neubau eines Renaissanceschlosses. Prettin im 11. Jahrhundert Burgward. Über die Grafen von Brehna ab 1290 im Besitz des askanischen Kurfürsten, 1423 wettinisch. Seit dem 13. Jahrhundert Präzeptorei, später General präzeptorei des Antoniter Ordens. Im 16. Jahrhundert Bau eines Renaissanceschlosses durch Kurfürstin Anna von Sachsen. Dann kurfürstlich Witwensitz. Annaburg: 1339 Lochow, 1378 Lochnow [Original], 1424 zcur Lochow [Original], 1575 Annabergk.
Prettin: 1004 Pretimi [Original], ad 1012 Pretim [Original], 1163 in pago nostro Pretin [Oririginal]. Annaburg hieß ursprünglich altsorbisch *Łochov( -o(w)) zu einem altsorbisch Personenname*Łoch, dessen Herleitung mehrere Möglichkeiten zulasst. Lochau häufig mit bestimmtem Artikel, wie im Beleg 1424, gebraucht. Mit dem Neubau des Schlosses erfolgte dessen Benennung nach der sächsischen Kurfürstin Anna von Dänemark, in direktem Zusammenhang mit der Augustusburg ö von Chemnitz, die nach ihrem Gemahl Kurfürst August I. benannt wurde. Schon nach kurzer Zeit wurde der Name auf den Ort übertragen und verdrängte die ursprüngliche Bezeichnung. Analog oder ähnlich aus *Łoch gebildete Ortsname sind im slawische Sprachgebiet häufig. Auch der Vorname Anna begegnet in Ortsnamen. Der Name Prettin ist eine altsorbische Bildung *Prˇetimì aus einem Personnename *Prˇetim und dem Suffix -j-, also ‘Preˇtims (Ort)’. Der altsorbische Personenname setzt sich zusammen aus einer Wurzel aus *prˇetiti ‘drohen’ o.ä. und einem Suffix -m, das Partizipien bildet (hier in etwa: ‘der bedroht Seiende’). So Annaberg-Buchholz, Erzgebirgskreis.
Annweiler am Trifels im Trifelsland mit den drei Burgen Trifels, Anebos und Münz (Scharfenberg). Erstmalige Erwähnung der Burg Trifels im späten 11. Jahrhundert (ein Zentrum des Stauferreiches), von 1125 bis 1298 Aufbewahrungsort der Reichskleinodien, 1193 Aufenthalt des gefangenen englischen Königs Richard Löwenherz. 1219 wird Annweiler Stadt und ist im 18. Jahrhundert kleinste deutsche Reichsstadt. Die Region wird durch weitere Burgen und Ruinen sowie das Biosphärenreservat „Pfälzerwald“ geprägt. 1176 Cuonradus de Annewilre, 1219 villam nostram Annewilrre, 1402 die vesten Anwilere, 1511 Anwyler. Das Bestimmungswort basiert auf dem althochdeutsch Personenname Anno, Genitive Singular Annin-, das Grundwort auf-weiler. Der Erstbeleg von 1086 ad vallem Annovillen ist vermutlich eine Fälschung des 18. Jahrhundert. Zu deuten ist der Ortsname somit als ‘Hof, Vorwerke des Anno’. Seit 1949 Zusatz am Trifels (Bergname: 1099/1105 Triuels, 1155 Trivelis, 1219 Trifels, 1240 Drivels) mit althochdeutsch dr ̄ı, lateinisch tr ̆ı‘ drei’ im Bestimmungswort und-fels im Grundwort.
Anrath, 1161 Anrode. Germanisch ana, auf, hoher gelegen + ropa, Rodung.
Andröchte, Mitte 1200 Anruthe, 1181 Anrufte.
Anröchte 1153 Anervost [Original], 1181 Anrufte, 1231 Anrochte. Der Erstbeleg zeigt Verschreibung von langem -s für -f-. Erstbestandteil ist die Präposition altsächsisch an ‘an, in, auf’, mittelnorddeutsch an, a ̄ne ‘in, an’. Beim Zweitglied wechseln in der älteren Überlieferung -o und -u-Schreibungen, weswegen altsächsisch -o ̄1 anzusetzen ist. Der Umlaut durch das -j-haltige Suffix wird erst seit etwa 1400 verschriftlicht. Nach der Kürzung des Langvokals wurde -ft> -hat velarisiert. Es handelt sich um eine mit Dentalsuffix gebildete Stellenbezeichnung *hro ̄ftja/*hro ̄f-þja. Ihre Basis ist an mittelnorddeutsch ro ̄f ‘Abdeckung, Deckel; Dach’ anzuschließen, vgl. altenglisch hro ̄f ‘Dach, Abdeckung; höchste Stelle’, altfriesisch hro ̄f ‘Dach’, altnordisch hróf ‘Dach eines Bootshauses; Bootsschuppen’. Durch Zusammenrückung mit der Präposition altsächsisch an entstand der Ortsname. Die sachliche Motivierung des Ortsnamens ist nicht mehr aufzuhellen.
Ansbach Zeit Gründung des Gumbertus-Klosters, im 12. Jahrhundert Stadt, ab 1331 Herrschaft der Hohenzollern, 1528 Lateinschule, ab dem 18. Jahrhundert Residenzstadt der Markgrafen. 786–794 (Kopie von circa 1600) Onoltesbach, 837 Onoltespah, 1141 Onoldesbach, 1230 Onolsbach, 1338 Onelspach, 1508 Onsbach, 1732 Onolzbach oder Ansbach. Grundwort des ursprüngliche Gewässernamens, der bereits 786 (Kopievon 1614) als Onoldisbach begegnet, ist althochdeutsch pah, -bach ‘Bach, kleiner Wasserlauf ’. Weil die Personnename Onoald, Aunuald belegt sind, kann man als Bestimmungswort *Ônold erschließen. Eine entsprechende Erklärung wurde letztlich schon im Jahr 1782 gebracht: „ ... An dieses Bächlein bauete ein gewisser Onold das erste Haus und darnach nennte man auch die andern Häuser, welche mit der Zeit dahin gebaut wurden“.
-anum. Diese lateinisch/römische Siedlungsname mit Personennamen, die wie die-acum / -aco ̄-Namen im Ablativ auf lateinisch -ano ̄ erscheinen, drücken Besitz aus. Sie kommen besonders in Südtirol (Bozen, I) und in Oberbayern (Garmisch-Partenkirchen.
-apa. Das „apa-Problem“ ist oft kontrovers erörtert worden. Dieses Wasserwort ist ursprünglich Simplex, wurde aber früh mit unterschiedlichen Appellativ-Bestimmungswörtern kombiniert, die überwiegend germanisch Ursprungs sind weitere Aspekte sprechen dafür, dass es sich – dem inhaltlich identischen -aha,-ach1, vergleichbar und von diesem geografisch abgegrenzt – um ein westgermanisches Wort handelt mit typischer Verbreitung wohl in ehemals ist wäonischem Gebiet (ursprünglich zwischen Rhein und Weser, Main und nördlichem Weserbergland), aufgekommen in der Völkerwanderungszeit. Etymologie ist apa mit keltisch ab ‘Fluss’ und lateinisch amnis (< *abnis) ‘Gewässer’ urverwandt, also auf die indogermanische Wurzel *ab ‘Wasser’ zurückzuführen. Wiewohl vom Appellativum apa durch Suffigierung neue Namen entstehen konnten (z.B. der Gewässername Efze, 1267 Effesa < *Affisa, Hessen) und apa noch heute in einigen Benennungen als variiertes, unverstandenes Simplex erhalten ist, dürfte schon in althochdeutsch Zeit oder früher -apa unproduktiv beziehungsweise unbekannt gewesen sein, was durch gelegentliche Verdeutlichung durch -aha oder -bach belegt wird. Schon lange wird -apa als Suffix empfunden, das in unterschiedlicher Form in Ortsnamen erscheint, bereits in frühen Belegen als -opa, -ipa, -ufa, -ifa, -af(f)a, -offa, -apha, -pa, -ba und andre, heute als -phe, -aff, -off, -uf(f), -ef, -f, norddeutsch -ep(e) oder ganz geschwunden.
Anstel, (Frixheim) 1151-53 Anstele, 1163-68 de Anstelo.
Anten, (Osnabrück) +1000 Andheton, Nortanthetun.
Antreffa, (Siegburg) 1076 Antreffa, 1109 Antrefe.
Antweiler Koblenz, 975 Ametuuilere. Antweiler (Köln) 1003 Antwilere, 1079-89 Antvvilere.
Apen Wahrscheinlich schon um 1200 Burg und Zollstätte in Apen; 1550 Festung, später Amtssitz; jahrhundertelang der bedeutendste oldenburgische befestigte Ort gegenüber Ostfriesland. 1233 Apen [Original], 1339 Apen, 1428 Apen. Der Ortsname beruht auf einem Simplex-apa ‘(Fließ) gewässer, Fluss’, das häufiger als Grundwort von Namen vorkommt. Es gehört zu germanisch *ab und ist somit eine Wurzelvariante zu indogermanisch *ap-, das in altpreußisch ape ‘Fluss’ uswach belegt ist. Der Ortsname zeigt durchweg auslautendes -en, das auf einen Dativ Pluralural zurückzuführen ist und als Anzeichen für die an einem Bach entstandene Siedlung zu werten ist. Apen liegt von der Großen Norderbäke und der Großen Süderbäke nahezu umschlossen.
Apensen Bei der Ortschaft liegen mehrere Hügelgräber, darunter das höchste und größte des Landkreis Stade; außerdem wurde hier ein. 1231 Abbenhusen [Oiginal], 1236 Abbenhusen, 1704 Abensen; Apensen (1823). Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem schwach flektierenden Kurznamen Abbo als Bestimmungswort. Das Grundwort wird jünger zu -sen verkürzt und die Schärfung des -b zu - p ist ebenfalls jung. So Abbenrode, Landkreis Wolfenbüttel, Abbensen, Region Hannover.
Aplerbeck, (Dortmund) Mitte 1200 Apelderbeke, 1161 Aphelderbach. Germanisch apuldra, Apfelbaum + baki, Bach.
Appeldorn, 2. Hälfte 1100 Apeldrehem, 1137-77 Apolderscheim. Germanisch apuldra, Apfelbaum + haima, Dorf.
Appenheim, 886 Appenheim. Germanisch Abbon haim, Wohnung des Abbo.
Appenhert, (Iversheim) 1222 Appenhert. Germanisch Abbon, des Abbo, + harud, waldiger Höhenzug.
Apolda Altthüringisches oder bereits germanisch Dorf der ersten Jahrhunderte nach Chr.; im 9./10. Jahrhundert Herrensitz (Burg), Entwicklung zur Stadt im 12./13. Jahrhundert (1308 civitas); Ackerbürgerstadt, seit etwa 1600 Stickereigewerbe, ab 1700 Strumpfwirkerei, seit 1722 Glockengießerei; Beiname „Glockenstadt“. 1119 in Appolde, 1123 in Appolde, 1308 Appolda, 1335 Apolde, 1438 Appulde; Apolda (1506). Der Ortsname gehört zu altsächsisch appel, appul ‘Apfel, Apfelbaum’ und zeigt mit -de mundart abgeschwächt das althochdeutsch Suffix -idi, altsächsisch-ithi ‘versehen mit’, also ‘Apfel(baum) ort’. Die Auslautsilbe wird im 15./16. Jahrhundert kanzleisprachlich amtlich zu -da (vgl. Kölleda, Sommerda). In den Schreibweisen des Ortsname ist die ursprüngliche Bildung mit althochdeutsch Suffix sowie die alte norddeutsch Sprechweise mit |p| statt |pf| in der dortigen Region gut erkennbar. Auch 1438 Appulde ist mundartlich beeinflusste Graphie. So Apeldorn, Ortsteil von Meppen, Landkreis Emsland, 9./11. Jahrhundert Apuldrun, zu altsächsisch apuldra ‘Apfelbaum’.
Appenweier 884 Abbunuuileri, 1148 Appinwilre, 1287 Appenwilre [Original]; Appenweier (1812). Wohl zu einem Personenname Abbo, Appo. Nicht auszuschließen ist bei klösterlichem Grundbesitz (hier Kloster Honau) auch eine ursprüngliche oder volksetymologische Verbindung zu lateinisch abba ̄s ‘Abt’. Das Grundwort geht auf althochdeutsch w ̄ıla ̄ri, mittelhochdeutsch w ̄ıler zurück und ist entlehnt aus mittellateinisch villare ‘Gehöft’ zu lateinisch villa. Die Ortsnamen dieses Typs erscheinen heute in der Form-weiler, -wiler und -weier. So Appenweier // Appenwihr, Arrondissement Colmar, Département Haut Rhin.
Aprath, (Wülfrath) Mitte 1200 Abbatisrothe. Germanisch abbates, des Abtes + ropa, Rodung.
Apuldarohem, (Dülmen) +1000 Germanisch apuldra, Apfelbaum + haima, Dorf.
Arendsee-Kalbe. Namengebend sind die Stadt Arendsee und die ehemalige Kreisstadt Kalbe (Milde). Arendsee: 822 Arnseo, 1184 Arnse [Original], 1373 Arnsee; Arendsee (1556).
Kalbe (Milde): 1012/18 Calwa, Calwo, 1207 de Calue [Original], 1453 Calve uppe der Milde. Der Name Arendsee ist gebildet mit dem Grundwort-see, zu altsächsisch und althochdeutsch s ̄eo ‘See’. Das Bestimmungswort ist nicht eindeutig zu klären. Möglicherweise liegt der stark flektierende altsächsisch Personenname Arn vor, mit späterer Abwandlung zu Arnd, Arend. Daneben wird der Ortsname auch zu einer alteuropäischen Basis *Arn-/*Orn gestellt, die als Gewässerbezeichnung an indogermanisch *er-/*or ‘in Bewegung setzen, erregen’ angeschlossen oder mit indogermanisch *er-/*or‘ in die Höhe bringen (Erhebung, hochgewachsen) ’ (in der Bedeutung ‘See mit hohen Ufern’) verbunden wird. Mit Arendsee sind zahlreiche europäische Gewässername vergleichbar, z.B. Arne, Arno, Orne. Kalbe (Milde) ist auf germanisch *kalwa, althochdeutsch cal(a)wa, mittelhochdeutsch kalwe ‘kahle Stelle’, mittelnorddeutsch kalewe ‘Kahlheit’ zurückzuführen, motiviert durch die Lage des Ortes auf einer Talsandinsel in der Mildeniederung. So Arentsee, Kreis Steinburg, Calbe (Saale), Salzlandkreis (937 Caluo).
Aremberg, (Koblenz) 1166 Arberg, 1167 Arebergensis, 1203 Arberch. Germanisch, Berg an der Ahr.
Arenbögel, (Oberhausen) +1000 in Armbugila, 1100 Armbugili. Germanisch armabugila, Ellenbogen.
Arenrath, (Trier) 1156 Arendroth, 1195 Arrenroth.
Der Name Arth gehört zum Komplex althochdeutsch art Feminin ‘Pflügen, Ackerbau’, althochdeutsch artlîh ‘bewohnt, bewohnbar’, althochdeutsch artôn, mittelhochdeutsch arten ‘den Boden, das Feld bearbeiten, zur Saat bereiten; pflügen’, altsächsisch ard Maskulinum ‘Wohnung’, mittelnorddeutsch art Feminin, Maskulinum ‘Land, Pflügen’, mittenniederländisch aert Maskulinum ‘bebouwde grond’, altenglisch eard Maskulinum ‘Heimat’ und altnordisch or dFeminin ‘Ernte, Ertrag’. Arth kann deshalb mit gutem Grund mit ‘bebautes, gepflügtes Land’ gedeutet werden.
Arfurt, 1053 Arenuurt, 1149 Arinuurt, 1154 Arenwrt. Germanisch arnu, adler + furdo, Furt.
Ariendorf, (Leubsdorf), 1217 Arindorp.
Ark, die (Koblenz) 1204 Archa. Germanisch arka von romanisch arcus, Bogen unter dem das Rad einer Wassermühle dreht. Sie Müllenark.
Arlesheim, (Ahrweiler) 1176. Germanisch Ariles haim, Wohnung des Aril.
Arloff, (Köln) 1222 Arnafa. Liegt an der Erft, siehe da.
Arneburg -Goldbeck. Arneburg: 981 Arnaburch, 1012/18 Harnaburg, Arnaburg, 1172 Arneborch. Goldbeck: 1285 de Goltbeke, 1359 Goldbeke [Original]. Arneburg ist eine Bildung mit dem Grundwort-burg. Im Bestimmungswort liegt wahrscheinlich das Appellativum althochdeutsch arn, mittelnorddeutsch arne ‘Adler’ vor. Möglich wäre auch, den Ortsname mit einer alteuropäisch Basis *Arn-/*Ornzu verbinden, zu indogermanisch *er-/*or ‘in die Höhe bringen (Erhebung, hochgewachsen) ’. Der Ortsname Goldbeck geht auf einen Gewässername zurück und ist mit dem Grundwort -beke gebildet. Im Bestimmungswort steht mittelnorddeutsch gold ‘Gold, goldfarbiger Sand’. Der Gewässername bedeutet demnach ‘Bach mit goldfarbigem Sandboden’ o. ä. So Arendsee, Altmarkkreis Salzwedel, Arnstadt, Ilmkreis, Goldbeck.
Arnoldsweiler, (Aa) 1168 Wilre sancti Arnoldi.
Arnolfsberg, (Walsdorf) 1023 Arnolfesberc. Germanisch Arnuwulfes berga, Berg des Arnuwulf, (arnu Adler + wulfa, Wolf.
Arnsberg Burgen der Grafen von Werl/von Arnsberg (vor 1070 und Anfang 12. Jahrhundert) begünstigten die Siedlungsentwicklung zur Stadt. 1368 an Köln übertragen, seit dem Mittelalter administratives Zentrum (Residenz, Landtagsort, seit 1816 Sitz der Bezirksregierung). Zu 1082 Conradus comes de Arnesberge, 1114 Arnsberg, um 1150 in Arnesberge. Das Grundwort-berg ist durch die Lage der Stadt auf einem Bergrücken motiviert. Das Erstglied steht im stark flektierten und kann sowohl an das Appellativ altsächsisch *arn (althochdeutsch arn) ‘Adler’ als auch an den darauf beruhenden eingliedrigen Personenname Arn angeschlossen werden. Eine Entscheidung ist weder aufgrund sprachlicher noch historischer Kriterien zu treffen, da ein möglicher Namengeber nicht belegt ist. Ortsname der näheren Umgebung mit demselben Grundwort haben sowohl Appellative (auch Tierbezeichnungen) als auch Personenname als Bestimmungswort. So Hirschberg, Ortsteil von Warstein, und Echthausen (mit ursprüngliche Grundwort-berg).
Arnstadt Altthüringische Siedlung an altem Verkehrsweg über das Gebirge nach Mainfranken; 704 Herrensitz des Thüringischen Herzogs; im 10.–12. Jahrhundert Entwicklung zum Marktort; um 1200 Stadt (1220 civitas); im Mittelalter Handelsort. 704 in loco nuncupante Arnestati [in dem Arnstadt genannten Ort], 726 Arnistadi, 954 Arnistat, 1176 Arnstete; Arnstadt (1302). Der Ortsname ist gebildet mit der Kurzform Arn eines Personennamens wie althochdeutsch Arnifrid, Arnheri und dem Grundwort althochdeutsch -stati ‘Stätte, Ort’(-statt), also ‘Ort, Wohnstätte eines Arn’. Vom 12. bis 16. Jahrhundert tritt im Ortsnamen das in Thüringen in Ortsname häufige umgelautete -städt, -stedt mehrfach auf, durchgesetzt hat sich aber infolge des frühen Stadtcharakters des Ortes primäres -stat (-stadt). So Arnstedt, Landkreis Mansfeld-Südharz, 993 Arnanstedi; Arnberg an der Ruhr, 1102 Arnesberge; zahlreiche Ortsname mit Arns-.
Arnstein (Sachsen-Anhalt) 1333 Stadt und Marktrechte. Erstbeleg des Siedlungsnamens ist wohl 1156 (Druck von 1747) Arnstein, wenn es sich nicht um einen gleichnamigen Ort in Hessen handelt; auch der Beleg 1180 Arnstein ist nicht zweifelsfrei hierher zu ziehen. Sicher ist der Beleg 1179 Arnstein; die Burg ist im Beleg 1225 castrum in (‘Burg auf dem’) Arnstein genannt, ebenso im Beleg 1244 Arinsteine. Grundwort des ursprüngliche Burgnamens ist mittelhochdeutsch -stein ‘Stein, Fels, Burg’, Bestimmungswort wohl der Personenname Aro. So Arnstein, Neu-Eichenberg, Werra-Meißner-Kreis.
Arras, (Koblenz) 120 in castello Atrabato, 1204 Arraiz. Diese Burg wurde genannt nach der französischen Stadt Arras.
Arrenbach, (Oberpleis) 948 Argenbag.
Arzfeld 1798 Schlacht bei Arzfeld und Niederlage aufständischer Bauern gegen die französisch Revolutionsverwaltung im sogenannte „Klöppelkrieg“. 1391 Ayrtzfelt, Anfangs 15. Jahrhundert Archeveilt, Anfangs 16. Jahrhundert Arnßvelt; Arzfeld (1575). Müller denkt an althochdeutsch Personnename *Araho oder althochdeutsch Personenname Arn(d), Arn(t), Arnds-, mit dem Grundwort: -feld. Die erste Erwähnung von 1391 und der Name seit dem 16. Jahrhundert machen jedoch eine Ableitung von althochdeutsch aruz(i), ariz(i), mittelhochdeutsch eriz(e), erze, arze ‘Erz’ wahrscheinlicher. Favorisiert wird deshalb eine Deutung ‘Siedlung auf einem erzhaltigen Feld oder auf einer Wiese mit Erzvorkommen’.
Arzheim, (Koblenz) Ende 1200 Ardesheim. Germanisch Ardes haim, Wohnung des Ard.
Asbach (Hunsrück) (Koblenz), 1183 Asbach. Germanisch aski, Esche + baki, Bach.
Asbach (Westerwald) Reste einer fränkische Wallanlage weisen auf frühe Besiedlung hin. Seit 13. Jahrhundert Teil des kurkölnischen Amtes Altenwied. 1815 kam Asbach zu Preußen. 1166 Aspach, 1180 Asbach, 1250 Aspas, 1275 Aspach; Asbach (1420). Der Ortsname geht auf einen Flurname zurück, der entweder auf einen Gewässername mit dem Bestimmungswort althochdeutsch asc, mittelhochdeutsch asch ‘Esche’ und dem Grundwort-bach oder auf eine fränkische Flurbezeichnung zurückzuführen ist. In diesem Fall wäre das Grundwort althochdeutsch aspa ‘Espe’, das mit dem althochdeutsch Suffix -ahi für ‘Busch, Dickicht’, in Ortsnamen zu -ach2 geworden, abgeleitet wurde. Das würde 1166 Aspach beziehungsweise auch das Mundart Asbich erklären. Favorisiert wird jedoch die Deutung ‘Siedlung an einem Bach, bei dem Eschen stehen’, da durch Asbach ein gleichnamiges Gewässer fließt.
Asbach-Sickenberg Reste einer fränkische Wallanlage weisen auf frühe Besiedlung hin. Seit 13. Jahrhundert Teil des kurkölnischen Amtes Altenwied. 1166 Aspach, 1180 Asbach, 1250 Aspas, 1275 Aspach; Asbach (1420). Der Ortsname geht auf einen Flurname zurück, der entweder auf einen Gewässername mit dem Bestimmungswort althochdeutsch asc, mittelhochdeutsch asch ‘Esche’ und dem Grundwort-bach oder auf eine fränkisch Flurbezeichnung zurückzuführen ist. In diesem Fall wäre das Grundwort althochdeutsch aspa ‘Espe’, das mit dem althochdeutsch Suffix -ahi für ‘Busch, Dickicht’, in Ortsnamen zu -ach2 geworden, abgeleitet wurde. Das würde 1166 Aspach beziehungsweise auch das mundartlich Asbich erklären. Favorisiert wird jedoch die Deutung ‘Siedlung an einem Bach, bei dem Eschen stehen’, da durch Asbach ein gleichnamiges Gewässer fließt.
Asberg, (Moers) 98 Kopie Asciburgium, Tacitus, 107 Asciburgii, 365 Asciburgia, +000 Astburg. Germanisch askikurgja, aski, Esche + burg, Burg.
Ascha Asch, häufig Ascha, seltener Asche, tschechisch Aˇsa, Aˇs, 1854 Asch, Aˇs. Ursprünglich ein Gewässername für die Asche = Ascher Bach / Aschbach, *Asc-aha: althochdeutsch *asc ‘Esche’ und althochdeutsch -aha (-ach1) ‘Wasser, Bach’; *Ascaha > *Ascâ > Ascha, Asche bedeutet ‘Wasser, an dem Eschen wachsen, Eschenbach’. Nach der Übertragung des Gewässername auf die Stadt fiel aus Unterscheidungsgründen im Ortsname as -a, -e aus: Ascha, -e > Asch. So auch in der Entlehnung des Ortsnamens eins Tschechisch: Aˇsa > Aˇs. Mehrere d. Gewässername und Ortsname wie Asch-, Eschach, -bach, Baden-Württemberg; slawische Gewässername Jesenice, Jasenica, Jasionna, Jasinnaja zu jasen ‘Esche’.
Aschaffenburg Höhensiedlung des 4./5. Jahrhundert n.Chr., 1144 Marktrecht, 1161 beziehungsweise 1173 Stadtrechte, 1605–14 entstand Schloss Johannisburg (heute Museum), bis 1803 Zweitresidenz der Erzbischöfe von Mainz. 496/506 (Kopie 13./14. Jahrhundert nach Kopie um 700) ascapha, 974 (Kopie 12. Jahrhundert) Ascaffenburg, 982 Ascafaburg, 1131 Aschaphene burch, 1143 Aschafenburc, 1173 Aschaffenburg. Name der Siedlung ursprünglich identisch mit dem Namen der Aschaff (980 Ascafa), die aus dem Spessart kommend bei Aschaffenburg in den Main mündet. Später wird differenzierend das Kompositum Ascafa-burg gebildet. Einer Verkürzung des Namens zu *Aschafburg (heute Ascheberch) wurde in der Schreibsprache durch analoge Auffüllung der Kompositionsfuge zu Aschaff-en-burg entgegengewirkt. Aschaff ist ebenfalls ein Kompositum germanisch *Askapa. Der Flussname gehört zu den in Süddeutschland selte-en apa/affa-Namen. Germanisch *apa ist ein regionales Flussnamengrundwort wie althochdeutsch -aha ( -ach1), vgl. Aschach. Das Bestimmungswort germanisch *aska-, *aski‘ Esche, Eberesche’ bezog sich vermutlich auf das eschenreiche Quellgebiet. So Regensburg.
Ascheberg (Münsterland) +1000 Ascesberge, Ascasberg, Ascasberge, 1081-1105 Aschberg. Germanische Askas berga. Berg des Asko.
Aschendorf, (Osnabrück) 1. Hälfte 900 Ascanthorpe, +1000 Ascanthorpe. Germanisch Askan porpa, Siedlung des Asko.
Ascitari, (Rheine) +1000. Germanisch askitja, Kollektiv zu aski, Esche + haru sandiger Hugelrücken.
Aschersleben 9. Jahrhundert Besitzungen des Klosters Fulda, 11. Jahrhundert Besitzungen des Klosters Ilsenburg. Seit dem 11. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Ballenstedt, die sich nach dem latinisierten Namen der Stadt (siehe unten) als Askanier bezeichnen. Anlage eines weiteren Stadtteils unter dem Bistum Halberstadt, in dessen Besitz nach dem Erlöschen der Grafenlinie (1315) ganz Aschersleben kam. Seit 1266 Stadtrecht, 1426–1518 im Hansebund, 1648 zu Brandenburg, 1815 zur Provinz Sachsen. 9. Jahrhundert Ascegereslebe, 1086 Asscheresleuo, 1147 Aschersleve, 1263 Asc(h)aria, 1484 Ascania; Aschersleben (1537). Aschersleben ist ein für das n Harzvorland typischer Ortsname auf -leben, gebildet mit dem stark flektierenden Personenname Askg ̄er. Der Personenname findet in germanisch *aska‘ Esche’ und westgermanisch *gaira ‘spitzer Stab’ seine Wortschatzanbindung. So Eschershausen im Landkreis Holzminden.
Aspach Historisch Torkelkelter in Kleinaspach. 856/64 (Kopie1183–95) Asbach, 972 Kopie um 1281 Aspach, 1269 Asbach [Original]; Aspach (1971). Der erstmals im Lorscher Codex für das heutige Großaspach bezeugte Ortsname gilt seit 1972 für die Großgemeinde. Er besteht aus althochdeutsch aspa, mittelhochdeutsch aspe ‘Espe, Zitterpappel’, auch ‘Esche’ und dem Kollektivsuffix althochdeutsch -ach2, -ah(i). Es handelt sich daher wohl um eine ‘Siedlung am Espenwald’. Bei einer Deutung als *aspa-bah oder *asc-bah wären Belege wie *Aspa-bah oder *Asc-bah zu erwarten.
Aspe, (Osdorf) 1169 Ahsepa.
Aspel, (Haldern) 1021-24 Aspola, 10-7089 Aspelo, 1153 Aspele. Germanisch aspo, Espe + lauha. Wäldchen auf Sandhugel.
Aspenslo, (Kelz), 1158 Asmenslo, 1176 Asmundeslo. Germanisch Askimundes, des Askimun, (aski, Esche + munda, Vormund) + laha, Wäldchen auf Sandhügel.
Asperden, 2. Halfte 1100 Aspothon. Offenbar ein germanisch Kollektiv.
Aspern, (Paderborn) 1036 Kopie Aspitara, in marchiis....Aspetharorum. Germanisch Aspipja, Kollektiv zu aspo, Espe, + haru, sandiger Hugelrücken.
Asperg Hohenasperg um 500 fränkisch Herrschersitz, 819 Schenkung an das Kloster Weißenburg, 1510 Stadtrecht, 1714 Verlust der Stadtgerechtigkeit an Ludwigsburg, 1875 erneutes Stadtrecht. Festung Hohenasperg und ehemalig Thingstätte. Um 700 (Kopie 13./14. Jahrhundert) Ascis [= *Asciburg], 819 Kopie um 870 Assesberg, 1181 Ascisberc [Original], 1191 Asperk [Original]; Asperg (13. Jahrhundert). Das Bestimmungswort geht vermutlich als ‘Siedlung auf dem Eschenberg’ auf althochdeutsch ask, mittelhochdeutsch asch (neben esche), mundart aˇs, zurück, wenn nicht ein Personnename Ask zu Grunde liegt. Das Grundwort gehört zu althochdeutsch-berg, mittelhochdeutsch berc. Nur der abgekürzte älteste Beleg wird als *Asci-burg aufgelöst, alle späteren Belege zeigen -berg, -perg und Varianten. Für die Auflösung mit dem Grundwort -burg kommt nach Reichardt die Deutung ‘Befestigung auf dem Eschenberg’ in Frage, denn -burg bezeichnet zunächst eine (römische oder keltisch) befestigte Höhe. Eine Burg ist aber erst im hohen Mittelalter erwähnt, wenngleich auch die keltische Besiedelung sicher schon befestigt war.
Aspisheim 835, Haskmundesheim, 874 Asmundisheim.
Asmundesheim, 886 Germanisch Askimundes haim, Wohnung des Askimund, (aski Esche + munda, Vormund)
Aßlar Aßlarer Eisenhütte 1587 durch Graf Konrad von Solms-Braunfels gegründet, bedeutendes Hüttenwerk zwischen Mittelrhein und Fulda (Produktion von Kanonen und Munition), 1606/07 mit Drahtzieherei verbunden, Glockenherstellung im 18. Jahrhundert unter den Familien Rincker und Schmid. (779?) (Kopie 1183–95) in Haslare, 782 (Kopie 1183–95) in Aslare marca, 1313 Aslar, 1333 Aslor, 1409 Aislair, 1417 Asselar, 1497 Aßler; Aßlar (1486). Kompositum mit dem Grundwort-lar in der Bedeutung ‘offene, waldfreie Stelle (in, an einem Wald) ’. Das Bestimmungswort der -lar-Namen nehmen keinesfalls auf den Menschen Bezug, sondern beschreiben immer Aussehen, Gestalt und Bewuchs, also die natürlichen Charakteristika der Landschaft. Die Deutung des Bestimmungsworts ging bisher von einem Wort ans ‘Gott’ aus, führte aber zu keiner befriedigenden Etymologie des Ortsname. Auch der Versuch, das Bestimmungswort auf althochdeutsch asc ‘die Esche’ zurückzuführen, kann mit den historischen Formen des Namens schwer in Einklang gebracht werden. Bezieht man weitere Namen mit dem Element Asein, ist ein schlüssiger Ansatz über eine indogermanische Basis *as< *os als Ablautform zu indogermanisch *es ermittelbar. Diese lässt sich mit litauisch asla ‘gestampfter Lehmboden’, lateinisch assus ‘trocken’, deutsch Asche und Esse verbinden. Die Grundbedeutung wird mit ‘trocken’ angegeben. Nach Schmid handelt es sich um etwas, was getrocknet werden kann (Pflanzen), was getrocknet ist (Lehmboden) oder austrocknen kann (Gewässer). Welche Benennungsmotivation zugrunde liegt, lässt sich nicht mehr entscheiden. Die älteste Überlieferung zeigt sich mit und ohne anlautend H-, auslautend fällt in der weiteren Überlieferung das -e aus (Apokope). Die Form Aslor (1333) erklärt sich durch mundartliche o ̄ für mittelhochdeutsch a ̄; Aislair (1409) zeigt graphisches i, um die Länge der beiden Vokale zu markieren, in der Form Aßler (1497) wird der Vokal im Nebenton zu e abgeschwächt. So † Aspa, Landkreis Göttingen; † Asseburg, Gemeinte Wittmar; Assel, Gemeinte Burgdorf, Assen, Gemeinte Lippetal; Esbeck, Lippstadt.
Asseln, (Dortmund) +1000 Ascloon, Asle. Germanisch aski, Esche + lauhum, zu lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Asterlagen, (Hochemmerich) +1000 Astarlohon, Astarloon, 1047 Asterlon. Germanisch astan + lauhum, zu lauha, Wäldchen auf hohem Sandboden.
Attendorn An der Kreuzung zweier alter Fernhandelswege in klimatisch günstiger Lage entstanden, Pfarrkirche wohl im 9. Jahrhundert, 1222 Stadtrecht, über Soest Teilnahme am Hansehandel, 16. Jahrhundert erstes Gymnasium im kölnischen Herzogtum Westfalen. Zu 1072 (12. Jahrhundert) Attandarra, 1124/25 Attindarra, 1176 Attinderre; Attendorn (1543). Bis in die Neuzeit herrschen beim Grundwort die Formen -darre, -darn(e), -derre, -dern(e) vor. Bereits für Urkunden des 13./14. Jahrhundert werden auch -o-Schreibungen angegeben, die jedoch der Entstehungszeit der späten Abschriften dieser Stücke entsprechen können. Das Grundwort ist vermutlich zu althochdeutsch darra, derra, mittelhochdeutsch darre, mittelniederdeutsch darre, da ̄r(n)e, darre ‘Darre, Gestell oder Vorrichtung zum Dörren’ zu stellen; ein altsächsisches Appellativ *darra kann vorausgesetzt werden. Das Wort ist in der älteren Ortsname Gebung sonst nur als Erstglied bezeugt. Das Schwanken von -a und -e und der Übergang zu -os ind artikulatorisch durch die Stellung in schwächer betonter Silbe und vor -r zu erklären, wobei auch Einfluss der Wörter mittelnorddeutsch derren ‘trocknen’ und dorn ‘Dorn’ auf die Schreibungen möglich ist. Bestimmungswort ist ein swach flektierender Personenname Atto/ Atta. Die maskuline Form (-o) ist im Althochdeutsch bezeugt, die feminine (-a) im Altsächsisch. Es handelt sich um eine Nebenform des altsächsisch Kosename Ad(d)o, Ad(d)a. Da Umlaut des Aa usblieb, ist das -i der nur bis Ende des 12. Jahrhundert belegten Form Attin lediglich Schreibung für den schließlich zu [ə] abgeschwächten Vokal der Genitivendung -on (Schreibvariante -an im Erstbeleg). Einzelheiten der Motivation bleiben unklar, insbesondere, ob mit dem Grundwort eine technische Vorrichtung oder eher ein Trockenplatz für Getreide und dergleichen gemeint war.
Atrop, (Hochemmerich) +1000 Hattorpa, Hattorpe. Germanisch Hatta porpa, Dorf des Hattas, (Chatti)
Attenbach, (Hennef) 1143 Attenbach. Germanisch Atton baki, Bach des Alto.
Attendorn, 1159-69 Attindare, Germanisch Atton parro-, Darre-Waldschmiede, des Atto.
-au(e). Germanisch *awjo ̄, *agw(i)jo ̄ ‘zum Wasser gehörend’, althochdeutsch ouw(i)a, mittelhochdeutsch ouwe, mittelnorddeutsch ouw(e) / ow(e) Feminin ‘von Wasser umflossenes Land, Insel, wasserreiches Land, Feuchtgebiet’, verwandt mit-ach1, von dem es durch grammatisch Wechsel unterschieden ist. Zahlreich sind die Bildungen für Siedlungsname und Flurname, auch für Wasserburgen und als Simplex kommt es vor. In Niederlande, Schleswig-Holstein und Meclenkburg- Vorpommeren begegnet es als Grundwort Aufgrund seiner Produktivität hat es oft das slawisch -o(w) / -ov verdrängt. Als Appellativum kommt es heute noch im Osten Band und sonst nur in gehobener dichterischer Sprache vor.
Au am Rhein Waldbauerndorf (Zelle) seit etwa 1200, Marktanlage 1450/90, 1839 Stadtrecht. Im 16. und 17. Jahrhundert bedeutend durch Abbau und Verarbeitung von Eisen-, Silber und Zinnerzen sowie von Kaolinerde, Erzeugung von Nickel und Argentan, 1464 Awe, 1495 die Awe, 1572 Aue. Zu mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, nasse Wiese’,-au(e). SoAuengrund, Landkreis Hildburghausen, Auenwald, Rems-Murr-Kreis.
Auelgau (Gau an der Sieg) 886 in pago Auelgauue, 966 in pogo Aualgauense, 970 in pago Auelgoue.
Auenheim, (Köln) 1143 Owenheim, 1158 Ovvenheim. Germanisch Awon haim, Wohnung des Awo.
Auerbach/Vogtland Ende des 12. Jahrhundert Rodungsdorf, Stadtanlage um 1300. Um 1280, 1350 Urbach, 1578 Auerbach. Bildung mit dem Grundwort -bach, das Bestimmungswort gehört zu mittelhochdeutsch. u ̄r ‘Auerochse’, zunächst als Bachname (Abschnitt der Göltzsch), dann auf den Ort übertragen. So Auerbach i.d. Oberpalz, Auerbach, Erzgebirgskreis, Auer.
Auerbach i. d. Oberpfalz Markterhebung (1144) nach Gründung des nahen Klosters Michelfeld (1119), Stadterhebung (1314), Sitz eines Landgerichts, später Amtsgerichts. 1119 Fälschung, 12. Jahrhundert Vrbach, 1269 Aurbach [Original]; Auerbach (1355). Grundwort -bach; Bestimmungswort ist die althochdeutsch/mittelhochdeutsch Tierbezeichnung u ̄r ‘Auerochse’. Nach Diphthongierung des u ̄zu au erscheint in frühneuhochdeutsch Zeit vor dem Silbenauslaut -r ein Sprossvokal -e (vgl. mittelhochdeutsch sûr > frühneuhochdeutsch sauer). Als Bedeutung des wohl ursprüngliche Gewässername kann ‘Fließgewässer, an dem Auerochsen erscheinen/erschienen’ angenommen werden. Das Bestimmungswort u ̄r wurde in anderen Ortsnamen auch mit dem alten Gewässername-Grundwort-ach1 verbunden; da jedoch die Auerochsen erst im späten Mittelater ausstarben, kann nicht sicher auf eine Namenentstehung bereits im frühen Mittelalter geschlossen werden. Der Zusatz i. d. OPf. dient der Differenzierung von gleichnamigen bayerischen Orten. Als Siedlungsname begegnet Auerbach häufig im hochdeutschen Sprachraum, so gibt es in Bayern neun andere Orte namens Auerbach (ohne Differenzierung). Weitere finden sich z.B. in Baden-Württemberg.
Ausleben, Anfang 1100 in Osanasluu, Mitte 1200 Oseslove.
Außem= Oberaußem und Niederaußem. 962 Oluesheim, 1135 Oluisheim. 1187 Olsheim.
Augsburg Universitätsstadt. Gegründet 15 v. Chr. als Legionslager im Auftrag des römischen Kaisers Augustus, 121 n. Chr. römisches Stadtrecht, 1156 erneut Stadtrecht, seit 1276 Freie Reichsstadt. Durch die Handelsfamilie der Fugger seit Beginn der Neuzeit Handels und Wirtschaftszentrum in Europa. 186 Ael(ia) Augusta, 2. Jahrhundert (Kopie 11. Jahrhundert) Augusta Vindelicum, 3. Jahrhundert (Kopie 7./8. Jahrhundert) Augusta Vindelicum, 826 Augusburuc, 962 Augustburg, 1238 Augsburg, 1632 Gustava. Grundlegend für der Ortsname ist der Personenname des römischen Kaisers Augustus. Der Erstbeleg 186 zeigt mit dem Beinamen Aelius den Gentil namen des Kaisers Hadrian. Nach eingängiger Forschungsmeinung ist in den antiken Belegen jeweils lateinisch civitas im Sinne von ‘Stadt’ zu ergänzen, so dass der Ortsname als ‘Stadt des Augustus im Gebiet der Vindeliker’ zu deuten ist. Die Endung -um des Völkernamens Vindelicum ist als Genitiv Plural zu interpretieren. Zur Übersetzung von civitas wurde im Mittelalter dem Namen Augusta das Grundwort althochdeutsch -burg als ‘Burg, Stadt’ angefügt. Dies führte schon in Belegen des 9. Jahrhundert zur Assimilation von -t des Bestimmungsworts an den Labial -b des Grundwort zu -b-. Aufgrund der Erstsilbenbetonung des Personename schwand die Nebensilbe des Bestimmungswort Mit einer singulären Wortschöpfung hängt der Beleg von 1632 Gustava zusammen: Im April des Jahres erschien Schwedenkönig Gustav vor Augsburg. Um ihn gnädig zu stimmen und ihm zu huldigen, benannte die Stadt das lateinisch Augusta in Gustava um. Eine eigens hierfür geprägte Denkmünze legt Zeugnis hierüber ab.
Augustdorf Im letzten Viertel des 18. Jahrhundert gegründet Sennekolonie, ausgehend vom Dörenkrug (1775 im Dören, Meierbrief für den Barntruper Bürger August Simon Struß), seit 1779 planvolle Anlage eines neuen Dorfes durch Graf Simon August zur Lippe (1727–1782).1775 im Dören, 1805 Augustdorf oder im Dören. Bildung mit dem Grundwort -dorf. Der Personnename August im Bestimmungswort bezieht sich auf Graf Simon August zur Lippe, nach dem die Siedlung 1789 benannt wurde. Die Siedlung hat im 18. Jahrhundert zeitweise auch im Dören (mit sekundärem Sprossvokal -e-, < altsächsisch thorn Maskulinum ‘Dorn’, als Bezeichnung für Dornengestrüpp, -gesträuch, mittelnorddeutsch dorn(e), ins besonders auch für Zäune, Wehren etc., vgl. Wendung mit horsten und dornen) beziehungsweise Neudorf geheißen.
Aukrug Gründung der Gemeinte Aukrug durch Zusammenschluss von fünf Dörfern sowie des gleichnamigen Amtes durch Zusammenlegung zweier Ämter. Bis dahin war Aukrug als Gebietsbezeichnung geläufig. 1128 Erwähnung des heutigen Ortsteil s Innien. 1875 Aukrug [Original]. Der sehr junge Ortsname war vorher schon als Flurname bekannt. Das Bestimmungswort Au-, -au(e), geht auf germanisch *awjo ̄, *agw(i)jo ̄ ‘zum Wasser gehörend’, althochdeutsch ouw(i)a, mittelhochdeutsch ouwe, mittelnorddeutsch ouw(e) / ow(e) ‘von Wasser umflossenes Land, Insel, wasserreiches Land’ zurück. Es ist verwandt mit -ach1, von dem es durch grammatisch Wechsel unterschieden ist. Zahlreich sind die Bildungen für Siedelungsname und Flurname auch für Wasserburgen und als Simplex kommt es vor. Als Appellativum kommt es heute nur noch in gehobener dichterischer Sprache vor. In Das Grundwort -krug norddeutsch *kroochbedeutet im Dithmarsischen ein Stück Weide oder Saatland, das eingehegt ist’. Damit ist die Bedeutung einer Siedlung, die auf feuchter Weide oder Saatland entstanden ist, sehr wahrscheinlich.
Aulendorf Gründung durch die Welfen im 10. Jahrhundert, danach staufischer und ab 1806 württembergischer Besitz, Kneippkurort, Schloss Aulendorf. 1091 Alechdorf, 11. Jahrhundert Alidorf, Aligedorf, Alegedorf, 1222 Alidorf. Die mit dem Grundwort althochdeutsch mittelhoschdeutsch -dorf gebildeter Ortsname sind in der Regel alt und beziehen sich auf frühe Siedlungen. Meist sind sie mit Personnename verbunden, hier dann vermutlich mit dem Personnename Alech (zu alah ‘Tempel’). Es kann hier aber auch unmittelbar das nur in Ortsnamen und Personnename bezeugtes Substantiv althochdeutsch alah selbst zu Grunde liegen (Altshausen). Dem vorauszusetzenden germanisch *alah wird die Bedeutung ‘abgeschlossener, geschützter heiliger Hain’ zugeschrieben. Das in offener Silbe gedehnte -a ̄-wird im Schwäbischen zu-au-diphthongiert.
Aurich Wohl im frühen 12. Jahrhundert gegründet, seit 1464 Residenz der Reichsgrafschaft Ostfriesland, 1539 Stadtrecht, 1744 zu Preußen, 1808 an Holland, 1810 an Frankreich, 1815 zu Hannover, 1866 zu Preußen. Lambertikirche (1270 gestiftet, 1835 neu errichtet). Um 1276 Aurec howe [Kopie 14. Jahrhundert], 1379 curia Awerichawe [Kopie 15. Jahrhundert], 1400–1417 Awreke; Aurich (1735). Dem Ortsname l iegt eine Gebietsbezeichnung zugrunde: 1289 domini scolastici per Nordam, Herlingam et Affricam, 1379 (terra) Averice [Kopie 15. Jahrhundert]. Diese enthält als Bestimmungswort das auch als Grundwort vorkommende-au(e), das sowohl ‘(Fließ-) Gewässer’ als auch das ‘am Wasser gelegene Land’ bezeichnen kann. Grundwort ist ein in altsächsisch r ̄ıki, altfriesisch r ̄ıke ‘Reich’ , mittelnorddeutsch r ̄ıke ‘Land, Gebiet’ bezeugtes Appellativum Der Vokal wird gekürzt und teils zu -e gesenkt. Der Name der Siedlung wird in den älteren Belegen häufig durch altsächsisch, mittelnorddeutsch hof ‘Hof’ vom Raumnamen unterschieden.
Avelde, (Helmstedt) +11000 de Aueldu.
Averdung, (Drensteinfurt) +1000 Aberesdung. Germanisch Abuharis, des Abuhar, + dunga, Sandhügel in Sumpfland.
Awel, Trier) Anfang 1300 Anual. Romanisch An + vallis Tal?
Baar-Ebenhausen Zu keltisch *barr‘ Spitze, Gipfel, Anhöhe’. Der keltische Typus *barr (indogermanisch *bhares‘ Emporstehendes, Spitze’) ist im ehemals keltischen Raum (besonders Frankreich) verbreitet. Baar ist der östlichste Vertreter dieses Typus.
Baasem, (Aa) 867 Kopie Basenheim, 1130-31 Basonis uilla. Germanisch Bason haim, Wohnung des Baso.
Babenhausen (Hessen) Der Ort, wohl spätestens im 8./9. von den Franken gegründet (Grundwort: -husen >-hausen), ist 1236 im Besitz der Herren von Münzenberg, fällt 1255 an die Herren von Hanau, erhält 1295 Stadtrecht, kommt 1458 an Hanau-Lichtenberg, 1771 an Hessen-Kassel, 1807 unter französisch Verwaltung, 1810 an Hessen-Darmstadt, 1918 und 1945 zu Hessen; (Anfang 13. Jahrhundert) Babenhusen (Kopie 1211), 1278 Babinhusin, 1357 Bobinhusen [beide Or].Bestimmungswort ist der im Althochdeutsch nicht seltene personnename Baˇbo, ein Lallname mit kurzem, erst im Mittelhochdeutsch (weil in offener Tonsilbe) gedehntena ̄,eine Ablautformzu Altsächsisch Bo ̄vo, althochdeutsch Buobo ‘Bube’ (Kaufmann). Die i-Schreibung für unbetontes ə ist im Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch weit verbreitet; Boben begegnet vereinzelt im 14. und noch bis ins 18. Jahrhundert und spiegelt die rheinfränkisch.-südhessisch Mundart, in der mittelhochdeutsch Dehnungs-a ̄ zu offenem o ̄ wurde. Das Grundwort im lokativisch Dativ Bedeutung: ‘bei den Häusern des Babo’; die Diphthongierung zu -hausen seit dem 15. Jahrhundert. So Babenhausen, Landkreis Unterallgäu, Bobenheim-Roxheim, Rhein-Pfalz, Bamberg.
Babenhausen (Schwaben) Spätmittelalterliche Kleinherrschaft, seit 1538/39 in Fuggerbesitz, 1803 Reichsfürstentum.1237 Babinhusin, 1339, 1350, 1408 Baubenhusen; Babenhausen (1457). Grundwort -hausen, Bestimmungswort: Personenname Babo, wegen der diphthongierten Formen mit -au im 14. und 15. Jahrhundert ist auch der Personenname *Ba ̄bo möglich.
Babinga,(an der Our) 782-83. Germanisch Babinga, die Leute des Babo.
-bach. Früh bezeugte typisch gesamtdeutsch., noch heute produktive Bezeigung für ‘fließendes (kleineres) Gewässer’, jünger als -aha,-ach1, das gebietsweise unterschiedlich schon seit dem 5. Jahrhundert durch -bach ersetzt werden konnte: germanisch *baki, althochdeutsch bah, mittelhochdeutsch bach, altsächsisch beki, mittelnorddeutsch beke, niederdeutsch -be(e)ke, -beck, in bestimmten süd-/mitteldeutsch. Gebieten und im Norddeutsch Feminin, sonst Maskulinum. Das geläufige Wort kommt als Name und besonders häufig in Siedelungsname und Flurname als Grundwort mit unterschiedlichen Bestimmungswort vor (u. a. nach Farbe, Geruch, Temperatur, Geräusch, Fließgeschwindigkeit des Wassers, Größe des Bachlaufs, Aspekte der Umgebung, Nutzung durch den Menschen – z.B. Mühlbach, Landkreis Südwestpfalz, nach Tieren oder Menschen mit Personenname im Genitiv).
Bach, (Scheiderhohe) 1212 Bach. Germanisch baki, Bach.
Bach, (Wintrich) 2. Halfte 1200.
Bacharach 1119 Bachreda, 1140 Bachereche.
Bachem= Niederbachem und Oberbachem. 798 Kopie Bacheim, 870 Bahheim, 1185 Bacheym.
Bachem, (Ahrweiler)1176 Bacheim.
Bachem, (Frenchen) 866 Bacheim, Bahcheim.
Bachem, (Küttig) 1209 Bachem, 1209 Bacheim.
Bachendorp, (Rheinbach) 1054.
Bachtrup, (Kapelle) Mitte 1200 Perrikthorpe.
Bachum, +1000 Bakhem.
Backum, (Herten) Mitte 1200 Bachheim.
Backnang Ausbausiedlung in einer Murrschleife mit einer Burg bei der heutigen Stiftskirche als Kern. 1245 erfolgt die urkundigung. Ersterwähnung als Stadt, noch vor 1324 ging der Ort an Württemberg und war ab 1806 Oberamtsstadt. Stiftskirche St. Pankratius. 1067 Hesso de Baccananc [Original], 1116 (Kopie 16. Jahrhundert) in villa Backnang, 1134 Baggenanc [Original], 1245 Kopie 15. Jahrhundert Backnang, 1504 Backana. Der Ortsname enthält als Bestimmungswort den Personnename Bacco, das Grundwort gehört zu althochdeutsch *wang ‘Feld, Wiese, Weide’, das im Kompositum althochdeutsch holzwang bezeugt ist. Er ist als ‘Siedlung beim Weideland des Bacco’ zu deuten. Das anlautende w des Grundwort fällt in der Komposition (wie etwa in Botnang) frühzeitig aus. Die heutige Mundartform bágənə, vgl. 1504 Backana, ist aus Baggenang durch Dissimilation von n-n zu n und Abschwächung des schwachtonigen Grundwort entstanden. So Botnang.
Bad Abbach 1007 Schenkung an Bamberg, 1224 Besitz der Wittelsbacher, seit 1934 staatlich anerkannter Kur und Badeort. 1007 Ahabah, 12. Jahrhundert (Kopie von 1281) Achbach, 1231–1234 Abach, 1485 Abbach, 1952 Bad Abbach.Grundwort des ursprüngliche Gewässernamens ist althochdeutsch bah,-bach ‘Bach, kleiner Wasserlauf ’, Bestimmungswort aha,-ach1, ‘Wasser, Wasserlauf, Fluss’.
Bad Aibling, Herzogliche beziehungsweise königliche Pfalz, im 13. Jahrhundert Übergang an die Wittelsbacher, ab 1300 Landgericht, ab 1844 Moorbad. 804 (Kopie von 824) Epiningas, (Kopie des 12. Jahrhundert) Eibilingas, 855 Eipilingas, 1078–1091 Eiplinga, 1166 Aibilingen, 1354 (Druck von 1767) Aybling, 1517 Aibling, 1904 Bad Aibling. Es liegt der Personnename Êpino zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Bad Arolsen Das Dorf Arolsen diente zur Gründungsausstattung eines Augustinerinnenklosters (1131), 1492 Umwandlung in ein Antoniterkloster. Nach Aufhebung des Klosters 1526 durch die Grafen von Waldeck Einrichtung als waldeckische Residenz mit repräsentativen Schlossbauten des 18. Jahrhundert. Die Stadtgründung erfolgte 1719. Sitz der waldeckischen Landesbehörden seit 1728. Seit 1997 Bad. 1131 Aroldessen [Oiginal], 1177 Haroldessen, 1234 Aroldesheim, 1562 Aroldtzen, 1615 Arolsen. Beim Bestimmungswort ist aufgrund der nicht eindeutigen frühen Belege entweder der Personnename *Arold (< Arawald in Flurplatze) oder der Personenname Harold (Flurplatze) anzusetzen. Das Grundwort-heim tritt in den Quellen des 13. Jahrhundert nur einmal auf. Stattdessen haben wir hier ein elliptischer Ortsname vorliegen, bei dem das Grundwort weggefallen ist und der bestimmende Personenname im Genitiv erscheint. Wegen des Erstbelegs ist davon auszugehen, dass ursprünglich ein *Aroldeshusen > Aroldessen zugrunde lag. Darauf deuten die zahlreichen-hausen-Orte der Umgebung. -heim im Beleg von 1234 wäre demnach erst sekundär angefügt worden. So Volkmarsen (1155 Volkmaressen, um 1600 Volkmarsheim).
Bad Belzig Der slawische Burgwall mit slawische und frühdeutschen Funden könnte für die Identifikation des 997 erwähnten Burgwallmittelpunkts Belizi mit Belzig sprechen, doch der Namenform wegen ist das umstritten. Neben dem früheren suburbium Sandberg (heute Ortsteil ) entstand im 13. Jahrhundert eine Marktsiedlung. Beide selbstständigen Siedlungen wurden erst 1914 vereinigt. Belzig litt unter den Kämpfen zwischen Brandenburg und Magdeburg, hat sich 1429 gegen die Hussiten verteidigt, wurde 1450 von den Brandenburgern besetzt, die in den folgenden Jahren eine neue Burganlage (Eisenhardt) errichteten. 997 Belizi [Original] (Zuordnung zu Belzig umstritten), 1161 de burgwardis ... Beltitz [Original], 1219 de beltiz, beltz [Original], 1487 beltzigk. Altpolabisch *Bˇelotici, ‘Ort, wo Leute eines Beˇlota wohnen’. Der Name ist eine Bildung mit dem patronymischen Suffix -ici ( -itz) vom Personenname *Bˇelota, der zum Adjektiv altpolabisch*bˇely‘weiß, hell’ gehört. Schon 1219 ist das unbetonte o ausgefallen. Die Form Belzig ist analog zu anderen Städten, wie Leipzig, entstanden. Ähnlich Białotice, Polen.
Bad Bentheim Erste urkundige Erwähnung findet die Siedlung um 1050, ehemalig gräfliche Residenz auf der Burg Bentheim, dem Wahrzeichen des Ortes; größte Befestigungsanlage in Niedersachsen; Besitz des Klosters Werden seit dem 16. Jahrhundert Im 17. Jahrhundert erhielt der Ort stadtähnliche Rechte und 1865 das Stadtrecht; bedeutendster Marktort des s Teils der Grafschaft Bentheim. Seit dem 13. Jahrhundert nachweisbarer und ab dem 15. Jahrhundert blühender Handel mit Bentheimer Sandstein, 1711 Entdeckung von heilenden Schwefelquellen, die zur Gründung eines Kurbades führten; seit 1979 Zusatz Bad; zumeist klein und mittelständische Wirtschaft.1116 Binitheim, 1152 Benthem, 1165 castrum Bintheim. Der Ortsname stellt eine Zusammensetzung aus dem Grundwort-h ̄em‘Siedlung, Niederlassung’ ( -heim) und dem Bestimmungswort Bintzu altsächsisch binut, althochdeutsch binuz ‘Binse’ dar, das Bestimmungswort gehört kaum zu altfriesisch, mittelniederdeutsch bent ‘Pfeifengras’, da die alten Belege mehrheitlich /i/ zeigen. SoBentlage, Stadt Rheine, Kreis Steinfurt, Binswangen, Landkreis Dillingen an der Donau.
Bad Bergzabern Gründung des Klosters Klingenmünster im 9. Jahrhundert 1286 Stadtrecht, bis Ende 18. Jahrhundert zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, 1792 freiwilliger Anschluss der Bürger an die Französisch Republik, seit 1815 Bayerische Pfalz. Luftkurort seit 1875, Kneippkurort und Namenszusatz Bad seit 1964. Anfang 10. Jahrhundert de Zaberna (Kopie um 1280), 1268 vineis apud Zabernam, 1309 Zabern; bu ̊rg zu ̊ Bergzabern (1373). Der Ortsname geht wohl nicht auf lateinisch taberna ‘Laden, Werkstätte, Wirtshaus’ zurück (ein römische Ursprung der Siedlung ist ebenfalls umstritten), sondern ist eine Übertragung des Ortsname von Rheinzabern am selben Bachlauf (1176 Zabrenna aqua, heute Erlenbach), der wiederum auf einem vorgermanisch Gewässername basiert. Die Unterscheidung erfolgt durch den Zusatz Berg-. Rheinzabern, Landkreis Germersheim.
Bad Berka Altthüringisches Dorf mit Wasserburg, Herrensitz 12./13. Jahrhundert; Entwicklung zum Marktflecken im 13./14. Jahrhundert; 1414 Stadt; Ackerbürgerstadt; 1812 Entdeckung von Schwefelquellen, seit 1911 Bad Berka. 1119 Bercha, 1144 Berchaha, 1154 Berka, 1172 Birka, 1207 Bergka; Bercka (1506). Der Name ist gebildet aus althochdeutsch, altsächsisch birka ‘Birke’ und althochdeutsch -aha ( -ach1) mit der Bedeutung ‘fließendes Wasser’, also ursprungliche Bachname ‘Birkenbach’ (vgl. die Erwähnung von 1144), der auf den Ort übertragen wurde. Die Schreibungen mit <ch> und <gk> sind Varianten zu <k>. Der Ortsname zeigt schon im Mittelalter die mundart Senkung von |i| vor |r| > |e|. So Berka/Werra, Wartburgkreis, 786 Berchaho, 1174 Berchahe; Berka, Ortsteil von Sondershausen, 1128 Bercha.
Bad Berleburg Ab 1258 Bau von Stadt und Burg, seit 1322 in Wittgensteiner Besitz. Bis 1605 Hauptund Residenzstadt der Grafen Sayn-Wittgenstein-Berleburg, seit 1935 Luftkurort, 1971 Kneipp-Kurort und Namenszusatz Bad, 1974 Heilbad.1258 Berneborg [Original], 1259 Bierneburg, 1261 Berleburc; Berleburg (1299). Der Ortsname i st mit dem Grundwort-burg gebildet. Das Bestimmungswort ist wahrscheinlich zu althochdeutsch bero, mittelhochdeutsch ber ‘Bär’ oder dem darauf beruhenden swach flektierenden Personenname Bero zu stellen. Wenn man annimmt, dass der Name erst Mitte des 13. Jahrhundert als Burgname vergeben wurde, ist, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, vom Bären als Wappentier oder Jagdwild auszugehen. Nicht gänzlich auszuschließen ist, dass der Burgname auf einem sonst nicht mehr bezeugten älteren Namen des Burgberges beruht. In diesem Fall wäre außer der Tierbezeichnung auch der Personennamen möglich. Der Umsprung von -n zum artikulatorisch benachbarten -lzeigt sich bereits im 13. Jahrhundert am Nebeneinander beider Formen.
Bad Bertrich 1097 apud Bertriche. Germanisch zu Sankt Bertrich, (bertha, glänzend, +rikja, mächtig)
Bad Bevensen 8. Jahrhundert Wiek der Wanderkaufleute an der Ilmenau, Warenumschlagplatz, Besitz des Bischofs von Verden, Ausbau zu burgähnlicher Anlage, um 1230 Archidiakonat, 1293 Erwähnung als Marktflecken (oppidum), 1336 Ansiedlung eines Zisterzienserinnenklosters in Medingen, Luftkurort, 1975 staatliche Anerkennung als Heilbad, die Stadt Bevensen trägt seit 1976 Zusatz Bad; 1162 Werendagi de Beuenhusen [Original], 1335 Iohanni de Bevensen [Original].Bildung mit dem Grundwort -hausen, zu -sen reduziert, und dem schwach flektierenden Kosename Bevo.. So Bevenrode, Ortsteil von Braunschweig.
Bad Blankenburg Am Fuß der Burg Blankenburg (seit Mitte 17. Jahrhundert Greifenstein genannt), um 1250 angelegte Stadt (1323 oppidum et castrum); im Mittelalter Ackerbürgerstadt, seit 14. Jahrhundert Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber; seit 1840 Kurort, seit 1911 der Zusatz Bad. 1193 Blankenberc, 1229 Blankenberch, 1331 Blanckenburg, 1512 Blankenburgk; Blankenburg (1743). Der Name ist gebildet zu mittelhochdeutsch blanc ‘blinkend, glänzend, leuchtend’ und -berg, ursprünglich ein Prunkname für die Burg, wobei -berg wie bei vielen Burgnamen auftritt und auf die Berglage hinweist, später aber durch -burg ersetzt wurde, also etwa die ‘leuchtende/glänzende Burg’. Der Name ging auf den Ort über. So Blankenburg, Landkreis Harz, 1123 Blankenburch; Blankenhain, Landkreis Weimarer Land, 1252 Blankenhain; ferner die Leuchtenburg, Burg im Saale-Holzland-Kreis.
Bad Boll Bad Boll ist wohl in der älteren Ausbauzeit des 7./8. Jahrhundert entstanden, eine Ministerialen Familie vom Boll ist zwischen 1243 und 1371 belegt, Stift Boll, Stift Oberhofen, durch die Reformation an Württemberg. 1155 Bolla, 1321 Bolle unter der Egge; Raum Bad Boll (1970). Der durch den Zusatz Raum als Name eines Gemeindverbandes gekennzeichnete Ortsname geht vermutlich auf einen Flurname zurück, der einen rundlichen Hügel markiert. Dann liegen althochdeutsch bolla ‘Flachsknoten’, mittelhochdeutsch bolle ‘Knospe, kugelförmiges Gefäß’ zu Grunde, deren ältere Bedeutung ‘rundlich erhöhte Form’ sich in zahlreichen Flurnamen erhalten hat.
Bad Bramstedt 1316 erstmals urkundlich erwähnt, 1910 mit Zusatz Bad Stadtrecht. 13. Jahrhundert in villa Bramstede [Original], 1303 de Bramstede, 1447 to Bramstede. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem dänisch Wortstamm bram ‘Ginster, Dornbusch’ und dem dänisch und auch im Norddeutsch gebräuchlichen sted, hochdeutsch- stedt ‘(Wohn)Stätte’. So Bramstedt und Bramstedtlund, Kreis Nordfriesland.
Bad Breisig Der Ortsname und die Reste einer Höhensiedlung weisen auf keltisch Besiedlung hin. Der Vinxtbach, der bei Bad Breisig in den Rhein mündet, war die Grenze zwischen den römisch Provinzen Germania Inferior und Germania Superior. Oberbreisig war ein bedeutender fränkische Siedlungsplatz. Im Mittelalter gehörte das sog. „Breisiger Ländchen“ zum Reichsstift Essen. Im Unabhängigkeitskrieg der Niederlande diente Breisig als Rückzugsort für die Truppen des Prinzen von Oranien. 1958 erhielt Niederbreisig den Titel „Bad“, 1969 wurde Bad Niederbreisig mit Oberbreisig und Rheineck zu Bad Breisig vereinigt, das 1970 das Stadtrecht erhielt. 1041 ecclesia in Brisiaco, 1215 in Briseche, 1250 Brisich, 1276 Brisege. Dem Ortsname liegt ein keltisch Personenname B ̄ısios mit einem lateinisch besitzanzeigenden Suffix-acum zugrunde, vermutlich vor zu ergänzendem fundus ‘Hofgut’ im AblatSo Dann wäre die Erwähnung von 1041 als ‘Kirche im Hofgut des Br ̄ısios’ zu übersetzen. So Breisach am Rhein.
Bad Buchau Zu Beginn des 11. Jahrhundert Siedlung Buchau bezeugt, ab 1320 Reichsstadt, 1803 an die Fürsten von Thurn und Taxis, ab 1806 unter württembergischer Staatshoheit und seit 1963 Bad Buchau. Klassizistische Stiftskirche St. Cornelius und Cyprianus. 819 Buchau (F. 12. Jahrhundert), 857 Puahauua, 930 Puochowa [Original], circa 1022 Buchouva, Puochouva; Bad Buchau (1963). Ein Kompositum mit dem Grundwort-au, althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’ und mittelhochdeutsch buoch ‘Buchenwald, Wald’.. So Buchau (bei Salzburg), Buchau (bei Admont).
Bad Camberg 1281 zur Stadt erhoben, mittelalter Stadtbild, Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert, Holzverarbeitung, Mineralquellen im Stadtteil Oberselters (Selterswasser), seit 1927 Kneippkurort, seit 1982 Bad. 1000 (Kopie 14. Jahrhundert) curtem Cagenberg, 1018 curtem Cagenberc, 1197 Kamberc, 1317 Kaymberg, 1370 Kaynberch, 15. Jahrhundert in valle Caimberg, 1421 Camperg/Camberg, 1449 Caenberg, 1453 Kaemburg, um 1600 Chaymberg/Chamburgk/ Camburgk; Bad Camberg (1982). Kompositum mit dem Grundwort-berg ‘Berg’. Die ersten beiden Urkundenbelege zeigen eine swach Genitivflexion -eni n der Fuge. Das Grundwort erscheint konstant als -berg mit verschiedenen graphischen Varianten im Auslaut (-c, -ch, -gk). Erst in den späteren Belegen von 1453 und 1600 stehen beide Grundwort -berg und -burg nebeneinander. Im Bestimmungswort wechselt anlautend Cmit Kals graphischer Variante; Cagen wird ab dem 12. Jahrhundert zu Kam assimiliert. Das -y-, -i und -e kennzeichnet die Länge des Stammvokals -a-. Für die Deutung des Bestimmungswort ist eine Grundform *Cag zugrunde zu legen. Bisher ging man von einem Personenname Cago aus, den man mit einem 888 vorkommenden, möglicherweise namengebenden und auch als Konradiner anzusprechenden Gaganhart in Verbindung brachte. Zu beachten ist, dass -berg-Namen häufig mit Appellativum und seltener mit Personenname gebildet sin. Ein Appellativum Anschluss lässt sich aus vordeutsch *kagilam. ‘Kegel’ zu osten Band Kag ‘Strunk’, ndl. keg ‘Keil’, engl. dialektal cag ‘Stump’, schwedisch kage ‘Stoppel, Stumpf ’ finden. Mit dieser Etymologie nimmt der Name Bezug zu den naturräumlichen Gegebenheiten und beschreibt eine stumpfe Erhöhung (= Berg ohne Spitze; abgestumpfter Gegenstand, aufrecht ragender Rest eines Ganzen), was mit der Realprobe korrespondiert.
Baddeckenstedt In Baddeckenstedt Haupthof der Burg Wohldenberg, seit 1275 im Besitz der Hildesheimer Bischöfe; 1523–1643 welfisch, seit 1643 wieder hildesheimisch; ab 1813 Kurfürstentum beziehungsweise Hannover. 1109 Batikansteten [Original], 1174–95 Badekenstete; Baddekenstedt (um 1616). Bildung mit dem Grundwort -stedt und dem schwach flektierten Kosename Badiko beziehungsweise wegen des fehlenden Umlautes im Stamm eher Baduko. Der Erstbeleg entstammt einer Urkunde, die von einem dem hochdeutsch Raum angehörenden Schreiber abgefasst wurde. Die aufkommende Dentalgeminata zeigt Kürze des Stammvokals an. Deutung also: ‘Siedlung des Baduko’.
Baddenhausen, (Driburg) 1015-25 Baddanhusun, 1015-25 Baddinhusun. Germanisch Baddan husum, zu den Hausern des Baddo.
Badekoten, (Vorsfelde) Mitte 1200. Germanisch bapa, Bad, + kotum, zu kota, Kote.
Badeleben, (Volpke) Anfang 1100 Badafolon, Mitte 1200 in Baddenlove.
Badelingen, (Echternachbruck) 698 Baidalingo, Baidelingo, 1181 Bedelingin.
Badem, (Trier) 1103 Badenheim, 1222 Badenheym. Germanisch Badon haim, Wohnung des Bado. (badwo, Kampf)
Badenborn, (Trier) 634 Baldebrunno, 973 Baldabrunna. Die Form Baldebrunno wird von Ewig hierher gestellt, angesichts der spateren Formen ist die aber wenig wahtscheinlick. Germanisch Bardon brunnen, Quelle des Bardo.
Badinghagen, (Meinerzhagen) +1100 Baddenhagon, 1066-81 Baddenhagen. Germanisch Baddon, des Baddo, + hagana, Einfriedugung.
Badunathashem, (Weener) +1000 Badunathashem. Germanisch Badunanpas haim, Wohnung des Badunanp, (Badwo Kampf, + nanpi, Wagemut)
Baesweiler, (Aa) 1130 in Bastwilren.
Baillanhus, (Detmold) 1015-25.
Bad Doberan Alte slawische Siedlung, in deren Nähe 1171 ein Zisterzienserkloster gegründet wurde, seit 1218 Entstehung eines Marktfleckens, 1296 Weihe des gotisch Münsters, Verwüstung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg, 1793 Gründung des ersten deutschen Seebades Doberan-Heiligendamm, 1823 erste Galopprennbahn auf dem europäischen Festland, 1879 Stadtrecht, seit 1921 Zusatz: Bad; 1170/71 Dobrum, 1178 Dobbran, 1350 Dubbraan; (villa Slauica) Doberan (1177). Dem Ortsname liegt ein altpolabisch Personennamen *Dobran mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das bei der Eindeutschung des Namens verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Dobran ́’ rekonstruieren, der Personennamen geht vermutlich auf den Personennamen Dobromˇer zurück, darin slawische *dobr ‘gut’ und -*mir ‘Friede, Ruhe’. Trautmann denkt eher an einen ursprünglich Ortsname oder Flurname, abgeleitet von *Dob ́rane Polen (alttschechisch Dobˇrené, Dobˇran Genitiv), und eine Benennung auf grund der als gut empfundenen Landschaft.
Bad Driburg Im 13. Jahrhundert gegründet unterhalb der Iburg (sächsisch Wallburg), 1345 Bestätigung der Stadtrechte. Seit 16. Jahrhundert Mittelpunkt von Glasgewerbe nach Ansiedlung von Glashütten. Forstwirtschaft. Seit Mitte 16. Jahrhundert ist die Heilkraft des im O der Stadt gelegenen Sauerbrunnens bekannt, 1782 Begründung des privaten Kurbades durch Caspar Heinrich von Sierstorpff (1750–1842), das bis h. im Familienbesitz ist (seit 1919 Bad). [1231] (Kopie 17. Jahrhundert) sedem Iburch, 1253 Driburch, 1261 Driborg, 1262 Triborg, 14. Jahrhundert Sigillum Civitatis Iburg; Driburg (1256). Bildung mit dem Grundwort-burg. Der Ortsname i st aus einer lokativisch Wendung wie *te der Iburg ‘zur Iburg’ (vgl. Belege des 8. Jahrhundert Iuburg, Iuberg(h), die allerdings eher mit der Iburg bei Osnabrück zu verbinden sind; 1184 in monte qui dicitur Yburc) nach Agglutination von Präposition und bestimmtem Artikel entstanden, worauf bereits Gobelinus Persona im 14. Jahrhundert (Ick ga tho der Iborgh > Ick ga tho Driborgh) hinweist. Im Bestimmungswort wird altsächsisch ̄ıuua, ̄ıuu, ̄ıuui, mittelniederdeutsch ̄ıve, yue, angelsächsisch ̄ıw, ̄eow, althochdeutsch ̄ıwa, ̄ıga ‘Eibe’ (Taxus baccata L.) anzunehmen sein. So Yberg bei Bad Pyrmont, Niederlande; die Iburg in Bad Iburg Osnabrück (1070 Iburg).
Bad Düben In altsorbisch Zeit Siedlung am Flussübergang, Schifferund Fischerort, seit spätem 10. Jahrhundert deutsche Markgrafenburg mit Burgflecken, Stadtanlage nach 1200, Moorbad seit 1915, seit 1948 Zusatz Bad. 1012/18 urbs Dibni, 1220 Dybene, 1347 Diben, erst im 18. Jahrhundert Düben. Zu altsorbisch *Dyb’no ‘Pfahlsiedlung’ zu altsorbisch dyba ‘Pfahl’.
Bad Dürkheim Ein keltischer Ringwall, die sog. „Heidenmauer“, zeugt von früher Besiedlung. Im 11. Jahrhundert wurde die Siedlung von den Saliern an das Kloster Limburg verschenkt, von dem heute noch eine Ruine in der Nähe steht. Stadtrecht im 14. Jahrhundert und noch einmal 1700, seit Mitte 13. Jahrhundert Burgort und seit 1725 Residenzstadt der Leininger Grafen. Nutzung der Salzquellen seit 1595, Bau des Kurhauses im 18. Jahrhundert und seitdem Kurstadt mit sieben Heilquellen. 778 Turincheim (Kopie um 1190), 946 Thuringeheim, 1537 Dirckheim; Bad Dürkheim (1904). Das Bestimmungswort ist vom Stammesnamen Thuringa ‘die Thüringer’, Genitiv Plural Thuringo-, gebildet, mit dem wohl die Herkunft der Siedler gemeint war, das Grundwort ist -heim. Zu deuten ist der Ortsname so mit als ‘Wohnstätte thüringischer Siedler’. Wegen seiner Heilquellen erhielt Dürkheim 1847 den Zusatz Solbad, seit 1904 durfte es sich offiziell Bad Dürkheim benennen. So Dorn-Dürkheim, Landkreis Mainz-Bingen.
Bad Dürrenberg Die Siedlung entstand bei einer 1763 erschlossenen Solquelle, als wichtigste Saline Kursachsens, die 1815 preußisch wurde. Die Quelle wurde ab 1845 als Solbad genutzt. Ursprünglich ist Dürrenberg der Name des Rittergutes, auf dem die Solquelle erschlossen wurde. 1710 Rittergut auf dem dürren Berge, 1745 Dürreberg, 1815 Dürrenberg, 1938 Bad Dürrenberg. Ehemaliger Flurname ‘beim dürren Berg, Dürrenberg’, Grundwort-berg. So Flurname Dürrenberg in Liebschützberg, Landkreis Nordsachsen; Dürrenberg, Ortsteil von Hartmannsdorf, Landkreis Greiz,; Dürrenberg, Ortsteil von Jöhstadt, Erzgebirgskreis.
Bad Dürrheim Vom 11. bis 14. Jahrhundert Sitz des Adelsgeschlechts Esel, im 13. Jahrhundert an die Villinger Johanniter, 1805 an Württemberg und 1806 an Baden. Ab 1977 trägt Dürrheim das Prädikat Heilklimatischer Kurort. 889 Durroheim, 1092 Turreheim [Original], 1183 Turrihain [Original], 1256 Diurrehain [Original], 1299 Durhaim [Original]; Bad Dürrheim (1921).Ein Kompositum mit dem Grundwort-heim. Dem Bestimmungswort liegt ursprünglich wohl der Personennamen Durro zu Grunde. Einige Belege zeigen die im Westoberdeutschen verbreitete Variante -hain und wurden zunächst wohl volksetymologisch an das Grundwort-hain angeschlossen, später als Zusammensetzung mit dem Adjektiv althochdeutsch durri ‘dürr, trocken, wüst’, mittelhochdeutsch dürre ‘dürr, trocken, mager’ aufgefasst. So Dürrenbüchig, Ortsteil von Bretten, Landkreis Karlsruhe.
Bad
Ems In römisch Zeit Kastelle am Kreuzungspunkt von Lahn und Limes sowie Beginn des Silberabbaus, fränk. Siedlung seit dem 6. Jahrhundert, 1324 Stadtrecht und Anfänge des Kurbetriebesonders 1382 erstes Kurhaus. Weitere Kurhäuser gegen Ende des Mittelalter für die Landgrafen von Hessen, die Grafen von Nassau sowie die Kurfürsten von Mainz und Trier. Gemeinschaftliche Herrschaft der Häuser OranienNassau und Hessen-Darmstadt bis 1806, seit 1866 preuß. Im 19. Jahrhundert Sommerresidenz europäischer Monarchen. Seit 1913 offizieller Zusatz Bad. Circa 200 n. Chr. (inschriftlich) AVIO MONTE, 880 in aumenzu, 10./11. Jahrhundert Ovmence, Anfangs 13. Jahrhundert Ovmeze, circa 1220 omeze, omize, 1351 Eumeze, 1359 Eymtz, 1513 Emes. Ohne Berücksichtigung der Inschrift lässt sich an den Belegen die lautliche Entwicklung des Namens Ems aus althochdeutsch *Oumenzi ablesen (Umlautung des Diphthongs /ou/, Entrundung des Umlauts /öu/ > /ai, ei/, Monophthongierung zu /e ̄/ und Kürzung des Langvokals vor Mehrfachkonsonanz). *Oumenzi wird zurückgeführt auf vorgermanisch *Aumantia, den Namen des in Bad Ems von rechts in die Lahn mündenden Flusses (Ems-Bach, 1503 uf der Enbs), der indogermanisch *au - ‘Wasser’, erweitert um die Suffixkombination indogermanisch *-mnt-, enthält. Der Ort wurde nach dem dort mündenden Fluss benannt. Es ist nicht auszuschließen, dass auf der Inschrift der germanische Ortsname *Awjo-munPja-, romanisiert als Aviomonte, fixiert ist. Vermutlich ist *Awjo-munPjaeine germanisch Eindeutung des vorgermanischen Flussnamens *Aumantia. Im zweiten Kompositionsglied kann germanisch -munP-ja‘Mündungsgebiet’, im ersten das Appellativ germanisch *agwjo ̄ f. ‘Land am Wasser’ oder ein Flussname *Agwjo ̄ vorliegen. Germanisch *agwjo ̄ existiert auch, erweitert um das Kollektivsuffix -atja-, als Flurname die Aust (1092 Ovuûeza, 1357 dy autze, 1442 in der Aucz < *Ouwetze < *awjatjo ̄) am Oberlauf des Ems-Bachs.
Bad Emstal
Baden-Baden Seit 70 n.Chr. Römersiedlung, im 8. Jahrhundert unter fränkisch Herrschaft, ab 1250 Stadtrecht, seit 1306 Thermalquellennutzung für Bäder, Heilquellenkulturbetrieb, Kloster Lichtenthal, Schloss Hohenbaden. Der Vicus in Baden-Baden war vermutlich seit Trajan Vorort einer Gaugemeinde, die vielleicht von Kaiser Caracalla, der hier nach seinem Alemannenfeldzug geweilt haben soll, den Beinamen Aurelia erhielt. 197 Respublica Aquensis, 217 Aque, 220/30 civitas Aurelia Aquensis, 987 Badon, 1256 Baden [Original], 1356 Markgrafen Baden, 1390 Nydern Baden. Der Name gehört zu althochdeutsch bad, mittelhochdeutsch bat ‘(Heil-)Bad’ mit der Lokativbeziehungsweise Dativform auf -en und bezeichnet eine natürliche, warme Quelle beziehungsweise den Ort, wo sich eine solche Quelle befindet. Die Übersetzung des römischer Namens ins Deutsche spricht für eine nicht ganz abgerissene Siedlungskontinuität. Der Landschaftsname Baden wurde im 19. Jahrhundert auf die Stadt übertragen und führt in Abgrenzung zu gleichnamigen Orten als Kopulativkompositum aus Ortsname n und Ländername zum Ortsname Baden-Baden.
Baden. An der Thermenlinie. Seit der Römerzeit aufgrund der warmen Schwefelquellen als Heilbad bekannt; bemerkenswerte Sakralbauten; 1480 Stadterhebung, schwere Schäden durch Türken und Ungarneinfälle, Pest 1713 und Großbrände 1714 und 1812, danach Wiederaufbau im biedermeierbeziehungsweise Klassizismusstil. [Aufenthalte von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Johann Strauß Vater, Franz Grillparzer und anderen Kunstschaffenden. 4. Jahrhundert Aquae, 869 palatium (= [karolingische] Pfalz) ad Padun; in loco qui lingua nostra dicitur Baden, latine vero Balneum (nach 1156). Bei diesem Namen liegt althochdeutsch-bairisch pad (im Dativ Plural nach der ursprünglichen a-Deklination) als Übersetzung von lateinisch aquae ‘bei den Wässern’ im Sinn von ‘bei den (Heil-) Bädern’ vor.
Bad Endbach Seit 1955 Kneipp-Kurort für Venen und Gelenke. 1261 Endebach, 1577 Ennebach. Benannt nach dem Endebach, an dessen Einmündung in die Salzböde der Ort liegt.-bach.
Bad Endorf
Badendorf
Badenhard
Badenheim
Badenweiler
Bad Essen Die bis ins 19. Jahrhundert dörflich-landwirtschaftlich strukturierte Siedlung entwickelte sich Ende des 19. Jahrhundert zum Kurort, dem 1902 der Titel Bad zuerkannt wurde. 1074–81 Essene [Original], um 1200 Essene; Essen (1412). Ableitung mit -n-Suffix. Basis der Ableitung ist ein aus mehreren Namen zu erschließendes Appellativum *As-, das mit hochdeutsch Esse, litauisch aslà ‘gestampfter Lehmboden’ auf indogermanisch *as ‘brennen, trocken werden, sein’ zurückgeführt werden kann und in Gewässername einen nur zeitweise wasserführenden Bach bezeichnet. Ob in Bad Essen ein ursprünglich Gewässername anzusetzen ist oder eine andere Stellenbezeichnung, ist nicht sicher zu entscheiden. Das -ides Suffixes bewirkte Umlaut im Stamm. Gelegentlich erscheint Def-/Dep (= mittelniederdeutsch d ̄ep ‘tief’) als Zusatz, wohl, um den Ort vom Meierhof Essen oder dem Essener Berg zu unterscheiden. So (Haus) Assen in Lippborg, Ortsteil von Lippetal, Kreis Soest; Höhenzug Asse, Landkreis Wolfenbüttel.
Bad Fallingbostel Seit dem Mittelalter als Verwaltungssitz bezeugt (erst Vogtei, dann Amt, seit 1885 Kreissitz), staatlich anerkanntes Kneippheilbad 1976; 2002 Namenszusatz Bad. Um 990 Vastulingeburstalle [Kopie 11. Jahrhundert], um 1167 Vastelingeburstolde [Kopie], 1293 Valingheborstelde [Kopie 14. Jahrhundert]; Fallingbostell (1542). Wie bei den -inghausen oder -ing(e)rode-Namen liegt hier eine mit-ing(en) abgeleitete Personengruppenbezeichnung vor, die mit dem Grundwort-borstel gebildet ist. Das Bestimmungswort enthält der Kosename *Fastul(o). Wohl aufgrund der Länge des Namens (siebensilbig) schwindet früh die zweite Silbe (-stu-/-ste-), im 14. Jahrhundert dann das -e des Suffixes. Deutung also: ‘Siedlung der Leute des *Fastul(o)’.
Bad Feilnbach
Bad Frankenhausen Fränkische Ansiedlung aus 8./9. Jahrhundert neben altthüringischem Dorf, heutige Altstadt, seit 11. Jahrhundert Herrensitz, Ende 12. Jahrhundert Stadtgründung (1219 oppidum); Salzgewinnung schon im 10. Jahrhundert (998 loca patellarum in quibus sal efficitur ‘Bodenvertiefungen, in denen Salz gewonnen wird’), im Mittelalter Salzhandel; Bauernkriegsschlacht 1525 (Gedenkstätte Panorama); seit 1818 Solbad, Kurort, seit 1927 Namenszusatz Bad. (802/817) 1150/65 in villa Franchenhusen, 876 Ypanhhenhus (verderbt, lies: Vrankkenhus), 998 apud Franconhus, 1074 salina Frankenhusen, ab 1120 Vrankenhusen, Frankinhusen, noch 1506 Franckenhusen. Gebildet wurde der Ortsname mit dem Volksnamen der Franken und dem Grundwort -hausen zur Kennzeichnung einer fränkisch Ansiedlung, wobei -husun/-hausen einen erstarrten Dativ Plural ‘bei/zu den Häusern’ zeigt. So Frankenhausen bei Crimmitschau; Frankenhausen, Kreis Kassel, ferner Frankenberg, Landkreis Mittelsachsen; Frankenthal (Pfalz).
Bad Freienwalde An der Kreuzung der alten Straßen Frankfurt/Oder-Berlin-Neumark-Pommern nahe dem Oderübergang gelegen. 1683 wurde die Heilquelle entdeckt (heute Kurfürstenquelle), die den Grundstein für die Entwicklung des Ortes zur Kurstadt legte. Seit 1925 trägt die Stadt die offizielle Bezeichnung Bad im Namen. 1316 Vrienwolde [Original], 1375Vrienwalde (civitas); Bad Freienwalde (1925). Der Name bezeichnete eine Ansiedlung im freien Walde und enthält mittelniederdeutsch vr ̄ı‘frei, ungebunden’ und mittelniederdeutsch wolt ‘Wald’. Er gehört zu den Wunschnamen der mittelalter Siedlungszeit oder steht für eine Rodungssiedlung, die frei von Abgaben war. Ähnlich Freiwalde, Ortsteil von Bersteland, Landkreis Dahme-Spreewald.
Bad Friedrichshall Entstanden 1933 durch die Vereinigung von Kochendorf und Jagstfeld, 1935 folgt die Eingemeindung von Hagenbach. Heilquellenkurbetrieb, Salzbergwerk, Schloss Lehen. Bad Friedrichshall (1933). Namengebend war die 1818 in Betrieb genommene Saline, die König Wilhelm I. nach seinem Vater Friedrich I., der hier von 1812 bis 1816 nach Salz bohren ließ, Friedrichshall genannt hatte. Das Grundwort ist althochdeutsch -hall in (hallsalz) ‘Salz’, mittelhochdeutsch hal ‘Salzwerk’. So Friedrichshall, im Ortsteil Lindenau der Einheitsgemeinte.
Bad Füssing
Bad Gandersheim 852 Gründung des Reichsstiftes (bis 881 Sitz in Brunshausen) durch den sächsische Herzog Liudolf an der Kreuzung zweier Fernstraßen, enge Verbindung mit dem Kaiserhaus bis zum 12. Jahrhundert, Kaufmannssiedlung, 990 Münz-, Markt und Zollrecht, 13. Jahrhundert Stadtrecht, um 1300 Bau einer welfischen Burg, 1571 Gründung des „Paedagogium Illustre“ (ab 1574 in Helmstedt), 1878 Errichtung des ersten Solbades, seitdem Kurort, seit 1932 Zusatz Bad. Zu 852 Gandesheim (Kopie 15. Jahrhundert), 956 Ganderesheim [Original]. Der Ortsname bezeichnete ursprünglich Altgandersheim, 780–802 Gandesheim (Kopie 12. Jahrhundert); nach Gründung des Reichsstifts wurde er auf das heutige Gandersheim übertragen. Bildung mit dem Grundwort -heim. Das Bestimmungswort bildete zunächst der Gewässername Gande, ungewöhnlich in stark flektierter Form, im 10. Jahrhundert trat dafür wahrscheinlich ein sonst nicht bezeugter Raum *Gandara ein. Der Gewässername lässt sich auf indogermanisch *gu-hen ‘schwellen, strotzen; Fülle’ beziehungsweise dessen Ablautform mit Dentalerweiterung *gu-hon-dh-, germanisch *gand zurückführen und als ‘Schwellfluss’ erklären.
Bad Gottleuba-Berggießhübel Namenszusatz Bad seit 1937. Namengebend ist die Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel, die 1999 durch den Zusammenschluss der beiden Kurorte Bad Gottleuba und Berggießhübel entstand. Die Verwaltungsgemeind ist bedeutend durch Fremdenverkehr und Kurwesen. Gottleuba: 1363 Gotlauia, 1378 Gotleeb, 1388 zcu der Gotelewbe. Berggießhübel: 450 Gißhobel, 1548 Gießhübbel. Gottleuba: Die Erklärung ist schwierig, eventuell zum Personennamen Gottlieb, der als Bergname galt und auf den Ort übertragen wurde. Gießhübel: Zu mittelhochdeutsch giezen ‘gießen’ und hübel ‘Hügel’, offenbar mit Hinweis auf häufige Überschwemmungen.
Bad Godesberg, (Köln) 801-14 in Guodanesmonte, 1131 Gudenesberg, 1222 Gundebsberhc. Germanisch Wodanes berga, Berg des Gottes Wodan.
Bad Griesbach im Rottal 1260 Verkauf an die Herzöge von Niederbayern, seit dem 13. Jahrhundert Markt, 1973 Auffindung heilkräftigen Thermalwassers, seit 2000 Zusatz Bad. 1108 Griezbach, 1112 Grizpach, 1147 (Kopie des 12. Jahrhundert) Grizbach, 1354 Griespach, 1514 Griesbach, 1964 Griesbach i.Rottal, 2000 Bad Griesbach im Rottal.Grundwort des ursprünglich übertragenen Gewässernamens ist althochdeutsch-bach, pach ‘Bach, kleiner Wasserlauf’, Bestimmungswort grioz, griez ‘Sand, Kies’. Die Lage im Rottal dient zur Lokalisierung und Differenzierung von anderen Orten, z. B. Untergriesbach, Landkreis Passau; Obergriesbach, Landkreis Aichach-Friedberg; Griesbach, Ortenaukreis.
Bad Grönenbach Alter Adelssitz mit Schloss, stiftskemptisches Lehen, Markt und Gerichtssitz, Kneippkurort, seit 1996 mit dem Namenzusatz Bad. 1127 Gru ̆nenbach, 1128 Gro ̆nenbach, 1434 Grünenbach; Grönenbach (1474). Grundwort -bach, Bestimmungswort althochdeutsch gruoni, gruone ‘grün’, Gesamtdeutung: ‘am grünen Bach’. Nach A. Bach bezöge sich das Grün auf die Wasserfarbe.
Bad Grund (Harz)
Bad Harzburg Um 1068 Errichtung zweier reichsgeschichtlich bedeutsamer Burgen durch Kaiser Heinrich SO auf dem großen und kleinen Burgberg über Harzburg; eine Siedlung – Neustadt – wahrscheinlich ab dem 13. Jahrhundert unterhalb der Burg; 1569 Entdeckung und seitdem Ausbau der Saline Juliushall; im 17. Jahrhundert Stadtverfassung, Stadtrecht und Titel Bad 1894. 1071 Hartesburg [Original], 1073 Harzesburg, 1218 in castro Hartisburch, um 1775 Harzburg oder Neustadt. Bildung mit dem Grundwort-burg und dem Namen des Harzes. Dieser ist sowohl mit auslautendem -z wie -t belegt. Er ist zu verbinden mit dem in althochdeutsch hard, mittelniederdeutsch hart ‘Bergwald, waldige Anhöhe’ belegten Appellativum, das wurzelauslautenden Wechsel von sth. und stl. Dental aufweist.
Bad Heilbrunn
Bad Herrenalb Entstanden durch die Ansiedlung des 1149 gegründet Zisterzienserklosters Alba Dominorum, 1643 durch Weimarer komplett zerstört, 1791 zur bürgerlichen Gemeinte erhoben, 1887 Stadtrecht. Heilquellenkurbetrieb, Überreste der Zisterzienserabtei im Stadtkern, Albtalbahn. Um 1149 Alba; Bad Herrenalb (1971). Ausgangspunkt ist der Name des Zisterzienserklosters, der zunächst zum Gewässername Alb gebildet und später zur Unterscheidung von Frauenalb Alba Dominorum, das heißt Herrenalb, genannt wurde.
Bad Hersfeld 769 Gründung des Klosters durch Bischof Lullus von Mainz, 775 Reichsabtei, 1170 civitas, Umwandlung der Reichsabtei in ein weltliches Fürstentum, in Personalunion verbunden mit Hessen-Kassel, 1648–1807 Hauptstadt des hessisch Fürstentums und eines Amtes, 1821 hessisch Kreisstadt, 1866 zur preußisch Provincie Hessen-Nassau, 1949 Verleihung des Titels „Bad“, seit 1951 Bad Hersfelder Festspiele. 775 Haireulfisfelt [Original], 775 Haerulfisfelt, 779 Hariulfisfelt, 998 Herolfesfeld in pago Hassiae, 1005/1006 Heresfeld, Mitte 11. Jahrhundert Herocampia, 1134 Hersfeld, 1561 Hirschfeld. Personennamen Hariulf. Der Ortsname zeigt im Erstglied Primärumlaut - azu -e vor dem -i der Folgesilbe. Bereits im 12. Jahrhundert synkopierte Form Hers für Her(iulfe)s-. Zweitglied-felt.
Bad Hindelang
Bad Hönningen In unmittelbarer Nähe verlief der römische Limes. Im 11. Jahrhundert an das Domkapitel zu Bamberg und das Stift Sankt Simeon in Trier, dessen Vögte das Schloss Arenfels errichteten. Sowohl die Templer als auch später die Johanniter hatten hier eine Komturei. Nach 1815 zum preuß. Rheinland. 1895 beginnt in Hönningen der Kurbetrieb, 1950 erhält der Ort den Titel „Bad“ und 1969 Stadtrechte. 1019 in Hohingon, 1041 predium Hoinga, 1071 Hoingen, 1210 Hongin, 1307 Hoeningen. Ableitung mit dem Suffix -ingen vom althochdeutsch Personennamen Ho ̄ho, Ho ̄o. Ende 12. bis Anfangs 13. Jahrhundert wird der Hiatus beseitigt. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Siedlung der Leute des Ho ̄ho’. Eine toponymische Ableitung von althochdeutsch ho ̄(h)‘hoch gelegen’ ist aufgrund der geogriechischen Gegebenheiten weniger wahrscheinlich. So Hönningen, Landkreis Ahrweiler; Höngg, Ortsteil von Zürich.
Bad Homburg vor der Höhe Besiedlung seit dem Neolithikum, später durch Kelten, Römer, Alemannen, Franken. Ersterwähnung um 1180: ein Wortwin von Steden nennt sich nach der (von ihm erbauten?) Burg. Um 1200 im Besitz der Herren von Eppstein (Stadtrecht für die Burgsiedlung in der 1. Hälfte des 14. Jahrhundert), 1486/87 an Hanau, 1504 an Hessen, 1622 an die Nebenlinie Hessen-Homburg, 1866 an Preußen; Zusatz „Bad“ seit 1912. Um 1180 Hohenberch (Kopie1 211), 1226 Hoenberch[Original], 1358 Hohinberg [Original], 1476 Hoenburg vor der hoe [Original]. Bedeutung: ‘(Siedlung) am hohen Berg beziehungsweise an der hohen Burg’. Das Bestimmungswort, der Dativ von mittelhochdeutsch ho ̄ch, zeigt in Beleg 2 und 4 den Schwund des intervokalischen -h-, in 3 die weitverbreitete i-Schreibung für unbetontes ə; im 16. Jahrhundert führen dann noch Kontraktion und die Assimilation von -n> -man das bdes Grundwort zur h. Form. Grundwort -berg /-burg: in 1 und 2 dürfte -ch Schreibvariante für auslautverhärtetes -g (= -k), kaum Reflex mundartlich Spirantisierung sein, 4 ist wohl Erstbeleg sowohl für die Veränderung zu -burg wie auch für den (von vergleichbaren ON) unterscheidenden Zusatz: Die Höhe – wie meist in mitteldeutsch Kanzleisprachen ist der Umlaut nicht bezeichnet – ist der bis ins 18./ 19. Jahrhundert allgemein übliche Name für das seitdem Taunus genannte Gebirge (Königstein im Taunus). So Homburg, Saarpfalzkreis; Homberg (Ohm), Vogelsbergkreis.
Bad Honnef Besiedlungsspuren seit 6. Jahrhundert, Ersterwähung Ende 8. Jahrhundert, Herrschafts und Gerichtsrechte im Mittelalter strittig zwischen Kölner Erzbischöfen und den Herren von Heinsberg, später von Löwenberg (Ruine der Löwenburg), ab 1451 Sitz des bergischen Amtes Honnef, 1689 fast vollständig zerstört, 1862 Stadtrechte, ab 1961 Bad Honnef (Kurort mit Mineralquellen), 1969 mit Aegidienberg zusammengeschlossen. Ab Ende 19. Jahrhundert Kurbetrieb bis 1983/84. 8. Jahrhundert (Dittmaier: 801) Hunefe, 922 Hunnapha, 1120 Hunefe. Bestimmungswort entweder zum Adjectivisch *hun, hu ̄n ‘geschwollen ‘oder zu *hun ‘braun, morastig’, das Grundwort ist-apa. So Hennef, Rhein-Sieg-Kreis; Erftstadt (mit demselben Gewässername, der im Gebiet zwischen Rhein, Weser und Main in Gewässername und Ortsname sehr verbreitet ist).
Bad Iburg Bereits im 8. Jahrhundert war in Iburg eine Burganlage vorhanden; die heutige Burg und das Benediktinerkloster wurden in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundert von den Osnabrücker Bischöfen erbaut beziehungsweise gegründet; im hohen und späten Mittellter war die Iburg militärischer und Verwaltungsmittelpunkt des Bistums, aber erst im 16. Jahrhundert Hauptresidenz der Bischöfe; der Flecken Iburg entstand um 1200, erhielt 1359 Weichbildrecht, 1959 Stadtrecht und 196 7 den Titel Bad. 753 Iuberg [Kopie 9. Jahrhundert], 753 Iuburg [Kopie9. Jahrhundert], 1171 Yburch; Iburg (1182). Bildung mit dem Grundwort-burg, das einige Male auch als-berg erscheint. Als Bestimmungswort ist mittelniederdeutsch ̄ıwe ‘Eibe’ beziehungsweise daraus zu erschließendes altsächsisch * ̄ıwa (vgl. althochdeutsch ̄ıwa) anzusetzen. Bei dem Stammkompositum erscheint das -w nur in den ältesten Belegen als -u-, danach schwindet es. So Iburg (Bad Driburg).
Bad Karlshafen
Bad Kissingen Die Heilquellen sind seit dem 9. Jahrhundert bekannt; zunächst in fuldischem, dann in hennebergischem Besitz; 1279 erstmals als Stadt erwähnt, seit 1394 würzburgisch, ab 1814 bayerisch; seit dem 19. Jahrhundert weit bekannter Badeort, Musik-Festival „Kissinger Sommer“. 801 (Druck 1607) Chizziche, 801 (Kop 12. Jh) Kizziche, 822 (Kopie12. Jahrhundert) Kizzingen, 907 Kizicha, 1394 Kissige, 18. Jahrhundert Kissingen. Die Suffigierung mit-ingen ist anhand der ältesten Belege als sekundär zu erkennen; ob -ich als Fortsetzung eines keltisch -iaca gedeutet werden darf, erscheint unsicher. Für das Erstelement ist von der ausnahmslosen -zz-Schreibung der älteren Belege auszugehen, die graphisch eindeutig auf Lautverschiebung von voralthochdeutsch -t weist und lautlich ähnlich wie -ss zu realisieren ist; erst nach dem späteren Zusammenfall dieses -zzmit voralthochdeutsch -ss werden beide gleich gesprochen und gleich geschrieben. Die in der Forschung diskutierten slawische oder germanisch Etymologien mit voralthochdeutsch -s statt -t sind also lautgeschichtlich falsch. Dagegen ist die Herleitung von einem nur erschlossenen keltischen Personennamen *Citus als *Kitiaca wenigstens lautgeschichtlich möglich, wenn auch sonst höchst problematisch, insofern zur Erklärung offenbar ad hoc einem Personennamen angesetzt wird und keltisch Namen sonst außerhalb des römischen Reichs nicht tradiert sind. Ebenso wenig kann eine Ableitung von einem ebenfalls nur erschlossenen germanisch Personennamen Chizo überzeugen.
Bad Kleinen Dorf Mecklenburg-Bad Kleinen. Dorf Mecklenburg: 11./12. Jahrhundert Bischofssitz, 1256 Abriss der slawische Burganlage, 1277 Neubau einer Burg für Schweriner Fürsten, 1322 Zerstörung der Burg, Mitte des 14. Jahrhundert entstand die heutige Siedlung, zu Mecklenburg-Schwerin. Mecklenburg: 995 Michelenburg, 1154 Michelinburc, 1166 Magnopolis, 1171 Mikelenburg, 1275–78 Mekelingeborg. Bad Kleinen: 1178 et uillam Cline, 1186 Klinen, 1260–72 de Clene. Dorf Mecklenburg: Möglicherweise ist der Name des kleinen Dorfes die Übersetzung des urkundlich nicht exakt nachweisbaren Namens einer altpolabischen Burg, deren Wallreste h. noch im Ort zu besichtigen sin. In seinem Reisebericht aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhundert erwähnt Ibrahim ibn Jaqub eine Burg, die „Grad“ genannt wird und „große Burg“ bedeutet, was etwa *Wiligrad (nicht überliefert) vermuten lässt. Dem d. Ortsname liegen althochdeutsch michil ‘groß’ und-burg zugrunde. Der Burgname wurde auch auf ein Gebiet (heute Teil eines Bundeslandes) übertragen. Der althochdeutsche Name der mittelalten Burg wurde im 12. Jahrhundert auf Bistum und Land übertragen. Der Zusatz Dorf (etwa seit Ende des 16. Jahrhundert) dient zur Unterscheidung vom Landesnamen. Dem Ortsname Kleinen liegt ein altpolabischer Flurname *Kliny (im Polen.) zugrunde, der bei der Eindeutschung ein zusätzliches Endungs -n erhielt. Das Appellativum lässt sich aus slawische *klin ‘Keil’ rekonstruieren, womit sich eine Bedeutung ‘keilförmige beziehungsweise dreieckige Flurstücke’ ergibt. So Klink, Müritzkreis, Klinke, Ortsteil von Badingen, Landkreis Stendal; Klinken, Ortsteil von Lewitzrand, Landkreis Parchim.
Bakenbuch, (Eschweiler) 1223 memoris in Bakenbuch. Germanisch bagna, Dachs, + boka, Waldname aus dem Baumnamen bolo, Buche.
Baldringen, (Trier) 1202 Balderingin, 1207 Balderingen. Germanisch Baplaharingum, bei den Leuten des Balpahari, (balpa kühn, + harja, Heer) Balesfeld. (Trier) 1222 Baldenshart. Germanisch Balpines, des Balpinm, + harud, waldiger Hohenzug.
Balhorn, (Paderborn) 11015 Balhornon, 1031 Balehornon. Germanisch balwa, schlecht, + hurnum, zu hurna, Spitze.
Balken, (Buer) 1148-54, Balco. Germanisch balkan, Balken, niederdeutsch auch Rain.
Balkhausen, (Solingen) 10-1100 Balghuson. Germanisch balga, Schwellung + husum, zu husa, Haus.
Balterstorph, (Rheinprovinz) 1116 Germanisch Balpaharis porp, Dorf des Balpahari, (balpa kühn + harja, Heer).
Balsamgau, (Gau zwisschen Elbe und Biese) Mitte 1200 in Balsema.
Bad Klosterlausnitz Anfangs 12. Jahrhundert mit Entwicklung zu Doppelkloster (1137); Markthaltung beim Kloster bis Anfangs 16. Jahrhundert; Holzindustrie; in Wäldern Moor, medizinisch genutzt, seit 1932 Bad (Luftkurort und Moorbad). 1116 Lusenitz, Lvsinici, 1137 Cella Sanctae Mariae (Einsiedelei der Heiligen Maria – am Bach) aqua Lusenize, 1170 Lusiniz, 1243 Lusniz, 1485 Laussnitz; Kloster-Lausnitz (1868). Zunächst Gewässername, auch 1181 Luseniz, altsorbisch *Łuˇznica, gebildet zu altsorbisch *ług ‘Wiese’ (oder eventuell auch altsorbisch *łuˇza ‘Lache’) mit Suffix -ica (-itz), also wohl ‘Bach im Wiesengrund’. Der Gewässername wurde im 12. Jahrhundert auf die Ansiedlung übertragen. Das altsorbisch |u| wurde nach Übernahme ins D. lang gesprochen und im 14./15. Jahrhundert diphthongiert zu -au-. Der präzisierende Zusatz Klosterzur Unterscheidung von gleichnamigen Orten in TH trat erst spät hinzu. So Lausnitz bei Neustadt (Orla), Saale-Orla-Kreis, 1271 Lusenitz; Lausnitz, Ortsteil von Unterwellenborn, Landkreis Saalfeld Rudolstadt, 1109 Lusinici; ferner Laußnitz, Ortsteil von Königsbrück, Landkreis Bautzen, 1289 Lusenytz; Klostermansfeld, Landkreis Mansfeld-Südharz, und weitere Ortsname mit Bestimmungswort Kloster-.
Bad König Im Ort an der Mümling erhielten zu Beginn des 9. Jahrhundert sowohl das Kloster Fulda als auch das Kloster Lorsch Schenkungen. Das Erzbistum Mainz, das 1232 die Besitznachfolge antrat, verkaufte das halbe Dorf 1355 an die Schenken von Erbach, die bis zum Ende des Alten Reiches die Ortsherrschaft innehatten. König war der Mittelpunkt eines kleinen Zentgerichts. 1806 an das Großherzogtum Hessen. Das 1559 erbaute erbachische Schloss geht möglicherweise auf eine mittelalter Befestigung zurück. Seit dem 19. Jahrhundert Entwicklung zum Bad (seit 1948 Bad König). 1980 wurden die Stadtrechte verliehen. 806–815 (Kop.) villa ... Cunticha / Chunticha, 847 (Kop.) villa Quinticha, 9. Jahrhundert (Kopie) Kinticha, 1321 Küntich, 1457 Konich. Eine Verbindung des Ortsnamens mit der etwa 2,5 km entfernten Kinzig (vgl. die benachbarten Ortsname Ober/ Mittelund Niederkinzig) ist wegen des unterschiedlichen Wurzelvokals, der bei König aufgrund des fast eindeutigen Quellenbefundes als -u anzusetzen ist, ausgeschlossen. Vorgeschlagen wurde daher ein römisch Personennamen Quintus / Quintius als Bestimmungswort zu einem Kompositum mit dem Suffix -acum als *Quintiaca, was eine keltisch-romanisch Namenskontinuität in diesem Raum in unmittelbarer Nähe des Limes voraussetzt. Sprachgeschichtlich bemerkenswert sind bei diesem Ansatz, dass voralthochdeutsch -nt nicht zu -nz (wie in Kinzig < germanisch *kuentica) verschoben wurde.
Bad Königshofen im Grabfeld Besiedlung seit prähistorischer Zeit (um 4500 v. Chr.) durch archäol. Funde nachgewiesen. In der späten Merowingerzeit befand sich hier eine königliche Eigenkirche, die 741 zur Ausstattung des Bistums Würzburg verwendet wurde. Verleihung der Stadtrechte um 1235, bis 1354 Eigentum der Grafen von Henneberg, danach im Besitz der Würzburger Bischöfe; als Teil des Hochstiftes Würzburg 1803 zugunsten Bayerns säkularisiert, 1814 endgültig bayerisch, 1974 wurde die Stadt zum Bad erhoben. 822 Chuningishaoba, 845 Chuningeshoua, 889 Chuningeshofe, 1293 Kunegeshoven, 1746 Königshofen. Das Grundwort ist zuerst althochdeutsch huoba ‘Hufe’ (Landstück), dann stets althochdeutsch hof ‘Hof ’, -hofen, Bestimmungswort ist althochdeutsch kuning ‘König’ im Genitiv Singular. Die Namengebung bezieht sich auf die Lage der Siedlung auf (ehemalig) Königsgut.
Bad Kösen. Stadt (seit 1. 1. 10 Ortsteil der Stadt Naumburg) im Burgenlandkreis, (als selbstständige Stadt 2004). Altsorbisch Fischer und Flößersiedlung, bis 1540 im Besitz des Klosters Pforta (später Schulpforta), 1543–1815 kursächsisch, seit 1730 Solegewinnung, ab1813 Solbad, Kurbetrieb. 1040 Kusenti, 1074 Chusinza, 1145 Kusenze, 1300 Cusne, 1345 de Kosene, 1407 zcu Kosin, 1459 Cösenn, 1540 Koesen, 1749 Kösen. Das Suffix deutet auf ein alteuropäisches Grundwort: *kusantia, eine nt-Bildung zu indogermanisch *ku ̄s‘wallen, wogen’, vgl. lettisch kûsát dasselbe. Somit könnte hier eine sehr alte Bez. für einen Flussabschnitt der Saale vorliegen. So Flussname Cusus in Illyrien (bei Tacitus), jetzt die Waag, links zur Donau, Tschechien.
Bad Köstritz
Bad Kötzting Ursprünglich Burg mit Burgflecken, Marktrechte vermutlich nach 1255, seit 1953 Stadt, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Kötzting, seit 2005 Kneippheilbad und Namenszusatz „Bad“, Kötztinger Pfingstritt (berittene Bittprozession). 1146–47 Kopie Mitte 12. Jahrhundert Chostingen (so auch in einer gefälschten urkundlich des 13. Jahrhundert zu 1073), 1178–88 Kosting, 1224 Koetsdingen [Original]; Koe tzting [Original] (1394). Am ehesten handelt es sich um eine -ing-Ableitung,-ing(en), von dem eingedeutschten slawischen Personennamen *Kostц (dieser zum Appellativum *kostц ‘Bein, Knochen’) und damit um einen slawische-deutsche Mischnamen. Zu der Grundform bairisch-althochdeutsch *Chostingun (Dativ Plural) ‘bei den Leuten des Chost’ kann eine slawische Vorform *Kostici existiert haben. Nicht ganz auszuschließen ist eine -ing-Bildung zu einem eingedeutschten slawische Siedlungsname (Burgnamen) *Kostц (dieser zum o. g. Appellativum). Durch i im Suffix -ing wurde der Umlaut o > ö bewirkt. Seit dem 13. Jahrhundert ist ein sonst in Ortsnamen nur vereinzelt auftretender Einschub von t vor s festzustellen.
Bad Kohlgrub
Bad Kreuznach Im Römischen Reich Grenzstadt, deshalb Errichtung eines gewaltigen Kastells, 1270 städtische Freiheiten wie Markt-, Gerichtsund Zollrecht, 1708 zur Kurpfalz, ab zu 1792 Frankreich, 1815 zu Preußen. Seit 1924 Titel „Bad“,. 819 Cruciniacum, 822 Cruzenacus, 835 Cruciniacum, 839 Cruciniaco, 845 Crucinacha, 992 Cruzzinach, 1158 Crucenachen, 1253 Crucenach, 1422 Crutzennach, 1517 Creutznach. Ausgangsform *Cru ̄cinacum ‘Praedium des Crucinus’, Ableitung mit dem galloromanisch Suffix -ako von Personennamen *Cru ̄cinus.
Bad Krozingen Seit 1806 zum badischen Amtsbezirk Staufen gehörig, bei Ölbohrungen im Jahre 1911 wurde eine Thermalquelle erbohrt, die zum 1933 verliehenen Prädikat Bad führte. Heilquellenkulturbetrieb, romanisch Glöcklehofkapelle, Renaissanceschloss, Spuren eines römisch Vicus, Gräberfelder, Runenfunord 807 in villa Scrozzinca [Original], 1146 Crocingen, 1185 Crozzingen, 1409 Krotzingen [Original]; Bad Krozingen (1933). Es handelt sich um eine -ingen-Bildung mit einem Personennamen Scrozo (wenn der älteste Beleg zutrifft; zu althochdeutsch scro ̄tan ‘schroten’) oder Crozzo (zu althochdeutsch krota ‘Kröte’); der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Scrozo (oder Crozzo)’. So Großkrotzenburg, Main-Kinzig-Kreis.
Bad Laasphe Bei einer Befestigungsanlage der vorrömischen Eisenzeit entstanden, Stammburg der Grafen von Wittgenstein, im 13. Jahrhundert Stadtwerdung, seit 1984 Heilbad und Namenszusatz Bad. Um 800 Iassaffa, Lassaffa, 1219 Lasphe, 1275 Lasfa; Laasphe (1597). Die Zuordnung des Erstbelegs aus dem CE I (Kopie 12. und 14. Jahrhundert) ist umstritten. Erwogen wurden auch Ober-und Niederjossa s von Bad Hersfeld, wofür die Belege dieser Orte jedoch nicht sprechen. Die Form Lassaffa der jüngeren Abschrift dürfte vielmehr die älteste Form des Ortsname Laasphe wiedergeben und fügt sich zu den späteren Belegen; für Iassaffa ist bei einer in karolingischer Minuskel geschriebenen Vorlage Verwechslung von -l und langem -i wahrscheinlich. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Grundwort -apa und beruht somit auf dem gleichlautenden Gewässername. Als Bestimmungswort wird meist althochdeutsch la(h)s, mittelhochdeutsch lahs, mittelniederdeutsch las ‘Lachs’ angenommen; -ss des Erstbeleges wäre dann aus -hs assimiliert. Motivgebend für einen ‘Lachs-Bach’ wäre das gelegentliche Erscheinen des wertvollen Fischs während seiner Laichzüge gewesen und der Gewässername als Ereignisname zu betrachten. Förstemanns Vorschlag einer nicht bezeugten althochdeutsch/altsächsisch Entsprechung *la ̄s zu altenglisch lœ ̄ s ‘Weide’, die z. B. im Ortsname Lesse, Stadt Salzgitter, NI, angenommen wird, ist nach derzeitigem Forschungsstand für Bad Laasphe nicht ausreichend zu sichern, jedoch nach Alter und Typ des Namens nicht gänzlich auszuschließen.
Bad Laer Das in Mittelalter und Neuzeit überwiegend dörflich-agrarisch strukturierte Laer wurde 1972 Sitz der Groß Gemeinte Laer, die seit 1975 staatlich anerkanntes Soleheilbad ist. 851 Lodre [Original], 1074 Lathara [Kopie 18. Jahrhundert], 1171 Lothere, 1447 Loder; Laer (1565). Ableitung mit -r-Suffix. Für die Ableitungsbasis kommt entweder altsächsisch loda ‘Schössling’ in Betracht, oder aber der Name wird als Dentalerweiterung an die Wz. *leu-, *lu‘ Schmutz’ angeschlossen, die in zahlreichen Namen anzusetzen ist. Im 16. Jahrhundert schwindet das intervokalische -d-, und -a tritt für -o ein.
Bad Langensalza Altthüringisches Dorf, 8./9. Jahrhundert Reichsgut, später Herrensitz, Ende 12. Jahrhundert landgräfliche Burg, Stadt nach 1200 (1222 oppidum); 17./18. Jahrhundert Handel mit landwirtschaftlichen Produkten; 1811 Schwefelquellen entdeckt, Badeort; seit 1952 Zusatz Bad; Rosenstadt (2002), Schwefel-Sole-Heilbad (2005). (775/86) 1150/65 Salzaha, 876 in Salzahu, 932 Salczaha, 1130 Salzaha, 1212 Salzach, ab 13. Jahrhundert Salza, Salcza; Langensalza (1579). Der Ort wurde benannt nach dem Gewässer, der Salza, einem ‘Salzbach’ zu althochdeutsch salz ‘Salz’ und -aha ‘Wasser’. 876 in Salzahu zeigt eine althochdeutsch Deklinationsform für althochdeutsch Dativ/Lokativ Singular. So Salza, Ortsteil von Nordhausen, um 800 Salzaha; Bad Salzungen, Wartburgkreis, Salzwedel, Gewässername Salz, in Mainfranken, 810 Salzaha; Gewässername Salza (zur Saale, 979 Salta, und zur Elbe, 965 Salza).
Bad Lauchstädt
Bad Lausick Im 10./11. Jahrhundert altsorbisch Weiler mit deutschem Herrenhof, 1096 Gründung einer Mönchszelle des Klosters Pegau durch Wiprecht von Groitzsch, seit dem 12. Jahrhundert Ausbau zum befestigten Ort und Marktflecken. 1821 Eröffnung des ersten Heilbades, seit 1913 Zusatz Bad. 1993 neue Kureinrichtungen. 11. Jahrhundert Luzke, 1181 Luzic, 1497 Laussigk. Aus altsorbisch *Łuˇzk zu altsorbisch *ług ‘Grassumpf, Aue’, eventuell auch zu *łuˇza ‘Lache, Pfütze’, jedenfalls ein Hinweis auf Gewässer. So Lauschka, Ortsteil von Hartha, Landkreis Mittelsachsen; Lauske, Ortsteil von Weißenberg, Landkreis Bautzen; Laußig, Landkreis Nordsachsen.
Bad Lauterberg im Harz Ende des 12. Jahrhundert Nachweis der n gelegenen Burg; Sitz der Grafen von Lutterberg; Ort im 15. Jahrhundert als Bergbausiedlung gegründet; seit 17. Jahrhundert Fleckenrecht; 1906 zum Bad erklärt; Stadtrecht 1929; seit 1904 mit Zusatz Bad. 1183 Luterberch [Original], 1490 Lutterbergk; Lauterberg (1616). Bildung mit dem Grundwort -berg und dem Gewässername Lutter, der zu altsächsisch hlu ̄ttar, mittelniederdeutsch lutter ‘rein, klar, hell, sauber’ gehört und entweder auf ein feminines Substantiv *(H)lu ̄ ttara oder ein Kompositum *(H)lu ̄ ttar-aha mit dem Grundwort-ach1 zurückgeht. Im 17. Jahrhundert setzt sich hochdeutsch Lauterdurch. Deutung also: ‘(Siedlung am / auf dem) Berg an der Lutter’.
Bad Liebenstein
Bad Liebenwerda Die im 10./11. Jahrhundert angelegte Burg diente zum Schutze des Straßenübergangs über die Elster. Erhalten ist nur noch der Lubwartturm. Liebenwerda fiel zwischen 1353 und 1364 an die Herzöge von Sachsen, 1815 kam es zu Preußen, 1947/52 zum Land Sachsen-Anhalt, 1952 zum Bezirk Cottbus und 1990 zu Brandenburg. Seit 1905 Kurbetrieb im Moorbad, 1924 erhielt die Stadt die offizielle Bezeichnung Bad. 1231 Livenwerde, 1550 Liebenwerda; Bad Liebenwerda (1924). Der Name bedeutet ‘(Burg oder Siedlung) auf dem lieben Werder’, ein typischer Name der mittelalter Ostsiedlung, der etwas Schönes ausdrückt, um Siedler anzulocken. Im Bestimmungswort ist das mittelniederdeutsch Adjektiv l ̄ev ‘lieb, teuer’ enthalten. Mittelniederdeutsch -werder bezeichnet ein vom Wasser umflossenes Land beziehungsweise ein erhöhtes Gelände in einer Sumpflandschaft, hier in der sächsischen Kanzleiform -werda. Ähnlich Liebenberg, Ortsteil von Löwenberger Land, Liebenwalde.
Bad Liebenzell Im 11. Jahrhundert erstmals genannt, um 1190 im Besitz des Klosters Hirsau, ab 1272 zum Deutschen Orden und ab 1603 zu Württemberg. Heilquellenkulturbetrieb, Stauferburg, Planetenlehrpfad im Kurpark. Frühes 12. Jahrhundert (Kopie 16. Jahrhundert) Chele, um 1130 Celle [Original], um 1190 (Kopie16. Jahrhundert) Zell, 1250 Liebenzella, 1284 Libincelle [Original], 1643/56 Liebenzell, Liebecella; Bad Liebenzell (1926). Das Grundwort ist althochdeutsch cella ‘Zelle, Kloster’, eine Entlehnung aus lateinisch cella. Der Name bezieht sich auf eine geistliche Niederlassung, die vielleicht im 9. Jahrhundert durch Hirsau gegründet wurde. Die ursprünglichen Namen wurde Mitte des 13. Jahrhundert durch das Bestimmungswort althochdeutsch liob, mittelhochdeutsch liep ‘lieb, geliebt’, wohl nach dem Muster der Klosternamen Bleidenstatt (zu mittelhochdeutsch bl ̄ıde ‘heiter’) und Seligenstadt (sekundär zu mittelhochdeutsch s ̄elec ‘gesegnet’) erweitert.
Bad Lippspringe Sächsische Siedlung der Karolingerzeit. Seit Entdeckung der ersten Heilquelle (Arminiusquelle) in der Nähe der Lippequelle 1832 Kurbetrieb (1913 Bad). 1921 Rückerhalt der im 19. Jahrhundert verlorenen Stadtrechte. Seit 1980 anerkannt als ‘Heilklimatischer Kurort’. 780 Lippiagyspringae in Saxonia, zu 782 (Kop.) ad Lippuibrunnen, ad fontem Lippae, 1240 de Lipespringe, 1249 de Lippespringe, 1311 de Lyppespringe; Lippspringe (1411). Ursprünglich Bildung mit dem Grundwort *gispring ‘Quelle, Quellgebiet’ (vgl. altsächsisch althochdeutsch gispring ‘Quelle, Brunnen’; altsächsisch ahospring ‘Wasserquelle’; altenglisch spring, spryng ‘Quelle’), einem Kollektivum (mit gi-Präfix), das von der Basis -springabgeleitet ist und in den älteren Formen im lokativisch Dativ Singular (-springe) überliefert wird. Im Bestimmungswort erscheint der Gewässername der Lippe (vgl. , «, Lupia, Lipp(i)a, mittelniederdeutsch Lipp(i)e, Lip(p) etc.), in der Form des Genitiv Singular, so dass der Ortsname als Zusammenrückung (uneigentliche Komposition) zu verstehen ist. Der vorgermanisch Gewässername müsste wegen erhaltenem indogermanisch -p nach der 1. Lautverschiebung übernommen worden sein, wenn nicht mit einem frühen stammauslautenden Labialwechsel vorgermanisch *-p > *-b zu germanisch *-p (durch 1. Lautverschiebung) gerechnet werden kann. Die germanisch-deutsche Form mit geminiertem Lippia aus vorgängigem Lupia könnte Kürzung eines ursprünglich Langvokals in Lupia anzeigen. Aber auch ein Nebeneinander zweier Stammformen Lipn eben Lup ist nicht auszuschließen, wie Zeugnisse alteuropäisch Hydronymie zeigen. Eine früher vorgeschlagene Verbindung mit lateinisch lupus ‘Wolf’ als (keltisch) Lupia ‘Wölfin, die Reißende (bezüglich Wildheit des Wassers)’ ist abzulehnen. Ein etymologischer Anschluss des Gewässername steht noch aus.
Bad Lobenstein
Bad Marienberg Im Mittelalter großes Kirchspiel mit der von Herborn aus gegründet Marienkirche im Zentrum. Zunächst als Gericht zum Westerwald, Mitte 13. Jahrhundert nassauisch. Im 18. Jahrhundert wuchsen Ober und Untermarienberg zusammen. 1866 wurde das Herzogtum Nassau preußisch und Marienberg Sitz des Oberwesterwaldkreises im Reg.-Bez. Wiesbaden. 1932 wurden die Westerwaldkreise mit Sitz in Westerburg zusammengeschlossen. Marienberg erhielt 1939 Stadtrecht. Bad seit 1967. 1258 Mons Sanctae Mariae, sente Mergenberg, 1287 Mergynberg, 1337 Merienberg, 1710 Merenberg. Der Heiligenname Maria im Bestimmungswort verbindet sich mit dem Grundwort -berg. Der Ortsname kann demnach als ‘Siedlung auf oder am Berg der Heiligen Maria’ gedeutet werden. Der Personennamen Maria wird in Ortsname -Verbindungen mundartlich zu Merjen-, das schriftlich häufig als Mergen (1258) oder Merien (1337) wiedergegeben wurde.
Bad Mergentheim Im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt, um 1200 im Besitz der Herren von Hohenlohe, im 13. Jahrhundert durch Kaiser Ludwig den Bayern zur Stadt erhoben, bis 1809 Hauptsitz des Deutschen Ordens; seit 1926 trägt der Ort das Prädikat Bad. Heilquellenkulturbetrieb, Wilhelms-, Karls-, Albertund Paulsquelle, Deutschordensmuseum, Deutschordensschloss. 1058 Mergintaim, 1103 (Kopie 16. Jahrhundert) Mergentheim; Bad Mergentheim (1926). Das Grundwort-heim ist vermutlich mit dem Personennamen M ̄eri-enta, M ̄eri-genta verbunden. Dieser Name ist im 9. Jahrhundert in St. Remy bezeugt, -inta ist ein weibliches Kosesuffix, /g/ dient der Ausspracheerleichterung beim Zusammentreffen zweier Vokale. Die von Autoritäten wie Förstemann, Behaghel und Bach versuchte Verbindung mit dem Namen der heiligen Maria ist ebenfalls möglich, da die Lautgruppe -rj regelmäßig zu -rg wird (Marien> Merjen> Mergen-). Die Deutung ist aber vermutlich volksetymologisch und gründet sich darauf – zumal das inlautende -t unerklärt bleibt –, dass Bad Mergentheim als Residenz der Hochund Deutschmeister des Deutschen Ordens in der Nachfolge Marienburgs in Ostpreußen steht. So Bad Marienberg (Westerwald), Westerwaldkreis.
Bad Münder (am Deister) Seit 1033 Nutzung von Solequellen bezeugt. Mitte 13. Jahrhundert, oppidum 1260, civitas 1302 (Soester Stadtrecht); die Vorstadt „Salz“ 1827 eingemeindet; 1936 Kurstadt und Titel Bad. 856–69 Munimeri [Kopie12. Jahrhundert], 1033 Munnere, 1121–40 Munnere, 1153–67 Munderen. Trotz des Erstbeleges, der nur in einer Abschrift erhalten ist, ist hier nicht von einer Bildung mit einem Grundwort -mar auszugehen, sondern von einer Ableitung mit -r-Suffix. Die Ableitungsbasis ist wohl mit einem in einer Reihe von Namen anzusetzenden Stamm *mun-, *mu ̄n zu verbinden, der zu indogermanisch *meu-, *mu ‘feucht, modrig, netzen’ zu stellen ist. Ein Einschub eines -d nach Nasal ist im Norddeutsch verbreitet.
Bad Münster am Stein-Ebernburg. Verwaltungsgemeinde (seit 1970) im Landkreis Bad Kreuznach, mit zehn Gemeinte im unteren Nahetal zwischen Pfalz und Hunsrück, sö von Bad Kreuznach. Zentrum ist der Rheingrafenstein, auf dem die Herren vom Stein 1050 eine Burg erbauten. Diese war lange Raubritternest und wurde 1688 gesprengt. Ebernburg war Ende 15. Jahrhundert Zuflucht für Reformatoren, 1522 hier erster Gottesdienst in d. Sprache. 1490 Salzgewinnung und Gesundheitsbrunnen. Im 19. Jahrhundert Aufschwung des Kurbetriebes, seit 1905 anerkanntes Heilbad. Seit 1969 bilden Bad Münster am Stein und Ebernburg eine gemeinsame Gemeinte, seit 1978 Stadt. Bad Münster am Stein: 1158 in munstre, 1200 domum in munstere, 1514 Monster under dem Steyn. Ebernburg: 1212 Heberenburch, 1214 Ebernburc, 1325 Ewernburg; Ebernburg burg und dale (1440). Das Lehnwort Münster, von lateinisch monasterium ‘Kloster’, bezeichnete Kloster oder Stiftskirchen in Unterscheidung zu Pfarrkirchen. Vermutlich ursprünglich eine Probstei des Klosters, deren Name auf die dazugehörende Siedlung übertragen wurde. Der Zusatz am Stein bezieht sich auf die 1050 errichtete Felsenburg Huhinstein ‘Hohenstein’. Das Bestimmungswort im Namen Ebernburg ist der althochdeutsch Personennamen Eburo, Ebaro, Genitiv Singular Eburin-, Ebarin-, Kurzform zu Eberhard, das Grundwort ist-burg, was als Namendeutung ‘Burg des Eburo’ ergibt. Nach Puhl bezieht sich der Ortsname zuächst auf eine Wehranlage unbekannter Zeit, dann auf die Siedlung und erst später auf die Burg.
Bad Münstereifel Siedlungsentwicklung durch Filiale des Klosters Prüm ab 830, Umwandlung zum Stift 12. Jahrhundert, ab 1335 zum Herzogtum Jülich und Amtssitz, eine der vier Hauptstädte im Herzogtum, im Mittelalter bekannte Tuchmacherei, heute Kurstadt, (Zusatz Bad seit 1967). zu 844 in loco, qui novum monasterium vocatur, zu 870 Niu-monasterium, 1237 in Monasterio Eyflie [Original], 1321 Munstre in Eyflen [Original], 1348 Munsteren-eyflen [Original]. Aus lateinisch monasterium ‘Kloster’ mit dem unterscheidenden Zusatz (seit der 2. Hälfte des 11. Jahrhundert belegt) vom Namen des Mittelgebirges Eifel, ‘Kloster in der Eifel’. Aufgrund der Frühbelege wäre der Name Neumünster (zum Adjectivisch neu) zu erwarten gewesen. In der mittelalter Überlieferung wechseln lateinisch und d. Formen sowie der Anschluss des Zusatzes mit und ohne Präposition. Eine allgemein anerkannte Herleitung des Namens der Eifel liegt bislang nicht vor.
Bad Muskau
Bad Nauheim Seit der Jungsteinzeit besiedelt; vermutlich beim fränkische Landesausbau im 7./8. Jahrhundert neubegründet und benannt; um 1000 zuerst bezeugt. Gehörte früh teils der Abtei Seligenstadt, teils der Abtei Fulda, im Spätmittelalter verschiedenen hessisch Territorialherren, ab 1736 zu Hessen-Kassel, 1866 Hessen-Darmstadt. Stadt seit 1854, Bad seit 1869. Um 1000 Niuuiheim [Original], vermutlich1. Hälfte des 12. Jahrhundert Nuheim (Kopieum 1160). Niuui= althochdeutsch niuwi ‘neu’, geschrieben meist niuuui oder wie hier niuui, wobei das zweite -ufür uu = w steht. Nu-: -usteht hier (hessisch Quelle!) wohl schon für den langen u ̄-Laut, der sich in mitteldeutsch Mundartlich seit dem 10. Jahrhundert aus althochdeutsch -iu besonders vor -w entwickelte und im Neuhochdeutsch zu -au diphthongiert wurde (daher Nau seit dem 16. Jahrhundert), während sonst -iu> spätalthochdeutsch/mittelhochdeutsch ü ̄ (geschrieben iu oder u!) > Neuhochdeutsch oe (geschrieben eu) wurde (vgl. oBand Neuburg). Die 2. Silbe des althochdeutsch Bestimmungswort ist, weil unbetont, im Mittelhochdeutsch geschwunden (nach Abschwächung i >ə und Schwund des zwischenvokalischen -w-);-heim, Bedeutung also: ‘neue Wohnstätte’. So Nauheim, Landkreis Groß-Gerau; Naumburg.
Bad Nenndorf
Bad Neuenahr-Ahrweiler Ahrweiler bis 1803 zum Kloster Prüm. Mitte des 13. Jahrhundert Errichtung der Burg Neuenahr durch die Grafen von Are-Nürburg. 1246 kam Neuenahr an den Erzbischof von Köln, 1248 Bestätigung der Stadtrechte. 1685 kurpfälzisch, von 1797 bis 1803 französisch Seit 1815 waren beide Städte Teil der preußischen Rheinprovinz und Ahrweiler Hauptstadt des gleichnamigen Landkreis Seit Mitte 19. Jahrhundert ist Neuenahr Heilbad. Ahrweiler: 1044 Arewilere, 1051 VVilere, 1108 Arwilre, 1168 Areuuilre; Altenahr: 1105 Ara, 1112 Are; 1927 Bad Neuenahr; Bad Neuenahr-Ahrweiler (1969). In dem aus Neuenahr und Ahrweiler gebildeten Neunamen steckt wie in Altenahr der Name des Flusses, die Ahr: 855 (Kopie um 1191) Are, 856 (Kopieum 920) Ara, 1222 Arre; Gauname Ahrgau: 880 (Kopie) in pago Arisco, 886 (Kop.) in pago Aroense, 898 Aregeuue (‘Gau am Fluss Ara’). Zugrunde liegt der vorgermanisch (keltisch?) Flussname *Ora ̄, der durch Lautersatz /o/ > /a/ germanisiert wurde. *Ora ̄ ist Nomen actionis oder Nomen acti zum Verbstamm indogermanisch *h3er‘sich in (Fort-)Bewegung setzen’ (griechisch óros ‘Antrieb’, lateinisch orior ‘erhebe mich, entstehe’, keltisch -or in kymrisch dygyff-or ‘Erhebung’). In Ahrweiler bildet der Flussname das Bestimmungswort eines Kompositums mit -weiler.
Bad Neustadt an der Saale 742 wird der Ortsteil Brend (Brendlorenzen) erstmals genannt. Ob im 9. Jahrhundert auch an der Stelle der heutigen Altstadt bereits eine Siedlung zu finden war, ist trotz umfangreicher Ausgrabungen noch nicht abschließend geklärt. In der Gegend der Stadt errichtete 790 Karl der Große die Pfalz Salz, deren genaue Lage aber nicht mehr bekannt ist. Im Jahre 878 wurde ein Ort Oberselz erstmals urkundlich genannt. Es wird vermutet, dass sich hinter der Bezeichnung das heutige Bad Neustadt verbirgt. Die mittelalte Stadtmauer ist noch h. rundum erhalten. Bis zur Säkularisation würzburgisch, 1814 bayerisch. 1778 Neustadt. Grundwort ist -stat,-statt/-stedt/-stätten/-stetten, Bestimmungswort das Adjektiv neu, das vielleicht eine Neuanlage bezeichnete.
Bad Oeynhausen Stadt im Kreis Minden-Lübbecke, 48867 Einwohner, Stadt sw Minden am Südrand des Wiehengebirges, Reg.-Bez. Detmold, NRW. 1746 Entdeckung einer Solequelle, 1751 Errichtung der staatlichen Saline Neusalzwerk (bei Rehme) auf Befehl des preuß. Königs Friedrich 1830–1845 erschließt der preuß. Oberbergrat Carl Freiherr von Oeynhausen (1795–1865) im Zuge von Bohrungen nach weiteren Salzvorkommen eine Thermalsolquelle. Das neu gegründet Bad wird 1848 nach ihm benannt. 1859/60 Stadtgründung. 1973 Zusammenschluss mit sieben ehemals selbst. Gemeinte 1848 Königliches Bad Oeynhausen. Der Ortsname geht auf den Namen des preuß. Oberbergrats Carl Freiherr von Oeynhausen zurück, dem zu Ehren das neu gegründet Bad durch den preußisch König Friedrich Wilhelm SOobenannt wird. Der HN bezieht sich auf Oeynhausen (Kreis Höxter; circa 966/67 Agingehus[un], 1036 Aginhuson, 1160, Kopie um 1200 Ogenhusen, 1336 Oygenhusen, 17. Jahrhundert Ojenhusen). Der Ortsname ist gebildet mit dem Grundwort-hausen und zeigt im Bestimmungswort ursprünglich eine patronymische-ing-Bildung im Genitiv Plural, die von einem Kosename wie Aio oder Ag(i)o abgeleitet sein kann (zu germanisch *agi-, vgl. gotisch agis, altsächsisch althochdeutsch egiso ‘Schrecken’).
Bad Oldesloe norddeutsch Bad Oschloe/ Os'lo/ Ols'lo/ Olsch'lo. Kreisstadt des Kreis Stormarn, 24 145 Einwohner, zwischen Hamburg und Lübeck, am Zusammenfluss der Beste in die Trave. 1151 erstmals erwähnt, Lübisches Stadtrecht vermutlich vor 1249, 1867 zu Preußen, 1910 Verleihung des Titels Bad, 1949 Kreisstadt des Kreises Stormarn. Industriell geprägt. 1163 in Tadeslo [Original], 1212 de Odeslo, 1460 to Oldeslo, 1650 Oldesloh; Bad Oldesloe (1910) Der vorliegende Ortsname setzt sich zusammen aus dem Personennamen Odo und dem norddeutsch -loh ‘Hain, lichtes Gehölz, Lichtung’, so dass der Name die ‘Siedlung des Odo an einer Lichtung’ bezeichnete. Die ursprünglich Form Tadeslo wies dabei noch eine Verschmelzung mit der Präposition to ‘zu’ auf.
Bad Orb Stadt im Main-Kinzig-Kreis, im Tal der Orb zwischen den Spessartausläufern, Reg.-Bez. Darmstadt. Entstanden spätestens bei der fränkische Landnahme, vermutlich zwecks Nutzung der Solequellen; die Burg wohl ursprünglich karolingisch. 1059 wird die Orb genannt, 1064 der Ort: Heinrich so schenkt ihn mit Burg und Salinen dem Erzbistum Mainz. Orb, schon 1292 als Stadt bezeugt, war im 13. Jahrhundert im (Lehns-)Besitz derer von Büdingen und ihrer Erben, blieb bis 1803 unter Mainzer Lehnshoheit, kam 1803 zum Fürstentum Aschaffenburg, 1810 zum Ghzgt. Frankfurt, 1814 an Bayern, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. „Bad“ seit 1909. Flussname: 1059 per litus Orbaha [Original] (ebenso in Kopieu m 1160), ON: 1064 Orbaha (Kopie Ende 13. Jahrhundert), 1292 oppidum Orbahe, 1373 Orba [beide Original]. Zugrunde liegt eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-ach1 (< althochdeutsch -aha), das dann im 13., 14. Jahrhundert – wie auch sonst oft bei ursprünglich -aha-ON – abgeschwächt, dann zu -a kontrahiert wurde und seit dem 17. Jahrhundert allmählich wegfiel. Die Belege bieten keinerlei Anhaltspunkte, die Zusammensetzung in Or-baha zu segmentieren und damit ein Grundwort -bach (altsächsisch -beki) und ein vermeintliches Bestimmungswort Or anzunehmen, so Jellinghaus (anders noch Förstemann!) unter Anführung angeblich vergleichbarer Ortsname wie u.a. Ohrbeck, Landkreis Osnabrück, oder Urbach, Landkreis Nordhausen. Vielmehr kann ursprünglich nur Orb das (schwer deutbare) Bestimmungswort sein. Berger sieht darin unter Hinweis auf Orbe an der Orbe im Kanton Waadt (CH) und den Orb bei Béziers einen Gewässername, der dann mit -aha verdeutlicht worden sei.
Bad Peterstal-Griesbach
Bad Pyrmont Stadt im Landkreis Hameln-Pyrmont, Reg.-Bez. Hannover (bis Ende 2004), Burg und Stadt Pyrmont – zunächst in Kölner Besitz – waren der Mittelpunkt der kleinen gleichnamigen Grafschaft, die über die Spiegelberger, Lipper und Waldecker 1922 an Preußen kam; die natürlichen Heilquellen waren schon in römisch Zeit und im Mittelater bekannt; im 17. und 18. Jahrhundert war Pyrmont ein Modebad der europäischen Eliten; 1914 staatlich anerkanntes Heilbad mit dem Titel Bad. 889 Piringisamarca [Original], 1184 castrum Perremont [Kopie 14. Jahrhundert], 1186 apud Pyerremont. Der Ortsname enthält als Grundwort ein in Ortsname wie Dortmund, Hallermund belegtes Element germanisch *mend-, *mund ‘Erhebung’, das mit lateinisch mo ̄ns ‘Berg’ etymologisch zusammengehört. Bestimmungswort ist ein aus Namen zu erschließendes germanisch *pirra ‘Quelle’. Der Erstbeleg hingegen bezeichnet das Gebiet um Pyrmont. Es enthält als Grundwort altsächsisch marka ‘Mark’. Das Bestimmungswort ist aus *pirra ‘Quelle’ und einem in althochdeutsch giozo ‘Bach, Wasser’ belegten Appellativum gebildet.
Bad Rappenau Große Kreisstadt (seit 2003) und gleichnamige Verwaltunsggemeinde im Landkreis Heilbronn, circa 14 km nw Heilbronn etwa 34 km ssö Heidelberg am Hang des Mühlbachs, Reg.-Bez. Stuttgart. Der Ort ging wohl um 1806 an Baden, ist seit 1930 Heilbad und erhielt 1973 die Stadtrechte. Römisch Siedlungsreste, Wasserschloss Bad Rappenau, Fränkischer Hof, Salinengarten mit der Rappenauer Saline. 1356 Rappenaw [Original], 1429 Rappenaüw [Original], 1594 Rapena [Original]; Bad Rappenau (1930). Ein Kompositum mit dem Grundwort -au, althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’ und dem Personennamen Rabo, Rappo. Der Name wurde von einer vom Reichsministerialen Raban von Wimpfen (genannt 1190) gegründet Tiefburg auf die Siedlung übertragen. So Rappenau, Ortsteil von Oberzenn, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim.
Bad Reichenhall Große Kreisstadt im Landkreis Bertesgadener land. Reg.-Bez. Oberbayern. Reichhaltige Solequellen, seit dem frühen Mittelalter Herzogsbesitz, 1123 Gründung eines Augustinerchorherrenstifts, 1899 bayerisch Staatsbad. 744–747 (Kopie des 12. Jahrhundert) ... in oppido suo Halla nuncupato domum et fontem salis, 748–788 (Kopie des 9. Jahrhundert) Halle, 790 (Kopie des 12. Jahrhundert) zu circa 700 ... in loco, qui vocatur Salinas, 790 (Kopie es 12. Jahrhundert) ... ad Salinas, quod dicitur Hal, ... tradidit (Theodbertus) in ipso pago in loco, qui vocatur Hal, vor 803–816 (Kopie des 9. Jahrhundert) ... in loco qui cognominatur Halle ... patenas duas ad sal coquendum, 908 (Kopie des 13. Jahrhundert) in Halla et extra Halla, 973 salinam quod vulgo Hál vocant, 1275 apud Halle sive in coccione salium; Bad Reichenhall (1890). Wie aus den ältesten Formen hervorgeht, ist althochdeutsch *hal, *halla als Fachausdruck für ‘Salzwerk, Saline’ zu erschließen; das Wort halasalz ‘Salz aus der Salzquelle’ ist vorhanden. Im Mittelhochdeutsch ist hal ‘Salzquelle, Salzwerk’ belegt. Der Ort musste von gleichnamigen Orten unterschieden werden, so circa 980 infra salinam bauuariensem quam vulgo ... Hal solent nuncupare, ähnlich 1147–1152 (Kopie des 19. Jahrhundert) Paierhalle. Eine andere Differenzierung findet sich 1244 mit maius Halle ‘das größere Hall’, die heutige 1323 mit Reichenhalle und 1390 mit Reichenhall. Die Namenszusätze beziehen sich auf die Lage und die Wichtigkeit. So deutet auch Apian circa 1583 den Namen: Urbs autem Reichenhalae nomen a salinis ditissimis accepit ‘die Stadt aber bekam den Namen „Reichenhala“ von den sehr reichen Salinen’. Möglicherweise bezieht sich der Zusatz auf die Salzqualität. In einer Urkunde von 1524 heißt es nämlich: ... zu Reichenhall ... das salltz, so man seiner guete halben, das reich salltz nennt. So Halle, ST; Schwäbisch Hall, Hallein, SB, Solbad Hall.
Bad Rippoldsau-Schapbach
Bad Rodach
Bad Rothenfelde
Bad Saarow
Bad Sachsa Stadt im Landkreis Osterode am Harz, Reg.-Bez. Braunschweig (bis Ende 2004). Siedlung und Kirche 1229 erwähnt; 1432 Flecken; vor 1525 Stadtrecht durch Grafen von Honstein; bis 1945 preußisch; Wirtschaft handwerklich und forstlich geprägt, seit 1874 Badebetrieb, 1905 zum Bad erklärt. 1219 Saxa [Original], 1238 Sassa, 1725 Sachsa. Bildung mit dem Grundwort-ach1 (-aha) und *sahsa in der Bedeutung ‘Stein, Feld’ als Bestimmungswort, das aus lateinisch saxum ‘Felsstück’ erschlossen werden kann. Teils zeigen die Belege die norddeutsche Form mit -ss anstelle von -hs-. So Ober und Niedersachswerfen, Landkreis Nordhausen.
Bad Säckingen Stadt und gleichnamige V rwaltungsgemeinde mit den Gemeinte Herrischried, Murg und Rickenbach im Landkreis Waldshut, circa 30 km w von Basel am Hochrhein und damit direkt an der Grenze zur Schweiz, am s Rand des Hotzenwaldes, einer Region des Südschwarzwaldes, Reg.-Bez. Freiburg. Fridolinsmünster aus dem 14. Jahrhundert, längste gedeckte Holzbrücke Europas über den Rhein nach Stein (Schweiz), berühmt durch den „Trompeter von Säckingen“ von Joseph Victor von Scheffel (1854). Bad seit 1978. Zu 926 (Chronik 1047–1053) Secchingensem sanctæ crucis locum, 1278 Seckingen [Original], 1300–1330 von Sechingen; Segkingen [Original] (1371). Bei dem Siedlungsname handelt es sich um eine -ing(en)-Ableitung. Als Ableitungsbasis kommen zwei Personennamen in Betracht: *Sekko (belegt sind Seggi, Secki und Secco), dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist, oder *Sakko (bezeugt sind u.a. Sacco und Saccho) zu germanisch *sa ̆go ̄‘Rede, Aussage’. Eine Entscheidung für oder gegen einen der beiden Personennamen kann nicht getroffen werden. Damit ist als althochdeutsch Ausgangsform entweder *Secch-ing-un oder *Sacch-ing-un anzusetzen, mit i-Umlaut *Secching-un. Die ursprüngliche Dativ-Plural-Konstruktion bedeutete also ‘bei den Leuten des *Sekko beziehungsweise *Sakko’.
Bad Salzdetfurth Stadt und Heilbad, Landkreis Hildesheim, 13832 Einwohner, NI. Salzquellen im Tal der Lamme begünstigten die Entwicklung des Ortes. Mit den Salzquellen belehnte der Hildesheimer Bischof die Steinbergs, später entwickelten sich Pfännergemeinden, d.h. der Teilhaber und Besitzer der Siedeknoten. 1523 an die Welfen. Die Einrichtung eines Solebads und von Heilanstalten im 19. Jahrhundert sowie der Anschluss an das Eisenbahnnetz förderten die Entwicklung des Ortes; 1949 Stadt; Heilbad (Solequelle, Moorbehandlungen); Salzbergbaumuseum (das Kalisalzbergwerk wurde 1992 geschlossen). 1195 Salinae apud Thietvorde, 1363 mit deme solte to Dethferde, 1547 tom Solte Dethford. Der Ort entwickelte sich an einer Salines von Detfurth und trägt deren Namen: 12. Jahrhundert Thietforde, 1207 in Detvorde ... in Dethvorde, 1214 apud villam Thietforde, 1305 in Ditforde, 1458 (Kopie16. Jahrhundert) Detforde. Das Bestimmungswort zeigt heute hochdeutsch Salz-, in der Überlieferung mittelniederdeutsch, norddeutsch solt und lateinisch Salinae ‘Salzwerk, Salzlager, Saline’. Die Überlieferung des Ortsteils namens Salzdetfurth zeigt das allmähliche Festwerden des Zusatzes Saline, Sale, Zolce, solt. Zunächst erscheint noch die Wendung tom Solte to Detforde, später heißt es nur noch tom Solte Dethford. Der ältere Name Detfurth ist ein Kompositum, in dessen Grundwort heute hochdeutsch-furt, zunächst aber altsächsisch, mittelniederdeutsch ford ‘Furt, Übergang’, vorliegt. Die Belege zeigen im Anlaut eine Entwicklung von Th über T-, Dh zuD-. Im Bestimmungswort sieht man seit FO II wie in Ditfurt bei Aschersleben, Dietfurt im Kt. St. Gallen, Dietfurt in Mittelfranken u.a. germanisch *þeudo ̄‘Volk, Leute’, gotisch þiuda, altsächsisch thioda, althochdeutsch thiot, und versteht darunter ‘einen allgemein benutzten Flussübergang’, einen ‘allgemeinen Flussübergang’ oder eine ‘große, beliebte Furt’. So Ditfurt (1138 in Dietforde), Harzkreis, Dietfurt, Kanton St. Gallen; Dietfurt an der Altmühl, Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, Dietfurt, Ortsteil von Treuchtlingen, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen; Dietfurth, Ortsteil von Inzigkofen, Landkreis Sigmaringen.
Bad Salzschlirf
Bad Salzuflen Stadt im Kreis Lippe, am Zusammenfluss von Salze und Bega mit der Werre n von Bielefeld am ö Rand der Ravensberger Mulde, Reg.-Bez. Detmold. Im 11./12. Jahrhundert entstanden an den zur Abtei Herford gehörenden Salzquellen im Tal der Salze (l. Nebenfluss zur Werre), Salzmonopol für Lippe (Produktion bis 1945). Seit 1226 zur Grafschaft Sternberg, im 14. Jahrhundert an die Grafen zur Lippe. 1488 Stadtrecht durch Bernhard V Solebad seit 1818, 1914 Bad. Staatsbad. 1850–1993 Stärkefabrik Hoffmann (gegründet durch H. S. Hoffmann 1794–1852) in Salzuflen. 1969 Zusammenschluss mit Stadt Schötmar und 10 umliegenden Gemeinte [1048] 1036–1051 (F. um 1165) locum salis in Vflon, 1151 (beglaubigte Kopie Ende 14. Jahrhundert) Saltuflen, 1191 in Ufle area, Ende 12. Jahrhundert Uflan, Saltuflon, 1475 des Wichboldes tho Soltzvffelen, 1647 Saltz Vfflen; Salzuflen (1705). Ursprünglich Bildung mit dem Grundwort loh(e) (zu altsächsisch althochdeutsch lo ̄h, mittelniederdeutsch lo ̄ ‘Wald, Gehölz’) im Dativ Plural (< Uflon, Uflahon ‘in/bei den (lichten) Wäldern/Hainen’). Das Bestimmungswort kann womöglich mit gotisch uf‘ unter’, gotisch ufjo, ubils ‘übel, schlecht’ oder altnordisch ofsi ‘Übermut’ (zu griechisch ‘unter’, indogermanisch *upó) in Verbindung gebracht werden und auf germanisch *u bezogen werden, vgl. gotisch ubizwa (zu griechisch stoa ‘Halle’), althochdeutsch obasa ‘Dach(kante), Dachvorsprung; Vorhalle’, wfl. üagse, < *uf-is-va ‘Dachvorsprung’ oder altsächsisch ufgeslegen ‘(unter der Zimmerdecke) angebracht’ zu lateinisch subfixus. Die Wörter können als Weiterbildung mit indogermanisch Suffix -ˆua ̄(vgl. widuwo) von indogermanisch *upo sangesehen werden, wobei semantisch der Begriff ‘etwas Hinüberragendes’ zugrunde liegen wird (allgemeiner als ‘Überschreiten einer gewissen Norm’). Mit dem lokativisch Dativ Plural des Grundworts kann eine Präposition *uf gut vermittelt werden, die dann in einer Wendung*uflo ̄hun‘ unter (lichten)Wäldern’vorläge. Angesichts weiterer Vorkommen von Uflen-Orten in der näheren Umgebung wird der Name auf ein ehemaliges Gebiet bezeichnest. hinweisen. Der Ortsname erhält seit Mitte des 12. Jahrhundert zeitweise den Zusatz Salt(nach der dortigen Salzproduktion; zu altsächsisch salt, mittelniederdeutsch salt, solt ‘Salz’), seit Anfang des 16. Jahrhundert mit hochdeutsch Variante Sal(t)z-, zur Unterscheidung von gleichnamigen, zum Teil wüstgefallenen Uflen-Orten der Nähe (wie Midelesten Uflen (1048), Ridderufflen (14. Jahrhundert) und Quaduflen (14. Jahrhundert) oder Rothenuflen bei Minden beziehungsweise Uffeln bei Vlotho), was sich seit dem 15. Jahrhundert manifestiert. Mundartlich erscheint h. noch die einfache Form Iufel oder Iuffeln. Der Name ist in einem breiten Streifen n der Mittelgebirge verbreitet. So Westuffeln, Ortsteil von Calden, Landkreis Kassel, Burguffeln, Ortsteil von Grebenstein, Landkreis Kassel; Uffeln bei Werl, Kreis Soest, Oberuffeln, Kreis Arnsberg; Uffeln Ortsteil von Ibbenbüren; Ueffeln/Üffeln, Landkreis Osnabrück; Olfen, Ortsteil von Beerfelden, Odenwaldkreis.
Bad Salzungen Kreisstadt des Wartburgkreises und Erfüllende Gemeinte, 17856 Einwohner, an der Werra circa 35 km s von Eisenach, zwischen Thüringer Wald und Rhön. Urkundliche Ersterwähnung 775, entstand als germanisch Siedlung an Salzquellen, 775 an Kloster Hersfeld, 841 an Kloster Fulda, Stadtrecht vermutlich vor 1289, 1366 an die Wettiner, 1645 an Sachsen-Gotha, 1680–1918 an Sachsen-Meiningen, seit 1821 Solbad, 1923 Verleihung des Namenszusatzes Bad. Seit 1950 Kreisstadt des Kreises Bad Salzungen, seit 1998 des Wartburgkreises. 775 Salsunga, 841 villa Salzhunga, 929 Salzungun; Salzungen (1155). Althochdeutsch salz, altsächsisch salt ‘Salz’ und Suffix althochdeutsch -ungun, mittelhochdeutsch -ungen ‘Siedlung der Leute bei den Salzquellen’. So Ähnlich Bad Langensalza, Unstrut-Hainich Kreis; Salzburg, A; Salzgitter, Salzmünde, Saalekreis, Salzwedel, Altmarkkreis Salzwedel, sowie Ortsname mit dem Suffix -ungen.
Bad Salzig, (Koblenz) +300 Salisione, Salissone. 374 Itinerarium Antonini, 922 in Salzachu.
Bad Sassendorf Gemeinte im Kreis Soest, ö von Soest, Reg.-Bez. Arnsberg. Die örtlichen Solevorkommen wurden bis 1952 zur Salzgewinnung genutzt, seit 1854 auch zum Betrieb des Heilbads. Namenszusatz Bad seit 1906. 1169/79 domum salinam in Sassendorp [Original], 1627 zu Sassentrop, 1685 Sassendorf. Grundwort ist-dorf, das mundartlich auch in den wfl. Varianten -trop und -trup auftritt. Neuzeitlich setzt sich die Neuhochdeutsch Form -dorf durch. Als flektiertes Erstglied der Zusammenrückung ist sowohl der Völkername der Sachsen im Genitiv Plural als auch der Personennamen Sahso im Genitiv Singular (beide zu altsächsisch sahs ‘Messer, (kurzes) Schwert’) mit spät-altsächsisch Entwicklung -hs> -ss sprachlich möglich (*Sahsono thorp, *Sahson thorp). Da weder eine Eigenbenennung sächsischer Einwohner noch eine Fremdbenennung (etwa durch die Franken während der Sachsenkriege des 8./9. Jahrhundert) wahrscheinlich zu machen ist, dürfte der Personennamen vorliegen, also ‘Dorf des Sahso’.
Bad Saulgau Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Sigmaringen, circa 29 km wsw Sigmaringen zwischen Donau und Bodensee gelegen, Reg. Bez. Tübingen. Verleihung des Stadtrechts im Jahr 1239 durch Kaiser Friedrich, 1806 fiel Saulgau an Württemberg und trägt heute das Prädikat Bad. Heilquellenkulturbetrieb, barockes Dominikanerinnenkloster Sießen, Katzentürmle. 819 Sulaga, 857 in ... Sulagun [Original], 919 Sulgon [Original], 12. Jahrhundert Sulgen; Bad Saulgau (2000). Dem Namen liegt althochdeutsch su ̄lag, mittelhochdeutsch su ̄lac ‘Schweinepferch’ zu Grunde und er dürfte sich auf einen Ort beziehen, an dem Schweine gehalten wurden. Das Grundwort gehört zu althochdeutsch ligan ‘liegen’, der Name ist daher als su ̄-lag zu lesen, das vermeintliche Grundwort -gau ist erst sekundär aus falsch verstandenem su ̄l-aga gebildet worden. Mittelhochdeutsch -u ̄wird dann Neuhochdeutsch zu -aud iphthongiert. Der Name bezieht sich damit auf die Lage in den Niederungen des Schwarzachtals. Für den sprachlich möglichen Zusammenhang mit althochdeutsch mittelhochdeutsch su ̄l ‘Säule’ gibt es keine stützenden sachlichen Hinweise.
Bad Schandau
Bad Schmiedeberg Stadt im Landkreis Wittenberg, am Rand der Dübener Heide, 20 km sö von Lutherstadt Wittenberg. Gründung im 12. Jahrhundert als Angeranlage, 1350 als civitas genannt. Kursächsisches Landstädtchen mit gewissem Wohlstand, 1813 bis 1816 kriegsbedingtes Ausweichquartier der Universität Wittenberg. Seit 1878 Kurbetrieb (Eisenmoorbad). 1328 Smedeberg, 1349 Smedeberg, 1350 Civitas Smedebergensis [Original], 1361 Smedeberg [Original], 1380 Smedeberg, 1453/54 Smedeberg [Original], 1468/69 Smedeberch, 1503 Smydebergk. Der Name ist noch h. durchsichtig. Er wurde gebildet aus mittelniederdeutsch sm ̄ede ‘Schmiede’ und-berg. Die ältere Überlieferung zeigt bis zum Ende des Mittelalters eine norddeutsch Sprachform, was der sprachgeschichtlichen Entwicklung der Region entspricht. Warum bei dieser Siedlung eine Benennung nach dem Metall verarbeitenden Handwerk erfolgte, wird nicht deutlich; archäologische ist hier Eisenverarbeitung seit dem 15. Jahrhundert bezeugt. Den Namenszusatz Bad führt die Stadt nachweislich seit 1895. SO Schmiedefeld, Ilmkreis.
Bad Schönborn Gemeinte und gleichnamige V Verwaltungsgemeinde im Landkreis Karlsruhe, circa 30 km nnö Karlsruhe am w Rand des Kraichgauer Hügellandes gelegen, Reg.-Bez. Karlsruhe. Wurde 1971 durch die Vereinigung von Bad Langenbrücken und Bad Mingolsheim zunächst als Bad Mingolsheim-Langenbrücken gegründet und im Jahre 1972 in Bad Schönborn umbenannt. Heilquellenkulturbetrieb, Kurparks, Schloss Kislau. Bad Schönborn (1972). Der Name erinnert an Kardinal Damian Hugo von Schönborn, Bischof von Speyer und Neugestalter des Schlosses Kislau.
Bad Schussenried Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinte im Landkreis Biberach, Reg.-Bez. Tübingen, zwischen Ulm und Bodensee an der Schussen in Oberschwaben. Jungsteinzeitliche Besiedlung am Federsee, sog. „Schussenrieder Kultur“ des Jungneolithikums. 1170 Errichtung der Burg Schussenried (heute Alte Apotheke), 1183 Gründung eines Prämonstratenser-Chorherrenstifts, einer oberschwäbischen Reichsabtei, die im Wesentlichen die Geschichte des Ortes bis 1803 bestimmte. Verkauf der Klostergebäude 1835 an das Württemberg und 1875 Einrichtung einer Landespflegeanstalt, bis 1997 Psychiatrisches Landeskrankenhaus, dessen Patienten 1940/41 zum Teil Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ wurden. 1205 Shuzinret, 1220 Shvzzinrêit, 1233 de schuzinrit, 1241Shuzzinriet, 1293 Schuzzenriet. Kompositum mit Grundwort -ried und Flussname (die) Schussen (771, 816 Scuzna, um 1150 Scuscina, 1155 Schuzen, 1251 Schuzzen, 1294 Schussen), althochdeutsch *Skuzna/*Skuzzuna. Der Name ist mit n-Suffix und Bezug auf schnell fließendes Wasser von germanisch *skut(Schwundstufe des Verbs *skeut-a‘schießen’) abgeleitet. So Schutter (zur Kinzig zum Rhein; zur Donau), Schotzach (zum Neckar), Schöttel(bach) (zur Espolde).
Bad Schwalbach Kreisstadt des Rheingau Taunus-Kreises, im hohen w Hintertaunus in einem Seitental der nach N zur Lahn fließenden Aar, Sitz der Kreisverwaltung, Reg.-Bez. Darmstadt. Seit 1818 amtlich Stadt, seit 1867 Kreisstadt, bis 1927 hieß es Langenschwalbach und stand als überhöhisches Dorf unter Mainzer Hoheit, günstige Verkehrslage der Siedlung an der alten Fernhandelsstraße (Hohe Straße), seit 1569 entwickelt es sich wegen seiner heilkräftigen Mineralquellen als Kuru nd Badeort und erlangte europäische Berühmtheit, Kurviertel mit Wohnbauten aus dem Anfang des 19. Jahrhundert mit klassizistischem Charakter, Versendung des Mineralwassers seit Ende des 17. Jahrhundert, Stadtmuseum. 1315 de Swaelbach [Original], 1352 Langinswalbach, 1360 Swalbach, Anfang 16. Jahrhundert Langenschwalbach; Bad Schwalbach (1927). Kompositum mit dem Grundwort -bach ‘fließendes Gewässer, Bach’. Langen als differenzierendes Attribut zur Unterscheidung von zwei gleichlautenden Namen. Es bezieht sich wohl auf die Gestalt des Ortes, der sich lang gestreckt auf einer schmalen Talsohle hinzieht. Das Stadtwappen zeigt eine Schwalbe – lässt also die Umdeutung zu Schwalb-bach erahnen. Bisher wurde für das Bestimmungswort ein Anschluss *schwal zu ‘schwellen’ favorisiert. Grundlage bildet die indogermanische Wurzel *su-el‘ schwellen’. Allerdings ist dieser Deutungsansatz kritisch zu hinterfragen, da sich die ursprüngliche Bedeutung wohl auf Schwellungen, Erhebungen, Aufblähungen, nicht aber auf das Anschwellen von Hochwasser bezieht. Vorzuziehen ist in diesem Zusammenhang eine gleichlautende indogermanisch Wurzel *su-
el-/*su-ol als Normalstufe, die Schwalbach zugrunde liegt, in der Bedeutung ‘in unruhiger Bewegung sein; Unruhigsein, Wellenschlag; plätschern, spülen’. so Solms, Lahn Dill-Kreis, Sülbeck, Landkreis Northeim.
Bad Schwartau Amtsfreie Stadt im Kreis Ostholstein, 19619 Einwohner, am Fluss Schwartau, Nähe Lübecks. 1215 Erwähnung der bischöflich Mühle Schwartau, 1640 Verlegung des bischöflich Amtes Kaltenhof nach Schwartau, 1842 Gründung des Amtes Schwartau, 1895 Entdeckung der ersten Solequelle, intensives Kurwesen etabliert, 1912 Stadtrecht, 1913 staatliche Anerkennung als Bad. Lebensmittelindustrie, Luftkurort, Jodsole und Moorheilbad. 1215 molendini Zwartowe [Original], 1258 in hospitali apud Zvartovwe, 1422 in Swartow; Bad Schwartau (1913). Der Ortsname bildete sich als Übertragung eines Flussname zunächst auf eine Mühle und dann auf die entstehende Ortschaft. Die Schwartau entspringt bei Eutin und mündet bei Bad Schwartau in die Trave und wurde schon Ende des 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Der ursprünglich Name enthält den altpolabisch Wortstamm svart in der Bedeutung ‘Krümmung, Biegung, Windung’, womit in der Bezeichnung der Schwartau als die sich ‘Schlängelnde’ auf den sehr gewundenen Unterlauf des Flusses vor der viel später erfolgten Begradigung Bezug genommen wird. Hinzu tritt -ov,-o(w), spätere Anpassung an-au. Der Ort Schwartau wurde somit als ‘die Siedlung an dem sich schlängelnden Fluss’ benannt.
Bad Segeberg Kreisstadt des Kreis Segeberg, in der Holsteinischen Schweiz, an der Trave und dem Großen Segeberger See. 1134 durch Lothar gegründet, Stadtrecht im 13. Jahrhundert, 1459 zu Dänemark, 1924 Titel Bad erhalten. Staatlich anerkannter Luftkurort, Sol und Moorbad, Schleswig-Holsteinische Imkerschule (älteste Imkerschule Deutschlands), Kalkberg als Wahrzeichen der Stadt, Karl-May-Spiele. 1137 castrum ..., quod ... vocatur Siegeburg [Original]; Segeberge/Sigeberg, in Segeberge (1223). Der Name der Stadt widerspiegelt die Umstände ihrer Entstehung: ursprünglich wurde eine ‘Burg des Sieges’ auf dem Kalkberg errichtet, zu der eine Siedlung entstand. Die Wandlung in Segeberg ist durch eine Senkung des /i/ zu /e/ zu erklären.
Bad Sobernheim Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde (seit 1970) im Landkreis Bad Kreuznach, mit 19 Gemeinte am linken Naheufer zwischen Pfalz und Hunsrück, sö von Bad Kreuznach. Die Orte der heute Verwaltungsgemeinde gehörten im Mittelalter mit ihrem Zentrum vor allem zum Erzstift Mainz. Sobernheim wurde zunächst vom Kloster Disibodenberg verwaltet und erhielt 1292, 1324 und schließlich noch einmal 1330 vom Erzbischof Stadtrechte. Ab 1400 hatten die Johanniter hier eine Komturei. Vom 15. bis 18. Jahrhundert zur Kurpfalz. 1789 Französisch und 1815 an die preußische Rheinprovinz. Seit 1995 trägt die Stadt den Titel „Bad“. 1074 de curte Suberenheim, 1107 Soberenheim, 1108 Sovernheim; Sobernheim (1128). Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Kosename Sobaro, Subaro, Genitiv Singular Sobarin-, (mit r-Suffix) als romanisierte Formen des germanisch Personennamen Swabaro (Personenname-Stamm Swaba-), wie etwa in Odernheim am Glan (zum Kosename Odaro) oder in Staudernheim (zum Kosename Stodaro), alle mit dem Grundwort-heim. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Sobaro/Subaro’.
Bad Soden am Taunus Stadt im Main-Taunus-Kreis, Reg.-Bez. Darmstadt, HE. Am linken Ufer der Salz gelegen, deutet der Ortsname auf Salzbrunnen, die schon im Mittelalter genutzt wurden. Soden war wie der Nachbarort Sulzbach ein freies Reichsdorf unter dem Schutz von Frankfurt am Main, das seit 1282 die Bürger des Ortes als concives anerkannte. Seit 1657 übten Frankfurt und Kurmainz gemeinsam die Herrschaft in Soden aus. 1803 an Nassau (Amt Höchst). Verleihung des Titels Bad 1913, Stadtrechte seit 1947. Um 1190 (Kop.) Sode, 1191 Soden, 1275 Soten. Zu mittelhochdeutsch so ̄t(e) ‘das Aufwallen, Sieden’. Die Benennung bezieht sich auf das Kochen der Sole in Sudpfannen.
Bad Soden-Salmünster Stadt im Main-Kinzig-Kreis, am Zusammenfluss von Kinzig und Salz (r. Nebenfluss), im Salztal und den n. Spessartausläufern, Reg.-Bez. Darmstadt, HE. Entstand 1974 aus den namenbildenden Nachbarstädten, die seit 1970 jeweils schon um weitere Gemeinte erweitert worden waren. Beide Orte spätestens karolingisch; dank der guten Verkehrslage und der Solequellen Stadtrechte schon 1296 beziehungsweise 1320. Von früh an bis 1803 zur Abtei Fulda gehörig; diese erwarb 900 den im 18. Jahrhundert in Soden aufgegangenen Ort Salz, 909 den alten Pfarrort Salmünster und erbaute seit dem 10. Jahrhundert die Burg Stolzenberg oberhalb Sodens, das Ende des 13. Jahrhundert kurzzeitig Stolzental hieß. Beide 1803 an Nassau Oranien, 1806 unter frz. Verwaltung, 1810–13 an das Ghzt. Frankfurt, 1816 an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen, „Bad“ Soden seit 1928. Soden: 820–845 Ad Sôden (Kopie um 1160), 1190/1191 Sodin [Original] (Zuordnung beider Belege nicht sicher), 1347 zu ̊ den Soden [Original]; Salmünster: (um 900?) Salechen monasterium (Druck 1607), 909 locum Salchinmunstere (Kopie 13. Jahrhundert), um 1020 Salchenmunster (Kopie um 1160), 1373 Salmunster [Original]. Soden ist der lokativisch Dativ Plural von althochdeutsch so ̄d ‘Brunnen, (Salz-, Mineral-) Quelle’, doch hatte das Wort eventuell auch schon früh die – erst im Frühneuhochdeutsch bezeugte – Bedeutung ‘bei den Salzsiedereien’ statt (nur) ‘bei den Salzquellen’ (Bach, Theodissa); Beleg 2 zeigt das im Mittelhochdeutsch häufige i für unbetontes ə. Salmünster hat als Grundwort das dem vulgärlateinisch monisterium (< mittellateinisch monasterium) nachgebildete althochdeutsch Lehnwort munistri (mit althochdeutsch o > u vor i), mittelhochdeutsch munster(e) (dem, wie bis ins 15. Jahrhundert noch üblich, die Bez. des – schon gesprochenen – Umlauts noch fehlt) mit der Bedeutung ‘Klause, Kloster, (Kloster-)Kirche’; es könnte hier, da ein frühes Kloster nicht nachweisbar ist, eine Mönchsklause, eventuell die Pfarrkirche (Bach) bezeichnet haben. Das Bestimmungswort ist, wie häufiger bei -münster-Namen, einem Personennamen (Stifter, Erbauer?), am ehesten Salucho, der in Fulda mehrfach begegnet, einem eingliedrigen Personennamen mit germanisch -k-Suffix, wohl Ableitung vom althochdeutsch Adjectivisch salo ‘dunkelfarbig’ (Kaufmann), hier im swach Genitiv, zunächst dem lateinisch Appellativum lose vorangestellt, dann in der Zusammensetzung, bei zunehmender Abschwächung und dann Synkopierung der Nebensilben. So Bad Soden am Taunus.
Bad Sooden-Allendorf Stadt im Werra-Meißner-Kreis, beiderseits der unteren Werra an einem alten Übergang eines Handelsweges von Norddeutschland nach Frankfurt, Reg.-Bez. Kassel. Entstanden 1929 aus dem Zusammenschluss der beiden namengebenden Orte. Nicht nur Sooden, sondern auch Allendorf als Westera bereits in einer Schenkung Karls des Großen an Fulda bezeugt (so Eckhardt). Beide Orte seit 1264 im Besitz der Landgrafschaft Hessen(-Kassel). In Sooden bedeutende Salzgewinnung. Allendorf eine Stadtgründung der thüringischen Landgrafen (kurz vor 1218). Westera: 768–779 (Kopie) Westera, 9. Jahrhundert (Kopie) de Westren, de Westrun, de Westera, de Westra, 1170 Weste[r]im. Allendorf: 1218 Aldendorf [Original], 1229 Oldendorp, 1248 Aldendorp et castrum Westerberch, 1380 Allendorf, 1436 Aldendorf an den Soden. Sooden: 1093 (F.) Sothen, 1195 (Kop.) in Sothe; 1284 zu den Soden, 1295 in Soden, 1747 Sooden. Ortsname Sooden zu mittelhochdeutsch so ̄t in der Bedeutung ‘siedendes, aufwallendes Wasser, Brunnen, Mineralquelle’. Dieser Name verdrängt die ältere Bezeichnung Westera (heute noch erhalten in Westerburg), das zum althochdeutsch Adjectivisch westar ‘westlich’zu stellen ist. Der Name ist wohl als elliptische Bildung aus *daz westera dorf / heim zu deuten. Das Bestimmungswort in Allendorf ist zu mittelhochdeutsch alt ‘alt’ zu stellen. Die Schreibungen zeigen den Erhalt von -d statt -t-, das Schwanken zwischen mittelhochdeutsch -f und mittelniederdeutsch -p im Auslaut sowie selten die Verdumpfung von a > o vor links Die Assimilation ld > ll ist erstmals im 14. Jahrhundert zu konstatieren.
Bad Staffelstein Stadt im Landkreis Lichtenfels und natürlicher Mittelpunkt einer Einheitsgemeinde im Obermaingebiet am Staffelberg, Reg.-Bez. Oberfranken. Frühmittelalterliche Gründung am Lauterbach, kurz vor dessen Einmündung in den Main, Vorläufersiedlungen seit Beginn der germanisch Zuwanderung, bildete mit dem Banzgau einen karolingischen Reichsgutbezirk, 1130 Marktrecht für den Amtsort der Bamberger Dompropstei, 1416 an Domkapitel, 1418 erste Nennung als Stadt, 1422 Hochgerichtsbezirk und Befestigungsrecht, 1492 Geburtsort vom Rechenmeister Adam Ries, Landwirtschaft, Gewerbe und Fremdenverkehr in der reizvollen Landschaft um den Staffelberg mit Basilika Vierzehnheiligen und Kloster Banz, 1803 an Bayern, seit 2001 Bad Staffelstein. 9. Jahrhundert (Regest um 1160) Staffelstein, 1058 wohl 1059 (Notitia 11. Jahrhundert) Stafelstein, 1130 Staffelstein [Original]. Der ursprünglich Burgname auf-stein bezieht sich auf den Staffelberg mit seinen ausgeprägten Stufen, mittelhochdeutsch staffel. Möglicherweise ist der Name für die germanische Befestigung auf dem Staffelberg etwa seit dem 6. Jahrhundert ins Tal gewandert. Demgegenüber sind die Deutungen auf der Basis von mittelhochdeutsch staffelstein ‘Ort an der Gerichtssäule, Gerichtsort’ oder von mittelhochdeutsch staffel ‘Stapelplatz’ weniger wahrscheinlich. In den Anfängen ist Staffelstein weder als Zentort noch jemals unter den bekannten Handelsplätzen der Region genannt worden. So Staffelbach, Ortsteil von Oberhaid, Landkreis Bamberg; Staffelstein, Ortsteil von Sefferweich, Landkreis Bitburg-Prüm.
Bad Sülze
Bad Sulza Stadt und Erfüllende Gemeinte im Landkreis Weimarer Land, n Jena, in einem Talkessel der Ilm kurz vor ihrer Mündung in die Saale, im O des Thüringer Beckens. Altthüringische Siedlung bei Solequellen; im 11. Jahrhundert Burg und Burgward; Burgflecken, Marktrecht 1064; im Mittelalter Salzgewinnung; Entwicklung zur Stadt im 12./13. Jahrhundert (1267 werden cives genannt, 1353 oppidum Sulcz); Ackerbürgerstadt; seit 1847 Solbad; seit 1907 Zusatz Bad, anerkanntes Heilbad; Beiname „Thüringer Toskana“. 1046 Svlza, 1155 Sulza, 1378 Sulcza, 1506 Sultza. Gebildet mit althochdeutsch sulza ‘Salzwasser, Sole’ (vgl. hochdeutsch Sülze), Ablautform zu althochdeutsch salz ‘Salz’, also ‘Ort am Salzwasser, an der Solequelle’. So Sülzenbrücken, Ortsteil von Wachsenburggemeinde, 9. Jahrhundert Sulzebruggun,
Ilmkreis; Sülzfeld, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, 8. Jahrhundert Sulzifelde; Bad Sülze, Landkreis Nordvorpommern, 1243 in Sulta; Gewässername Sulz (zur Werra) mit Ortsname Solz, 828 Sulzaha, 1450 Solcza.
Bad Tabarz
Bad Teinach-Zavelstein
Bad Tennstedt Stadt und Sitz der gleichnamigen VG, Unstrut-Hainich-Kreis, nö Bad Langensalza, im Thüringer Becken, in einem Seitental der Unstrut, 7196 Einwohner, TH. Altthüringisches Dorf; im 8. Jahrhundert Königsgut; im 12. Jahrhundert Herrensitz auf Wasserburg; Entstehung von Kaufmannssiedlung im 12. Jahrhundert, 1275 Stadt (civitas); 1811 Entdeckung von Schwefelquelle, seit 1812 Kurbetrieb; seit 1925 anerkanntes Heilbad. 775 Dannistath, (ad 786) Abschrift um 1150 Dennistede, 877 villa Tennisteti, 947 Tennistedi, 1074 in Tenestede, 1350 in Tenstete, Tennestete. Der Ortsname ist gebildet aus altsächsisch dennia, mittelniederdeutsch denne beziehungsweise althochdeutsch tenni, mittelhochdeutsch tenne ‘Bodenvertiefung, Tenne’, auch ‘Waldtal’, und altsächsisch stedi ‘Ort, Stelle’, also etwa ‘Waldtalort’. Erster Beleg offenbar an althochdeutsch tan ‘Wald’ beziehungsweise tanna ‘Nadelbaum’ und stat ‘Stelle, Ort’ (vgl.-statt) schreiberseitig angeglichen. Ähnlich wohl Tennenbronn, Ortsteil von Schramberg, Landkreis Rottweil, Tennenlohe, Ortsteil von Erlangen, Bayern. Vgl. auch Burg Tenneberg in Waltershausen, Landkreis Gotha, 1186 (mons) Deneberg, 1186 Heidenricus de Teneberc.
Bad Tölz Stadt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Sitz der Kreisverwaltung, Reg.-Bez. Oberbayern. Circa 1265 Übergang an die Wittelsbacher, 1846 Entdeckung einer Jodquelle. Vor 1180 Tollinz, 1180 Tolence, 1189 (Kopievon 1189/90) Dolenze, 1257 Tolnz, 1279–1284 Toelntze, nach 1286 Toelz, 1602 Tölz, 1899 Bad Tölz. Als Latinisierung findet sich 1533 Tollisium Tölz. Der Name wurde anlässlich des Burgenbaus von dem Kirchendorf Döllnitz im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab, circa 1186/87 als Tolnze bezeugt, hierher übertragen. Es liegt slawisch *dolч ‘Tal’ zugrunde, das durch das Suffix -nica ( -nitz) abgeleitet ist.
Bad Überkingen
Bad Urach Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Reutlingen, Reg.-Bez. Tübingen, 20740 Einwohner, am nö Rand der Schwäbischen Alb. Alemannisch Höhensiedlung, im 12.–15. Jahrhundert Sitz mehrerer Grafengeschlechter, zuletzt der Grafen von Wirtemberg, Uracher Linie. Seit 1985 staatlich anerkannter Luftkurort in einem Biosphärengebiet. Sehenswert sind die zahlreichen Burgruinen der Umgebung und der Uracher Wasserfall. 1137/38 (Kop.16. Jahrhundert) de Uraha, Urahe, 12. Jahrhundert Vraha, 13. Jahrhundert Vrach, Urach. Kompositum mit Grundwort-ach1 und Bestimmungswort althochdeutsch u ̄ r ‘Auerochse’, mit der Bedeutung ‘(Siedlung am) Auerochsenbach’. So Aurach, Landkreis Ansbach; Auerbach/Vogtl., Vogtlandkreis, Siedlungsname; Auerbach in der Oberpfalz, Landkreis Amberg-Sulzbach.
Bad Vilbel Stadt im Wetteraukreis, am Südrand der Wetterau n Frankfurt, an der Nidda, Reg.-Bez. Darmstadt. Besiedlung schon im Neolithikum, von den Römern und zur Völkerwanderungszeit, Neuausbau wohl im Zuge fränkische Landnahme im 6.–7. Jahrhundert Ersterwähnung 774. Frühe Besitzrechte des Klosters Lorsch. Im hohen Mittelalter im Besitz der Münzenberger, später zweigeteilt zwischen Hanau und Mainz, 1803 beziehungsweise1816 an Hessen-Darmstadt. 1858 Stadtrecht, seit 1948 Bad. 774 Feluuila, 830–850 Velauuilre, [F]elauuila (sämtlich Kopie Ende des 12. Jahrhundert), 1143 Velewilre, 1289 Velewile, 1483 Vilbel [sämtlich Original]. Das Bestimmungswort der ursprünglich Zusammensetzung gehört sehr wahrscheinlich zu althochdeutsch felawa f./ felawo Maskulinum‘ Felber, Weide, Salix’,das Grundwort ist althochdeutsch-w ̄ıla -b sowie die Veränderung -e> -i-, die wohl als schreibsprachliche Hyperkorrektur der (hier gar nicht eingetretenen) mitteldeutsch Senkung -i> -ezu sehen ist; mundartlich gilt denn auch bis h. Felwil. Die ursprünglich Bedeutung wäre demnach: das (spätröm.?) Haus oder Gehöft bei den Weiden (der Niddaniederung). Eisenstuck setzt einfach -weil als Grundwort an (das mehrfache -wilre als Verschreibung abtuend) und postuliert eine alemannisch Ortsgründung, da Grundwort und Bestimmungswort typisch alemannisch seien (letzteres – heute! – nur im OBand vorkomme), was Bach überzeugend zurückweist:-weil /-weiler. So Velben, Ortsteil von Bodnegg, Landkreis Ravensburg, und Ortsteil von Kempten, Feldbach.
Bad Waldsee Stadt (seit 1974 Kneippkurort) und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Ravensburg, etwa 19 km nö Ravensburg am Altdorfer Wald in Oberschwaben gelegen, Reg.-Bez. Tübingen. Vermutlich im 8. Jahrhundert entstanden, 1298 Verleihung des Ravensburger Stadtrechts, 1331 an Österreich verkauft, 1806 an Württemberg, seit 1956 mit Prädikat Bad. Heilquellenkulturbetrieb, Moorbad, Jakobsweg, Schloss Bad Waldsee, Schlosssee im Ortskern. 10. Jahrhundert (Kopie13. Jahrhundert) Walahse, 1171 Walehsê, 1181 Waltse; Bad Waldsee (1956). Das Grundwort althochdeutsch s ̄eo ‘See, Gewässer’, mittelhochdeutsch s ̄e‘See’ ist verbunden mit dem Bestimmungswort althochdeutsch walah, mittelhochdeutsch walch ‘Romane, Nicht-Deutscher’, das heute im Adjektiv welsch fortlebt. Der Name hängt in der Regel an Siedlungen von Kelto-Romanen, die in Gebieten zurückgeblieben waren, die den Römern von germanisch Stämmen entrissen wurden. Bach zählt in Baden circa 60 Walchen-Orte. Möglich ist aber auch eine Deutung als Wal(a)hes-s ̄e zum Personennamen Walah, Walch. Die Umdeutung von Walahzu Waldist wie in Waldstedten (Gmünd) aus Walahsteten volksetymologisch. So Waldsee, Rhein-Pfalz-Kreis.
Bad Wiessee
Bad Wildbad Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Calw, etwa 22 km wsw Calw im n Schwarzwald im Tal der Enz gelegen, Reg.-Bez. Karlsruhe. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert gegründet, und schon im 15. Jahrhundert bedeutender Badeort. 1990 erhielt der bis dahin Wildbad im Schwarzwald genannte Ort das Prädikat Bad. Heilquellenkulturbetrieb, Sommerbergbahn Bad Wildbad, Palais Thermal, Königliches Kulturtheater. 1260 im Swarzwald das Wilpad [Original], 1376 Wiltbade [Original]; Bad Wildbad (1990). Das Kompositum Wildbad besteht aus dem Adjektiv althochdeutsch wildi, mittelhochdeutsch wilde, wilt ‘wild’ und dem Grundwort althochdeutsch bad, mittelhochdeutsch bat ‘(Heil-)Bad’ und bezeichnet eine natürliche, warme Quelle beziehungsweise den Ort, wo sich eine solche Quelle befindet. Der zweite Beleg zeigt den alten Plural bade.
Bad Wildungen Stadt im Landkreis Waldeck-Frankenberg, circa 35 km sw von Kassel am Rand des Kellerwalds an der Wilde (Zufluss zur Eder) gelegen, Reg.-Bez. Kassel. Früher Hersfelder Besitz. Der Anfang des 9. Jahrhundert genannte Dorf Wildungen, ö der heutigen Stadt gelegen, fiel im 14. Jahrhundert wüst. Um 1200 Errichtung einer Burg (an der Stelle das heutige Schloss Friedrichstein), um die sich der Ort Alt-Wildungen entwickelte. Das südlich der Wilde gelegene Nieder-Wildungen wird 1259 erstmals als Stadt genannt. 1263 an die Grafen von Waldeck. Ein Sauerbrunnen ist bereits im Mittelalter nachweisbar. 1906 Erhebung von Nieder-Wildungen zum Bad. 1940 Zusammenschluss der beiden Orte Alt und Nieder Wildungen. 9. Jahrhundert (Kopie) in Wildungun, 1247 Wildungen, 1359 aldin Wildungen; seit circa 1350 Niederstadt zu Wildungen, seit circa 1500 Nieder-Wildungen, seit Mitte des 15. Jahrhundert Obere Stadt Wildungen. Ableitung mittels eines Suffixes ( -ungen) zum Gewässername Wilde: ‘der bei der Wilde gelegene Ort’. Der Gewässername setzt sich zusammen aus dem Adjektivisch althochdeutsch wildi, wilde ‘wild’ und -aha ‘Wasser, Fluss’. Eine Differenzierung der beiden Siedlungen erfolgte zunächst nach dem Alter (nur bei Alt-Wildungen), etwas später nach der Lage (Ober-, Nieder-).
Bad Wilsnack
Bad Wimpfen
Bad Windsheim Stadt im Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim, Reg.-Bez. Mittelfranken. Ab dem 13. Jahrhundert Reichsstadt, 1810 Einverleibung ins Bayern. 791 (Kopie des 12. Jahrhundert) Winedesheim, 822 Uuinidesheim, 1115 (Kopie des 12. Jahrhundert) Windesheim, 1347 Windsheim, 1964 Bad Windsheim. Eine frühe Mundartform scheint im Beleg 1506 Wynssem enthalten zu sein, während die heutige winsɒ lautet. Bereits 1656 begegnet eine Erklärung des Bestimmungswortes: Winßheim / Windsheim ... es auch einen stattlichen Weinwachs hat / von deme theils deß namens Ursprung herfue hren; in Wirklichkeit liegt aber der Personennamen Winid vor. Als Grundwort ist althochdeutsch *haim,-heim zu erschließen, das wohl eine neutrale Kurzform zu hei Mittelalter‘ Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ ist.
Bad Wörishofen Stadt seit 1949, Landkreis Unterallgäu, 13 938 Einwohner, am Westrand des mittleren Wertachtales, Reg.-Bez. Schwaben, BY. Aus ursprünglich Adelsbesitz an das Kloster St. Katharina in Augsburg mit Ortsherrschaft, 1802 an BY. Durch Pfarrer Kneipp seit 1855 Aufstieg zum Kneipp-Heilbad. Status und Namenzusatz Bad seit 1920. 1067 (Konzept 11. Jahrhundert) Uverineshoua/Uverneshoua, 1243 Werneshouen, 1436 Werißhoffen; Wörishofen (1751). Grundwort -hofen, Bestimmungswort: Personennamen Warin, Werin. Gesamtdeutung: ‘Höfe des Werin’.
Bad Wünnenberg Stadt im Kreis Paderborn, zwischen Marsberg und Büren, unterhalb des Aabachstausees, Reg.-Bez. Detmold. Um 1300 Gründung von Burg und (Ober-)Stadt auf einem Bergsporn über dem Aftetal in einem Altsiedelraum (über 180 bronzezeitliche Grabhügel), von nachgewiesenen 27 Siedlungen sind im Hochmittelalter nur noch sechs Ansiedlungen vorhanden, die zugunsten der Neugründung aufgegeben werden, 1355 an Hochstift Paderborn. Seit Beginn der Neuzeit Sitz des Amtes Wünnenberg (bis 1974; Fürstenberg seit 1844 Sitz der Verwaltung, seit 1975 Stadtverwaltung). 1975 Zusammenlegung mit sechs weiteren Gemeinten des Altkreises Büren. Seit 2000 Bad. 1305 (Druck 1764) Bertoldo de Buren, dicto de Vinnenberg [! ], 1308 (Kopie 16. Jahrhundert) Wunnenberg, 1307 Bertoldo de Buren dicto de Wunnenberch, Wu ̊nnenberg, 1317 in Wunnenbergh; Wünnenberg (1665). Bildung mit dem Grundwort -berg. Das Bestimmungswort führt auf germanisch*wun-jo ̄(zu altsächsisch wunnia ‘Freude, Lust’, althochdeutsch wunn(i)a auch ‘(wirtschaftlich) Ertrag’, mittelniederdeutsch wunne, wünne, auch Bez. für Grasland; im Ablaut verbunden mit gotisch vinja, altisländisch vin ‘Weide’, althochdeutsch winn(i)a, mittelniederdeutsch winne ‘Weide, Wiese’, altenglisch *winn, *wynne ‘Weide’ (in englische Ortsnamen). Der Ortsname kann als ‘Weideberg’ paraphrasiert werden.
Bad Wurzach Stadt im Landkreis Ravensburg, circa 25 km nö Ravensburg zwischen Allgäu und Oberschwaben gelegen mit dem Wurzacher Ried im Stadtgebiet, Reg.-Bez. Tübingen. Verleihung des Memminger Stadtrechts im Jahre 1333, 1806 unter württembergische Oberhoheit, seit 1950 Prädikat Bad. Heilquellenkulturbetrieb, Moorheilbad, Schloss Bad Wurzach, Kloster Maria Rosengarten, Friedrich-Schiedel-Literaturpreis. 1273 Wrzun [Original], 1275 Wurtzun; Bad Wurzach (1950). Wurzach stellt sich wohl als Dativ Plural zu althochdeutsch wurza ‘Wurzel, Pflanze’, mittelhochdeutsch wurze ‘Pflanze, Kraut, Heilkraut’. Das Grundwort -ach1 wurde sekundär eingefügt. So Bad Zurzach.
Bad Zwesten
Bad Zwischenahn Gemeinte im Landkreis Ammerland, am Zwischenahner Meer, Reg.-Bez. Weser-Ems (bis Ende 2004), Sitz eines gräflich oldenburgischen Gogerichtes und eines kirchlichen Sendgerichtes, von 1814–1858 auch Sitz eines oldenburgischen Amtes; im 19. Jahrhundert starker Aufschwung des Fremdenverkehrs wegen des nahegelegenen Zwischenahner Meeres; seit 1919 Bad, seit 1964 staatlich anerkanntes Heilbad. 1194 Gerlagus de Tuschenan [Kopie14. Jahrhundert], um 1280 Twischena [Kopie 16. Jahrhundert], 1332 Thvischenna; Zwischenahn (1802). Bildung mit dem Grundwort-ach1 in der norddeutschen Form, mittelniederdeutsch a ̄, dass teils im Plural (-an) erscheint. Bestimmungswort ist die Präposition mittelniederdeutsch twisken, twischen. Der Name kennzeichnet den Ort als zwischen zwei Gewässern liegend gemeint sind wohl die aus dem Zwischenahner Meer abfließenden Aue und Speckener Bäke.
Bächingen an er Brenz
Bäk
Bälau
Bärenbach (Hunsrück)
Bärenbach (Kirn-Land)
Bärenstein
Bärenthal
Bärnau
Bärweiler
Baesweiler Im Jahre 1130 erstmals erwähnt. 1371 Schlachtort in der „Brabanter Fehde“. 1130 Bastwilren [Original], 1289 Baistwilre, 1330 Boistwilyr; Baesweiler (1517). Das Grundwort -weiler ist im Rheinland mit einem besonderen Schwerpunkt im Gebiet zwischen Köln und Aachen gut verbreitet. Bast (Baist-, Baes-) als Bestimmungswort dürfte kaum in Verbindung zu nordhochdeutsch Bast (althochdeutsch, mittelhochdeutsch bast) ‘Baumrinde’ stehen. Eher wird ein althochdeutscher Personenname in der Art von *Bast(o) (nicht Bosso, Basso und auch nicht Bast als Kurzform zu Sebastian) die Grundlage bilden. Die in den Altbelegen (Baistwilre, Boistwilyr) bereits deutlich gemachte und bis in die Neuzeit erhaltene Länge des Stammvokals entstand vermutlich unter dem Einfluss eines weiteren Personenname-Stammes wie Bas-. So Eschweiler, Kreis Aachen.
Bahlingen am Kaiserstuhl
Bahrdorf
Bahrenborstel
Bahrenfleth
Bahrenhof
Bahretal
Baienfurt
Baierbach
Baierbrunn
Baiern
Baiersbronn Entstanden um 1300 im Hochmittelalter, kam 1320 an Württemberg und gehört seit 1938 zum Landkreis Freudenstadt. 1292 Baiersbrunne. Als Grundwort erscheint althochdeutsch brunno ‘Brunnen, Quelle, Wasser’, die heutige Form -bronn ist mit r-Metathese aus der gleichbedeutenden Variante althochdeutsch, mittelhochdeutsch -born entstanden. Das Bestimmungswort gehört vielleicht zu schwäbisch, badisch baier, einer regionalen Variante von althochdeutsch, mittelhochdeutsch b ̄er ‘Eber, Wildschwein’. Sprachlich wahrscheinlicher ist wohl der Anschluss an den Personennamen oder Herkunftname Baier. So Baierbrunn, Landkreis München.
Baiersdorf
Baindt
Baisweil
Bakum
Balderschwang
Baldringen
Balduinstein
Balesfeld
Balge
Balgheim
Balgstädt
Balingen von den Balinger Bergen umgeben. Stadtgründung 1255 durch Graf Friedrich von Zollern, erste Befestigung spätestens um 1377, 1403 Verkauf an Württemberg, komplette Zerstörung der Stadt bei Brand von 1809 und folgender Wiederaufbau im klassizistischen Stil. Klein Venedig, spätgotische Stadtkirche mit Grabmal Friedrichs von Zollern. 863 Balginga, 1140 Balingin, 1226 Balingen, 1309 Baldingen, 1484 Baldingen, 1493 Balingen. Der Ortsname i st zurückzuführen auf eine-ing (en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personenname Balgo, der Name bedeutet ‘Siedlung bei den Leuten des Balgo’. Einige der spätmittelalterlichen Belege dürften sekundär an mittelhochdeutsch balt ‚kühn, mutig’ angeschlossen worden sein.
Balje
Ballendorf
Ballenstedt
Ballhausen
Ballrechten-Dottingen
Ballstedt
Balow
Baltmannsweiler
Baltrum
Balve Pfarrort vor 1196 in der Grafschaft Arnsberg, 1368 zum Fürstentum Köln, 1430 Befestigung als Stadt, 1806 Großherzogtum Hessen, nach 864 Ballau, 890 Ballaua, 1197 parochia Balleue, 1300 Balve. Das -ui m Wortinnern ist alte Schreibweise für labiodentales -v-. Eine eindeutige Namenerklärung ist nicht möglich. Die älteren Formen erfordern die Aufteilung des Namens in die Silben bal und -lav-, wobei die Qualität des Vokals der zweiten Silbe (-a-/-o oder -e-) unsicher ist. Für die Erstsilbe kommen in Frage ba ̄l ‘helle Farbe’, ‘weiß’, ‘glänzend’, altniederdeutsch balu, balwes Neutrum (-wa-Stamm) ‘Unheil’, ‘Übel’ und ball ‘runder Körper’, ‘Ball’. Für -lava später -leve werden altniederdeutsch hl ̄eo, hl ̄ewes ‘(Grab-)Hügel’, hleo, hlewes ‘Decke’, ‘Schutz’, und l ̄eva ‘Erbe’, ‘Hinterlassenschaft’ oder lo ̄va (< lauba) ‘offenes Bauwerk’, ‘Laube’ erwogen. Sie alle stimmen mit der Vorgabe lava nicht recht überein. Das -win den Flexionsformen von hl ̄eo/hleo ist bilabial (wie englisch w), d.h. anders als das labiodentale v in Ballava. Auch die Vokale ̄e und e machen hier – wie auch bei l ̄eva – Schwierigkeiten. Dennoch sind wegen der v- Übereinstimmung l ̄eva oder lo ̄va vorzuziehen, da l ̄eva in Hunderten von -leben-Ortsname n an der Elbe und in Thüringen vorliegt, deren Altformen stets das -n fehlt. Da das - ̄e oder -o ̄i n der zweiten Silbe nicht betont wird, kann es zum Murmelvokal degenerieren, der in Anklang an das -ader ersten Silbe als -a erscheinen kann. Bal-l ̄eva kann ‘schlechtes Erbe’ bedeuten. Vorzuziehen ist jedoch Bal-lo ̄va ‘schlechte Hütte’. Ba ̄l-l ̄eva, ‘glänzendes Erbe’, ist abzulehnen, da ‘glänzend’ nicht in übertragenem Sinne, sondern konkret gedacht werden muss und einen – als Motiv für einen Siedlungsnamen kaum wahrscheinlichen – Edelmetallschatz als Erbe voraussetzt. So † Balhornun, Kreis Paderborn, Balhorn, Kreis Warendorf, † Ballevan, Kreis Soest.
Balzhausen
Balzheim Siedlung auf dem heutigen Domberg archäolisch bereits für die Merowingerzeit nachgewiesen, im 10. Jahrhundert mehrfach erwähnt, 1007 von Kaiser Heinrich zum Bischofssitz erhoben, hochmittelalterlicher Dom mit bedeutenden Plastiken (Bamberger Reiter), barock geprägte Residenzund Universitätsstadt der Fürstbischöfe, nach der Aufhebung des Fürstbistums 1803 bayerisch, seit 1818 Sitz eines Erzbischofs. Zum Jahre 902 Babenberh, Babenberc, 973 Papinberc, zum Jahre 1001 Bavanberg, 1007 Babinberc, Babenberg, 1174 Bamberg. Das Grundwort-berg ist in allen Schreibungen eindeutig identifizierbar; die Schreibung -c deutet auf Auslautverhärtung zu -k, die Schreibung -h auf Reibelaut (-ch). Belege mit -burg kommen in der urkundlich Original überlieferung nicht vor. Das Grundwort weist auf eine auf einer Anhöhe (wohl dem heutigen Domberg) gelegene Siedlung. Das Bestimmungswort ist als althochdeutsch Babinzu bestimmen; die Schreibungen Bavan und Papinsind nederdeutsch beziehungsweise oder Band Varianten. Babinist bestimmbar als eines schwach flektierenden Personnenname Babo; Babin-/ Baben entwickelt sich vor dem b von -berg durch Assimilation von -n zu -m und durch Kontraktion von Babem zu Bam-. Der Name Babo könnte als Lallname zu einem Personnenname wie Adalbert gehören, und so könnte die Siedlung nach dem Grafen Adalbert benannt sein, der mit seinen Brüdern das castrum Babenberh im Jahre 902 nutzte. Für die bereits merowingerzeitliche Siedlung auf dem Domberg ist diese Anknüpfung natürlich nicht möglich. Wenn sie bereits Babenberg hieß, muss die Deutung des Namens offen bleiben. (Ein zum Jahre 718 gestellter Beleg Babenberg steht in einer erst im späten 13. oder 14. Jahrhundert entstandenen, nur in einem Druck von 1727 überlieferten Vita der heiligen Bilhildis und kann kein Vertrauen beanspruchen).
Bammental
Bandelin
Bandenitz
Bann
Bannberscheid
Bannewitz 311 Panewicz, 1649 Bannewitz. Zu altsorbisch *Panovici, abgeleitet von pan ‘Herr’. So Panitz, ORTSTEIL von Stauchitz, Landkreis Meißen.
Bant. (eine ostfriesische Insel) 1. Halfte 900 insula que dicitur Bant. Germanisch banti, Landstich? Sie Brabant.
Banteln
Banzkow Ende 13. Jahrhundert an Grafen von Schwerin, 1872 Errichtung der neugotischen Backsteinkirche. 1300 Bancekowe, 1307 Bant[c]ecowe, 1327 Banscekowe, 1350 Bantzekowe, 1354 Bansekowe. Dem Ortsname l iegt ein altpolabischer Personenname *Ba ̨ˇcek (vgl. altpolnisch Namen *Ba ̨k, *Ba ̨czek) mit einem possive Suffix -ov, -o(w) (*Ba ̨ˇckov, kaschubisch Ba ̨kovo) zugrunde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Das mittlere -ˇc unterlag bei der Eindeutschung des Namens einem Konsonantenwechsel zu -c-, das nasale -a ̨wurde durch -an ersetzt. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Ba ̨cˇek’ rekonstruieren, der charakterisierende Personenname geht auf altpolabisch*ba ̨k‘ Rohrdrommel’ zurück.
Barbach, (Prüm) 816. Germanisch baza zu bara, kahl, + baki, Bach.
Barbelroth
Barbing
Barby
Barchfeld-Immelborn
Bardenbach, 1095 Bardenbarch. Germanisch Baron baki, Bach des Bardo.
Bardenberg, (Aa) 867 Bardunbach, 1114 Bardenbach. Idem.
Bardenhove, (Trier) + 1200 Bardenhoue. Germanisch Bardon hofa, Hof des Bardo.
Bardowick, Mitte 1200 Bardewik, 1172-78 Bardewic. Bardewich. Germanisch Bardana, de (Lono)bardi + wika, Straßen siedlung, Handlersiedlung.
Barenberg, (Winz) 2. Halfte 1100 Barberge. Germanisch bara, zu baza, kahl + berga, Berg.
Bardowick Schon in karolingischer Zeit Vorort des Bardengaues; in ottonischer Zeit Münzrecht, Markt und Zoll belegt; bedeutendes Kollegiatstift. 785 Barduwic [Kopie 9. Jahrhundert], 795 Bardenwih [Kopie 9. Jahrhundert], 975 Bardonuuihc, 1180–88 apud Bardowicensem ecclesiam. Bildung mit dem Grundwort-wik. Das Bestimmungswort enthält entweder den schwach flektierenden Kosename Bardo im Genitiv Sankt Gallen oder aber den Völkernamen der Barden.
Barenburg
Barendorf
Bargenstedt
Bargfeld-Stegen
Bargischow
Bargstall
Bargstedt (Holstein)
Bargstedt (Niedersachsen)
Bargteheide 1314 erstmals urkundlich erwähnt, 1571 in Gottorfer Herrschaft, Backsteinkirche. 1314 in villis ... Brektehegel [Oiginal], 1434 to Berchteheyle, 1595 von Berchteheide; Bargteheid (1648). Die Bedeutung des Namens geht zurück auf das altsächsisch braka ‘Brache’, das von Brekte zu Bergte und schließlich zu Bargte umgedeutet wurde, und dem norddeutsch hegel ‘Einzäunung’. So ergibt sich die Bedeutung der ‘Siedlung/ Einzäunung auf dem Brachland’. SoBargstedt, im Kreis Rendsburg-Eckernförde, sowie im Landkreis Stade, Bargstall, Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Bargum
Bark
Barkelsby
Barkenholm
Barkhausen bei Büren, 1025, Barghusun. Germanisch barga, Scheune, Speicher + husum, zu husa, Haus.
Barkhofen, (Werden) 1. Halfte 1100 Barghus, 1098 Barchoue. Germanisch barga, Scheune, Speicher + husa, resp. Hofa, Hof.
Barl, (Ohligs) Mitte 1200 Barle. Germanisch baza zu basa, kahl, + lauha, Waldchen auf Sandhügel.
Barleben 1062 in villa Partunlep [Original], 1197 in Bardenleve, 1420 Bardeleue; Barleben (1610). Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Grundwort-leben. Im Bestimmungswort steht der Kosename Bardo im Genitiv (zu germanisch *barda‘ Bart’ oder altsächsisch barda, althochdeutsch barta ‘die Barte, kleines Beil, Streitaxt’), demnach also ‘Hinterlassenschaft des Bardo’. Bardenleve entwickelte sich mit später Abschwächung und Synkopierung der Mittelsilbe -den zu heutigem Barlebe. So Eichenbarleben, Landkreis Börde (1180 in Ekenbardenlove).
Barlt
Barmen bei Jülich, 814 Barna, 950 Barma, 1222 Barme. Germanisch barma, Berme, Rain.
Barmissen
Barmstedt
Barnekow
Barnin
Barnitz
Barnstädt
Barnscheid, (Velbert) 10-1100 Bardenscethe, 1160 Bardensceide. Germanisch Bardon skaipjo. Wasserscheide, Bergrücken des Bardo.
Barntrup, 1036 Bardingthorpe. Germanisch Bardinga porpa, Dorf der Leute des Bardo.
Barmstedt 1140 erstmals urkundlich erwähnt, 1650 Reichsgrafschaft unter Christian Graf von Rantzau, nach dessen Tod bis 1867 unter königlich-dänischer Administration. Schlossinsel Rantzau, Heiligen Geist-Kirche.Um 1140 in Barmiste [Original], 1212 de Barmetstede, 1221 de Barmestide. Der heutige Ortsname Barmstedt geht zurück auf eine Bildung aus dem niederdeutsch barm ‘Erhebung, Anhöhe, Anhäufung’, einem mittlerweile entschwundenen t-Suffix und der veralteten Form für ‘Stadt/Siedlung’ stede, -stedt. Somit bezeichnet Barmstedt die ‘Siedlung an der Anhöhe’.
Barnstorf Früh Besitz der Klöster Werden und Corvey, dem auch die Pfarrkirche gehörte, in Barnstorf nachzuweisen; das gleichnamige Kirchspiel umfasst seit den frühesten Zeiten etwa 40 Ortschaften; Freigericht und Vogtei Barnstorf gelangten auf verschiedenen Wegen in den Besitz der Grafen von Diepholz. Zentrum der Erdölförderung in Niederland. 9./10. Jahrhundert Bernatheshusen [Original], 980–982 Bernes-torpe [Kopie 15. Jahrhundert], 10. Jahrhundert Bernothingthorpe, um 1150 Bernstorp; Barnstorf (1791). Bildung mit dem Grundwort-dorf. Da -ing vor dem Grundwort singulär ist und sonst die Flexionsendung -es auftritt, ist kaum von einer Bildung mit dem Personengruppensuffix-ing (en) im Bestimmungswort auszugehen, sondern der stark flektierte Ppersonnename *Bernanþ anzusetzen, der Schwund des -nv or Spirans aufweist. Die späteren Belege, darunter die Corveyer Abschriften, zeigen Ausfall des intervokalischen Dentals (Bernes-). Das vor -r-Verbindung stehende -e wird zu -a-. Nach stl. -s wird der Anlaut des Grundworts ebenfalls stl. Deutung also: ‘Siedlung des *Bernanþ’.
Barntrup Um 1300 Stadtgründung der Grafen von Sternberg, Kirchort (Pfarrkirche St. Peter und Paul), 1317 oppidum, 1376 Stadtrechte, nach 1577 Schloss von Kerßenbrock an Stelle des sog. Niederen Hofes errichtet, Stadtbrand vernichtete 1858 Reste der landesherrlichen Burg (seit 13. Jahrhundert) östlich Barntrup. 1317 (Kopie1562) in Berrentorpe, 1353 [de] Bernincthorpe, 1357 van unsem sclote to Berlinctorpe, nach 1450 by Barrentorpe, 1466 (Kopie 16. Jahrhundert) tho Barnichtorpe, 1627 Bardendorff; Barntrup (1545). Bildung mit dem Grundwort -dorf. Die älteste, aber spät überlieferte Form des Bestimmungsworts zeigt Berrenmit -rr-Graphie als jüngerem Assimilationsprodukt < -rn-. Spätere Formen wie Berninc-, Berning(h)-, Bernynk-, Bernync bewahren ältere Verhältnisse. Seit Mitte des 15. Jahrhundert sind Barn(n)-, Barnen-, Barning-, Barninck-, Barren-, Barrinmit er > ar anzutreffen, im 17. Jahrhundert vereinzelt auch mit -r-Metathese zu Bran-. Sporadisch auftauchende Formen des 14. Jahrhundert wie Berlinc-, Berlinck-, Perlinchoder Berlinksind als Varianten mittelniederdeutsch Dissimilation von n > l zu verstehen. Im 17. Jahrhundert erscheint Barden-, was der zeitweise sekundären ‘Eindeutung’ des Namens als Nahmen ... von der Bardis, welche der Teutschen Priester vnnd Sangmeister gewesen sein / Bardorum Pagus / ein Dorff vnnd Wohnung der Barden bei Piderit entspricht. Auszugehen ist von einem älteren *Berning (abgeschwächt und synkopiert > Bernen> Bernn-). Basis der patronymischen Bildung *Berning ist ein Kosename*Berno (neben Benno), der auf einen zweigliedrigen germanischen Rufnamen mit dem Personenname-Stamm BERAN (zu germanisch *ber-an-, althochdeutsch bero ‘Bär’) wie z. B. Bernhard, Berng ̄er, Bernheri uswach bezogen werden kann. Der Name benennt die Siedlung als ‘Siedlung eines Angehörigen oder der Leute eines Bern(o)’.
Barsbek
Barsbüttel 1228 erstmals urkundlich erwähnt, 1306 an das Hamburgische Domkapitel, 1609 an das alte Amt Reinbek, 1889 Amtsbezirk Barsbüttel gegründet. 1228 in Bernekesbutle [Original], 15. Jahrhundert Barkesbutel, 1573 Barsbuttell.Der Ortsname g eht zurück auf den Personnename Berneke und das veraltete Wort -büttel für ‘Siedlung’. Es ist also von einer ‘Siedlung des Berneke’ auszugehen, umgedeutet zu Barsbüttel. So Barsbek, Kreis Plön, Barsfleth, Kreis Dithmarschen, Barslund Kreis Flensburg.
Barsen, (Bockum) Mitte 1200 Barchhusen. Sie Barkausen.
Barsinghausen Um 1193 Gründung eines Augustinerchorfrauenstiftes, in der Reformation evangelisch und bis heute bestehend. 1193 Berkingehusen [Original], 1213 Berscyngehusen, 1528 Barsingehusen. Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem Personenname Berico sowie einem patronymischen -ingS uffix. Das -kd es Personenname wird durch folgendes -i palatalisiert. Später wird -e vor -r-Verbindung zu -ag esenkt. Deutung also: ‘Siedlung der Leute des Berico’.
Barßel Vor 1300 Eigenkirche, bis 1400 Gerichtsbarkeit der Grafen von Tecklenburg, Bau der Schnappenburg, 1400 Kirchspiel an den waterstrome zum Niederstift Münster, Zentrum des Torfhandels vom 16. Jahrhundert bis 1990. 1330 Bersele [Original], 1403 Bersele, Barseler zehende, Borselers zehendten (Kopie). Die Etymologie des spät überlieferten Ortsname ist unklar, da die Endung -le als abgeschwächtes Grundwort-loh(e) oder als -l-Suffix interpretiert werden kann; bei einem Zusatz mit -loh(e) allerdings bleibt das Bestimmungswort dunkel. Die Lage Barßels zwischen Soeste, Barßeler Tief und Nordloher Tief (Abschnittsname der Aue) legt einen mit -l-Suffix gebildeten Gewässername oder eine Stellen Bezeichnung nahe, die sich auf die Lage am Wasser bezog. Es ist an indogermanisch *bher‘ aufwallen’ für die Bewegung des Fließgewässers oder an *bher‘ glänzend, braun’ für den morastigen Boden, jeweils mit -s-Erweiterung, zu denken. Im Mittelnorddeutsch wären dann -er vor Konsonanten in -ar und -anach dem Labial -bt emporär in -o übergegangen.
Bartenshagen-Parkentin
Barth Slawische Vorbesiedlung, seit dem 13. Jahrhundert deutsche Marktsiedlung, 1255 durch Rügenfürsten Jaromar lübisches Stadtrecht verliehen, um 1315 Errichtung eines Schlosses, seit dem „Ribnitzer Frieden“ von 1369 zu Pommern, im 16. Jahrhundert Errichtung einer Druckerei, in der die niederdeutsche „Barther Bibel“ gedruckt wurde, ab 1648 schwedisch, ab 1815 preußisch und seitdem stete Entwicklung des Reedereiwesens und des Schiffbaus. 1159 provincia Barta (Landschaftsname), 1171 castrum Bridder (all. Bartk), 1178 uillam unam nobilem in Barth, 1186 Bard. Die Stadt liegt an der Mündung der Barthe, deren ursprungliche Name, *Bardik(a), 1242 ad riuum Bartik, jedoch vermutlich vom Landschafts oder Ortsname n abgeleitet wurde. Nach Witkowski könnte – verursacht durch die geografischen Verhältnisse – ein altpolabisch Wort für eine Erhebung (slawische *bцrdo ‘Anhöhe, Abhang, Hügel’) stecken, was durch mehrere kleineren Erhebungen in der unmittelbaren Umgebung der Stadt gestützt wird. Nicht auszuschließen ist auch eine vorslawische Benennung von Fluss und Landschaft, die auf den Ort übertragen worden ist. Udolph zählt die polnische Gewässername Brda und Warta zur indogermanisch Namensschicht.
Bartholomä
Bartow
Barum (Lüneburg)
Barum (Uelzen)
Baruth/Mark
Barver
Barwedel
Barweiler 931-56 Baruuilra, 970 Barwilre. Germanisch baza zu bara, kahl + wilari von latinisch Villare, Gehoft.
Basanbrunnon, (Sankt-Goar) 820. Germanisch Basan brunnan, Quelle des Baso.
Basberg
Basdahl
Basedow (Lauenburg)
Basedow (Mecklenburg)
Bassenheim 1204 Bascenhem, 1203-12 Bazzinheim. Germanisch Badston haim, Wohnung des Badsto.
Basel, (H) 1107 Basiliensis, 1135-80 Basele.
Basel, Wadersloh) Mitte 1200 Bardisse.
Bassum Um das um 860 gegründet und bis heute bestehende Stift Bassum bildete sich die gleichnamige Siedlung, die um 1600 Fleckenrecht hatte. 858–65 Birxinon [Kopie 12. Jahrhundert], 937 Birsina, 988 Birchisinun; Bassum (18. Jahrhundert). Der Ortsname enthält vermutlich das Appellativum altsächsisch birka ‘Birke’ und ist sowohl mit -s-Suffix wie mit -n-Suffix abgeleitet, wobei die älteren Belege mehrfach Dativ Plural zeigen. Dieses spricht für einen vorausgehenden Gewässername, der jedoch nicht sicher zu bestimmen ist. Eventuell handelt es sich um den Klosterbach west des Ortes. Der Ortsname wird durch Schwund und Abschwächung der Nebentonvokale zu *Berksen, das -k fällt aus, -e wird vor -r-Verbindung zu -a und schließlich das -r vokalisiert sowie das -en an die mit -heimgebildeten Namen, die jünger häufig -um zeigen, angeglichen.
Bastheim
Basthorst
Bastorf
Battenberg (Eder)
Battenberg (Pfalz)
Battweiler
Baudenbach
Bauchem, (Geilenkirchen) 1210 Balcheim. Germanisch balga, Schwellung + haima, Dorf.
Bauler (Adenau)
Bauler (Neuerburg)
Baumgarten
Baumburg, jetzt Altenbamberg, 1158 Booimenebuurch, 1171 Bouminburc. Germanisch baumoa, baumbestanden + burg, Burg.
Baumholder Im 14. Jahrhundert Herrschaftsbereich der Grafen von Veldenz, 1444 pfalzzweibrückisch. Trotz vieler Privilegien wurde Baumholder nicht Stadt. Das Gebiet kam 1816 als Fürstentum Lichtenberg zu Sachsen-Coburg-Saalfeld und wurde durch Verkauf 1834 preußisch. 1156 Bemundulam, um 1200 in banno Bemoldre villa, 1259 apud Beimolderen, 1277 Beumoldern, 1440 zu Baumoldern. Im Ortsname steckt mittelhochdeutsch boum ̄ın ‘mit Bäumen bestanden’ zu boum ‘Baum’ sowie mhittelhochdeutsch hól(un)der ‘Holunderstrauch’ im heute nicht mehr erkennbaren Bestimmungswort, das Grundwort ist ein zu -a kontrahiertes und später verloren gegangenes Suffix -aha ‘Wasser, Fluss’,-ach1. Die Siedlung befand sich demnach an einem mit Bäumen bestandenen Hol(un)derbach.
Baunach Früh mittelalterliche Gründung in altbesiedelter Gegend in der Eingangspforte des Baunach-Itz-Hügellandes am Zusammenfluss von Baunach, Lauter und Itz kurz vor deren Einmündung in den Main, in fuldischer Lehenshoheit, (Slawen-?)Kirche mit Fundgut aus dem 8. und 9. Jahrhundert, bis 1057 Besitz der Schweinfurter Grafen, bis 1248 durch Heirat an die Herzöge von Andechs-Meranien, danach durch Heirat an die Grafen von Truhendingen; 1328 Bamberger Stadtrecht; 1376 als Pfand, 1396 als Kauf an Hochstift Bamberg; 1388 Lehenshoheit von Kloster Fulda an Hochstift Bamberg, nach 1390 Sitz einer Bamberger Zent mit Ober und Kastenamt, 1456 Jahrmärkte und Wochenmarkt, 1803 an Bayern. 804 (Kopie des 9. Jahrhundert, Druck 1607) Bunahu, 9. Jahrhundert (Kopie um 1160) Bunaha, 1124 (Kopie des 12. Jahrhundert) Punaha, 1195 (Kopie des 12. Jahrhundert) Bunach, [1326–1328] Baunach. Wohl vom Fluss auf die Siedlung übertragener Name, der kaum zu indogermanisch *bhueh2 ‘wachsen, entstehen’ im Sinne von ‘schwellen’, sondern zu mittelnorddeutsch bu ̄ne ‘Flechtwerk zum Uferschutz’ zu stellen ist, die in der norddeutschen Buhne regional weiterlebt. Das Grundwort-ach steht im Erstbeleg im lokativischen DatSo Ähnlich als Simplex: Alten und Kirchenbauna, von Baunatal, Landkreis Kassel.
Baunatal Bauna war Sitz eines landgräflichen Amtes und Gerichts. 1015 Bunon [Original], 1123 Altdenbune. Kirchbauna: 1123 Kilechbune, 1220 inferior Bunen, 1255 Kirhbune, 1303 Bu ̊ne, 1379 Nederbune. Namengebend ist der Gewässername Bauna, entweder zu indogermanisch *bhu ̄‘anwachsen, schwellen’ > *bhu ̄ -na ‘die Anschwellende’ oder zu mittelnorddeutsch bu ̄ne ‘Flechtwerk zum Schutz des Ufers, Bodenerhöhung’. Das Zweitglied-tal trat erst anlässlich der Vereinigung der Orte an den Ortsname hinzu.
Bausendorf
Baustert 893 Borsta, 962 Bustat, 978 Bucstedi. Angesischts der vilemne Hofstadi zu Hostert, wahrscheinlich germanisch buristadi, Statte eines burja= Koten.
Bauweiler (Golzheim) 1219 Bowilre.
Bavonthorpa, (Weener) Anfang 1100 Bauonthorpa. Germanisch baki porpa. Wurt des Babo.
Bautzen Altes Zentrum des Slawengaues Milzane mit slawischeische Burgwall und Burgsiedlung, seit 1031 deutscher Burgward, um 1200 planmäßige Anlage der Stadt durch d. Siedler, führende Stellung im „Lausitzer Sechsstädtebund“ (1346–1815), gehört seit 1067 zu Böhmen, nach dem 30jährigen Krieg mit der gesamten Lausitz zum Kurfürstentum Sachsen. 1012/18 Budusin, Budisin, 1144 Budesin, 1319 Budischin, 1419 Bawdissin, 1511 Bawtzen, noch bis 1868 amtliche Form Budissin, dann Bautzen. Aus altsorbisch *BudyˇSiedlungsname zum Personenname Budyˇs oder Budych, erweitert mit dem Suffix -in-. Das Personenname-Element Bud ist im Slawisch sehr viel.
Bawinkel
Bayen, (Köln) 948 Beina, 1255 Beyne.
Bayerbach (Rottal-Inn)
Bayerbach bei Ergoldsbach
Bayerfeld-Steckweiler
Bayerisch Eisenstein
Bayerisch Gmain
Bayreuth Hochmittelalterliche Gründung auf dem Hügel zwischen Sendelbach, Mistelbach und dem Ufergelände des Roten Mains – wahrscheinlich der Platz des heute Stadtteils Altstadt; 1231 civitas, Grafen von Andechs-Dießen (spätere Herzöge von Meranien) Stadtherrn, 1248 durch Heirat an die hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg, 1283 Zollstelle auf dem Handelsweg der Nürnberger Händler mit Nordböhmen und Sachsen, seit 1298 bis 1942 mehrmals Vertreibung und Wiederansiedlung von Juden, Verheerungen im Hussitenkrieg; im 15. Jahrhundert Gewerbe der Tuchmacher, Zinngießer, Gewandschneider, Leineweber, im 18. Jahrhundert Keramikindustrie; seit 1542 Verlegung der Kanzlei und seit 1603 der Hofhaltung des Hauses Brandenburg Kulmbach nach Bayreuth, Residenz von Markgraf Friedrich und seiner Gemahlin Wilhelmine, 1769 Bayreuth an die Ansbacher Linie der Hohenzollern, 1792 an Preußen, 1810 an Bayern, Sitz der Regierung von Oberfranken, seit 1876 Bayreuther oder Richard-Wagner-Festspiele, seit 1975 Universität. 1194 Baierrute [Original], circa 1200 (Kopie 13. Jahrhundert) Beirrut, 1255 Beiierriud [Original]; Bayreuth (1532). Dem Grundwort -reut ist der Stammesname der Baiern, althochdeutsch Beiar, mittelhochdeutsch Beier, vorangestellt. Der Name bezeichnet die durch Baiern erfolgte Rodung. So Baierbrunn, Landkreis München, Baiersdorf, Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Bayrischzell
Bazinrode, (Nordrhein) 1135-42 de Bazenrodo. Germanisch Badston, des Badsto, + ropa, Rodung.
Bebensee
Bebra Früher Besitz des Hersfelder Klosters, Sitz einer Linie der Herren von Baumbach, seit 1386 bei den Landgrafen von Hessen, 1807–1813 Westphalen, danach zu Kurhessen, seit 1866 zur preußisch Provinz Hessen-Nassau, seit 1946 Land Hessen. Anfang 9. Jahrhundert (Kopie) in ... Biberaho, 1105/06 Biberacha, 1182 Bibera, 1365 Bibra, 1439 Bebra. Der Ortsname bezieht sich auf den Gewässername Biberaha ‘Biberbach’. Die heutige Form ergibt sich aus der Kürzung der Endung aha zu -a, der Synkope des -ez wischen -bund -r sowie der Senkung -i zu -e-.
Beche, (Wittlich) Anfang 1300 Becche, Germanisch baki, Bach.
Bechen, (Koln) 1175 Beche. Idem.
Becheln
Bechenheim
Becherbach (Pfalz)
Becherbach bei Kirn
Bechhofen (Mittelfranken)
Bechhofen (Pfalz)
Bechstedt
Bechtheim
Bechtolsheim
Bechtsrieth
Bechtheim, 817 Berthahem, Germanisch bertha, glanzend + haima Wohnung.
Bechtrup, (Lüdinghausen) Mitte 1200 Bekinthorp. Biketthorpa. Germanisch baki, Bach + porpa, Dorf.
Bechusen, (Monchen-Gladbach) 1170 Bechuse, 1172 Bechusin. Germanisch baki Bach, + husum, zu husa, Haus.
Beckhausen, (Hameln) 1015-25 Bikihusun. Germanisch baki, Bach + husum, zu husa, Haus.
Beckingen, (Saarland) 1071 Beckingen, 1182 Bekingen. Germanisch Bekkingum, bei den Leuten des Bekko.
Beckinghausen (Lünen) 10-1100 Bikinghuson. Germanisch Bikkinga husum, zu den Hausernd der Leute des Bikko.
Beckmannig, (Esborn) Mitte 1200 Bekemenninc. Germanisch Bakimanninga, dem Bakimann (Bachmann) gehorig.
Beckdorf
Beckedorf
Beckeln
Beckingen Römische Villa bei Beckingen. Im Mittelalter gehörte der Ort zu Lothringen, bedeutender Besitz des Deutschen Ordens und Komtursitz. 1048 (Kopie 13. Jahrhundert) in Beckingen, 1048 (Kopie Anfangs 14. Jahrhundert) curtis Bekinguen, 1071 curtis ... Beckingen [Original], 1071 in Beckingen [Original], 1183 de Bekingen [Original], 1222 Beckinga [Original], 1291 (Kopie 19. Jahrhundert) de Bickenges, 1293 de Bekanges [Original]. Bildung mit dem eine Zugehörigkeit ausdrückenden Suffix-ingen: germanisch *Bekkingum, zum althochdeutsch Personenname Bekko/Becco, d. h. ‘bei den (Gefolgs)-Leuten des Bekko/Becco’. Das Bestimmungswort wurde in französisch Urkundlich als -enges beziehungsweise -anges romanisiert. So Beggingen ([973 Bekkingen, nicht verifizierbar], 1278 Ru ̊dolf von Beggingen, 1484 Beckingen) Schaffhausen.
Beckum Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1224 Stadt. 1134 Bikeheim [Original], 1268 Bechem; Beckum (1631). Kompositum mit dem Grundwort -heim in der niederdeutsch Form -h ̄em, die auf appellativisch altsächsisch, mittelhochdeutsch h ̄em ‘(ständiger) Wohnsitz, Heim’ beruht. Als Bestimmungswort tritt altsächsisch beki, mittelnorddeutsch b ̄eke ‘Bach, fließendes Gewässer’ hinzu. Deutung: ‘Bach-Siedlung’. Die Lage am Zusammenfluss mehrerer Bäche ist wohl Motivierung für die Benennung des Ortes gewesen. Das Grundwort wurde seit dem 17. Jahrhundert durch Verdumpfung des inzwischen unbetonten -ez u -um abgeschwächt.
Beckum, (Henrichburg) Mitte 1200 Bekehem.
Bedburg Römisch Gutshöfe, fränkische Besiedlung, Fronhof der Abtei Prüm, Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert, dann Schloss mit Renaissancetreppenhaus, Stadtrecht um 1295, ab 1584 bis 1794 Herrschaft der Grafen von Salm-Reifferscheid-Dyck. 893 Betbure, 1378 Bedebure prope Caster [Original]. Althochdeutsch betabûr ‘Bethaus, -raum’, aus germanisch *bedo Feminin ‘Bitte, Gebet’ und *bu ̄ra Maskulinum/Neutral ‘Haus, Kammer’. Erst später an -burg angeschlossen. So Bedburg-Hau, Kreis Kleve, Burscheid, Rheinisch-Bergischer Kreis, Büren, Kreis Paderborn, Beuron, Landkreis Cochem-Zell.
Bedburg-Hau Das Prämonstratenserstift Bedburg wurde vor 1138 durch die Grafen von Kleve gegründet, die dort bis etwa 1340 ihre Grablege hatten. 1969 durch Eingemeindung mit Hau vereinigt, der Doppelname schon seit 1908 in der Bezeichnung der Rheinischen Kliniken Bedburg-Hau. Bedburg: 1138 de Betenbur [Original], 1138 in Bedbur, 1143 de Beddebur [Original]; Hau: vor 1417 uppen houwe, 16. Jahrhundert Ophowe. Bedburg ist Zussamensetzung aus Mittel niederländisch b ̄ede ‘Bitte, Gebet; Abgabe, Hofdienst; Almosen’ und Mittel niederländisch, mittelnorddeutsch bu ̄ r ‘Gehäuse, Haus’ oder bu ̄ r(e) ‘Bauerschaft’. Die Motivierung geht entweder von einem Kirchengebäude aus (althochdeutsch betebu ̄ra ‘Kapelle’) oder von der Bauerschaft, die eine Bede zu leisten hatte. Die Eindeutung von -burg ist eine erst neuzeitliche Verhochdeutschung. Hau gehört zu Mittel niederländisch, mittelnorddeutsch hou(w) ‘Holzeinschlag’ als Stellenbezeichnung oder im Sinn von ‘(Ort des) Holzeinschlags’. So Ortsname Bedburg siehe Bedburg, Rhein-Erft-Kreis.
Bedburg, (Koln) (lies Betenburn) 1108 Berenburn, 112 Bedeburin, 1138 Betenburch. Germanisch bido, (niederlandisch bede) Gebet, = burja, Schuppe. Also Bethauslein.
Bedersdorf, (Saarland) 1030 Betersdorf, 037 Bettersdorf, Bederstorf. Germanisch Baduharis porp, Dorf des Baduhari (badwo Kampf + harja, Heer)
Bedhard, (Wald bei Bitburg) 1222 silua que Bitart vocatur. Germanisch harud- waldiger Höhenzug, genannt nach dem Bitgau.
Bedinghem, (Aurich) +1000 Beddinghem, 1100 Bedinghem. Germanisch Badinga ropa. Rodung der Leute des Badu.
Beeck, (Rhurort) 947 Beki. Germanisch baki, Bach.
Bederkesa. Samtgemeinte im Landkreis Cuxhaven am Bederkesaer See. Ort zunächst nur durch Herren von Bederkesa, Lehnsmänner der Bremer Erzbischöfe, bezeugt, um 1200 Holzburg, 1295 Pfarrort, 1339 Markt, 1421 Besitz der Stadt Bremen, Bierbrauerei, 1654 unter schwedischer Herrschaft, 1662–1736 Besitz von Hans-Christoph von Königsmarck. Flecken Bederkesa ist Luftkurort und Moor heilbad und trägt seit 1996 Zusatz Bad. Geschlecht: 1159 Marcwardus de Bederekesa [Original], 1162 Marquardus de Bederikesha [Original]; Ort: 1287 Bederikesa [Original]. Das Bestimmungswort enthält den stark flektierenden Personennamen *Badirik, der mittelniederdeutsch als Badericus, Bedericus bezeugt ist. Das Grundwort ist nicht sicher zu bestimmen. Möglich wäre-ach1 (-aha) in der mittelniederdeutsch, altfriesisch Form -a ̄, allerdings bezeichnet es Fließgewässer, der Bederkesaer See kommt demnach als Motiv nicht in Betracht. Siebs zieht aufgrund der vereinzelten Formen auf -ha ein Grundwort -ha ̄ ‘Anhöhe’ nach der erhöhten Ortsanlage heran, wohl zu germanisch *hanhain der GrundBedeutung ‘spitz oder gebogen Zulaufendes’ (in altenglisch ho ̄h, altnordisch ha ̄ ‘Ferse’), in Geländenamen ‘vorspringende Erhöhung, auslaufendes Landstück, Abhang’ und mit der Bedeutungserweiterung ‘bewaldete Landzunge’. Plausibler erscheint eine Form des Grundwort -au(e) ‘Land am Wasser’ (o ̄ im Wechsel mit a ̄), vgl. Flurname wie A(h)(e), O(h)(e) in einer Bedeutungserweiterung von ‘Waldgebiet am Wasser’ zu ‘Wald, Gehölz’.
Bedesbach
Beedenbostel
Beelen
Beelitz 1247 wurde Beelitz dank der Wunderblutlegende im Mittelalter Wallfahrtsort. 1898 bis 1902 errichtete die Landesversicherungsanstalt Berlin an der 1879 angelegten Bahnstrecke Berlin-Güsten die Heilstätte Beelitz mit mehreren medizinischen und sozialen Einrichtungen. 997 Belizi [Original] (die Zuordnung zu Beelitz oder Belzig ist umstritten), 1216 Beliz [Original], 1303 Beeliz [Original], 1375 Belitz. Der Name ist slawisch, Grundform altpolabisch *Bˇelica ‘Siedlung im sumpfigen Gebiet’. Er ist eine deappellativische Bildung mit dem Suffix -ica ( -itz) von altpolabisch *bˇel' ‘Sumpf, Niederung, feuchte Wiese’, das zum Adjectiv *bˇely ‘weiß, hell, schimmernd, glänzend’ gehört. Der Lage im Feuchtgebiet der Nieplitz wegen ist eine Herleitung von einem Personennamen *Bˇe lwenig wahrscheinlich. Ähnlich Klein-Belitz, Landkreis Güstrow. Behlitz.
Beendorf
Beeskow Seit dem 10. Jahrhundert ist slawische Besiedlung nachweisbar. Auf einer Spreeinsel deutsche Burg, die den Übergang über die Spreeniederung sicherte. Kreuzung mehrerer Handelswege. Am Rande der Niederlausitz niedersorbisch-deutsches Kontaktgebiet mit Kietz. 1272 Beskowe [Original], 1324 Bezikow [Original], 1327 Beeskow.Grundform altsorbisch *Bezkov‘ Ort, der nach einem Mann namens Bezek, Bezik benannt wurde’, gebildet mit dem possessiv -ov- Suffix ( -ow) vom Personenname altsorbisch *Bezek, *Bezik, einer Kurzform von Vollname wie *Bezmir. Nicht auszuschließen ist, dass der Name ‘Ort, wo Holunder wächst’ bedeutet, eine Bildung mit dem adjectivisch -ov-Suffix von altsorbisch *bezk, einer Deminutivform von *bez ‘Holunder’. Ähnlich Beesdau, Basedow, bei denen die Nebenformen *bezd/*bazd ‘Holunder’ vorliegen.
Beesten +1000 Bieston, Biastun, Mitte 1200 Bestene.
Beetzendorf -Diesdorf. Beetzendorf: 1204, 1319 Becendorpe, 1323 Betzendorp [Original]. Diesdorf: 1112 in Distorp, 1200 Distorp [Original]. Der Ortsname Beetzendorf ist mit dem Grundwort -dorf gebildet. Das Bestimmungswort kann nicht zweifelsfrei bestimmt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, hier das Appellativum mittelniederdeutsch b ̄eke ‘Bach’ zu sehen, dass in dieser Sprachstufe auch als Feminin auftritt und daher im Genitiv beken lauten konnte. Die Ortslage an der Jeetze würde eine Deutung als ‘Bachdorf ’ bestätigen. Möglich ist aber auch, von einem schwach flektierenden KOSENAMEBako, im Genitiv *Bakin-, > *Beken-, auszugehen. Die Formen Becen-, Betsenuswach können durch den sog. Zetazismus erklärt werden, bei dem -kin Umgebung vorderer Vokale (-e-, -i-) zu -(t)so.ä. umgestaltet wird. Der Ortsname Diesdorf zeigt ebenfalls das Grundwort -dorf. Das Bestimmungswort kann nicht eindeutig bestimmt werden, möglicherweise ist es an indogermanisch *dheusanzuschließen, vgl. altnordisch dys ‘aus Steinen aufgeworfener Grabhügel’, dän. und norw. dysse ‘Steinhaufen, Grabhügel’. Der Ort liegt am Abhang eines Berges. SO Beckendorf, Landkreis Börde (1112 Bicindorp).
Beetzsee
Beetzseeheide
Beggendorf, (Aa) 1172 Beggendorph, 1217 Beckendorp. Germanisch Baggin porpa. Dorf des Baggi or Bagjo.
Beheim, (Trier) 1200 Ubertragung des Landesnamens Bohmen?
Behnsdorf, Mitte 1200 Banenthorpe.
Beggerow
Behlendorf
Behrendorf
Behrenhoff
Behren-Lübchin
Behrensdorf
Beidenfleth
Beiersdorf
Beiersdorf-Freudenberg
Beierstedt
Beilingen
Beilngries 1007 locum Bilingriez dictum in pago Nordgouue, 1053 Pilingriez, 1129 (Kopie von 1514) Beylngries, 1188 Pilengriez, 1208 Bilngriez, 1304 Peylengriez, 1470 Peylingries, 1632 Peilngrieß, 1799 Beylngries ... Beilngries. Grundwort des Namens ist althochdeutsch grioz ‘Kies, Sand’, Bestimmungswort der Personenname B ̇ ̄ılio. Der ursprungliche Flurname bezeichnete wohl eine Stelle, wo feines Geröll angeschwemmt wurde, die wiederum einem B ̇ ̄ılio zu Eigen war.
Beilrode Junge Namenbildung. Beilrode ist eine Adaption des Ortsname Zeckritz, belegt 1245 Sekeritz, zu altsorbisch *Sˇekyric-, abgeleitet von altsorbisch *sˇekyra ‘Axt, Beil’, mit dem häufigen Grundwort-rode.
Beilstein (Mosel)
Beilstein (Württemberg)
Beimerstetten
Beindersheim 874 Bendirdisheim. Germanisch Bandarides haim, Wohnung des Badanrid.
Beinerstadt
Beinhausen
Bekdorf
Bekmünde
Bekond
Belau
Beldorf
Belg
Belgern-Schildau
Belgershain
Belgweiler
Bell bei Niedermennig, 1112 Belle, Bella. Sie Buchbell, Denderbelle, Schellebelle.
Bell (Eifel)
Bell (Hunsrück)
Beller (Harsewinkel, Mitte 1200 Ballethe.
Beller, (Ringen) 1222 Belnere,
Bellersen, 1015-25 Baldereshusun. Germanisch Balpaharis husum, zu den Hausern des Balpahari, (Balpa, kühn, +harja, Heer)
Bellenberg
Bellheim
Bellingen
Bellstedt
Belm Belm war 1556–1807 Sitz einer Vogtei des osnabrückischen Amtes Iburg und von 1814–1852 Sitz einer Vogtei im Amt Osnabrück. Um 1150 Belhem [Kopie 14. Jahrhundert], 1184 Bilehem [Kopie 14. Jahrhundert], um 1200 Belehem; Belm (1634). Bildung mit dem Grundwort-heim. Das Bestimmungswort ist mit dem in altenglisch bile ‘Schnabel, Rüssel’, mittelniederdeutsch bille ‘Hinterbacke’ belegten Appellativum zu verbinden, das hier auf eine spitz zulaufende Geländeformation Bezug nimmt. Direkt nort des Ortes steigt das Gelände rasch an. Ursprünglich -i wird in offener Silbe zu -e zerdehnt. Dann schwindet das zweite -e-, und das Grundwort wird durch Ausfall des anlautenden -hund dann des -e gekürzt. So Bilme, Kreis Soest.
Belrieth
Belsch
Beltheim
Belum
Bempflingen
Benden, (Brühl) 1138 Bemede. Germanisch bau-maepa, Gemeindeheuwiese.
Bendestorf
Bendfeld
Bendorf (Holstein)
Bendorf (Mittelrhein) In römische Zeit verlief auf dem Gebiet der heute Stadt die Limesstraße, wurde ein Kastell errichtet. Bis Anfangs 17. Jahrhundert ist Bendorf und v.a. sein Ortsteil Sayn eng mit den Grafen von Sayn verbunden. Aus dieser Zeit stammt die Burg. Das Schloss ist aus dem 19. Jahrhundert Seit dem 18. Jahrhundert prägt das Hütten wesen die Stadt, von dem die Sayner Hütte noch heute zeugt. 1064 Bethindorf, Bettendorf, 1076 Beddendorf, 1105 Bettindorp, 1152 Bedendorf; Bendorff (1588). Das Bestimmungswort ist der Kosename Bado, Baddo, Batto, Genitiv Singular Bedin-, Beddin-, Bettin-, zu germanisch *ba ̆du‘Kampf’. Bei den mit Kosename gebildeten Ortsname ist ein häufiger Wechsel zwischen sth. und stl. Lauten sowie ihre Verdoppelung zur Steigerung der Expressivität zu beobachten. Die Umlautung des kurzen -a> -e erfolgte aufgrund der Flexionsendung. Grundwort ist-dorf. Das -dz wischen zwei Vokalen fiel spätestens im 15. Jahrhundert infolge von Dissimilation aus. Der ursprungliche Ortsname bedeutete demnach ‘Dorf des Bado/Baddo’.
Bendrup, (Herzfeld) +1000 Bennigthorpa. Mitte 1200 Bennninkthorpe. Germanisch Benninga porpa. Dorf der Leute des Benno.
Bengen, (Koblenz) 1120 Bengehoven, 1140 Bingehoue.
Bennenhus, (bei Istrup) 1015-25, Germanisch Bennan husa, Haus des Benno.
Benediktbeuern
Bengel
Bengerstorf
Benitz
Benndorf
Bennewitz
Bennhausen
Benningen
Benninghausen, Mitte 1200 Benninchuson, Germanisch Benninga husum, zu den Häusern der Leute des Benno.
Benrath, (Düsseldorf) 1222 Benrode, 1224 Benrodhe.
Benrath, (Zerf) 1225 Bermeroth. Germanisch Bermon ropa. Rodung des Bermo.
Bensberg, (Koln) 1138-40 Benesbure, 1210 Bensbure. Germanisch Bannis burja, Koten des Banni or Banjo/
Benstal, (Winningen) 1130-39 Bensenberga.
Bentheim, (Osnabruck) Mitte 1200 Binedheim, 1187 Benedhem, 1200 Benethem. Germanisch binuta, Bintze, + haima, Wohnung.
Bentlage, (Rheine an der Ems) +1000 Binutloge, Mitte 1200 Benedlage. Germanisch binuta, Bintze + lauha, Waldchen aug hohem Sandboden.
Bentrop, 1036 Beringthorpa, +1100 Beringthorpa. Germanisch Beringa porpa. Dorf der Leute des Bero. (Bernu, Bär)
Benningen am Neckar
Bensdorf
Bensheim Frühe Schenkungen im Ort an das Kloster Lorsch. 956 Verleihung des Marktrechtes durch König Otto I. Stadtrechte wohl seit dem frühen 13. Jahrhundert Bestätigung der Stadtrechte 1320 durch den Mainzer Erzbischof. Seit 1232 bis zum Ende des Alten Reiches kurmainzisch mit Ausnahme der Verpfändung an die Kurpfalz (1461–1623). 765, 766, 770 (Kopie) Basinsheim, 789 (Kopie) Basinesheim, 795 (Kopie) Besinsheim, 1213 Bensheim. Personenname Baso, der im zeitlichen Umfeld der Erstnennung von Bensheim auch im Lorscher Codex als Name eines Schenkers erscheint. In der Komposition mit-heim wäre die Form *Basin-heim mit der schwachen Genitivflexion des Personenname zu erwarten gewesen. Entweder in Anlehnung an die lateinische Deklination (Basonis) oder als Analogiebildung zu den Namen mit einem stark flektierenden Erstglied entstand Basinsheim. Ein alternativ anzusetzender Personenname *Basin, Genitiv *Basines ist nicht bezeugt. Die Deutung von Baso ist nicht sicher.
Bentwisch
Bentzin
Benz (Nordwestmecklenburg),
Benz (Usedom)
Benzweiler
Beratzhausen
Bercheim, ( bei Sankt Vith) 1200 Bercheim, Berchheim. Germanisch berga- Berg + haima, Wohnung.
Berchem, (Kettwig) 10-1100 Berghem, 1035-50 Bergem. Idem.
Berching Siedlungsnamen ( -ing(en)-Ableitung) und siedlungsgeografische Umgebung (weitere -ing-Orte in gleichmäßigen Abständen auf günstigen Lagen) lassen eine Gründung zwischen 5. und 7. Jahrhundert vermuten. Lage an wichtiger Nord-Süd-Verbindung bewirkt wirtschaftliche Bedeutung. Noch heute ist die ursprungliche Siedlung an der Sulz gut erkennbar; spätere Erweiterung durch Eichstätter Bischöfe west des Flusses mit vollständig erhaltener Stadtmauer. 883 Pirihinga [Original], 1057–1075 Birichingen [Original], 1282 Perchingen [Original]; Perching (1447). Ursprunglich ein Insassenname, gebildet als Ableitung mit dem Suffix -ing (en) und dem Personennamen althochdeutsch Biricho/altbairischPiricho (zum Personenname Bëro mit Kosesuffix althochdeutsch -icho-, dessen -i die Hebung des -ëzu -i verursachte). Das auslautende Morphem -a im ersten Beleg markiert eine Nominativ -Plural Form (‘Leute des Biricho’), hingegen kennzeichnet das später in -ing-Siedungsname überwiegende mittelhochdeutsch -en < althochdeutsch -un eine Dativ-Plural-Form (‘bei den Leuten des Birocho’). Die Endung -en schwindet im Bairischen generell etwa ab dem 13. Jahrhundert nach Synkope des Vokals.
Berchtesgaden, Circa 1102 Gründung des Augustinerchorherrenstiftes, 1194 Bergregal, also Eigentumsrecht auf Salz und Erzlager, Verlust der Landeshoheit durch die Säkularisation, 1810 Landgericht. 1100–1115 Berthercatmen, 1106 (Kopiedes 16. Jahrhundert) uillam scilicet Berchtersgadmen, 1121 Perehtgeresgadem, 12. Jahrhundert Perthersgadem, Perhthersgadem, Berhtersgadem, 1266 (Kopie des 15. Jahrhundert) Berchtesgadem; Berchtesgaden (1461). Die verschriebene Form des Erstbelegs ist auf einen Fehler der päpstlichen Kanzlei zurückzuführen. Zuverlässiger ist die Schreibung der Urkunde von 1121. Grundwort ist althochdeutsch gadum, gadem ‘Haus, aus einem Raum bestehend’, Bestimmungswort der Personenname Per(c)htger.
Bereborn
Berenbach
-berg. Das germanisch Wort *berga (althochdeutsch bërg / përec, mittelhochdeutsch bërc) Maskulinum ‘Anhöhe, Berg’ steht im Ablautverhältnis zu germanisch *burg(-burg), ursprunglich ‘befestigte Anhöhe’, und ist durch das Genus von diesem unterschieden (Maskulinum: Feminin). Durch semantische Beeinflussung, die bei Berg zu ‘befestigte Siedlung auf einer Anhöhe’ führen konnte, kam es bereits früh zum Austausch der verwandten Wörter beziehungsweise Grundwort So erklärt sich der häufige Wechsel von -berg und -burg in deutsch. Orstname mit -berg konnten Siedlungen benannt werden, wiewohl eine Burg vorhanden war (z. B. Nürnberg, Bamberg,). Dagegen konnte -burg ursprünglich -berg verdrängen (z. B. Siegburg, Rhein Sieg-Kreis, Dillenburg, Lahn-Dill-Kreis). Berg kommt auch als Simplex vor (z. B. Bergen auf Rügen, Ortsname im Dativ Plural, Landkreis Rügen), öfter als Bestimmungswort (z. B. Bergheim, Rhein-Erft-Kreis).
Berg (Oberfranken) Ab Ende 12. Jahrhundert herzogliches Amt, später auch zwei Hofmarken. 1129 de Perege [Original], wohl hierher, circa 1285 in officio Pærn [Original, hierher!], 1287 de Berge [Original], 1326 officio in Pergen [Original]. Der Siedlungsname ist eine Simplexbildung zu-berg, die in den frühen Belegen in mittelhochdeutsch Dativformen (Singular -e und Plural -en) im lateinischen Kontext steht. Im ersten Beleg erscheint zwischen -r und -g in typischer Sprossvokal, der sich ähnlich auch in Belegen des 15. Jahrhundert zeigt. Eine Fehlbildung stellt wohl die kontrahierte Form Pærn von circa 1285 dar. Die Motivation zur Namengebung ist nicht deutlich erkennbar, da nennenswerte Geländeerhebungen nur in einigem Abstand vorhanden sind; möglicherweise liegt eine empfundene Lage ‘zwischen den Bergen’ zugrunde. Damit wäre auch die Plural-Form erklärt, obwohl hier eher eine analoge Angleichung an Siedelungsnamen mit anderen PluralF ormen wie-hofen und-hausen vorliegt. Der Zusatz b. Neumarkt i. d. Oberfranken dient der Differenzierung von vielen weiteren Orten gleichen Namens. Allein in Bayern sind über 100 Orte mit dem Simplex Berg(en) benannt; keiner von ihnen ist zur Stadt aufgestiegen.
Berenforthe, (Herzogenrath) 1123 Berenforthe. Germanisch birnu, Jauche, jauchenartiger Schlamm + furdu, Furt.
Berg (Pfalz)
Berg (Schussental)
Berg (Starnberger See) Ab dem 16. Jahrhundert Hofmark, 1640 Bau des heutigen Schlosses, Todesstätte von König Ludwig 828 (Kopie des 12. Jahrhundert) in loco quae dicitur ad Perke, 935–955 (Kopie des 11. Jahrhundert) Perge in Huosi, 955–975 (Kopie des 11. Jahrhundert) in Bavuaria in loco Perge nuncupato, 1020–1035 (zum 10. Jahrhundert, Kopie des 12. Jahrhundert) Peraga, circa 1080 Perga, 1315 Perg, 1377 Perg, enhalben dez Wirmses, 1390 Perg bey dem Wirmsee, 1560 Perg am Wirmsee, 1643 Berg, 1689 Undernperg. Dem ursprungliche Flurnamen liegt althochdeutsch -berg, perch ‘größere Anhöhe oder Bodenerhebung, bewachsene Höhe’ zugrunde. Wegen vieler gleichnamiger Orte musste der Name lokalisiert werden, und zwar mittels des Herrschaftsbereichs, des Landes und des Starnbergersees. Der Beleg von 1689 weist auf einen niedrigen gelegenen Ortsteil.
Berg (Taunus)
Berg (Ahrweiler)
Berg, (Grafschaft, ursprunglicher Sitz Altenberg, (Odenthal) 1068 de Monte, 1080 Berge. 1139 Berga. Germanisch berga, berg.
Berg, (Bachte-Maria_Leerne) 856 Berega, Idem.
Berg, (Helstedt)Mite 1200 Berga.
Berg, Nachtsheim) 1103 Berge.
Berg, Nenning) 1192 Berge.
Berg, (Remagen) 856 Bergo.
Berg, (Schwerte) 1047 Berge.
Berg= Wickrathberg, 1130 Berga iuxta Nersan.
Berge, (Halver) Mitte 1200 Berge,
Berge, (Bingen) 1158 Bergun.
Berge, Ten (Daknam) 1224 Bergha.
Berge, Ten, (Munkzwalm) 1108 Thenberge.
Berga
Berga/Elster
Bergatreute
Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz
Berge (Niedersachsen)
Berge (Prignitz)
Bergeler, (Oelde) 1081-1105, Berklare. Germanisch birko, Birke + hlaeri, waldiges Sumpfland.
Bergen, (Bislich) 1085 Birge.
Bergen (Lüneburger Heide) Stätte eines herzoglichen Godings, seit dem 15. Jahrhundert Flecken und später Amtssitz; im Spätmittelalter im Wohld bei Bergen eine Marienwallfahrt. 1197 Berge [Original], 1269 Berghe, 1377 Berghen. Der Ortsname beruht auf dem Simplex altsächsisch -berg, mittelniederdeutsch berch ‘Berg, Erhebung’ und zeigt lediglich Übergang von einer Singularzu einer Pluralform. Die Benennung bezieht sich auf die (kleinen) Erhebungen beiderseits des Berger Bachs.
Bergen (Vogtland)
Bergen (Chiemgau)
Bergen (Mittelfranken)
Bergen an der Dumme
Bergen auf Rügen, In der Nähe die Erhebung Rugard (91 m ü. Maskulinum) mit (seit 1877) Ernst-Moritz-Arndt-Turm und Erdwall als Rest einer 1316 zerstörten slawische Burg. Die ehemalig Klosterkirche St. Marien des 1193 gegründeten Zisterzienserklosters verfügt als einzige Kirche in Norddeutschland über eine vollständige Innenausmalung nach einheitlichem Bildprogramm (Anfang 13. Jahrhundert). An ihrer Nordwand befindet sich eine seltene slawische Granitstele (12. Jahrhundert). Der Ort entstand aus einer alten slawischen Siedlung. 1325 mit Rügen an Pommern, 1613 lübisches Stadtrecht, 1648 an Schweden und 1815 an Preußen. 1232 Gora, 1242 in Monte in Rvja, 1278 Berghe, 1289 Gora sive Mons in Ruya, 1302 Bergh in Ruya; Bergen (1331). Sowohl der altpolabische Ortsname *Gora (zu *gora ‘Berg’) als auch die übersetzte lateinisch und die eingedeutschte Variante stehen mit der Hügellandschaft im Zentrum der Insel Rügen beziehungsweise mit dem Berg in Verbindung, auf dem das Stadtzentrum liegt. Der heute Flurname Rugarddagegen könnte auf einen älteren Burgname zurückgehen, darin das altpolabische Grundwort *gard ‘Burg’ und der slawische Inselname Ruja. Mit deutscher Etymologie u.a. Bergen, Landkreis Celle; Bergen, Landkreis Birkenfeld, und Landkreis Traunstein,
Bergen bei Kirn 926 Bergon, 961 in Bergero marca.
Bergenhausen 943 Bergerahuson, 10-1100 Bergarohuson. Germanisch bergwarja husum, zu den Hausern der Bergleute.
Berghaltern, (Haltern) + 1000 Berghalehtrun.
Berghausen, (Oberpleis) 1076 Berengereshuson, 1064 Beringerishusin. 1218 Berchusin. Germanisch Bernugaires husum, zu den Häusern des Bernugair, (bernu, Bär, + gaiza, Speer.
Berghausen, (Langenfeld) 1160 Berghusen, germanisch berga- Beg = husum, zu husa, Haus.
Berghausen, (Reckinghausen) 1081-115 Berghuson, Idem.
Bergheim, (Erft) 1028 Bercheim, 1051 Berchem.
Bergheim, (Sieglar) 1076 Berecheim, 1109 Bercheim.
Berghofen, (Dortmund) Mitte 1200 Berkhove. Germanisch birko, Birke + hofum, zu hofa, Hof.
Berghoven, (Oberkassel) 1172 Berchove.
Bergenhusen
Bergewöhrden
Bergfeld
Berghaupten
Berghausen
Bergheim (Nordrhein-Westfalen),
Bergheim (Oberbayern)
Bergholz
Berghülen
Berg im Gau
Bergisch Gladbach 1975 aus den ehemaligen Städten Bergisch Gladbach und Bensberg und der Ortschaft Schildgen (Gemeinte Odenthal) gebildet. Erst 1863 wurde Gladbach in Bergisch Gladbach umbenannt zur Unterscheidung von Mönchengladbach und anderen Orten dieses Namens. Wie Bensberg im Mitterlter bergischer Ort, ab 1582 Papiermühle, ab 1829 Papierfabrik Zanders, Eisenbahnanschluss und weitere industrielle Entwicklung ab 1868, ehemalige Papiermühle “Alte Dombach”. Bensberg mit mittelater Burg der Grafen von Berg, deren Reste Gottfried Böhm in das neue Rathaus (1965–71) integrierte, 1700–1716 das Neue Schloss des pfälzischen Kurfürsten, heute Hotel. Gladbach: 1018 Gladebeche, 1144 Gladebach; Bensberg: 1136 Benesbure, 1210 de Bensbur. In Gladbach ist der aus dem Adjectivisch althochdeutsch/mittelhochdeutsch glat aus germanisch *glada ‘glatt, schlüpfrig’ und dem Grundwort -bach gebildete Flussname direkt als Ortsname übernommen worden. Im Ortsname Bensberg ist das Grundwort -bu ̄r neutral aus germanisch *bu ̄ra ‘Haus, Kammer’ wohl erst neuzeitlich durch-berg nach der Lage von Burg und Ort ersetzt worden, das Bestimmungswort enthält wohl den germanisch Personenname Benni. Bei der mittelalter Benennung des Ortes Gladbach hat offensichtlich der eigentliche Flussname der Strunde aus der germanisch Wurzel *streu-, stru ̄‘fließen’ keine Rolle gespielt, ist aber für den Namen des Ortsteil; Herrenstrunden und im Ortsname Strunden (Köln-Dellbrück) noch erhalten. Zum Wechsel des Grundwort in Bensberg vgl. den Ortsname Bedburg, Rhein-Erft-Kreis, Mönchengladbach.
Bergkamen 1220 Berchkamene [Original], 1265 Berkamen, 1279 Berickamene. Der Ortsname i st eine Bildung mit niederhochdeutsch Berg als Bestimmungswort und dem Ortsname Kamen. Motivation für das Bestimmungswort ist die Lage an der Lüner Höhe. Kamen, Kreis Unna.
Bergkirchen
Berglangenbach
Berglen
Berglern
Berglicht
Bergneustadt Veste Wiedenau (im Ortsteil Wiedenest) ab 1301 durch die Grafen von der Mark erbaut, seit 1330 Neustadt und Stadtprivileg, seit 1884 Bergneustadt, ab 1624 zur Herrschaft Gimborn-Neustadt; seit 15. Jahrhundert Eisenverhüttung. 1301 Niestat, 1330 Nyestad, 1392 Nygenstait. Die Altbelege zeigen einen noch nicht diphthongierten, entrundeten Stammvokalismus für späteres Adject. So neu-, althochdeutsch niuwi aus indogermanisch *neu-jo. Die Komposition mit dem Grundwort-stadt ist die einzige im Bergischen Land.
Berghaltern (Haltern) +1000 Berghalehtrum.
Berghausen, (Oberpleis) 1076 Berengeshuson, 1109 Beringeris husvun. Germanisch Bernugaires husum, zu den Häusern des Bernugair. (bernu, Bär, + gaiza Speer)
Berghausen, (Langenfeld) 1160 Berhusen. Germanisch berg- Berg + Husum, zu husa, Haus.
Berghausen, (Recklinghausen) 108-1115 Berghuson.
Bergheim-Oestrum, +1000 Berghem, Mitte 1200 Bercheim.
Bergheim, (Sieglar) 1076 Berecheim, 1109 Bercheim.
Berghofen, (Oberkassel) 1171 Berchove.
Bergstein, (Aa) 1198 Berensteyn, 1219 Berinsteyn. Germanisch Beron staina, Stein= Burg des Bero, (bernu, Bär)
Bergswick, 1169 Bereldeswig. Germanisch Berahildis wika. Tochtersiedlung der Berahildi. (bernu Bär, _ + hildjo, Kampf)
Bergrheinfeld
Bergtheim
Bergweiler 981 Wilre, 1184 Villare. Germanisch wilari, von romanisch villare, Gehoft.
Beringstedt
Berka/Werra mit 3 weiteren Gemeinten und Stadtteilen Fernbreitenbach, Gospenroda, Herda, Horschlitt, Vitzeroda, Wünschensuhl), im Wartburgkreis. Erster wähnung 786, 1184 an Hersfelder Klosterhof, Zollund Gerichtsstätte im Mittelalter, 1847 Stadt. 786 Berchaho [Original], 1085 Berchach, 1268 Berkahe; Berka (1283/84). Aus althochdeutsch birka ‘Birke und dem Suffix eines Gewässername -aha (-ach1) ‘fließendes Wasser’. So Bad Berka, Landkreis Weimarer Land.
Berkatal
Berka vor dem Hainich
Berkenbrück
Berkentheim, (Trier) 1220 Berkintheim, Berkentheim.
Berkelo, (an dem Anger), 1066-81, in Berkolo. Germanisch birko, Birke, + lauha, Wäldchen auf Sandhugel.
Berkenthin 1230 erstmals urkundlich erwähnt, 1264–1681 in Besitz einer örtlichen Adelsfamilie. Mittelalterliche Dorfkirche, Schleuse. 1230 in parrochia Parketin [Original], 1264 in Parkentin, 1652 Barkenthyn; Berkenthin (17. Jahrhundert). Die Bedeutung des Ortsname lässt sich ableiten vom altpolabisch Personenname Parchota in Verbindung mit -in und bezeichnete damit ursprünglich die Siedlung des Parchota. Mit der Ersetzung des /ch/ durch das /k/ wurde es dann als Parkentin ins Mittelniederdeutsch übernommen und weiter zu Barkentin und Berkenthin umgeformt.
Berkheim
Berkholz-Meyenburg
Berkoth
Berkum, (Koln) 1141 Bercheim.
Berl, (Albersloh) +1000 Beranhlara. Germanisch Beran, des Bero (Bernu, Bär. +hlaeri, waldiges sumpfland.
Berlich, (Koln) 1135-75 Berleich, 1170-90 Berlech.
Berlin Der Ort entstand als Kaufmannssiedlung an einem Knotenpunkt der Handelswege von W nach O und dem Übergang über die Spree von S nach N. Berlin war schon bei der ersten Erwähnung eine Doppelstadt zusammen mit Cölln auf der benachbarten Spreeinsel. Nach einer Trennung der Verwaltung von 1443 bis 1709 wurden sowohl Berlin und Cölln als auch die im 17. Jahrhundert entstandenen Städte Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zu einer Stadt vereinigt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde auch eine Reihe von Vorstädten eingemeindet Schließlich erfolgte 1920 die Bildung der neuen Stadtgemeinde zu Groß Berlin durch die Eingliederung umliegender Städte und Landgemeinden. 1945 wurde Berlin in vier Sektoren unter den Alliierten aufgeteilt, 1961 durch den Mauerbau in einen Ostteil (Hauptstadt der DDR) und einen Westteil getrennt, 1990 wiedervereint. Berlin: 1244 dominus Symeon de Berlin [Original], 1313 in Berlyn [Original], 1349 tu dem Berlin [Original], 1402 von dem Berline, 1472 zu Berlin. Schwesterstadt Cölln: 1237 Symeon, plebanus de Colonia [Original], 1247 Symeon, prepositus de Colonia juxta Berlin, 1344 in Colne prope Berlin, 1440 Collen [Original]. Der Name geht auf altpolabisch *Birlin-/*Berlin zurück und bedeutet ‘Ort in einem sumpfigen Gelände’. Er gehört zu altpolabisch *birl-/*berl‘Sumpf, Morast’, urslawische *bцrl-, und ist eine Ableitung mit dem-in-Suffix. Die Entwicklung von *Birlinzu *Berlin kann sowohl in der Slawischen als auch im Deutsch erfolgt sein. Die Überlieferung mit dem Artikel spricht für einen ursprünglichen Flurnamen, der von den Siedlern aufgenommen wurde. Für den Namen wurden in der Vergangenheit zahlreiche Erklärungen geboten, sowohl aus dem Niederländisch als auch aus der Slawischen und Deutsch. So die Verknüpfung mit mittelniederdeutsch ber(e)lein ‘kleiner Bär’, da bereits 1280 im Stadtwappen von Berlin ein Bär erscheint und wohl auch an Albrecht den Bären gedacht wurde. Dies kann nur auf der Umdeutung des slawischen Namens durch deutsche Siedler beruhen. Der Name Cölln ist eine Namenübertragung von Köln am Rhein der auf lateinisch colonia ‘Pflanzstadt in einem eroberten Lande, Kolonie’ zurückgeht. Nicht ganz auszuschließen ist eine Grundform altpolabisch *Kol'no zu *kol ‘Pfahl, Pflock’. Die Namen Berlin, Berlinchen sind zahlreich als Ortsname und Flurname vertreten.
Berlingen 1171 Berlinge, 1189 Berlengen. Germanisch Berilingum, bei den Leuten des Berilo.
Berlingerode
Berlstedt
Bermatingen
Bermbach
Bermel
Bermersheim 1158 Bermesheim. Germanisch Beramaris haim. Wohnung des Beramar, (bernu Bär + maeri- beruhmt.
Bermersheim vor der Höhe
Bernau am Chiemsee
Bernau bei Berlin Seit Anfangs des 13. Jahrhundert Marktort, im Mittelalter Sitz eines Probstes. 1296 preposito ecclesie de Bernow [Original], 1300 in civitate antiqua Bernau, 1315 de Barnow; Bernau (1775). Der Name ist wohl aus dem Deutschen zu erklären. Im Bestimmungswort kann sowohl mittelniederdeutsch bare/bere ‘Bär’ als auch mittelniederdeutsch b ̄er, b ̄ere ‘Eber’ vorliegen. Zum Grundwort-au. Es kann sich auch um eine Übertragung des Namens von Bernau, 1355 de Bernouwe, einer Wüstung bei Coswig handeln. Wenig wahrscheinlich ist eine Erklärung aus der Slawischen als Bildung vom Personenname *Barn, da die Form mit a nur selten belegt ist.
Bernau im Schwarzwald
Bernbach, 1158 Berbach, 1158 Berebach.
Bernbeuren
Bernburg Bergstadt mit Burg/ Schloss (auf dem west Saaleufer) und Talstadt, bestehend aus Alt und Neustadt (auf dem ö Saaleufer), vereinigt erst 1825. Askanischer Besitz, bezeugt seit dem 12. Jahrhundert, aber wohl älter, bis zum 18. Jahrhundert anhaltische Residenz, zeitweilig von zentraler Bedeutung für die anhaltischen Fürsten. Stadtentwicklung seit dem 13. Jahrhundert bezeugt, blühend, aber seit dem Dreißigjährigen Krieg stagnierend 961 Brandanburg,1138 Berneburch, 1186 Berneborch [Original], 1330 Bernburch [Original]. Die Schreibung des ersten Belegs weicht von den späteren Nennungen stark ab und ist mit ihnen sprachgeschichtlich nicht zu verbinden. Sie wird als Irrtum des Schreibers gewertet, der wohl versehentlich den Namen des ihm bekannteren Brandenburgs (Havel) einsetzte. Damit ist er nicht authentisch und kommt für die Erklärung des Namens weniger in Betracht. Der Name Bernburg kann 1. aus einem Personenname Bero oder Berno (aus Bernhard u.ä.), 2. zu altsächsisch *bero ‘Bär’ oder 3. aus altsächsisch *brannjan beziehungsweise mittelniederdeutsch bernen ‘brennen’ entstanden sein. Eine eindeutige Entscheidung ist nicht möglich, auch im Hinblick auf historisch Anknüpfungspunkte wie die Zerstörung der Burg im Jahr 1138, auf Grundform Albrecht „den Bären“ oder den sächsisch Herzog Bernhard. So Berndorf, NÖ, Bernsdorf (Oberlausitz), Bernau, Landkreis Barnim.
Berndorf Mittelalterliches Angerdorf mit Landwirtschaft, Weinbau, Pechgewinnung und Handel mit Harzprodukten. 1843 Gründung einer Metallwarenfabrik durch Alexander Schoeller, 1850 Übernahme durch die Familie Krupp aus Essen und Ausbau zur Großindustrie (heute Berndorf AG:) 1133 Perimdorf; Perndorf (1380). Zum Grundwort-dorf, das Bestimmungswort ist der schwach flektierte Genitiv des althochdeutsch-bairisch Personenname P‘ro, wodurch der Ortsname ‘Dorf des Pero’ bedeutet (das diesem Personenname etymologisch zugrundeliegende Appellativum mittelhochdeutsch-bairisch p‘r Maskulinum mit der Bedeutung ‘Bär’ kommt prinzipiell als Grundwort auch in Frage, es erinnerte wohl an ein bemerkenswertes Ereignis mit einem Bären in diesem Dorf, da jedoch die gefügten Namen auf -dorf in der Regel mit einem Personenname gebildet sind, ist wohl eher der ersten Deutung der Vorzug zu geben).
Berndroth
Berne
Berngau
Bernhardswald
Bernitt
Bernkastel-Kues Um 400 Errichtung eines römisch Kastells, 1033/37 Erwähnung von Bernkastel und Kues, ab 1291 Führung eines Stadtsiegels, ab 1794 französisch, 1815 zu Preußen, ab 1816 Kreisstadt, 1905 Fusion der Stadt Bernkastel mit der Gemeinte Kues. Bernkastel: 496/506 (Kopie um 700, Kopie 13./14. Jahrhundert) Princastellum, 11. Jahrhundert Berincastel, 1030 Berencastele, 1181 Berncastell, 1315 Berncastel, 1569 Berncastel. Kues: 1030 in Covese, 1148 Cobesa, 1155 Cuvesa,1194 Cu ̊vesa,1195 Kuvese, um 1200 in Cuvesa, 1211 Covese, 1249 Chuese, Chuuse, 1307–54 Cusa, 1329 Cose, 1330 Cuse, 1549 Coeß. Bernkastel: Ausgangsform althochdeutsch *Berinkastel ‘befestigte Siedlung des Bero’, Kompositum mit dem Genitiv des Personennamen Bero als Bestimmungswort und dem aus lateinisch castellum entlehnten Grundwort althochdeutsch kastel. Kues: Grundform *Kubesa ‘Ort an der Krümmung (der Mosel) ’, abgeleitet von keltisch/indogermanisch *kubo ‘gehöhlt, gekrümmt’, nasaliert in gallisch *cum-ba, Mulde, Senke’. So Blieskastel, Saarpfalz Kreis.
Bernried (Niederbayern)
Bernried am Starnberger See
Bernsdorf (Erzgebirge)
Bernsdorf (Oberlausitz) 1494 Bernsdorff, 1774 Wendisch Bernsdorf; osorbisch 1719 Nischichow, 1843 Njedzichow. Zum Personenname Bernhart; der obersorbische Ortsname wohl zu einem Personenname wie Nezdich o.ä. So Bernsdorf, Landkreis Zwickau, Bernsdorf, Ortsteil von Chemnitz.
Bernsau, (Overath) 1218 Bernsovle, 1218 Bernsowe. Germanisch Bernes, des Bern, + agwjo, Wasserlauf.
Bernshausen, 1013 Berneshusun. Germanisch Bernas husum, zu den Häusern des Bern.
Berrendorf, (Koln) 1136 Beredorf.
Berrenrath, (Hürth) 922 Barincriche. 1202 Beringerode. Germanisch Beringo ropa, Rodung der Leute des Bero.
Berresheim, (Koblenz) 1121 Bermodasheim, 1128 Bermudesheim. Germanisch Beramodes haim, Eohnung des Beramod. (bernu Bär, + moda, Mut)
Bernstadt
Bernstadt auf dem Eigen
Bernstorf
Berod (bei Hachenburg)
Berod bei Wallmerod
Berscheid =Heilberscheid, 959 Brencede.
Berschweiler bei Baumholder
Berschweiler bei Kirn
Bersenbrück In Bersenbrück wurde 1231 von Graf Otto von Ravensburg ein Zisterzienserinnenkloster gestiftet, das 1786 formal aufgehoben wurde; die Siedlung begann im 19. Jahrhundert als Behörden und Beamtensitz zu wachsen. 1221 Bersinbrugge [Original], 1231 Bersembrugge, 1301 Bersenbrucge; Berßenbrück (1723). Bildung mit dem Grundwort -brück. Das Bestimmungswort enthält einen Gewässername *Bersina/*Birsina, der seinerseits eine Ableitung mit -n-Suffix ist. Ableitungsbasis ist ein Adjektiv indogermanisch *bheres ‘schnell’, das zwar appellativisch nicht im Germanisch belegt ist, aber in mehreren Namen wie dem Gewässername Birs und mit Schwundstufe in Börßum vorauszusetzen ist. Der auslautende Vokal ist bereits im 13. Jahrhundert geschwunden. Gelegentlich erscheint an -b assimiliertes -m statt -n-. So Börßum, Landkreis Wolfenbüttel.
Berstadt, 1056 Berhtdenstat. Germanisch Berhtan stadi, Stätte der Berthta, (bertha, glänzend)
Bertringen, 1. Halfte 1200 Berteringa. Germanisch Berthaharinga, die Leute des Berhtahari.
Berzdorf, (Köln) 1171 Berteldorp. Germanisch Berthiles porpa, Dorf des Berthil.
Bersteland
Bertsdorf-Hörnitz
Berumbur
Berzhahn
Berzhausen
Bescheid 497 Bachscheid, Bachsceith. Germanisch baka Rucken, Bergrucken + skapijo, Wasserscheide, Bergrucken.
Beschendorf
Besdorf
Beselich 1212 Beslich, Gallo-romanisch.
Besenthal
Beseritz
Besigheim Erstnennung 1153 im Zuge der Schenkung von Besigheim durch König Friedrich I. Barbarossa an den Markgrafen Hermann von Baden, Verleihung des Stadtrechts um 1200, 1277 Bezeichnung als oppidum, 1280 als civitas und geht 1595 endgültig an Württemberg. Evangelische Stadtkirche mit prachtvollem Schnitzaltar (Christoph von Urach), Waldhornturm, Schochenturm, mittelater Stadtbild. 1153 Basincheim, 1231 Basenkein [Original], 1245 (Kopie 15. Jahrhundert) Basekain, 1257 Besenkein [Original], 1443 Besikem; Besigheim (16. Jahrhundert). Der Ortsname geht mit Umlaut des Stammvokals /a/ zu /e/ auf eine-ing-heim Ableitung zu dem althochdeutsch Personenname Baso zurück und bedeutet ‘Wohnstätte bei den Leuten des Baso’.
Besitz
Bessenbach
Bestensee
Bessenich, (Köln) 1139 Besinig, 1150 Bessenich. Gallo-romanisch.
Besseringen, (Saarland) 1095 Bezzeringa, 1154 Betringa. Germanisch Badtsaharinga, die Leute des Badtsahari.
Bestwig 1281–1313 Henr[icus] Bernestwich, 1377 to Bernwech, 1414 in Bernswych; Bestwig (1669). Bildung mit dem Grundwort -wik/-wiek. Das Bestimmungswort ist der Personenname Bern im statich flektierten Genitiv Singular, der zu althochdeutsch bero, altsächsisch *bero ‘Bär’ zu stellen ist. Der Ort ist also als ‘Siedlung des Bern’ benannt worden. Der Ortsname erreicht erst im 16. Jahrhundert seine heutige Form. In diese Zeit gehört sprachlich auch ein Beleg Bestwich einer Fälschung des 16. Jahrhundert zu angeblich 1191, die nicht als Erstbeleg herangezogen werden kann. Das bis Ende des 15. Jahrhundert belegte -t dürfte ein sekundär eingedrungener Übergangslaut sein. Es schwindet zunächst aus den Schreibformen, erscheint aber in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert erneut, wohingegen die Konsonantengruppe -rn ausfällt. Dieser Vorgang ist vermutlich über eine mittelater Zwischenstufe mit vokalisiertem -r zu erklären, in der der Nasal vor -s ausfiel (*Beans(t)> *Beas(t)-) und der sekundär entstandene Diphthong zu -e gekürzt wurde.
Betheln 1019 Betanun.
Bethenhausen
Betteldorf
Bettendorf
Bettenfeld
Bettingen (Trier) 845 Bertinga, 1135 Bettingen, 1174 Betthenge. Germanisch Berthinga, die `Leute des Bertho.
Bettingen, (Waldwiese) 1039 Betingen.
Betteldorf, (Trier) 943 Bettilonis uilla, 1103 Betdelonis uilla. Germanisch Berthilon porpa. Dorf des Berthilo.
Bettendorf, 1118 Bettendorf. Germanisch berhton porpa. Berg des Berthto.
Bettenfeld, (Trier) 1177 Bethenuelt. Germanisch Betton, des Betto + feldu, ode Ebene.
Bettenhoven, (Rodingen) 1150 Bettenhouen. Germanisch Betton hofum, zu den Hofen des Betto.
Bettenkamp, (Kapellen) +1000 Bettinghem. Germanisch Bettinga haim, Wohnung der Leute des Betto.
Bettrath. (Mönchen-Gladbach) Bald nach 1116 Betherode, ende 1200 Betterode. Germanisch Betton ropa, Rodung des Betto.
Beuel, (Köln) 1139 Buila, 1156 Buele (Saarburg) 1052 Bureche, Gallo-romanisch.
Betzdorf 1236 in Bettisdorf, 1249 Betstorp, 1382 Betstorff; Betzdorff (1451). Als Personenname in Verbindung mit dem Grundwort -dorf bieten sich sowohl das germanisch Beto beziehungsweise Betto, Genitiv Singular Bettis-, als auch der Kosename Ber(c)ht, Genitiv Be(rch)tesan, wobei ein *Berchtesdorp erst durch den Ausfall von -r und -(c)h zu Betzdorf wird. Aufgrund der Quellenbelege wird hier die Deutung ‘Dorf des Beto/Betto’ favorisiert. So Betzdorf, Grevenmacher, Luxemburg. o
Betzendorf
Betzenstein
Betzenweiler
Betzigau
Beulich
-beuren / -beuern / -büren. Zugrunde liegt wohl althochdeutsch bu ̄r, mittelhochdeutsch / mittelniederdeutsch bu ̄r ‘(kleines) Haus, Kammer, Hütte; Ansiedlung, Gemeinde’ (Bauer ‘Vogelkäfig’), wovon die Dativ-Plural-Form vorliegt: ‘zu / bei den Häusern / der Ansiedlung’; die ältesten Belegedeuten auf den jo ̄-Stamm*bu ̄r(r)ia als Ausgangsform hin. Als Bestimmungswort begegnen vorwiegend Personnenamen, entweder unflektiert (Benediktbeuern, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) oder im Genitiv (Ibbenbüren, Landkreis Steinfurt). Auch als Simplex kommt dieser alte gemeinde Bildungstyp vor (Büren, Landkreis Paderborn).
Beuren (Eifel)
Beuren (Hochwald)
Beuren (Schwäbische Alb)
Beuron
Beutelsbach
Bever, (Halver) Mitte 1200 biuere, altgermanisch bibruno, Gewasser name abgeleitet von bibru, Biber.
Bevern (Holstein) 1015-25 Biueran.
Bevern (Weserbergland)
Beverstedt Vermutlich 9. Jahrhundert hölzerne Taufkapelle, Wirtschaftshöfe zur Versorgung des erzbischöflichen Hofs in Bremervörde, Gerichtsbarkeit durch Herren von Luneberg, 1661 Flecken, 1971 und 1974 Zusammenschluss des Fleckens Beverstedt mit den Gemeinte Appeln, Bokel, Frelsdorf, Heerstedt, Hollen, Kirchwistedt, Lunestedt und Stubben. 1229 Beversate [Original], 1310 Beverstede [Original], 1319 Beverste [Original]. Die Form des früher bezeugten Ortsname Westerbeverstedt (860 Westristanbeverigiseti [Kopie 11./12. Jahrhundert], 1202 Westerbeversate [Original]) muss auch für Beverstedt vorausgesetzt werden. Es handelt sich um eine Bildung mit dem Bestimmungswort altsächsisch biar, mittelniederdeutsch b ̄ever ‘Biber’ und dem Grundwort altsächsisch *gisa ̄ti, mittelniederdeutsch (ge)sa ̄te, (ge)s ̄ete ‘(Wohn-)Sitz, Niederlassung’, ergänzt durch den Zusatz altsächsisch westar ‘westlich gelegen’ im Dativ Singular des Superlativs. Das Grundwort -sa ̄te, -s ̄ete verkürzte sich im Nebenton zu -ste und fiel so mit dem im Norddeutsch ebenfalls oft zu -ste verkürzten Grundwort -stedt ‘Stelle, Stätte, Ort’ zusammen, woraus die Umbildung zu -stede resultiert.
Beverungen Mitte 9. Jahrhundert Schenkung von Gütern in Beverungen durch Haduwy (Witwe des Amalung) an Corvey, 1330 Errichtung einer Burg (unter Mitwirkung von Corvey, Bistum Paderborn und der Herren von Brakel), 14. Jahrhundert Planung einer Siedlung, 1417 Stadtprivileg (mit Corvey); 17./18. Jahrhundert Landestelle an der Weser, über die Eisen, Getreide und Leinen etc. nach Bremen verschifft wurden, 1779 Verzicht Corveys auf Anrechte an Beverungen, 1815 an Preußen. 826–876 (Kopie1479) Beuerungun, [1018] (Kopie um 1160) in Ovoronbeverungun, 12. Jahrhundert (Kopie1479) Beberuggen, 12. Jahrhundert Beverunge, 1155 Beueringen, 1283 (Kopie) in inferiori villa Beuerungen, 13. Jahrhundert Beveruggen, 1339 inferior Beverungen; Beverungen (1025–1216). Ableitung eines Insassennamens auf -ung(en) vom Gewässername der Bever (l. Nebenfluss zur Weser; 1776/77 Bever Fluß < *Beuera). Im Mittelalter zeitweise Unterscheidung von zwei Teilen (Overenbeverungen und Niederbeverungen) nach ihrer Lage flussaufwärts beziehungsweise flussabwärts der Weser, ab 1356 Beverungen. Der Name ist zu erklären als Bezeichnung einer Siedlung ‘bei den Leuten an der Bever’. Der Gewässername wird immer wieder mit altsächsisch biar, mittelniederdeutsch bever ‘Biber’ verbunden, wobei auch ein Anschluss an mittelniederdeutsch bevern ‘zittern’ (Iterativbildung zu beven ‘zittern, beben, unruhig sein’) und Bezeichnung nach Art des bewegten Wasserlaufs möglich ist.
Bexbach Seit dem 14. Jahrhundert Eisenerz-, seit dem 16. Jahrhundert Kohlebergbau. 1192 Beckensbach [Original], 1310 Beckespach; Bexbach (1384). Ortsname zum Gewässername Bexbach, welcher ein Personenname als Bestimmungswort trägt. Das Gewässer hieß im 16. Jahrhundert im oberen Teil Frankenbach, im unteren Abschnitt Brühlsbach und im mittleren Teil einfach die Bach, wohl mit Verlust des Namen-Bestimmungswort Parallel hierzu gliedert sich der Ortsname heute in Mittel-, Ober- und Niederbexbach. Die sprachliche Entwicklung vollzieht sich von Beckensbach < *Bekkînes-bach (zum Personennamen*Bekkîn) mit Erleichterung der Dreikonsonanz zu Beckes-, mit Synkope des unbetonten Nebensilbenvokals zu Bex (das Graphem steht für [ks]). Die Variante Mittelbezbach (1554) nähert sich lautlich dem auch mittelalter Betschbach an, welches in dieser Schreibweise 1600 überliefert ist.
Bexten, (Osnabruck) Mitte 1200 Bekesete. Germanisch baki, Bach, +sati, Sitz.
Biberach (Baden)
Biberach an der Riß, Seit 1170 Marktsiedlung, seit 1281 Freie Reichsstadt, die jedoch kein Umland besaß. Im 14. Jahrhundert Entwicklung des Weberhandwerks nach Einführung der Baumwolle. Nach dem Westfälischen Frieden war Biberach eine sogenannte Paritätische Reichsstadt, in der Protestanten und Katholiken gemeinsam die Kirchen nutzten und gleichberechtigt unter sich die Ämter teilten. 1083 Bibra, 1279 Biberach, 14. Jahrhundert Bibera. Kompositum mit Grundwort -ach1 und althochdeutsch bibar ‘Biber’; althochdeutsch *Bibar-aha ‘Biberbach’ hieß ursprünglich der in Biberach in die Riß mündende Rotbach (1304 Byberach, 1350 an der Bibrachun, diu Biberach, 1413 an der Bibrach). Die Riß (zur Donau bei Rißtissen), 1293–1295 Rússaigie, Russagie, Rússaiam, 1399 an der Rúß führt den Namen des römische Kohortenkastells bei Rißtissen, Mitte 2. Jahrhundert n. Chr. R[i]usiava, weiter. Dem Namen des Kastells liegt ein älterer vorgermanisch Flussname *Rus- ia ̄ (> mittelhochdeutsch * Rüsse > Riß) zu grunde. * Rusia ̄ ist von der Schwundstufe des indogermanischen Verbs *reus ‘wühlen, graben’ mit -i -Suffix abgeleitet. So Biberach, Ortenaukreis, Biberbach, Landkreis Augsburg; Bebra, Hersfeld-Rotenburg.
Biberbach
Bibertal
Biblis Kaiser Ludwig der Fromme schenkte 836 seinem Getreuen Werner Besitz in Biblis und Wattenheim, der die Güter an das Kloster Lorsch weitergab. 1232 gelangte Biblis an das Erzbistum Mainz. Von 1461–1623/50 in kurpfälzischer Pfandschaft, danach bis 1803 wieder unter dem Erzbischof von Mainz, der den Ort rekatholisierte. Schwere Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg. 1970 Eingliederung von Nordheim und Wattenheim. Biblis: 836, 846 (Kopie) Bibifloz, 897 Bibiloz, 1389 Bibles, 1507 Bibliz. Nordheim: 830 Nordheim, 1129 Northeim, 1301 Nurtheim. Wattenheim: 836 (Kopie) Wadtinheim, 846 (Kop.) Wattenheim, 917 (Kop.) Watenheim. Biblis: Zu mittelhochdeutsch bevliezen < althochdeutsch *bifliozan ‘umfließen’. Die Siedlung befindet sich in einem Knie des Flusses Weschnitz; Nordheim: „Orientierter“ heim-Ortsname; Wattenheim: Personenname Watto, dessen Etymologie nicht eindeutig geklärt ist. Das Bestimmungswort des expressiven Kurznamens wohl nicht zu gotisch wadi ‘Pfand’. Möglicherweise liegt hier eine labial gesprochene Nebenform zum Personenname Batto vor, der seinerseits eine Kurzform eines Namens mit althochdeutsch badu ‘Kampf’ im Bestimmungswort darstellt. Der Hof Wasserbiblos (830–850 Wassen Bibeloz), So von Crumstadt, Landkreis Groß-Gerau, wird von zwei Bächen umflossen. Das Bestimmungswort zu mittelhochdeutsch wasen ‘Wasen’.
Bibow
Bibra
Biburg
Bichl
Bickenbach (Bergstraße) (Koblenz) 1179 Bikkenbach, 1220 Bikenbach. Germanisch Bikkon baki, Bach des Bikko.
Bickenbach (Hunsrück)
Bickendorf (Trier) 832-38 Bichkendorf, 1023 Bikendorf. Germanisch Bikkon porpa, Dorf des Bikko.
Bickendorf, (Ehrenfeld) 1200 Buckendorp, 1178- 1202 Bikkendorp. Bickendorp. Idem.
Bidlingen, +100 Buodelinga. Germanisch Bodilimngum, bei den Leuten des Bodilo.
Bieber-Oberbieber und Niederbieber. 1021 Bivera. Genannt nach der Fluss Bieber.
Biebernheim, (Koblenz) 820 Biberesheim, 1222 Biurheym. Germanisch Bibres haim, Wohnung des Bibur, (bibru, Biber)
Biegerhof, (Huckingen) 1097-1105 Biege. Germanisch beuga, Biegung. Liegt an einer Großen Krumming der Anger.
Bidingen
Biebelnheim
Biebelried
Biebelsheim
Bieberehren
Biebergemünd Entstanden 1974 durch Zusammenschluss von Biebergemünd und Bieber; 1970 hatten sich schon Wirtheim und Kassel unter dem Namen Biebergemünd, 1971 Bieber und 3 Gemeinte zusammengeschlossen. Wirtheim an der Kinzig und Kassel, beide mit wichtigen Bodendenkmälern, spätestens karolingsche Gründungen, kamen 976 von Otto an das Stift Aschaffenburg, später an das Erzbistum Mainz, 1815 an Bayern, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. Die übrigen, gelegenen Orte, alle erst 1339 erwähnt, kamen im Spätmittelalter aus Mainzer Besitz an die Grafen von Rieneck, dann an die Grafschaf Hanau. Flussname: 1361 in der Bibra [Original]. Ortsname 1339 Bibera [...] Biberach (Kopie 15./16. Jahrhundert), 1391 Bibera [Original]. Das Bestimmungswort des heute Ortsname, der Flussname Bieber, ist ursprünglich eine Zusammensetzung des Bestimmungswort althochdeutsch bibar, biber, stark Maskulinum ‘Biber’ mit dem Grundwort -ach1, althochdeutsch -aha, das seit mittelhochdeutsch Zeit verkürzt oder kontrahiert wird oder ganz schwindet (vgl. Gründau, Main-Kinzig-Kreis); der heute Flussname und Ortsname Bieber wird erst seit dem 18. Jahrhundert zur Unterscheidung von der Tier Bezeichnung mit Dehnungs-e geschrieben. Das Grundwort des heute Ortsname -gemünd (< althochdeutsch gimundi, stark Neutrum ‘Mündung’) begegnet, auch als Simplex, seit altersher in deutsche Ortsname, die einen Ort an oder gegenüber einer Fluss oder Seemündung bezeichnen. Dies gilt für den 1974 verordneten ( ! ) Ortsname Biebergemünd nur bedingt, da nur ein Ortsteil an der Biebermündung liegt. So Saargemünd // Sarreguemines, Département Moselle.
Biebern
Biebertal historisch Festungsanlage Sternschanze aus dem Siebenjährigen Krieg, Gailscher Park. 780–802 Biberaha, 1300 de Bebera, in Bebera villa, 1379 dye Bebera (Flussname). Bieber, r. Zufluss der Lahn als Namengeber des heutigen Ortsteil Rodheim Bieber (1954) aus früherem Rodheim an der Bieber. Zahlreiche Fluss-, Bach und Ortsname n sind im deutschsprachigen Raum als Vergleichsnamen anzuführen. Der Flussname geht auf älteres Biberaha (780–802) zurück. Zusammensetzung aus dem Grundwort -aha ‘fließendes Wasser’ (-ach1, später zu -a verkürzt) und der Tierbezeichnung ‘Biber’ im Bestimmungswort aus althochdeutsch bibar, mittelhochdeutsch biber. Die Veränderung des Stammvokals -i> -e durch Vokalsenkung. Der Name der Großgemeinde bedeutet ‘Tal am Biberbach’. Bei den -tal Namen handelt es sich generell um junge Ortsname nbildungen. Der Typus Flussname + -tal wurde durch die Verwaltungsreformen der sechziger und siebziger Jahre begünstigt.
Biebesheim (am Rhein)
Biebrich
Biedenkopf An oberer Lahn gelegen, als Burg und Stadt 1254 bezeugt, doch älterer Kunststoff-, Metallindustrie (besonders Modell-/ Formenbau). Grenzgang alle 7 Jahre (seit über 300 Jahren), 1334 städt. Schule erwähnt, seit 1846 Gymnasium. 1196 Biedenkaph, 1233 Bidencap, 1259 Beydencap, 1314 Bydenkapf, 1630 Biedencopf. Mehrere Falschdeutungen (z.B. ‘Bei den Köpfen’). Auszugehen ist von mittelhochdeutsch bieten ‘(ge)bieten, darbieten, (an)zeigen’ und mittelhochdeutsch kapf ‘Anhöhe, von der man ausschaut’: *(ze dem) bietenden cap(f), mit Verkürzung der Partizip Präsens-Form und -d durch binnendeutsche Konsonantenschwächung, zuletzt Angleichung an Kopf (dialektal Birrekob mit d-Rhotazismus und expressiver Verschärfung). Frühe politisch-rechtshistorisch Grenzlage, daher: ‘die den Grenz-/Herrschaftsbereich anzeigende Beobachtungshöhe’. So Schauenburg, Landkreis Kassel, Wartenberg, Landkreis Erding.
Biederbach
Biederitz-Möser Gebildet am 1. 1. 2005 aus den Gemeinden Biederitz, Möser und anderen Gemeinte der Umgebung. Biederitz: 948 Bidrizi [Original], 992 Bridrizi, 1563 Bideritz. Möser: 961–965 Mozeri, 1188 Mosene. Der slawische Ortsname Biederitz ist unklar. Bei der Rückführung Trautmanns auf eine altpolabische Grundform *Bedric-, die zu urslawische *bedro ‘Schenkel’ gestellt wird, treten viele Fragen auf, da die alten Belege stets -i zeigen. Der Name Möser ist ebenfalls slawische und wird zu *mozy ́r ‘Sumpf ’ gestellt, vgl. slowenisch dialektal mozirje ‘Moor’. So Kirchmöser, Orsteil von Brandenburg/Havel.
Biedershausen
Biedesheim
Bielefeld Gründung der Grafen von Ravensberg an der Stelle einer Höfesiedlung des 8. Jahrhundert, Schnittpunkt alter Fernstraßen von Köln-Lübeck / Niederlande-Münster-Osnabrück-Mitteldeutschland, 1214 Stadtrecht, Ende 15. Jahrhundert Hansestadt. Zwischen 1240–1250 Sparrenburg auf dem Sparrenberg. Vor 1300 Neustadt unterhalb der Burg (1520 mit Altstadt vereinigt), nach 1346–1511 an Grafschaft Berg (ab 1423 Jülich und Berg), 1511 an Herzöge von Kleve, 1609 Kondominat von Pfalz-Neuburg und Brandenburg, 1666 an Brandenburg-Preußen. 1867 Bethel (Bodelschwinghsche Anstalten); Textil (seit Ende 16. Jahrhundert Leinengewerbe), Lebensmittelindustrie (1890 Dr. August Oetker). 826–876 (Kopie 1479) in Bylanuelde, 1015–1036 (Kopie um 1160) Lxx agros in Biliuelde, 1150 Bylivelt, 1258 ante Bileu ̆elde, 1263 oppidum Bilenbelde [!], 556 Beilfeldt; Bieleveld (1244). Bildung mit dem Grundwort-feld, das für einen alten Namen spricht, mit dem ursprünglich eine (auch naturräumlich bedingte) ‘(größere), offene und ebene Fläche’ oder ein Gebiet bezeichnet sein kann, durch verschiedene Bestimmungswort näher bestimmt. Das Bestimmungswort kann in Verbindung mit dem s angrenzenden Höhenzug oder Pass stehen, an dem Bielefeld liegt (Bezeichnung nach der Lage), kann sich aber auch auf einen ehemaligen Gewässername, Flurname, Ortsname oder Hof namen beziehungsweise Personenname beziehen. Das Feld kann nach seiner Geländebeschaffenheit (Boden, Bewuchs, Form, Größe etc.) benannt sein, was bei -feld-Namen in Westfalen ein breites Benennungsspektrum eröffnet. Das Bestimmungswort ist bislang nicht sicher gedeutet, da es seiner Ausdrucksseite nach nicht klar fixierbar (germanisch *bilo der *b ̄ıl-?) und das ursprünglich Benennungsmotiv nicht zweifelsfrei bestimmbar ist. Vor dem Hintergrund germanisch Appellative sind verschiedene Anschlüsse diskutiert worden, u.a. Verbindungen zu angelsächsisch bill, altsächsisch bil ‘Schwert, Streitaxt’, uuidu-bil ‘Holzaxt’, althochdeutsch b ̄ıhal, mittelhochdeutsch b ̄ıhel, b ̄ıl, nordhoochdeutsch Beil ‘Beil’ als Benennung nach der Geländeform (? ), oder (in Analogie zum Flurname Bilstein, Beilstein) zu einem erschlossenen *b ̄ıl ‘steiler Fels, Bergkegel’. Die Pflanzen Bezeichnung altsächsisch bilena swach feminin, mittelniederdeutsch bil(l)ene (belene) neben bilse, bille ‘Bilsenkraut’ ist nicht in Betracht zu ziehen. Für den Erstbeleg Bylan kommen als Erklärung in Betracht: a) ein im Genitiv Singular swach flektierter Kosename Bylo (als Variante zu Bilo, Personenname-Stamm BILI-, der auch als Erstglied Bili-, Pilialter Personenname vorkommt und semantisch u.a. mit lateinisch lenitas, placiditas oder mit altsächsisch bil‚althochdeutsch billi ‘Streitaxt, Schwert’ verbunden wird) und in späteren Zeugnissen sekundär umgedeutet worden wäre; b) ein im Dativ Singular swach flekt. Adjectivisch *bil(i)(vgl. altenglisch bilewit ‘gütig, milde’, altsächsisch bili-uuit ‘gleichmütig, mild’, mittelniederländisch Belewit ‘aequanimus’, althochdeutsch bil-l ̄ich ,mittelniederdeutsch bill ̄ık‘billig, angemessen, passend, natürlichem Recht entsprechend, rechtsmäßig etc.’); c) eine Verbindung mit einer Basis bil (vgl. althochdeutsch bilidi, altsächsisch bilii, mittelniederdeutsch bilde etc.), also mit Appellativen, die etwas ‘Entsprechendes’ bezeichnen und in zahlreichen Wortbildungen nord. Sprachen vorkommt. Eine lokativisch Wendung wie *in bilan felde ‘in/auf/bei dem ebenen Feld’ würde den topographischen Bedingungen Bielefelds n des Höhenzuges entsprechen; spätere Namenformen zeigten dann die Stammform *bil-i-. Eine sekundäre Umdeutung nach altsächsisch bil ist nicht ausgeschlossen. Die topographische Lage des mutmaßlich ältesten Siedelplatzes (Waldhof ) am Nordausgang des Passes, der auf der Sohle beide Gebirgszüge des Teutoburger Waldes durchschneidet, macht eine Verbindung mit bile, engisch bill ‘Vogel-, Schiffsschnabel’, niedersächsisch Bill2 ‘Schnabel’ nachvollziehbar (zu altnordisch bila ‘sich in zwei Teile teilen’, norwegisch beyla ‘Höcker’ und bali ‘Anhöhe’) und der Gebietsname bezeichnete den Raum nach seiner Lage an beziehungsweise n der Spalte des Gebirgszuges mit dem alten Passweg. Der Flurname Bielefeld ist in Westfalen häufiger anzutreffen.
Bienen, 1122 Bienen.
Bieren, 1183 Biran, 1187 Biren.
Bierstadt, (Wiesbaden) 922 Birgidestat, 927 Birgidestat, germanisch Brigodos stadi, Stätte der Brigida.
Biendorf
Bienenbüttel
Bienstädt
Biersdorf
Biesdorf
Biesenthal-Barnim. In Biesenthal spätslawische Burgwall, nach 1200 askanische Burg, dabei als Dienstsiedlung der Kietz, 1317 als oppidum erwähnt. 1258 Heinricus de Thenis, Aduocatus de Bizdal [Original], 1317 in opido Bysdal, 1595 zu Biesenthall. Der Name ist mit Sicherheit von Biesenthal in der Altmark, Sachen-Anhalt übertragen, das am rechten Ufer der Biese, Nebenfluss des Aland, liegt. Er bezeichnete eine Ansiedlung im Tal der Biese. Der Gewässername Biese, 786 Bese, gehört zu mittelniederdeutsch b ̄ese, mittelniederländisch biese, bies ‘Binse’. Die Form Biese geht auf niederländisch Einfluss in der brandenburgisch Mundart zurück. Zum Grundwort-thal. Der Zusatz im Namen des neu gebildeten Amtes bezieht sich auf die Lage im Barnim, ursprünglich der Name einer Landschaft, h. Kreis. Er ist überliefert: zum Jahre 1220 terras Barnouem ..., 1352 in districtu Barnym [Original], 1375 (territorium) Barnym. Der Name wird in der Literatur auf altpolabisch *Barnim' zurückgeführt, ‘Land eines Barnim’, eine possessiv -j-Ableitung von einem Personennamen altpolabisch *Barnim. G. Schlimpert stellt den Namen zum Appellativum altpolabisch *bara ‘Sumpf, Morast’ und sieht ihn als Lokativisch Singular an, *(v) Bar'nem, *Bar'nˇejemц (kraju) ‘im sumpfigen Land’, gebildet vom Adjectivisch *bar'ny ‘sumpfig’. Ähnlich Ortsname Altbarnim und Großbarnim, beide Ortsteil von Neutrebbin, Landkreis Märkisch-Oderland.
Biessenhofen Im Mittealter Herrschaft Kemnat beziehungsweise Ottilienberg, ab 1610 zum Hochstift Augsburg. Circa 930 Buosenhova, 1335 Bue senhoven, 1444 Biesenhofen; (Halden)Biessenhof(f )en (1517). Grundwort-hofen, Bestimmungswort: Personenname Buoso. Gesamtdeutung: ‘Höfe des Buoso’.
Bietigheim
Bietigheim-Bissingen Bietigheim war seit 789 im Besitz des Klosters Lorsch, im 12. Jahrhundert ging es an das Kloster Hirsau, im 13 Jahrhundert an die Ortsherrschaft der Grafen von Vaihingen, 1360 an die Grafen von Württemberg und erhielt 1364 das Stadtrecht. Bissingen, im 9. Jahrhundert zunächst im Besitz des Klosters Weißenburg, ging Mitte des 14. Jahrhundert ebenfalls an die Grafen von Vaihingen und 1561 schließlich an Württemberg. Bietigheim: 789 (Kopie1183–95) Budincheim, 9. Jahrhundert (Kopie 1280–84) Buadincheim, 1277 (Kopie 14. Jahrhundert) in Bu ̊tenkain, 1528/29 Bietikhaim [Original]. Bissingen: 9. Jahrhundert (Kopie 1280–84) Bussingen, 991 (Kopie 1280–84) Bussinga, 1293 Bussingen [Original], 14. Jahrhundert Büssingen [Original], um 1355/56 Bissingen. Bietigheim ist mit dem Suffix -ingheimvom Personenname Buodo/Buoto abgeleitet und bedeutet ‘Wohnstätte bei den Leuten des Buodo/Buoto’. Die Entwicklung von althochdeutsch uo zu heutigem ie erklärt sich durch Umlaut und mundartlich Entrundung. Bissingen ist eine-ing(en)-Ableitung vom Personenname Busso und bedeutet ‘bei den Leuten des Busso’. Die Entwicklung von althochdeutsch u zu heutigem i verläuft über den Umlaut des Stammvokals (u zu ü) und mundartlich Entrundung. So Büdingen, Wetteraukreis.
Bilkheim
Billerbeck Im Mittelalter Kirchdorf im Münster, 1302 Stadtrecht, 1804 Grafschaft Horstmar, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1815 preußisch, Wallfahrtsort mit Verehrung des Bistumsgründers Liudger, neugotischer Ludgerusdom, Benediktinerkloster Gerleve. 9. Jahrhundert Billurbeki, 1022 Billarbeki, 1154 Billerbeke. Ursprünglicher Gewässername, der auf den Ort übertragen worden ist. Grundwort ist-beke, das auf germanisch *baki mit dem appellativischen Anschluss an altsächsisch beki, mittelniederdeutsch b ̄eke ‘Bach, fließendes Gewässer’ beruht. Dem Bestimmungswort liegt die indogermanische Wurzel *bhel zugrunde, die entweder ‘schallen, reden, brüllen, bellen’ meint oder in einem gleichlautenden Ansatz ‘aufblasen, aufschwellen, sprudeln, strotzen’. Zu dieser Wurzel ist eine -r-Ableitung *bhel-r mit Sprossvokal und Verdoppelung des -lnach kurzem Vokal gebildet worden. Motivierung für die Benennung ist also wohl der lebhafte Wasserfluss. Die erste Kirche Billerbecks hat auf einer Insel zwischen zwei Armen der Berkel gelegen. Das verschiedentlich als namengebend angenommene Bilsenkraut kommt für die Deutung nicht in Frage, da es gewöhnlich nicht am Wasser wächst. So Billerbeck, Landkreis Northeim. Sie unter.
Bietzen, (Saarland) 1052 Buzza.
Biewer, (Trier) 929 Buera, 1030 Biuera.
Biewerbach, (Trier) 1217 Biuerbahc. Germanisch, das Vorige + baki, Bach.
Bilk, (Dusseldorf) 799 Bilici, 1172 Bilke. Altgermanisch bilikja, zu bili, Landspitze.
Billerbeck, 835 Billarbeci, 1092-1105. Germanisch billere, Wasserkresse? + baki, Bach.
Billinghausen, (Orpethal) 1036 Bilinchuson. Germanisch Bilingo husum, zu den Häusern der Leute des Bido.
Billmerich, +1000 Bilimerki, Mitte 1200 Bilemerke, Bilemerc, de Bilemerco. Germanisch Bilimarkja, bili, spitz + marko, Grenze, Grenzland?
Bilme, 1067 Bieleheim. Germanisch bili, spitz + haima, Wohnung.
Bilstein, (Kirchveischede) 1138-40 Bilistein. 1197 Bilestein. Germanisch bili, spitz, + staina, Stein=Burg.
Bilzen, 1050 Bilisia, 1178 Belsen. Sie Munsterbilzen.
Bimmen, (Keeken) 892 Binbinna, Binmen.
Billigheim (Odenwald)
Billigheim-Ingenheim
Bilsen
Bilshausen
Bilzingsleben
Bimöhlen
Binau
Bindlach
Bingen (Hohenzollern)
Bingen am Rhein Keltisch Ansiedlung an verkehrgünstiger Lage. Errichtung eines Kastells und einer Holzbrücke durch die Römer an der wichtigen Rheintalstraße. Fränkisch Königsgut, dass Otto 983 dem Erzbischof von Mainz schenkte. Mitglied des Rheinischen Städtebundes und Bau der Burg Klopp im 13. Jahrhundert 1792–1813 Französisch, danach Grenzstadt des Großherzogtum Hessen Darmstadt zu Preußen. Um 107 Bingium (Kopie 11. Jahrhundert), um 365 Bingium, 7. Jahrhundert Bingum, 757 in Pinger marca, 817 necnon et iuxta Bingam uineam unam, 821 in castello Pinge, 824 in castello Pingua; Bingen (8. Jahrhundert). Der keltisch Name gehört zu indogermanisch *bheg-/*bheng‘zerbrechen’, ist eine -jo-Ableitung (*bheŋg(h)-jo-m) und bezeichnet eine ‘Siedlung bei der Brechung eines Flusses’. Er bezieht sich vermutlich auf das „Binger Loch“, eine Verengung des Rheins. Der Ortsname hängt auch mit germanisch bingo, althochdeutsch binga, mittelhochdeutsch binge ‘Vertiefung, Graben’ zusammen. Erweiterung durch Zugehörigkeit bezeichnendes Suffix -ja. Pingu(i)a lässt sich nicht lautgeschichtlich, sondern nur als Kanzleiform (Umdeutung zu lateinisch pinguis ‘fruchtbar, üppig’) erklären. Bingen, Landkreis Sigmaringen, Bingen an der Nied (Bionville) Bingum, Orsteil von Leer; Bingenheim, Ortsteil von Echzell, Wetteraukreis, alle unverwandt.
Bingum, +1000 Binnighem, Germanisch Binninga haim, Wohnung der Leute des Binno.
Binnen
Binningen Das Dorf kam 1004 als Schenkung von Heinrich zum Bistum Basel. Es lag im Stadtbann und bildete zusammen mit Bottmingen eine Gemeinte 1534 verpfändete der Bischof seinen Besitz an die Stadt Basel. In der Helvetik gehörte das Dorf zum Distrikt Basel und 1814 zum Untern Bezirk. 1004 binningun (Abschrift von 1513), 1004 Binningen (Abschrift 14. Jahrhundert), 1102–03 binningen [Original]. Binningen gehört zu den zahlreichen Ortschaften mit Insassennamen auf-ingen, die in früh Zeit als Sippensiedlungen gegründet wurden. Der zugrunde liegende althochdeutsch Personenname lautet Benno oder Binno. Als Grundform ist *Benningun beziehungsweise *Binningun ‘bei den Leuten des Benno (Binno), am Ort der zur Sippe des Benno (Binno) gehörenden Siedler/innen’ anzusetzen.
Binsfeld (Aa) 1135-80 Benezuelt, 1200 Binzefelt. Germanisch binuta, Bintze + feldu, öde Ebene.
Binsfeld, (Trier) Anfang 1300 Benzuelt. Idem.
Binsheim, (Rheinkamp) 1093 Benesheim, 1201 Bensheim. Germanisch Banis haim, Wohnung des Bani.
Binswangen
Binz
Binzen
Bippen
Birenbach
Birgel (Trier) 949-70 Biriglinum, 1222 Birgle. Germanisch bergalinum, zu bergalin, zu berga, Berg.
Birgel, (Oberwinter) 1166 Bergele.
Birgelen, (Aa) 1222 Birgeln.
Biringen, (Saarland) 1030 Beringen, 1037 Beringin. Germanisch Beringum, bei den Leuten des Bero.
Birgland
Birkenau Ersterwähnung 795 in einer Beschreibung der Mark Heppenheim. 846 schenkte der königlich Gefolgsmann Werner eine klösterliche Zelle bei Weinheim, die Birkenau genannt wird, an das Kloster Lorsch. 897 war Birkenau Lorscher Lehen des Augsburger Bischofs. Im 14. Jahrhundert an die Pfalzgrafen bei Rhein. Nach mehreren Besitzwechseln im 18. Jahrhundert an die Freiherren Wambolt von Umstadt und 1803 an Hessen-Darmstadt. 1771 erbautes Schloss mit einem von Ludwig von Sckell 1789 im englischen Stil gestalteten Garten. Birkenau: 795 (Kopie) Birkenowa, 1392 Prechauwe, 1392 Birkenau. Belege vor 1200 für: Löhrbach (1071, Kop., Lerlebach), Nieder-Liebersbach (877, Kopie Lieberesbach) und Reisen (877, Kop., Rûzondun. Birkenau: Siedlung in der mit Birken bestandenen Aue; Löhrbach: die Deutung ist unsicher. Anzusetzen ist ein mittels Diminutivsuffix -ila gebildeter Flussname althochdeutsch *Larila, an den das Grundwort -bach erst sekundär hinzugetreten ist. Das Bestimmungswort *Lara, das in zahlreichen deutschen Fluss und Ortsname n zu finden ist (Lohr a. Main), könnte etymogisch verwandt sein mit lateinisch cla ̄rus ‘lauttönend; klar’. Vorgeschlagen wurde auch ein keltisch Adjektivisch *la ̄r(a) ‘breit, flach’; Liebersbach: Personenname Liebher + Grundwort -bach; Reisen: wohl nicht zu althochdeutsch ruoz ‘Ruß, schwarze Erde’ oder zu mittelhochdeutsch steinruzze ‘Felsabhang’ (so FO), sondern zu althochdeutsch ru ̄zen ‘rauschen’.
Birkenbeul
Birkenfeld (Nahe)
Birkenfeld (Unterfranken) Seit 1223 Teil der Hinteren Grafschaft Sponheim. 1330 Ausbau der Burg und 1332 Stadtrecht. 1584 Residenz von Pfalz-Zweibrücken Birkenfeld. 1817 gelangte das neue Fürstentum Birkenfeld als Abfindung an das Großherzogtum Oldenburg. 1821 Bau des neuen Schlosses. Um 1200 Vlricus de Birkinfelt, um 1212 Birkinvelt, 1263 Metilde von Birkenfelt. Die Erwähnung von 981 et in Birkenuelt ist ein Frankreich. Das Bestimmungswort kommt von germanisch *birk ̄ına ‘mit Birken bestanden’, das Grundwort ist-feld. Der Name bezeichnet demnach ‘eine Siedlung auf einer mit Birken bestandenen Ebene oder Wiese’.
Birkenfeld (Württemberg) Restauriertes Keltergebäude aus dem 16. Jahrhundert im Ortsteil Gräfenhausen, dem Geburtsort des Komponisten Johann Abraham Sixt (1757–97). 1302 Birkenvelt [Original], 1395 Birckenfelt [Original]; Birkenfeld [Original] (1490). Bestimmungswort der für der Ortsname anzusetzenden Ausgangsform mittelhochdeutsch Birken-velt oder *Birk ̄ınen-velt ist entweder das Subtantiv mittelhochdeutsch birke ‘Birke’ im Genitiv Plural (birken) oder das Adjectivisch mittelhochdeutsch birk ̄ın’v onder Birke, Birken-’. Als Grundwort fungiert mittelhochdeutsch velt ‘(freies, offenes) Feld, Boden, Fläche, Ebene’ ( -feld). Der Ortsname ist somit entweder als ursprünglich Flurname mittelhochdeutsch Birken-velt mit der Bedeutung ‘Feld an/bei den Birken’ zu deuten oder aber auch als ursprünglich Stellenname beziehungsweise Siedlungsname mit der Bedeutung ‘(Siedlung) an/bei dem Birkenfeld’, der aus der Örtlichkeitsangabe mittelhochdeutsch *(ze/b ̄ı deme) birk ̄ınen velde ‘an/bei dem Birkenfeld’ durch Zusammenrückung, Abschwächung der unbetonten Nebensilbe - ̄ın zu -en und haplologische Kürzung von -ene n zu -en hervorgegangen sein kann. So Birkenfeld (Nahe), Kreis Birkenfeld, ähnlich u. a. Birkenheide, Rhein-Pfalz-Kreis.
Birkenfelde
Birkenheide
Birkenhördt
Birken-Honigsessen
Birkenwerder
Birkesdorf, (Aa) 1126 Birkenstorph, 1220 Birkenstorp.
Birlingshoven, (Stieldorf) 1117 Bertelinghouen. Germanisch Berthilingo hofum, zu den Hofen der Leute Berthilo. (bertha, glänzend)
Birkheim
Birkweiler
Birlenbach
Birnbach 1131 Berenbach, germanisch beron baki, das Bären Bach.
Birresborn
Birstein
Birresborn, (Trier) 762 Birgis burias, 1103 Birensbure. Germanisch? + burim, zu burja, Kote.
Birrisdorf, (Koblenz) 1117 Biringistorp. Germanisch Beringes porpa. Dorf des Bering, (bernu, Bär)
Birten, 107 castra quibus Ueterum nomen est. Tacitus, 115 apud Uetera, 300 Ueteris, 1119 Birtene. Romanisch castra vetera, das alte Lager.
Birth, (Velbert) Mitte 1200 Birkethe. Germanisch birkipja, Kolektiv zu birko, Birke.
Birtlingen 720 Bettelingas, 1222 Berzelingen. Germanisch Berthilingum, bei den Leuten des Berthilo.
Birx
Bischberg
Bischbrunn
Bischofsberg= jetzt Johannisberg Rheingau. 1158 Biscovisberch, 1158 Biscofesberch. Germanisch biskopes berga, Berg des Bischofs.
Bisdorf, (Bornheim) 1143 Biesegedorph. Germanisch Bisingo porpa, Dorf der Leute des Biso.
Bischheim Im 13. Jahrhundert Besitz des Bistums Straßburg, 1531 reformiert, ab 1648 zu Frankreich, 1871–1918 zu Deutschland 1116 Biscofesheim. Frühmittelalterliche Bildung mit dem im Elsass häufigen Element -heim. Bestimmungswort althochdeutsch biscof im GenitSo Lässt auf alten Besitz des Bischofs von Straßburg schließen. So Bischweiler, Elsass.
Bischoffen
Bischofrod
Bischofroda
Bischofsgrün
Bischofsheim (Main)
Bischofsheim in der Rhön, Gemeinte im Landkreis Groß-Gerau, 12 519 Einwohner, Reg.-Bez. Darmstadt, HE. Zunächst im Besitz der Herren von Hagen-Münzenberg, wechselten während des späten Mittelater zahlreiche Herrschaftsträger (u.a. Grafen von Wertheim und von Katzenelnbogen, Herren von Eppstein, später Hattstein und das Erzbistum Mainz) einander ab. Seit 1579 ist der Ort hessisch. 1200 (Kopie) Bissescheim prope Menum, 1211 Biscovesheim, 1267 Bischouisheim, 1659 Mainbischoffsheim. Bestimmungswort ist althochdeutsch, mittelhochdeutsch bischof ‘Bischof, Priester’. Obwohl frühe urkundlich Belege fehlen, liegt die Vermutung nahe, dass Bischofsheim zunächst den (Erz)bischöfen von Mainz unterstand. Die Deutung, wonach der Ortsname nicht auf kirchlichen Besitz verweist, sondern mit der Mainkrümmung zusammenhängt, entbehrt jegliche philologische Grundlage.
Bischofsmais
Bischofswerda Mögliche Gründung erfolgte bereits zwischen 970 und 1076, planmäßige Stadtgründung des Bischofs von Meißen um 1218/20. 1227 Bischofiswerde, 1460 Bischwerde, 1671 Bischoffswerda. Im Bestimmungswort steht mittelhochdeutsch bischof ‘Bischof’ (Gründung des Bischofs von Meißen), im Grundwort -werd, -werder. Die oberorbisch Namenform geht von sorbisch biskop, biskup ‘Bischof ’ aus und ist mit dem Bewohner bezeichnenden Suffix -icy aus -ici erweitert. Die mundartlich Nebenform Schibbock, Schiebock bezieht sich auf das Wort Schiebbock für den Schubkarren, der auf dem Markt häufig zu sehen war und ist nicht sorbisch Herkunft (lautliche Schwierigkeiten). Zu vergleichen sind zahlreiche Ortsname mit Bischim Bestimmungswort. So Bischdorf, Orsteil von Bad Lauchstädt, Saalekreis, Bischheim; Bismark, Landkreis Stendal.
Bischofswiesen
Bischweier
Bisingen Ersterwähnung 786 in einer Schenkungsurkunde des fränkisch Grafen Gerold an das Kloster St. Gallen, 1416 an Württemberg, seit Mitte 15. Jahrhundert wieder unter Herrschaft der Grafschaft Zollern. Burg Hohenzollern. 786 in Pisingum, 817 ad Pisingas. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung vom Personenname Biso mit der Bedeutung ‘bei den Leuten des Biso’.
Bisingen, (Grindorf) +1100 Buosinga. Germanisch Bosingum, bei den leuten des Boso.
Bislich, Ende 1100 in Viclico, Bislike bald nach 1185.
Bismark (Altmark) -Kläden. Gebildet am 1. 1. 2005 aus der Stadt Bismark (Altmark), Kläden und anderen Gemeinte der Umgebung. Bismark: 1209 Biscopesmark, 1349 to Bismarke, 1513 Bißmarke. Kläden: 1170 Clodene, 1186 Clodene [Original], 1540 Cloden. Der Ortsname Bismark enthält als Grundwort altsächsisch marka, mittelniederdeutsch mark ‘Grenzgebiet, Randgebiet’. Im Bestimmungswort stand mittelniederdeutsch bischop ‘Bischof’ und wurde verkürzt zu Bis-. Der Name bezieht sich auf den Bischof von Havelberg, zu dessen Bistum das Gebiet gehörte. Der Ortsname Kläden, alt Cloden, ist auf altpolabisch *Kłod’no, *Kłod’na zurückzuführen, vgl. altsorbisch kłoda, niedersorbisch kłoda ‘Stock, Stockhaus, Balken’. So Bishausen, Landkreis Northeim (1055 Biscopeshusen), Kläden, sw Arendsee, Altmarkkreis Salzwedel; Klöden, Landkreis Wittenberg.
Bisping, (Bochum) +1000 Biscopinchusum. Germanisch biscopinga husum, zu den Häusern der zum Bischof gehörigen Leute.
Bispingen
Bissee
Bissendorf Die um 1160 zuerst erwähnte Kirche St. Dionysius beherbergt zahlreiche mittelalter Kunstschätze; 1556–1807 Sitz einer Vogtei des osnabrückischen Amtes Iburg und von 1814–1852 Sitz einer Vogtei im Amt Osnabrück. 1160 Bissendorpe [Kopie 14. Jahrhundert], 1266 Byssendthorpe, 1295 Byssendorpe; Bissendorff (1772). Bildung mit dem Grundwort -dorf und dem schwach flektierenden Kosename Bis(s)o im Gen. Singular als Bestimmungswort In der frühen Neuzeit tritt hochdeutsch -dorf für norddeutsch -dorp(e) ein. Deutung also: ‘Siedlung des Bis(s)o’.
Bissersheim
Bissingen (Schwaben)
Bissingen an der Teck
Bisterschied
Bitburg Die frühesten Erwähnungen aus spätrömische Zeit als Bedenses vicani (so z. B. eine lateinische Inschrift von 245) weisen auf die Ursprünge als keltisch Hof beziehungsweise kleine Siedlung hin. Die Station auf dem Weg von Metz und Trier nach Köln wurde zu einem Kastell ausgebaut, welches heute der Fläche des Stadtkerns entspricht. 1262 Stadtrecht. Die Stadt gehörte zunächst zu Luxemburg, dann zu Burgund, seit 1506 zu den spanischen, seit 1714 zu den österreichischen Niederlanden. Unter französisch Herrschaft bis 1815 Kantonssitz. Um 300 Beda vicus, um 715 Castrum Bedense, 895 Piatahgewe, 893 Bideburhc, 1023/1047 Biedegouui, 1239 in opido Bideburg. Der Ortsname geht auf die indogermanisch Wurzel *bedh‘ in die Erde stechen, graben’ zur Bezeichnung eines Wasserlaufes, vermutlich Baches, zurück; dazu passt angehängtes -aha ( -ach1) in Piatah-gewe, dem ‘Gau des Beda-Baches’. Später wurde -e zu - ̄e gedehnt und das Grundwort-burg angehängt, sodass der Name ‘Burg am Beda-Bach’ bedeutet.
Bitgau, (Gau um Bitburg) 706 in pago Bedensi, 698-714 in pago Bedense,762 infra terminos Bidense.
Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld zuvor aus mehreren slawischen und hochmittelalterlichen Siedlungen zusammengewachsen, seit dem 14. Jahrhundert als Stadt bezeugt, Amtssitz. Der Name ist semantisch hochgradig markiert als Symbol für DDR-Umweltschäden, die aber seit 1989 in erheblichem Maße überwunden wurden. Wolfen war zunächst ein agrarisch geprägtes Dorf. Bitterfeld: 1224 Bitterfeldt, 1244 Bitterfelt, 1298 Piterfelt [Original]. Wolfen: 1400 Wulffen [Original], 1450 Wulffen, 1492 Wolffen [Original]. Bitterfeld: Die Überlieferung zeigt einheitliche Formen, Unterschiede (P statt Bim Anlaut, -d oder -t im Auslaut) sind mit der Entwicklung der mitteldeutschen Mundarten zu erklären (binnenhochdeutsche Konsonantenschwächung und deren hyperkorrekter Ausgleich). Die Namenerklärung erlaubt nur einen Ansatz aus mittelhochdeutsch und mittelniederdeutsch bitter ‘bitter’. Wodurch eine Namenbildung ‘bitteres Feld’ ( -feld) motiviert sein könnte, ist nicht zu klären. Obwohl niederländisch Siedlungseinflüsse historisch nachzuweisen sind, ist eine Namenübertragung von Pittefaux in Flandern unwahrscheinlich. Im deutschen Sprachraum sind mit Bitterbeginnende Ortsname n offenbar sehr selten. Wolfen: Bildung im Dativ Plural aus altsächsisch wulf ‘Wolf (Canis lupus)’, also etwa ‘(bei den) Wölfen’ oder ‘(bei) Wolfs’. Möglicherweise liegt eine Namenübertragung beziehungsweise eine Nachbenennung zu dem Namen des 30 km nw liegenden Ortes Wulfen vor. So Wulfen, Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
Bitsch, 1183 Bitse, 1200 Bittis.
Biz, (Trier) 1. Halfte 1200 ante Beciam, 1164-89 Biez.
Bitz
Bitzen
Blaibach
Blaichach
Blankenbach
Blankenberg (Mecklenburg)
Blankenburg (Harz) Planmäßig angelegte Siedlung unterhalb der gleichnamigen Burg auf dem Blankenstein, einem 334 m hohen Kalkfelsen. Sitz eines im 12. Jahrhundert bezeugten Grafengeschlechts, mit dessen Aussterben Blankenburg 1599 an das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Gehörte bis 1946 zum Land Braunschweig, seit 1250 Stadtrecht. 1123 Blankenburch, 1129 Blanchenburch [Personnenname], 1139 Blankenburch [Personnenname], 1223 Blankinburc; Blankenburg (1314). Der Ortsname wurde vom Burgname ( -burg) übertragen, der selbst auf die helle Farbe des Kalkfelsens Bezug nimmt: mittelniederdeutsch blank ‘weiß, glänzend’. Burg Blankenberg bei Hennef, Burg Blankenberg bei Neufelden.
Blankenburg (Thüringen)
Blankenfelde-Mahlow, Blankenfelde: 1375 Blankenvelde, 1583 Blanckenfelde. Mahlow: 1280 zu Malow, 1375 Malow, Malo. Der Name Blankenfelde bezeichnete eine Siedlung auf einem freien, lichten Gelände, Grundform mittelniederdeutsch *Blankenvelde. Im Bestimmungswort ist das Adjektiv mittelniederdeutsch blank ‘blank, glänzend, hell, licht’ enthalten. Zum Grundwort -felde. Der Name Mahlow bedeutet ‘Ort, der nach einem Mann namens Mal benannt wurde’ und ist eine Bildung mit dem possessiv -ov-Suffix vom Personennamen altpolabisch *Mal. Er gehört zum Adjektiv altpolabisch *maly ‘klein’ und ist entweder ein Zuname oder eine Kurzform von Vollnamen wie altpolabisch *Malomir. Ähnlich Berlin-Blankenfelde.
Blankenhagen
Blankenhain Herrensitz, Burg mit Burgsiedlung aus dem 12. Jahrhundert; Entwicklung zur Stadt im 13./14. Jahrhundert; landwirtschaftlich geprägte Kleinstadt; seit 1790 Porzellanfabrikation. 1252 Blankenhain, 1297 Blanckenhayn, 1322 Blanchinhayn, 1506 Blancken-, Blanckhain; Blangkenhain (1549/50). Gebildet zu mittelhochdeutsch blanc ‘blinkend, glänzend, leuchtend’ und -hain, ursprünglich ein Prunkname für die Burg, wobei -hain in seiner ursprünglichen Bedeutung ‘umhegter Ort’ im Sinne von ‘Burg’ gleichbedeutend mit -berg/-burg,-stein,-eck,-fels verwendet wurde. Die Bedeutung war also die ‘leuchtende/glänzende Burg’. Der Name ging schließlich auf den Ort über. So Bad Blankenburg, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, 1193 Blankenberc; Blankenburg, Landkreis Harz, 1123 Blankenburch; die Leuchtenburg, Burg in Thüringen.
Blankenheim (Ahr) Ursprung der Siedlung ist eine Höhenburg des 12. Jahrhundert, aus der ein befestigter Talrechtsort (1341 bezeugt) hervorging, spätmittelalter Residenz der Grafen von Manderscheid-Blankenheim mit bedeutender Bibliothek. Der Name ist vom älteren, nahe gelegenen Blankenheimerdorf übertragen. 1112 (F. um 1200) de Blankenhem, 1115 de Blanchinheim [Original]. Bestimmungswort des Kompositums ist am ehesten das Adjektivisch althochdeutsch/mittelhochdeutsch blanc in der Bedeutung ‘nackt, baumfrei’; das namengebende Blankenheimerdorf liegt, anders als die Burg, im offenen Gelände der Kalkmulde im Sinne von ‘waldfreie Siedlung’. Doch ist auch der (nur selten bezeugte) Personenname Blanco, schwach flektiert, nicht auszuschließen. Grundwort ist-heim.
Blankenheim (Mansfelder Grund-Helbra)
Blankenhof
Blankenrath
Blankensee (Mecklenburg)
Blankensee (Vorpommern)
Blaubach
Blasum, (Stockum) +1000 Blesnon.
Blasweiler, (Ahrbruck) 992 Blassenuuilare. Germanisch blasson, zu blasa (mittelhochdeutsch blas) kahl + wilari, von latinisch villare, Gehoft.
Blatzheim, (Koln) 1057 Blazheym, 1138 Bladenshem. Germanisch Blades haim, Wohnung des Blado.
Blaubeuren 1085 Gründung des Benediktinerklosters Blaubeuren mit Marktrecht. Spätestens seit 1267 ist die dazugehörige Siedlung im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen; 1303 Verkauf an das Herzogtum Österreich, 1447 an die Grafen von Württemberg. Nach der Reformation Umwandlung des Klosters in eine protestantische Schule. Hauptsitz des Pharmakonzerns Merckle. Aus einer der tiefsten Quellen in Deutschland., dem Blautopf, entspringt die Blau. 1095 de Buirron, 1175–78 (Kopie 13./14. Jahrhundert) Blabivron, 1267 in Blaburrvn, 1288 Blabuirron, 1303 Blaburn, 1447 (Kopie 16. Jahrhundert) Blaubeuren. Kompositum mit Grundwort-beuren/-beuern/-büren und Flussname Blau (14. Jahrhundert Blawe, Blaw, Plau) (zur Donau), althochdeutsch *Bla ̄wa ‘die Blaue’.
Blaufelden
Blaustein Früh bronzezeitliche Höhensiedlung sowie Besiedlung in römisch Zeit. Im 12. und 13. Jahrhundert Burg Erichstain, von der h. keine Reste mehr existieren. 1215 Errichtung der Burg Klingenstein, Zerstörung 1630 und Wiederaufbau 1756 als barockes Schloss. Kompositum aus Grundwort-stein und Flussname Blau (Blaubeuren); das Grundwort nimmt Bezug auf die vier ehemaligen Burgen, die im Blautal und im Zentrum der neuen Gemeinte liegen.
Bleckede Eine geplante Stadtgründung durch Herzog Wilhelm von Lüneburg (nach 1209) blieb in Ansätzen stecken; die seit 1271 bezeugte Burg und der Flecken waren verschiedentlich umkämpft; 1293 Münzrecht; im Mittelalter und der frühen Neuzeit Amtssitz; 1885–1932 Kreisstadt des gleichnamigen Kreises. 1209 ad sclavicum Blekede [Original], 1248 Blekede, 1371 Blekede. Ableitung mit dem Suffix -ithi. Basis der Ableitung ist entweder mittelniederdeutsch blek ‘Fläche Landes; freie Stelle; Fleck’ oder altsächsisch bl ̄ek ‘bleich, glänzend, hell’.
Blee, (Monheim) 933 Blahe, 1157 Ble.
Bleckhausen
Bleialf 1016-47 Alua, 1115 de Aluo. Keltische Gewässername Alba, die Weiße.
Bleicherode Rodungssiedlung des 11./12. Jahrhundert; 13. Jahrhundert Burg, seit 1322 Marktrechte, 1326 Stadt; im 18. Jahrhundert Leineweberei und Schneckenzucht. 1279, 1309, 1326 Blichenrode, 1506 Blicherode; Bleicherode (ab Ende 15. Jahrhundert).. Die Erwähnung von 1130 Blechenr Ortsteil gehört nicht hierher, sondern zu Bleckenrode, nordwestlich Worbis. Der Ortsname Bleicherode wurde gebildet zu mittelhochdeutsch bl ̄ıche ‘bleich’, ursprünglich ‘glänzend’, vgl. mittelhochdeutsch bl ̄ıchen ‘glänzen’ mit dem Grundwort-rod(e), mittelhochdeutsch r Ortsteil ‘urbar gemachter Boden, Rodung’. Der Ortsname weist also wohl auf eine einst gut sichtbare beziehungsweise leuchtende Rodung. Die ursprünglich gesprochene Form *ze der bl ̄ıchenrode führte infolge Anfangsbetonung im Ortsname zur Reduktion der Mittelsilbe von -en> -e-.. S o Bleichroden, Ortsteil von Tannhausen, Landkreis Heidenheim, und Bleichstetten, Ortsteil von St. Johann, Landkreis Reutlingen, sowie Bleichenbach, Ortsteil von Ortenberg, Wetteraukreis, und Ortsteil von Bad Birnbach, Landkreis Rottal-Inn.
Bleidenbach, (Niedertiefenbach) 1211 Blidebac. Germanisch blipin, zu blipi, froh + baki, Bach.
Blens, (Hausen, Aa) 720 de Blancio, 1118-26 Blense, 1136 Plense.
Blerichen, (Bedburg) 997 Blidrike, 1141 Bliderke.
Blessum, (Lechenich) 1190-1202 Blashem. Germanisch blassa, kahl, + haima, Wohnung.
Bliersheim, (Friemersheim) +1000 Bladrikeshem. Germanisch Bladarikis haim. Wohnung des Bladarik.
Bliesbrücken, 1211 Brukke, 1214 Bruke. Germanisch brugjo, Brücke.
Bliesgau, Gau an der Blies, 940 in pago Blesensi, 1066 in pago Blesense.
Bliesheim, (Koln) 1059 Blisna, 1170=78 Bilisene.
Blekendorf
Blender
Blesewitz
Bleyen-Genschmar
Bliedersdorf
Bliesdorf
Blieskastel Römerzeitliche Spuren, bis zum 13. Jahrhundert Sitz der gleichnamigen Grafschaft, seit 1337 Kurtrier. Zerstörung der Burg im 16. Jahrhundert durch Franz von Sickingen und der Stadt im 30-jährigen Krieg. Seit Ende des 17. Jahrhundert in Besitz derer von der Leyen, die den Ort zur Residenzstadt ausbauen. 1802 Zerstörung des Schlosses. 1126 Godfridus comes de Castra, 1350 Castele uf der Bliessen, 1440 Bliesecastel; Blieskastel (1466). Gebildet mit dem alteuropäischen Gewässername der Blies (spätantik Blesa) und lateinisch castellum ‘Befestigung, Burg’ beziehungsweise althochdeutsch kastel ‘Stadt, befestigte Siedlung’. In einem Gau namen ist die Blies bereits 730 als in pago blesinse ‘im Bliesgau’ (862 in pago Bliasahgouue, 906 in pago Blesiaco, 982 in pago Bliesichgove) überliefert. Der Gewässername erscheint 782 als fluvius Blesa, später mit der althochdeutschen Diphthongierung von [e ̄] > [ia, ie]. Der Erstbeleg stellt eine gelehrte Latinisierung mit gleichbedeutendem castra dar. Als im Tal uf der Bliessen (‘über der Blies gelegen’) eine bürgerliche Niederlassung entstand, unterschied man zwischen der Burg droben und dem Tal. Zur Unterscheidung von gleichnamigen Niederlassungen in der Nähe stellte man ab dem 15. Jahrhundert den Gewässername vor den Siedelungsname. So Kastel, Ortsteil von Nonnweiler, Landkreis St. Wendel, Kastel, Ortsteil von Kastel-Staadt, Landkreis Trier-Saarburg; Bernkastel-Kues, Landkreis Bernkastel-Wittlich.
Bliestorf
Blievenstorf
Blindheim
Blittersdorf, 1220 Bliiterstorf, 1223 Blitirstorph. Germanisch Blipiharis porpa, Dorf des Blipihar, (blipi, froh, harja, Heer)
Blomberg (Lippe) Um 1231–1255 planmäßige Gründung der Edelherrn zur Lippe, 1283 Stadt; Burg bis zum 15. Jahrhundert Residenz der Edelherrn zur Lippe (vor allem unter Bernhard V, † 1511), 1447 in der Soester Fehde fast vollständig zerstört; 1460 Wallfahrtsort; 1748–1838 an Haus Schaumburg-Lippe, Burg bis 1962. 13. Jahrhundert (Kopie 1. Hälfte 14. Jahrhundert) prope Blomenberg, 1357 to deme Blomberghe, 1482 oppidi Montisflorum vulgariter Blomberch dicto, dialektal Blommerg; Bynnen dem Blomberge (1488). Bildung mit dem Grundwort -berg. Burg und Stadt werden bis ins 18. Jahrhundert oft durch ein Syntag Mittelaltermit Präposition und bestimmtem Artikel bezeichnet (z.B. to deme Blomberghe). Die älteste Namenform zeigt das Bestimmungswort Blomen-, seit der 1. Hälfte 13. Jahrhundert auch verkürzt zu Blom(m)(auch mit sekundärer Verkürzung des alten Langvokals -o ̄> -o-). Das Bestimmungswort kann als Genitiv Plural (< *blo ̄mono zu altsächsisch blo ̄ Mittelalter Feminin, blo ̄mo Maskulinum, mittelniederdeutsch blo ̄me, althochdeutsch bluoma, bluomo ‘Blume’) bestimmt werden. Vereinzeltes Blumzeigt mitteldeutsch /früh nordhochdeutsch Lautvariante -u-, Plum-, hochdeutsch Variante mit anlautendem P für B-. Namendeutung mit dem Blumenwort spätestens seit dem hohen Mittelalter (auch unter Bezugnahme auf die heraldische Blume der Lipper, die lippische Rose). Als alter Flurname könnte das Bestimmungswort älter sein. Unter der Voraussetzung, dass -berg vor Beginn der Überlieferung als verdeutlichendes Element sekundär zu einem älteren Bergname *Blomen hinzugetreten wäre, könnte ein Kompositum *Blo-men segmentiert werden, in dem -men (zu germanisch *mend neben *mund‘ Berg, Erhebung’, einer Dentalerweiterung zur indogermanisch Wurtzel *men ‘emporragen’) sichtbar würde (vgl. z. B. Dortmund, Dülmen, Hedemünden, Ortsteil von Hannover. Münden). Dann wäre von einem alten *Blo ̄meni auszugehen und das Bestimmungswort eventuell mit indogermanisch *bhleu ‘aufblasen, schwellen, strotzen etc.’ zu verknüpfen. Das Motiv der Benennung läge in dem sich unmittelbar aus der Umgebung erhebenden (Burg-)Berg. Da älteste Namenformen aber keine sicheren Anhaltspunkte für eine solche Deutung bieten, kann es nur vermuten.
Blomberg (Ostfriesland)
Blomesche Wildnis
Blowatz
Blumberg Im Zusammenhang mit der Herrschaftsentwicklung der Herren von Blumberg im 13. Jahrhundert entstanden (erstmalig 1260 bezeugt), seit 1420 Stadt, ab 1537 unter Fürstenberger Herrschaft und seit 1806 badisch. 1260 Blobinberch [Original], 1269 Blu ̊menberg, 1336 Plu ̊menberch; Blumberg (1529). In Blumenberg wurde der Name der Herren von Blumberg auf den Ortsname übertragen. Der älteste Beleg deutet als sprachliche Grundlage auf althochdeutsch bluon, bluowan ‘blühen’ mit -bals Ausspracheerleichterung zwischen zwei Vokalen. Es kann sich aber bereits hier, wie die späteren Belege nahelegen, um eine Zusammensetzung bluomen-berc handeln. So Blumberg, Ortsteil von Casekow, Landkreis Uckermark und Ortsteil von Ahrensfelde, Landkreis Barnim.
Blumenholz
Blumenthal
Blunk
Bobeck
Bobenheim am Berg
Bobenheim-Roxheim Fränkische Gründungen des 6. Jahrhundert, Besitzungen des Hochstifts Worms. Prägung durch Rhein, Landwirtschaft und Fischerei. 1503 urkundlich Erwähnung der Rheinschifffahrtsstation Roxheim. Bobenheim: 891–914 Bobenheim (Kopie 16. Jahrhundert), 1137 Babenheim, 1392 Babinheim; Bobenheim (1587). Roxheim: 813 Roghesheim, 888 in Rocchesheimero marcha; Roxheim (891–914). Das Bestimmungswort in Bobenheim ist der althochdeutsch Personenname Babo-, Genitiv Singular Babin-, und in Roxheim der althochdeutsche Personenname (H)Rokko, Genitiv Singular *Rokkes zum Stamm(H)Roc-. Die Verdoppelung steigerte die Expressivität. Die Verschlusslaute -g-, -k-, -ch sowie geminierte Formen wechselten häufig in mit Kosenamen gebildeten Ortsname. Beide Ortsnamen wurden mit dem Grundwort -heim gebildet. Sie können demnach als ‘Wohnstätte des Babo’ und ‘Wohnstätte des Rokko’ gedeutet werden. Die häufig angeführten Belege von 769 und 779–83 Baben-, Babinheim (CL) sowie von 775 Rochenheimmarca gehören nicht hierher. So Bobenheim am Berg und Wüstung Babenheim, beide Landkreis Bad Dürkheim; Ruchheim, Ortsteil von Ludwigshafen, Rockenhausen, Donnersbergkreis.
Bobenthal
Bobingen Aufgrund der Lage an der fruchtbaren Hochterrasse früh besiedelt, Funde aus der Bronze und Römerzeit; Alemannengräber ab dem 7. Jahrhundert n.Chr. nachweisbar. Als Pflegamt Bobingen zum Hochstift Augsburg gehörig; 980 Pobinga, 1047 Bobingin, 1071 Pobingin [Or.]; Bobingen (1150). Der Ortsname besteht aus dem Zugehörigkeit ausdrückenden Suffix-ingen und dem Personenname Bobo/Pobo, kann also gedeutet werden als ‘bei den Leuten des Bobo/Pobo’. Dass eine Form mit Kurzvokal zu Grunde liegt, lässt sich aus der Dialektform sowie der Tatsache erschließen, dass kein Umlaut entstand (*Böbingen, *Bebingen). Der Erstbeleg auf -inga ist als Latinisierung zu betrachten. Ähnlich mit anderem Stammvokal, z. B. Böblingen, Landkreis Böblingen; mit Verkleinerungssuffix -ilo; Böbingen an der Rems, Ostalbkreis.
Bobitz
Bobritzsch-Hilbersdorf
Bobzin
Bocholt Kirchdorf, 1201 städtische Rechtsorganisation, 1222 münstersches Stadtrecht, Hauptort eines Territorialamtes im Fürstbistum Münster, 1802 Fürstentum Salm-Salm. (Nach) 788 zum Jahre 779 Bohholz, zum Jahre 780 Buocholt, 1142 in villa (...) Bokholte. Im Bestimmungswort der Baumname Buche (ann bo ̄ka) und im Grundwort eine Bezeichnung für den Wald (and., mittelniederdeutsch holt): ‘Buchenwald’. Zahlreiche Siedlungsnamen mit Buche als Bestimmungswort: Buchholz, Stadt Dortmund, Ottmarsbocholt, Kreis Coesfeld, Bochum.
Bochum Seit dem 12. Jahrhundert erwarben die Grafen von der Mark Rechte an einer Höfegruppe nahe dem bereits um 890 in den Werdener Urbaren genannten Altenbochum und bauten diese aus. 1298 Marktort. Stadtwerdungsprozess seit dem 14. Jahrhundert. 1041 iuxta villam publicam Cofbuokheim [Original], um 1150 Bukhem, Bokheim, 1243 Cobuchem.Während die Überlieferung hochdeutsch und norddeutsch Schreibformen zeigt, beruht die heutige Form auf altsächsisch Bo ̄kh ̄em mit dem Grundwort -heim, dessen Vokal gekürzt und zu -uv erdumpft wurde. Bestimmungswort ist altsächsisch bo ̄ka, mittelniederdeutsch bö ̄ke, norddeutsch böke ‘Buche, Buchenwald’ mit erhaltenem norddeutsch -o ̄-. Das Erstglied Cof der ältesten Form (so noch gelegentlich bis ins 14. Jahrhundert; seit 1166 bis ins 15. Jahrhundert auch Kuh-, Ko-, Co-) ist ein unterscheidender Zusatz und häufig mit altsächsisch ko ̄ ‘Kuh’ verbunden worden. Zwar zeigt die Überlieferung eine Umdeutung zu ko ̄ ‘Kuh’, doch kann dieses Wort als Erklärung ebenso wenig dienen wie ein Kosename Cobbo, der überdies unflektiert in die Bildung eingegangen sein müsste. Zugrunde liegt vielmehr wie bei † Kovingen, germanisch *ku‘ wölben’, das in Bezeichnungen für Erderhebungen und -vertiefungen sowie, aus letzterem abgeleitet, auch in Bezeichnungen für Hütten und Verschläge vorliegt, z. B. mittelniederdeutsch ko ̄ve(n) ‘Stallverschlag, Viehstall, Schweinestall’, mittelhochdeutsch kobe ‘Stall’, altenglisch cofa Kammer, Versteck, Höhle’ und altnordisch ku ̄fr‘runde Spitze, Haufen’. Es bleibt unklar, ob zum Zeitpunkt der Namengebung bereits ein Gebäude oder eher eine Geländeformation gemeint war. Der Zusatz diente der Unterscheidung des Ortsnamens von Altenbochum. So † Kovingen, Region Hannover.
Bocka
Bockau
Bockenau
Bockenem 1275 Archidiakonatsitz, 1300 durch den Grafen von Woldenberg zur Stadt erhoben, 1314 in das Bistum Hildesheim eingegliedert; später welfisch, dadurch seit 1542 offen für die Reformation; zahlreiche Brände zerstörten das mittelalte Stadtbild; 11. Jahrhundert Bukenem, 1131 vicus bokenum, 1240 in Bokenem. Seit FO sieht man in dem Ortsname ein Kompositum aus norddeutsch bo ̄k ‘Buche’ und -h ̄em ‘Ort, Dorf, Siedlung’ ( -heim). Vielleicht identisch mit den Ortsname Bockenheim, Ortsteil von Frankfurt/ Main, und † Bockenheim bei Butzbach, Wetteraukreis.
Bockenheim an der Weinstraße
Böckelheim=Waldböckelheim, 1222 Becillenheym.
Bockenau, (Koblenz) 1193 Buchenowe.
Böchenförde, 1006 Bochineuordi. Germanisch bokina, mit Buchem umstanden, + furda, Furt.
Bockenheim= Stein-Bockenheim, 823 Buccunheim, 962 Bukinheim. Germanisch Buggon haim, Wohnung des Buggo.
Böckern, (Buer) 10-1100 Bukhornon. Germanisch bukna, Rehbock + hunjon, Vorsprung höheren Landes ins Sumpfgelande.
Bockholt, (Recklinghausen) Mitte 1200 de sicco Bokholto. Germanisch boko, Buche + hulta, Wald.
Bockholt, (Schermbeck) Mitte 1200 Bukholte. Idem.
Bocklemünd, (Ehrenfeld) 941 Bugchilomunte, 1079-89 Buchelmund. Germanisch Bugilamuntja, bugila Hügel, + munt von romanisch montem, Berg.
Bockum_Hovel, Mitte 1200 Bukheim. Germanisch boko, Buche, haima, Wohnung.
Bockum, (Krefeld) Anfang 1300 Bucheim. Idem.
Bockhorn (Friesland) Besiedlung seit der Jungsteinzeit, erstmals urkundlich erwähnt 1220, bedeutender Marktort an der Straße von Jever nach Oldenburg bis ins 15. Jahrhundert, von 1667 bis 1773 unter dänischer Herrschaft. 1220 Liudbrandus de Bochorne [Original], 1310 in Bochorna [Original], 1312 in Bockhorna [Original]. Zu lesen sind die ersten beiden Belege als Bokhorn. Der Ortsname stellt eine Komposition aus dem Bestimmungswort Bock und dem Grundwort -horn dar. Das Grundwort gehört zu mittelniederdeutsch ho ̄rn, ho ̄rne ‘spitz zulaufendes, keilförmiges Landstück; Winkel, Ecke, Biegung’, vgl. norddeutsch Horn ‘Ecke, Winkel’ (in Flurname), und im Bestimmungswort findet sich mittelniederdeutsch boke ‘Buche’, sodass auf eine Benennung aufgrund der Lage an einem mit Buchen bewachsenen, keilförmigen Flurstück zu schließen ist.
Bockhorn (Oberbayern)
Bockhorst
Boddin
Bodelshausen
Bodelwitz
Boden
Bodenbach
Bodenfelde Germanisch Feld des Buddo.
Bodendorf, (Koblenz) 1133 Bodenthorph, 1143 Budendorph, 1222 Budendorpht. Germanisch Budon porpa, Dorf des Budo.
Bodenheim Die Schenkungsurkundlich mit der Ersterwähnung von Bodenheim ist gleichzeitig Zeuge frühen Weinbaus. Der Ort, früher Groß und Klein Bodenheim sowie † Westesheim (Weinlagename „Westrum“), ist noch h eut eine der ältesten und größten Weinbaugemeinte in Rheinhessen. Auch Harxheim, Gau-Bischofsheim oder Nackenheim wurden bereits im 8. Jahrhundert in Urkundlich des Klosters Lorsch erwähnt. 754 Batenheim, Pattenheim, 785 und 802 Battenheim, 1236 Badinheim, Badenheim; Bodenheim (1303). Das Bestimmungswort geht auf den althochdeutsch Personenname Bado, oder Band Bat(t)o, Pat(t)o, Genitiv Singular Baden-, Bat(t)in-, zu germanisch *ba ̆du‘Kampf ’ , zurück. Das Grundwort ist -heim. Bei den mit Kosename gebildeten Ortsname ist ein häufiger Wechsel zwischen stimhaft und stimhaft Lauten sowie ihre Verdoppelung zur Steigerung der Expressivität zu beobachten. Seit 14. Jahrhundert Verdumpfung und Dehnung des kurzen -az u langem -o-. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Bado/Bato’.
Bodenkirchen
Bodenmais
Bodenrode-Westhausen
Bodensee
Bodenwerder Ursprünglich corveysche Marktsiedlung 1245 durch Kauf an die Edelherren von Homburg; 1287 Stadtrecht (Holzmindener Recht), Ende 13. Jahrhundert planmäßiger Ausbau durch einen Bodo von Homburg, seit 1409 welfisch; Heimat des „Lügenbarons“ von Münchhausen. 1150 Werdere [Original], 1227 Insula, 1287 Bodenwerdhere. Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch-werder ‘(Fluss) insel’, dass gelegentlich auch in lateinisch Form (lateinisch insula ‘Insel’) erscheint. Im 13. Jahrhundert tritt als sekundäres Bestimmungswort der im Genitiv Singular flektierte Personenname Bodo hinzu, dass sich auf einen Edelherren von Homburg beziehen dürfte, bei denen Bodo ein Leitname war.
Bodlenberg, (Solingen) 1189 Bodenlenberch. Germanisch Bodilon berga, Berg des Bodilo.
Bodenwöhr
Bodman-Ludwigshafen
Bodnegg
Bodolz
Böbing
Böbingen (Pfalz)
Böbingen an der Rems
Böblingen Seit 1100 in Anlehnung eines gleichnamigen alemannischen Adelsgeschlechtes bezeugt, ab 1240 im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen, die Böblingen 1272 zur Stadt erhoben, seit 1344 (beziehungsweise 1357) unter württembergischer Herrschaft. Um 1100 (Kopie 12. Jahrhundert) Bebelingen, 1122 in Bobelingen (Kopie12. Jahrhundert), 1243 in Beblingen [Original], 1275 Böblingen [Original], 1292 Bebelingen [Original]. Böblingen ist eine-ing(en)-Ableitung vom Personenname Babilo und bedeutet ‘bei den Leuten des Babilo’. Die alten e-Schreibungen stehen für den Umlaut von a zu e und setzen daher Babilo voraus. Die ö-Schreibung ist eine hyperkorrekte mundartlich Form auf dem Hintergrund der mundartlichen Entrundung von ö zu e.
Boechoute, Waasmunster) 950 Buokholte, begin 1200 Bochout.
Boegen, (Hülm) 1159 in Bugebamnio. Germanisch bogan, Bogen, Biegung + hamma, Landzunge vorspringend in Uberswemmungsgebiet, (zumal van Flüssen)
Boffzen, 1019 Boffesun. 1036 Buffason. Germanisch Buffas husum, zu den Hausern des Buffo.
Böbrach
Böchingen
Böel
Böhen
Böhlen (Sachsen)
Böhlen (Thüringen)
Bögge=Nordbögge, 10-1100 Boggi, 1. Hälfte 1100 Baggi, Mitte 1200 Bagge.
Bohlendorf, (Bergheim) 1196 Bulindorp.
Böhl-Iggelheim Bis 1330 reichsunmittelbare Dörfer, danach Verpfändung an die Pfalzgrafen. 1460 Zerstörung im Krieg zwischen Kurfürsten und Leininger Grafen. Bis 1797 kurpfälzisch beziehungsweise Teil des Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Böhl: 779/80 in Buhilo (Kopie um 1190), Anfangs 10. Jahrhundert ad Buhelen, 1195–97 Bohele; Böhel (1467). Iggelheim: 769 Hughilheim, Hughlinheimer marca (Kopie um 1190), Anfangs 10. Jahrhundert Vgelenheim, 1584 Igelnheim. Der Ortsname Böhl ist eine Ableitung von althochdeutsch buhil ‘Hügel’. Das Bestimmungswort in Iggelheim geht auf den althochdeutschen Personennamen (H)Ugilo, Genitiv Singular (H)Ugilin-, zurück, das mit dem Grundwort-heim verbunden wurde. Zu vermuten ist, dass die Benennung der Siedlung ‘auf dem Hügel’ von Erkelsheim, heute Wüstung n von Böhl, ausgegangen sein muss. Die Entwicklung des Ortsname Iggelheim weist zunächst die H-Prothese romanische Schreiber und seit Mitte 16. Jahrhundert eine Entrundung zu I auf. Zu deuten ist er demnach als ‘Wohnstätte des Ugilo’. So Rheinböllen, Rhein-Hunsrück-Kreis.
Böhme
Böhmenkirch
Böhmfeld
Böhnhusen
Boisdorf, (Horrem) 1136 Bodesthorpe. Germanisch Bodes porpa, Dorf des Bodo.
Bokel, (Osnabrück) +1000 Bolklo, germanisch boko, Buche, + lauha. Waldchen auf Sandhugel.
Bokel, (Dalheim) 1015-25 Bocla. Idem.
Bökendorf,1015-25 Bodekerithorpe. Germanisch Bodikon porpa, Dorf des Bodiko.
Böklund
Boler, (Groß -Breisdorf) 784-85 Bonelar. Germanisch bon verwandt mit altenglisch bune, Rohr? + hlaeri, waldiges Sumpf Gelände.
Bolheim= Oberbolheim; Aa und Niederbolheim, (Blatzheim) 1201 Bulinheim.
Bollenberg (Ober-und Niederembt) 1141. Germanisch Bullon berga, Berg des Bullo.
Bollendorf, (Trier) 715-16 uilla Ballane, 717 Bollunuila sive Bollunthorp. Germanisch Bullon oder Bodilon porpa, Dorf des Bullo oder Bodilo.
Bombogen, (Trier) 940 Budmaga, 1124-27 Bumaga. Keltisch boudo, Sieg? + mago, Feld, Markt.
Bommern, (Witten) 10-1100 Bodonburion, Budenbonen. Germanisch Budon, des Budo, + burium zu burja, Baracke, Kote.
Bongart, (Rommerskirchen, 1139 Bungard. Germanisch baumagarda, Baumgarten.
Böllen
Böllenborn
Bölsberg
Bönebüttel
Bönen Um 1000 Boinon, 1147 Boine, 1198 Boynen; Boenen (um 1400). Die ältesten Belege führen auf einen Ansatz *Boginon mit der im altsächsisch bezeugten Entwicklung -gi> -ji> -i-, die durch die Qualität des altsächsisch -g als Reibelaut zu erklären ist. Der Ortsname ist eine Bildung mit Nasalsuffix (-n-) zu einer Basis, die an mittelniederdeutsch bȫge ‘Krümmung, Biegung, Gelenk, Bug’ < altsächsisch *bogi (zu altsächsisch bu ̄gan ‘biegen’) anzuschließen ist. Dafür spricht auch der ebenfalls früh überlieferte Ortsname des unmittelbar w benachbarten Altenbögge (11. Jahrhundert Boggi), eine -j-Ableitung mit Konsonantengemination von der gleichen Basis. Der Bindevokal -i bewirkte den Umlaut des -o zu -ö-. Mit dem Suffix können sowohl Gewässername als auch Stellenbezeichnungen gebildet werden. Für letztere kommen als Motivgeber die Form der leichten Gelände erhebung an der Siedelstelle oder die Form des Geländes an der Biegung der Seseke s des Ortes in Betracht. Da die Gesamtbildung im Dativ Plural erscheint und auf diese Weise auch sonst Ortsname von zugrunde liegenden Gewässername unterschieden werden, dürfte der Ortsname eher auf einem älteren, durch die Form des Flusslaufs motivierten Abschnittsnamen *Bogina der Seseke beruhen.
Bönnigheim Ab 1183 in staufischem Besitz, seit 1284/86 Stadtrecht, 1288 an Albrecht von Löwenstein und seit 1785 württembergisch. 793 (Kopie 1183–95) Punnincheim, Bunnincheim, 823 (Kopie 1183–95) Bunnincheim, 13. Jahrhundert Bunnenkeim, Bunenkein, Bünninckeim; Bönnigheim (1748/52). Bönnigheim ist mit dem Suffix-ingheim vom Personenname Bunno abgeleitet und bedeutet ‘Siedlung bei den Leuten des Bunno’. Der Name zeigt Umlaut von u zu ü, den mundartlich Wandel von ü zu ̄e in der Mundartform b ̄enge und mundartlich Rundung des ̄e zu ö.
Bönningstedt 1369 erstmals urkundlich erwähnt. 1464/65 Bunningkstede [Original], 1591/92 Boniestette. Der Ortsname s etzt sich zusammen aus dem norddeutsch Personenname Buni, dem Patronymsuffix-ingen, das auf germanisch *-inga/*-unga als Zugehörigkeitssuffix zurückgeht, und dem Wortstamm stede, -stedt, für ‘Wohnstätte, Siedlung’, so dass mit Bönningstedt ursprünglich die ‘Siedlung der Leute des Buni’ bezeichnet wurde.
Bördeaue
Börde-Hakel
Bördeland
Börfink
Börger
Börgerende-Rethwisch
Börm
Börnichen (im Erzgebirge)
Börnsen
Börrstadt
-borstel / -bostel. Es handelt sich um die Zusammensetzung der nicht im Altsächsisch belegten Wörter mittelniederdeutsch bu ̄r‘Ansiedlung, Gemeinde’ ( -beuren) und stal ‘Ort, Stelle Platz’, mit der Bedeutung ‘Siedlungsstelle’. Leicht in Überzahl kommen die assimilierten Bostel-Formen vor, wozu die einzigen größeren Siedlungen gehören (Fallingbostel, Landkreis Soltau-Fallingbostel, und Beedenbostel, Landkreis Celle), bei den selteneren Simplizia überwiegt Borstel, das dreimal als Bestimmungswort begegnet. Historisch ist auch Dentalerweiterung (-de) belegt. Meist sind Kleinsiedlungen (oft Einzelhöfe) auf kärglicherem Boden entsprechend benannt, was sich in das appellativische Bestimmungswort andeutet, die gegenüber der Personenname als Bestimmungswort in der Minderzahl sin. Das lässt auf relativ späte Entstehung dieses Ortsname -Typs schließen (früheste Bezeugung 9. Jahrhundert), was auch durch die zahlreichen Wüstungen (circa 25%) und das begrenzte Vorkommen auf der Geest in Niederland und Schleswijk-Holstein (mit Randgebieten, Marsch) bestätigt wird. Mit -büttel zeigt -borstel in etwa das gleiche Verbreitungsgebiet, beide Typen grenzen sich darin jedoch weitgehend aus.
Börsborn
Börslingen
Börßum
Börtlingen
Bösdorf
Bösel Die Entwicklung des auf einem Geestrücken gelegenen Ortes wurde lange Zeit durch Moore, Sumpf und unfruchtbare Böden gehemmt; 1574 ist erstmals eine Kapelle im Ort nachzuweisen, die 1874 von der Mutterpfarrei Altenoythe gelöst und zur eigenen Pfarrei erhoben wurde. 1080/88 Borsla [Original], 1320 Borsele [Original], 1424/50 to Bosele [Original]; Boesell (1535). Die Etymologie des Ortsnamens ist unklar, da die Endung -la, abgeschwächt -le, sowohl auf das Grundwort-loh(e) als auch auf das Suffix -l als Element einer Stellen Bezeichnung zurückgehen kann. Der Umlaut lässt allerdings auf das Suffix -ila schließen, dessen -iden Umlaut des Stammvokals bewirkte. Als Basis ist an germanisch *burs aus indogermanisch *bhrs‘Emporstehendes, Spitze, Borste’ zu denken, dass in schwedisch borre, engl. bur ‘Klette’ erhalten ist: -u/ü vor -r ging in mittelniederdeutsch -o/ö über und die Grundform *Bursila entwickelte sich über die Abschwächung der Nebentonvokale zu Borsel(e), durch Schwund von -r nach Vokal und vor -s zu Bösel. Die Lage Bösels auf dem circa 15 m hohen Geestrücken inmitten der Moorlandschaft an der Lahe stützt die Deutung als ‘erhöht liegende Siedlung’. So Bursfelde, Landkreis Göttingen, Börßum, Landkreis Wolfenbüttel; Börste, Kreis Recklinghausen.
Bösenbrunn
Bösingen
Bösleben-Wüllersleben
Bötersen
Böttingen
Bötzingen
Böxlund
Boffzen Bei Boffzen lag im Mittelalter eine schon in den Sachsenkriegen Karls des Großen bedeutsame Weserfurt. 826–876 Boffeshusun [Kopie 15. Jahrhundert], 1276 Boffesen, 1803 Bofzen. Bildung mit dem Grundwort -hausen und dem stark flektierenden Kurznamen Boffi als Bestimmungswort, der expressive Schärfung aufweist. Das Grundwort wird früh zu -sen verkürzt. Nach Schwund des nebentonigen -ed er Flexionsendung wird das -s des Grundwort nach stimmlosem -f ebenfalls stimmlos. Deutung also: ‘Siedlung des Boffi’.
Bogel
Bogen Bis 1242 Residenz der Grafen von Windberg-Bogen (Grafschaft im ö Donaugau), 1341 Marktrecht, Um 790 Kopie 1254 uilla Pogana, ad Bogana (Kopie Mitte 12. Jahrhundert Pogen), 864 Bogana [Original]; Bogen [Original] (1108). Der Siedlungsname Bogen ist von dem gleichnamigen Gewässer übernommen (heute: Bogenbach), das der Stadt in ein Donaualtwasser mündet. Das feminine Genus des Gewässername wird außer von den ältesten Belegen auch vom Siedlungsname Inderbogen (1274 In der Pogen) am Oberlauf des Gewässers bezeugt. Bisherige Deutungen von Pogana als althochdeutsch beziehungsweise alteuropäisch Hydronym sind morphologisch und hinsichtlich der Namentradierung problematisch. Vermutlich handelt es sich um die Substantivierung eines schwundstufigen Verbaladjektivs zu germanisch *beu ̄ga ‘biegen’. Semantisch vergleicht sich Pogana ‘die Gebogene’ mit Namen wie Krumm oder Reide ‘die Gewundene’. Im Erstbeleg reflektiert
noch die Wirkung der hochdeutsch Medienverschiebung. Im 12. Jahrhundert sind die für die Entwicklung des Namens bedeutsamen Vorgänge weitgehend vollzogen: Der Suffixvokal erscheint konsequent zu abgeschwächt, die Endung bereits häufig apokopiert.
Bohmstedt
Bohmte 1068–70 Bamwide [Original], um 1080 Bomwide, 1310 Bomethe, 1651 Bombte. Bildung mit dem in altsächsisch widu-, mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’ belegten Grundwort und dem unflektierten Appellativum altsächsisch, mittelniederdeutsch bo ̄m ‘Baum’ als Bestimmungswort Nach Nebentonsilben abschwächung schwindet als Ausspracheerleichterung das -w das Grundwort, später fällt das vor dem Dental stehende -e aus. Im 16./17. Jahrhundert erscheint zwischen -mund -t ein der Aussprache entsprechendes -b-.
Boiensdorf
Boitze
Boitzenburger Land Anfangs slawische Burg, ab 12. Jahrhundert deutsche Burg samt Siedlung, zunächst zu Ratzeburg, danach zu Schwerin, 1267 Stadt, im Mittelater Salzhandel, Fischfang, Holzu nd Getreidehandel, Handwerk, Schifffahrt, 1709 durch einen Brand völlig zerstört; seit 1793 Schiffbau, der allerdings in den 1990er Jahren zum Erliegen kommt. 1158 Boyceneburg, 1169 Buzeburg (bis hier wohl noch auf die Burg bezogen), 1195 in Boyzeneburg, 1216 Boiceneburch, 1267 in vnser Stad Boysscenborch, 1280 Boyzeneburg. Das Bestimmungswort geht auf altsächsisch *bo ̄ke, mittelniederdeutsch bö ̄ke ‘Buche’ zurück. Der in dieser Region übliche Zetazismus bewirkte das -z anstelle von -k-. Allerdings heißt der Fluss, an dem der Ort liegt, Boize, sodass der Ortsname auch auf den Flussname zurückgehen könnte. Das Grundwort ist -burg. Nicht auszuschließen ist außerdem, dass der Gewässername Boize auf altpolabisch *Byˇcina zu byk ‘Stier’ zurückgeht, wobei nach Labialen das *y oft durch oy beziehungsweise oi wiedergegeben wird. SoBoitzenburg (1240 Boyceneburg.
Boizenburg/Elbe
Bokel (Pinneberg)
Bokel (Rendsburg)
Bokelrehm
Bokensdorf
Bokholt-Hanredder
Bokhorst
Boksee
Bolanden
Boldekow
Bollberg
Bollenbach
Bollendorf
Bollewick
Bollingstedt
Bollschweil
Bolsterlang
Boltenhagen
Boms
Bondelum
Bondorf
Bonefeld
Bonerath
Bongard
Bonn Frühgeschichtliche Besiedlungsspuren, Siedlungsplatz der Ubier, mehrere römisch Militärlager, Legionsvorstadt (Zivilvicus) seit dem 1. Jahrhundert, in fränkische Zeit Marktsiedlung um das Münsterstift St. Cassius und Florentius, nach der Schlacht von Worringen (1288) zur Residenz der Kölner Kurfürsten ausgebaut (Schloss, heute Universität), 1818 Neugründung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität durch Preußen. Circa 105/110 Bonnam, cum castris Bonnensibus (Tacitus), circa 110/120 Bonnam (Iulius Florus), Ende 3. Jahrhundert Bunna, Bonna (Itinerarium Antonini), Mitte 11. Jahrhundert (zu 959) cisalpinae Veronae, quae vulgo Bunna dicitur, 1015 actum Bunno, 1149 acta Verona. Ein keltischer Ansatz *bonn‘Anhöhe’ scheint aus der Namen überlieferung nicht erschließbar zu sein, laut Derks (gegen Bursch) ist in den Florus-Handschriften nur einmal Bormam und oft Bonam, kein Bonnam zu finden. Aus einer Florus-Stelle, die bonam et Gesoniam (Lesart fraglich) bietet, versucht Bursch eine sprachlich nicht mögliche Verbindung zu dem ab 1301 überlieferten Ortsname für eine untergegangene Siedlung Gensem (rechtsrheinisch beim Vorort Schwarzrheindorf) herzuleiten und damit den Bezug dieser Stelle auf Bonn zu bestärken (sonst auf Boulogne-sur-mer bezogen). Die Etymologie des Ortsname Bonn bleibt unklar. Der in der späteren Überlieferung oft anzutreffende Wechsel zwischen -o und -u im Stammvokal geht auf dialektale Varianz zurück. Der Doppelname Bonna – Verona (alter deutscher Name Bern) seit dem 10. Jahrhundert ist eine gelehrte Bildung nach dem Sagenkreis um den gotischen König Theoderich (Dietrich von Bern), die ähnlich wie Xanten – Troia einer Selbsterhöhung der Stadt diente. Die weiteren Siedlungsnamen der Stadt Bonn, zu denen einige gallorömische-(i)acum-Namen gehören (Endenich, Kessenich, Lessenich).
Bonndorf im Schwarzwald Vorgeschichtliche Siedlungsfunde; 1609 vom Kloster St. Blasien gekauft; 1806 Anschluss an das Land Baden. Bonndorfer Schloss: 1592/94 als Wasserschloss errichtet, 1723–1726 barockisiert; zweit älteste Sparkasse Deutschlands; Titel: Löwenstadt. [1223–1237] Bôndorf [Original], [bis 1237] Kopie Bovndorf, 1241(? ) Bondorf [Original]. Grundwort des Kompositums ist -dorf. Als Bestimmungswort tritt mittelhochdeutsch boum/boun/bo ̄m/bo ̄n (stark Maskulinum) ‘Baum, Obstbaum’ auf. Als Bedeutung ist für den Siedlungsname daher anzugeben ‘Dorf bei einem (besonderen) Obstbaum, Dorf, das sich durch einen besonderen Obstbaum auszeichnet’. Die Schreibung mit Doppel-n dient vermutlich der Abgrenzung zu anderen Orten gleichen Namens. Die Mundart hat sich der heutigen Schreibung angepasst. So Bondorf, Landkreis Böblingen.
Bonngau, (Gau in Bonn) 812 in pago Bunnengao, 870 in pago Bunnense. 949-70 in pago Bunnoniensi.
Bönninghardt, Alpen) 1184 in Berenkard nemore nostro. Germanisch Beringo harus, waldiger Höhenzug, der Leute des Bero.
Böntrup, (Liesborn) +1000 Bouingthorpe, Germanisch Bobinga porpa. Dorf der leute des Bobo.
Bonstetten
Boock
Boos (Eifel)
Boos (Nahe)
Boos (Schwaben)
Boostedt
Bopfingen Im 9. Jahrhundert Teilbesitz des Klosters Fulda und ursprünglich unter staufischer Herrschaft, um 1230 bekam der Ort das Stadtrecht, galt seit 1241 als Reichsstadt und fiel 1810 an Württemberg. Stadtkirche St. Blasius mit Flügelaltar von Herlin, historisch Seelhaus. 9. Jahrhundert (Kopie 1150–65) Pophingen, 1153 Bophingen [Original], 1188 Bobphingen; Bopfingen (um 1194). Bopfingen ist eine-ing(en)-Ableitung vom Personenname Popfo, Bopfo und bedeutet ‘bei den Leuten des Popho, Bopfo’. Der Umlaut des Stammvokals von o zu ö unterbleibt mundartlich vor pf.
Boppard 1123 Gründung eines Benediktinerinnenklosters, 1216 erstes Stadtsiegel, 1236 Siegel als reichsfreien Stadt, ab 1497 Unterwerfung durch Trierer Kurfürsten, 1794 Besetzung durch französisch Truppen, ab 1815 zu Preußen. Ende 3. Jahrhundert (?) [Bo]vdrobriga, um 300 (Kopie) Baudobrica, Boudobrica, 395/425 (Kopie 9. Jahrhundert) Bodobrica, um 400 (Kopie 13 Jahrhundert) Bontobrice, 754/68 (Kopie 9. Jahrhundert) in marcu Bodobigrinse, um 800 (Kopie 13. Jahrhundert) Bodo[b]recas, 803 (Kopie 9. Jahrhundert) Botbarta, 814 (Kopie 10. Jahrhundert) Bodobrio, 10. Jahrhundert Bootbardun, 992 Boparton, 1074 Boparten, 1250 Bobard. Kompositum mit Grundwort keltisch briga (-brica) und Personenname (keltisch) Boudos ‘befestigte Anhöhe des Boudos’. Der Name wurde ins Fränkische als *Bo ̄tbricha, *Bo ̄tbarecht übernommen und zu Bobard und weiterentwickelt.
Borbeck, (Werden) +1000 Borthbeki, Bordbeke.
Borchen Hünenburg (Wallburg 3. Jahrhundert v.Chr., Hochmittelalter Ausbau), in Kirchborchen jungsteinzeitliche Anlage sog. Galeriegräber der Wartbergkultur (um 3000 v. Chr.). 1969 Zusammenschluss mit drei Landgemeinte, darunter Kirchborchen und Nordborchen. [1014–1028] [Hof] Burgnum, 1015 (Kopie um 1160) in Burgnun, 1031 (Kopie um 1160) Burgnon, [1016] (Kopie um 1160) in Nortburgnon, 1043 (Kopie um 1160) de Sutburgnon, 1127 Borgnon, [1128] in Northburgnon, 1135 Burgnon, 1146 (Kopie 14./15. Jahrhundert) Burgnon cum ecclesia ... Nortburgnon cum decima, 1210 sacerdos in Burchnen, 1268 Kericborchnen, 1269 in Bvirchnen, 1290 Burgnen, 1305 de Borgnen; Borchen (1428). Eine direkte Verbindung mit dem Namenelement-burg (zu gotisch baurgs, altenglisch burg, burh, altsächsisch altfriesisch althochdeutsch burg, mittelniederdeutsch borch, borg ‘Stadt, Burg, Ort’) im Dativ Plural altsächsisch *Burgun, Bur(u)giun liegt wohl nicht vor. Der heutige Name bewahrt das Grundwort, das beiden Namen der älteren Siedlungen gemeinsam ist, wobei eine genaue Identifizierung der nur im 11. Jahrhundert als Sut und Nort(h)unterschiedenen Belege nicht sicher ist (wahrscheinlich ist Sutburgnon mit dem heute Kirchborchen identisch). Der seit Beginn der Überlieferung auffällige Nasal wird ein Verbalabstraktum auf germanisch - ̄ıni repräsentieren, das in altenglisch byr(i)gen Feminin ‘Begräbnis(stätte)’ (zu altenglisch byrgan ‘begraben’, schwundstufige Basis zu indogermanisch *bhergh ‘bergen, verwahren’; vgl. gotisch Bildungen auf -eins; zu althochdeutsch borg ̄en ‘sich hüten, sich in acht nehmen, schonen; anvertrauen etc.’, porga ‘Kult (observatio)’) belegt ist und dessen Basis mit altniederfränkisch burgisli ‘Grab’ zusammenhängt. Der Name geht auf einen lokativischen Dativ Plural *burg(i)num ‘bei den Gräbern’ (vgl. altenglisch byr(i)genum) eines im appellativischen Wortschatz nicht bezeugten altsächsisch *burgi(n), althochdeutsch *burg ̄ı zurück.
Bordelum
Bordesholm 1330 Umzug des Augustiner-Chorherrenstifts auf die heutige Bordesholmer Klosterinsel, von da an Entwicklung des Ortes Bordesholm am Rande (Bord) der durch drei Dämme landfest gemachten Insel (Holm), 1566 Schließung des Stifts und Gründung des ursprünglich Amtes Bordesholm, 1773–1864 unter königlich-dänisch Verwaltung, 1867 zu Preußen, 1970 zum Kreis Rendsburg-Eckernförde. 1302 in Borsholm [Original], 1327 in Holm; zu Bordesholm (1574). Der Ortsname setzt sich zusammen aus bord ‘Rand, Abhang’ und holm ‘Hügel, hier: Insel’ und deutet damit auf die Lage am Rande einer heute nicht mehr sichtbaren Insel hin.
Boren
Borgdorf-Seedorf
Borg, (Saarland) 893 Burnacha.
Borg, (Friemersheim) Eende 1100 Burch. Germanisch Kollektiv zu burgon-, Birke, wie Asp, zu aspo, Espe?
Borgeln, 1021 Burclaun. Germanisch burgon, Birke + lauhum, zu lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Borgentreich Circa 1275 Gründung des Paderborner Bischofs Simon I. im Gebiet älterer, später wüst gefallener Siedlungen des 9. Jahrhundert (Ambrichi) und 1036 (Sunriki). Stadtsiegel 1283, Stadtrat 1288. 1280 (Kopie nach 1295) Borguntriche, 1288 consules civitatis Borgentric, super munitionibus Berichintrike et Stenhem, 1293 Borichintrike, 1296 de Burgentrike, 17. Jahrhundert Börgentriek; vor Borgentreiche (16. Jahrhundert). Ob hier eine ursprünglich Bildung mit dem Grundwort -reich (zu altsächsisch r ̄ıki, mittelniederdeutsch r ̄ıke, althochdeutsch r ̄ıhhi‘ Reich, Herrschaft, Gewalt,(Herrschafts-)Bezirk, Gebiet(steil), Landschaft etc.’) angenommen werden kann und eine spätere Umdeutung nach dem Grundwort mittelniederdeutsch -rike, -reke, reycke ‘Linie, Strecke, Gebüschstreifen, (Dornen-)Hecke im Feld’ erfolgt ist (vgl. mittelhochdeutsch ricke ‘ordo, tractus, gestreckte Länge, Reihe; Wegstrecke’, westfälisch recke), kann nicht zweifelsfrei gesichert werden. Vor dem Hintergrund der benachbarten Wüstung Namen † Emmerke (? 822–826, Kopie 1479 Ambrichi, [1015–1036], Kopie um 1160 Embriki, 12. Jahrhundert Embrike) und † Sünnerke (1036, Kopie Mitte 18. Jahrhundert, ex re nomen habentem Sunrike, id est regnum singulare) ist insbesondere eine Verbindung mit † Emmerkenicht auszuschließen. Der Name der nur 2 km entfernten Wüstung kann als (r)k-Ableitung von indogermanisch *emb(h)-, *omb(h)-, *mb(h)‘feucht, Wasser’ verstanden werden. Die in der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert neu gegründete Stadt könnte leicht als *Borg Embrike bezeichnet worden sein, was dem dann erreichten Lautstand des Wüstungsnamens entspräche, der sich in der Zusammenrückung > *Borgem(b)rike > Borgenrike > Borg-en(t)rike entwickelt und zur Ausspracheerleichterung ein zwischen Bestimmungswort und Grundwort sekundär eingeschobenes -ta. Gleitlaut erhalten hätte. Ein sekundärer semantischer Anschluss an altsächsisch r ̄ıki, mittelniederdeutsch r ̄ıke ‘Reich, Herrschaftsgebiet’ wäre damit nicht ausgeschlossen. Das zur näheren Bestimmung der neugegründeten Stadt vorangestellte *Borg repräsentiert dann einen Namentypus, wie er z. B. in Burgsteinfurt, Hofgeismar, Kirchditmold etc. gegeben ist.
Borgholzhausen 8./9. Jahrhundert Vorgängerbauten der um 1200 erbauten Basilika (vormals St. Pankratius), 1096 Gerichtsort, 1246 Kirchspiel, 1317 oppidum, 1488 Ravensberger Wigbold, 1719 preußisch. 1096 Holthus, 1246 Holthusen, 1248 (Kopie) in Holthosen, 1317 Borcholthusen; Borgholzhausen (1688). Ursprünglich Determinativkompositum mit dem Grundwort -haus(en), seit Mitte 13. Jahrhundert in Dativ Plural-Form. Das Bestimmungswort Holz gehört zu altsächsisch mittelniederdeutsch holt ‘Holz, Gehölz, Wald’. Der Name gewinnt seit Anfang 14. Jahrhundert den Zusatz Borg (zu mittelniederdeutsch borch, borg ‘Burg’, -burg) wegen der benachbarten Burg Ravensberg.
Borgstedt
Borgsum
Borgwedel
Bork, +1000 Burk, Sie Borg.
Borken (Hessen) Alte Hersfelder Besitzrechte im Ort (9. Jahrhundert). Die Dorfsiedlung entstand im Schutz einer Burg. 1317 Stadterhebung, 1469 durch eine Neustadt erweitert. Seit 1302 zur Hälfte landgräflich hessisch Besitz, mit dem Aussterben der Grafen von Ziegenhain 1450 wird Borken vollständig hessisch und Mittelpunkt eines Amtssitzes. 9. Jahrhundert Burcun, 1108 Furcum, 1189 de Burke, 1215 de Borkene, 1261 von Borgen, 1277 de Berken, 1285 de Byrken, 1523 Borcken. Bestimmungswort wohl althochdeutsch burc ‘Burg, Stadt’, das hier allerdings im Dativ Plural erscheint *ze den burcun, so dass an Analogiebildung zu denken ist. Der Ortsname zeigt mitteldeutsch Senkung -u> -o-. Denkbar ist auch eine Anknüpfung des Namens an die Birke (Borken).
Borken (Münsterland) Kirchdorf des 9. Jahrhundert, angeblich auf Königsgut, zwischen 1218 und 1226 städtische Gerichtsorganisation, 1257 erstmals Stadt (oppidum) im Fürstenbistum Münster, 1803 Hauptstadt des Fürstentum Salm. 10. Jahrhundert Burke, 1192 Burken, 1270 Borken. Der Name ist ungedeutet (Berger). Die lautliche Nachbarschaft zu Birke und zu Borke ‘Baumrinde’ kann einer sachlichen entsprechen und die Annahme einer im ‘Holz’-Wirtschaftsbereich (Gewinnung von Gerberlohe?) angesiedelten Bezeichnung für die Namen gebung erlauben. Germanisch *berko ̄ ‘Birke’ entspricht eine Schwundstufe *burkent sprechend den Erstbelegen des Namens. So wie ein Tiername – ‘Wiesel’ – (nach Derks) der Name der Stadt Wesel ist, so mag ein Baumname oder ein Holzprodukt (Borke) als Name der Stadt Borken dienen. Ähnlich kann es sich mit Bork, Kreis Unna, und mit Borken, Kreis Kassel, verhalten. Vgl. auch Rheinberg < Berke ‘Birke’.
Borkhausen, 1015-25 Burchusun, 1036 Burghuson. Germanisch burgon, Birke, + husum, zu husa, Haus.
Borkhorst, (Velbert) Mitte 1200 Burchurst. Germanisch burgon, Birke, + hursti, waldiger Hügel in Sumpfgelande.
Borkheide
Borkow
Borkum 77 Burcana, Plinius.
Borkwalde
Borler 855 Brunnilare, 1146 de Bruuillario. Germanisch brunnan, Quelle + wilari, von latinisch villare, Gehöft?
Born, (Brüggen) 1136 in Borno. 1159 Burn. Germanisch brunnan, Quelle.
Born, (Sankt-Wendel) 1036 Brunnen. Idem.
Borna Im frühen Mittelalter slawische Burgwall und Burgsiedlung, im 10./11. Jahrhundert deutsch Reichsburg, Ausbau durch deutsche Bauern und Kaufleute in der Mitte des 12. Jahrhundert, um 1180/1200 planmäßige Stadtanlage (Neustadt). 1251 de Borne, 1264 de Burnis (lateinisch Lokativisch Plural), Burne, 1378 Borne, erst 1791 Borna. Zu mittelhochdeutsch borne ‘Quelle’, so auch im Mittelniederdeutsch gegenüber brun, brunne im Osten Band Die Endung -a tritt erst spät auf und beruht auf dem Einfluss der Kanzleisprache. Der Ortsname bedeutet demnach ‘an der Quelle’ o.ä. Keinesfalls slawische Herkunft. So Borna, Ortsteil von Chemnitz, Ortsteil der Gemeinte Bahretal; Ortsteil der Gemeinte Bannewitz und der Stadt Glashütte deminutiv Börnchen, Ortsteil von Bannewitz, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Born am Darß
Borne
Bornhagen
Bornheim (Pfalz)
Bornheim (Rheinhessen) bei Flonheim, 1184 Brunnehem. Germanisch brunnan, Quelle + haima, Wohnung.
Bornheim (Rheinland) Fränkische Besiedlung, 9. Jahrhundert Besitz des Bonner Cassiusstiftes, seit 14. Jahrhundert kurkölnische Unterherrschaft, ab 1798 zur Bürgermeisterei Waldorf. Nach 911 Brunonheim, 945 Brunheim [Original], 1215 Brune-, Burneheim. Bestimmungswort eher zum Personenname Bruno als zu althochdeutsch brunno ‘Brunnen, Quelle’ mit Grundwort-heim, da keine besondere Quelle in Bornheim bekannt. Problem des Bestimmungsworts in Namen wegen der westdeutschen r-Metathese in Born-.
Bornhofen, (Kamp_Bornhofen) 1140 Burgenhouen, 1149 Brunhoue. Germanisch burgon, Birke, + hofum, zu hofa, Hof.
Bornhöved
Bornholt
Bornich 634 Brunneche, 902 Bruneche.
Börnste, (Dülmen) +1000 Burinstene, Buristene.
Borr, (Koln) 1108 Burne. Germanisch brunnan, Quelle.
Borschemich, (Aa) 898 Brismike, ende 1100 in Brismeco, in Brismecho.
Börste, (Recklinghausen) Mitte 1200 borsethe. Germanisch bursipja, Kollektiv zu burda, Porst.
Borth, 1144 Birte.
Bornstedt
Borod
Borrentin
Borsdorf
Borsfleth
Borstel (Diepholz)
Borstel (Holstein)
Borstel-Hohenraden
Borstorf
Borxleben
Bosau
Bosbüll
Bosenbach 945 Basinbahc, 962 Basinbah. Germanisch baki- Bach des Basi.
Bosenheim, 1125 Basinheim, 1187 Basenheim. Germanisch Basin haim. Wohnung des Basi.
Bösensell, +1000 Basinseli, Baenseli.
Boseroth, (Oberpleis) 1218 Businrode. Germanisch Boson ropa, Rodung des Boso.
Bösing, (Krommert) Mitte 1200 Businklo, germanisch Businga lauha, Wäldchen auf Sandhügel, der Leute des Buso.
Boslar, (Aa) 867 Buslare.
Bösperde, 10-1100 Burstpethe, 1047 Burspethe. Germanisch bursa, Porst, oder dessen Kollektiv bursitja + pipo, Sumpfland.
Bossendorf, (Hamm-Bossendorf) +1000 Bodsnippi, 1081-1105 Budsneppe.
Bossendorf, (Hörsingen) Mitte 1200 Pozemesthorpe.
Bothel Mittelalter Gründung, zwischen Wiedau und Rodau gelegen, keine Kirche (Friedhofskapelle); 1236 de Botlo, 1237 de Botelo, 1340 Botelo. Die Wortbildung des Ortsnamens ist unsicher, man kann von einem Kompositum mit-lo(h) ‘Wald’ ausgehen oder von einer Bildung mit -l-Suffix. Letzteres bevorzugt Scheuermann, der mit dem Ortsnamen einen Flurname Botel, 1721 der Bothell, 1834 bey dem Botel, vergleicht und an eine Bildung mit einem mask. -l-Suffix, und zwar zu einer Dentalerweiterung von indogermanisch *bh(e)u ̄‘aufblasen, schwellen’, denkt. Vielleicht besitzt die Ableitungsgrundlage Entsprechungen in den Ortsnamen (Hannover-)Bothfeld und Bothmer, Landkreis Soltau-Fallingbostel.
Bothenheilingen
Bothkamp
Bottenbach
Bothfeld, (Röcken) 1039 Botfelden, 1045 Botfeldo. 1056 Botvelt.
Botmarsheim, (Seppenrade) +1000 Bodmaresheim. Mitte 1200 Botmarsheim. Germanisch Bodamaris haim. Wohnung des Bodamar, (boda? + maeri, berühmt)
Botenbroich, (Türnich) 1157 Botenbruich. Germanisch Buton, des Buto, + broka, Morast.
Bottorf, (Osnabrück) +1000 Burhthorpe. Germanisch burgon, Birke, oder burg, Burg + porpa, Dorf.
Botzdorf, (Bornheim) 1139 Boztorp, 1202-12 Botsdorp. Germanisch Budes porpa, Dorf des Budo.
Botzlar, (Selm) Mitte 1200 Budeslore, Buteslara. Germanisch Budas hlaeri, waldiges Sumpf Gelände, des Budo.
Bottrop 1811 Großherzogtum Berg, 1816 preußisch, 1253–1809 Kommende Welheim des Deutschen Ordens, 1821 zum Bistum Münster, 1796 Baumwollspinnerei, ab 1856 Bergbau, 1919 Stadtrechte. Um 1092 Borgthorpe, um 1150 in Borthorpe; Bottrop (1630). Kompositum mit dem Grundwort -dorp ( -dorf ), das seine appellativische Grundlage in altsächsisch thorp, mittelniederdeutsch dorp hat. Gemeint ist eine Siedlung uneindeutiger Größe und Organisation, die mit Neuhochdeutsch ‘Dorf’, insbesondere mit der heute unter ‘Dorf’ verstandenen Struktur, nicht exakt wiedergegeben wird. Bestimmungswort ist altsächsisch burg, mittelniederdeutsch borch ‘befestigter Bau, Burg, Stadt’, außerdem ‘Anhöhe, Wall’, bei Ortsname n jedenfalls eine Siedelstelle an sicherer, geschützter Lage. Die Benennung orientiert sich vermutlich an der erhöhten und dadurch geschützten Lage der Siedlung gegenüber dem Umland. Nach Ausfall des -g-, wohl bedingt durch die Konsonanten häufung, und weiterhin auch Ausfall des -r sowie Metathese des -r im Grundwort konnte die heutige Form des Namens entstehen. Das kurze -o des Bestimmungswort führte auch zur aktuellen -tt Schreibung.
Bouderath, (Aa) 1020 Butenhart, 1139 Budenarde. Germanisch Budon, des Budo, + harud, waldiger Höhenzug.
Bourheim, (Aa) 1149 Burheim.
Bous Römerzeitliche Siedlungsspuren; im Mittelater Kirchort im Erzbistum Trier, sukzessiver Erwerb des Ortes durch die Abtei Wadgassen, der 1548 abgeschlossen ist. 1794 französisch, 1815 preußisch. 1147/49 Buo s, 1179 Bos, 1195 Bov s, 1197 Boes, 1211 Bus [Original], 1224 Buo s [Original], 1224 Bov s [Original]. Die u/o-Varianz in den frühen Belegen und Ortsname Parallelen legen einen Anschluss des Ortsnamens an althochdeutsch buhs ‘Buchsbaum’ (entlehnt aus lateinisch Buxus) nahe. Auszugehen ist von einem Flurnamen *Buhs ‘Stelle mit Buchsbaumbewuchs’ beziehungsweise einer anfangs damit konkurrierenden Nebenform *Bohs mit Senkung [u] > [o] vor althochdeutsch [h]. Hieraus entwickelten sich mit mittel fränkisch. Ausfall von althochdeutsch [h] vor [s] und mit Ersatzdehnung die Lautungen *[bu‘s] beziehungsweise *[bo‘s], von denen sich die u-haltige Variante durchsetztem. Formen wie 1469 Buhß [Original], 1482 Buhs [Original] zeigen temporäre Restitution des ausgefallenen Reibelauts. Der sekundäre Langvokal [u ] schloss sich der Entwicklung von aus mittelhochdeutsch /uo/ resultierendem [u ] an, wurde rheinfränkisch beibehalten und moselfränkisch zum „gestürzten“ Diphthong [ou], woraus sich das permanente Nebeneinander diphthongischer (Bouß, Bous) und monophthongischer (Buß, Bus) Formen des 16. bis 18. Jahrhundert für den der rheinfränkisch-moselfränkisch. Dialektscheide aufsitzenden Ort erklärt. Im 18. Jahrhundert findet die Schreibung Bous eine formale Stütze in der französisch Schreibung Bousse, die jedoch die rheinfränkisch. Lautung repräsentiert. 1935 wird die amtliche Schreibung Bous als französisch empfunden und in Buß geändert, was nach 1945 revidiert wird. So Boos (1128 Boys, 1148 Bohs), Landkreis Bad Kreuznach; Buus (13. Jahrhundert Bus, 1311 Buchs), Kanton Basel-Landschaft.
Bovenau
Bovenden Stammsitz der Edelherren von Bovenden; später Zentralort der Herrschaft Plesse; im 16. Jahrhundert Flecken; nach Aussterben der Herren von Plesse 1571 hessisch, seit 1816 hannoversch; 1973 Vereinigung von 8 Ortschaften zum Flecken Bovenden.949 Bobbenzunon [Original], um 1120 Bobbantun, 1297 Boventen. Bildung mit dem Grundwort -tu ̄n, das s Niedersachsens kaum mehr vorkommt. Es gehört appellativisch zu altsächsisch tu ̄n, althochdeutsch zu ̄n ‘Zaun, Einhegung; umschlossenes Gebiet’. Das Bestimmungswort enthält wohl keinen Personenname Bobbo, sondern die Präposition altsächsisch bi-oan, mittelniederdeutsch bo ̄ven ‘oben’. Der Erstbeleg ist eine Verhochdeutschung. Der Vokal des Grundworts wird im 13. Jahrhundert zu -e abgeschwächt, der Dental h. mit -d geschrieben. Der Name bezeichnet die oberhalb des Überflutungbereiches gelegene Siedellage.
Boveranch, (Maring) 1173 Boueranch. Romanisch bovarancum, Mischform, romanisch bovaria, Kuh Hof + Keltisch Suffix -anco.
Bövinghausen, (Dortmund) +1000 Bouinkhusun. Mitte 12000 Bouinchuson. Germanisch Bobinga husum, zu den Häusern der Leute des Bobo.
Bozenlohe, (Siegburg) 1071 Bozenlohe. Germanisch Bodston lauha, Wäldchen auf Sandhügel, des Bodtsto.
Boxel, (Diestedde) 10-1100 Bucsele, Mitte 1200 Buoksele, Buksele. Germanisch boko, Buche, + Sali, einräumiges Haus.
Boxberg (Baden) Zunächst als Wanshofen im 7. Jahrhundert gegründet, im Jahre 1287 ging Boxberg an die Johanniter von Wölchingen, erhielt im 13. Jahrhundert das Stadtrecht, wird erstmals 1322 als Stadt erwähnt, 1691 Verpfändung an den Bischof von Würzburg, seit 1803 unter der Herrschaft des Fürstentums Leiningen, das 1806 an Baden ging. Burg Boxberg, Frankendom. Anfangs 12. Jahrhundert Bocchesberg [Original], 1163 Bockesberc [Original], 1166 Bockesberg [Original]. Es handelt sich um eine Übertragung des Namens der Edelherren von Boxberg, die 1144 auf der Burg über dem Ort einzogen. Das Kompositum mit dem Gw -berg gehört wohl zu althochdeutsch bock, mittelhochdeutsch boc ‘Rehbock, Ziegenbock’, kann aber auch als Burgname zu einem Personenname Buggo o.ä. gehören. So Boxberg Ortsteil von Heidelberg, Boxberg, Landkreis Vulkaneifel.
Boxberg (Eifel)
Boxberg/Oberlausitz
Braak
Brachbach
Brachtendorf
Brachttal
Brackel
Brackenheim Erstmals 1246 urkundlich erwähnt, seit 1280 durch König Rudolf von Habsburg Esslinger Stadtrecht und seit dem 14. Jahrhundert Sitz eines württembergischen Amts. Stadtkirche St. Jakobus, Brackenheimer Schloss, Obertorhaus, Geburtsort von Theodor Heuss. 1246 Brackenheim. Es handelt sich um ein Kompositum mit dem Grundwort -heim; dem Bestimmungswort liegt der Personenname Bracko zu Grunde: ‘Siedlung des Bracko’.
Brabant, (Gau um Kamen) +1000 in pago Bracbanti.
Brabeck, (Kirchhellen) +1000 Borathbeki, 1100 Brahtbeki. Mitte 1200 Brahbeke.
Brachelen, (Aa) 1218 Brakele, 1218 Brakellen. Germanisch brako- Farn + lauha, Wäldchen auf Sandhugel. Sie, on feornbraca in England und Farrenbracken im Bergischen.
Bracht, (Herzogenrath) 1212.
Bracht, (Sendenhorst, +1000 Braht.
Brachtendorf, (Koblenz) Germanisch Berthon porpa, Dorf des Bertho.
Braderup
Bräunlingen
Brahlstorf
Brahmenau
Brake 1314 als Deichbruchstelle zum ersten Mittelalter genannt, eine Siedlung entstand erst im 16. Jahrhundert auf drei eingedeichten Inseln am Braker Siel; der daraus entstehende Hafen entwickelte sich allmählich zu einem Umschlagplatz für größere Überseeschiffe, die hier ihre Waren umladen mussten, die dann nach Bremen verfrachtet wurden. Ab dem 17. Jahrhundert wurde Brake als Name für einen Wohnort verwendet: Braksiel und Harrierbrake. 1817 Dampferverbindung mit Bremen, 1835 Freihafen, 1849 Ankerplatz der Kriegsmarine mit Trockendock, 1856 Stadtrecht, 1879 Sitz des Amtes Brake. 1384 unde der Brake to Harghen, 1404 der Hargher Brack, 1589 Brake. Ursprünglich ein Flurname der sich auf eine Einbruchstelle der Weser bezog, erkennbar noch im Beleg von 1384. Zugrunde liegt mittelniederdeutsch, norddeutsch brake ‘Einbruch-Stelle, Bruchstelle eines Deichs, Durchfluss durch ein Loch; Durchbruch des Deiches oder Dammes; Stelle, wo vordem ein Deich gebrochen ist’.
Brakel, Alter Marktort am Hellweg, Vorwerk des königlich Hofes Herstelle (Beverungen), Grundherrschaft des Paderborner Bischofs und des Stiftes Neuenheerse. 1146 werden die Herren von Brakel genannt, um 1140 Errichtung ihrer Burg, an deren Südseite sich die Siedlung entwickelte. Vor 1239 Stadt der Herren von Brakel. 1268–89 hatten Herren von Asseburg, Grafen von Everstein und der Bischof von Paderborn Anteile an der Stadt, 14. Jahrhundert zum Bistum Paderborn, seit 15. Jahrhundert Hansestadt. Zu 836 (Kopie 15./16. Jahrhundert) Brechal, 1036 (Kopie um 1160) Brecal, 1136 Brakele, 1184 de Bracal, 1203 de Bracle, 1213 in castro Brakele, 1256 Bracle; Brakel (1272). Ableitung mit -l-Suffix von der Basis *bra ̄k (zu althochdeutsch bra ̄hha ‘Umbrechen, erstes Pflügen des Ackers’, mittelniederdeutsch bra ̄k(e) Feminin ‘Brache; (neu) umgebrochenes Land’, bra ̄kelant ‘neugebrochenes Land’). Die älteren Belege zeigen mit ̄e-Schreibung altsächsisch a ̄ an. Eine Verbindung mit mittelniederdeutsch bra ̄k(e), der Bezeichnung einer Deichbruchstelle oder stehenden Wassers (nach Deichbruch), ist kaum anzunehmen. Ein ehemaliger -lo ̄h Name liegt nicht vor.
Brakel, 1036 Brecal, 1204 Brakele. Germanisch brako, Farn, + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Brakele, (Xanten) 1144. Idem.
Bramsel, (Waltrop) +1000 Branseli. Germanisch braeman, Brombeerstrauch oder Ginster + Sali, ein räumiges Haus.
Brammer
Bramsche Das große mittelalter Dorf entwickelte sich bis ins 16. Jahrhundert zum Flecken (ohne Flecken Gerechtsame zu erlangen, ein entsprechender Antrag wurde 1765 von der Osnabrücker Regierung abgelehnt), erst 1929 wurde das Stadtrecht verliehen; auf dem Gemeindegebiet liegt Kalkriese, wo eine größere Schlacht zwischen germanisch und römisch Truppen um die Zeitenwende stattgefunden hat. 1097 Bramezchê [Original], 1217 Brametsce, 1350 Bramessche; Bramsche (1667). Bildung mit dem in mittelniederdeutsch ̄esch ‘Acker, eingezäunte Weide’ belegten Grundwort -esch, das vor allem in westfälischen Flurname häufig ist und hier im Dativ Singular steht. Bestimmungswort ist das unflektierte Appellativum altsächsisch bra ̄m ‘Ginster’, mittelniederdeutsch bra ̄m ‘Ginster, Brombeere’. Durch Schwund des anlautenden -e das Grundwort entsteht die heutige Form.
Bramstedtlund
Brand
Brande-Hörnerkirchen
Brandenburg an der Havel Auf der havelumflossenen Dominsel lag die spätslawische Burganlage von Pribyslaw-Heinrich, dem 1150 verstorbenen Fürsten der Heveller. Schon 948 gründete Otto I. ein Bistum in Brandenburg, das aber 983 durch den Wendenaufstand verlorenging. Auf dem Harlungerberg (Marienberg) befand sich das slawische Triglaw-Heiligtum. 1157 eroberte Markgraf Albrecht der Bär die alte „Brandenburg“, die auch seinem Herrschaftsbereich den Namen gab. Der gleichnamige Ort bestand im Mittelalter aus 3 Teilen, dem Domkomplex, dem suburbium Parduin nw der Dominsel als Keimzelle der Altstadt und der Neustadt (1715 mit der Altstadt vereinigt). Um 1147 hatten sich Prämonstratensermönche aus Leitzkau in Parduin niedergelassen. 1165 wurde der Prämonstratenserkonvent auf die Dominsel verlegt, wo mit dem Bau des Domes Peter und Paul begonnen wurde (bis circa1190). Er wurde später mehrfach umgebaut. 948 Brendanburg [Original], um 967 (zum Jahre 928/29 und zu 939) Brennaburg, Brandenbur, Brandanburg, brandeburh, 1159 Brandeneburg. Der Name hat bis heute trotz der vielen Versuche, ihn zu erklären, noch keine befriedigende Deutung erhalten. Ein slawischer Name der Hauptburg der Heveller / Stodoranen ist nicht überliefert. Die These, dass Brandenburg zu slawische Zeit Brenna geheißen habe, ist nicht zu halten. Es gibt umstrittene Versuche, ihn mit dem heiligen Brendan, der auf Grund einer angelsächsischen Mission im 9. Jahrhundert eine bedeutende Rolle gespielt hat, in Verbindung zu bringen. Gegen die Auffassung, dass der Name ebenso wie jener der Havel vorslawische sei und mit einem nicht überlieferten namengebenden Gewässer Brend, das mit der Wurzel indogermanisch *brendh ‘schwellen, quellen’ zu verbinden ist, spricht der ruhige Lauf der Havel. Ihr Name (789 Habola, 981 Hauela [Original],1204 in Obula, 1394 in der Havele [Original]) wurde bisher aus dem Germanisch erklärt und mit Neuhochdeutsch Haff und Hafen in Zusammenhang gebracht. Er ist jedoch den vorgermanisch (alteuropäisch) Namen zuzuordnen. Es ist eine Entwicklung von *Kap/ bula ̄ > germanisch *Haola > deutsch Havel anzunehmen, wobei sich das bedeutungstragende Element auf die überschwemmte Uferlinie des Gewässers bezieht. Die Slawen haben den Namen aus dem Westgermanischen als *Obчla mit einer v-Prothese übernommen, also *Vobla. Diese Form ist noch in den Namen der Nebenarme und Zuflüsse als Wublitz enthalten.
Brand-Erbisdorf Vereinigung aus dem ehemaligen deutschen Bauerndorf Erbisdorf und der sich daneben seit 1500 entwickelnden Bergbausiedlung Brand. Brand: 1441 Brent, Brendstut, 1533 auf dem Brannde. Erbisdorf: 1209 Erlwinesberc, 1226 Herlluwineschort, 1250 Erlwinestorph, 1404 Erwisdorff. Brand: zu mittelhochdeutsch brant ‘das Brennen, Feuersbrunst’. Die Erstbezeugung enthält mundartlich Stutz ‘steiler Absturz, Steilhang’ im Zusammenhang mit dem Bergbau; Brand kann sich auf Brandrodung, Rodung, Köhlerei uswach beziehen. Zu Brand sind zahlreiche Ortsname und Flurname Brand u.a. in Sachsen zu vergleichen. Erbisdorf: Im Bestimmungswort steht der Personenname Erlwin, eine altnorddeutsche Bildung aus altsächsisch erl ‘Edelmann’ und altsächsisch wini ‘Freund’. Wahrscheinlich wurde dieser Personenname aus dem norddeutschen Bergbaugebiet um Goslar nach Sachsen übertragen. Im Grundwort wechselten -berg, -ort, ‘Spitze, Rand’ uswach und-dorf.
Brandis Rittersitz mit Dorf des 12. Jahrhundert, im Jahr 1150 bekam die Siedlung Marktrechte. Seit dem 13. Jahrhundert wurden in der Gegend Steine abgebaut. 1121 Brandeitz, 1209 de Brandez, Brandeiz, 1390 Brandis. Offenbar Übertragung vom Ortsname Brandis (Schlossruine) bei Meran in Südtirol (dieser Ortsname: 1212 Branditz, 1278 de Brandiez); der Auslaut -eis wurde abgeschwächt und zu -is entwickelt. So Brandeis an der Elbe // Brandy ́s nad Labem-Stará Boleslav, Tschien.
Brandscheid (Eifel)
Brandscheid (Westerwald)
Brannenburg
Brantrop, (Bochum) 1. Halfte 11000 Bramthopa. Ende 1100 Bramdorpa. Germanisch braeman, Brombeere oder Ginster + porpa, Dorf.
Braschoß, (Köln) 1166 Brahtschozzin, 1181 Brathscozzim. Germanisch brakti, eine Bergbezeichnung (siehe Bracht) + skautum, zu skauta, Bergvorsprung.
Braubach, 691 Briubach, 886 Bruibah, 1166 Brubach. Germanisch briuwan, brauen, das auch von aufsteigende Wasserdampfen gesagt wird, + baki, Bach.
Brauk, (Dellwig) Mitte 1200 Bruke. Germanisch broka, Sumpfland.
Braubach Im Zentrum steht die markante Marksburg. Sie ist heute Sitz des Deutschen Burgenvereins. Seit 1276 mit den Rechten einer Freistadt, im 16. Jahrhundert Residenzstadt mit dem Philippsburg, heute Sitz eines europäischen Burgeninstituts. Seit dem 14. Jahrhundert existiert eine Blei und Silberhütte – heute eine Wiederaufbereitungsanlage.691/692 Briubach (Kopie 12. Jahrhundert Kopie 16. Jahrhundert), 882 Bruibach, um 1000 Brubach, 1520 Brawbach; Braubach (1608). Übertragung des Gewässername, 1127 Brubach, mit einem Bestimmungswort von althochdeutschbriuwan ‘aufbrausen, gären’ (verwandt mit nordhochdeutsch brauen und vermutliche aufgrund des brodelnden Charakters des Baches so benannt) und dem Grundwort-bach, auf die Siedlung. Der Diphthong wurde im 12. Jahrhundert zu -û und im Nneuhochdeutsch wieder zum Diphthong -au-. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Siedlung an einem brodelnden Bach’.
Brauneberg
Braunfels Kurort, Stadt-, Schloss und Waldmuseum, Fachwerkhäuser besonders aus der Zeit des Barock, Stadtrechte seit dem 17. Jahrhundert, Burg (Mitte des 13. Jahrhundert errichtet), Sitz der Grafen von Solms-Braunfels (seit 1743 Fürsten), Stadt und Schlossbrand (1679), Um und Neubauten der ehemaligen Burg zu einer ausgedehnten Schlossanlage (äußerlich vom Historismus geprägt), von der älteren Anlage sind Reste eines viereckigen Turmes im Unterteil des sog. Friedrichturmes erhalten. 13. Jahrhundert Brunenfels, 1245/46 Brunenvelsz, 1300 Brunevels, 1428 Brunfels, 1430–31 zu Brunenfelße, 1453 Brunenfelsche/Brunenfels, 1479 zu Brunffels; Braunfels (seit dem 15. Jahrhundert). Komp.osition mit dem Grundwort -fels ‘Stein, Fels’. Kontraktion der Form Brunenfels (13. Jahrhundert) zu Brunfels (1428). Die Diphthongierung von -u ̄> -au ist in der Überlieferung des Namens erst seit dem 15. Jahrhundert graphisch realisiert. In der Fuge zeigt sich eine swach Flexion -en-. Für die Deutung des Bestimmungswort könnte man an ein swach flektiertes adjektivisch zu althochdeutsch bru ̄n, mittelhochdeutsch bru ̄n ‘braun’ denken und den Ortsname als ‘Siedlung am braunen Fels’ deuten. Schlüssiger erscheint ein Anschluss an bru ̄n ‘kantig, scharf’ zu altisländisch bru ̄n ‘Kante’, schwed. bryn, n eunorwegisch brûn ‘Augenbraue, Kante, Rand’. Man nimmt eine Grundbedeutung ‘erhöhte oder hervorragende Kante’ an. Diese Etymologie würde zur Lage der Burg passen, die um die Mitte des 13. Jahrhundert errichtet wurde. Sie befindet sich auf dem Scheitel einer Basaltkuppe, die im W steil zum südnord gerichteten Iserbachtal abfällt. Braunfels ist damit als ‘Siedlung am steilen, kantigen Felsen’ zu deuten. So Braunlage, Landkreis Goslar; Brüne, Landkreis Diepholz; † Brunsel, Landkreis Gifhorn. Brunslar, Ortsteil in Felsberg, Schwalm-Eder-Kreis, englisch Baisbourne.
Braunichswalde
Braunlage
Braunsbach
Braunsbedra
Braunschweig Die Stadt entstand durch das Zusammenwachsen der fünf Weichbilder Altewiek, Altstadt, Hagen, Neustadt und Sack. Erst seit dem 17. Jahrhundert setzte sich allmählich Bruneswik / Brunswik / Braunschweig als Gesamtbezeichnung durch (Erster wähnung 1031). Zunächst im Besitz der Brunonen, später mit dem Herzogtum Sachsen 1142 an Heinrich den Löwen. Unter seinem Einfluss wurde die Stadt zur politischen Zentrale und Handelsmetropole, später Hansestadt und Hauptstadt des Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235–1806), des Herzogtum Braunschweig (1814–1918). 1031 Brunesguik, Brunesivvik, 1115 Bruneswich, 1160 Bruneswic, 1360 Brunswik. Es spricht nichts dagegen, in der stabilen Entwicklung des Ortsnamens von Brunes-wik über Brunswik zu hochdeutsch Braun-sch-weig eine Siedlung (w ̄ık) eines Brun, hier im Genitiv Singular, zu sehen (mit den Brunonen hat der Ortsname aber sicher nichts zu tun). Allerdings ist keine der -wik-Ortsname nparallelen im ö Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt (Alte Wiek, Bardowick, Osterwiek) mit einem Personenname kombiniert, so dass erwogen worden ist, wie bei Braunlage (< Brun-la) und weiteren Namen, im Grundwort germanisch bru ̄n‘Kante,Rand’,bezeugt westländisch bru ̄n ‘Braue; Kante, hervorstehender Rand’, z. B. eines Gebirges, eines Hügels, neuisländisch brún, altschwedisch bru ̄n, bry ̄n ‘Rand, Kante, Zeugborte’, zu sehen. Dafür könnte unter Umständen der Name des Ortsteil Klint, heute auch Straßenname, sprechen, denn er enthält – ebenfalls? – klint ‘Anhöhe, Fels, Abhang, steiler Uferrand’.
Braunshorn, 1140 Bruneshore, 1188 Brunishor.
Braunsrath, (Aa) 1202 Brunsrode. Germanisch Brunes ropa. Rodung des Brun.
Brauweiler, (Köln)1028 Brunwilre, 1051 Brunwilare, 1054 Brunwilrensis. Germanisch bruna- braun + wilari von latinisch villare, Gehöft.
Braunshorn
Braunweiler
Brauweiler
Brechen =Oberbrechen und Niederbrechen. 893 Prichna, 962 Prichina, 1118 Brichina. 1147 de spuperiori Bricheno.
Brecht +1000 Brette, 1. Hälfte 1100 Brakt. Siehe Bracht.
Breckerfeld An der Kreuzung zweier Fernhandelswege entstanden, Marktort, 1396 Stadt, Ende 15. Jahrhundert Hansestadt. Im 15./16. Jahrhundert bedeutendes Stahlgewerbe, insbesondere Messerproduktion. 1183/86Brecheruuelde, um 1220 Brekelevelde, 1252 Brekeleuede [! ]; Breckerfelde (1396). Bildung mit dem Grundwort-feld. Aufgrund der ältesten Formen ortsnaher Quellen von 1220 und 1252 (letztere mit verschriebenem Grundwort) lässt sich das Erstglied nach Derks als Kompositum *breklo ̄ > Brek(e)le erschließen. Es besteht aus dem Grundwort-loh(e) und die Präsenz stamm brek des Verbs altsächsisch brekan ‘brechen’. Bezeichnet wird ein Wald, in dem Holz gebrochen werden kann. Da -lo ̄ nach Anfügung des Grundwort-feld in unbetonte Stellung geriet, konnte der Vokal zu -e abgeschwächt werden; außerdem wurden weitere sekundäre Veränderungen möglich (Einschub eines Sprossvokals vor -l-, Ausfall des abgeschwächten -o ̄-, Umsprung des -l nach -r-).
Brechten, (Dortmund) +1000 in Brehton.
Brechtorf, Mitte 1200 Bracthorpe.
Bredenbeck, (Senden) +1000 Bredonbeke. Germanisch braidon, zu braida, breit, + baki, Bach.
Bredeney, (Essen) 875 Bredenaia. 875 Bredenoie. Germanisch braidan, braidon, zu braida, breit?
Bredenscheid, (Hattingen) 1047 Bredensceth. Germanisch braidon, zu braida, breit, + skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Bregenstedt, Mitte 1200 Bredenstide.
Breddenberg
Breddorf
Bredenbek
Bredenfelde
Bredstedt Nähe zur dänischen Grenze, Verwaltungssitz des Amtes Mittleres Nordfriesland. 1231 erstmals urkundlich erwähnt. 1900 Stadtrecht erhalten. 1231 in Brethaestath [Original]; in Brestede (1377). Der Stadtname setzt sich aus zwei Wortstämmen zusammen: einerseits dem dänisch bred, norddeutsch auch breed in der Bedeutung des heutigen ‘breit’ und zudem aus dem altdänischen stath, das neudänisch zu sted und mittelniederdeutsch zu stede, -stedt, wurde und heute mit ‘Stadt’ umschrieben würde. Somit bedeutet Bredstedt so viel wie ‘breite (Wohn) Stätte’.
Breege
Breese
Breesen
Breest
Brehme
Breidscheid, (Adenau) 1157 Brethsceit, 1158 Breidescheit, 1163 Breidscheit. Germanisch braida, breit + skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Breidenbach Alter Kirch und Gerichtsort. 913 (Kopie Mitte 12. Jahrhundert) Bre(i)denbach, 1103 (Kopie Anfangs 13. Jahrhundert) Breidenbac, 1358 Breydinbach, 1433 Breydenbach. An der Perf (800, Kopie um 1190 Pernaffa) gelegen, die wohl lokal als breiter Bach bezeichnet wurde und die Benennung des Ortes ergab ( -bach): *am breiten Bach > Breidenbach, mit -d durch binnendeutsche Konsonantenschwächung.
Breiholz
Breisach am Rhein Erste Erwähnung um 700 als Stadt, vermutlich ehemaliger Sitz eines Kelten fürsten, 1185 durch den Staufer Heinrich VI. zur stadtartigen Siedlung erhoben, 1805 unter badischer Herrschaft, seit 1961 mit dem Zusatz am Rhein. Um 300 (Kopie6 . Jahrhundert) monte Brisacio (Itinerarium Antonini) 369 Brisiaci (Dekret Kaiser Valentinians I. im Codex Theodosianus), 1299 Brisacum, 1367 Brisach; Breisach (1553). Breisach gehört zur Gruppe der vordeutschen Ortsname und wurde mit dem keltisch Suffix -ako-,-acum, von einem keltisch Personenname Br ̄ısios abgeleitet.
Breisdorf=Kleinbreisdorf, (Udern) 932 Bruningesdorfh, 1100 Brunistorf. Germanisch Bruninges porpa, Dorf des Bruning.
Breisig=Oberbreisig und Niederbreisig, 1041 in Brisiaco. 1163 Brischa, 1191 Brische.
Breit
Breitbrunn (Unterfranken)
Breitbrunn am Chiemsee
Breitenau
Breitenbach (Pfalz)
Breitenbach am Herzberg
Breitenberg (Holstein)
Breitenberg (Niederbayern)
Breitenbrunn (Erzgebirge)
Breitenbrunn (Oberpfalz)
Breitenbrunn (Schwaben)
Breitenburg 1526 erwarb Johann Rantzau die Ländereien des Klosters Bordesholm im Kirchspiel Breitenberg an der Stör, die das heutige Breitenburg ausmachen, 1531 ließ er darauf sein Schloss Breitenburg errichten. 1261 Bredenberg, 1526 etlyke dorpe ... Bredenborch [Original], 1552 thor Bredenborch, 1665 auf Breytenburg. Bei Breitenburg handelt es sich um einen sprechenden Namen, abgeleitet vom mittelniederdeutsch brêden berg, so dass eine ‘Siedlung am breiten Berg’ bezeichnet wurde.
Breitenfelde
Breitengüßbach
Breitenheim
Breitenthal (Hunsrück)
Breitenthal (Schwaben)
Breitenworbis
Breitingen
Breitnau
Breitscheid (Hessen)
Breitscheid (Hunsrück)
Breitscheid (Westerwald)
Breitscheidt
Breitungen (Werra) Altthüringisches Dorf an alter Werrafurt, seit 1950 Name nach Vereinigung der drei Siedlungskerne Alten-, Frauen und Herrenbreitungen; Herrensitz (Burg), daher historisch auch Burgbreitungen, dort Gründung eines Benediktinerklosters, danach Herrenbreitungen genannt; Frauenbreitungen wurde als fränkisch villa Königsbreitungen gegründet, dort 1150 bis 1528 Augustinerinnenkloster, daher dann Frauenbreitungen genannt; Basilika. 933 Bretinga, 1016 Breidingeromarca, 1137 Bretinge, 1350 Breitingen, 1506 Breytingen. Gebildet zu althochdeutsch breit, altsächsisch br ̄ed ‘breit, ausgedehnt’ und dem Suffix -inga, das später an die in Thüringen verbreitete Ablautvariante-ungen angeglichen wurde, also etwa ‘Ort der Leute an breiter Siedelstelle’. Beleg 1016 zeigt mit -marca zu mittelhochdeutsch marc ‘Grenzland, Bezirk Gebiet’ der Ortsname als Namen für größeres Gebiet. Die Schreibungen lassen norddeutsch und hochdeutsch beeinflusste Formen erkennen. Der Zusatz Werra dient der klaren Unterscheidung von Breitungen (Südharz). Der Gewässername benannte ursprünglich den Oberlauf der Weser und wandelte sich im Laufe der Zeit: 775 Uuisera, 933 Vviseraha, 1016 Wirraha, 1141 Werraha, 1250 Werra. Der Gewässername beruht auf einer Bildung zu einer indogermanischen Wurzel *u- e-i s-/*u-i s‘ fließen’ (LIV). Der vorgermanisch Gewässername *Visara/*Visera o.ä. zeigt in althochdeutsch Zeit vom 10. bis 12. Jahrhundert den verdeutlichenden Zusatz althochdeutsch-aha ‘Wasser’. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die ursprüngliche Bedeutung des Gewässername nicht mehr verstanden wurde und die Sprecher durch den Zusatz -aha wieder den Bezug auf ein fließendes Gewässer deutlich machten. Etwa Ende des 1. Jahrtausends schwand der Vokal |e| in der ersten nachtonigen Silbe zwischen |s| und |r| und es trat Assimilation von -sr> -s sein. Die weitere Überlieferung zeigt Senkung von i > e vor r sowie Abschwächung von angefügtem -aha > -a. So Breitungen (Südharz), Landkreis Mansfeld, 961 Breitinga, 973 Bredinge; ferner Regis-Breitingen, Landkreis Leipzig, 1265 in campo Bredingin. Zur Werra vgl. den Gewässername Weser, althochdeutsch Wesera, Wisara, Wisura, Wiseraha.
Brekendorf
Breklum
Bremberg
Bremen Bistum 787 unter Karl dem Großen gegründet, seit 845 Erzbistum, Missionsauftrag für Dänemark und Skandinavien, erste Blüte unter Erzbischof Adalbert von Bremen (1043–1072); 1186 eigenständige Stadt; 1358 Hansestadt; seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert Ausbau des alten Hafens (Balge), 1541 beziehungsweise 1646 Reichsfreiheit, 1648 schwedisch, seit 1715 (mit Unterbrechungen) zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg; Entwicklung des Überseehandels; 1815 Beitritt zum Deutschen Bund; Norddeutscher Lloyd 1857, (Ortsname Utbremen, 1157 in Utbrema), 782 (Kopie 12. Jahrhundert) Brema, 787 Bremon, 888 Brema, 999 (Kopie 11. Jahrhundert) Bremun. Die historischen Belege weisen auf lokativische Dativ-Plural und Singular-Formen. Der Ortsname gehört doch wohl zu altsächsisch bremo ‘Rand’, vgl. mittelniederdeutsch brem ‘Rand, Saum’, bremen ‘säumen’, nordhochdeutsch verbrämen‘mit einem Rand verzieren’, mittelhochdeutsch brem ‘Einfassung, Rand’; die heutige Form geht auf die ursprünglich Dativ-Plural Form Bremun, Bremon zurück, ursprünglich wahrscheinlich zu verstehen als ‘Siedlung am Rand, in Randlage’. Bremen (um 1085 Bremo).
Bremerhaven, Hafenstadt an der Mündung der Weser, 1827 gegründet; 1830 Eröffnung des Bremer Hafens, 1851 Stadtrecht; 1939 Vereinigung mit der aus den Orten Lehe und Geestemünde gebildeten Stadt Wesermünde, unter dem alten Namen Bremerhaven mit Bremen zum Bundesland Bremen vereinigt. 1830 Bremer Haven. Junger Name für den Hafen von Bremen.
Bremerhof, (Liblar) 1136 Breme, 1147 Bremen.
Bremm, (Koblenz) 1051 Brembe, 1097 Brimba, Brinben, 1160 Brenme.
Bremmen, (Bislich) Bald nach 1185 Bremmen, Bremmelake.
Brempt, (Niederkrüchten) 1196 Bremet, 1202 Bremht. Germanisch braemjopu, Kollektiv zu braemjan, Brombeerstrauch.
Bremervörde Der Ort entstand bei einer kleinen Wasserburg an die Oste; seit 1219 Residenz der Bremer Erzbischöfe und Mittelpunkt ihres Territoriums; um 1300 Marktflecken; zeitweilig schwedisch; die Landesverwaltung wurde 1652 nach Stade verlegt; 1852 Stadt; 1884 Kreisstadt des Landkreis Bremervörde (Provinz Hannover). 123/1124 castrum Vorde, (12. Jahrhundert, Kopie 14. Jahrhundert, Helmold) castra episcopi ... Vorden, 1374 Datum castro nostro Vordis; Bremervörde (1635). Wie die Überlieferung zeigt, ist der Zusatz Bremer-, veranlasst durch die Zugehörigkeit zum Bremer Erzbistum, erst im 17. Jahrhundert hinzugetreten. Die älteren Belege enthalten mittelniederdeutsch vo ̄rde, vö ̄rde ‘Durchfahrt, Furt’, z.T. in der Form des Dativ Plural. Der heutige Ortsname bedeutet demnach soviel wie ‘an der Furt [der Bremer] ’. So Vörden, Kreis Höxter; Vörden, Ortsteil von Neuenkirchen-Vörden, Landkreis Vechta; Voerde (Niederrhein).
Bremm
Bremsnitz
Brenig, (Bornheim) 941 Brienich, 1210 Brynich, Brinich.
Brenscheide, (Halver) +1100 Bredenscethe. Germanisch braidon, zu braida, breit, skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Brenk
Brennberg
Brensbach
Brenz
Bresegard bei Eldena
Bresegard bei Picher
Brest
Brettach / Jagst. Ehemalig Residenzschloss der Fürsten von Hohenlohe-Kirchberg, barocker Hofgarten mit Orangerie, Sophienberg, Stadtturm. Zum Gewässername Brettach (1. Hälfte 15. Jahrhundert Prettach), einem „alteuropäischen“, d. h. vor einzelsprachlich indogermanisch Gewässername, gebildet aus *Breda + -aha ( -ach1). Der neue Name knüpft an den Ortsname Brettheim (Ortsteil von R Ortsteil am See) an. Der differenzierende Zusatz Jagst (Gewässername) dient u. a. der Abgrenzung zu Brettach, Ortsteil von Bretzfeld, Hohenlohekreis. So Langenbrettach, Landkreis Heilbronn.
Bretnig-Hauswalde
Bretten Im 12. Jahrhundert an die Grafen von Eberstein, die Bretten zur Stadt erhoben (Erstnennung 1254), vor 1330 dann in den Besitz der Markgrafen von Baden, geht bereits 1335 an den Pfalzgrafen Ruprecht I. weiter und kommt schließlich 1803 an Baden. Geburtsort von Philipp Melanchthon. 767 (Kopie12. Jahrhundert) Breteheimer marca, 852 (Kopie 12. Jahrhundert) Bretahaimer marca, 855 (Kopie12. Jahrhundert) Bredaheim, 432 Bretthaim; Bretten (1504). Da k1eine Form *Bretenheim überliefert ist, scheidet die Zuordnung zu einem Personennamen wohl aus. Das Grundwort -heim der älteren Belege ist vermutlich verbunden mit dem Bestimmungswort althochdeutsch bret ‘Brett, Diele, Bohle, Planke, hölzerner Anbau’ beziehungsweise dem Polen breta. Der Name steht dann in Verbindung mit der für die Umgebung Brettens bezeugten mittelalter Salzgewinnung und wäre als ‘Ort, wo das Holz, die Bretter für die Salzgewinnung aufgestellt oder gelagert wurden’, oder ‘Ort, wo die Salzquelle mit einer hölzernen (bretternen) Brüstung eingefasst wurde’ zu deuten. Die westoberdeutsche Kürzung -heim > -en begegnet auch in Namen wie Buchen < Buchheim.
Bretthausen
Bretzenheim (Mainz) 1100 Brecenhem, 1125 Bricenheim.
Bretzenheim, (Koblenz) 1057 Brezenheim.
Bretzfeld 1037 erstgenannt und bis zur Mitte des 15. Jahrhundert im Besitz des Stifts Öhringen und der Herren von Weinsberg, 1423 an die Pfalz verkauft und seit 1504 württembergisch. Historisch Mühle, historisch Gasthäuser Rößle und Linde. 1037 Bretesfeld, 1257 Pretzveld; Bretzfeld (1975). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-feld; im Bestimmungswort liegt wegen der Flexionsendung -s vermutlich kein Personnenname, sondern ein Adjectivisch vor: althochdeutsch beraht ‘hell, strahlend, glänzend’ beziehungsweise die Variante breht. Allerdings erscheint im Althochdeutsch nicht selten, meist aber im Fränkisch und Bairisch, geschriebenes e für gesprochenes ei, vor allem vor Dentalen. Daher ist auch eine Deutung als ‘breites Feld’ (zu althochdeutsch breit ‘breit, weit, flach, groß’) denkbar.
Breuberg
Breuna
Breunigweiler
Brevörde
Brey
Breydin
Brickeln
Briedel
Brieden
Briedern
Brieselang ursprünglich der Name eines Waldgebietes, in dem im 18. Jahrhundert ein Teerofen, später ein Vorwerk errichtet wurde. 1315 et lignis, jacentibus inter paludes sev mericas Zuzen et Brisenlanck (Wald), 1350 die holte ... den briselang [Original], 1775 Brieselang. Der Name ist ein ursprünglicher Flurname, Grundform altpolabisch *Brezenla ̨g oder *Brezila ̨g ‘Birkenbruch’. Er ist ein Kompositum von altpolabisch *breza ‘Birke’ und *la ̨g ‘sumpfiger, morastiger Boden, Luch’. Ähnlich Damelang (zu altpolabisch *da ̨b ‘Eiche’), Ortsteil von Planebruch, Landkreis Potsdam-Mittelmark.
Briesen (Mark)
Briesen (Spreewald)
Brieskow-Finkenheerd Nach der Revolution 1848/49 entwickelte sich das Fischer und Bauerndorf Brieskow zur Industriegemeinde. Die Finkenheerder Schleuse wurde 1716 erbaut. Finkenheerd war Wohnplatz von Brieskow, wurde mit diesem vereinigt und 1949 in Brieskow-Finkenheerd umbenannt. Brieskow: 1354 dorff wrissigk, 1442 wrissik, um 1657 Wrietzkow; Brieseckow oder Wriessig (1775). Finkenheerd: 1745 Schleuße am neuen Graben der Finken Heerd, 1805 Finkenheerd; Brieskow-Finkenheerd (1949). Der Name Brieskow bedeutet‘Ort, wo Heidekraut wächst’, Grundform altsorbisch *Vres-ky, Polen zu *vresk, einer Deminutivform von *vres ‘Heidekraut’. Der Name Finkenheerd ist ein ursprünglicher Flurname und bedeutet ‘Vogelherd, ein zum Vogelfang dienender Platz’. Ähnlich Friesack, Landkreis Havelland; Wriezen, Landkreis Märkisch-Oderland. Finkenheerd ist ein häufiger Flurname in BB.
Brietlingen
Brietzig
Brigachtal
Briggow
Brilon Mitte 12. Jahrhundert Vorsiedlung mit Markt und Pfarrkirche bei einem Hof des Erzbistums Magdeburg (später Altenbrilon, im N der Stadt aufgegangen), 1220 Stadtrecht, nach der Soester Fehde (1444–49) Aufstieg zur bedeutendsten Stadt im Herzogtum Westfalen. Teilnahme am Hansehandel, seit dem mittelalter Bergbau. 973 Brilon [Original], um 1150 Brilon, 1220 Brilon. Der seit Beginn der Überlieferung unveränderte Ortsname wird meist als Bildung mit dem Grundwort-loh(e) im Dativ Plural angesehen und ein Wüstungsname 900 Brihem (bei Werne a. d. Lippe) als Parallele angeführt, was nicht überzeugt. Die Länge des zweiten Vokals ist nicht gesichert. Da die früh einsetzende Überlieferung gegen ein bereits lautlich verändertes altsächsisch Erstglied spricht und der erste Vokal auf grund der Graphien (meist -i-, -y-, gelegentlich -ii-) und mundartlich -äi als altlanges - ̄ıa nzusetzen ist, käme als mutmaßliches Bestimmungswort einzig altsächsisch br ̄ı ‘Brei’ in Betracht. Dieses ist aus semantischen Gründen abzulehnen, führt aber zum korrekten Etymon. Statt eines Kompositums ist eine Bildung mit -l-Suffix zu einer Wurzel indogermanisch*bher-,*bh(e)ri-/- ̄ı-‘aufwallen. Sich heftig bewegen’ anzunehmen, zu der auch altsächsisch br ̄ı ‘Brei’ (beim Kochen aufwallende Masse) gehört. Als topographischer Bezug der Bildung im Dativ Plural ist das in den Möhnequellen hervortretende Wasser zu betrachten. Die Benennung erfolgte entweder unmittelbar als Ort ‘bei emporquellendem Wasser’ oder mittelbar als Bildung zu einem alten Abschnittsnamen *Br ̄ı la der Möhne, der seinerseits durch die Fließcharakteristik motiviert wurde.
Brimingen
Brinjahe
Brinkum
Brittenbach, (Trier) Anfang 1300 Bretenbach.
Brockendorf, (Elsdorf) 1112-15 Brocontorph, 1123-31 Brokonthorpe, 1141 Brokendorph.
Brockhausen, (Unna) +1000 Brokhuson. Germanisch broka, Sumpfland + husum, zu husa Haus.
Brodenbach, (Koblenz)
Britz
Brockel
Brockscheid 1148 Broxsceith.
Brockum
Brodenbach 1189 Brodenheim.
Broders Bayern (Schwansen)
Brodersby-Goltoft (Angeln)
Brodersdorf
Broderstorf
Bröbberow
Brögel, (Heiligenhaus) 1222 Brugele.
Bröggelhof, (Herzfeld) Mitte 1200 Brugele.
Bröckel
Bröthen
Brohl
Brohl-Lützing
Broich, (Aa) 1136 Brvches. Germanisch broka, Sumpfland.
Broich, (Bedburg) +1000 Brocum. Idem.
Broich, (Mülheim an der Ruhr) 1093 Broche, 1134 Bruche, 1140 Bruecha.
Broich, (Broichweiden) 1130 Bruchen, 1191 Bruch, 1211 Bruke.
Brok, (Halver) 1100 de Broko, Mitte 1200 de Bruoke. Germanisch broka, Sumpfland.
Brokhausen, 1015-25 Brochusen, 1036 Brochuson. Germanisch broka, Sumpfland + husum, zu husa, Haus.
Brombach = Niederbrombach und Overbrombach. 963 Brambach, 981 Branbach.
Brombach, (Hohkeppel) 958 Branbechen.
Brömmling, (Liedern) 1144 Bremelwig. Germanisch braemila, zu braeman, Brombeerstrauch + wika Tochtersiedlung.
Brönicke, (Lippborg) 962-7 Brumilinthorp, Mitte 1200 Bremelinkthorpe. Germanisch Bramilinog porpa, Dorf der Leute des Bramo.
Brokdorf
Brokstedt
Brombachtal
Brome Erster wähnung 1202/1203 (zusammen mit der Burg) als urbs, durch Grenzlage wechselvolle Geschichte, u. a. zum Besitz der Welfen, zum Erzbischof von Magdeburg, zum Markgrafen von Brandenburg; als Ort im Amt Gifhorn gehörte Brome später zum Fürstentum Lüneburg beziehungsweise zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, danach zum Hannover; 1866 preuß. (Provinz Hannover), seit 1885 Landkreis Gifhorn, wobei die Gemeinte wie ein Sporn in die Altmark (Altmarkkreis Salzwedel) hineinragt. 1202 Brome, 1295 in Brome, 1451 to Brome; dat Slavisch Ortsteil brome. Der Ortsname Brome ist auch bezeugt in Wendischbrome, 2 km n im Altmarkkreis Salzwedel gelegen, temporär wüst (1420 czu wendesschen Bröme dacz ist wuste), zur Unterscheidung von Brome wurde dem Ortsname ein Hinweis auf slawische Besiedlung (wendisch) hinzugefügt. Früher zumeist mit slawische bra Mittelalter ‘Tor’, altpolnisch broma, alttschechisch brána, verglichen, jedoch entspricht dem der Vokalismus nicht, denn es wäre *Bram zu erwarten. Der Vokalismus spricht ebenso gegen eine Verbindung mit norddeutsch braam, mittelniederdeutsch brâm ‘Brombeerstrauch, Dornstrauch; Besenginster’. Vielleicht Teilabschnittsname der Ohre. In diesem Fall bietet sich an, von einer Form *Bro ̄ Mittelalte rausgehend, vielleicht als Vrddhi-Bildung, an indogermanisch *bher anzuschließen, die etwa ‘aufwallen, sich heftig bewegen’ bedeutet haben wird und vor allem auf quellendes und siedendes Wasser (auch Aufbrausen beim Gären, Kochen sowie vom Feuer) bezogen wurde. Dabei erscheint die Wurzel nach Pokorny „oft mit m-Formans [und] auch als schwere Basis bherə: bho ̄-, bh(e)r ̄ei-, bh(e)r ̄ı -“. Hierher gehören u. a. einzelne Wörter wie altindisch bhramá-h ‘wirbelnde Flamme, Strudel’, altenglisch beorma, englisch barm, norddeutsch barme ‘Bierhefe’ sowie Namen wie aquae Bormiae, Gewässername Bormo ̄, spanisch Ortsname Borma ̄te, dakisch Ortsname Bó‘‘ , venetisch Flurname Formio ̄. In ähnliche Richtung gehen Gedanken, die Wiesinger zum Gewässername Pram, r. zum Inn bei Schärding, angestellt hat. So Wendischbrome, Altmarkkreis Salzwedel.
Bronkow
Brookmerland. Samtgemeinde im Landkreis Aurich. Erste Besiedlung der Landschaft um 1200, im 13. Jahrhundert Gründung der Kirchen von Osteel, Marienhafe und Engerhafe. Verwaltungssitz ist Marienhafe. Um 1250 Brocmannia (Kopie um 1300), 1276 terra Brochmanie; 1392 Brocmerlandes (Druck 18. Jahrhundert). Der Name geht auf eine Einwohnerbezeichnung (1223 Brokmannis (Kopie1 3. Jahrhundert)) zurück, die aus dem Bestimmungswort altsächsisch, mittelniederdeutsch bro ̄k‘ Bruch-,Sumpf-,Moorland’und dem Grundwort altsächsisch, mittelniederdeutsch man ‘Mann, Mensch’ im Plural besteht. Später tritt als Grundwort mittelniederdeutsch lant ‘Land’ hinzu, und der ursprünglich Name erscheint als Adjectivisch auf -er. Dann wird der Name durch Ausfall des -annzu Brokmer verkürzt. So Südbrookmerland, Landkreis Aurich.
Brotterode-Trusetal
Bruch
Bruchertseifen
Bruchhausen
Bruchhausen-Vilsen Der Ort Bruchhausen (seit dem 14. Jahrhundert Altbruchhausen) war Sitz eines Grafengeschlechtes, das zunächst von den Oldenburgern beerbt wurde, deren Besitz aber 1326 durch Kauf an die Grafen von Hoya fiel; Burg und Flecken Bruchhausen kam zentralörtliche Funktion zu; der Ort Vilsen erhielt im 15. Jahrhundert Fleckenrecht; die beiden Flecken wurden 1929 vereinigt. Bruchhausen: 1189 Bruchusen [Original], 1205 Brokhusen, um 1700 Alt Bruchhausen. Vilsen: 1227 Villesen [Original], um 1300 Vilsen. Bruchhausen enthält als Grundwort-hausen und als Bestimmungswort mittelniederdeutsch bro ̄k ‘Bruch’. Vilsen ist nicht sicher zu deuten. Eventuell liegt ebenfalls eine Bildung mit dem Grundwort -hausen vor. Bestimmungswort wäre dann wohl der stark flektierende Kosename Fili. Das Appellativum altsächsisch felis ‘Fels, Stein’ ist nicht gänzlich auszuschließen. Vermutlich aber besteht eine Verbindung zu Namen wie Filsum oder Vils(hofen). Diese werden als Gewässername auf die indogermanisch Wz. *pel ‘gießen, fließen’ zurückgeführt und enthalten ein -s-Suffix. Das -en wäre dann als abgeschwächter Dativ Plural zur Bezeichnung der Siedlung zu interpretieren. Ein größerer Bach ist zwar nicht nachzuweisen; es gibt aber kleinere Fließgewässer, und auch die ö des Ortes fließende Eiter enthält einen alten Namen. So Filsum, Landkreis Leer; Vilshofen, Landkreis Passau.
Bruch bei Wittlich. 1130 Brucha, 1150 Bruk, 1206 Bruche. Germanisch broka, Sumpfland.
Bruch, (Köln) 962 Broche.
Bruch, (Rittersdorf) Anfang 1300 Bruche.
Bruch, (Sierck) 938 Bruch.
Bruchhausen, (Erkrath) Ende 1100 Bruchuson. Germanisch broka, Sumpfland, + husum, zu husa, Haus.
Bruchusen, (Waltrop) Mitte 1200 Brokhuson. Idem.
Bruchweiler, (Trier) Anfang 1300 Bruchwilre. Germanisch broka, Sumpfland, + wilari, von romanisch villare, Gehöft.
Bruckhaus, (Werden) 2. Hälfte 11000 Brukhuson.
Bruchköbel Der Ortsteil Bruchköbel ist urkundlich wohl erst 1128 bezeugt; frühere Erwähnungen von 839, 1057 und wohl auch (trotz Reimer) 1062 (s.u.) sind wohl auf (Mar-)köbel (heute Ortsteil von Hammersbach-Hirzbach) zu beziehen. In Bruchköbel hatte im 13. Jahrhundert besonders die Abtei Seligenstadt Besitz, es geriet dann unter den Einfluss der Grafen von Hanau, erhielt 1368 Stadtrecht und wurde Teil der Grafschaft Hanau. 839 Cauilla [Original], 1057 Kebella (Kopie 15. Jahrhundert), 1062 Kebilo, 1128 in minori Chevela, 1247 in inferiori Kebele, 1247 Bruchkebele [alle Original]. Flussname: 1263 Kebele [Original].Das Bestimmungswort ist ein sogenante unterscheidender Zusatz, um den Ort vom nordöstlich Marköbel (s. o.) zu unterscheiden: beide Orte wurden ursprünglich nur nach dem (Krebs) bach genannt, der bis ins 16. Jahrhundert „die Köbel“ hieß (zuerst 1263). Das heute Marköbel (Cauilla us) hat den Zusatz mittelhochdeutsch marke, march, starch Feminin ‘Grenze, Grenzmark’ (urkundlich zuerst 1272: Markivele, 1290 Marckebele [beide Or]), Bedeutung daher: ‘Köbel am oder im Grenzgebiet’. Bruchköbel dagegen wird vom anderen (älteren?) Köbel als das „kleinere“, „tiefer gelegene“ und dann dauerhaft als das Köbel „am Bruche“ (nach mittelhochdeutsch bruoch, starch Neutral ‘Moor, Sumpf ’) unterschieden (s.o.); wirklich war damals die Flussaue weithin moorig (Kaufmann). Das Grundwort, der Flussname, ist vermutlich vorgermanisch (u.a. Bach), eventuell alteuropäisch oder keltisch (Arnold), aber ungeklärt (Greule). Das -ui m 1. Beleg und auch das spätere v steht für den mundartlich im Westmitteldeutsch noch erhaltenen westgermanisch Reibelaut. Das Neuhochdeutsch -ö resultiert aus einer hyperkorrekten Verschriftlichung, da man „Kebel“ fälschlich als grob mundartlich, von der mittelhessisch Umlautentrundung ö >e betroffene Form ansah. So Bruchsal, Landkreis Karlsruhe.
Bruchmühlbach-Miesau Bruchmühlbach: 1131 Mulenbach (Kopieum 1180), 1585 Millenbach; Bruchmühlbach (1824). Miesau: 1411 tuschen Mims ouwe vnd Kebelnberg, 1436 Minsauwe, 1565 Miesawenn; Nieder-/Obermiesau (1824). Das Bestimmungswort im Ortsname Bruchmühlbach geht auf althochdeutsch mulin, mulîn ‘Mühle’ zurück, in Verbindung mit dem Grundwort-bach. Es handelt sich hierbei also um eine ‘Mühle an einem Gewässer’. Die Unterscheidung durch den Zusatz Bruchmit Bezug auf das Landstuhler Bruch galt bis 1938 nur dem zweibrückischen Ortsteil im Swach Im Ortsname Miesau ist das Bestimmungswort der althochdeutsch Personenname Mim(în), Genitiv Singular Mim(în)es, der sich durch Kontraktion zu Mims-/Mins und durch Konsonantenausfall weiter zu Mîsau entwickelte. Das Grundwort ist-au(e). Zu deuten ist der Ortsname demnach als ‘Wiese, Feuchtgebiet, Gewässeraue des Mim(în)’.
Bruchsal Aus dem Besitz des Klosters Weißenburg im 10. Jahrhundert an die Salier, von 1056 bis 1802 im Besitz des Bistums Speyer, seit Mitte des 13. Jahrhundert Stadt und ab 1803 badisch. 9. Jahrhundert (Kopie 13. Jahrhundert) Bruahselle, Bruohsella, 976 Bruohsele [Original], 980 Brochsale [Original], 996 (Kopie 1002) Broxole, 1232 Brosole, 1238 Bruchsellen, 1361 Brussel; Bruchsal (1447). Eine Zusammensetzung aus dem Bestimmungswort althochdeutsch bruoh ‘Sumpf, sumpfiger Boden, morastiges Gelände’, mittelhochdeutsch bruoch ‘Moorboden, Sumpf’ und dem Grundwort althochdeutsch sal ‘Haus, Saal, Vorsaal’ mit der Nebenform seli, mittelhochdeutsch sal ‘Wohnsitz, Saal, Halle’. Die Schreibungen mit -sole enthalten althochdeutsch sol ‘sumpfige Stelle, Suhle’. Der Name ist als ‘Herrenhof beim Sumpfland’ zu deuten. Die -sal, -seli-Namen gelten als Kennzeichen fränkisch Siedlung in karolingischer Zeit; Bruchsal ist vermutlich der südlichste -sal-Name im deutsch Sprachraum.
Bruchstedt
Bruchweiler
Bruchweiler-Bärenbach
Bruck (Oberbayern)
Bruckberg (Mittelfranken)
Bruckberg (Niederbayern)
Bruck in der Oberpfalz
Bruckmühl 1327 auf der Mul ze Pruk, 1346 Prukmul ... Molitor, 1474 ... auf vnnser mul zu Prugk, 1582 Prugkhmül ... Diese Mül ... Solche Mül besitztt Hanns Müllner zue Prugkh, 1811 Bruckmue hl, 1877 Bruckmühl. Dem Erstbeleg liegt mittelhochdeutsch pruk ‘Brücke’,-brück, -bruck, zugrunde. Später wurde das Grundwort mul ‘Mühle’ hinzugefügt. Der Name bezeichnet somit eine bei einer Brücke gelegene Mühle. So Bruck i. d. Oberpfalz, Landkreis Schwandorf, Fürstenfeldbruck.
Brücke, De. (Trier), 1163 de ponte. 1214 de Brugin.
Brück Aus dem suburbium erwuchs eine Siedlung, die 1360/74 Stadtrecht erhielt. 1815 kam Brück mit dem Amt Belzig an Preußen. Starke Landwirtschaft, besonders Viehzucht, Fleischhandel. Auch im 19. Jahrhundert noch neben Handwerk Feldbau. Später kleinere Betriebe. 1249 Walterus de Brugge [Original], 1342 Brugge, 1459 Brügge; Brück (1550). Der Name kann durch niederländisch Siedler von Brügge in Westflandern (Belgien), 1122 Brügge, übertragen worden sein, da der Ort nicht direkt an einem Übergang über die Plane gelegen hat. Brücke kann aber nach Bach auch einen Damm durch sumpfiges Gelände bezeichnen, vgl. mittelniederdeutsch brügge ‘Pflaster, gepflasterter Weg’, so dass auch eine Bedeutung ‘Ort an einem Damm, der durch sumpfiges Gelände führt’, vorliegen kann. Ähnlich Brügge, Ortsteil von Halenbeck-Rohlstorf, Landkreis Prignitz.
Brücken (Hunsrück)
Brücken (Pfalz)
Brücken-Hackpfüffel
Brücktal
Brüel
Brügge
Brüggen (Leine)1122 Bruggen, 1225 Bruggen. Germanisch brugjo, Brücke.
Brüggen (Niederrhein) 1289 erstmalige Nennung der Burg Brüggen als Besitz der Grafen von Kessel. Später Grenzfestung des Herzogtums Jülich. 1289 Brucge, 1314 in Brucke [Original], 1317 de Brugghen [Or, französisch]. Lokativischer Dativ Singular, stark oder swach flektiert, zu mittelniederländisch brugge ‘Brücke’ im Sinn von ‘(Ort) an der Brücke’ (über die Schwalm).
Brühl (Baden) 1157 vom Bischof von Speyer dem Domkapitel geschenkt, danach an das Kloster Maulbronn, seit 1709 beim Oberamt Heidelberg und ab 1803 badisch. Ziegeleibetrieb, Maschinenbau, Kollerinsel, Villa Meixner. 1157 Bru ̊vele, 1268 Kopie 16. Jahrhundert Bruel, 1326 Bruwel; Brühl (19. Jahrhundert). Dem Namen liegt althochdeutsch, mittelhochdeutsch brüel ‘feuchte Wiese’ zu Grunde, dass keltisch *bro(g)ilos voraussetzt. Er steht für ‘umzäuntes, meist feuchtes, zum Besitz des Dorfoberhauptes gehöriges, oft als Tiergehege benutztes Waldoder Wiesengelände’. Die älterenv und w-Schreibungen dienen der Ausspracheerleichterung in der Stellung zwischen zwei Vokalen.
Brühl (Rheinland), Vorgeschichtliche und römisch Besiedlung, im 973 bestätigten Wildbann des Kölner Erzbischofs im 12. Jahrhundert angelegter Hof, Stadtrechte 1285, Burg in Brühl bevorzugte Residenz des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten bis ins 16. Jahrhundert, Zerstörung 1689, 1725–28 Barockschloss Augustusburg errichtet, heute Weltkulturerbe; Geburtsort von Max Ernst (1891–1976). 1159/69, 1189–90 de Brule, 1217 Bruole. Appellativum mittelhochdeutsch brüelaus mittellateinisch brogilus zu indogermanisch *mrog ‘feuchte Wiese’, dann auch ‘grundherrliche Wiese, eingehegter Wildpark’. Häufig in west und süddeutschen Ortsname und Flurnanen, auch als Flurname, vgl. niederländisch Breugel, französisch Breuil. So Brühl, Rhein-Neckar-Kreis.
-brunn / -bronn. Althochdeutsch brunno / prunno, mittelhochdeutsch brunne Maskulinum ‘Quelle, (frisches) Wasser’ mit Senkung -u> -o-, mittelniederdeutsch / mitteldeutsch born(e) durch Metathese (Paderborn). Die auf germanisch *brunno ̄(n) zurückgehenden Formen begegnen nicht selten auch in Flurnamen mit der Bedeutung ‘Quell-/ Sumpfgebiet’.
Bruning, (Darup) Mitte 1200 Brunincthorpa, Germanisch Bruninga porpa, Dorf der Leute des Bruno.
Bruschied, (Koblenz) 1023 Prouesderoth, 1026 Pruoesderuod, Germanisch probostes ropa. Des Propstes Rodung, von romanisch propositus.
Beuttig, (Koblenz) 898 Pruteca, 1120-62 Proteche.
Brünn
Brünzow
Brüsewitz
Brüssow
Brunn (Mecklenburg)
Brunn (Oberpfalz)
Brunnen
Brunnthal
Brunow
Brunsbek
Brunsbüttel 1286 erstmals urkundlich erwähnt, 1772 politische Selbstständigkeit für BrunsbüttelEddelaker-Koog durch dänischen König Christian V, 1907 Umbenennung des Brunsbüttel-Eddelaker-Koogs in Brunsbüttelkoog, 1948 Stadtrecht, bis 1970 Brunsbüttelkoog. 1286 in Brunesbutle [Original], 1447 to Brunßbuttel, 1584 bei Brunßbuttel; Brunsbüttel (1970). Der Ortsname i st eine Zusammensetzung des aus dem Germanisch stammenden -büttel für den Grundbesitz, die Siedlung und dem Personenname Brun, vom dänisch brun ‘braun’, so dass sich die Bedeutung ‘Siedlung des Brun’ ergibt.
Brunsmark
Brunstorf
Bruschied
Bruttig-Fankel
Bubach
Bubenheim (Pfalz) (Binsfeld) 1131 Bobenheim, 1135 Bubenhem.
Bubenheim (Rheinhessen) (Kirberg) 790 Boumhaim.(lies Bouinhaim)
Bubenreuth
Bubesheim
Bübingen, (Nennig) 981 in Bubiaco.
Buborn
Bubsheim
Buch (Hunsrück) Buch bei Kastellaun, 1052 Bucho, 1200 Bucha. Germanisch bok, Kollektivbilding zo boko, Buche.
Buch (Schwaben) Buch (Nümbrecht) 1109 Bvche.
Buch (Taunus) Buch bei Uxheim, 1221 Boch.
Bucha (Seenplatte)
Bucha (Südliches Saaletal)
Buch am Buchrain
Buch am Erlbach
Buch am Wald
Buchbrunn
Buchdorf
Büchel, später Eigelstein. 1163-68 in monticula, 1171 Buchele, 1165-85 Bochele. Germanisch bugila, Hügel.
Büchenbeuren, (Koblenz) 1044 Buocheneburi. Germanisch bokina-, mit Buchen umstanden + burja, Koten.
Buchen (Odenwald) Erster wähnung 773/74 im Zuge der Schenkung an das Kloster Lorsch, danach unter der Herrschaft der Herren von Dürn, die Buchen 1255 zur Stadt erhoben, ab 1309 dem Erzstift Mainz zugehörig und seit 1806 badisch. Geburtsort von Albrecht Pilgrim von Buchheim und Konrad Wimpina. 773/4 (Kopie 12. Jahrhundert) Bucheim, 9. Jahrhundert (Kopie 12. Jahrhundert) Bocheimer marca, 1146 Buchheim; Buchen (1395). Eigentlich ein Kompositum mit dem Grundwort -heim. Dem Bestimmungswort liegt wohl althochdeutsch buohha, mittelhochdeutsch buohhe ‘Buche’, beziehungsweise mittelhochdeutsch buoh ‘Buchenwald’ zu Grunde. Vereinzelte u Schreibungen für uo sind schon althochdeutsch bezeugt. Der Name ist dann als ‘Wohnstätte bei den Buchen’ zu deuten. Die Kürzung -heim > -en begegnet auch in Namen wie Bretten < Brettheim.
Buchenbach
Buchenberg
Buchet
Buchfart
Buchheim 1138 Bochem, 1157 Boechei, germanisch boko, Buche + haima, Wohnung.
Buchhofen
Buchholz (Dithmarschen)
Buchholz (Lauenburg)
Buchholz (Röbel-Müritz)
Buchholz (Schaumburg)
Buchholz (Aller)
Buchholz (Hohnstein/Südharz)
Buchholz (Westerwald)
Buchholz, (Koblenz) 1224, Bucholze. Germanisch boko, Buche _ hulta, Wald.
Buchholz, (Niederoberweiler) 1163 Bucolz.
Buchholz, (Uckerath) 1117 Bucult.
Buchholz in der Nordheide Nach 1236 Bocholt [Kopie16. Jahrhundert], 1450–51 Bockholte, 1567 Boeckholt; Buchholtz (1791). Bildung mit dem Grundwort -holz, das bis ins 17. Jahrhundert hinein in der norddeutsch Entsprechung -holt(e) erscheint. Bestimmungswort ist das unflektierte Appellativum altsächsisch bo ̄k, mittelniederdeutsch böke ‘Buche’. Die Schreibungen mit -ck beziehungsweise -oez eigen die Länge des Stammvokals an. Das Bestimmungswort wird im 17./18. Jahrhundert durch die hochdeutsch Form Buchersetzt. Der Zusatz in der Nordheide, der sich auf die Lage des Ortes bezieht, ist jung und dient seit 1960 der Unterscheidung von anderen gleichnamigen Orten. So Bocholt, Kreis Borken.
Buchhorst
Buchloe Mittelalterliche Stadt um 1280, ab 1311 im Besitz des Hochstifts Augsburg. 1153–1162 Bocholon, 13. Jahrhundert Bu ̊echellun, 15. Jahrhundert Buchlon; Buchloe (1517). Grundwort: wohl althochdeutsch lo ̄h, lo ̄ ‘Hain, Gebüsch, Wald, Gehölz’ im Polen., -loh(e), Bestimmungswort: althochdeutsch buohha ‘Buche’, umgedeutet auf mittelhochdeutsch buoch Buchenwald’. Gesamtdeutung: ‘Siedlung bei den lichten Buchengehölzen’.
Buckautal
Buckenhof
Buckow (Märkische Schweiz)
Budenbach
Budenheim Bereits in spätrömisch Zeit wurden hier villae rusticae zur Sicherung der Versorgung der Garnisonsstadt Moguntiacum angelegt. Seit dem 9. Jahrhundert gehörte das Dorf dem Altmünsterkloster in Mainz, 1563 an das Mainzer Erzstift. 1781 wurde das Klostervermögen durch die Mainzer Universität übernommen. 1057 Buodenheim, 1040–1140 Butenheim. Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personenname Bodo, Genitiv Singular Boden-, mittelhochdeutsch Buodo, Bûdo, das mit dem Grundwort-heim zu einem typischen Ortsnamen dieser Landschaft wird. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Bodo’. So Bodenheim, Ortsteil von Weilerswist, Landkreis Euskirchen, Bad Bodendorf, Ortsteil von Sinzig, Landkreis Ahrweiler.
Büchel (Eifel)
Büchel (Unstrut)
Büchen 1230 erstmals Erwähnung von Büchen-Dorf, im Mittelalter zentrale Bedeutung als Markt-, Kirchspielund Wallfahrtsort. 1230 Boken [Original], 1390 to der Boken, 1545 tor Boken; Büchen (18. Jahrhundert). Die Wendung tor Boken ‘zu den Buchen’ enthält die flektierte Mehrzahlform zu norddeutsch book ‘Buche’ und beschreibt damit den Ort Büchen als eine ‘Siedlung bei den Buchen’. So Aukrug-Bucken, Kreis Rendsburg Eckernförde, Bücken, Landkreis Nienburg/Weser.
Büchenbach
Büchenbeuren
Büchlberg
Bückeburg 1153/70 Erwähnung einer Siedlung Sutherem, 1304 ein Hof zu Zinterem vor der Bukkeborch, um 1300 Wasserburg der Grafen von Schaumburg zur Sicherung der Herrschaft gegen Minden, 1365 Fleckenrecht, 1609 Stadtrecht, Ausbau der Stadt und des Schlosses zur Residenz, ab 1647 Regierungssitz der Grafen von Schaumburg-Lippe.1304 vor der Bukkeborch [Original], 1518 bynnen unserm flecke Bückeborg [Original]. Der Name der Alten Bückeburg (1153/1170 Buckeburch [Original]) bei Obernkirchen, der Hauptburg des Buckigaues (755 in pago, qui Bucki vocatur [Original]), wurde auf Burg und Siedlung übertragen. Der Burgname setzt sich aus dem Grundwort -burg und dem altsächsisch Gau namen Bucki zusammen, der als -ja Ableitung von *Buk (zu indogermanisch *bheug[h]-, *bhug ‘biegen’) entstanden ist. Das Suffix vokal bewirkte Umlaut und Gemination des -k-. Wahrscheinlich verweist die Basis *Buk auf die hügelige Landschaft, vgl. niederländisch Buck. Bücke ‘Krümmung, Hügel’, mittelniederdeutsch bucken, mittelhochdeutsch bücken ‘bücken, niederbeugen, biegen, krümmen’; bisherige Deutungen gingen von einer Verbindung mit mittelniederdeutsch buk, mittelhochdeutsch gebücke ‘Zaun aus ineinanderverflochtenen (gebogenen) Zweigen, Grenzhag’ aus. So Bücken (937 Bukkiun), Landkreis Nienburg (Weser).
Bücken
Büddenstedt
Büderich bei Düsseldorf. Ende 1100 Botreche, 1136 Buderge, 1166 Buderke.
Büderich bei Wesel. 1138 Budrich.
Buderinc (Liedern) 1200 domus que dicitur Buderinc.
Büdelsdorf 1779 erhielt Büdelsdorf genaue Ortsgrenzen, 1867 zum Kreis Eckernförde. 1538 Budelstorp [Original], 1600 Büdelstorfe, 1651 Budelstorp. Der Ortsname i st eine Zusammensetzung aus dem Personenname Büdel (von Bodilo abstammend) und der mittelniederdeutsch Form -dorp ( -dorf ), so dass ein ‘Dorf des Büdel’ bezeichnet wurde.
Büdesheim 778 Bidonis uaim (Lies haim) 964 Rodenesheim, 949-70 Bodenheim, 1222 Budensheym. Germanisch Bodines haim, Wohnung des Bodin.
Büdingen Zuerst wohl eine im Wesentlichen im 8/9. Jahrhundert gegründet und nach ihrem Gründer benannte fränkische Siedlung. Deren Name erscheint erst ab 1131 und nur als Beiname eines dort begüterten Adelsgeschlechts und ging dann auch auf die von diesem seit der Mitte des 13. Jahrhundert in der Nähe erbaute Burg und die sich bei dieser neu entwickelnde Stadt über; Marktrecht 1330. Stadt und Herrschaft kamen im Spätmittelalter an die verwandten Isenburger. 1131 Bu ̊edingen [Original], 1219 Bu ̊tingen [Original, so öfter], 1147 Budingen [Original, so öfter]. Zugrunde liegt wohl der Stamm der Personenname-Kurzform: bo ̄t-i/o (< *baudi) mit expressiv offenem und daher dann zu -uo diphthongiertem -o ̄-, in der Bedeutung ‘Gebieter’ zu gi-biotan ‘(ge)bieten’. Das -u ̊e und die wesentlich häufigeren (im Mittelhochdeutsch durchaus vieldeutigen) Graphien -u ̊oder -ubezeichnen hier wohl schon den aus dem Diphthong üe (< althochdeutsch uo) seit dem 11. Jahrhundert entstandenen Monophthong ü ̄, wobei der aufgrund des -i-haltigen Suffixes schon im Althochdeutsch gesprochene Umlaut bis ins 15. Jahrhundert meist ungezeichnet bleibt. In vielen Belegen erscheint noch das alte, im frühen Rheinfrankisch weitgehend unverschoben gebliebene -d-, in ebenso vielen aber schon die sich zumindest graphemisch weiter ausbreitende Lautverschiebung > t; seit dem Spätmittelalter setzt sich – wohl auch durch die norddeutsch Konsonantenschwächung gestützt – -d durch. Mit dem Zugehörigkeitssuffix -ing ( -ingen) ergibt sich der Insassenname im Dativ Plural; ‘bei den Leuten des Bo ̄ti/o’.. So Büdingen, Landkreis Merzig-Wadern, Butzbach, Wetteraukreis.
Büdlich 633 Bodeliacvm, 802 Budelchica. 949 Bodelacha.
Bühl 1283 Übergang an das Kloster Schwarzach, 1720 ging Bühl an Baden und erhält 1835 von dem Großherzog Leopold von Baden das Stadtrecht. Stadtkapelle Bühl, Römischer Meilenstein. 1275 Buele, 1283 (Kopie 1780) Bühel, 1302 Buhele, 1373 Oberbühl. Der Name gehört zu althochdeutsch buhil ‘Hügel, Berg’, mittelhochdeutsch bühel ‘Hügel’. So Beuel, Ortsteil von Bonn.
Bühlertal Ersterwähnung 1301, ab 1536 Teilbegüterung der Markgrafen von Baden und seit 1688 komplett badisch. 1325 Búheltal, 1335 Bu ̊helertal. Bühlertal ist eine Zusammenrückung aus das Bühler Tal ‘Tal hinter Bühl’. Der Name erinnert an die von Bühl her immer weiter vorgetriebene Rodung. So Bühlerzell, Bühlertann, Oberes Bühlertal, alle Landkreis Schwäbisch Hall.
Bühlertann
Bühlerzell
Bühnsdorf
Bühren
Bülkau
Bülow
Bülstedt
Bülstringen
Bünde Entstehung um eine karolingische Pfarrkirche des 9. Jahrhundert (zum Stift Herford); im Machtbereich der Bischöfe von Minden, Paderborn und Osnabrück; 14. Jahrhundert zur Grafschaft Ravensberg, seit 1609/47 brandenburgisch, 1719 Stadtrecht. Zu 853 (formale Frankreich., Kopie 1039) Buginithi, 952 Buinithi, 1025 Biunidi, 1079 Bvnede, Ende 12. Jahrhundert Buinithe, 1147 Bunethe, 1224 Bugnede, 13. Jahrhundert de Bunethen, 1276 in Bunede, 1277 villa Bunde. Ableitung mit dem Suffix-ithi. Die Basis der Ableitung wird bislang mit dem stark Verb mittelniederdeutsch bu ̄gen, altenglisch bu ̄gan ‘biegen’(vgl. auch zu althochdeutsch biugo (lateinisch sinus), mittelhochdeutsch biuge Feminin ‘Beugung’ und altsächsisch -bo ̄g ‘Band, Reif, Spange’, altsächsisch boga ‘Flöhkraut, Polei’, altsächsisch -bogo, althochdeutsch bogo ‘Bogen’, westfälisch buage) oder mit mittelniederländisch Buun, bune Feminin ‘Flechtzaun, auch bebautes Land’, mittelniederdeutsch bu ̄n(e) ‘Bühne (als Deichschutz), Fischwehr; Zaun’, Neuhochdeutsch Bühne verbunden. Da in der Basis ein Bezug zu naturräumlichen Gegebenheiten anzunehmen ist (Flusslauf der Else, Else aue, zahlreiche kleine Bäche in der Elseniederung), liegt ein Anschluss an indogermanisch *bho ̄gh-‘Schlamm, Sumpf ’ näher, sodass mit einer germanisch Nasalbildung*bo ̄g-ina (Bezeichnung für einen schlammigen Wasserlauf oder Wasserlauf in sumpfigem Gelände; vgl. der Ortsname von Bögen, Landkreis Vechta) gerechnet werden kann. Nach Vokalerhöhung von -o ̄> -u ̄vor i der Folgesilbe ergibt sich die älteste Namenform Buginithi, die nach Abschwächung und Synkopie der Nebentonsilben zu Bunede, Bunde, nach Sekundärumlaut zu Bünde wird. Der Namen des in erhöhter Lage liegenden alten Siedlungskernes ist damit aus einer Flurbezeichnung für das mit schlammigen Wasserläufen durchzogene Umland entstanden.
Bünsdorf
Bürdenbach
Büren Gründung vor 1194 durch Edelherren von Büren in der Nähe ihrer Burg (gegründet circa 1150) und dem Paderborner Bischof unterstellt, bis 1220 Ausbau nach Lippstädter Vorbild um ein novum oppidum, Markt und Münzprägung (seit circa 1250), vor 1252 Gründung einer zweiten Neustadt, deren Ausbau misslang, 1326–1374/84 Mitherrschaft der Bischöfe von Paderborn, 1660 paderbornische Landeshoheit. Mittelalter Brauereigewerbe. 1015 Burenan, 1015 (Kopie um 1160) Burgnan, 1153 Buren, 1252 in Buren, 1260 de Bu ̊ren. Der Name wird als Dativ-Plural-Form mit altsächsisch bu ̄r Feminin ‘Bauerschaft, Dorf’, mittelniederdeutsch bu ̄r ‘Gehäuse, Wohnstätte; Bauer, Käfig’ verbunden (vgl. angelsächsisch althochdeutsch bu ̄r Maskulinum ‘kleines Haus, Kammer’, neuhoschdeutsch Bauer ‘Vogelkäfig’) und als Ortsangabe ‘bei den (kleinen) Häusern’ erklärt. Ausgangspunkt wird eher *buri (-ja-Stamm) sein, für das ein Dativ Plural *Buriun zu erwarten wäre (ohne den Nasal der ältesten Zeugnisse mit Sprossvokal hinter -r-; -g wird für -i/j stehen). Während Burenan um 1160 leicht als *Burcnan verstanden und zu Burgnan umgeschrieben worden sein kann, passt späteres Buren als synkopierte Form zum älteren Burenan, das als -n-Erweiterung aus *Bur-in-an auch mit indogermanisch *bhar-, bhor-, bhr ‘Hervorstehendes, Borste, Spitze etc.’ verbindbar wäre und eine alte Bezeichnung des spitz auslaufenden Bergsporns gewesen sein könnte. Seit dem 12. Jahrhundert erscheinen abgeschwächte und gekürzte Formen, die demgegenüber dann eine sekundäre Umdeutung mit mittelniederdeutsch bu ̄r Nteutrum ‘Gehäuse, Wohnstätte etc.’ darstellten. Verbreiteter Namentyp von Friesland bis in die Schweiz ( -beuren, -beuern, -büren). So Ibbenbüren, Kreis Steinfurt, Ortsteil (seit 1928) von Gelsenkirchen; Büren an der Aare (817 Purias, 828 Puirron), Kanton. Bern; Beuron, Kreis Sigmaringen, Baden-Württemberg; Benediktbeuern, Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen; Blaubeuren, Alb Donau-Kreis; Kaufbeuren, Kreis Ostallgäu.
Bürgel
Bürgstadt
Bürstadt Seit dem 8. Jahrhundert im Besitz des Klosters Lorsch. Bevorzugter Aufenthaltsort von Kaiser Ludwig dem Deutschen. 873 Schauplatz eines Reichstages. Das Wormser Konkordat von 1122 wurde auf den „Laubwiesen“ bei Bürstadt verkündet. 1232 gelangte Bürstadt an das Erzbistum Mainz; 1461–1623/50 in kurpfälzischer Pfandschaft, danach bis 1803 wieder unter dem Erzbischof von Mainz 767 (Kop.) in Birstather marca, 770 Birstat, 770 Bisistat, 788 in Birstettero marca, 795 (Kop.) Bisestat. Personenname Biso oder Personenname *Biri. In der frühen, ausschließlich kopialen Überlieferung wechseln s und r-haltige Formen einander ab. Aufgrund der heutigen Lautung ist von *Biri, einer stark flektierenden Nebenform von Bero (althochdeutsch bero ‘Bär’), auszugehen. Möglicherweise geht das -sauf Verlesung eines in angelsächsischer Minuskel geschriebenen -r durch den Kopisten des 12. Jahrhundert zurück.
Büsingen am Hochrhein
Büsumer Deichhausen
Büsum
Bütow Genannt na ein platze in Polen Bytow. Der slawische Name *Bytov-, possessiv abgeleitet vom Personenname Byt, vgl. Personenname Byt, mit Suffix *-ov-; kaschubisch Neutrum Bëtowo (y > ë, mit der Tendenz zum Gebrauch des Wortbildungssuffixes -owo). Adjectivisch bytowski.. So. Bütow, Butow // Bytowo (Westpommern); Bütkau // Bytkowo (Großpolen), Bittkow // Bytków.
Büttel
Büttelborn Die Großgemeinde entstand 1977 aus dem Zusammenschluss von Büttelborn, Klein-Gerau und Worfelden, die alle erst im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurden. Sie waren würzburgisches Lehen der Grafen von Katzenelnbogen und kamen nach deren Aussterben 1479 zur Landgrafschaft Hessen. Büttelborn: 1211 [Original] Bu ̊delburne, Budelbrunnen, Buthelburnen, 1225 Butelborne, 1613 Büttelborn. Klein-Gerau: 1246 [Original] villa Weneghgerahe, 1318 Wenigen Gera, 1383 Cleynen Gerauwe. Worfelden: 1211 [Original] Wormuelden, 1225 Woruelde, 1319 villa Urfelt. Das Bestimmungswort des Ortsname Büttelborn ist zur indogermanisch Wurzel bh(e)u‘ ufblasen, schwellen’ zu stellen, vgl. mittelniederdeutsch boddelen ‘Blasen werfen, schäumen’. Das Grundwort-born( -brunn).Der eigentliche Ortaname von Klein-Gerau ist ein Gewässername (Gerach, heute Mühlbach) mit dem Grundwort-ach1. Die Endung-au tritt erst sekundär hinzu. Das Bestimmungswort gehört zu mittelhochdeutsch g ̄er(e) ‘keilförmiges Landstück’. Der Mühlbach nimmt im Bereich von Groß-Gerau einen keilförmigen Verlauf. Die frühen Belege des Ortsname Worfelden zeigen ein uneinheitliches Bild, sodass eine eindeutige Erklärung nicht möglich ist. Mit Sicherheit nicht zu einem nicht bezeugten althochdeutsch Adjectivisch *u ̄r ‘feucht’ (so Müller). Wahrscheinlich liegt eine Klammerform *Worm(bach)felden vor. Der heutige Mühlbach, der durch den Ort fließt, weist die für der Wurm/ Wormbäche typische Krümmung auf.
Bütthard
Büttstedt
Bützow Hälfte 13. Jahrhundert daneben deutsche Siedlung, 1239–1540 Hauptresidenz der Bischöfe von Schwerin, ab 1648 zum Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, 1760–1789 Universität „Fridericiana“ in Bützow, 1171 terram, que uocatur Butissowe, 1181 Botissi[u], 1189 Buttessou, Butsowe, 1224 Buzhiow(e); Bützow (1346). Der Ortsname liegt ein altpolabisch Kosename*Butiˇs, *Budiˇs (vgl. altsorbisch *Budych, *Budyˇs zu Budysˇin) mit einem possessiv Suffix -ov,-o(w), zugrunde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Butisˇ oder Budisˇ’ rekonstruieren, der Kosename geht vermutlich auf einen zweigliedrigen Personennamen mit *Budi m Erstglied zurück, einer Form von slawische *byti ‘sein’. So Bautzen // Budysˇ in, Landkreis Bautzen.
Buer, (Gelsenkirchen) Mitte 1200 Bure. Germanisch barja, Baracke.
Buir, (Aa) 1003 in Pvirae, 1121 de Buiro. Germanisch burja, Baracke, Eventuell beziehen sich die Belege auf Beuer, (Uxheim)
Buldern, 889 Bunhlaron, +1000 Bunlarun, Buldoron, Bulloron. Germanisch bun, Rhor+ + hlaerium, zu hlaeri waldiges Sumpfland.
Bulenheim, (Lendersdorf) 1196 Bulenheim, 1196 Bulem.
Bülheim, (Kleinenberg) 1015-25 Bulihem.
Büllesbach, (Uckerath) 948 in Boletrebiechi gespringun.
Büllesheim= Großbüllesheim. 856 Bulengesheim, 867 Bullinghiheim, 1176 Bullinsheim. Germanisch Bullinges haim, Wohnung des Bulling.
Büllesheim=Kleinbüllesheim, 1176 Superior Bullingisheim.
Bullingesheim, (Sankt-Goar) 1114 Bvllingesheim. Germanisch Bullinges haim. Wohnung des Bulling.
Bulmke, (Gelsenkirchen) Mitte 1200 Bullerbeke, Bullinbeke.
Bülsberg, (Odenthal) 1157 Bullengesberch. Germanisch Bullinges berga, Berg des Bulling.
Bulsenbrok, (Brunen). Mitte 1200 Bulcebruke.
Bugewitz
Buggenhagen
Buggingen
Buhla
Buhlenberg
Bullay
Bullenkuhlen
Bunde Wegen der Lage auf einem Geestrücken blieb der Ort von den großen Sturmfluten der Mittelalten verschont; vom 14. bis zum 16. Jahrhundert Hafenort; im 15. Jahrhundert als Häuptlingssitz nachgewiesen, weshalb sich der Ort, wie in Ostfriesland häufig zu beobachten, zum Flecken entwickelte. Auf dem heutigen Gemeindegebiet lag die Johanniter-Doppelkommende Dünebroek. 1428 Bunde [Original], 1448 Bunda, 1484–1494 Hogenbonne; Bunde (1465). Der Ortsname ist schwierig. Die von Remmers vorgeschlagenen Deutungen als biwende, bifang oder als *bun-ithi kommen wegen des nicht vorhandenen Umlautes des Stammvokals beziehungsweise bei biwende wegen der überlieferten Formen nicht in Betracht. Der Ortsname könnte mit mittelniederdeutsch bu ̄ne ‘Anhöhe’ verbunden werden und mit einem Dentalsuffix ohne präsuffixalen Vokal (< *bu ̄ n-þa o. ä.) abgeleitet sein. Der Ortsname nimmt Bezug auf die Lage auf einem Geestrücken.
Bundendele, (untern Saargegend) +11000 Bundendele, buntendele.
Bundenbach
Bundenthal
Bundorf
Bunsoh
Burbach (Eifel)
Burbach (Siegerland) Durch oberflächen nahe Erzvorkommen begünstigte frühe Besiedlung, swach des Ortes Reste einer keltisch Wallburg, im Mittelalter Pfarrort und nassauischer Verwaltungssitz im gemeinsam mit den Grafen von Sayn verwalteten Gebiet. 1219 de Burbach [Original], 1324 Burpach, 1324 Burchbach. Der Ortsname i st mit dem Grundwort-bach gebildet, das durch einen der Bäche des Ortsgebiets motiviert ist. Das Bestimmungswort ist wahrscheinlich zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch burg ‘Burg’ zu stellen und durch die Wallburg motiviert, dagegen wohl nicht zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch bu ̄r ‘Haus’ wie bei anderen Orten dieses Namens: Die mundartlich Form Burbich zeigt undiphthongiertes -u und den Anlaut des Grundworts als Verschlusslaut -b-, der durch die urkundlichen Formen (-b-, daneben lange -p-) bestätigt wird. Bei *Bu ̄r (statt Burg-, Burch-) wäre dagegen zum einen althochdeutsch, mittelhochdeutsch -u ̄> neuhochdeutsch -au> mundartlich -iu nd zum anderen -b> mundartlich -w nach -r zu erwarten gewesen, also mundartlich *Birwich. Offenbar bewahrt die in Herkunftsnamen des 14. Jahrhundert auftretende Form mitBurch die ursprünglich Lautgestalt, wobei -g-/-ch die Erweichung -b> -w verhinderte und kurzes -u ohnehin unverändert blieb. Das Fehlen des Gutturals in den sonstigen Belegen kann durch Einfluss der übrigen Burbach der weiteren Umgebung oder Ausfall des -ch zur Erleichterung der Dreierkonsonanz erklärt werden.
-burg. Das germanische Wort *burg (althochdeutsch burg / purch, mittelhochdeutsch burc, mittelniederdeutsch borch Feminin) wird ursprünglich in der Bedeutung ‘befestigte Anhöhe’ für frühe Fliehburgen oder für Reste alter Befestigungen gebraucht. Burg steht im Ablautverhältnis zu Berg (-berg) und ist durch das Genus von diesem unterschieden (Feminin: Maskulinum). Die nach dem Vorbild römisch Kastelle und ummauerter Städte befestigten burgartigen Herren und Gutshöfe der Karolingerzeit konnten zu Siedlungen erweitert werden, die auch im Flachland entsprechend benannt wurden (Regensburg). Burg nahm so die Bedeutung ‘Stadt’ an (> Bürger). Gelegentlich erinnern Siedlungsname an eine ehemals vorhandene Burg (Naumburg (Saale), Burgenlandkreis), oder statt des auf eine Burg bezogenen Namens wurde das formal-semantisch ähnliche -berg verwendet (-Nürnberg). Durch die zahlreichen mit unterschiedlichen Bestimmungswort gebildeten adligen -burg-Namen festigte sich die heutige Bedeutung von Burg. Nicht selten begegnen statt -burg neben -berg die Grundwort-stein,-fels oder-eck, bei Wasserburgen auch-au.
Burg (bei Magdeburg), frühmittelalterliche Burganlage, im 10. Jahrhundert Burgward mit Burgsiedlung. Seit dem 12. Jahrhundert Ober und Unterstadt unter getrennter Verwaltung beiderseits des Ihleufers, wirtschaftlicher Aufschwung durch flämische Einwanderer, die z.B. Deichbauten an der Elbe und Entwässerungen der Elbniederungen anregten. Im 15. Jahrhundert drittgrößte Stadt der Region nach Halle und Magdeburg. Sehenswerte mittelalterliche Befestigungsanlagen, liegt an der Straße der Romanik. 948 Burg [Original], 1176 de Burch, 1285 Borch.. Der Ortsname i st zum althochdeutsch und altsächsisch Appellativum burg ‘befestigte Höhe, befestigte Wohnstätte’ gebildet, mit mittelniederdeutsch Senkung von -u zu -o-. So Burg, Kreis Solingen-Lennep (1184 Bu ̊rge); Bürgel im Saale-Holzlandkreis (1133 Burgelin).
Burg (Dithmarschen)
Burg (Eifel)
Burg (Mosel)
Burg (Spreewald) Burg vor und frühgeschichtliche Anlage, 1787 als Schlossberg bezeichnet. Neben Burg-Dorf entstanden im 17. Jahrhundert noch zwei Siedlungen: Burg-Kauper, auf den etwas höher gelegenen hochwasserfreien Kaupen (zu niedersorbisch kupa ‘flache Erhöhung im Sumpf’), und die Ansiedlung preußisch ausgedienter Soldaten Burg Kolonie. 1315 Borg [Original], 1449 Borgk; sorbisch 1761 Bórkowy, 1843 Bórkowy. Der Name gehört zu niedersorbisch bórk ‘kleiner Kiefernwald’ und bezieht sich auf die Lage im Spreewald, der nach der ihn durchfließenden Spree benannt wurde. Ihr Name ist germanisch und gehört zu indogermanisch *spreˆu ‘stieben, sprengen, sprühen’, germanisch *Spr ̄ew-, das ins Slawische als *Sprˇeva oder *Sprˇev'a übernommen wurde, deutsch Spree. Nach der Erweiterung durch zwei Siedlungen im 17. Jahrhundert erscheint die Mehrzahlform Bórkowy. Ähnlich Bork, Ortsteil von Kyritz, Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Alt und Deutsch Bork, Ortsteil von Linthe, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Borken, Ortsteil von Herzberg/Elster.
Burg, (Mosel) 1144 Borga, 1. Hälfte 1200 Burgun, Burga.
Burg bei Wittelich, 1184 Burk, 1190 Burch.
Burg an der Wupper, 1160 in noua monte.
Burg, (Paderborn) 1036 Bruch, Burgalbem, 1152 Burgalba, 1184 Burgalben. Fluss name Burgalba genannt nach einem bei dem Dorfe liegende römischen Kastell.
Burgau, (Niederau)1151 Owen, 1157 Burcowe, 1197-1215 Ouwe.. germanisch burg, Burg + agwjo, fruchtbares Alluvial Land an einem Waterlauf.
Burgbrohl, (Koblenz) 1112 de Brule, 1225 Brole.
Bürgel, (Monheim) 1161 Bürgel, Burgele. Germanisch burgila zu burg. Burg. Romerkastell.
Büren, 1217 (Estern) Buren. Germanisch burium, zu burja, Baracke.
Burgen, (Mosel) 928 Nurg, 1098 Burga, 1154 Burgena.
Burgholz, (Sayn) 1208 siluam que dicitur Burgholz.
Burgau 1090 (Kopie von 1685) Burengowe, 1147 (Kopie von 1175) Bvrgvo, 1156 Burgov, 1162–1165 (Kopie von 1175) Burgov, 1179 Pov rgeawe, 1238 Burgov we, 1246 Burchowe, 1257 Burgawe, 1292 Burgow ... uf der burc ze Burgowe,1324 Purgawe, 1342 Burgau. Der Beleg von 1090 (Kopie von 1685), der schon in Anbetracht seiner Schreibung verdächtig ist, entstammt einer Fälschung des 13. Jahrhunderts. Erstbeleg des Siedlungsname ist somit jener von 1147. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist mittelhochdeutsch-au, -ouwe, -owe ‘Wasser, von Wasser umflossenes Land, wasserreiches Wiesenland’, hier im Sinn von ‘durch Wasser geschützte Burg’. Das Bestimmungswort burc,-burg, ‘umschlossener befestigter Ort, Burg’ ist wohl zur Verdeutlichung hinzugefügt worden.
Burgberg im Allgäu
Burgbernheim
Burgbrohl
Burgdorf (Hannover), Ort im 13. Jahrhundert als Suburbium zu einer Hildesheimer Burg entstanden; langsame Entwicklung zum Flecken und später zur Stadt, ohne förmliche Stadtrechtsverleihung; seit 1428 welfisch. 1260–79 Borchdorpe [Original], 1476 Borchtorp; Burgdorf (1600). Bildung mit dem Grundwort-dorf und altsächsisch-burg, mittelniederdeutsch borch ‘Burg, befestigter Bau’ als Bestimmungswort Der Ort verdankt der Gründung als Suburbium seinen Namen. So Burgdorf, Landkreis Wolfenbüttel.
Burgdorf (Wolfenbüttel) Neolithische und spätbronzezeitliche Einzelfunde, hallstattzeitliches Erdwerk und Grabhügel, frühmittelalter Reihengräberfeld, Siedlungsschwerpunkt bis ins Mittelalter rechts der Emme. Zähringisches Schloss um 1200 in der Nachfolge einer hochburgundischen Anlage am linken Ufer, Stadtgründung Ende 12. Jahrhundert, kyburgische Erweiterung Ende 13. Jahrhundert Nach dem Burgdorferkrieg um die Vormacht in der kyburgischen Landgrafschaft Burgund 1384. 1175 de Burtorf [Original], 1201 de Burcdorf, 1210 in castello Burgdorf, 1229 in castro Burctorf, 1236 in oppido Burchtorf, 1256 de Burgdorf, 1339 ze Burdolf, 1363 a Burto ... a Burtolf, 1383 ze Burgtolf, Burgdorf. Zusammensetzung aus Burgund -dorf ‘Dorf bei der Burg’. Vermutungen, der Siedlungsname sei eine Simplexbildung aus dem Personenname Berchthold, französisch Berthoud, der von mehreren Zähringer Herzögen getragen wurde, steht die Belegreihe gegenüber, die zeigt, dass wohl erst die aus Burtorf dissimilierte Form Burtolf zur französisch Namenform führte. Eine bewusste lautliche Assoziierung der Stadtgründer und Namengeber ist jedoch nicht auszuschließen.
Burgebrach Wohl frühmittelalterliche Gründung, 1023 von Kaiser Heinrich an Bistum Würzburg, 1126 Pfarrkirche St. Veit vom Bischof von Würzburg an Kloster Ebrach, 1377 bis 1390 Erwerb des Ortes mit Zentgericht durch den Bischof von Bamberg. 1023 (Kopiecirca 1278) ad urbem Ebaraha, 1154 (Kopie 15. Jahrhundert) Burgebera, 1189 Burcheberach [Original]; Burgebrach (1303/04, Kopie1358). Der Ortsname leitet sich von dem Namen des Flusses Ebrach, woran er liegt, ab. Dem Grundwort-ach ist althochdeutsch ëbur, ëbar ‘Eber’ vorangestellt. Vom Markt Ebrach im selben Landkreis wurde der Ort später durch den Zusatz Burg unterschieden. So Ebrach (an der Mittelebrach), Landkreis Bamberg, Ebrach (an der Ebrach), Ortsteil von Pfaffing, Landkreis Rosenheim.
Burgen (Hunsrück)
Burgen (Mosel)
Burggen
Burghaslach
Burghaun
Burghausen Hochmittelalterliche Burganlage, im 12. Jahrhundert Marktrecht, 1307 Stadtrecht, 1392 Residenzstadt der Herzöge von Niederbayern Landshut, Stützpunkt des Salzhandels, 1025 Burchusun, 1098–1104 Burchhusen, 1138 Purchusen, 1291 Burchausen, 1349 Purchhausen, 1430 Burghausen. In einer Quelle des Jahres 1512 heißt es oppidum Burgunum, arce et amplissi Mittelalteret munitissi Mittelalteregregium ‘die Stadt Burgunum, hervorragend durch eine sehr weitläufige und stark befestigte Burg’. Hier wird auch gleichzeitig die Erklärung des Bestimmungsworts gegeben, denn Burghausen unterscheidet sich von dem an der gegenüberliegenden Seite der Salzach in Oberösterreich gelegenen Dorf Wanghausen durch den Zusatz althochdeutsch-burg, burch, burc, purc ‘Burg, Stadt, befestigter Ort, mit Mauern umgebene Ansiedlung’; Grundwort ist hier wie dort eine Pluralform von hûs ‘Haus, festes Gebäude’, -hausen.
Burgheim
Burgkirchen an der Alz Ab 1203 Grundherrschaft des Zisterzienserklosters Raitenhaslach. 790 (Kopie des 12. Jahrhundert) Ad Pohkirch eccl(esia), 901 (Kopie des 12. Jahrhundert) Pohchirihha, circa 1180–1190 Bu ̊chirchen, 1219 Buchkiric(hen), 1264 Burchinchen, (Kopie von 1439) Burkirchen, 1270 plebanus in Pvrchirchern, 1272 Pu ̊chchirchen, 1303 hintz Pu ̊echchirchen ... untz mitten in die Alss, 1334 Pu ̊echirichen, 1431 Puehchircher Pfarrei an der Alcz, 1469 Puechkirchen, 1535 Burgkirchen Auff der Allts, 1635 Purgkhirchen, 1810 Burgkirchen an der Alz. Grundwort ist althochdeutsch kirihha, chiricha ‘Kirche’, -kirchen. Das ursprünglich Bestimmungswort lässt sich zu mittelhochdeutsch buoch ‘Buchenwald’ stellen, sodass deutlich wird, dass der Name eine Kirche am Buchenwald beziehungsweise eine Siedlung an einem solchen bezeichnet. Weil im Dialekt althochdeutsch burch,-burg, mittelhochdeutsch burc ‘Burg, Stadt’ in Verbindung mit dem Grundwort ähnlich ausgesprochen wurde, konnte es ab dem 13. Jahrhundert zur entsprechenden Umdeutung des Bestimmungsworts kommen. Interessant ist, dass die verschriebene Namensform der Papsturkunde von 1264 in der 1439 im Kloster Raitenhaslach angefertigten Kopie korrigiert wurde. Wegen des gleichnamigen Pfarrdorfes Burgkirchen (a. Wald) im selben Landkreis wurde die Lokalisierung am Fluss Alz zur Unterscheidung hinzugefügt.
Burgkunstadt
Burglahr
Burglauer
Burglengenfeld Altstadt am Fuß einer Erhebung mit historisch Burganlage, ab 14. Jahrhundert herzogliches Amt. 1123 (Kopie 15. Jahrhundert) Lengenfelt, circa 1133 Lenginuelt [Original], 1205 castrum Lengenvelt [Original]; Purcklengefelt (1356). Sehr fraglich ist es, ob die Nennung de Lengenvelt zum 11. Jahrhundert aus den Annalen des Klosters Pegau (bei Leipzig) hierher gehört. Zum Grundwort -feld. Das Bestimmungswort des ursprünglich Siedlungsname Lengenfeld, einer unechten Komposition < althochdeutsch *(b ̄ı/za dëmo) lengin fëlde ‘(bei/zu dem) langen Feld’, ist das Adjectivisch althochdeutsch lang ‘lang’, dessen Stammvokal -a durch das -i des Dativ Flexivs zu -u einläutet. Die generelle Umlautung des Adjektivisch lang in swach Flexion besteht nur bis zum 9. Jahrhundert, so dass der Name wohl davor entstanden ist. Im Siedlungsname selbst ist der Umlaut fest geworden. Als Bedeutung des Siedlungsname erschließt sich ‘Siedlung bei dem langen Feld’, womit ein Flurgebiet mit einer besonderen Gestalt/Größe gemeint sein wird. Der Zusatz Burg dient der Unterscheidung von vielen weiteren Orten namens Lengenfeld. Allein in Bayern finden sich 10 Siedlungen, die mit oder ohne Zusatz (Burg-, Krum-)Lengenfeld heißen, 7 weitere der Form Lengfeld weisen verkürztes Bestimmungswort auf. Ohne Umlautschreibung (Langen-) erscheinen in Bayern nur zwei Orte.
Burgoberbach
Burgpreppach
Burgrieden
Burgsalach
Burgschwalbach
Burgsinn
Burgsponheim
Burg-Sankt Michaelisdonn. 2008 aus den Ämtern Burg-Süderhastedt und Eddelak-Sankt Michaelisdonn gebildet. Um 1611 St. Michaelis-Kirche erbaut, Besiedlung erfolgte um die Kirche, weitere Bebauung auf dem langgezogenen Donnstrich Richtung Norden und Süden (Norder und Süderdonn). Burg: 12. Jahrhundert Bokeldeburg [Original], 1316 in Bokelenborch, 1447 tor Borch; Burg (16. Jahrhundert). Sankt Michaelisdonn: Sankt Michael (um 1611). Vom mittelniederdeutsch böklît ausgehend bezeichnet der Bökelde einen ‘Abhang mit Buchen’. Bei Burg handelt es sich heute um die Bezeichnung des Ortes, während die Burganlage auch heute noch Bökelnburg heißt ( -burg). Sankt Michaelisdonn geht auf die Besiedlung um die St. Michaelis-Kirche zurück. Die Siedlung wurde auf einer langgezogenen Sandablagerung (Donn ‘Düne’, mittelniederdeutsch *don ‘ausgestreckt, straff ’ erbaut.
Burgstädt Um 1300 Marktort auf der Flur des im 12. Jahrhundert entstandenen Dorfes Burkersdorf. Seit dem Mittealter Standort von Handwerkerinnungen der Textilherstellung (Kattundruckerei, Strumpfwirkerei und Handschuhherstellung).1378 Burkirstorff vor dem Stetil, 1518 Burkerßdorf, 1619 Burckstadt, Borkstedt. Im Bestimmungswort ist der Personenname Burghart oder Burgwart enthalten; das ältere Grundwort-dorf wurde durch-städt ersetzt. So Burkersdorf, u.a. Ortsteil von Frauenstein, Landkreis Mittelsachsen; Ortsteil von Zittau, Landkreis Görlitz; Ortsteil von Ortrand, Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Burgstall
Burg Stargard,
Burgstetten
Burgthann Ansiedlung um die im 12. Jahrhundert entstandene Burg der Ritter von Thann zu Altenthann, 1335 durch die Burggrafen von Nürnberg erworben; nach dem Krieg 1449/1450 zwischen der Reichsstadt Nürnberg und dem Markgrafen von Ansbach zur Markgrafschaft Ansbach, 1806 bayerisch. 1140 Herman de Tanne, circa 1287 castrum Tanne, 1381 Burgthan, 1799 Burgthann. Der Zusatz Burg unterscheidet den Namen von dem Dorf Altenthann im gleichen Landkreis; die Deutung des Namens im Zusammenhang mit der d. Baumbezeichnung Tanne als Örtlichkeit im Tannenwald ( -thann) wirkt volksetymologisch; jedenfalls wird nicht von einer Realprobe berichtet. Plausibler erscheint die Herleitung vom Namen des Ministerialen geschlechts der Tanner, die die Burg erbauten.
Burgwald
Burgwalde
Burnegasce, (Koblenz) 1219 Burnegasce. Germanisch brunnan, Quelle + gatwon, Gasse.
Burnesleiden, (Herzogenrath) 1212 Burnesleiden.
Bürresheim, (Sankt Johann) 1157 Burgenesem, 1158 Burgensheim, 1170 Burgetseim.
Bürrig. (Leverkusen) 1135 in Bürge, 1155 Burga.
Burtscheid, (Aachen) 1018 in Purceto, 1018 Porcetensis, 1029 Porcit. 1136 Porcetum. 1166 de Burceto.
Bürvenich, (Aa) 1166 Buruenich, 1222 Buruenihc.
Burgwedel Mittelpunkt der Hildesheimer Grafschaft Burgwedel, später welfischer Amtssitz; Schloss 1371 erbaut (1426 zerstört); ursprünglich Klein und Großburgwedel. 1179 Burchwide [Original], 1310 Parvo Borchwede, 1324 Groten Borchwede; Burgwedel (1576). Bildung mit mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’ als Grundwort und altsächsisch-burg, mittelniederdeutsch borch ‘Burg, befestigter Bau’ als Bestimmungswort Das Grundwort kommt als Bildungselement nur im norddeutsch Raum häufiger vor. Im 16. Jahrhundert wird das Grundwort an den Ortsnamen auf -wedel angeglichen. So Borgwedde, Landkreis Osnabrück.
Burgwindheim
Burk
Burkardroth 1136 Burkarterode, 1183 Burcharderode, 1193 Burchartesrode, 1799 Burkardroth. Grundwort ist -rod(e), eine Bezeichnung für Rodeland; Bestimmungswort der Personenname Burkhard, wobei auffällig ist, dass der Personenname in den meisten Belegen und auch in der heutigen Form nicht im Genitiv erscheint.
Burkau
Burkhardtsdorf
Burladingen Im Zuge einer Schenkung an das Kloster Lorsch 772 erstmals erwähnt, seit dem 13. Jahrhundert unter der Herrschaft der Grafen von Zollern und im Jahr 1978 zur Stadt erhoben. Ruine Lichtenstein. 772 (Kopie 12. Jahrhundert) Burdlaidingen, 12. Jahrhundert Burladingin. Burladingen ist wohl eine -ing (en)-Ableitung von einem Personenname Burdleit und bedeutet dann ‘bei den Leuten des Burdleit’.
Burow
Burrweiler
Burscheid 1180 Bursceith, 1283 Burscheyt. Der Name ist ein Kompositum aus dem Bestimmungswort bu ̄r aus germanisch *bu ̄raM./ Neutrum ‘Haus, Kammer’, heute mit Bedeutungsverengung nur noch in Vogel-bauer, und dem Grundwort-scheid, das zwar wie Scheide Feminin auf mittelhochdeutsch scheiden, althochdeutsch skeidan ‘scheiden, Scheide’ mit indogermanisch Ursprung zurück geht, aber als Namenwort in seiner Bedeutung umstritten ist. Nach Dittmaier ist gerade für das Bergische Land wegen der Lage und der hier sehr zahlreiche Ortsname und Flurname auf -scheid von ‘Wasserscheide, Bergrücken’ auszugehen. -scheid gehört zu den im Mittel und Niederfränkischen sehr frequenten Namen wörtern für Ortsname und Flurnamen die zumeist in den Zusammenhang der großen mittelalterlichen Rodungsphasen gehören. So Neunkirchen-Seelscheid; Bedburg, Rhein-Erft-Kreis; Bensberg, Ortsteil von Bergisch Gladbach.
Burtenbach
Burtscheid
Burweg
Buschvitz
Busdorf
Buseck 1458 wird die Burg erwähnt, auf deren ursprünglich quadratischen Grundmauern Mitte des 19. Jahrhundert das neugotische Schloss errichtet wurde. (802/817) (Kopie um 1160) Buc heseichehe, ( 9 Jahr ) (Kopie um 1150 ) Bu ̊ches wiccun, circa 1145–1153 (Kop.) Buhesecke, 1210 de Aldenbuchesecho, (1220–33) Bucheseken, 1309 Buchseke, 1315 Buchesecke, 1326 zu Grozin Buchesecke, (14)65 Bußeck. Kompositum mit dem Grundwort -eck, zu althochdeutsch egga stark. Feminin ‘Schneide, Spitze, Ecke’, mittelhochdeutsch ecke stark/swach Feminin ‘Spitze, Ecke, Kante, Winkel’. In der Überlieferung erscheint es als -ecke und einer Pluralform -eken, -echo, wobei -e/-en in der jüngsten Entwicklung apokopiert wird. Der Name bezieht sich teils auf die Lage, teils auf den Grundriss der Flurstücke. Inlautend -es ist nicht das Merkmal einer st. Genitivflexion, sondern eine Variante des -ahi-Suffixes ( -ach2) zu Buche. Buches ist eine Stellenbezeichnung im Sinne von ‘Ort, wo es Buchen gibt’. Die Namen stehen für Buchenwald. Das Bestimmungswort Bu(c)h passt sich der Fuge an und wird zu Bußassimiliert. Die beiden ältesten kopialen Überlieferungen für Alten Buseck aus dem 12. Jahrhundert weisen andere Grundwort auf: -eichehe und -wiccun; der Zusatz Alden erscheint ab 1210, der als Abgrenzung zu dem anderen Ort gleichen Namens hervorgegangen ist, wobei das Attribut Grozin erst 1326 urkundlich erwähnt wird. Bei Buseck muss es sich ursprünglich um einen Flurnamen gehandelt haben, der später auf die Siedlung übertragen wurde. Damit kann der Ortsname als ‘Siedlung an der Buchenwaldecke’ interpretiert werden. So In der Buchwaldsecke, Gemeinte Glauburg, Wetteraukreis.
Busch, (Uckerath) 1218 de Busche.
Buschbell (Frechen) 1074 Belle.
Büschfeld, 802 Byschofsvelt. Germanisch biskopes feldu, öde Ebene des Bischofs.
Buschgasse, (Köln) 1195-98 in Bozingazzin, 1188-1215 in Bozengazen, Germanisch Bodtson gatwon. Gasse des Bodsto.
Buschhausen, (Halver) 1100 Buscheim. Germanisch busku, Gestrüpp + haima, Wohnung.
Buschhoven, (Köln) 1167 Bischouen. Germanisch biskopes hofum, zu den Hofen des Bischofs?
Buschhhoven, (Erkrath) 1198 Buschorne, 1198 Bushorne. Germanisch busku, Gestrüpp + hurna, Landesvorsprung.
Bütgenbach, +11000 Butenbach, 1130-31 Buitebach. Germanisch Budikan (?) baki- Bach des Budilo?
Butterich, (Haus in Koln) 1197 domus que dicitur Butterig. Genannt nach dem Dorf Büderich.
Büttgen, 1. Halfte 900 Budica, 1027 in Budecho.
Butzdorf, Tettingen) +11000 Bizzinsdorfh. 1126 Bizzerdorf, Bizzersdorf.
Butzweiler, (Trier) 1030 Botzwilre, Putzwilre.
Butzweiler, (Bickendorf) 1215 Puzwilre.
Busenberg
Busenhausen
Busenwurth
Butjadingen
Buttelstedt
-büttel. Die 222 -büttel- Orte mit Wolfenbüttel, Landkreis Wolfenbüttel, als südlichstem Vorkommen zeigen als wohl sächsisch Gründungen ungefähr das gleiche Verbreitungsgebiet wie die-borstel / -bostel Namen, wobei der Papenteich im Landkreis Gifhorn die ältesten Belege aufweist (wohl bereits aus dem 7. Jahrhundert). Alt belegt sind -butle, gibutli ‘Anwesen, Haus, Wohnsitz’ (altsächsisch bo ̄dal ‘Grundbesitz’), die auf die indogermanische Wurzel *bhu ̄‘bauen’ beziehungsweise wohl auf ein dentalerweitertes lokativisch Kollektivum *gibutlia zurückgehen, welch letzteres den Umlaut in -büttel bewirkt haben dürfte. 12 % der Namen haben das Simplex Büttel, die übrigen weisen mehrheitlich Personenname als Bestimmungswort auf. Es handelt sich vorwiegend um kleinere Siedlungen, nicht wenige wurden wüst, was auf jüngeres Alter deutet. Die Produktivität des Typs ist im 12./13. Jahrhundert erloschen, weshalb er in der Ostsiedlung keine Rolle gespielt hat.
Buttenheim
Buttenwiesen
Buttlar
Buttstädt Altthüringisches Dorf an alter West-Ost-Straße, im 13. Jahrhundert Marktort (1331 stat); seit 15. Jahrhundert große Vieh und später Pferdemärkte. (786/815) um 1150 Butesstat, um 860 Butestete, 876 Buotestat, 918 Butestete, 1199 Buthstete; Butstet (1506). Möglicherweise einfach ein Name für ‘Ort mit Hütten, Wohnstellen’, zu einer germanisch Wurzel *bu ̄‘bauen’, gebildet mit dem altsächsisch Wort*but-<*bu ̄þo ̄-, vgl.angelsächsisch botl‘Anwesen, Haus’, altsächsisch bodal ‘Haus’, mittelniederdeutsch buwete ‘Gebäude’, norddeutsch bu ̄te, hochdeutsch Bauten, litauisch bùtas ‘Haus, Hütte’, und mit dem Grundwort altsächsisch -stedi ‘Stelle, Ort’ (vgl. -statt). Weniger wahrscheinlich ist Bildung aus altsächsisch *but(t) zu mittelniederdeutsch but(te), norddeutsch butt ‘stumpf, plump’, vgl. norddeutsch Butt‘kurzes, dickes Ende’, altnordisch butr ‘kurzes Stück eines Baumstammes’, etwa als Ortsname dann auf Rodung oder auf plumpe Häuser o.ä. hinweisend. So Wolfenbüttel, u.a. Ortsname mit Grundwort -büttel; Buttelstedt, um 800 Botalastat, 1052 Botelstete, Landkreis Weimarer Land.
Butzbach Besiedlung des Gebiets seit der Jungsteinzeit; vom 1. bis Mitte des 3. Jahrhundert römisch Kastell mit Dorf; der heute Ort wohl im 6./7. Jahrhundert beim merowingischen Landesausbau neugegründet und benannt, Erster wähnung 773. Früh bezeugte Besitzrechte der Abteien Lorsch und Fulda; seit dem Hochmittelalter unter verschiedenen Territorialherren, 1321 Stadtrecht, ab 1479 teilweise und 1741 endgültig zu Hessen-Darmstadt. 773 Botisphaden, (769-)778 Botinesbach, 805–808 in Butespachere marca, 821 Bodespach, Buodesbach (allesamt Kopie Ende 12. Jahrhundert), 1308 Buzbach [Original]. Bestimmungswort: In den Belegen 1, 3–6 liegt wohl der Genitiv der Personnename-Kurzform althochdeutsch bo ̄t-i (< *baudi-) beziehungsweise von dessen Nebenform bu ̄t-i (in der Bedeutung ‘Gebieter’ zu althochdeutsch gi-biotan ‘(ge)bieten’) vor. In 1 wird für unbetontes -e (wie häufig im Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch) -ig eschrieben; in 4, 5 steht unverschobenes -d-, in 1–3 schon aus dem OBand eingedrungenes (graphem.) -t-; das -uoi n 5 kann althochdeutsch u ̄ oder ein aus expressiv offenem o ̄ entstandenes althochdeutsch -uo oder das aus diesem seit dem 11. Jahrhundert hervorgegangene u ̄ bezeichnen. In 2 ist der o. g. Stamm mit dem Kose suffix -in < - ̄ın erweitert, vermutlich die ältere Form des Bestimmungswort, die entweder zugunsten der kürzeren aufgegeben oder zu dieser durch Schwund des im Ortsname tonschwachen -in verkürzt wurde (Hildesheim). In 6 Schwund des tonlosen -e und Stammvokalkürzung vor Dreikonsonanz. Wechsel von -phaden (=Dativ Polenl.; -ph-: in CL für das im Rheinfränkisch unverschobene -p-) mit -bach (b > p oft mittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch im inneren Anlaut). Das Grundwort althochdeutsch -pfad begegnet nur in wenigen frühbezeugten Ortsname von Wüstungen oder nicht mehr lokalisierbaren Orten. Bedeutung: ‘zu den Wegen beziehungsweise zum Bach des Bo ̄ ti’. So Büdingen, Wetteraukreis.
Butzow
Buxheim (Oberbayern)
Buxheim (Schwaben)
Buxtehude Ursprünglich Siedlung in der Nähe des 1196 gegründeten „Altklosters“ auf der Geest; Gründung der heutigen Stadt durch Erzbischof Giselbert von Bremen in den achtziger Jahren des 13. Jahrhundert davon auf moorigem Grund; Stader beziehungsweise Hamburger Stadtrecht; Mitte 15. Jahrhundert vollständiger Übergang des Namens Buxtehude auf die neue Stadt. 959 Buochstadon [Kopie 11. Jahrhundert], 973 Buocstadon, 1135 Buchstadihude; Buxstehude (1287). Bildung mit altsächsisch sta Deutsche ‘Gestade, Ufer’ als Grundwort, das zunächst im Dativ Plural zur Kennzeichnung der Siedlung erscheint. Später tritt als weiteres Grundwort mittelniederdeutsch hu ̄ de ‘Fährstelle, Holzlager-, Stapelplatz an einer Wasserverbindung’ hinzu. Bestimmungswort ist das unflektierte Appellativ altsächsisch bo ̄k ‘Buche’. Die Schreibungen mit -uo weisen auf die geschlossene Aussprache des auf germanisch *-auzurückgehenden -o ̄hin. Durch Ausfall des intervokalischen -d entsteht Buxste.
Byhleguhre-Byhlen
Caan
Caaschwitz
Cadenberge
Cadolzburg Wohl frühmittelalterliche Gründung; 1157 Markt, ab Mitte 13. Jahrhundert häufig Sitz der Burggrafen von Nürnberg (spätere Kurzform. von Brandenburg), 1349 Sitz des kaiserlichen Landgerichts, 1388 Brand im Städtekrieg, seit 1415 markgräflicher Regierungssitz, 1449 Zerstörung im Markgrafenkrieg und Verlegung der markgräflichen Residenz (1456 auch des kaiserlichen Landgerichts) nach Ansbach, Ausbau der Burg Cadolzburg zur Trutzfeste gegen Nürnberg, 1631 Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg, Wiederaufbau. 1157 Kadoldesburc [Original], 1164 Kadoltesbvrk [Original], 1332 Cadolzburg [Original]. Dem Grundwort -burg ist der Personenname Kadold, Kadolt im Genitiv Singular vorangestellt. So Cadolzhofen, Ortsteil von Windelsbach, und Kadeltzhofen, Ortsteil von Pfaffenhofen an der Roth.
Calau In der Nähe einer deutschen Burg entstand in einer sumpfigen Niederung die 1279 als civitas genannte Stadt. Calau war Erzpriestersitz. Wechselnde Herrschafts zugehörigkeit. Um 1800 als bedeutendes Gewerbe die Schuhmacherei. In dieser Zeit noch große Minderheit von Sorben, um 1900 nur noch 3,5 %. Wichtiger Markt und Verkehrszentrum der neue Niederlausitz. 1279 Calowe, 1301 Kalow, 1497 Calawe [Original]; sorbisch 1761 Calawa. Der Name bedeutet ‘Siedlung an einer sumpfigen, morastigen Stelle’, Grundform altsorbisch *Kalov beziehungsweise *Kalava, zu altsorbisch *kal ‘sumpfige, morastige Stelle’. Es handelt sich hier um eine Bildung mit dem adjectivisch -ov-Suffix. Ähnlich Kahla, Saale-Holzlandkreis.
Calbe (Saale) An einer Burg (961) am Flussübergang der Fernstraße Magdeburg-Halle gegründet, 965 Königshof (curia regia), seit 968 zum Erzbistum Magdeburg, 1680 an Brandenburg-Preußen, seit dem 12. Jahrhundert Markt und Stadtrecht. 936 Calvo, 961 Caluo, 965 Calua, 1105 in Calven, 1159 in Calua; Calbe (1174). Die Siedlungsstelle wird durch ihren Namen als ‘kahl’ charakterisiert, vgl. germanisch *kalwa, althochdeutsch kalo, kalw ‘kahl’, althochdeutsch cal(a)wa ̄ ‘Kahlheit’, mittelniederdeutsch kale ‘kahl’, mittelniederdeutsch kal(e)we ‘Glatze’, mittelhochdeutsch kal, kalw ‘kahl’, mittelhochdeutsch kalwe ‘Kahlheit, kahle Stelle’. Handelt es sich bei Calbe zweifellos um eine frühe Siedlung, so ist doch eine Zusammenstellung mit indogermanisch *kel‘ragen, hoch’ (dazu auch litauisch kalvà, lettisch kalva ‘kleiner Hügel, Flussinsel’) wohl zu weit gegriffen. So Calw, Baden-Württemberg; Kalbe im Altmarkkreis Salzwedel.
Calberlah
Calden Früher Besitz des Klosters Helmarshausen in Calden. Im Mittelalter Mainzer Vorposten gegen die Landgrafschaft Hessen. 1526/1583 hessisch. Schloss Wilhelmsthal, 1753–1770 erbaut. Anfang 12. Jahrhundert Chaldun, 1180 Caldin,1183–1190 Calde, 1290 Johann von Colden, 1401 Kaulden, 1469 Calden. Wohl zu althochdeutsch chalt ‘kalt’, das sich auf einen Bach (‘die Kalte’) oder eine kalte Quelle bezieht. Der durch den Ort fließenden Bach trägt noch heute den Namen Calde im Gegensatz zu dem wenige km weiter w verlaufenden Warmebach. Eine Zuordnung zu althochdeutsch chalo‘kahl’ verbietet sich, da das inlautende -d hierdurch nicht erklärt würde. Der Ortsname z eigt konsequent mitteldeutsch -d statt osten Band -t und Abschwächung des flexivischen -un zu -en.
Callbach
Callenberg
Calvörde
Calw, Zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Burg der Hirsauer Klostervögte entstanden, denen die Grafen von Calw nachfolgten, wohl um 1250 Stadtgründung, nach Aussterben derer von Calw an die Grafen von Berg-Schelklingen und die Pfalzgrafen von Tübingen, 1308 beziehungsweise 1345 an Württemberg. Haus Schäberle, Kloster Hirsau. 1037 Kalewa [Original], 1075 Chalawa, Calwa [Original], 1163 Chalba. Der Name geht auf althochdeutsch chalawa, mittelhochdeutsch kalwe ‘kahle Stelle’ zurück und gehört zum Adjektiv althochdeutsch chalo, mittelhochdeutsch kalwes ‘kahl’. Die Stadt entwickelte sich aus einer Ansiedlung von Dienstleuten nach dem Burgbau auf einem kahlen Berg. So Calbe (Saale), Bördelandkreis; Kalbe (Milde), Altmarkkreis Salzwedel.
Cambs
Cammin (Neubrandenburg)
Cammin (Rostock)
Cappel
Cappeln (Oldenburg)
Carinerland
Carlow
Carlsberg
Carmzow-Wallmow
Carpin
Casekow
Castell
Castrop-Rauxel Der Hof Castrop 1236 im Besitz der Grafen, dann Herzöge von Kleve in der Grafschaft Mark, 1484 Freiheitsprivileg für die Siedlung auf dem Hofe, Gerichtsbezirk und Kirchspiel. Rauxel war eine Bauerschaft im Gericht Castrop. 1609 zu Brandenburg(-Preußen), 1806 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch, 1815 Kreis Dortmund, 1902 Stadt, 1926 Stadt Castrop-Rauxel. Castrop: 834 villa Castorp, 9. Jahrhundert in villa Castorpa, um 1150 superior Castthorpe. Rauxel: 1266 Roukessele, 1334 Roucsel, 1486 Roexel. Das Erstglied des Namens Castrop mit dem Grundwort thorp > trop (-r-Metathese und harter Anlaut nach stimmlosem konsonantischen Auslaut der Erstsilbe; vgl.-dorf ) ist kastmit der Bedeutung ‘Behälter’, ‘Kornscheune’ (Kluge), passend zum Charakter eines zentralen Wirtschaftshofes mit Speichergebäude.*Hro ̄k-es-seleist ‘Haus’, ‘Saal’ oder ‘Wohnsitz’ eines Mannes mit dem Tiernamen hro ̄k ‘Krähe’. Die Deutung von ro ̄k als ‘Rauch’ ist wenig wahrscheinlich wegen des Genitiv Formans’ -es, das sich in zusammengesetzten Siedlungsnamen nur bei Mannsnamen, nicht bei Tiernamen findet. Mehrere Siedlungsnamen mit kast-: Kastorf, Kreis Herzogtum Lauenburg SH; Kasten bei Böheimkirchen, Kastl, Landkreis Altötting, Bayern (alle mit kast-); Roxel, Stadt Münster, Bauer Roxelloe (1486), Flierich, Kreis Unna (mit ro ̄k ‘Rauch’, hro ̄k ‘Krähe’ oder (h)rok ‘Rock’).
Cavertitz
Celle Ursprünglich Stadt Celle 3 km aller abwärts in Altencelle (Stadtrecht um 1249); 1292 Verlegung an die jetzige Stelle und Verleihung des Lüneburger Stadtrechts, 1301 Braunschweiger Stadtrecht; zunächst Nebenresidenz und Witwensitz, 1433–1705 Hauptresidenz der Lüneburger Herzöge. Vor 1007 Kiellu [Kopie 15. Jahrhundert], 1292 novum opidum nostrum Zcellis, 1339 Oldenczelle, 1471 Tzelle. Der Name ist entweder mit mittelniederdeutsch kelle ‘Schöpfkelle’ zu verbinden oder beruht wie Kiel auf einem Simplex, das in altnordisch kíll ‘schmale Bucht’, neuisländisch kíll ‘Keil; grasbewachsene feuchte Vertiefung’ und ablautend mittelniederländisch kille ‘Tiefe zwischen Sandbänken’ belegt ist. Durch den nachfolgenden hellen Vokal wird anlautendes K palatalisiert, wofür die Schreibung des Erstbelegs ein Indiz sein könnte. Der Stammvokal von kíll wurde durch Zerdehnung zu -e-, das anschließend gekürzt wurde. Die genaue Motivation der Benennung bleibt unklar. Wegen der Siedlungsverlegung werden die beiden Ortsteil e mit den unterscheidenden Zusätzen Alt und Neuversehen.
Cham 8. Jahrhundert Niederlassung (cella) des Regensburger Klosters St. Emmeram in Chammünster (Pfarreisitz bis Mitte 15. Jahrhundert), 10./11. Jahrhundert Reichsburg Cham mit Münzstätte über der Chamb mündung an wichtiger Handelsstraße nach Böhmen, 11./12. Jahrhundert Mittelpunkt der Mark Cham, im frühen 12. Jahrhundert Verlegung an heutigen Standort, ab 1204 wittelsbachisch, 1230 als Stadt bezeugt, zentraler Wirtschaftsstandort der Region Oberer Bayerischer Wald. 819 Kopie Ende 9. Jahrhundert ad Chambe (auf Chammünster bezogen), zu 976 Chronik 1013 Camma, 1189–97 Chamb; Cham [Original] (1287). Der Siedlungsname Cham beruht auf dem als Gegend name zur Bezeichnung des Gebiets der Chambmündung verwendeten Gewässername Chamb. Dieser ist 1058 als Kamb [Original] und 1086 Kopie 12. Jahrhundert in der alttschechisch Form Chub überliefert und geht auf das keltisch Adjektivisch *kambos ‘krumm’ zurück. Während beim Gewässername Chamb das auslautende b erhalten blieb, wurde beim Siedlungsname mb in der Dativ-Form Chambe zwischen Vokalen zu mm assimiliert. Vereinfachung mm > m und Apokope des vokalischen Auslauts führten zur seit dem 13. Jahrhundert belegten Namenform Cham. Zahlreiche Vergleichsnamen zum Gewässername Chamb in (ehemals) von Kelten besiedelten Gebieten.
Chamerau
Charlottenberg
Chemnitz
Chieming
Chiemsee
Chorin
Christes
Christiansholm
Christinenthal
Clausen
Claußnitz
Clausthal-Zellerfeld Ursprünglich zwei Städte, 1924 vereinigt; um 1200 Gründung eines Benediktinerklosters in Zellerfeld, 1432 aufgehoben; nach Bergbau bis um 1350 erneuter Aufschwung desselben im 16. Jahrhundert; Zellerfeld 1532 und Clausthal 1554 freie Bergstädte; 1775 Gründung der Bergakademie (heute Technische Hochschule). Clausthal: 1554 Bergstadt auf dem Clausberge, 1558 Bergstadt uff Klausthall; Zellerfeld: 1174 ecclesia de Cella [Kopie 12. Jahrhundert], 1223 Cella, 1557 auff Zellerfeldt. Der Name Zellerfeld geht auf den Gewässername des Zellbaches (1340 Cellam, 16. Jahrhundert) zurück, wobei lateinisch cella ‘Klause’ sekundär eingewirkt hat. Erst jünger wird als Grundwort-feld angefügt. Zum Gewässername, der eventuell mit dem Grundwort-ach1 gebildet ist, vgl. Celle. Der Name Clausthal enthält zunächst das Grundwort-berg, dann das Grundwort-tal und den Personenname Klaus (Nikolaus). So Celle, Landkreis Celle.
Cleebronn
Clenze
Clingen
Cloppenburg Vor 1297 Bau der Cloppenburg an der Siedlung Krapendorf durch die Grafen von Tecklenburg, Lage am Verkehrsweg von Osnabrück nach Emden und der Flämischen Straße der Hansezeit von Lübeck nach Brügge, 1400 zum Niederstift Münster, 1411 Weichbildrecht, 1435 Stadtrecht, 1855 Zusammenschluss mit Krapendorf, 1934 Errichtung eines Museumsdorfes. 1297 nunc de novo castrum est edificatum, quod Cloppenborg dicitur (Kopie 14. Jahrhundert). Bildung mit dem Grundwort -burg. Das Bestimmungswort wird oft auf mittelniederdeutsch kloppen ‘klopfen, prügeln, schlagen’ zurück geführt, dem Burgname wird zusammen mit dem der ehemalig Grenzburg Schnappenburg am Barßeler Tief (zu mittelniederdeutsch snappen ‘erschnappen, greifen’ gestellt) ein eher raubritterlicher Wortschatz zugrunde gelegt. 1400 ist die Schnappenburg noch als borgh to der Snappen belegt, es liegt sicherlich ein Flurname für ein spitz zulaufendes Landstück zugrunde. Ebenso ist anzunehmen, dass Cloppenborg ein Flurname vorausgeht, der eine Erhebung bezeichnete; vgl. bairisch klopf ‘Fels’, mitteldänisch klop ‘Klumpen’, altenglisch *clop ‘Klumpen; Hügel, Berg’ in Ortsname wie Clophill, Clopton, zu indogermanisch *g(e)l-eu-bals Erweiterung von *gel‘sich ballen; Gerundetes, Kugeliges’. So † Kloppenheim bei Seckenheim, Ortsteil von Mannheim; Kloppenheim, Ortsteil von Wiesbaden; Kloppenheim, Ortsteil von Karben, Wetteraukreis; (alle vor 10. Jahrhundert als Clopheim belegt), ein Berg bei Erbach (819 Clophenbergk), Odenwaldkreis.
Coburg Planmäßige Gründung etwa des 11. Jahrhundert an der Altstraße von Bamberg nach Erfurt an der Itz, in direkter Nachbarschaft einer älteren, möglicherweise thüringischen Siedlung Trufalistat; Coburg ursprünglich nur Name für den Vestungsberg und den benachbarten Fürwitz; durch Königin Richeza an Erzbischof Anno von Köln; als Gründungsgut dem Chorherrenstift und späteren Benediktinerkloster Saalfeld übertragen; im Verlauf des 12. Jahrhundert Verlegung der zunächst am Rand des Festungsbergs errichteten saalfeldischen Propstei ins Tal – unter Mitnahme des Namens; um 1200 unter der Obervogtei eines Grafen von Andechs-Dießen Bau einer neuen Burg auf dem Festungsberg, bis 1549 (dem Bau von Schloss Ehrenburg in der Stadt) oft fürstlicher Wohnsitz, heute bedeutende Kunstsammlungen; Coburg (befestigter Markt und Festung) 1248 aus dem Besitz der Herzöge von Andechs-Meranien an die Grafen von Henneberg (bis 1353 „Neue Herrschaft“), 1331 Schweinfurter Stadtrecht und eigene Gerichtsbarkeit, 1353 an sächsische Wettiner („Pflege Coburg“), seit 1540 wettinische Residenzstadt im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, 1056 (Kopie 16. Jahrhundert) Coburg, 1057 (F. 13. Jahrhundert) Koburk, 1182 (Kopie1421) Chonburch, 1182 Cob(urg) [Original], circa 1186 Choburc [Original], 1217 (Kopie 1480) in universo burgo Choburg, quod antiquitus dicebatur Trufalistat, 1347 Koburg huse vnd stat. Im Hinblick auf die frühdeutsch-slawische Namenlandschaft um Coburg, auf die beiden Originalbelege des 12. Jahrhundert und der mehrheitliche Co u. ä. geschriebenen frühesten Kopialbelege haben die über der Ortsname reflektierenden Menschen von jeher daran gedacht, dass sich darin das Grundwort -burg mit altsächsisch ko ̄ ‘Kuh’ – im Sinne ‘befestigter Ort, wo Kühe gehalten werden’ – zusammensetzt. Die auf dem Land noch zu hörende Mundartform Kuuëwërich könnte das alte -o ̄reflektieren. Dessen Erhalt wäre so zu erklären, dass die Benennung des Berges durch Siedler aus dem norddeutschen Sprachraum erst nach 900 erfolgt ist – nach dem Abschluss der Entwicklung von germanisch o ̄>althochdeutsch uo. Wegen der relativ späten Belege des 14. und 15. Jahrhundert wie Kobburg, Chonburgh und Comburg ist eine primäre Namensform *Kobenburg eher unwahrscheinlich. Spekulativ bleibt auch der Versuch, Coin den Umkreis der Ableitung von der indogermanisch Nominalwurzel *g ̄e u‘biegen, krümmen, wölben’ für die Benennung des Bergkopfes zu stellen. So Koberg, Kreis Herzogtum Lauenburg; Kuhardt (< 1103 Cohart, 1270 Kuhart, 1315 villa Ku ̊hart), Landkreis Germersheim; Kühbach, Landkreis Aichach-Friedberg.
Cochem Ersterwähnung 866, bis 1224 war Cochem Reichsgut und königlich Zollstätte, 1294–1794 Kurtrierisches Territorium, 1332 Stadtrecht, 1796 Besetzung durch französisch Truppen, ab 1815 preußisch. Weinbau und Tourismus.866 (Kopie 12. Jahrhundert) Cuchuma, 1051 (Kopie 12. Jahrhundert) Chu ̊chomo, Chochumo, 1130 Kvchema, Cocheme, 1139 Cuchema, 1250 Cochme, 1346 Cochem, 1475 Cochem. Ursprünglich Name des in Cochem in die Mosel mündenden Endertbachs, keltisch *Kuka Mittelalter ‘die Gebogene’, vgl. Flussname Kocher (zum Neckar) < *Kukana, Kocherbach (zur Rossel zur Saar) mit Orts name Cocheren < *Kukara (keltisch *kukro> air. cúar ‘krumm’).
Cölbe 1244 Culbe, 1309 Kulbe, 1365 Kolbe, 1370/75 Kœlbe, 1440 Kolwe, 1577 Kölb, 1630 Kölbe. An der Einmündung der Ohm (alteuropäisch Gewässername) in die Lahn (wohl keltisch Gewässername) gelegen, früher sumpfige Niederung, was der Deutung entspricht: germanisch *kulba, althochdeutsch kolbo, colbo, mittelhochdeutsch kolbe ‘Stab mit verdicktem Ende, Keule’, übertragen auf ‘Schilf, Sumpf, Rohrkolben’, mit -aha, also ‘Sumpf-, Schilfwasser’.
Cölpin
Coesfeld Im Mittelalter Kirchdorf im Münster, 1197 Stadtrecht, 1804 Hauptstadt der Grafschaft Horstmar (Salm-Horstmar), 1806 Großherzogtum Berg. 11. Jahrhundert zu 809 Coasfeld [Original], 1022–1032 Cosuelda, 1201 Coesfelde.Bildung mit dem Grundwort-feld, das appellativisch an altsächsisch feld, mittelniederdeutsch velt ‘freies, offenes Land, Ackerflur, Wiesenflur’ anzubinden ist. Eigentlich ein Namenelement zur Kennzeichnung von Flurstellen, wurde -feld auch auf Siedlungen übertragen. Bestimmungswort können sowohl Appellative als auch Namen (z.B. Gewässername) sein. Bei Coesfeld liegt ein Gewässername als Bestimmungswort vor, nämlich der Gewässername *Koisa, ein ‘Kuh-Bach’. Dieser ist aus dem Appellativum altsächsisch ko ̄ ‘Kuh’ und einem -s-Suffix gebildet. Das -s-Suffix (mit unterschiedlichen Vokalen, hier -i-) findet sich unter anderem als Bildungselement in alten Gewässername. Eine Deutung nur auf der Basis von altsächsisch ko ̄ ist aufgrund des stets vorhandenen -s nicht möglich, das kein Flexionselement der -i-Deklination ist. Der Ortsname kann also als ‘Feld an einem Kuh-Bach’ gedeutet werden.
Colbitz
Colditz
Collenberg
Colmberg
Colnrade
Contwig
Coppenbrügge Hauptort der Grafschaft Spiegelberg; bei der um 1300 errichteten Wasserburg Entwicklung eines Burgfleckens; nach 1557 im Besitz der Häuser Lippe und Gleichen, dann Nassau-Oranien, 1819 durch Kauf an Hannover. Vor 1007 Cobbanbrug [Kopie 15. Jahrhundert], 1062 de Choppenbrukke, 1281 Cobbenbrucke; Koppenbrügge (um 1616).Bildung mit dem Grundwort -brück und dem schwach flektierten Kosename Cobbo im Genitiv Singular als Bestimmungswort. Während das Grundwort bis heute in norddeutsch Form erhalten bleibt, erscheint im Bestimmungswort -pp anstelle von -bb-, was als Verdeutschung zu interpretieren ist. Deutung also: ‘Brücke des Cobbo’.
Coppengrave
Cornberg
Coswig (Anhalt) Aus einem Burgward entstandene anhaltische Landstadt mit zeitweiser Bedeutung als Grablege und Witwensitz. 1187 (12. Jahrhundert) Cossewiz, 1190 Cosswitz, 1213 Cozwic [Original]. Altsorbisch *Kosovik zu *kos mit mehreren Bedeutung; am wahrscheinlichsten ist hier ‘Amsel (Turdus merula)’. Der Name entspricht demjenigen von Coswig, Landkreis Meißen, das Auftreten zweier identisch benannter Städte an der Elbe ist bemerkenswert.
Coswig (Sachsen) 1350 Koswik, Koczwicz, 1378 Kozwig, 1469 Koßwigk. Aus altsorbisch *Kosovik zu *kos ‘Amsel’, erweitert mit dem Suffix -ovik. Kaum zum Personennamen *Kos. So † Coswig, bei Torgau,; Coswig (Anhalt), Landkreis Wittenberg; Koßwig bei Calau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Cottbus Auf einem künstlich erhöhten Schlossberg an Stelle einer früheren slawische Befestigungsanlage befand sich eine deutsche Burg, an deren Fuße eine Marktsiedlung entstand und als Teile der mittelalter Stadtbefestigung sind erhalten (Münzturm, Spremberger Turm). 1156 Heinricus castellanus de Chotibuz [Original], 1208 Thimo de Cothebuz [Original], 1336 tzu Kothebuz, 1571 Kotbuß [Original]; sorbisch 1843 Chosebuz. Altsorbisch *Chotˇebu ́z‘ Siedlung eines Mannes namens Choteˇbud’, eine Bildung mit dem possessiv -j-Suffix vom Vollname altsorbisch *Chotˇebud, der im Erstglied zu urslawische *chotˇeti ‘wollen’‚ und im Zweitglied zu altsorbisch *-bud < urslawische *-bo ̨d-, zu *byti, ‘sein’, gehört. Ähnlich 1170 Chotibanz, heute Adamsdorf.
Crailsheim Wohl im 6. Jahrhundert von den Franken an einer Jagstfurt gegründet, ab 1232 Adlige von Crailsheim, nach deren Aussterben an die Herren von Öttingen, seit 1338 Stadtrecht, 1806 fiel der Ort an Bayern und ist seit 1810 württembergisch. Geburtsort von Adam Weiß. 996 (Kopie 13. Jahrhundert) Kreuwelsheim, um 1136 Crowelesheim, 1252 Crewelsheim. 1290 Creulshein; Crailsheim (1716?). Eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim; ein Beleg zeigt die im Westoberdeutschen verbreitete Variante-hain. Dem Bestimmungswort liegt wohl althochdeutsch krewil, krouwil stark Maskulinum ‘dreizinkige Gabel, Dreizack’, mittelhochdeutsch kröuwel, krewel ‘Gabel mit hakenförmigen Spitzen, Klaue, Kralle’ zu Grunde. Das Wappen von Crailsheim enthält drei aufrechtstehende, oben zugespitzte Stäbe mit einem Handgriff unten und je drei Haken auf der rechten Seite, einen Kreuel (Krail). Das Werkzeug fand im frühen Bergbau Verwendung, eine Beziehung zu Crailsheim ist jedoch unsicher. Nicht auszuschließen ist daher, dass Kreuwel in der Bedeutung ‘Klaue, Kralle’ zum Personenname oder Beinamen geworden ist und eine Person mit einer markanten Hand o.ä. namengebend wurde. So Krewelin, Ortsteil von Zehdenik), Landkreis Oberhavel.
Cramberg
Cramme
Cramonshagen
Creglingen,
Cremlingen Auf der Gemarkung bedeutende Siedlungsfunde von Römischer Kaiserzeit bis in das 7. Jahrhundert und Urnenfriedhof 3.–7. Jahrhundert. 1296 Cremmelinghe [Original], 1316 Cremnige; Cremlingen (um 1616). Ableitung mit dem Suffix -ing (en). Basis ist ein aus altnordisch kramr ‘feucht, halbgetaut von Schnee’, gotisch qrammiþa ‘Feuchtigkeit’ zu erschließendes Appellativum *kram(no)‘feucht; Feuchtigkeit’. Das -list entweder als Erweiterung der Basis zu interpretieren oder aber dem Suffix zugehörig, da die Variante -ling in Ostfalen in einer Reihe von Ortsname vorkommt. So Cramme, Landkreis Wolfenbüttel.
Creußen Burg Creußen um 1000 im Besitz der Grafen von Schweinfurt, 1358 Stadterhebung. Zu 1003 Chronik um 1013 ad Crusni castellum ... urbem Crusni, 1130 Chrusine [Original], 1319 Creusen [Original]; Creußen [Original] (1522). Der Siedlungsname Creußen dürfte von Altencreußen (circa 4 km sö von Creußen), 1320 Alten Creusen, übertragen worden sein. Dieser Ort liegt im Quellbereich des Flusses Creußen, 1357 Cruesen, dessen Name auf eine germanische Grundform *Kru ̄sina, eine Ableitung von *kru ̄s ‘kraus, gelockt’ mit dem bei Gewässername häufigen Suffix -in-, zurückgeführt werden kann. Benennungsmotiv war wohl der gewundene Verlauf des Flusses. Die ältere Herleitung ausslawische*kruˇsina ‘Faulbaum’ ist abzulehnen, weil dieses Wort ohne toponymisches Suffix für die Benennung eines Gewässers nicht infrage kommt.
Crimla
Crimmitschau Deutsches Reihendorf mit Herrensitz des ausgehenden 12. Jahrhundert, Anfang des 13. Jahrhundert Erweiterung zur Stadt. 1212 de Crematzowe, Krimaschouwe, 1306 Crimazchow. Wohl zu einem sorbisch Personenname *Krimaˇs oder*Krimaˇc, erweitert mit dem possessivischen Suffix -ov-, mundartlich krimˇse. Der slawische Personenname-Stamm *Krim ist bisher ungeklärt. So † Krimschau, bei Schmölln, Landkreis Altenburger Land.
Crinitz
Crinitzberg
Crispendorf
Crivitz Ursprünglich slawische Siedlung, bei dieser gegen Ende 12. Jahrhundert Errichtung einer Burg durch Grafen von Schwerin, 1302 erstmals als Stadt erwähnt, 1357 an Herzöge von Mecklenburg, später Mecklenburg-Schwerin, Erwerbszweige (Mittelalter und Neuzeit): Zu 1251 Criwitz(e), 1329 Criwisc, 1334 Crywizse, 1356 Krywetze. Der Ortsname liegt ein altpolabisch Flurname oder Gewässername *Krivica mit einem Suffix -ica,-itz, zugrunde, mit dem das charakterisierende Grundwort *krivy ‘krumm’ erweitert wurde. Das auslautende, unbetonte -a ging bei der Eindeutschung verloren. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘krummes Feld, krumme Flur’ oder ‘krummes Gewässer (Bach, Fluss, See) ’ rekonstruieren, wobei sich Letzteres auf den Crivitzer See, den Barniner See, den Amtsgraben oder auch die etwas entfernter fließende Warnow beziehen könnte. Trautmann stellt noch einen Bezug zur kurvenreichen Straße her, an der das alte Dorf gelegen haben soll.
Cronenberg
Crossen an der Elster
Crostwitz
Crottendorf
Cumlosen
Cunewalde
Cursdorf
Cuxhaven 1570 Kuckshaven, 1577 Kuxhaven. Der erst spät belegte Ortsname wurde bisher als Zusammensetzung aus Koog ‘eingedeichtes Land’ und Hafen erklärt. Das recht konstant mit -u und -k überlieferte Bestimmungswort ist allerdings nicht mit norddeutsch Koog, mittelniederdeutsch ko ̄ch (altfriesisch ka ̄ch, ka ̄g, nordfriesisch ku ̄ch) zu vereinbaren. Das stark flektierte Bestimmungswort findet sich in anderen Ortsname und Flurname wieder, vgl. Kuckshagen (1247 Cukeshagen), KreisS chaumburg, Flurname Kuckeshagen bei Essen, Kreis Cloppenburg (1527 bezeugt), Burgname Kukesburg bezeugt), alle Niederlande; Kuskoppermoor (1277 Kukescope), Kreis Steinburg, Flurname Kuckesberg (circa 1400 Kuckesberch) bei Ohligs, Kreis Solingen, Flurname Kotzberg (1449 Kuxberg) bei Richerzhagen, Rheinisch-Bergischer Kreis, in schwacher Flexion in Kuckenberg, Rheinisch-Bergischer Kreis; Kuckenburg (9. Jahrhundert Cucenburg), Saalekreis, unflektiert in den Flurname † Kuckehue (1607 uff dem Kukkehue), Kiel, Kuckwall (1523 uppe dem Kuck[walle]), Kreis Dithmarschen. Die Grundwort weisen meist auf Erhebungen hin; die Bestimmungswort sind wohl auf germanisch *kuk aus indogermanisch *gug ‘Kugel, Buckel, Hügel’ als Erweiterung von *g ̄eu-, *gəu-, *gu ̄‘biegen, krümmen, wölben’ zurückzuführen. Bei Cuxhaven wird die erhöhte Lage auf dem Schwemmlandufer namengebend gewesen sein. Ob als Grundwort wirklich mittelniederdeutsch have(ne) ‘Hafen’ vorliegt, ist fraglich; denkbar ist eine Umdeutung aus mittelniederdeutsch hove, norddeutsch dialektal have, friesisch, dänisch have ‘Hof, Garten, Einzäunung’ oder mittelniederdeutsch ha ̄ge(n) ‘eingefriedetes Landstück’.
Daaden Gelegen im Daadener Land, dessen sternförmig in drei Tälern gelegener Mittelpunkt Daaden ist. Seit dem 13. Jahrhundert ist das Dorf Kirchspielort mit einer im 18. Jahrhundert erbauten Barockkirche. 1219 Gerardus sacerdos de Dadene, 1344 Daaden, 1422 zu Daeden, 16. Jahrhundert Dadenn (Datierung zerstört). Germanisch Gewässername *Da ̄d-aha ( -ach1), der noch in Daadebach, Daadetal weiter existiert. Einstige Ortsname auf -aha sind häufig an der Rest-Endung -a oder -e zu erkennen. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Siedlung an einem Gewässer mit dem Namen Da ̄daha’.
Daasdorf am Berge
Dabel
Dabergotz
Daberkow
Dabringhausen. Germanisch Dagaberthingo husum, zu den Häusern der Leute des Dagaberht.
Dackmar, +1000 Thasmathon. Germanisch pahsu, Dachs, + maepum, zu maepa, Alluvialland.
Dahl, (Bork, 1190 Dalen. Germanisch dala, Tal.
Dahl, (Werden) 1093 Dale, Dahlem, (Aa) 867 Dalaheim, 1130-31 Daleim. Germanisch dala, Tal + haima Wohnung.
Dahlem, (Trier) 1190-1212 Dalheim, Dalheym.
Dahlem=Spangdahlem, 1210 Dalheim.
Dahlhausen, (Attendorn). 1166 Dalehusen, 1181 Dalehusin. Germanisch dala Tal, + husum, zu husa, Haus.
Dahlhausen (Bochum) Dahlheim, 1105 Daleheim, 1220 Dalheim, Dailheim,
Dahlum, Groß und Klein, Anfang 1100 Dalem, Daleheim.
Dahrenstedt, Mitte 1200 Thornstede. Germanisch purnu. Dorn + stadi, Statte.
Dal, (Köln) 1178- 83, de Dalin.
Dalbeck, (Velbert) Mitte 1200 Dalebeke. Germanisch dala Tal + baki, Bach.
Daldrup, (Dulmen) Mitte 1200 Dalthorpe. Germanisch dala, Tal, + porpa, Dorf.
Dalewingart, (Walberberg) 1140 quandam uitneam, que dicitur Dalewingart. Germanisch dala Tal + winagarde, Weingarten.
Dachau Ab 805 Besitz der Kirche von Freising, ab dem 12. Jahrhundert Herrschaft der Grafen von Scheyern und Bau der Burg, Verkauf an die Wittelsbacher, circa 1270 Marktrecht. 805 (Kopie von 824) Dahauua, 11. Jahrhundert Dachowa, 1130 Dachowe, 1142–1155 Dachau, 1519–1521 lateinisch Dachunum. Grundwort ist althochdeutsch ouwa ‘Insel’ beziehungsweise mittelhochdeutsch ouwe, owe ‘Wasser, von Wasser umflossenes Land, wasserreiches Wiesenland’, -au, Bestimmungswort althochdeutsch da ̄ha ‘Lehm’, sodass sich der ursprüngliche Flurname als ‘lehmige Au’ erklären lässt.
Dachsbach
Dachsberg
Dachsenhausen
Dachwig
Dackenheim
Dackscheid
Dägeling
Dähre
Dänischenhagen 1970 fusionieren vier Gemeinden zum Amt Dänischenhagen, gegründet unter dem Namen Slabbenhagen, Erwähnung Slabbenhagens im Kieler Stadtbuch 1274, 1632 vom dänischen König Christian SO gekauft und in Christianhagen umbenannt, 1706 Bezeichnung Zum Dänischen Hagen in einer Kirchenurkunde, seit 1864 wird der Ort Dänischenhagen genannt. 1274 de Slabbenhagen [Original], 1652 Christianhagen, 1706 Zum Dänischen Hagen; Dänischenhagen (1864). Der ursprünglich Name Slabbenhagen setzt sich zusammen aus dem Personenname Slabbe und-hagen ‘eingehegte Siedlung’. Die spätere Umbenennung in Dänischenhagen bezieht sich auf die Eigentümer. So Dänisch Nienhof, Ortsteil von Schwedeneck, Kreis Rendsburg-Eckernförde, Dänschendorf auf Fehmarn, Kreis Ostholstein; Dänschenburg, Ortsteil von Marlow, Landkreis Nordvorpommern.
Dänischer Wohld Amt im Kreis Rendsburg Eckernförde. 1970 durch Fusion entstanden, ursprünglich war der Name eine Bezeichnung für die Landschaft zwischen Schlei und Trave. 1307 in Danica silva [Original], den Denschenwolt (1325) Wohld geht zurück auf die norddeutsch Bezeichnung für Wald. Dänisch wurde dem Ort beigefügt, weil die durch Waldland geprägte Landschaft ursprünglich im Besitz des dänischen Königs war.
Dätgen
Dagebüll
Dahlem (Bitburg-Land)
Dahlem (Eifel)
Dahlem (Lüneburg)
Dahlen
Dahlenburg
Dahlheim germanisch dala Tal, + haima, Wohnung.
Dahlum
Dahme (Holstein)
Dahme/Mark Nach der Gemeindereform besteht das Amt nur noch aus drei Gemeinte Mittelalter Wasserburg mit Burgflecken, 1265 civitas, die 1348 zu Böhmen, 1636 zu Sachsen, 1815 zu Preußen kam. Historischer Stadtkern. Im Mittelalter Ackerbau, Viehzucht und Handel. 1186 ecclesia ... Dame [Original], 1342 tzu der dame [Original], 1579 Damm; die Stadt Dahme (1658); sorbisch Dabna, Dubna. Sowohl die Landschaft (1166 provincia, que dicitur Dame) als auch der Ort sind nach der Dahme benannt worden, einem Nebenfluss der Spree (1336 des wazzers t zu der dame [Original]). Der Gewässername ist vorslawische Herkunft, germanisch *Da ̄m-, zur indogermanischen Wurzel *dhem-, *dhemə, *dh ̄emo-, mit der Bedeutung ‘dunkel, verschleiert’. Es gibt verschiedene Versuche, den Namen als slawische zu erklären und mit niedersorbisch dub, altpolabisch*da ̨b‘Eiche’, zu verbinden. Dien sorbisch Form Dubna ist eine künstliche, die den Belegen nicht entspricht. Da die Dahme vorwiegend durch sorbisch Gebiet fließt, wäre mit einer Entwicklung a ̨ > u zu rechnen. Auch die Länge des Vokals a ist für eine altpolabisch Entwicklung untypisch, vgl. die Ortsname Damme, Damerow. Den Zusatz Mark erhielt Dahme nach 1815 zur Unterscheidung von Dahme in Schleswig.
Dahmen
Dahmetal
Dahmker
Dahn
Dahnen
Daisendorf
Daiting
Dalberg
Dalberg-Wendelstorf
Daldorf
Daleiden
Dalheim
Dalkendorf
Dalldorf
Dallgow-Döberitz Bei Dallgow wurde im Elstal von 1934–36 das olympische Dorf errichtet, heute Zeit nur Ruinen, Döberitz ist von militärgeschichtlicher Bedeutung. 1892–95 wurde ein Truppenübungsplatz errichtet, dabei sämtlicher Grundbesitz von Gut und Dorf vom Militärfiskus eingezogen, die Bewohner ausgesiedelt, heute Naturschutzgebiet.Dallgow: 1271 dalghe [Original], 1375 Dalge, 1541 Dalgow. Döberitz: 1273 de dobriz [Original], 1375 Doberitz; Döberitz (1861). Bei Dallgow ist von einer Grundform altpolabisch *Dolg‘lange (Siedlung)’ auszugehen, zum Adjektivisch altpolabisch *dolgy ‘lang’. Das Suffix-ow ist erst im 16. Jahrhundert sekundär angetreten. Der Name Döberitz ist nicht eindeutig zu erklären. Es kann sowohl eine Grundform altpolabisch *Dobrica, zum Adjectivisch *dobry ‘gut’ angesetzt werden als auch Grundform altpolabisch *Dobrici ‘Leute eines Dobr’, zu einem Kosename*Dobr. Nicht auszuschließen ist eine Verbindung mit altpolabisch *debr/*dobr, urslawische *dчbrц ‘enges Tal, Schlucht’. Döberitz liegt in einer Talsenke. Ähnlich Döberitz, Ortsteil von Premnitz, Landkreis Havelland.
Dalmer, (Beckum) +1000 Dalehem, Dalaheim. Germanisch dala, Tal + haima, Wohnung.
Dalpenhusen, (wust bei Großeneder) 1015-20 Dalpanhusun.
Dalwigksthal, 1036 Dalwic. Germanisch dala, Tal, + wika, Tochtersiedlung.
Dam, (Kellen) 751-52 de illa silua medietatem que nuncuparur Dam.
Dambroich, (Hennef) 1144 Aldendagenbrucg. Germanisch dagwon, Dohle, (englisch daw, + broka Sumpfland.
Damenzdorf, (Monchen_Gladbach, Germanisch dagamundes porpa, Siedlung des Dagamund, (daga Tag + munda, Vormund)
Damersdorf, (Mechtern) 1183-92 Damundisdorp. Germanisch Dagamundes porpa, Siedlung des Dagamund.
Dambach
Dambeck
Damendorf
Damflos
Damm (Neuwerk) 1170 de Dammo. Damm, (Walbeck) 2. Hälfte 1100 Damme.
Dammbach
Damme Archidiakonatskirche Damme offenbar Mutterkirche für den Dersigau; in Mittelalter und früher Neuzeit durch Handel und Handwerk geprägt. 1180 Damme [F. 13. Jahrhundert], 1186 Damme, 1346 Damme. Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch dam ‘Damm, Knüppeldamm’, dass im Dativ Singular steht. Damme liegt zentral in eines ausgedehnten Moorgebietes und der Dammer Berge. Möglicherweise bezieht sich die Benennung auf diesen Siedel streifen.
Dammfleth
Damnatz
Damp
Damscheid
Damsdorf
Damshagen
Dann, (Hemmerden) Ende 11000 Danne. Germanisch danna, althochdeutsch tan, Tann, Wald, mittelniederlantsch dan, Schlupfwinkel wilder Tiere im Wald.
Dankerath
Dannau
Danndorf Mitte 12000 Danthorpe, Danthorp.
Dannenberg (Elbe) Der Ort entwickelt sich als Suburbium einer 1153 erstmals erwähnten Burg; erste Erwähnung als Stadt 1293; 1569 zum selbstständigen Fürstentum Dannenberg (welfische Nebenlinie), 1671 zu Braunschweig-Lüneburg; 1867 Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. 1158 (Kopie) comes de Danneberge, 1292 to Dannenberghe, 1419 Dannenberg. Dannenberg basiert auf einer mittelniederdeutsch Grundform Dannenberge (Dativ Singular) oder Dannenberg (Nominativ Singular). Als Bestimmungswort ist wohl altsächsisch danna, mittelniederdeutsch danne ‘Tanne’ anzusetzen, vgl. neuniederdeutsch Dann(e) ‘Tanne, Nadelbaum (meist Tanne, Fichte) ’, im Grundwort steht auf jeden Fall mittelniederdeutsch berg, berch, barg, barch ‘Berg’, auch ‘Wald, Holzung; Befestigungswall’. Weniger wahrscheinlich ist die Annahme eines Personennamens im Bestimmungswort, allerdings ist ein entsprechender Name Dan(n)o / Tan(n)o auch schon früh bezeugt. – Sweidelgoehrd erscheint 1822 in einem Beleg „Dannenberg nannten die Wenden Sweidelgoehrd von Sweidel die Danne oder Tanne und Goehrd der Berg“ (Schmitz), wobei nicht sicher ist, ob Sweidel = ‘Tanne’ richtig übersetzt oder wiedergegeben ist; Weidars oder Woidars kann mit polnisch wydarnia, wydarznia ‘nach der Rodung neu zu beackerndem Land’ verglichen werden; Woikam geht auf eine altpolabische Grundform *k wikam, Dativ Plural zu *wika ‘Stadt’, dravän opolabisch vaika ̆ ‘Stadt’, zurück. So Dannenberg, Ortsteil von Falkenberg (Mark), Landkreis Märkisch Oderland; Dannenberg, Oberbergischer Kreis; Tanneberg, Landkreis Mittweida.
Dannenfels
Dannewerk
Dannstadt-Schauernheim Die Orte wurden zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert von Franken gegründet, waren bis 1797 teils im Besitz des Hochstifts Speyer, teils der Grafen von Leiningen, teils der Kurpfalz beziehungsweise Pfründe der Heidelberger Universität. Dannstadt und Alsheim waren zunächst reichsunmittelbar, dann kurpfälzisch. Dannstadt: 765/66 Dendestat (Kopie um 860), 769 Dandistat, 1297 Dannestat. Schauernheim: 768 Scurheimer marca (Kopie um 1190), nach 824 Scureheim, 1281 Schurheim, 1521 Schauwerheim. Das Bestimmungswort im Ortsname Dannstadt bildet der althoch deutsch Personenname Dando, Genitiv Singular Dendin-, Danden-, das Grundwort ist-statt/-stedt/-stätten/-stetten. Demnach kann hier ein ‘Siedlungsplatz des Dando’ angenommen werden. Im Ortsname Schauernheim geht das Bestimmungswort auf althochdeutsch sciura, scûra ‘Scheune, Scheuer’ zurück, das Grundwort ist hier -heim, weshalb der Name als ‘Wohnstätte mit oder bei einer Scheune’ zu deuten ist.
Dansweiler, (Brauweiler) 1051 Danswilere, 1051 Danswilre. Germanisch Danes wilari, Gehöft des Dano.
Dargelin
Dargen
Dargun
Darmstadt, Die Grafen von Katzenelnbogen erhielten 1330 für den Ort die Stadt und Marktprivileg. Seit 1479 im Besitz der Landgrafen von Hessen, die nach der hessischen Teilung von 1567 Darmstadt zur Residenzstadt machten (Hessen Darmstadt). Nach dem Ende des Alten Reiches war die Stadt von 1806–1918 Hauptstadt des Großherzogtum Hessen, von 1918–1945 des Volksstaats Hessen. Das heutige Schloss aus dem 17.–19. Jahrhundert steht an der Stelle einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Wasserburg. Herausragende Bedeutung erlangte die Stadt als Zentrum des Jugendstils mit der unter Großherzog Ernst Ludwig ins Leben gerufenen Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. Der 1877 gegründeten Technischen Universität verdankt Darmstadt seinen Ruf als Wissenschaftsstadt (Titel offiziell 1997 verliehen). Darmstadt: Spätes 11. Jahrhundert (Kopie) Darmundestat, 1211 Darmenstat, 1234 Darmistat / Darmestat, 1377 Darmstad. Arheiligen: um 1000 (Kopie) Araheiligon, 1225 Arheiligen. Bessungen: 1002 Bezcingon, 1319 Betzingen, 1339 Bessingen. Eberstadt: 782 (Kopie) Eberstat. Wixhausen: 1211 Wikkenhusen, 1225 Wicheshusen, 1286 Wickershusen. Beim Ortsname Darmstadt ist trotz zahlreicher Deutungsvorschläge an der Zuordnung zu einem Personennamen *Darmund festzuhalten, wobei das schwachtonige Mittelglied in Dar-mundes-stat schon in den Belegen des 13. Jahrhundert nicht mehr erscheint. Ein vergleichbarer Fall liegt bei Darmsheim (Landkreis Böblingen; 1137/38, Kopie, Darmishaim) vor. Das seltene Personenname-Erstglied wohl zu althochdeutsch tart ‘Lanze, Wurfspieß’. Der Ortsname Arheiligen zum Personennamen *Araheil mit dem Erstglied althochdeutsch arn ‘Aar, Adler’. Der Ortsname Bessungen zum Personenname Betzo, einer Kurzform zu Ber(h)t-. Der Ortsname Eberstadt zu einem Personenname Ebur, Eber. Der Ortsname Wixhausen zum Personenname Wicco, W ̄ıgg ̄er oder W ̄ıgher mit dem Erstglied althochdeutsch w ̄ıg ‘Kampf’.
Dasbeck, (Heessen) +1000 Thasbiki, Thaksbeki, 1085 Thasbeke. Germanisch pahsu, Dachs, + baik, Bach.
Dasberg (Agidienberg) 948 Thassesberg. Germanisch pahses, zu pahsu, Dachs + berga, Berg.
Daseburg, 1166 Desburg, 1036 Dasburg.
Dassel, 1166 Dassele, 1166 Dassela. Germanisch pahsu, Dachs + luha, Wäldchen auf Sandhügel.
Darscheid
Darstein
Dasburg 1222 Dausberhc.
Dasing 828 ad Tegisingas, circa 1133–1135 (Kopie des 12. Jahrhundert) Tegesingen, circa 1162–1165 (Kopie von 1175) Tegisingen, 1323 Tesingen, 1324 Taesingen, 1406 Taessingen, 1412 Däsing, 15. Jahrhundert (zu circa 1200–1204) Tässingen, 1527/28 Tasingen, 1557 Thaesing, 1582 Tasing, 1606 Desing, 1811 Dasing. Es liegt der erschlossene Personenname *Tagiso, *Tegiso zugrunde, der durch das Zugehörigkeits suffix -ing abgeleitet ist.
Dassel Ende 10. Jahrhundert Bau der Sankt-Laurentius Kirche, 12. Jahrhundert Stammsitz der Grafen von Dassel (Rainald von Dassel war Erzbischof von Köln, 1136 Reichskanzler Kaiser Barbarossas), Bau der Burg Hunnesrück, um 1300 zum Bistum Hildesheim, 1315 Stadtrecht, 1523 zum welfischen Fürstentum Calenberg, 1527–30 Bau der Erichsburg als Verwaltungssitz. 826–876 Dassila (Kopie 15. Jahrhundert), 1022 Daschalon [Original], 1157 de Dassele [Original]. Der Wechsel zwischen -ss und -sch weist auf germanisch *-sk hin, die Grundform ist wahrscheinlich *Dask-ala, ein mit dem Suffix -ala gebildeter Gewässername. Die Basis *Dask kann mit schwedisch, norwegisch daska, dänisch daske ‘schlagen, klatschen’, englisch dash ‘schlagen, stürzen, spritzen, sprühen’ verbunden werden und weist auf ein recht bewegtes Gewässer hin. Möglicherweise handelt es sich um den alten Namen des Spüligbaches, der durch Dassel fließt.
Dassendorf
Dassow
Datteln Kirchdorf vor 1147 auf Besitz des Erzbischofs von Köln im Vest Recklinghausen, 1593 Marktrechte, 1803 zum Herzogtum Arenberg, 1806 zum Großherzogtum Berg. 1147 in Datlen, 1232 in Datlen, 1277 in parrochia Dathlen. Der Name kann nicht verbindlich erklärt werden. Die späte Ersterwähnung zwingt zur Berücksichtigung der möglichen germanischen Anlautvarianten Th und D-. Die Kürze des -a wird durch die Verdoppelung des -tn ahegelegt. Es ist von einer Altform *That(t) oder *Dat(t)lo ̄hun auszugehen. Nur *Datter gibt einen aus der mittelalterlichen Arbeitswelt verständlichen Sinn. Die norddeutsche Form entspricht altnordisch datta ‘schlagen’, ‘klopfen’ (des Herzens) und hochdeutsch Tatze. Als Tatzen (altniederdeutsch *dattun) werden in der Neuzeit „die vorstehenden ansätze der stampfer eines pochwerks“ (Grimm), also z.B. einer Stampfmühle zur Ölgewinnung (etwa aus Bucheckern) bezeichnet. Vgl. womöglich auch umgangssprachlich ver-dattert. Die bedeutungsmäßige Verbindung der Bezeichnung für ein Arbeitsgerät, das wie eine *datt‘ Tatze’ wirkt, und dem verbreiteten-lo ̄hun‘ Wäldern’(Dativ Plural)bleibt schwierig. Die von Th. Baader als Ausgangsform seiner Namenerklärung benutzte Schreibung mit -i(1160) ist als kölnische Form mit -i für den Murmelvokal -e anzusehen (vgl. Siegburger Annolied). Baader entscheidet sich nicht zwischen einem „einstämmigen Personennamen in der Koseform“, also etwa *Datilo (mit Dativ-n?) oder den (im Dativ) *lo ̄hun ‘Nutzwäldern’ eines Datilo. Beides ist nicht möglich, weil ein phonetisches -i die Umfärbung des -a z -ä oder -e(*Dätteln) bewirkt hätte. So Dattenfeld (< Datele[n]veld (895), Rhein-Sieg-Kreis.
Datteln. Mitte 1200 Datlen, 1161 Dattilo, 1161 Dattile.
Dattenberg 1210 Dadinberg. Germanisch Dadon berga, Berg des Dado.
Datzeroth
Datzetal
Daubach (Westerwald) 950 Diofbach.
Daubach (Hunsrück) (Langenscheid) 959 Diofbach, Diufbach.
Dauborn, 790 Thabernae.
Daufenbach, (Schleidweiler) 915-30 Profundus riuus. Germanisch deupon bak, tiefer Bach.
Dauchingen
Daun 1075 Ersterwähnung, 1346 Stadt und Marktrecht und Hochgerichtsstandort, ab 1794 Französisch, 1815 zu Preußen, 1817 Kreisstadt. 747 Duna, 893 (1222) Dúne, 975 Duna, 12. Jahrhundert Duna, 1340 Duna, 1348 Dune. Grundform *Du ̄na, keltisch-lateinisch du ̄num ‘Hügel, Burg, Festung’, altirisch dún ‘Festung, Burg’. So Dhaun, Landkreis Bad Kreuznach.
Daundorf, (Mondorf) 866 Dalsuod, 1134 Dasuls.
Dausenau
Dautmergen
Dautphetal 791 (Kopie 2. Hälfte 12. Jahrhundert) in Dudafhero marca, 780/800 (Kopie 2. Hälfte 12. Jahrhundert) Dutoffahe, 1249 Thudefe, um1520 Dutphe. Germanisch*du ̄d-‘Schilf’ und -apa ‘Wasser’ = ‘Schilfwasser’, was der Realprobe entspricht. Dialektal Dauroff entspricht exakt dem Erstbeleg (mit Diphthongierung, r-Rhotazismus und a>o).
Dauwelshausen
Daxweiler
Dechow
Deckenpfronn
Deckstein, (Lindental) Dekstein bald nach 1160. Germanisch Deckstein.
Dedinghausen, (Lippspringe) 1036 Dedunghuson. Germanisch Dadingo husum, zu den Häusern der Leute des Dado.
Deilinghoven, 1036 Thiassninhuon. Germanisch Peudaninga hofum, zu den Höfen der Leute des Peudon, (peudo- Volk)
Dedelstorf
Dedenbach
Deensen
Deesbach
Deesen
Deggendorf Circa 1000 Besitz des Regensburger Kanonissenstiftes Niedermünster, 1242 Übergang an die Wittelsbacher, 1316 Stadtrecht, ab dem 14. Jahrhundert Residenzstadt. 1002 Deggindorf, 1180 Tekendorf, 1376 Deggendorf, 1512 lateinisch Tegipagus, 1519–1521 lateinisch Tectodoryphos. Grundwort ist althochdeutsch -dorf ‘Hof, Gehöft, ländliche Siedlung, Dorf ’; als Bestimmungswort kommen die Personennamen Takko, *Daggo, Dago infrage.
Deggenhausertal
Deggingen In der Merowingerzeit entstanden, von 1382–1396 an Ulm verpfändet, seit 1806 württembergisch und gehörte bis 1938 zum Oberamt Geislingen. Traditioneller Vertrieb von Spindeln und Aderlasseisen, Rokoko-Wallfahrtskapelle Ave-Maria, Nordalbanisch 12. Jahrhundert (Kopie 14. Jahrhundert) Deggingen, 1272 Tekkingen [Original], 1275 Deggingen [Original], 1356 Teggingen. Der Ortsname ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personennamen Taggo/*Daggo, Takko/Dakko o. ä., der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Daggo, Takko’. So Deggendorf.
Deidesheim Durch die Stadt führt die Deutsche Weinstraße; Wein und Obstbau seit der Römerzeit und mittelalter Jagdreviere, die dem Ortsteil Forst den Namen gaben. Der Ortsname Deidesheim meinte ursprünglich das heute Niederkirchen mit Resten einer Bergsiedlung des 8. bis 10. Jahrhundert, die sog. „Heidenlöcher“. Seit 13. Jahrhundert Nieder und Oberdeidesheim, das seit 1395 Stadt und Amtssitz ist. Ansiedlung von Einwanderern aus Holland, Dänemark und Österreich. 699 in villa Didinnes chaime (Kopie um 860), 770/71 Didinesheim, 1360 Oberndydenßheim; Deidesheimb (1613). Das Bestimmungswort wurde mit dem althochdeutschen Personennamen *Dîdîn, Genitiv Singular *Dîdînes-, gebildet. Das Grundwort ist -heim. Anzunehmen ist ein romanisch Ersatzlaut -î für germanisch -eu-, -iu-, der später zu -ü gerundet wird (Beleg von 1360), dessen erneute Diphthongierung im 16. Jahrhundert erfolgte. Der Ortsname bedeutet schließlich ‘Wohnstätte des Dîdîn’.
Deilingen
Deimberg
Deining
Deiningen
Deinste
Deinstedt
Deisenhausen
Deißlingen
Deizisau
Delbrück Anfang 13. Jahrhundert Kirchdorf des Bistums Paderborn, bis 1808 Mittelpunkt des Delbrücker Landes (seit dem späten Mittelalter durch eine Landwehr gesichert). 1219/1220 Thelebrugge, 1250 Delbrugge, 1276 Delebrugge, 1289 in Delbrucgen, 1292 in Delebruggen, 1415 land to der Delbruge. Bildung mit dem Grundwort-brück. Das Bestimmungswort Thele des Erstbelegs führt auf mittelniederdeutsch dele Feminin’ (dickes) Brett; Bohle’ (vgl. altsächsisch thili Bühne; bretterne Erhebung’, altenglisch Delu ‘Planke’ und Delbrycg ‘Plankenbrücke’, z.B. im englisch Ortsname Thelbridge in Devonshire), wonach der Name als ‘Bohlenbrücke’ zu erklären ist und einen Bohlendamm im Sumpfgelände bezeichnet.
Delingsdorf
Delitzsch Siedelgebietszentrum mit Burg, seit 10. Jahrhundert deutsche Burg, um 1200 Landdingstätte, Stadterweiterungen um 1200 und 1250. Om 1207 Dielicz, 1222 Delcz, 1285 Delz, 1400 Deltsch, 1404 Delizsch. Zu altsorbisch *dˇel’c ‘Hügel’ mit Bezug auf Befestigungsanlage des alten slawische Siedlungszentrums. Die mit dem Suffix -c erweiterte Bezeichnung westslawische dˇeł stand neben vielen anderen Wörtern für Erhebungen.
Dellfeld
Delligsen 826–876 Disaldeshusen [Kopie 15. Jahrhundert], 1189 Diseldesem, um 1400 Deseldissen; Delligsen (1678). Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem stark flektierenden Personennamen *Disiwald als Bestimmungswort Das -w des Personenname -Zweitgliedes ist intervokalisch geschwunden; das -a wird zu -e abgeschwächt und -ld zu -l(l)assimiliert. Das Grundwort wird früh zu -s en verkürzt; dann tritt gelegentlich Umdeutung zum Grundwort -heim (-em) ein. Der Übergang zur heutigen Namenform erfolgt im 17. Jahrhundert abrupt und ohne nachvollziehbare Gründe. Deutung also: ‘Siedlung des Disiwald’.
Dellstedt
Dellwig, (Arn) 1036 Dalauuik, Mitte 1200 Daleuuic, 1173 Dalewich.
Germanisch dala- Tal, + wika, Tochtersiedlung.
Dellwig, (Neviges) Mitte 1200 Deleuui.
Delmenhorst Der Ort entwickelte sich seit der Mitte des 13. Jahrhundert aus einer Ansiedlung in der Nähe einer von den Grafen zu Oldenburg erbauten Wasserburg; ab 1281 im Besitz der Grafen von Delmenhorst, 1371 (Bremer) Stadtrecht, zeitweise zum Erzstift Bremen gehörig, auch dänisch, sonst zumeist oldenburgisch; 1690 Marktrecht; 1815 Vereinigung mit Herzogtum Oldenburg zum Großherzogtum Oldenburg; 1884 Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (Nordwolle) gegründet. 1254 Delmenhorst, 1289 Delmenhorst, 1294 Delmendehorst. Der Ortsname i st eine Ableitung von dem Gewässername Delme. Im Grundwort steht-horst, ein Wort, das in Norddeutschland, aber auch in den Niederlanden und Belgien sowie in England in zahlreichen Ortsnamen begegnet. Es gehört zu mittelniederdeutsch, mittelniederländisch hurst, horst, altenglisch hyrst, mittelhochdeutsch hurst, hürste, althochdeutsch hurst, altsächsisch hurst ‘Gebüsch, Gestrüpp’, ‘Buschwald, Gehölz, Gesträuch, Niederholz’, auch ‘bewachsene kleine Erhöhung in Sumpf und Moor’. Der Gewässername Delme, 1504 up de Delme, ist bisher nicht sicher gedeutet worden, jedoch dürfte eine Bildung mit -(m)ana oder -(m)end-/(m)and anzunehmen sein. Dann bietet sich eine Grundform *Del-mena, *Delmeine und eine Verbindung zu indogermanisch *dhelbh ‘vertiefen, höhlen’ an. Beschreibungen des Flusses Delme bestätigen diese Etymologie: ‘Geestflüsse wie die Delme und die Welse haben sich mit ihren Talauen tief in diese Grundmoränenplatte eingeschnitten ...’
Delve
Demen
Demerath
Demitz-Thumitz
Demmin Nachgewiesene vorslawische, nachfolgend slawische Besiedlung, im 10. Jahrhundert slawische Burg, lübisches Stadtrecht in 1. Hälfte des 13. Jahrhundert, 1283 Mitglied der Hanse (vor allem Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte), nach 1648 unter schwedisch Herrschaft, 1720 zu Preußen, heutige Erwerbszweige. 1075 Dimine, 1149 Dimin, 1189 Demmyn, 1295 Deymyn; Demmin (1260). Auf grund der frühen Erwähnungen bei Adam von Bremen und Helmold von Bosau civitas Dimine, urbs Dymine, Dimin kann der Ortsname vom altpolabisch beziehungsweise slawische Appellativum *dym ‘Rauch’ abgeleitet werden. Das Suffix lautet-in und wurde in slawische Ortsname häufig zur Erweiterung zu Flurbezeichnungen verwendet. Einige Formen weisen auf einen möglichen plural *Dyminy hin. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Rauchstätte’ rekonstruieren und eine alte, durch Rodung entstandene Flur vermuten. Eine Herleitung von einem altpolabischen Personennamen *Dym(a) mit dem possessiv Suffix -in kann nicht ausgeschlossen werden. So Dehmen, Ortsteil von Glasewitz, Landkreis Güstrow.
Denkendorf (Oberbayern)
Denkendorf (Württemberg) Die Entwicklung des Ortes steht in engem Zusammenhang mit der Geschichte des Denkendorfer Klosters, 1142 Schenkung der Pelagiuskirche zu Denkendorf durch den Edelfreien Berthold zur Gründung einer Ordensniederlassung, ab 1305 alle Rechte beim Stift, auf Grund Konkurrenz zwischen Württemberg und Esslingen wurde das Stift 1449 zerstört, 1807 beim Oberamt Köngen und seit 1808 zum Oberamt Esslingen. 1125/1130 (Kopie 1305) Denkendorf, 1142 Denkendorf [Original], 1275 (Kopie um 1350) Denckendorf. Als ‘Siedlung des Danko’ eine Zusammensetzung aus dem Grundwort -dorf, althochdeutsch dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf ’, mittelhochdeutsch dorf ‘Dorf ’ und dem Personennamen Danko, dessen Stammvokal umgelautet wurde. So Denkendorf, Landkreis Eichstätt.
Denkhaus, (Dumpten, +1100 Dakinghuson, Mitte 1200 Dekkinkhuson. Germanisch Dakkiga husum, zu den Häusern der Leute des Dakko.
Densborn, (Trier) 1103 Deinisburo, 1222 Denesbure. Germanisch Peganes burja, Kote des Pegan, (pegna, Held)
Denkingen
Denklingen
Denkte
Dennheritz
Dennweiler-Frohnbach
Densborn
Dentlein am Forst
Denzen, (Kirchberg) 365 Dunnio, 370 Dumnissum, Dumnisym, Dumnissam, 995 Donnissa.
Denzenrodt. (Arzbach) 1147 Deginzinrode.
Denzlingen Seit dem 5. Jahrhundert von Alemannen besiedelt, ab 1305 unter der Herrschaft des Markgrafen von Hachberg, gehörte ab 1803 zum Oberamt Hochberg und ab 1809 zum Landkreis Esslingen. Georgskirche, Michaelskirche, Kirchenruine St. Severin, Europabrunnen. 984 Denzilinga [Original], 1147 Denzelingen, 1178 Tenzelingen, 1341 in villa superiori Tenzlingen, 1546 Langendentzlingen [Original]; Denzlingen (1590). Es handelt sich um eine-ing (en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personennamen Danzilo/Denzilo; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Danzilo/Denzilo“.
Denzenrodt, (Arzbach) 1147 Deginzinrode.
Derenbach, (Uckerath) 1218 Derinbach. Derenburg, 945 Tarneburg. Germanisch darnja, versteckt, geheimnisvoll + burg, Burg.
Derendorf, (Dusseldorf) Ende 1100 Therenthorpe, 1193 Derendorf.
Dern, (Gerresheim) 1218 Derne, Vielleicht germanisch darnjon, versteckte, geheimnisvolle Stelle, zu darnja versteckt.
Dernau, (Koblenz) 1106 Degernowen. 1112 in termino Dagernowensi, 1210 Darnowensis.
Dernbach, (Ballersbach) 1223 Derenbach.
Dernbach, (Blessenbach) 1053 Degerembach.
Derne, (Dortmund) 1161 Derne.
Dersdorf, (Bornheim) 1143 Degerstorph, Desgetorph. 1186 Desdorpi. Germanisch Dagaris porpa, Siedlung des Dagahari, (daga, Tag, = harja, Heer)
Desdorf, (Elsdorf) 1141 Dedesdorph, 1148 Deztorph. Germanisch Dadi porpa, Siedlung des Dadi.
Desenberg, (wust bei Warburg) 1178-79 Disemberch, Disenberch.
Desper, (Ransbach) 959 Detenesbuira. Germanisch Dadines burja, Baracke des Dadin.
Derental
Dermbach Mittelpunkt eines Gerichtes, 1317 an Fulda, 1455–1483 an die Grafen von Henneberg, 1707 Sitz der Amtsverwaltung Fuldaer Fürstäbte, 1730/35–1818 Franziskanerkloster, 1850 an Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, 1866 Ort eines Gefechts zwischen Preußen und Österreich, ältester Eiben bestand Deutschlands (600–800 Jahre). 1186 Trinbach, 1317 Theyrenbach, 1481 Ternbach, 1549 Termbach, 1655 Dermbach. Grundwort -bach nimmt Bezug auf einen Wasserlauf; Bestimmungswort geht zurück auf althochdeutsch thurri, mittelhochdeutsch dürre, darre ‘trocken’. Anzunehmen ist also eine Grundbedeutung ‘am trockenen Bach’. Entrundung -ü zu -e durch Mundartlich verursacht. Außerdem Assimilation des lokativischen -nz u -m-.. So Dernbach, Landkreis Südliche Weinstraße sowie Landkreis Neuwied.
Dernau
Dernbach (Kreis Neuwied)
Dernbach (Pfalz)
Dernbach (Westerwald)
Dersau
Derschen
Dersekow
Dersenow
Dersum
Desloch
Despetal
Dessau-Roßlau Dessau wohl seit dem 12. Jahrhundert Marktsiedlung an Elbe und Muldeübergang, Burg erst 1346 bezeugt, seit dem 15. Jahrhundert Residenz einer anhaltischen Linie, 1570–1603 sowie seit 1863 des Gesamt fürstentums; anhaltische Landeshauptstadt bis 1945. Insbesondere im 18. Jahrhundert Schaffung zahlreiches Schloss und Parkanlagen, initiiert von Fürst Leopold, dem „Großen Dessauer“, und Fürst Franz, Entstehung des heute sogenannten Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Roßlau seit dem 13. Jahrhundert Ministerialensitz, 1382 erstmals als Stadt bezeichnet, dann Amtssitz. Durch Elbüberquerung und Elbschifffahrt gewisse Bedeutung, im 19. Industrialisierung (Werft u. a.) Dessau: 1213 Bertoldus de Dissowe [Original], 1228 oppidum Dessouwe [Original], 1239 (1288) Dissowe. Roßlau: 1215 Albertus de Rozelowe [Original], 1315 de Roslowe, in Roslowe [Original]. Der Name Dessau ist slawisch. Bedingt durch die spätere sprachliche Entwicklung, die Feinheiten der ursprünglichen Lautung nicht mehr erkennen lässt, kommen die Ansätze *Dyˇsov-, *Deˇsov und *Desov in Betracht. Unstrittig ist das Endelement -ov-, -o(w); der Stamm enthält wohl einen der in den slawischen Sprachen gut bezeugten Personennamen *Dyˇs(a), *Des o.ä. Alternativ könnte auch altsorbisch *Desica ‘Stelle, wo etwas zusammentrifft’ (aus urslawische desiti ‘finden, begegnen’) vorliegen. Durch die geogriechische Lage in der Nähe einer Flussmündung gewinnt diese Variante an Reiz, dürfte aber doch (angesichts von -i in etlichen Belegen) gegenüber der Herleitung von einem Personennamen in den Hintergrund treten. Roßlau liegt an der Mündung des Baches Rossel in die Elbe. Daher stellt sich die Frage, ob der Ortsname oder der Gewässername ursprünglich ist. Die Struktur des Namens legt einen Ortsname *Rosłav ́nahe, der aus einem zweigliedrigen altsorbisch Personennamen *Rosłav gebildet wurde (aus *rosti ‘wachsen’ und *słava ‘Ruhm’). Der Name von Burg und Siedlung wäre somit auf den Bach übertragen worden. Alternativ ist aber auch ein ursprünglich altsorbisch Gewässername *Rosila denkbar, der auf eine vorslawische Bildung aus indogermanisch *r ̄es, *ro ̄s ‘fließen, stürzen’ zurückgehen würde. SoNeu-Dessau, Ortsteil von Milow, Landkreis Havelland, Dessow, Ortsteil von Wusterhausen/Dosse, Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Dessau, Ortsteil von Kleinau, Altmarkkreis; Flussname Röslau im Fichtelgebirge.
Dessighofen
Detern
Detmold Gründung der Stadt um 1265 durch die Edelherrn zur Lippe (Lippstädter Stadtrecht), um 1613 Residenz der Grafen zur Lippe (Fürsten ab 1789), seit 1876 Garnisonsstadt. Zu 783 (Kopie ab 9. Jahrhundert) ad Theotmalli, 826–876 (Kopie 1479) in Thiadmelli, 1263 Detmele, 1421 Detmolde, 1462 Depmolde; Detmold (16. Jahrhundert). Bildung mit dem altsächsisch Grundwort -maþl/-mal (< germanisch *maþla-, vgl. gotisch maþl, altnordisch mál, altenglisch mæDl, althochdeutsch mahal, mittelniederdeutsch ma ̄l). Der Name beruht auf einer alten Gebietsbezeichnung (Raum ö Detmold) im lokativisch Dativ Singular auf -i, die nach Gründung der Stadt im 13. Jahrhundert auf die Siedlung übergeht. Das Bestimmungswort ist mit altsächsisch thiod(a), althochdeutsch diot(a) ‘Volk, Menschen, Heiden’(zugermanisch *þeudo ̄-,gotischþiuda, altnordisch þj‘d, altenglisch þ ̄eod; indogermanisch -t-Ableitung *teu-ta ̄ Feminin ‘Menge; Volk’) zu verbinden. Ursprünglich Bezeichnis für Ort beziehungsweise Raum einer Gerichtsversammlung des Volkes. Beispiel einer sich mündlich fortentwickelnden Veränderung von ältesten Zeugnissen wie Theotmalli etc. über Thietmelli, Thetmele, Detmule, Detmolde, Depmolde, Deiphmolte, bis zur mundartlich Form Deppel(t).
Dettelbach
Dettenhausen
Dettenheim
Dettighofen
Dettingen an der Erms Alemannengründung, durch Abzweigung der Uracher Linie vom fränkisch Grafengeschlecht war die Ortsherrschaft lange Zeit geteilt, nach Vereinigung samt der Hälfte der Grafschaft Urach vor 1265 an Württemberg, die andere Hälfte der Vogtei erst 1630 gekauft, bis 1938 Oberamt Urach. 1089/1090 (Kopie 1135/37) Tetingin, 1092 (Kopie 13. Jahrhundert) Detingin, 1128 Tetingen; Dettingen (16. Jahrhundert). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen, hier mit den Personennamen Tati/Tato, Dati/Dato: ‘bei den Leuten des Tati/Dato’. Die differenzierende Lageangabe an der Erms bezieht sich auf den Gewässername Erms (*Armisia), der zu den alteuropäischen Gewässername zählt. So Dettingen unter Teck, Landkreis Esslingen.
Dettingen an der Iller
Dettingen unter Teck
Dettmannsdorf
Dettum
Detzem 893 Decima, 1158 Deceme. 1225 Deizeme.
Romanisch decima, die zehnte (Meile).
Deudesfeld
Deuerling
Deuna
Deuselbach
Deutsch Evern
Deutschneudorf
Deuten, (Wulfen) +1000 Thiutina. Altgermanisch peutino, die Klingende, Gewasser name, zu peutan (altenglisch peotan, althochdeutsch diozan, heulen, laut klingen, altenglisch peote, Bergstrom, Wasserfall)
Deutz, (Köln) 1-400 Divitiensivm, Divitiensis, 575 Dvitiv, 1003 in Tuicio, 1041 Tuiziensis, 1104 Tuicia. 1151-56 de Duitio. Romanisch divira, Reichtum.
Deutzgau (Gau um Deiutz) 1041 in pago Tuizihgouue.
Dexheim
Deyelsdorf
Dhronecken
Dichtelbach
Dickel
Dickendorf
Dickenschied
Dickesbach
Didderse
Diebach=Oberdiebach, 1091 Dietbach, +1200 Diebach. Germanisch peudo, Volk, + baki, Bach.
Dieblich 922 Duuericha, Mitte 1000 Diuiricha.
Dieburg Siedlungsspuren aus Bronze und Eisenzeit, im 2./3. Jahrhundert römisch Straßenknotenpunkt und Hauptetappenort für die Limeskastelle, im 6./7. Jahrhundert von den Franken besiedelt. Die schon staufische Wasserburg w der Gersprenz ist 1239 erstmals bezeugt (durchaus nicht, wie oft irrtümlich angegeben, 1169!), doch dürfte sich der Herkunftsname Judda de Dieb(u)rch (1207) auf sie beziehen. Die hoch mittelalte Stadt entstand auf dem ö Gersprenz-Ufer (Stadtrechte 1277), vorher wohl schon deren ö Vorstadt „Altenstadt“. Burg und wohl Stadt gehörten im 14. Jahrhundert den Münzenbergern und ihren Erben, ab 1310 dem Erzbistum Mainz; 1803 kam Dieburg an Hessen-Darmstadt. 1207 Dieb(u)rch, 1208 Ditburg, 1215 Ditburc, 1262 Dippurch, 1391 Dyppurg, Dipurg, 1395 Diepurg [alle Or]. Als Bestimmungswort gilt althochdeutsch diota, di Ortsteil ‘Volk’, vielleicht verkürzt aus Dietweg(burg) ‘Burg an der Heerstraße’ (Berger). Denkbar erscheint eher die Personenname Kurzform Diedo oder Dieto (< Personnename-Stamm *Theuda< germanisch*Peudo ̄ ‘Volk’); dessen Genitiv-en (oder auch das flektierte Zweitglied eines Vollname Diet-) wäre dann (wie sonst oft) geschwunden (späte Überlieferung!). Der Wegfall des t ergab sich durch die in der Kompositionsfuge manchmal eintretende Assimilation, Grundform mit Konsonanten verschärfung (Ratbold > Rappo), die hier zugunsten des Grundwort später wieder aufgegeben wurde. Grundwort: -burg; -ch ist Schreibvariante für auslaut verhärtetes -g, kaum Reflex mundartlich Spirantisierung. Bedeutung also: ‘Burg des Diedo’. So Dittwar (< 1169 Dietebure [!]), Ortsteil von Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis.
Diedorf (Schwaben) Im Mittealter und in der Frühen Neuzeit im Besitz des Klosters St. Katharina zu Augsburg, 1802/03 an Bayern. 1085 Tierdorf, 1099 (Kopie des 12./ 13. Jahrhundert) Tierdorf, 1135 Tyerdorf, 1452 Dierendorf, Dierenndorf, 1481 Diedorf. Das Grundwort ist althochdeutsch-dorf in der Bedeutung ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf’. Semantisch abzulehnen ist die Herleitung des Bestimmungsworts von althochdeutsch tior als ‘Tier, wildes Tier’. Als Bestimmungswort sollte man somit vom unflektierten Personennamen Teor ausgehen. Dabei muss man annehmen, dass sich voralthochdeutsch -eu dem Personennamen durch nachfolgendes -odes Grundwort zu althochdeutsch -iou nd mittelhochdeutsch -ie entwickelte. Der r-Schwund im Bestimmungswort ist entweder auf die im Schwäbischen vorkommende reduzierte r-Artikulation nachfallendem Diphthong zurück zuführen oder auf den folgenden Dental -d das Grundwort, da mundartlich -r oft vor -d schwindet.
Diedrichshagen
Diefenbach (Mersch) 960 Diefenbach a Diefanbach. Germanisch deupan, zu deupa, tief, + bak, Bach.
Diefenbach, (Rengsdorf) 857 Diufonbah, 1096 Diefenbach. Idem.
Diehsa. Verwaltungsverband im Landkreis Görlitz mit Verwaltungssitz in Waldhufen. 1380 Deze, 1422 von der Dezen, 1551 zur Diese,1791 Diehsa. Zu altsorbisch*dˇeˇza ‘Backtrog’ als Bezeichnung für eine Bodenvertiefung, Talmulde. Dieses Wort wurde als Dese ‘Backtrog’ in mitteldeutsch Mundartlich entlehnt. Die obersorbisch Namenform mit dem Anlaut D ́z-beruht auf sorbisch Lautentwicklung Endung -a geht auf kanzleisprachlichen Einfluss zurück.
Diekhof
Diekholzen
Diekhusen-Fahrstedt
Dielheim Frühe Siedlung des 6. Jahrhundert, seit dem 13. Jahrhundert unter Wormser Grundherrschaft, im 14. Jahrhundert jeweils zur Hälfte an den Bischof von Speyer und an Conz Mönch von Rosenberg, 1803 an Baden und 1938 zu Heidelberg. Weinbau, Kapelle im Oberhof. 767 (Kopie 12. Jahrhundert) Diuuelenheim, 794 (Kopie 12. Jahrhundert) Thiulinheim, 852 (Kopie 12. Jahrhundert) Divvelenheimer marca, 1390 Duelnheim; Dielheim (17. Jahrhundert). Eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort-heim und als Bestimmungswort der Personennamen Diwilo. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung des Diwilo’.
Dielkirchen
Dielmissen
Diemelsee
Diemelstadt
Dienethal
Dienheim 835 Dionenheim, 893 Tionenheim, 1222 Dinheym, Dienheym.
Diensdorf-Radlow
Dienstweiler
Diepenau
Diepholz Die gleichnamige Burg zwischen 1120 und 1160 von den Edelherren von Diepholz errichtet; um 1350 Hauptresidenz der Edelherren; 1380 erhielt die Siedlung bei der Burg Osnabrücker Stadtrecht, war aber wohl eher Flecken (erst 1929 Stadtverfassung); nach dem Aussterben der Edelherren fiel Diepholz an die Celler Linie der Welfen. 1118 Dijpholt [Original], 1160 Thefholte, 1177 Thifholt, 1198 Depholte. Bildung mit dem Grundwort-holz in norddeutsch Form. Das Bestimmungswort enthält nicht das Adjectivisch mittelniederdeutsch d ̄ep ‘tief’, obwohl es in einigen Belegen hineingedeutet wurde. Vielmehr ist der Name wie auch Devese oder Devern zu indogermanisch *tib(h)-, einer Erweiterung zu indogermanisch *ta ̄-, *ti ‘schmelzen, weiche Masse’, zu stellen, das in griechisch t ̄ıpho s‘Sumpf, feuchter Grund’ bezeugt ist. Namen gebend war das feuchte Land zwischen den drei Flüssen. So Devese, Ortsteil von Hemmingen, Region Hannover; Devern, Otsteil von Badbergen, Landkreis Osnabrück.
Diera-Zehren
Dierbach
Dierath, (Burscheid) 1181 Thidrode, 1209-15 Diderode. Germanisch peudo- Volk, + ropa Rodung.
Dierlo, (Bayen), 948 ad siluam, que dicitur uocatur Dierlo.
Germanisch deura, wildes Tier (Rotwild) + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Dier Spil, (Ormont) +900 in Dier spile, germanisch deura, wildes Tier(Rotwild + spila, Spiel.
Dierdorf 1324 wurde eine Burg „Dyrdorp“ erwähnt, der dazu gehörende Ort erhielt 1357 die Stadtrechte und eine Stadtmauer mit mehreren Türmen, von denen Reste noch erhalten in norddeutsch 1701–1725 entstand hier das Schloss der Grafen von Wied-Runkel. Seit 1825 zu Preußen. Das Schloss zerfiel und wurde 1902 gesprengt. 1204 Dyrdorph, 1236 Deyrdorph, 1324 Dyrdorp; Dirdorf (1344). Das Bestimmungswort wird durch den Personennamen *Dioro gebildet und lautet somit vermutlich ursprünglich *Dierendorf, da Ortsname auf -dorf im Bestimmungswort meist einen Personennamen enthalten. Dieser Personennamen kann auf den althochdeutsch Stamm Theuda zurückgeführt werden, der mit einem r-Suffix versehen zum Kosename Theud(a)ro wird; dieser wird dann zu *Theudro, *Theuro und schließlich zu Th ̄ıro und Th ̄ero, die Endung des Genitiv Singular Th ̄ırin-ging verloren. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Siedlung des Theud(a)ro’. So Derendorf, Ortsteil von Düsseldorf.
Dierfeld
Dierhagen
Dierscheid
Diesdorf
Diespeck 1170 Dihespecke, 1303/04 (Kopie von 1358) Diespek, 1345 Diesbeke, Diespeck, 1361–1364 Dyspecke, 1373–1377 Dispeck. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch spëcke ‘Knüppelbrücke’, Bestimmungswort möglicherweise das Adjektivisch dicke, dîche ‘dick’.
Dießen am Ammersee Im 11. Jahrhundert Stammsitz der Grafen von Dießen-Andechs, ab dem 12. Jahrhundert Augustinerchorherrnstift, 1231 als Stadt bezeichnet, im 13. Jahrhundert Übergang an die Wittelsbacher. 1039–1053 Diezen, 1057–1062 (Kopie des 13. Jahrhundert zum 10. Jahrhundert) Diezvn, 1122/23 Diezin, 1123–1127 Diezzen, 1157 Diezze, 1336 Diessen. 1411 Bairdyessen,1493 Bayrdiessen, 1831 Dießen, Markt, zu den Unterschieden vom Schlosse Schwabdießen jenseits des Lechs, auch Bayerdießen genannt, am Ammersee, 1964 Dießen am Ammersee. Der ursprünglich Gewässername ist zu althochdeutsch wazzerdiezzo ‘Wasserfall’ beziehungsweise mittelhochdeutsch dieze ‘Schall, Wirbel’ zu stellen; namengebend ist der Weinbach in der Nähe des Klosters. Als Zusatz dient der Stammesname Beier, als Lokalisierung die Lage am Ammersee.
Dietenheim Zunächst im Besitz der Grafschaft von Kirchberg, 1481 an die Grafen von Rechberg, nach deren Aussterben 1539 an die Grafen Fugger (Anton Fugger), seit 1588 Stadtrecht, 1805 ging Dietenheim an Bayern und 1820 schließlich an Württemberg, , Fuggerschloß, Kirche St. Martin, Heiliges Grab, Geburtsort von Martin Brenner. 1240 Tu ̊etenhein, 1275 Tu ̊tenhain, 1280 Tu ̊tinheim, 1353 Tütenhain. Die Belege weisen auf einen Personennamen *Do ̄do im Sinne von ‘Siedlung des Do ̄do’. Die Entwicklung von älterem uo zu heutigem ie erklärt sich wie in Bietigheim(-Bissingen) durch Umlaut und mundartlich Entrundung. Die Verbindung mit althochdeutsch thiot, diet ‘Volk’ ist daher sekundär, wenn *theudan icht dem Personennamen selbst schon zu Grunde liegt. So Didenheim, Arrondissement Mulhouse, Département Haut-Rhin.
Dietenhofen
Dieterode
Dietersburg
Dietersheim
Dieterskirchen
Dietfurt an der Altmühl
Diethardt
Dietingen
Dietkirchen an der Lahn, 1212 Ditkirchen. Germanisch peudo, Volk, kirika, Kirche.
Dietkirchen, (Bonn) 1021 de monasteri Sancti Petri Thietkircha dicto, 1020 Thiedenkireca., 1167 Dietkerca.
Dietwardessen, (wust bei Grebenstein. 1015-25 Thiatwardessun. Germanisch Peudowardes husum, zu den Häusern des Peudoward, (peudo- Volk, + warda Verwalter)
Dietmannsried Spät mittelalterliche Adelsherrschaft, Lehen des Klosters Kempten, seit 1512 stifts kemptisch, 1586 Wochenmarkt. 1349 Dietmarsriet, 1422 Dietmansried, 1515 Tiethmasried; Dietmannsried (1785). Grundwort: -ried ‘Rodung’, Bestimmungswort: Personennamen Dietmar, später Dietmann ein gedeutet, ‘Rodung des Dietmar’.
Dietramszell
Dietrichingen
Dietzenbach Die Ersterwähnung steht im Zusammenhang mit einer Güterschenkung an das Kloster Patershausen (bei Heusenstamm, Landkreis Offenbach). Die Ortsherrschaft übten zunächst die Grafen von Hanau aus. Nach deren Aussterben 1736 ging der Ort erst an Hessen-Kassel, 1773 an Hessen-Darmstadt über. Circa 1210–1220 (Kopie) Dicenbah, 1344 Dyetzinbach, 1542 Dietzenbach. Personnename Diezo, die Kurzform eines Namens mit dem Erstglied zu althochdeutsch di Ortsteil ‘Volk’. Zum Grundwort-bach.
Dietzenrode-Vatterode
Dietzhölztal
Diez Der Ort war zunächst im Besitz der Prümer Abtei, seit dem 9. Jahrhundert Sitz und Zentrum einer Grafschaft 1329 erhielt er das Stadtrecht sowie eine Stadtmauer. Die Grafschaft kommt im 15. Jahrhundert erst in den Besitz derer von Katzenelnbogen, dann der Landgrafen von Hessen. Auf die Grafen von Nassau-Diez geht das niederländisch Königshaus zurück. 799 Theodissa, 1073 Thidesse, Didesse, 1171 Dietse; Diez (1424). Ableitung von althochdeutsch the Ortsteil ‘Volk’ oder dem belegten Personennamen Theodo mit -issa, einem alten hydronymischen, vermutlich diminutiven Suffix, das mehreren umgedeuteten Ortsname anhängt. Der Name könnte demnach ‘Siedlung des Theodo’ bedeutet haben. Er galt ursprünglich dem Siedlungsraum Diezer Mark und verdrängte erst später die frühzeitlichen Namen der dort sich befindenden Siedlungen. So Altendiez, Rhein-Lahn-Kreis; ebenfalls mit -issa wurden abgeleitet: Selters (Taunus), Landkreis Limburg-Weilburg, und Selters (Westerwald), Westerwaldkreis.
Differten, (Saarland) 1067 Diefvrt. Germanisch deupa, tief + furdu Furt.
Dill
Dillenburg Die um 1130 gegründet Burg sicherte die Fernhandelsstraße Frankfurt-Siegen-Köln; seit 1290 eine der Residenzen der Grafen von Nassau, mehrere Umbauten der Burg (14.–16. Jahrhundert), spätere Schlossanlage, von der nur die Kasematten erhalten sind (zählt zu den größten Verteidigungsanlagen Westeuropas), zahlreiche Barockgebäude, Stadtrechte 1344, seit 1516 ständiger Regierungssitz der nassau-ottonischen Linie, 1606 Hauptstadt von Nassau-Dillenburg, 1742–1806 Regierungssitz der oranien-nassauischen Lande, 1815 zu Nassau. 1255 Dillenberg, 1279 de Tyllinberg, 1341 mit den vestin Diellinberg, 1495 de Dillemburch, 1500 Dilnberg/Dylnberg; Dillenburg (1292). Kompositum mit dem Grundwort -burg ‘Burg, Stadt’, dass in der Überlieferung die Parallelformen -burg/-berg aufweist. In der Fuge findet sich das Merkmal einer swach Genitivflexion -en-. Das Bestimmungswort des Ortsnamens leitet sich von dem Fluss Dill her, der durch die Stadt fließt. Die Überlieferung des Flussnamens zeigt eine altertümliche Bildung mit dem Suffix -ina: 790 (Kopie 1183–95) fluuium Filina [zu korrigieren in Dilina], 1048 (Kopie 12. Jahrhundert) Dillenam. Nach Krahe gehört der Flussname Dill zu der Gruppe älterer Gewässername mit Til-. Dabei ist von einer indogermanisch Doppelwurzel *til-/*pil auszugehen, die als l-Erweiterung zu einer Wz. *t ̆ı in der Bedeutung ‘schmelzen, sich auflösen, fließen’ gehört. Die Dill gehört zum Bestand der „Alteuropäischen Hydronymie“ mit zahlreichen europäischen Vergleichsnamen und bedeutet ‘die Fließende. So Dillbrecht, Offdilln und Fellerdilln, drei Ortsteil von Haiger; Dillheim, Ortsteil von Ehringshausen, englisch Flüsse: Till, Nebenfluss. der Wilham; Till, Nebenfluss der Tweed mit Ortsname Tilmouth; Tille, Nebenfluss der Saône, Frankreich; Flussname Zihl, bei Neuchâtel, Dijle, Nebenfluss der Rupel und der Zufluss. Thyl, Belgien; Ziller, Nebenfluss der Inn mit dem Flurname Zillertal.
Dillendorf
Dillingen an der Donau, Im Mittelalter Grafensitz. Stadtgründung durch die Grafen von Dillingen (1252 erstmals ein civis genannt, 1257 oppidum, 1264 civitas), 1257 Schenkung an das Hochstift Augsburg und deshalb seit dem 14./15. Jahrhundert Residenz der Fürstbischöfe von Augsburg sowie Regierungssitz für das Hochstift Augsburg. 1549/51–1803 Universität. 1802 Übergang an das Kurfürstentum (1806) Bayern. 973 (niedergeschrieben circa 990) Dilinga, circa 1132 Dilingen, 1264 Dilingen und Dillingen. Der Ortsname setzt sich zusammen aus einem germanischen Namen *Dilo und dem Zugehörigkeits suffix-ing (‘Zu den Leuten eines *Dilo’). Die heutige Schreibung mit Doppel-lsetzt sich erst in der späten Neuzeit durch (amtlich seit 1842); der amtliche Zusatz a.d. Donau seit 1932. So Dillingen (Saar), Kreis Saarlouis.
Dillingen/Saar, Im Stadtteil Pachten Relikte des gallo-römisch Vicus Contiomagus und eines spätrömisch Kastells. Im Mittelalter Kirchort im Erzbistum Trier, Wasserburg des 14. Jahrhundert, heute „Altes Schloss“; bis 1766 lothringisch, dann französisch, 1815 preußisch. 1131/53 Dullinga, 1262 Dullingen, 1297 Dullingin [Original]. Dillingen: Ableitung mit-ing-Suffix vom Personenname *Dullo (wohl Kontraktion aus Du ̄dilo); lautliche Entwicklung mit Umlaut [u] vor [i] > [y] und Entrundung > [i] (1543 Dillingen [Original]). Vicus Contiomagus: Der in einer Inschrift (2./3. Jahrhundert PRO SALVTE VIKANORUM CONTIOMAGIENSIVM) überlieferte Name ist komponiert aus dem keltischen Personennamen *Contios und keltisch *magos ‘Feld, Markt’. Dem Areal des Vicus ruht die frühmittelalter Siedlung Pachten auf, deren im d. Sprachraum singulärer Name Pahta (1095/1123), Patta (1183), mundartlich ['pa‘tn] mit Ausfall von althochdeutsch [h] vor [t], entwickelt ist < romanisch *Pacta ‘Zinsrrt’ (?), Polen, zu lateinisch pactum ‘Vertrag, Zins’.
Dillstädt
Dimbach
Dingdorf
Dingelstädt Altthüringische Dorfsiedlung, als Herrensitz seit 1300 bezeugt, 1309 Gerichtsort (in plebiscito), bis um 1540 Sitz des Landgerichts, im späten Mittelalter Marktflecken, seit 1859 Stadt. Katholische Wallfahrtskirche St. Maria im Busch, seit 1866 Franziskanerkloster Kerbscher Berg (Wüstung Kirchberg). (9. Jahrhundert) 1150/65 Dingilstat, 1163 Dingested, 1188 Thingelstat, seit 1220 Dingelstede, -stete u.ä. Die Form von 1163 bietet wohl noch deutlich die Ausgangsform zu altsächsisch thing, althochdeutsch thing/ding ‘Volksbeziehungsweise Gerichtsversammlung’ und altsächsisch stedi ‘Ort, Stelle’, also ‘Gerichtsort’. Bereits im 12. Jahrhundert zeigen Schreibungen wie Dingil und Dingelent weder eine volkssprachliche Verkleinerungsform oder die Angleichung des Ortsnamens an Personennamen wie Dingolf. Ebenso ist -stat durch Schreiberangleichung zu erklären. Vergleichbar ist Dingstetten, um 1280 Dinchsteten; Dinglstadt, beide Ortsteil von Bernhardswald, Landkreis Regensburg, noch 1490 Dingstatt; wohl auch Dingelstedt, Ortsteil von Huy, Landkreis Harz, 993 Dingelstede, 1195 Dingenstide.
Ding, (Bacharach) 1222 acta in Bacherache in loco iudiario qui an uulgo uocatur ding coram iudicibus. Germanisch pinga, gerichtliche Zusammenkunft, Ort wo diese stattfand.
Dingen 1200 Dingethen, Dingethe, Thinhethe. Germanisch pingipja, Kollektiv zi pinga, ziehe Ding.
Dingdorf, (Trier), 801 Didone uilla. 7
63-804 Dyddone uilla, 1103 Didunthorph. Germanisch Didon porpa, auch romanisiert als Didon villa, Siedlung des Dido.
Dingeringhausen (Helmscheid) 1015-25 Thinvherdinchusum. Germanisch Pingaharingo husum, zu den Häusern des Pinghar, (pinga= gerichtliche Zusammenkunft, + harja Heer)
Dinkelburg, (Körbecke) 1015-25 Thinkilburg.
Dingolfing Zahlreiche vorgeschichtliche Siedlungsspuren, Herzogshof zur Zeit der Agilolfinger im 8. Jahrhundert, Besitz von Regensburg-St. Emmeram, im 13. Jahrhundert Übergang an die Wittelsbacher, 1274 Bestätigung des Stadtrechtes.770? (Kopie des 11. Jahrhundert) Dingoluuinna (wohl verschrieben für *Dingoluuinga), 773 (Kopie des 12. Jahrhundert) Thinolfingas (wohl verschrieben für *Thingolfingas), 833 Tinguluinga, 1114 Dingoluingen, 1220–1230 Dingolving, kurz vor 1300 Dingolfing. Es liegt einem Personennamen wie Thingolf, Tingulf, Dingolf zugrunde, der durch das Zugehörigkeits suffix-ing abgeleitet ist.
Dingolshausen
Dingsleben
Dinkelsbühl Wohl Königshof in fränkisch Zeit, im 12. Jahrhundert Stadtrecht, nach dem Interregnum und bis zur Mediatisierung Freie Reichsstadt. 1188 (gleichzeitige Kopie) Tinkelspu ̊hel, 1240–1256 (Kopie des 14. Jahrhundert) Dinkepole, 1251 Dinkelspuhel, 1262 Dinkelsbue hel, 1282 Dynkelspvle, 1319 Dinkelsbühl, 1398 opidi Dinckelspuel, 1592 lateinisch Farricollinus, 1554 Zeapolitanus. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch bühel, buohel ‘Hügel’, Bestimmungswort wohl der Personennamen Dingolt oder Dingolf; daneben wurde aber auch althochdeutsch dinkil ‘Dinkel’ herangezogen und ein s-Gleitlaut angenommen. Den Herkunftsbezeichnungen liegen lateinisch far ‘Getreide, Dinkel’ und collis ‘Hügel’ beziehungsweise griechisch ‘Dinkel’ und « ‘Burg, Stadt’ zugrunde.
Dinkelscherben
Dinklage Herkunftsort des Rittergeschlechtes der Herren von Dinklage; in Mittelalter und früher Neuzeit zum Stift Münster gehörig, 1677 „Herrlichkeit“; 1827 an Herzogtum Oldenburg verkauft. 1231 Thinclage [Original], 1242 Dynclaghe, 1420 Dinclage; Dinklage (1805). Bildung mit dem Grundwort -lage und dem Appellativ altsächsisch thing, mittelniederdeutsch dink ‘Gerichtsstätte’ als Bestimmungswort Der Ortsname verändert sich kaum. Der Anlaut entwickelt sich von Thz u D-. Das Bestimmungswort zeigt im Silbenauslaut stimmloses -k anstelle des stimmhaften -g-.
Dinslaken, Stadtrechte seit 1273. Späteres 12. Jahrhundert in Lake, 1163 de Dincelachen [Original], (1189–91) de Dinzelaken [Original], 1365 van Dynslaken. Letztglied zu mittelniederländisch lak(e), mittelniederdeutsch la ̄ke ‘Tümpel, Sumpf, morastige Wiese, Wasserlauf (im Sumpfgelände) ’ im Dativ Singular oder Plural, nach der Lage der Motte in einem versumpften, von Rotbach und Emscher durchflossenen Bruchgebiet. Das Erstglied kann zu altniederfränkisch thinsan ‘ziehen’ gestellt werden (ostmittelniederländisch dinsen; neuhochdeutsch noch in gedunsen). Die späten Belege lassen nicht erkennen, ob der Fugenvokal -e ursprünglich ist. Die Schreibungen nc, nz beruhen wohl auf einem Gleitkonsonanten [t] zwischen n und s. Die Motivierung geht entweder vom zeitweiligen Anschwellen des Wassers aus oder von der weiten Ausdehnung des Überschwemmungslandes, wie sie semantisch in dem zum gleichen Etymon gehörigen ablautenden althochdeutsch duns ‘Ausdehnung’ zum Ausdruck kommt. Lake kommt häufig allein oder als Bestandteil von Ortsnamen vor, s. Die Unterscheidung von mittelhochdeutsch lâche ‘Grenzzeichen’ ist bisweilen schwierig.
Dintesheim
Dipperz
Dippoldiswalde Ende des 12. Jahrhundert deutsche Bauerndorf, Ausbau und Stadtanlage im Anschluss an markgräflich-meißnische Burg nach 1200, gegenwärtig wirtschaftlich. 1218 Dipoldiswalde, 1294 Dippoldiswalde, 1453 Dippelswalde. Im Bestimmungswort ist der mittelhochdeutsch Personennamen Dietbald oder Dietwald (zu mittelhochdeutsch diet ‘Volk’ und althochdeutsch -bald ‘kühn’ beziehungsweise -walt ‘walten’) enthalten, dessen Lautgruppe -t+ Labial früh zu -p-, grafisch -pp assimiliert wurde. In der Mundartlich und Umgangssprache lautet der Ortsname v erkürzt Dips. Das Grundwort -walde bezeichnet Rodungssiedlungen, vgl. Ortsname wie Eberswalde, Finsterwalde u.a. Die Bedeutung des Ortsnamens ist demnach als ‘Rodungssiedlung des Dietbald oder Dietwald’ zu erfassen. So Dippelsdorf, Landkreis Altenburger Land.
Dirlewang
Dirmstein
Dischingen
Dissen am Teutoburger Wald Wahrscheinlich ist ein spätkarolingischer Königshof in Dissen anzunehmen; seit dem Mittelalter Sitz eines Gogerichtes und Gerichtsplatz der Stapelheide; 1556–1807 Sitz einer Vogtei des Osnabrücker Amtes Iburg; 1951 Stadtrecht; 1976 wurde der Namenzusatz am Teutoburger Wald vom niedersächsischen Innenministerium angeordnet. 895 Tissene [verunechtet 11. Jahrhundert], 1141 Dissene; Dissen (1223). Ableitung mit -n-Suffix. Die Basis der Ableitung ist vermutlich mit den in mittelniederdeutsch d ̄ısinge ‘diesiges Wetter’, neuniederländisch dijzig, norddeutsch d ̄ısig ‘neblig, grau’ bezeugten Appellativum zu verbinden. Diese weisen allerdings auf Langvokal (aus germanisch *þems-), während für der Ortsname eher von Kurzvokal auszugehen ist.
Dirnstein, (Diez) 1212 Dirstein.
Disibodenberg, (Odernheim am Glan) 1158 in monte beati Dysibodi.
Dissen-Striesow 1015-25 Diesna.
Distel, (Minderlittgen) 1171.
Disteln, (Herten) Mitte 1200 Distilheim. Germanisch pistila, Distel + haima Dorf.
Disternich, (Aa) 1141-56 Dicternic, 1161 Thesernich, 1174 Distirnich.
Ditfurt
Ditscheid +1200 Dickesceit. Germanisch pikwja, dick, dicht, + skaipjo Wasserscheide, Bergrucken.
Dittelbrunn 1282 Diethelbronn, 1407 Tittelbrünn, 1799 Dittelbrunn. Grundwort des Namens ist -brunnen ( -brunn/bronn); das Bestimmungswort wird als Personennamen angesehen, wobei die Kurzform Theotila, Thiatila eher in Frage käme als die in der Literatur herangezogene Vollform Dithold, Tiethold. Ein historisch Träger eines entsprechenden Namens ist im Zusammenhang mit dem Ort nicht bezeugt. Die Erklärung als Ort am Distelbrunnen bei A. Schumm erscheint frei erfunden.
Dittelsheim-Heßloch
Dittenheim
Dittersdorf
Dittweiler
Ditzingen Wahrscheinlich aus dem Zusammenschluss zweier Siedlungen entstanden, ab 763 im Besitz des Klosters Lorsch, das Ditzingen 902 an Reginboto im Tausch gab, durch die Glems (schwäbisch-fränkisch Stammesgrenze) zweigeteilt und mit jeweils einer Pfarrkirche ausgestattet, bereits 1350 beim Amt Leonberg, Konstanzer Kirche, Speyrer Kirche, Ditzinger Schloss, Drei-Giebel-Haus. 769 (Kopie 1183–95) Tizingen, 772–800 (Kopie 1183–95) Tizingen, Ticingen; Dizzingen (1275). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen und enthält den Personennamen Tiz(z)o: ‘bei den Leuten des Tizzo/Tizo’. Der Gewässername Ditz ist aus dem Ortsname rückgebildet.
Ditzum, (Au) +1000 Tetteshem. Germanisch Tettas haim, Wohnung des Tetto.
Divitz-Spoldershagen
Dobbertin
Dobbin-Linstow
Dobel
Döbbelin, Mitte 1200 Dobelin.
Dockweiler, (Trier) 1144 Dochuwilre, 1173 Dochwilere. Germanisch dukkon (altenglisch docce, mittelniederlandisch docke, Sauerampfer) + wilare von latinisch villare, Gehoft.
Dodenhausen, 1015-25 Dodanhusun. Germanisch Dudan husum, zu den Häusern des Dudo.
Dodenhofen, (Ruttgen) 1140 Dodenheim. Germanisch Dudan husum, zu den Häusern des Dudo.
Dohnsen, 1016 Dodonhusun, 1015-25 Dodanhusun. Germanisch Dodan husum, zu den Häusern des Dodo.
Doberlug-Kirchhain 1165 gegründet Zisterzienserkloster, das zur wichtigsten Kulturstätte der einst sorbisch Niederlausitz wurde. Nach Auflösung des Klosters 1541 Errichtung des Amtes Dobrilugk, wozu auch Kirchhain gehörte. In Kirchhain eine um 1200 erbaute Kirche. Doberlug: 1012/18 (zum Jahre 1005) Dobraluh, 1184 Doberluge, Dobrilug, 1298 Doberluch [Original]; sorbisch 1843 Dobryług, Dobrjolug. Kirchhain: 1234 Kyrkhagen [Original], 1380 Kirchhain [Original]; sorbisch 1761 Kustkow, 1843 Kóstkow, Góstkow. Grundform altsorbisch *Dobrylug ‘Ansiedlung in einem guten feuchten Wiesenland’. Der Name ist ein Kompositum aus altsorbisch *dobry ‘gut, tüchtig’ und altsorbisch *lug ‘sumpfige Wiese’. Kirchhain ist eine deutsche Rodungssiedlung, Grundform mittelniederdeutsch *Kerkhagen, im Bestimmungswort mittelniederdeutsch kerke‘ Kirch-’ und im Grundwort mittelniederdeutsch-hagen ‘umhegtes gerodetes Land’, das sich unter mitteldeutsch Einfluss zu -hain entwickelte. Die sorbisch Namenform ist erst später entstanden, sie kann als ‘Siedlung eines Kostk’ erklärt werden.
Doberschau-Gaußig
Doberschütz
Dobersdorf
Dobin am See
Dobitschen
Dockendorf
Dockweiler
Dodenburg
Döbeln Altsorbisch Siedlung, seit Mitte des 10. Jahrhundert mit deutscher Burg und Burgflecken, Stadtanlage kurz nach 1200. 981 Doblin, 1197 fortfolgend de Dobelin, Doblin, 1332 Doe belin. Den altsorbischen Personennamen *Dobl (oder *Dobel) wurde mit dem possessivischen Suffix -in erweitert: *Dob-lin-, demnach ‘Ort des Dobl.
Döbern 1375 in Dober [Original], 1466 Heinrich von der Dober, 1579 Dobern; sorbisch 1843 Derbno. Der Name bedeutet ‘Siedlung in einer Talsenke, Schlucht’, was der Lage in einem Kleinen von N nach S verlaufenden Becken entspricht. Er gehört zu einem noch in Orts und Flurnamen erhaltenen slawische *deb ́r, *dob ́r ‘Schlucht, Tal’. Das n ist sekundär angetreten. Der Beleg mit dem Artikel deutet auf einen ursprünglichen Flurname hin. In der sorbischen Form erfolgte eine r-Metathese. Ähnlich Alt und Neudöbern, Ortsteil von Luckaitztal, beide Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Döbritschen
Döbritz Döhlau
Döllstädt
Dolgesheim, 1187 Dolengesheim.
Dolendorf, (Aa) 1114 Tollendorf, 1138 Dolendorf, 1214 Dollindorp. Germanisch Dullon porpa, Siedlung des Dullo.
Dolendorf= Ober- und Niederdollendorf. 1191 Dullendorf. 1144 Dollendorp. Idem.
Dondorf, (Hennef) 1064 Torndorf, 1109 Torendorf, Germanisch Duron porpa, Dorf des Dudo.
Dömitz -Malliß. Amt (mit der Stadt Dömitz und weiteren sechs Gemeinte, darunter Malliß). Dömitz: Slawische Vorbesiedlung, etwa seit Ende 12. Jahrhundert bekannte deutsche Burganlage samt zugehöriger Siedlung, 1559–65 Errichtung einer Befestigung und später weiterer Ausbau zur größten Mecklenburger Festung, bis 1894 in militärischer Verwaltung (1839/40 dort Fritz Reuter in Haft), zum Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Erwerbszweige durch den Hafen als Umschlagplatz. Malliß: im Mittelalter nutzung eines einträglichen Tonvorkommens und ab dem 14. Jahrhundert reger Salzabbau, zum Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, zwischen 1817 und 1960 Braunkohleabbau unter Tage im Ortsgebiet. Dömitz: 1230–1234 de Dumeliz, 1269 ciuitas Domeliz, 1308 Domenitz, 1334 Dömnitz, 1341 Domenitze. Malliß: 1230–1234 in villa Melgoz, 1259 Melchist, 1308 Melegiz. Dem Ortsname Dumeliz, Domenitz liegt ein altpolabisch Kosename *Domal oder *Doman mit einem patronymischen Suffix -ici ( -itz) zugrunde, dessen auslautendes -i bei der Eindeutschung verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Domal oder Doman’ rekonstruieren, die abwechselnd gebrauchter Kosename gehen beide auf einen zweigliedrigen Vollnamen mit dem Erstglied *Dom zurück, darin vermutlich das slawische *dom ‘Haus, Heim’. Die Suffixe -l und -n konnten für Diminutiva, aber auch zur Bildung von Kosenamen verwendet werden. Ab dem 14. Jahrhundert wird -o zu -ö umgelautet und ab dem 15. Jahrhundert die verkürzte Form des Ortsname Dömitz gebraucht. Die Formen Melgoz, Melegiz, 1331 Melgast des zweiten Ortsnamens deuten auf einen ihm zugrundeliegenden Personennamen *Miligost mit einem bei der Eindeutschung verloren gegangenen possessiv Suffix -j hin. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Miligost’ rekonstruieren, wobei der Personennamen aus *mil ‘lieb, teuer’ und *-gost ‘Gast’ besteht (vgl. auch die Personennamen altpolnisch Milogost, alttschechisch Milhost). So Dümmer, Landkreis Ludwigslust; Miltzow, Landkreis Nordvorpommern.
Donsbrüggen, 721-22 Dangaesbroch, 1191 Dunsbrucgen, Dunsbruchen.
Dörbach, Trier) 902 Degerenbach.
Dören, (Paderborn) 1015-24 Thurnithi, 1036 in marchiis Thurnithorum. Germanisch purnipja, Kollektiv zu purnu, Dorn.
Dorf bei Wittlich, Anfang 1300 Dorphe. Germanisch porpa, Dorf.
Dorgen, (Osnabrück) Anfang 1100 Dorongon, Dorangon.
Dörentrup Frühmittelalter entstandene Siedlung. Ursprünglich bestand sie (bis ins 19. Jahrhundert) nur aus zwei Höfen; Tonlagerstätten, Braunkohle und tertiäre Quarzsande, zwischen 17. Jahrhundert und 20. Jahrhundert Nutzung der Bodenschätze durch Töpferei und Sandabbau (1897/98 Lippische Thonwarenfabrik von Reden u. Cie., „Litho“. 1151 (beglaubigte Kopie Ende 14. Jahrhundert) Thornigthorpe, 1424/28 Dorentorp, 1618 Meyer zu Dorentrup; Dörentrup (um 1758). Bildung mit dem Grundwort-dorf. Im Bestimmungswort kann mit zwei Anbindungen gerechnet werden. Zum einen mit einer -k-Ableitung *thornik/thornig (vgl. Doornik, Provinz Gelderland, Niederlande; Dornick bei Kleve) als Flur bezeichnest in den Dören (zu altsächsisch thorn ‘Dorn (enge strüpp), zum anderen ist nach dem Erstbeleg auch ein Personennamen Thornig (mit Nasalausfall) für *Thoring (Variante zum Völkernamen Thuring, germanisch *þuring-a-) möglich. Seit dem 15. Jahrhundert erscheinen durchgängig abgeschwächte beziehungsweise synkopierte Formen (Dor(e)n-; mundartlich Doierntrup)
-dorf. Germanisch *þurpa-, gotisch þaurp, althochdeutsch / mittelhochdeutsch dorf, mittelniederdeutsch dorp Nutral, durch Akzentverlagerung -trop, -trup, -druf, -droff (z. B. Bottrop), ursprünglich ‘(bebautes) Land, Acker, Einzelhof ’, erweitert zu ‘Gruppensiedlung’ entsprechend heutigem Lexem. Im deutsch Sprachgebiet außerordentlich produktiver Bildungstyp und weit verbreitet (weniger im Alemannisch), teilweise alt wie die -heim-Siedlungsname, so im Westen. In den einzelnen Landschaften zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Im Bairisch etwa mit ersten Belegen schon im 8. Jahrhundert wird der Bildungstyp am Ende der älteren Ausbauzeit sehr produktiv, ähnlich auch in Schlewig-Holstein. In Ostdeutschland beziehungsweise im Bereich der deutsche Ostsiedlung ist -dorf das häufigste Grundwort und seit dem 12./13. Jahrhundert besonders zahlreich. Die -dorf-Siedlungsname haben vorwiegend Personennamen im Genitiv als Bestimmungswort, allerdings z.B. weniger im Wolfenbütteler Gebiet, was neben relativ hohem Wüstungs anteil auf späten Landesausbau hindeutet. -dorf kann noch h. bei Neubildungen verwendet werden.
Dörfles-Esbach
Dörnberg
Dörnick Migrationsname aus Doornik= Tournai.
Dormagen, 7. Dornomago, 8. Durnomago, 10. Burnomago. Keltisch.
Dornick, 2. Halfte 1100 de Thorniko, 1112 de Dornecho, 1125.
Dörpe, (Hückeswagen) 1189 Duripe. Altgermanisch dura, Lolch? + Hydronyme Suffix -apo.
Dörpfeld, (Hückeswagen) 1189 Duripvelde.
Dörpen 890 Dorpun, 10. Jahrhundert Thorpun, um 1000 Dorpun, 1350–1361 in villa Dorpen. Der Name besteht aus dem Simplex altsächsisch thorp, mittelniederdeutsch dorp im Dativ Plur (LokatSo), -dorf. So Dorfen in Bayern und Baden Württemberg.
Dörphof
Dörpling
Dörpstedt
Dörrebach
Dörrenbach
Dörrmoschel
Dörscheid
Dörsdorf
Dörth
Dörverden
Dörzbach
Döschnitz
Dötlingen
Döttesfeld
Dogern
Dohm-Lammersdorf
Dohna-Müglitztal Verbandsgemeinde aus der Stadt Dohna und der Gemeinte Müglitztal im Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge. Dohna ist die zweitälteste Stadt Sachsens, alter sorbischer Burgwall an der Straße vom Elbtal nach Nordböhmen, seit Anfang des 12. Jahrhundert Reichsburggrafensitz, im späten Mittelalter Stadt. Zu 1040 (Anfangs 12. Jahrhundert) Donin, 1107 und 1121 oppidum Donin, 1483 Donen, 1501 Don(n)en, 1569 Dohna. Dohna: Wohl altsorbisch *Donin zu einem Personennamen Don o. ä., möglicherweise auch Sdon, Sdona o. ä., Entwicklung des -inzu frühnordhochdeutsch -en, dann nach -n-Verlust -e und in die Schrift mit -a umgesetzt. Müglitztal: Zum Gewässername Müglitz, 1431 belegt als die Mogelitz. Zu altsorbisch *Mogylice, abgeleitet von altsorbisch *mogyla ‘Hügel’. So Müglitz, Ortsteil von Altenberg, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Dohr
Dohren (Emsland)
Dohren (Nordheide)
Dolgen am See
Dolgesheim
Dollern
Dollerup
Dollnstein
Dombühl
Dommershausen
Dommitzsch
Domsühl
Donaueschingen Erstnennung im Jahre 889 im Zuge der Schenkung des Ortes an das Kloster Reichenau, 1283 Belehnung der Grafen von Fürstenberg mit Donaueschingen, die hier auch das Brauereirecht besaßen, den Ort 1488 kauften und Mitte 17. Jahrhundert zur Residenz ihres Fürstentums machten. Ab 1806 badisch, 1810 zur Stadt erhoben. Fürstlich Fürstenbergisches Schloss, Hofbibliothek, Donauquelle. 889 Esginga [Original], 1061 Eschegin [Original], 1292 Tu ̊no(u)eschingen [Original], 1306 Eschingen [Original], 1357 Tunaweschingen, 1506 Tunaw Eschingen, 1508 Thünoweschingen [Original]; Donaueschingen (1772). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen und enthält den aus Ortsname erschlossenen Personennamen *Asko/Asiko: ‘bei den Leuten des Asko/Asiko’. *Asko ist Kurzform von Personennamen wie Asculf, Ascwin us wach, die germanisch *askaz ‘Esche’ enthalten. Bereits im 13. Jahrhundert wird durch Bildung eines Kompositums mit dem Flussname als Bestimmungswort auf die Entstehung der Donau in Donaueschingen hingewiesen. Der Name Donau (lateinisch Da ̄nuvius) ist spät indogermanisch (*Da ̄nou -ios) und wird als Ableitung von indogermanisch *deh2nu‘Fluss, Flüssigkeit’ (altindisch da ̄nu‘(Herab-)Träufeln, Flüssigkeit’, jungavestisch da ̄nu ‘Fluss’, ossetisch don ‘Fluss, Wasser’, altbritisch Flussname *Da ̄nu), erklärt. Er wird früh ins Germanisch entlehnt und an germanisch *a(g)wjo ̄ feminin ‘Land am Wasser, Aue’ als *Do ̄nouwja, althochdeutsch Tuonouwe, angepasst. Der Zusatz Donau dient zur Unterscheidung gleichnamiger Eschingen-Orte wie Wutöschingen, Landkreis Waldshut, so Eschikon, Ortsteil von Lindau.
Donau-Heuberg. Der Verband wurde 1972 gegründet und besteht aus den selbstständigen Gemeinden Bärental, Buchheim, Irndorf, Kolbingen, Renquishausen sowie den zwei Städten Fridingen an der Donau und Mühlheim an der Donau. Donau-Heuberg (1972). Zum Gewässername Donau und dem Gebirgsnamen Heuberg.
Donaustauf
Donauwörth Im 10. Jahrhundert Brückenort, spätestens 1220 Stadtrecht, 1465 Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, 1607 Verhängung der Reichsacht und Besetzung durch Herzog Maximilian von Bayern. 1030 in loco Uueride, 1049 (Druck von 1795) Manegoldus ... fundauit ecclesiam in petra que ex eius nomine dicitur Manegolstein, circa 1130 (Kopie von 1175) Manegoldus de Werde, 1121–1126 Werde, 1136 (Druck von 1795) Wörda, 1139 Werda, 1147 Gverde, 1162 Guerde, 1240–1256 (Kopie des 14. Jahrhundert) Vorthen, circa 1250 Swebishewerd, 1266 Swaebischwerde, circa 1279–1284 Swaibisch Werde ... Werdea, 1327 Werd, 1386 Swäbisch Werd, 1389 Tu ̊naw Werde, 1401 zu Swebischenwerde off der Donaw, 1463 Schwae bischen Donauwerd, 1475 Tannawerd, 1477 zu Werde an der Tunaw, 1478 Thonawerd, 1490 Schwabischenwerd, 1500 Wörd, 1514 Schwäbischenwerd, 1522 Schwebischenwerd, 1551 lateinisch à Danubiana Penninsula, 1559 Statt Woerde an der Thonaw gelegen, 1566 Thonauwoe rth, Schwebischen Woe rdt an der Thonau gelegen, 1599 lateinisch Danubiowerdanus, 1656 zu Thonauoder Schwae bischen-Werdt, 1693 Donawörth, 1749 Donauwörth ... Schwöbisch Wörth. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist althochdeutsch -stein ‘Stein, Fels’; als Bestimmungswort dient der im Beleg von 1049 genannte Gründername Manegoldus. Ausgangspunkt des heutigen Siedlungsname ist eine Flurbezeichnung. Althochdeutsch werid, bedeutet ‘Insel’, mittelhochdeutsch wert ‘Insel, Halbinsel, erhöhtes, wasserfreies Land zwischen Sümpfen, Ufer’,-werth. Die Unterscheidung gegenüber mehreren gleichlautenden Ortsname n in Bayern erfolgte durch das Adjektivisch swaebisch ‘schwäbisch’, also durch die adjektivische Bezeichnung nach dem Herzogtum Schwaben, später durch Hinzufügung des Flussname Donau.
Donndorf
Donnersdorf
Donsieders
Donzdorf Vor dem 7. Jahrhundert entstanden, ab 1327 wohl überwiegend im Besitz der von Rechberg, 1806 ging Donzdorf an Baden und 1810 an Württemberg. 1275 (Kopie um 1350) Tunestorf, 1281 Tunstorf [Original], 1391 Donstorff [Original], 1483 Donntzdorff [Original]; Donzdorf (15. Jahrhundert). Wohl als ‘Siedlung des Tun ̄ın’ eine Zusammensetzung aus dem Grundwort-dorf und dem Personennamen Tun ̄ın. Die Schreibungen tz und z zeigen einen im Frühneuhochdeutsch nicht seltenen Sprosskonsonanten zwischen n und s.
Dorfchemnitz (bei Sayda)
Dorfen 1270 als herzoglicher Markt erwähnt. Der Erstbeleg des in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert gegründeten Marktortes stammt aus dem Jahr 1270. 1270 in foro nostro Dorfen. Die neue Siedlung hat ihren Namen von dem unweit gelegenen Pfarrdorf Oberdorfen, das 773 (Kopie des 12. Jahrhundert) Dorfin, 806–810 (Kopie von 824) Dorfa, 828 Dorfun und 1196 Dorfen hieß. Wegen der Wallfahrtskirche wurde der neue Ort im 16. Jahrhundert auch Mariadorfen genannt. Bereits im Jahr 1723 wurde der Name erklärt: Dorffen. Ist ein Churfuerstl(icher) Marckt ... Allda sollen vor disem nur drey Hae user gewesen / vnd diese die Ursach seyn / dass er den Namen Dorffen habe / welche drey Hae user dieser Marckt in seinem Insigl fue hret / wie solches auch die alte gemahlte Thor-Wappen anzaigen. Tatsächlich liegt dem Namen eine Pluralform von althochdeutsch thorf,-dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf ’ zugrunde.
Dorfhain
Dorf Mecklenburg
Dorfprozelten
Dormagen Seit römisch Zeit belegt (Itinerarium Antonini), römisch Militärziegelei. Circa 300 Dornomago, Durnomago (Ablativ). Keltisch Name mit Letztglied -magos ‘Feld, Ebene’ ( -magen). Im Erstglied ein in den keltisch Sprachen häufigeres Ortsname -Element, das zu altbritisch, bretonisch dorn ‘Faust, faustgroßer Kieselstein’ gestellt werden kann. ‘Kiesfeld’ bezieht sich auf die reichen Kiesvorkommen der Region. Der nach lateinisch Betonungsregeln als Durnómagusausgesprochene Name hat, germanisch Hauptakzent im Erstglied und Nebenakzent im Zweitglied angenommen, wodurch unbetontes -nos schwinden konnte.
Dorp, (Wegberg) 1222 Dorp. Germanisch purpa- Dorf.
Dorsel, (Koblenz) 1133 Dorsulen. Germanisch purisa, (altenglisch pyrs) Riese, Dämon, + sulhon, Saule.
Dorslo, (Fursten berg) 1217 Durslo. Germanisch purisa, Riese, Damon, + lauha, lauhum, Wäldchen auf Sandhügel.
Dorste, 1015-24 Dorstedi.
Dorsten, +1000 Durstinon, Durstina.
Dorstfeld, (Dortmund) Anfäng 1000 Dorstidfelde, Mitte 1200 Durstvelde.
Dormettingen
Dormitz
Dornburg Auf einem leichten Sporn in der Mitte des Dorfes Reste einer früheren Burg, nach welcher der Ort benannt ist. Kompositum mit dem Grundwort-burg ‘Burg, Stadt’. Der heutige Ortsteil Dorndorf (772 (Kopie 1183–95) in Torndorph) mit gleichem Bestimmungswort zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch dorn, altsächsisch/altfriesisch thorn, gotisch þaurnus ‘Dorn’. Der Name nimmt damit Bezug zum Pflanzenwachstum und bezeichnet einen ‘Dornstrauch, Dorngebüsch’. Zusammenfassend ist die Deutung beider Namen mit ‘Siedlung am Dornbusch’ anzugeben.
Dornburg-Camburg Camburg: war wahrscheinlich schon karolingische Reichsburg; seit 10. Jahrhundert Grafenburg mit Burgsiedlung; Entwicklung zum Burgmarkt, planmäßige Stadtanlage in erster Hälfte 12. Jahrhundert (1149 cives genannt, 1349 oppidum); 12. Jahrhundert Chorherrenstift; an alter Straße von Nürnberg über Jena nach Naumburg. Auch Dornburg wohl schon karolingische Reichsburg an der Slawengrenze im 9. Jahrhundert, im 10./11. Jahrhundert Königspfalz mit Pfalzsiedlung, städtische Anlage im 13. Jahrhundert (1343 stat); seit Mittelalter Landwirtschaft und Handwerk, vom 16. bis 18. Jahrhundert entstanden die bekannten drei Dormburger Schlösser. Dornburg: 937 Dornburg, 958 Dornburc, 1012/18 ad Thornburg, 1182 in Thorenburch; Dornburg (ab 1200). Camburg: (1088) um 1135 Kamburch, 1116 Kaemburg, 1149 in Camborch; Camburg (1320). Der Ortsname Dornburg ist gebildet mit althochdeutsch altsächsisch thorn ‘Dorn(strauch), Stachel, Spitze’ und Grundwort -burg, etwa ‘Burg auf dem Dorn’ im Sinne von ‘Burg auf Bergspitze, -sporn’, also nach der Lage für die auf steilem Kalkfelsen errichtete Burg, daher hier nicht mit der Bedeutung ‘Dornenhecke, Dornverhau’. Der Ortsname Camburg ist gebildet von althochdeutsch altsächsisch kamb ‘Kamm, Bergkamm’ mit dem Grundwort -burg, also etwa ‘Burg auf auffallendem Berg, auf Bergkamm’. Die Bedeutung des Bestimmungswort in jener Zeit war noch markiert von einer Bergauffälligkeit, die zwei Zähnen ähnelte: Die Burg liegt auf einem Bergsporn, den ein tiefer Halsgraben in zwei Bereiche teilt. Die der Saale errichtete Burg mit ihrer Siedlung zwischen Burg und Saale erhielt ihren Namen wie die anderen Burgen im Saale-Grenzland von den d. Sprechern. Eine slawische oder eher noch ältere vorgermanisch Grundlage ist infolge von Bodenfunden aus der Zeit 1200–1000 v.Chr. in der Gegend sowie der Lage in einem Saalebogen (vorgermanisch *kam(b) ‘Krümmung, Flussbogen’, wohl zur indogermanisch Wurzel *kamp‘ krümmen, biegen’) für den Ortsname nicht ausschließbar, ist dann aber sehr wahrscheinlich entweder mit dem oben genannten Bestimmungswort verknüpft worden oder eventuell auch mit mittelniederdeutsch mittelhochdeutsch ka ̄m ‘Schimmel, Schicht, Nebel’ (‘Burg im Nebel’?) semantisch verbunden worden. Auf Letzteres deutet die mundartlich Aussprache des Ortsname mit langem a hin. So Dornburg, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, 1155 Dorneburg; Dornberg, Ortsteil von Groß-Gerau, 1189 Dornburch; Cham, BY, 819 Chambe, 1189/97 Chambe, 1369 Cham (Reitzenstein 2006); Flurname (Bergname) Kammberg.
Dorn-Dürkheim
Dornhan
Dornheim
Dornholzhausen
Dornstadt 1334 durch Kaiser Ludwig an Graf Berthold von Graisbach verpfändet, 1347 an das Kloster Lorsch, 1465 an Württemberg durch Tausch, 1803 an Bayern, seit 1810 württembergisch. 1225 Dorneconstat, 1330 Dorgenstat, 1334 Dorgunstat, 1643 Dornstat. Der Name ist als ‘Wohnstätte auf dem dornigen Platz’ zu deuten und gehört zu mittelhochdeutsch dornec ‘dornig’ und dem Grundwort althochdeutsch mittelhochdeutsch stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’( -statt). Die Anlehnung an neuhochdeutsch Stadt ist sekundär, der Ausfall des g ist alemannisch Namengebend waren die alten Dornhecken im Muschelkalkgebiet des Heckengäus, die auf den Lesesteinwällen der Feldraine wachsen. So Dornstetten, Landkreis Freudenstadt.
Dornstetten In fränkische Zeit entstanden, zu Beginn des 12. Jahrhundert Edelfreie von Dornstetten bezeugt, im 12. Jahrhundert an die Grafen von Urach, Stadtgründung Mitte 13. Jahrhundert durch die Grafen von Fürstenberg, seit 1759 Sitz eines württembergischen Amtes, 1807 aufgehoben und an Freudenstadt, Geburtsort von Jacob Beurlin. 768 (Kopie 12. Jahrhundert) in Tornigesteter marca, 771 (Kopie 12. Jahrhundert) in pago Tornegovve in villa Stedden, 779/783 (Kopie 12. Jahrhundert) in Tornigestat. Wie Dornstadt ursprünglich zu mittelhochdeutsch dornec ‘dornig’ und dem Grundwort althochdeutsch mittelhochdeutsch -stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’(-statt), hier im Dativ Plural -stetten.
Dornum
Dorsel
Dorsheim
Dorstadt
Dorsten Kirchdorf im 12. Jahrhundert auf einem Hofe des Stiftes Xanten, 1251 befestigte Stadt im kurfürstlich-kölnischen Vest Recklinghausen, Zugehörigkeit zur Hanse, Schiffsbau für die Lippeschifffahrt, 1803 zum Herzogtum Arenberg, 1811 zum Großherzogtum Berg, 1813 zu Preußen. Um 900 Durstinon, 10. Jahrhundert Durstina, 1251 Durstene, 1293 Dorsten.Norddeutsch dorst, heute eingeengt auf ‘Durst’, hat, wie lateinisch torr ̄ere ‘trocknen’, ‘dörren’ und hochdeutsch dörren und dürr zeigen, eine allgemeinere Bedeutung im semantischen Bereich von ‘trocken’. Das Suffix -ina wird in Siedlungsnamen gern als ‘Gewässer’ gedeutet, kann aber auch als Verkleinerungssuffix verstanden oder für die Adjektivbildung gebraucht werden. Motiv für die Namengebung mag eine für die Haltbarmachung bestimmter Früchte unabdingbare Darre (Dörranlage) gewesen sein. Die Wortform mit -st lässt auch den Gedanken an einen „alteuropäischen“ Gewässernamen zu (Krahe). Die ungewöhnliche Beibehaltung des -o an Stelle des wegen des -i in der Folgesilbe zu erwartenden Umlauts -ö( Datteln, Kreis Recklinghausen) hat Parallelen in den benachbarten Niederlanden. So Dorstfeld, Stadt Dortmund; † Dorslon, Hochsauerlandkreis.
Dortmund Um 890 Throtmanni, 947 in Throtmennia, zwischen 1033 und 1050 moneta Thrutminensis, 1074 Drutmunne.Nach vielen, zum Teil dilettantischen Deutungsversuchen des Namens hat P. Derks 1987 eine philologisch vertretbare Erklärung bestätigt, die schon 1919 vorgeschlagen worden war: Altenglisch throtu und althochdeutsch drozza ‘Kehl’, ‘Gurgel’, ‘Schlund’ (vgl. neuhochdeutsch erdrosseln) belegen die Existenz eines für das Altniederdeutsch zufällig nicht belegten *throt. Das Grundwort -menni ist in mehreren Siedlungsnamen als Gewässerwort belegt. Das Schluss-d ist, wie die Belege zeigen, erst spät in Anlehnung an mund ‘Schutz’ hinzugetreten. Beim Ortsname D ortmund handelt es sich demnach um eine Bezeichnung für einen in einer kehlenartigen Geländeform (vgl. „Hohlkehle“) fließenden Bach. So Holzminden (< Holtesminne), Niederlande; Opmünden (< Upmenni), Ortsteil von Sassendorf, Kreis Soest, Volme (Gewässername, < Volumannia), beide.
Dörverden Die Ortsgeschichte ist eng mit der des Bistums Verden (um 800 gegründet); Mit Hochstift Verden zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. 1648 unter schwedische Herrschaft, mit Unterbrechungen bis 1679 im Herzogtum Bremen und Verden; später kurzzeitig dänisch, Verkauf 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg.1262 (Kopie 14. Jahrhundert) Dorverden, (1300) Dorverden, 1378 Johannes de Dorverden. Umstritten ist die Gleichsetzung von Dörverden mit dem Ortsname Tulifurdon (T- bei Ptolemäus im 2. Jahrhundert n. Chr. Es spricht jedoch viel gegen eine Identifizierung. Es bleibt die Frage, was sich hinter Dör verbirgt. Hier bieten sich Überlegungen an, die im Zusammenhang mit Dorste, Dorstadt und Dorestad / Duurstede geäußert worden sind. Zu grunde liegendes *Dor kann auf *Dur-, bei Dörverden aufgrund des Umlauts wohl auf *Duri (falls nicht volksetymologische Angleichung an norddeutsch dör ‘Tür, Tor’ vorliegt), zurückgeführt werden und mit Hilfe des Vernerschen Gesetzes, das einen Wechsel -s zu -r zur Folge hat, mit *Dus verglichen werden. In diesem Fall ist ein Anschluss möglich an eine in den germanisch, vor allem den nordgermanischen Sprachen gut bezeugte Wortsippe um norwegisch mundartlich døysa ‘aufhäufen’, wohl ursprünglich ‘Staub-, Abfallhaufen’, altnordisch dys ‘aus Steinen aufgeworfener Grabhügel’, norwegisch mundartlich dussa ‘ungeordneter Haufe’, schwedisch dös ‘Grabhügel’, dänisch, norwegisch dysse ‘Steinhaufen, Dolmen, Grabhügel’, wozu auch Ortsname wie Duisburg gehören dürften. Dörverden wäre dann etwa als das ‘höher gelegene Verden’ zu verstehen.
Dossenheim In der Merowingerzeit entstanden, 1319 an den Mainzer Erzbischof, 1460 im Zuge der Mainzer Stiftsfehde durch die Pfälzer erobert, 1803 an Baden. 766 (Kopie 12. Jahrhundert) Dossenheim, 877 (Kopie 12. Jahrhundert) Dossenheim, 1206 Dussinheim [Original], 1396 Tossenheim. Eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort -heim und als Bestimmungswort der Personennamen Dosso. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung des Dosso’. So Dossenheim-sur Zinsel, Arrondissement Saverne, Dossenheim-Kochersberg, Arrondissement Strasbourg-Campagne, beide im Département Bas-Rhin.
Dotternhausen
Döttelbeck, (Waltrop) 1047 Cuttelbeke (Lies Tuttelbeke) Mitte 1200 Tuttilbeke. Dorp, (Wegberg) 1222 Dorp. Germanisch purpa- Dorf.
Dorsel, (Koblenz) 1133 Dorsulen. Germanisch purisa, (altenglisch pyrs) Riese, Dämon, + sulhon, Saule.
Dorslo, (Fursten berg) 1217 Durslo. Germanisch purisa, Riese, Damon, + lauha, lauhum, Wäldchen auf Sandhügel.
Dorste, 1015-24 Dorstedi.
Dorsten, +1000 Durstinon, Durstina.
Dorstfeld, (Dortmund) Anfäng 1000 Dorstidfelde, Mitte 1200 Durstvelde.
Dottendorf, (Bonn) 1139 Dottindorp, 1143 Dottendroph. Germanisch Dotton porpa. Dorf des Dotto.
Doveren, (Aa) 1147 Douern. Keltisch hydroniem Dubara, die Schwarze.
Drachenfels (Köningswinter) 1149 Drachenuelis, 1166 Drakenuels. Germanisch drakan von latinisch draconem, Drache + falisa, Fels.
Dransdorf, (Bonn) 1139 Trauinstorp, 1150 Dauindorp. Germanisch Drabines porpa. Dorf des Drabin.
Drachhausen
Drachselsried
Drackenstein
Drage (Elbe)
Drage (Nordfriesland)
Drage (Steinburg)
Dragun
Drahnsdorf
Drakenburg
Dransfeld Seit dem 12. Jahrhundert Sitz eines mainzischen Erzpriesters; seit 1286 zum Fürstentum Göttingen; 1305 (Mündener) Stadtrecht durch welfische Herzöge. 960 Threnesfelde [Original], 1125 Transfeldun, 1144 Dransfelde. Bildung mit dem Grundwort-feld. Das Bestimmungswort ist auf eine Form *Thranas(a) zurückzuführen und ist eine Ableitung mit -s-Suffix. Die Basis ist mit baltischen Namen wie Trani, Tranava, Tronis zu vergleichen und mit lettisch tren ̄et ‘modern, verwittern’, litauisch trenéti ‘modern, faulen’ zu verbinden. Bezeichnet wird also eine Stelle mit vermodernden Pflanzen o.ä. Durch den Ort ziehen sich zahlreiche Gewässer.
Dranske
Dreba
Drebach
Drebber 1020 Triburi, 1031 Driburi. Germanisch priu buri, drei Koten.
Drechen, (Osterflierich) +1000 Drocni, 1066-81 Threcni. Altgermanisch prokinha, zu prola (altenglisch proc) Pfosten, Stutze.
Dreckenach, (Koblenz) 1030 Drachenache.
Dreihaus, (Buldern) Mitte 1200 Trimhuson. Germanisch prim husum, zu den drei Hausern.
Dreileben, Mitte 1200 in Drenlove.
Dreine, (Gau um Drensteinfurt) 834 in pago Dreginni, Mitte 1200 in pago Driene.
Dreis bei Wittlich, 785-97 Dreise.
Drebkau
Drechow
Drees=Oberdrees und Niederdrees. 856 Dreisa, 1051 Dreise, sie Treis, Dreis.
Dreetz (Brandenburg)
Dreetz (Mecklenburg)
Dreggers
Drehnow
Dreieich Götzenhain mit Philippseich und Offenthal zur neuen Stadt Dreieich mit Sitz der Verwaltung in Sprendlingen. Der neue Ortsname nimmt Bezug auf einen Landschaft und Forstnamen, der als Wildbannbezirk schon im 9. Jahrhundert erwähnt wurde. Im Stadtteil Dreieichenhain liegt die Burg Hain als Stammsitz der Herren von Hagen, nach deren Aussterben 1255 die Grafen von Hanau sowie die Herren von Falkenstein und in der Neuzeit Isenburg-Büdingen das Erbe antraten. Philippseich war seit 1718 die Residenz einer isenburgischen Nebenlinie. Alle genannten Orte kamen 1816 mit dem Isenburg-Birsteinischen Amt Offenbach an das Großherzogtum Hessen. Dreieich: 876–881 (Kopie) Drieichlahha, 977forestum Trieich. Dreieichenhain: 1253 [Original] Hagen, 1306 villa Hein, 1363 Heyn in der Drieyche. Sprendlingen: 876–881 (Kopie) Spirendelinger marca, 880 Sprendilingun, 1300 Sprendlingen. Götzenhain: 1428 Gotzenhain. Philippseich: 1715 Philippseich. Offenthal: 876–881 (Kopie) Ouendan, 1421 Ofindam, 1428 Ofendaltenglisch. Der Landschaftsname Drieichlahha zu althochdeutsch *la ̄hha, mittelhochdeutsch la ̄che ‘Grenzzeichen’. Der Ortsname Dreieichenhain zum Grundwort hagen. Der Ortsname Sprendlingen zum Personennamen althochdeutsch *Sprandilo, einer Diminutivform zur Wurzel indogermanisch sp(h)rend(h)/ sp(h)rond(h )‘zucken, springen’ > germanisch *sprand/ *sprantin mittelhochdeutsch spranz ‘Spalt, Riss; Geck, Stutzer’. Es dürfte sich um einen Spottnamen (‘der kleine Geck’ handeln). Der Ortsname Götzenhain zum Personennamen Gotzo, einer eingliedrigen Form eines Personennamen mit althochdeutsch Go ̄z(< germanisch *Gaut) im Erstglied. Grundwort-hagen. Der Ortsname Philippseich nach dem Gründer der Siedlung, die zunächst als Philippsdorf bezeichnet wurde, Graf Johann Philipp von Isenburg-Philippseich (1685–1718). Der Ortsname Offenthal zu Uffo / Offo, einer Kurzform eines Personennamen mit Ulf im Erstglied. Das Grundwort wohl zu althochdeutsch tanna ‘Tanne’. Die Umdeutung zu -tal erfolgte im 15. Jahrhundert.
Dreifelden
Drei Gleichen
Dreiheide
Dreikirchen
Dreis
Dreisbach (Bach woran Nieder- und Oberdreisbach liegen) 900 Dreisafa.
Dreis-Brück
Dreisen
Dreitzsch
Drelsdorf
Drensteinfurt Im Mittelalter Kirchdorf im Münster, 1428 Wigbold (Ort mit bestimmtem Besitzrecht), 1804 preußisch, 1806 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch. Um 890 in Stenforda [Original], 1390 in parrochia Drenstenvorde.Kompositum mit dem Grundwort -furt zu altsächsisch ford, mittelniederdeutsch vo ̄rd(e) ‘Furt, seichte (Durchgangs-) Stelle im Wasser’ und dem Bestimmungswort altsächsisch, mittelniederdeutsch st ̄ en ‘Stein’. Der Siedlungsname bezeichnet also eine steinerne Furt, in diesem Fall über die Werse. Zur Unterscheidung von Steinfurt an der Aa (Burgsteinfurt) ist der Name (erstmals 1390) um das Element Drener gänzt worden, das zunächst in syntagmatischen Formulierungen auftritt (in regione Dreni, in Dreno, uppen Drene, super Drenum, oppen Dreyn, up den Drein, uppen Drene, upter Drein). Diese Bezeichnest wird einerseits als Benennung einer Region verwendet, andererseits als Gelände oder Flurname (auch Gewässername?), der offensichtlich gegenüber dem Umland erhöht liegt. Dre(i)n beruht auf der indogermanischen Wurzel *dhera ̄gh ‘ziehen, am Boden schleifen’ (vgl. gotisch dragan, englisch draw ‘ziehen’, norwegisch drag u.a. ‘Wasserlauf; Zugseil’, altsächsisch dragan, althochdeutsch tragan ‘tragen, bringen’), zu der mittels -n-Suffix zur Kennzeichnung der Zugehörigkeit eine Form Dragini gebildet worden ist, aus der sich lautlich durch Umlaut und Ausfall des -g Dre(i)n entwickelt hat. Benennungsmotiv ist womöglich die eine Landschaft, die sich, in erhöhter Lage, an etwas entlang zieht, vielleicht am Flusslauf der Werse. So Steinfurt mit Schloss Burgsteinfurt, Kreis Steinfurt.
Drentwede
Dreschvitz
Dresden Schiffer und Fischersiedlung an der Elbfurt, markgräflich-meißnische Burg seit circa 1150 mit Burgsiedlung, Stadtgründung um 1200/1210, seit dem 17. Jahrhundert Ausbau des heutigen Dresden-Neustadt n des Flusses, Residenzstadt der sächsische Kurfürsten und Könige, Landeshauptstadt von 1918–1952 und wieder seit 1990, berühmte Barockbauten und Kunstsammlungen. 1206 Dresdene, 1216 Dreseden, 1324 Dresden. Der Ortsname ist ein altsorbisch Bewohnername *Dreˇzd’ane, etwa ‘Waldbewohner’, zu einem im Sorbisch verloren gegangenen Wort *drêzga, entsprechend russisch drjazga, bulgarisch drezga ‘Wald, Dickicht’. Im Oberorbisch heißt der Ort Drjeˇzd ́zany (seit dem 18. Jahrhundert bezeugt), im Tschechisch Dráˇzd’any (1368 Drazan). In der Mundartlich existieren unterschiedliche Formen wie drasnt, dräsen.
Drestedt
Driedorf
Drevenack, +1000 Driunniki, Drionek, Driuenek.
Drewer, +1000 Driuere, 2. Halfte 1100 Tribure. Germanisch priu buri, drei Baracken.
Drewergau, (Gau um Drewer) 1001 Threusresga, 1011 Treueresga.
Driesch, (Koblenz) 1097 Drische,
Driesch, (Blatzheim) 1200 terram incultam que in uugari drijsch uel uenne dicitur.
Driese, (Mönchen-Gladbach) Bald nach 1116 de Driese.
Drinhausen, (Ubach-Palenberg) 1172 Trinhusen. Germanisch prim husum, zu den drei Hausern.
Drochtersen Mehrere mittelalterliche Herrensitze vorhanden, seit 1318 Pfarrkirche nachgewiesen; im späten Mittelalter Zentralort von Südkehdingen und Sitz des Grefen; Drochtersen in der Elbe vorgelagert ist Krautsand. 12. Jahrhundert Drochterse [Original], 1293 Drochtersen, 1351 Drogterssem. Bildung mit dem Grundwort-hausen, das nur in der verkürzten Form -sen erscheint und im 14. Jahrhundert mit -em, -um (übliche Abschwächungsform von-heim) variiert. Aufgrund der ältesten Belege ist wohl nicht von einem Grundwort -heim auszugehen. Das Bestimmungswort besteht aus dem stark flektierenden Personennamen Druhtheri im Genitiv Singular, dessen Stammvokal sich vor -ch zu -overändert.
Dröbischau
Drogen
Drognitz
Drolshagen Eine vermutlich im 11. Jahrhundert entstandene Pfarrkirche wurde dem 1235 gegründeten Kloster geschenkt, in dessen Umgebung sich die Siedlung entwickelte. 1477 Stadtrecht. 11. Jahrhundert Droilshageno, 1214 Droleshagen, 1223 Drolshagen. Der Ortsname ist mit dem Grundwort -hagen gebildet. Das Bestimmungswort einem stark flektierenden Personennamen *Dro ̄gil im Genitiv Singular, eine Koseform mit -l-Suffix zu dem auch im altsächsisch bezeugten Personennamen Dro ̄go. Die altsächsische Aussprache des -g als Reibelaut führte zunächst zu seiner Abschwächung zum palatalen Vokal und Verschmelzung mit dem Bindevokal des Suffixes, angedeutet noch in der Schreibung des nicht zweifelsfrei überlieferten Erstbelegs -oi-, schließlich zum Schwund. Benannt wurde also eine ‘Siedlung des *Dro ̄gil’. So Hagen, Kreisfreie Stadt.
Dromersheim, 874 Drutmarisheim, 886 Druhtmaresheim. Germanisch Druhtimaris haim. Wohnung des Druhtimar, (druhti, Heer + maeri, berühmt.
Drütte, (Salzgitter) 2. Halfte 1100 Dretida, 1124 Threttethe.
Druxberge, Mitte 1200 Drudtesberge.
Duckerath, (Bergisch Gladbach) 922 Dudenrothe. Germanisch Dudop ropa, Rodung des Dudo.
Dudeldorf, (Trier) 771-814, Dudlendorf, 902 Duodelonis uilla, 1173 Dudendorp. Germanisch Dodolin porpa. Dorf des Dodilo.
Dudemolen, (Trier) 1038 Dodechimi molendinum, 1202 Dudekini molendinum. Germanisch Dodikines mulin, von romanisch molina, Mühle des Dodikin.
Droyßig
Ducherow
Duchroth
Duckow
Dudeldorf
Dudenhofen Fränkische Gründung, seit dem 10./11. Jahrhundert Ort des Speyergaus beziehungsweise des Hochstifts Speyer. 1417 wird die Bischofsburg Marientraut in Hanhofen, einem der drei Orte der heute Verwaltungsgemeinde im Streit zwischen Stadt und Hochstift Speyer zerstört. Wiederaufbau der Burg, bischöflicher Verwaltungssitz für die umliegenden Orte. 1156 Tu ̊tenhoven, 1307 Du ̊denhoven; Dudenhouen (1443). Dem Bestimmungswort liegt ein althochdeutsch Personennamen Tûto, Dûdo, Genitiv Singular *Dûden-, *Tûten-, zugrunde, dem Grundwort-hofen angehängt wurde. Der Ortsname bedeutet demnach ‘beim/zum Hof des Tûto/Dûdo’.
Dudenroth, (Dortmund) Mitte 1200 Dvdenrothe. Germanisch Dudon ropa. Rodung des Dudo
Düffelward, (Keeken) +1300 Werethe, Duflewirde. Germanisch waripa, Flussinsel, im Gau Duffel.
Duderstadt Seit dem 10. Jahrhundert im Besitz des Reichsstiftes Quedlinburg, im 13. Jahrhundert zunächst thüringisch, dann welfisch, seit 1334 beginnend mainzisch, 1802 preußisch, seit 1816 hannoversch; Zentralort des Untereichsfeldes, Stadtrecht im 13. Jahrhundert, bis 1974 Kreisstadt. 927 Dudersteti [Kopie1 7. Jahrhundert], 929 Tutersteti; Duderstat (1184–1203). Bildung mit dem Grundwort -stadt, das zunächst als -steti erscheint, aber rasch zu -stad(t) übergeht. Das Bestimmungswort ist ein nur im Ortsname überlieferter Gewässername, der als germanisch *Dudra anzusetzen ist und zu indogermanisch *dheu ‘laufen, fließen’ mit -dh-Erweiterung gehört, die in altindisch dodhat‘ ungestüm, tobend’, dudhra‘ungestüm’, griechisch teuthós ‘Tintenfisch’ belegt ist. Einer der durch den Ort fließenden Bäche dürfte den Namen *Dudra getragen und dem Ort den Namen gegeben habe.
Düchelsdorf
Düdenbüttel
Dülmen Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstenbisdom Münster, 1311 Stadtrecht, 1803 Grafschaft Dülmen (des Herzogs von Croÿ), 1806 Herzogtum Arenberg, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1815 preußisch, Sterbeort der Mystikerin Anna Katharina Emmerick. Um 890 in Dulmenni [Original], 1121 Dulmene, um 1150 de Dui lmine. Bildung mit dem Grundwort -menni, das auf indogermanisch *ment-/*munt‘ Berg’ zurückgeht und eine germanisch Variante *mend-/*mund ‘Berg, Erhebung’ mit Konsonantenwechsel von -tz u -d hat. Die Konsonantenverbindung -nd wird zu -nn assimiliert, was sich auch im Erstbeleg Dulmenni zeigt. Als Benennungsmotiv für die Siedlung Dülmen kommt wohl die erhöhte Lage auf dem sogenannten Dülmener Flachrücken in Betracht (das heutige Stadtgebiet weist Höhenschwankungen zwischen 46 und 150 m über dem Meeresspiegel auf). Bestimmungswort ist eine Bildung auf der Basis von indogermanisch *t ̄eu ‘schwellen’ mit -l-Erweiterung, die in den germanisch Sprachen appellativisch in angelsächsisch doll ‘Ruderpflock’, mittelniederdeutsch dolle, dulle ‘Baumkrone, Pflock’, westfälisch dulle ‘Beule’ oder schwedisch tull ‘Baumwipfel’ ausgeprägt ist. Auch mit dem Bestimmungswort wird also ein Akzent auf die erhöhte Lage der Siedlung gesetzt. Wo möglich wird auf die Lage der Siedelstelle am höchsten Punkt des Höhenzugs/Flachrückens gewiesen. So Dollbergen, Region Hannover.
Dümmer
Dümpelfeld
Dünfus
Düngenheim
Dünsen
Dünwald
Dürbheim
Düren Karolingische Pfalz mit bezeugten Reichsversammlungen, 881 oder 882 von Normannen zerstört; die Verpfändung als Reichsgut an die Grafschaft Jülich (1240) wurde nie ausgelöst; eine der vier Hauptstädte des Herzogtum Jülich mit bekannter Tuchproduktion, 1543 Zerstörung im Geldernschen Krieg, 1815 an Preußen. 747 (Kopie 13. Jahrhundert) Duna villa [zu konjizieren in: Duria], zu 747 [nicht 748] in villa quae dicitur Duria, 843 actum Duira palatio regio [Original], 889 (Kopie 11. Jahrhundert) Duron. Bisherige etymologie Anschlüsse bleiben fragwürdig und sind nur eingeschränkt überzeuge norddeutsch Der Anschluss an einen alteuropäisch Gewässername (wie Thur, Dura, Doire u. a.) zur Wz. indogermanisch *dheu ‘rinnen’ passt schwerlich zur Lage an einem Fluss, dessen Name Rur unter die vorgermanisch Gewässernamen fällt, und zum Kenntnisstand über die Siedlungsentstehung. Herleitung aus germanisch Sprachmaterial, was dem siedlungsgeschichtlichen Befund näher käme, führt zum Substantiv althochdeutsch turi, altfränkisch duri ‘Tür, Tor’, was aber die Frage nach dem Benennungsgrund des Ortsnamens aufwirft. Alle anderen Faktoren sprechen zweifelsfrei für diese Basis: Feminin Genus, mittels -a latinisiert, lokativischer Dativ Plural auf -on (fränkisch s. o. Duron), initiales d nach fränkisch. Lautstand und Umlaut des Basisvokals vor -i-. Wenn die -ui Graphie von 843 kein bloßer Schreibfehler ist, könnte sie als früher Hinweis auf den Umlaut gelten; dass in offener Silbe und vor -r gedehnte [y:] wird vom 16. Jahrhundert an oft hyperkorrekt -eu geschrieben: Deuren. Die erst seit dem 13. Jahrhundert belegten finalen -n dürften aus den lateinisch und deutsch Adjektivableitungen herrühren. In älterer Literatur wird das bei Tacitus (Historien IV 28) genannte Marcodurum (in vico Marcoduro) mit Düren identifiziert, was u.a. auch wegen der Akzentverhältnisse auszuschließen ist.
Dürmentingen
Dürnau (Biberach)
Dürnau (Göppingen)
Dürrhennersdorf
Dürrholz
Dürrlauingen
Dürrröhrsdorf-Dittersbach
Dürrwangen
Düsseldorf 1288 Stadterhebung durch die Grafen von Berg, bergische Residenzstadt bis 1716, Landeshauptstadt seit 1946. 1135–59 de Dusseldorp [Originalortsname radiert], 1162 in Thusseldorp [Original]. Letztglied -dorf in der nicht lautverschobenen Regionalform mit p; Erstglied zum Flussname Düssel (Zufluss zum Rhein): ‘Siedlung (Dorf) an der Düssel’. Der Flussname, erstmalig 1065 Tussale (in einer nur in Kopie des 14. Jahrhundert erhaltenen Königs urkundlich, die auch Tusburch für Duisburg schreibt), wird nachfolgend in der Regel mit d wiedergegeben und ist wohl -l-Suffigierung, entweder zur Basis germanisch *thus ‘anschwellen, lärmen’ oder zu voreinzelsprachlichem *dus (Nullstufe zu *deus, Duisburg). Der Umlaut u > ü ist durch Suffix vokal -i bewirkt.
Duggendorf
Duingen
Duisburg Schon in römisch Zeit besiedelt; Pfalzort seit fränkisch, Münzstätte seit ottonischer Zeit. 1655–1818 klevisch-brandenburgische Landesuniversität. 883 (zu 884) Diusburh, 966 actum Diuspargo quod vulga[r]iter dicimus Diusburg [Original]. Letztglied-burg weist auf eine befestigte Siedlung. Duisk ann zu einem häufiger bezeugten Namenelement vordeutsch *deus gestellt werden, dass in Flussnamen auftritt und ursprünglich vielleicht aus der Bezeichnung einer Wassergottheit herzuleiten ist oder auf einem Farbwort (für ‘dunkel’?) beruht. Das Erstglied erscheint mehrfach in frühmittelalter Gewässername und Ortsname des niederländisch und norddeutsch Sprachraums, zuerst 373 Deusone (Ablativ, zu diesem Namen), adjektivisch auf römisch Münzen: HERCVLI DEVSONIENSIS.
Duissern, (Duisburg) 1059 Diusseron.
Dülken, 1210 Dulken.
Dülloo, (Diestedde) +1000 Thulliun, Thilllion. Mitte 1200 Tullen.
Dülmen, 889 Dulmenni, Dulminni. Germanisch dula- toll + manjo. Flussnamen Bestandteil wozu Dortmund.
Dumicke, (Drolshagen) Mitte 1200 Duveik
Dumele, (Trier) 1169 Germanisch dumpila, Strudel, Tümpel.
Dümpelfeld. (Koblenz) 1153 Dumpleuelt.
Dümpten, (Mülheim an der Ruhr) +1000 Dumiti, 1100 Lutikom Dumiti. 1081-1105 Dumete.
Dünfeld, (Schlebusch) 1151-52 Dunefelt.
Düngenheim, (Koblenz) 1097 Dunechinga, 1179 Thunechingin.
Düngstrup, (Wildeshausen) +1000 Dungesthorp, Dungasthorpe. Germanisch Dunga porpa, Siedlung des Dungo.
Dunningen Aus dem seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhundert bestehenden Besitz des Grafen Gerold an das Kloster St. Gallen, seit 1435 unter der Hoheit der Stadt Rottweil, 1803 fiel Dunningen an Württemberg. 786 Tunningas, 1083 Tunningen. Der Ortsname ehört zu den -ing (en)-Ableitungen und enthält den Personennamen Tunno/Dunno: ‘bei den Leuten des Tunno/Dunno’. So Tuningen, Schwarzwald-Baar Kreis.
Dunsum
Dunum
Dunzweiler
Duppach 920 Diubach, Afang 1300 Durinderstl. Germanisch Durandes dala, Tal des Durand.
Dürboslar, (Aa) 898 Buhslar.
Düren, (Aa)1000 Duira, 1300 Duyra, 888 Dura, 966 Thuira.
Düren, (Saarland, 1193 Durne. Germanisch Dudingi waripa. Flussinsel der Leute des Dudo.
Durhoven, (Duisburg) 11224 Durhouen.
Durenbach, (Bach zu Großlittgen) 1169 Durenbach, Durrenbach.
Dürler, (Reuland) 1131? Durlenges. Germanisch Durilingas, die Leute des Durilo.
Düresbach, (Hennef) 1117 Thuringesbach.
Dürscheid, (Bensberg) 1217 Dursgeidhe, 1218 Durscheide. Germanisch skaipjp, Bergrucken an der Durisa, Dürsch.
Dürscheven, (Köln) 1104 Sceuene, 1140 Scheuen. Dürscheven, Scheven und Schaven liegen am selben Fluss.
Düttling, (Gemund-Eifel) 1181 Dudlingin, 1183 Dudelinge. Germanisch Dudilingum, bei den Leuten des Dudilo.
Durach
Durbach
Durchhausen
Durlangen
Durmersheim Wohl im 6. Jahrhundert entstanden, um 990 im Besitz des salischen Herzogs Otto von Kärnten und im Hochmittelalter an die Grafen von Eberstein, 1288 gingen die Herrschaftsrechte an die Markgrafen von Baden. Wallfahrtskirche Maria Bickesheim, Kirche St. Dionysius. 991 (Kopie 13. Jahrhundert) Thurmaresheim, 1247 Durmersheim [Original], 1252 Durmershem [Original], 1303 Durmershein [Original], 1375 Durmersheim [Original]. Es handelt sich um eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort-heim und als Bestimmungswort der Personennamen Thurmar. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung des Thurmar’. Die Umsetzung des Bestimmungswort -heim schwankt im Westoberdeutschen.
Dußlingen
Duvensee
Ebeleben
Ebelsbach Der Gewässername ist 1172 als Ebilbach, 1399 als Ebelspach belegt, der Ortsname: zu 804 (Druck 1607) als in Ebalihbechin, zu 811/813 (Kopie 12. Jahrhundert) Ebilbah, 1347 Ebelsbach. Der Ortsname liegt der Bachname zugrunde. Dieser selbst enthält das Grundwort -bach. Das Bestimmungswort wird in der Literatur als Personennamen gedeutet, was bei einem Bachnamen unwahrscheinlich ist. Der Pistorius-Druck des fuldischen Chartulars des frühen 9. Jahrhundert ist zwar recht zuverlässig und deshalb der Beleg ernst zu nehmen, doch erscheint es gewagt, daraus einen sonst nicht bezeugten Personennamen Ebalih zu gewinnen. Das Fugen-s erscheint in den Belegen erst spät; die ältere Form Ebilbach spricht deutlich gegen eine Bildung mit einem Personnename, der dann im Genitiv (also mit s) stehen müsste.
Ebensfeld
Ebenweiler
Eberbach Vor 1000 in einem Waldgebiet angelegte Siedlung, durch Schenkungen in den Besitz des Wormser Bischofs gekommen, 1227 an König Heinrich V, seit 1241 Reichsstadt, 1297 an die Grafen von Katzenelnbogen, danach an die Herren von Weinsberg, 1803 an Leiningen und 1924 schließlich Heidelberg zugewiesen. Michaelskirche, Bergruine Ebersbach. 1196 Eberbach [Original], 1227 Eberbach [Original], 1346 Eberbach [Original]. Die Zusammensetzung mit dem Grundwort-bach enthält im Bestimmungswort vermutlich die Tierbezeichnung althochdeutsch mittelhochdeutscheber ‘Eber’. Bei einem zugrunde liegenden Personennamen wäre eher von *Ebersbach auszugehen. So Eberbach-Seltz, Arrondissement Wissembourg.
Eberdingen
Eberfing
Ebergötzen
Eberhardzell
Eberholzen
Ebermannsdorf
Ebermannstadt Wohl frühmittelalterliche Gründung auf einer von zwei Wiesentarmen gebildeten Insel mitten in der Fränkischen Schweiz; 981 Immunität für die Untertanen des Klosters St. Peter zu Aschaffenburg, im 13. Jahrhundert im Besitz der Edelfreien von Schlüsselberg, 1323 Stadtrecht, nach dem Tod des letzten Schlüsselbergers 1347 an Hochstift Bamberg, bambergische Amtsstadt, Stadtbrände 1430 durch Hussiten, 1633 durch Schweden, 1796 durch französisch Truppen, 1803 an Bayern. 981 (Kopie 12. Jahrhundert) Ebermarestat, zu circa 1059–1064 (Domnekrolog 1285–1287) Ebermarstat und Ebermarsstat, 1194 Ebermarstat [Original], 1323 Ebermansstat [Original]. Dem Grundwort-statt/ stadt ist der Personennamen Ebermar im Genitiv Singular vorangestellt worden. So Fastnacht, Deutsch: Ebermannstadt. Ehemaliger Landkreis Ebermannstadt.
Ebern Entstehung der Siedlung im 8. Jahrhundert; die Nennung des Weilers von Lützelebern (1151 liuzileber) setzt die Existenz einer größeren Siedlung voraus, die selbst erst 1216 bezeugt ist. 1216 gehörte Ebern dem Hochstift Würzburg, 1335 Stadterhebung; nach Säkularisation des Hochstiftes (1802/03) bayerisch. Seit 1216 durchgehend als Ebern bezeugt.Der Ortsname lässt sich zwar im Kontext des Deutschen als ‘bei den Ebern’ deuten, doch bleibt eine Motivation für eine solche Bezeichnung unklar. Eine Anknüpfung an einen germanisch Eber Kult ist reine Phantasie. Th. Vennemann stellt die zahlreichen Gewässerund Ortsname mit Eber in einen vorindogermanischen Zusammenhang.
Ebernhahn
Ebersbach (bei Großenhain)
Ebersbach an der Fils Im 12. Jahrhundert urkundlich erstmals erwähnt, für die staufische Zeit sind Herren von Ebersbach mit Burgbesitz bezeugt, schon 1274 kommt der Ort in den Besitz von Württemberg, seit 1938 gehört er zum Landkreis Göppingen. Geburtsort von Friedrich Schwahn. 12. Jahrhundert (Kopie 14. Jahrhundert) Ebirsbach, 1228 Ebirsbach [Original], 1229 Eberspach [Original], 1237 Ebersbach; Ebersbach an der Fils (1919). Ebersbach ist nach einem Bach benannt, der in die Fils einmündet. Die Zusammensetzung mit dem Grundwort-bach enthält im Bestimmungswort vermutlich den Personennamen Eber, wohl nach einem Anwohner. Bei einer zu Grunde liegenden Tierbezeichnung wäre eher von *Eberbach auszugehen. Im Zusatz an der Fils dient der Gewässername der differenzierenden Verdeutlichung, etwa zu Ebersbach bei Gutach im Breisgau. So Ebersbach-Musbach, Landkreis Ravensburg,;Ebersbach/Sa., Landkreis Görlitz, Ebersbach, Landkreis Mittelsachsen, Ebersbach, Landkreis Meißen, Ebersbach, Ortsteil von Glauchau, Landkreis Zwickau.
Ebersbach-Musbach
Ebersbach-Neugersdorf Im 13. Jahrhundert gegründet als deutsche Waldhufendorf, Ende des 18. Jahrhundert starkes Wachstum als Weberdorf, 1925 Stadt. 1419 Eberßbach, 1546 Ebersbach. Bildung mit dem Grundwort-bach, im Bestimmungswort steht einem abgeschliffenen Personennamen wie Eberhard, Eberwin o.ä. (zu mittelhochdeutsch eber ‘Eber’), kaum das Appellativum Eber. Im Obersorbisch galt im 19. Jahrhundert Habrach ́cicy. So Ebersbach, Landkreis Meißen, Landkreis Mittelsachsen.
Ebersberg Burganlage während der Ungarnkriege, im 10. Jahrhundert Gründung eines Klosters, Wallfahrtsort. 11. Jahrhundert (zum 9. Jahrhundert) Eberesperch, 11. Jahrhundert (zu 934) comitis Eberhardi, qui primus erat institutor Eberespergensis monasterii, 1011 Eparesperc, 1024–1039 Ebersberg, 1043 (Kopie es 12. Jahrhundert) lateinisch abbatis Aprimontis. Grundwort ist althochdeutsch -berg, perg, perch ‘größere Anhöhe oder Bodenerhebung, bewachsene Höhe’. Wie aus dem Beleg von 934 hervorgeht, steht mit dem Bestimmungswort der Personenname Eberhard in Verbindung. Es kommt freilich auch der Personennamen Ebar vor, der als Bestimmungswort eher infrage kommen dürfte als die althochdeutsch Tierbezeichnung ebur, ebar, eber ‘männliches Wildschwein, Eber’. Nach der Klostersage hat allerdings ein Eber dem Grafen Sigihart bei einer Jagd den Ort des späteren Klosters gezeigt. Ähnlich erklärte auch Aventin 1519–1521 den Ortsname n: ... ab apro, quem ibi invenit, Eburobergomum, quod apri montem valet ‘nach einem Eber, den er dort fand, Eburobergomum, was „Berg des Ebers“ bedeutet’. Ein schwarzer Eber erscheint auf einem Abtssiegel an einer Urkunde des Jahres 1300.
Ebersburg
Ebersdorf (Niedersachsen)
Ebersdorf bei Coburg
Ebershausen
Ebersnach, (Kochum) 1139 in Euernaco, 1144 Euernacha.
Ebersheim, (Rhur) 893 bernesheim, 1023 Eueresheim.
Ebersweiler, Klein- (Erenbrhetwilre, 1225 Erbrestwilre. Germanisch Arinberthes vialar, von latinisch villare, Gehoft des Arinberth.
Eberstadt
Eberstedt
Eberswalde Straßen von Süden nach Stettin führten seit 1317 über Eberswalde. Anfangs 13. Jahrhundert markgräfliche Burg auf Schlossberg. 1300 Stadtrecht, worauf sich das überlieferte Nova civitas ‘Neustadt’ bezieht. Der Name Neustadt-Eberswalde bürgerte sich im 14. Jahrhundert gleichberechtigt neben Eberswalde ein. Seit 16. Jahrhundert Kupferhämmer, Walzwerk, Messinghämmer, Papierindustrie. 1276 Everswolde [Original], 1307 in nova Civitate Everswolde [Original], 1375 Eberswalde vel Nova civitas, 1421 der stad Euersvolde, anderss geheyten Nyenstad, 1861 Neustadt-Eberswalde; Eberswalde (1993). Der Name ist im Zusammenhang mit dem Namen der einst auf der Feldmark gelegenen Burg Eversberg ‘Ebersberg’ zu sehen (1300 totus campus Eversberch [Original]), zu mittelniederdeutsch ever ‘Eber’, das auch als Personennamen (Kurzform zu Everhart) verwendet werden konnte. Dieses Bestimmungswort kann bei Eberswalde, Grundform mittelniederdeutsch *Everswolde, übernommen worden sein. Im Grundwort mittelniederdeutsch wolt ‘Wald’. Es muss also nicht die Bedeutung ‘die im Wald gelegene Siedlung eines Ever’ vorliegen.
Ebertshausen
Ebertsheim
Ebhausen
Ebnath
Ebrach
Ebringen
Ebsdorfergrund 1151 Kirche bezeugt, früh Gerichtsort. 1974 Zusammenschluss von 11 Orten als Ebsdorfergrund mit Ebsdorf als Zentralort. 750/779 (Kopie 12. Jahrhundert) Ebilizdorf, Eulizedorf, Ebilezdorf, 9. Jahrhundert (Kopie 11. Jahrhundert) Ewilizdorf, 1066 Eblizdorf, 1251 Ebezdorf, 1305 Eblesdorf, 1482/92 Ewesstorff, 1708/10 Ebsdorf. Zusammensetzung von Personennamen *Eb-il (mit Verklein Form>nordhochdeutsch Ebel) und -dorf‘ Dorfdes*Ebil’.
Ebstorf
Echem
Eching (Freising) 1212 zur Hofmark Ottenburg, 1311 zum Hochstift Freising. 773 (Kopie von 824) Ehingas, 1039–1047 Ecchingan, 1148–1156 Ehingen, 1258 (Kopie des 14. Jahrhundert) Ehing, 17. Jahrhundert Eching prope Freysing. Es liegt der Personennamen Echo zugrunde, der durch das Zugehörigkeit suffix- ing abgeleitet ist.
Eching (Landshut)
Eching am Ammersee
-eck. Germanisch *agjo ̄, althochdeutsch ekka / egga feminin, mittelhochdeutsch ecke / egge Feminin und Neutral (> nordhochdeutsc die Ecke, das Eck) ‘Schneide; Spitze, Kante, vorspringender Fels (über einem Fluss) ’. Das Lexem ist zum typischen Grundwort für Burgennamen geworden, wie-burg,-berg,-fels,-stein, die seit dem hohen Mittelalter vom W und S nach O und N ausstrahlten (im Wesentlichen bis zur Grenze des Berges und Hügellandes). -eck konnte zum Siedlungsname werden (Waldeck, Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Echtberg, (Echthausen) +1000 Achtinesberga, 1036 Ahtisberga.
Echte, 1015-25 Hechti.
Echthausen, 10-1100 Ahttise, Mitte 1200 Ehtese.
Echtz-Konzendorf, (Aa) 1104 Iechese, 1158 Hichece. 1198-1206 Igeze.
Ekcdorf, (Bruhl) 1213 Ekkedorp.
Eckendorf, (Koblenz) 770 in Eccandorphe, 1095-99 Ecchendorp., 1194 Eckendorf. Germanisch Aggin porpa, Siedlung des Aggi, (agjo, Schwert)
Eckenhagen, (Köln) 1167 Eckenhagen. Germanisch Aggin hagana, Einfriedigung des Aggi.
Eckfeld, (Trier) 973 Ekkiuelt. Germanisch agjo, Ecke + feldu, öde Ebene.
Echternacherbrück
Echtershausen
Echzell
Eckartsberga
Eckelsheim
Eckenroth
Eckental Die zentrale Marktfunktion kommt dem Gemeindeteil Markt Eschenau zu, Stammsitz einer mächtigen Reichsministerialenfamilie im Nordgau am Nordrand des Reichswaldes und im Bistum Bamberg, deren erster und bedeutendster Vertreter uns mit Otnand 1056 entgegentritt; nach dem Interregnum in bischöflichbambergischen Diensten, 1331 Marktrecht, seit 1383 Aufbau der Herrschaft Eschenau mit niederer und hoher Gerichtsbarkeit durch die Nürnberger Patrizierfamilie Muffel, 1752 Oberamt der Markgraf von Bayreuth, 1810 an Bayern. 1972 Eckental. Für die durch Zusammenlegung einer Reihe von Gemeinten (darunter Markt Eschenau und Eckenhaid) im und rund um das Gebiet des Eckenbachs entstandene Großgemeinde wurden zunächst auch die Namenvorschläge Eckenberg oder Eckenbach diskutiert, bevor sich die Regierung in 1972 für den Namen Markt Eckental entschied. In diesem verbindet sich das Grundwort-tal mit Ecken-, wie es in dem das Tal durchfließenden Eckenbach vorkommt. Ecken ist wohl auf den Personennamen Ecko im Genitiv Singular zurückzuführen. So Eckenhaid, Ortsteil von Eckental; Egglkofen, Landkreis Mühldorf am Inn.
Eckernförde Der Name Ekerenvorde ist zuerst in den Jahren 1197, 1222 und 1288 im Zusammenhang mit dem Namen der Burg des Godescalcus de Ekerenvorde und des Nikolaus de Ekerenvorde erwähnt worden, Die Siedlung wurde anfangs des 13. Jahrhundert planmäßig als Stadt angelegt, 1302 erstmals zweifelsfrei als Stadt erwähnt, seit 1831 Seebad, 1850 an die dänische Krone, 1864 zu Preußen, 1867–1970 Kreisstadt des Kreises Eckernförde. 1197 de Ekerenvorde [Original], 1349 in Ekelenbergh, 1533 tho Ekelenforde; Eckernfoerde (1651). Der Name spiegelt die Entstehung der Stadt im Schutz der Aselsburg (Eckernburg ‘Eichhörnchenburg’) wider. In Zusammensetzung mit-furt oder Förde bezeichnete der Name somit eine Siedlung ‘bei der Furt an der Eichhörnchenburg’.
Eckersdorf
Eckersweiler
Eckfeld
Ecklak
Ecklingerode
Eckstedt
Eddelak
Edelsfeld
Edemissen Kurzzeitig hildesheimischer Archidiakonatssitz; bis 1688 an der Dinglinde in Edemissen Gogericht und Landgericht; seit 1880 Erdölförderung (Ortsteil Ölheim gegründet).1295 Edemissen [Kopie15. Jahrhundert], 1440 Edemissen. Bildung mit dem Grundwort -hausen, das bereits im ersten Beleg zu -sen abgeschwächt ist, und einem stark flektierenden Personnename, der wohl als *Adim(i) anzusetzen ist. Allerdings kann der Name vor Überlieferungs beginn bereits verkürzt worden sein. So Edemissen, Ortsteil von Einbeck, Landkreis Northeim.
Edenkoben Im Mittealter standen die Orte unter verschiedenen Herrschaften, darunter dem Bistum Speyer. Neben dem Kloster Heilsbruck entsteht Edenkoben, im 16. Jahrhundert kurpfälzisch, Gesundheitsbrunnen und Kurbetrieb in Edenkoben seit dem 18. Jahrhundert. Ab 1798 Französisch und Kantonshauptstadt. 1816 wird die Pfalz bayerisch und nachfolgend das neu errichtete hiesige Schloss Ludwigshöhe Sommerresidenz von Ludwig I. 769 in Zot(h)ingower marca (Kopie um 1190), 10. Jahrhundert Octinghouen, 1256 villa Etencoben; Eddenkoben (1273). In den frühen Erwähnungen steckt im Bestimmungswort ein *Ot(t)inghofen mit einem althochdeutsch Personennamen Ôdo, Ôto, Otto, der mit dem patronymischen Suffix-ingen abgeleitet wurde. Das Grundwort ist-hofen, vgl. auch-inghofen, sodass die Deutung des Namens entweder ‘beim/zum Hof des Otto’ oder ‘beim/zum Hof der Leute des Otto’ sein kann. Der Anlaut der ersten Belege kann als Präposition althochdeutsch zû ‘zu’ gedeutet werden. Das -ct des Belegs aus dem 10. Jahrhundert könnte für -tt stehen.
Ederheim
Edermünde
Edersleben
Edertal
Edesheim
Eddessen, (Borgholz) 1015-25 Ettidessun. Germanisch Aduhapa,? husum. Zu den Häusern des Aduhap.
Edenkendorf, (Harbke) Anfang 1100 Adikonthorpa, Mitte 1200 Edikenthorpe.
Edelkirchen, (Halver) 1096 Edelenkirecha, 1181 Edelenkirchen, germanisch Apilon kirika, Kirche des Apilo.
Ederen (Aa) 1139 Ethdern.
Edesheim, 1222 Hodensheym. Germanisch Audines haim, Wohnung des Audin.
Ediger, (Koblenz) 894-95 Edregreia, 1097 Edegrei.
Edewecht Der Ort Edewecht gehörte im Mittelalter zu den größten Siedlungen im Ammerland mit mehreren Adelssitzen.Um 1150 Adewacht [Original], 1242 Edewacht, 1331 Edewechte. Wohl Bildung mit dem in altsächsisch wahta, mittelniederdeutsch wachte ‘Wache, Wachtplatz’ belegten Appellativ als Grundwort und dem in as. ̄ed, althochdeutsch eit, altenglisch a ̄d ‘Feuer, Feuerstätte’ bezeugten Appellativ als Bestimmungswort Der auf germanisch *-ai zurückgehende Vokal kann auch als -a realisiert werden.
Ediger-Eller
Edingen-Neckarhausen Keltisch Besiedlung, seit Ende 12. Jahrhundert Herrschaft der Pfalzgrafen in Edingen, vom 14. Jahrhundert bis 1705 teilte sich die Kurpfalz die Herrschaft in Neckarhausen mit dem Hochstift Worms, anschließend an Kurpfalz. 1790 wurde Neckarhausen Familiensitz der Reichsgrafen von Oberndorff. 1803 beide Orte an Baden. 1975 Zusammenschluss der bisher selbstständigen Gemeinte zum neuen Ort mit Doppelnamen. Edingen: 765 (Kopie 12. Jahrhundert) Eddingun, 766 (Kopie) Edingen, 1265 Ethingen, 1397 (Kopie) Edingen; Neckarhausen: 733 (Kopie 12. Jahrhundert) ad casas ... Husun, 1288 Husen, 1483 Neckerhusen. Edingen ist mit Suffix-ingen vom Personennamen Ado/Atho (Koseform Addo) abgeleitet, Bedeutung ‘bei den Leuten des Ado’. Neckarhausen ist Kompositum mit Grundwort-hausen und dem Flussname Neckar. So Edingen, Orsteil von Ralingen, Landkreis Trier-Saarburg, Edingen, Hennegau Edingen, bei Thionville/Diedenhofen, ; Neckarau, Ortsteil von Mannheim, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, beide Rhein-Neckar-Kreis; Neckarelz, Ortsteil von Mosbach, Neckar-Odenwald-Kreis.; Neckargartach, Ortsteil von Heilbronn,;Neckarsulm, Landkreis Heilbronn; Neckarsteinach, Landkreis Bergstraße.
Edling
Effelder
Effeltrich
Efringen-Kirchen Efringen: 1113 Kopie 16. Jahrhundert Effringen, 1157 Eueringin [Original]. Kirchen: 815 Chirichheim [Original], 1190 Chilchheim [Original], 1272 Kilchain [Original]. Efringen: Bei dem Siedlungsname handelt es sich um eine -ing (en)-Ableitung zu dem Personennamen *Evur(o). Die Form *Evur(o) mit -v-, die zum Stamm Eura gehört, ist für den alemannischen Sprachraum nicht typisch, im Altsächsisch und einigen althochdeutsch Dialekten wie dem Mittelfränkisch aber zu erwarten. Damit stammte die namengebende Person wohl aus einem dieser Gebiete. Der Siedlungsname, dem eine ursprüngliche Dativ-Plural-Konstruktion zugrunde liegt, bedeutete also ‘bei den Leuten des Ever(o)’. Kirchen: Bestimmungswort des Siedlungsname Kirchen ist gemeinalthochdeutsch chirihha, alemannisch seit dem 9. Jahrhundert chilihha ‘Kirche’, als Grundwort fungiert-heim. Damit gehört Kirchen zu einer Gruppe von -heim-Namen, die fränkische Siedler schematisch für neu gegründet oder bereits bestehende Orte bildeten. Der Auslaut des Bestimmungsworts und der Anlaut des Grundwort fielen zusammen und auslautendes -eim wurde zu -en abgeschwächt, sodass seit dem 15. Jahrhundert Kirchen beziehungsweise Kilchen erscheint. Formen mit -rund -l wechseln seit den frühesten Belegen, wobei -l dominiert, bis sich schließlich die heute amtliche Form Kirchen durchsetzt.
Egeln
Egelsbach Das Dorf befand sich seit dem Spätmittelalter unter der Herrschaft der Grafen von Isenburg-Büdingen, die es 1600 als Teil des Amtes Kelsterbach an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt verkauften. Seit dieser Zeit ist der Ort hessisch. 1275 (hierher?) Elsbach; 1396 Egelßbach; 1411 Egelspach. Bestimmungswort ist der Personennamen Agila, Egil, Egili, die Kurzform eines Namens mit Agil im Erstglied. Dieser ist zu germanisch *agjo ̄> althochdeutsch egga ‘Schneide, Spitze (einer Waffe) ’ zu stellen.
Egenhausen
Egenhofen
Egesheim
Egestorf
Egg an der Günz
Eggebek Eggebek ist eines der ältesten Kirchdörfer in der Schleswigschen Geest, 1352 erstmals erwähnt, 1889 Gründung der preußisch Amtsbezirke Eggebek und Jörl, 1968 Gründung des heutigen Amtes Eggebek. 1352 Egbeck [Original]; to Eggebeke (1447). Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem niederdeutsch -bek(e) ‘Bach’ und dem dänisch æg ‘Ecke, Rand, Kante’, sodass der ‘Ort am Rande des Baches’ als Eggebek benannt wurde.
Eggenfelden 1328 Marktrechte, 1440 eigener Landgerichtsbezirk. 1125/26 (Kopie von 1203/04) Etinuelt, 1130–1150 (Kopie des 12. Jahrhundert) Etnvelt, 1158–1184 Ettenuelde, 1160–1180 Ettenuelden, 12. Jahrhundert Ettineuelth, 1335 Ettenfelden, 1394 Ecenuelden, 1401 Ekenvelden, 1423 Eggenfelden. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch velt ‘Feld’, -feld, Bestimmungswort wohl der Personenname Eto, Etto.
Eggenstein-Leopoldshafen Eggenstein ist im 13. Jahrhundert in Gottesauer Besitz, dann an den Markgrafen von Baden übergegangen, 1809 mit dem Amt Mühlburg zu Karlsruhe. Vor 1160 gingen Frechstatt und Schröck an Bischof Günter von Speyer, 1362 an Markgraf Rudolf. Ab 1809 gehörte Schröck zu Karlsruhe und erhielt 1833 den Namen Leopoldshafen. St. Vitus-und-Modestus Pfarrkirche. 766 (Kopie 12. Jahrhundert) Hecinstein, 786 (Kopie 12. Jahrhundert) Eccansten, 805–813 (Kopie12. Jahrhundert) Eckenstein, 1261 Eggenstein [Original]. Leopoldshafen (1833). Eggenstein: Es handelt sich um ein Kompositum mit dem Grundwort-stein. Da Eggenstein nahe an der Römerstraße Basel-Neuenheim liegt, kann ein römerzeitliches Steinhaus namengebend gewesen sein. Als Bestimmungswort erscheint der Personennamen Ekko, Eggo. Der Erstbeleg aus dem Lorscher Codex zeigt im Anlaut eine hyperkorrekte h-Schreibung. Leopoldshafen: Bei der Eröffnung des Rheinhafens wurde der Ort Schröck 1833 zu Ehren des Großherzogs Leopold in Leopoldshafen umbenannt.
Egwardessen, (Herbram) 1015-25 Ekwardinchusun. Germanisch Aggiwadinga husum, zu den Häusern
Ehingen, (Duisburg) 1221 Eingin. Germanisch Ajingum, bei den Leuten des Ajo.
Ehlingen, (Heimersheim) 853 in villa Adalingohovo, 1162 Ethelinchoue. Germanisch Apilingo hofum, zu den Höfen der leute des Apilo.
Ehlingen, (Reckingen) 1096 Eldinga.
Ehgrang, (Trier) 973 falsch Yranch, 1140 Yranc. 1208 Iranc.
Ehrenbreitstein, (Koblenz) 1129 Erembretdessteine, 1139 Erenbrettestein, 1157 Herenbretstein. Germanisch Arinberthtes staina, Stein= Burg des Arinbertht, (arnu, Adler + bertha, glänzend)
Ehrenburg, (Brodenbach) 1161 Eremberch.
Ehrenfels, (Rudesheim am Rhein) 1219 Erenvels. Germanisch arnu Adler + falisa, Felsen.
Ehrental, (Wellmich) 881 Erintra, 1149 Ermetre.
Ehrentor, (Köln) 1145-80 erea porta, 1200 Erenporce, 1203 Erinporte.
Eggenthal
Eggermühlen
Eggingen
Egglham
Egglkofen
Eggolsheim
Eggstätt
Eggstedt
Eging am See
Eglfing
Egling (Oberbayern)
Egling an der Paar
Egloffstein
Egmating
Egweil
Ehekirchen
Ehingen (Augsburg)
Ehingen (Donau) Schon früh Sitz der Grafen von Berg, seit 1267 Stadtrecht, 1343 unter der Herrschaft von Österreich und schließlich 1805 württembergisch. Ständehaus, Wolfertturm, Schloss Mochental, Liebfrauenkirche, Mevlana-Moschee. 760 (Kopie, Druck 18. Jahrhundert) Cachinga (? ), 787 Heigen, Heingen, 961 Ehinga; Ehingen (1253). Der Ortsname ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Aho, der umgelautet Eho lautet; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Aho’. Der Erstbeleg enthält einen Lesefehler, die im 8. Jahrhundert übliche Schreibung cc für a wurde wohl als ca gelesen. Zur Unterscheidung von Ehingen am Neckar hat der Ortsname früh den Zusatz (Donau) erhalten, wenngleich die Stadt an der Schmiech liegt, etwa 1 km vor deren Mündung in die Donau. Memminger vermutet dort allerdings schon 1826 einen alten Donaulauf. So Ehingen, Ortsteil von Rottenburg am Neckar, Landkreis Tübingen, Ehingen am Ries, Landkreis Donau-Ries, Ehingen (Mittelfranken), Landkreis Ansbach, Ehingen (Schwaben), Landkreis Augsburg.
Ehingen (Mittelfranken)
Ehingen am Ries
Ehlenz
Ehlscheid
Ehndorf
Ehningen
Ehr
Ehra-Lessien
Ehrenberg (Rhön)
Ehrenberg (Thüringen)
Ehrenburg
Ehrenfriedersdorf Friedersdorf. Dahme-Spreewald. 1463 Friedrichsdorff, 1492 fredersdorff, 1518 Friedersdorf. De Namen bedeutet Dorf, das nacht einem Mann namens Friedrich benannt wurde. Ähnlich Fredersdorf, Fresdorf (1375 Frederikstorff) Fredersdorf-Vogelsdorf. Friedland, Göttingen an der Leine, Braunschweig (bis Ende 2004), Bildung des Ortes um eine welfische, gegen Hessen gerichtete Burg; Sitz eines großen herzoglichen Amtes. 1285 Vrideland [Original], 1305 Fredelant; Friedland (1791). Der Name der Burg geht auf das Syntag Mittelaltermittelniederdeutsch *vr ̄ıde/vr ̄ede (dat) land ‘befriede, schütze das Land’ zurück und verdeutlicht den welfischen Anspruch auf das Gebiet des Leinetals. Im 18. Jahrhundert fällt das vor dem Grundwort stehende -e aus, sodass die heutige Form entsteht.
Ehrenkirchen 1973 durch die Vereinigung der Gemeinte Ehrenstetten und Kirchhofen entstanden. Ehrenstetten seit 1805/6 badisch, Kirchhofen im 17. Jahrhundert im Besitz der Abtei St. Blasien, seit 1805 badisch. Wasserschloss, barocke Wallfahrtskirche, Geburtsort von Christian Wenzinger. 1139 Oeristetten [Original], Oristeten [Original], 1493 Eristetten [Original], 1554 Erenstetten. 1087 Kilchouen [Original]; Ehrenkirchen (1973). Der Ortsname ist eine Kontamination aus den Namen der Gemeinden Ehrenstetten und Kirchhofen. Als Grundwort erscheint -kirchen aus althochdeutsch kiricha, kilicha ‘Kirche’, im Beleg von 1087 mit lateinisch r zu d. l wie in lateinisch Prunus, deutsch Pflaume; dem Bestimmungswort liegt der Personennamen *O ̄ro zu Grunde. Er entwickelt sich durch Umlaut von o zu ö, Endrundung des ö zu e und Einschub von h als Längezeichen zu Ehrenstetten.
Ehringshausen Eisenhammer (seit 1600), Hüttenwerk (seit 1710), eine wichtige Rolle spielten die Grube Heinrichsegen und die Eisenwerke Ehringshausen. 1284 Iringeshusen, 1418 Eryngeshusen. Kompositum mit dem Grundwort -hausen ‘bei den Häusern’. Es zeigt sich das Merkmal einer stark Genitivflexion -e Siedlungsname der Fuge. Für das Bestimmungswort ist damit von einem Personennamen auszugehen, der mit einer Form Iring angegeben werden kann, dessen Stamm Ir je doch unerklärt ist. In der weiteren Entwicklung des Namens verändert sich das Bestimmungswort durch Umlaut von Iring> E(h)ring mit Dehnung in offener Tonsilbe; -y ist graphische Variante zu -i-. In der Fuge verändert sich -es> -s(Synkope); das Grundwort -husen wird später zu -hausen diphthongiert. So Ehringshausen, Vogelsbergkreis, Ihringshausen, Landkreis Kassel.
Ehweiler
Eibelstadt
Ehringen, 1015-20 Erungun.
Ehringhausen, (Werne an der Lipe) Mitte 1200 Ederinkhuson.
Ehrzel, (Essen) 966 Ericseli. 1216 Hericsele. Germanisch Arikas sal, ein räumiges Haus des Arik.
Eiberg, (Essen) Mitte 1200 Oyberge, 1166 Oiberge.
Eibingen, (Rüdesheim am Rhein) 1218 Iungen.
Eich, (Koblenz) 1103 Eichin.
Eiche, (Wintrich) 2. Halfte 1200 juxta eiche.
Eichelberg, (Hennen) 962-71 Eikinbergge. Germanisch aikina, mit Eichen bestanden + berga Berg.
Eicherscheid, (Munstereifel) 1222 Ekinneskeit, Eichineskeit. Germanisch aikina, eichenbestanden + skaipjo, Wasserscheide, Hugelrucken.
Eichholt, (Seppenrade) Mitte 1200 Egholte, 1225 Eicholte. Germanisch aik, Eiche + hulta, Wald.
Eickel, (Wanne-Eicke) Mitte 1200 Eclo. Germanisch aik, Eiche + lauha, Wäldchen auf Sandhugel.
Eickenbeck, (Rinkerode) +1000 Ekesbiki, Ekasbeki.
Eickendorf, (Drensteinfurt) +1000 Akinthorpe, Ekencthorp, Ekincthorpa.
Eickenscheidt, (Kettwig,) +1000 Ekonsceda. Germanisch aikon, aus aik, Eiche auf jon-? + skaipjo, Wasserscheide, Hugelrucken.
Eickenscheidt, (Kray) +1000 Ekanscetha.
Eibenstock Deutsches Bauerndorf vom Ende des 12. Jahrhundert, Marktflecken und Bergstädtchen im 14./15. Jahrhundert wirtschaftlich bedeutend durch Bergbau, besonders Seifenbergbau, 1560 freie Bergstadt, Zinn und Eisenerzabbau. 1378 Ibenstock, Ybenstock, 1464 Eybenstog. Es liegt eine alte Lagebezeichnung in der Bedeutung ‘am Eibenstöckicht, Eibenholz’ vor, gebildet zu althochdeutsch ̄ıwa ‘Eibe’.
Eich Ortschaften der heute Verwaltungsgemeinde werden erstmals zwischen 767 und 782 im Lorscher Codex erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch eine 1992 geborgene Schiffsmühle. Funde aus der römischen Zeit verweisen auf frühen Weinbau. Spätestens seit dem Mittelalter auch Fischerei, Obst-, Gemüse und Spargelanbau sowie Korbmacherei. Bekannt ist der nach einem Ortsteil benannte „Gimbsheimer Spargel“. 793 in Aichinu(m) (Kopie 12. Jahrhundert), 906 Echina, um 1120 Echinen, Aechinun, 1139 Echena, 1494–98 in Eichene prope Renum veterem, 1313 apud villam Eychene, 1314 villa Eichene, 1240 in villa Eichen. Als Grundform kann *Echinheim angenommen werden, das mit dem althochdeutschen Personennamen *Aho, Acho, Genitiv Singular *Ahin-, *Achin-, im Bestimmungswort gebildet wurde. Der Umlaut wurde durch die Endung des Genitiv Singular auf -in n Verbindung mit-heim bewirkt. Der ursprüngliche Ortsname bedeutete demnach ‘Wohnstätte des A(c)ho’.
Eichelhardt
Eichen
Eichenau Der Name erklärt sich als ‘eichenbestandene Flur am Wasser’. Entstehung und Bedeutung des Namens der jungen Siedlung gehen ausfolgenden Aktenstellen (8. 10. 1906) hervor: Die Beilegung des Ortsname ns »Eichenau« für mehrere Anwesen der Gemeinde Alling, K. Bezirksamts Bruck. Die Besitzer der in der Gemeinde Alling in der Nähe der Bahn bei Puchheim gelegenen Anwesen ... haben das Gesuch gestellt, es möchte diesen Ansiedlungen der Ortsname Eichenau beigelegt werden ... Der vorgeschlagene Name Eichenau dürfte als passend erscheinen, weil durch den Besitzer der Anwesen Haus-Nr. 79, 86 und 87 eine Eichenpflanzung in der Nähe dieser Anwesen angelegt worden ist, (7. 1. 1907): Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die in der Gemeindeflur Alling belegenen Anwesen ... fortan den Namen Eichenau führen.
Eichenbach
Eichenberg (Saaletal)
Eichenberg (Thüringer Wald)
Eichenbühl
Eichendorf
Eichenzell Eichenzeller Schlösschen (um 1548 im Renaissancestil erbaut). Schloss Fasanerie als prächtiges Barockschloss der Fuldaer Fürstbischöfe mit Parkanlage (um 1710 von Adolph von Dalberg als Landschloss errichtet, von Amand von Buseck zu einer weitläufigen Residenz durch Andreas Gallasini erweitert). 10. Jahrhundert Eichencella, 12. Jahrhundert Echincella, 1345 Eychencelle; Eichenzell (1456). Kompositum aus dem Grundwort -cella ‘mönchische Ansiedlung’. Der Auslaut wird zunächst zu -e abgeschwächt und fällt schließlich aus. In der Fuge zeigt sich -en-/-in als Kennzeichen einer swach Flexion. Es ergeben sich zwei Deutung möglichkeiten für das Bestimmungswort Ermittelt man eine Grundform *Haichen-cella, ist für die weitere Entwicklung des Namens eine Veränderung der Graphie in Bezug auf den Diphthong von -ai> -ei und h-Schwund im Anlaut anzunehmen. Damit wäre das Bestimmungswort mit einem Personenname Haicho gebildet. Deutet man das Bestimmungswort als Appellativum zu althochdeutsch eih(ha), mittelhochdeutsch eich, hätte der Name naturräumlichen Bezug. Der Ortsname bedeutet ‘Zelle des Haicho’ oder ‘die mit Eichen bestandene Zelle’.
Eichigt
Eichstätt Seit dem 8. Jahrhundert Bischofssitz, 1199 königliches Marktprivileg, bis zur Säkularisation hochstiftische Haupt und Residenzstadt. 755–768 (Kopie des 9. Jahrhundert) zu 741 Haegsted, 762 (Kopie des 8. Jahrhundert) Achistadi, 8./9. Jahrhundert (zu 740) Eihstat, 804–814 (Kopie des 9. Jahrhundert) Eichsteti, 863 Eistatensis ecclesiae, 9. Jahrhundert ( ? ) zu 5. Jahrhundert) Eistetin ... civitas Egestensis id est Rubilocus, 1053 Eichstat, 1057–1075 Eichstete ... Eistete, 1068 (Kopie von circa 1300) Aureatenis ecclesie, 1354 Eyhstet, circa 1488 (Kopie des 16. Jahrhundert) Areat, das nun Aichstet genant ist, 1531 Aichostadium, 1536 nouum Aureatum, circa 1550 Ala ... cognomine Narisca, 1744 Aichstet, und Eichstadt, Lateinisch Eistadium oder Aichstadium ingleichen Driopolis, und Alla Narisca ... Aistadium und Quercopolis ... Eystatt ... Aichstatt, 1799 Eichstaett, 1831 Eichstätt, Eichstädt, Aichstätt. In den meisten alten Formen ist als Bestimmungswort althochdeutsch eih ‘Eiche’ und als Grundwort -stat ‘Stätte, Stelle, Ort, Platz, Raum, Wohnstätte, Stadt’ ( -statt) beziehungsweise eine Pluralform davon feststellbar. Die Form des 9. Jahrhundert scheint die lateinisch Übersetzung des Namens und damit die erste Deutung zu sein; denn locus bedeutet ‘Ort, Platz, Stelle’ und rubus wird 793 mit eihi gleichgesetzt. Keinen Zusammenhang damit lässt die Form Aureatum erkennen. Sie ist eine Erweiterung des lateinisch Adjektivs aureus ‘golden’ und bedeutet auch ‘geziert, geschmückt’; mit diesem Namen sollte die Entstehung des Ortes in die Antike verlegt werden. Die Form Areat ist wohl eine Ablautbildung dazu. Keine sachliche und sprachliche Basis hat die Namensform von circa 1550, die eine nariskische Schwadron zum Inhalt hat. Driopolis ist eine Gräzisierung mittels griechisch« ‘Eiche’ und ‘Burg, Stadt’, Quercopolis eine Latinisierung mittels lateinisch quercus ‘Eiche’.
Eichstedt (Altmark)
Eichstegen
Eichstetten am Kaiserstuhl
Eichstruth
Eichwalde
Eickeloh
Eicklingen
Eigeltingen
Eiden=Ostereiden und Westereiden, Mitte 1200 Edin.
Eigelstein, (Köln) 1134 iuxta portam que dicitur Eigelis, 1172-80 Eigylsten, Egilsten. Germanisch Aigiles staina, Stein- Tor, des Agili.
Eigenbilzen, 1096 Eigenbilesen, 1199 Eigenbilsen. Germanisch aigina, eigen, allodial, + Bilzen.
Eilsleben, 1. Halfte 1100 in Elasluu, Mitte 1200 Eileslove.
Eimersleben, Mitte 1200 Emerslove.
Einer, (Gennebreck) 2. Halfte 1100 Enhere, Eneri. Mitte 1200 Enere. Germanisch aina, einsam, + haru, sandiger Hugelrucken.
Eilenburg Slawische Burgbezirksmittelpunkt, seit dem 10. Jahrhundert deutsche Burgward mit Burgflecken, Erweiterung zur Stadt um 1210. 981 Ilburg, 1012/18 Ilburg, 1229 Ylinburch, 1314 Ileborch 1482 Eylenburg, -berg, 1591 Eulenburg (erhalten im Namen der Grafen von Eulenburg). Offenbar zu einem alten (indogermanisch?) Element Il-, das auch in Gewässername wie Ihle (zur Elbe) mit dem Ortsname Ihleburg, Ilse swach enthalten ist und eventuell zu indogermanisch *el-/*o l‘fließen’ gehört. Es könnte für einen Abschnitt der Mulde gegolten haben und wurde im Altsorbisch an *ił ‘Lehm, Ton’ angeglichen. Appellativa kommen als Bestimmungswort in Mischnamen nicht vor. In der Barockzeit wurde Eiz u Eu gerundet (Eulenberg).
Eilscheid
Eilsleben
Eime
Eimeldingen
Eimen
Eimke
Eimsheim
Einbeck Lage an Leinetalstraße, Gut im 11. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Katlenburg, Ende 11. Jahrhundert Gründung des Alexanderstifts, im 13. Jahrhundert des Marienstifts und der Hospitalskapelle St. Spiritus, Grablege der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen, 1252 im Besitz des Stadtrechts, Zentrum der Bierbrauerei, Fernhandel mit Einbecker Bier ab 1351 bezeugt, 1368 Mitglied der Hanse. 1103–1106 Enbiche [Original], 1157 Einbike [Original], 1544 Einbeck [Original]. Dem Ortsname l iegt ein Gewässername zugrunde, das Grundwort ist-be(e)ke, hier in der ostfälisch Form -bike überliefert. Das Bestimmungswort En-, Eini st auf germanisch *Ain< indogermanisch *oi-n zurückzuführen, eine Erweiterung der indogermanischen Wurzel *ei-, *oi-, *i ‘gehen’, die zahlreichen europäischen Gewässername zugrunde liegt. Der Gewässername griff die dahinfließende Bewegung des Wassers auf. Es handelt sich wohl um den alten Namen des Krummen Wassers, das durch Einbeck fließt. So Eimke (1148 Embike), Landkreis Uelzen; † Eimbeck (1309 Enbeke), Landkreis Börde; Einbach (1092 Einbac).
Eineborn
Einhaus
Einhausen (Bergstraße)
Einhausen (Werra)
Einig 1103 Inika.
Einöd, 1225 Einode. Germanisch ainodu, Einöde.
Einriche, (Gau an der untern Lahn) 920 in pago qui dicitur Heinrichi, 1023 in pago Einrichi. Germanisch? + rikja, Reich, Herrschaft.
Einscheid (Börfink) 1036 Einsceiht.
Einöllen
Einselthum
Eiselfing
Eisenach (Eifel)
Eisenach (Thüringen) Altthüringisches Dorf (Altstadt) im königlichen Fiscus Lupentia (Großen lupnitz) an altem Verkehrsweg durch die Hörsel, im 12. Jahrhundert Herrensitz, Stadtentwicklung seit 12. Jahrhundert durch Landgrafen von Thüringen (1189 civitas), im 13. Jahrhundert Fernhandelsstadt; Geburtsort von J. S. Bach, heute Bach und Lutherhaus, Fritz-Reuter und RRichard-Wagner-Museum Um 1150 Bertholdus de Isinacha, 1180 Isenacha, Ende 15. Jahrhundert Eyssenach, Eyßenach, 1506 Isennach. Ein offenbar sehr alter Name. Da der Name nicht erst in deutscher Zeit gebildet sein kann und außerdem ein Gewässer mit eisenoxidhaltigem Wasser nicht nachweisbar ist, darf am ehesten von einem noch älteren (vorgermanisch) Namen des Gewässername Hörsel ausgegangen werden. Gebildet zur indogermanischen Wurzel *h1e-i sh2‘kräftigen, antreiben’. Der ursprünglich voreinzelsprachliche Gewässername aus indogermanisch Sprachmaterial hatte wohl etwa die Bedeutung ‘plötzlich sich heftig bewegendes Gewässer’ (vgl. noch heute bei Unwetter und Schneeschmelze die plötzliche Flutwelle der Hörsel). Der Gewässername ist in der germanischen Form *Isina schließlich im Ortsname bewahrt worden, während der Gewässername in germanisch Zeit durch bedeutungsgleiches Hursila verdrängt beziehungsweise ersetzt wurde (vgl. Ersatz des vorgermanisch Gewässername *Lupantia, 778 Lupentia, heute Ortsname Großen lupnitz, durch Gewässername Nesse, 1014 Nazaha). Wie bei anderen Gewässername ist in germanisch Zeit der Gewässername *Isina als *I ̄sinaha – also mit langem Alaut vokal – gesprochen und verstanden worden, bis in mittelhochdeutsch Zeit die Form zu I ̄senahe abgeschwächt wurde. Die Angleichung an mittelhochdeutsch ̄ısen ‘Eisen’ ist also erst sekundär volksetymologisch eingetreten. Die Bewahrung von -ach im Ortsname gegenüber sonst-aha1 > -a in Thüringen (vgl. Langensalza) beruht auf landgräflich-thüringischem Kanzleisprachgebrauch. So Eisenberg (Pfalz), (765) 12. Jahrhundert uilla Isemburc, Isinburc, zum Gewässername Eisbach, (766) 12. Jahrhundert Isina, Donnersbergkreis.
Eisenbach (Hochschwarzwald)
Eisenberg (Allgäu)
Eissen, 1217 Eysene.
Eisenberg (Pfalz) Eisen und Bronzeherstellung sowie Tonabbau und -verarbeitung seit römisch Zeit, was einem sehr reinen, weltweit begehrten Klebsand zu verdanken ist. Der Ort war zunächst fränkisch Königsgut, gehörte dann zum Bistum Metz, schließlich zu Nassau-Weilburg. Seit 18. Jahrhundert Eisenwerk. 767 Hysinburc, 1552–57 Eysenburg; Eisenberg (1824). Die oft genannte Erster wähnung von 765 uilla Isemburc, Isinburc ist eine Fälschung von vor 1175. Das Bestimmungswort entwickelte sich aus einem vorgermanisch Gewässername *Isina/Isana durch eine volksetymolgie. Umdeutung zu Eisen-, das auf mittelhochdeutsch îsen/îser ‘Eisen’ zurückgeht. Das Grundwort ist zunächst -burg, seit dem 15. Jahrhundert -berg. Eine von Germanen burg genannte römisch Siedlung, ein vicus, ist in Eisenberg nachgewiesen. Der ursprüngliche Ortsname ist demnach als ‘Vicus an der Isina/Isana’ zu deuten.
Eisenberg (Thüringen) An alter Straße von Jena nach Zeitz und Altenburg entstand in erster Hälfte 12. Jahrhundert Kaufmannsniederlassung, dazu frühe Bergbausiedlung auf Eisen um 1160 (heutige Altstadt, 1274 antiqua civitas); Ende 12. Jahrhundert planmäßig angelegte Neustadt mit markgräflicher Burg (1219 civitas); 1217 Zisterzienser-Nonnenkloster; im Mittelalter Eisengewinnung und -verarbeitung, Größte Barockkirche von Thüringen (erbaut 1675). 1190 Isenberc, 1219 Isenberc, ab 1467 Eysen-, Eisenberg, 1563 Eysenbergk. Gebildet mit mittelhochdeutsch ̄ısen ‘Eisen’ und Grundwort-berg, also zunächst Bergname, der auf den Ort überging: ‘Ort am Eisen (enthaltenden) Berg’. Die Diphthongierung von ̄ı > ei trat etwa im 14. Jahrhundert ein und setzte sich in der Schrift im 15. Jahrhundert durch. Da in der Überlieferung der Ortsname kaum mit dem Grundwort-burg vorkommt (13. Jahrhundert Ysenburch), ist ein ursprünglich Burgname ‘eisenharte Burg’ wie bei Stollberg < Stahlburg unwahrscheinlich. So Eisenberg, Donnersbergkreis (765) 12. Jahrhundert Isinburc, später sekundär -berg, ursprünglich vorgermanisch Gewässername; Flurname (Bergname) Eisenberg, 1028 m, im Erzgebirge, bei Oberwiesenthal, 562 m, im Rothaargebirge, HE, 635 m, im Knüllgebirge.
Eisendorf
Eisenheim
Eisenhüttenstadt Gegründet durch den meißnischen Heinrich den Erlauchten, später zu Kloster Neuzelle gehörig, dann mit der Niederlausitz zu Sachsen und 1815 zu Preußen gekommen. 1286 Forstenberg, 1293 civitas Vurstenberg [Original], 1313 Vorstenberch [Original]. Der ursprüngliche Name bezieht sich auf die Gründung durch den Markgraf von Meißen und gehört zu mittelniederdeutsch vörste, vürste ‘Fürst, Herzog, Herrscher’. Der 1961 eingeführte Name wurde nach dem Eisenhüttenkombinat geprägt. Ähnlich Fürstenberg/Havel, Landkreis Oberhavel.
Eisenschmitt
Eisfeld
Eisighofen
Eisingen (Baden)
Eisingen (Unterfranken)
Eislingen/Fils Der Ort entstand 1933 durch die Vereinigung der selbstständigen Gemeinte Groß und Klein-Eislingen, erst ab 1437 lassen sich die beiden Ort auseinanderhalten (Grossen Yßlingen beziehungsweise Klaynyßlingen) und haben wohl eine gemeinsame Geschichte, seit 1492 ist Kleineislingen und seit 1803 auch Großeislingen württembergisch. Gotisch Dorfkirche St. Jakob, Eislinger Schloss. 861 (Kopie 16. Jahrhundert) Isininga, um 1121 (Kopie 12./13. Jahrhundert) Isinign, 1268–86 Isiningen [Original], 1348 Ysnigen [Original], 1438 Yslingen [Original], 1440 Großeißlingen. Es handelt sich wohl um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen I ̄sino; der Name bedeutet dann ‘bei den Leuten des ̄Isino’. Die Entwicklung zu Eislingen erfolgt über die Diphthongierung mittelhochdeutsch ̄ı zu ei und die Dissimilation von n-n zu l-n. Seit der Zusammenlegung von Groß und Kleineislingen im Jahre 1933 führt der Ortsname als Zusatz den Gewässername Fils.
Eitelborn
Eitensheim
Eiterfeld Burg Fürsteneck (ab 1330 bezeugt; Umbau im 18. Jahrhundert), Schloss Buchenau (Hauptanlage um 1580, Hauptschloss 1611–1618 im Weserrenaissancestil, Fachwerkbau des 17. Jahrhundert), ö von Eiterfeld liegt das „Hessische Kegelspiel“ (Kuppen Ansammlung aus Basaltsäulen mit vulkanischem Ursprung). 845 in Eitrungfeldono marchu [Original], 1300 Eitervelt; Eiterfeld (1799). Der Ortsname ist Kompositummit dem Grundwort -feld ‘freies, offenes Land; Ackerund Wiesenflur’ im Gegensatz zum ‘Wald’. Der älteste Beleg des Ortsnamens zeigt eine alte -on-Ableitung. Das Bestimmungswort bezieht sich auf den Flussnamen, der 780 als Eitraha überliefert erscheint. Zusammensetzung mit dem Grundwort -aha ( -ach1). Basis des Bestimmungsworts ist die Grundform *oid-r, die mit Abtönung erscheint. In der Regel wäre im Indogermanisch bei r-Ableitungen eine Schwundstufe *id zu erwarten. Der vorliegende Fall bildet eine der wenigen Ausnahmen. Anschluss an den Ablaut *eid-/*oid-/*id-, zu die indogermanische Wurzel *oid ‘schwellen’. Der Ortsname i st als ‘freie Fläche an der Eitra’ zu deuten, der Flussname bedeutet ‘Wasser, das anschwillt’.. So Eiterhagen, Ortsteil der Gemeinte Söhrewald, Landkreis Kassel; Eitra, Orsteil der Gemeinte einte Hauneck, Landkreis Hersfeld-Rotenburg,
Eitorf Besiedlung seit dem frühen Mittelalter, 1145 Markt bezeugt und an die Abtei Siegburg vererbt, Kirche 1167 geweiht, um 1170 Augustinerinnenkloster Merten gegründet, später zum bergischen Amt Blankenberg gehörig mit zentralörtlicher Bedeutung. 144 Eidthorpf, 1145 Eichtorp, 1218 Eicdorp. Die variierenden Namensformen gehen zurück auf *Eip-dorp, ein Kompositum aus dem wohl vordeutschen, unerklärten Gewässername Eip, der sich in den zur Gemeinte Eitorf gehörigen Ortsname Mühl-eip und Ober-eip erhalten hat, und dem Grundwort -dorf. Dittmaier vermutet für die unterbliebene Lautverschiebung von -p zu -f entweder ein aus ursprüngliche *eipjo ̄ geminiertes *eippo ̄ oder eine Reliktform, die sich über *Eiftorp und Eichtorp zu Eitorf entwickelt hat.
Eitting
Eixen
Elbe
Elben
Elb, (Hilden) 1062 in Elbeno.
Elberfeld, (Wuppertal) Bald nach 1160 Elueruelde, 1176 Elvervelde.
Elbergen, (Löningen) +1000 Elliberga,
Elbertshagen, (Wipperfürth) 1200 Eluerthagen.
Elcherath, (Winterspelt) 1222 Elychenroht.
Elbe-Parey Namengebend sind der Gewässername der Elbe und der Name der Ortschaft Parey. 946 Porei, 1014 Porei, 1179 Poregi; Parey (1521). Vermutlich zu einer Grundform altpolabisch *Poraj, aus der Präposition po und *raj, dieses eventuell in der Bedeutung ‘Sumpf ’, in der Urkundlich als -rei, -reg geschrieben.
Elbingen Der Ortsname leitet sich vom Flussname Elbing (erwähnt auch als Ilfing) ab. Der Flussname entstand aus altpreußisch *Ilawings, das aus altpreußisch *il ‘schwarz’ mit den Suffixen -aw und -ing gebildet wurde. Der Ortsname Elbing entstand durch Substitution w > b. In der Adaptation ins Polnisch entstand ein sekundäres l durch die Angleichung der Konsonanten und Elbla.
Elbingerode
Elbtal
Elchesheim-Illingen
Elchingen Siedlung, 12. Jahrhundert Gründung Kloster Oberelchingen, 13. Jahrhundert Unterelchingen an Kloster Salem, 1978 Zusammenlegung Thalfingen, Ober und Unterelchingen zur Gemeinde Elchingen. 1104 Alechingen, 1150 Elchingen, 1158 Alchingin [Original], 1301 Aelchingen; Elchingen (1498). Der Name ist auf den zu erschließenden Rufnamen *Alicho zurückzuführen, der durch das Gruppenzugehörigkeits suffix-ingen abgeleitet wurde (‘die Leute des Alicho’). Später wird der mit -ingen abgeleitete Insassenname auch als Siedlungsname verwendet (‘Siedlung bei den Leuten des Alicho’) und umgelautet. Die in der Benennung der Ortsteil Ober und Unterelchingen noch vorhandenen Unterscheidungsglieder gehen auf die Gründung des Klosters zurück.
Elchweiler
Eldena
Eldetal
Eldingen
Elfershausen
Elgersburg
Elisabeth-Sophien-Koog
Elker, (Beckum) +1000 Athalheringuui, germanisch Apalaharingo wika, Tochtersiedlung der Leute des Apalahari, (apala Adel + harja, Heer)
Elkenroth
Elleben
Ellefeld
Ellenberg (Hunsrück)
Ellenberg (Württemberg)
Ellenhausen
Ellenz-Poltersdorf 1135 Elenze, 1163 Elenzen. Keltisch Gewässername Alantia.
Ellen, (Aa) 1222 Alina.
Eller, (Düsseldorf) 1151-53 Elnere, 1180 Helnere.
Ellersdorf, (Volpke) 1. Halfte 1100 Adalgerasthorpa. Germanisch Apalagairas porpa. Siedlung des Apalagair.
Ellerstadt, 1196 Elrestat.
Ellesheim, (Mutscheid) 814 Elandesam.
Ellewick, (Ammeloe) 828 Elleuuih. Germanisch Aljan wika, Tochtersiedlung des Aljo.
Ellingsen, (wust bei Ehringen) 1015-25 Illandehusen. Germanisch Idulanda husum. Zu den Häusern des Idulanda.
Ellwerath, (Trier) 846 Ekkileiuesroth. Germanisch Aggalaibes ropa. Rodung des Aggalib, (agjo ,Schwert + laiba, Sohn)
Elmelage, (Bakum) +1000 Elmloa, Elmloha. Germanisch elma- Ulme + lauha, Waldchen auf Sandhügel.
Elmenhorst, (Sendenhorst) + 1000 Elmhurst. Germanisch elma, Ulme + hursti, waldiger Hügel im Sumpfland.
Elmpt, (Aa) 1203 Elmet. Germanisch elmopu, Kollektiv zu alma, Ulme.
Elp, (Haan) 1148 Elpe. Altgermanisch Alapja, Siedlungsname abgeleitet von Alapo- Gewässername.
Elpe, (Herten) Mitte 1200 Elepe. Idem.
Elsaff, (Koblenz) 886 ad Elisapham, 1222 Elsaffe. Altgermanisch Gewässername alisapo, zu aliso. Erle.
Elsdorf, (Koln) 1123-31 Echilistorph, 1141 Echistorph. Germanische Agiles porpa, Siedlung des Agil.
Elsen, +115 Castellum Alisonem, 1036 Ilasan.
Elsen, (Grevenbroich) 1190 Else.
Elsey, (Hohenlimburg) 1200 Elseyge. Germanisch aliso, Erle + agjo, scharfer Bergrucken.
Elten, 944 Eltnon, 1000-1100 1021-24 Eltnensis, ad montem Eltne. 1219 Altene.
Eltz, (Moselkern) 1157 Elze, 1224 Eilze.
Ellerau
Ellerbek
Ellerdorf
Ellerhoop
Ellern
Ellersleben
Ellerstadt 1196 Elrestat.
Ellgau
Ellhöft
Ellhofen
Ellingen
Ellingshausen
Ellingstedt
Ellrich
Ellscheid
Ellwangen (Jagst) Um 764 von dem Hochadeligen Hariolf und dessen Bruder Erlolf als erstes Benediktinerkloster gegründet, im 12. Jahrhundert entwickelte sich aus den zum Kloster gehörenden Wohnbereichen die Stadt, 1229 erstmals als civitas bezeichnet, seit 1802/3 württembergisch. Pfeilerbasilika, Liebfrauenkapelle, Palais Adelmann, Schloss ob Ellwangen, Schönenberg. 764 Kopie (9. Jahrhundert) Elehenfanc, 814 Elechenuuang, 887 Elenuuanga, 987 Elwangen; Ellwangen (1370). Ellwangen ist vermutlich die ‘Siedlung beim Weideland des Alaho’. Es liegt dann eine Zusammensetzung mit dem Grundwort althochdeutsch-wang ‘Feld’ und dem Personennamen Alaho vor. Für die weitere Entwicklung wäre eine Ausgangsform *Alahinwang vorauszusetzen, die Genitivendung -in löst Assimilation des zweiten a zu i aus, das den Umlaut des ersten a zu e hervorruft. Die sprachlich ebenfalls mögliche Verbindung zur Tierbezeichnung althochdeutsch elaho, mittelhochdeutsch elch ‘Elch’, hat wohl der Schreiber der Vita Hariolfi von 764 im Sinn, der -wang in -fanc umdeutet und den Namen auf althochdeutsch *fang, mittelhochdeutsch vanc ‘Fang’ bezieht. Bei dieser Deutung liegt ein Ereignisname vor.
Ellweiler
Ellzee
Elmenhorst (Lauenburg)
Elmenhorst (Stormarn)
Elmenhorst (Vorpommern)
Elmenhorst/Lichtenhagen
Elmshorn
Elmstein
Elpersbüttel
Elsdorf (Niedersachsen)
Elsdorf (Rheinland) Fränkisch Besiedlung, 1131 erstmals bezeugt, Ortsteil e z.Transsumpt. älter, bis 1794 zu Jülich, Amt Bergheim, ab 1816 Bürgermeisterei. 1131 Echilistorp [Original], 1141 Echilstorph, 1166 Eilsdorp. Kompositum aus Personennamen Eichili, Aigili mit -ili-Suffix und Appellativum-dorf; nach Tilgung von zwischenvokalischem -ch/g und nur schriftsprachlicher Lautverschiebung p > f, heutige Schreibung Elsdorf, mundartlich Elzdörp.
Elsdorf-Westermühlen
Elsendorf
Elsenfeld 1248/ 1249 Elsaffe, Elsaphe, 1325 Elsaffe, 1345 Elsaf, 1594 Eilsuf, 1625 Elsenfeld. Seit 1232 zu Mainz, 1814 an Bayern. Ausgangsform ist der Gewässername althochdeutsch *Elisaffa ‘Erlenbach’, eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -affa ( Aschaffenburg) und dem Bestimmungswort *elisa (< germanisch *aliso ̄) ‘Erle’. Der Name des Marktes war zunächst mit dem Namen des Flusses identisch, an dessen Mündung in den Main Elsenfeld liegt. Im 17. Jahrhundert wurde der Ortsname gleichsam neu geschaffen, indem die Endsilbe als -feld interpretiert und die neue Kompositionsfuge (*Else-feld) durch -en analogisch aufgefüllt wurde: Els-en-feld. So Unter-, Oberelsbach, Landkreis Rhön-Grabfeld.
Elsfleth Im 12. und 13. Jahrhundert war Elsfleth Treffpunkt der Vertreter des Rüstringer Landes und der Stadt Bremen, seit 1350 nimmt der Oldenburger Einfluss zu. Mit Wesermarsch 1667 bis 1773 dänisch, seit 1774 oldenburgisch, 1811 bis 1813 französisch besetzt. Als oldenburgische Zollstelle entwickelte sich der Ort. 1220 Elsflete, 1285 Elsvlete, (1383) to Elsflete. Umstritten ist die Frage, ob der in den Annales Petaviani (MGH SS I; Ende 8. Jahrhundert?) erwähnte Ort Alisni mit Elsfleth gleichgesetzt werden kann und ob Alisni und Elsfleth aus namenkundlicher Sicht miteinander verbunden werden können. Geht man von dem heutigen Namen und dessen Überlieferung seit 1220 aus, wird man an ein Kompositum aus mittelniederdeutsch else, norddeutsch Else ‘Erle’ und mittelniederdeutsch vlêt ‘fließendes Wasser, Gewässer, Wasserlauf, Lauf, Flusslauf; natürlicher Wasserlauf, Bach, Fluss, Flussarm, Mühlbach; Graben, Kanal mit fließendem Wasser, Entwässerungsgraben, Moorgraben, Bruchgraben’, norddeutsch Fleet ‘größerer Abzugsgraben, schiffbarer Kanal’, denken müssen. Dazu passt Alisni von der Bildung her und wahrscheinlich auch von der Etymologie her nicht.
Elskop
Elsnig
Elsteraue
Elsterberg
Elsterheide
Elstertrebnitz
Elsterwerda Im 11./12. Jahrhundert zum Schutz des Elster übergangs angelegte Burg mit Siedlung, im 14. Jahrhundert Städtchen. Bis ins 18. Jahrhundert Kleinkaufleute, Fischer. 1211 Rudolfus sacerdos de Elsterwerden, 1372 daz stetichen Elstirwerde, 1752 Elsterwerda. Der Name bedeutet ‘Siedlung auf oder bei einer von der Elster umflossenen Insel’. Der Gewässername Elster (1017 Nigra Elstra, 1200 Alestra) gehört zur ältesten Namenschicht und ist zu der indogermanischen Wurzel *el-/*ol‘fließen, strömen’ zu stellen, gebildet mit dem -str-Suffix. Zum Grundwort-werda. Ähnlich Bad Elster, Vogtlandkreis, Elstra, Landkreis Bautzen; Elster (Elbe), Landkreis Wittenberg; Bad Liebenwerda, Landkreis Elbe-Elster.
Elstra
Elterlein
Eltmann
Eltville am Rhein Burg (1330–44 an der Stelle älterer Anlagen errichtet, seit 1635 Ruine), Stadtrecht 1332, seit Anfang des 14. Jahrhundert bis zur Mitte des 15. Jahrhundert Residenzsitz der Mainzer Erzbischöfe, Adelssitze und Fachwerkhäuser des 16.–18. Jahrhundert (Burg Crass), Schloss Reinhartshausen im Ortsteil Erbach, Kloster Eberbach. Weinbauamt mit Weinbauschule; Weinbau und Weinhandel (bereits Mitte des 13. Jahrhundert ist ein Weinmarkt erwähnt). [1060–1072] in Altauilla, 1069 (Fälschung 12. Jahrhundert) Elteuile, 1097 in villa Alteuila, um 1100 Eldvile, 1148 Eltivile, 1151 Eltevil, 1151 Altevile, 1297 in villa Elteuile, 1373 Eltvil, 15. Jahrhundert in Altauilla, 15. Jahrhundert in Eltueil, 15. Jahrhundert Ellfeld; Eltville (1812). Für die Etymologie des Namens gibt es zwei Deutungsvorschläge. Kompositummit dem Grundwort -villa/-ville zu lateinisch villa, feminin ‘Landhaus, Landgut, Vorwerk’. Das Bestimmungswort gehört dann zu dem lateinisch Adjektivisch altus, -a, -um ‘hoch’ oder ‘hochragend’ als Beiwort großer Städte (wegen der erhöhten Lage oder der hohen Mauern). Gestützt wurde die These dadurch, dass sich Reste eines Landhauses nachweisen lassen. Zweifel an dieser Deutung bestehen aufgrund der regulären Entwicklung von lateinisch villa zu -weil. Bis in die Gegenwart ist die Aussprache mit -f (mundartlich Elfel, Elfeld) bezeugt, was gegen lateinisch villa der Römerzeit spricht, denn sonst würde der Ort heute Elwel heißen (analog zu vivarium > Weiher und dem erst seit althochdeutsch Zeit übernommenen viola > Veilchen). Ein andere Überlegung geht davon aus, dass sich aus älterem Hochstat ‘hochgelegener Ort’ für Hochstad ‘hochgelegenes Ufer, Steilufer’ die mönchslateinische Übersetzung durchgesetzt hat, von der man annimmt, sie sei in den geistlichen Kreisen von Mainz in althochdeutsch Zeit entstanden. Dabei wollte man den vorliegenden Ortsnamen wohl von Höchst a. Main abgrenzen, der daneben 780 als Hostat erscheint. Die historisch Überlieferung zeigt den Wechsel des Anlauts von A> E( [1060–1072] Altauilla > Fälschung 12. Jahrhundert Elteuile) durch das -ider Folgesilbe (Umlaut) und Abschwächung der unbetonten Vokale zu -e-, später fällt -e aus (Synkope: um 1100, 1373, 15. Jahrhundert, 1812; Apokope: 1151, 1373, 15. Jahrhundert). Das Grundwort-feld in der Überlieferung aus dem 15. Jahrhundert entspricht auch der h. mundartlich Form Elfel[d]. In den historischen mundartlich Formen entwickelte sich -v> -f (1303 Elthefil), wobei der Vokal -i> -e eim Nebenton abgeschwächt wurde (1324 hofe zu Eltfel). Dabei konnte das Grundwort volksetymologisch von -fel zu -feld umgedeutet werden (1525 Eltfeld).
Elvenich=Oberelvenich und Niederelvenich, 100-400 (Albi)ahanis, Albiaen(sis), 855 Albiniacum, 866 Albiniaca. 1140 Eluenich. Gallo-romanisch Albiniacum, abgeleitet vom germanisch Gewässernamen Albi, die Weiße.
Elvert, (Lüdinghausen) +1000 Egilfrithi, Elbridi, Mitte 1200 Elurithe. Germanisch agilfripa, zu Agilfrip gehorig.
Embken (Aa) 1208 Embeke, Gallo-romanisch Abiacum, zu Ambius gehorig?
Elxleben (an der Gera)
Elxleben (Ilm-Kreis)
Elz 1145 Elise, 1234 Else, 1305 Else, 1409 Else, 1491 Elsse, [1500] (Kopie Anfang. 16. Jahrhundert) Elß, 1537 Elsz, 1710 Els. Die Überlieferung des Ortsnamens setzt 1145 ein und zeigt kaum Veränderungen. Der unbetonte Vokal -i aus dem ersten Beleg fällt aus sprachökonomischen Gründen aus (Synkope). 1491 erscheint inlautend -ss-, in der kopialen Überlieferung vom Anfang des 16. Jahrhundert ist das Endungs-e apokopiert, was der heute Form des Namens entspricht. Ein Anschluss Else < Elsena zu germanisch *alizo ̄ ‘Erle’ ist abzulehnen. Der Ortsname ist unter Einbeziehung der Gewässername zu beurteilen. Elz, r. Zufluss des Neckar, und Elz, links Nebenfluss der Mosel, uswach gehören zum Bestand der alteuropäischen Hydronymie, anzuschließen an eine indogermanische Wurzel *el/*ol ‘fließen, strömen’. Der Ortsname Elz enthält die ererbten Wortbildungsmittel der Hydronymie, denn auch hier ist eine indogermanische Wurzel *el/*ol anzusetzen, allerdings auf germanisch Stufe mit der Bedeutung ‘modrig sein, faulen’. Die Abtönung germanisch *al liegt mehreren Namen zugrunde. Verschiedene Erweiterungen der Wurtzel sind mittelniederdeutsch ulmich, mittelhochdeutsch ulmic ‘verfault’, altnordisch ylda ‘Modergeruch’, norwegisch ulke ‘Schimmel, Schleim’. Die Schwundstufe ist in germanisch Appellativum belegt, vgl. norwegisch ul ‘verschimmelt’, schwedisch ul ‘ranzig’, neuniederländisch uilig ‘verfault’. Bei dem Ortsname Elz < 1145 Elise liegt eine -s Erweiterung vor. Da Ortsname mit -s-Suffix Flussname nahestehen, wurde eine diminutive Funktion für diese Bildungen angenommen. Der Ortsname Elz ist zusammenfassend als ‘Siedlung an der modrigen, sumpfigen Stelle’ zu deuten. So Alfeld, Landkreis Hildesheim; Ahlten, Region Hannover; † Ala, Landkreis Goslar; Oelber, Landkreis Wolfenbüttel.
Elzach Wahrscheinlich zwischen 1287 und 1290 durch die Herren von Schwarzenberg gegründet, 1560 ging Elzach an die Herren von Reischach, dann Besitz der Landgrafschaft Breisgau und seit 1805 badisch. 1178 Eltavelt (entstellte Form in einer Papsturkunde), 1275 Alza, 1318 Elzahe, 1329 Elzah, 1351 Eltzach. Der Ortsname ist aus dem Gewässername Elz übertragen, im entstellten ältesten Beleg vielleicht als Kompositum mit dem Grundwort althochdeutsch-feld, mittelhochdeutsch velt ‘Feld’. Das Grundwort-ach1 wurde sekundär eingefügt.
Elze, Aus einer karolingischen Missionszentrale entstanden, geriet der Ort später immer wieder in den Konflikt zwischen dem Bistum Hildesheim und dem Fürstentum Calenberg; 1521 calenbergisch (später Fürstentum Calenberg-Göttingen), 1579 als Stadt erwähnt; dann mit dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (Kur fürstentum Hannover, Kurhannover) verbunden, ab
1814 Teil des Königreichs Hannover, dann der preußisch
Provinz Hannover (ab 1866). Seit 1885 zum Reg.-Bez.
Hildesheim, zunächst zum Landkreis Gronau, seit 1932
zum Kreis (später: Landkreis) 826–876 (Kopie 15. Jahrhundert) in Aluchi: tertia pars de opere salis (Zuordnung frag-), 1068 Alicga, (um 1135) Aulica, 1151 in Alitse, 1160 de Eleze, 1204 de Elze. Die Zuordnung von 826–876 uswach in Aluchi ist unsicher, jedoch ist dieses das bisher erwogene Aligse nicht. So stehen zwei Überlieferungsstränge nebeneinander: Aulica / Aulika und Alitse, Eleze, Eletse, Elze u.ä. Bei Aulica / Aulika liegt offensichtlich eine Latinisierung mit Hilfe einer Diminutivbildung zu aula ‘Halle, Fürstenhalle’ vor. Lässt man diese Überlieferung beiseite, lösen sich alle Probleme: von einer Grundform *Alika ausgehend ist mit Umlaut und Zetazismus eine Entwicklung über *Elitse, *Eletse, *Eleze zu Elze ohne Frage möglich. Ein Ansatz *Alika kann am ehesten als -k-haltige Suffixbildung zu germanisch *al verstanden werden. Das Suffix kann entweder als germanisch -k-Element aufgefasst werden oder aber als indogermanisch *-g-Suffix. Im letzteren kann ein Anschluss an den Namen der Wolga erwogen werden. Die Ableitungsgrundlage ist entweder die in Gewässername gut bezeugte indogermanisch Wurzel. *el-/*ol ‘Wasser, feucht, fließen’, vgl. Aller, Ola, Alster, Elster, Alpe (Al-apa) uswach, oder aber, wohl eher, eine germanisch Ablautvariante zu schwundstufig germanisch *ul in norwegisch ul ‘faul, feucht, modrig’. So Alfeld, Landkreis Hildesheim.
Elztal
Elzweiler
Embsen
Embühren
Embt=Oberembt und Niederembt, 1136 Embe, 1143 Imbe, 1205-14 Eimbe.
Emden Wahrscheinlich um 800 als friesischer Handelsort entstanden, 11. Jahrhundert Münzstätte, 1244 als Zollstätte erwähnt; 1458–1561 Residenz der Reichsgrafschaft Ostfriesland; seit dem 16. Jahrhundert Entwicklung zu einem Hafen von europäischer Bedeutung; 1595 Emder Revolution, Vertreibung des Grafen nach Aurich; seit dem 17. Jahrhundert starke Bindung an die Niederlande, seit 1744 preußisch, 1815 zum Hannover, 1866 wieder preuß., 1885 Landkreis Emden, 1905 Stadt und Landkreis Emden; im 2. Weltkrieg stark zerstört, 1946 zu Niedersachsen (Stadtkreis Emden, Reg.-Bez. Aurich), Aufbau der Werften, Erdölwerke, Volkswagenwerk, Fachhochschule, Kunsthalle, Ostfriesisch Landesmuseum; 1978 kreisfreie Stadt im Reg.-Bez. Weser-Ems (bis 2004). 2. Hälfte 11. Jahrhundert AMVTHON, 1255 de Emetha, 1312 Emutha, 1439 Emeden, 1794 Emden. Die -n-haltigen Formen Amuthon, Emeden uswach sind Dativ-Plural-Formen, die eine Stellenbezeichnung ausdrücken. Es liegt ein Kompositum vor aus ̄e + mu ̄th-, wobei im ersten Teil entweder der Flussname Ehe, älter Ee, oder aber das Appellativum altfriesisch a, e ‘Wasser, Fluss’, vgl. gotisch ahva, altsächsisch, althochdeutsch aha, altniederfränkisch aha, a ̄, steht. Der zweite Teil mu ̄th enthält altfriesisch mu ̄tha ‘Mündung’, vgl. altenglisch mu ̄Da, altsächsisch -mude u. a. in Anremude (Allermöhe), Müden/Aller u. a. Der Name bedeutet demnach ‘an der Flussmündung’ oder ‘an der Mündung der Ehe’. So Muiden, 9. Jahrhundert (Kopie 11. Jahrhundert) in Amuthon, ö Amsterdam; Emmerwolde, 11. Jahrhundert in Amutharia uualda, in Emuthero uualda, nö Groningen; Westeremden bei Groningen, 9. Jahrhundert de Amuthon, jeweils Niederlande.
Emeringen
Emerkingen
Emersacker
Emkendorf
Emleben
Emkun, (Seppenrade) +1000 Emminghem. Germanisch Emminga haim, Wohnung der Leute des Emmo.
Emmel=Niederemmel und Oberemmel. 893 Embilado, 1098 Embelde, 1135 Emelda.
Emmelkamp, (Altschermbeck) +1000 Emilighem, Mitte 1200 Immelincheim. Germanisch Immilinga haim. Wohnung der Leute des Immilo.
Emlichheim 1312 Ersterwähnung; bis heute stark landwirtschaftlich geprägt. 1312 Emminchem, 1324 Emlichem, 1440 Empninchem. Der Ortsname zählt wohl zu den in der Grafschaft Bentheim vergleichsweise häufigen Namen, die mit dem Suffix-ing(e)heim (-heim) gebildet si nord. Im Bestimmungswort findet sich der Personennamen Emmel, der eine suffigierte Kurzform des Personennamenstammes Am-, mit durch die Endung -ing bedingter Umlautung, darstellt. Möglich ist auch eine Variante des Personennamenstammes Irmin-, Ermin mit Assimilation von -rmz u -mm und Suffix -l. Im Auslaut ist eine Entnasalisierung von -ing zu -ich zu verzeichnen. So Emmelsbüttel, Gemeinte Hohenaspe, Kreis Steinburg.
Emmelbaum
Emmelsbüll-Horsbüll
Emmelshausen Das Zentrum der Verwaltungsgemeinde liegt an der schon aus vorrömisch Zeit stammenden Straße Bingen-Koblenz. An der Stelle des h. Bahnhofs, ehemalig Halsenbach, befand sich seit Mitte des 13. Jahrhundert eine Gerichtsstätte sowie eine Siedlung Emmelshausen, die bis 1619 noch bewohnt war und im 30-jährigen Krieg unterging. Um 1300 de Emilshusi, 1375 Emelshusen, 1655 Emmelßhaußen, 1925 Halsenbach, Bahnhof; Emmelshausen (1937). Das Bestimmungswort enthält den althochdeutsch Personennamen Amil-. Der Genitiv Singular auf -s bewirkt die Umlautung zu Emils-. Das Grundwort ist mit-hausen gebildet. Der Ortsname bedeutet demnach ‘bei/zu den Häusern des Amil’.
Emmendingen 1094 kann Dietrich von Emmendingen als Grundbesitzer des Ortes nachgewiesen werden, ab der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert standen die Herren von Emmendingen in den Diensten der Grafen von Nimburg, im 14. Jahrhundert im Besitz der Markgraf von Hachberg, 1415 an Markgraf Bernhard von Baden verkauft, 1590 Stadtrecht.1091 Anemoutingen [Original], 1094 Anemoutinga [Original], 1184 Anemotingen [Original], 1236 Anmutigen [Original], 1325 Enmettingen [Original], 1573 Ementingen [Original].. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Anemuot; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Anemuot’. Der Name entwickelt sich durch Umlaut von a zu e, Abschwächung des unbetonten u zu e und Assimilation von nm zu mm.
Emmendorf
Emmerich am Rhein Stadterhebung 1233. 828 in uilla Embrici, 1378 van Emberic, 1406 Eymerich [Original]. Das E ist nach Ausweis von Parallelnamen des Typs Ambriki (älteste Belege um 930 im Werdener Urbar für einen Ort in der Nähe von Aurich) das Ergebnis des Primärumlauts. Der im Stadtwappen von Emmerich abgebildete Eimer (altsächsisch ̄embar) ist schwerlich die etymologische Grundlage. Vielmehr handelt es sich um eine Ableitung mit -k-Suffix (als -ja-Stamm flektiert) zu dem voreinzelsprachlichen Gewässerwort *ambr-; b zu m beruht auf totaler Assimilation. Die Ambriki-Toponyme sind somit als ‘Ort am Fluss’ erklärbar. Der Ortsname ist im norddeutschen Gebiet recht häufig.
Emmerke, (Borgentreich) 1015-25 Embriki. Altgermanisch ambrikja-.
Empte, (Dülmen) +1000 Ambiton, Mitte 1200 Ambetthorpa.
Emmering (Ebersberg)
Emmering (Fürstenfeldbruck)
Emmerthal Als Gemeindename mit Wirkung vom 1. Januar 1973 entstanden. Der junge Name ist mit dem Grundwort -tal und dem Gewässername Emmer (784 super fluvium Ambra [Original], (822–26) super fluuium Embrine [Anfangs 15. Jahrhundert], 1005 Hambrina, 1226 in de Emmern) gebildet. Den Gewässername enthält auch der an dem Emmer liegende Ortsname Emmern (1183 Embere). Der Gewässername ist auf *Ambria (wegen des späteren Umlautes) zurückzuführen, wird dann durch -n-Suffix erweitert und ist zu indogermanisch *ombh ‘feucht, Wasser’ zu stellen, das in griechisch ómbros, lateinisch imber ‘Regen’ enthalten ist.
Emmerting
Emmerzhausen
Emmingen-Liptingen
Empfertshausen
Empfingen
Emsbüren Der Ort besaß einen der 12 Amtshöfe der Schenkung Karls des Großen an Bischof Liudger von Münster im 9. Jahrhundert Ersterwähnung im 12. Jahrhundert, seit dem 14. Jahrhundert Marktflecken. 1151 Buren. Der Name basiert auf altsächsisch bu ̄r ‘die Bauerschaft, das Dorf” im Dativ Plurul (Buriun), vgl. althochdeutsch bu ̄r ‘Haus’, angelsächsisch bu ̄r ‘Zimmer, Behausung, Landsitz’; die Pluralform lässt auf die Bedeutung ‘Haus’ schließen. Der Zusatz Ems (um 1490) bezieht sich auf den nahegelegen Fluss Ems, der Gewässername (1. Jahrhundert Amisia, 946 Emisa) geht auf eine indogermanische Wurzel *am ‘Graben, Flussbett’ zurück. So Büren, Kreis Paderborn; Buir, Ortsteil von Kerpen, Rhein-Erft-Kreis und Orsteil von Nettersheim, Kreis Euskirchen; Buren, Niederlande; Beyren.
Emsdetten Im Mittelalter Kirchdorf in der Grafschaft Tecklenburg, 1400 zum Fürstbistum Münster, 1803 Fürstentum Rheina-Wolbeck, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 preußisch. 1178 Thetten, 1277 Detten;1621 Embsdetten. Ursprünglich Simplex-Bildung auf der Basis eines Gewässername, für die eine nicht belegte Ausgangsform *Thiutina (etwa ‘die Lärmende, die Rauschende’) angenommen werden kann. Sie ist anzubinden an den Stamm von altsächsisch *thiotan ‘rauschen, tönen’, altenglisch þeótan ‘heulen, lärmen’. Es handelt sich um eine Bildung mit -n-Suffix, das sich in Gewässername häufig findet. Bereits der Erstbeleg zeigt eine abgeschwächte Form, so dass auch eine Flexionsendung nicht deutlich erkennbar ist. Der ursprüngliche Gewässername wird aber als Dativ-Plural-Bildung zum Siedlungsname geworden sein. Der im 15. und 16. Jahrhundert noch an den Namen angefügte differenzierende Hinweis über die Lage des Ortes an der Ems (z. B. Detten super Emesam, Detten Emes) ist dem Namen später vorangestellt worden und fungiert heute als Bestimmungswort Ems-. Dieser Name geht zurück auf lateinisch Amisia (daraus im 10. Jahrhundert Emisa), das aus der indogermanischen Wurzel *am‘Graben, Flussbett’ gebildet ist. Es ist nicht klar, ob sich der ursprünglich Gewässername auf den Mühlenbach bezieht, der nö von Emsdetten in die Ems mündet, oder auf die Ems (und bei Benennung mit dem differenzierenden Zusatz nicht mehr verstanden wurde). So Schapdetten, Ortsteil von Nottuln, Kreis Coesfeld.
Emsgau (Gau an der untern Ems, 1. Hälfte 900 Emisga.
Emskirchen 1361 Erwerbung durch die Burggrafen von Nürnberg, 1972 bis 2006 gleichnamige Verwaltungsgemeinde.1132–1147 (Kopie des 15. Jahrhundert) Empichiskirchen, 1136–1139 Empichischirchin, 1156 pro parrochia Enspenkirch ... parrochiam Enspenkjrch, 1158 (Kopie von 1422) matricem ecclesiam in Emskirchen, circa 1305 plebanus in Emskirchen. Grundwort des ursprünglich Gebäude namens ist mittelhochdeutsch kirche ‘Kirche, Kirchengebäude’,-kirchen; als Bestimmungswort ist der Personennamen *Empichi zu erschließen. Damit ergibt sich die Erklärung ‘bei der von einem Empichi gestifteten Kirche’.
Emstek Um 800 Gründung einer der Hauptkirchen im Lerigau durch Kloster Visbek, Besitz der Grafen von Ravensburg-Vechta, 1252 zum Bistum Münster. 947 in Emphstete [Original] [als Emphstece zu lesen], um 1000 in Emsteki (Kopie1479 nach Vorlage von Kopie11. Jahrhundert). Ortsname mit unsicherer Etymologie. Möller erwägt eine Ableitung mit den Suffixen -st und -k zu indogermanisch *am ‘Flussbett, Graben’, einen Abschnitts name der Soeste *Amistika und einen durch -ja-Ableitung gebildeter Ortsname *Amistiki. In Anbetracht des Erstbelegs mit Labial ist wohl eher an indogermanisch *emb(h)-, *omb(h)‘feucht, Wasser’, germanisch *amb-/*amp-, zu denken, wie in † Ember, Empede und Empelde (Region Hannover). Als germanisch Grundform ist *Ambistika für einen Gewässername, *Ambistiki für der Ortsname anzusetzen; - ibewirkte Umlaut von -a-, Nebentonvokale wurden abgeschwächt und schwanden teilweise wie auch der Labial aus der späteren Dreierkonsonanz *-mbs-. Noch nicht in Erwägung gezogen wurde ein Kompositum, dessen Grundwort zu germanisch *stiki aus indogermanisch *(s)teig-, *(s)tig ‘stechen, spitz’ gehören könnte, dazu altsächsisch stiki, mittelniederdeutsch, mittelniederländisch st ̄ek(e), altfriesisch stek(e) ‘Stich, Punkt’, mittelhochdeutschstich auch ‘abschüssige Stelle, steile Anhöhe’, wobei das Bestimmungswort unklar bleibt.
Emtinghausen
Emtmannsberg
Endingen am Kaiserstuhl Alemannische Siedlung, die 762 aus dem Besitz der Straßburger Kirche an das Kloster Ettenheimmünster ging, 1295 wird Endingen als urbs bezeichnet, seit 1094 Herren von Endingen, 1805 von der Landgrafschaft Breisgau an Baden. 763 (Kopie1457) Endingen, 965/991 Endingun, 984 Endinga, 1086 Endingen. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Ando; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Ando’. Er entwickelt sich durch Umlaut von a zu e und erhält zur Abgrenzung von Endingen, Ortsteil von Balingen, den Zusatz am Kaiserstuhl (zuerst 1304 Keiserstuol als bildlicher Ausdruck für die eindrucksvolle Größe des Berges).
Ende, (Herdecke) +1000 Emnithi. Sie Imde.
Endenich, (Bonn) 804 Antiniche, 1976 Antinich, 1136 Enthenich. Gallo-romanisch.
Enenhaus, (Paderborn) 1036 Enenhus.
Engeldorf, (Rondorf) 1079-89 Engeldorf.
Engelen, 815 Angrisa, 1147 Angle.
Engelsdorf, (Aa) 1154 Endenstorph, 1158 Endestorp. Germanisch Andine sporpa, Siedlung des Andin.
Engern, (Gau an der Weser) +1000 in pago Angorion, 1015-25 in excercitu Angariorum. Genannt nach der Angrivarii.
Engers, (Koblenz) 1090 Eingrische, 1204 Engersche.
Engersgau (Gau um Engers) 790 in Angrisgouue. 821 in pago Engiriscgeuui. 1019 in pago Ingreisgouue.
Endlichhofen
Endschütz
Engden
Engelbrechtsche Wildnis
Engelsberg
Engelsbrand
Engelschoff
Engelskirchen Frühe Besiedlungsspuren (Ringwälle, Erburgen), Ersterwähnung 1353, früher die Ortsteil Ründeroth (1174) und Ehreshoven (1280). 1353 Engellerskerken, 1363 Engelerskirchen. Kompositum aus Personennamen Engilher und Grundwort -kirchen. Ob im Erstglied auch ‘Angel’ aus germanisch *angulam ‘Haken, krumm’ vermutet werden darf, etwa für den Flussverlauf, ist eher zweifelhaft.
Engelstadt 941 Engilestat, 1135 Engilstat. Germanisch Angilon stadi, Ort des Angilo.
Engelthal
Engen Die Stadt wurde in der 1. Hälfte des 13. Jahrhundert gegründet, 1086–1138 Edelfreie Herren von Engen bezeugt, dann im Besitz der Herren von Hewen und Fürsten von Fürstenberg und seit 1806 badisch. Alter Stadtgarten. 796/954 (Kopie 15. Jahrhundert) Engen ( ? ), 1086 (Kopie 12. Jahrhundert) Engin, 1092 Engin [Original]; Engen (1179). Der Name ist anzuschließen an althochdeutsch engi ‘Enge, Engpass’, mittelhochdeutsch enge ‘beengter Weg, schmales Tal, Schlucht’. Namengebend war wohl die Landschaftsformation.
Enger Die alte Siedlung entstand im Bereich eines Villikationshofes. Zwischen 930 und 940 Gründung eines Stiftes durch Königin Mathilde († 968), 968 Schenkung Ottos an das Erzstift Magdeburg, Stiftsvogt später Edelherr zur Lippe (auf vorgelagerter Burg); vermutlich Grab des Sachsenführers Widukind (Grabplatte um 1100), 13. Jahrhundert Marktrecht, 1356 Weichbild, (zumeist verpfändete) lippische Exklave um Enger, 1409 an Grafschaft Ravensberg, 17. Jahrhundert an Brandenburg, 1721 Stadt, seit 1813 zu Preußen. Widukindmuseum. 947 monasterium in loco Angeri, 965 Angare, 968 abbatiam cui nomen est Angerin, 1209 Engere, 1329 in Angara; Enger (1442). Der Ortsname steht in keiner Verbindung zum alten Landschaftsnamen Engern für das Gebiet der mittleren Weser (978 Angeron, 1065 Engeren ‘bei den Angarii, Angri, d.h. den Anger-, Wiesenbewohnern’). Der Ortsname geht entweder auf einen alten Gewässername zurück (vgl. die Anger, r. Nebenfluss zum Rhein bei Duisburg, 876 Angero, 1289 Angera) oder gehört als Flurbez. zu altsächsisch althochdeutsch angar ‘(Markt-)Platz; Grasplatz, Anger’, mittelniederdeutsch anger ‘Grasland’.
Enge-Sande
Engstingen Entstand 1975 durch die Vereinigung der selbstständigen Gemeinte Großengstingen, Kleinengstingen und Kohlstetten, Gewerbepark Hais, Wendelinuskapelle, St. Martinskirche, Sauerbrunnen, 788 Anigistingin, 1137/38 (Kopie 16. Jahrhundert) Anegestingen, 13. Jahrhundert Engestingen, 1434 Freyenengsten, 1482 Clain Engstingen, 1582 Grossen Engstingen. Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Anagast; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Anagast’. Er entwickelt sich durch Umlaut von a zu e und Ausfall tonschwacher Mittelsilben.
Eningen unter Achalm Gründung der Alemannen, Ortsadel vom 11. bis 13. Jahrhundert, die durch Bempflinger Vertrag geteilte Ortsherrschaft erst an die Grafschaften Achalm und Urach und dann an Württemberg, Andreaskirche, Sterbeort von Johann Georg Hegel. 1089/90 (Kopie 1135–37) Eningin, um 1090 (Kopie 16. Jahrhundert) Eningen, 1274 Eningen. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Ano; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Ano’. Er entwickelt sich durch Umlaut von a zu e. Dazu kommt als Lageangabe der Gewässername Achalm.
Enkenbach-Alsenborn Vier Gemeinten mit einer der ältesten Burgen der Pfalz. Die Alsenborner Dieburg an der Alsenzquelle schützte im Mittelalter als Niederungsburg die Straßen nach Mainz, Worms und Kaiserslautern. 1148 Gründung eines Prämonstratenserinnenklosters durch die Burgherren in Enkenbach. Enkenbach: Um 1150 Enkenbach, 1361 Eynkenbach; Enckenbach (1553). Alsenborn: 863/64 Alsenzbrunne (Kopie 1144), um 1150 in Alsenzenburnen, 1604 Altzenborn; Alßenborn (1610). Das Bestimmungswort im Ortsname Enkenbach geht auf mittelhochdeutsch enke ‚Viehknecht, Hütejunge’ zurück, das Grundwort ist-bach. Zu deuten ist der Name somit als ‘Siedlung an einem Gewässer, dass die Viehhüter nutzten’. Der Ortsname Alsenborn ist eine Zusammensetzung mit dem vorgermanisch Gewässername *Alsantia/*Alsontia und-brunn beziehungsweise-born, beide bedeuten hier ‘Quelle (der Alsenz)’, weshalb der Ortsname als ‘Siedlung an der Alsenzquelle’ gedeutet werden kann. So Alsenbrück, eingemeindet in Winnweiler, und Alsenz-Obermoschel, beide Donnersbergkreis.
Enkeln, (Olpe) 1222 Einclo.
Enkirch 732-33 in Anchiriaco, 908 Ankaracha, 1051 Enchricha. 1195 Einkerka, Enckerche.
Ennepetal Nach der Lage im Tal der Ennepe gewählter Name für das Stadtgebiet. Der Gewässername (1235 Ennepe) ist eine Bildung mit dem Grundwort -apa. Der Erstbestandteil ist wegen der spät einsetzenden Überlieferung nicht sicher geklärt. Erwogen wird eine Verbindung mit der Wurzel *en-/*on-, die in einigen europäischen Gewässername anzutreffen ist und vermutlich der Bildung von inhaltlich nicht genauer bestimmbaren Bezeichnungen für ‘Wasser’ diente.
Ennigerloh Circa 1050 Aningera lo, Aningero lo, 1217 Enyngerlo, 1279 Eniggerlo. Zusammenrückung mit dem Grundwort -loh, das appellativisch aufaltsächsisch *lo ̄(h), mittelniederdeutsch lo ̄h ‘Gebüsch, Gehölz, (Nieder-)Wald’ basiert. Das Erstglied beruht auf Aningera des ursprünglichen Syntagmas, wie es in der Handschrift des Freckenhorster Heberegisters durch Getrenntschreibung der Namenglieder noch deutlich ist. Es ist der Genitiv Plural einer Einwohnerbezeichnung mittels des Suffixes -ar zu einem nicht namentlich belegten Ortsnamen, der aus einer Personengruppenbezeichnung besteht (*An(n)ingun). Dieser setzt sich aus dem germanisch Kurznamen An(n)o und dem Zugehörigkeits suffix -ing zusammen. So kann der Ortsname Ennigerloh umschrieben werden mit ‘Wald der Bewohner des Ortes der An(n)o-Leute’. Durch Umlaut und Schwund des -n aus der schwachtonigen Mittelsilbe hat sich eine Form Ennigeralo entwickelt, die zeitgleich zum Erstbeleg überliefert ist. Diese Bildung ist (nach Ausfall der unbetonten Flexionsendung für den Genitiv) mit nur wenigen Abweichungen als Ennigerloh bestehen geblieben. Eine Verbindung zum Landschafts und Volksnamen Engern besteht nicht.
Ennerich, 790 Aendriche.
Ennevels, (Neukirchen-Vluyn) Ende 1200 Endenueldes, Endesueldes.
Ensch 1222 Ancun, 1016-47 Enciche, 1098 Einsce. Gallo-romanisch.
Ensdorf (Oberpfalz)
Ensdorf (Saar) 1179 Enstorf, 1197 Enestorf.
Ense Der Ort besteht aus den Siedlungskernen Oberense und Niederense, letzterer Sitz des Rittergeschlechts von Ense. 1230 Ense [Original], 1382 to Overen-Ense, 1544 to Nidderen Enße. Bis auf die differenzierenden Zusätze Ober(en)und Nieder(en)(nach der Höhenlage am Haarstrang) ist der Ortsname unverändert geblieben. Er hat genaue und früher bezeugte Entsprechungen von Korbach, Kreis Waldeck-Frankenberg. Die Ausgangsform des Ortsnamens ist als *An-isa anzusetzen, eine Bildung mit -s-Suffix und Bindevokal -i-, der den Umlaut A> E bewirkte. Die Basis ist an die Wurzel indogermanisch *en-/*on anzuschließen, die in Gewässername bezeugt ist. Aufgrund des Anlauts ist die -o-Stufe anzunehmen. Der Ortsname wurde durch Übertragung des Namens eines Bachs oder einer verschwundenen Wasserstelle auf die daran gelegene Siedlung gebildet. Näheres ist unsicher. Da Niederense wohl älter ist, wäre ein Abschnittsname der Möhne denkbar. So Niederense und Oberense, Ortsteil von Korbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg; Gewässername Enns, Österreich.
Ensheim 1152 Onesheim, 1179 Honsheim, 1225 Honesheim.
Enspel
Entersburg, (Hontheim) 1144 Nentersburch, 1158 Nentersburc. Germanisch Nanpiharis burg, Burg des napihar, (nanpi, Wagemut + harja, Heer)
Entringen, 1203 Entringe.
Entrup, (Aschberg) Mitte 1200 Hethelincthorpe. Germanisch Hapulinga porpa. Dorf der Leutes des Hapulo, (hapu, Kampf)
Eppeldorf, (Ermsdorf) 895 Oppilendorf, 915 Epplendorf. Germanisch Oppilon porpa, Dorf des Oppilo.
Eppelsheim. 1187 Epilensheim. Germanisch Abbiles haim, Wohnung des Abbilo.
Enzen 1115 in Enzeno, 1166 Encena, 1222 Encene, Encinne.
Enzklösterle
Epenwöhrden
Epfenbach
Epfendorf
Eppelborn Spuren aus der römischen Zeit. Ende 13. Jahrhundert gehörte die Siedlung zum Herrschaftsbereich der Herzöge von Lothringen, ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhundert der Freiherrn von Buseck, ab 1786 des Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. 1793 französisch, 1815 an Preußen, 1920 Völkerbundverwaltung, 1935 Rückgliederung ins Reich. Um 1200 (Kopie 15. Jahrhundert) de Ypulinire, 1293 Ippelbure [Original], 1323 Yppulburne [Original]; Eppelborn (1383). Der Erstbeleg, kopial in einer aus Verdun stammenden Quelle überliefert, zeigt entweder eine Verschreibung oder eine romanisch Assimilation lb > ll. Althochdeutsch *Ippilenbu ̄r. Erstelement ist der Personennamen *Ippilo, eine mit dem Suffix -ilo gebildete Koseform zum Personennamen Ippo. Grundwort ist althochdeutsch bu ̄r Ntr. ‘Haus’ ( -beuren/-beuern/-büren), das in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert an das Gewässerwort-born,-brunn angepasst wurde. Eine als Zwischenstufe anzusetzende synkopierte Form *Ippilnbu ̄r führte aus Gründen der Konsonantenerleichterung zum Schwund des -n-. Anlautendes und zwischenkonsonantisches i das Grundwort wurden dialektal zu ə zentralisiert und als e verschriftet. Cjg.
Eppelheim Merowingerzeitliche Siedlung, Lorscher und Wormser Grundherrschaft, pfälzische Herrschaft bereits vor 1200 und seit 1803 badisch. Bekanntes Maurerdorf. 770 (Kopie 12. Jahrhundert) Ebbelenheim, 781 (Kopie 12. Jahrhundert) Eppelenheim, 1262 Epelnheim [Original], 1369 Eppelnheim [Original]; Eppelheim (1539).. Es handelt sich um eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort-heim und als Bestimmungswort der Personennamen Ebbilo/Eppilo. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung des Ebbilo/ Eppilo’. In der Mundartform Ebele zeigt sich die Abschwächung von -heim zu -e. So Eppelsheim, Landkreis Alzey-Worms.
Eppinghoven, (Menzelen) 1144 Ebbechouen. Germanisch Abbinga hofum. Hof der Leute des Abbo.
Eppelsheim
Eppenberg
Eppenbrunn
Eppendorf +1000 in Abbinggthorpo. Germanisch Abbingo porpa. Dorf der Leute des Abbo.
Eppenrod
Eppenschlag
Eppertshausen
Eppingen Siedlung der frühen fränkische Zeit, zunächst im Besitz der Staufer, 1235 Stauferstadt, 1219 an die Markgraf von Baden verpfändet und 1803 ganz an Baden. Pfeifferturm, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau, Katharinenkapelle, Alte Universität (zu Heidelberg), Ottilienberg. 985 Epbingon [Original], 1057 Eppingen [Original?], 1101 (Kopie13. Jahrhundert) Eppingun; Eppingen (1267). Es handelt sich um eine -ing(en)Ableitung zu dem Personennamen Eppo; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Eppo’.
Eppishausen
Eppstein Talsiedlung unter der 1122 erstmals urkundlich erwähnten Burg der Herren von Eppstein, die im mittleren Rheingebiet während des Mittelalter eine wichtige Rolle spielten. Die Reichsburg, die seit dem 12. Jahrhundert als Mainzer Lehen den Herren von Eppstein unterstand, wurde seit dem Spätmittelalter gemeinsam von der Landgrafschaft Hessen (seit 1492) und dem Erzbistum Mainz verwaltet. Die Siedlung erhielt 1318 das Frankfurter Stadtrecht. 1803 an das Herzogtum Nassau-Usingen. Eppstein: 1122 [Original] de Ebbensten, 1124 castrum Epenstein, 1219 Ebbinstein. Bremthal: 1204–1220 (Kopie) Bremedal, 1287 de Bremetal. Ehlhalten: um 1226–1239 (Kopie) Elheldin, 1290 Eilhelden. Niederjosbach: um 1226–1239 (Kopie) Gospach villa inferior, 1278 inferiori Gozpach, 1619 Nieder Jospach. Vockenhausen: um 1226–1239 (Kopie) Vockinhusin, 1619 Vockenhausen. Das Bestimmungswort des Ortsname Eppstein ist der Personennamen Ebbo, die Kurzform eines zweigliedrigen Personennamen mit Ebur/ Eberim Erstglied. Der Ortsname Bremthal zu althochdeutsch bra ̄mo ‘Brombeer-, Dornstrauch’. Im Bestimmungswort des Ortsname Ehlhalten ist der Personennamen Agilo, Eilo > Eilzu vermuten. Das Grundwort gehört zu althochdeutsch helid ‘Hütte’, das Bestimmungswort des Ortsname Niederjosbach zu althochdeutsch mittelhochdeutsch go ̄z ‘Guss, Regenguss’. Die dialektale Aussprache g > j zeigt sich in den neueren Schreibungen. Bei Vockenhausen liegt ein patronymischer-hausen-Name zum Personennamen Vocco vor.
Erbach (Donau) Das ehemalige Lehen der Grafen von Berg Schelklingen fiel 1345 an Österreich, 1388 von Herzog Georg der Reiche von Bayern gekauft, 1622 als Lehen von Österreich an die Freiherrn von Ulm-Erbach, 1805 bairisch und 1810 württembergisch, Industrie, Schlossberg, oberschwäbische Barockstraße, Schloss Erbach, Pfarrkirche St. Martin. 1254 Erlbach [Original], 1263 Elribach [Original], 1277–94 Elrbach [Original], 1324 Ellerbach [Original]; Erbach (1360/70). Es liegt eine Zusammensetzung vor mit dem Grundwort-bach und dem Bestimmungswort althochdeutsch elira, erila, mittelhochdeutsch erle ‘Erle’ im Sinne von ‘Ort am mit Erlen bestandenen Bach’. Die heutige Namenform ist durch Erleichterung der Dreikonsonanz -rlb in Erlbach, -lr b in Elrbach entstanden.
Erbach (Hunsrück)
Erbach (Odenwald) Entstanden um die Burg der seit dem 12. Jahrhundert bezeugten Herren von Erbach, die als Vögte des Klosters Lorsch amtierten. Als Erbschenken der Pfalzgrafen zu Rhein (seit 1226) und Reichsgrafen (seit 1532) bestimmten die Erbacher die Geschichte des Ortes bis zum Übergang der Grafschaft 1806 an das Großherzogtum Hessen. 1321 erhielt Erbach Stadtrechte. Residenz der Grafen von Erbach-Erbach (seit 1748), die eine Schlossanlage errichteten, in der heute die bedeutenden Sammlungen des Grafen Franz von Erbach (1754–1823) verwahrt werden. Bereits im Alten Reich Amtsund Zentort, seit 1832 Kreisstadt. 1095 (Kopie; Dorf-Erbach) Ertbach, 1340 Erpbach, um 1345 Ertpach. Der Erbach verläuft teils unterirdisch durch Erbach und den Stadtteil Dorf-Erbach, bevor er in die Mümling mündet. Auszugehen ist von einer Form althochdeutsch *erdabah ‘Erdbach’, die zunächst den Fluss bezeichnete und dann auf die Siedlung überging. Der Flussname Mümling (798, Kopie, Mimelinga; um 1012, Kopie, Minimingaha) nimmt Bezug auf den Ortsname Mömlingen (Landkreis Miltenberg, BY), dessen frühe Formen (9. Jahrhundert, Kopie, Miminingen; 1128 Mimilingun) auf einen-ingen-Ortsname zu einem Personennamen *Mimino / *Mimilo verweisen. Der Flussname ist als Kompositum aus Ortsname und -ach1 zu erklären.
Erbendorf
Erbenhausen
Erbes-Büdesheim
Erden
Erdesbach
Erbringen, 1098 Euerbringa. Germanisch Eburberingum, bei den Leuten des Eburbero.
Erbsen, 1015-25 Erpessun. Germanisch Erpes husum, zu den Häusern des Erp.
Erchin, +1000 Ercinium, 1217 Hercin.
Erden, (Trier) 774-75 in monte Ardinigo, 1177 Erdene.
Erding Im 13. Jahrhundert Marktrecht und Gericht, herzogliche Burg. 1231–1234 Ardingen ... Aerdingen, circa 1300 Aerding, 1393 Erding, 1519–1521 Ariodunum ... Aerding. Frühere Nennungen beziehen sich auf das heutige Altenerding, in dessen Gemarkung die neue Siedlung gegründet wurde und dessen Namen sie an sich gezogen hat. Es liegt der zu erschließende Personennamen *Ardeo zugrunde, der durch das Zugehörigkeit suffix-ing abgeleitet ist.
Erdmannhausen
Erdweg
Eresing
Erfde
Erftstadt 1969 im Zuge der Kommunalreform entstanden, Kunstname nach dem Gewässername der Erft. Gewässername: um 700 Arnefa, 893, 1075 Arnafa, 796 Arnapi fluvii, 973 Arnapha. Lechenich: 1138 Legniche, 1253 Leggenich, Lechinich. Liblar: circa 1150 Lubdelare, 1197 Lublar. Bestimmungswort des Gewässername wohl alteuropäisch arn-, arl ‘Wasser’, vgl. Arno (Italien), mit vielleicht vorgermanisch Suffix -avus, -ava wie im Namen der Saar < Sar-avus, spätere Angleichung an Gewässername auf -apa, Umlaut vor -r wohl mundartlich begründet, auslautend -t epithetisch. Lechenich aus galloromanisch Personennamen Laconius und Suffix-(i)acum, vgl. Jülich, Zülpich. Liblar: Kompositum aus germanisch Verbalstamm *lub ‘beschneiden, kastrieren’, dazu rheinisch Lüpp, Lüppstier ‘verschnittener Jungochse’, und Grundwort-lar.
Erfurt Siedlungsspuren seit Altsteinzeit; sehr alter Zentralort; 742–755 sowie heute katholisch Bistumszentrum, karolingische Pfalz; frühes Fernhandelszentrum, 805 Grenzhandelsort mit slawische Ostsaalegebiet; Frühstadt seit 10. Jahrhundert, weiterer Stadtausbau im frühen 12. Jahrhundert (1167 civitas); Universitätsstadt (1392–1816, neu gegründet 1994), Studienort Martin Luthers; Messestadt (1331 Messeprivileg) 742 in loco ... Erphesfurt, 802 in palatio publico Erfesfurt (Königspfalz), 805 Erpesfurt, 936 Erpesfurt, 1244 Erphort, 1350 Erf(f)urt. Der Ortsname beruht sehr wahrscheinlich auf einem ursprünglich Flussabschnittsnamen der Gera, altsächsisch *Erpesa < germanisch Gewässername *Erpisa zu germanisch *erpa-z ‘dunkel, braun’, vgl. althochdeutsch erpf ‘dunkel’, also etwa ‘braunes, dunkles Gewässer’ (vgl. gleichbedeutend jüngere Bildungen wie Schwarzach, Schwarzwasser), und dem Grundwort-furt. Die Möglichkeit eines ursprünglich Gewässername ist auf Grund anderer Gewässername Erfa, Erpf, Erpe gegeben. Die Graphien Erp zeigen altniederdeutsch Lautung, Erph und Erf althochdeutsch Sprechformen, die sich letztlich durchgesetzt haben. Allerdings wurden Furten nur selten nach dem zu überschreitenden Wasser benannt. Daher kann im Ortsname Erfurt eventuell auch der Genitiv Erpes beziehungsweise Erphes eines Personennamen Erp, Erph (‘Dunkler, Brauner’) vorliegen und damit die Person benannt worden sein, die Verantwortung für die Furt trug, vgl. Straußfurt. In mittelhochdeutsch Zeit wurde die unbetonte Mittelsilbe völlig verschliffen (etwa Erfesfurt > Erfsfurt > Erffurt > Erfurt) und verschwand damit. So Erfa, h. Friedrichswerth bei Gotha, 1157 Erpha, 1170 Erfaha; Gewässername Erfa, h. die Apfelstädt, s Erfurt; Erfeld mit Gewässername Erf(a), links zum Main bei Miltenberg, 1234 in fluvio dicto Erphe, 1243 Erfa; zur Bildung von Personennamen vgl. die Ortsname Ernstroda, Landkreis Gotha, 1114 Erphesrot; Erbsen, Landkreis Göttingen, (9. Jahrhundert) 15. Jahrhundert Erpeshusen, † Erpeshusen, mehrere Wüstungname in den Kreis Höxter, und Osterode.
Erfweiler
Ergersheim
Ergeshausen
Ergolding 822 (Kopie von 824) Ergeltingas, 824 Erkeltingas ... Erkeltinga, 888/89 Ergoltinga, circa 1130 Ergoltingen, kurz vor 1300 Ergolting, 1399 Ergolding. Es liegt der zu erschließende Personennamen *Ergelt zugrunde, der durch das Zugehörigkeits suffix -ing abgeleitet ist.
Ergoldsbach 822 (Kopie des 9. Jahrhundert) Ergeltesbah, 863–885 Ergoltespah, 878 Ergoltesbah, circa 925 Ergeltespach, 1345 Ergolspach, 1427 Ergoltzspach, 1811 Ergoldsbach. Grundwort des ursprünglich Gewässernamens ist althochdeutsch bah, pah, pach, -bach, ‘Bach, kleiner Wasserlauf ’; als Bestimmungswort ist der Personennamen *Ergelt, *Ergolt zu erschließen.
Ergste, 1096 Argeste. Altgermanisch argistja, zu arga, schlecht.
Erharting
Ering
Eriskirch
Erkelenz Erste Erwähnung 966 im Besitz des Aachener Marienstifts. Marktort an einer bedeutenden Straßenkreuzung. Geldrisches Amt und Grenzfeste. Seit 1326 Stadt. 966 Herklenze [Kopie12. Jahrhundert], 1118 Erkelenze; Erkelenz (1326).Der Erstbeleg erlaubt die Erschließungsform *Herc(u)lentiacum. Die Ortsname -Bildung erfolgte mit dem für das linksrheinische Gebiet charakteristischen galloromanisch Suffix-(i)acum, das zur Bezeichnung von Besitzverhältnissen an einen Personennamen gefügt wurde; hier an den belegten lateinisch Personennamen Herculentius. Das-(i)acum-Suffix wurde rhein. regulär zu -ich. Die seltenere Verkürzung zu -ia(c) und Weiterentwicklung zu -z hat Parallelen z. B. in Moguntiacum > Mainz und *Divitiacum > Deutz. Die Schreibung des Erstbelegs mit H-Prothese zeigt Einfluss der germanisch Volkssprache. Der Schwund des Vokals der Mittelsilbe (Synkope) kann in mittellateinisch Zeit angesetzt werden (*Erc’lentiacum). Ein Bezug zum Namen der germanischen Göttin Erka besteht nicht.
Erkenbrechtsweiler
Erkerode
Erkenschwick, Mitte 1200 Erkenesuuic. Germanisch Erkanas wika. Tochtersiedlung des Erkan, (erkna-, echt)
Erkheim Der Ort ist ein Musterbeispiel von Besitzersplitterung mit Amtssitzen mehrerer Herren, frühes Gewerbe, Markt ab 1741 belegt. Circa 1170 Ober Erckhaim/Vndererckhaim, 1340 (Kopie 1622) Erenkain, 1436 Erkhain, 1448 Erkhaim; Erkheim (1791). Als Ausgangspunkt der Deutung setzt vor Reitzenstein *Eringheim an mit suffigiertem Personennamen Ero: *Ering. Diese Form statt dem belegten Erin-, Ero kann die assimilierte Form mit -k/ck< -gh erklären. Zum Grundwort-heim. Gesamtdeutung: ‘Heim des Ering’. So † Jeringheim (1224/28 Gerincheim, 1698 Irckheim), Ortenaukreis.
Erkner 1579 ein Fischer im Arckenow, 1680 au Familienname Erknow, 1861 Erkner. Erkner ist ein ursprünglich Gewässername (1591 das waßer ... die Archenow), Grundform mittelniederdeutsch *Arkeno(u)w(e), zu mittelniederdeutsch arke ‘Wehr, eine kleinere Schleuse, auch Durchfahrt der Schiffe, kastenartiges Gerinne bei Wassermühlen und swach zum Ablaufen des Wassers’ und mittelniederdeutsch ouw(e), ow(e), hier ‘kleinerer Fluss’. Arke kommt in Brandenburg als Gewässername und Flurname mehrfach vor. Der Name wurde zu brandenburgisch Erkner ‘Erker’ umgedeutet.
Erkrath 1148 de Euerekrothe, de Euerkrothe, 1194 de Erkerode [Original]. Zusammensetzung mit Letztglied -rothe ( -rode) und Everr ̄ık (zweigliedriger germanisch Personennamen aus altsächsisch evur ‘Eber’ und r ̄ıki ‘mächtig, stark’): ‘Rodungsland des Everrik’.
Erlabrunn
Erlangen Wohl hochmittelalterliche Siedlung am ö Regnitzufer an der Schwabachmündung; Tochtersiedlung des älteren Alterlangen auf der ersten Terrasse am w Rand des Regnitzgrundes; 1002 mit Würzburger Kirchengut Forchheim an Stift Haug, 1017 an Domstift Bamberg, 1361 an Kaiser Karl, 1374 Marktrechte, 1383 Auerbacher Stadtrecht, 1402 an Burggraf Johann zu Nürnberg, seit 1413 Verpfändungen, nach 1685 Ansiedlung von Hugenotten und Bau der Neustadt Christian-Erlang mit Schloss als markgräflicher Nebenresidenz, wirtschaft. Aufschwung durch neue aus Frankreich eingeführte Gewerbe, Bildungseinrichtung Ritterakademie, 1743 Universität, seit 1755 Pfingstmarkt (später: Bergkirchweih), 1792 an Preußen, 1806 unter französisch Herrschaft, 1810 an Bayern, 1945 Ansiedlung der Siemens-Werke. 1002 Erlangon [Original], 1017 (Kopie14. Jahrhundert) Erlangun, 1063 Erlangen [Original]. Zusammensetzung von althochdeutsch erila ‘Erle’ und Grundwort-wang im Dativ Plural *Eril(a)wanga ‘Erlenwiesen’ oder ‘mit Erlen bestandenes Weideland’ dürfte die Flur auf der ersten sandig-lehmigen Terrasse w der feuchten Regnitzauen, der Platz des heute Alterlangen, benannt worden und auf die Tochtersiedlung am ö Regnitzufer übertragen worden sein. In der Gemarkung Alterlangen findet man auch noch Flurname wie am Ehrling, am Ehrlang (Mundartform: di ärliegge), die nur für die Flur „im Erle“ bei Alterlangen nachgewiesen werden können, nicht für die vielen auf Erle und althochdeutsch -ahi ( -ach2) zurück zuführenden Flurname im Umfeld. So Erlbach, Landkreis Altötting; Markt Erlbach, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim.
Erlau
Erlbach (Oberbayern)
Erlenbach (bei Kandel)
Erlenbach (bei Marktheidenfeld)
Erlenbach (Landkreis Heilbronn)
Erlenbach am Main Vorchristliche Besiedlung, der älteste Siedlungsplatz innerhalb der Gemeinten wird heute noch durch den Flurname Altdorf bezeichnet. Ende des 12. Jahrhundert Ansiedlung von Reichsministerialen, um 1183 Marktgerechtigkeit. Bis 1800 zu Mainz, ab 1814 zu Bayern. 1236 Erlbach, 1248/1249 Erlebach, 1275 Erlenbach. Benannt nach einem ursprünglich hier mündenden Bach (? ), dessen Name aus dem Grundwort -bach und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch erle swach Feminin ‚Erle’ besteht. Im benachbarten Elsenfeld (1248/1249 Elsaffe) liegt mit Else ein anderes Wort für die Erle vor.
Erlenbach bei Dahn
Erlenmoos
Erlesborn (Kyllburg) 973 Erlesbura.
Erlohe, (Enneptal) Mitte 1200 Erloge.
Erlensee Entstanden 1970 durch Zusammenschluss von Langendiebach und Rückingen. Die Orte, 1276 beziehungsweise 1173 erstmals bezeugt, aber wohl schon im Frühmittelalter gegründet, waren im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft der Herren von Büdingen, kamen im 15. Jahrhundert an Isenburg, 1816 an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. Flurname [in Langendiebach]: 1338 for dem Erlehe [Original]. Der neue Name – Ergebnis eines Ausschreibungswettbewerbs – orientierte sich angeblich an „örtlichen Gemarkungsbezeichungen“. Das Baden-Württembergwar daher wohl durch Flurnamen mit dem Substantiv Erle angeregt, wie sie in den Kinzigauen mit ihren ehemalig vielen Erlenwäldern und -brüchen häufig sind; ein solcher Flurname (der auch sonst begegnet) ist 1338 überliefert (s.o.), eine Ableitung mit dem kollektivierenden Suffix-ach2 < althochdeutsch -ahi, das der Besitz größerer Mengen von Pflanzen und Bäumen dient. Das Grundwort bezieht sich wohl auf den See Rückingen, der durch den Kiesabbau der 1960er Jahre als Baggersee entstand, dann Teil eines Naturschutzgebietes wurde, doch erst 1980 amtlich den Namen Erlensee – nach der Gemeinte – erhielt.
Erligheim
Ermershausen
Ermschwerd. 1022 Ermenneswerethe.
Erndtebrück 1296 Ermingardibrugge [Original] 1259 de Irmingardi-
brugke, 1343 Yrmengartebru ̊ckin; Erndtebrück (1731).
Bildung mit dem Grundwort -brück(e) und dem althochdeutschfeminin Personennamen Irmingard (Variante Ermingard) im Genitiv Singular, sodass der Ortsname mit ‘Brücke der Ermingard’ zu umschreiben ist. Die Glieder des Personennamens sind zu althochdeutsch gart ‘Garten, Umhegung, Kreis’ und althochdeutsch, altsächsisch irmin (nur in Zusammensetzungen, Bedeutung vermutlich ‘groß’) zu stellen. Die heutige Form Erndte beruht auf kontrahierten Formen des Personnename wie sie seit Ende des 16. Jahrhundert etwa in Erntebrucken, Erndebrück bezeugt si neudeutsch.
Ernsgaden
Ernst 1150 Herence, 1120-62 Ernesce.
Ernzen 780-81 Arnenche, 1095 Erinza, 1156 Erenza. Keltisch Arintia.
Erolzheim
Erp, (Köln) 1140 Erlipen, bald nach 1200 Erlippe.
Erpe, 1076-85 Erpa, 1088 Erpe, 1196 Herpe.
Ernst, (Koblenz) 1150 Herence. 1120-62 Ernesce.
Ernzen, (Trier) 780-81 Arnenche, 1095 Erinza, 1148 Erenza. Keltisch Arintia.
Erp, (Koln) 1140 Erlipen, 1200 Erlepe, bald nach 1200 Erlippe.
Erpe, 1076-85 Erpa, 1088 Erpe, 1196 Herpe.
Erpel 1116 Herpile, 1148 Herpele, 1203 Erpelle.
Erprath, (Neukirchen) 1148 Erperothe, 1150 Erprothe, 1166 Erperode.
Ersdorf, (Köln) 853 Everestorp. 1131 Auerstorp. Germanisch Ebures porpa, Siedlung des Ebur, (ebura, Eber)
Erwick, (Wulfen) Mitte 1200 Erfuuik.
Erpolzheim
Ersfeld
Ertingen
Erwitte Pfarrort mit Königshof, 935 bis 1002 von deutsche Königen aufgesucht. Sitz mehrerer Rittergeschlechter im Konfliktbereich der Erzbischöfe/Bischöfe von Köln und Paderborn. 822–876 in Arwitti, 935 Arueite, 1002 Aruitdi; Erwite (1433). Der seit langem wegen der Ähnlichkeit des Ortsnamens mit dem norddeutsch Wort für ‘Erbse’ (mittelniederdeutsch erwete, erwit(te), erwte, erfte u.ä.; sowohl Appellativ als auch Ortsname mundartlich ieftə) auch volkstümlich angenommene Zusammenhang mit diesem Wort ist im Kern zu bestätigen. Die früh bezeugte Doppelkonsonanz lässt auf eine Suffixbildung mit einem Dentalsuffix germanisch *-þja oder einem germanisch *-j-Suffix schließen; eine sichere Unterscheidung ist hier nicht möglich und ergibt semantisch kaum einen Unterschied. Das sonst häufig belegte und auch im Ortsnamen vermutete Suffix -ithi liegt dagegen nicht vor. Die Basis ist zur Pflanzenbezeichnung altsächsisch erwita < *arwita ‘Erbse’ zu stellen. Die Gesamtbildung benennt eine Stelle nach dem Vorkommen einer so bezeichneten Pflanze, wahrscheinlich der Erbse, möglicherweise der in althochdeutsch Überlieferung ebenso genannten Platterbse.
Erxleben 1015-25 in Irixleuu, Anfang 1100 in Arrisluuu, 1200 Arreslove.
Erzelbach, (Boslar) 1222 Ercillenbahc.
Esbeck, (Bredelar) 1036 Asbiki. Germanisch aski, Esche + baki, Bach.
Esch an der Salm, 1154 Asch, 1157 Esche, 1158 Assia, 1162 Esch. Die Form Assia, zowie auch Aise, Aisse, ist romanisch.
Esch bei Elsdorf, 989 Ascha.
Esch bei Euskirchen, 1197 Asck.
Esch=Niederesch und Oberesch, 1106 Asch, 1108 Asche.
Esch, (Sinnersdorf) 1091 Aske.
Erzenhausen
Erzhausen
Esch (Wittlich-Land)
Esch (Obere Kyll)
Eschach
Eschau
Eschbach (Markgräflerland) 897 Ascapahc, 912 Ascobach, 1107 Aschabah.
Eschbach (Nastätten)
Eschbach (Pfalz)
Eschborn Mehrere Güterschenkungen in Ort seit 766 an das Kloster Lorsch. In Eschborn lag auch ein Königshof, der 1008 von Kaiser Heinrich getauscht wurde. In der Folge unter wechselnden Adelsherrschaften (u. a. Herren von Eschborn, Falkenstein, Cronberg und Eppstein). 1389 Schlacht bei Eschborn im Rahmen des Städtekrieges gegen den Pfalzgrafen bei Rhein. Anfang des 18. Jahrhundert an Kurmainz, Eingemeindung von Niederhöchstadt 1971, in dem das Kloster Fulda noch im 11. Jahrhundert Besitzungen hatte. Eschborn: 766 (Kopie) Haschinbrunne, 767 (Kopie) Aschininbrunnir marca, 770 (Kopie.) Aschenbrunne, 800 (Kopie) Askebrunnen, 1274 Esscheborn. Niederhöchstadt: 782 (Kopie) in Heichsteter marca, 787 (Kopie) Ecgistat, 789 (Kopie) in Eichesteter marca, 1046–1056 (Kopie) Hekistat, Hekestat inferiori; 12. Jahrhundert Heggestete, 1327 Nedirn Hekkestat. Der Ortsname Eschborn zu althochdeutsch *ask(i) ‘Esche’. Der Ortsname liegt die Form des mit - ̄ı n-Suffix gebildeten Adjectivisch *ask ̄ı n ‘eschen’ zugrunde. Der Name ist als ‘Siedlung am von Eschen umgebenen Brunnen’ zu deuten. Da die Schreibungen beim Ortsname Niederhöchstadt mit und ohne -h im Anlaut schwanken, kommen als Bestimmungswort zwei Personennamen in Frage: a) Hagi > *Hegi, eine Kurzform eines zweigliedrigen Personennamens mit Hagan (zu althochdeutsch hag(an) ‘Einfriedung, Hag’?) im Erstglied; b) Agi, Egi, ebenfalls Kurzform zur germanischen Wurzel *ag mit mehreren Bedeutungen, vgl. etwa gotisch agan ‘sich fürchten’. Ein Egi ist in den Lorscher Urkunden bezeugt.
Eschbronn
Esche
Escherberg, 1018 Assiberg, Assiberge, 1015-25 Esiberg, Essiberge. Germanisch aski, Esche + berga, Berg.
Escheburg
Eschede
Eschelbronn
Eschenbach (Württemberg)
Eschenbach in der Oberpfalz
Eschenbergen
Eschenburg Kompositum mit dem Grundwort-burg ‘Burg, Stadt’. Der Name der Burg beziehungsweise der Flurname Eschenberg (1447 (?) an den Esschenberch) nö Dillenburg diente als Namengeber der neuen Gemeinde. In der Fuge zeigt sich das Merkmal einer swach Genitivflexion mit -en-. Das Bestimmungswort ist Appellativum an althochdeutsch ask ‘die Esche’ anzuschließen.
Escheringen, 1137 Aseringes, 1145 Enscheringa. Germanisch Ansugairingum, bei den Leuten des Ansugair, (ansu Gott + gaiza, Speer)
Eschenlohe
Eschershausen 1015-25 Assiershusun. Germanisch Askigaires husum, zu den Hausern des Askigair, (aski, Esche + gaiza Speer)
Eschfeld
Eschlkam
Eschringen, 1179 Escheringa. Germanisch Askikaringum, bei den Leuten des Askihari, (aski, Esche + harja Heer)
Eschwege, 1135-80 de Eschenwege.
Eschwege Schenkung des Königshofs Eschwege am s. Ufer der Werra 974 von Kaiser Otto an seine Ehefrau Theophanu. Errichtung der Reichsabtei und Kanonissenstifts Cyriaksberg (vor 1039), das zeitweise Gandersheim unterstellt war. Mitte des 13. Jahrhundert Entwicklung zur Stadt. Meist im Besitz der Landgrafen von Hessen (seit 1264), zeitweise Residenz der Linie Hessen-Rheinfels-Rotenburg. Kreisstadt seit 1821, seit 1974 auch den alten Landkreis Witzenhausen umfasse norddeutsch. 974 Eskiniwach in regione Thuringiae [Original], 994 Eskinewag in pago Germara marca, 1064/65 Iskinwege, 1070/77 Heschenewege, 1070 Askinewage, 1188 Eschenwege. Das Grundwort zu althochdeutsch wa ̄g, wa ̄c ‘Wasser, See’. Das Bestimmungswort stellt eine adjectivisch - ̄ın-Ableitung zu althochdeutsch *ask ‘Esche’ dar. Der Name ist demnach als ein ‘mit Eschen bestandener Flussabschnitt’ zu deuten.
Eschweiler 828 Ascvilare (Kopie10. Jahrhundert), 1216 Aschwilre, 1354 Eschwylre, Eschweiler (1463). Das Bestimmungswort Esch-, Aschzeigt den Baumnamen Neuhochdeutsch Esche (althochdeutsch ask, mittelhochdeutsch esch). Die Esche war eine der charakteristischen Baumarten im alten Germanien. Mittelhochdeutsch, neuhochdeutsch Esch(e) erhielt seinen Umlaut aus der Pluralbildung. Als Element in Ortsnamen ist Ask bereits sehr früh nachgewiesen (vgl. Asciburgium). Grundwort ist das im Raum Köln-Aachen stark verbreitete -weiler. So Eschweiler über Feld, Ortsteil von Nörvenich, Kreis üren; Eschweiler, Ortsteil von Bad Münstereifel, Kreis Euskirchen; Eschweiler.
Eschweiler über Feld, (Aa) 1003 Escwilere. 1161 Eschuilre. Germanisch aski, Esch + wilar von latinisch villare, Ghoft.
Eschweiler an der Inde. 830 Ascvilarem, 888 Aschwilra.
Eischweiler bei Münstereifel, 1115 Aschwilere.
Eschweiler, (Berus) 1220 Eshwilre. 1220 Eswilre.
Esens Stadtrecht wahrscheinlich 1. Hälfte 16. Jahrhundert Der Ort gelangte durch Erbschaft unter die Herrschaft der Rietberger, 1600 Vereinigung des Harlingerlandes mit der Grafschaft von Ostfriesland; 1744 preußisch, kurzzeitig französisch, 1815 zum Hannover, 1866 wieder preußisch, seit 1885 Stadt im Landkreis Wittmund, 1977 dem Landkreis Friesland zugeordnet, durch Verfassungsbeschwerde. 1310 Eselingis, 1420 Ezelynck, 1425 tho Ezense, 1454 Esens. Der Ortsname i st eine Ableitung mit dem altfriesisch Kollektivsuffix -ingi von einem Personennamen Esele, wobei -el eliminiert wurde. Die Etymologie des Personennamen Esel ist umstritten.
Esgrus
Eslarn
Esklum, (Au) +1000 Ascla. Germanisch aski, Esche + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Eslohe Vermutlich seit 10. Jahrhundert Pfarrort, seit 13. Jahrhundert Sitz der Ministerialen von Eslohe, heute Luftkurort.1204 Wilhelmus de Esloe, 1263 Were(m)arus in Esleve, 1296 Eslive; judicium Eslohense (1694). Aufgrund der bis Ende des 17. Jahrhundert herrschenden Formen auf -leve ist das Grundwort zu altsächsisch hl ̄eo ‘Hügel’ zu stellen, die Annäherung an das Grundwort-loh(e) ist durch das Schwinden des Appellativs aus dem Mittelniederdeutsch und die mundartliche Aussprache des Zweitglieds begünstigt. Der Erstbeleg entspricht sprachlich der Zeit der Abschrift (17. Jahrhundert). Für das Bestimmungswort sind die Bezeichnungen für die ‘Esche’ (Baumart, altsächsisch asc), den ‘Esch’ (Flurtyp, gotisch atisk, althochdeutsch ezzisc, mittelniederdeutsch ̄esch, altsächsisch nur in Ortnamen) oder Es< germanisch *as(zu indogermanisch *as-, *a ̄s‘brennen, glühen, etwa in Esbeck, Kreis Soest) unwahrscheinlich, da weder Reste der entsprechenden Konsonanten noch eines Umlautfaktors erkennbar si norddeutsch Wegen der Bäche in und bei Eslohe ist im Erstglied ein Gewässername auf der Grundlage von indogermanisch *eis-, *oisz u vermuten; eine Verknüpfung mit dem Namen des Esselbachs bleibt jedoch wegen fehlender Altbelege für diesen unsicher.. So Esbeck, Ortsteil von Lippstadt, Kreis Soest; Esebeck, Ortsteil von Göttingen.
Espel, (Langen) Mitte 1200 Espelo. Germanisch aspo, Espe + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Espelkamp 1229 de Aspelecampe, 1240–50 de Haspelcampe, 1269 de Aspelcampe, 1271 de Aspelecampe, 1306 de Asplecampe; Espelkamp (1837). Der Name ist zuerst im Herkunftname einer Mindener Ministerialenfamilie (im Rahdener Land) überliefert. Bildung mit dem Grundwort -kamp. Im Bestimmungswort liegt die mit Grundwort-lo ̄h(e) (zu altsächsisch lo ̄h, mittelniederdeutsch lo ̄ ‘(lichter) Wald’) und Bestimmungswort Aspe (zu altsächsisch althochdeutsch (h)aspa, espa, mittelniederdeutsch espe ‘Espe’) gebildete Flurbezeichnung für (lichtes) Espengehölz vor.
Espenau
Eßbach
Essel + 1000 Asiningselia, Esninksele, Esnincsele. Germanisch sininga Sali, ein räumiges Haus der Leute des Asin.
Esselbach
Esselborn 922 Eschilebrunnun., Esgilebrunnen, germanisch askina, Mit Eschem umstanden + brunnum, zu brunnan, Quelle.
Essen (Oldenburg) 10. Jahrhundert Eigenkirche der Adligen Aldburg, Erbbesitz der Tecklenburger Grafen, 1322 Kirchspiel, 1400 zum Niederstift Münster. 968–978 in villa ... Assini (Kopie1 5. Jahrhundert), 1185–1207 Essene (Kopie 15. Jahrhundert). Ableitung mit -n-Suffix. Das -i des Suffixes bewirkte Umlaut von -a-, Nebentonvokale wurden abgeschwächt. Die Basis As-, die u.a. auch in Assel, Kreis Wolfenbüttel und Kreis Stade; Asel, Kreis Hildesheim; Haus Assen, Kreis Soest, und Bad Essen, Kreis Osnabrück, enthalten ist, ist wahrscheinlich an indogermanisch *as ‘brennen, trocken sein, trocken werden’ anzuschließen, dazu d. Esse, Asche, süddeutsch Ern ‘Diele, Boden’, außergermanisch litauisch aslà ‘gestampfter Lehmboden’, lateinisch a ̄r ̄ere ‘trocken, dürr sein’, griechisch azaléos ‘dürr, trocken’. Als Benennungsmotiv ist Essens trockene, erhöhte Lage in ansonsten mooriger Umgebung denkbar, möglich ist auch ein Gewässername für ein nur zeitweilig wasserführendes Gewässer. So Bad Essen, Landkreis Osnabrück.
Essen (Ruhrgebiet), Mitte des 9. Jahrhundert errichtet Bischof Altfrid von Hildesheim ein bis 1803 bestehendes Frauenstift, die Keimzelle der späteren Stadt (Ummauerung im 13. Jahrhundert). (870), 898 [Original] Astnide, 966 in Astnithe [Original], 1142 Esnidensis (adjektivisch), 1218 de Essende [Original]. Suffigierung mit dem Suffix germanisch *-iþja > altsächsisch-ithi, mit dem vor allem im norddeutsch und niederländisch Sprachraum häufig Stellenbezeignus und Kollektiva gebildet werden. Die Basis ist unterschiedlich gedeutet worden. Vielleicht liegt die Bezeichnus für einen Brennofen zugrunde, die in altflämisch ast ‘Trockenofen, Malzdarre’ bewahrt ist (< *azd-; aus gleicher Wurzel althochdeutsch essa ‘Esse’ < *as-jo ̄-). Dieses Wort muss mit einem -n-Suffix erweitert worden sein, und zwar offenbar mit einem Bindevokal, der bereits vor Einsetzen der Überlieferung synkopiert war. An dieses *ast(a?)n(Bez. einer speziellen Ofenanlage oder eines Produktes? Analogiebildung zu altsächsisch ovan ‘Backofen’?) ist -ithials Stellenbez. angetreten: ‘Ort, wo sich *ast(a)n befindet’. Das verzögerte Auftreten des Primär umlauts kann aus dem ursprünglich erst in dritter und vierter Silbe auftretenden i erklärt werden. Jünger ist die Erleichterung der Dreierkonsonanz -stnz u -sn-. Eine andere Deutung hat Derks vorgelegt, der die -ithi-Ableitung von altsächsisch o ̄stan(a) ‘von Osten her, im Osten’ ausgehen lässt. Graphie a für germanisch /au/ ist in Essener Quellen äußerst selten, aber nicht ausgeschlossen. Dennoch müssten sich, wenn diese Zuweisung zuträfe, unter den zahlreichen Essen-Belegen auch o-Schreibungen finden. Zudem kommen -ithi-Suffigierungen zu Himmelsrichtungen (und anscheinend zu Adverbien überhaupt) nicht vor. Schließlich müssten die nachfolgenden Namenformen auch o-Umlaute aufweisen, wovon sich keine Spur findet. Ähnlich klingende Ortsname sind in der Literatur häufig als Parallelen angesprochen worden, doch ist ihre Zugehörigkeit je nach Beurteilung der Etymologie von Essen umstritten.
Essenbach 928 Ezinpah ... Ezinpach, 1133–1146 (Kopie des 13. Jahrhundert) Essenpac, 12. Jahrhundert Essenbach. Grundwort des ursprünglich Gewässernamens ist althochdeutsch pah, pach, -bach ‘Bach, kleiner Wasserlauf’, Bestimmungswort wohl der Personennamen Etzo beziehungsweise Ezzo = Esso.
Essenberg, (Homburg) +1000 Ascmeri, ende 1200 Esmere. Germanisch aski, Esche + mari, See, Lache.
Essenheim 1023 Hesinesheim, 1026 Heisinesheim, 1140 Esenheim.
Esserden, 899 Escreda, 1062-65 Escherde.
Essinkholt, (Krommert) Mite 1200 Eselinkholte. Germanisch Asilingo hulta, Wald der Leute des Asilo.
Essing
Essingen (Pfalz)
Essingen (Württemberg)
Eßleben-Teutleben
Eßlingen 909 Ensilinga, anfang 1300 Enselinge. Germanisch Ansulinga, zu Ansulingun, die Leute, resp. bei den Leuten, des Ansuli (anso-, Gott)
Esslingen am Neckar, Merowingerzeitliche Siedlung, im 10. Jahrhundert Münzstätte der Herzöge von Schwaben, 1299 erstmals urkundlich Stadt, 1802/03 an Württemberg. Altes Rathaus, Schwörhaus, Spitalkelter, Wolfstor, Frauenkirche, Münster St. Paul. 777 cella ... super fluvium Necrae, 856 Ezelinga [Original], 866 Hetsilinga [Original], 1157 Ezelingen [Original], 1180 Esselingen [Original], um 1190 Ezzelingen [Original]; Esslingen (14. Jahrhundert). Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Azzilo/*Azzili; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Azzilo/*Azzili’. Er entwickelt sich durch Umlaut von a zu e zu Ezelinga mit Affrikata -tz-. Die spätere Aussprache -ssd ürfte durch das doppeldeutige Schriftbild zz hervorgerufen worden sein. Der Gewässername Neckar dient zur differenzierenden Lageangabe. So Eßlingen, Ortsteil von Tuttlingen; Eßlingen, Eifelkreis Bitburg-Prüm,; Eßlingen, Ortsteil von Solnhofen, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.
Eßweiler
Estenfeld
Esterwegen
Esthal
Estorf (Stade)
Estorf (Weser)
Etgert
Etschberg
Ettal
Etteldorf 971 Etilinthoph, Etilintroph, 1103 Eddelendorf.
Ettenheim Merowingerzeitliche Siedlung, vom 12. bis 14. Jahrhundert ist ein Adel von Ettenheim bezeugt, 1401–1528 im Besitz Straßburgs, im 13. Jahrhundert zur Stadt erhoben, 1803 an Baden. Industriestandort, Weinbau, historisch Ortskern, Klosterkirche, Prinzengarten, Abtei Ettenheimmünster, Geburtsort von Heinrich Knoblochtzer. 762 (Kopie 12./15. Jahrhundert) Etinheim, 826 Etinheim [Original], 926 Ettenheim, 1280 Ethenhein [Original]. Es liegt eine Zusammensetzung vor, gebildet mit dem Grundwort-heim und als Bestimmungswort wohl der Personennamen Etto: ‘Siedlung des Etto’. Ein Etto, 734 Bischof von Straßburg, gilt als Gründer des Klosters Ettenheim.
Ettenstatt
Ettersburg
Ettinghausen
Ettlingen Zur Zeit Ottos I. wurde dem Ort das Marktrecht verliehen, 1192/93 durch Heinrich SO Stadtrechte, Ettlinger Schloss, St. Martinskirche, Bismarckturm, Narrenbrunnen, Obere Papiermühle. 788 (Kopie 13. Jahrhundert) in Ediingom, circa 1150 Etiningun [Original], 1234 Etteningen [Original], 1256 Etheningin [Original], 1288 Ettilingen [Original]; Ettlingen (1532). Es handelt sich um eine-ing (en)Ableitung zu dem Personennamen Attin/Ettin; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Attin/Ettin’. Falls von Attin auszugehen ist, entwickelt sich der Name durch Umlaut von a zu e.
Ettringen (Eifel) 1189 Ettrich, Ethrich.
Ettringen (Wertach)
Etzbach
Etzelsrode
Etzelwang
Etzenricht
Etzleben
Euchen, (Broichweiden) 1217 Oukene.
Eueln, (Denklingen) 1133 Owelen. Germanisch agwilum, zu agwilo, zu agwjo. Fruchtbares Alluvialland am Bach.
Euemheim, (Köln) 1076 Venheum, 1109 Vneheim.
Euerbach
Euerdorf
Eulenberg 1218 Ulinberg. Germanisch uwwilon, Eule, + berga, Berg.
Euren, (Trier) 1016-47 Vra, 1110 apud Vriam, 1155 Vram, Anfang 1300 Uria.
Eulenbis
Eulgem
Eurasburg (Oberbayern)
Eurasburg (Schwaben)
Euscheid
Euskirchen Stadterhebung 1302, 1355 durch Tausch zum Herzogtum Jülich und eine seiner vier Hauptstädte mit Getreide-, Woll-, Tuch und Viehmarkt; 1815 an Preußen. 1054 (Kopie Ende 11. Jahrhundert) de Oweskirike, 1190 in Owiskirken [Original]. Das oft zu 870 angeführte Aug(u)stchirche ist nicht identifizierbar. Bestimmungswort des Kompositums ist wohl die Personenname -Kurzform althochdeutsch Awi wie in Awi-gaoz, Awi-leib, stark flektiert, doch ist das Subtantiv althochdeutsch ouwist, ewist ‘Schafstall, -hürde’ mit Verlust des auslautenden Dentals als Bestimmungswort nicht sicher auszuschließen. Beide ermöglichen Umlaut des Basisvokals, mundartlich [ø:]. Aus lautlichen und morphologischen Gründen scheidet der (öfters vertretene) Anschluss an althochdeutsch ouwa ‘Insel, feuchte Wiese am Wasser’ mit Sicherheit aus. Einzelne unverschobene Fälle von germanisch /k/ im Wort Kirche sind ripuarisch nicht ungewöhnlich. Grundwort ist -kirchen.
Eußenheim
Eußerthal 1184 Vtristal. Vtristaldendis.
Even, (Matzen) 962 Ebeno, 1098 Euena, 1140 Ebhena.
Evenkamp, (Werne an der Lippe) +1000 Ebulonkampe, Euilancampa. Germanisch Abulon kampa, Feld des Abulo.
Eversael, (Budberg) 1144 Euersode, 1225 Euersole.
Eutin 156 Marktort und Residenz der Fürstbischöfe von Lübeck, 1257 Stadtrecht, 1803 zum Großherzogtum Oldenburg, 1776–1829 kulturelle Blüte („Weimar des Nordens“), Eutiner Schloss, Marktplatz. 12. Jahrhundert Pagus Utinensis, Ende 12. Jahrhundert in ... Uthine [Original], 1215 Utin, 1389 tho Oithin, 1535 Oytin, seit 1560 vorwiegend Eutin. Über die Herkunft des Ortsnamens herrscht noch Uneinigkeit. Die Herleitung aus der Slawischen und damit die Ableitung von dem altpolabisch Personennamen Uto als Benennung des Ortes nach dem Obodriten fürsten dieses Namens, dessen Stamm seit dem 7./8. Jahrhundert n.Chr. das östliche Holstein einnahm und auf der Fasaneninsel im Großen Eutiner See eine Burg errichtete, ist fraglich, da der einheimische Name dieses Fürsten Pribignˇev war. Eine andere Deutung setzt am altpolabisch Utyn als Zusammensetzung aus u ‘neben, bei’ und tyn ‘Sumpf, Schlamm, Morast’ an und nimmt so die Benennung nach den Gegebenheiten des umliegenden Naturraumes an. In diese Richtung geht auch eine dritte Deutung, nach welcher der Wortursprung im vorslawischen germanisch U ̄tino ̄ mit der Wurzel U ̄d ‘Wasser’ gesehen, womit auf die Lage an den die Siedlung umgebende Seen Bezug genommen würde.
Eutingen (im Gäu)
Everode
Eversmeer
Everswinkel 12. Jahrhundert Everswinkel [Original], 12. Jahrhundert Everswinkele; Everswinkel (1375–1434). Als ursprünglicher Flurname Zusammenrückung mit dem Grundwort -winkel zu altsächsisch *winkil, mittelniederdeutsch winkel ‘Winkel, Ecke; Flurstück’, das auf eine abgelegene und erhöht oder eingeschlossen liegende Stelle hinweist. Die Formulierung in einer Urkunde aus dem Jahr 1294 uppen den Everswinkele deutet auf eine erhöhte Lage des namengebenden Flurstücks hin. Wegen der Verwendung des bestimmten Artikels ist der Flurnamencharakter noch präsent. Bestimmungswort ist entweder die genitivisch flektierte Tierbezeichnung altsächsisch evur, mittelniederdeutsch ̄ever ‘Eber’ oder ein darauf basierender, aus einem Tiernamen abgeleiteter Personennamen Evur, Ever, der in der Region für diese Zeit nachgewiesen ist. Der Bezug des Bestimmungswort als Personennamen auf Everword, den Gründer des nahe gelegenen Stifts Freckenhorst, kann nicht nachgewiesen werden.
Evessen
Ewighausen
Ewig, (Attendorn) 1166 Awich, 1181 Auuich.
Ewringen, 877-78 Euringas, 893 Eberinga, 963 Ebiringon. Germanisch Eburinga, zu Eburingum, die Leute, bei den Leuten des Eburo, (ebura-, Ever)
Externsteine, (Holzhausen) 1126-33 Egeterenstein. Germanisch agistrion, Elster, _+ staina, Stein=Burg
Extertal Höhenburg Burg Sternberg: um 1100; Werkstatt und Musikschule gegründet durch Peter Harlan (1898–1966); Burganlage Uffoburg bei Bremke (archäologische Datierung 2. Hälfte 10./11. Jahrhundert). Weitgehend identisch mit altem Amt Sternberg. Künstliche Namenneubildung (seit 1. Januar 1975) mit dem Grundwort-tal (zum Namentyp mit Neuhochdeutsch -tal ‘Tal’ vgl. z. B. entsprechend Kalletal, Möhnetal oder Wuppertal), die sich am Verlauf der Exter (l. Nebenfluss zur Weser) orientiert, die das Gemeindegebiet durchfließt. Das Bestimmungswort Exter bezieht sich auf den Gewässername der Exter (l. Nebenfluss der Weser, Einmündung bei Rinteln; 1328 de Eckerste, de Eckste, 1447 neghest der Eckersten), zu dem der Ortsname Exten (896 Achriste für *Akriste) überliefert ist. Der alte Gewässername ist aus einer Kombination von -rund -st-Suffix von der indogermanisch Wurzel *ag ‘treiben, in Bewegung setzen’ (< indogermanisch *Agrista) abgeleitet.
Eydelstedt
Eyendorf
Eystrup
Eyll, (Kamp-Lintfort) +1200 Eilo, 1144 Eile. Germanisch agjo, Ecke, Spitze + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Fachbach 959 Fachbach.
Fahrdorf
Fahren
Fahrenbach
Fahrenkrug
Fahrenwalde
Fahrenzhausen
Faid
Falkenberg (Mark)
Falkenberg (Niederbayern)
Falkenberg (Oberpfalz)
Falkenberg/Elster 1251 Valkenberch, 1438 Falkenbergk, Falkenberfg/Elster. Namen mit dem Bestimmungswort Falken-, zu mittelniederdeutsch valke, waren Modenamen, die von der Beliebtheit der Falkenjagd zeugen. Bei Falkenberg ist kein Berg vorhanden zum Grundwort berg. Einen Hinweis auf heraldische Namengebung gibt es nicht. Zum Gewässername Elster von Elsterwerda. Ähnliche zahlreiche Namen Falkenberg als im Märkische-Oderland Mittelsachsen und Nordsachsen.
Falkenfels
Falkenhagen (Mark)
Falkensee 1330 Zacharia von Falkenhagen, 1355 dorff Falckenhagen, 1450 Falkenhagen [Original]; 1265 Segeuelde, 1669 zu Sehefelde. Grundform mittelniederdeutsch *Valkenhagen, zu mittelniederdeutsch valke ‘Falke’ und mittelniederdeutsch hagen ‘Hagen, Hecke, Buschwerk’. Namen wie Falkenhagen waren in der Zeit des deutsche Landesausbaus sehr beliebt. Seegefeld gehört zu mittelniederdeutsch s ̄ege ‘langgestreckte sumpfige Stelle, Flussniederung’. Zum Grundwort -feld. Der Name Falkensee wurde aus je einem Bestandteil der Namen Falkenhagen und Seegefeld gebildet, wobei bei dem letzten durch den Wegfall des intervokalischen g in der Mundartlich das Grundwort zu -see umgebildet wurde.
Falkenstein (Oberpfalz) (Waldhof-Falkenstein) 1174 Falcunstein, 1176 Falconis perra. Germanisch falkan, Falke + staina, Stein=Burg.
Falkenstein (Pfalz)
Falkenstein (Vogtland) Der Burgenname Falkenstein, wohl ein heraldischer Name zum Raubvogel mittelhochdeutsch valke ‘Falke’, ging auf den Ort über. Zu vergleichen sind zahlreiche Ortsname mit Falke wie Falkenbach, -berg, -hain sowie mit -stein. So Falkenhain, Landkreis Leipzig; Falkenstein, Landkreis Harz, Falkenberg, Landkreis Stendal.
Falkenstein/Harz
Fambach
Farchant
Fargau-Pratjau
Farnstädt
Farschweiler
Farven
Faßberg
Faulbach 907 Fulbach. Germanisch fula, faul, stinkend + baki, Bach
Faulenrost
Fedderingen
Fehl-Ritzhausen
Fehmarn 1076 als Insel Fembre erwähnt. Sie war im 11. Jahrhundert von Slawen bewohnt und wurde dann mit deutschen Bauern besiedelt. Seit 1231 Herzogtum Schleswig, 1866 zu Preußen. 11. Jahrhundert Fembre [Original], Ende 12. Jahrhundert Vemere (Helmold von Bosau), 1231 dänisch Ymbria, 1249 Imbre, 1259 de Vemeren. Wahrscheinlich ist ein ursprünglich germanisch Inselname Fimber, der mit dem Suffix -er gebildet wurde. Die Bedeutung geht auf altsächsisch Fimba ‘Haufen’, verwandt mit altnordisch Fimbul ‘groß’ zurück, sodass der Inselname als ‘großer Haufen im Meer’ gedeutet werden kann. Das latinisierte Ymbria könnte auf dänisch Imber zurückgehen, das durch Schwund im Anlaut entstand (*aff Fimbre > *aff Imbre).
Fehrbellin Fehrbellin war der Hauptort des Ländchens Bellin, seit 12. Jahrhundert deutsche Burg und Burgward mit Siedlung. Der Name ist mit der Schlacht 1675 gegen die Schweden verknüpft, die aber tatsächlich bei dem Dorf Hakenberg stattfand. 1216 Belin [Original], 1294 terram Bellyn cum civitate Bellyn, 1402 vp dy fere tu Bellyn [Original], 1657 Land Bellin ... Fehrbellin. Der Name altpolabisch *Bˇelina bezeichnete eine Siedlung in einer weiß schimmernden Landschaft. Das Appellativum altpolabisch *bˇelina ist eine Bildung mit dem Suffix -ina von altpolabisch *bˇel' ‘Sumpf, Niederung, feuchte Wiese’, das zum Adjektivisch altpolabisch *bˇely ‘weiß, hell, schimmernd’ gehört, was auf den Bewuchs mit hell schimmernden Pflanzen, wie z.B. Wollgras, zurückgehen kann. Der Zusatz Fehr wurde nach der seit Anfangs 15. Jahrhundert bezeugten Fähre über den Rhin gegeben. Ähnlich Bellin, Ortsteil von Krakow am See, Landkreis Güstrow, Ortsteil von Ueckermünde, Landkreis Uecker Randow; Beelitz, Landkreis Potsdam-Mittelmark.
Feichten an der Alz
Feilbingert
Feilitzsch
Feilsdorf
Fechenheim, (Frankfurt am Main) 882 Uechenheim.
-feld. Westgermanisch *felþa-, althochdeutsch / altsächsisch feld, mittelhochdeutsch / mittelniederdeutsch velt ‘(offene) Fläche, Ebene, Ackerland, Wiese, Boden’, im Nordwesten ‘Fläche mit Heide, Bruch, Moor’, gehört zu den wichtigsten neuzeitlichen Ortsname -Typen, die allerdings bereits im Mittelalter Rüblich waren. -feld Namen sind für Siedlungen und Fluren zahlreich, besonders im Bereich der jüngeren Ostsiedlung. Als Varianten begegnen der Dativ Singular -felde und der Dativ Pluralral -felden sowie die Kurzform -elt. Feld(e) und Felden kommen als Simplizia und als Bestimmungswort auch in Ortsnamen vor.
Feldafing
Feldatal
Feldberg
Feldberger Seenlandschaft
Felde
Feldene, (Herzfeld) Mitte 1200 Feldene.
Feldhausen, (Langenfeld) 1198-1206 Uelthusin, 1197-1215 Velthusin. Germanisch feldu- ode Ebene + husum, zu husa, Haus.
Feldhof, (Erkrath) Mitte 1200 Veltheim,
Feldhorst
Feldkirchen (bei München) (Fahr) 1204 Veltkirgen. Germanisch feldu ode Ebene, + kirika, Kirche.
Feldkirchen (Niederbayern)
Feldkirchen-Westerham 804 (Kopie von 824) de ecclesia ad Feldkirc, 1020–1035 (Kopie des 12. Jahrhundert) Veldchirihha, 1315 Ecclesia Veldchirchen, 1831 Feldkirchen. Westerham: 1155–1186 Westerhaim. Beide Namen begegnen in den Belegen des 13. Jahrhundert Westirhaim ... Veltchirchen, circa 1583 Veldkirchen pag(us) et templ(um) ... Westerhaim pag(us), templ(um), 1832 Westerham ... in der Pfr. Feldkirchen. Grundwort des ersten Namens ist althochdeutsch kirihha, chiricha ‘Kirche, Gotteshaus’,-kirchen, Bestimmungswort-feld, velt ‘Ebene, Flachland, ebenes, offenes, anbaufähiges Land, Feld’. Der Ort ist demnach nach einer Kirche, die im freien Feld lag, genannt. Grundwort des zweiten Namen ist mittelhochdeutsch -heim ‘Haus, Heimat’, Bestimmungswort das Adjektivisch wëster ‘westlich’.
Felixsee
Fell= Niederfelle und Oberfell, 915-28 Uellin.
Fellbach Um 1121 (Kopie16. Jahrhundert) Velbach, um 1185 (Kopie 16. Jahrhundert) Velbach, 1229 Velbach, 1257 Velebach [Original], 1409 Felbach [Original]; Fellbach (1895). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-bach und dem Bestimmungswort althochdeutsch felewa, mittelhochdeutsch velwe ‘Weide’: ‘Siedlung am Weidenbach’. Das w in felewa fällt vor b in -bach frühzeitig aus. So Fellbach, Ortsteil von Reisbach, Landkreis Dingolfing-Landau.
Fellen
Fellheim
Felm
Fellerich, (Trier) 802 Ualeuiacum, 949 Valeriacum, 1000 Uelrecke. Gallo-ramanisch Valeriacum, zu Valerius gehörig.
Felsberg Mutmaßlich landgräfliche Stadtgründung (frühes 13. Jahrhundert) in Anlehnung an die vorhandene Burganlage (Herren von Felsberg 1090–1286). 1286 als Stadt bezeichnet. Sitz einer Niederlassung des Deutschen Ordens (1247/1386–1809). Strategisch wichtige Lage im Grenzgebiet zu Mainz. Amtsitz seit dem 14. Jahrhundert. 1090 Velisberg [Original], 1100 Filisberg, 1160 Veilsberg, 1247 Velsberc. Bestimmungswort althochdeutsch felisa ‘Fels’. Der gleichnamige Burgname wurde auf den Ort übertragen.
Fenkigau, (Gau im Kreis Lingen, +1000 Vinninga, in pago Fenkion.
Ferres, (Piesport) 1154 in monte Bouarie. Romanisch bovaria, Kuh Hof.
Fensdorf
Fensterbach
Ferdinandshof
Ferna
Fernwald
Ferschweiler
Feucht 1183/1195 Fu ̊hte, 1296 (Kopie1353) Fewht, 1308 Feucht. Der Name wird mit der Baumbezeichnung althochdeutsch fiuhta in Verbindung gebracht, was lautlich möglich ist. Aus althochdeutsch fiuhta entwickelt sich mittelhochdeutsch viuhte mit iu-Schreibung des Langvokals ü, der neuhochdeutsch zu eu diphthongiert wird und in der Mundart entrundet ei lautet. (Dieses Wort ist lautlich nicht identisch mit Neuhochdeutsch Fichte aus mittelhochdeutsch viehte, althochdeutsch fiohta). Der älteste Beleg zeigt allerdings eine dazu nicht passende Vokalschreibung. Morphologisch bleiben erhebliche Bedenken, weil ein von der Baumbezeichnung abgeleiteter ursprünglich Flurname zumindest eine Dativ-Plural-Endung oder ein Suffix haben sollte. Schließlich wäre die Motivation einer derartigen Ortsname -Bildung kritisch zu prüfen.
Feuchtwangen Gegen Ende des 8. Jahrhundert Gründung eines Benediktinerklosters, seit dem 13. Jahrhundert Königsstadt und Reichsstadt, ab dem 14. Jahrhundert Sitz eines markgräflichen Oberamts, 1528 Einführung der Reformation. 819 (Druck von 1629) Fiuhctinwanc, 819 (Kopie des 17. Jahrhundert) Fruhetinbbanc (für *Fiuhetinvvanc), 9. Jahrhundert Fiuhtwanga, 994–996 (Kopie des 11. Jahrhundert) monasterium Phyuhtvuangense, 1180–1190 Fuhtewanch, 1197 Fvhtvanc, 1256 Fuhtewanc, 1273 Fuhtwangen, 1312 Fuehtwank, 1326 Feuhtwanck, 1376 Feuchtwang, 1404 Feuchtwangen, 1596 lateinisch Pinopolitanus, 1662 griechisch Hygropolitanus oder Feuchtwang. Bereits im Jahr 1761 wurde der Name der Stadt erklärt und diese Erklärung mit den natürlichen Gegebenheiten begründet: weilen, nach dem gemeinen Angeben, auf dem Platz, worauf solche erbauet worden, ehe hin ein Wald von Fiechten-Baumen gestanden. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist nämlich althochdeutsch wang ‘Feld’, Bestimmungswort das erschlossene Adjektivisch *fihtîn ‘mit Fichten bestanden’. Als Bestandteile der antikisierenden Namensformen begegnen lateinisch pinus ‘Fichte’ sowie griechisch-« ‘feucht’ und « ‘Stadt’.
Feyen, (Mechernich) 1190 Veihe.
Feuerscheid
Feusdorf
Fichtelberg
Fichtenau Wildensteiner Schloss, Unterdeufstettener Schloss. Fichtenau ist eine künstliche Bildung aus dem Grundwort -au, althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’ und dem Bestimmungswort Fichte, mittelhochdeutsch viehte ‘Fichte’.
Fichtenberg
Fichtenhöhe
Fichtwald
Fiefbergen
Fiersbach
Filderstadt Entstand am 5. Juni 1974 durch die Vereinigung der früher selbstständigen Gemeinten Bernhausen, Bonlanden auf den Fildern, Harthausen, Plattenhardt und Sielmingen zunächst unter dem Namen Filderlinden und wurde im Zuge der Kommunalwahl im April 1975 in Filderstadt umbenannt. Alte Mühle, Jakobuskirche, Schlössle, Gottlob-Häußler-Heimatmuseum, Georgskirche, Mörike-Pfarrhaus, Uhlbergturm, Martinskirche. Filderstadt (1975). Es liegt ein neuer, 1975 nach Ablehnung des Vorschlags Filderlinden vergebener Ortsname nach der Lage auf den Fildern vor. Die Zusammensetzung mit dem Grundwort-stadt enthält als Bestimmungswort einen alten Plural zu althochdeutsch feld ‘Feld, Fläche’ für eine fruchtbare Hochfläche (1292 super Vildern).
Filsen
Filsum
Filsch, (Trier) 973 Uilche, 1030 Vilsche, Vilzcge, 1143-62 Vische.
Filsum, +1000 Fillisni.
Filzen bei Brauneberg, 2 Hälfte 1200 Uilcine. Vilcine, ad Uilcinen.
Filzengraben, (Köln) 1186 in Uilzergrauen. Germanisch feltarja, Filzen (zu feltu- Filz) + graban, Graben.
Filzen bei Brainberg, 2. Hälfte 1100 Uilcine. Uilcine.
Filzen bei Konz. Anfang 1300 Uilcina.
Fingergasse, (Köln) 1209-15 Vingirgasse. Germanisch fingra, Finger + gatwon, Gasse.
Finkenberg. (Beuel) 1166 in Vinkenberge. Germanisch finkan, Fink + brinka Hugel in Sumpfland.
Finkenbrink, (Amelsburen) 10-1100 Vinkinbrinke. Germanisch finkan, Fink + brina, Hugel im Sumpfland.
Finkischehova, (Werne an der Lippe) Mitte 1200 Finkischehoua.
Filz
Fincken
Finkenbach-Gersweiler
Finkenthal
Finneland
Finnentrop 1266 Vinninctorpe, 1285 Vinnincdorp, 1293–1300 Winningtorpe; Ffynnentrop (1504). Der zunächst nur in Herkunftsbezeichnungen bezeugte Ortsname ist mit dem Grundwort-ingdorf gebildet; -dorf erscheint in der in Westfalen häufigen Variante -trop mit Anlautverhärtung und -r-Umstellung. Das Erstglied ist der recht seltene Personennamen Fini/Fino (Flexion in einer -ing-Bildung nicht feststellbar), bei dem die Anlautschreibungen V und W nach mittelalter Schreibpraxis für F stehen. Im Altsächsisch zeigt der Personennamen in Ableitungen Formen mit -nn-, wie sie auch hier vorliegen. Der Ort ist somit als ‘Siedlung der Leute des Fini/Fino’ benannt worden.
Finning
Finningen
Finsing
Finsterwalde 1282 Vynsterwalde, 1301 Dinsterwlde [Original], 1353 Vinsterwalde, 1541 Finsterwald; sorbisch 1761 Grabin. Der Name bedeutet ‘Siedlung im finsteren Walde’, zu mittelhochdeutsch vinster neben dinster ‘dunkel, düster’ aus germanisch Pimstra-, althochdeutsch finstar, thinstar, wobei das d vor n in den Lippenlaut f überging . Zum Grundwort -walde. Der Name scheint im Gegensatz zum benachbarten Sonnenwalde entstanden sein. Die sorbisch Form Grabin ist eine Neubildung und gehört zu nsorbisch grab ‘Weißbuche’. Ähnlich Finsterbergen (1034 Dinstirberg), Ortsteil von Friedrichroda, Landkreis Gotha.
Fintel 1105 Wintla [Fä. Mitte 12. Jahrhundert], vor 1246 Vintlo, 1443 Vintlo; Fintel (1823). Bildung mit dem Grundwort -loh, das im Nebenton abgeschwächt wurde und dann durch einen Sproßvokal zu -el wurde. Das Bestimmungswort ist nicht altsächsisch wind ‘Wind’, da der Anlaut im Ortsnamen stimmlos war. Es liegt wohl eine Dentalerweiterung zu indogermanisch *pen ‘Schlamm, Sumpf, Wasser’ vor, die germanisch als *fint erscheint. Verwandt altsächsisch fen(n)i (< *fanja). Der Ortsname nimmt Bezug auf die großen Moorflächen um den Ort.
Firrel
Fisch
Fischach
Fischbach (Hunsrück)
Fischbach (Pfälzerwald)
Fischbachau
Fischbach bei Dahn
Fischbach-Oberraden
Fischbach, (Ichendorf) 1051 per cursum riwli qui dicitur Visbach.
Fischeln, (Waldniel) 943 Fiscolo. Germanisch fisko, zu fiska Fisch + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Fischenich, (Hurth) 1166 Wskinich, 1189 Vishkenich.
Fichlaken, (Essen) 798 in Fisclacu, 796 Fislacu, 838 Fislaca. Germanisch fiska, Fisch + laku, natürlicher Wasserlauf in Sumpfland.
Fischbachtal
Fischen im Allgäu
Fischerbach
Fischingen
Fixhem, 784-85 Fuckinseim.
Fitzbek
Fitzen
Flachslanden
Flacht 881 Flacha, 1222 Wlatteke, Wlatthe.
Flachte, (Boppard) 1224 in der Flaithin.
Flaesheim, 800 Flauresheim, 1187-1200 Ularshem, Vlarshem.
Flamersheim, (Köln) 1059 Flamerssheim, 1176 Flamersheim, 1218 Vlamersheim. Germanisch Flaedomaeris haim. Wohnung des Flaedimaer, (flaedi, Schönheit + maeri, berühmt)
Flandersbach, Wulfrath) 875 Flatmarasbeki, 10-1100 Flandrasbeke, Flanderesbek. Germanisch Flaedimaeris baiki, Bach des Flaedimaer.
Fladungen
Flammersfeld 1096 Flamesfelt, 1109 Flamersfelt, 1116 Flamirsfelt; Flammersfeld (1325). In einer Urkundlich des 9. Jahrhundert. In Bonner Jahrbuch 136, 137 (1932), Teil 2) taucht ein Flamersdorf auf, wobei unklar bleibt, ob es unserem Ort zugeordnet werden kann. Sowohl bei diesem frühen, als auch bei unserem späteren Ortsname mit dem Grundwort -feld können für das Bestimmungswort althochdeutsch Personennamen wie Flami, Flamar, Genitiv Singular Flamis-, Flamaris (wohl Kosename von Flavomar oder Fladimar) in Betracht gezogen werden. Auch ein Herkunftname auf grund eines Völkernamens wie in Flemming/Fläming, benannt nach zugewanderten Flamen (von germanisch flâm, flau Mittelalter ‘überflutetes Gebiet’, Bewohnername Flaming, adjektivisch flamis), kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Favorisiert wird eine Deutung als ‘Siedlung auf der Heide oder Wiese des Flami/Flamar’. So Flamersheim, Ortsteil von Euskirchen.
Flarchheim
Flechtingen 961 Flahtungun, Flagtungun [Original], 1152 Flectingen, 1357 Vlechtingen. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Suffix-ungen und altsächsisch *flaht ‘Geflochtenes’, vgl. althochdeutsch flahta ‘geflochtenes Haar’, mittelniederdeutsch vlecht ‘Geflecht, Hürde’, in der Bedeutung ‘Siedlung mit Flechtwerk’ o.ä. So Flechtorf, Landkreis Helmstedt (925 Flahtorp).
Fleckeby
Flein-Talheim. Zunächst war Flein im Besitz der Staufer, im 13. und 14. Jahrhundert teilweise bei den Schenken von Limpurg und Mainz und seit 1802 württembergisch. Vom 13. bis ins frühe 17. Jahrhundert ist eine Adelsfamilie von Talheim belegt, starke Zersplitterung der Herrschaftsverhältnisse und seit 1806 komplett württembergisch. Pfarrkirche St. Veit, Fischerhaus, Oberes und Unteres Schloss, Kilianskirche. Flein: 1188 Flina, 1222 Fline. Talheim: 1230 Talheim. Das dem Ortsname Flein zu Grunde liegende Wort steht vermutlich im Ablaut mit altnordisch flein ‘kahl, nackt, kahler Fleck’ und ist dann als *fl ̄ına anzusetzen. Flein soll seinen Namen dem mächtigen Nagelfluh Felsen des Kirchbergs verdanken. Eine Verbindung mit althochdeutsch flins, mittelhochdeutsch vlins ‘Kiesel, Feuerstein, Fels’ scheitert am fehlenden -s in Flein. Talheim ist eine Zusammensetzung aus dem Grundwort -heim und dem Bestimmungswort-tal. So Flein, Ortsteil von Oberndorf am Lech, Landkreis Donau-Ries.
Fleischwangen
Flemlingen
Flensburg 1240 erstmals urkundlich erwähnt, 1284 erhält der Ort das Stadtrecht, nach Krieg um das Herzogtum Schleswig zwischen Holsteinern und Dänen (1409–1435) ist Flensburg bedeutende Handelsstadt im dänischen Unionsreich, 1626–1721 durch zahlreiche Kriege Bedeutungsverlust, seit 1864 zu Preußen, 1889 kreisfreie Stadt. 1196 de Flensborgh, 1251 Flensaburgh [Original], 1284 in Flensaaburgh’ Flensburgh (1309), 1410 to Vlensborch; bynnen Flenßburg (1536). Der Stadtname ist wahrscheinlich aus einer Zusammensetzung des dänisch flen in der Bedeutung von ‘Spitze’, was auf den Innenteil der Flensburger Förde bezogen ist, und-burg, entstanden, so dass die Burg an der Spitze als Flensburg bezeichnet wurde. Ohne Nachweis bleibt der Bezug auf den Gewässername *Flensaa, dänisch *Flens ̈, dessen Genitiv von altdänisch Flen die Bedeutung ‘Gabelspitze’ enthält.
Fleringen
Flieden 780–796 (789/94?) in Flidena, 806 in villa Fliedinu, 1012 Fliedenu, 11. Jahrhundert Fliden und Flidena; Flieden (Frankreich 12. Jahrhundert). Der Flussname der Fliede ist Ausgangspunkt der Benennung des Ortsnamens. Ab dem 8. Jahrhundert ist der Fluss als fluvio Fliedina überliefert. Eine ältere Form ist als *Fliod-ina zu ermitteln. Der althochdeutsch Diphthong -iogeht auf germanisch -eu zurück, sodass man eine Vorform *Fleudre konstruieren kann. Basis auf indogermanisch Stufe ist eine im Anlaut unverschobene Form *pleud-. Der auslautende Konsonant indogermanisch -d würde sich allerdings zu germanisch -tund althochdeutsch zu -zentwickeln, was der Überlieferung widerspricht. Legt man eine indogermanisch Doppelwurzel *pleud-/*pleut zugrunde, löst sich das Problem. Damit wäre *pleut Vorform des vorliegenden Flussnamens auf indogermanisch Stufe. Der Auslaut entwickelt sich von indogermanisch t > germanisch d/þ > althochdeutsch t. Der Flussname gehört zu der indogermanischen Wurzel *pleu ‘rinnen, fließen, schwimmen, schwemmen’. Die Fliede bedeutet ‘die Fließende’. So † Wenigenflieden, Ortsteil von Flieden, Landkreis Fulda.
Flerlage, (Essen) +1000 Fliederloa, Fliadarloha. Germanisch flepar, Flieder + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Flerzheim, (Koln) 900 Flardesheim, 1140 Flerdesheim.
Flierich, Anfang 1100 Flietrikki, 1059 Flietherike. Altgermanisch fleparikja, Kollektiv zu fliepar, Flieder.
Fliesteden, (Hüchelhoven) 1135 Flitstede, Vizstede. Germanisch fliepas, Flieder + stadi, Ort.
Flingern, (Düsseldorf) 1193 Fliingeren.
Fließem 804 in Flaisteshaimo, 971 Flesheim, 1222 Wlesheym.
Flieth-Stegelitz
Flintbek 1220 erstmals urkundlich erwähnt, 1223 uilla Vlintbeke [Original], 1338 in uilla Lutteken Vlyntbeke. Das Bestimmungswort des Ortsnamens zeigt noch heute einen Verweis auf das Vorkommen von Flintsteinen in der Region. Der zweite Teil -bek(e) entstammt dem Norddeutsch und entspricht unserem heutigen Bach. Es kann also von einer Siedlung ‘an dem Bach mit Flintsteinen’ ausgegangen werden.
Flöha 1365 die Flawe, 1497 die Flewe. Ortsname: 1399 zcu der Flaw, 1445 Fleye, 1449 Floye, 1539/40 die Flöhe, 1728 die Flöha. Der Ortsname nimmt den Gewässername Flöha auf und kann auf germanisch *Flaw o. ä. zurückgehen, dass man zu *flawjan ‘schwemmen’, althochdeutsch flewen, mittelhochdeutsch vlaejen, vlöuwen ‘spülen, waschen’ stellt. Ein direkter Anschluss an eine alteuropäische Wurzel *pleu-/ *plou ‘fließen’ ist wegen der abgelegenen Lage des Gebirgsflusses eher auszuschließen. Im Altsorbisch lautete der Gewässername wohl *Plav(a) zu plaviti ‘schwemmen’ (Plauen), vgl. Plaue, Flöha, sprachlich in Beziehung zu Flöha. Die Quelle der Flöha liegt in Nordböhmen, wo der Ortsname Fley, tschechisch Fláje (bei Duchcov // Dux), den Gewässername aufnimmt. Offenbar liegt ein germanisch-slawische oder mittelhochdeutsch-slawische Namenpaar der Gewässerbezeichung vor.
Floisdorf, (Aa) 922 Flauadentorp, 1222 Fladesdorpht, Flauedesdorpth, Vlazdorp.
Flörsheim am Main Zunächst im Besitz der Grafen von Rieneck als Vögte der Mainzer Erzbischöfe. Von den Eppsteinern ging der Ort 1270 auf das Mainzer Domkapitel über. 1803 an Nassau-Usingen. Überregional wurde der Ort durch die Mitte des 18. Jahrhundert eingerichtete Fayencemanufaktur (1765–1914) bekannt. Zuvor war die Mainfischerei eine wichtige Einnahmequelle. Verleihung der Stadtrechte 1953. 1972 Zusammenschluss von Flörsheim, Weilbach und Wicker. In Weilbach eine Schlossanlage, die auf den Stammsitz der gleichnamigen Adelsfamilie, die 1487 ausstarb, zurückgeht. Flörsheim: Frühes 9. Jahrhundert (Kopie) ad Flaritesheim, 922 Flaradesheim, 1184 Flersheim. Weilbach: 1112 (Kopie) Wilibach, 1222 inferiori Wylebach, 1343 Nydernwylbach. Wicker: 910 (Kopie) in Wiccrino marca, 922 Vuichara, 1169 Wickere, 1222 Wicgera. Der Ortsname Flörsheim zum weiblichen Personennamen *Fla ̄dr ̄ıt, vgl. Ober-/Nieder Flörsheim (9. Jahrhundert, Kopie, Flaridesheim; Landkreis Alzey Worms). Nach dem Beleg von 922 könnte auch einem Personennamen *Fla ̄dra ̄t angesetzt werden. Das Erstglied Fladz u althochdeutsch *fla ̄d-, mittelhochdeutsch vla ̄t ‘Schönheit, Glanz’. Im Ortsname Weilbach gehört das Bestimmungswort des auf den Ortsname übergegangenen Bachnamens zu einem voralthochdeutsch Gewässername *W ̄ılina (Weilburg, Landkreis Limburg-Weilburg). Erwogen wird auch die Ansetzung eines lateinisch Lehnwortes villa ‘Bauernhof ’ als Bestimmungswort. Beim Ortsname Wicker dürfte sich die Ansetzung eines genitivischen Ortsnamens zum Personennamen Wicker (aus althochdeutsch w ̄ıg ‘Kampf ‘und g ̄er ‘Speer’) verbieten, da sonst ein Genitiv-s am Ende zu erwarten wäre. Es ist daher von einem eingliedrigen Gewässername auszugehen, der zu germanisch *wikero< indogermanisch *uegh ‘bewegen, ziehen, fließen’ zu stellen ist. Der Beleg von 910 zeigt den Genitiv Plural (‘in der Mark der Wickerer’).
Flonheim 1051 Flanheim, 1140 Flaneheim.
Floren, (Zülpich) 1218 Vlurne.
Florstadt Besiedlung seit dem Neolithikum, römisch Limeskastell sö von Ober-Florstadt; Erster wähnung 830–850; Unterscheidung von Ober und Nieder-Florstadt seit dem 13. Jahrhundert; 1365 Stadtrecht für Nieder-Florstadt (ohne Bedeutung geblieben); beide Orte seit dem hohen Mittelalter im Besitz der Herren von Büdingen, dann der Isenburger und der Löw, 1806 zu Hessen-Darmstadt. 830–850 Flagestat (Kopie E. 12. Jahrhundert), 880, 882, 997 Plagestat [jeweils Or], um 1000 Blagestat, um 1020 Flagestat (beides in Kopie um 1160), 1263 Vlastat [Original], 1278 Flanstat [Original], 1370 Flarstat [Original], 1567 Flohstadt [Original]. Das Bestimmungswort wurde bisher nicht überzeugend erklärt. Es lässt sich (wegen der P und B-Belege) auch nicht an einen unklaren Personenname-Stamm *Flag(i)(so Kaufmann) anschließen. Es gehört wohl zum althochdeutsch bla ̄en (mittelhochdeutsch blaejen) ‘blasen, wehen (vom Wind) ’, in Glossen als: plag[ ! ] en bezeugt, und ist dann vermutlich mit dem erst im Mittelhochdeutsch nachweisbaren Feminin vla ̄ge ‘Stoß, Sturm, besonders von Wind und Wasser’ (sturm unde windes vla ̄ge) identifiziert worden, daher wohl der F-Anlaut. In der zentralhessisch Mundartlich kam es dann zu weiteren Veränderungen (Kontraktion mittelhochdeutsch -age> -a ̄> o ̄), die ebenso wie die (hyperkorrekte) Wiedergabe eines Gleitlauts als -n-, später -r-, die h. Schreibform des Namens ergaben. Vergleichbar scheint nur der bei angeführte Flagesbach [circa 1076, Kopie um 1160] (vermutlich † Flasbach, nö Büdingen), doch wäre das Bestimmungswort nicht auf vla ̄ge rückführbar, da im Althochdeutsch an ein Feminin noch kein Fugen-s antritt. Zum Grundwort-stat(t).
Floß (Oberpfalz) (Merkstein) 1117 Flozen.
Flun, (Weillen) 1085 Fluns.
Flur, (Koblenz) 1209 in Vlure, 1215 in Flure.
Flußbach Anfang 1300 Flosbach.
Focking, (Buer) +1000 Uokinghusun. Germanisch Fokinga husum, zu den Häusern der Leute des Foko.
Födelich, (Igel) 811-12 Fedriche.
Folbrechtshoven, (Bedburg) 1187 Folbretishovin, Folbrethishovin, 1218 Volbrethouen. Germanisch Fulkaberthes hofum, zu den Höfen des Fulkaberth, (fulka Volk, bertha, glänzend)
Folkesfelt, (Prüm) 816 Folkesfelt. Germanisch Fulkes feldu, Odland des fulko.
Folperschweiler, 1179 Wolpretalwilre, 1197 Wopretaswilre.
Föhren 2. Halfte 1200 Forne, Furne.
Forchheim (Oberfranken) Spätestens 805 ö Grenzort des Frankenreichs, ab Mitte 9. Jahrhundert wichtige karolingische Pfalz mit zahlreichen königlich Aufenthalten (u. a. 874 Friedensschluss Ludwigs des Deutschen mit den Mährern) und zwei Königserhebungen (900 Ludwig das Kind und 911 Konrad I.), 1007 zum Bistum Bamberg, 1077 Ort der Gegen königswahl (Rudolf von Rheinfelden) im Investiturstreit, vor 1300 Stadtrecht, seit Ende 14. Jahrhundert fürstbischöflich Zweitresidenz mit Schloss und Kollegiatstift, nach 1552/53 Ausbau zur Landesfestung, 1802/03 bayerisch. 805 (Kopie 9. Jahrhundert) Foracheim, 880 Forahheim, 1007 Forhheim; Forchheim (1017 Kopie 14. Jahrhundert) Althochdeutsch for(a)ha, ‘Föhre’; -heim. So Forchheim, Stadtteil von Rheinstetten, Landkreis Karlsruhe.
Fornebach, (Herzogenrath) 1125. Germanisch frunho, Forelle + baki, Bach.
Fornholte, (Kierspe) Mitte 1200 Fornholte. Germanisch furhjom, Föhre, + hulta, Wald.
Forst (an der Weinstraße) Gemeinte im Landkreis Karlsruhe. Anfänglich wurde Forst zur Bruchsaler Mark gerechnet, gehörte dann zum Amt Kislau, schließlich unter bischöflich-speyerischer Herrschaft und seit 1803 badisch. Um 1100 (Kopie 12. Jahrhundert) Forst (?), 1161 Forst [Original], 1252 Vrst [Original], 1341 Vorst [Original]. Dem Namen liegt althochdeutsch forst, mittelhochdeutsch vorst ‘Forst, Wald’, wohl im Sinne von ‘Bannwald’ zu Grunde. Der Ort liegt am Rande der Lußhardt, die ursprünglich Königswald war und 1056 von Heinrich – zusammen mit dem Königshof Bruchsal – dem Domstift Speyer geschenkt worden war. Man wird den Ort mit Diemer als eine Rodungssiedlung auf klösterlichem Grund zu betrachten haben. So Forst (Lausitz), Landkreis Spree Neiße; Forst, Ortsteil von Essingen, Ostalb Kreis, Ortsteil von Salem, Bodenseekreis, Forst, bei Wels.
Forst (Lausitz) 1350 Vorst, 1377 den Forst [Original], 1434 Forst [Original]; sorbisch 1761 Barschcz. Der deutsche Name geht auf einen Flurname zurück, worauf der Beleg mit dem Artikel beim Namen hinweist. Er gehört zu mittelhochdeutsch forst, vorst, in der ursprünglichen Bedeutung ‘Föhren-, Nadelwald’. Die nsorbisch Form Barˇsˇc wird als Angleichung an einen ähnlich klingenden slawische Namen angesehen. Der Name Lausitz ist ein Landschaftsname beziehungsweise ehemalig Bewohnername (9. Jahrhundert Lunsizi, 948 Lusici [Original], 961 in terra Lusici) und geht auf altsorbisch *Lo ̨ˇzici > *Luˇzici, ‘Bewohner eines Wiesenbruches o.ä. ’ zurück. Er gehört zu altsorbisch *luˇza ‘Grassumpf, sumpfige Niederung, Wiesenbruch’, neusorbisch łuˇza ‘Sumpfteich, Grassumpf ’. Der die Lage bestimmende Zusatz Lausitz, niedersorbisch, obersorbisch Łuˇzica, galt ursprünglich nur für die Niederlausitz und nicht für das Gebiet der Milzener in der Oberlausitz.
Forsthövel, (Herbern) +1000 Forsthuuila. Germanisch furosta, furstlicher Wald oder fursta, First + hubila Hügel.
Forstum, (Bardenberg) 1191 Vorsteim.
Fossatum, (Mehring) 860-86 in Fossato. Romanisch fossatum, Graben.
Fosetesland (=Helgoland) ad quandam insulam qui a nomine dei sui falsi Fosete, Fostesland est appellata. 1. Hälfte 900.
Foßbeck, (Saarn) Mitte 1200 Vospike, Wspike.
Frangenheim, (Froitzheim) 1221 Vrankenheim. Germanisch Frankon haim, Siedlung des Franko.
Frankenberg (Eder) 1233/34 Errichtung einer Burg durch die thüringischen Landgrafen als Gegengewicht zum benachbarten mainzischen Battenberg. 1335 Gründung einer Neustadt Frankenberg, 1556 Vereinigung der beiden Orte. Schwere Brandkatastrophen (1476, 1507) hemmten die Entwicklung des Ortes, dessen Stadtrecht erstmals 1240 erwähnt wird. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert spielte der Bergbau (Kupfer und Silber) eine gewichtige Rolle. 1821–1973 Kreisstadt. 1249 (Kopie) Frankenberg, 1269 Frankemberg, 1269 Franchenberg, 1304 (Kopie) Franckenberg. Namengebend für den Berg ist mit einiger Sicherheit nicht eine Einzelperson (Personenname althochdeutsch Franco), sondern der Stamm der Franken, sodass die ursprüngliche Form im Genitiv Plural anzusetzen ist *Francono-berg ‘der Berg der Franken’.
Frankenberg/Sachsen Zu Ende des 12. Jahrhundert als Waldhufendorf gegründet, 1282 Stadt. Seit der frühen Neuzeit geprägt durch Weberei und verwandte Textilgewerbe. 1206 de Frankenberc, 1214 Vrankenberch, 1427 Franckinberg. Bildung mit dem Grundwort-berg, im Bestimmungswort ist der Landschaft und Stammesname der Franken enthalten, wohl nicht ein Personennamen Franke. Somit weist der Name auf die Herkunft der Siedler. So † Frankenberg bei Dresden; Frankenhain, Ilm-Kreis.
Frankenstein (Pfalz) Kompositum aus dem deutschen Personennamen oder Einwohnernamen Frank(e), Franko und -stein. Frankenstein, Landkreis Kaiserslautern; Frankenstein, Landkreis Mittelsachsen; Frankenstein.
Franken, (Koblenz) 1131 Frankin.
Frankenthal (Pfalz), Anfangs 12. Jahrhundert Gründung eines Augustiner-Chorherrenklosters (Groß Franckenthal) und eines Augustinerinnenklosters (Klein Franckenthal) im S, deren Namen bis ins 18. Jahrhundert beibehalten wurden. Ansiedlung von niederländisch und französisch Glaubensflüchtlingen im 16. Jahrhundert, Blüte von Weberei, Tuchindustrie und Teppichwirkerei. 1577 Stadtrechte und Ausbau zur Festung der Kurpfalz im 17. Jahrhundert, deren dritte Hauptstadt Frankenthal wurde. 772 in Frankendale (Kopie um 1190), 792 Frankondal, 810 Franconadal; Franckenthal um 1600. Das Bestimmungswort mit dem althochdeutsch Stammesnamen Frankon, Nominativ Plural ‘die Franken’, unterscheidet die Bewohner des Ortes von ihren Nachbarn. Das Grundwort -t(h)al weist auf natürliche Bedingungen hin. Eine Bildung mit einem Personennamen kann wegen der Erwähnung von 810 nicht in Erwägung gezogen werden. Der Name ist mit dem Ort vermutlich nach dem Sieg der Franken über die Alemannen im 6. Jahrhundert entstanden und bedeutet ‘Siedlung im Tal der Franken’.
Frankfurt (Oder) Bereits vor der Gründung 1253 durch Markgraf Johann I. von Brandenburg (1220–1266) gab es einen Marktort um die Nikolaikirche, wahrscheinlich unter dem Einfluss des schlesischen Piastenherzogs Heinrichs des Bärtigen um 1226 entstanden. Unter Markgraf Johann I. kam es zur Ansetzung von Neusiedlern in der sogenannte Ober oder Marienstadt. Beide Siedlungen verschmolzen. Frankfurt war ein Fernhandelsplatz mit Hafen und wichtigen Handelsstraßen. Im 14./15. Jahrhundert Hansestadt. Universitätsstadt von 1506–1811, an der viele bedeutende Gelehrte wirkten. Nach Übertritt des Kurfürsten 1613 zur reformierten Kirche Hochburg des Calvinismus und später der Aufklärung. 1253 Vrankenuorde, by Stad frankinfurd, 1364 zu frankenuorde uff der Odir, 1476 zu frankenfordt, 1745 Frankfurth an der Oder. Der Name ist von Frankfurt/Main (793 Franconofurt) durch fränkisch Siedler übertragen worden. Er bedeutet ‘Flussübergang, der von Franken benutzt wurde’. Der unterscheidende Zusatz Oder bezieht sich auf die Lage an der Oder (948/49 ad flumen Odera, 1133 Oderam, 1253 trans Oderam, 1421 vff der Oder). Der Name Oder gehört zu den alteuropäischen Namen, *Adra ̄/*Odra ̄, zu indogermanisch *adro‘Wasserlauf, Bach, Kanal’.
Frankfurt am Main Erstmals erwähnt 794 in einer Urkunde Karls des Großen, wurde der Ort an einem wichtigen Mainübergang schon bald zur Königspfalz und zum bevorzugten Aufenthaltsort der Karolinger. Der „Kaiserdom St. Bartholomäus“, der aus der alten Pfalzkapelle (später Stiftskirche) hervorging, war seit dem Mittelalter Wahlort der deutschen Könige und seit 1562 auch Krönungsstätte der römisch-deutschen Kaiser. Die Freie Reichsstadt wurde nach Ende des Alten Reiches Hauptstadt des Dalberg Staates (1806–1810) beziehungsweise ein Großherzogtum (1810–1813). Von 1815–1866 Freie Stadt, seit 1867 Teil der preußisch Provinz Hessen-Nassau. Das jenseits des Mains gelegene Sachsenhausen zählte spätestens seit 1318 zu Frankfurt. Eingliederung von Bockenheim (1895), Niederrad, Oberrad und Seckbach (1900). In der Folge Eingemeindung von weiteren 22 Orten (1910–1977), darunter zahlreiche alte-heim-Orte: Bergen-Enkheim (1151 Berge iuxta Ennincheim zum Personennamen Ening), Berkersheim (795, Kopie Berchgisisheim zum Personennamen Berhtgis), Eckenheim (795, Kopie Eccinheim zum Personennamen Ecco), Eschersheim (um 1000, Ensciresheim zum Personennamen Ansger, Ansgar), Fechenheim (881, Fälschung 10. Jahrhundert, Uechenheim zum Personennamen Facho), Ginnheim (772, Kopie Gennenheim zum Personennamen *Ganno), Griesheim (830–850, Kop., Greozesheim zu althochdeutsch grioz ‘Gries, Sand’), Harheim (786, Kopie Horeheim zu althochdeutsch horo ‘Sumpf ’), Heddernheim (1132, Kopie, Hetdernheim; 1242 Heydersheim wohl zum Personennamen Heitar, Hettar), Praunheim (804, Kopie, Brumheim wohl zu althochdeutsch *pfru ̄ Mittelalter ‘Pflaume’), Preungesheim (772, Kopie, Bruningesheimer marca zum Personennamen Bruning), Schwanheim (880 Sueinheim zum Personennamen oder Appellativ althochdeutsch swein ‘junger Mann, Hirte, Knecht’), Sossenheim (um 1150, Kopie, Sozenheim zum Personennamen Suzo), Zeilsheim (794, Kopie, Ciolfesheim zum Personennamen *Ciolf).
Frankfurt: 794 [Original] Franconofurd, 1069 Franchenvurt. Sachsenhausen: 1193 Sassenhusen. Der Ortsname Frankfurt enthält im Bestimmungswort den Genitiv Plural zu althochdeutsch Franco ‘der Franke’. Der Name ‘Furt der Franken’ zeigt die Bedeutung des Mainübergangs. Der Ortsname Sachsenhausen hat als patronymischer-hausen-Name den Personennamen Sahso, Sasso ‘der Sachse’ als Bestimmungswort Der Ortsname erlaubt keine Rückschlüsse auf eine sächsische Besiedlung.
Franzburg Im 12./13. Jahrhundert Zugehörigkeit des Gebietes zum Fürstentum Rügen. Franzburg: Am Ort des vormaligen Zisterzienserklosters Neuencamp (1231–1531) wird 1587 (nach herzoglichem Schloss) Franzburg durch Bogislaw X als Stadt gegründet, Wollverarbeitung, Brauereibetrieb, 1648–1815 unter schwed. Herrschaft, danach zu Preußen. Richtenberg: Der Ort ging aus einer d. Siedlung hervor, 1297 als städtische Siedlung erwähnt, nach Zugehörigkeit zu Pommern ab 1648 zu Schweden, ab 1815 zu Preußen. Der Personennamen im Bestimmungswort geht auf Herzog Franz V. von Lüneburg, das Grundwort ist-burg. Richtenberg: Das Bestimmungswort ist mit einem deutsch Personennamen R ̄ı ko, R ̄ı cho gebildet oder aber direkt vom entsprechenden Adjektivisch mittelhochdeutsch r ̄ı ch, mittelniederdeutsch r ̄ı ke ‘reich’ abgeleitet worden. Das Grundwort ist-berg. So Reichenbach // Polen; Reichenbach im Vogtland.
Frauenberg 1067 Berche.
Frauenrath, (Merzenhausen, 1189 Verowinrode.
Fraulautern, (Saarlouis) 1150 Lutern, 1154 Lutre. 1212 Luthra, Lutra.
Frauweiler (Bedburg) 1141 Wilre.
-Zu ze frouwenvelde, frau + feld, beim Feld, der Ebene der Mutter Gottes Maria’. Das frau zu althochdeutsch Frou was in mittelhochdeutsch Vrouwe, Frau, Herrin oft die Gottesmutter Maria’. Das kann sich auf verschiede Frauen beziehen, als Klosterfrauen auf Frauendienst, hier aber is Maria gemeint. Frauenfeld ist eine Kyburger Grundung auf Boden des Kosters Reichenau. Die kirche von Mittelzell ist eine Marienkirche.
Frechen Römisch Spuren, Kirche 877 erstmals bezeugt, Burg 1257 erstmals genannt, bis 1338 zum kurkölnischen Amt Hülchrath, danach jülichsche Unterherrschaft im Amt Bergheim bis 1794, ab 1816 Bürgermeisterei, seit 16. Jahrhundert bedeutendes Töpfergewerbe, 721 und 877 [Original] Frekena, 1107 Frekene, 1134 Verchene (mit r-Metathese). Ursprünglich Gewässername (Frechener Bach) aus Adjektivisch althochdeutsch vreh, germanisch *freka ‘gierig’mit Bedeutungswechsel zu ‘wild u.ä. ’ und zu ‘kühn, tapfer’, und wohl keltisch-germanisch Gewässername-Suffix -ana. SoGewässername Seine (< Sequ-ana), Frankreich; Ortsname Leuven/Louvain (< Gewässername Luv-ana).
Freckenhorst, 1027-54, Frikenhorst, Mitte 1200 Frekkenhurst. Germanisch Frikkon hursti, waldiger Hugel in Sumpfland des Frikko.
Freepsum, (Au) +1000 Fridenhaldenhouen, 1166 Fridenaldenhouen. Germanisch Fripon aldum hofum, zu den alten Höfen des Fripo, (fripu, Friede)
Fredenbeck Um 1250 Vreddebecke [Original], 1308 Fredenbecke, 1364 groten Vredenbeke und luttiken Vredenbeke. Bildung mit dem Grundwort-be(e)ke. Das Bestimmungswort ist wohl nicht zu mittelniederdeutsch vr ̄ede ‘Frieden’ oder einem Personenname zustellen, sondern mit einem in mittelenglisch frith ‘Wald’ und eventuell mittelniederdeutsch v ̄ırde ‘Buschwald; Heide mit Holzbestand’ belegten Appellativ zu verbinden, das in Freren, Fredelsloh und Freden anzusetzen ist. Deutung also: ‘(Siedlung am) Waldbach. So Freren, Landkreis Emsland; Fredelsloh, Landkreis Northeim; Freden, Stadt Salzgitter.
Fredersdorf-Vogelsdorf 1375 Friderichstorff, Frederichstorff, 1480 Frederickstorp, 1536 das Dorff Frederstorf [Original].Vogelsdorf: 1375 Vogelstorff, Vogelstorp, Vogilstorf, 1527 Vagelstorf, 1775 Vogelsdorf. Der Name Fredersdorf bedeutet ‘Dorf, das nach einem Mann namens Friedrich benannt wurde’, Grundform mittelniederdeutsch *Freder ̄ık(e)sdörp. Vogelsdorf ist als ‘Dorf eines Mannes namens Vogel’ zu erklären. Im Beleg von 1527 mit a wird die mittelniederdeutsch Nebenform vagel für ‘Vogel’ widergespiegelt. Zum Grundwort -dorf. Ähnlich Fredersdorf, Landkreis Märkisch-Oderland; Fresdorf (1375 Frederikstorff ), Ortsteil von Michendorf, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Friedersdorf, Landkreis Dahme-Spreewald.
Freiberg (Sachsen) Älteste und bekannteste Bergstadt des Erzgebirges, hervorgegangen aus dem Dorf Christiansdorf, 1170 Anlage der Altstadt nach reichen Silberfunden. Im hohen Mittelalter größte Stadt in der Mark Meißen und wichtiger Handelsstandort, bis 1913 Silberbergbau. 1765 Gründung der Bergakademie, heute TU Bergakademie Freiberg. 1195 Vriberge, 1218 Friberch, 1319 Vriberg, 1466 Freiberg. Bildung mit dem Grundwort-berg und althochdeutsch mittelhochdeutsch fr ̄ı, vr ̄ı ‘frei’. Das Bestimmungswort bezieht sich auf die Bergbaufreiheit, wonach gegen eine Abgabe jedermann nach Mineralien schürfen und sie abbauen durfte. So Freiberg, Ortsteil von Adorf, Vogtlandkreis; Freiroda.
Freiberg am Neckar Entstand 1972 durch die Vereinigung der ehemals selbstständigen Gemeinten Beihingen am Neckar, Geisingen am Neckar und Heutingsheim, Geisinger Gutsschlösschen, Amanduskirche, Schloss von Beihingen. Freiberg am Neckar (1972). Ein neu gebildeter Gemeindename mit Lageangabe am Neckar nach den Herren von Freyberg (1534 Ludwig von Fryberg), die im 16. Jahrhundert Ortsherren in Beihingen waren. So Freiberg, Ortsteil von Stuttgart; Freiberg, Landkreis Mittelsachsen; Freiberg.
Freiburg im Breisgau Im Jahr 1091 wurde durch das Geschlecht der Zähringer die Burg errichtet, 1120 wurde durch Konrad und Herzog Bertold der Markt und 1218/20 die Stadt Freiburg gegründet, danach im Besitz der Grafen von Urach-Freiburg, im 14. Jahrhundert in österreichischem Besitz und seit 1805 badisch. Universität seit 1457, Schwabentor, Freiburger Münster, Alte Wache, Augustinermuseum, Martinstor, Colombischlössle. 1091 (Kopie nach 1200) Friburg, 1120 Friburg, 1644 Freybúrg. Zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch fr ̄ı ‘frei’ und dem Grundwort-burg. Wahrscheinlich ist die Erbauung der Burg und eines Burgweilers gemeint. Dabei erscheint -burg im Sinne von Stadt als eine bei der Gründung mit allen Freiheiten ausgestattete Ansiedlung. So Freiburg im Üechtland // Fribourg.
Freigericht Entstanden 1970 durch den Zusammenschluss der Gemeinte Altenmittlau, Bernbach, Horbach, Neuses und Somborn. Die 5 Orte, teils in der Karolingerzeit, teils im 11. und 12. Jahrhundert zuerst erwähnt, gehörten zu einem 1309 zuerst bezeugten und nach dem Gerichtssitz Somborn benannten reichsunmittelbaren Gericht. Dieses war vermutlich schon im 13. Jahrhundert mit drei benachbarten freien Gerichten zu einer Markgenossenschaft (mit dem Versammlungsort Wilmundsheim, dem späteren Alzenau) verbunden, die nun ihrerseits als ganze seit dem 15. Jahrhundert das Freigericht genannt wurde. Dessen Freiheiten gingen in der frühen Neuzeit allmählich verloren, vor allem nach seiner Verlehnung durch Maximilian I. zugleich an die Kurfürst von Mainz und die Grafen von Hanau (1500). 1736 wurde das Kondominat geteilt: das Gericht Somborn kam größtenteils an Hessen-Kassel, das übrige an Mainz. 1866 fiel der hessische Anteil an Preußen, 1945 an Hessen, der Mainzer Anteil 1803 an Hessen-Darmstadt, 1816 an Bayern. Freigericht (1970). Der Name erklärt sich aus der Geschichte der Gemeinten und soll an sie erinnern: an das ehemalig freie Gericht Somborn wie auch an das größere Freigericht. So Linsengericht, Main-Kinzig-Kreis.
Freilassing 1125–1147 (Kopie des 13. Jahrhundert) Frilaz, 1219–1234 Frilaz, 1332 Vreyloz, Vreylazzen, Vreilazzen, circa 1350 Vreylazz, Vreylazzen, 15. Jahrhundert Freylazz, 1574 Freylassen, 1590 Freylassen, 1597 und 1600 Freylassing. Es liegt althochdeutsch frîlâz ‘Freigelassener, Freilassung’ zugrunde, wobei Letzteres mit ‘freie (nicht abgabepflichtige oder nichtgebannte) Weide’ erklärt wird. Das Suffix -ing ist erst später angetreten.
Freimersdorf, (Brauweiler) 1051 Vremirstorp, 1051 Fremmerstorph, Freimerstorp, Vreimerstorp. Wreimerstorp. Germanisch Frijamaeris porpa, Siedlung des Frijamaer.
Freinsheim Seit 1146 Wasserburg in Freinsheim, das von 1471 bis 1525 Stadtprivilegien hatte. Bis 1803 im Besitz der Leininger Grafen, des Fürstbistums Worms und der Kurpfalz. 773 Fraineschaim (Kopieum 860), 778–84 Freinsheim, 1278 Frensheim. Das Bestimmungswort wurde mit dem althochdeutsch Personennamen *Fragîn, Genitiv Singular *Fragînes-, gebildet, wobei -agî zum Diphthong -ei und weiter in der Mundartlich zu offenem -e wurde. Das Grundwort ist -heim. Der Name bedeutet somit ‘Wohnstätte des Fragîn’.
Freisen 1230 de Freseyne (? ) [Original], 1235 de Fresenaco, 1334 Frysenach, 1363 Freysen. Der Name setzt sich aus dem Personennamen *Fresenus, *Fresonus (< Fresius) und dem galloromanisch Suffix-acum zusammen; dieses Suffix ist eine Mischbildung aus keltisch Suffix und lateinisch Flexionsendung und drückt die Zugehörigkeit einer Siedlung zu ihrem Besitzer aus. Die ältere Forschung deutete Freisen noch als ursprünglich *Fraxinacum, d. h. als -acum-Ableitung vom lateinisch Appellativum fraxinus ‘Esche’. Im heutigen Siedlungsname ist das Suffix geschwunden. Die Form Freseyne, die allerdings einer beschädigten Urkundlich entnommen ist, könnte eine moselromanisch Doppelform sein, in der der Verschlusslaut des Suffixes sonorisiert, spirantisiert und schließlich aufgelöst ist, vgl. Fusenich, Ortsteil von Trierweiler, Landkreis Trier-Saarburg, < *F(u)osoniacum: deutsch 1293 Vusenich etc., moselromanisch 1254 Fosene, 1259 Wuseney etc.
Freisdorf, 1185 Fraistorf, 1212 Freisdorf.
Freisenbruch, (Steele) 1033-50 Friesonbruoke. Germanisch Freson broka, Sumpfland des Freso.
Freilenberg( (Ubach-Paleberg) 1217 Vrelenberch, 1219 Vrelenberg, germanisch Fripilon berga. Berg des Fripilo.
Fremersdorf, 1138-76 Frummerstorf, 1189 Frumersdorf.
Frentrop, (Marl) Mitte 1200 Flilincthorpa. Germanisch Frijalino porpa. Siedlung der Leute des Frijalo.
Freising Im 8. Jahrhundert Pfalz des agilolfingischen Herzogshauses und Begründung des Bistums, 996 Verleihung von Markt-, Zoll und Münzrecht für das Suburbium, bis zur Säkularisation Residenzstadt der Fürstbischöfe. 744 (Kopie von 824) Frigisinga, 777 (Kopie des 12. Jahrhundert) Frisinga, 1261 Frisinge, 1287 Freisingen, 1290 Freising. Der in einer Quelle von circa 1291 (Kopie des 15. Jahrhundert) genannte angebliche antike Name Frixinia ist eine Erfindung; er findet sich 1493/94 als Frixivia und 1519–1521 als Fruxinum Freising belegt. Im Jahr 1724 kritisierte Karl Meichelbeck ältere Namensdeutungen: ‘Einige fügen hinzu, der Name „Fruxinium“ oder „Fruxinia“, der dieselbe Bedeutung wie „Frisinga“ habe, leite seinen Ursprung vom Namen eines römischen Statthalters Frussino her; dies jedoch, durchaus ehrgeiziger als vielleicht vernünftig ausgedacht, verdient ohne alte und zuverlässige Fürsprecher kaum Glauben. Und nicht Wahreres behaupten diejenigen, die wollen, dass „Fruxinium“ nach dem Wörtchen „frux, frugis“ genannt sei, was, wie sie glauben, zur Bezeichnung der Fruchtbarkeit des Bodens herangezogen worden sei’. In Wirklichkeit liegt der zu erschließende Personennamen *Frîgis zugrunde, der durch das Zugehörigkeits suffix -ing abgeleitet ist. Der angeblich antike Name erinnert an lateinisch frux, frugis ‘Frucht, Getreide’.
Freistatt Freistadt: Zunächst gefügtes, dann gereihtes Kompositummit mittelhochdeutsch stat und dem Adjektivisch mittelhochdeutsch vrî ‘frei, nicht abgabepflichtig’, ‘(von Abgaben) freie Stadt’ mit ursprünglich Bezug auf die Rodungsleute und ersten Stadtbürger.
Freital, Entstanden durch den Zusammenschluss mehrerer Gemeinten im Plauenschen Grund, 1921 Gründung einer neuen Stadt. Junge Bildung aus dem Adjektivisch frei und dem Grundwort-tal, wohl unter dem Einfluss des benachbarten Freibergs.
Frenz, (Aa) 1075-81 Flagence, 1104 Fraegenzo, 1156 Uregenze.
Fressen, (Ochtendung) 1103 Uresene, 1103 Fraena.
Fretter, (Schonholthausen) Mitte 1200 Fretesra.
Freusburg, (Koblenz) 1166 Frudesberg, 1175 Frosbreth, 1185 Froizbret. Germanisch Frodes? Brakti, Bergrucken des Frodo, (froda, klug)
Freren Seit 891 ist Corveyer Schulten Hof nachweisbar, entstanden wohl aus Missionarszelle des Heiligen Liudger. Bis zur Gründung von Lingen war Freren Zentrum des Lingener Raumes und Marktort für umliegende Dörfer. Die offene Landstadt ohne Befestigung erhielt 1724 die Stadtrechte durch König Friedrich Wilhelm v. Preußen. 976–979 Friduren, um 1150 Vrederen, um 1000 Friderun, 1152 Vrederen. Umstrittene Bildung; eventuell zu altsächsisch frithu, frethu ‘Friede, Schutz, Sicherheit’, hieraus ‘umhegter Raum’ mit r-Suffix im Dativ Plural (Lokativisch), so dass von einer Bezeichnung für eine umfriedete Siedlung ausgegangen werden kann. Möglicherweise auch zum in Niedersachsen häufig belegten feminin Personennamen Friderun, Frederun. So Vreden, Kreis Borken; Freden (Leine), Landkreis Hildesheim; Friedberg, Landkreis Aichach Friedberg; Friedberg, Wetteraukreis sowie Gemeinte und Ortsteil Friedberg.
Freudenberg (am Main) Hervorgegangen aus einer Talsiedlung bei der 1389 erwähnten nassauischen Burg, 1456 Freiheit, 15. Jahrhundert Amts und Gerichtssitz, Anfang 19. Jahrhundert preußisch. 1389 das sloß Freudenberg, 1421 Freudenberg, 1442 vom Freudenberge. Das Grundwort ist -berg und durch die Lage am Burgberg motiviert; in der älteren Ortsname -Gebung berühren sich die Grundwort-berg und-burg häufig sehr eng. Das Bestimmungswort gehört zu mittelniederdeutsch vröude, vröide, freude ‘Freude, Frohsinn’. Der Ortsname steht somit in der Tradition der mittelalter Burgennamengebung, bei der das Grundwort die Befestigung oder deren Lage bezeichnen und die Bestimmungswort „mit Idealen und Wunschbildern ritterlichen Lebens in Beziehung stehen“ (Bach). Die von Heinzerling vorgeschlagene Verbindung mit mittelhochdeutsch vride ‘Friede’ > *Freide> mundartlich *Freude als Bezeichnung für eine Einfriedung ist lautlich nicht möglich.
Freudenstadt 1599 zur Förderung des Bergbaus durch Herzog Friedrich I. von Württemberg gegründet, 1807 württembergisch, seit 1938 Landkreis und seit 1988 Große Kreisstadt. Freudenstadt (1601). Der Name wurde vielleicht anlässlich der Gründung vom Bauherrn selbst verliehen, gelegentlich wurde der Ort nach Friedrich I. auch Friedrichsstadt genannt. Nach Matthäus Merian haben österreichische Exilanten den Namen Freudenstadt zum Dank für die von Friedrich I. gewährte Unterstützung bei der Ansiedlung gegeben.
Freudental Eine der ältesten deutsch Stadtgründungen „auf wilder Wurzel“ auf dem Gebiet der Länder der Böhmer. Krone. 1223–1352 Oberhof Magdeburger Rechtes. Jahrhunderte im Besitz des Deutschen Ordens, 14. Jahrhundert Burg, seit 1560 Schloss. 1731–1778 Gymnasium der Piaristen. Im Mittelalter Bergbau, im 18.–19. Jahrhundert Mittelpunkt des Holzes und Leinenindustrie (Staatsfachschule). 1220 Freudental [Original]; 1233 Froudental [Original]; 1397 Frewdental [Original]; 1555 tschechisch Bruntal. Der Ort ist ein von den deutsche Ankömmlingen ihrer künftigen Heimat gegebener Wunschname: ‘ein Ort, welcher Freude bereiten soll’. Mit -t(h)al gebildete Wunschnamen sind zurzeit der (Ost)Kolonisation Mode geworden und kommen seit dem 12. Jahrhundert oft vor. Der Entlehnung von Freudenthal in das Tschechisch liegt eine deutsche (dialektal?) Namenlautung mit -u vor: 1263 Wrudendal > tschechisch Bruntál (mit geläufigem W-, F/ B-Ersatz). So Rosenthal, Hessen; Wiesenthal.
Freystadt Gründung als Stadt wohl im 13. Jahrhundert durch Reichsministerialen von Hilpoltstein. 1332 kaiserliche Stadtrechtsbestätigung. Die planmäßige Stadtanlage prägt noch heute das Gesamtbild. 1298 ff ̨ ç“ yydI w“ [Original], 1305 Kopie 14. Jahrhundert in oppido ... Vreyenstat, 1312 von der Vrienstat [Original], 1337 Freinstat [Original]; Freystat (1540). Das Grundwort des Siedelungsname einer unechten Komposition < mittelhochdeutsch *(ze der) vren stat ‘(zu der) freien Stadt’, ist mittelhochdeutsch stat (st. Feminin, -statt) ‘Ortschaft, Stadt’, das Bestimmungswort mittelhochdeutsch vrî ‘frei’ mit Dativ-FlexSo Die Motivation des Attributs ‘frei’ kann in einer „(relativen) Freiheit von Herrschaft“ vermutet werden. Der Erstbeleg in hebräischer Schrift zeigt durch Punktierung auch Vokale (unklar im Bestimmungswort) und gibt wohl eine jüdische Lautform des d. Siedlungsname wieder. Konsequente Artikelverwendung in der lokalen Umgangssprache: „in/von der Freystadt“. Der Zusatz ‘frei’ zu Grundwort wie-hausen,-berg u. ä. tritt in Bayern häufig auf, jedoch ist selten der wirkliche Grund dafür überliefert.
Frickenhausen (Württemberg) 1301 zusammen mit der Herrschaft Neuffen an Württemberg, Mitte des 14. Jahrhundert im Besitz der Herren von Speth und der Merhelt von Wurmlingen, seit 1806 dem Oberamt Nürtingen zugewiesen. 1304–1316 Frickenhusen [Original], 1359 Frickenhausen [Original], 1534 Frickenhusen [Original]. Als Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort -hausen die ‘Siedlung des Fricko’. Ortssagen, die den Namen mit der germanisch Göttin Frya, Frikka oder einem unbestimmten keltisch Wort für die Eisengewinnung zusammenbringen, beruhen auf volksetymologischen Namendeutungen. So Frickenhausen am Main.
Friedberg (Bayern) Burg zur Sicherung der Straßen und des Lechüber-
gangs, Stadtgründung durch Staufer und Wittelsbacher, ab 1404 Landgericht. Als Vorläufer der Siedlung kann einerseits die Winzenburg angesehen werden, deren Name circa 1135–1140 (Kopievon 1175) als Winzenburch, 1146 (Kopie von 1175) als Winzzenburch, 1231–1234 als Winzenpurch und 1279–1284 als Wintzenbvrch genannt ist, und andererseits eine Hofstätte, die 1279–1284 als tres curie in Punen bezeugt ist. 1264 ciuitatem Fridberch, 1270 Ffridberch, 1279–1284 Frideberch, Vrideberch, 1310 Fridberch divpurch vnd div stat, circa 1340 Fridberg, 1398 die vestt Fridperch, 1493/94 Friberga prope Augustam, 1512 lateinisch Pacimontanus, circa 1583 Fridbergum oppidum in monte, 1599 Fridtperg, 1811 Friedberg. Grundwort des oben genannten Burgname ist mittelhochdeutsch burc, -burg, ‘umschlossener, befestigter Ort, Burg’, Bestimmungswort der Personennamen Winzo. Dem zur Lokalisierung der drei Höfe dienende Flurname liegt möglicherweise mittelhochdeutsch bün, büne ‘Erhöhung des Fußbodens durch Bretter, Bühne’ zugrunde; es handelt sich hier offensichtlich um eine Bezeichnung für hochgelegene Geländeteile. Das Grundwort des späteren Namens ist mittelhochdeutsch bërc, -berg, ‘Berg’, was aber auch ‘Burg’ bedeuten kann. Als Bestimmungswort wurde vride ‘Einfriedung, eingehegter Raum’ herangezogen und der Name als ‘umfriedeter.
Friedberg (Hessen) Vom 1. Jahrhundert bis circa 250 ( ? ) n. Chr. ist ein römisch Kastell mit Dorf nachweisbar; ob Tacitus mit seinem „[castellum] in monte Tauno“ dieses Kastell, mit „mons Taunus“ den Friedberger Burgberg meint, bleibt fraglich. Die mittelalter Reichsburg und die s angrenzende Reichsstadt wurden wohl bald nach 1170 von Friedrich I. zum Schutz und Ausbau des Reichsguts der Wetterau gegründet; 1802 fiel die Stadt, 1806 die Burg an Hessen-Darmstadt. 1216 Wridburc [Original], 1218 Vretheberch [Original], 1223 Friedeberc [Original]. Bestimmungswort: zu mittelhochdeutsch vride ‘Friede, Sicherheit, Schutz’; Grundwort: -berg, -burg. Bedeutung also: ‘die Schutz, (Königs-)Frieden gewährende Burg’. Das älteste Siegel von 1243 zeigt den auf dem Berg stehenden kaiserlichen Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Bach und andere postulieren für vrid die (im Mittelhochdeutsch viel seltenere!) Bedeutung ‘Einfriedigung, eingehegter Raum’ und noch eine Bedeutung Gleichheit mit dem – noch dazu auf Friedberg bezogenen (s.o.) – mons Taunus (zu germanisch*tuna ‘Zaun, umhegter Raum’ ?,Königstein im Taunus), doch bleibt all dies spekulatSo Die Belege zeigen mit W-, V zeitübliche Schreibvarianten für F-, in Vrethe die mitteldeutsch Senkung i > e und mfr.(!) -th für -d-, in Frie schon das (im Mittelhochdeutsch noch seltene) Dehnungs-e für die schon seit dem 12. Jahrhundert gesprochene Dehnung, in der -c und wohl auch der -ch-Graphie die Auslautverhärtung. So Friedberg, Fritzlar.
Friedeburg Die namengebende Burg wurde wahrscheinlich im Jahr 1359 erbaut. Bis 1481 selbständige Herrlichkeit, dann wurden Burg und Ort zu einem ostfriesischen Amt. Zerstörung der Burg in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert In dem heutigen Ort Friedeburg ist auch die Siedlung Auf dem Endel aufgegangen. Das alte Amt Friedeburg wurde 1859 an das aus dem Harlingerland hervorgegangene Amt Wittmund angegliedert, 1885 Landkreis Wittmund. Die Zuordnung (1977) zum Landkreis Friesland wurde aufgrund einer Verfassungsbeschwerde wieder zurückgenommen. 1359 (Kopie 16. Jahrhundert) Fredeborch, 1645 Friedeburg. Zusammensetzung mit dem Rufnamen Fredo oder – eher – dem mittelniederdeutsch Substantiv vrede ‘Frieden’, am ehesten im Sinn von ‘Burg fur (den) Frieden. ’Friedberg, Wetteraukreis.
Friedelsheim 831 Fridoluesheim. Germanisch Fripuwulfes haim, Wohnung des Eripuwulf (fripu, Friede + wulfa, Wolf)
Friedland (Mecklenburg) Slawische Vorbesiedlung, 1244 planmäßige Gründung einer (benachbarten) Siedlung durch Brandenburger Markgrafen, 1276 Zollrecht Neubrandenburgs und 1282 Friedländer Marktzoll, 1304 zu Mecklenburg und Bestätigung der städtischen Privilegien, starke Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, in der Vergangenheit eine typische Ackerbürgerstadt mit Kleinhandwerk. 1244 Vredelant, 1270 Vredheland, 1320 Fredelande, 1343 Fridelan. Der Ortsname geht auf mittelniederdeutsch vrede, mittelhochdeutsch vride ‘Frieden, Waffenruhe; Sicherheit’ sowie mittelhochdeutsch lant ‘Land, Heimat’ zurück und symbolisiert den Schutz durch die Landesherren. So U. a. Friedland, Landkreis Göttingen; Friedland, Landkreis Oder Spree.
Friedrichroda Rodungssiedlung (11. Jahrhundert) an altem Verbindungsweg über den Thüringer Wald bei Burg Schauenburg (um 1044); 1209 scheiterte Stadtgründungsversuch durch Kloster Reinhardsbrunn, dennoch Entwicklung zum Marktflecken; 1597 Stadtrecht; seit Mittelalter Textilgewerbe und Eisenbergbau bis 19. Jahrhundert; seit 1837 Kur und Erholungsort; seit 1837 anerkannter Luftkurort. (11. Jahrhundert) nach 1300 und 1114 Friderichisrot, 1114 Friderichisroda, 1209 Friderichrode, 1506 Fridericherode; Friedrichroda (1873). Der Ortsname ist gebildet zum Personennamen Friedrich, älter Frithurich u.ä., mit dem Grundwort -roda, also ‘Rodungsort eines Friedrich’. Die Genitivform des Personennamens im Ortsname schwindet früh, daher ab 1209 ohne <is>. Das -ein der zweiten Silbe des Personennamen fällt erst im 18. Jahrhundert weg. Vgl. die zahlreichen Ortsname mit Friedrich(s)in Deutschland sowie 842 in uilla quae uocatur Fritirih Ortsteil .
Friedrichsdorf Gegründet 1687 von französisch Hugenotten auf Einladung und mit Privilegien Friedrichs von Hessen-Homburg. Zuerst (Wälsch-)Neudorf beziehungsweise Nouveau village genannt, seit 1688 Friedrichsdorf nach dem Landgrafen. Stadtrecht 1771, 1866 mit Hessen-Homburg an Preußen, 1945 zum Land Hessen, 1972 Vergrößerung um 3 Gemeinte Bestimmungswort: Friedrich (ursprünglich < althochdeutsch fridu ‘Schutz, Sicherheit’ + r ̄ıchi ‘Herrscher’), Grundwort-dorf. So (Gütersloh-)Friedrichsdorf (gegründet 1786 und benannt nach dem Bischof von Osnabrück), Friedrichstadt, Kreis Nordfriesland; Friedrichshafen, Bodenseekreis.
Friedrichshafen Friedrichshafen (1811). Der Name entstand 1811 durch die von König Friedrich von Württemberg initiierte Vereinigung der alten Reichsstadt Buchhorn mit dem Dorf und Kloster Hofen.
Friedrichsthal (Saar) 1723 Gründung einer Glashütte durch Graf Friedrich-Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Abbau von Steinkohle für die Glasschmelze. 1793 französisch, 1815 an Preußen, 1920 Völkerbundverwaltung, 1935 Rückgliederung ins Reich. Friedrichsthal (1732). Die Siedlung Friedrichsthal entstand 1723 in Verbindung mit der Begründung einer Glashütte (s.o.). Die Gründungsurkunde enthält den Namen der Neugründung noch nicht. Der Name des gräflichen Siedlungsinitiators wurde – wohl als Ausdruck der Verehrung – Erstelement des neu gebildeten Siedlungsnamens. Das Zweitelement-t(h)al, das hier auf das Sulzbachtal referiert, in dem Friedrichsthal liegt, wurde bei (früh)neuzeitlichen Siedlungsgründungen häufiger gewählt. Auch das ebenfalls von Friedrich-Ludwig 1725 gegründete Friedrichweiler, Ortsteil von Wadgassen, Landkreis Saarlouis, enthält den Namen des Grafen.
Frielendorf Früher Besitz des Klosters Spieskappel. Sitz eines Gerichts („am Spieß“). 1197 Frilingendorf [Original], um 1220 Frilingestorf, 1247 Vrilingedorph, 1333 Frilendorf. Bestimmungswort wohl Personennamen *Frilo, kontrahiert aus Fridilo. An das primäre und in den Belegen nicht mehr greifbare *Frilingen (zur Bildung vgl. -ingen) trat zusätzlich noch das Grundwort -dorf. Das Bestimmungswort ist mit einiger Sicherheit nicht zum Appellativum mittelhochdeutsch fr ̄ıling ‘Freigelassener’ zu stellen, da in diesem Fall - ̄ızu -eidiphthongiert worden wäre. Stammvokalisches -ii st stattdessen ursprünglich kurz und wurde erst durch die mittelhochdeutsche Dehnung in offener Tonsilbe gelängt. Suffix -ingen seit dem 14. Jahrhundert zu -en gekürzt.
Frielick, (Hessen) Mitte 1200 Frilewik. Germanisch Frialas wika, Tochtersiedlung der Leute des Frialo.
Friemersheim, (Rheinhausen) 898 Frimersheim, =1000 Frimareshem, Frimershem. Germanisch Friamaeris hai, Wohnung des Friamaer.
Friesdorf, (Bad Godesberg) 1139 Friderichistorp, 1142 Friderichestorph. Germanisch Fripurikis porpa, Siedlung des Frikupurik, (fripu, Friede + rikja mächtig)
Friesenhagen, (Koblenz) =1100 Frsenhagen, 1131 Frisenhagen. Germanisch Freson hagana, Einfridugung des Freso.
Friesheim, (Koln) 140 Frisheim, 1157 Vrisheim. Germanisch Freso haim, Friesensiedlung.
Frintrop, (Borbeck) Mitte 1200 Frilincthorpe, 1157 Vrilencdorp.
Fritzdorf, (Koln) 770 in Frigbodesrorphe, 1143 FFridesdorph. Germanisch Frigabodes porpa. Siedlung des Frigabod.
Friesenheim (Baden) 1016 durch Schenkung von Kaiser Heinrich an das Kloster Schuttern, danach an das Bistum Bamberg, 1502 zu drei Vierteln badisch, seit 1771 bei Baden-Durlach und ab 1806 beim Amt Lahr. Weinbau, Schutterner Kirche, Bildsteine, Leutkirche. 9. Jahrhundert Frisenhaim; Friesenheim (1389). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-heim. Als Bestimmungswort kommt der Herkunftsname Friese in Frage. Der Ortsname bedeutet dann ‘Wohnstätte der (oder bei den) Friesen’. Namengebend kann auch der vom Herkunftsnamen abgeleitete Personennamen Friso sein, doch gibt es mehrere gleichnamige Orte, die alle in Rheinnähe liegen. Daher hängt der Name vermutlich eher mit einer planmäßigen Kolonisation zusammen und es kommt eine Verbindung mit dem Verb frühneuhochdeutsch friesen ‘Land mit Gräben durchziehen’ in Betracht. Möglicherweise ist dieses Verb etym. zum Herkunftsnamen zu stellen, Tätigkeit und Herkunft sind dann nicht klar zu trennen. Da das Verb aber erst spät bezeugt ist, ist die direkte Verbindung mit dem Herkunftsnamen vorzuziehen. So Friesenheim (Rheinhessen), Landkreis Mainz Bingen; Friesenheim, Ortsteil von Ludwigshafen; Friesenheim (Elsass), Arrondissement Sélestat Erstein, Département Bas-Rhin.
Friesoythe In Altenoythe um 800 Gründung einer der Hauptkirchen im Lerigau durch Kloster Visbek, 1238 curia Oythe, tecklenburgischer Hof im Raum Altenoythe, als Morgengabe an Jutta von Ravensburg zur Heirat mit Heinrich von Tecklenburg, circa 2. Hälfte 13. Jahrhundert Bau der Burg, Entwicklung der Marktsiedlung am Verkehrsweg von Osnabrück nach Emden als Knotenpunkt des friesisch-westfälisch. Handels, 1308 oppidum im Sinne einer Minderstadt, um 1366 Stadtrecht, 1400 zum Niederstift Münster, 1470 Mitglied der Hanse, Blüte des Schmiedehandwerks. Altenoythe: um 1150 Oythe [Original], 1402/03 Olden Oyte [Original]; Friesoythe: 1308 in opida Oyttha [Original], nach 1322 Vrysoyte (Kopie). Ableitung mit einem Dentalsuffix -ithi (germanisch *-iþ-i a) oder germanisch *-t-i a, *-þ-i a ohne suffix anlautenden Vokal. Die Basis gehört zu germanisch *agwjo ̄, altsächsisch *awja, mittelniederdeutsch ouwe, o(i)e, oge, o ̄ ‘Land am Wasser, kleinere Insel’, Benennungsmotiv war die trockene, erhöhte Lage des Ortes in sumpfiger Umgebung. Bis ins 16. Jahrhundert galt der Name Oythe sowohl für den älteren Ort/das Kirchspiel als auch für die jüngere Siedlung, ab 14. Jahrhundert Verwendung unterscheidender Zusätze: 1. mittelniederdeutsch Vr ̄ese, altfriesisch Fr esa, Fr ̄sa ‘Friese’, nach den friesisch Handelspartnern, 1314 wurde der friesisch Markt von Lingen nach Oythe verlegt; 2. mittelniederdeutsch olt ‘alt’ in flektierter Form für die ältere Siedlung. So Oyten, Landkreis Verden; Oythe, Ortsteil von Vechta.
Fritzlar Im Missionsgebiet des Bonifatius (Fällung der Donareiche bei Geismar, heute Stadtteil von Fritzlar, 723). Gründung eines Klosters (724). Auf dem Büraberg (sw der Stadt) Errichtung eines Bistums (Büraberg), das nur von kurzer Dauer war (741/42–746/47). Reichsabtei (seit 782) und Königspfalz. Umwandlung des Klosters in ein Kollegiatstift (St. Peter, Anfang 11. Jahrhundert). Seit dem 11. Jahrhundert Entwicklung einer Kaufmannssiedlung (1180 als civitas bezeichnet) n des Stiftsbezirks, wichtiger Mainzer Stützpunkt gegen die Landgrafen. 1803 an Kurhessen. 1821 Kreisstadt, 1932 Zusammenlegung mit dem Kreis Homberg zum Großkreis Fritzlar-Homberg. Um 723 (Kopie) Friteslar, 774 Frideslar, 919 Fridesleri, 1028 Fritislare, 1147 Friczlar. Bestimmungswort althochdeutsch fridu ‘Friede, Schutz’ oder ‘Einhegung, eingehegtes Gebiet’. Der Ortsname bezeichnet mutmaßlich einen rechtlich geschützten Bezirk; Grundwort -lar.
Frixheim_ Anstel, 1129 Fridesheim, 1140 Frigstheim. Germanisch Fripis haim. Wohnung des Fripi.
Frohlinde (Castrop) Mitte 1200 Frolinde.
Frohngau, (Aa) 867 Gouu.
Fröndenberg/Ruhr 1197 Frundeberg, 1230 in Wrondeberg, 1258 Vrondenberg. Bildung mit dem Grundwort-berg, das durch die Lage an den steil zur Ruhr abfallenden Hügeln des Haarstrangs motiviert ist. Das Bestimmungswort ist altsächsisch friund, mittelniederdeutsch vrünt, vrönt (seltener vrent) ‘Freund; Verwandter’. Da es zunächst überwiegend im Genitiv Plural vorliegt, ist es eher zum Appellativ als zu dem nicht häufig bezeugten Personennamen Friunto auf gleicher etymologischer Grundlage zu stellen. Das zweite -n im Bestimmungswort der heutigen Namenform ist im 13. Jahrhundert vereinzelt bezeugt und setzt sich im 15. Jahrhundert durch.
Frohburg Deutsche Burg und Burgsiedlung um 1150, Stadtanlage bald nach 1200. 1149, 1172 de Vroburg, 1233 Froburg, 1453 Frohburg. Offenbar übertragen vom Burgname Frohburg, Burg bei Olten im Kanton Solothurn. Im Bestimmungswort steht mittelhochdeutsch vro ̄ ‘freudvoll, beschwingt, heiter’, im Grundwort -burg. Demnach Bezeichnung einer Burg, in der man angenehm, mit Freude leben kann, entsprechend französisch Burgennamen wie Montjoie ‘Freudenberg’, die Vorbildwirkung hatten. Nicht zu mittelhochdeutsch vro ̄ ‘Herrendienst’.
Frohnrath, (Richterich) 1112 Fronerothe, 1150 Fronerode. Germaniscg frauna, herrschaftlich + ropa, Rodung.
Froitzheim, (Aa) 1200 Vrorzheim. Germanisch Frawardes haim, Wohnung des Frawaraed, (frawan Heer + raeda, Rat)
Frommersbach, (Niederzerf) 923 ad Fermari riuum. Germanisch Faramaeris baki, Bach des Faramaer, (faro- Gefolge+ maeri berühmt)
Fronhausen an der Lahn, 1159 Vronehusen, Germanisch frauana herrschaftlich + husum, zu husa, Haus.
Fronhoven_Kautenbach, 1213 Vronhove, germanisch frauna, herrschaftlich + hofa, Hof.
Fronsbach, (Hassel) 1223 Vrolspach.
Frowensipha, (Herzogenrath) 1157 inter uiuaria et torrentem que dicitur Frowensipha. Germanisch frawon, Frau, + sipan, Bergbachlein.
Fronreute-Wolpertswende. Die Herren von Fronhofen waren welfische Ministeriale, seit 1251 unter dem Namen von Königsegg, um 1380 ging Fronhofen an das Kloster Weingarten und ist seit 1806/08 württembergisch. Fronreute entstand 1972 durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinte Blitzenreute und Fronhofen. Wolpertswende ging im 12. Jahrhundert von den Herren von Wolpertswende an die Herren von Fronhofen und ist seit 1810 württembergisch. Landwirtschaft, Turmruine, St. Konrad von Vinzenz Pfarrkirche, Hatzenturm, Gangolfkapelle. Fronreute: 935 (Kopie13. Jahrhundert) Fronehoven, 1171 Fronhove [Original]. 1265 Blizunruti [Original]. Wolpertswende: 1128 (Kopie12. Jahrhundert) Vvolvoldisvvendi, 1275 Wolpotswendi [Original], 1836 Wolpertschwende; Fronreute-Wolpertswende (1972). Fronreute ist eine künstliche Kontamination aus den alten Ortsname Fronhofen und Blitzenreute. Sie enthält im Grundwort althochdeutsch, mittelhochdeutsch riuten ‘roden’ (-reut(h)) und im Bestimmungswort althochdeutsch fro ̄ ‘Herr’ beziehungsweise den Genitiv Plural fro ̄no. Wolpertswende ist eine Zusammensetzung mit einem Personennamen als Bestimmungswort Da der älteste Beleg verschrieben ist, ist eine genaue Zuweisung unsicher, in Frage kommt ein im Beleg von 1275 genannter Wolpert o.ä. Das Grundwort kann zu mittelhochdeutsch wende in der Bedeutung ‘Ende, Grenze’ gehören. Vielleicht weist der jüngste Beleg jedoch auf den ursprünglichen Namen. Er ist zu mittelhochdeutsch swende ‘ein durch Rodung gewonnenes Stück Weide oder Ackerland’ zu stellen. Auch die älteren Belege wären dann als Wolpots-swendi etc. zu lesen.
Fulerum, (Rüttenscheid) 10-1100 Fulramon.
Fürfeld 997 Furnifeld, 912 Fiurniuelt.
Fürfurt, (Elkerhausen) 1053 Virdenwert.
Fürstenau Fertigstellung der Stiftsburg 1344 unter dem Osnabrücker Bischof Gottfried von Arnsberg; Amt Fürstenau von 1344–1885 Verwaltungsmittelpunkt des Osnabrücker Nordlandes; von 1550–1650 neben Iburg wichtigste Residenz der Bischöfe; seit 1350 planmäßige Stadtanlage bei der Burg, 1642 Osnabrücker Stadtrecht. 1344 Vorstenowe [Original], 1351 Vorsten Furstenwalder/Spree. Stadt, Landkreis Oder-Spree, ouwe, 1424 Verstenowe; Fürstenau (1667). Bildung mit dem Grundwort -au(e), das zunächst in der norddeutsch Form -o(u)we erscheint. Da sich das Appellativum mittelniederdeutsch vo ̄rste nicht nur auf weltliche, sondern auch auf geistliche Fürsten beziehen kann und die Stiftsburg von einem Osnabrücker Bischof errichtet wurde, ist dieses Appellativum im Bestimmungswort anzusetzen und nicht mittelniederdeutsch verst, vorst ‘Dachfirst, vordere, obere Kante’.
Fürstenberg (Xanten) 1110 Vvrstenberg, 1181 Furstingerge, germanisch furistan, Fürst + berga, Berg.
Füssenich, (Aa) 1140 Vosnich, 1157 Wussenich, Vussenich, 1208 Vossenich.
Fürstenfeldbruck Seit dem 12. Jahrhundert Marktort, im 13. Jahrhundert herzogliche Klostergründung. Circa 1140 (Kopie des 12. Jahrhundert) iuxta pontem sancti Stephani, circa 1150 Brukke, 1306 in der Amber ... bi Prugg, 1315 Pruk, 1424 Bruck an der Amer, 1472 Pruck prope Fürstenfeld, 1481 Brugk an der Ammer, 1524 (Kopie von 1618) Bruck, 16. Jahrhundert Prugg, 1678 Fürstenfeldbruck. Den ersten Bestandteil des heutigen Namens hat die Siedlung vom Kloster übernommen, das wie folgt bezeugt ist: 1263 Vurstenvelt, 1266 Fvrstenvelt, 1271 Fuerstenvelt, 1273 lateinisch cenobio in campo principis, 1416 Fürstenfeld, 1519–1521 Furstoveltas, hoc est principis campum, 1644 lateinisch in campo principum. Grundwort ist mittelhochdeutsch velt,-feld, ‘Feld’, Bestimmungswort vürste ‘Herrscher eines Landes’. Da der zweite Bestandteil des Ortsnamens sehr oft vorkommt, ist die Zuweisung schwierig. Während sich der erste Namensbestandteil auf die Klostergründung beziehungsweise -verlegung durch Herzog Ludwig den Strengen bezieht, liegt dem zweiten mittelhochdeutsch-brucke, -brücke, -brügge ‘Brücke’ zugrunde, wie aus einer Landesbeschreibung des Jahres 1721 hervorgeht: Bruck ... Hat villeicht seinen Namen daher / weil alldort ein Bruck ueber den Amper-Fluß ... Sonsten ist dieser Marck gedachtem Closter Fue rstenfeld zugehoe rig. Der genitivische Zusatz in der Form von circa 1140 erklärt sich damit, dass Pfaffing, die ursprünglich Pfarrkirche von Bruck, als Patrone die heiligen Stephan und Aegidius hatte.
Fürstenwalde/Spree Fürstenwalde ist vermutlich eine Gründung schlesische Herzöge, um 1250 aber bereits im Besitz der Markgraf von Brandenburg. Kleine slawische Siedlung w des Stadtkerns, 1285 civitas. 1373 Residenz der Lebuser Bischöfe. Die von Hussiten zerstörte kleine Domkirche wurde 1446–70 als gotisch Hallenkirche aufgebaut. Nach der Säkularisierung kurfürstlich Amt. Seit dem Mittelalter Brauwesen und Tuchmacherei. 1272 furstenwalde, 1348 Vorstenwalde [Original], 1528 Fürstenwalde [Original]; Fürstenwalde/Spree (1932). Grundform mittelniederdeutsch *Vörstenwolde, zu mittelniederdeutsch vörste, vürste ‘Fürst, Herzog, Herrscher’. Benannt zu Ehren des Gründers. Im Grundwort mittelniederdeutsch wolt ‘Wald’. Zum Gewässername Spree Burg (Spreewald). Ähnlich Fürstenwalde, Ortsteil von Geising, Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge; Fürstenberg ( Eisenhüttenstadt), Fürstenberg/Havel, Landkreis Oberhavel.
Fürstenzell Im 12. Jahrhundert Einödhof (später zerstört), 1274 Gründung eines Zisterzienserklosters. 1120–1130 Cella, 13. Jahrhundert in Celle incultam et desolatam, 1274 ad nouellam plantationem Cellam , 1274 Fue rstencelle, 1276 Heinricus ... cenobium, dictum Cella principis ordinis Cysterciensium, cuius fundacionem nobis duximus ascribendam, 1318 Heinrich Otto vnd Heinrich ... daz Chloster ze Fverstenzell, des Stifter wir haizzen, 1519–1521 Honoricus dux Boiorum perficit atque bene ominato nomine Furstocellam, quod principis cellam valet, nuncupavit, 1690 wird bestätigt: hat Hertzog Henrich in UnterBayrn die Stifftung gar vollendet / und dem Closter Cell den Beynahm Fue rstenzell ertheilt. Dem ursprünglichen Namen liegt lateinisch cella ‘Wirtschaftshof ’ zugrunde, dem späteren Bestimmungswort mittelhochdeutsch vürste ‘Herrscher eines Landes’.
Fürth (Bayern) Wohl frühmittelalterliche Gründung beim Zusammenfluss von Rednitz und Pegnitz am Rednitzübergang der Straße Frankfurt–Regensburg. Urpfarrei im bayerisch Nordgau, 1007 von König Heinrich dem Bamberger Domkapitel geschenkt, 1062 Markt, seit 1238 von den Burggrafen von Nürnberg (spätere Markgraf von Ansbach) gehegte Dingstätte des Landgerichts Nürnberg, seit 14. Jahrhundert Sitz der unierten Pfarrei St. Lorenz zu Nürnberg, seit 1440 jüdische Einwanderer, seit Ende 15. Jahrhundert Sammelpunkt der im nürnbergischen Gebiet nicht zugelassenen Juden, zum Teil von Hugenotten und Holländern mitgebrachte Gewerbe wie Goldschlägerei, Bronzefarbfabrikation, Spiegelglasherstellung, Strumpfwirkerei, Uhrmacherei, 1792 an Preußen, 1806 an Bayern, Stadterhebung, Entwicklung zur Industriestadt, 1835 erste deutsche Eisenbahn zwischen Fürth und Nürnberg. 907 Furt [Original], 1007 Furti [Original], 1238 Fürthe. Der Ortsname, dem das Appellativum althochdeutsch furt zugrunde liegt, bezeichnet dessen Lage am Rednitzübergang. Im Beleg Furti ist noch die alte dativische Form mit lokativischem -i sichtbar, welches den Umlaut des Stammsilbenvokals -u zu -übewirkt hat. Furth (Niederbayern), Landkreis Landshut; Furth im Wald, Landkreis Cham; Fürth (Odenwald), Landkreis Bergstraße.
Fürth (Odenwald) In dem im Odenwald an der Weschnitz gelegenen Ort gelangte das Kloster Lorsch durch Schenkungen früh zu Besitz. Hier befand sich auch ein Haupthof (curia principalis) des Klosters. 1023 kaiserliche Bestätigung der von Lorsch an das Michaelskloster in Heidelberg in Fürth geschenkten Besitzungen. Im Spätmittelalter im Besitz von Mainz und der Pfalzgrafschaft bei Rhein. 1356 kaiserliche Genehmigung an den Mainzer Erzbischof, aus Fürth eine Stadt zu machen, was in der Folgezeit nicht zum Tragen kommt. 1803 an Hessen-Darmstadt. 795 (Kopie) villa Furte, 1023 (Kopie) Furde, 11. Jahrhundert (Kopie) ad curiam Furde. Zu althochdeutsch furt ‘Furt’, für das hier eine syntaktischen Fügung althochdeutsch *ze dero furti (‘bei der Furt’) anzusetzen ist. Das -i in furti bewirkte den Umlaut von u > ü. Offenbar war hier eine Überquerung der Weschnitz möglich.
Füssen Spätrömisch Kastell auf dem Schlossberg, an der Via Claudia Augusta. Zellengründung durch den Heiligen Magnus um 750 entwickelt sich zum Kloster St. Mang. Staufische Stadt im letzten Viertel des 13. Jahrhundert, bischöflich Burg „Hohes Schloss“, Verwaltungssitz der bischöflich-hochstiftischen Pflege und bis 1972 des Landkreises Füssen, im 16. Jahrhundert europäisches Zentrum des Lautenund Geigenbaus, Industrialisierung ab 1864: Hanfwerke, 4. Jahrhundert praepositus militum Fotensium [Original], 5. Jahrhundert Foetibus, 895 Fauces,1146/47Fozen, circa1168Foˇczen,1182 Foˇzzin, 1263 Fveszen, 1289 Fuezzen, 1441 Fue ßen. Füssen als moderne Schreibung, amtlich durchgesetzt, deckt sich nur formal mit gleichen alten Schreibungen (1424). Sie verdrängt den diphthongischen Charakter des ü =iə. Vgl. Fützen, Ortsteil von Blumberg, Schwarzwald-Baar-Kreis.
Fulda 744 gegründet Benediktinerkloster, 1019 erhielt Fulda Markt-, Münzund Zollrecht, um 1114 Stadtrecht, katholisch Bischofssitz, Sitz des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Theologische Fakultät Fulda, „Hochschule Fulda – University of Applied Sciences“ (gegründet 1974, rd. 5000 Studenten), Michaelskirche (820–822), Barockdom St. Salvator (1704–12) mit Dommuseum (Bonifatiusgrab), Schlossmuseum. 751 Fulda, 760 ad monastirio noncupante Fulda, 777 monasterium Fulta, 841 Uulda, 887 Fultta, 1020 Wldae, 1217 in Volda, 1340 in Fulda, 1397 uff unss Stat Fulde, 1409 zu Ffulde, 1412 Vulda/ czu Fulda. Der Ortsname leitet sich von dem Fluss her. Die Urkunden überlieferung erscheint konstant als Fulda, die Formen mit -aha ( -ach1) entstammen Fälschungen Rudolfs von Fulda. Die Deutung als ‘Feldwasser, Feldfluss’ über ein Kompositummit -aha erweist sich damit aus Überlieferungs gründen als unhaltbar. Der Flussname setzt sich aus einer vom Verb abgeleiteten Wurzel *Plural t als schwundstufige Form und einem Suffix *-a ̄ zusammen. Für die Deutung kann man von einem indogermanischen Ansatz *pel-to, *pol-to, *pl-to ‘gießen, fließen’ ausgehen. Es gibt zahlreiche Parallelnamen in ganz Europa. Die Besonderheit des Flussname Fulda besteht in der Erweiterung mit -t-, die sich nur in einem begrenzten kontinentalgermanischen Raum, mit Zentrum im Baltikum, finden. Der Name besitzt eine hohe Altertümlichkeit, der die lautlichen Veränderungen des Germanischen aufweist und damit einer voreinzelsprachlichen Schicht zuzuordnen ist. Siedlungsgeschichtlich spricht das für eine kontinuierlich germanische Besiedlung seit indogermanisch Zeit. So Fala in Norwegen; Paglia, by des Tiber, I; Palà/Pelà, LT; Péla, LV; Palo, Frankreich, Palmazanos, Paociana, Portugal; Pielnica, Polen.
Fuldabrück Entstanden aus dem Zusammenschluss der Gemeinten Dennhausen und Dittershausen im Jahre 1967. Hierbei wurde der Name Fuldabrück von den Gemeindevertretern bestimmt, um den symbolischen Brückenschlag zwischen den beiden Kommunen zu symbolisieren. Beide Orte seit dem 14. Jahrhundert in hessisch Besitz. Durch die Gebietsreform. Dennhausen: 1253 Tennenhusen [Original], 1289 Tenhusen, 1312 Denhusen, 1315 Thennehusen. Dittershausen: 1253 Ditharteshusen [Original], 1346 Dytershusen, 1501 Dutheshusen. Bergshausen: 1231 Berchodeshusen [Original], 1293 Berkodeshusen, 1348 Berkeshusin. Dörnhagen: 1253 Durchain [Original], 1304 Dorichhagen, 1414 Dorrenhagen. Dennhausen zu den Personenname Danno, Tanno; Dittershausen zum Personennamen Diethart; Bergshausen zum Personennamen altsächsisch *Beregod? Das Bestimmungswort ist mit Sicherheit ein Personenname, dessen Deutung allerdings schwierig ist. Die zwei frühen Belege schließen die Ansetzung eines Personenname Berhtold aus. Stattdessen könnte sich im Zweitglied des Personennamens ein unverschobenes altsächsisch -go ̄t < germanisch *-gaud zeigen. Das Erstglied zu althochdeutsch bero ‘Bär’, vgl. oder Band Perecoz. Die Grundwörter jeweils zu -hausen. Das Erstglied des Ortsname Dörnhagen entweder zu althochdeutsch durri ‘dürr’ oder zu althochdeutsch dorn, suffigiert mit dem kollektivbildenden -ich (Dornich ‘das Dornengestrüpp’); das zweite Glied zu-hagen. Das Bestimmungswort im Ortsname Fuldabrück zum Flussnamen, der als schwundstufige Bildung Plta ̄ zu indogermanisch *pel-/*pol ‘gießen, fließen’ zu stellen ist. Grundwort -brück.
Fuldatal Entstanden im Rahmen der Gebietsreform 1970 durch den freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinte Ihringshausen, Knickhagen, Simmershausen, Wahnhausen und Wilhelmshausen. 1972 wurde die Gemeinte Rothwesten eingegliedert. Ihringshausen: 1043 Iringeshusen [Original]. Knickhagen: 1458 Gnykhagen [Original]. Simmershausen: 1074 Simareshusun [Original], Anfangs 12. Jahrhundert Simeressun. Wahnhausen: 880–889 (Kopie) Wanhuson ... in pago Hassim, 1107 Wanenhuson. Wilhelmshausen: 1580 Wilhelmshausen [Original]. Rothwesten: circa 1020 Rotwardeshusun. Ortsname Iringshausen zum Personenname Iring. Ortsname Knickhagen zum Bestimmungswort Knick ‘Hecke’ und-hagen,-hain. Ortsname Simmershausen zum Personenname Simmar, expressiv gekürzt aus Sigimar. Ortsname Wahnhausen zum Personenname Wano. Ortsname Wilhelmshausen: Benannt nach dem Landgrafen Wilhelm SO von Hessen-Kassel, der das Dorf an Stelle des 1527 aufgehobenen Klosters Wahlshausen neu begründete. Ortsname Rothwesten zum Personenname Ruotward. Zum Flussname Fulda Fuldabrück. Die Verbindung mit dem Grundwort -tal verweist auf die geogriechische Lage und ist gegenwärtig recht produktSo
-furt. Germanisch *furdu mit verschiedener Stammbildung als althochdeutsch furt Maskulinum, mittelhochdeutsch vurt Maskulinum, mitteldeutsch furt / fort Maskulinum Feminin, altsächsisch ford Neutrum., mittelniederdeutsch vo ̄rde / vörde Maskulinum Feminin Neutrum ‘flache Durchgangsstelle in einem Gewässer, Fluss’. Das Grundwort ist bereits durch zwei Namen bei Ptolemaeus (2. Jahrhundert n. Chr.) und in der deutsch Überlieferung seit dem 8. Jahrhundert bezeugt (Frankfurt am Main). An Rhein und Neckar z.B. kommen keine -furt-Namen vor, wohl aber häufiger am Main und an anderen Flüssen. Das Wort begegnet in Namen auch als Simplex ( Fürth, Bayern) und Bestimmungswort ( Furtwangen im Schwarzwald, Schwarzwald-Baar-Kreis.
Furth im Wald 1086 übergibt Kaiser Heinrich SO das Dorf Furth dem Regensburger Domvogt, seit ältester Zeit starker Handelsverkehr aus und nach Böhmen, kurz nach 1300 als Zollstätte an der Fernstraße nach Böhmen genannt, Stadt im 14. Jahrhundert als Grenzfestung gegründet (Stadtrechte seit 1332), Grenzbahnhof an der Bahnstrecke nach Pilsen, Further Drachenstich (historisch Volksschauspiel). 1086 Uurte [Original], 1397 Furtt in dem wald [Original], 1450 Statt zu Fuo rt vor dem walld [Original]; Furth [Original] (1483). Dem Siedlungsname liegt althochdeutsch furt ‘Furt’ zugrunde ( -furt). Im Erstbeleg steht U für V-; -e ist die Endung des Dativ Singular Der Ort ist nach einer Furt durch den Fluss Chamb (r. Zufluss zum Regen) benannt. Seit dem späten 14. Jahrhundert sind unterscheidende Zusätze bezeugt, die auf die Lage im oder vor dem Böhmerwald (heute Bayerischer und Oberpfälzer Wald) hinweisen. So Furth im Landkreis Landshut, Reg.-Bez. Niederbayern; Fürth, Reg.-Bez. Mittelfranken.
Furtwangen im Schwarzwald Zunächst Besiedlung sowie Besitz durch das Kloster St. Georgen im 11./12. Jahrhundert, 1355 durch Kauf an Österreich und seit 1806 badisch. Hexenlochmühle, Deutsche Uhrenstraße. 1179 Furtwangen [Original], 1290 Furtwangen [Original], 1324 Furtwangenhusen [Original], 1347 Furtewangen [Original]. Furtwangen ist vermutlich die ‘Siedlung beim Weideland an der Furt’. Es liegt dann ein Kompositum mit dem Grundwort althochdeutsch-wang ‘Feld’ und dem Bestimmungswort althochdeutsch-furt, mittelhochdeutsch vurt ‘Furt’ vor. Dazu tritt die differenzierende Lagebeschreibung im Schwarzwald.
Gadebusch Im 8. Jahrhundert Errichtung einer slawische Burganlage samt Siedlung, daneben im 12. Jahrhundert d. Ansiedlung. 1204 zu Mecklenburg, später Mecklenburg-Schwerin, 1225 Stadtrecht, Durchgangshandel, 1712 Schlacht bei Gadebusch (schwerste Schlacht des Nordischen Krieges). 1154 Godebuz (noch Flurname); 1181 Godebuz, 1210 in Godebuz, 1327 prope Ghodebusse, 1337 prope oppidum Gadebusc; tho Gadebusch (1348). Der Ortsname geht der Landschaftsname (provincia Godebuz) voraus. Beiden liegt einem zweigliedrigen altpolabischen Personennamen *Chotˇebud mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das die Palatalisierung des Auslauts -dz u -(d)z bewirkte. Bei der Eindeutschung wurde in den zweiten Namenteil das d. Appellativum Busch eingedeutet. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Choteˇbud’ rekonstruieren, wobei der Personennamen aus altpolabisch *chotˇe im Erstglied, einer Form von *chotˇeti ‘wollen, begehren’, und *-bud im Zweitglied, einer Form von slawische *byti ‘sein’, besteht. So Cottbus // Chos ́ebuz, Brandenburg.
Gahlen, +1000 Galnon 1138-39 Galen.
Gahr, (Vorhelm) +1000 Goara.
Galgen, (Lüdinghausen) Mitte 1200 ad galgan.
Galp, (Heiligenhaus) Mitte 1200 Gallepe. Germanisch gallon, of Galle, gallenfarbig? +
Gandersheim, 987 Ganderesheim, 1026 Gandinesheimensis. Germanisch Gandaros haim. Liegt an der Mündung der Gande in die Leine.
Gandersum. (Au) +1000 Gondrikesheim. Germanisch Gandarikis haim, Wohnung des Gandarik.
Ganngelt, (Aa) 830 Gangludem, 1144 Ganchelt.
Gappenach, (Koblenz) 1212-15, de Gappenache. 1225 de Gappenaco.
Garbeck, Mitte 1200 Gauerbeke. Germanisch gabra, Sumpfland + baki, Bach.
Garenfeld, (Arn) Mitte 1200 Garnefelde, Garneuelde.
Gartzem= Obergartzem, 1222 Iercene.
Gasterfeld, (Wolfhagen) 1174 Gastre felt.
Gauersheim, 835 Gouurichesheim. Germanisch Goujarikis haim, Wohnung des Guajarik. (gouja, Gau, + rikja, machtig)
Gäufelden Gäufelden entstand 1971 durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinden Nebringen, Öschelbronn und Tailfingen. Der merowingerzeitliche Ort Nebringen ging 1382 von den Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg. Öschelbronn entstand erst 1824 durch die Vereinigung der Weiler Oberund Unteröschelbronn und ging 1612 an Württemberg. Tailfingen war zunächst im Besitz des Klosters Hirsau und ging 1418/57 an Württemberg. Gewerbeansiedlung, Skulpturengarten. Gäufelden (1971). Es handelt sich um einen neuen Gemeindenamen mit dem Grundwort -feld nach der Lage im Gäu auf waldarmem, ebenem Gelände. Das Bestimmungswort ist anzuschließen an althochdeutsch gewi, gouwi, mittelhochdeutsch göu, geu ‘Gegend, Landschaft, Gau’.
Gaggenau Ausbauort innerhalb der Herrschaft Rotenfels, bereits 1288 badisch und bildet zusammen mit Freiolsheim, Hörden, Michelbach, Oberweier, Rotenfels, Selbach und Sulzbach den Verwaltungsraum Gaggenau. Fachwerkdorf Michelbach, Schloss Eberstein. 10. Jahrhundert Kachinhova, 1288 Gakenouwe [Original], 1388 Gackenauwe [Original], 1510 Gackenaw [Original]. Abgesehen vom ältesten Beleg, der wohl zu-hof gehört, handelt es sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-au, althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’. Das Bestimmungswort ist vermutlich der Personennamen Ga ̄cho: ‘Au des Ga ̄cho’. Ortssagen knüpfen den Namen volksetymologisch an das Gackern von Gänsen an.
Gaildorf Fränkische Siedlung aus dem 7. Jahrhundert, früh im Besitz der Schenken von Limpurg, 1404 durch König Ruprecht zur Stadt erhoben und seit 1806 komplett württembergisch. Altes Schloss, Vogteigebäude, Neues Schloss, Schillergarten, Kernerturm. 1255 (Kopie 16. Jahrhundert) Geillendorf, 1286 Geilendorf [Original]; Gaildorf (14. Jahrhundert). Eine Zusammensetzung aus dem Grundwort-dorf, althochdeutsch dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf ’, mittelhochdeutsch dorf ‘Dorf ’. Als Bestimmungswort erscheint vermutlich der häufige Personennamen Geilo. Im Spätmittelalter wird der Ortsname volksetymologisch an das Adjektiv mittelhochdeutsch geil ‘üppig’ im Sinne von „fruchtbar“ angeschlossen.
Gaimersheim Im 13. Jahrhundert Entwicklung des Marktes. 1037 (Kopie von 1281) Gaeimershaim, 1087 (Kopie von 1281) Geimersheim, 1186/87 Gaimershaim, circa 1280 Gaimersheim. Als Grundwort ist althochdeutsch-heim, *haim zu erschließen, das wohl eine neutrale KURZFORM zu hei Mittelalter ‘Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ ist, als Bestimmungswort dient der Personennamen *Gewima ̄r.
Gammertingen 7. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Achalm, danach bis zum Ende des 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Gammertingen und 1447 durch Kauf an Württemberg. Gammertinger Prunkhelm, Speth’sches Schloss, Kirche St. Leodegar, Ruine Baldenstein. 1082 Gamertinga [Original], 1101 Gamertingen [Original], 1116 Gamirtingin [Original]. Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personennamen Gamert/Gamard; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Gamert/Gamard’.
Ganderkesee In dem bereits in der Vita Willehadi erwähnten Ort gründete Erzbischof Adalbert von Bremen um 1050 eine Sendkirche, die zur Mutterkirche im n Laragau wurde; Ganderkesee war im Mittelalter ein wichtiger Marktort; von 1814–1858 Sitz eines oldenburgischen Amtes. 860 Gandrikesarde [Kopie 11./12. Jahrhundert], um 1250 Ganderikeserdhe, 1308 Ganderkeserde; Ganderkesee (1512). Der Ortsname enthält als Grundwort das in altsächsisch ard, altenglisch eard, althochdeutsch art bezeugte Appellativum, das neben ‘Acker(bau)’ auch ‘Ertrag’ und vor allem ‘Wohnplatz’ bedeutet. Bestimmungswort ist der stark flektierende Personennamen Gand(a)rik. Durch Abschwächung der Nebentonsilben zu -e-, Verkürzung beziehungsweise Schwund des Grundworts bis auf -e und Ausfall des zwischen -r und -k stehenden Vokals entsteht die heutige Form, die in der Schreibung an hochdeutsch See angeglichen wird. Deutung als: ‘Siedlung des Gand(a)rik’.
Gangelt Erste Erwähnung 828 als Königsgut. Wird im 14. Jahrhundert als Stadt (oppidum) genannt. 828 Gangludem [Kopie 10. Jahrhundert], 1144 Ganchelt, 1274 Gangholt; Gangelt (1296). Der Erstnachweis erlaubt die Erschließungsform *Gangilodunum. Das Grundwort -dunum ist keltischen Ursprungs; Bedeutung ‘Burg’. In Ortsname wird -dunum oftmals näher bestimmt durch einen Personennamen zur Benennung des Begründers oder Besitzers der Burg; hier ist es die Nebenform *Cancilius des lateinisch Personennamen Cantilius. *Canciliodunum wird nach romanisch beeinflusster Sonorisierung zu *Gangilodunum und nach einem wohl gestaffelt erfolgten Schwund der tonlosen Mittelvokale zunächst zu *Gangld, aus dem nach Auflösung der Dreierkonsonanz durch Vokalentfaltung und Auslautverhärtung Gangelt entsteht. Die Ausbildung des palatalen Nasalkonsonanten zu -ch (Ganchelt) zeigt niederländisch Einfluss und führte in der Volkssprache zeitweise zu dem falschen Schluss, dass hier das Grundwort -helt (< -holt, -holz) vorliege. Ähnlich mit dem Grundwort -dunum Kastellaun, Rhein-Hunsrück Kreis.
Garbsen 1220–30 Germersen [Original], 1245 Gerbernescen, 1493 Garbarsen; Garbsen (1791). Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem stark flektierenden Personennamen Gerbern als Bestimmungswort Der Erstbeleg ist als Verschreibung oder Assimilation zu betrachten. Das Grundwort erscheint nur in abgeschwächter verkürzter Form. Die -ed es Personennamen werden vor -r-Verbindung zu -ag esenkt, das -n ällt zwischen Konsonanten aus. Später wird das zweite -ar (gesprochen -a-) nebentonig gekürzt. Deutung also: ‘Siedlung des Gerbern’.
Garching an der Alz Circa 790 (Kopie des 12. Jahrhundert zu vor 788) Gorichhingen, 1218 Gevrichingen, 1219 Gavrichinge, 1283 Geuriching, 1285 Gauraeching, 1370 Gaeriching, 1437 Garching, 1589 Ga ̆rching ... ad Altzam, 1831 Garching, Gärching ... Es wird in Mitter-, Oberund Untergarching eingetheilt, 1880 Garching a./d. Alz. Es ist der Personennamen *Gowirich zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist. Wegen der Namensgleichheit mit der Stadt Garching b. München, Landkreis München, wurde der Flussname Alz als Lokalisierung beigefügt.
Garching bei München, 1020–1035 (Kopie des 12. Jahrhundert zum 10. Jahrhundert) Gouvirihhinga, 1034–1041 Gouviriha, 1113–1121 Gourichingin, 1158–1162 Gourichingen, vor 1214 (Kopie des 13. Jahrhundert) Gavrechingen, 1260 Gauriching, circa 1300 Garchingen, 1315 Gerching, 1384 Gaerching, 1494 Garching, 1964 Garching b. München. Es ist einem Personennamen *Gowirich anzusetzen, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Gardelegen Frühmittelalterliches Dorf mit Burg des 10. Jahrhundert, 1160/80 zur Stadt erweitert, Mitglied der Hanse seit 1358, Kreisstadt von 1816–1994. Tourismus und Naherholung sind die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Seit 2008 Zusatz Hansestadt. 1050–70 Gardeleue, 1121 Gardeleve, 1197 Gardelege, 1287 de Gardelegin. Der Ortsname ist ursprünglich mit dem Grundwort-leben gebildet, das sekundär als -lege (zu altsächsisch la ̄ga ‘Lage’) umgedeutet wurde. Bedingt war dieser Wechsel durch die ähnliche Aussprache des in -leve vorliegenden spirantischen -vund des in intervokalischer Stellung ebenfalls spirantisch gesprochenen -g-. Im Bestimmungswort ist ein altsächsischer Personenname *Gardo (zu altsächsisch gardo ‘Garten’) o. ä. enthalten, demnach ‘Hinterlassenschaft des Gardo’.
Garmisch-Partenkirchen Römisch Straßenstation, im 13. Jahrhundert Kauf durch den Freisinger Bischof, seit dem 14. Jahrhundert Marktrecht, 1936 Austragungsort der Olympischen Winterspiele. Garmisch: 802 (Kopie von 824) in Germareskauue, 907–937 (Kopie des 10. Jahrhundert) ad Germarescouue, 1065–1075 Germarisgowi, 1071 Germaresgouue, 1170–1175 Germarscou, 1259 Germarsgo, 1295 Germisgo, 1305 Germansgawe, 1315 Germansgaew, 1335 Germaeschae, 1409 Garmaschaw, 1457 Germaschgaw, 1515 Germisch, 1528 Germischen, 1536 Garmisch. Partenkirchen: 1156/57 (Kopievon 1521) Barthinchirche, circa 1180 Partinchirchen, 1204 Barthenchirchen, 1237 Partenchirchen, 1406 Partenkirchen. Weil althochdeutsch *kouwa ‘Hütte’ nur erschlossen ist, kommt als Grundwort für Germareskauue allein althochdeutsch geuui, gouuui, gouue ‘Gau, Land’ im Sinn von ‘Kleinlandschaft’ infrage; Bestimmungswort ist der Personenname Germar. Im Bereich des heutigen Ortes Partenkirchen ist eine römisch Straßenstation beziehungsweise ein Wirtshaus zu lokalisieren, das nach einer Quelle des 3. Jahrhundert (Handschriften des 7./8. Jahrhundert) den Namen Part(h)ano trug. Dem ursprünglich Wirtshausnamen liegt wohl die römisch Personenbezeichnung Parthus beziehungsweise der Personennamen Partus zugrunde, der durch das lateinisch Suffix -a ̄num abgeleitet ist. Im Mittelalter wurde als Grundwort mittelhochdeutsch kirche, kiriche ‘Kirche, Kirchengebäude’, -kirchen, hinzugefügt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass nach der römisch Straßenstation erst der Bach namens Partnach, der 1476 als Partnachen, 1536 als Parthne und Parthnach bezeugt ist, benannt wurde und dann der Siedlungsname *Partnachkirche erschlossen werden muss.
Garrel 1400 zum Niederstift Münster, 1 Meierhof im Besitz des Klosters Corvey, 1 Hof oldenburgisches Lehen, 1582 in Besitz der Familie von Kobrinck. 1408 Gardele, 1462 by den Gherdeler kerkwege [Original], 1613 Garrel [Original]. Der junge Erstbeleg lässt nicht mehr erkennen, ob die Endung -le auf das Grundwortloh(e) oder auf das Suffix -lals Element einer Stellenbez. zurückgeht, der mehrfach überlieferte Umlaut lässt allerdings auf eine Grundform *Gardila schließen, zu altsächsisch gard(o), altfriesisch gard(a) ‘Hecke, Zaun, eingefriedetes Landstück’. Das präsuffixale -i bewirkte Umlaut von -a-, es setzte sich aber die Entwicklung von mittelniederdeutsch -er vor Konsonant zu -ar durch.
Gärtringen-Ehningen Gärtringen wurde 1379 von den Pfalzgrafen von Tübingen zum Teil an die Truchsesse von Höfingen verkauft, der andere Teil ging an Württemberg. Ortsadel vom 12. Jahrhundert bis 1559 bezeugt. Ehningen: Alemannisch Siedlung, seit dem 13. Jahrhundert unter der Herrschaft von Tübingen und 1357 an Württemberg. Bachlehrpfad, Haus am Pfarrgarten, Schlossstraße, Kirche in Mauren. Gärtringen: 1155 (Kopie 1521) Gertringen, 1271 Gertringen [Original]; Gärtringen (1334). Ehningen: Um 1130 (Kopie 12. Jahrhundert) 1185 Ondingen, 1185 Ondingin [Original], 1270 Ondingen [Original], 1284 Oendingen [Original], 1304 Endingen [Original], 1327 Oendingen [Original], 1495 Eningen [Original]; Ehningen (1680). Es handelt sich in beiden Fällen um eine-ing(en)-Ableitung zu PN. Gärtringen: Ableitung zu dem Personennamen *Gartheri/Kartheri mit Umlaut von a zu e; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Gartheri’. Ehningen: Ableitung zu dem Personennamen *O ̄ nto/O ̄ ndo; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des O ̄ nto/O ̄ ndo’. Er entwickelt sich durch Umlaut von o zu ö, Endrundung des ö vor Nasal zu e und Einschub von h als Längezeichen zu Ehningen.
Gartz (Oder) In Gartz slawische Burg mit Burgort, 1249 Stadtrecht, gehörte bis 1648 vorwiegend zu Pommern, 1679–1721 zu Schweden, seit 1721 zu Brandenburg-Preußen/Vorpommern. Stadtbefestigung aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert erhalten. Stadtkirche St. Stephan infolge der starken Kämpfe 1945 zerstört, teilweise mit Veränderungen wiederaufgebaut. 1236 Retimarus de Gardiz, 1320 Garditz, 1338 Gartz. Grundform altpolabisch *Gardec, eine einfache Namenbildung von altpolabisch *gardec ‘Burg, Befestigungsanlage’. Seit Anfangs 14. Jahrhundert erscheint die verkürzte Namenform. Zum Zusatz Oder Frankfurt (Oder). Ähnlich Gaarz, Garz, beide Landkreis Prignitz; Gorz, Landkreis Potsdam-Mittelmark; Garz, Landkreis Ostvorpommern und Landkreis Rügen.
Gau-Algesheim Im Mittelalter wechselnde Herrschaften, u.a. Sitz eines Amtes der Mainzer Erzbischof 1332 und 1355 Stadtrechte. 766 Alagastesheim, 1034 Alginsheim, 1109 Algensheim im gaw; Gauwealgesheim (1409). Das Bestimmungswort enthält den althochdeutsch Personennamen Alagast, Genitiv Singular Alagastes-, wobei die unbetonten Silben ausfallen und die Konsonantenhäufung -sts vereinfacht wird. Seit dem 11. Jahrhundert taucht als Ortsname bildender Personennamen auch die Kurzform Al(a)gin-, Genitiv Singular Al(a)gines-, auf. Das Grundwort ist -heim. Dieser Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Alagast/Algin’. Der Zusatz Gau-, der sich auf den sog. „Alzeyer Gau“ bezieht, bedeutet ‘offenes, flachwelliges, waldfreies, bebautes Land’ und unterscheidet den Ort vom nahegelegenen Wald-Algesheim. Algesheim war noch bis ins 18. Jahrhundert im Gebrauch, seit 1818 ist Gau-Algesheim amtlich. So Wald-Algesheim, Landkreis Mainz-Bingen.
Gauting Viereckschanze, römisch Flussübergang, herzogliche Burg. Circa 1080 Gutingon, 11. Jahrhundert (zum 8. Jahrhundert) Goutinga, 1141 Gutingen, 12. Jahrhundert (zum 8. Jahrhundert) Goutingen, 1296 Gavtingen, 1315 Gauting. Es liegt ein Personennamen Gu ̄do, Cu ̄to zugrunde, der durch das Zugehörigkeits suffix -ing abgeleitet ist.
Gebhardshain Seit der Frühzeit Eisenförderung. Die früheste Erwähnung eines Ortes der Verwaltungsgemeinde ist † Weiselstein von 1048 (Siegener Urkundenbuch. Band I. Herausgegeben von F. Philippi. Siegen 1887). Der Ort wurde vermutlich im Herrschaftsbereich Freusburg als Sitz eines Adelsgeschlechts gegründet, das zunächst Lehensträger der Grafen von Sayn, danach des Kf. von Trier war. Die Gemeniten der heutigen Verwaltundgemeinde waren schon früher in einem Kirchspiel beziehungsweise in der seit 1815 preußisch Bürgermeisterei Gebhardshain vereinigt. 1218–1221Gevarshain, Gevardshagen, 1220 Gevertzhagen, 1227 Gevartshane, 1243 Gewartshain, Gewertshain. Der Ortsname wurde aus dem Grundwort -hain und dem althochdeutsch Personennamen Geb(ah)ard, Gev(eh)ard, Genitiv Singular Gebard-, Gevards-, gebildet. Bereits 888 wurde der Konradiner Gebhard erwähnt (Thietmar). Mit dem Namen wurde demnach ein ‘Besitz des Gebhard’ gekennzeichnet.
Geblingen bei Saaralben, 1225 Gueldingen.
Gedern in zuerst 780 und wenig später noch mehrfach bezeugtes Gawirada uswach, in dem Besitz (darunter schon eine Eigenkirche) an die Klöster Lorsch und Fulda tradiert wird, wird h. allgemein (aus historisch und sprachlichen Gründen) auf Gedern bezogen (s. schon CL); dieses und sein Name dürften daher in die Zeit der fränk. Landnahme seit dem 6. Jahr zurückgehen. Im Hochmittelalter im Besitz der Herren von Büdingen oder von deren Seitenlinie von Ortenberg (Bau der Burg), danach wechselnde Herren; 1356 Stadtrecht, aber ohne Bedeutung, 1806 an Hessen-Darmstadt, 1864 Stadtrecht. 780 Gauuirada, 797 Geuuirada, Gauuirida, 9. Jahrhundert Geuuiraden (alle Kopie Ende des 12. Jahrhundert); 9. Jahrhundert ( ? ) Gêwerede (Kopie um 1160), 1351 Gaurdern, 1357 Gaudern [beide Or], 1517 Geudern (Kopie 16. Jahr). Zugrunde liegt wohl einem zweigliedrigen Personennamen (germanisch *gawja ‘Siedlung am Wasser, Gau’ und -r ̄ıd ‘der Reitende’ oder -ra ̄d ‘Ratgeber’). Die Belege auf -a und -e sind wohl, da ihnen im Kontext meist villa vorausgeht, als Genitiv Plural (auf -a! abgeschwächt zu -ə) dem Personennamen (‘der Hof der Leute des Gawirid’), g Grundform (ohne villa) als elliptischer Genitiv Plural, oder als latinisierende Angleichung an villa anzusehen, wohl kaum als Genitiv Singular eines femininen Personennamens (-r ̄ıda / -ra ̄da). In den -(e)n-Belegen liegt wohl schon ein Insassenname im Dativ Polen. – ‘bei den Gawirid-Leuten’ – vor, kaum ein swach flektierter Genitiv Singular Nicht umgelautete Formen (Ga-, Gau-) stehen neben umgelauteten (Ge-, Geu-); später wird -aw> frühneuhochdeutsch -au beziehungsweise -ew> -eu und es kommt zu Abschwächung und Schwund der unbetonten Mittelsilbenvokale und zur Metathese r-d > d-r (mit Übergangsstufe rd-r); das -e im h. Ortsname ist mundartlich bedingt: in vielen zentralhessisch, auch Vogelsberger Mundartlich wurde der frühneuhochdeutsch Umlaut -euzu /e:/.
Geeste Besiedlung seit der Steinzeit nachweisbar. 890 Gezci, 9./10. Jahrhundert Gezei, um 1000 Gezzi, 1350–1361 in Gheste. Obwohl erst im 14. Jahrhundert Formen mit auslautendem -t schriftlich nachweisbar sind, gehört der Ortsname wohl zu altsächsisch g ̄est, friesisch gast ‘hohes trockenes Land; wenig fruchtbarer Boden’ im Gegensatz zum Marschland, vgl. mittelniederdeutsch gäste, gäst, güste, güst ‘unfruchtbar (vom Boden) ’, norddeutsch güst, güüst ‘brach, ohne Ertrag’. Der Ortsname bezieht sich demnach auf die erhöhte Lage und den trockenen Boden im Bereich der Siedlung. So Geestendorf, Ortsteil von Bremerhaven; Geestenseth, Landkreis Cuxhaven.
Geesthacht 1216 erstmals urkundlich erwähnt, nach Frieden von Perleberg 1420 Geesthacht an die Hansestädte Hamburg und Lübeck, 1865/66 Gründung der ersten Dynamitfabrik Europas durch Alfred Nobel in Geesthacht-Krümmel, 1924 Stadtrecht. Circa 1216 in Hachede [Original], 1230 in uilla Hagede; Geesthachede (1401). Zusammengesetzt ist der Ortsname aus dem sylter nordfriesischen gest ‘trocken’ als bezeichnest der unfruchtbaren und weniger fruchtbaren Altmoränen und Sandergebiete und dem mittelniederdeutsch hage(n) ‘Hecke, Knick, lebender Zaun, Grenzhecke’. Bei dem Suffix -ede in Geesthachede ist der Auslaut -e abgefallen, wodurch das vorhergehende /d/ im Auslaut als -t erscheint und der Guttural davor als /ch/, womit sich der Wandel zu Geesthacht erklären lässt. Ihm lässt sich also die Bedeutung der ‘Siedlung im eingefriedeten/eingezäunten Land auf trockenem Boden’ zuweisen.
Gegen=Obergegen und Niedergegen, 775 Jahine, 783 Geinne, 1069 Geina. Liegt an der Gay. Keltisch Gagina oder altgermanisch Gagino-.
Gehrden 1298 Fleckenrecht von Grundform Adolf SO von Schaumburg, im 14. Jahrhundert welfisch, 1929 Stadtrecht, 1971 Eingemeindung von 7 Orten, bis 2001 Kreis Hannover; 1856–1930 Zuckerfabrik, ab 1872 Ziegelei, h. Teppichwerk. 222–27 Gerdene [Original], 1409 Gerden; Gehrden (1728). Ableitung mit -n-Suffix von der Basis altsächsisch gard, mittelniederdeutsch ga ̄rt, ga ̄rde ‘eingefriedete Flur, Heimstätte’. Der präsuffixale Vokal -i bewirkte Umlaut des -ader Basis. Der auslautende Vokal schwand im 15.
Geich bei Fussenich, 1195 Geich.
Geichlingen 1069 Gichelinga, 1096 Gichilingam.
Geildorf, (Bruhl) 1176 Geilegedorp, 1216 Geiledorp. Germanisch Gailingo porpa, Siedlung der Leute des Gaili. (gaila-, geil)
Geilinghaus, (Werden) Mitte 1200 Gelinchuson, anfag 1300 Gelenchusen. Germanisch Gailinga husum. Zu den Hausern der Leute des Gailo.
Geilrath, (Blatzheim) +1100 Geilinrode.
Geilenkirchen Erste Erwähnung 1170. Wasserburg der Grafen von Heinsberg. Seit 1484 Stadt. 1170 Gelenkirchen [Kopie 16. Jahrhundert], 1225 Geylenkirken; Geilenkirchen (1270). Die ursprüngliche norddeutsch Form Gelekerke ist noch in der modernen Mundart erhalten. Das Bestimmungswort des Ortsname enthält den althochdeutsch Personennamen Geilo (Gelo) in flektierter Form (Genitiv), Geilen-, Gelen-. Das Grundwort-kirchen (-kirken) zeigt ebenfalls eine flektierte Form (Dativ), ‘bei den Kirchen’ und steht für ein altes oder bedeutendes Kirchengebäude am Ort. Es wird vermutet, dass der Personennamen im Bestimmungswort den ursprünglich Gründer oder Stifter der Kirche angibt. So Geilenbach, Ortsteil von Burscheid, Rheinisch-Bergischer Kreis; Geilenhausen, Ortsteil von Waldbröl, Oberbergischer Kreis.
Geisa 814/817 an Kloster Fulda, 1265 Befestigung zum Marktflecken, seit 1330 als Stadt bezeugt (Stat), 1815 an Großherzogtum Sachsen-Weimar, Standort des „Point Alpha“ (Mahn und Gedenkstätte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze). 744 villa Geisaha, 814 Geisaha, 1116 Geysaha, Geisa (13. Jahrhundert) Germanisch *gais ‘angetrieben, lebhaft, bewegt, wild’, altnordisch geisa ‘wüten’ und Suffix eines Gewässername -aha ( -ach1), verkürzt zu -a, ‘fließendes Wasser, Bach’, also der Ort ‘am Wildbach’. Ähnlich u.a. Geising, Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge; Geismar, Landkreis Eichsfeld.
Geisbach, (Hennef) 1076 Geisbach, 1143 Geistbach.
Geisenfeld Im 11. Jahrhundert Stiftung eines Benediktinerinnenklosters, im 13. Jahrhundert Marktrecht. 1037 (Kopievon 1281) Gysenuelt, 1039–1045 (Kopie von 1281) Gisenuelt, 1090–1095 Gisenueld, 1147 Gisilnuelt, 1147–1156 Gisenvelt, 1186–1190 Gisiluelt, 1231–1234 Gisenvelt, 1276 Geisenvelt, 1492 Geisenfeld. Grundwort ist althochdeutsch-feld, -ueld, -uelt ‘ebenes, offenes, anbaufähiges Land, Feld, Weideland, Weide’, Bestimmungswort der Personennamen Giso.
Geisenheim Umschlagplatz der frühen Rheinschifffahrt, 1144 Marktort, Stadtrecht 1864. Repräsentative Adelshöfe, Wallfahrtsort Marienthal (mit Wallfahrtskirche des Klosters), Schloss Johannisberg (Anfang 18. Jahrhundert), ehemalig Klosterkirche (Anfang des 12. Jahrhundert; nach Kriegszerstörungen unter Einbeziehung erhaltener Teile 1950–52 neu errichtet). 772 Gisenheim, 788 Gysenheim, 788 Gisanheim, 838 Gisinheim, 1290 zu Geysenheim, 1350 Gysinheym, 1484 Geisenheym. Kompositum mit dem Grundwort-heim ‘Wohnsitz, Haus, Wohnstätte’, ‘Siedlung, Niederlassung’. Bisher ist man für die Deutung des Bestimmungswort von einem swach flektierten Personenname, Kurzform Gîso, ausgegangen. Die -heim-Namen scheinen überwiegend mit personalem Erstglied gebildet zu sein; dennoch ist für einen Namen mit früher Überlieferung auch ein Appellativum Anschluss denkbar (vgl. Heuchelheim). Für das Bestimmungswort ist von einer Form *Gis-in-a ̄ o.ä. auszugehen. Dabei könnte der Name an eine indogermanisch Wurzel *ghei-s‘ aufgebracht, bestürzt, erschreckt (sein)’ und ‘antreiben, lebhaft bewegen’ angeschlossen werden. Zu dieser Wurtzel gehören Wörter mit Bedeutung wie ‘schaudern, beben’ in Ortsname anscheinend in der Bedeutung ‘beben, zittern’. Die Lage der Siedlung in der Rheinuferzone an der Einmündung des Steg oder Blaubaches würde für diesen Deutungsweg sprechen. Lautlich ist der Name konstant als Gisenheim überliefert, wobei -y Variante von -ii st; -en erscheint 788 auch als -an-, 838 als -in-. Ab mittelhochdeutsch Zeit (1290) wird der Stammvokal - ̄ı> -ei diphthongiert. Der Ortsname Geisenheim enthält im Bestimmungswort ein germanisch Element und ist als ‘Siedlung am bebenden, zitternden, wabernden Fluss’ zu erklären. So † Geisenheim, Wetteraukreis; Geismar, Landkreis Eichsfeld; Geisleden, Landkreis Eichsfeld; Geisa, Wartburgkreis.
Geisfeld 981 in Gaurici campo. Germanisch Gaujarikis feldu. Odland des Gaujarik, (gauja, Gau + rikja, machtig)
Geislingen an der Steige Vor 1275 durch die Grafen von Helfenstein als Stadt gegründet, fiel 1802 an Bayern und wurde 1810 württembergisch Ödenturm, Burgruine Helfenstein. 1108 (Kopie1574–78) Giselingen, 1237 Giselingen [Original], 1288 Stat zu Giselingen [Original], 1289 civitas Giselingen [Original], 1319 Geislingen; Geislingen an der Steige (1903). Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen G ̄ı silo mit neuhochdeutsch Diphthongierung von ̄ı zu ei; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des G ̄ısilo’. Der Zusatz an der Steige (zu althochdeutsch st ̄ıga ‘Pfad, Weg’) bezieht sich auf eine wichtige Alb Überquerung („Geislinger Steige“), zugleich das technisch aufwändigste Teilstück der Eisenbahnlinie Stuttgart-Ulm, und dient der Abgrenzung von anderen Orten mit diesem Namensbestandteil. SoUnterschneidheim-Geislingen, Ostalbkreis und Braunsbach-Geislingen, Landkreis Schwäbisch Hall.
Geismar
Geithain Um 1160 altes deutsches Bauerndorf mit Feudalburg bei altsorbischer Vorgängersiedlung, Marktflecken um 1200, von 1952– 1186 Chiten, 1205 Giten, 1361 Gytan. Wohl aus altsorbisch *Chytan ́, *Chytˇen ́ zum Personennamen Chytan o.ä. mit Umgestaltung von -an ́ und dgl. zu deutsch-hain.
Geisseren, (Wachtendonk) +1000 Gessera, 1085 Gesseron, 1131 Geshoron, 1202 Geseren.
Geißler, (Beckum) +1000 Gestlaon. Germanisch gaistu, Sandstreifen am Rande der March oder enines Sumpfgelandes + lauha, Wäldchen au hohem Sandbodem.
Geistbeck, (Sudkirchen) Mitte 1200 Gestbeke. Germanisch gaist- (sie Geißler) +baki, Bach.
Geistenbeck, (Odenkirchen) +1200 Geistenbeke.
Geisthövel, (Neuahlen) +1000 Gesthubile. Giesthuuila. Germanisch gaistu-, + hubla, Hugel.
Geistingen, (Hennef) 1071 Geistingen, 1076 Geistingon.
Geisweiler, (Reimsbach) Anfang 1300 Gisewilre.
Gelbensande
Gelchsheim
Geldern Als Stadt seit dem 13. Jahrhundert bezeugt, Stammsitz der Grafen, später Herzöge von Geldern. Um 900 in Gelleron, 1067 in Gelre, 1166 de Gelren [Original]. Ausgangspunkt einer Deutung ist der älteste Werdener Beleg, den Kaufmann (1973) und andere völlig grundlos zu entkräften suchen. Die von ihm favorisierte Form Geldtaucht in den zahlreichen Originalen bis zum 13. Jahrhundert niemals auf. Sie beruht ersichtlich auf späterem epenthetischen Einschub von d zwischen l und r wie in niederländisch kelder ‘Keller’ (mittelniederländisch kelre neben kelder). Das Namenglied gell ist, wie die Geminata vermuten lässt, wohl germanisch Herkunft und kann zum st. Verb althochdeutsch altsächsisch gellan, mittelniederländisch gellen gestellt werden, mit dem in den germanisch Sprachen nicht nur das Erzeugen greller Töne, sondern auch gedämpfterer wie das Knurren oder Winseln von Hunden bezeichnet wurde. Von der Wurzel gell ist mittels des Gewässername-Elements -ar (Krahe) ein Flussname abgeleitet, der durch das Geräusch des Wassers motiviert ist. Die Gelr-Formen beruhen wohl auf Synkope. Im Erstbeleg kann Plural vorliegen, sodass der Name des Ortes auf den ‘tönenden’ Wasserläufen beruht. Gell ist in weiteren Gewässername belegt.
Geldersheim
Gelenau (im Erzgebirge)
Gelenberg
Geling, (Havikzbeck) 974-83 Gelingthorp. Gelincthorpe.
Germanisch Gailinga porpa, Dorf der Leute des Gailo
Gellendorf, (Rheine an der Ems) +1000 Gelonthorpe, Gelanthorpe. Germanisch Gailon porpa, Siedlung des Gailo.
Gellep, (Krefeld) 107 Tacitus Gelduba, =1000 Gerduba, Gelbuda, 904 Geldapa. Gelduba ist wahrscheinlich Keltisierung gur germanisch Geldupo-. Wie Gedinne und Jodion wahrscheinlich zu germanisch gelddan, Nebemform bei gellan (althochdeutsch gellen und dgl.) gellen, tönen. Also das tönende Wasser.
Gelnhausen Barbarossastadt. Siedlung 1133 im Herkunftname eines Zeugen, der sich wohl schon nach der dortigen Burg nennt. Diese kommt 1158 an das Erzbistum Mainz, kurz darauf an Barbarossa, der die Pfalz erbaut, 1170 die (Reichs-)Stadt gründet. Nach politisch u. wirtschaftliche Aufstieg allmählicher Niedergang seit dem Spätmittelalter. 1133 de Geilenhusen [Original], 1151 Geilnhusen (Kopie16. Jahrhundert), 1158 Gelenhusen [Original], 1180 GeilinhuSiedlungsname [Original]. Das Bestimmungswort wird oft als die Kurzform Geila oder Gela (im mittelhochdeutschen Genitiv) vom Personennamen Gertrud gesehen, doch ist dies aut geschichtlich unwahrscheinlich. Vielmehr sei Gaila, Geila eigenständiger Kosename zu gotisch gailjan ‘erfreuen’, althochdeutsch geil ‘übermütig, trotzig’, und dieser oder die Maskulinum Entsprechung Gailo, Geilo dürfte im Bestimmungswort vorliegen; beide (!) kommen auch urkundlich vor, Geila, Gela häufiger. Of den e-Ausfall in der Kompositionsfuge besonders zwischen verwandten Konsonanten, of die im Frühneuhochdeutsch in mitteldeutsch, besonders hessisch Sprach und dann Kanzleisprachen verbreitete Monophthongierung von althochdeutsch, mittelhochdeutsch ei > e ̄, das später durch die nach Synkope entstandene Zweikonsonanz kurz wird. Of frühneuhochdeutsch verbreitete mitteldeutsch i-Schreibung für ə. Das Grundwort -husen > (16. Jahrhundert) -hausen im lokativisch DatSo Die Sage, Barbarossa habe die Stadt nach einer Geliebten Gela benannt, entbehrt jede historische Grundlage. So Geilenkirchen, Kreis Heinsberg.
Gelsdorf, (Koblenz) 856 Giuualdesdorf, 877 Gefuualdasthorp. +1100 Gebuualdesthorp, 1051 Geldestorp, 1054 Geldesdorp, Geldersdorf. Germanisch Gibewaldes porpa, Siedlung des Gibawald, (gibo- Gabe, + walda, Walter)
Gelsdorf, (Gransdorf) 1177 Geuelestorp, 1184 Geuelesdorp, germanisch Gabiles porpa, Siedlung des Gabil.
Gembeck, ( 1011 Gambeke.
Gelsenkirchen Drittel 12. Jahrhundert de Geilistirinkirkin [Original], 1265 in Gelstenkerken, 1391 Gelsekerken. Bildung mit dem Grundwort -kirchen, in den frühen Belegen zunächst in norddeutsch Form auf dem appellativischen altsächsischkerika, kirica, mittelniederdeutsch kerke ‘Kirche, (christliches) Gotteshaus’ basiert Die heute amtliche Form zeigt die hochdeutsche Form des Grundworts, wie auch bei den früheren Belegen als Dativ Singular-Bildung. Bestimmungswort ist (entgegen anderen Deutungen, die das Bestimmungswort als Kompositum mit jeweils anderer Erklärung bestimmen, z.B. als ‘gelbe Steine’, ‘im Sumpf Siedelnde’ oder auch als ‘geile Stiere‘) ein Gewässername. Er beruht auf der indogermanischen Wurzel *ghoilo-s ‘aufschäumen(d); heftig; übermütig, ausgelassen, lustig’, der etymologisch auch althochdeutsch geil, altsächsisch g ̄el ‘übermütig, üppig, kräftig’ zugrunde liegen. Der Stamm des Bestimmungsworts zeigt im Erstbeleg wie auch in anderen altsächsisch Appellativa noch -ei als Relikt des westgermanischen Diphthongs -ai-. Zu dieser Wurzel tritt neben einem Sprossvokal -i ein -str-Suffix hinzu, das, in flektierter Form, wiederum durch einen Sprossvokal, wie er auch sonst vorkommt, zu -stir erweitert ist. Mit dem Bestimmungswort *Geilistra liegt also ein Gewässername vor, der auf die als besonders lebhaft beobachtete Fließgeschwindigkeit des Wassers Bezug nimmt. Die lautlichen Veränderungen des Bestimmungswort-Teils späterer Belege lassen darauf schließen, dass die Bildung und Motivierung des Namens nicht mehr verstanden worden sin Neben abgeschwächten Formen wie Gelsterenkerken gibt es Belege mit Ausfall von -r plus Flexionsendung (Gelstenkerken) und schließlich Bildungen, bei denen -t ebenfalls ausgefallen ist (Gelsen-)
Geltendorf
Gelting
Geltorf
Gemen, Mitte 1200 Gemene, 1137-77 Gemmen. Altgermanisch gaminja, zu gam, zusammen. Gemen liegt an der Mündung eines Bachleins in die Aa.
Gemmerich 880 in Gambrikero marku, 1222 Gembrigke, Genbriche, Gembricke. Altgermanisch gambrikja, zu gambra, stark, (althochdeutsch gambar, stark, gambra prahlen)
Gemmerich, (Dolberg) +1000 Gambriki. Idem.
Gemmingen
Gemmrigheim
Gemünd 1213 Gemunde. Germanisch gamunpja. Mündung.
Gemünden (Felda)
Gemünden (Hunsrück)
Gemünden (Westerwald)
Gemünden (Wohra)
Gemünden am Main Gründung durch die Grafen von Rieneck, Übergang der Lehnshoheit an den Würzburger Bischof, 1316 erstmals als Stadt bezeichnet. 1243 (Druck von 1808) Gemunde, 1277 lateinisch apud Gamundiam, 1289 Gemunden, 1339 (Kopie) Wenige Gemunden ... Gemunden die stad, 1342 Gemund, Gemue nd, Gemue nden, 1354 Gemünden an der Synne und an der Sal, 1391 Gmunde an dem Meyne, 1395 ... zu Gemunden an dem Meun, 1567 Gemünden am Mayn, 1623 lateinisch Moenogamundianus, 1656 Gemue nd dem Mae yn / wo die Sal darein kommt / insgemein Gmin / oder Gmina genannt, 1831 Gemünden (Großund Kleingemünden), Städtchen am rechten Main-Ufer und am Einflusse der Saale in den Main ... und der Sinn in die Saale, 1973 Gemünden a. Main. Dem ursprünglichen Flurnamen liegt althochdeutsch gimundi ‘Mündung’ zugrunde. Wie aus den Belegen hervorgeht, bezieht er sich auf die Einmündungen der Flüsse Sinn und Fränkische Saale in den Main. Die Ortsteile sind nach der Größe unterschieden.
Genderkingen
Gengenbach Siedlung der frühmittelalterlichen Zeit, deren Geschichte eng mit derjenigen des ansässigen Klosters zusammenhängt, das 1007 durch Kaiser Heinrich an das Bistum Bamberg übertragen wurde, im Jahre 1360 Stadtrecht, das Klostergebiet fiel 1803 an Baden und wurde 1807 aufgehoben. Jakobuskapelle, Kinzigtor, Schwedenturm, Niggelturm, Obertor, Prälatenturm, Engelgasse. Um 820 Ghanginbach [Original], um 845 Kenginbach [Original], 1007 Genginbah, 1248 Gengenbach. Die Zusammensetzung mit dem Grundwort-bach enthält im Bestimmungswort den Personennamen Gango. Ein gelegentlich zur Deutung herangezogenes Adjektiv althochdeutsch *gang ‘gängig, rasch, schnell’ ist nicht bezeugt; althochdeutsch genge ‘gebräuchlich’, mittelhochdeutsch genge ‘verbreitet, gewöhnlich’ scheidet wegen der Bedeutung und des Vokals e (vgl. Ghanginbach) aus. Der Name wird erst nach 1200 vom Kloster auf den Ort übertragen.
Gensingen
Genthin Frühmittelalterliche slawische Siedlung Plote (heutiger Stadtteil Altenplathow) mit deutschem Rittersitz und Wasserburg, 1160 Marktgründung, 1413 Marktflecken, vermutlich von Niederländern errichtet (1413 Vlek, 1459 oppidulum), 1950–1994 Kreisstadt. Wirtschaftliche Bedeutung durch das Waschmittelwerk. 1144 de Plote, 1171 in Plote, 1171Gentien, 1368 Gentyn, 1420 Jentyn. (Alten)plathow geht zurück auf altpolabisch *pł Ortsteil ‘Zaun’. Der Name Genthin ist wahrscheinlich eine Übertragung aus den Niederlanden, wofür auch der auf der Endung liegende Wortakzent spricht. Als Mutterort wird Gentinnes bei Ypern in Flandern angesehen (1100 Genitines, 1194 Genetines), der wahrscheinlich mit einem keltoromanischen Personennamen gebildet ist.
Genkel, (Meinerzhagen) 1047 Ienkila.
Genna, (Letmathe) 10-1100 Getunna, Mitte 1200 Getena.
Gennerich, (Havixbeck) +1000 Geldrike. Altgermanisch.
Gensingen, 870 Genzingas.
Gentingen 1069 Gemtinga,
Genzkow
Georgenberg
Georgensgmünd
Georgenthal
Georgsdorf
Georgsmarienhütte
Gera In vorgeschichtlicher Siedelzone, Burgwardmittelpunkt in slawische und frühd. Zeit (9.–11. Jahrhundert); Burg 12. Jahrhundert, städtische Anfänge 12. Jahrhundert, Stadtanlage nach 1200 (1237 cives, oppidum); Residenz der Vögte von Weida; im Mittelalter Gerberei und Tuchmacherei. (Landschaftsname) 995 terminus Gera, 999 provincia Gera, 1121 provincia Geraha, (Ortsname) 1125 (Luph de) Ger, 1148 (Sibertus de) Gera; Gera (1201). Der Ortsname liegt ein alter Landschaftsname zugrunde, der wiederum auf einem Gewässername beruht. Welches Gewässer diesen Namen trug, ist nicht mehr festzustellen, vielleicht ein Zufluss zur Weißen Elster, der später aber anders benannt wurde. Auszugehen ist von germanisch *gera ‘Wasserschall o.ä. ’, wobei die Wurzel noch heute in Schallwörtern begegnet (vgl. lautnachahmend deutsch gerren, girren, garren, gurren). Onymisch germanisch *Gera wurde in althochdeutsch Zeit verdeutlicht in Zusammensetzung Geraha durch Zusatz von Grundwort -aha (-ach1). Als ursprünglich Bedeutung lässt sich für den Gewässername etwa ‘die Rauschende, Gurgelnde o.ä. ’vermuten (vgl. jüngere Gewässername wie Rauschenbach, die Klinge etc.). Der Name ist von den Slawen ins Altsorbisch übernommen und ins Deutsch vermittelt worden. Die im Altsorbisch zu erwartende Palatalisierung des anlautenden g vor hellem Vokal ist wohl unterblieben infolge der auch in der Slawischen vorhandenen lautnachahmenden Verbindung *gчr-, vgl. urslawische *gчrgati, *gчrkati ‘gurgeln, girren’, sodass vielleicht die altsorbisch Form *Gчra gelautet haben kann (wobei ч als ein dunkler sowie ultrakurzer Murmelvokal gesprochen wurde) und dann im 10. Jahrhundert als althochdeutsch Gera eingedeutscht weitergeführt wurde. So Gewässername Gera (r. zur Unstrut, Erfurt), 1108 Gerahe, 1133 Geraha; Ortsname: Groß und Klein-Gerau, 1319 maior et minor villa Gera, 910 Geraha marca (< Gewässername, noch 1258 aqua Geraha); Neckargerach, Neckar-Odenwald-Kreis, 976 Geraha (< Gewässername Gerach, r. zum Neckar, 1447 bach genannt die Gerach.
Gerabronn
Gerach (Hunsrück)
Gerach (Oberfranken)
Geratal
Geratskirchen
Gerbach
Gerbershausen
Gerbrunn
Gerbstedt
Gerdau
Gerdshagen
Gerbrechtsbruch, (Herzogenrath) 1140 Gerbresrbruch. Germanisch Gairaberthes broka. Sumpf des Gairabertht.
Gerderath, (Aa) 1172 Gerdenrothe. Germanisch Gardin ropa. Rodung der Gardi, (gardjo zu gazdjo, Gerte)
Gerleve, (Coesfel) 1047 Gerdenuelde, 2. Halfte 1100 Gerdefelde, germanisch Gardin feldu- Ödland der Gardi, (gardjo- Gerte)
Gerlfangen, 1030 Gerlevingen, 1037 Gerleuingen. Germanisch Gairalaibingum, zu den Leuten des Gairalaib, (gaiza- Speer, + laiba Überlebender, Sohn)
Geretsried 1083 (Kopie des 13. Jahrhundert) Gerratesriet, 1297 (Druck von 1767) Gerhartzrieden, 1315 Gerhartsried, 1530 Gerolczried, 1628 Geroltsriedt, 1740 Geretsried. Grundwort ist mittelhochdeutsch riet ‘ausgereuteter Grund, Ansiedelung darauf ’, -ried, Bestimmungswort der Personennamen Gerrat. Der Ortsname erklärt sich somit als ‘Rodung eines Mannes namens Gerrat’.
Gerhardsbrunn
Gerhardshofen
Gering
Geringswalde
Gerlingen Zunächst im Besitz des Klosters Lorsch, das 902 seinen Besitz an einen Freien namens Reginboto vertauschte, seit 1308/39 württembergisch und 1958 zur Stadt erhoben. Johannes-Rebmann-Haus, Stadtmuseum. 797 (Kopie 12. Jahrhundert) Gerringen, 13. Jahrhundert Geringen, Gerringen [Original], 1420 Glemsgerlingen; Gerlingen (1481). Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen *G ̄erri mit Dissimilation von rr zu rl; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Ge ̄rri’. So Holzgerlingen, Landkreis Böblingen.
Germaringen
Germering Siedlungsfunde, im Mittelalter Besitz der Grafen von Andechs. 859–864 Kermaringon, circa 1139–1147 Germaringen, (hierher?) 13. Jahrhundert curia que dicitur in Monte, 1315 Germaring, 1575 Germering. Möglicherweise ist der Beleg von 769 (Kopie von 824) Germana vel ad Monte hierher zu beziehen, wenn man die Namensform *Germaringa ansetzt. Als Überschrift der Kopie von 824 begegnet de loco Germania in Monte. Es liegt der Personennamen Kermar, Germar zugrunde, der durch das Zugehörigkeits suffix -ing abgeleitet ist. Mit dem in den Quellen genannten Berg wird der nahe Parsberg zu verstehen sein.
Germersheim Die „Stadt des Flieders und der Nachtigall“ ist verbandsfrei und Mittelzentrum für die südpfälzische Region. Historisch ist Germersheim als Militärstadt bedeutsam. Bereits in der Antike war der Rhein Grenze des römisch Reiches gegen Germanien, ein zur Grenzsicherung befestigtes Soldatenlager namens Vicus Julius ist bis Ende des 4. Jahrhundert am Ort der heute Stadt nachgewiesen. Eine Reichsburg stand bis 1674 ö des Ortes, der 1276 Stadtrechte erhielt und zeitweise auch reichsunmittelbar war. Mitte des 19. Jahrhundert Ausbau der Stadt durch Bayern zur Festung, deren wichtigste Bauten jedoch infolge des Versailler Vertrages 1922/23 geschleift wurden. 1090 Germersheim (Kopie um 1650), 1286 apud castrum nostrum Gernmerßheym. Das Bestimmungswort enthält den althochdeutsch Personennamen Gernmâr, Genitiv Singular Gernmâres-, der durch Konsonantenausfall zu Gêrmâr, Genitiv Singular Germâres-, wurde. Vermutlich wechselten bis ins ausgehende Mittelalter die beiden Formen. Das Grundwort ist-heim. Zu deuten ist der Name demnach als ‘Wohnstätte des Gernmâr’
Germete, 1015-20 Garametti.
Gernrode (Eichsfeld) Als Rodungssiedlung (in loco qui Rode dicitur) im Schatten einer Burggründung des Markgrafen Gero mit angeschlossenem Frauenstift (seit 961 Reichsabtei) entstanden; vor 1207 Marktrecht, seit 1539 Stadtrecht. 961 urbs Geronisroth (latinisiert), Geronrod, 999 in Gerenrodun, 1049 Geronrod, 1060 Gerenroth; Ghernrode (1348). Ortsname des-rode-Typs, zusammengesetzt mit dem schwach flektierenden Personennamen des Markgrafen: Gero (zu westgermanisch *gaira ‘spitzer Stab’).
Gernsbach Ausbausiedlung des Hochmittelalters, schon vor 1250 zur Stadt erhoben, 1660 an das Bistum Speyer, bis 1803 noch hochstiftlich-markgräfliches Kondominat und seitdem badisch. Papier industrie (Papiermacherstadt), Storchenturm, Stadtbrücke, Liebfrauenkirche. 1219 (Kopie 1558) Genrespach, 1254 Genresbahe, 1263 Genresbach, 1366 Gernspach. Die Deutung ist unsicher. Vermutlich enthält die Zusammensetzung mit dem Grundwort-bach als Bestimmungswort den Personennamen Genear, Genner.
Gerresheim, (Düsseldorf) 882 Gerricheshaim, 905 Iherichesheim, 1054 Gerrikesheim, 1172-80 Geregeshem, Gerinshem, 1208-12 Jerenscheim. Jerenschemensis. Germanisch Gairarikes haim. Wohnung des Gairarik, (gaiza- Speer + rikja, mächtig)
Gersten, +1000 Giureston, Gerustan.
Gerstenbach, 1032 Gardenebiki.
Gerthe, (Bochum) +1000 Gerthrium. Mitte 1200 Gerthere, germanisch gazdjo- zu gardjo, Gerte, Zweig + haru, sandiger Hugelrüken.
Geseke, 1015-25 Gesike. Mitte 1200 Ieseke, 1181 Geseche. Altgermanisch.
Geseldorn, (Sendenhorst) +1000 Gesondron, Gesandron.
Gesetze, (Paffendorf) 1196-1225 Geseze.
Geslaer, (Till-Moyland) 1191 Geslare.
Gernsheim Auf dem im 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesenen Sitz eines römischen Kastells entwickelte sich ein fränkischer Königshof, der durch Schenkungen in den Besitz des Klosters Lorsch überging. 1232 kam der Ort, der 1356 die Stadtrechte erhielt, an das Erzbistum Mainz. Gernsheim war Sitz des gleichnamigen mainzischen Amtes, das 1803 an Hessen-Darmstadt gelangte. Von der einstigen Wasserburg an der Stelle des Königshofes blieb nur ein geringer Rest erhalten. Deren Abbruch erfolgte im Laufe des 18. Jahrhundert nach der Zerstörung des Ortes 1689 durch französisch Truppen. In der Nähe ist die Wallfahrtsstätte Maria Einsiedel. Gernsheim ist die Geburtsstadt des Buchdruckers Peter Schöffer (circa 1430–1503). 1971 wurden die Orte Allmendfeld (1937 gegründet) und Klein-Rohrheim (um 1200 als Rorheim minor erstmals genannt) eingemeindet. 852 (Kopie) Gerunesheim, 977 Gerinesheim, 1283 Gernsheim. Bestimmungswort des patronymisch gebildeten -heim-Namens ist der Personennamen althochdeutsch G ̄erin(i), eine Kurzform eines zweigliedrigen Personennamens mit althochdeutsch g ̄er ‘Speer’ im Erstglied. Der Ortsname Rohrheim ist als Klammerform zu einem Rohrbach (*Ror-bah-heim; zu althochdeutsch ro ̄r(a)‘Schilfrohr’; heute Winkelbach) zu erklären. Groß-Rohrheim (Landkreis Bergstraße, 782 (Kopie) als Rorheim / Raureheim überliefert).
Geroda (Thüringen)
Geroda (Unterfranken)
Geroldsgrün
Geroldshausen
Gerolfingen
Gerolsbach
Gerolsheim
Gerolstein Eine steinzeitliche Höhle mit dem Namen Buchenloch in der Nähe der Stadt zeugt von früher Besiedlung. Im Ortsteil Sarresdorf befand sich eine römisch beziehungsweise fränkische villa (Sarabodis villa), die im 14. Jahrhundert zugunsten der Siedlung unterhalb der 1335 errichteten Burg Gerhardstein (auch Löwenburg genannt) aufgegeben wurde. Der neue Ort wurde vermutlich um 1330 gegründet und erhielt bereits 1336 Stadtrechte, die jedoch von 1856 bis 1952 entzogen waren. Schon in der römischen Zeit wurden die kohlensäurehaltigen Quellen genutzt, seit 1889 ist der Ort vor allem durch den „Gerolsteiner Sprudel“ bekannt. 1330 Gerarzsteyn, 1336 Gerhar(d)tstein, 1341 stat Geroltsteyne; Gerolstein (1567). Bestimmungswort: althochdeutsch Personennamen Gerard (aus Gerhard, Garehard), Genitiv Singular Gerardes-. Die Dissimilierung ersetzte das zweite -r durch ein -lund den ursprünglichen Personennamen durch ein Gerald (aus Gerwald, Gariwald). Die Nebenform mit -old konnte auch in -hold übergehen. Das Grundwort -stein weist wohl auf die erhöhte Burg hin. Der ursprünglich Ortsname bedeutete demnach ‘Burg des Ger(h)ard’..So Geroldstein, Ortsteil von Heidenrod, Rheingau-Taunus-Kreis.
Gerolzhofen Vor und früh geschichtliche Siedlungsspuren; vermutlich karolingische Siedlung der Hausmeierzeit; vor 1350 Ersterwähnung als Stadt und Sitz eines Archidiakonates; nach frühem Verlust der Reichsfreiheit zum Hochstift Würzburg, 1814 zu Bayern. Gotische Stadtpfarrkirche, gotisches Rathaus, Stadtbefestigung. Um 750/79 (Kopie 12. Jahrhundert) Gerolteshoue, 906 Kerolteshoua, 1134 (Kopie 14. Jahrhundert) Geroltzhouen, 1800 Gerolzhofen. Grundwort des Namens ist althochdeutsch-hof(en) in der üblichen Dativ Plural-Form. Bestimmungswort ist der Genitiv Singular des Personennamen Gerold. Die »Gerolde« waren ein führendes Adelsgeschlecht der Karolingerzeit. Der Beleg von 906 zeigt bairischen Lautstand mit K für G. Die heutige Schreibung mit z entspricht der Aussprache Gerolts.
Gersdorf
Gersfeld
Gersheim
Gersten
Gerstenberg
Gerstengrund
Gerstetten Siedlung der späten Merowingerzeit, um 1116 durch den Edlen Adalbert an das Kloster Rottenbuh bei Schongau, seit dem 13. Jahrhundert im Besitz. Um 1116 (Kopie 13. Jahrhundert) Gerstetin, 1225 Gersteten [Original], 1238 Gerstetin [Original]; Gerstetten (1385–96). Der Name ist eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -stetten und dem Personennamen *G ̄eri: ‘Siedlung des Ge ̄ri’. Das Genitiv-s (*Geris-) ist vor dem anlautenden s des Grundworts ausgefallen. Läge der häufigere Personennamen Gero zu Grunde, wäre *Gerenstetten zu erwarten.
Gersthofen 969 [Original] Gerfredeshoua, 1063 Gershoua, um 1096–1133 Gereshouen, 1150 Gershoven, 1332 Gerschouen, 1424 Gersthofen. Es liegt das Grundwort althochdeutsch -hof als ‘Vorhof, ländliches Anwesen, Besitz, Bauernhof’ vor. Ausgehend vom Erstbeleg ist der Personennamen Gerfrid im Genitiv Singular herzuleiten. Die weiteren Belege des Typs Gers lassen sich nur mit einer früh verschliffenen Form des zweiten Kompositionsgliedes bei Personennamen erklären. Offenbar bildet dabei die Kurzform *Garim Genitiv Singular die neue Grundlage des Bestimmungswort Erstmals im Beleg von 1424 wird im Auslaut des Bestimmungswort Epithese von -t nach -s zu -st grafisch sichtbar.
Gerstungen
Gerswalde
Gerterode
Gertewitz
Gerzen
Geschendorf
Gescher 1022 de Gascheri, 1090 de Gasgare, 1278 Geschere, 1280 Gesgere. Der Name ist in die Teile ga ̄s ‘Gans’ und gar(w)i > geri ‘Bereitung’, ‘Zurüstung’ (zum Adjektiv altniederdeutsch garo ‘gar’, ‘bereitet’ und zum Verbum gar-/gerwian ‘bereiten’, ‘zurüsten’) zu gliedern. Ga ̄s ist neben altniederdeutsch go ̄s die ältere, germanisch *gans näher stehende Form. Das wegen garo, garwes und gerwian zu erwartende -w fällt nach den Liquiden -l und -r früh aus. Zur Form geri ist gi-geri ‘Rüstung’ zu vergleichen. Gescher mag somit eine ‘Gänse-Zurüstung’, etwa eine Gänsemästerei im Rahmen einer Grundherrschaft gewesen sein.
Gesees
Geseke Kanonissenstift St. Cyriakus Mitte des 10. Jahrhundert, 1217 Rüthener Stadtrecht, 1294 unter Kölner Herrschaft. 1380 Mitglied der Städtehanse. 833 (?) Geiske [Original], 952 Gesiki, 1056/75 Geseke. Die Zugehörigkeit des Erstbelegs zu Geseke oder zum 20 km sw gelegenen Dorf Altengeseke (sicher bezeugt 1198, durch sekundären Zusatz Alt(en)vom nahegelegenen Neuengeseke unterschieden, nicht von der Stadt) ist umstritten und nicht abschließend geklärt, wegen der sprachlichen Identität der beiden Ortsname jedoch unerheblich. Es liegt eine Bildung mit -k-Suffix zu einer Basis vor. *jes< indogermanisch *jes ‘schäumen, wallen, sieden’ vor, die z.B. im althochdeutsch Verb jesan ‘gären’ und mittelniederdeutsch gest, jest, gis, giste ‘Gischt, Schaum’ bezeugt ist. Die heutige Länge des ersten -eist aus Dehnung in offener Tonsilbe zu erklären, die durch -ey-/-eiS chreibungen seit dem 14. Jahrhundert auch in Schriftzeugnissen angedeutet wird. Als Motivation für die Benennung lässt sich das Vorhandensein emporquellenden, den Eindruck ‘siedenden’ oder ‘wallenden’ Wassers annehmen, was zum geologischen/hydrologischen Befund sowohl in Geseke als auch Altengeseke stimmt.
Gest, (Büderich) 2. Hälfte 11000 Gest. 1119 Geist. Germanisch gaistu, Sandstreifen am Rand der March oder eines Sumpfgeländes.
Gettrup, (Senden) +1000 Gatingthorpe, Gatinthorpe.
Geslau
Gessertshausen
Gestratz
Getelo
Gettorf
Gevelsberg Umbenennung der Landgemeinde Mylinghausen nach dem nahegelegenen ehemaligen Kloster, auf das sich der Name bis dahin bezog und das 1230/36 an der zur Wallfahrtsstätte gewordenen Stelle der Ermordung Erzbischof Engelberts von Köln (1225) gegründet worden war. 1886 Erhebung zur Stadt. 1235 Gyeuilberch [Original], 1235 Givelberg, 1241 Gevelberc; Gevelsberch (15. Jahrhundert). Bildung mit dem topographisch motivierten Grundwort -berg. Da das heutige -s erst seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhundert in Originalurkunden erscheint und sich seit dem 14. Jahrhundert durchzusetzen beginnt, ist das Erstglied zum Appellativ mittelniederdeutsch g ̄evel ‘Giebel’ (< altsächsisch *givil, vgl. althochdeutsch gibil ‘Giebel, Stirnseite’, gotisch gibla ‘Giebel’) zu stellen und zugleich einem Personennamen auszuschließen. Die schwankenden Schreibungen -e-/-i des Stammvokals signalisieren mittelniederdeutsch Zerdehnung. Wegen altsächsisch givillia ‘Schädel’, althochdeutsch gibil ‘Schädel’ und anderen Bildungen des Altsächsisch/Althochdeutsch nimmt an, das Kloster habe bei seiner Gründung an einem vorher namenlosen Ort einen überhöhenden Namen nach der Todesstätte Engelberts in Anlehnung an das biblische Golgatha erhalten (vgl. althochdeutsch gebalstat ‘Schädelstätte’ zu lateinisch calvariae locus). Ziel sei es gewesen, die besondere Stellung des Ermordeten zu Gott hervorzuheben. Doch ist weder die alte Namenlosigkeit der umliegenden Hügel sicher, noch gibt es Anzeichen dafür, dass eine Bedeutung ‘Schädel’ für g ̄evel im ersten Drittel des 13. Jahrhundert noch lebendig war. Für die intendierte Außenwirkung eines solchen Namens wäre das jedoch zwingend erforderlich gewesen. So bleibt die Annahme der Benennung eines Berges nach seiner Form wahrscheinlicher.
Gevelsdorf, (Aa) 870 Giuenesdorf. 1153 Geuerdorp. Germanisch Gibines porpa, Siedlung des Gibin.
Gevenich (Aa)1158 Gevenich.
Gevenich, (Koblenz) +1200 Giuenich.
Geyen, (Köln) 962 Gegina, 1211 Geine, 1205-14 Geyene,, sie gein, Gegen.
Gevensleben
Geversdorf
Geyer Als Bergbausiedlung um 1350 entstanden, vor allem Zinn und Silbererzbergbau, 1467 Stadt. 1395 zum Gire, 1407 von dem Gyher, 1488 vom Geyer, 1586/87 Geier. Zugrunde liegt hier wohl eine bergmännische Bezeichnung, die im Zusammenhang mit dem benachbarten Geyersberg steht, möglicherweise zu indogermanisch*gˆh ̄ei-/*gˆh ̄ı-‘gähnen, klaffen, offenstehen’ mit der fachsprachlichen Bedeutung ‘gähnendes Loch’ o. ä., spätere Umgestaltung durch den Namen des Vogels Geier. So Geyersdorf, Ortsteil von Annaberg-Buchholz.
Giebelstadt
Gieboldehausen 1003 Gebehildehuson [Kopie 14. Jahrhundert], 1290 Geueldehusen; Giboldehausen (1642). Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem Frauennamen Gevehild, Gebehild im Genitiv Singular im Bestimmungswort Durch Ausfall des -hd es Bestimmungswort entsteht Gevelde-, Gebelde-. Das erste -e wird durch Einfluss des davorstehenden Gz u -i angehoben. Im 17. Jahrhundert setzt sich im Bestimmungswort -bolde durch, vermutlich eine Angleichung an Personennamen auf -bold. Deutung also: ‘Siedlung der Gevehild’.
Giekau
Gieleroth
Gielert
Gielow
Giengen an der Brenz
Gierschnach 1208 Girisnacke, Germanisch gires, zu gira, Geier + hnakna, Nacken, = nackenahnliches Gelande.
Giershausen
Giersleben
Gierstädt
Giesdorf 1222 Gundensdorpth. Germanisch Gundines porpa, Siedlung des Gundin, (gundjo, Kampf)
Gierath, (Uckerath) 1145 Gersceit, 1166 Gerscheid. Germanisch gaizan, spitzes Landstuck + skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Giesen Erster wähnung im 12. Jahrhundert, seit dem 14. Jahrhundert werden Groß und Klein Giesen unterschieden. Fast durchgängig zum Bistum Hildesheim gehörig, daher noch immer katholisch geprägt. 1146 Ethelgerus de Gesim, (1100–1200) In Iesen; Jesen, 1204 in Gesem, 1235 in Iesen, 1326 in maiore Gysen, 1360 (gleichzeitig Kop.) in minori Ghysen. Der Wechsel im Anlaut zwischen Gund J weist nicht selten auf ein ursprünglich J hin. Die Überlieferung des Namens zeigt ferner, dass im Wurzelvokal von -e-, nicht von -i wie im heutigen Namen auszugehen ist. Eine Siedlungstrennung führte offenbar seit etwa dem 14. Jahrhundert zu der Aufgliederung in Groß und Klein-Giesen. Der Ortsname wird mit althochdeutsch jesan, mittelhochdeutsch jesen, gesen, westfälisch-norddeutsch gesen ‘gähren, aufbrodeln’, indogermanisch *-ies ‘schäumen’ verbunden und unter Bezug auf die nahe Innerste als alter Gewässername aufgefasst. Wahrscheinlich liegt wie bei Jeetzel, links Nebenfluss der Elbe, ein germanisch -no-Adjektiv vor. So Gewässername Jeetzel im Wendland; Jesa (die Überlieferung zeigt deutlich, dass kein Langvokal vorliegt und *geus> g ̄es damit ausscheidet) im Landkreis Göttingen; Geestbeck (1241 Gesne), Kreis Herzogtum Lauenburg.
Giesenhausen
Giesensdorf 1135 Gisingdorp, Gisendorp, 1141 Gisendorph. germanisch Gison porpa, Siedlung des Giso.
Gisenkirchen, (Rheydt) 1150 Gisenkirchen, 1196-1224 Gisenkirken. Germanisch Gison kirka, Kirche des Giso.
Gießen 1197 de Giezzen [Original], 1245 in Giezin, 1248 in Gizen, 1277 Gyzen, 1278 de Giezen, 1321 zu Gizzen, 1332 zu den Gyssin, (um 1334–1349) Giessen, 1340 zv Gezin, 1346 zu Gysind, 1356 zun Gyßen, mundartlich Gieße, Gëiße. Einfache Bildung mit Appellativum Anschluss an althochdeutsch giozo, giezo swach Maskulinum ‘Fluss, Bach, Wasser, See, Flut’, mittelhochdeutsch gie e swach Maskulinum ‘fließendes Wasser, schmaler und tiefer Flussarm, Bach’ im Dativ Plural mit der Flexionsendung -en. Damit ist der Ortsname als ‘Siedlung an den Bächen’ zu deuten. Der Stammvokal verändert sich von -ie> - ̄ı-. Die Schreibung Gezin (1340) gibt den mundartlich Diphthong ̨ei graphisch verkürzt als e wieder. Die zz-und ss Schreibungen sind graphische Varianten für das aus germanisch t entstandene althochdeutsch, mittelhochdeutsch . Die Flexionsendung -en erscheint auch als -in (1245, 1332, 1340, 1346).
Gifhorn 1196 erste Erwähnung an einer Schutzburg (sichert die ein nahmeträchtige Zollstätte). Unter den Welfenherzögen entsteht eine Vogtei, Verleihung des Marktrechts 1275, Erwähnung als oppidum 1332, Wikbelde-Rechte 1364; 1428 gehen Schloss und Siedlung an das Fürstentum Lüneburg über. Schwere Zerstörungen in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523), beim Wiederaufbau wird das Schloss Gifhorn im Stil der Weserrenaissance neugestaltet. 1539–1549 Residenzstadt des Herzogtum Gifhorn, später Teil des Lüneburg in Celle, seit 1815 zum Hannover, 1852 Stadtrecht.(vor 1196–1197, Kopie 14. Jahrhundert) [In Gefho]rne, 1213 aput Gifhorne, 1277 Gefhorn, 1349 to gifhorne. Die Etymologie muss von einem Kompositum Gifhorn (eher als Gefhorn) ausgehen. Das Grundwort -horn bedeutet in Ortsname zume ist ‘Winkel, Ecke, Spitze, Landzunge’, oft als Vorsprung einer Landzunge in ein Gewässer oder in einen Wald. Unter Einbeziehung von Ortsname wie Giften bei Hildesheim, (1100–1200) In Giftenhem, in Gheftene, in Giftenem, Niederlande; Ghyvelde bei Dünkirchen, alt Ghivalden, Givelde, Ghivelda; Giffeld bei Stormbruch, Fürstentum Waldeck (HE); Giffeln bei Neede, Gelderland (Niederlande), alt Giflen, Giflo; Gevenkenhorst bei Wiedenbrück, alt Giflahurst, Givitanhurst, Givetenhorst u. a. gewinnt man ein Bestimmungswort Gif-, das wahrscheinlich als norddeutsch und niederländisch Variante von *gizu verstehen ist und mit althochdeutsch gibil, gotisch gibla ‘Giebel’ verglichen werden kann. Weiter verwandt sind wohl mit unterschiedlichen Ablautstufen und konsonantischen Auslautvarianten Neuhochdeutsch mundartlich geifen, geiben, geipen ‘gähnen, gaffen, gierig verlangen’, Geifer, d. dialektal geifen ‘gähnen, klaffen, verlangend blicken’, neudeutsch giepern, jiepern, norwegisch mundartlich gipa ‘klaffen machen, nach Luft schnappen’, schwedisch dialektal gippa ‘Riss, Spalte’, so dass Gifhorn als ‘Landzunge in Dreiecks-, Gabelform’ verstanden werden kann. Namengebend dürfte die Lage im Winkel des Zusammenflusses von Aller und Ise gewesen sein.
Gilching 804 (Kopie von 824) Kiltoahinga, 870 Kiltihhingen, 1011 Giltichinga, circa 1140–1162 Giltihingen, 1152/53 Giltichingen, 1212–1216 Gidilchingen, 1261 Gilchingen, circa 1279–1284 Gilchinge, 1303 Gilching. Es liegt wohl einem Personennamen wie Geldiko zugrunde, der durch das Zugehörigkeits suffix-ing abgeleitet ist.
Gillenbeuren
Gillenfeld 1016 Gillielt.
Gillgau, (Gau an der Gillbach) 732-22 Gildegauia. 962 in pago Gilegoui.
Gilsdorf, (Nöthen) 846 Gesliches thorp, Kelichesdorpth.
Gimmersdorf, (Köln) 1123-47 Germerstorph, 1158 Germesdorp, Germanisch Gairamaeris porpa. Siedlung des Gairamaer, (gaiza Speer, + maeri, beruhmt)
Ginderich, (Buderich) 1137-77, Rigendriche, Gendrich, Gendriche.
Gilserberg
Gilten
Gilzem
Gimbsheim
Gimbweiler
Gindorf 1148 Ginendorf, 1222 Gingeyndorpth.
Gingen an der Fils
Gingst
Ginsheim-Gustavsburg Die Altgemeinthe Ginsheim wurde 1248 durch König Wilhelm von Holland als villa imperii an die Grafen von Katzenelnbogen verpfändet. Danach im Besitz wechselnder Adelsfamilien (Münzenberg, Falkenstein, Isenburg). Im Jahre 1600 an die Landgrafschaft Hessen. Gustavsburg entstand 1632 als schwed. Festung auf der Mainspitze. Namen gebend war König Gustav Adolf. Noch im 17. Jahrhundert wurde die Anlage geschleift. Im frühen 19. Jahrhundert kam die weitgehend unbesiedelte Gemarkung an Ginsheim. 1190 [Original] Gimmensheim; 1211 Ginnesheim, 1279 Gynnensheim, 1283 Ginnisheim. Das circa 10 km südlich gelegene Geinsheim ( Trebur, Landkreis Groß-Gerau) zeigt in der kopialen Lorscher Überlieferung des 8. Jahrhundert die Formen Gemminesheim und Gemminisheim. Hier dürfte demselben Personennamen althochdeutsch *Gimming / *Gemming (< *Gamming?) oder Gimm ̄ın zugrunde liegen, der auch bei Gimbsheim, Landkreis Alzey-Worms, (770–790, Kopie, Gimminheim, Gimminesheim) erscheint. Formen wie Gimminheim lassen alternativ auf den Ansatz eines schwach flektierenden Personennamen Gimmo schließen. Unklar ist die Anknüpfung dieses Namens an ein Appellativum wie althochdeutsch *gaman ‘Vergnügen, Freude’ oder gim Mittelalter ‘Gemme, Edelstein’ oder gin ̄en ‘gähnen, brüllen’.
Ginsweiler
Gipperath 1098 Guenrothe, 1148 Gepenrode, 1154 Geuenrode. Germanisch Gibon ropa, Rodung des Gibo.
Gisenhove, (Ahrweiler) 856 Gisonhua, 886 Gysenhoua, Gysenhouon. Hermanisch Gison hofa, Hof des Giso.
Gisingen, 1185 Gunsingen.
Gits, 1088 Giddis, 1144 Ghides.
Girkenroth
Girod
Gischow
Gladbach (Monchen) 1085 Gladebach, 1116 Gladebacensis, 1167 Gladebag.
Gladbach (bei Düren) 922 Gladabach, Mitte 1000 Gladebach. Germanisch glado, glatte, glänzend + baki, Bach.
Gladbach bei Neuwied, 1098 Gladebach.
Gladbach bei Wittlich, 1154 Gladebach.
Gladbach, Bergisch, 1144 Gladebach.
Gladbach= Obergladbach und Niedergladbach, 1053 Glappach, 1154 Clapach.
Gladbeck Nach 900 Gladbeki, 1020 (?) Gladebeche, um 1150 Gladebach, 1229 Gladbeke. Ursprünglich liegt ein Gewässername vor, der dann auf die nahe liegende Siedlung übertragen worden ist. Er setzt sich zusammen aus einem Adjektivisch altniederdeutsch glad, hochdeutsch glatt ‘glatt, glänzend’ als Bestimmungswort und im Grundwort-beke,-bach. Das Bestimmungswort ist bei Gewässername häufig. Deutung also: ‘glänzender, glatter Bach’. So Gladbach, Kreis Düren, Bergisch-Gladbach, RheinischBergischer Kreis, Mönchengladbach.
Gladebeck, 1015-25, Gledabliki
Gladenbach 1237 Gladebach, 1244 de Gladenbach. Am Kehlnbach gelegen, früh als Gladebach (< mittelhochdeutsch glat ‘glatt, glänzend’, mit -ddurch binnendeutsche Konsonantenschwächung, und -bach). So Bergisch Gladbach, Rheinisch-Bergischer Kreis, Mönchengladbach.
Glanbrücken
Glandorf
Glan-Münchweiler Teil des sogennante „Kuseler Musikantenlandes“. Der namengebende Hauptort ist eine Gründung des Klosters Hornbach und seit dem Mittelalter sitz zweier Schultheißen (Pfalz-Zweibrücken, Haus von der Leyen). 1813 kamen die Orte an das Bayern, in dem die Gemeinte Bettenhausen die kleinste sich selbst verwaltende Gemeinte war. 1296 Munchwilr, 1309 Wylre, Mu ̊nich-wilre, 1336 Monichwilre vff dem Glane; Münchweiler am Glan (1824). Das Bestimmungswort geht auf althochdeutsch munih ‘Mönch’ zurück, das Grundwort ist -weiler. Der Gesamtname ist als ‘Hof, Vorwerk der Mönche, eines Klosters’ zu deuten. Der Zusatz meint den Fluss und ist ein keltisch Gewässername *Glanis. Er diente zur Unterscheidung von Münchweiler an der Alsenz und an der Rodalb in der Nähe. So Altenglan.
Glasau
Glasehausen
Glasewitz
Glashütte
Glashütten (Oberfranken)
Glashütten (Taunus)
Glasow
Glattbach
Glatten
Glaubitz
Glauburg
Glauchau Um 1170 d. Rittersitz, Mitte des 13. Jahrhundert planmäßig angelegte Stadt, Zentrum der Schönburgischen Herrschaften bis 1918. Geburtsort von Georg Agricola. 1240 de Gluchowe, 1360 Gluchow, 1418 Glucha. Zum altsorbisch Adjektivisch głuchy ‘still’, in der Bedeutung ‘stiller Ort, dichter Wald’, Vgl. das Appellativum głu ˇsina‘ Waldesdickicht’. Die Grundform *Głucho vfolgt dem Typ Appellativum + Suffix -ov, wobei das Appellativum Wald, Bäume und dgl. bezeichnete. Nicht zu einem Personennamen. So Ober und Nieder-Glaucha, Ortsteil von Zschepplin, Landkreis Nordsachsen.
Glees 1139 Glensa.
Glehn, 1158-68 Glene.
Gleiberg, (Krofdorf) 1066 Glizberc, germanisch glira- Glanz, + berga, Berg.
Gleichen Die im 12. Jahrhundert erbauten zwei Burgen auf den Bergen Gleichen waren seit 1235 im welfischen Besitz, kamen jedoch 1270 an die von Uslar(-Gleichen); Alten-Gleichen blieb im Besitz der Familie, während Neuen-Gleichen 1451 an Hessen verkauft wurde; beide adlige Gerichte fielen 1815 beziehungsweise 1816 an Hannover. 1118–37 Lichen [F. 13. Jahrhundert, Kopie1 5. Jahrhundert], 1196 Gelichen; Gleichen (um 1588). Der Name beruht auf dem Appellativum mittelniederdeutsch l ̄ık, mittelhochdeutsch l ̄ıch ‘gleich’, dass neben gleichbedeutendem mittelniederdeutsch g(e)l ̄ık, mittelhochdeutsch g(e)l ̄ıch steht und im Namen substantiviert ist. Beide Varianten erscheinen im Namen, bis sich im 16. Jahrhundert die -g-haltige Form durchsetzt. Auffällig ist, dass der Name stets in hochdeutsch Form erscheint. Der Name bezog sich zunächst auf die beiden Berge und wurde dann auf die dort errichteten Burgen übertragen, die, nach dem Alter unterschieden, als Altengleichen (olden huse to den Lichen) und Neuengleichen (niegen huse to den Lichen) bezeichnet wurden. Die heutige Gemeinte ist nach den Bergen beziehungsweise den dortigen Burgen benannt.
Gleina
Gleiritsch
Gleißenberg
Gleisweiler
Gleiszellen-Gleishorbach
Glewitz
Glesch, (Köln) 973 Glessike.
Glessen, (Hüchelhoven) 1051 Glessene.
Gleuel, (Köln) 898 Cloulo.
Glietenberg, (Rönsahl) Mitte 1200 Glitenberge. Germanisch glitanda, gleißend, glänzend + berga, Berg.
Glienicke/Nordbahn 1412 czu glyneck, 1450 Glinickow, 1624 Glienicke. Der Name bezeichnete einen Ort, wo Lehm vorkommt, Grundform altpolabisch *Glin'nik, *Glinik oder *Glinky. Der Name wurde von altpolabisch *glina ‘Lehm’ mit einem -k-Suffix gebildet. Der Zusatz Nordbahn bezieht sich auf die oben genannte Bahnstrecke, um den Ort von den zahlreichen gleichnamigen in Brandenburg abzugrenzen. Ähnlich Alt-, Neuglienicke, Klein Glienicke, Ortsteil von Berlin.
Glinde 1229 erstmals urkundlich erwähnt, zum Zisterzienserinnen-Kloster Maria Magdalena. 1229 villam nostram Glinde [Original], 1492 thom Glinde, 1696 in dem Dorf Glinde. Der Name Glinde geht zurück auf das mittelniederdeutsch glint, das sich ins neuniederdeutsche glind wandelte und ‘Zaun aus Latten, Einfriedung, Umfassung’ bedeutet. Glinde bezeichnet also eine ‘eingefriedete beziehungsweise umzäunte Siedlung. So Glinde, Kreis Ostholstein, Glindesmoor, Glindhof, beide Kreis Steinburg.
Glött
Glonn 859–864 Glana, circa1010–1020 Glana, 1042–1046 Clana, 1127–1147 Glane, 1315 Glan, 1582 Glon, 1671 Glonn. Der Markt liegt an der Glonn (zur Mangfall, zum Inn), 774 (Kopie 824) Clana. Der Gewässername Glonn ist der keltisch Reliktname *Glana ̄, der dem Feminin des Adjektivisch keltisch *glano-s, -a ̄, altindisch glan ‘rein, klar, glänzend’, entspricht. SO Glonn, Ortsteil von Markt Indersdorf, Landkreis Fürstenfeldburg; Glandorf, Glanegg, Glanhofen, alle drei Kärnten; Glanhofen/Maxglan, Salzburg.
Glottertal
Glowe
Glücksburg
Glückstadt 1617 durch Christian SO, König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein, gegründet, 1649 Verwaltungszentrum für die dänisch Landesteile in Schleswig und Holstein. Elbfähre, historisch Stadtkern (Beispiel für auf dem Reißbrett entworfene Residenzstadt), Brockdorff-Palais (heute Museum und Stadtarchiv). 1617 die Glückstadt genannt werden soll [Original], 1672 unsrer Veste Glückstadt. Der Ortsname entspricht den in jener Zeit häufig gegebenen Wunschnamen als diejenige ‘Stadt, die Glück bringen soll’.
Glüsing
Gmund am Tegernsee
Gnarrenburg Der Ort entstand bei einer wohl im 13. Jahrhundert errichteten, heute verschwundenen Burg, die auch als Zollstelle genutzt wurde. Burg und Ländereien gingen 1605 in den Besitz der Familie von Issendorff über. 1752 erwarb der hannoversche Staat den Hof zur Gnarrenburg, eine Vogtei wurde eingerichtet, der Moorkommissar Jürgen Christian Findorff wählte den Ort als Zentrum für die neu geschaffenen Moorkolonien entlang des Oste-Hamme Kanals. 1846 Gründung der Glasfabrik ‘Marienhütte’, Glasmuseum. 1904 wurde der kleinere Ort Gnarrenburg mit Geestdorf zusammengelegt. Um 1500 Gnarrenborch by dem more. Bildung mit dem Grundwort-burg, norddeutsch -borg ‘Burg, befestigte Stätte’. Im Baden-Württemberg ist wohl an norddeutsch gnarren ‘knarren, knirschen’ zu denken, bezeugt auch in niederländisch gnarren, englisch gnar, schon mittelniederdeutsch gnarren ‘knurren (vom Hund)’. Wahrscheinlich steht das Verb hier in einer Partizipialform, ähnlich etwa wie bei Schulenburg < bi der schulenden borch ‘eine verborgene, eine im Versteck lauernde Burg’, also zu verstehen als ‘die knarrende Burg’. Semantisch ähnlich Quakenbrück (‘die knirschende, knarrende Brücke‘).
Gneus
Gneven
Gnevkow
Gnewitz
Gnoien
Gnotzheim
Gnutz
Goch Als Stadt seit 1261 bezeugt. 2. Hälfte 11. Jahrhundert de Gohhe, um 1200 de Gogge, 1297 Gog [Original], um 1300 Goych. Der Name hat mit dem von Kaufmann (1973) vermuteten mittelniederländisch gooc ‘Kuckuck, Narr’ nichts zu tun. Die Schreibungen mit den auslautenden Reibelauten können nicht auf die Zweite Lautverschiebung zurückgehen, da sie nicht aus hochdeutscher Überlieferung stammen. Gleichwohl kann der Name, anders als von Derks angenommen, aus dem Germanisch erklärt werden. Zugrunde liegt das in mittelniederländisch ooi, ooye, mittelniederdeutsch oog ‘Aue, Land am Fluss, Insel’ vorliegende Wort ( -oog), das mit ge(wohl in Funktion eines Kollektiva bildenden Elements) präfigiert ist und dessen Vokal in Kontakt mit dem vokalischen Anlaut ausfiel (wie bei deutsch gönnen, niederländisch gunnen, vgl. althochdeutsch gi-unnan). Der ursprüngliche Langvokal im Hauptton ist offenbar noch in dem Beleg von 1300 bewahrt, wurde später jedoch verkürzt (h. [ɔ], wohl wie rhein. genug [ə'nυ] für standardsprachlich [u:]). Für das auslautende -g hat sich die Reibelaut-Graphie durchgesetzt. Der Name ist somit als ‘Gelände am Wasser’ zu deuten. Ohne das Präfix ist zugrunde liegendes germanisch *a( ̄g)w-j-o ̄‘Land am Wasser’ in Toponymen häufig.
Göckinghof, (Schwelm) 1166 Godenghouen, 1181 Godingouin, 1186 Gottenchof. Germanisch Godingo hofum, zu den Höfen der leute des Godo.
Godelheim, 1015-25 Gudulmum.
Gochsheim
Goddert
Godendorf 1222 Goderdorf. Anfang 1300 Godenlendorp.
Göcklingen
Göda
Gödenroth
Gödenstorf
Godorf, (Rondorf) 1159-70 Gvdigedorp, 1176 Gudegedorf. Germanisch Gudingo porpa, Dorf der Leute des Gudo.
Goldbeck, 1016 Goltbiki, 1031 Glotbeke. Germanisch gulpa, Gold, + baki, Bach.
Goldberg, (Mettman) 1180-1200 de Goldberge. Germanisch gulpa, Gold, + berga, Berg.
Gölenkamp, Mitte 1200 Guthelincheim. Germanisch Gupilinga haim, Wohnung der Leute des Gupilo.
Golzheim, (Düsseldorf) 1015 Godolfasseim. Ende 1200 Gotholuesheim. Germanisch Gupawulfas haim, Wohnung des Gupawulf.
Göggingen
Göhl
Göhlen
Göhrde
Göhren (Rügen)
Göhren (Altenburger Land)
Göhren-Lebbin
Göldenitz
Gölenkamp
Göllheim im Nordpfälzer Bergland, 13 Gemeinten, von denen Göllheim im 14. Jahrhundert Stadtrechte erhielt. Aus dem Mittelalter stammt ein alter Königshof. 1298 Schlacht auf dem Hasenbühl zwischen Adolf von Nassau und Albrecht I. von Österreich und 1309 Errichtung des Sühneo der Königskreuzes von Göllheim. 770 Gylnheim (Kopie 1430), 1533 Gellheim; Göllheim (1796). Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personennamen Gil(l)o, Genitiv Singular Gillin-, der mit dem Grundwort -heim zum Ortsnamen wurde und als ‘Wohnstätte des Gil(l)o’ zu verstehen ist. Im 16. Jahrhundert Ausfall des -n-, seit 18. Jahrhundert hyperkorrekte Schreibung mit -ö-, die bis heute amtlich ist.
Gondenbrett, (Trier) 1103 Gunnninbreth, 1222 Gunnenbreht. Germanisch Gundin brakti, Bergrucken des Gundi, (gundjo, Kampf)
Gondershausen= Obergondershausen und Niedergondershausen. 897 Cundheresprumare (ofebar eine Verwechlung mit Guntersblum) 912 Gontireshuson. 962 Gunthereshusun. Germanisch Gundiharis husum, zu den Hausern des Gundihar, (gundjo, Kampf + harja, Heer)
Gondorf, (Koblenz) 588 Contrua, 870 Contraua, 870 Guntereuen. Keltisch.
Göllnitz
Gönnebek
Gönnersdorf (Ahrweiler) (Bei Brohl) 1173-90 Gundestorp, 1216 Gunderstorp. Germanisch Gundiharis porpa, Siedlung des Gundihari.
Gönnersdorf (Eifel) (bei Neuwied) 1109 Genderdorf, 1166 Gindestorp, 1176 Genderstorp, Gendestorp. Germanisch Gadahari porpa, Siedlung des Gandahari.
Gönnheim
Göpfersdorf
Göppingen Zunächst im Besitz der Staufer, die Göppingen im 12. Jahrhundert als Markt anlegten und anschließend zur Stadt (1284 civis) erhoben; 1273/73 von Graf Ulrich von Württemberg erobert. 1110 (Kopie1574–78) Goppingen, 1154 Geppingin, 1206 Goeppingen; Göppingen (1324). Es handelt sich wohl um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Geppo: ‘bei den Leuten des Geppo’. Die ö-Schreibung ist dann eine hyperkorrekte mundartlich Form auf dem Hintergrund der mundartlichen Entrundung von ö zu e. So Göpping, Oberösterreich.
Görgeshausen
Görisried
Göritz
Görkwitz
Görlitz Siedlung am Flussübergang nach Schlesien, böhmische Burg und Burgflecken im 11./12. Jahrhundert, seit alters wichtige Kreuzung der Fernstraßen von Nord-, Süd und Ost-West, um 1200 planmäßige Stadtanlage im Bereich der heutigen Altstadt, Neustadt um 1250, nach 1945 wurde der ö der Neiße gelegene Teil der Stadt abgetrennt und bildet seitdem die eigenständige polnische Stadt Zgorzelec. 1071 Goreliz, 1131 Yzhorelik, 1241 de Gorliz, Zgorliz, 1319 Gorlizc,1474 Görlitz. Aus der altsorbischen Grundform *Zhorel’c, die vom westslawische Verb zgoreti ‘ausbrennen’, älter izgoreti, gebildet wurde und in der slowenisch Wald Bezeichnung zgorelec ihre genaue Entsprechung findet und die offenbar im Altsorbisch, Alttschechisch und dgl. ebenfalls verbreitet war und eine Rodung bezeichnete. Die sorbisch Form Zhorjelc ist seit 1700 bezeugt, sie setzt die alte Grundform fort. So Görlitz, Ortsteil von Schrebitz, Gemeinte Ostrau.
Görmin
Görsbach
Görwihl
Gorze, 1070 Gorziensis.
Görzke
Göschitz
Gösen
Gösenroth
Gössenheim
Gössitz
Gößnitz
Gößweinstein
Göttin
Göttingen Im 13. Jahrhundert eigenes Stadtrecht nachweisbar und Mitglied der Hanse; 1737 Einweihung der Georg-August-Universität, der im 18. Jahrhundert renommiertesten deutsche Universität; 1751 Gründung der Akademie der Wissenschaften; heute bedeutendster Wissenschaftsstandort Niedersachsens (viertgrößte deutsche Bibliothek) und regionales wirtschaftlich Oberzentrum. 953 Gutingi, 1258 Gotinge; Göttingen (1791). Ableitung mit dem Suffix-ing(en), dass hier ein Neutrum im Dativ Singular ist. Basis der Ableitung ist das Appellativum germanisch *guta, althochdeutsch gosse, mittelniederländisch gote, engl. gut ‘Wasserlauf’. Das Suffix wird dann an häufigeres -ingen angeglichen. Die Form setzt sich Anfang des 15. Jahrhundert durch. Das Suffix bewirkt Umlaut des Vokals der Basis (-ü-), der zu -öz er ehnt und gekürzt wird. Der namengebende Wasserlauf wurde in der Innenstadt archäolisch nachgewiesen.
Gohrisch
Gokels
Golchen
Goldbach (Unterfranken) Goldbach, ab Mitte des 15. Jahrhundert zu Mainz, seit 1814 zu Bayern. 1354 zu Golczbach, 1380 Golpach, 1397 zu Golppach. Der Markt ist benannt nach dem Bach, der dort in die Aschaff mündet. Grundform des Namens ist *Goltes-bach > Goltsbach, mit Sprecherleichterung Golpach/-bach. Goltes ist der Genitiv des Personennamen *Golt, einer Kurzform für Personennamen mit einer Vollform wie Herigolt du dgl. D e Name ist nachträglich an den häufigen Ortsname Goldbach angeglichen worden.
Goldbeck
Goldberg-Mildenitz. Goldberg: Ursprünglich slawische Siedlung, 1248 Stadtgründung durch Fürsten von Mecklenburg Parchim, 1701–1934 zu Mecklenburg-Schwerin, Anfang des 19. Jahrhundert Erschließung einer eisenhaltigen Quelle, für wenige Jahrzehnte Kurbad. Mildenitz: Name eines die Region querenden Gewässers und Name eines vormaligen Amtes. 1227 in Golss, 1231 Goltz, 1248 in Goltberch (Kopie), 1261 in villa Goltberge, 1294 oppidum Goldberghe. Der Ortsname liegt ein altpolabisch Flurname *Golec oder *Golica zugrunde; die unbetonten Vokale in den häufig für Flurname genutzten Suffixen -ec und -ica sind bei der Eindeutschung des Namens verloren gegangen. Das Appellativum lässt sich als slawische *gola ‘kahler Ort; Heide’ rekonstruieren. Mit Zuzug deutsche Siedler wurde der Ortsname vermutlich zunächst mit-berg erweitert und schließlich das deutsche Appellativum Gold ein gedeutet. Der Zusatz Mildenitz ist ein alter Flussname (1237 Milnitz, 1256 Milniz, 1272 Mildenizce, 1274 Milnitze, 1283 Mildeniz) mit für slawische Flussname typischem Suffix -nica, Ableitung vom Adjektivisch *mil ‘lieb’. So U. a. Goldewin, Ortsteil von Mistorf, Landkreis Güstrow; Mildenitz, Landkreis Mecklenburg-Strelitz.
Goldebek
Goldelund
Goldenstedt Die territoriale Zugehörigkeit von Goldenstedt häufig wechselnd und umstritten zwischen dem Hochstift Münster, den Grafen von Wildeshausen, denen von Suthorst, den Grafen von Diepholz und den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg; 1803 an das Herzogtum Oldenburg. Um 1080 Goldensteti [Kopie 14. Jahrhundert], 1080–1088 Goldenstide, 1292 Goldenstede; Goldenstaedt (1805). Bildung mit dem Grundwort -stedt und dem schwach flektierenden Kosename*Goldo im Genitiv Singular, der im altsächsisch Raum nicht bezeugt ist. Das Appellativ altsächsisch gold, mittelniederdeutsch golt kommt wegen des -en nicht in Betracht; das Adjektivisch golden ebenfalls nicht, da es mittelniederdeutsch gülden lautet. Deutung also: ‘Siedlung des Goldo’.
Goldisthal
Goldkronach
Gollenberg (Havelland)
Gollenberg (Hunsrück)
Gollhofen
Golmbach
Golmsdorf
Golßen
Golzow (Mittelmark)
Golzow (Oderbruch)
Gomadingen
Gomaringen Von 1191 bis ins 15. Jahrhundert sind Herren von Gomaringen bezeugt, die auch die Ortsherrschaft besaßen. 1648 an Württemberg verkauft. Gomaringer Schloss, Schloss und Gustav-Schwab-Museum. Um 1090 (Kopie 1137/38, Kopie 16. Jahrhundert) Gomaringen, Gomatingen, 1191 Gomeringen, 13. Jahrhundert Gomaringen, Gomeringen. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Gomari: ‘bei den Leuten des Gomari’. Die Schreibung Gomatingen beruht wohl auf einer Verwechslung mit Gomadingen, Landkreis Reutlingen.
Gommern Frühmittelalterlicher slawische Burgwall und Burgbezirk, seit 948 deutscher Burgward mit Siedlung, im 16. Jahrhundert Marktflecken, Stadtrecht 1713. Sehenswert ist die mittelalterliche Wasserburg. 948 Guntmiri [Original], 973 Gummere, 1459 Gummern, 1538 Gomern. Der sehr alte Ortsname ist auf eine Grundform *Guntmari zurückzuführen und enthält den altsächsisch Personennamen Guntmar (zu germanisch *gunþ ‘Kampf’ und altsächsisch mari ‘berühmt’) in flektierter Form. Die späteren Belege zeigen Assimilation von -ntm zu -nn und mundartlich Senkung des -u zu -o-. So Gommerstedt im Ilm Kreis.
Gommersheim
Gompertshausen
Gonbach
Gondelsheim
Gondenbrett
Gondershausen
Gondorf
Goosefeld
Gorden-Staupitz
Gorleben
Gorlosen
Gornau/Erzgebirge
Gornhausen
Gornsdorf
Gorxheimertal
Goseck
Gosen-Neu Zittau
Gosheim
Goslar Die mittelalter Bedeutung der Stadt rührte vor allem vom Silberbergbau im Rammelsberg her; unter Kaiser Heinrich wird die Kaiserpfalz vom gelegenen Werla hierher verlegt; im 12. Jahrhundert Stadt, deren Stadtrecht bis nach Obersachsen Verbreitung fand; 1340–1802 Freie Reichsstadt; im 16. Jahrhundert wirtschaftliche Niedergang, der erst im 19. Jahrhundert durch Ansiedlung von Industrie und durch Fremdenverkehr umgekehrt wurde. 1005 Goslar [Kopie 13. Jahrhundert], 1142 Goslarie; Goslar (1823). Bildung mit dem Grundwort-lar. Das Bestimmungswort enthält den Gewässername der Gose (1185–89 Gosam), die durch den Ort fließt. Diese ist zu indogermanisch *gheus ‘gießen, fließen’ zu stellen.
Gossersweiler-Stein
Gosselsheim, (Eckelsheim) 962 Gozoluesheim, 1026 Guozolesheim, 1155 Gozofsheim, Germanisch Gautawulfes haim, Wohnung des Gautawulf.
Gössenheim, 782-83 Gozenseim.
Götterswick, (Voerde) 1138 Gotreswich, 1151 Goterwisc. 1193-1205 Goterswich. Germanisch Gautaharis wika, Tochtersiedlung des Gautahari.
Gotha Altthüringische Siedlung; im 8./9. Jahrhundert Königsgut; im 11. Jahrhundert Burg; Entwicklung zu Marktort an Altstraßenkreuzung, 12. Jahrhundert Stadtrecht; bis ins 16. Jahrhundert Waid und Getreidehandel; 1640 bis 1918 Residenzstadt des Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha (Barockschloss Friedenstein). 775 Gotaha, 9. Jahrhundert in villa Gothaho, 1120 Gotaha, 1189 Godaha; Gotha (1223). Der Ortsname i st gebildet aus altsächsisch gota ‘Rinne, Graben, Kanal’, mittelniederdeutsch go ̄te, hochdeutsch Gosse ‘Abflussrinne’, und dem Zusatz-aha ‘Wasser’. Es handelt sich also um den ursprünglich Namen für ein örtliches Gewässer, dessen Name auf den Ort übertragen wurde. Der Ortsname hat den alten Lautstand bewahrt, die hochdeutsch Lautverschiebung ist unterblieben. So Göttingen.
Gottsbüren, 1020 Gunnesburin, Germanisch Gundis burim, zu den Koten des Gundi. (Gundjo, Kampf)
Götzendorf, (Homberg) 1. Halfte 1100 Gotziasthorpa. Germanisch Godtsjas porpa, Siedlung des Godtsjo, Godtjo.
Gottenheim
Gottesgabe
Gotteszell
Gottfrieding
Gotthun
Gottmadingen Im 12. Jahrhundert sind edelfreie Herren von Gottmadingen belegt, die Ortsherrschaft hatten von 1300 bis 1518 die Herren von Randegg inne, um 1660 erwarb Österreich Besitzrechte und seit 1805 württembergisch. Schloss Gottmadingen, Schloss Randegg, St. Ottilia. 965 (12. Jahrhundert) Gotemunding en, 973 Gu ̊mu ̊ttngen, 1100 Gothmou tingen, 1106 Gu ̊tmuu ̊ tingin, 1279 Gottmindingen. Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung, wohl zu dem Personennamen Guotmuot: ‘bei den Leuten des Guotmuot’. Der nicht mehr verstandene Name wurde sekundär an Gottangeschlossen. So Gutmadingen, Ortsteil von Geisingen.
Graach an der Mosel
Graal-Müritz
Grabau (Lauenburg)
Grabau (Stormarn)
Graben
Graben-Neudorf Entstand 1972 durch die Vereinigung der ehemals selbstständigen Gemeinden Graben und Neudorf. Graben ist vermutlich eine relativ späte Siedlung und wurde 1310/12 von den Rittern von Ubstadt an den Markgrafen Rudolf von Baden verkauft. Neudorf ist eine späte Ausbausiedlung von Graben her, ging zunächst an das Amt Udenheim und ist seit 1803 badisch. Graben: 1328 Graben [Original], 1453 Graben [Original]. Neudorf: 1531 zum Newendorf [Original], 1541 Neuendorff [Original], 1571 Newendorff [Original]. Graben gehört zu althochdeutsch grabo, mittelhochdeutsch grabe ‘Graben’. Es handelt sich daher wohl um eine Stellenbezeichnung ‘am Graben (der Burg, bei der das Dorf entstand) ’ oder ‘am Graben (der Pfinz, die hier in die Rheinniederung abfällt)’. Ein Teil von Neudorf wurde von Graben aus besiedelt und „das neue Dorf“ genannt. So Graben, bei Neulengbach.
Grabenstätt
Grabenstetten
Grabfeld
Grabow Im 12. Jahrhundert slawische Burg mit Siedlung, 1252 Stadtgründung durch die Grafen von Dannenberg, 1320 zu Mecklenburg, im 17./18. Jahrhundert diente das umgebaute Schloss als Witwensitz der mecklenburgischen Herzoginnen, seit Ende des 18. Jahrhundert Ansiedlung von Kleinindustrie mit Brauerei (1770), Leder(1817), Fass(1858) und Goldleistenbetrieb (1866). 1186 Grabowe, 1269 Graboye; Grabow (1189). Der Ortsname liegt ein altpolabisch Flurname *Grabov mit einem Stellen bezeichnenden Suffix -ov,-o(w), zugrunde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Im Grundwort steht das altpolabische Appellativum *grab ‘Hainbuche, Buche’; die Bedeutung des Ortsname lässt sich somit als ‘Ort mit/an (Hain-)Buchen’ rekonstruieren. So U. a. Grabow(-Below), Landkreis Müritz; Grebbin, Landkreis Parchim.
Grabowhöfe
Gräben
Gräfelfing 763 (Kopie von 824) Grefoluinga, 802 (Kopie von 824) Grefoluingen, 1315 Greffolfing, circa 1440 Greffelfing, 1811 Graefelfing, 1867 Gräfelfing (Greffelfing). Es ist der Personennamen *Grefolf zu erschließen, der durch das Zugehörigkeit Suffix- ing abgeleitet ist.
Gräfenberg
Gräfendhron
Gräfendorf
Gräfenhainichen
Gräfenthal
Grävenwiesbach
Grafräth, (Solingen) 1135 Greurode. 1191-93 Greuerodhe. Germanisch graefin, zu graefjn, Grad + ropa Rodung.
Grafenau (Niederbayern) 1376 Stadtrechte (als erster Ort im Bayerischen Wald), seit 1965 staatlich anerkannter Luftkurort. Lage am sog. Goldenen Steig, einer historisch bedeutenden Salzhandelsverbindung (Säumerstraße) zwischen Österreich, Bayern und Böhmen. 1376 Grauenau, 1396 Grafenaw [Original], 1456 Graffenaw; Grafenau (1643). Bestimmungswort der für der Ortsname anzusetzenden Ausgangsform mittelhochdeutsch *Gra ̄venouwe ist eine Genitiv-Singular oder Genitiv-Plural-Form zu mittelhochdeutsch gra ̄ve ‘Graf ’. Als Grundwort fungiert mittelhochdeutsch ouwe ‘Wasser, von Wasser umflossenes Land, wasserreiches Wiesenland’ ( -au), sodass sich als ursprünglich Bedeutung des Ortsname ‘Au(-Siedlung) des oder der Grafen’ ergibt. Mit Graf beziehungsweise Grafendürfte(n) wohl einer oder mehrere mittelalterliche Grafen von Formbach (am Inn, s von Passau), höchst wahrscheinlich aus deren Windberger Linie angesprochen sein. Die Schreibung -ui m kopial überlieferten Erstbeleg steht für -v (mit Lautwert f), -w in den Belegen von 1396 und 1456 für -u. So Grafenau, Reg.-Bez. Stuttgart.
Grafenau (Württemberg)
Grafenberg
Grafengehaig
Gräfenhainichen. Stadt im Landkreis Wittenberg. Hochmittelalterliche Gründung, zunächst unter anhaltischer Lehnshoheit, seit dem späten 14. Jahrhundert wettinisch. 1285 domino Burchardo de Indagine [Original], 1325 mit deme Hayn [Original], 1381 Gravinalbrechtishayn [Original], 1405 czum Grefinheynchin [Original]. Ursprünglich simplizische Benennung, vgl. -hain. Die Zusätze Grefin-, Gravonalbrechtis u.ä. wurden von der Kanzlei der Wettiner zur Unterscheidung von Großenhain eingeführt. Sie beziehen sich auf den Vorbesitzer, den anhaltischen Grafen Albrecht (1316–1362). Mundartlich, umgangssprachlich und in regional verankerten historischen Belegen heißt es hingegen oft Henichen o.ä., die Zusätze werden also nicht realisiert. Eine von der älteren Forschung gelegentlich erwogene Namen übertragung von ‘s-Gravenhage ist abwegig und mit den historisch Belegen nicht zu vereinbaren. So Großenhain, Landkreis Meißen.
Grafenhausen
Grafenrheinfeld
Grafenwiesen
Grafenwöhr
Grafhorst
Grafing bei München Im 13. Jahrhundert Ausbau zum Markt durch die Wittelsbacher. Circa 1110 Grauingin, circa 1205 Graevingen, circa 1400 Grafing, 1964 Grafing b. München. Es liegt althochdeutsch gra ̄fo, grauo, crafo ‘Graf’ zugrunde, abgeleitet durch das Zugehörigkeit suffix -ing; man kann an einen Vorfahren des um 1100 hier begüterten Grafen von Kling denken.
Grafling
Grafrath
Grafschaft
Grainau
Grainet
Graitschen bei Bürgel
Grambek
Grambin
Grambow (Nordwestmecklenburg)
Grambow (Vorpommern)
Grammendorf
Grammentin
Grammetal
Grammow
Gramzow Das Amt umfasst 6 Gemeinten. 1177/78 wurde im Dorf Gramzow vom pommerschen Herzog Bogislav I. ein Prämonstratenserkloster gestiftet, dessen Konventualen aus Ratzeburg kamen. 1536 wurde es infolge der Reformation ein landesherrliches Amt. Die Klosterkirche wurde 1687 den Hugenotten zugewiesen, brannte 1714 ab und ist seitdem gleich den Klostergebäuden Ruine. 1168 villa Gramsowe, 1263 in Gramzow, 1375 Gramtzow, Grampzo, in Gramsow; Gramzow (1861). Grundform altpolabisch *Gra ̨baˇsov-/*Gra ̨boˇsov ‘Ort, der nach einem Mann namens Gra ̨ basˇ, Gra ̨ bosˇ o. ä. benannt wurde’. Der Zuname gehört zum Adjectivisch altpolabisch *gra ̨by ‘roh, grob’ und ist eine Bildung mit einem ˇs-Suffix. Die Verbindung mb wurde in der Mundartlich zu m(m) assimiliert. Ähnlich Gramzow, Ortsteil von Gransee, Landkreis Oberhavel, und Ortsteil von Krusenfelde, Landkreis Ostvorpommern.
Grande
Gransdorf
Gransebieth
Gransee Bei Gransee slawische Burgwall sowie Vorburgsiedlung. Stadt als Marktsiedlung mit Schutzfunktion gegen Mecklenburg gegründet, 1262 Stadtrecht. Eine der besterhaltenen mittelalter Befestigungsanlagen in der Mark Brandenburg. Pfarrkirche St. Marien aus dem 13. Jahrhundert An den Aufenthalt des Trauerzuges der 1810 verstorbenen Königin Luise von Preußen erinnert in der Stadt das von K. F. Schinkel entworfene Luisendenkmal. 1262 Stad Gransoyge, 1302 Granzoge [Original], 1333 Gransowe, 1499/1500 Cransehe; Gransee (1775). Die Erklärung des Namens bereitet Schwierigkeiten. Wahrscheinlich ist der Name mit altpolabisch *gra ̨z < urslawische *grêzц/*gra ̨zц ‘Sumpf, Schlamm, Morast’ zu verbinden. Das slawische Suffix -ovund das deutsche Grundwort -oie (mittelniederdeutsch oie, ouwia ‘Aue, Land am Wasser, Insel’) können zusammengefallen sein. Gransee wird auch als d. Zusammensetzung aus althochdeutsch (mittelniederdeutsch) grans ‘Schnabel, Spitze, Horn’ angesehen. Die g-Schreibungen können für j stehen, da mundartliches g wie j gesprochen wurde. Problematisch ist, dass grans im Mittelniederdeutsch nicht belegt ist. Das Grundwort -see ist sekundär angetreten. Gransee liegt am gleichnamigen See (1590 von dem Jaronschen see).
Granzin
Grapzow
Grasberg 1785 wurde auf einem Sandhügel (5 m über NN) im Rahmen der Kolonisierung des Teufelsmoores die Grasberger Kirche errichtet; um sie herum entstand die gleichnamige Siedlung. Grasberg (1791). Der erst Ende des 18. Jahrhundert bezeugte Name enthält als Grundwort-berg und als Bestimmungswort das unflektierte Appellativum hochdeutsch Gras ‘Gras, Wiese’. Namengebend war der Hügel, auf dem die Kirche erbaut wurde, der offenbar trocken genug war, dass dort Gras wachsen konnte.
Grasbrunn
Grasellenbach
Grasleben
Grassau
Grattersdorf
Gratzfeld, (Oberpleis) 1212 Gratiswelt.
Grau, (Euren) 860 Grau.
Grauel
Grebenau
Grebenhain
Grebenstein
Grebin
Grebs-Niendorf
Greding
Grefrath Erstmalig erwähnt als Stiftung der Gräfin Aleidis von Molbach (Maulbach) zum Seelgedächtnis ihres verstorbenen Gatten. 1177 in Greuerode. Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch gr ̄eve ‘Graf ’ und-rod(e): ‘Rodung/Rodeland des Grafen’. So Gräfrath, Stadtteil von Solingen.
Greifenberg ist ein Kulturname, zusammengesetzt aus dem mittelniederdeutsch Appellativum gr ̄ıp, d. Greif, polnisch gryf ‘Figur, die sich im Wappen der pommerschen Herzögen befand (auch der heute Westpommern)’ (vgl. Greifswald), gebildet aus lateinisch gryphus und mittelniederdeutsch Appellativum berch, deutsch-berg. Der Ortsname Gryfice wurde 1945 amtlich eingeführt und ist eine phonetisch-derivationelle Substitution des d. Ortsname mit dem polnisch Suffix -ice anstatt d. -berg. Adjektivisch gryficki. So Greiffenberg in Schlesie // Gryfów S ́la ̨ski, Woi. Niederschlesisch; Greifenhagen // Gryfino, Westpommern; beide Polen; Greifswald.
Greifenstein
Greifswald 1199 Gründung des Zisterzienserklosters Hilda (später Eldena), von dort aus ab 1209 mit Gestattung durch Rügenfürsten planmäßiger Aufbau einer neuen Siedlung, 1248 Erwähnung als „oppidum“, 1250 Lübisches Stadtrecht, 1281 Mitglied der Hanse, 1648 an Schweden, 1815 zu Preußen, Universität (gegründet 1456, z. Zt. circa 12 000 Studierende). Geburtsort von Caspar David Friedrich. 1248 Gripheswald [Original], 1249 Gripeswald, 1250 Grifeswolde, 1280 Gripeswalt, 1298 Gripeswald; Greifswald (1553). Der Ortsname ist zusammengesetzt aus mittelniederdeutsch gr ̄ıp ‘Greif’ (Fabelwesen mit Adlerkopf und Löwenpfoten, seit 1214 Wappentier des pommerschen Herzogshauses und Bezeichnung der Herzogsfamilie als „die Greifen“); mittelhochdeutsch -ph beziehungsweise mittelniederdeutsch -panstelle von -f sind Kennzeichen verschiedener Einflüsse; norddeutsch -wold(e) ist hochdeutsch-wald. Die neuhochdeutsch Schreibung mit Diphthongierung des - ̄ız u -ae(geschrieben -ei-) und -p zu -fs etzt sich erst im 17. Jahrhundert durch. Bis heute erhalten ist eine elliptische umgangssprachliche Form Grüps (geschrieben: Gryps), vermutlich im Zusammenhang mit älteren Schreibungen mit -y (vgl. lateinisch gryphus) sowie zur Differenzierung von umgangssprachlichem Grips ‘Verstand’.
Greiling
Greimerath (Eifel)
Greimerath (Trier-Saarburg) 981 Grimolderode. Germanisch Grimawaldes ropa, Rodung des Grimawald, ( grimo, Helm, Maske + walda, Herr(scher).
Greimersburg 1135 Grimesbvra. Germanisch Grimes burja, Schuppen des grimo, (grimo Helm, Maske)
Greiz (Vogtland), Schon frühgeschichtlicher Siedelplatz, slawische Siedlung mit Burg fraglich; deutsch Siedlung mit Burg 12. Jahrhundert, im 13. Jahrhundert Stadtanlage; 1306 bis 1918 Residenz einer Linie des Hauses Reuß; im Mittelalter Landwirtschaft und Handwerk, seit 18. Jahrhundert Entwicklung der Textilindustrie, Oberes und Unteres Schloss, Beiname „Perle des Vogtlandes“. 1209 prope Graitz, in Groytz, 1225 Groiz (castrum), 1350 Greucz, 1384 Graicz, 1566 Graitz; Greiz (1802). Ursprünglich altsorbisch Ortsname gebildet aus altsorbisch *grod’c (< *grodцcц < älter *gardцcц) ‘Burg, befestigte Siedlung’, eine Deminutivform zu altsorbisch grod ‘Burg’, vgl. polnisch gród, tschechisch hrad. Die Bezeichnung für ‘kleine befestigte Siedlung’ wurde zum altsorbischen Ortsnamen *Grod’c. Nach Übernahme des Ortsnamens ins Deutschland als [*grodits] ist intervokalisch |d| im 12. Jahrhundert bereits geschwunden und [groits] gesprochen worden, was Schreibweisen wie Groiz, Groez, Greutz, Grewtz, Greuycz uswach vom 13. Jahrhundert an zeigen. Seit dem 14. Jahrhundert sind die mundartlich entrundeten Formen mit ai und ei vertreten, die im Ortsname Greiz auch amtlich wurden. So Groitzsch, Landkreis Leipzig, 1181 Groiz; Gröditz, Landkreis Meißen, 1217 Grodiz.
Gremersdorf
Gremersdorf-Buchholz
Gremsdorf
Grenderich
Grentrup (Drensteinfurt) +1000 Greingthorpe, Mitte 1200 Grincthorpa.
Grenzach-Wyhlen Grenzach: 1275 Crenzach, 1281 Kopie Krenzach. Wyhlen: 1240 Wil [Original], 1243 Wilon [Original]. Für den Siedlungsname Grenzach ist die Ausgangsform *Carantia ̄cum anzusetzen. Solche galloromanischen Mischformen, bestehend aus einem Personennamen und dem Suffix-a ̄cum zur Bezeichnung der Zugehörigkeit zu einer Person oder einer Sippe, kommen in der Gegend öfter vor. Der zugrunde liegende Personennamen lautet keltisch *Karantos mit der Bedeutung ‘Freund, Verwandter’, Partizip Präsens zu *karajo ̄ > *karo ̄ ‘ich liebe’, latinisiert Carantus. Das daraus gebildete Gentilium Carantius diente als Ableitungsbasis für den Siedlungsname. Durch die zweite Lautverschiebung und den -i-Umlaut entwickelte sich *Carantia ̄cum über *Cherentzach zur heutigen Form. In der Mundart hat sich anlautendes [x] erhalten, während in der Schriftform wohl Grenze ein gedeutet ist. Der Siedlungsname Wyhlen ist wohl auf ein Lehnwort althochdeutsch w ̄ıla, Dativ Plural w ̄ılo ̄n, aus lateinisch v ̄ılla zurückzuführen. Bezeichnet wurde damit das Gebäude eines Gutshofs, nicht ein wirtschaftlicher Komplex wie mit v ̄ılla ̄re. Mit ze w ̄ılo ̄n ‘bei den (römischen) Landhäusern’ war also ursprünglich eher eine Stelle als eine Siedlung gemeint. So † Grenzach, bei Niedersept // Seppois-le-Bas, Département Haut-Rhin; Grenzingen // Grentzingen, bei Altkirch, Département Haut-Rhin; Weil am Rhein, Landkreis Lörrach.
Gressenich, (Aa) 973 Crasciniacum, ende 1200 Greznich.
Gresse
Grethem
Grettstadt
Greußen
Greußenheim
Greven (Mecklenburg)
Greven (Münsterland) Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster. Um 890 in Greuaon [Original], 1172 Greven. Dativisch flektierte Bildung auf Basis der indogermanischen Wurzel *gˆher-, *gˆhr ̄e‘ strahlen, glänzen, schimmern’ und deren Erweiterung *gˆhr ̄e-u-i o-s ‘grau’. Diese liegt auch dem appellativischen angelsächsisch græg, englisch. gray, altfriesisch gr ̄e, altsächsisch gr ̄e (neben gra ̄) ‘grau’ zugrunde. Das hohe Alter des Namens lässt eine Aussage über die Motivierung kaum zu. Ein Bezug zur Ems ist denkbar. Möglicherweise sind (grau?) schimmernde Überschwemmungsgebiete der Ems als Benennungsmotiv gemeint oder die Farbe des Flusses in einem bestimmten Abschnitt. Die Erklärung des Namens auf der Basis von altsächsisch gravo ‘Graben’ ist wegen des Stammvokals -e-, der schon in den frühesten Belegen auftritt, sprachlich nicht möglich, da die Flexionsformen von gravo kein -i aufweisen und somit keinen Umlaut von -az u -e bewirken können.
Grevenbroich Ursprünglich im Besitz der Grafen von Kessel, nach deren Aussterben 1307 an die Grafen von Jülich. Stadterhebung um 1300. 962 in villa Bruoche [Original] (hierher?), 1273 in Bru ̊che [Original], 1411 ze des Greuenbroiche [Original]. Grundwort der Zusammensetzung ist althochdeutsch bruoch ‘morastiges Gelände, Bruch’ in der reg. geltenden Form mit [o:]. Motiviert ist der Name durch die Lage in einem sumpfigen Gelände in einem Bogen der Erfurt. Das unterscheidende Erstglied, im Beleg von 1411 noch mit deutlicher Genitivfunktion, gehört zu mittelhochdeutsch gr ̄eve ‘Graf’ und dient zur Differenzierung von anderen mit gleichem Grundwort Ortsname mit Bruch sind überaus häufig.
Greves, (Wittlich) 1173 pratum in Greues. Sie Grau.
Greving, (Ulsen) 1188 domus Greuinc.
Griesberg, (Kommern) Mitten 1000 Griezberge. Germanisch greuta, Grieß, Kies + berga, Berg.
Grimburg, (Trier) 1202 Grinberch, 1202 Grimberch. Germanisch granda, Grieß, +Berga, Berg.
Grevenkop
Grevenkrug
Grevesmühlen Zunächst slawische, dann deutsche Siedlung, 1262/1267 Erwähnung als „oppidum“, 1359 Bestätigung des (früher verliehenen) Stadtrechts, im Mittelalter Münz präge und Brauereiwesen, 1230 Gnewesmulne, 1237 Gnewismulne, 1267 Gneuesmholen, 1297 Greuiszmhulenn, 1376 Grevismühlen. Der Ortsname bestand ursprünglich aus einem slawische und einem deutschen Bestandteil und bezeichnete die Mühle des Gneˇv. Die altpolabischen Personennamen geht vermutlich auf *Gnˇevomir oder ein anderer Vollname mit dem Erst oder Zweitglied *gnˇev‘Zorn, Wut’ zurück und wurde mit der deutsche Genitivendung -es abgeleitet. Spätestens seit Mitte 14. Jahrhundert begann man, in den slawische Bestandteil das norddeutsch Appellativum greve ‘Graf ’ ein zudeuten. Der zweite, ursprünglich d. Bestandteil des hybriden Ortsnamens ist das mittelniederdeutsch mole ‘Mühle’. So Gneve, Ortsteil von Ludorf, Müritzkreis, Gneven, Landkreis Parchim, Gnewitz, Landkreis Bad Doberan; Gnevsdorf, Ortsteil von Rühstädt, Landkreis Prignitz, und Ortsteil von Buchberg, Landkreis Parchim; Gneversdorf, Ortsteil von Lübeck.
Gribbohm
Gribow
Griebelschied
Grieben (Mecklenburg)
Griefstedt
Gries
Griesheim Der Ort – mit Bodenfunden seit der Jungsteinzeit, besonders einem merowingisch-karolingischen Gräberfeld – dürfte im 6./7. Jahrhundert als „Griesheim“ (neu)gegründet worden sein. Erste urkundlich Erwähnung 1165, als Friedrich I. dem Kloster Bronnbach den Besitz des Ortes (als Dotation der Grafen von Wertheim) bestätigt. Seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert war das Dorf unter der Herrschaft der Grafen von Katzenelnbogen und fiel 1479 an Hessen, 1567 an Hessen Darmstadt, 1918 beziehungsweise 1945 an Hessen. 1165 Griezheim [Original], 1218 Grizheim, 1381 Gryesheym [sämtlich Original]. Das Bestimmungswort ist althochdeutsch grioz ‘Sand, Kies, Strand’, dass in Ortsname an Gewässern mehrfach begegnet; es kennzeichnet hier die Ortslage in dem heute naturräumlich als „Pfungstadt-Griesheimer Sand“ bezeichneten ursprünglich Flugsand und Dünengebiet zwischen n Bergstraße und Neckarried. Der 2. Beleg zeigt schon die mitteldeutsch (und neuwhochdeutsch) Monophthongierung des im 1. noch bezeichneten mittelhochdeutsch Diphthongs an, der 3. schon das orthografische Dehnungs-e; y ist vom 14.–16. Jahrhundert häufige grafische Variante von i. So Griesheim, Ortsteil von Frankfurt am Main; Bad Griesbach, Landkreis Passau; Lenggries, Landkreis Tölz-Wolfratshausen.
Griesingen
Griesstätt
Grimburg
Grimma Slawische Fischersiedlung vor dem 12. Jahrhundert, markgräflich-meißnische Burg mit Burgsiedlung um 1330/70, Stadtanlage Ende des 12. Jahrhundert, wirtschaftliche Blüte im 14. Jahrhundert. Seit 1160 Grimme, auch Grim Mittelalter (lateinisch Einfluss). Bildung mit einem altsorbisch Appellativum *grim, das ‘tiefgelegenes, vom Wasser und nassen Wiesen umgebenes Gelände’ bezeichnete. Seit dem 16. Jahrhundert kanzleisprachliche Form mit -a. So Grimmen, Landkreis Nordvorpommern; Reinhardtsgrimma, Ortsteil von Glashütte, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Grimmelshausen
Grimlinghausen, (Neuß) 1173 Grinbrechtenhusen. Germanisch Grimaberthinga husum, zu den Häusern der Leute des Grimaberth, (grimo, Maske + bertha, glänzend)
Gripekoven, (Wegberg) 1225 Gripenchouen. Germanisch Gripinga hofum, zu den Hofen der Leute des Gripo.
Grimmen Frühe slawische, circa ab 1220 d. Besiedlung, spätestens 1287 Stadtrecht, zum Fürstentum Rügen, 14. Jahrhundert an Pommern, ab 1648 zu Schweden, ab 1815 zu Preußen, bis dahin vor allem Ackerbürgerstadt. 1267 Grimme tercio ..., 1278 Grimmis, 1279 zu Grimmenn, 1304 Grimme; Grimmen (1618). Der Ortsname liegt ein altpolabisch Substantiv *grim mit der Bedeutung ‘von Wasser oder feuchten Wiesen umgebene Niederung’ zugrunde. Die Endung ist auf den deutsche Dativ swach deklinier.
Grinau
Grischow
Grobengereuth
Gröbenzell 1437 die Grebmül zü Dachaw, 1471 von wegen des wassers genant Greben das an vnsers Burgers ... Mül genant die Grebmül ... In dem Greben nämlich von der Grebenprugken pis Indie Ammer, 1570 ein Hauß ... darinen einer wohnt, der auf dem Gröben und neuen Weg ein fleißig Aufsehe haben soll, 1612 das Gröbenhaus, 1633/34 Gröbenzollner aufm Gröben-Zohlhaus, 1675 Gröbmhauß Maskulinum Gröbmweegzohl, circa 1700 Greben Zoll, 1819 Georg Zwickl, sog. Gröbenzellner, 1831 Gröderszell, Grödenzell, 1867 Gröbenzell. Es ist nicht ganz sicher, ob sich die beiden erstgenannten Belege auf unsere Siedlung beziehen. Der Name erklärt sich als ‘Zollstelle am Gröbenbach’. Da diese Zollstelle im 19. Jahrhundert nicht mehr existierte und auch nicht mehr im Gedächtnis der Bevölkerung war, wurde im Jahr 1819 das Grundwort zell eingedeutet. Der Gewässername erklärt sich als ‘Bach, der sich sein Bett gräbt’.
Gröde
Gröden
Grödersby
Gröditz In slawische Zeit Burgbezirk und Burgsiedlung, seit 12. Jahrhundert deutsche Rittersitz und Flecken, infolge starker Industrialisierung seit 1850 Anwachsen zur Stadt. 1217 Grodiz (Zuweisung unsicher), 1383 Grodis, 1436 Groditz, 1464 Grödiß. Aus altsorbisch grodiˇsˇce ‘Burgstätte, befestigter Ort’, verbreitet im slawische Siedlungsgebiet (slawische *grodaus urslawische *gord-). Das slawische Suffix wurde als -is, dann -itz integriert. So Groitzsch, Landkreis Leipzig, Gröditz bei Weißenberg.
Grömbach
Grömitz 1286 als Kirchdorf erwähnt, vor 1440 erstmalig Stadtrecht verliehen, das Grömitz aber bald wieder verlor, 15. Jahrhundert Lübisches Stadtrecht, 1813 Anerkennung als Seebad, Kloster Cismar, Walkyriengrund. 1238 ad riuum qui Grobenize dicitur [Original], 1259 Grobenisse, 1307 iuxta Grobenitz. Vom altpolabisch grob’nica abstammend, bildet sich der Ortsname aus dem Wortstamm grob ‘Grab’ und dem zusammengesetzten Diminutivsuffix -n-ica, -itz. Als ursprünglicher Gewässername ist wohl die Bedeutung ‘Graben’ gemeint; damit bezeichnet der Name Grömitz eine Siedlung am Graben/Bach.
Gröningen
Grönwohld
Groitzsch Älterer slawische Burgwall beim nahen Dorf Altengroitzsch, Errichtung einer d. Burg durch Wiprecht von Groitzsch um 1080, mit Burgsiedlung, Stadtanlage durch wettinische Landesherren um 1200. Um 1150 Groisca, Groisch, später Groisch, im 12. Jahrhundert Groiz, Groizh. Zu erklären wie Gröditz. Aus altsorbisch grod’c, grodiˇsˇce ‘Burgstätte, befestigter Ort’, verbreitet im slawische Siedlungsgebiet (slawische *grodaus urslawische *gord-). Das slawische Suffix wurde als -is, dann-itz integriert. So Groitzsch, Ortsteil von Jesewitz, Landkreis Nordsachsen.
Grolsheim
Gronau (Leine) 1298 als Ort durch Bischof Siegfried von Hildesheim planmäßig gegründet, nachdem 1279 die s von Gronau gelegene Feste Empne zerstört worden war. Zerstörungen im Verlauf der Bischofsfehde 1472/73 und im dreißigjährigen Krieg hemmten die Entwicklung. 1521 calenbergisch (später Fürstentum Calenberg-Göttingen), 1643 zum Bistum Hildesheim; hildesheimische Grenzfestung. 1298 in Empne que nunc Gronowe dicitur, 1299 in Gronowe, 1300 in Gronowe, 1320 in Gronowe, 1392 Gronow. Alter Flurname, Kompositum aus norddeutsch gron ‘grün’, mittelniederdeutsch grö ̄n, norddeutsch gröön, und -au(e) ‘Land am Wasser’. So Gronau, Ortsteil von Oberstenfeld, Landkreis Ludwigsburg; Gronau, Ortsteil von Bad Vilbel, Wetteraukreis; Gronau (Westf.), Kreis Borken; Gronau, Ortsteil von Bensheim, Landkreis Bergstraße.
Gronau (Westfalen) 1365 dat hus tho Bocholte, 1371 tor Gronowe, 1490 Gronowe. Der Name ist eine Zusammenrückung von einem Bestimmungswort zum Farbadjektiv ‘grün’, hochdeutsch grün, mittelniederdeutsch grone, und einem Grundwort altniederdeutsch *ouwe > -au(e) aus germanisch *ahwjo ̄ ‘zum Wasser (*ahwo ̄) gehörig’, ‘Gelände beim Wasser’: ‘grüne Aue’, ursprünglich ein Flurname. So Gronau (Leine), Landkreis Hildesheim; Gronau, Ortsteil von Oberstenfeld, Landkreis Ludwigsburg.
Groothusen, (Au) +1000 Husun, germanisch husum, zu den Häusern.
Groppendorf, Mitte 12000 Gripenthorpe. Germanisch Gripan porpa, Siedlung des Gripo.
Groß(en)-. Westgermanisch *grauta-, althochdeutsch / mittelhochdeutsch gro ̄z, altsächsisch/mittelniederdeutsch gro ̄t ‘groß ‘dient als unterscheidender Zusatz im Gegensatz zu Klein(en)-. Älteres michel, althochdeutsch mihhil, mittelhochdeutsch michel ‘groß’, wird durch groß verdrängt, bleibt aber in Namen erhalten (Michelstadt, Odenwaldkreis; Großenhain, Landkreis Meißen.
Großaitingen Die Veraltundgemeinde umfasst die Gemeinte Groß und Kleinaitingen sowie Ottmarshausen. Steinzeitliche Funde deuten auf eine sehr frühe Besiedlung hin; die alemannische Siedlung, die den Ortsname prägte, geht auf das 6./7. Jahrhundert n. Chr. zurück. Der Ort war ein Amtssitz des zum Hochstift Augsburg gehörenden Domkapitels, bis er 1803 bayerisch wurde. 980 Etigga/Ettinga/Eitiga, 1104 Eitingen [Or.], 1143 Aitingen [Or.], 1259 Westernaitingen [Or.], 1401 Groz Aytingen. Der Ortsname setzt sich aus dem Zugehörigkeit ausdrückenden Suffix-ingen und dem Personennamen Aito/ Aido zusammen, kann also gedeutet werden als ‘bei den Leuten des Aito/Aido’. Die frühen Belege auf -inga sind als Latinisierungen zu betrachten. Das Differenzierungswort Western (Dativ zu mittelhochdeutsch wester ‘westlich’, also ‘im westlichen Aitingen‘), das seit dem 13. Jahrhundert der Unterscheidung des Ortes von Kleinaitingen (Ostern Aytingen) diente, wurde im Lauf des 15. Jahrhundert durch Groß abgelöst, da erst zu dieser Zeit das Gegensatzpaar groß-klein zur Bezeichnung von Ausdehnungen semantisch möglich wurde.
Großalmerode Rodungsdorf, das erst 1775 durch Landgraf Friedrich von Hessen Kassel die Stadtrechte erhielt. 1386 Almerodde [Original], 1446 Almerade, 1537 Almanrode, 1558 Grossen Almerode, 1562 Großalmerode, 1572–1589 Glaß-Großalmerode. Frühere Belege (vor 1150 in villa Burchalmerod, 1227 Almarrot, 1228 Almerot, 1303 Almunderode, 1329 Amolderode, 1340 Almunderode, 1373 Almerode, 1428 Niederalmerode) gehören zum n von Großalmerode gelegenen Kleinalmerode (Stadt Witzenhausen). Das Grundwort ( -rode) verweist auf die Rodungssiedlung. Das in der Lautung stark schwankende Bestimmungswort ist entweder mit dem Personennamen Adalmunt > Almunt oder aber mit Adalmar > Almar in Verbindung zu bringen.
Großbardorf
Großbarkau
Großbartloff
Großbeeren
Groß Berßen
Großbettlingen
Groß-Bieberau
Großbockedra
Groß Boden
Großbottwar Zwischen 750 und 906 wechselten die Besitzrechte zwischen Kloster Fulda, Stift Neuhausen und Kloster Murrhardt, Ortsadel ist im 12./13. Jahrhundert bezeugt; um 1279 zur Stadt erhoben und seit 1357 württembergisch. Burg Lichtenberg, Weinlehrpfad, historisches Rathaus, Martinskirche, Schiefes Haus, Schlössle. 750–802 (Kopie1150–65) Boteburon, circa 873 (spätere Kop.) Bodibura, 950–976 (spätere Kopie) Bodibura, 1105–20 Botebor [Original], 1245 Botwar [Original]; Grossen Bottwar (1579). Der Name setzt sich zusammen aus dem Grundwort althochdeutsch bu ̄r ‘Wohnung, kleines Haus’ und dem Personennamen Bo ̄do. Die Flexionsendung -en dem Personennamen ist früh ausgefallen, das b des Grundwort wird mundartlich zu w. Der Zusatz Großen, Groß dient zur Abgrenzung von Klein-Bottwar. Beide Orte liegen an der Botwar, der Gewässername ist aber erst später nach der Siedlung benannt worden. SoKleinbottwar, Ortsteil von Steinheim a. d. Murr.
Großeneder, 1015-20 Westnedere.
Großbreitenbach
Großbrembach
Groß Buchwald
Großbundenbach
Großderschau
Groß Disnack
Großdubrau
Groß Düben
Großefehn Das „Große Fehn“, die älteste Fehnsiedlung Ostfrieslands, wurde 1633 von 4 Emder Bürgern gegründet, die mit der Trockenlegung des Moorgebiets begannen. Bekannt ist die „Mühlengemeinde“ für ihre 5 intakten Galerie-Holländerwindermühlen. 1716 auf altem und großen Fehne [Original], 1716 auffm großen Fehn, 1735 Große Fähn; Großefehn (1818). Der Ortsname beruht auf einem Syntag Mittelaltermit dem Adjektivisch mittelniederdeutsch gr Ortsteil ‘groß’ und mittelniederdeutsch venne, ven ‘(mit Gras bewachsenes) Sumpfland’, das speziell in Nordniedersachsen häufig für Moorkolonistensiedlungen verwendet wurde.
Großeibstadt
Grosselfingen
Großenaspe
Großenbrode
Großenehrich
Großengottern
Großenhain Burg mit Burgort aus slawische Zeit, seit 12. Jahrhundert markgräflich-meißnische Burg, um 1200 planmäßige Stadtanlage an Verkehrsknotenpunkt, im 15. und 16. Jahrhundert Blütezeit durch Tuchmacherei. 1207 Ozzec, 1224 de Hagen, 1235 Indago, 1238 der Hayn, 1415 Hayn ober Elbe, 1663 Großen Hayn. Die altsorbisch Bezeichnung *osˇek ‘Verhau’ wurde als Hain ‘umhegter Ort’ übersetzt (lateinisch indago) und reiht sich somit in Ortsname wie Hain, Hainichen und in die Ortsname mit dem Grundwort-hain ein.
Großenkneten In der Umgebung bedeutende ur und frühgeschichtliche Funde; ob eine Nennung von 890 Gnettum hierher oder zum 15 km südwestlich gelegenen Kleinenkneten gehört, ist unsicher; die Kirche in Großenkneten ist sehr früh als Corveyer Eigenkirche erwähnt; zur gleichnamigen Gemeinte gehören. Um 1000 Gnidon [Kopie 11. Jahrhundert], um 1150 Knethe, 1160 Kniten; Grossen Kneten (1805). Der Ortsnam eist schwierig. Es handelt sich um ein im Dativ Plural stehendes Simplex. Zwar wurde an einen Zusammenhang mit westfälisch knieder ‘Wachholder’ gedacht. Es ist jedoch eher ein Anschluss an die indogermanisch Wurtzel *gen ‘zusammendrücken; Geballtes’ zu erwägen, die vor allem im Germanisch bezeugt ist und mit Dentalerweiterung in althochdeutsch knetan ‘kneten’, altnordisch knatti ‘Bergkuppe’ vorkommt. Ein Anschluss an indogermanisch *gehen ‘zernagen, kratzen, reiben’, dass auch eine Erweiterung *ghnei-, *ghneid(h)aufweist (althochdeutsch gn ̄ıtan, mittelniederdeutsch gn ̄ı den ‘reiben’, mittelhochdeutsch gn ̄ı st ‘Grund’), ist unwahrscheinlicher, da altsächsisch -k vor -n sthehen werden konnte, womit die ältesten Belege zu erklären wären, der umgekehrte Vorgang jedoch kaum belegt ist. Zur Unterscheidung von Kleinenkneten (1462 Lutteken Knethen) erscheint im 14./15. Jahrhundert auch der Zusatz Kerk (1349 Kerckneten), der das Vorhandensein einer Kirche anzeigt. Die Unterscheidung zwischen Großenund Kleine nist erst jung.
Großenlüder 816 Lutra, 953 villa Ludera, 11. Jahrhundert de Lutera, 1302 ville Luthere, 1328/39 Luotere, 1385 tzu Luter, 1515 Luddere; Großenlüder (1570). Der Ortsname leitet sich von dem Flussname ab, der im 9. Jahrhundert als Lutire erscheint. Das -i der Folgesilbe lautet den Stammvokal in mittelhochdeutsch Zeit zunächst zu -iu um (um 1160 Liutra flumen in silva Bochonia). Später wird der Umlaut als -ü gekennzeichnet. Im Konsonantismus wechseln -t und -d im Inlaut. Dabei erscheint -t durch das nachfolgende -ri n der zweiten Lautverschiebung als unverschoben. Der Ortsname i st ursprünglich eine Ableitung mit dem Suffix -a, das erst später zu einem Grundwort -aha ( -ach1) verändert wird. Anschluss an das althochdeutsch Adjectivisch lu ̄ t(t)ar, hlu ̄ t(t)ar, lu ̄ t(t)er, hlu ̄ ter, lu ̄ tir ‘lauter, klar, hell, rein’. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung am lauteren, klaren Wasser’. So Kleinlüder, Lütter, beide Landkreis Fulda; Lauterbach, † Ober-Lauterbach (sw Lauterbach), beide Vogelsbergkreis; † Lauternbach, Wüstung sö Gießen; Lauter, ö Gießen; Lauterbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg; † Lauterbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf; Lüderbach, Ortsteil der Gemeinte Ringgau, Werra-Meißner-Kreis; Lutter, Ortsteil von Neustadt am Rübenberge, Region Hannover.
Großenrade
Großensee (Holstein)
Großenseebach
Großenstein
Großenwiehe
Großenwörden
Großerlach
Großeutersdorf
Großfahner
Großfischlingen
Groß-Gerau Laut einer verfälschten Urkunde soll Erzbischof Hatto von Mainz 910 sein Gut in der Gerauer Mark an das Kloster Fulda übertragen haben. König Heinrich schenkte 1002 seine curtis Geraha an die Wormser Kirche (1009 an Bamberg, 1013 an Würzburg). Später hatten die Grafen von Katzenelnbogen die Ortsherrschaft als würzburgisches Lehen inne. Auch die Henneberger meldeten Besitzrechte an, die 1521 zusammen mit dem Schloss Dornberg an die Landgrafschaft Hessen übergingen. 1398 Verleihung der Stadtrechte, die 1663 erneuert wurden. Seit 1832 Kreisstadt. Eingliederung von Dornberg (1939), Berkach (1972), Dorn-
heim und Wallerstädten (1977). In Dornberg befindet sich die Stammburg der Herren von Dornberg. Groß-Gerau: 910 (F.; Kopie) Geraha marca, 1257 Gerahe, 1355 maius Gera, 1371 Grozen Geraw. Dornberg: 1236 castrum Dorenburg, 1326 Dorinberg, 1371 Dorenborg. Berkach: 1035 (Kopie) in loco Birkehe ... in Germare marcirca Dornheim: 779 (Kopie) Thornheim. Wallerstädten: 1281 (Kop.) Waldirsteden, 1326 Walderadesteden. Der Ortsname Gerau stammt von einem Gewässername ( Büttelborn mit Klein-Gerau, Landkreis Groß-Gerau). Die Namen Dornheim und Dornberg zu althochdeutsch dorn ‘Dorn(strauch)’. Der Ortsname Berkach ist eine Kollektivbildung mit dem Suffix -ach2 zu althochdeutsch birka.
Groß Godems
Groß Grönau
Großhabersdorf
Großhansdorf 1274 erstmals urkundlich erwähnt, 1435 zu Hamburg, 1872 Zusammenschluss von Schmalenbeck und Großhansdorf zu Großhansdorf-Schmalenbeck, seit 1937 zum Landkreis Stormarn gehörig, 1938 neue Gemeindebezeichnung Großhansdorf. Um 1320 Johannestorp [Original], 1388 to dem Johanstorpe, 1430 ad usum ... et Hanstorpe, 1649 Groß Hansdorp. An der ursprünglich Form Johannestorp lässt sich die Bedeutung als ‘Siedlung des Johannes’ ( -dorf ) am deutlichsten erkennen. Das unterscheidende Adjektivisch Groß ist erst in jüngerer Zeit hinzugefügt worden.
Großharrie
Großharthau
Großhartmannsdorf
Großheide 1552 Grote Haeyde [Original], 1589 Heide, 1599 Groteheide; Grosheide (1645). Der Ortsname beruht auf einem Syntag Mittelaltermit dem Adjektivisch mittelniederdeutsch gr Ortsteil ‘groß’ und mittelniederdeutsch h ̄eide ‘Heide, wildbewachsene Fläche’ im Nominativ Singular Durch Zusammenrückung entsteht jünger das Kompositum mit unflektiertem Bestimmungswort Die norddeutsche Form wird im 17. Jahrhundert durch die hochdeutsch Entsprechung abgelöst. Das Element Groß-/Grot differenziert den Namen von dem w gelegenen Kleinheide.
Großheirath
Großheringen
Großheubach
Großholbach
Groß Ippener
Großkampenberg
Großkarlbach
Großkarolinenfeld
Groß Kelle
Groß Kiesow
Großkmehlen
Groß Köris
Groß Kordshagen
Groß Krams
Groß Kreutz (Havel) Bis zum 14. Jahrhundert bestanden 2 Dörfer. Die slawische Siedlung auf dem Wolfsberg ist in Groß Kreuz aufgegangen, das ein Kolonistendorf war. 1275 slauicam Crucewitz [Original], 1300 minor Crucewitz [Original], 1300 maior crucewiz [Original], 1479 Grossen Crucewitz, 1640 Großen Creuz. Grundform altpolabisch *Kruˇs(e)vica/*Kruˇs(e)vec ‘Ort, wo Birnbäume stehen’, zu altpolabisch *kruˇsa ‘Birne, Birnbaum’. Der Name wurde von deutschen Siedlern an mittelniederdeutsch kruze ‘Kreuz’ angelehnt, später fiel-witz weg. Der Zusatz Groß blieb, um es von Klein Kreuz bei Brandenburg (1329 Crutzewitz) zu unterscheiden.
Großkrotzenburg
Groß Kummerfeld
Groß Laasch
Großlangenfeld
Großlangheim
Groß Lindow
Großlittgen
Großlöbichau
Großlohra
Groß Luckow
Großmaischeid
Groß Meckelsen
Großmehring
Groß Miltzow
Großmölsen
Groß Mohrdorf
Groß Molzahn
Großnaundorf
Groß Nemerow
Großneuhausen
Großniedesheim
Groß Niendorf (Holstein)
Groß Nordende
Großobringen
Groß Oesingen
Groß Offenseth-Aspern
Großolbersdorf
Großostheim im 5/6 Jahrhundert Fränkisch Königshof, seit dem 8 Jahrhundert Fuldischer Besitz,, seit 1278 zu, Kurfürstentum Mainz. Seit 1814 bayerisch. 780/799 (Kopie 12. Jahrhundert) Ostheim, 1774 Groß Ostheim, die Himmelsrichtung Ostwohl von der Spätmittelalter wüst gewordenen alteren Nachbarsiedlung Ringenheim aus gesehen, zu der ein Großes früh fränkisches Reihen räberfeld gehörte. Des Zusatz Groß unterscheidet den Namen von Kleinostheim im gleichen Landkreis.
Groß Pampau
Groß Pankow
Groß Plasten
Großpösna
Groß Polzin
Großpostwitz (Oberlausitz)
Großpürschütz
Groß Quenstedt
Großräschen 1370 Grosen Redschin, 1421 Redschin ambo, 1439 Grossen Retschen, 1529 Groß Reschen; sorbisch 1761Ran ́, 1843 Ran ́. Die Überlieferung lässt keine eindeutige Grundform zu. Am wahrscheinlichsten ist altsorbisch *Radˇsin-, gebildet von einem Personennamen asorb *Radˇsa, *Radiˇs, einer Kurzform von Vollnamen wie altsorbisch *Radomir, *Radibor, zu altsorbisch *rad ‘gern’. Nicht ganz ausgeschlossen wird altsorbisch *Rˇeˇcina, zu altsorbisch *rˇeka ‘Fluss, Bach’, doch ist die Wiedergabe eines ˇc durch dsch, tsch und sch sehr ungewöhnlich. Die sorbische Form ist unabhängig von der altsorbisch entstanden, Grundform *Ran ́, eine Bildung mit dem possessiv j-Suffix zu einer Kurzform *Ran vom Vollname *Ranimir o.ä., der im Erstglied altsorbisch *rany ‘früh’ enthält, ‘Siedlung eines Ran’.
Beim Ortsname Wallerstädten legt der Beleg von 1326 die Ansetzung eines weiblichen Personennamen Walderada als Bestimmungswort des Grundwort -statt nahe.
Groß Rheide
Großrinderfeld
Großröhrsdorf Großes Bauerndorf, gegründet am Ende des 12. Jahrhundert, im 18./19. Jahrhundert stark industrialisiert durch Weberei, Stadt seit 1924. 1350 Großen Rudigerstorff, 1517 Grosruerßdorff, 1584 Grosrörsdorff. Bildung mit dem Grundwort -dorf und dem althochdeutsch Personennamen Rüediger > Rüdiger. Großdifferenziert die Siedlung vom benachbarten Kleinröhrsdorf.
Groß Rönnau
Groß Roge
Groß-Rohrheim
Großrosseln 1290 de Roussela (Kopie Ende 15. Jahrhundert), 1293 de Rossele [Original], 1332 Rousselle [Original]; Grossrosseln [Original] 1478. Der Siedlungsname leitet sich ab von dem Fluss Rossel, der erstmals bereits 777 in lateinisch Sprache in der Kombination pagus Rosalinse ‘Rosselgau’ (888 Roslohgouue, 1046 in pago Rosselgouwe) belegt ist. Der Gewässername ist vorgermanisch Ursprungs und entstand aus dem indogermanisch *Ro ̄sa ̄la, gebildet zu der indogermanischen Wurzel*ro ̄s-‘fließen’beziehungsweisez zu ondogermanisch*rosa ̄‘Feuchtigkeit, Tau’ mit l-Suffix. Der unbetonte Nebensilbenvokal und der Endsilbenvokal [a] wurden jeweils zu [e] abgeschwächt. Die Schreibungen mit und erklären sich wahrscheinlich als gelehrt-etymologische Anlehnungen an lateinisch russus ‘rot’ beziehungsweise *rossellus ‘rötlich’ mit Bezug auf den rötlichen Buntsandstein des Rosseltals. Durch den Einfluss von lateinisch russus lässt sich auch das Auftreten der erst spätmittelalter auftretenden Belege mit [u] (gelegentlich unter französisch Einfluss als verschriftet) statt [o] erklären. Bereits zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung 1290 handelte es sich um eine Siedlung, da in der Urkundlich das „Patronatsrecht an der Kirche des Dorfes Rosseln“ (ius patronatus ... in ecclesia ville de Roussela) verschenkt wird. Als im Spät Mittelalter am rechten Ufer der Rossel eine neue Siedlung, heute Petite Rosselle, entstand, wurde eine Differenzierung durch die Zusätze Groß beziehungsweise Klein notwendig.
Großrudestedt
Großrückerswalde
Groß Sarau
Groß Schacksdorf-Simmersdorf
Groß Schenkenberg
Großschönau Großschönau: 1352 Magnum Sonow, 1360 Maior Schonow, 1515 zcu Grossen Schone. Hainewalde: 1326 in Heyninwalde, 1359–1399 Heinwald, Heinwelde, 1609 Heinewalda. Großschönau: Bildung mit dem Grundwort-aue und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch schœn(e) ‘schön, anmutig’, ‘Siedlung zur schönen Aue’. Der Zusatz Groß-, lateinisch magnus, maior, unterscheidet den Ort von dem ehemalig Kleinschönau ö Zittau, heute Sieniawka, Dolnos ́laskie, Polen. Hainewalde: Bildung mit dem Grundwort-walde und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch-hagen‘Dornbusch, umhegter Ort’, ‘Rodungssiedlung im umhegten Wald’. So Schönau, Ortsteil von Wildenfels.
Großschwabhausen
Großschweidnitz
Groß Schwiesow
Großseifen
Groß Siemz
Großsolt
Großsteinhausen
Groß Stieten
Groß Teetzleben
Großthiemig
Groß Twülpstedt
Groß-Umstadt Der altbesiedelte Ort (mit Funden aus Altstein-, Kelten-, Römer und germanisch Landnahme zeit) wird früh erwähnt: zwischen 741 und 746 überträgt Karlmann die dortige Peterskirche dem Bistum Würzburg, 766 schenkt Pippin die Mark Umstadt der Reichsabtei Fulda, die lange die Lehnshoheit hat. Seit dem Hochmittelalter häufige Besitzwechsel, meist auch Kondominate unter Beteiligung u. a. der Münzenberger, Hanauer, der Pfalzgrafen, der hessisch Dynastien; 1255 Stadtrecht. (741–746) 822 Autmundisstat [Original], 766 Autmundisstat [Original Rückvermerk 9. Jahrhundert: Otmuntesstat, Rückvermerk 15. Jahrhundert: Omstad; Omenestat (Kopie um 1160)], 1303 Maior Omstat, 1329 Grozen Omstadt, 1478 Vmstatt. Bestimmungswort: Personennamen althochdeutsch O ̄tmunt (im Althochdeutsch mehrfach belegt), Zusammensetzung aus althochdeutsch o ̄t (< germanisch aua-) st. Maskulinum Neutrum ‘Besitz, Reichtum’ und althochdeutsch munt statt . Feminin‘ Schutz, Beschützer’. Die Belege zeigen: die althochdeutsch Monophthongierung des 8. Jahrhundert von germanisch au > althochdeutsch o ̄ vor Dental, die frühe Assimilation von tm > m(m) in der Kompositionsfuge (wie öfter bei Personnenname), Schwächung, Assimilation, schließlich Schwund der nichthochtonigen Mittelsilben und seit dem 15. Jahrhundert den Wandel des im Mittelhochdeutsch vor mm gekürzten althochdeutsch o ̄ zu u, dies wohl eine Hyperkorrektur der (als mundartlich empfundenen) mitteldeutsch Senkung u > o vor Nasalverbindung. Grundwort:-stadt. Bedeutung: ‘(Wohn-)stätte des Otmund’.
Großvargula
Groß Vollstedt
Großwallstadt
Großweil
Großweitzschen
Groß Wittensee
Groß Wokern
Großwoltersdorf
Groß Wüstenfelde
Groß-Zimmern Die Gemeinte , in die 1977 das 4 km sö gelegene Klein-Zimmern eingegliedert wurde, ist urkundlich zuerst 1250 im HN Georg von Cymmere erwähnt. Seit dem Hochmittelalter hat besonders die Reichsabtei Fulda in Groß-Zimmern (meist alte) Hoheitsrechte, in Klein-Zimmern das Erzbistum Mainz, doch sind seit dem Spätmittelalter auch zunehmend die weltlichen Territorialherren, oft in Form des Kondominats, an der Herrschaft beteiligt, besonders Bickenbach, Hanau, Erbach, Kurpfalz und beide Hessen; 1803 kamen beide Gemeinte an Hessen-Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen. 1250 Cymmere (Kopie16. Jahrhundert), 1276 Zymmern [Original], 1333 Obercymern (unklar, ob Großoder Klein-Zimmern), 1333 in villa Cymmern superiori, 1380 Grozin Zymmerin, 1407 zu cleynen Zymern [alle Original]. Beruht auf althochdeutsch zimbar, mittelhochdeutsch zimber, zimmer ‘Bauholz, Holzbau, Wohnung, Wohnraum’. Hier im lokativisch Dativ Plural, Bedeutung: ‘zu den Holzhäusern’. Die Belege zeigen, dass die Assimilation mittelhochdeutsch mb > Neuhochdeutsch mm, die schon frühmittelhochdeutsch im Mitteldeutsch beginnt, auch hier schon früh eingetreten ist. Sie zeigen auch noch die schon seit dem Althochdeutsch nicht seltene c-Schreibung im Anlaut vor e, i für z, ebenso auch deren allmählichen Rückgang, weiterhin den im Frühneuhochdeutsch noch häufigen Gebrauch von c für anlautend k (auch in Erbwörtern), die schon ältere mitteldeutsch i-Schreibung für unbetontes ə und die vom 14.–16. Jahrhundert häufige Verwendung von y als bloßer Variante für i. So U. a. Zimmern, Saale-Holzland-Kreis, Zimmern, Ortsteil von Seckach, Neckar-Odenwald Kreis.
grün. Germanisch *gro ̄-ni-, althochdeutsch gruoni, mittelhochdeutsch grüene, altsächsisch gro ̄ni ‘grün’. Die -grün-Ortsname beziehen sich auf das dem Wald durch Rodung abgerungene begrünende Lanod. Sie gehören zu den teilweise im Hoch- Mittelalter bezeugten, aber erst im 11.–13./14. Jahrhundert in bestimmten Gegenden besonders produktiven Rodungsnamen. -grün-Siedlungsname begegnen gehäuft in Nordostbayern, Nordböhmen und dem Vogtland. Weitere einschlägige Namen sind die auf -beund/-bünt(e) (< althochdeutsch biunt(a) ‘umzäuntes Grundstück’), -bracht / -brecht / -bert / -breth -(< althochdeutsch brahti ‘abgegrenztes Gelände-/ Waldstück’,Velbert, Landkreis Mettmann), -buch ( -mb(1342). Das -ider Folgesilbe im Bestimmungswort Gruni nlautet das -u> -ü um (Grün-). Die Form Gronebergh (1305) erklärt sich als mundartlich Senkung von mittelhochdeutsch u zu o in geschlossener Silbe.
Gründau Der Flussname begegnet zuerst 1173, der identische Ortsname schon 1140 (s.u.). Er bezieht sich auf Niedergründau (zuerst 1219), Hauptort eines reichslehnbaren Gerichts, das seit dem 13. Jahrhundert dauerhaft an die Isenburger kam; zu ihm gehörten u.a. auch die h. (seit dem 13. Jahrhundert bezeugten) Ortsteil Hain-Gründau und Mittel-Gründau. 1816 fielen die 7 Gemeinte an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. Flussname: 1173 Grindaha (Kopie14. Jahr.), 1352 Grinda [Original]. Ortsname 1140 in Grindaho, 1219 Grinda [...]inferior, um 1250 Grindah, 1317 Grindowe, 1349 Grindaw, 1380 Grinde [sämtlich Or]. Das Baden-Württembergwird allgemein zu mittelniederdeutsch, mittelniederländisch, neuniederländisch grint ‘Sand, Grind, (Kopf-)Ausschlag’ gestellt und demnach als ‘Sand, Kies’ gedeutet. Doch wird kaum althochdeutsch, mittelhochdeutsch grint zugrundeliegen, das nur ‘Grind (Ausschlag), Glatze’ bedeutet, sondern eher althochdeutsch griont ‘Sand, Kies, tonhaltige Erde’ (so auch mittelniederländisch, neuniederländisch grient), wobei -io> mittelhochdeutsch ie vor n plus Kons. zu i gekürzt worden wäre, wie es vor allem in mitteldeutsch, besonders hessisch mundartlich vorkommt. Erst spät, seit dem 17. Jahrhundert, kommt Gründauf, eine hyperkorrekte Verschriftlichung von Grind-, dass man fälschlich als grob mundartlich, von der mittelhessisch Umlautentrundung ü >i betroffene Form ansah. Der sich so ergebende volksetymologie. Bezug zum Appellativum Grund war wohl willkommen. Das Grundwort ist-ach1, althochdeutsch -aha (im 1. Beleg st. flektiert), das im 13. und 14. Jahrhundert immer häufiger zu -ah verkürzt, zu -a kontrahiert oder zu -ə abgeschwächt wurde. Zu diesen Varianten tritt seit dem 14. Jahrhundert und wohl zuerst beim Ortsnamen noch eine weitere und setzt sich im 15./16. Jahrhundert allmählich durch: die Ersetzung durch mittelhochdeutsch ouwe (< althochdeutsch auwia, ouwa ‘Land am Wasser, Aue’ < germanisch Subtantiv Adjectivisch *awjo ̄ ‘die zum Wasser Gehörige, d.h. Insel, Wiese’), wie sie auch bei anderen ursprünglich aha-Namen vorkommt. Dabei wird ouwe beziehungsweise das daraus durch die frühneuhochdeutsch-Neuhochdeutsch Diphthongsenkung entstandene auwe meist, wie auch sonst üblich, verkürzt -owe beziehungsweise -awe geschrieben, wobei das als Laut hier schon mittelhochdeutsch geschwundene w nur noch den 2. Diphthongteil u bezeichnet; gegen diese historisierende Schreibung setzt sich -au erst seit dem 18. Jahrhundert durch. So Grindau, r. Nebenfluss der Leine, und Ortsteil von Schwarmstedt, Landkreis Soltau-Fallingbostel.
Grünebach
Grünenbach
Grünendeich
Grünewald
Grünhain-Beierfeld
Grünhainichen
Grünheide (Mark) 1574 Zur Grun Heyden einn Jagd Hauß ann der Löcknitz, 1606 in der grünen Heiden, 1861 Grüneheide. Der Name geht auf den Flurname Grüne Heide zurück, der im Grundwort brandenburgisch Heide ‘Wald, vor allem Kiefernwald’ enthält.
Grünkraut
Grünow (bei Prenzlau)
Grünow (Mecklenburg)
Grünsfeld
Grünstadt Zusammengewachsen aus 2–3 fränk. Siedlungen, wurde der Ort Mitte 16. Jahrhundert Marktflecken und circa 1700 Residenzstadt der Leininger Grafen. Seit 1800 wird hier das Frankenthaler Porzellan hergestellt und bis h. eine Steingutfabrik betrieben. 1816 bis 1946 zu Bayern. Bis 1969 gehörte die Stadt 150 Jahre zum Kreis Frankenthal. 799/800 Grimdeostat, Grimmenestat, Grimoltestat (Kopie um 828), 875 villam Grinstad in Warmacense; Grünstadt (1824). Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personennamen Grimdeo/Grindeo, Gen. Singular Grimdeus/Grimdewes, das Grundwort ist-statt/-stedt/stätten/-stetten. *Grimde[we]s-stat führte zu Grindestat, wobei das -din der Konsonantenhäufung verschwand und die Rundung Grunde-/ Grun mit dem Farbwort grün assoziiert wurde. Zu deuten ist der ursprüngliche Name jedoch als ‘Siedlungsplatz des Grimdeo/ Grindeo’.
Grünscheid, (Velbert) Mitte 1200 Gruntenschethe.
Güdderath, (Odenkirchen) 1129 Gudolrothe, 1140 Gudoprothe.
Guddingen, (Senden) +1000 Guddingon. Germanisch Gudjingum, bei den Leuten des Gudjo, Guddi. (gudjan, Priester)
Grünwald Im 13. Jahrhundert Anlage der Burg. 1048–1068 Derbolfinga, circa 1193–1195 Derbolfingen, 1288 von dem Grvo nemwalde, 1313 Grue nwald, 1515 Grünwald. Über dem Beleg von circa 1279–1284 Terwolvingen ist von späterer Hand in Grunnwald eingetragen, sodass die Identifizierung gesichert ist. Während für den alten Namen des Ortes der Personennamen *Derbolf zu erschließen ist, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist, geht der heutige auf die Lagebezeichnung der Burg zurück; Grundwort ist mittelhochdeutsch walt,-wald, ‘Wald’, hier in der Bedeutung ‘Laubwald’, Bestimmungswort das Adjektivisch grüene ‘grün’.
Gruibingen
Grumbach
Grundhof
Grundsheim
Grunow-Dammendorf
Gschwend
Gstadt am Chiemsee
Guben Am Flussübergang slawische Burg und Siedlung, Handelsplatz. Um 1200 Altstadt ö der Neiße, Mitte 13. Jahrhundert Benediktinerinnenkloster gegründet, das zur Keimzelle der späteren Klostervorstadt w der Neiße wurde. Hier Anfangs der 1920er Jahre Hutund Tuchmacherindustrie. 1945 Teilung der Stadt, das historische Zentrum liegt rechts der Neiße, heute Gubin, Plural 1961 Umbenennung der Stadt zu Ehren des hier geborenen ersten Präsidenten der DDR in Wilhelm-Pieck-Stadt Guben. Seit 1990 wieder Guben. 1211 Gubin, 1295 Gubin [Original], 1347 Gubbin, 1606 Guben, 1761 Gubin; sorbisch 1761 Gubin. Der Name bedeutet ‘Siedlung an einer Flussmündung’, Grundform altsorbisch *Gubin(a), zu altsorbisch *guba ‘Mund, toponymisch Mündung’, vgl. polnisch alt gêba rzeki ‘Flussmündung’. Zum Suffix -in-, -ina. Bei Guben mündet die Lubst in die Neiße.
Guckheim
Gudendorf
Gudensberg Zunächst im Besitz der Grafen Werner und der Gisonen. 1122 an die Landgrafen von Thüringen, 1247 an Hessen. Amts-und Gerichtssitz (Ablösung des Gerichts Maden) seit dem 13. Jahrhundert; Stadtgründung wohl im letzten Drittel des 12. Jahrhundert, 1254 als Stadt bezeichnet. 1387 Eroberung von Stadt und Burg durch Mainz. 1119 de Gudensberch [Original], 1121 Udenesberc, 1123 Wothenesberc, 1131 de Wuodesnberg, 1209 Wotensberg, 1231 Guttensberg, 1236 Gudinsberc. 1290 Gotesberg. Der Burgname, der auf die Siedlung überging, wohl zu althochdeutsch Wuotan, altsächsisch Wo ̄den, eines der wenigen Beispiele für die Verwendung des Namens Wotan in Ortsnamen im südgermanischen Bereich. Bereits in den frühen Belegen ist eine Umdeutung des paganen Götternamens in christlichem Sinne zu beobachten, die aus dem Wotansberg einen Gottesberg werden lässt (Bad Godesberg).
Guderhandviertel
Gudow
Güby
Gückingen
Güglingen
Gülitz-Reetz
Güls, (Koblenz) 928 Gulisam, 1964 Gulesa, 1139 Gulse.
Gullen. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Ravensburg, 12 877 Einwohner, bestehend aus den Gemeinte Bodnegg, Grünkraut, Schlier und Waldburg, circa 6 km ssö Ravensburg und etwa 11 km nnö Tettnang nahe des Bodensees am Übergang von Oberschwaben in das Westallgäu gelegen, Reg.-Bez. Tübingen. Entstand 1972 im Zuge der Gemeindereform, jedoch behielten die Gemeinden ihre Selbstständigkeit bei. Stiller Bach, Zundelbacher Linde, Waldburg, Pfarrkirche St. Magnus, Bodnegger Brotfresser. Um 1055 (Kopie 13. Jahrhundert) Gulenwilare, 1155 Gulinwiler [Original]. Der Verband ist nach dem Grünkrauter Ortsteil Gullen benannt, in dem er aufgrund seiner zentralen Lage seinen Sitz hat. Gullen ist die Kurzform einer Zusammensetzung mit dem Grundwort althochdeutsch w ̄ıla ̄ri ‘Weiler’. Das Bestimmungswort gehört vermutlich zum Personennamen Gulo, Gullo. Nicht auszuschließen ist aber auch ein Anschluss an mittelhochdeutsch gülle ‘Lache, Pfütze’. Das Benennungsmotiv stünde dann in einer Reihe mit den Namen der Verbandsgemeinden Bodnegg (1219 Bodemekke, zu althochdeutsch bodem ‘Boden, Grund’) und Schlier (1269 Slierre, zu althochdeutsch scliero ‘Brocken’, mittelhochdeutsch sliere ‘Lehm, Schlamm’). Das Appellativum ist aber vergleichsweise spät bezeugt.
Güllesheim
Gültz
Gülzow (Lauenburg)
Gülzow (Mecklenburgische Seenplatte)
Gülzow-Prüzen
Günstedt
Güntersleben
Günthersleben-Wechmar
Günzach
Günzburg Für Günzburg sind am Zusammenfluss von Günz und Donau seit claudischer Zeit Kastell, Vicus und spätantike Befestigung nachgewiesen. Vermutlich 1303 Stadtrecht, seit 15. Jahrhundert Verwaltungsmittelpunkt der Markgrafschaft Burgau, Hofkirche (1579) und Schloss (1609). Panegyrici Latini (297, Handschrift 15. Jahrhundert) transitum Guntiensem (Lesart: contiensem), Itinerarium Antonini (3. Jahrhundert, Handschrift 7./8. Jahrhundert) und Notitia dignitatum occidentalium (425–430, Handschrift 15./16. Jahrhundert) Guntia, 802 castellum Guntionis, 1065 Gunceburch, 1154 Gunzeburch, 1307 Güntzeburg, 1424 Güntzburg. In der römischen Zeit ist der Ortsname mit dem Gewässername identisch. Im Mittelalter wird mit Bezug auf die römisch Befestigung-burg angefügt. Der Gewässername ist zuerst auf einer auf das 2./3. Jahrhundert datierten Inschrift als Gontiae sacr(um) zu finden. Guntia ist wahrscheinlich ein deverbales feminin adjektivisch, gebildet mit dem nt-Suffix von der Schwundstufe des Verbs indogermanisch *gheu‘ gießen’ (*ghu-nt-ia ̄ ‘Gießbach’). Der Gewässername ist indogermanisch-voreinzelsprachlich.
Güsten
Güster
Güstrow
Gütenbach
Gütersloh Gütersloh. Einwohner, sö von Bielefeld, Reg.-Bez. Detmold. Siedlung um einen bischöflich Meierhof mit Kirche des Osnabrücker Bischofs, 1259 Übertragung der Kirche an Kanonikerstift Wiedenbrück, seit Ende 15. Jahrhundert strittig zwischen Bistum Osnabrück und Grafschaft Tecklenburg (für Ausbau der Herrschaft Rheda) und 1565 Teilung im sog. „Bielefelder Rezess“; 1825 Stadt, 1970 Zusammenschluss mit sieben Gemeinte ; seit 1973 Kreisstadt; 1824 Steindruckerei Carl Bertelsmann, 1835 Verlag, heute Sitz des Medienkonzerns der Bertelsmann AG, Maschinenbau (Miele). [1110–1118] (Transsumpt 1229) de Guterslo, 1184 in Gutherslo, 1196 confinio Guterslo, 1201 in Gutterslo, 1282 Gutereslo, 1504 Gutersloe. Bildung mit dem Grundwort -loh(e). Im Bestimmungswort liegt der im Genitiv Singular st. flektierte Personennamen Gu ̄ther (mit Nasalausfall und Ersatzdehnung vor -þ zu althochdeutsch gund‘ Kampf ’) vor. Wegen des nordseegermanisch Nasalausfalls vor germanisch þ zeigt sich eine alte Namenform (in altsächsisch Personennamen sonst Varianten mit Gund-, Gunt-, vgl. Gundheri, Guntheri). Mundartlich Gütsel zeigt weitere Kontraktion und Abschwächung. Der ursprünglich aus einem Flurnamen entstandene Ortsname ist zu erklären als ‘Wald des Guther’ (vgl. in Gütersloh auch die Flurname Güthsmeer, 1516 Guttesmeer, und Gütersort). So Godshorn, Ortsteil von Langenhagen.
Gützkow
Guggenhausen
Guhrow
Guldental
Gumbsheim
Gummersbach Fränkisch.-sächische Besiedlung, Kirchbau durch das Kölner Severinstift im späteren 9. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert lutherisch, ab 1273/87 zum märkischen Amt Neustadt gehörig, Stadtrechte 1857, 1969 und 1975 Eingliederung weiterer Gemeinte (Gimborn) oder Gemeindeteile, Mittelzentrum. 1109 Gummeresbracht [Original], circa 1100 Gummersbreit, Gummersbreth. Ursprünglich Name aus Personennamen Gunmar und Grundwort-bracht, also ‘das aus einem Wald ausgegrenzte Geländestück zur Urbarmachung eines Gunmar’. Erst späterer Anschluss an Ortsnamen auf-bach. Bergische -bracht-Namen führen in der Neuzeit auch zum scheinbaren Suffix -ert. So Nümbrecht, Oberbergischer Kreis Helmert, bei Heek, Kreis Borken; Hespert, Ortsteil von Reichshof, Oberbergischer Kreis.
Gumperda
Gumtow
Gundelfingen (Breisgau) Zunächst gehörte das Dorf zur Reichsherrschaft Zähringen, kam jedoch nach 1218 an die Grafen von Freiburg, bis Ende des 15. Jahrhundert im Besitz der Familie Schnewlin Bernlapp von Zähringen und wurde 1507 an den Markgraf Christoph von Baden verkauft. Kulturpfad Gundelfingen. 1008 (Kopie14. Jahrhundert) Gondalvingen [Original], 1111 in pago qui dicitur Gundelvingen, 1275 Gundilvingin. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Gundolf, Gondulf: ‘bei den Leuten des Gundolf ’. So Gundelsheim, Landkreis Heilbronn.
Gundelfingen an der Donau Das aus einer Vielzahl einzelbenannter Kleinsiedlungen zusammengewachsene Dorf wurde nach 1200 von den Staufern auf der Basis der Vogtei über alten Fuldaer Klosterbesitz (seit spätem 8. Jahrhundert) zur Stadt erhoben und wird beim Übergang an das Herzogtum Bayern (Konradinisches Erbe, 1268) civitas genannt. Seit 1505 Fürstentum Neuburg (Pfalz-Neuburg) und mit ihm nach 1799 im Kurfürstentum (1806) Bayern aufgegangen. Um 750–802 (Kopie 12. Jahrhundert) Gundelfinden, 820–845 (Kopie 12. Jahrhundert) Gundelfingen, um 1140 Gundolfingen. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem germanisch Namen Gundolf und dem Zugehörigkeitssuffix-ing (‘Zu den Leuten eines Gundolf’). Der älteste Namensbeleg beruht auf einer Verschreibung. Der Zusatz a.d. Donau nach der Lage nahe der Donau zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten kommt schon 1405 vor (amtlich 1949).
Gundelsheim (am Neckar)
Gundelsheim (Oberfranken)
Gunderath
Gundersheim
Gundersweiler
Gundheim
Gundremmingen
Gunningen
Guntersblum Guntersblum war einer der wichtigen Orte des Grafen von Leiningen mit einem Schloss sowie einer Niederlassung des Deutschen Ordens. 1797 Französisch, nach dem Wiener Kongress hessisch und Teil der Provinz Rheinhessen. Mit einem Rheindurchstich entstand 1828–29 die Insel Kühkopf. 830–50 Chuntheres frumere, 897 Cundheres-prumare, 922 Gunteres-pumario, 1215 Guntirsblume; Guntersblumen (1494). Das Bestimmungswort enthält den althochdeutsch Personennamen Guntheri, Genitiv Singular Guntheris-, das Grundwort ist mlateinisch prûmârium ‘Garten mit Pflaumenbäumen’. Die Wortgrenzen -r(e)s und -pr wurden in den Belegen des 10. Jahrhundert zeitweise entglichen. Wie lateinisch pru ̄num zum Lehnwort Pflaume, wurde im Ortsname -prumari(um) zu *-p(f )lumari(um), das später an das Wort Blume angelehnt wurde. Der Ortsname bedeutete ursprünglich demnach ‘Pflaumengarten des Gunther(i)’. So Ober und Niederpframmern, Landkreis Ebersberg; Prummern, Landkreis Heinsberg.
Gunzenhausen Bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt; in römisch Zeit Kastell am Altmühl-Übergang des Limes bis um 240 n.Chr.; 823 übereignete Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster Gunzinhusir dem Reichskloster Ellwangen, das die Familien der Truhendinger und Oettinger mit Gunzenhausen belehnte, bis 1349 die Herrschaft an Burkhard von Seckendorff überging; seit 1368 im Besitz der Hohenzollern und dann der Markgrafen von Ansbach, 1806 bayerisch. 823 Gunzinhusir, 1183–95 Guncenhusen; Gunzenhausen (1304). Das Grundwort-hausen erscheint im ältesten Beleg im Nom. Plur., danach wie auch sonst im Dativ Plural Das Bestimmungswort wird als Genitiv des Personennamen Gunzo, einer Kurzform zu einem Namen mit dem Erstglied Gund-, gedeutet. Ein historisch Träger dieses Namens ist im Zusammenhang mit der Siedlung nicht nachgewiesen.
Guissen, (Dolberg) +1000 Gusnun. Altgermanisch gusinum, zu althochdeutsch gusi, hervorbrechendes Gewässer, angelsächsisch gjosa, sprudeln, hervorbrechen.
Gürzenich, (Aa) 1150 Gurzenich, 1170-71 Gruzenich, 1170-90 Gorcenich, 1191 Gurcenich.
Gustorf, 1149 Gozdorp.
Gutweiler, (Trier) 1098 Gudewilre, germanisch goda, gut, + wilari, von romanisch villare, Gehöft.
Gusborn
Gusenburg
Gusow-Platkow
Gusterath
Güstrow Besiedlung, 1226 Stiftung des Doms als Kollegiatskirche durch Heinrich Borwin, 1228 Schweriner Stadtrecht, 1229–1436 Residenz der Fürsten zu Werle, 1556 bis 1695 Residenz der Herzöge von Mecklenburg beziehungsweise mit Landesteilung ab 1621 Mecklenburg-Güstrow, 1701 zu Mecklenburg-Schwerin, 1883 Entstehung der Zuckerfabrik, 1910 bis zum Tode 1938 Arbeitsort von E. Barlach, seit 2005 Zusatztitel: „Barlachstadt“. 1226 Gustrow(e), 1233 Gutztrow(e), 1235 Govsterov, 1248 Guzstrowe, 1305 Guzstrow. Der Ortsname liegt ein altpolabischer Flurname *Guˇsˇcerov mit einem Stellen bezeichnenden Suffix -ov,-o(w), zugrunde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Hierin steckt gusces ‘Eidechse. De Bedeutung lasst sich somit als Ort, wo Eidechsen zu finden sind’ rekonstruieren. Nicht auszuschließen ist auch eine Ableitung von Personennamen Gusces, de guscer, Eidechse’. Gusterowe (1427) Gustrower Höfen by Alte fahr, Rügen.
Gutach (Schwarzwaldbahn)
Gutach im Breisgau
Guteborn
Gutenacker
Gutenberg
Gutenborn
Guteneck
Gutenstetten
Gutenzell-Hürbel
Guthmannshausen
Gutow
Guttenberg
Gutweiler
Guxhagen
Gyhum
Gymnich, (Köln) 922 in monte Gimecho, 1125 Gimenihc. 1181 Ghimminich.
Haag (Oberfranken)
Haag an der Amper
Haag in Oberbayern
Haale
Haan 1312 in parrochia Hagen [Original], 1316 ze Han [Original], 1352 up deme Hayn [Original]. Mit dem im Stadtwappen erscheinenden Tier Hahn hat der Ortsname nichts zu tun. Er gehört vielmehr zu mittelniederdeutsch ha ̄gen ‘Hag, Grenzhecke, umzäuntes Grundstück’ ( -hagen) und stellt die mundartlich kontrahierte Form dazu dar. Der Ortsname-Typ Hagen, Hahn, Hohn ist in der Region sehr häufig anzutreffen.
Haar Circa 1050–1055 Harda, 1073 (des 13. Jahrhundert) Harde, 1398 Hard, 1517 Hartt, circa 1583 Har, 1620 Haar. Dem ursprünglichen Flurnamen liegt althochdeutsch hard ‘(lichter) Wald’ zugrunde; der auslautende Dental ging im 16. Jahrhundert verloren.
Haarbach
Haaren, Mitte 1200 Haran. Germanisch harum, zu haru, sandiger Hugelrucken.
Haaren (Dt.) 1015-25 Harun.
Haaren bei Geilenkirchen, 1217 Hare, 1223 Haren.
Hardt, (Altrich) 1152 Hart, 1177 Harth.
Haarhausen, (Ronsahl) Mitte 1200 Hagerhuson.
Habenscheid, (Wasenbach), 790 Abothis scheid. Germanisch habukes? Skaipjo, Wasserscheide des Habichtes.
Hachen, 1140 Hagen, Mitte 1200 Hagnen. Germanisch hagana, Einfridiegung.
Habach
Habichtswald
Habscheid
Haby
Hachenburg Das Zentrum der heute Verwaltungsgemeinde bildeten das Ende des 12. Jahrhundert zum Schutz der Verkehrswege von Köln nach Thüringen errichtete Hachenburg und der gleichnamige, seit 1247 als Stadt bezeichnete Ort. Dieser erhielt 1314 Stadtrechte und wurde Residenzort der Grafen von Sayn. Zeitweise im Besitz von Kurköln und dessen Lehnsträgern, fiel es durch den Westfälischen Frieden wieder zurück an Sayn und wurde 1652 Hauptort der Nebenlinie Sayn-Hachenburg. 1815 zu Nassau, 1866 zum Preußen. 1222 de Hakenburgh, 1234 Hachenberg, Hachenberch; Hachenburg (1240). Das Bestimmungswort beruht auf dem Kosenamen *Hag(g)o, *Hakko, *Hahho, Genitiv Singular *Hag(g)in-, *Hakkin oder *Hachin in Verbindung mit den Grundwort-berg und-burg. Die Verdoppelung steigerte die Expressivität. Die Verschlusslaute -g-, -k-, -ch sowie geminierte Formen wechselten häufig in mit Kosenamen gebildeten Ortsname. Die Entwicklung des Ortsnamens zeigt, dass eine Ableitung von Hagen nicht in Betracht kommt. Vielmehr muss von einer Bedeutung ‘Burg des Hahho’ ausgegangen werden.
Hackenheim
Hadamar Stadt seit 1324, 1303–94 Residenz der Fürsten von Nassau-Hadamar, Stadtbrand (1540), Fachwerkhäuser (17./18. Jahrhundert), dreiflügeliges Renaissanceschloss (1612–29, über einer Wasserburg des 13. Jahrhundert), spätgotisch Liebfrauenkirche (14./15. Jahrhundert), katholisch Pfarrkirche St. Nepomuk (1735–55) mit ehemalig Jesuitenkolleg (18. Jahrhundert). Seit 1972 Zusammenschluss mit fünf weiteren Gemeinden. 832 in Hatimero marca, um 1160 Hademar, 1363 Hadmar, 1377 Hadinmor, 1439 Obernhadmar; Hadamar (9. Jahrhundert). Die frühere Anlehnung des Namens an althochdeutsch hadu ‘Streit, Hader, Zwist’ konnte kaum überzeugen und scheint volksetymologische Umdeutung zu sein. Der Name ist Kompositummit dem Grundwort-mar ‘Binnengewässer, feuchte/sumpfige Stelle’. Das Bestimmungswort hat topographischen Bezug und steht mit einer Gruppe von Wörtern in Zusammenhang, deren Grundbedeutung mit ‘gebogen, geneigt, ausgehöhlt’ angegeben werden kann: nordisch hat, engl. hat ‘Hut’, griechisch ‘Becher, Höhlung’ und lateinisch cat ̄ı nus ‘Schüssel’ (daraus wahrscheinlich entlehnt gotisch katils, d. Kessel). Dabei ist eine Wurzel *haþ/*haD in der Bedeutung ‘Neigung, Biegung, Abhang’ anzusetzen. Die Basaltkuppe des Galgenberges bildet mit 242 m die beherrschende Erhebung der nächsten Umgebung. Der Ortsname Hadamar erklärt sich als ‘feuchte Stelle am Abhang’. So Hadeln, Landkreis Cuxhaven; Hedemünden, Ortsteill von Hannover Münden, Landkreis Göttingen; Hattorf am Harz, Landkreis Osterode; Hedeper, Landkreis Wolfenbüttel; Hattingen, Ennepe-Ruhr-Kreis.
Haddeb. Norddeutsch Harby [habü] Amt im Kreis Schleswig-Flensburg, Verwaltungssitz der acht amtsangehörigen Gemeinden ist in Busdorf (mit Ortsteil Haddeby), 8680 Einwohner, s von Schleswig, unmittelbare Nähe zu Dänemark. Das Amt ist Teil des alten Amtes Gottorp, das zum Herzogtum Schleswig gehörte, 1867 zu Preußen. Wikinger-Museum Haithabu, Ehrenfriedhof Karberg. 13. Jahrhundert in Hadæboth [Original], 1286 Haddebothe; in Haddebu (1412). Der Ortsname ist möglicherweise mit Haithabu in Verbindung zu bringen, obwohl der direkte Nachweis fehlt. Der h. gebräuchliche Name Haddeby ist wohl, abstammend vom altdänischen Haddæboth, als Zusammensetzung aus dem Personennamen Hadde und dem altdänischen both ‘Bude’ zu verstehen. In dieser Deutung wird Haddeby verstanden als die ‘Siedlung bei der Bude des Hadde’. Eine Herleitung von dän. hede ‘Heide’ und by ‘Siedlung’, also ‘Heideort’, ist nicht völlig auszuschließen.
Haddenbach, (Remscheid) 1217 Hoddinbegge. Germanisch Hoddon baki, Bach des Hoddo.
Hadeln Samt Gemeinte im Landkreis Cuxhaven, 10143 Einwohner, ö von Cuxhaven, Reg.-Bez. Lüneburg (bis Ende 2004). Ursprünglich Name für den Geestrücken zwischen Wesermündung, Geeste, Oste, Moore und unterer Elbemündung, 9.–11. Jahrhundert Teil der Grafschaft Lesum, ab 11. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Stade und Erzbischöfe von Bremen, Deichbau und Kolonisierung der Marsch durch holländische Siedler, 1180–1689 Herrschaft der Herzöge von Sachsen-Lauenburg bei eigenständigem Hadler Recht, 15. Jahrhundert hamburgischer Pfandbesitz. 1974 Zusammenschluss der Stadt Otterndorf mit den Gemeinte Neuenkirchen, Nordleda und Osterbruch. 797 de Haduloha [Original], 10./11. Jahrhundert Hathalaon, Hadalaon [Original], 12. Jahrhundert Hathelen [Original]. Ältere Deutungen als ‘Streitwald’ und ‘Sumpfwald’ sind abzulehnen. Bildung mit dem Grundwort -loh(e) (bis h. im Dativ Plural) und dem auch in Namen wie Hademarschen, Hadamar, Hatten, Hattorf vorliegenden Bestimmungswort germanisch *haþ-, *hat ‘Gebogenes, Geneigtes’, vgl. altenglisch hæt(t), altnordisch hattr, althochdeutsch hu Ortsteil ‘Hut’, in Ortsnamen ‘Krümmung, Hügel, Abhang’. Namengebend war der Geestrücken Hohe Lieth, dessen höchster Punkt, die Holter Höhe bei Altenwalde, 30 m über dem Meeresspiegel liegt. Die auf die umgebenden Landschaftsformen verweisenden Flurname Hohe Lieth (mittelniederdeutsch l ̄ıt ‘Abhang’), Holter Höhe (mittelniederdeutsch holt ‘Wald’) und Altenwalde bestätigen die Bedeutung Hadelns als ‘Hügelwald, Wald am Bergabhang’.
Hademstorf
Hadinghem, (Aurich) Germanisch Hapinga haim, Wohnung der Leute des Hapo. (hapu-, Kampf)
Hadenfeld
Haffen, 814 Kopie +1170 Hauinum.
Häg-Ehrsberg
Hähnichen
Hämelhausen
Härtlingen
Häusern
Häuslingen
Hafenlohr
-hagen / -(ge)hag. Germ *haga/ hago ̄n-, althochdeutsch hag / hac / hagan, mittelhochdeutsch hac / hagen Maskulinum‘Einfriedigung, umzäunter Ort, (Dorn-)Hecke’ gehört zu den vielfältigen Rodungsnamen (-grün). Der Bildungstyp begegnet zahlreich vor allem in Mittel und Norddeutschland, vom Rheinland bis Brandenburg, Pommern, Schlesien, Nordböhmen reichend -hagen und auch die kontrahierten Formen -hain, -hahn, -hohn, -haan können sowohl als Simplizia (Hagen, NRW) als auch als Bestimmungswort (Hanau, Main-Kinzig-Kreis; Hainichen, Landkreis Mittelsachsen) vorkommen. Entstehungsgeschichtlich gehen die-rode Namen in der Regel den -hagen-Orten voraus, die vielfach von geistlichen (Klöstern) oder weltlichen Herren in Waldgebieten oder in ungünstiger Lage mit besonderen Freiheitsrechten („Hagen/ Hägerrecht“) angelegt wurden, hauptsächlich im 10./11.–13. Jahrhundert (selten im 9. Jahrhundert). Nicht wenige wurden wüst. Als Bestimmungswort begegnen häufig Personennamen (Meinerzhagen, Märkischer Kreis). Vereinzelt begegnen -inghagen-Orte, wohl in Anlehnung an die -inghausen name (-hausen).
Hage Wohl im 12. Jahrhundert gegründet, um 1230 bis 1250 Bau der St.-Angari-Kirche, Burg der ostfriesischen Adelsfamilie Hinkena geht 1466 in den Besitz der Kirche über, 1656 Marktrecht. Tourismus, achtstöckige Hager Windmühle, Schloss Lütetsburg. 1403 Haghen [Original], 1409 Haga, 1412 Haghen; Hage (1432). Der Ortsname enthält das auch als Grundwort vorkommende -hagen, das auf altsächsisch hag(o), mittelniederdeutsch ha ̄ge(n)‘umfriedetes Gelände, Hecke, Gehölz’beruht. So Hagen am Teutoburger Wald, Landkreis Osnabrück, Hagen, Stadt Hagen.
Hagana (Prüm) 815 Kopie +1100. Germanisch hagana, Einfriedigung.
Hagen (Datteln, München) mitte 12000 Haginheim. Germanisch hagan(a), Einfriedigung + haima, Wohnung.
Hagen, (=Herzogenrath), 1114 Kopie 1157 infra lucum qui Hagen nuncupatur.
Hagen, (+Moers) 1097-1105 Kopie mitten 1200 Hagen.
Hagen (+Kesseling, Koblenz) 772 Kopie =+1103 Adagane. Germanisch hagana, Einfriedigung.
Hagen, (+Moers) 1097-1105 Kopie mitten 1200, Hagen.
Hagen (Olfen) 1000 Hagon.
Hagelstadt
Hagen (Holstein) Jahrhundert Wasserburg des Bremer Erzbischofs Hartwig beim Dorf Hagen (später Dorfhagen) als Schutz vor den Stedingern, Residenz, 1389 verpfändet an Grafen von Oldenburg, bei Burg entstandene Siedlung Dammhagen wird 1880 in Hagen (im Bremischen) umbenannt, 1974 Eingemeindung von Dorfhagen und Kassebruch, Zusammenschluss der Gemeinte Hagen im Bremischen, Bramstedt, Driftsethe, Sandstedt, Uthlede und Wulsbüttel. Dorfhagen: 1110 Hagan [Original], 1139 Hagen [Original], 1337 in Dorphagene [Original]; Burg: 1248 castrum Hagen [Original]. Der Ortsname beruht auf dem Simplex altsächsisch *hagan, mittelniederdeutsch ha ̄gen (vgl. -hagen). S0 Hagen in den Landkreis Hameln-Pyrmont, Gifhorn, Uelzen, Celle, Region Hannover, Osnabrück, Stade und Lüneburg.
Hagen (Ruhrgebiet) Am Zusammenfluss von Volme und Ennepe, Reg.-Bez. Arnsberg. Entstanden im Bereich einer von St. Ursula in Köln abhängigen Pfarrkirche und eines Oberhofs des Erzbischofs von Köln. Der kölnische Besitz ging bis 1375 an die Grafen von der Mark über. Zunehmende Bedeutung des Ortes nach dem Bau der Volmebrücke 1713. Stadtrechte 1746, 1809 Einrichtung des Kantons Hagen des Großherzogtum Berg. Mitte 12. Jahrhundert Hagene, 1161 Hage, 1190 Hagen. Der Ortsname liegt altsächsisch hagan, mittelniederdeutsch ha ̄gen ‘Dornstrauch, Hecke, lebendiger Zaun; Buschwerk, Gehölz; eingefriedetes Feldstück’ zugrunde (vgl. -hagen).
Hagen am Teutoburger Wald Das osnabrückische Kirchdorf Hagen war 1556–1807 Sitz einer Iburger Vogtei; 1852 wurden Hagen und die Bauerschaft Beckerode unter dem Namen Hagen-Beckerode zusammengefasst, 1954 Namenänderung zu Hagen am Teutoburger Wald. Um 1088 Hagen [Original], 1097 Hagen, um 1200 Hage; Hagen (um 1200). Der Ortsname beruht auf dem Simplex altsächsisch hag(o), mittelniederdeutsch ha ̄gen‘umfriedetes Gelände, Hecke, Gehölz’. Bis auf gelegentliche Schwankungen im Auslaut zeigt der Name keine Veränderungen. So Hagen, Stadt Hagen.
Hagenbach 1281 wurde Hagenbach freie Reichsstadt, im 14. Jahrhundert Vogtei, 1395 erneut Stadt und reg. Verwaltungssitz. Ende 18. Jahrhundert gingen die Stadtrechte bis 2006 verloren. 1262 in Hanboch et Vornloch, 1292 Hagenbu ̊ch, 1309 Hagenbu ̊ch, Hanbu ̊ch, Hambu ̊ch; Hagenbach (um 1600). Das Grundwort des mittelhochdeutsch Kollektivums hagenbuoch(e) ‘Hain-, Weißbuchen’ wurde im 16. Jahrhundert zu -bach umgedeutet. Das Bestimmungswort wechselte aufgrund der Bedeutungsähnlichkeit zwischen Hain(-hain) und Hagen(-hagen). Ursprünglich aber ist die Bedeutung des Ortsnamens ‘Platz, Siedlung bei den Hagebuchen’. So Hambach, eingemeindet in Neustadt an der Weinstraße.
Hagenbüchach
Hagenburg
Hagen im Bremischen
Hagenbeck, (Dorsten, München) mitten 1200 Hagenbeke. Germanisch hagan, Wäldchen =+ baki, Bach.
Hagene, (Pünderich, Koblenz) 1ste Hälfte 1200 ad Hagene, Germanisch hagana, Einfriedigung.
Hageneich, (+Siegburg) 1071 Hageneiche, 1174 Hagineich. Germanisch hagan, Einfriedigung, + aik, Eiche.
Hagenow Ende des 12. Jahrhundert d. Burg mit Siedlung, zunächst an Grafen von Ratzeburg, ab 1201 an Grafen von Schwerin, 1358 an die Herzöge von Mecklenburg (später Mecklenburg-Schwerin). 1370 oppidum, 1754 volle Stadtgerechtigkeit, typische Ackerbürger und Handwerkerstadt. 1190–95 in Hagenowe, 1194 in Hachenowe; Hagenow (1267). Der Ortsname entstand möglicherweise durch Übertragung aus der Altmark (z.B. Hagenau, Ortsteil von Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel, ST) im Zuge der Besiedlung Mecklenburgs durch d. Kolonisten. Es ist eine Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch hagen (sonst sehr oft als Grundwort-hagen) ‘Gehege, gehegter Ort, Einfriedung; Dorn-(Hecke)’ im Bestimmungswort und -au(e), mittelhochdeutsch ouwe, mittelniederdeutsch ouw(e) / ow(e) Feminin ‘von Wasser umflossenes Land, Insel, wasserreiches Land, Feuchtgebiet’ im Grundwort Das Grundwort wurde dann an die vielen Ortsname in Mecklenburg auf -ov,-o(w), deren auslautendes -v in der Aussprache verloren ging, angepasst. So Hainichen, Landkreis Mittelsachsen.
Hagermarsch
Hagnau am Bodensee
Hahausen
Hahn (Hunsrück)
Hahn am See (Westerwald)
Hahnbach
Hahn bei Marienberg (Westerwald)
Hahnenbach
Hahnheim
Hahensili, (Paderborn) 1036 Kopie mitten 12000. Germanisch hauhan, datief zu hauha-, hoch + Sali-, ein räumiges Haus.
Hahn, (Lebach) 1075 Haga, 1173 Hagena, 1192-1200 Hage. Germanisch hagana, Einfriedigung.
Hahn, (Kerpen, Köln) 1174 Hagen.
Hahnstätten Im 8. Jahrhundert als Schenkung an die Abtei Prüm, seit Mitte des 11. Jahrhundert als Teil des Niederlahngaus zur Grafschaft Diez, im Mittelalter auch die „goldene Grafschaft“ genannt, Zentgericht, seit dem 16. Jahrhundert Amt. In der Gegend lässt sich seit dem Mittelalter Erzabbau belegen. 790 Haonstatt, 845 Hoenstatt, 9. Jahrhundert Hahenstat, Hachenstat, 1217 Hohenstad; Hahnstetten (1523). Grundwort: -stätten zu-statt, im Bestimmungswort vielleicht der althochdeutsch Personennamen Hah(h)o, Genitiv Singular Ha(c)hin-, was eine hier favorisierte Bedeutung als ‘Siedlungsplatz des Hahho’ ergeben würde. Bis ins 14. Jahrhundert Ortsname auf -statt, die Pluralform zuerst 1236. Zum einen könnte eine spätere Umdeutung des Personennamens im ersten Glied zum adjektivisch Hoch-/Hohen erfolgt sein, zum anderen könnte aber natürlich auch von einem ursprünglich ‘Hohenstätten’ ausgegangen werden. Dem würde die Ortslage entsprechen. Schließlich ist ein Hain oder Hagen Name nicht ganz auszuschließen (vgl. auch -hahn oder-haan).
Hahnweiler
Haibach (Unterfranken) 1515 zü Heidbach. Benannt nach dem Hai-Bach, der über den Röder-Bach in die Aschaff mündet. Der Bachname enthält als Bestimmungswort althochdeutsch, mittelhochdeutsch heide für ‘unbebautes Land’. Von *Heidebach ausgehend wird über Heidbach die Aussprache zu Heibach erleichtert. Die Schreibung Haibach enthält bairisch ai statt ei wie in Kaiser.
Haibach (Niederbayern)
Haidmühle
Haiger 778 (Kopie1183–95) in Haigrahe, 781 (Kopie1183–95) in Heigrehe, 914 (KopieM. 12. Jahrhundert) Heigera, 1048 Heigerin, 1283, 1286, 1307 de Heygeren, 1303 Hegere, 1316 in Heigern, 1328–1329 (Abschrift nach 1348) Heigere, 1341 Heyger, 1499 Heyer, 1500 Heiger. Im Lorscher Codex erscheint der Ortsname mit dem Suffix -ahe/-ehe ( -ach2) überliefert, was zur Bildung neutraler Stellenbezeichnungen dient und ausdrückt, dass ‘etwas in einer größeren Menge vorhanden ist’. Hauptsächlich tritt das Suffix an Substantiv Vielleicht ist auch eine Maskulinum Form auf -er < -ari anzusetzen, also *Hag-ari > Haig-er, um inlautend - rzu erklären. Bisher wurde Haiger mit weiteren Vergleichsnamen Heigerloch (a. 1095 Heigerloch) und Haigermoos (1070 Hegirmoos) an althochdeutsch heigir, mittelhochdeutsch heiger ‘Reiher’ angeschlossen. Für die weitere Deutung ist für das Bestimmungswort eine Ausgangsform *Haig anzusetzen. Germanisch -ai ist Diphthong geblieben und erscheint Ende des 9./10. Jahrhundert als -ei-. Vermutlich gehört das Bestimmungswort zu Hag, mittelhochdeutsch hac, althochdeutsch hag, hac aus germanisch *haga-/o ̄n ‘Umzäunung, (umzäuntes Grundstück, Weideplatz, Hecke)’ und Hain als Variante in kontrahierter Form von mittelhochdeutsch hagen ‘gehegter Wald’, vgl. außerdem Hag-an-ahi ‘Dorngestrüpp’. Die suffixale Endung verändert sich zu -a beziehungsweise wird eine swach Genitivendung -in/-en angefügt; später Abschwächung zu -e und Apokope. So Haigerer Hütte (Gewerbesiedlung der Stadt Haiger); Flussname Haiger-Bach.
Haigerloch Burganlage der Grafen von Haigerloch-Wieseneck im 11. Jahrhundert, 1237 Stadt, 1449 an Württemberg und 1634 an die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Haag-Schlößle, Römerturm, Unterstadtkirche St. Nikolaus, Wallfahrtskirche St. Anna. 1095 (Kopie17. Jahrhundert) Haigerloch, 1143 Heigirloch, 1180 Heigerlo, 1305 Heiarloh. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort althochdeutsch lo ̄h ‘Hain’ ( -loh(e)), mittelhochdeutsch lo ̄ch ‘Gebüsch, Wald, Gehölz’. Als Bestimmungswort kommt am ehesten althochdeutsch heigar, mittelhochdeutsch heiger ‘Reiher’ in Frage: ‘Reiherwald’. Die Burganlage war einer der namen gebenden Sitze der Grafen von Haigerloch-Wieseneck. So anders dagegen Haiger, Lahn-Dill-Kreis.
Haimhausen
Haiming
Haina (Kloster)
Hainau
Hainburg Entstanden 1977 durch den Zusammenschluss von Hainstadt und Klein Krotzenburg, bei dem der Kunstname Hainburg kombinatorisch durch eine Kontraktion der bisherigen Namensbestandteile gebildet wurde. In Hainstadt finden sich Reste eines Römerkastells. Der Ort war im Mittelalter im Besitz der Herren von Eppstein beziehungsweise Falkenstein. 1425 kam er an das Erzbistum Mainz, 1803 mit der Amtsvogtei Steinheim an Hessen-Darmstadt. Klein-Krotzenburg, in dem zunächst die Abtei Seligenstadt über bedeutenden Grundbesitz verfügte, hat eine vergleichbare Besitzgeschichte. Die im Jahre 1736 errichtete Kapelle auf der Liebfrauenheide ist bis h. das Ziel von Wallfahrten. Hainstadt: 1287 [Original] Henystad (! ), 1288 Heinstad, 1569 Hainstadt. Klein-Krotzenburg: 1175 [Original] Cruzenburch, 1235 Cruzburg, 1434 Klein Crotzenburg. Der Ortsname Hainstadt ist ein Kompositum aus -hain und -stadt. Der Ortsname Klein-Krotzenburg zu althochdeutsch kruzi ‘Kreuz’. Grundwort ist -burg. Zu erwarten wäre in diesem Fall allerdings die Form *Kruziburg, vgl. etwa den Beleg von 973 Cruciburg für Creuzburg an der Werra. Denkbar ist, dass hier eine Analogiebildung vorliegt und sich das Bestimmungswort nach dem Vorbild der zahlreiche Ortsname mit schwach flektiertem Personennamen im Erstglied entwickelte. Die Differenzierung zu dem jenseits des Mains gelegenen Großkrotzenburg, Main-Kinzig-Kreis, setzte im 13 Jahrhundert ein. Dieses wurde 1292 als Crocenburg trans Mogum bezeichnet.
Hainewalde
Hainfeld
Hainichen (Sachsen) Ende des 12. Jahrhundert deutsche Bauerndorf an alter böhmischer Straße, nach 1200 Marktflecken, Stadt seit 1282, Kreisstadt 1952–1994. Gellertstadt. 1276 Heynichen, 1335 Heynchin, 1473 Heynichen. Zu mittelhochdeutsch -hagen ‘Dornbusch, umhegter Ort’, kontrahiert zu -hain (auch als Grundwort in zahleichen Ortsname wie Lindenhain uswach), erweitert mit dem Diminutivsuffix -chen. So Hähnichen, Landkreis Görlitz, Saale-Holzlandkreis; Heinichen, ORrtsteil von Kitzscher, Landkreis Leipzig.
Hainichen (Thüringen)
Hainrode
Hainsfarth
Hainspitz
Haiterbach
Halbe
Halbemond
Halberg, (Köln) 1131 Halreberg. Sie folgende.
Halberstadt Entstand an der Kreuzung der Fernstraßen Goslar-Magdeburg und Halle-Braunschweig, vor 827 Verlagerung des Bistumssitzes von Seligenstadt/Osterwieck nach H., 989 Markt-, Münz und Zollrecht, vor 1105 Stadtrecht; 1387 im Hansebund, ab 1648 brandenburgisch, ab 1818 zur Provinz Sachsen. 781 Halverstede, 814 ecclesie Halberstadensis, 877 Alberstetensis civitas, 892 Halverstidensis ecclesie, 993 Halverstidi. Althochdeutsch und altsächsisch Formen wechseln in der Überlieferung des Ortsnamens. Der Anlaut ist instabil. Typisch ostfälisch sind die-stide-Formen für-statt/stedt/-stätten/-stetten. Im Bestimmungswort ist von einer Form *Halv-rauszugehen, die sich als Flussabschnittsname beziehungsweise älterer Name der Holtemme oder als appellativische -r-Ableitung an die Wortfamilie um d. halb in der Grundbedeutung ‘geteilt, zerschnitten’ anschließt: althochdeutsch halb, altsächsisch half, altenglisch healf, altnordisch halfr, gotisch halbs, germanisch *halba-, indogermanisch *(s)kuelp ‘schneiden’. Der Name kann dann als ‘Ort am eingeschnittenen Fluss’ oder ‘Ort am Einschnitt’ etymologisiert werden. So Halver (11. Jahrhundert Halvara), links Zufluss der Volme, mit den Orten Halver und Halverscheid, sowie Hälver, links zur Volme, mit dem Ort Hälver, beide im Märkischen Kreis.
Halblech
Halbs
Haldensleben Althaldensleben war ein frühmittelalterliches Dorf, seit dem 10. Jahrhundert mit Grafenburg und Burgflecken (1012 civitas), um 1150 planmäßige Anlage der Stadt Neuhaldensleben n des älteren Ortes durch Heinrich den Löwen, 1938 Vereinigung beider Orte zu Haldensleben. 966 Hahaldeslevo, 968 Hooldesleva, 973 und 1004/12 Haldesleva. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Grundwort-leben. Im Bestimmungswort steht die altsächsischen Personennamen *Ha ̄hald, *Ho ̄hald (aus germanisch *Hauhaz um Stammesnamen der Chauken und -wald zu altsächsisch waldan ‘walten, herrschen’), demnach ‘Hinterlassenschaft des Ha ̄hald beziehungsweise Ho ̄hald’. Hahaldeslevo entwickelte sich durch Synkope der Mittelsilbe zu Haldes-. Die heutige Form Haldens-, die sich seit dem späten Mittelalter nachweisen lässt, ist vermutlich auf den Einfluss benachbarter Ortsname wie Ammensleben und Alvensleben zurückzuführen. So Hohlstedt, Landkreis Weimarer Land (958 Haholtestat); Haltingen, Ortsteil der Stadt, Weil am Rhein, Landkreis Lörrach (838 Haholtinga).
Haldorf, 1015-25, Kopie mitten 1200 Halthorpe.
Haldenwang
Haldenwang
Halenbeck-Rohlsdorf
Halfing
Hallbergmoos In unmittelbarer Nähe liegt die heutige Anstalt Birkeneck, deren Name, der 1031–1039 als Pirhee, 1424 als Pirkhach und 1819 als Birkeneck bezeugt ist, zunächst auch für die im 19. Jahrhundert gegründet Siedlung galt, dann aber durch eine neue Bezeichnung ersetzt wurde. König Ludwig I., 1829: Die Austrocknung des Freysinger Mooses ... Frhrn. von Hallberg ist mein Wohlgefallen darüber zu erkennen zu geben. 1831 Birkeneck, Weiler im Erdinger Moose. 13. 3. 1834 Umbenennung der Kolonie Birkeneck in Hallbergs moos, 24. 3. 1834 in der Colonie Hallbergmoos. 1834 Hallbergs moos, Hallbergmoos. Dem früheren Namen, einem ursprünglichen Flurnamen, liegt althochdeutsch birka, pircha ‘Birke’, abgeleitet durch das Kollektivsuffix -ahi, -ach2, zugrunde. Das Grundwort des heutigen Namens ist bairisch moos ‘Moor’, das Bestimmungswort der Familienname des Koloniegründers Freiherr von Hallberg.
Halle (Grafschaft Bentheim)
Halle (Saale) Alter Salzgewinnungsort, in fränkischer Zeit Grenzburg gegen die Sorben, Frühstadt seit dem 10. Jahrhundert, Stadterweiterungen seit dem 12. Jahrhundert, im Hoch und Spätmittelalter Residenz der Erzbischof von Magdeburg, von 1952–1990 Bezirksstadt. Wichtiger Wirtschaftsstandort und Verkehrsknotenpunkt. Ad 806 Halla, 1121 Halla, 1308 Hal. Die Diskussion um den Ortsname der im Zusammenhang mit anderen deutsche Hall(e)-Orten und deren Salzgewinnung betrachtet wird, ist noch nicht abgeschlossen. Traditionell wird er als altsächsisch und althochdeutsch halla ‘von Säulen getragener Bau’ interpretiert, als Bezeichnung für das Siedehaus der Salzwerke (vgl. althochdeutsch halhus ‘Siedehaus des Salzwerkes’). Andere Deutungen sehen in ihm mittelhochdeutsch hal ‘Salzquelle, Salzwerk’ oder schließen ihn als germanisch *hal direkt an indogermanisch *sal ‘Salz’ an (mit einem ansonsten kaum nachweisbaren Anlautwechsel S> H-). Daneben wird auch noch norddeutsch ha ̄l‘ ausgetrocknet, trocken’ erwogen. In jüngster Zeit wird ein Anschluss von halla an indogermanisch *kel-/*kol> germanisch *hel-/*hal ‘abschüssig, schräg’ im Sinne von ‘Hang’ favorisiert, motiviert durch das Gefälle zwischen Marktplatz und dem Ufer der Saale. So Bad Reichenhall, Kreisstadt des Landkreis Berchtesgadener Land (760 Halla); Halle, Landkreis Holzminden (1033 Halle).
Halen=Hochhalen und Niederhalen. (Rheinkamp) + 300 Calone, 2 voneinder unabhängige Kopien, 7- und 800.
Halen, (Emstek) +1000 Nordhalon.
Halle (Weserbergland)
Halle (Westfalen) Entstanden Anfang 13. Jahrhundert bei der Kirche des Bischofs von Osnabrück; seit spätestens 1259 Gerichtsplatz (Gerichtslinde) nw des alten Kirchplatzes; als Salzwerk könnte die Siedlung schon älter sein, Salzquellen sind im 17. Jahrhundert versiegt, ursprünglich zur Grafschaft Ravensberg (5 km nw Burg Ravensberg (1021); 1488 Weichbildrecht; im 17. Jahrhundert Gogericht des Amtes Ravensberg (von Versmold hierher verlegt), seit 1609 zu Brandenburg, 1719 Stadtrecht. 1246 Halle, 1259 prope ecclesiam Halle, 1347 thor Halle, 1437 tho der Halle. Der Ortsname zeigt ein Simplex, das früher irrtümlich mit einer Salzhalle (zu altsächsisch halla, mittelniederdeutsch halle‘ Halle, Saal’; mittelhochdeutsch hal(le) ‘Salzwerk, Salzquelle’) in Verbindung gebracht worden ist. Der Name geht auf eine im Dativ Singular flektierte lokativisch Wendung mit Präposition und bestimmtem Artikel zurück, in der ein feminin Substantiv halle erscheint, das als Element Hal(l)gerade in niedersächsischen und Ortsname oft vorkommt und auf germanisch *hal (zu indogermanisch *kol ‘neigen, Schräge, Abhang’) führt, das mit Nasalerweiterung zu *hal-na oder mit Dentalerweiterung *hal-þa zu assimiliertem *Halla, mittelniederdeutsch Halle führen konnte (vgl. altsächsisch framhald ‘sich vorwärtsneigend’, o ̄haldi Feminin‘ Abhang, steiler Ort’, mittelniederdeutsch halde, halle Feminin ‘Halde, abfallendes Land’, althochdeutsch halda, helde ‘Bergabhang, schiefe Ebene’).
Hallenberg
Hallerndorf
Hallgarten
Hallschlag
Hallingen, (Püttlingen) -768-69 Kopie + 1222 Halboldingen, 775-76 Haldingas.
Hallinghausen, (Alme) 1031 Kopie mitten 12000 Haltenghuson. Germanisch Halipinga husum, zu den Häusern der Leute des Halipo, (halip-, Held)
Hallstadt Jungsteinzeitliche Siedlung archäologisch nachgewiesen; im 8. Jahrhundert fränk. Königshof; zunächst Würzburger Besitz, 1007 zur Ausstattung des Bistums Bamberg; nach der Säkularisation bayerisch. Ca 805 (Kopie circa 830) Halazstat, 889 (zu 741) Halazesstat, 923 Halazzestat, 1007 Halstat, 1478 Hallstadt. Grundwort ist althochdeutsch -stat ( -statt/-stett/-stätten/-stetten). Für das Bestimmungswort wird an einen Personennamen Halaz gedacht, der allerdings nicht belegt ist. E. Schwarz versucht, die Schwierigkeit der Deutung durch Konjektur zu *Halagesstat zu umgehen, was angesichts der wiederholten Schreibung mit -z wenig wahrscheinlich wirkt. Es gibt weder eine plausible Deutung aus dem Germanisch-Althochdeutschen noch aus dem Slawischen.
Hallungen
Halsbach
Halsbrücke
Halsdorf
Halsenbach
Halstenbek 1296 erstmals in einem Schuldbuch erwähnt, das Dorf gehörte zunächst zur Grafschaft Holstein-Pinneberg und damit zum Dänischen Königreich, 1867 unter preußische Verwaltung. Baumschulen (größtes geschlossenes Baumschulengebiet der Welt). 1296 de Halstembeke [Original]; in Halstenbeke (um 1310). Bei der ersten Wortsilbe der Ortsbezeichnung Halstenhandelt es sich um eine Wortverdoppelung, denn sowohl der gotisch Wortstamm hallusals auch das mittelniederdeutsch stên bedeuten ‘Stein’. Der zweite Wortbestandteil-bek(e) kommt aus dem norddeutsch und bezeichnet den Bach, so dass sich für den Ortsnamen in seiner Zusammensetzung die Bedeutung ‘Steinbach (beziehungsweise Steinsteinbach) ’ ergibt.
Halt, (Keeken) ende 1100 Haletd, Halad.
Halter (Visbek) +1000 Halahtron. Germanisch halahdrum, dativ plural zu halahdra, vermutlich mit derselben Bedeutung als sein Kompositum Wacholder, siehe Haaltert.
Halterbruch, +Mönchen-Gladbach) 1170 Halterbruch, 1172 Halterbruch, 1183 Haltirbruc.
Haltern am See 1226 Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1289 eingeschränkte, später volle Stadtrechte, 1802 zur Grafschaft Dülmen (Fürsten Croy), 1808 Großherzogtum Berg, 1813 preußisch, seit 1929 Stauseen der Stever zur Wasserversorgung des Ruhrgebiets und mit Funktion als Erholungsgebiet. 1017 Halostron, 1217 Halteren, um 1260 Haleteren. Es gibt zwischen Elbe und Somme (nach Müller) etwa 10 Siedlungsnamen Hal(ch)ter(n) und Verwandte, deren ältere Formen zwischen hal(e)f-, hal(e)ch-, hal(e)sund hal(e)-tra beziehungsweise -tron (und ähnlich) schwanken. Wenn man den in den Niederlanden üblichen Übergang der Lautfolge -ft zu -cht in Rechnung stellt, ergibt sich ein Übergewicht der Wahrscheinlichkeit, dass mit einer ältesten altniederdeutsch Form halb ‘Griff’, ‘Stiel’, ‘Handhabe’ vor dem Suffix -Dra oder -stra zu rechnen ist. Vgl. jedoch halba unter Halver. Die Form *halb-Dra entspricht der ältesten erschlossenen Form des modernen Wortes (Pferde-)Halfter ‘Handhabe’ (zum Lenken eines Pferdes). Diese Erklärung eines Siedlungsnamens ist nicht befriedigend. Das Suffix -Dra findet sich in Siedlungsnamen gewöhnlich nach Pflanzennamen (apul-dra ‘Apfelbaum’ im Ortsname Aplerbeck, Stadt Dortmund, und Apricke bei Hemer, Märkischer Kreis). G. Müller sucht deshalb nach einem bisher noch nicht ermittelten Pflanzennamen, der auf *halb zurückgeht. So Haltern, Landkreis Osnabrück; Haltern, Kreis Borken, (9. Jahrhundert Halahtron).
Haltern, (Leer) 1000 Halahtron.
Halver Kirchdorf in der Grafschaft Mark, 1609 zu Brandenburg(-Preußen), 1806 zum Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch, 1968 Stadt. 11. Jahrhundert Halvara / -aru, 1127 Halvere, 1243 Halvere. Halver liegt über den Quellbereichen mehrerer Bäche, darunter des Baches Hälver (zur Volme). Es handelt sich somit um einen Gewässernamen, der möglicherweise zu norddeutsch half ‘halb’, altniederdeutsch halba ‘Seite’ mit dem bei Gewässernamen häufigen -r-Suffix zu stellen ist und als ‘Seitenbach’, erklärt werden kann. So Halberstadt, Harzkreis.
Halverscheid, (Halver), 1000 Kopie mitten 1200 Haluerscetha, Germanisch Skaipjo, Wasserscheide.
Halvesbostel
Hamacker, (Rheinhausen) ende 1100. Germanisch hamma, Landzunge vorspringend in Überschwemmungsgebiet, zumal von Flüssen + akra, Acker.
Hambach
Hamberge
Hambergen Der zunächst zum Kirchspiel Scharmbeck gehörende Ort erhält 1335 eine eigene Kapelle, die sich in einem langsamen Prozess (bis in das 17. Jahrhundert andauernd) von der Mutterkirche löst. 1234 Hamberge [Original], 1308 Hamberghen, 1322 Hamberghe. Bildung mit dem Grundwort-berg. Das Bestimmungswort enthält vermutlich nicht den Namen der Hamme, die circa 8 km weiter ö fließt, sondern das unflektierte Appellativum altsächsisch ham ‘Kniebeuge’, dass in Namen einen Winkel, eine Krümmung bezeichnet. Namengebend war wohl die Lage zwischen zwei Erhebungen n und s des Ortes.
Hamborn, (Duisburg) 962-71Hauenburnen, 1166 de Hauenburno, 1195 Hauenburnensis. Germanisch Habon brunnan, Quelle des Habo.
Hambrücken
Hambuch, 866 Kopie + 920 Haganbahc, 1200 Hagenbach. Germanisch hagan-, Wäldchen + baki, Bach.
Hambühren 1235 Abbenbure [Original], 1360 Abbenburen, 1589 Hamburenn. Bildung mit dem Grundwort -büren, das zunächst im Dativ Singular erscheint, und dem schwach flektierenden Kurznamen Abbo im Genitiv Singular Im 14. Jahrhundert fällt das nebentonige -edes Personennamen aus, -nwird an das folgende -b assimiliert, so dass -m (Amburen) entsteht. Seit dem 16. Jahrhundert tritt Vokaleinsatz bezeichnendes H im Anlaut an. Deutung also: ‘Siedlung des Abbo’.
Hamburg 831 Gründung des Hamburger Bistums, 1188 Erweiterung der Stadt durch die Neustadt, 1215 Zusammenschluss von Alt und Neustadt, eines der ersten Hansemitglieder, 1510 Reichsstadt, 1806 französische Besetzung, 1815 als Freie Stadt zum Deutschen Bund, 1871 zu Preußen, 1937 Bildung von Groß-Hamburg (heutige Grenzen). 831/32 Hammaburg, 1175 Hammenburg; Hamburg (12. Jahrhundert). Der ursprünglich Name Hammaburg bezeichnete den schon länger besiedelten Ort auf der Südkante eines Geestsporns. Das altsächsische Wort ham bedeutet ‘Bucht, Ufer, Sumpfgelände’, so dass Hamburg also die Burg im Sinne eines ‘hochgelegenen Ortes am Rande der von Wasserläufen durchzogenen Marsch’ bezeichnet. Wahrscheinlich ist ebenso der Bezug auf den Flurname Hamm ‘Bucht, Flusskrümmung’, mittelniederdeutsch *havene ‘Hafen, Meeresbucht.
Hamdorf
Hameln Um das ursprünglich fuldische Bonifatiusstift Entwicklung eines Marktes; um 1200 Stadtgründung (Mindener Recht); im Mittelalter zahlreiche Mühlen und Mühlsteinproduktion (1196 Quernhamelen); im 17./18. Jahrhundert Landesfestung; überregional bekannt durch die Sage vom „Rattenfänger von Hameln“. 8./9. Jahrhundert Hamelon [Kopie 12. Jahrhundert], 10. Jahrhundert Hamala, 1185–1206 Hamelen; Hameln (1304). Der Ortsname beruht auf dem Gewässername der Hamel (1309 Hamele). Die Belege zeigen meist einen Dativ Plural als Kennzeichnung der Siedlung. Der Gewässername ist auf *Hamala zurückzuführen und enthält eine -l-Ableitung zu altsächsisch ham ‘Kniebeuge’, dass in Namen einen Winkel, eine Krümmung bezeichnet. Vermutlich bezieht sich der Name auf den stark gewundenen Lauf der Hamel. So Hohehameln.
Hamergasse, (Köln) 1170-90 in Heimerisgazin, 1187-1200 platea Heimerici. Germanisch Haimarikis gatwon, Gasse des Haimarik, (haima, Wohnung = rikja, mächtig)
Hamersleben, (Am Großen Bruch in de Landkreis Börde) mitten 1200 Hamersloue, in Hamerslove minori.
Hamer, (Heffen) +1188 Kopie +1243, Amerah,
Hämerten, (Saksen-Anhalt) mitten 1200, in Hamertunen.
Hamersen
Hamfelde (Lauenburg)
Hamfelde (Stormarn)
Hamm, Rhein Krümmung in Boppard), 1216 Hammum. Germanisch hamma-, Landzunge vorspringen in Überschwemmungsgebiet. (zumal van Flüssen)
Hamm, bei Filzen, Anfang 13000 Ham.
Hamm an der Prüm, 1052 Ham.
Hamm, (Düsseldorf) 1202 de Hamme.
Hamm, (Werden) 875, Kopie 1000.
Hamm (Eifel)
Hamm (Sieg) 1131 ecclesiam Hamne, 1220 in Hamme, 1257 Ham, 1287 Hamme. Der Ortsname könnte zur indogermanischen Wurzel ham ‘biegen, krümmen, umringen, einfrieden’ mit Urverwandschaft mit Neuhochdeutsch Hafen und zu weiteren Orten dieses Namens gestellt werden, die an Flussschleifen liegen. Vom Fluss umgebene Fluren oder von zwei Flüssen eingefasste Landspitzen wurden im Mittelalter ham(m) genannt. Hamm ist demnach eine ‘Siedlung an einer Flussbiegung’. So Hamburg, Hamm, NRW; Hamm, Landkreis Bitburg-Prüm und Hamm am Rhein, Landkreis Alzey-Worms. 1052 Ham.
Hamm (Westfalen) 1226 von Graf Adolf I. von der Mark nach der Zerstörung der auf heutigem Stadtgebiet gelegenen Burg Nienbrügge als Plananlage gegründet. Hamm übernahm die städtischen Funktionen des nahegelegenen Burgortes Mark. Seit etwa Mitte des 15. Jahrhundert Hansestadt, später Brandenburgische Festung (bis 1763) und Garnison. Hafen, Metallindustrie, Eisenbahnknotenpunkt. 1188 iuxta Hammonem, 1243 Hammone, 1280 in Hamme; Hamm 1639. Der Ortsname beruht auf einer Stellenbezeichnung, die zuerst latinisiert als iuxta Hammonem erscheint und die im Ortsnamen noch lange, mundartlich bis ins 19. Jahrhundert beim Gebrauch von Präposition und Artikel (na deme, vur deme, vam, zum Hamme) durchscheint. Die Grundform ist wahrscheinlich als *Hamm(a)na anzusetzen, also eine Bildung mit -n-Suffix ohne Bindevokal oder mit -a oder -u-, was sich aus lateinisch -ound dem unterbliebenen Umlaut ergibt. Die Basis ist zu Appellativen mit Bedeutungskern ‘gebogen, gekrümmt’ zu stellen: althochdeutsch ham Mittelalter ‘Knie (kehle)’, altenglisch hamm ‘Schenkel, Kniekehle; Landstück’, altnordisch ho ̨m‘ Hinterschenkel’. Im Altenglisch ist dieses Element früh in Ortsnamen bezeugt und bezieht sich u.a. auf Land in einer Flussbiegung oder einen Landvorsprung in Sumpfland oder Wasser. Namengebend für Hamm ist die Landspitze zwischen Ahse und Lippe als solche beziehungsweise die dortige Flusskrümmung.
Hamm am Rhein
Hammah
Hammelburg Frühe karolingische Siedlung an einer Kreuzung wichtiger Altstraßen und einer Furt über die Fränkische Saale; seit 777 im Besitz des Klosters Fulda, 1816 zu Bayern. 716 (Kopie 12. Jahrhundert) Hamulo castellum, 768/814 (unecht, Kopie 12. Jahrhundert) Hamalaburc, 777 Hamalum[burg], 845 Hamalunpurc, 889 Hamulunburch, circa 1160 Hamelenburc, 1468 Hammelburg. Grundwort ist durchgehend-burg; das Bestimmungswort wirft morphologisch und semantisch Probleme auf: wenn es mit dem althochdeutsch Adjektiv hamel ‘verstümmelt’ identifiziert wird, ist der schwach flektierte Dativ Singular Feminin zu erwarten: *zuo der hamalun burg wie in den Belegen von 777, 845, 889; die älteren Belege sind damit nicht vereinbar, sind allerdings auch nicht zuverlässig überliefert. Semantisch ergibt sich allenfalls eine Motivation, wenn man für das Adjektiv aus mittelhochdeutsch Wörtern auch eine Bedeutung ‚steil, schroff’ erschließt.
Hammer an der Uecker
Hammersbach
Hammenstedt, 1020 Kopie mitten 12000 Hammonstide. Germanisch Hammon stadi-, Statte des Hammo.
Hammerstedt
Hammerstein bei Rheinbrohl, 1020 Kopie + 11000 Hamerstein, 1139 Hamensten, 1147 Amersten, 1212-15 Hamersten. Germanisch hamara-, Hammer, + staina, Stein, Felsen.
Hammerstein, (Wülfrath) mitten 1200 Hamerstein.
Hamminkeln Ende 10. Jahrhundert an Hamuuinkile, 1154 Hamwinkele [Original], 16. Jahrhundert Hamminkele. Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch mittelniederländisch ham ‘abgezäuntes Stück Weide und Wiesenland’ und mittelniederdeutsch mittelniederländisch winkel ‘Winkel, abgelegener Platz, Versteck’, später Totalassimilation von w an Maskulinum Sekundäres -n nach regionalen Mustern wie Haldern, Keppeln. Das Namenwort ham ‘vorspringende Landzunge’, das mit ham ‘Weideland’ homonym geworden ist, liegt, wenn man die heutige Lage von Hamminkeln an einem geraden Stück der Issel zugrunde legt, offenbar nicht vor.
Hammoor
Hamwarde
Hamweddel
Hanau Ersterwähnung 1143 im HN des Grafen Tammo de Hagenouwa, der sich sonst auch „von Buchen“ nennt, hier aber erstmals nach seiner (erst 1234 bezeugten) Burg im gleichnamigen Waldund Rodungsgebiet (1160 in silva Hagenowe [Original]). Die ursprünglich Burg-Siedlung Hanau (Stadtrecht 1303) wurde im 15. Jahrhundert Residenz der Grafschaft Hanau, kam 1736 und wieder 1813 an Hessen-Kassel, 1806 unter französisch Verwaltung, 1810 zum Ghzt. Frankfurt, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen; 1972–1974 um 5 Gemeinte erweitert. 1143 Hagenouwa, 1293 Haynowe, 1296 Henouwe, 1297 Haunauwe, 1297 Hanowe, 1298 Hagenauwe, 1366 Hanaw [sämtlich Or]. Bestimmungswort ist wohl das althochdeutsch st. Maskulinum hagan, mittelhochdeutsch hagen ‘Dorn-(Gebüsch), Einfriedung’, dass viel häufiger als Gw-hagen vorkommt. Die Belegvarianten spiegeln besonders die im Mittelhochdeutsch und besonders mitteldeutsch eingetretene Vokalisierung von g in -age> ei > frühneuhochdeutsch ai und dann die mundartlich Entwicklung im s Zentralhessisch (mit Hanau) zu a ̄ (entsprechend dem Lautwandel mittelhochdeutsch ei > ai > mundartlich-hessisch a ̄), wobei wohl auch die (seltenen) Varianten Henund Haun mundartlich Lautungen im Zentralhessisch wiedergeben sollen (mittelhochdeutsch ei [< age] > mundartlich ̄e beziehungsweise ̈ə?). Das Bestimmungswort könnte auch der (Gen des) Personennamen Hago (< germanisch *hag1.‘Dornstrauch, Einfriedung’, 2. ‘geschickt’) gewesen sein (s. Reichardt zu Hainbach), der selten in ON-Bestimmungswort begegnet (+Hagenrode an der Selke), doch spricht hier (s.o.) mehr für das Appellativum, also für einen eingefriedeten (Rodungs-)Bezirk (unter Hägerrecht?), der die „Aue“, den Auwald an der Kinzig näher kennzeichnen sollte; zum Grundwort-au Gründau, Main-Kinzig-Kreis. So Hagenau // Haguenau, Département Bas-Rhin
Handeloh
Handewitt 1231 erstmals erwähnt, die ehemalig amtsangehörige Gemeinte entstand 1974 durch Zusammenlegung von sechs Gemeinte, 2008 Fusion der amtsangehörigen Gemeinte Handewitt und Jarplund-Weding zur Gemeinte Handewitt. Vorwiegend landwirtschaftliche Prägung. 1231 Hanæwith [Original], 1285 in ... Handwith, 1427 in Hantwit. Wahrscheinlich ist der Ortsname aus einer Zusammensetzung des dän. Wortstammes hane ‘Hahn’ mit dem altdänischen with ‘Wald’ hervorgegangen und bezeichnet somit die Siedlung als jene, die ‘bei dem Wald liegt, wo Hähne (eventuell Auerhähne) sind’.
Handschuhseim, (Heidelberg) 844 Kopie +1103, Hanscoesheim.
Handorf
Handrup
Hanerau-Hademarschen
Hangen-Weisheim
Hanhofen
Hankensbüttel Das an einer wichtigen Handelsstraße gelegene Hankensbüttel schon 1051 als Mittelpunkt eines Kirchspiel erwähnt; Sitz einer lüneburgischen Gografschaft; auf dem Gebiet der Samt Gemeinte liegt das bedeutende im 13. Jahrhundert gegründete Zisterzienserinnenkloster Isenhagen. 1051 Honengesbvthele [Original], 1221 Honekesbutle, 1364 Honkesbutle; Hankensbüttel (1567). Bildung mit dem nur im norddeutschen Raum vorkommenden Grundwort-büttel, das als Dentalerweiterung und Kollektivbildung zum Wortstamm von bauen gehört. Das Bestimmungswort ist die stark flektierenden, nicht belegten Personennamen *Honuk o.ä. Der Erstbeleg ist sekundär an Personennamen auf -in gangeglichen. Im 16. Jahrhundert wird vor dem -sein -n eingeschoben. Der Übergang des -o zu -a ist im Norddeutsch häufiger zu beobachten. Deutung also: ‘Siedlung des *Honuk’.
Hann. Münden Ursprünglich Siedlung in Altenmünden w der Weser; zunächst im Besitz der thüringisch-hessischen Landgrafen, ab 1247 welfisch und eigenes Stadtrecht; wirtschaftl. bedeutend im Mittelalter vor allem das Stapelrecht; Burg, später Schloss, eine der Hauptresidenzen des Fürstentum Calenberg-Göttingen; bis 1974 Kreisstadt. Um 800 Gemunidi [Kopie12. Jahrhundert], 1049 Gemvnde, 1262 Munden; Münden (1646). Der Name beruht auf dem Simplex altsächsisch gimu ̄Di ‘Mündung eines Flusses’. Auffällig ist, dass der Ortsname nicht die norddeutsche Form mit Schwund des -n vor Spirans aufweist, sondern stets die hochdeutsch Seit dem 12. Jahrhundert setzt sich Dativ Plural -en im Auslaut durch und das Präfix Ge schwindet. Der Ortsname bezieht sich auf die Einmündung der Fulda in die Werra bei Hann. Münden. Zur Unterscheidung von (Preußisch) Minden kommt seit Anfang des 19. Jahrhundert der Zusatz Hannoversch auf. Seit 1991 lautet der Ortsname offiziell Hann. Münden.
Hannover Zwischen 1124 und 1141 gegründet, 241 Stadtrecht (Mindener Recht), im MIittelalter wenig bedeutend, seit 1636 Residenz der Calenberger Herzöge, später Hauptstadt des Königreichs Hannover und der preußischen Provinz, seit 1947 Landeshauptstadt, bis 2001 kreisfreie Stadt. Um 1150 Hanabruinborgar [A. 14. Jahrhundert], 1193 Honnovere; Hannover (1620). Bildung mit mittelniederdeutsch o ̄ver ‘Ufer’ als Grundwort und dem flektierten Adjektivisch mittelniederdeutsch ho ̄(ch)‘hoch’. Das Bestimmungswort zeigt imVokal ein Schwanken zwischen -a und -o als typischen Reflex des germanisch *-au(germanisch *hauha-). Der Erstbeleg stammt aus einer isländischen Quelle. Während das Bestimmungswort erhalten bleibt, ist bruin zu altnordisch bru ̄n ‘Kante’ zu stellen und die Übersetzung des norddeutsch Grundwort Der Name ist ergänzt um altnordisch borg ‘größere Siedlung’ im Genitiv Singular Deutung also: ‘Siedlung am hohen Ufer’. So Hannöver, Landkreis Wesermarsch.
Hanroth
Hanselaer, 1137-77 Hanxlar.
Hanshagen
Hanstedt (Lüneburger Heide) Hanstedt ist ein staatlich anerkannter Erholungsort am Rand der Lüneburger Heide. 1075–76 Haonstede [Original], 1197 Hanstede, 1252 Honstede [Kopie16. Jahrhundert]; Hanstedt (1791). Bildung mit dem Grundwort-stedt und dem flektierten Adjektivisch altsächsisch ho ̄h, mittelniederdeutsch ho ̄(ch) ‘hoch’ als Bestimmungswort Der Ortsname zeigt im Stammvokal ein Schwanken zwischen -ound -aals Reflex des auf germanisch *-au zurückgehenden -o ̄2-. Wie bei Hannover setzt sich die -a-haltige Variante durch. Die Benennung bezieht sich auf die erhöhte Lage beiderseits der Schmalen Aue.
Hanstedt (Wildeshausen) 1000 Hoanstedi, Hahanstedi. Germanisch hauhan stadi-, zur hohen Stelle.
Hanstedt (Nordheide)
Hanweiler (Rilchingen-Hanweiler) 1023 Haniuuileri, Haneuuilire, + 1089 Hanuuuilro. Germanisch hanan-, Hahn, + wilari von latinisch villare, Gehöft.
Happerschoß, 154 Haperscozze, 1129 Haperscoz. Germanisch ? + skauta-, Bergvorsprung.
Happurg
Harbach
Harbarnsen
Harbke, 1 Hälfte 1100 Herdbeki, 1188 Hertbike. Germanisch hardu-, hart, + baki, Bach.
Harburg (Schwaben)
Hardebek
Hardegsen Lage an zwei Verkehrsstraßen, wohl Ende 11. Jahrhundert Burg, 13. Jahrhundert Besitz der Herren von Rosdorf, 1379 Herzog Ottos des Quaden von Braunschweig, Residenz und Witwensitz bis 16. Jahrhundert, Marktflecken erhält 1383 Stadtrecht. 1015–36 Hiridechessun [Original], 1266 Herdegessen [Original], 1280 Hardegessen [Original]. Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem stark flektierenden Personennamen H ̄eridag im Genitiv Singular als Bestimmungswort Der Erstbeleg zeigt -i für – e bei Zerdehnung vor -r-, im 13. Jahrhundert wurde -e vor -rund Konsonant zu -a gesenkt.
Hardert
Hardehausen (Scherfede) 1036 Kopie mitten 1200 Hirisuuithuson. Germanisch Hariswinpa husum, zu den Häusern der Hariswinpa. (harja-, Heer + swinpa-, kräftig)
Hardheim -Walldürn. Gemeindeverwaltungsverband im Neckar-Odenwald-Kreis, bestehend aus der Gemeinte Hardheim, der Stadt Walldürn und der Gemeinte Höpfingen, circa 30 km nnö Mosbach am Hang des oberen Marsbachs gelegen, Reg.-Bez. Karlsruhe. Hardheim ist eine merowingerzeitliche Siedlung und war zunächst im Armorbacher Grundbesitz, 1806 badisch. Maschinenbau, Elektroindustrie, Steinerne Turm, Kappel Ruine, Hardheimer Schloss, Erfapark, Siegfriedstraße, Historisches Rathaus, Elfenbeinmuseum, Limeslehrpfad. Walldürn: Siedlung in der Nähe eines Limeskastells, zuerst 795 Schenkung an das Kloster Lorsch, um 1170 bauten die Edelherren von Dürne hier eine Herrschaft auf, die hundert Jahre später an das Erzstift Mainz kam; Stadtrecht erhielt der Ort um 1250, seit dem frühen 15. Jahrhundert Heiligblutwallfahrtsort. Wallfahrtsbasilika, Altes Schloss, Historisches Rathaus. Hardheim: Um 1100 Hartheim [Original]. Walldürn: 794 (Kopie 12. Jahrhundert) in Turninu, 812 (Kopie12. Jahrhundert) in Turninen, 1172 Durne [Original], 1423 Waldtdürn. Hardheimisteine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim; dem Bestimmungswort liegt althochdeutsch hard ‘Wald’, wohl insbesondere ‘Bergwald, waldiger Höhenzug, lichter Weidewald’, mittelhochdeutsch hart ‘Weidetrift’ zugrunde. Walldürn: Der ursprünglich Name gehört wohl zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch dorn ‘Dornstrauch, Dorngestrüpp’ (in Turninu ‘im Dornigen’) und wurde im 15. Jahrhundert durch den Zusatz Wald erweitert, der sich wohl auf die Lage im Odenwald bezieht. Die Verbindung mit wallen ‘pilgern’ gilt als volksetymologisch, der Namenzusatz erscheint aber zur gleichen Zeit wie die Erhebung zum Wallfahrtsort. So Hartham, Weiler in Aschenau, Ortsteil von Offenberg, Landkreis Deggendorf.
Hardisleben
Hardt (Schwarzwald)
Hardt (Westerwald)
Hardt, (Stotzheim) 1119 Hart. Hardt von Germanisch harud-, waldiger Höhenzug.
Hardthausen (am Kocher)
Haren (Ems) Es handelt sich um eine Namenübertragung vom heutigen Altharen sw der Stadt. Um 1000 lässt sich ein Corveyer Haupthof nachweisen; Burg im Besitz des Bischofs von Münster erstund letztmalig 1304 erwähnt, seit dem 17. Jahrhundert Zentrum der Püntenschifffahrt auf der Ems; zählt bis h. zu den drei größten Schifffahrtsstandorten in Deutschland 822 bis 836 Haren, 10. Jahrhundert Harun, [Original], 1261 Johannes de Haren. Der Ortsname stellt ein Simplex zu altsächsisch hara ‘Anhöhe’ im Dativ Plur. (Harun) dar. Offenbar verweist der Name auf die erhöhte Lage der Siedlung oberhalb der Ems. So arderberg (bis 17. Jahrhundert Harn, Harren), Ortsteil von Georgsmarienhütte, Landkreis Osnabrück; Haaren, im ehemalig Landkreis Wittlage, heute zum Landkreis Osnabrück.
Hargarde, (Leiwen, Trier) 2 Hälfte 1200 due partes uinearum que dicitur Hargarde. Germanisch harwa-, Flachs + garda-, Garten.
Hargarden, (Graach, Trier) 2 Hälfte 1200, ad Hargarden.
Hargarten
Hargarten bei Waxweiler, Anfang 1300 Hargarde.
Hargesheim 1158 Harwesheim.
Harhausen (Wipperfürth), 1212 Harhusin.
Harmsdorf (Lauenburg)
Harmsdorf (Ostholstein)
Harmstorf
Harnscheid, (Werden) 838 Kopie Anfang Hernatscet,, Kopie mitten 1200 Hernatscethe. Germanisch hirnopu-, Kollektiv zu hirn, Hagebuche, + skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Harpen, (Bochum) 10- 1100 Kopie mitten 12000 Harpunni, mitten 12000 Harpene. Altgermanisch harpunja-, vielleicht zu harpo-, Harfe, harfenähnliches Gelände?
Harpstedt Bedeutende urund frühgeschichtliche Funde in der Gemarkung; wahrscheinlich im 13. Jahrhundert Burganlage vorhanden; Harpstedt ist seit um 1390 zunächst als Vogtei und später als Amtssitz nachgewiesen; 1396 Weichbildrecht; bis 1977 Landkreis Grafschaft Hoya. 1242 Harpenstede [Kopie15. Jahrhundert], um 1250 Harpenstede, um 1260 Harpstede; Harpstedt (1583). Bildung mit dem Grundwort -stedt und dem Personennamen Erpo, der mehrfach mit prothetischem Hbelegt ist, wie auch der Ortsname durchweg zeigt. Vor -r-Verbindung wird der Stammvokal - ezu -a gesenkt. Die Flexionsendung des Personennamen fällt jünger aus. Deutung also: ‘Siedlung des Erpo’.
Harrislee 1352 erste urkundlich Erwähnung, seit 1864 eigenständige Landgemeinde. 1352 in campo Haringslof [Original], 1445 in Harrisleve; tho Harrisle (1564). Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem Personennamen Hari und dem dän. Wortstamm lev ‘Erbe, Hinterlassenschaft, Eigentum’. Harrislee bezeichnet somit die ‘Siedlung auf dem ererbten Eigentum des Hari’.
Harschbach
Harscheid
Harsdorf
Harsefeld Um 1002 an Stelle der Burg der Grafen von Stade Gründung eines Säkularkanonikerstiftes, 1101 Umwandlung in ein Benediktinerkloster, 1647 endgültig aufgehoben; als Flecken im 18. Jahrhundert nachweisbar, später Verwaltungsmittelpunkt, 1965 Samtgemeinde. 994 Hersevel [Original], 983–1018 Rosafeldan, 1105 Hersevelde, 1363 Rossevelde. Bildung mit dem Grundwort-feld und altsächsisch hors, hross, mittelniederdeutsch ors, ros ‘Pferd’, das in den germanisch Sprachen teils -r-Metathese aufweist, wie es auch der Ortsname zeigt. Anlautendes H vor Konsonant schwindet früh. Die Formen mit -e zeigen einen vor -r-Verbindung stattfindenden Übergang des als -å gesprochenen -o-. Deutung also: ‘(Siedlung am) Pferdegebiet’.
Harsewinkel In Verbindung mit der ursprünglich bischöflich Kirche St. Lucia erstmals 1090 genannt, 1185 wird Kirche an Kloster Marienfeld übertragen. 1605 Ersterwähnung eines Bürgermeisters, 1803 Stadt, ab 1844 Amt Harsewinkel (Stadt und Kirchspiel Harsewinkel, Gemeinte Marienfeld, Kirchdorf Greffen). Landmaschinenbau (Fa. Gebr. Claas Landmaschinen). 1973 Zusammenschluss mit Greffen und Marienfeld. Circa 1050 van Haswinkila, Ende 11. Jahrhundert de Hasuinkla (Handschrift Hasuinkda), 1186 in Hoswinkele, 1214 (Kopie) Hoswinkele, 1282 in Hoswinkele, 1295 Hoswingel, 14. Jahrhundert Hoyswinkel, 1592 Horschwinkel; Harsewinkel (16. Jahrhundert). Bildung mit dem Grundwort -winkel, mit dem eine abgelegene, begrenzte Ortslage bezeichnet wird (zu altsächsisch althochdeutsch winkil, mittelniederdeutsch altfriesisch winkel ‘Winkel, Ecke’). Die ältesten Zeugnisse liefern keinen Hinweis auf eine Verbindung mit altsächsisch althochdeutsch (h)ros, hers, altfriesisch hors, hars, hers ‘Pferd’, was nur unter Voraussetzung eines frühen -r-Ausfalls angenommen werden könnte. Daher wird, auch vom Bildungstypus her, ein Anschluss an die Tierbez. altsächsisch haso, mittelniederdeutsch has(e) ‘Hase’ näherliegen, wenngleich eher *Hasenz u erwarten wäre, was aber in der verkürzten Form Hasim appellativischen Wortschatz vorkommen kann. Andere Verbindungen, etwa mit *Hades (zu germanisch *haþu-, althochdeutsch hadu ‘Kampf’; germanisch *haþ-/ ha-, engl. hat ‘Hut’ als alte Bezeichnis eines Abhangs, einer Biegung; mittelniederdeutsch has < hars (Variante zu hart ‘Harz’) bedürften weiterer Prüfung.
Harsleben
Harspelt
Harsum Der Ort gehörte fast ununterbrochen zum Hochstift Hildesheim, so dass auch h. noch eine katholisch Bevölkerungsmehrheit besteht; zeitweise Kammer oder Tafelgut des Fürstbischofs von Hildesheim, seit 1445 dem Domkapitel Hildesheim zugehörig. Ab 1814 zum Hannover, dann zur preußisch Provinz Hannover (ab 1866). Seit 1885 zum Landkreis und Reg.-Bez. Hildesheim, seit der Gebietsreform 1977 zum Landkreis Hildesheim. 1978 zum Reg.-Bez. Hannover. 1224 de Hardessem, 1363 in Hardessem, 1488 to Hardessem. Auszugehen ist von einer Grundform *Hard-es-h ̄em, Schwund der Nebentonsilben und des intervokalischen -d führten uber Hardes(s)em und Hars(s)em zu Harsum, wobei das auslautende -(h) ̄em wie in Ostfalen nicht selten als -um erscheint. Im Grundwort des Kompositums steht norddeutsch -h ̄em ( -heim), im Bestimmungswort ein stark flektierender Personennamen Hardz um Stamm hardu-, der mit altsächsisch hard ‘kühn, tapfer, stark’ verbunden werden kann.
Hartefeld, (Vernum) 1190 Hirthenveld, 1196 Hertenvelda. Germanisch hiruta-. Hirsch met Übergang zur -n Deklination + feldu-, Ödland.
Hartenfels
Hartenholm
Hartenstein (Erzgebirge)
Hartenstein (Mittelfranken)
Hartha Ende des 12. Jahrhundert Bauerndorf mit feudalem Herrengut, Städtchen im 13./14. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert bedeutend durch Textilindustrie, auch h. noch Industriestandort. 1223fortfolgend de Hart, Harth, 1404 die Harte, 1590 Hartta, 1791 Hartha. Zu mittelhochdeutsch hart ‘Wald’, kanzleisprachliches -a seit dem 16. Jahrhundert, auch als Grundwort -hart, vgl. Lindhardt. So Hartau, Ortsteil von Zittau, Landkreis Görlitz; Harth, Ortsteil von Büren, Landkreis Paderborn.
Harthausen
Hartheim am Rhein
Harth-Pöllnitz
Hartmannsdorf (bei Chemnitz)
Hartmannsdorf (bei Eisenberg)
Hartmannsdorf (bei Gera)
Hartmannsdorf bei Kirchberg
Hartmannsdorf-Reichenau
Harxheim, 835 Kopie +929 Haruesheim.
Harzgau (Gau am Nordrand des Harzes) 1015-25 in pago Herthega.
Harzheim, 867 Kopie +920 Arolfesheim, 1105 Harleuesheum, 1222 Harlesheym. Germanisch Hariwulfes Haim, Wohnung des Hariwulf.
Harzgerode
Harztor
Harzungen
Hasbergen Im Südwesten von Hasbergen lag die bedeutsame Burg Haslage (um 1200 Harslage), deren Belege häufig mit denen von Hasbergen verwechselt werden; im gleichnamigen Dorf wurde 1819 ein Erzschacht eingerichtet; bedeutenderen Aufschwung erlebte der Ort parallel zur Entwicklung des benachbarten Georgsmarienhütte. 826–876 Hasburgun [Kopie15. Jahrhundert], 1150 Hasberge; Hasbergen (um 1200). Bildung mit dem Grundwort -berg. Der Erstbeleg zeigt -burgun, entstammt allerdings einer späten Abschrift. Zudem wechseln die beiden Grundwort häufiger miteinander. Im Bestimmungswort ist ein unflektiertes Adjektivisch in der Bedeutung ‘grau, bleich, blank’ anzusetzen, dass in altnordisch hoss, altenglisch haso, mittelhochdeutsch heswe belegt ist. Namengebend dürfte die Lage am Heidhornberg sein. Die Burg Haslage enthält trotz h. gleicher Form ein anderes Bestimmungswort.
Hasborn, 1097 de Hauekesbrunno. Germanisch habukes brunnan-, Quelle des Habichtes.
Haschbach am Remigiusberg
Hasegau, (Gau an der Hase) 1000 Hasgoa, in pago Hasgo.
Hasel
Haselau
Haselbach (Altenburger Land)
Haselbach (Niederbayern)
Haselbachtal
Haseldorf
Haselünne Corveyer Haupthof um 834 bezeugt, erhielt vor 1252 als erste Siedlung des Emslandes Stadtrechte; 1271 durch Bischof Gerhard von Münster erneuert; 1297 Lateinschule erwähnt; seit 1268 Mitglied der Hanse; seit 1307 Jahrmärkte. 1107–1113 dominicalia videlicet Lunne, in Lunne, 1271 in Lunne, 1350–1361 in parochia Haselunne, 1351 in der thyd tho Hazelunne. Der ursprünglich Ortsname Lunne wird zu altsächsisch, althochdeutsch lun ‘Achsnagel, Lünse’ gestellt, woraus auf eine Bezeichnung für einen runden Stock geschlossen wird. Auszugehen ist folglich von einer Benennung aufgrund von Rundhölzern im flachen Flussbett der Hase zum Hinüberrollen von Lasten. Mitte des 14. Jahrhunderts erstmals differenzierender Zusatz Hasenach dem gleichnamigen Fluss, wohl zur Unterscheidung von den Orten Alten und Plantlünne. So Hilten, (zu altsächsisch hiltja ‘Griff’, jütisch haalte ‘Querholz’) Landkreis Grafschaft Bentheim.
Haselund
Hasenkamp, (Dankersen) 1080-96, Hasancamp.
Hasenkrug
Hasenmoor
Haserich
Hasenwingart, (Euren) Anfanf 1300 Hasenwingar, Hasenwingart.
Hasigeresrod, (Rengsdorf, Koblenz) 857. Germanisch Hasudaires ropa-, Rodung des Hasugair. (haswa,-, grau, + gaiza,‘ Speer)
Hasinolke, (Trier) + 1220 Germanisch hasan-, Hase + olka, romanisch Weinberg.
Haskebrügge, (Herzfeld) 1000 n Hasicasbruggia. Germanisch Hasucas brugjo-, Brucke des Hasuc. (haswa, grau)
Haslach im Kinzigtal Hochmittelalterliche Siedlung zunächst unter Zähringer Herrschaft, anschließend unter König Friedrich, seit dem 18. Jahrhundert württembergisch. Werkzeugbau, Metallbau, Haslacher Altstadt, Goldener Winkel, Klostergarten, Kapuzinerkloster, Bergwerk „Segen Gottes“. Um 1092 (Kopie12. Jahrhundert) Hasela, 1221 Hasila, 1241 Haselach [Original]. Der Name ist vermutlich ursprünglich ein Gewässername und als hasal-aha zu deuten. Er gehört dann zu althochdeutsch hasala, hasal ‘Hasel(nuß)’ und althochdeutsch aha, mittelhochdeutsch ahe ‘fließendes Wasser’: ‘der durch Haselgebüsch fließende Bach’ (-ach1). Ein Ortsname in der Bedeutung ‘Hasel(nuß)’ ist unwahrscheinlich, gleichlautende Ortsname können bei anderer Beleglage allerdings auch auf die Kollektivbildung althochdeutsch hasalahi ‘Haselstaude’ (-ach2) zurückgehen. Der geografische Zusatz im Kinzigtal dient der Abgrenzung zu gleichlautender Ortsname. Zo Haslach, Ortsteil von Freiburg im Breisgau; Haslach, Ortsteil von Oberkirch, Ortenaukreis, Haßloch, Landkreis Bad Dürkheim; Kirchhasel.
Hasloch
Hasloh
Haßbergen
Hassel, (Bork) 1000 Hasle, mitten 12000 Haslen. Germanisch haslja-, Kollectiv, resp. Haslum, Dativ plural zu hasla-, Hasel.
Hassel (Altmark)
Hassel (Weser)
Hasselbach (Hunsrück)
Hasselbach (Westerwald)
Hasselbeck. (Heiligenhaus) 1000 Hasalbeki, mitten 1200 Haselbeke. Germanisch hasla-, Hasel + baki-, Bach.
Hasselsweiler, (Aa) 11000 Hassilo,1150-65, de Haselo, Hassela bald nach 1203. Germanisch Hasla-, Hasel, + Lauha, Wäldchen auf Hogen Sandboden. Hassel und Weiler waren ehemals zwei verscheiden Dorfer, ziehe Weiler.
Hasselt, =Althassel (Moers) 1000 silua Hasloth. Germanisch haslopu-, Kollektiv zu hasla-, Hasel.
Hasselt, (Schneppenbaum) 1143 Hasselleth, 1167-74 Hassela.
Hasselt, (Wetteren) 1210 Hasselt.
Hassum, 1144 Hagestolzesheim, 1300 Hastolsem, Hagesolceim. Germanisch hagustaldas haim, Wohnung des Hagestolzen.
Hastehausen, (Darup) mitten 1200 Haresererehuson.
Hasselberg
Hasselroth
Hassendorf
Haßfurt Seit 1230 Amt des Hochstifts Würzburg, 1814 bayerisch. 1230 Hasefurth, 1303–1313 (Kopie von 1358) Hasfurt, 1432 Hassfurt. Grundwort ist -furt; das Bestimmungswort kommt auch im Landschaftsnamen Hassgau, Hassberge vor. Es sind verschiedene Deutungen mit Stammesnamen (Hessen, Chatti) versucht worden, die ebenso wenig wie slawische Etymologien überzeugen. P. von Polenz geht davon aus, dass „die Nassach nach Ausweis der Namen Hassfurt und Hassberge früher einmal *Hasa gehießen [sic!] haben muss“, da in Ostfranken bei den Gaunamen der Typ Flussname + -gau vorherrscht.
Haßleben
Haßloch Entstehung der Siedlung etwa um 600, seit circa 1000 Reichsdorf und Vorort einer Pflege, die aus Haßloch, Böhl und Iggelheim bestand, 14. Jahrhundert kurpfälzisch, zeitweise auch pfalz-zweibrückisch beziehungsweise verpfändet an die Leininger Grafen. Die Pflegeorte kamen 1789 an Frankreich und 1816 an das Bayern. Bekannt als „größtes Dorf Deutschlands“ mit Metall verarbeitender Industrie (Getränkedosenproduktion). 773 Hasalaha (Kopieum 860), 902 Hasalach; Haßloch (1494). Das Kollektivum *hasalah(i),-ach2, gehört zu spätalthochdeutsch hasala ‘Haselstrauch’. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich -lach durch Umdeutung zum verständlichen -loch. Ursprünglich aber ist die Bedeutung des Ortsname ‘Platz, Siedlung bei den Haselsträuchern’.
Haßmersheim
Haßmoor
Haste
Hasungen=Burghasungen, 1019 Kopie mitten 1200, in monte Hasungo, 1021 Hasungun. Germanisch Hasungum, bei den Leuten de Hasu. (haswa, grau)
Hatten Sowohl in der Gemarkung von Kirchwie auch Sandhatten, von denen der Gemeindename hergeleitet ist, ist eine Burg nachzuweisen, was auf die strategisch günstige Lage an der Straßenvereinigung von Bremen und Wildeshausen nach Oldenburg deutet. 860 Hahtho [Kopie 11./12. Jahrhundert], 1291 Hathen, 1363 Kerkhatten, 1540 tho Hatten und Sandhatten. Der Name beruht auf einem Simplex, dessen Anschluss von der Beurteilung des Erstbelegs abhängt. Ist das -h zu berücksichtigen, wäre von mittelniederdeutsch hacht (< altsächsisch *haft-) ‘Anspruch, Berechtigung’ auszugehen. Das Benennungsmotiv wäre unklar. Da die Orte an Erhebungen liegen, ist eher von Anschluss an germanisch *hat-, *haþ ‘Erhebung’ auszugehen, dass sich in einer Reihe von Namen nachweisen lässt und etym. mit engl. hat ‘Hut’, griechisch koty ́l ̄e ‘Höhlung, Becher’ zu verbinden ist. Die späteren Belege zeigen Dativflexion. Die beiden Orte werden durch Zusätze wie wester ‘westlich gelegen’, Kirche und Sand unterschieden. So Hattorf am Harz, Landkreis Osterode.
Hattenhofen
Hattenhofen
Hattenheim, 1183 Hatderheim.
Hattersheim am Main Seit 1364 zum Erzbistum Mainz, das Hattersheim des öfteren verpfändete. 1803 an Nassau-Usingen. Verleihung der Stadtrechte 1970, 1972 Eingliederung von Eddersheim und Okriftel. Hattersheim: 1132 [Original] Heideresheim, 1140 Hedersheim, 1654 Hattersheim. Eddersheim: 1282/83 Edersheim, 1290 Wustenedernsheim, 1332 Edirsheym. Okriftel: 1103 Acruftele, 1132 Acrufdero, 1324 Acroftele. Der Ortsname Hattersheim zum Personennamen Heitari, Heitar, Heiter, ein Kompositum aus althochdeutsch heit ‘Persönlichkeit, (edle) Gestalt’ und althochdeutsch heri ‘(Heer)schar’. Im Ortsname Edersheim liegt mutmaßlich demselben Personennamen wie bei Hattersheim zugrunde, allerdings weisen die Belege die h-Aphärese auf. Der Beleg von 1290 zeigt eine Differenzierung zum gleichnamigen Nachbarort. Beim Ortsname Okriftel ist das Bestimmungswort O zu ach1zu stellen, dass in diesem Fall die Einmündung des Flusses Kriftel (1043 Cruofdera) in den Main anzeigt. Zu dessen Deutung Kriftel.
Hattert
Hattgenstein
Hattingen Entstanden bei einem Hof des Kölner Erzbischofs, 1350–1406 Entwicklung zur Stadt. Regional bedeutender Handelsplatz, 1854–1987 Schwerindustrie, 1885–1929 Kreisstadt. Zu circa 1020 (Fälschung um 1160) Hatnecghe, 1147 Hatnecke, 1161 Hatnikke; Hattingen (1519). Der Name ist wahrscheinlich mit dem Grundwort-eck als Bezeichnung für den Höhenrücken gebildet, auf dem der alte Ortskern liegt. Bestimmungswort ist der häufig belegte, swach flektierende Personennamen Hato. Ein erwogener Anschluss an eine im Deutschen verlorene Entsprechung von altenglisch hæt ‘Kopfbedeckung’ (engl. hat ‘Hut’) würde zu einer Einteilung Hat|negge mit nicht identifizierbarem Grundwort führen. Zwar ist auch der Typ Personennamen +-eck in alten Ortsnamen nicht häufig bezeugt, hat aber vor 1200 vereinzelte Parallelen. Die frühesten Belege zeigen bereits Synkopierung des Vokals der Genitiv-SingularEndung -on in unbetonter Stellung; später erscheint in Formen wie 1204 Hattenhegge wohl ein Sprossvokal. Das Zweitglied wurde im 13. Jahrhundert u.a. zu mittelniederdeutsch hegge ‘Hecke’ umgedeutet. Varianten wie 1274 Hatingghe begünstigten die Angleichung an Ortsnamen auf -ingen seit dem 16. Jahrhundert.
Hattorf (am Harz) 952 Hattorpp [F. 13. Jahrhundert; Kopie 16. Jahrhundert], 1272 Haddorpe, 1554 Hattorff. Bildung mit dem Grundwort-dorf und einem in Namen wie Hademarschen, Hadamar vorliegenden Bestimmungswort germanisch *haþ-, *hat‘ Gebogenes, Geneigtes’, das in altenglisch hæt(t), althochdeutsch huot, altnordisch hattr ‘Hut’ vorliegt. So Hattorf, Stadt Wolfsburg; Hatten, Landkreis Oldenburg.
Hattuaria (Gau an der untern Niers en der untern Lippe) 786-87, Speueria, 1 Hälfte 900 Kopie 1 Hälfte 11000 Spetueria, 855 in pago Hattuariensi, 1000 in Hattre, Genannt nach den Chattuarii.
Hatzenport, (Koblenz) +1135 Hattenporcin, Hattenporzen, 1216 Hattenporz.
Hattstedt
Hattstedtermarsch
Hatzenbühl
Hatzenport
Hatzfeld (Eder) (Barmen), 1100 Kopie mitten 1200 Hirutfelda. Germanisch hiruta-, Hirsch, + feldu-, Ödland, Heide.
Hauenstein Acht Gemeinte, die im Mittelalter den Leininger Grafen und dem Kloster Hornbach gehörten. Im 10./11. Jahrhundert Errichtung einer Burg zur Sicherung der sog. „Queichstraße“. 1269 Cu ̊nradus dictus Howenstein, 1309 Bertoldus de Hauwenstein, 1441 Houwenstein. Das mittelhochdeutsch Bestimmungswort howen ‘hauen, be-, abhauen’ bezieht sich auf einen Burgfelsen sw der Siedlung mit tief in den Felsen eingehauenem Halsgraben, nach dem erst die Burg, später die Siedlung benannt wurde. Das Grundwort ist-stein. Die Bedeutung des Ortsnamens ist demnach ‘Burg, Siedlung bei einem in den Felsen gehauenen Graben’. Puhl vermutet einen Bezug zu einer aufgelassenen Wehranlage im Ortsnamen. So Burg und Grafschaft Hauenstein, Landkreis Waldshut, Gemeinte Hauenstein-Ifenthal.
Haundorf
Hauneck
Haunetal
Haunsheim
Hauptstuhl 1179 Habechstal, +1255 Hauestal. Germanisch habukes, Genitiv Singular zu habuka-, Habicht + dala, Tal, siehe Haasdal.
Hauroth 1103 Hüsenrode.
Hausach Ursprünglich als weilerartiger Mittelpunkt von Einbach, entstand Hausach mit der Erbauung der Burg um 1220, seit 1806 badisch. 1148 (Kopie1 7. Jahrhundert) Husen, 1272 Husen [Original], 1479 Husen [Original]. Der ursprünglich Name geht auf mittelhochdeutsch hu ̄sen, Neuhochdeutsch-hausen zurück und ist der alte Dativ Plural von althochdeutsch mittelhochdeutsch hu ̄s:z eden Hu ̄sen=‘beiden Häusern’. Wohl erst im 15. Jahrhundert entstand unter Angleichung an die auf Gewässername zurückgehenden Namen benachbarter Städte wie Wolfach, Ortenaukreis.
-hausen. Germanisch *hu ̄sa-, althochdeutsch / altsächsisch / mittelhochdeutsch hu ̄s ist ein sehr produktives Bildungselement und kommt verbreitet im d. Sprachgebiet vor, teils in recht dichter Streuung, teils seltener (Österreich), teils fast nicht (Ostgebiete). Von Beginn an herrscht der Dativ Plural -hu ̄sun ‘bei den Häusern, Wohnsitzen’ vor, daneben begegnen zunächst auch die Plural-Formen -hu ̄sir oder -hu ̄sa. Der Nom. Singular -hu ̄s kann anfangs mit -hu ̄sun für denselben Ort wechseln. In NI zeigt sich früh Abschwächung zu -sen. Das Bildungselement kann auch als Simplex erscheinen (Husum, Landkreis Nordfriesland). Nicht selten begegnen früh, teilweise in starker Verdichtung -inghausen-Siedlungsnamen, die entweder Mischformen aus-ing(en) und -hausen darstellen oder echte -hausen -Bildungen sind. Der -hausen Typ ist seit der karolingischen Ausbauphase (8./9. Jahrhundert, mit früheren Anfängen) in zeitlich-räumlicher Schichtung produktiv, jedoch vor der deutsche Ostsiedlung im Altland nicht mehr. Insbesondere die frühen Bildungen, die sich eher den-ingen und-heim-Ortsnamen als den älteren Rodenamen zeitlich zuordnen lassen, sind häufig mit Personennamen zusammengesetzt und weisen weniger Wüstungen auf. Die orientierten Formen mit Ost-, West-,Nord-,Süd dürften, den-heimoder-hofen-Ortsnamen entsprechend, auf Fiskalbesitz der fränkische Zeit hindeuten. Jünger als die -hausen-Orte sind die Bildungen auf -haus, die ‘festes Haus’ oder ‘Schloss’ bedeuten können oder auch für Einzelhöfe stehen.
Häuschen, (Niederkassel) 1100-31, Husekine. Germanisch husikina-, Häuslein.
Hausen bei Rhaunen, 1044 Husun, 1125 Husen. Germanisch husum, zu den Häusern.
Hausen, (Bad Durkheim) 1203 Husen.
Hausbay
Hausen (Eichsfeld)
Hausen (Hunsrück)
Hausen (Niederbayern)
Hausen (Oberfranken)
Hausen (Rhön)
Hausen (Unterfranken)
Hausen (Wied)
Hausen am Bussen
Hausen am Tann
Hausen bei Würzburg
Hausen im Wiesental
Hausen ob Verena
Hausham Circa 1180 Hushigin, 1268 Hushey, 1317 Havshaeim, 1372 Hausheim, 1451 Haußhaim, 1506 Haushaim, 1831 Hausham. Das Grundwort ist wohl zu mittelhochdeutsch hege ‘Zaun, Hecke’ zu stellen, das Bestimmungswort ist mittelhochdeutsch hûs ‘Haus’. Der ursprüngliche Flurname bezeichnete offenbar eine beim Haus gelegene Hecke.
Hausstette (Bakum) 1000 Hustedi. Germanisch husa-stadi, Hausstatte.
Haussömmern
Hausten
Hausweiler, 1176 Huswilre. Germanisch husa-, Haus + wilari, van latinisch villare, Gehöft.
Hauzenberg Ab 1010 Besitz des Klosters Passau-Niedernburg, 1359 Marktrecht. 1190–1204 Huzenperge, 1220–1240 Hauzenperge, 1253 Hawtzenperg, 1319 Hautzenberg, 1568 Hauzenberg. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch bërc, -berg, ‘Berg’, Bestimmungswort der Personennamen Hu ̄zo.
Haveckhorst, (Diestedde) 1000 Hauukohurst, mitten 12000 Hafekeshurst. Germanisch habuko, Genitiv Plural, resp. Habukas, zu habuka-, Habicht, + hursti-, waldiger Hügel in Sumpfland.
Havekost
Havelaue
Havelberg, 1145 Hauelbergensis.
Havelsee
Haverlah, 11016 Kopie mitten 1200 Hawrlon, 1024 Hauerlaun. Germanisch hafra-, Ziegenbock + lauhum, zu lauha, Wäldchen auf hohem Sandboden.
Havetoft
Havergo, (Gau am Haverbach) 1011 Kopie mitten 12000 Hauerga, 1031 Hauergo.
Häverstädt, 1080-96 Haberichstad.
Havixbeck 1137 Hauechisbeche [Original], 1286 Havixbeche. Ursprünglich Gewässername, der auf den Ort übertragen worden ist. Grundwort ist -beke, das auf germanisch *bakimit appellativischem Anschluss in altsächsisch beki, mittelniederdeutsch b ̄eke, ‘Bach, fließendes Gewässer’ beruht. Bestimmungswort kann die Tierbezeichnung altsächsisch havuk, mittelniederdeutsch ha ̄vek‘ Habicht’ sein, sodass ‘Habichtsbach’ der Name für den Bach und später für die Siedlung geworden ist. Die Flexion im Genitiv Singular weist aber auch auf einen möglichen Personennamen *Havek als Bestimmungswort hin, mithin einen auf eine Tierbezeichnung zurückzuführenden PN, der im Nordgermanischen und Altenglisch nachgewiesen ist, sich westgermanisch aber nur aus zweigliedrigen Personennamen oder aus Ortsnamen erschließen lässt. In diesem Fall wäre als Motivierung für die Benennung von Gewässer und Siedlung Havixbeck ein ‘Bach des *Havek’ anzunehmen.
Havixbrock, (Beckum) 1000 Hauocasbroca. Germanisch habuca, broka, Sumpf des Habichtes.
Haxthausen, (Paderborn) 1036 Hasuithehuson. Germanisch Hasuwinpa husum, zu den Häusern der Hasuwinpa. (haswa-, grau, +swinpa-, kräftig)
Hawangen
Hayingen Ursprünglich wohl Königsgut; früher Besitz der Abtei Ste. Glossinde in Metz; Teil der Probstei Thionville; Hauptsitz der lothringischen Eisenindustrie (seit 1260); 1871 zum Reichsland Elsass-Lothringen, 1918 wieder an Frankreich. 962 Haynges, 1067 Heinga, F 12. Jahrhundert (zu 974) Haingis, 1248 Heingen, 1344 Haienges, 1538 Heyingen. Bildung mit dem Personennamen althochdeutsch Haio (so 719 in Weißenburg), romanisierte Form < Hagio(zu althochdeutsch hag ‘Umzäunung, Hegung’) und dem -ing Suffix: Ausgangsform *Hai-ingas. Die französisch Doppelform zeigt die Romanisierung des Suffixes zu ostfranzösisch -enges, später zentral-französisch -ange.
Haynrode
Hayingen, 1067 Heinga, 1192 Kopie +1222 Heienga. Germanisch Haginga, Dativ Plural Hagingun, die Leute des Hago.
Hebertsfelden
Hebertshausen
Hechenbrucha, (Ahrweiler) 136 Kopie 11157 uinea que nuncupatur Hechenbrucha.
Hechingen Ort der ältesten alemannisch Siedlungsschicht, seit 1342 Stadtrecht, 1850 an Preußen. Burg Hohenzollern, Stiftskirche St. Jakobus, Neues Schloss, Villa Eugenia, Skulpturenpfad. 786 in Hahhingum [Original], 1134 Hachingen, um 1154 Hechingen, 1347 Hehlingen. Es handelt sich um eine -ingen-Bildung mit einem Personennamen Hacho; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Hacho’. So Grundwort vergleichbar in Geislingen an der Steige, Landkreis Göppingen, Vaihingen an der Enz, Landkreis Ludwigsburg.
Hechlingen, (Busendorf) 1183 Hechelingen.
Hechthausen
Heckelberg-Brunow
Hecken
Heckenbach
Heckengäu. Gemeindeverwaltungsverband im Enzkreis, 23764 Einwohner, bestehend aus Friolzheim, Heimsheim, Mönsheim, Wiernsheim, Wimsheim und Wurmberg. Das Heckengäu erstreckt sich im Norden von Vaihingen an der Enz bis im Süden zu dem Nagold bei Haiterbach, w grenzt es an Altensteig und ö an Böblingen, Reg.-Bez. Karlsruhe. Friolzheimer Riese, Schleglerschloss, Steinerner Turm, Löwenbrunnen, Michaeliskirche, Neubärental. Heckengäu (1973). Es handelt sich ursprünglich um einen Landschaftsnamen. Durch Abtragen von im Ackerboden befindlichen Steinen, die zur Grenzziehung verwendet wurden, entstanden Lesesteinriegel, auf denen sich Hecken bildeten. Als Bestimmungswort dient daher althochdeutsch hegga, mittelhochdeutsch hegge, hecke ‘Hecke, Umzäunung’. Das Grundwort ist anzuschließen an althochdeutsch gewi, gouwi‚ mittelhochdeutsch göu, geu ‘Gegend, Landschaft, Gau’. Der Name ist wohl nach dem Muster des benachbarten Schlehengäus gebildet, der auf die dortigen Schlehenhecken Bezug nimmt. So Gäufelden, Landkreis Böblingen.
Heckenmünster
Heckenransbach, (Ernestweiler) 1186 Ramespach, Anfang 1300 Ramesbach. Germanisch hranba-, Rabe + baki, Bach.
Heckentrup, (Herzfeld) 1000 Hakinhhorpa. Germanisch Hakinga porpa-, Dorf der Leute des Hako.
Heckhuscheid
Hecklingen Am einstigen Ostrand des Hakel-Waldgebietes, um 1160 Verlegung des im Nachbarort † Kakelingen gegründeten Klosters nach Hecklingen, Klosterbetrieb bis 1559, Klostergut ab 1571 im Besitz derer von Trotha (später mit Schloss); seit 1863 anhaltinisch, Stadtblüte im Zuge der Staßfurter. 1162 Hakeligge, 1176 Hakelinge, 1160/1180 Hekelinge, 1182 Hekelingge, 1209 Ecklingen, 1211 Hekeling, 1258 Hekelinghe; Hecklingen (1563). -ing-Ableitung vom Waldnamen Hakel (941, 997 Hacul), der wohl in Anlehnung an gotisch hakuls, althochdeutsch hachul, altfriesisch hezil (*hakil) und angelsächsisch hacele als ‘Waldmantel’ zu interpretieren ist.
Heddert, 981 Kopie 11215 Hederichsrode, 1207 Hederichrode. Germanisch Hapurikis ropa-, Rodung de Hapurik. (hapu, Kampf, + rikja, mächtig)
Heddesbach
Heddesdorf. (Neuwied) 962 Hedenesthorp, 1195 Kopie +1222 Hedensdorf. 1218 Hetensdorf. Germanisch Hedanes porpa-, Dorf des Hedan.
Heddinghausen, (Bentfeld) 1036 Kopie mitten 1200 Heddighuson.
Heddesheim Größtenteils unter Lorscher Grundherrschaft und wohl schon seit Ende des 12. Jahrhundert im pfälzischen Machtbereich, im späten Mittelalter Zent Schriesheim und seit 1803 badisch. Landwirtschaft und Industriebetriebe, Kunsteisbahn. 917/40 (Kopie12. Jahrhundert) Hetensheim, 1259 Hetdensheim [Original]; Heddesheim (16. Jahrhundert). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-heim; dem Bestimmungswort liegt der Personennamen Heto, Hedo zu Grunde: ‘Siedlung des Heto’. So Heddesheim, Ortsteil von Guldental, Landkreis Bad Kreuznach.
Hedeper
Hedersleben
Hedwigenkoog
Heede (Emsland)
Heede (Holstein)
Heede, auf dem (Halver) mitten 12000 Hethefelde. Germanisch haipjo-, Heide + feldu, Ödland.
Heek 1177 Heyc, 1193 Hek, 1286 Heeck. Die Schreibung des Vokals schwankt noch in der Neuzeit zwischen -eund -ei-. Das -eibeziehungsweise lange -e(-ee-) und das niemals durch -g vertretene -k schließen eine Verknüpfung mit dem semantischen Bereich von hag, heck und hegen aus. Etwas näher liegt die – jedoch – zum Vokalismus nicht recht passende Verbindung mit der Wortwurzel ha ̄k-/hak-, dazu haken ‘Haken’ und heket ‘Hecht’. Eine semantische Brücke von ‘Haken’ zu einem örtlichen (historischen) Sachbefund ist nicht erkennbar. Nach Sodmann ist „beim gegenwärtigen Wissensstand eine vertretbare Deutung unmöglich“.
Heemsen
Heerdt, (Rheindahlen) bald nach 116 Herde, 1183 Herden.
Heerse= Altenheerse und Neuenheerse, Kopie mitten 1200 Herisi, 1015-25 ad ecclesiam Herisiensem.
Hees=Borghees, 828 Kopie 1000 ene 11000 Hesim, 142-45 Kopie 1211 Hesen. Germanisch haisjo-, Buchenwald, Gestrüpp, resp. dessen Dativ Plural haisim.
Heessen, (München) 1200 Hesnen.
Heere
Heeslingen
Heeßen
Hefersweiler
Hehlen
Heichelheim
Heide 1434 erstmals urkundlich erwähnt, 1447–1559 Hauptort des Bauernfreistaates Dithmarschen, 1447 Verkündung des ersten Dithmarscher Landrechts, 1869 Stadtrecht, seit 1970 Kreisstadt. 1434 uppe der Heide [Original], 1438 tor Heyde; upp der Heide (1447). Der schon im Germanisch sich entwickelnde Wortstamm wandelte sich im Mittelniederdeutsch zu hêde, heide, norddeutsch dann zu Hei(d) und Neuhochdeutsch schließlich zu Heide. In der Urbedeutung ist mit Heide ‘unbebautes Land’ gemeint und bezog sich auf das die Siedlung umgebende und am Waldrand gelegene Wiesenland. Im Mittelhochdeutsch bezog sich diu grüene heide zum einen auf die mit Heidekraut, Büschen und Gehölzen bestandenen Sanderlandschaften der nordwestdeutschen Geest, zum anderen, besonders im Osten, auf große Waldlandschaften. Demnach bezeichnet der Stadtname die Siedlung als eine auf unbebautem Land oder auf der Heide entstandene. Als gesichert gilt, dass die Stadt im 15. Jahrhundert an einer alten Wegekreuzung entstand und sich aus einem Tagungsort der dithmarsischen Landesversammlung und Sitz der 48 Regenten entwickelte. Somit geht der Name der Stadt auf eine Stellenbezeichnung für den Ort politischer Versammlungen zurück.
Heideblick
Heideck
Heidekamp
Heideland
Heidelberg Durch die Burggründung des Wormser Bischofs entstanden und bis zum Ende des alten Reiches Lehen von Worms, Entwicklung einer Siedlung unterhalb der Burg, die vor 1180 von Pfalzgraf Konrad zur Stadt erhoben wurde, 1622 von Tilly erobert, danach an Bayern, dann Schweden und Frankreich, 1803 schließlich badisch und seit 1939 Stadtkreis. Universität, Akademie der Wissenschaften, Schloss, Alte Brücke, Heiliggeistkirche, Peterskirche, Kurpfälzisches Museum. 1196 Heidelberch, 1225 Heidilberc, 1268 Heydelberch [Original]; Heidelberg (1362). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -berg. Die Deutung des Bestimmungsworts ist dagegen unsicher. Nach herkömmlicher Ansicht wird eine Klammerform Heidel(beer)berg oder ein Substantiv süddeutsch Heidel ‘Heidelbeere’ angesetzt. Jedoch sind derartige Obst und Beerensorten keineswegs so charakteristisch und ortstypisch, dass sie als Benennungsmotiv plausibel erscheinen. Erwogen wird auch die Verbindung mit althochdeutsch heida mittelhochdeutsch heide ‘Heide(kraut); unbebautes Land’, doch bleibt dabei das auslautende -l in Heidelberg, das alle Belege enthalten, unerklärt. Man müsste dann von einer -l-Ableitung, etwa als Kollektivbildung wie Fichten neben Fichtel(gebirge), Eichen neben Eichel ausgehen, für die es aber derzeit keine sicheren Hinweise gibt. Auch sollten dann zumindest einzelne Belege Spuren eines Schwankens zwischen häufigem Heiden und allenfalls seltenem Heidel zeigen. Die gleiche Schwierigkeit des unerklärten -l ergibt sich bei einer Verbindung mit althochdeutsch heidan ‘der Heide’. Möglich ist daher auch die Verbindung mit einem Dialektwort heddel, heidel ‘Ziege’. Der „Heidelberg“ wäre dann der unbewaldete Berghang oberhalb der Stadt, auf dem die Ziegen weideten.
Heiden Um 1050 in Heidinon, 1178 Heithen, um 1260 Heithenen. Altniederdeutsch h ̄ePa / heiPa ‘Heide’ ist nicht Ödland, sondern genutzte Allmende. Mit dem Suffix - ̄ın wird das Wort zum Adjektiv ‘heideartig’, ‘zur Heide gehörig’, kann als solches auch wieder substantivisch gebraucht werden. Es erscheint hier mit dem Formans -on im Dativ Plural, wörtlich demnach etwa ‘bei den zur Heide gehörigen oder heideartigen (Geländestücken)’. So Heiden, Kreis Lippe; Senden, Kreis Coesfeld.
Heiden, (München) ende 1100 Heidinon, mitten 1200 Hethen. Germanisch haipinum, Dativ Plural zu haipjo-, Heide.
Heiden, (Wahlscheid) 1145 Heiden.
Heidenau (Nordheide)
Heidenau (Sächsische Schweiz) Dorf mit Herrengut, 1924 Stadt. 1347 in Heydenowe, 1445 Heidennaw, 1791 Heydenau. Im Bestimmungswort steht offenbar der urkundlich bezeugte Personennamen Heido in schwach flektierter Form, im Grundwort -au aus mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser’.
Heidenburg, (Trier) 1098 Kopie 1200 Heidenberch.
Heidenheim (Mittelfranken)
Heidenheim an de Brenz Die Stadtgründung steht in engem Zusammenhang mit der Erbauung der Burg Hellenstein, erste urkundlich Erwähnung zwischen 750 und 802, ab 1648 wurde die Herrschaft württembergisch und seit 1955 ist Heidenheim Große Kreisstadt. Maschinenbau, Elektrotechnik, Schloß Hellenstein, Michaelskirche, Wunderbrunnen. Um 750–802 (Kopie1 150–65) Heidenheim, 1216–20 Heidenhein [Original], 1333 Haidenhain [Original], 1434 Heydenheim an der Brentz gelegen [Original]. Es handelt sich wohl um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim; einige Belege zeigen die im Westoberdeutschen verbreitete Variante -hein/ -hain. Dem Bestimmungswort liegt ursprünglich dann der Personennamen Heido zu Grunde: ‘Siedlung des Heido’. Die verbreitete, auch dem Stadtwappen zugrunde liegende Ansicht, der Name enthalte das Adjektivisch althochdeutsch heidan ‘heidnisch, barbarisch’ beziehungsweise die Substantivform *heidano ‘Heide’, passt nicht gut zur archäolo gische Fundsituation, da die Ansiedlung bereits für etwa 300 n.Chr. bezeugt ist und ein vom Christentum zeugender Name für diese frühe Zeit sehr ungewöhnlich wäre. Man müsste daher annehmen, dass Heidenheim das Ergebnis einer Umbenennung sei, die von den christianisierten Franken mit Bezug auf die „heidnischen“ Bauten der römisch Vorgängersiedlung Aquileia erfolgt sei. Dafür fehlen jedoch Hinweise. Auch sind mit Appellativa gebildete -heim-Ortsname so früh sehr ungewöhnlich. Die Verbindung mit dem Wortfeld „Heide, Nich Christ“ ist daher vermutlich jünger und damit volksetymologisch. Der Zusatz des Gewässername an der Brenz dient zur Abgrenzung von gleichlautendem Ortsnamen. So Heidenheim, Kreis Weißenburg-Gunzenhausen.
Heidenrod Kompositum mit dem Grundwort -rod ‘Rodung, Rodeland, Neubruch’. Das Bestimmungswort ist an einen Personennamen Heido anzuschließen, der sich in zahlreichen Ortsnamen nachweisen lässt. Die Kurzform des Personennamens geht zurück auf einen Stamm Haidu zu gotisch haidus ‘Art und Weise’, altnordisch heidhr ‘Ehre, Stand, Würde’. Förstemann vermutet für die germanisch Sprachen eine Bedeutung ‘schöne Erscheinung’. Die Deutung des Ortsnamens ist als ‘Rodung des Heido’ anzugeben.
Heidesheim am Rhein. Zweite Gemeinte der Verwaltungsgemeinde ist Wackernheim. Heidesheim war bis Anfangs des 17. Jahrhundert Vogtei des Mainzer Frauenklosters Altmünster, seit 1609 zunächst zum geistlichen Kft. Mainz. Ende des 18. Jahrhundert für kurze Zeit Teil der Mainzer Republik, mit deren Auflösung zunächst französisch, dann rheinhessisch und Teil des Großherzogtum Hessen. 762 Hasinis-, Heisinisheim, 1023–51 Hesinesheim, 1454 Heissesheim, 1787 Hedesheim; Heidesheim (1754). Das Bestimmungswort geht auf den althochdeutsch Kosename Has(s)o, Genitiv Singular Hes(s)in-, zurück. Die Genitivendung bewirkte die Umlautung -azu -e-, das diphthongiert wurde. In der weiteren Entwicklung nach einem Ausfall des -n zwischen zwei unbetonten Vokalen kommt es zur Entgleichung, indem das -d im Ortsname das -s ersetzt. Das Grundwort ist -heim. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Hasso’. So Heßheim, Rhein-Pfalz-Kreis.
Heidersdorf
Heidesee
Heidfeld, (Ahlen) 1000 Hefelde, Hethfeldun, mitten 1200 Heituelde. Germanisch haipjo-, Heide + feldu, Ödland.
Heidhausen, (Werden) mitten 1200 Hethhusen, Hethusen. Germanisch haipjo-, Heide + husum, zu husa, Haus.
Heidgraben
Heidmoor
Heidmühlen
Heidweiler
Heigenbrücken
Heikendorf Verwaltungssitz des Amtes Schrevenborn, am Ostufer der Kieler Förde, SH. 1233 erstmals urkundlich erwähnt, 1913 Vereinigung von Alt Heikendorf und Möltenort zur Gemeinte Heikendorf, 1928 Bildung der Gemeinte in ihrer heutigen Form (durch Zugang von Neu Heikendorf und dem aufgelösten Gutsbezirk Schrevenborn), 1967 staatliche Anerkennung als Seebad, 2007 Zusammenlegung des (bisher amtsfreien) Heikendorf, Schönkirchen und Mönkeberg zum Amt Schrevenborn. 1233 Heikendorp [Original], 1390 de villa Heykendorpe, 1652 Olde Heikendorp. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem Personennamen Heike und der mittelniederdeutsch Form dorp des heutigen Wortes -dorf, so dass mit Heikendorf das ‘Dorf des Heike’ bezeichnet ist.
Heilbach
Heilbad Heiligenstadt
Heilberscheid
Heilbronn Noch im 6. Jahrhundert wurde Heilbronn fränkisch Königshof, 841 als königlich Pfalz bezeichnet, vor 1220 Stadtrecht, seit 1371 Reichsstadt und seit 1802/03 württembergisch. 741/747 (Kopie8 22) in villa Helibrunna, 841 Heilicbrunno, 13. Jahrhundert Heylprunn. Eine Zusammensetzung aus dem Grundwort althochdeutsch heilag, mittelhochdeutsch heilec ‘heilig, geweiht, heilbringend’ und dem Grundwort -brunno: ‘geweihter Brunnen’. Namengebend war der einstige Brunnen in der Kirchbrunnenstraße, der vermutlich auf eine vorchristliche germanische Kultstätte hinweist. So Heiligenstadt, Landkreis Eichsfeld.
Heilenbach, (Trier) 1222 Hellenbuhc.
Heiligenberg
Heiligengrabe
Heiligenhafen Zwischen 1249 und 1259 als Zusammenschluss mehrerer Dörfer entstanden, geraume Zeit unter dänischer Krone, um 1250 Verleihung der Stadtrechte, 1305 Lübisches Stadtrecht. Fischereistandort, staatlich anerkanntes Seeheilbad. 1246 to der Hilgenhavene, 1259 Hilgenhaue [Original], 1318 de Hilgenhauene; Heiligenhafen (1652). Die Bedeutung des Namens lässt sich am mittelniederdeutsch to der hilligen ha ̄vene ‘zum heiligen Hafen’ veranschaulichen. Der Ort wurde somit als Siedlung ‘am Heiligen Hafen’ benannt. Ob dies jedoch auf die Kirche im Ort oder das Anrufen der Heiligen bei der Ein und Ausfahrt der Seeleute zurückzuführen ist, ist unklar. So Heiligenort, Flurname auf Sylt, Kreis Nordfriesland, Heiligenstedten, Kreis Steinburg.
Heiligenhaus Erwachsen aus einer Hubertuskapelle; 1947 Stadt. 1458 to dem hilghin huße, by deme hilghen huyß. Grundlage ist eine Stellenbezeichnung ‘am/beim heiligen Haus’. Das u die historischen Belege ist gemäß reg. Lautstand undiphthongierter Langvokal.
Heiligenkirchen, 1015-25, in Halogokircan, de Halogokircun. Germanisch hailagan kirikan, heilige Kirche.
Heiligenmoschel
Heiligenroth
Heiligenstadt in Oberfranken Landkreis Eichsfeld, sö Göttingen, am Zusammenfluss von Leine und Geislede, Hauptort des Eichsfeldes, Heilbad. Entwickelte sich als frühmittelalterliche Siedlung in fränkische Zeit als Missionsstützpunkt um Herrenhof der Erzbischöfe von Mainz, 960 Chorherrenstift. Königshof im 10. bis 12. Jahrhundert Straßenmarkt seit Anfangs 12. Jahrhundert, 1227 Stadtrecht. Erzbischöfliche Ministeriale seit 1123 (Arnold von Heiligenstadt). Kulturhistorische Bauwerke aus 13./14. Jahrhundert. Im Mittelalter Tuchmacherei, später Töpferei, Kneippkurort, seit 1950 Heilbad. 973 Heiligenstat, 990 Heiligestat, 1070 Heiligenstat, norddeutsch Schreibungen 1037 Heliganstedi, 1138 Helginstad, 1355 Helgenstad. Der Ortsname ist gebildet worden aus althochdeutsch heilac, altsächsisch h ̄elag ‘heilig’ und althochdeutsch stat ‘Ort, Stelle’, also ‘Stätte der Heiligen’, vgl. 1144 in loco Sanctorum Virorum, qui lingua vulgari Heilingestat nuncupatur ‘am Ort heiliger Männer, der in der Volkssprache Heiligenstadt genannt wird’. Die Ortsname-Gebung erfolgte nach den im 9. Jahrhundert aus Mainz überführten Reliquien von Märtyrern. Der Name der älteren bäuerlichen Vorgängersiedlung ist unbekannt. So Heiligenstadt. Landkreis Bamberg, Heiligenstatt, Ortsteil von Tüßling, Landkreis Altötting, sowie Heiligenstein, Ortsteil von Ruhla, Wartburgkreis.
Heiligenstedtenerkamp
Heiligenstedten
Heiligkreuzsteinach
Heilsbronn 1132 Gründung des Zisterzienserklosters, 1528 Einführung der Reformation durch die Markgrafen, seit 1932 Stadt. 1132 Halesprunnen, 1139 (Kopied es 12. Jahrhundert) Haholdesbrunnen, 1139 (Kopie von circa 1300) Haholtisbrunne, 1142 Haholdesbrunnen,1146Halsbrunnen,1190Hahelesbru ̊nnen, 1203 Halesbrunn, circa 1203 Halsbrun, 1263 Hailsbrvnnen, 1313 Hailsprunne, 1446 Heilspronn, 1447 Heylsbrunn, 1793 Heilsbronn. Die Latinisierung 1392 Sacer Fons ‘heilige Quelle’ ist möglicherweise hierher zu beziehen, sicher ist die vom 14. Jahrhundert abbacia Fontis Salutis ‘die Abtei der Quelle des Heils’ und von 1551 Fons Salutis, uulgo Heilsbrunn sowie die bei der Herkunftsbezeichnung von 1613 Sacrofont(anus) Fr(ancus). Die Leute der Umgebung verwenden die Namensform Kloster. Grundwort des ursprünglich Flurnamens ist mittelhochdeutsch -brunne ‘Quelle, Quellwasser, Brunnen’( -brunn); als Bestimmungswort ist der Personenname *Hahold zu erschließen. Nach Gründung des Zisterzienserklosters, das in der Mundartform fortlebt, konnte der Name im religiösen Sinn als ‘Quelle, Brunnen des Heils’ umgedeutet werden.
Heilshoop
-heim. Germanisch*haima-‘Heimat (eines Stammes) ’, in den germanisch Einzelsprachen mit verschiedener Stammbildung und unterschiedlichem Genus, z. B.: althochdeutsch hei MittelalterFeminin ‘Heim, Heimat, Wohnsitz’, spätalthochdeutsch/ mittelhochdeutsch heim Neutrum ‘Heimat, Wohnstätte, Haus’, altsächsisch h ̄em Neutrum, mittelniederdeutsch h ̄em(e) Feminin / h ̄em auch Neutrum, altfriesisch ha ̄m / h ̄em Maskulinum oder Neutrum., altnordisch heimr Maskulinum, altenglisch ha ̄m Maskulinum ‘Dorf, Landgut’, gotisch haims Feminin ‘Dorf, Flecken’. Letztere Bedeutung dürfte von Beginn an für die -heim-Gruppensiedlungen gegolten haben, allerdings kommt -heim ursprünglich auch für Einzelsiedlungen (Höfe) vor. Die -heim-Namen zeigen, wie diejenigen auf-ingen, Merkmale hohen Alters. Sie sind wohl schon in der Frühphase (um Christi Geburt) sporadisch als Bez. vorgekommen und sind dann während der frühen Landnahme des 3.–5. Jahrhundert (vielleicht auch als Übersetzung von villa) geläufig geworden, wobei entgegen der Personenname-Orientierung bei den -ingen-Namen hier der Besitz bestimmend ist (‘Heim / Besitz des ...’). Merowingerzeitlich ist der Typus voll etabliert und bis ins Mittelalter produktiv geblieben, jedoch landschaftlich unterschiedlich. Dass der -heim-Typus im Bereich der Ostsiedlung praktisch keine Rolle gespielt hat, lässt auf die zeitgleiche Unproduktivität desselben im Altland schließen. Die meisten -heim-Namen haben als Bestimmungswort einen PN, in der Regel im Genitiv Jünger sind meistens die mit Appellativum gebildeten Namen, von denen die schematisch-orientierten mit Nord-,Süd-, Ost-, West-,Berg-,Tal-u.a.(„Bethge-Typ“)sicherlich das Ergebnis fränkisch gesteuerter Namengebung im Umfeld ehemaligen Königsgutes beziehungsweise Fiskallandes darstellen, vorwiegend im 7./ 8. Jahrhundert entstanden. Das geogriechisch Vorkommen der -heim-Namen entspricht im Wesentlichen dem der -ingen-Namen in siedlungsgünstiger Lage, jedoch zeigt sich insbesondere im Ober und Mittelrheingebiet eine auffällige Verteilung der beiden Typen, was durch Ausgleich und „Strahlung“, wie das aus der Dialektologie bekannt ist, erklärt werden kann. Auffällig sind die Mischformen -ingheim, die in unterschiedlicher Streuung in Westfalen, NI, HE, TH, im Rheinland und weiter s vorkommen. Neben -heim begegnen schon früh auch dialektal Varianten, die teilweise in amtlichen Siedlungsname gefestigt sind, so -ham, -hem / -h ̄em, -um, -em, -an, -en, -m, -n, -a, -e, oder völliger Schwund.
Heimbach, (Aa) 1021-24, Hengibach, 1094 Heingebach, 1203 Hingebach.
Heimbach bei Engers, 1059 Heigenba, 1192 Hembach.
Heimbach= Oberheimbach und Niederheimbach, 1150-65 Heinbahc.
Heimbach (Eifel)
Heimbach (Nahe)
Heimborn
Heimbuchenthal
Heimenkirch
Heimersdorf, (Longerich) 1178-83 Heimersdorp. Germanisch Haimaharis porpa-, Siedlung des Haimaharis, (haima, Wohnung + harja, Heer)
Heimersheim, (Ahr) 1143 Heimersheim, 1201 Hemirsheim. Germanisch Haimaharis haim, Wohnung des Haimahari.
Heimerzheim, (Köln) 1074 Heimmordescheim, 1204 Hemersheim. Germanisch Haimawardes haim, Wohnung des Haimaward. (Haima Siedlung + warda-, Heer.
Heimertingen
Heimsheim
Heimweiler
Heinade
Heinbockel
Heinersbrück
Heinersreuth
Heiningen (Niedersachsen)
Heiningen (Schwäbische Alb)
Heinkenborstel
Heinrichsthal
Heinrichswalde
Heinsberg Erste Erwähnung 1085. Sitz der Herren von Heinsberg. Seit 1255 Stadtrecht. 1484 eigenes Amt im Herzogtum Jülich. Seit 1972 Kreissitz. Mittelständische Industrie. 1085 Heinesberg [Kopie12. Jahrhundert], 1129 Heimesberge,1276 Hensberg; Heinsberg (1533). Es ist anzunehmen, dass das Bestimmungswort -berg ursprünglich nicht der Bezeichnung einer markanten Geländeerhebung diente, sondern dass zunächst die feste Wohnanlage, eine -burg, benannt wurde. Die im 13. und 14. Jahrhundert noch separate Unterstadt trug den Namen Heininghausen; der zugehörige Fronhof wurde Heinsberg genannt. Beide Bestimmungsworte enthielten zunächst wohl die althochdeutsch Personenname Kurzform Heim(i)-, die bereits früh zu Hein wurde. Der Zusammenfall von auslautendem -m und -n ist vermutlich romanisch beeinflusst und das Resultat einer Nasalierung. Die Herleitung des Ortsname Heinsberg aus *Hagensberg im Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Rechtsbegriff Hagen scheidet aus Gründen der Lautchronologie aus. So Heinsberg, Ortsteil von Kirchhundem.
Heinsdorfergrund
Heinsen, 1015-25 Heingahusun, 1036 Heginhuson. Germanisch Haginga husum, zu den Häusern der Leute des Hago.
Heinzenbach
Heinzenberg, 1206 Hemmezeberg, 1211 Heincenberch. Germanisch Haimitson berga-, Berg des Haimitso.
Heinzenhausen
Heisdorf
Heisingen, (Huttrop), 834 Kopie Anfang 1000 Hesingi, 875 Hesinge, mitten 1200 Heisinge. Germanisch Haisingja, die Gesamtheit der am Walde Haisjo wohnenden.
Heister, (Unkel) 1116 Heistre. Germanisch hais-dra, zo heister, junge Buche.
Heist
Heistenbach
Heisterbach, (Oberdollendorf) 1197-89 Heisterbach., 1207-12 Heistirbach.
Heisterschoß, (Happerschoß) 1129 Heisterscoz. 1166 Heisterschozzin. Germanisch haisdra-, junge Buche + skauta-, Bergvorsprung.
Heitel, (Osnabrück) 1000 Hetiloa, Hatiloha. Germanisch hapu-, Kampf, + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Heitersheim Im 11. Jahrhundert zunächst im Besitz der Markgraf von Baden, seit 1806 badisch und erhielt 1810 das Stadtrecht. Malteserschloss, Villa Urbana. 777 (Kopie 12. Jahrhundert) Hentersheimer marca, 832 (Kopie 12. Jahrhundert) Heitresheim, 1064 Heiterscheim. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim; dem Bestimmungswort liegt der Personennamen Heit(h)eri zu Grunde: ‘Siedlung des Heit(h)eri’. Der älteste Beleg zeigt eine Verschreibung aus Heitersheimer. So Gaimersheim, Landkreis Eichstätt; Thiersheim, Landkreis Wunsiedel.
Helbedündorf
Helbra
Heldenstein
Heldringhausen, (Recklinghausen) 10000 an Halicgeringhuson. Germanisch Hailingagairinga husum, zu den Häusern der Leute des Hailigagair. (hailliga-, heilig, =Gaiza, Speer)
Helfant, (Trier) 924 Helifelt, 1147 Helesfelt. Germanisch halu-, abschüssig, + feldu, Ödland, Heide.
Helfenstein, (Koblenz) 1154 Helpinstein, 1161 Helfensten, 1169 Helphenstein. Germanisch helpandan staina, zur helfenden Burg.
Helferskirchen, 959 in terminationem Helperici. Germanisch Helparikis kirika, Kirche des Helparik.
Helgoland
Hellenhahn-Schellenberg
Hellefeld, (Arn) 1000 Heliueldun. Germanisch halu-, abschüssig, + feldum zu feldu-, Ödland.
Hellendorf, mitten 1200 Hellendorf, Helledorf. Germanisch Halipon porpa-, Siedlung des Halipo, (halip-, Held.)
Hellenstein, (Heidenheim) 1161 Hellensten.
Hellinghausen, (Arn) mitten 12000 Helinchusen.
Hellenthal 1260 (verschollenes Urbar) Hellindale, 1349 van Hellindale [Original]. Kompositum mit Bestimmungswort Adjektivisch mittelhochdeutsch hel ‘laut, tönend’ (zum st.Verb althochdeutsch hellan ‘schallen, tönen’), motiviert von der Echowirkung des Tales und/oder der Eisenverarbeitung, etwa ‘hell schallendes, lautes Tal’. Anschluss an althochdeutsch helda ‘Abhang’ ist unwahrscheinlich, da keine Schreibungen mit -d bezeugt. Die frühen Belege zeigen unverschobenes germanisch /d/ gemäß dem ripuarischen Sprachraum. Grundwort ist -tal.
Hellertshausen
Hellingen
Hellschen-Heringsand-Unterschaar
Hellwege
Helmbrechts Im 13. Jahrhundert freies Eigen der Herrschaft Schauenstein, seit 1350 unter Burggrafen von Nürnberg beziehungsweise Markgraf von Brandenburg-Kulmbach / (seit 1603) -Bayreuth, 1792 preußisch 1810 bayerisch, 19. Jahrhundert Blüte durch mechanische Webereien. 1232 Helmbrehtes [Original]; Helmbrechts (1398). Genitivischer Ortsname zum Personennamen Helmbreht. So Helmbrechts, Stadtteil von Waldershof, Landkreis Tirschenreuth.
Helmarshausen, 1011 Kopie mitten 12000 Helmwardeshusun, 1015-25 Helmwardeshusensis. Germanisch Helmawardes husum, zu den Häusern des Helmaward. (helma, Helm, Maske, + warda, Huter)
Helmern (kreis Buren) 1015-25 Hilimeri, 1036 Hilimari.
Helmenzen
Helmeroth
Helmsdorf
Helmstadt
Helmstadt-Bargen
Helmstedt Um 800 Benediktinerkloster (Sankt Ludgeri) durch Kloster Werden an der Ruhr, Marktsiedlung in verkehrsgünstiger Lage an zwei Handelsstraßen, 1247 Stadtrecht, 1426–1518 Hansestadt, 1574 Verlegung des „Paedagogium Illustre“ aus Gandersheim, 1576 Gründung der Universität Academia Julia durch Herzog Julius von Braunschweig, Auflösung 1810. 802 Helmonstedi (F. 11. Jahrhundert, Kopie15. Jahrhundert), um 1210 Helmstet [Original]. Bildung mit dem Grundwort-stedt. Ältere Deutungen gehen u. a. von einem (nicht bezeugten) Personennamen *Helmo oder einem mit -n-Suffix gebildeten Gewässername *Helmona aus. Die durch Steigungen und Gefälle innerhalb des Stadtkerns (Holzberg, Papenberg) gekennzeichnete Lage Helmstedts deutet aber eher auf die Bez. einer Erhebung oder eines Abhangs und damit auf die indogermanisch Wurzeln *kel‘ ragen, erheben’ oder *kel ‘neigen’ in einer Nasalerweiterung *kel-m-n (vgl. mit Ablaut altsächsisch holm ‘Hügel’, lateinisch columen, culmen‘ Gipfel, Höhepunkt’ )beziehungsweisekel-m-n,woraus sich germanisch *helmun und altsächsisch *helmon entwickelten. Der Ortsname ist als ‘Stätte an einer Erhebung beziehungsweise Schräge’ zu erklären. So Helmscheid (9. Jahrhundert Helmonscede), Ortsteil von Korbach.
Helmstorf
Helpsen
Helsa
Helscheit, (Detzem) anfang 1300, Germanisch halu-, abschüssig, + skaipjo, Wasserscheide.
Helse, mitten 1200 Hallese.
Heltersberg
Heltorf, (Angermund) ende 11000 Helthorpe, 1190 Heldorpe.
Helvesiek
Helweg, (Heiligenhaus) 875 Kopie 1000 Hiliciueg (lies Hilinuueg)
Hemau 1273 Markt, „oppidum“ 1305. 1138/39 Hembur, 1139 Hemburen, 1273 Hembour, 1305 Hembaur, 1472 Hemmaw, 1796 Hemmau, Hemau. Unter der Voraussetzung, dass die ältesten Belege auf *Hemenbur (mit Tilgung der Genitivendung -en-) beruhen, ist der Name als Fügung aus dem Genitiv des Personennamens (althochdeutsch) Hemo und dem Grundwort althochdeutsch bu ̄r ‘Wohnung, kleines Haus, Vorratshaus’ (vgl. Vogel-baur) zu erklären. Weitere Lautwandlungen (Assimilation von -mb zu -mm-/-m und Wegfall des auslautenden -r in Anlehnung an häufige Ortsname auf-au) führen zu der heute Namensform.
Hembsen, 1019 Kopie mitten 12000 Hemmesdesun, 1036 Hemmadasson. Germanisch Hammahapas husum, zu den Häusern des Hammihap.
Hemden, (München) 1000 Hemidene, mitten 1200 Hemete.
Hemdingen
Hemer Kirchdorf in der Grafschaft Mark, hochmittelalterlicher Eisenbergbau u.a. im „Felsen meer’ 12. Jahrhundert, gefälscht zu 1072 Hademare item Hademare (‘Ober-’ und ‘Niederhemer’), 1396 toe Hedemer, 1518 to Hemer. Zuhadu ‘Streit’, mar ‘stehendes Gewässer’, somit etwa ‘Streitwasser’. So Hadamar, Landkreis Limburg-Weilburg; Haddamar, Schwalm-Eder-Kreis.
Hemhofen
Hemme
Hemmelzen
Hemmelrath, (Schlebusch) 1151-52 Hemmenrode.
Hemmendorf, 997 Hemmondorp. Germanisch Hemmon porpa-, Dorf des Hemmo.
Hemmer, (Rinkerode) 1000 Hahemmi, mitten 12000 Hohemme. Germanisch hauhahamja, hauha hoch + hamma, Landzunge vorspringend in Überschwemmungsgebiet.
Hemmerde, (Arn) 1000 Harithi, mitten 12000 Hemerthe, 1179 Hemerda.
Hemmerfeld, (Gau bei Zierenberg) 1016 Kopie mitten 12000 Himmerueldun (der r aus l verbessert) 1018 in pago Hemmerueldun. Germanisch Himbra feldum, in den Feldern der Cimbri.
Hemmerich, (Bornheim) 1191-93 Heinberg, 1208 Heymber. Germanisch hagan-, Wäldchen + berga, Berg.
Hemmersbach, (Horrem) +1115 Hemersbach, 1176 Heimersbach, 1217 Hemirsbach. Germanisch Haimaharis baki, Bach des Haimahari, (haima, Wohnung + harja Heer.
Hemmersdorf, 1200 Himmerstorf, 1183 Himersdorf, 1183 Himmersdorf, Himerstorf.
Hemmessen (Bad-Neuenahr) 1106 Kopie 1157 Hemminges houen. Germanisch Hamminges hofum, zu den Höfen des Hamming.
Hemmersheim
Hemmingen (Niedersachsen) Nach 1124 Hemmege [Original], 1269 Hemmie, um 1430 Hemmynge; Hemmingen (1593). Ableitung mit -ja-Suffix von der Basis *Ham‘Winkel, Krümmung’, die zu altsächsisch ham ‘Kniebeuge’ gehört. Das Suffix bewirkte Umlaut und Gemination des -m-. Das -g des Erstbelegs ist Spirans. Später wurde der Ortsname an die häufigeren-ingen-Namen angeglichen. Das Benennungsmotiv ist unklar; eventuell bezieht sich der Name auf die Gestalt eines der zahlreichen Gewässer im Gemeindegebiet. So Hohenhameln, Landkreis Peine; Hemeln, Landkreis Göttingen; Hameln, Landkreis Hameln-Pyrmont.
Hemmingen (Württemberg)
Hemmingstedt
Hemmoor Im Vörder Register von 1500 und im Sechzehn-Pfennig-Schatz der Börde Lamstedt von 1535 ist Hemmoor noch nicht erwähnt, wohl um 1804 aus Hemm entstanden, 1866 Gründung einer Zementfabrik aufgrund von Kreide und Tonvorkommen, 1968 Zusammenlegung der Gemeinte Basbeck, Warstade, Hemm, Westersode, Alt-Hemmoor und Heeßel, 1971 Zusammenschluss der Gemeinte Hemmoor, Hechthausen und Osten, 1982 Stadtrecht, seit 1909 Schwebefähre über die Oste zwischen Osten und Basbeck, seit 2004 nationales Baudenkmal; Westersode und Warstade Fundstätten der spätrömischen „Hemmoorer Eimer“. Bildung aus dem Ortsname Hemm (1178 de Hemme [Original], 1535 In dem Hemme [Original]) und norddeutsch moor ‘Sumpf, Morast, Moor’. Bei Hemm handelt es sich um eine Ableitung mit -ja-Suffix von der Basis *Ham ‘Winkel, Krümmung; Flussbiegung, Bucht’ (vgl. altenglisch ham ‘Kniebeuge’). Der Suffixvokal bewirkte Umlaut und Gemination des -m-. Die Lage des Ortes an einer Biegung der Oste bestätigt die Deutung als ‘Land an einer Flusskrümmung’.
Hemsbach Hemsbach ist im 8. Jahrhundert entstanden und 773 durch Schenkung an das Kloster Lorsch gelangt, 1314/44 an das Erzstift Mainz verpfändet, 1705 ganz pfälzisch und seit 1803 badisch. Industrie und Landwirtschaft, alte Synagoge, St.-Laurentius-Kirche, altes Rathaus, Rotschildschloss, Zehntscheuer. Nach 773 (Kopie 12. Jahrhundert) Hemingisbach, 1094 (Kopie 12. Jahrhundert) Heiminisbach, 1314 Hemmesbach. Hemsbach ist ursprünglich ein Gewässername mit dem Grundwort-bach. Als Bestimmungswort erscheinen ein Personennamen im Genitiv, vermutlich Hemming: ‘bei den Leuten des Hemming’. So Hembach, Ortsteil von Brombachtal, Odenwaldkreis, nach dem dortigen Hembach.
Hemsbünde
Hemslingen
Hemsloh
Henau
Hendungen
Henfenfeld
Heng, (Neuenbeken) 1036 Henghi. Germanisch hangi-, Abhang.
Henglaren, 1015-2 Hengeldere, 1036 Henghilari. Germanisch hangi-, Abhang + hlaeri, waldige Sumpfland.
Hengsen, (Arn) mitten 12000 Hageninchuson. Germanisch Haginga husum, zu den Häusern der Leute des Hagano.
Henstedt
Hengersberg
Henneberg
Hennef (Sieg) Ortsteil Geistingen 885 erwähnt, Hennef im 11. Jahrhundert im Besitz der Abtei Siegburg, 12. Jahrhundert Ausbildung der Herrschaft Blankenberg (Orsteil der Stadt Blankenberg) der Grafen von Sayn, ab 1363 bergischer Amtssitz, bis 1934 zur Gemeinte Geistingen, ab 1969 mit Blankenberg und Geistingen und anderen Orten Gemeinte Hennef, ab 1981 Stadt. Gewässername: 948 Hanapha; 1064 Hanapha, Hanafo, 1308 Hanepe. Nach dem Gewässername des Hanfbaches wurde der Ortsname gebildet. Bestimmungswort vielleicht zu germanisch *hanan ‘singen, tönen’. Dittmaier erwägt germanisch *hano ̄n ‘Hahn’. Das Grundwort ist-apa. So Bad Honnef, Rhein-Sieg-Kreis; Erftstadt (mit demselben Grundwort, das im Gebiet zwischen Rhein, Weser und Main in Gewässername und Ortsname sehr verbreitet ist).
Hennen, (Arn) 1000 an Hannine, mitten 1200 Hennene. Altgermanisch haninja-, zu hanan, singen.
Hennesbach, (Oberpleis) 948 Hennisbach.
Hennewich, (Darfeld) 1000 Hanauuic, Hanevuig. Germanisch hanan-, Hahn, + wika. Tochtersiedlung.
Hennigsdorf 1375 Heynekensdorp, Henekendorf, 1438 Hennyngestorff, 1590 Hennigkstorff, 1684 Hennigsdorff. Der in diesem Namen enthaltene Personennamen Heineke, H ̄eneke o.ä. ist eine Kurzform vom Vollnamen mittelniederdeutsch H ̄enr ̄ık, Neuhochdeutsch Heinrich, wobei hier verschiedene Suffixe wie -eke, -ing verwendet wurden. Das Suffix -ing hat sich durchgesetzt und zu -ig in der Mundartlich entwickelt. Im Landbuch wird 1375 in Hennigsdorf ein Henningh erwähnt, nach dem der Ort benannt worden sein kann. Ein slawischer Name ist nicht überliefert. Ähnlich Hennickendorf, Ortsteil von Rüdersdorf, Landkreis Märkisch-Oderland; † Hennekendorf, Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
Hennstedt Henstedts 1343, Götzbergs 1520, 1888 Henstedt durch preußisch Verwaltungsreform Amtssitz, 1970 Zusammenschluss der Gemeinte Henstedt, Ulzburg und Götzberg zur Großgemeinde Henstedt-Ulzburg. Henstedt: 1343 de Henstede [Original], 1479 to Honstede, 1543 Hennstede; der Dörfer ... Henstedt (1617). Henstedt stammt wahrscheinlich vom altsächsisch Hôhanstedi beziehungsweise Hâhanstedi ‘zur hohen Stätte’ ab. Bei Ulzburg handelt es sich um eine Zusammensetzung eines Gewässername beziehungsweise dem Wortstamm Uhl, Ohl ‘Flur, Wiese, Au, Gelände am Wasser’ und dem norddeutsch -borch, das inburg seine Entsprechung findet. Diese Erklärung ist auch deshalb anzunehmen, weil sich in der Nähe der Pinnaufurt eine Ringwallburg befand, nach welcher der Ort benannt wurde.
Hennweiler
Henschleben
Henschtal
Henstedt-Ulzburg Amtsfreie Gemeinte im KreisSegeberg, 26529 Einwohner, direkte Nähe zu Hamburg, an der Alster und der Pinnau, SH. Ersterwähnung Ulzburgs 1339, Henstedts 1343, Götzbergs 1520, 1888 Henstedt durch preuß. Verwaltungsreform Amtssitz, 1970 Zusammenschluss der Gemeinte Henstedt, Ulzburg und Götzberg zur Großgemeinde Henstedt-Ulzburg. Henstedt: 1343 de Henstede [Original], 1479 to Honstede, 1543 Hennstede; der Dörfer ... Henstedt (1617). Ulzburg: 1339 dimidia villa Olzeborch [Original], 1474 Olseborch, 1650 Olseborg; Ulzburg (1856). Henstedt stammt wahrscheinlich vom altsächsisch Hôhanstedi beziehungsweise Hâhanstedi ‘zur hohen Stätte’ ab. Bei Ulzburg handelt es sich um eine Zusammensetzung eines Gewässername beziehungsweise dem Wortstamm Uhl, Ohl ‘Flur, Wiese, Au, Gelände am Wasser’ und dem norddeutsch -borch, das inburg seine Entsprechung findet. Diese Erklärung ist auch deshalb anzunehmen, weil sich in der Nähe der Pinnaufurt eine Ringwallburg befand, nach welcher der Ort benannt wurde.
Hentern, 1147 Hemetre, 1202 Hemtre, Hemptre.
Hentrup, (Albersloh) 1000 Hagrimingthorpe. Germanisch Hapugriminga porpa, Dorf der Leute des Hapugrim, (hapu, Kampf, + grima, Maske, Helm)
Hepberg
Heppendorf, (Köln) 1109 Heppendorp, 1126 Eppendorph. 1138-39 de Heppenthorpo.
Heppenheim Bereits im Jahre 755 wird der Ort in der Schenkung eines Marcharius an die dort errichtete basilica sancti Petri erwähnt. Der Ort wurde Zentrum einer großen Königsmark, deren Grenzen bereits im 8. Jahrhundert beschrieben wurden. Heppenheim war Verwaltungsmittelpunkt des Klosters Lorsch. Marktrechte im 10. Jahrhundert, Ummauerung im 12. Jahrhundert, 1232 an das Erzbistum Mainz, das aus dem Lorscher Erbe das Amt Starkenburg mit Sitz in Heppenheim errichtete. 1461–1623/50 an die Kurpfalz verpfändet, danach zurück an Mainz, das die Rekatholisierung des abwechselnd lutherisch beziehungsweise calvinistisch gewordenen Gebietes einleitete. 1803 an Hessen-Darmstadt. Seit 1821 Kreisstadt. Die 1065 oberhalb der Stadt errichtete Starkenburg (1206 erstmals als Starkimberg erwähnt) wurde 1680 zur Mainzer Festung ausgebaut und nach 1765 abgebrochen. Neubau des Bergfrieds an versetzter Stelle im Jahre 1930. 755/56 (Kop.) Hepphenheim, 773/74 (Kop.) Hepphenheimmere termino, 1314 Heppenheim. Personennamen Happo, eine expressive Kurzform eines Namens mit Erstglied Hab (zu althochdeutsch haba ‘Besitz’) oder Kurzform eines zweistämmigen Namens Haduberht. So Gau-Heppenheim (Landkreis Alzey-Worms, 1251 Hepphinheim).
Heppenheft, (Weisel) 1218 Hepenfte.
Hepstedt
Herbach, (Merkstein) 1015 Kopie 1095 Herebach. Germanisch haru-, sandiger Hügelrucken, + baki, Bach.
Herbeck, (Heiligenhaus) 904 Heribahc. Germanisch haru-, sandiger Hügelrucken. + bak, Bach.
Herberg, (Heiligenhaus) mitten 1200 Hereberge. Germanisch haribergo, Heerlager.
Herbern, (München) 1000 Heriburnon, mitten 12000 Hereburnon. Germanisch harja-, Heer + brunnan. Quelle.
Herbitzheim, 1152 Herbodesheim. Germanisch Haribodes haim, Wohnung des Haribod.
Herbertingen
Herbolzheim
Herborn Gewann Bedeutung als Knotenpunkt wichtiger Straßen an dem Dill, besonders der Fernverbindung Frankfurt-Köln und der Leipzig-Brabanter Straße; Stadt 1251, ehemalig Wallanlage, oberhalb der Stadt in beherrschender Lage auf einem nach O gerichteten Bergsporn ehemals Burganlage, Theologisches Seminar der Ev. Kirche in Hessen und Nassau (geht zurück auf die Gründung der „Hohen Schule“ 1584, als Verbreitungsstätte der protestantischen Lehre, 1817 aufgelöst), Heim. 1048 (Kopie 12. Jahrhundert) Herboremarca, 1255 Herbirin, 13. Jahrhundert Herberen, Hervere, 1292 Herboren, 1334 Herberin, 1341 Herbern, 1417 Herborin; Herborn (1307). Zusammengesetzter Name mit einem Grundwort -bire/-bere, dass im Dativ Plural erscheint und später wohl zu -born umgedeutet wurde. Vermutlich liegt ein Appellativum Anschluss zu einem nicht bezeugten Wort *bere für ‘(kleiner) Wald, Gehölz’ vor. Zu vergleichen ist altenglisch bearu, bearo sowie einige altenglisch und niedersächsische Ortsname (Berel, Hedeper, Oelber). Das altenglische Wort wird auf einen germanisch Ansatz *barwa zurückgeführt. Neben dem -wa-Stamm ist wohl auch eine -ia-Erweiterung anzusetzen, die den Umlaut erklärt. Das Bestimmungswort ist konstant als Herü berliefert. Anzusetzen ist germanisch *herw-, *heru-, abtönend *harw-, *haru ‘scharf’, was einen ursprünglich scharfen, länglichen, kleinen Höhenzug bezeichnet hat. Im appellativen Wortschatz sind mittelniederdeutsch *har ‘scharf’ und mittelniederdeutsch haren ‘schärfen’ zu vergleichen. Das Namenelement findet sich nicht nur im Bestimmungswort, sondern auch als Grundwort (Vgl. den Ortsname Sönnern (Ortsteil von Werl, Kreis Soest) < 1232 Alberto de Sunhere). Eine genaue Entsprechung vorliegender Bildung liegt in dem Namen Harber (Landkreis Peine) vor (8./9. Jahrhundert (Kopie12. Jahrhundert) Heriborea, nach 1212 de Harberhe, 1220, 1236 Hertbere). Der älteste Stadtkern (205 m) liegt am rechten Talufer am Fuß des Berghanges und steigt mit seinem n Teil und der Kirche den Hang hinan. Die Lage des Ortes spricht für eine Deutung als ‘Siedlung am scharf steigenden Hang mit Gehölz’ beziehungsweise ‘schroffer Berg, Schräge’. So Herbornseelbach, Ortsteil von Herborn, Hörbach, Ortsteil von Herborn.
Herbrechtingen Merowingerzeitliche Siedlung und zunächst alemannisch Herzogsgut, seit 1258 an die Helfensteiner, 1630 von Mönchen besetzt und seit 1648 württembergisch. Um 774 Hagrebertingas [Original], 777 Haribertingas, Aribertingas [Original], 1171 Herbrechtingin [Original]; Herbrechtingen (13. Jahrhundert). Es handelt sich um eine -ingen-Bildung mit dem Personennamen Hariberht; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Hariberht’. Ari ist eine romanische Schreibung mit Auslassung des anlautendem h-. So Hermaringen, Landkreis Heidenheim, Hüttlingen, Ostalbkreis.
Herbrum, (Osnabrück) mitten 1200 Herebremen.
Herchen, (Köln) 1131 Herchlingen. Germanisch Harikilingum, bei den Leuten des Harikolo.
Herbsleben
Herbstadt
Herbstein
Herbstmühle
Herchweiler
Herdecke Bei einem Frauenkonvent an einem wichtigen Ruhrübergang entstanden, 1739 Stadt. 1185 Herreke, 1214 Herreke, 1240 Herrike; Herdeke (1486). Der Ortsname ist mit dem Grundwort -rike, -reke gebildet, das auch in einigen anderen Ortsname und Flurname erscheint und für das Bezeichnungsfunktionen wie ‘Einfriedung’, ‘Reihe’ und ‘Landstreifen’ festzustellen sind. Das -d dringt erst im 15. Jahrhundert in den Ortsnamen ein. Da bei dem -i-haltigen Grundwort Umlaut vorausgesetzt werden kann, ist das Bestimmungswort als *Har anzusetzen, nach Derks zu germanisch *herw-, *heru-, ablautend *harw-, *haru‘scharf ’. Namengebend dürfte die Form des Höhenzuges gewesen sein, an dem Herdecke liegt, wobei für das Grundwort am ehesten von ‘Einfriedung’ auszugehen ist. So Herne; Haar (Höhenzug zw. Rüthen und Dortmund).
Herding, (Coesfeld) 1059 Kopie mitten 12000 Herdinghem, mitten 1200 Herdenesheim. Germanisch Hardingas haim, Wohnung des Harding.
Herdinghoven, (Köln) 1207-12 Herdingehoue. Germanisch Hardingo hofa-, Hof der Leute des Hardo. (hardu-, kühn)
Herdorf
Herdwangen-Schönach
Heretsried
Herfeld, (Liesborn) 1000 Heriuelde. Germanisch harja, Heer, Volk + feldu, Ödland, Heide.
Herford Um 789 Gründung des ersten sächsische Frauenklosters beim fränk. Königshof Odenhausen durch sächsisch. Adligen Waltger, Anfang 9. Jahrhundert Ausbau durch Adelhard und Wala zum Doppelkloster mit Corvey, Reichsstift, 833 Marktrecht, 868 freie Äbtissinnenwahl, seit 887 exempt (bis zur Säkularisation 1803 umstritten), 1147–1803 Reichsabtei, Stadtrecht um 1170, 1382 Stiftsvogtei an Jülich, Kurköln Schirm und Gerichtsherr, 1547 weltliche Rechte an der Stadt an Herzog von Jülich-Kleve-Berg abgetreten, 1765 an Preußen. Ab dem 9. Jahrhundert Siedlung im Bannkreis des Stifts anzunehmen, circa 1219/26 eigenständige civitas (eidlich an Abtei gebunden), w Stadtteil Radewig (mit altem Hof Odenhausen), Altstadt s des Stiftsbereichs mit Kirche der Kaufleute (St. Nikolai um 1000), um 1219 Gericht und Rat, 1224 Gründung der Neustadt, 1634 Vereinigung von Altstadt und Neustadt, 13. Jahrhundert Kondominat zwischen Stadt und Stift, um 1375 Stadtrecht (Herforder Rechtsbuch), 17. Jahrhundert an Brandenburg, ab 1813 Preußen. 1969 Zusammenschluss mit acht umliegenden Gemeinten und Eingliederung in den Kreis Herford. 838 Heriuurth, 851 Herifurd, 859 (Kopie10. Jahrhundert) Heriford, 1004 Heriuurti, 1290 Heruord, 14. Jahrhundert de stad van Hervorde. Bildung mit dem Grundwort -furt. Das Grundwort bezieht sich auf eine breite Aafurt, die im Verlauf einer alten Wegetrasse liegt. Das Bestimmungswort ist mit altsächsisch althochdeutsch heri (-), mittelniederdeutsch her(e) ‘Heer’ zu verbinden.
Herforst
Hergarten, (Aa) 864 Kopie +920 Herigarda. Wie Hargaten?
Hergatz
Hergenfeld
Hergenroth
Hergensweiler
Hergersweiler
Hergisdorf
Heringen (Werra) Früher Besitz des Klosters Fulda im Ort. Die Herren von Heringen werden erstmals 1153 genannt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert bei den Grafen von Ziegenhain; 1432 Verkauf des Orts und Gerichts Heringen an die Landgrafen von Hessen, 1526 Marktrecht, 1977 Großgemeinde mit sieben eingemeindeten Orten und Stadtrecht. 1. Hälfte 11. Jahrhundert (Kop.) Heringen, 1242 Heringen, 1308 Heringin. -ing(en)-Ableitung zum Personennamen Hari(o) / Heri(o), einer Kurzform eines Namens mit dem Erstglied Hari (zu althochdeutsch heri, mittelhochdeutsch her(e) ‘Heer, Kriegsvolk’).
Heringen/Helme 790 Kopie +920 Heringae. Germanisch Haringum, bei den Leuten des Hari.
Heringsdorf (Ostholstein) Um 1818 Fischerkolonie, seit 1825 Badebetrieb, der bis h. Haupteinnahmequelle ist. Seit 1879 „Seebad“, seit 1962 auch Kurbetrieb; Regionalflughafen. 2006 wurde aus den vormals selbstständigen Gemeinte Heringsdorf, Ahlbeck und Ban Siedlungsname die amtsfreie Gemeinte Ostseebad Heringsdorf gebildet. 1858 Heringsdorf. Das Bestimmungswort im Ortsnamen leitet sich von der ursprünglichen Bestimmung des Ortes als Fischerkolonie her. Nach Barner hat Kronprinz Friedrich Wilhelm (SO) 1820 den Namen vergeben, nachdem er im Ort erlebt hat, wie Heringe gefangen und verarbeitet werden. Grundwort: -dorf.
Herisau 837 Herinisauva, in Herinisauva [Original], 868 Herineshouva, 1265 de Herisouve. 1. *Hariwinesouwa > *Herinwinesouwa: Personennamen Hariwini, Heriwini: althochdeutsch heri ‘Heer’ + althochdeutsch wini ‘Freund’: ‘die Au des Hariwini, Heriwini’. 2. *Herînesauwa zum Personennamen mit Kurzform Herîn: althochdeutsch heri ‘Heer’ + Suffix -în (Diminutiv): ‘die Au des Herîn’. -au zu althochdeutsch ouwa feminin, mittelhochdeutsch ouwe feminin ‘Land am Wasser, vom Wasser umflutetes Land, Land, wo Wasser vorbeifließt’. Eine eindeutige Festlegung auf eine Variante ist h. noch nicht möglich. So Brülisau, Appenzell Innerhoden (*Brunlînesouwa, Personennamen Brunlîn zu althochdeutsch brûn ‘braun’), Bissau / Heiden, AR (*biscofesouwa , zu althochdeutsch biscof ‘Bischof’), Schönau / Urnäsch, (*scônunouwa, zu althochdeutsch scôni ‘schön’) und Tüfenau / Heiden, (zu althochdeutsch tiufi ‘tief’), alle CH.
Herl, (Mülheim) 1165-72 Herne, 1178-79 Herle.
Herleshausen
Hermannsburg. Gemeinte im Landkreis Celle, überregional bekannt durch das 1849 von Hermann Harms gegründete Hermannsburger Missionswerk. 1059 Heremannesburc [Kopie 14. Jahrhundert], 1162 Herminnesburch, 1440 Hermensborg; Hermansburg (1791). Bildung mit dem Grundwort-burg und dem Personennamen Hermann im Bestimmungswort Anders als bei den meisten mit Personennamen gebildeter Ortsname ist der Namengeber recht sicher bestimmbar. Es wird sich um Hermann Billung handeln, Herzog in Sachsen, der 973 starb.
Herlinghausen, (Kierspe) mitten 1200 Herlinchuson. Germanisch Harilingo husum, zu den Häusern der Leute des Harilo.
Hermaringen
Hermersberg
Hermesdorf, (Trier) 1103 Herminesdorf. Germanisch Harmines porpa-, Siedlung des Harmin.
Hermespand, (Trier) 1103 Heribes banefeth, 1222 Hermansbanyde, Hermanesbanee.
Herminghaus, (Wülfrath) 1198 Hermensnighusen, Hermenninchusen. Germanisch Harimanninga husum-, zu dem Häusern der Leute des Hariman.
Hermeskeil Ab 1720 stete Entwicklung des Dorfes, 1797 wird Hermeskeil Sitz eines Kantons unter französisch Besatzung, ab 1815 preuß. und Amtsbürgermeisterei. Um 1220 Hermanskellede, 1367 Hermannskelde, 1398 Hermanskeel, 1456 Hermeskelle, 1621–87 Hermeskeil. Kompositum mit dem Genitiv des Personennamen Herman als Bestimmungswort und -kellede als Grundwort. So Kell am See, Landkreis Trier-Saarburg.
Hermsdorf (Oberlausitz)
Hermsdorf (Thüringer Holzland) Mitte 12. Jahrhundert angelegtes Dorf als Rodungssiedlung des Klosters Lausnitz; seit Mittelalter neben Landwirtschaft Kohlenbrennerei und Holzwarenherstellung; 1256 (spätere Kopie) Hermesdorp, 1378 Hermansdorff, 1544 Hermeßdorff. Die Überlieferung zeigt, dass der Ortsname gebildet wurde zu einem Personennamen Hermann mit Grundwort -dorf, also ‘Dorf eines Hermann’, wobei aber auch vom Personennamen die Kurzform Herm gebräuchlich war, vgl. die Hermes-Belege als Grundlage für den heutigen Ortsnamen. So Hermsgrün, Ortsteil von Mühlental, Vogtlandkreis; Hermannsgrün, Ortsteil von Greiz, 1362 Hermansgrune, 1449 Hermesgrün; mehrere Ortsname Hermsdorf.
Hermsdorf/Erzgebirge
Hermsheim, (Neckarau) 844 kopie +1103 Herimundesheim. Germanisch Hariimundes haim, Wohnung des Harimund. (harja-, Heer + munda Vormund)
Hermülheim, (Hurth, Köln) 1112-15 Mulinheim, 1167 Mulenheim. Germanisch mulim von romanisch molina, Mühle.
Herne Pfarrkirche um 1100, Mitte des 12. Jahrhundert Grundherrschaft der adeligen Familie von Strünkede, 1482 zur Grafschaft Kleve. Entwicklung vom Dorf zur Stadt (1897) durch Eisenbahn (1842) und Bergbau (1856–2001). 1975 Vereinigung mit Wanne-Eickel. 880/884 in uilla Haranni [Original], um 1150 de Hernen, 2. Drittel 12. Jahrhundert in Herne. Der Ortsname ist mit einem Nasalsuffix in der Gestalt -an gebildet. Das -j-haltige Suffix ist Umlautfaktor (-a> -e-) und bewirkt Gemination des -n-. Es dient der Bildung einer Stellenbezeichnung. Die Basis Har (< germanisch *herw-, *heru-, ablautend *harw-, *haru‘scharf’) ist nach Derks auch in Bildungen wie z.B. mittelniederdeutsch ha ̄ren ‘dengeln, schärfen’ und ha ̄rha ̄mer’Hammer zu Aushämmern der Scharten’ enthalten und liegt in einigen Ortsname und Flurname vor, darunter dem Namen der Haar (Höhenzug zwischen Ruhr und Möhne). Wie bei vergleichbaren Namen ist von einer Motivation durch eine markante Geländeformation auszugehen.
Hernsel, (Senden) 10-1100 Herdincsele, mitten 12000 Herdinksele. Germanisch Hardingo Sali-, ein räumiges Haus, der Leute des Hardo.
Herold
Heroldishausen
Heroldsbach
Heroldsberg
Heroldstatt
Herongen, 899 Kopie +1300 Heringa, 1107 Haringas. Germanisch Haringum, bei den Leuten des Hari.
Herrenberg Ende des 12. Jahrhundert wurden Burg und Stadt von Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen angelegt, 1382 an Württemberg verkauft. Elektroindustrie, Computerindustrie, Stiftskirche, Spitalkirche, Schlossberg, Fachwerkpfad. 1228 Herrenberc [Original], 1274 Herrenberg [Original]. Herrenberg ist als Zusammensetzung mit der Personenbezeichnung althochdeutsch h ̄eriro, h ̄erro, mittelhochdeutsch h ̄erre, herre ‘Herr, Herrscher’ und dem Grundwort -berg ein primärer Burgenname: ‘Burg des Herrschers Rudolf I.’ So Herrenberg, Kreis Segeberg.
Herrenhof
Herren-Sulzbach
Herresbach
Herrieden Im 8. Jahrhundert Gründung eines Benediktinerklosters, im 14. Jahrhundert Besitz der Bischöfe von Eichstätt. 797 (Kopie des 9. Jahrhundert) Hasareoda, 831 (Kopie des 18. Jahrhundert) Hasareoth, 831 (Druck des 19. Jahrhundert) Hasareod, 845 (Kopie von 1735) Hasenried, 857 (Druck von 1612) Hassareodt, 887 Hasarieda, 888 (Kopiedes 14. Jahrhundert) Hasarieda, 995 Harrariot, 1057–1075 Haserieth, 1122 (Kopie des 12. Jahrhundert) Harriede, 1129 (Kopied es 15. Jahrhundert) Herriden, 1137 Harreiden, 1170 Herriden, 1231 Herrieden. Als Grundwort ist wohl althochdeutsch *reod ‘Rodung’ zu erschließen; Bestimmungswort dürfte der weibliche Personennamen Hasa sein. Dass eine Frau dieses Namens oder einer ihrer Nachfahren nach durchgeführter Rodung das Kloster gründete, ist nicht auszuschließen.
Herringen, (Arn) 1015-20 Heringi, 1161 Heringe. Germanisch Haringja-, die Gesamtheit der zu Hari gehörigen.
Herrentrup, 1015-25 Kopie mitten 12000 Hardincthorpa.1036 Hardincthorpe, germanisch Hardinga porpa-, Siedlung der Leute des Hardo.
Herrlingen, (Blaustein) 1122-25 Hurninga, 1139 Horninge, 1158 Horninch.
Herrnsheim, (Worms) 1220 Herlishem.
Herrischried
Herrmannsacker
Herrngiersdorf
Herrnhut
Herrnschwende
Herscheid, (Arn) 1100 Kopie mitten 12000 Hirutscetha. Germanisch hiruta-, Hirsch + skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Hersdorf=Oberhersdorf und Niederhersdorf, (Trier) 1103 Herlingesdorf, 1171 Herlingesthorp. Germanisch Harilinges porpa. Siedlung des Hariling.
Herrsching am Ammersee Besiedlung in der Römerzeit, im Mittelalter Besitzschwerpunkt der Grafen von Dießen beziehungsweise von Andechs. 776 (Kopie von 824) Horscaninga, 11. Jahrhundert (Kopiedes 13. Jahrhundert) Horschingen, circa 1131/32 (Kopie von 1521) Horschaningin, circa 1140–1157 Horskin, 1209 Horschingen, 1242–1247 Hoe rshingen, 1321 Hoe rschingen, 1362/63 Hoersching, bald nach 1411 Hersching, 1796 Hersching ... am Ammersee, 1811 Herrsching, 1964 Herrsching a. Ammersee. Es ist der Personennamen *Horskan zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage am Ammersee.
Herrstein Seit dem 13. Jahrhundert mit der Burg Herrstein im Zentrum zur Grafschaft Sponheim. Der Ort Herrstein war Amtssitz und erhielt 1428 einen Freiheitsbrief. In einem der Burgtürme soll 1798 J. Bückler, „Schinderhannes“ genannt, gefangen gewesen sein. 1817 mit dem Fürstentum Birkenfeld als Abfindung an das Großherzogtum Oldenburg. Durch Herrstein und das Gebiet der Verwaltungsgemeinde verläuft die „Deutsche Edelsteinstraße“. 1279 Herresstein, 1279 Hersten; Herstein burg und tale (1438). Das Bestimmungswort enthält entweder den althochdeutschen Personennamen *Hericho, Genitiv Singular Herichis-, oder Personennamen wie Herigis, Heregis, Herges. In allen Fällen wäre der Name durch Ausfall der unbetonten Silbe auf Herris beziehungsweise Herres und weiter durch Ausfall von unbetontem -i/e und Zusammenfall der -s-Laute geschrumpft. Das Grundwort ist-stein. Eine alternative Deutung ist die Zurückführung der frühen Namensformen auf mundartlich Härestein für ‘Heidenstein’. Zu favorisieren ist jedoch eine Deutung als ‘Burg des Hericho oder Herges’.
Hersbruck 1297 Verleihung der Stadtrechte; im Spätmittelalter zum Herrschaftsgebiet der Herzöge von Bayern Landshut gehörig; 1504 an die Reichsstadt Nürnberg, 1806 an Bayern. Mittelalter Altstadt mit Wehrgang, drei erhaltenen Stadttoren, Spitalkirche St. Elisabeth und Stadtkirche mit spätgotischem Kirchenväteraltar. 1003 (Kopie1 2. Jahrhundert) Hatheresbrugge, 1011 Haderihesprucga, 1057 Haderichesbrucca, 1185 Hederichesbrucke, 1547 Hersbruck. Grundwort ist -brucka, die oBand Form von Neuhochdeutsch Brücke ( -brück/-bruck-/-brücken); Bestimmungswort ist der im Genitiv Singular stehende Personennamen Haderich. Durch Umlaut und Nebensilbenabschwächung wird die Personenname Form zu Hederiches und weiter über Heders zu Hers verkürzt.
Herschbach (im Oberwesterwald)
Herschbach (Westerwald)
Herschberg
Herschbroich
Herschdorf
Herscheid Kirchdorf in der Grafschaft Mark, 1609 zu Brandenburg(-Preußen), 1806 zum Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch. 11. Jahrhundert Hirutscetha, 12. Jahrhundert gefälscht zu 1072 Hertsceido, 1101–1131 Hertschet, 1284 Herschede. Bildung mit dem Grundwort -scheid. Bestimmungswort ist die Tierbezeichnung altniederdeutsch *hirut, mittelniederdeutsch herte ‘Hirsch’, so dass der Name also als ‘Hirsch-Scheid’ erklärt werden kann, also als ‘Aussonderung, Abscheidung (aus einer Mark/Allmende) an einer Stelle, an der es Hirsche gibt’. So Herscheid, Landkreis Bitburg-Prüm,; Herzfeld.
Herschweiler-Pettersheim
Hersdorf
Herten Adelssitz und Dorf im kurkölnischen Vest Recklinghausen, 1803 zum Herzogtum Arenberg, 1806 zum Großherzogtum Berg, 1813 preußisch, 1936 Stadt, Kohlebergbau bis 2000. Um 1080 in Hertene, um 1150 de Herte, 1190 Herthene, 1286 Hertene. Namenbildung auf der Basis von altniederdeutsch *hirut, mittelniederdeutsch herte ‘Hirsch’ mit einem Suffix -ina, abgeschwächt -ene, dass der Anzeige des ‘beschaffen wie’, ‘versehen mit’ oder ‘bestehend aus’ dient. Hertene ist somit ‘Stelle, an der es Hirsche gibt’. So Herzfeld, Kreis Soest, Herscheid, Märkischer Kreis.
Hersel, (Köln) 1149 Hersele, 1173 Hersla. Germanisch harja-, Heer + Sali-, ein räumiges Haus.
Hersfeld, 1020 Kopie +1191 Heroluesfeldens, 1126 Heresvelth. Germanisch Hariwulfes feldu-, Ödland des Hariwulf.
Herßum, (Osnabrück) Anfang 11000 Hershem, mitten 1200 Hersheim.
Herstelle, (Beverungen) 1018 Kopie mitten 12000 Heristalli. Germanisch haristalja-, harja-, Heer + stalla, Stall.
Herten, (München) 1066-81 Hertene. Siehe Kirchherten.
Herxheim (am Berg)
Herxheim (bei Landau in der Pfalz) Im Mittelalter Besitz des Hochstifts Speyer. 1679 kam das Gebiet s der Queich mit Herxheim an Frankreich, 1816 die gesamte Pfalz an das Bayern. Im Landkreis ist Herxheim heute die größte Kommune. 773 Harieschaim (Kopie um 860), 774 Heriesheim, 1057 Herigesheim; Herxheim (1445). Das Bestimmungswort ist mit dem althochdeutsch Personennamen Hari, Heri, Genitiv Singular Heri(g)es-, gebildet. Das Grundwort ist -heim. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Hari/Heri’. Die Namensgleichheit mit Herxheim am Berg geht vermutlich auf eine frühmittelalter Namenübertragung zurück. So Herxheim am Berg, Landkreis Bad Dürkheim.
Herxheimweyher
Herzbach, (Wolfsfeld) 1148 Kopie 12222 Ercebach, 1161 Ecebach,
Herzberg (Elster) 1238 Hirtsbergh [Original], 1275 Herczberch, 1343 Hyrtzeberg, 1361 Hertzberg [Original]. Herzberg ist ein heraldischer Name, ‘Hirschburg’. Im Bestimmungswort ist mittelhochdeutsch hirz ‘Hirsch’ enthalten. Der Hirsch im Stadtwappen war auch das Wappentier des Herrn von Brehna. Zum Bestimmungswort-berg, das in d. Burgennamen häufig mit-burg wechseln konnte. Die Senkung von i zu e vor r + Konsonant beruht auf einer mundartlichen Entwicklung. Zum Gewässername Elster Elsterwerda. Ähnlich Herzberg, Ortsteil von Rietz-Neuendorf, Landkreis Oder-Spree, Hirschberg, Saale-Orla-Kreis.
Herzberg (Mark)
Herzberg am Harz Burg seit 1158 im welfischen Besitz, seit Ende 13. Jahrhundert Hauptresidenz der Grubenhagener Herzöge, Burg im frühen 16. Jahrhundert zum Schloss umgewandelt und als Witwensitz beziehungsweise später als Jagdschloss genutzt; dörfliche Siedlung mit den Rechten eines Fleckens, 1929 Stadtrecht. 1143 Hirzberc [Druck 1743], 1156 Hertisberg; Herzberg (1414). Bildung mit dem Grundwort -berg und mittelniederdeutsch herte ‘Hirsch’ im Genitiv Singular Durch Ausfall des zweiten nebentonigen -eentsteht die Form Herz-. So Hirschberg, Kreis Soest.
Herzebrock-Clarholz Circa 868–885 Stiftung des Klosters Herzebrock durch die adlige Witwe Waldburg, 976 Immunität durch Otto, Kanonissenstift, 1208 Benediktinerinnenkloster, 1467 Bursfelder Kongregation, mit Clarholz und Marienfeld Landstände der Herrschaft Rheda, 1805 Aufhebung, Vermögen an die Grafen von Bentheim-Tecklenburg; seit 17. Jahrhundert Gründung eines Postdorfes. Clarholz: Ersterwähnung in älterer Herzebrocker Heberolle, 1133/34 Schenkung der Kapelle mit der Kapelle in Lette für ein Doppelkloster der Prämonstratenser, Vogtei im 12./13. Jahrhundert bei den Steinfurtern, 1296 bei den Edelherrn zur Lippe; 18. Jahrhundert Ausbau barocker Klosteranlage, 1803 Säkularisierung, Vermögen an Graf von Bentheim-Tecklenburg, 1850 preußisch. Gemeindeordnung, vereinigtes Amt Herzebrock-Clarholz im Kreis Wiedenbrück. 1970 Zusammenschluss zur Groß Gemeinte , Doppelname Herzebrock-Clarholz seit 1985. Herzebrock: zu 860 (Kopie15. Jahrhundert) Rossobroc, 976 Horsabruoca, 1095 (Kopie14. Jahrhundert) in Hersebrog, Ende 11. Jahrhundert Rossabroch, Hrossabroch, Hrossabroca, 1213 Hersebrock, 1280 in Herssebroke, 1295 in Hercebroke, 1297 (Kopie15. Jahrhundert) in Hertzebrock; Herzebrock (17. Jahrhundert). Clarholz: Ende 11. Jahrhundert de Cleholta, 1134 Claholt, 1146 in Claroholte, 1199 Claholte, 1175 Data Claroholto, 1188 in Claroholto, 1255 in Claholte, 1261 de Clarholte. Herzebrock: Bildung mit dem Grundwort -bruch/-bro(c)k (zu altsächsisch, mittelniederdeutsch bro ̄k, althochdeutsch bruoh, mittelhochdeutsch bruoch, mittelniederländisch broek, brouc, niederländisch broek ‘morastiges Gelände, Moorboden, Sumpf ’). Im Bestimmungswort zeigt sich ursprünglich die Form des Genitiv Plural von altsächsisch hros Neutrum ‘Pferd’. Der Name ist als ‘Pferdebruch’ zu erklären. Clarholz: Bildung mit dem Grundwort-holz. Das Bestimmungswort zu mittelniederdeutsch kley(e) Maskulinum ‘Lehmboden, fester u. schwerer Boden’, mittelniederländisch klei Maskulinum ‘Ton, fester Lehm’ (vgl. angelsächsisch cla ̄eg, altsächsisch clai, Dativ claige). Das später eingeschobene -r dürfte durch offizielle lateinisch Form als hyperkorrekte Schreibung und implizite Anbindung/Umbildung (vgl. lateinisch Flexion des Adjektivisch) an ein vermeintlich Syntag Mittelaltermit lateinisch clarus ‘hell, berühmt’ (vgl. z.B. Claravallis, Clairvaux) entstanden sein.
Herzele, 1085 Kopie 1273 Hersela, 1195 Hersele. Germanisch harja, leger + Sali ein räumiges Haus.
Herzfeld
Herzhorn
Herzlake, 1000 in Hirutloge. Germanisch hiruta-, Hirsch + lauha, Wäldchen auf hohem Sandboden.
Herzogenaurach Im 8. Jahrhundert an einer Fernstraße vom Rhein nach Osten („Frankenstraße“) bei der Furt am Unterlauf der Aurach. Auf Königsgut gegründet Hof, 1021 mit dem Sebalder Forst an Bistum Bamberg, 1024 an Bamberger Domkapitel, 1348 Stadt und Burg, 1718–1720 Umgestaltung der Burg zum Schloss, Dreiheit des fränkischen Kleinstädtchens von Burg-, Kirchenund Stadtsiedlung noch erkennbar, 1810 an Bayern. 1002 Uraha [Original], 1126 Vrahe [Original], 1311–1313 (Kopie 1358) Herzogenvrach; Herzogenaurach (1401). Der Ortsname liegt der Gewässername Aurach zugrunde, der sich aus althochdeutsch u ̄r ‘Auerochse’ und dem Grundwort -ach1 zusammensetzt und einen Wasserlauf, an dem sich einmal Auerochsen aufgehalten haben oder wo einmal ein Auerochse gesichtet wurde, bezeichnet. Zur Unterscheidung von anderen ‘Siedlungen an der Aurach’ wurde später mittelhochdeutsch herzoge ‘Herzog’ vorangestellt (Bezugsperson nach lokaler Tradition Herzog Ernst oder Herzog von Andechs Meranien?). So Frauenaurach, Ortsteil von Erlangen; Münchaurach, Ortsteil von Aurachtal, Landkreis Erlangen Höchstadt; Bad Urach, Landkreis Reutlingen.
Herzogenrath Erste Erwähnung 1104 als Burgsiedlung der Grafen von Saffenberg. 1137 kommt die freie Herrschaft „Rode“ an die Herzöge von Limburg, 1282 Stadtrecht. 1815 Aufteilung des Landes Rode auf einen preußischen und niederländischen Teil. 1104 Roth(e) [Kopie1157], 1282 Hertzogenrode, circa 1350 s’Hertogherode, auch in latinisierter Form Roda Ducis; Herzogenrath (1771). Erstbeleg für den Siedlungsname ist die Simplexform des Rodungsnamens Roth(e). Hierbei handelt es sich um die Substantivierung des Verbums althochdeutsch, mittelhochdeutsch riuten, Neuhochdeutsch roden. Nachdem im Jahre 1137 Rode an die Herzöge von Limburg gefallen war, wurde zunehmend die Standesbezeichnung Herzog in Genitivform (des Hertzogen) vorangestellt. Seit dem 17. Jahrhundert tritt vielfach der Ortsname auch in französisch Form als Rolduc (< Rode-le-Duc) auf. Später gilt dieser Name nur noch für die alte Abtei Klosterrath. Schon im 14. Jahrhundert findet sich der Ortsname mit Beibehaltung eines Reststücks des bestimmten Artikels als s’Hertogenrode, wie im niederländisch Sprachraum üblich. So Herzogenreuth, Ortsteil von Heiligenstadt.
Hesel In Hesel früh Besitz des Klosters Werden nachgewiesen; auf dem Gemeindegebiet die 1319 erstmals erwähnten Johanniterkommenden Hesel und Hasselt sowie das 1204 gegründete Prämonstratenserchorfrauenstift Barthe. 10. Jahrhundert Hasla [Original], nach 1336 Hesile, 1474 Hesell; Hesel (1823). Der Ortsname enthält vermutlich als Grundwort-loh und als Bestimmungswort mittelniederdeutsch h ̄es(e) ‘Buschwald’ (< germanisch *hais-), wo beider Erstbeleg -a- Schreibung für- ̄e zeigt. Eine Verbindung mit altsächsisch hasal ‘Haselnuss’ ist wegen des späteren -ie her problematisch. Deutung also: ‘aus Buschwald bestehendes Gehölz’.
Hespe, +1220 Hespe. Altgermanische Gewässername Hasupo,= zu haswa-, grau.
Hesperhof, (an der Hesper, Werden) mitten 12000 Hesepe.
Heßdorf
Heßheim Fränkische Gründungen im 6./7. Jahrhundert, die im Mittelalter verschiedenen Territorialherren der Pfalz gehörten. So wird Heßheim teils dem Wormsgau, teils dem Speyergau zugeordnet. Die fünf Gemeinte liegen an der sog. „Pfälzer Gemüsestraße“ von Worms nach Speyer. 779 Hessinheim (Kopieu m 1190), 778/84 Hessenheim, um 810 Hessiheim, 1266 Hesseheim; Hesheim (1401). Das Bestimmungswort gehört zum althochdeutsch Personennamen Hasso, Genitiv Singular Hessin-, das Grundwort ist-heim. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Hasso’. Die Belege 762 Hasinis-, Heisinisheim und 1023–51 Hesinesheim (CL) gehören zu Heidesheim am Rhein, das mit dem Kosenamen *Hes ̄ın zu Hasso gebildet wurde. So Heidesheim am Rhein.
Hessengau, (Gau nördlich Kassel) 881 Kopie +1103 Hessa, 1017 in pago Saxonico.
Hessigheim
Hessisch Lichtenau Landgräflich hessisch Stadtgründung, die zunächst den Namen des benachbarten Dorfes Walburg erhalten sollte. 1289 Lichtenowe [Original], 1289 Walberc, 1289 Libenowe, 1297 Lybenowe, 1304 in Lechtenowe, 1330 Lichtinouwe uns stad, 1575–1585 Lichtenau, 1889 Hessisch Lichtenau. Zum Grundwort-au(e). Das Bestimmungswort ist mittelhochdeutsch Adjektivisch lieht ‘hell, strahlend, unbewaldet’, das hier in flektierter Form erscheint (*ze der liehten ouwe ‘bei der hellen Aue’).
Hessisch Oldendorf Planmäßige Stadtgründung zu Beginn des 13. Jahrhundert durch Grafen von Schaumburg (Lippstädter beziehungsweise Soester Recht); wichtige Bedeutung als Zollstätte und im Rahmen des militärischen und wirtschaftlich Landesausbaus; 1647 hessisch und 1932 zur Provinz Hannover; im Bereich der Stadt liegt das 955 gegründete Stift Fischbeck. Mitte 13. Jahrhundert Oldendorpe prope Scowenborch [Kopie 16. Jahrhundert], 1242 Aldenthorpe,1300 Oldenthorpe. Bildung mit dem Grundwort-dorf und dem im Dativ Singular stehenden Adjectivisch mittelniederdeutsch o ̄lt ‘alt’ als Bestimmungswort Der Anlaut zeigt den vor -ld stattfindenden Übergang des -a zu -o-. Bis ins 18. Jahrhundert hinein erscheint als Lokalisierungshinweis und zur Unterscheidung von anderen Orten gleichen Namens prope/under Scowenborch. Danach wird der Zusatz Hessen beziehungsweise Hessisch aufgrund der territorialen Zugehörigkeit verwendet. Letzterer ist seit 1906 offizieller Teil des Namens.
Hesweiler
Hetlingen
Hetschburg
Hettenhausen
Hettenleidelheim In Altleiningen befindet sich die Stammburg der Leininger Grafen auf dem Taubersberg. 1556 wurden die Dörfer Hettenheim und Leidelheim zu einer Gemeinten zusammengefasst. 1155–61 Hit(t)en-heim, 1267 rustici de Luttelheim; Hettenleidelheim (1730), Hetten-Leidelheim (1836). Der Name Hettenleidelheim wurde aus den zwei Ortsname der ursprünglich selbstständigen Gemeinte zusammengesetzt, die aus den althochdeutsch Personennamen Hilto > *Hitto, Genitiv Singular *Hitten-, beziehungsweise Liutilo, Liudilo in dem Bestimmungswort und dem Grundwort-heim bestanden und demnach ‘Wohnstätte des Hilto/Hitto’ beziehungsweise ‘Wohnstätte des Liutilo/Liudilo’ bedeuteten.
Hettenrodt
Hettenshausen
Hetterscheid, (Heiligenhaus) 844 Kopie Anfang 1000 in Hestratescethe, Hettarscethem ende 1100 Hetdersceida. Germanisch haisdropi-, Kollektiv zu hais-dra-, junge Buche, + skaipjo, Wasserscheide.
Hettingen, 1192 Kopie + 1222 Hetctinga.
Hettingen, Klein- (Mallingen) 932 Kopie 11000 Hettinga.
Hettstadt
Hettstedt Altthüringisches Dorf, im 12./13. Jahrhundert mit Grafenburg und Burgflecken, Marktsiedlung um 1200, 1238 Stadt. Seit dem beginnenden 13. Jahrhundert Silber und Kupferbergbau. 1046 Heizstete, 1121C. de Heiksteten, 1241 Hetstide, 1524 Hetstet. Bildung mit dem Grundwort-stedt. Das Bestimmungswort kann nicht sicher erklärt werden. Möglich ist, von einem Personennamen Heizo (Koseform zu Heinrich) auszugehen, daneben kann eine Verbindung mit althochdeutsch heiz ̄en ‘heiß sein, lodern, erglühen’ erwogen werden.
Hetzerath, 1103 Kopie +1103 Hecilesrode. Germanisch Hatsiles ropa-, Rodung des Hatsil.
Hetzles
Heubach Bis 1191 war Heubach zusammen mit der Herrschaft Lauterburg/Rosenstein im Besitz des Pfalzgrafen von Dillingen, seit 1360 Stadt und 1579 an Württemberg. Blockturm, Miedermuseum, Schloss Heubach, Rosenstein. 1234 Hovbach [Original], 1291 Heubach [Original]. Der Gewässername Heubach, gebildet wohl mit dem Appellativum mittelhochdeutsch hou, plural höuwes ‘Hiebabteilungen des Waldes’ und dem Grundwort-bach, wurde auf die Siedlung übertragen. Der Heubach war der ‘Bach, der von den Holzschlagabteilungen herkommt’. Die Verbindung mit althochdeutsch houwe, mittelhochdeutsch höuwe, heu ‘Heu, Gras’, auf die auch das Stadtwappen Bezug nimmt, ist dagegen eher volksetymologisch. So Groß und Kleinheubach, beide Landkreis Miltenberg, Heuberg, Landkreis Tuttlingen.
Heuchelheim (bei Frankenthal)
Heuchelheim (Hessen) (769–778) (Kopie1183–95) Vchilheim/Vchelheim, 1237 ( ? ) de Hucheleim, 1245 Huchilnheim, 1288 Huchelnheim, 1295 Huchelinheim, 1327 Huchilheym, 1380 Huchelnheym, 1394 Huchelheym. Kompositummit dem Grundwort-heim ‘Wohnsitz, Haus, Wohnstätte’, ‘Siedlung, Niederlassung’. In der ältesten Überlieferung zeigt sich kein Merkmal einer st. oder swach Flexion in der Fuge durch -soder -n-. Inlautend -nerscheint erst im 13./14. Jahrhundert; damit wird die Deutung des Ortsname über einen Personennamen hinfällig. Für das Bestimmungswort ist von einem Appellativum auszugehen. Ein Anschluss lässt sich mit germanisch *huk ‘Hügel’ gewinnen, zu der indogermanisch Wurzelerweiterung *keu-g-, *ku-gzu indogermanisch *keu‘biegen, wölben’. Das Bestimmungswort des vorliegenden Ortsnamens erscheint mit l-Erweiterung in diminutiver Bedeutung: hukil ‘kleiner Hügel’. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung auf einem Hügel’, bezogen auf die Lage der Siedlung. So Höckelheim, Ortsteil von Northeim; Hötzum, Landkreis Wolfenbüttel; † Huchelem, Region Hannover; † Hockelhem, Kreis Soest.
Heuchelheim-Klingen
Heuchlingen
Heuerßen
Heukewalde
Heumar, (Porz) 1143 Houmere, 1190 Humere.
Heupelzen
Heusenstamm Ersterwähnung im Zusammenhang mit der Belehnung der Burg Heusenstamm durch den Kaiser an die Grafen von Eppstein. Diese belehnten die Herren von Heusenstamm mit Burg und Ort, der zeitweise auch mainzisch war. 1665 kam der Ort an die Grafen von Schönborn, die 1663–1668 ein Schloss errichteten. Die katholisch Pfarrkirche St. Cäcilia wurde 1739–1744 nach den Plänen von Balthasar Neumann errichtet. 1806 an Isenburg-Birstein, 1816 an das Großherzogtum Hessen. 1959 Verleihung der Stadtrechte. 1977 Eingemeindung von Rembrücken. Heusenstamm: 1211 [Original] Husilenstam, 1210–1220 (Kop.) Husinstam, 1529 Heusenstamme. Rembrücken: 1268 Rintbrucken, 1417 Rymprocken. Der Ortsname Heusenstamm zum Personennamen althochdeutsch Hu ̄so beziehungsweise mit Diminutivsuffix althochdeutsch *Hu ̄silo. Das i der Flexionsendung bewirkte den Umlaut zu -iu> -eu-. Beim Grundwort liegt althochdeutsch mittelhochdeutsch stam zugrunde, mutmaßlich in der Bedeutung ‘(Baum)stamm, Wurzel’. Dies würde auf einen Rodungsort der hochmittelalter Ausbauzeit hindeuten. Die Bedeutung ‘Sippe, Geschlecht’ ist in diesem Fall eher unwahrscheinlich. Als Zweitglied eines Ortsnamens ist -stam selten, möglicherweise singulär. Der Ortsname Rembrücken zu althochdeutsch hrint ‘Rind’. Das Zweitglied verweist auf eine Brücke, die wohl über die 2 Kilometer östlich liegende Rodau führte.
Heustreu
Heusweiler Römerzeitl. Spuren, im Mittelalter Grafschaft Saarbrücken, 1471 und im 30-jährigen Krieg Zerstörung des Ortes, 1793 bis 1814 Französisch, danach preußisch. 1974 Verwaltungsreform und Bildung einer der flächengrößten Gemeinte des SL. 1274 Huswilre, 1372 Huswilre [Original], Hußwilre 1401 [Original]; Heußw[...]ler [Original] um 1540. Aus *Hûsines-wîlâri zum Personennamen Hûsin. Das [û] das Bestimmungswort wird vor nachfolgendem [i] zu [ü:] umgelautet, jedoch – wie vielfach in den Rheinlanden – durch verschriftet. Synkope der unbetonten Mittelsilbenvokale und Assimilation des [ns] zu [ss] > [s] führen zur frühesten belegten Form Huswilre. Der Stammvokal des Bestimmungsworts entwickelt sich dann im Zuge der Neuhochdeutsch Diphthongierung zu [oi] (geschrieben ) weiter. Bildung mit dem Grundwort-weiler aus althochdeutsch wîlari, mittelhochdeutsch wîler ‘Weiler, einzelnes Gehöft, kleineres Dorf ’, entlehnt aus lateinisch/roman. v ̄ı llare ‘Land, das zu einem Gut gehört; kleiner Hof ’.
Heuthen
Heuweiler
Heuzert
Heven, (Witten) 1000 Heuinni, 10-1100 Heuinne. Altgermanisch habinja-, zu habjan-, aufheben?
Heyen
Heygendorf
Hiddenhausen 10. Jahrhundert Kirche (romanisch Turm, 1665 Langhaus), 1614 an Brandenburg-Preußen. 1969 Zusammenschluss mit fünf Nachbar Gemeinte Ende 12. Jahrhundert Hiddenhusun, 13. Jahrhundert Hiddenhusen, [1230–1232] in ecclesia Hiddenhusen, 1278 Heddinghosen, 1284 in Hyddenhusen, 1316 Hiddinchusen; Hiddenhausen (1802). Bildung mit dem Grundwort -hausen. Ein Beleg des 11. Jahrhundert ist in seiner Verbindung mit Hiddenhausen nicht sicher (circa 1016–1020 (Kopie1479) Hiadanoson; vgl. Trad. Corb. II). Für das Bestimmungswort ist deshalb von dem im Genitiv Singular swach flektierten Kosename Hiddo (etwa zu Personennamen wie Hildibald, -braht, -gr ̄ım, -ward mit Erstglied Hildi-, zu altsächsisch hild(i) ‘Kampf ’) auszugehen. Sporadisches Hiddinckann in Analogie zu anderen -hausen-Namen mit patronymischer-ing-Bildung im Bestimmungswort gebildet sein, wirkt sich jedoch noch in mundartlich Hiddenkussen aus.
Hiddentrup, (Horste in Lippe) mitten 12000 Hiddinkthorpe. Germanisch Hildinga porpa-, Siedlung der Leute des Hildi. (hildjo-, Kampf)
Hiddinghausen, (Arn) 1100 Kopie mitten 12000 Heddinchuson.
Hiesfeld, (Dinslaken) mitten 12000 Histinkvelde, ende 12000 Histincfelde.
Hilbersdorf
Hilchenbach Kirche vermutlich um 950/1000, 1. Hälfte 13. Jahrhundert Pfarrort, 1365 Erwähnung der Burg, Ausbau im 17. Jahrhundert zur Residenz der Grafen von Nassau-Siegen; 1969 Zusammenschluss mit umliegenden Gemeinden zur Stadt. 1292 Heylichinbach [Original], 1311 Helchinbach, 1328 Helchenbach. Der Ortsname ist mit dem Grundwort-bach gebildet und enthält als Bestimmungswort den mehrfach bezeugten althochdeutsch femininen Personennamen Heilicha im Genitiv Singular, der zu althochdeutsch heil ̄ıg ‘heilig, geweiht, fromm’ zu stellen ist. Der zweite Vokal wird synkopiert (-lich> -lch-). Der Diphthong -eih at sich den Schreibungen des 14./15. Jahrhundert zufolge (Heylchen-, Helchin-, Hilkin-) zunächst zu einem geschlossen artikulierten, dem -i angenäherten Monophthong -e entwickelt, für den sich die Schreibung -i durchsetzt. Der Ortsname entspricht damit dem im Siegerland auch sonst vertretenen Typ Personennamen + -bach.
Hildburghausen Frühmittelalterliche Siedlung, vermutlich fränkische Gründung, an alter Fernstraße von Franken nach Thüringen am Werraübergang; Herrensitz; im 13. Jahrhundert Ausbau zur Stadt (1307 oppidum); 1680 bis 1826 Residenzstadt des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen. 1234 Hilteburgehusin, 1307 Hilteborgehusen, 1378 Hilpurgehusen (gegen 1500 -hausen). Der Ortsname ist gebildet mit dem weiblichen Personennamen althochdeutsch Hiltiburg und Grundwort -hausen, also ‘bei Hildburgs Häusern’. Das Genitiv-s vom Personennamen ist im Ortsnamen bereits um 1200 und später diese unbetonte Flexionssilbe schließlich ganz geschwunden. Die Schreibung 1378 Hilpurgzeigt mundartlich Vereinfachung der Lautgruppe |ltb| > |lp| mit Assimilation von |b| an die Stimmlosigkeit des |t|, was zu |p| führte. So Hilpershausen, bei Hersfeld, 1185 Hildeburgehusen.
Hilden 1074 in Heldein, 1139 de Heldin [Original], 1176 in Helethen [Original]. Dativ Singular zu mittelniederdeutsch mittelniederländisch helde ‘Abhang, steile Stelle, Halde’, also ‘Ort am Hang’. Der Erstbeleg (aus einem angeblichen Original der 1. Hälfte des 12. Jahrhundert) kombiniert in -ein vielleicht älteres -in und jüngeres -en.
Hilders
Hildesheim Bistumssitz seit 815, von Ludwig dem Frommen neu gegründet. Ausbau der Domburg durch Bischof Bernward um 1000 (Domhof), Klosterbasilika Sankt Michael (vollendet 1033). Langanhaltende Streitigkeiten zwischen der Altstadt, Dammstadt und Neustadt, 1583 Union (Samtrath), Vereinigung von Alt und Neustadt erst 1803 unter preußisch Herrschaft. 1367 Hansestadt, 1523 Gebietsverluste als Folge der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523); 1542 Reformation (Bugenhagen), das Bistum Hildesheim und die katholisch Diözese bestanden aber weiter. 1813 zum Hannover, ab 1823 Landdrostei Hildesheim. 1866 mit dem Hannover preußisch, 1885 kreisfreie Stadt. 864 Hildenisheimensis episcopus, (um 1075) sumptus es Hiltineshemensi, episcopum Hildinemensem, Hildinensem episcopatum, 1450 to Hildensem, 1566 Hildenshem. Im Grundwort sieht man übereinstimmend norddeutsch -h ̄em, im Bestimmungswort einen PN, der zu altsächsisch hild ‘Kampf ’ gestellt wird. Genauer ist von einem stark flektierenden Personennamen Hildinaus zugehen, so dass sich von einer Grundform Hildin-es-h ̄em durch Ausfall des -inund Ersatz von altsächsisch -h ̄em durch hochdeutsch-heim letztlich Hildesheim entwickelte. Die gelegentlich vertretene Meinung, es handele sich um eine fränkische Gründung und einen fränkischen Namen, ist abzulehnen. So Hillesheim (um 1103 Hillenesheim), Landkreis Vulkaneifel; † Hillensheim (893 (Kopie 1222) Hildensheym), Rhein Pfalz-Kreis, † Hildesheym (1155 Hildenesheim).
Hildrizhausen
Hilgenroth
Hilgermissen
Hilgert
Hilgertshausen-Tandern
Hilkenbrook
Hille 11. Jahrhundert Einzelsiedlungen im Hiller Gebiet (Hilferdingsen 1029, Eicksen 1033, Holzhausen 1089). Großes Torfmoor (seit 1980 Naturschutzgebiet). Landwirtschaft. Ehemals zum Amt Hartum; 1973 Bildung aus acht ehemalig Selbständige Gemeinte, darunter das Heilbad (seit dem 18. Jahrhundert) Rothenuffeln. 1170 Hille, 1181 de Hille, 1214 de Hylle; Hille (1181). Die Deutung des Ortsnamens ist nicht sicher. So wird er mit anderem Ortsnamen unter Hinweis auf einen Gewässername Hille oder Hillebach (bei Talle, Kreis Lippe) genannt und steht hier neben einer Bezeichnis für einen runden Platz (bei Billmerich, Hamm). Vgl. in englischen Ortsnamen wie Ampthill (Bedfordshire; circa 1230 Aunthille, 1242 Hamethill) zu engl. hill ‘Hügel’, norddeutsch hille als Bezeichnung einer leichten Erhebung im Gelände. Vgl. auch mittelniederdeutsch helde ‘Abhang, abschüssiges Land’ (zu indogermanisch *kel ‘neigen’ mit Dentalerweiterung), altenglisch hildan ‘neigen lassen, niederbeugen’, helde, hi(e)lde ‘Abhang’. Dann Hinweis auf norddeutsch hilde, hille Feminin ‘geneigte, schräge Decke’, insbesonders Bezeichnis für Raum unter schrägabfallendem Seitendach eines Heuschuppens oder Viehstalls.
Hillen, (Recklinghausen) 11000 Hilinon, mitten 12000 Hilnen. Siehe Kirchhellen.
Hillerse
Hillesheim (Eifel) Mitte des 14. Jahrhundert kamen die Burg Hillesheim und die umliegenden Orte an das Kurfürstentum Trier. Der Ort Hillesheim wurde Sitz eines Amtmannes und befestigt. Dennoch litt er im 17. und 18. Jahrhundert häufig als Durchgangsort unter Krieg, Brandschatzung und Plünderung, Teile der Befestigung jedoch bis h. erhalten. 1794 zum französisch Département Sarre mit Sitz in Trier. Nach dem Wiener Kongress an Preußen. 943 in villa hillesheim, de Hillenesheim, 1195 Hillensheim, 1272 Hildesheym; Hillesheym (1308). Der Ortsname besteht aus dem althochdeutsch Personennamen Hillo, Genitiv Singular Hillin-, Hilles-, im Bestimmungswort und -heim im Grundwort Die beiden GenitivFormen wechseln im Mittelalter und werden auch gemeinsam (943 Hillenesheim) gebraucht. Gedeutet werden kann der Ortsname demnach als ‘Wohnstätte des Hillo’. Das -d anstelle von -l im 13. Jahrhundert wurde vermutlich analog zum Ortsname Hildesheim, NI, geschrieben, der jedoch zum Personennamen Hild(w)in gehört. So Hillesheim, Landkreis Mainz-Bingen.
Hillesheim (Rheinhessen) 1158 Hildenesheim, idem.
Hillesheim, (Mutterstadt) 1222 Hildensheym, idem.
Hillgroven
Hillscheid
Hilpoltstein 1385 Übergang in den Besitz der Herzöge von Bayern-Landshut, 1627/28 Rekatholisierung. 1254 (Kopie des 14. Jahrhundert) domini Heinrici de Lapide, 1258 Heinrico de Lapide, 1268 Heinricus de Lapide senior cum filiis suis ... Heinrico et Hilteboldo, 1279 Heinr(icus) senior de Lapide ... unanimi consensu filiorum meorum Hiltpoldi de Soltzburch ... apud Lapidem in castro, 1294 hern Hylpoltelz von dem Steyne, 1305 Hylpoldus de Lapide, 1311 Hiltpolden von dem Stein, 1355 Hilpoltstein. Im Erstbeleg von 1254 begegnet der Genitiv eines Personennamens, im Zweitbeleg von 1258 der Dativ Dem ursprünglich Burgnamen liegt mittelhochdeutsch-stein ‘Stein, Fels, Burg’ beziehungsweise lateinisch lapis, lapidis ‘Stein’ zugrunde. Wie aus den Belegen hervorgeht, übernahm Hiltbold am Ende des 13. Jahrhunderts die Burg seines Vaters Heinrich, die dann nach ihm benannt wurde.
Hilscheid (Hunsrück)
Hilst
Hiltenfingen
Hilter am Teutoburger Wald 1171 Hiltere [Original], 1223 Hiltere, 1317 Hilter [Kopie18. Jahrhundert]. Ableitung mit -r-Suffix. Eine Bildung mit einem Grundwort altsächsisch treo ‘Balken, Holz’ (englisch tree ‘Baum’) ist aus semantischen Gründen wie aufgrund des -e zwischen -t und -r auszuschließen. Basis der Ableitung ist *Hilt oder *Helt (mit Tonerhöhung vor dem -ides Suffixes). Sie ist vermutlich zu verbinden mit einer Ablautform von altsächsisch holt ‘Gehölz, Wald’, die in altnordisch hjalt, altenglisch, mittelniederländisch hilt, altsächsisch hilti, mittelniederdeutsch hilte ‘Schwertgriff’, altsächsisch helta ‘Handgriff am Ruder’ belegt ist.
Hiltpoltstein
Hilwartshausen, (Gimte) 1032 Kopie mitten 1200 Hiltiwardeshusun. Germanisch Hildiwardes husum, zu den Häusern des Hildiward.
Hilzingen Frühe Siedlung, die aus schwäbischem Besitz an das Kloster Stein und mit diesem an das Bistum Bamberg kam, seit 1808 badisch. Burg Staufen, Burg Hohenkrähen, Burg Hohenstoffeln. 1005 ( 12. Jahrhundert) Hiltesinga, 1050 Hiltisinga. Hilzingen ist eine-ingen-Bildung mit dem Personennamen Hiltizo; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Hiltizo’. So Hüfingen, Schwarzwald-Baar-Kreis.
Himberg, (Aegidienberg, Köln) 948 Kopie 1200 Hintberg. Germanisch hindo-, Hinte + berga, Berg.
Himbergen
Himmelgeist, (Benrath) 904 Humilgise, 1144 Humilgis. Germanisch humulan, Hopfen, + Flussnamenwort giso-,
Himmelkron
Himmelpforten 1255 Verlegung des Zisterzienserklosters Himmelpforten, vormals in Rahden, an den heutigen Ort, der ursprünglich Eulsete (Eylsede) hieß; 1648 Säkularisierung des reichen Klosters. 1255 in Porta Celi [...] in villa quae vocatur Eulsete [Original], 1296 Johannes domine Eylsedis [Kopie14. Jahrhundert], 1303 Porta Celi, 1500 Hemmelporten. Der Name des Klosters ist ein sprechender Name und als ‘Pforte zum Himmel’ zu verstehen. Im Namen Eulsete liegt wohl eine Bildung mit einem in altsächsisch -s ̄etio ‘Bewohner’ belegten Grundwort vor. Das Bestimmungswort ist wegen seiner spärlichen und schwankenden Überlieferung nicht sicher zu bestimmen. Der Ansatz eines Personennamen Agil ist problematisch, da die -sete Namen in der Regel keine Personennamen enthalten, sondern Appellative.
Himmelstadt
Himmerod, (Großlittgen) 1139 Haymenrode, 152 Hemmenrod, 1157 hemmenrode. Germanisch Haimon ropa-, Rodung des Haimo.
Himmerode, (Haus in Köln) 1170-90 Emilrodhe, 1197-1215 Hemmenrode. Eigentum der Abtei Himmerod.
Himmighausen, 1015-25 Kopie mitten 12000 Hemmicanhusun. Germanisch Hammikon husum, zu den Hausern des Hammiko.
Himmighofen
Hingstheide
Hinrichshagen (Vorpommern)
Hinsbeck, (Werden) Anfang 11000 Hengistbeki, 1 Halfte 11000 Hengistbeki. Germanisch hangista-, Hengst + baki Bach.
Hinsel, (Werden) 1092 Kopie mitten 12000 Hintisle.
Hinte 1000 Hinuti.
Hinter-. Dieser unterscheidende Zusatz begegnet, wie das Gegenstück Vorder-, nur in jüngeren Namen häufig und trägt eher adjektivisch Charakter (bei apokopierter Endung -(e)n). Die vorwiegend in Bachtälern liegenden Orte zeigen je weiter nach S hin Vorverlegung des Akzents (Hinterzarten, Landkreis Breisgau Hochschwarzwald.
Hinterschmiding
Hintersee
Hintertiefenbach
Hinterweidenthal
Hinterweiler
Hinterzarten
Hinzenburg
Hinzert-Pölert
Hinzweiler
Hipstedt
Hirrlingen
Hirschaid
Hirschau
Hirschbach
Hirschberg (Rhein-Lahn-Kreis)
Hirschberg (Saale)
Hirschberg an der Bergstraße Hirschberg (1975). Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus althochdeutsch, mittelhochdeutsch hirz ‘Hirsch’ und -berg. Namengebend wurde eine 1329 zerstörte Burg, die erstmals 1152 als Hirzberg bezeugt ist. So Hirschberg, Saale-Orla-Kreis.
Hirschfeld (Hunsrück)
Hirschfeld (im Schraden)
Hirschfeld (Sachsen)
Hirschfeld (Thüringen)
Hirschhausen, 1138 Kopie mitten 1200 Hirceshusan.
Hirschhorn (Neckar)
Hirschhorn (Pfalz)
Hirschstein
Hirschthal
Hirten, 931-56 Herdiga.
Hirzenach, (Koblenz) 1109 Hircennowen, 1114 Hertonowe, 1140 Hircenowe. Germanisch hiruta-, zu hirutan, Hirsch, + agwjo, fruchtbares Alluvial Land an einem Flusse.
Hirzenhain
Hirz-Maulsbach
Hisel
Hiselt, (Trier) 786-87 Kopie + 1222 Hoensal. Germanisch hauhon Sali, zu hauha-, hoch, _ Sali, ein räumiges Haus.
Hitschgasse, (jetzt Kleine Witschgasse in Köln) 1205-14 in Hitzgazzin.
Hittbergen
Hitzacker (Elbe)
Hitzhofen
Hitzhusen
Hoch/ Hohen-. Der nominativische unterscheidende Zusatz Hoch hat gelegentlich den dativischen Zusatz Hohen verdrängt. Während im Elsass die Form Hoh(en)gilt, ist am Niederrhein zuweilen Ober(en)gleichbedeutend und benennt die Lage flussaufwärts. In einigen Fällen liegt ursprünglich der appositionale Zusatz Hof zugrunde. Hoh(en)kennzeichnet sowohl Siedlungsname (Höchst i. Odw., Odenwaldkreis) als auch nicht selten Burgennamen. Der Gegenbegriff Tief(en)ist nur selten belegt (Tiefencastel, GR, Schweiz).
Höchberg. Markt im Landkreis Würzburg. Erstmals erwähnt in der althochdeutsch Würzburger Markbeschreibung des Jahres 779. Früher Besitz des Würzburger Sankt-Andreas-Klosters, das später in ein adeliges Säkularkanonikerstift (St. Burkard) umgewandelt wurde und die Dorfherrschaft ausübte. 779 (um 1000) Huohhobura, 1303/04 Huechbur, 1337/43 Hochbue r, 1440 Huchgebaur, 1505 Huchpergk, circa 1600 Huchbauer, 1702 Hüchberg. Während das Grundwort ( -beuren) bei der Erklärung keine Schwierigkeiten bereitet, ist das Bestimmungswort in seiner Bedeutung umstritten. Wagner stellt es zunächst zu germanisch*ho ̄k (vgl. altenglisch ho ̄c, neuenglisch hook) ‘Haken, Winkel’ und erklärte den Ortsname als ‘Siedlung bei den Haken, Winkeln’ (gemeint ist der Wegeverlauf in diesem Bereich). In einer revidierten Erklärung ging er beim Bestimmungswort von einem Genitiv Plural zu althochdeutsch *huoch ‘Bursche, Kerl’ aus. Analog zu Karlburg am Main (823 in Karloburgo) sieht Wagner in diesen Karlen / Kerlen den Namen für die Burgbesatzung. Reitzenstein erwägt hingegeneine Verknüpfung mit althochdeutsch huo(h), hu ̄h ‘Hohn, Spott’. Es habe sich bei der Ansiedlung möglicherweise um kleine Gebäude gehandelt, die zu Spott Anlass gaben. Das Grundwort althochdeutsch bu ̄r erfährt zunächst eine lautgesetzliche Entwicklung zu -bauer, doch setzt parallel eine Umdeutung des nicht mehr verstandenen und mittelalter wohl nur noch unbetont gesprochenen Zweitgliedes in -berg ein.
Hochborn
Hochdonn
Hochdorf (Landkreis Esslingen)
Hochdorf (Riß)
Hochdorf-Assenheim
Hochemmerich, (Rheinhausen) 1000 Embrikni, in obarrum Embrikni, 1097-1105 Embrike.
Hochheim am Main Die erste Nennung des Ortes erfolgte 754 anlässlich der Translation der Gebeine des Bonifatius von Mainz nach Fulda. Wohl auf Königsgut entstanden ein Fronhof und ein Dorf, in dem mehrere geistliche Institutionen Besitzungen und Rechte hatten (u.a. das Kölner Domkapitel). In den Rivalitäten zwischen Eppstein und Mainz um die Ortsherrschaft konnte das Erzbistum seit dem späten Mittelalter seine Besitzansprüche durchsetzen. Hochheim wurde Sitz eines domkapitelischen Amtes. 1803 an Nassau-Usingen. Wichtigster Wirtschaftsfaktor war der Weinbau, später auch die Sektproduktion. 1977 wurde Massenheim eingemeindet, das einst von Kaiser Ludwig dem Frommen an das Kloster Fulda geschenkt worden war (820). 754 (Kopie) Hohheim; danach Hoch(h)eim. Massenheim: 819 (Kop.) in pago Kuningessuntere ... Massenheim, 910 (Kop.) in Massenheimere marcirca Das Bestimmungswort des Ortsname Hochheim zu althochdeutsch ho ̄h ‘hoch’. Da kein Umlaut o ̄ > œ erfolgt ist, liegt keine Fügung im Dativ (althochdeutsch *ze demo ho ̄hin heim > *Ho ̄hinheim > *Höchheim), sondern ein Nom.inativ (*daz ho ̄ha heim > Ho ̄hheim) in der Bedeutung ‘bei der hoch über dem Main gelegenen Siedlung’ zugrunde. Der Ortsname Massenheim zum Personennamen Masso, die Kurzform eines zweigliedrigen Namens, dessen Etymologie unsicher ist.
Hochkirchen, (Aa) 1064 Hoinkirchin, 1076 Hohenchirechon. Germanisch hauhon kirkon, zu hohe Kirche.
Hochkirch
Hochlar, (Recklinghausen) 10-11000 Kopie mitten 12000 Huhtlare, 2 Halfte 1100 Hutlare.
Hochscheidm,1100 Hoinsceith. Germanisch hauhon zu hauha, hoch + skaipjo, Scheide.
Hochspeyer
Höchst im Odenwald. Früher fuldischer Besitz als Teil der Mark Umstadt. Die Herrschaft übten seit dem Spätmittelalter die Grafen von Wertheim und von Erbach aus. 1806 kam der Ort mit dem Amt Breuberg an das Großherzogtum Hessen. Vor 1244 Gründung eines Augustinerinnenklosters, das nach 1506 von Benediktinerinnen bezogen und um 1556 aufgehoben wurde. 11. Jahrhundert (Kopie) Hohstete, 1156 [Original] Hoiste, quod est in ripa fluminis Mimininga, 1374 Hoeste. Zugrunde liegt die syntaktische Fügung althochdeutsch *ze dero ho ̄hin steti ‘bei der hoch gelegenen Stätte / Ansiedlung’ ( -stat). Der Name nimmt Bezug auf die erhöhte Lage über der Mümling (Mimininga; Erbach). Das -i bewirkte den Umlaut -o ̄> -œ-. So Höchst (Ortsteil von Frankfurt, am erhöhten Mainufer: 790 (Kopie) Hostat, 1024 Hosteti).
Höchst, (Frankfurt am Main) 1-100 Vicani Avgvs(ani)
Hochstaden, (Frimmersdorf) 1080 Hostade, 1094 Hostathen, 1096 Hostaden. Germanisch hauha, hoch, +stadi, Statte.
Hochstadt (Pfalz)
Hochstadt am Main
Hochstätten
Hochstetten-Dhaun
Höckelheim, 1016 Kopie mitten 1200 Hukelhem. Germanisch hugila-, Hügel, + haima, Wohnung.
Hockenheim Zunächst Lorscher Besitz, 1286 zusammen mit der Burg Wersau vom Bistum Speyer an die Pfalzgrafen, seit 1803 badisch. Hockenheimring, Güldener Engel, Wasserturm, Alte katholische Kirche, Gartenschaupark. 769 (Kopie 12. Jahrhundert) Ochinheim, 774 (Kopie12. Jahrhundert) Hochkinheim, 782 (Kopie 12. Jahrhundert), Hochinheim, 1198 Hocgenheim [Original]; Hockenheim (1238). Es liegt eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-heim vor; das Bestimmungswort enthält den Personennamen Hoko beziehungsweise Hokko: ‘Siedlung des Hoko/Hokko’. So Kuppenheim, Landkreis Rastatt.
Hockstein, (Rheydt) +1200 Hakstein.
Hockweiler
Hodenhagen
Hoderäth, (Overath) 1217 Hurterodhe.
Hodorf
Höchberg
Höchenschwand
Höchheim
Höchstadt an der Aisch Frühmittelalterliche Gründung am Unterlauf der Aisch am Rand des Steigerwaldes, vor 1156 im Besitz der Pfalzgrafen von Stahleck am Rhein, auch Grafen von Höchstadt genannt; 1157 an den Bischof von Bamberg, von Kaiser Friedrich Barbarossa aus dem Reichslehenverband gelöst, im 12. Jahrhundert Sitz eines Bamberger Ministerialengeschlechts, im 14. Jahrhundert Bamberger Amt, Burg mit Hochgericht, befestigte Stadt; 1633 im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt, bald wieder Amtsstadt mit Ackerbürgern, regionalem Marktumschlag, Handwerksbetrieben, 1803 an Bayern. Circa 800 (F. 12. Jahrhundert) Hohstete, 9. Jahrhundert (Kopie12. Jahrhundert) in loco Hohenstat qui situs est iuxta ripam fluminis Eisga, ... Hohstete iuxta ripam fluminis Eisge, 1164 Hochstet [Original], 1568 Höchstatt. Dem Grundwort -statt (im althochdeutsch Dativ Singular steti) wurde das Adjektivisch althochdeutsch ho ̄h ‘hoch, erhaben’(im DativS ingular ho ̄hin)vorangestellt. Im Hinblick auf die zahlreichen anderen ‘hochgelegenen Stätten’ war der Ort schon bald durch den Zusatz ‘am Ufer des Flusses Aisch’ beziehungsweise ‘an der Aisch’ klar zu identifizieren. So Oberhöchstädt, Ortsteil von Dachsbach, Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim, Höchstädt a.d. Donau, Landkreis Dillingen a.d. Donau; Höchst, Ortsteil von Frankfurt am Main. Zum Zusatz Neustadt a. d. Aisch.
Höchstädt an der Donau Ursprünglich ein Dorf unmittelbar der Dillinger Grafschaftsgrenze, das nach 1200 von den Staufern auf der Basis von Klostervogteien (u.a. alter Besitz von Kloster Reichenau) zur Stadt ausgebaut wurde, die beim Übergang an das Herzogtum Bayern (Konradinische Erbe, 1268) civitas genannt wird, die aber wegen der Lage jetzt in der Grafschaft Oettingen aufgelassen werden musste und wüst fiel (Alte Stadt). Dafür entstand gegen 1300 s der Grenze im Schutz einer älteren Burg die heutige Stadt als bayerisch Gründung (Neue Stadt). Seit 1505/06 Fürstentum Neuburg (Pfalz-Neuburg) und mit ihm nach 1799 im Kurfürstentum (1806) Bayern aufgegangen. Landstadt, vor 1803 bedeutender Verwaltungssitz, 1615–1632 Witwenresidenz. Alte Stadt: 843 ([Ver]Fälschung um 1150) Honisteten, 1081 Hohestetin, 1245 Hohstettin, circa 1280 Hosteten, 1357 Hoe stetten. Burg: 1081 Hôste, Hohstetin, Hostete, Hohstat, circa 1150 Hoe steten. Neue Stadt: 1321 Hoe hsteten. Die Namen von Burg und Alter Stadt gehen ineinander über, bedingt durch Ortsadel auf der Burg, der sowohl in Diensten des Reiches wie des Klosters Reichenau stand. Der Name der Burg setzt sich zusammen aus dem Bestimmungswort althochdeutsch ho ̄h ‘hoch’ und dem Grundwort-statt; er leitet sich her von der seit jeher erhöhten Lage der Burg. Der Name der Alten Stadt ist nicht sicher zu deuten. So Höchstadt a.d. Aisch, Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Höchstädt im Fichtelgebirge
Höchstberg
Höchstenbach
Höchst im Odenwald
Hoenhorst, (Freckenhorst) 1066-81 Honhurst. Germanisch hauhon zu hauha Hoch + hurst, waldige höhe in Sumpfland.
Hoeningen, Anfang 1000 Hoangi, 1166 Hoingen. Germanisch hauhingja, zu hauhingum, bei den Höhenbewohnern.
Hoennepel, 2 Hälfte 1100 Honepuolo, 1137-77 Honepole. Germanisch hunu-, honigfarbig + pola, Pfuhl.
-hofen. Germanisch *hufa-, altsächsisch / althochdeutsch / mittelhochdeutsch / hof Maskulinum ‘Hof, Gehöft’, mit der Grundbedeutung ‘Anhöhe’ – so noch die Bedeutung von nord. hov und durch nah verwandtes Hübel bestätigt – erscheint in Ortsnamen vor allem in der alten nicht umgelauteten Dativ Plural-Form -hof(en) mit der Bedeutung ‘Gebäudegruppe’ beziehungsweise als Dativ Plural-Form ‘bei den Höfen’. Die hauptsächlich in Teilen Nordbayerns gehäuft, sonst eher in dünner Streuung vorkommenden -hof(en)-Namen begegnen selten als Simplizia (Hof, Bayern). In den älteren Belegen gehört -hof(en) der frühen Ausbauzeit an, wozu mehrheitlich die orientierten Siedlungsname (Ost-, West-,Nord-,Süd-) mit ihrem Bezug zu Fiskalbesitz der fränk. Zeit gehören dürften. Auch die häufigen -inghofen-Namen, die z. B. am Mittel und Niederrhein mit-ingheim-Namen in günstiger Siedlungslage durchmischt begegnen, aber auch in Westfalen, Bayern, A und gehäuft in der CH vorkommen, dürften in der Mehrzahl alt sein. In Bayern und A gilt die Form -hofen, in Baden und der CH -(i)gen, sonst in der CH -ik(h)ofen oder -i(n)kon. In mehreren Siedlungsperioden ist der -hof(en)-Typus aktiv geblieben, was besonders für -hof bis in die Gegenwart gilt. Als Bestimmungswort begegnen sowohl Personennamen als auch Appellativum.
Höfen (an der Enz)
Hoffeld, (Koblenz) 855 Huonfelt, 975 Huffelt.
Hofstede, (Datteln) 1096 Houestete, 1109 Hofsteden. Germanisch hofa-, Bauernhof, + stadi, platze.
Hofweiler, (Trier) 902 VUilare, 1023-47 Wilere. Aus 2 verschiedenen Orten; Hof und Weiler, zusammengefügt.
Högel
Högersdorf
Högsdorf
Höhbeck
Höheinöd
Höheischweiler
Höhenkirchen-Siegertsbrunn
Höhenland
Hoge Pforte, (Köln) 8948 porta quam uulgus nominat altam.
Hohenbusch, (Doveren) 1147 Hoenbusc.
Hohenfels, (Trier) 949-70 Hoonuelisnun. Germanisch hauhon zu hauha hoch + falisum zu falisa Fels.
Hohenhausen. 1015-25 Hodanhusun.
Hohenschwerte, (Lichtendorf) 962-71 Honsuerte. Siehe Schwerte.
Hohenwepel, 1015-20 Weplethi, Weplithi. Germanisch wapalipja, Kollektiv zu wapala-. (Altenglisch waput etc.) Sumpf.
Höhfröschen
Höhn
Höhndorf
Höhr-Grenzhausen
Hörn-Urdorf. 959 Hana, 1225 Hene.
Hohnsleben, (Reinsdorf) mitten 12000 in Honesleve minori.
Hohnstedt, 1015 Kopie mitten 1200 Hoenstide.
Germanisch hauhon zu hauha, hoch + stadi, Statte.
Höhnscheid, (Solingen) 1189 Hesciedhe.
Höingen, (Arn) 1036 Hoingi, 10-1100 Hoangi. Germanisch hauhingja-, die Gesamtheit der Höhenbewohner.
Hoisten, (Neukirchen bei Grevenbroich) 1170-90 Houestedin.
Hökenfeld, (Lüdinghausen) mitten 1200 Hukinsuelde. Germanisch Hugines feldu, Ödland, Heide des Hugin.
Hollbach, (Niederfischbach) 1212 Holebach.
Germanisch hula-, hol + bak Bach.
Höllinghofen, (Vosswinkel) 1036 Hullinkhouon. Germanisch Hulpikingo hofum, zu den Höfen der Leute des Hulpiko.
Holsterhausen, (Werden) mitten 1200 Holtseterhusen. Germanisch Hultasaetjana husum, zu den Häusern der Waldanwohner.
Holstum, (Trier) 869-82 Holzheim. Germanisch hulta-, Wald + haima, Wohnung.
Holten, (Dinslaken) 10-1100 Holta. Germanisch hulta=, Wald.
Holten, (Oberhausen) 1166 Holze, 1184 Holthe. Die hochdeutschen Formen sind kölnisch.
Holthausen, (Arn) 10-1100 Holthuson. Germanisch hulta-, Wald, + husum zu husa, Haus.
Holthausen, (Benrath) ende 1100 Huleshuson, Huleshusen.
Germanisch hulisa-, Hulst, + husum, zu den Häusern.
Holthausen, (Uedem) 1176 Holthusen.
Holthausen, (Werne an der Lippe) 1000 Holthuson.
Holtheim, 1015-23 Holtheim. Germanisch hulta-, Wald + haima Wohnung.
Holtmer, (Beckum) 1000 Holthem. Germanisch hulta-, Wald + haima, Wohnung.
Holtrop, (Köln) 1196 Holtdorp. Germanisch hulta-, Wald + porpa Dorf.
Holtum, (Duisburg) Eynde 1100 Holtheim.
Holtwick, (München) 1000 Holtuuik. Germanisch hulta-, Wald + wika Tochtersiedlung.
Holzem, (Berkum) 1148 Holzheim. Germanisch hulta-, Wald + haima Wohnung.
Holzen bei Schwerte, mitten 1200 Holthuson. Germanisch hulta-, Wald + husum zu husa Haus.
Holzhausen. (Kreis Hofgeismar) 1020 Kopie mitten 1200 Holthusun.
Holzhausen, (Waldalgesheim) 893 Holzhusa, 962 Holzhusun.
Holzheim, (Aa) 1222 Holzheym.
Holzweiler, (Aa) 898Holtuuilare, 1224 Hotwilre. Germanisch hulta-, Wald, = wilari von latinisch villare, Gehöft.
Holzweiler, (Koblenz) 1176 Holzwilre.
Hombach, (Eitorf) 1217 Hoinbac. Germanisch hauhon baki, zu, hohen Bach.
Hömberg-Niederrhein, 1000 Hohonberg, 1047 Honberge. Germanisch hauhon berga, zum hohen Berg.
Homberg-Bracht-Bellscheid, 947 Hohemberg, 1067 Honberc. Idem.
Höme, (Bergheim) 1036 Homa.
Hommerschen, (Geilenkirchen,) 1180 Hummersen.
Hommersum, 1139 Gumbreteseym, 1151 Gumbretesheim, 1221 Humbratisheim. Germanisch Gundiberthas haim, Wohnung des Gundibertht. (gundjo-, Kampf, _bertha, glänzend)
Höngen bei Eschweiler, 1158 Hoyngen, 1194 Hoenge. Siehe Hoeningen.
Höningen, (Rondorf) 941 Hoinge, 948 Hoinche. Siehe Hoeningen.
Honnef, (Köln) 922 Hunapham, 1120 Hunefeh, 1166 Hunephe. Altgermanisch Hydronyme Hunapo, zu hunu-, honigfarbig.
Honnefeld=Ober- und Niederhonnefeld, 1204 Hunneuelt germanisch hunu-, honigfarbich, + feldu, Ödland, Heide.
Hönningen, Bad, (Koblenz) 1019 Hohingon, 1041 Hoinga, 154 Hoynga. Siehe Hoeningen.
Hönningen an der Ahr, 1176 Hoingen.
Honrath, (Ichendorf) 1196 Hanrode.
Honrath, (Wahlscheid) 1117 hagenroth, 1202 Haenrode. Germanisch hagan-, Wäldchen + ropa Rodung.
Honsele, (Lippborg) 1000 Hoonselia, 1023 Hoensile. Germanisch hauhon zu hauha, hoch, + Sali, ein räumiges Haus.
Honstedt, (Bregenstedt) 1100 Hoonstedi. Germanisch hauhon stadi, zur hohen Statte.
Höntrop, (Wattenscheid) 1000 Hogingthorpe. Germanisch Hugingo porpa, Siedlung der Leute des Hugo. (hugu-, Verstand)
Hooimille, 1067 Kopie 1294 Hoymilla. Siehe Heimond.
Höpfingen
Horath, (Gennebreck) mitten 1200 Horothe.
Horchem, (Koblenz) 1189 Horegheym, 1204 Horcheim. Germanisch hurwaga, schmutzig, zu hurwa-, Schmutz.
Hörde, (Dortmund) 1218 Hurde, Hurden. Germanisch hurdi-, Hurde, Flechtwerk.
Hordel, (Bochum) 1000 Hurlaon, Horlon. Germanisch hurwa-, Schmutz + lauhum zu lauha, Wäldchen auf Sandhugel.
Hörden
Hördt
Hörgertshausen
Horhausen, 1217 (Ww) Horhusin. Germanisch hurwa-, Schmutz + husum, zu husa Haus.
Horhausen, (Barmen) mitten 1200 Horehuson.
Horhausen (=jetzt Niedermarsberg,) 1002 Kopie mitten 1200 Horhusen.
Höringen
Horn, (Duisburg) 1150 Horna. Germanisch hurna-, Landspitze vorspringend in Sumpfland.
Horn, (Herbern) 1000 Hornum.
Horrem, (Köln) 864 Kopie +920 in superiori et inferiori Horoheim, 1170-83 Horhem. Germanisch hurwas-, Schmutz + haima Wohnung.
Hörnum
Hörscheid
Hörschhausen
Hörsel
Hörselberg-Hainich
Horst, (Aa) 1223 Hurst. Germanisch hursti-, waldige Anhöhe in Sumpfland.
Horst, (Nottuln) 1000 Hornseti. Germanisch hurna-, Landspitze vorspringend in Sumpfland + sat-, Sitz.
Horst, (Steele) 2 Halfte 1100 Hurst +170 Horst.
Hörste, (kreis Buren), 1036 Hursti.
Hörstel
Hörsten
Horstmar, (Munchen) ende 11000 Hurstmere, 1213 Horstmare. Germanisch hursti-, waldige Anhöhe in Sumpf Gelände + mar, See, Tümpel.
Horstorp, (Ottmarsbocholt) miten 1200 Hurstthorpe. Germanisch hursti-, waldige Anhöhe in Sumpf Gelände + porpa Dorf.
Horstorp, (Sudkirchen) mitten 1200 Hursthorpe.
Hörup
Hosenbach, Nieder- und Ober-. 966 Husonbahc. 144 Husenebach. Idem.
Hösbach
Höslwang
Hospelt, (Mutscheid) 853 in Honespalde, 853 in Hoenspalde, 1222 Honespolt.
Höst, (Weeze) 1167 Hosethe.
Hosten, (Trier) 1222 in Houesteden.
Hostenbach, 1225 Hostenbach.
Hötensleben, Anfang 1100 in Hokinaslofu, in nuon Hokinaluuu.
Hottinghem, (Andres) 1091 Hottingahem.
Höttingen
Hövede
Hövel, (Limbergen)1047 in Huuele.
Hövelhof
Hövels
Hoven, (Zülpich) 1140 Hofen, Houen. Germanisch hofum, zu den Höfen.
Hovestadt, (Arn) 1152 Houesteden.
Höxter, 1015-25 Huxeri, mitten 1200 Huksariensis, 1212 Hocsalia.
Hof (Saale) 11. Jahrhundert Rodungsund Siedlungstätigkeit im Gebiet der Regnitz, deren Name zunächst auch der Siedlung galt, circa 1230 Anlegung einer Stadt n des Altortes mit Namen Curia beziehungsweise Hof, vermutlich unter Haus Andechs-Meranien, bis 1373 unter Vögten von Weida, danach unter Burggrafen von Nürnberg beziehungsweise Markgraf von Brandenburg-Kulmbach / (seit 1603) -Bayreuth, 1792 preußisch, 1810 bayerisch. Circa 1160 Rekinzi, 1258 in Curia, 1288 stad Hoff; zum Hof Reknitz (1352). Ursprünglich Gewässername/Siedlungsname zu slawische *rakч ‘Krebs’ (Ableitung durch Suffixe -ov und -nica), eventuell auch als überlagerte und slawische umgedeutete indogermanisch Vorstufe; neuer Ortsname zu mittellateinisch curia ‘Hof ’ beziehungsweise mittelhochdeutsch-hof. So Hof a. d. Steinach, Landkreis Kronach, Ortsname Hof wird im altbayerischen Raum sehr häufig von kleinsten Siedlungen getragen.
Hof (Westerwald)
Hofbieber
Hoffeld (Eifel)
Hoffeld (Holstein)
Hofgeismar Alter Mainzer Vorposten im Diemelgebiet; Verleihung der Stadtrechte um 1220; 1462 Verpfändung an Hessen-Kassel; 1583 hessisch; seit dem 17. Jahrhundert Badebetrieb (Gesundbrunnen); 1686 Aufnahme von Hugenotten; 1821–1972 Kreisstadt, 1971 Zusammenschluss mit sieben Umlandgemeinden. 1082 Hovegeismari [Original], 1143 Geismare, 1146 Chiesmare, 1183–1190 Hovegesmar. Bestimmungswort wohl zu althochdeutsch geiz, gaiz ‘Ziege,Reh’. Eine Anknüpfung ̄ısan ‘brodeln, schäumen’ (so Arnold) verbietet sich, da die frühen Belege in diesem Fall ein - ̄ıs tatt -eiim Wurzelvokal aufweisen müssten. Zu -mar als ‘Sumpf, Tümpel’, vgl. Weimar in hnatal. Das differenzierende Hof tritt bereits im Erstbeleg des 11. Jahrhundert auf und scheidet den Ort von den beiden anderen hessischen Geismar (Landkreis Waldeck-Frankenberg beziehungsweise Schwalm-Eder-Kreis).
Hofheim am Taunus
Hofheim in Unterfranken Der Ort liegt in einem seit dem Neolithikum besiedelten Raum an einer Altstraße, ist aber erst in karolingischer Zeit bezeugt; seit dem Hochmittelalter zum Hochstift Würzburg gehörig: 1576 zur Stadt erhoben; seit 1803, endgültig seit 1814 bayerisch; historisch Altstadt. 9. Jahrhundert (Kopie 12. Jahrhundert) Houeheim, 1148 Hofheim; die mundartlich Bezeichung ist Hofing(en), das auch 1345 und 1695 belegt ist. Als Zweitbestandteil stehen nebeneinander das Grundwort-heim und das Suffix-ingen; Bestimmungswort ist althochdeutsch hof ‘Hof ’; eine Beziehung auf einen karolingischen Königshof gilt als ganz unsicher.
Hofkirchen
Hofstetten (Baden)
Hofstetten (Oberbayern)
Hohberg Hohberg entstand 1973 durch den Zusammenschluss der ehemals eigenständigen Gemeinte Diersburg, Hofweier und Niederschopfheim. Ruine des Stammschlosses der Roeder von Diersburg. Hohberg (1972). Der neue Gemeindename Hohberg (1364 Hoe weberge; zu althochdeutsch ho ̄(h), mittelhochdeutsch hoch ‘hoch’ und -berg) bezieht sich auf einen alten Gewannnamen, der im Mittelpunkt der einstigen selbstständigen Gemeinte liegt und an dem alle drei Orte Grundbesitz hatten. Namengebend wurde die höchste Erhebung der Umgebung. So Hohenberg, Landkreis Stendal.
Hohe Börde
Hohenahr
Hohenaltheim
Hohenaspe
Hohenau
Hohenberg an der Eger
Hohenberg-Krusemark
Hohenbocka
Hohenbollentin
Hohenbrunn 814 (Kopie von 824) ad Prunnun, circa 1010–1020 de Prunnen, 1092–1113 de Prunnan, 1102–1104 (Kopie von circa 1210) Hohenprvnnen, 1107 Hohenbrunnen, 1155–1186 Hainrîchesprunnen, 13. Jahrhundert Heinrici Prunne, nach 1313 Hohenprunn, 1811 Hohenbrunn bei Mue nchen. Dem ursprünglichen Flurnamen liegt eine Pluralform von althochdeutsch prunno,-brunn, ‘Quelle, Brunnen’ zugrunde. Da der Ort selbst ohne fließendes Gewässer ist, mussten, seit früher Zeit Ziehbrunnen benützt werden, wie auch ein solcher auf einer Pilgerkerze des 17. Jahrhundert abgebildet ist. Zunächst undifferenziert, wird der Siedlungsname ab dem 12. Jahrhundert durch mittelhochdeutsch hôch, Hoch/ Hohen-, ‘hoch, in der Höhe’ differenziert. Da das Gebiet relativ eben ist, wird angenommen, dass sich die Unterscheidung auf die Höhe bezieht, auf die das Wasser heraufgeholt werden muss. Der in der alternativen Namensform enthaltene Personenname erscheint in einer Urkunde von 1113–1121: nobilis femina de Prunnen nomine Gnanna. Der betreffende Personenname begegnet u.a. auch in den Belegen 1126/27 Heinrich de Prunnan und 1157–1163 Hainrih de Prunnen.
Hohenbucko
Hohenburg
Hohen Demzin
Hohendubrau
Hohenems. Stadt im Bezirk Dornbirn, unter der gleichnamigen Burg der bekannten Emser Adelsfamilie an einer strategisch wichtigen Verengung zwischen Altem Rhein und Burgfelsen gelegen (432 m) Ruine Alt-Ems war eine der größten Burganlagen im Bodenseeraum; Gewerbe, Handel und Tourismus (Palast), Museen, Synagoge von 1770. Jüngste Stadt des Bundeslandes. circa 1170 Rudolfus et Goswinus de Amides, 1252 de Ammidis, 1270 de Amiz, 1547 zu der Hohen Embs. Ems ist vordeutsch, mehrdeutig: R. von Planta dachte an lateinisch ambitus ‘Umgang, Platz’, Zehrer und Geiger an keltisch Flussname Emme; wegen Betonung (zwei Nachtonsilben) eher vorrömisch Gewässer als romanisch Flurname, auf Flur, Burg und Dorf übertragen, auf Tonsilbe verkürzt. Domát/Ems (Chur) kollidiert weitgehend mit (Hohen)ems, das meist in Personennamen belegt ist.
Hohenfelde (Mecklenburg)
Hohenfelde (Ostsee)
Hohenfelde (Steinburg)
Hohenfelde (Stormarn)
Hohenfelden
Hohenfels (Hegau)
Hohenfels (Oberpfalz)
Hohenfels-Essingen
Hohenfinow
Hohenfurch
Hohengandern
Hohenhameln Sitz eines Hildesheimer Archidiakonats, eines Freiengerichtes, eines Godings, eines Holzgerichtes und der „Hämeler“ Vogtei; trotz der Gründung eines Marktfleckens in 14. Jahrhundert ist Hohenhameln dörflich geblieben. 1146 Hamele [Original], 1160 Honhamele, 1205 Honhamelen. Der Ortsname ist auf *Hamala zurückzuführen und enthält eine -l-Ableitung zu altsächsisch ham ‘Kniebeuge’, dass in Namen einen Winkel, eine Krümmung bezeichnet. Worauf sich der Name bezieht, ist unklar. Ein namengebendes Gewässer ist nicht zu ermitteln. Bereits im 12. Jahrhundert tritt im Dativ Singular flektiertes mittelniederdeutsch ho ̄(ch) ‘hoch’ vor den Ortsnamen. So Hameln, Landkreis Hameln-Pyrmont.
Hohenhorn
Hohenkammer
Hohenkirchen (Mecklenburg) Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Landkreis Munchen, 1005–circa 1023 (Kopied es 12. Jahrhundert) Marchwartesprunnen ecclesiam (wobei in der Handschrift Hohenkirchen darüber vermerkt ist), circa 1155–1157 Hohenchirchen, 1313 Hoe henchirchen, 1315 filias Hohenchirchen, 1517 Höhenkirchen. Siegertsbrunn: 1048–1068 Sigihohesprunnen, 1078–1091 Sigohohesprunnan, 1190 Sigolsprunne, 1256 Sighartsprunne, circa 1279–1284 Sighochsprunne, 1315 Sighartsprun, 1346 Sighartzprun, 1517 Sigersprun, 1760 Sigertsprun, 1867 Siegertsbrunn. Der Doppelname Höhenkirchen-Siegertsbrunn begegnet erstmals in einer Akte von 1901, amtlich aber erst im Ortsverzeichnis von 1991. Der erste Namensbeleg von Höhenkirchen enthält als Grundwort althochdeutsch prunno,-brunn, ‘Quelle, Brunnen’ und als Bestimmungswort den Personennamen Marchuvart, Marcwart. Daneben ist hier noch die Kirche vermerkt, die in dem späteren Ortsname aufscheint. Dieser ist von dem Weiler Kleinhöhenkirchen im Landkreis Miesbach übertragen worden, da in der Münchner Schotterebene keine Höhenlage vorliegt. Bestandteile sind das im Dativ stehende mittelhochdeutsch Adjektiv hôch, Hoch/ Hohen-, ‘hoch, in der Höhe’ und das Substantiv kirche,-kirchen. Der zweite Namensbestandteil setzt sich aus dem Personennamen Sigihoh und althochdeutsch prunno, -brunn, ‘Quelle, Brunnen’ zusammen. Es ist bemerkenswert, dass die beiden ursprünglich Namen der Doppelsiedlung letztlich auf Quellen weisen, die im Besitz von Ort adeligen waren.
Hohenleimbach
Hohenleipisch
Hohenleuben
Hohenlinden
Hohenlockstedt 908 Lockstedter Lager [Original]; 1210 Lockstedter Heide (Ort einer holsteinischen Landesversammlung); Hohenlockstedt (1956). Die Bedeutung des Ortsnamens geht im Bestimmungswort auf germanisch *laukaz, norddeutsch Look, hochdeutsch Lauch zurück, das Grundwort mittelniederdeutsch -stede ‘Platz, Stelle, Ortschaft’, hochdeutsch -stedt ‘(Wohn)Stätte’, verweist auf die Stätte, an der Lauch wächst. So Lockstädt, Landkreis Wittstock; Lockstedt, Ortsteil von Oebisfelde-Weferlingen, Landkreis Börde.
Hohenloher Ebene. Gemeindeverwaltungsverband im Hohenlohekreis, bestehend aus den Städten Neuenstein, Waldenburg und der Gemeinte Kupferzell, Burgenstraße, Schloss Neuenstein, Bürgerturm, Schloss Waldenburg, Schloss Kupferzell. Hohenloher Ebene (1975). Namengebend ist der dynastische Name des Hauses Hohenlohe, erstmals bezeugt für die Stammburg nach 1153 als Hohenlach und Holach. Es handelt sich wohl um eine Zusammensetzung aus dem Bestimmungswort althochdeutsch ho ̄(h), mittelhochdeutsch hoch ‘hoch’ und dem Grundwort althochdeutsch lo ̄h, mittelhochdeutsch lo ̄h ‘Hain’ oder mittelhochdeutsch loch‘ Gebüsch, Wald’:‘ Hochwald’ ( -loh(e).
Hohenmocker
Hohenmölsen Ab 1080 ein mit Wallanlagen befestigter Ort, ab 1236 Stadt unter Wettiner Herrschaft, Sitz eines Gerichtsstuhls des kursächsischen Amtes Weißenfels. 1080 munitio Milsin, 1164 de Milsin, 1233 de Milsin, 1378 Melsen, 1616 Mölßen, 1709 Hohen-Mölßen. Ursprung scheint eine altsorbische Umdeutung *Milisna aus einem germanischen Grundwort *Milisa, der vielfach nachweisbar ist und auf die indogermanische Wurzel *mel ‘mahlen, zerreiben, Sand, Kies’ zurückgeht, vgl. deutsch ‘Mehl, mahlen’. Später wurde der Stammvokal hyperkorrekt in -ö gewandelt, da mundartlich -ö hier zu -i oder -e gesenkt wird. Der Zusatz Hohen wird als Abgrenzung zu Groß und Kleinmölsen bei Erfurt vorangestellt. So Milzau, Saalekreis, Flussname Milz, zur fränkischen Saale; Flussname Milspe, NRW; Meldorf, Kreis Ditmarschen; Milseburg, Bergname ö Fulda.
Hohen Neuendorf 1349 nygendorf, 1375 Nyendorp, Nyendorf, 1450 Hogennyendorff, 1608 Hogennigendorff; Hohen Neuendorf (1861). Der Name bezeichnete ein neu angelegtes Dorf, Grundform mittelniederdeutsch *Nigendörp, im Bestimmungswort mittelniederdeutsch nie, nige ‘neu’. Zum Grundwort-dorf. Der Zusatz Hohen, mittelniederdeutsch ho ̄, flektiert ho ̄ge ‘hoch’, wurde Mitte des 15. Jahrhundert eingeführt und diente zur Unterscheidung von dem abwärts der Havel gelegenen Nieder Neuendorf. Ähnlich zahlreiche Neuendorf, Niendorf, Nauendorf.
Hohenöllen
Hohenpeißenberg
Hohenpolding
Hohen Pritz
Hohenroda
Hohenroth
Hohenselchow-Groß Pinnow
Hohen Sprenz
Hohenstadt
Hohenstein (Harz)
Hohenstein (Schwäbische Alb)
Hohenstein (Untertaunus)
Hohenstein-Ernstthal Bergbaustadt seit dem 15. Jahrhundert, 1513/21 Stadtrecht. Ernstthal: 1679 gegründet als Weber und Handwerkerstädtchen. Geburtsort von Karl May. Hohenstein: 1411 uf dem Hohensteyne, 1517 uber Honstein, 1817 Hohenstein. Ernstthal: 1720 Ernstthal. Hohenstein: Das Bestimmungswort gehört zu mittelhochdeutsch ho ̄ch, ho ̄ ‘hoch gelegen’ und-stein, alter Burgenname, vgl. in der weiteren Umgebung Lichten-, Harten-, Wolkenstein. Ernstthal: Gegründet in einem Tal und benannt nach den Grafen Christian Ernst und August Ernst von Schönburg. So Hohnstein, Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge.
Hohen-Sülzen
Hohentengen (Oberschwaben)
Hohentengen am Hochrhein
Hohenthann
Hohen Viecheln
Hohen Wangelin
Hohenwart
Hohenwarte
Hohenwarth
Hohenwestedt
Hohenzieritz
Hohes Kreuz
Hohn
Hohndorf
Hohne
Hohnhorst
Hohnstein
Hohner Harde. Amt im Kreis Rendsburg-Eckernförde mit zwölf Gemeinte, 9010. 1970 Zusammenschluss der Gemeinte Breiholz und den Ämtern Hamdorf und Hohn zum Amt Hohn, 1999 Umbenennung in Amt Hohner Harde. 1610 im Hönerharde [Original]; unter Hohnerharde (1762). Hohner Harde gilt erst seit dem 17. Jahrhundert als Bezirksbezeichnung, vorher waren für diese Gegend auch die Bezeichnungen Kampen oder Westerkrog gebräuchlich. Zusammengesetzt wird die Amtsbezeichnung aus der Harde, von der mittelniederdeutsch herde abstammend und damit in der Bedeutung von ‘Schar, Menge, Herde’. Zudem wird auf den Zentralort des Verwaltungsbezirks Hohn verwiesen. Der Hahn im Wappen des Ortes (seit 1983) verweist auf eine volksetymologische Deutung des Ortsnamens. Wahrscheinlich ist die Bedeutung ‘hoch’ zu altsächsisch *hôh , mittelniederdeutsch hô(ch), die auf drei Anhöhen in der Nähe des Ortes verweist. Als Bedeutung des Ortsname Hohner Harde ist somit ‘Ort an einer Schar von Anhöhen/Hügeln’ wahrscheinlich.
Höhr-Grenzhausen. Die Stadt liegt im „Kannebäckerland“, das seit dem Mittelalter durch die Tonverarbeitung geprägt ist. Seit Anfangs 18 Jahrhundert gehören der Ortsteil der heute Stadt zu Nassau, seit 1866 zum Preußen. Der Doppelname bezeichnete zunächst einen Amtsgerichtsbezirk beziehungsweise 1884 einen Bahnhof. 1936 wurden Höhr, Grenzhausen und Grenzau zu einer Stadt vereinigt. Höhr: 1363 zu Hurle, 1581 Hör; Höhr (1808). Grenzhausen: 1281 Grunzhusen, 1310 Grundishusen, 1371 Grintzhusen, 1436 Gryntzhusen, Grenzehusen. Höhr: Höhrgehört entweder zum Flurname Hohr, aus althochdeutsch ho ̆ro, Genitiv Singular horwes, Adjectivisch hurw ̆ın ‘sumpfig’, oder zu einem Gewässername *Hurw ̆ıla ‘sumpfiger Bach’. Hurle könnte auch mit -loh ‘Hain, Wald’ (lateinisch lucus) zu Hur-loh ‘Sumpfwald’ zusammengesetzt sein. In allen drei Fällen bezeichnet der Name eine ‘Siedlung in Sumpfnähe’. Grenzhausen: Mit einem zur Zeit des ersten Belegs schon nicht mehr bekannten althochdeutsch Personennamen *Grund, Grundu-, Genitiv Singular Grundis-, gebildet (vgl. auch 1243 Hundisdorp (in der Nähe), Hessisches Hauptstaatsarchiv, ehemalig Staatsarchiv Wiesbaden, 116 Urkundlich). Zunächst Umlautung -u zu -ü-, seit dem 15. Jahrhundert wie auch beim benachbarten Grenzau Entrundung zu -eu nter dem Einfluss des slawische Lehnwortes Grenze. Das Grundwort ist-hausen. Grenzhausen bedeutet demnach ‘bei/zu den Häusern des Grundes’.
Hohnstorf (an der Elbe)
Hohwacht
Hoisdorf
Holdorf (Mecklenburg)
Holdorf (Niedersachsen)
Holenberg
Holldorf
Holle
Hollenbach
Hollenbek
Hollabrunn. Siedlungsfunde aus dem frühen Neolithikum, der römischen Kaiser und der Langobardenzeit. Vermutlich im 11. Jahrhundert als Doppelsiedlung mit zwei Burgfrieden (Hollabrunn und dem n Stadtteil † Willolvisdorf mit Dreieckanger, h. Lothringerplatz) gegründet, wechselhafte Herrschaftsgeschichte, 1908 Stadtrecht. 1135 in Austria: Holerbrunnen ... Willolvisdorf, 1288 Holobrvnn superiori, 1291 maior Holabrvnne [Original]. Der Name bedeutet ‘bei der mit Holundersträuchern umgebenden Quelle’, er ist eine Zusammensetzung aus mittelhochdeutsch -brunn(e) Maskulinum ‘Quelle, Brunnen’ und dem mittelhochdeutschbairisch Appellativum holler mit der Bedeutung ‘Holunder, Flieder’; dies ist aus holunter zu holder verkürzt und zeigt bairisch-mundartlich Wandel von -ld zu -ll-. Der Zusatz im Namen von 1288 diente zur Unterscheidung von Niederhollabrunn im Bezirk Stockerau.
Hollenstedt 804 Holdunsteti [Kopie 9. Jahrhundert], 1197 Holdenstide, 1450–51 Holdenstede; Hollenstedt (um 1600). Bildung mit dem Grundwort-stedt und dem schwach flektierenden Kosename Holdo im Genitiv Singular als Bestimmungswort Im 17. Jahrhundert wird -l d zu -ll assimiliert.
Holler
Hollern-Twielenfleth
Hollfeld Im Erstbeleg der Siedlung vom Jahr 1017 ist Hollfeld bereits kirchliches Zentrum im Norden der sog. Wiesentalb; 1298 Judenverfolgung, 1326 Stadtsiegel, 1348 bischöfliches Amt und Burghut, 1430 von den Hussiten ausgebrannt, Schäden im Markgräflerkrieg 1553 und 1632 im Dreißigjährigen Krieg, 1803 an Bayern. 1017 (Kopie 14. Jahrhundert) Holevelt, 1137 Holeuelt [Original], 1304–1307 Holfelt [Original], 1520 Hollfeldt ... Holfeldt; Hollfeld (1691). Der Ortsname setzt sich aus althochdeutsch/mittelhochdeutsch hol (Appellativum) ‘Höhle, Abgrund, Vertiefung’ oder (Adjektivisch) ‘hohl, ausgehöhlt’ mit dem Grundwort -feld zusammen. Geht man davon aus, dass der circa 1124 Altenholeuelt genannte und später wüst gefallene Besitz die Muttersiedlung gewesen ist, die vom Gewann-Namen Althollfeld am Osthang des Erbachtales bestätigt wird, so ist Hollfeld als mitgenommener Ortsname im Sinne von ‘Siedlung am freien Gelände an der Talsenke’ zu deuten. So Holenbrunn, Ortsteil von Wunsiedel, Landkreis Wunsiedel. Fichtelgebirge; Ruine Hollenberg, im gleichnamigen Ortsteil von Pegnitz, Landkreis Bayreuth.
Hollingstedt (Dithmarschen)
Hollingstedt (Treene)
Hollnich
Hollnseth
Hollstadt
Holm (Nordfriesland)
Holm (Pinneberg)
Holste
Holstenniendorf
Holtriem. Samt Gemeinte im Landkreis Wittmund. Die Gemeinte wurde 1972 im Zuge der Gemeindegebietsreform in Niedersachsen aus den Gemeinden Blomberg, Eversmeer, Nenndorf, Neuschoo, Ochtersum, Schweindorf, Utarp und Westerholt gebildet. 1972 Holtriem. Nach Remmers, Aaltukerei, bezeichnete der Name früher eine Vogtei, 1589 Holtriim, 1684 Holtriem. Es liegt ein Kompositum aus norddeutsch holt ‘Wald’ und -riem ‘Rand, Streifen, Saum’ vor.
Holsthum
Holt
Holtgast
Holthusen
Holtland
Holtsee
Holzappel
Holzbach
Holzbunge
Holzdorf
Holzen
Holzerath
Holzgerlingen Siedlung der Merowingerzeit, 1007 als Schenkung an Bamberg, 1412 württembergisches Lehen und Ende des 15. Jahrhundert wieder verkauft; seit 1938 zum Landkreis Böblingen. Bandweberei, Heimatmuseum, Mauritiuskirche, Burg Kalteneck. 1007 Holzgerninga [Original], Gerringen [Original], 1288 Holzgerringen [Original], 1479 Holtzgerlingen [Original]; Holzgerlingen (1710). Gerlingen ist eine -ingen-Bildung mit dem Personennamen Gerno; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Gerno’. Der Name zeigt zuerst Assimilation von -rn zu -rr-, später Dissimilation von -rr zu -rl-. Der Zusatz Holz (althochdeutsch, mittelhochdeutsch holz ‘Holz, Baum, Wald’) bezieht sich auf die Lage im nördlichen Schönbuch und dient der Unterscheidung von gleichlautenden Namen. So Gerlingen, Landkreis Ludwigsburg.
Holzgünz
Holzhausen an der Haide
Holzheim (Aar)
Holzheim (bei Neu-Ulm)
Holzheim (Dillingen an der Donau)
Holzheim (Donau-Ries)
Holzheim am Forst
Holzkirch
Holzkirchen (Oberbayern) Besitz des Klosters Tegernsee, im 13. Jahrhundert Markt. 11. Jahrhundert ecclesia ... que dicitur Holzchiricha, 1157–1163 Holzchirchen, 1551 Holzkirchen. Ob der Beleg des 11. Jahrhundert sich auf diesen Ort bezieht, ist fraglich. Grundwort ist althochdeutsch chirihha ‘Kirche, Gotteshaus’, -kirchen, Bestimmungswort holz ‘baumbestandene Fläche, Gehölz, Wald, Holz, Wald’, sodass der Name als ‘Kirche am Wald’ erklärt werden kann. So Holzkirchen, Landkreis Würzburg.
Holzkirchen (Unterfranken)
Holzmaden
Holzminden Die ursprüngliche Siedlung lag eventuell im 1922 eingemeindeten Altendorf (1015–1036 Aldenthorpe, 1036 Holtisminni duo); um 1200 Gründung einer Stadt durch die Grafen von Everstein, 1245 Bestätigung eines eigenen Stadtrechtes; Vorort des braunschweigischen Weserdistriktes; Garnisonsstadt von 1770 bis in die Gegenwart. 826–876 Holtesmeni [Kopie 15. Jahrhundert], 1315 Holtesminne, 1533 Holtzmyn; Holzminden (1568). Bildung mit dem Grundwort -menni, -minde ‘Berg, Erhebung’, das mit ablautendem lateinisch mons, montis ‘Berg’ als Dentalvariante zu verbinden ist und in Ortsnamen wie Pyrmont, Dortmund u.ä. vorliegen dürfte. Im Bestimmungswort ist entweder altsächsisch, mittelniederdeutsch holt ‘Wald, Gehölz’ im Genitiv Singular enthalten, auch wenn es in anderen Ortsnamen stets unflektiert erscheint. Oder das Bestimmungswort enthält einen von diesem Appellativ mit -s-Suffix abgeleiteten Gewässername. Im 16. Jahrhundert wird das Grundwort in Analogie zu anderen Grundwort ( -Ingen, -hausen) zu -minden mit auslautendem -n.
Holzsußra
Holzwickede Um 1220 Holtwicken [Original], 1306 Gerhardus de Holtwickede, 1321 Bernhardus de Holtwickede. Das Zweitglied -wickede enthält als Basis wie beiWickede (Ruhr) altsächsisch *wika ‘Ulme, Rüster’. Der Erstbeleg deutet darauf hin, dass das Suffix-ithi erst sekundär an den Namen angetreten ist. Das ist wegen der lückenhaften Überlieferung nicht ganz sicher, doch bieten die Essener Vogteirollen von um 1220 für gewöhnlich zuverlässige Formen. Die Konsonantengemination weist auf eine ursprüngliche Bildung mit einem -j-haltigen Suffix im Dativ Plural hin (etwa *-wickiun). Der Suffixwechsel ist möglich, weil mit beiden Suffixen Stellenbezeichnungen gebildet werden, können, also etwa ‘Stelle, wo es Ulmen gibt’. Das Bestimmungswort altsächsisch, mittelniederdeutsch holt ‘Holz; Gehölz, Wald’, unterscheidet der Ortsname als bestimmender Zusatz von Wickede bei Dortmund (4 km nw) und Wickede (Ruhr), 16 km ö gelegen. Es bezeichnet den Ort als ‘am Wald gelegen’. So Wickede, Ortsteil von Dortmund; Wickede (Ruhr), Kreis Soest.
Homberg (Efze) Die Herren von Hohenberg, Ministerialen der Abtei Hersfeld, 1162 erstmals genannt. Früher Besitz der thüringischen Landgrafen, die hier vor 1230 eine Stadt errichteten. Erweiterung der Altstadt im 14. Jahrhundert durch die Unterstadt (sog. Freiheit); Amts und Gerichtssitz, 1821 kurhessisch Kreisstadt, 1932 Zusammenlegung des Kreises Homberg mit dem Kreis Fritzlar mit Sitz in Homberg (Efze) 1162 de Hohenberg [Original], 1194 de Honberg, 1209 de Honberch, 1227 de Homberc, 1234 Honburc. Bestimmungswort das Adjektivisch althochdeutsch ho ̄h ‘hoch’: die Siedlung bei dem ‘hohen Berg’. Bereits die frühen Belege zeigen Kontraktion von Hohen> Honund anschließende Assimilation von -n> -m vor -b-. Ganz vereinzelt findet sich im Grundwort -burg statt -berg.
Homberg (Lauterecken)
Homberg (Ohm) Stadt 1234, die Ringmauer der Burg (13. Jahrhundert) ist fast vollständig erhalten, Fachwerkbauten. 1065 Hohunburch [Original], 12. Jahrhundert de Hohenburg, 1146 Hohenburch, 1258 de Hohemburg, 1303 in Honberg, 1303 Hoinborg, Honborge, 1365 zcu Hoemberg, 1471 Hoemberg uff der Ame; Homburg (1314). Bei dem Ortsnamen handelt es sich um ein Kompositummit dem Grundwort -burg ‘Burg, Stadt’, dass in der Überlieferung die Parallelformen -burg/ -berg aufweist. Wechsel von Mitteldeutsch -u und – o im Grundwort -borg (1303); in der Form Hohunburch (1065) erscheint im Auslaut -ch für -g (Auslautverhärtung). Das Bestimmungswort ist an ein flektierendes Adjektivisch althochdeutsch hôh, mittelhochdeutsch hôch ‘hoch’ anzuschließen. Die swach Genitivflexion -en-/-n wird an das -b des Grundworts angeglichen, woraus -m entsteht; Ausfall des -e der Flexion (Synkope) und Ausfall des intervokalischen -h-. Ab dem 15. Jahrhundert erscheint der Zusatz Ohm < uff der Ame zur genaueren Differenzierung gleichlautender Orte. Zusammenfassend ist der Name als ‘Siedlung/Befestigung auf dem hohen Berg’ zu deuten. So † Homberg in der Gemarkung Homberg (Efze); Homberg (Efze), Homberg, Landkreis Waldeck-Frankenberg, † Homburg, Landkreis Holzminden.
Homberg (Westerwald)
Homburg Spuren aus der Römerzeit, im 12. Jahrhundert Bau der Hohenburg als Sitz des gleichnamigen Grafengeschlechts, 1330 Stadtrechte für den Ort zu Füßen der Burg, 1449 an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, die die Burg in ein Renaissanceschloss umwandelten. Die Franzosen ließen die Stadt im 17. Jahrhundert zu einer Festung ausbauen. 1755 zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. 1172 Homberc, 1244 Homberch, Homburg (1358). Die Ortsname-Belege Homberc, Homberch u. ä. mit Angleichung des dentalen Nasals an labiales b < *Honberc (wie in 1174 Hoinberch) sprechen dafür, dass der Name aus [bî dem] hohen berc ‘bei dem hohen Berge’ zu erklären ist. Auf diesem Berg entstand eine Burg und übernahm den Bergnamen, weswegen das Zweitelement des Namens sich allmählich von -berc zu -burc wandelte. Noch bis Ende des 17. Jahrhundert koexistieren die-bergund die-burg-Belege. So Bad Homburg vor der Höhe, Hochtaunuskreis; Homburg, Ortsteil von Waldshut-Tiengen im Landkreis Waldshut; Homburg, Ortsteil von Triefenstein, Landkreis Main-Spessart; Homburg-Bröl, Ortsteil von Nümbrecht im Oberbergischen Kreis; Am Homburg, Ortsteil von Saarbrücken.
Hommerdingen
Honerath
Honigsee
Hontheim
Hooge
Hoogstede
Hoort
Hopferau
Hopfgarten
Hoppegarten 1797 Hoppengarten, 1805 Hoppengarten (Hopfengarten). Das Vorwerk wurde nach einem Hopfengarten benannt, vgl. mittelniederdeutsch hoppengarde. Ähnlich Hoppegarten, Ortsteil von Müncheberg, Landkreis Märkisch-Oderland.
Hoppenrade
Hoppstädten
Hoppstädten-Weiersbach
Hopsten 1265 Fretherico de Hopseten [Original]; Iohanne de Hopsten (1356). Kompositum mit dem Grundwort -seti, das etymologisch an germanisch *s ̄etjo ̄n ‘Bewohner, einer, der irgendwo sitzt’ anzuschließen ist. Im appellativischen Wortschatz findet es sich in altsächsisch Zusammensetzungen mit -s ̄etio. Es handelt sich also um einen Personengruppennamen, dessen Bestimmungswort altsächsisch, mittelniederdeutsch ho ̄p ‘aufgeworfener Haufen, Erderhöhung; Büschel; feste Stelle in Sumpf und Moor’ ist. Motivierung für die Ortsname-Bildung ist die Bezeichnus der Bewohner eines erhöht liegenden Gebietes. Der Name liegt von Beginn der Überlieferung an als Dativ-Plural-Bildung vor.
Horath
Horbach (Hunsrück)
Horbach (Pfalz)
Horbach (Westerwald)
Horb am Neckar Siedlung, seit 1244 unter der Herrschaft der Pfalzgrafen von Tübingen, 1805 an Württemberg, seit 1981 Große Kreisstadt. Stiftskirche zum Heiligen Kreuz, Schurkenturm, Ringmauertürmchen, Luziferturm, Stubensche Schlösschen. 1007 pagus horevun, um 1100 Horv, Horwa. Der Ortsname liegt althochdeutsch, mittelhochdeutsch hor ‘Schlamm, Schmutz, Erde’, Genitiv horwes, zugrunde. Das auslautende -b ist aus -whervorgegangen. So Horben, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Horben
Horbruch
Horgau
Horgenzell
Horhausen (Nassau)
Horhausen (Westerwald)
Höri. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Konstanz, bestehend aus Gaienhofen, Moos und Öhningen, 14 beziehungsweise 21 km w Konstanz nah des Zeller Sees, Reg.-Bez. Freiburg, Schloss Gaienhofen, Wasserturm, Höri-Zwiebel, Wasserprozession, Augustiner-Chorherrenstift Öhningen, Öhninger Steinbrüche. Höri (1974). Der Name der Halbinsel Höri (1176 Hori, 1282 Höri) wurde auf den neuen Gemeindenamen übertragen. Die Deutung ist unsicher. Vielleicht gehört es zu einem wenig bezeugten Wort des älteren Neuhochdeutschen: höre ‘was zu etwas gehört, Umfang’ im Sinne von ‘Bezirk’ oder ähnlichem. Die anekdotisch-volksetymologische Deutung geht aus von einem Ausspruch des erschöpften Gottes nach Erschaffung der Welt: „Jetzt hör i (uff)!“
Horka
Horn Mitte 12. Jahrhundert als Kirchensiedlung an einem frühgeschichtlichen Fernweg angelegt, planmäßiger Siedlungsausbau seit Mitte 12. Jahrhundert, 1282 Stadtnennung; Bürgerspital (gestiftet 1395, h. ‘Höbarthmuseum’); Erweiterungen im 16. und 17. Jahrhundert (Piaristenkirche und -kloster), Zentrum des Protestantismus in NÖ (‘Horner Bund’), nachfolgend Emigration der evangelischen Bewohner und Zuzug katholischer Siedler (v.a. aus Schwaben), ab 1650 Ansiedlung von Tuchmachern (aus Bayern, Schwaben, Mähren, Schlesien), (13. Jahr: Maissauer, dann Puchheim, ab 1676 Hoyos-Sprinzenstein). Schafzucht, Teichwirtschaft; seit 1588 Brauerei (bis 1888). 1045–65 êcclesiam quam construxit in predio suo Hornarun; de Horn (1130–40). Der Name wurde ursprünglich durch eine Ableitung gebildet, seine Basis ist mittelhochdeutsch horn ‘Horn’, das Suffix -ern (< älterem -arun) ist eine im Dativ Plural erstarrte Form, die (besonders in Ortsnamen bairisch Herkunft) Einwohner von Orten bezeichnet. Etymologisch ist es auf den Zusammenfall des germanisch Suffixes *-wari (das Völkernamen bildet) mit dem aus dem Lateinisch entlehnten Suffix althochdeutsch -âri/-ari (das nomina agentis bildet) zurückzuführen; dementsprechend doppeldeutig ist daher Bedeutung des damit gebildeten Ortsnamen: ‘bei den Leuten, die mit Horn zu tun haben’ beziehungsweise ‘bei den Leuten, die am/beim Horn wohnen’ (toponymisch im Sinn von ‘hornartiger Vorsprung im Gelände’, womit der Landkeil am Zusammenfluss des Mödringbaches mit der Taffa gemeint wäre). Bereits im zweiten Beleg erscheint die Suffigierung wieder getilgt.
Hornbach
Horn-Bad Meinberg 11. Jahrhundert Besitz des Klosters Corvey, vor 1248 lippisches Stadtrecht, Mineralquellen (größtes balneologisch genutztes Kohlensäuregasvorkommen der Welt) schon im 17. Jahrhundert als Steinbrunnen gefasst. Seit 18. Jahrhundert Heilbad (Quellbereich des „Meinberger Gesundbrunnens“), 1767 durch Graf Simon August zur Lippe zum Curort erhoben, barocker Kurpark (1768, umgestaltet im englischen Stil ab 1785) mit Kurhäusern „Rose“ und „Stern“, seit 1820 auch Schwefel-Moorquellen für Heilkuren. 1962 Silvaticum am Werrelauf. Seit 1903 Bad, 1949 Staatsbad. 1970 Zusammenlegung der Stadt Horn mit Bad Meinberg und 14 früher selbstandig Gemeinte, zunächst Bad Meinberg-Horn, dann Horn-Bad Meinberg. Horn: [1107–1128] (Kopie 15. Jahrhundert) de Horne, 1031 Hornan, 1151 Hornen, 1414 (Kopie 16. Jahrhundert) des wybbeldes to Horne; Horn (1562). Meinberg: circa 980–982 (Kopie1479) in Meynburghun, [1107–1128] (Kopie 15. Jahrhundert) In Meginbergen, 1203 [1205] in Menberche, 1253 in Meinbergh, 1326 Mejenberg. Der Ortsname Horn geht auf eine ehemalig Flurbezeichnung zurück (zu altsächsisch althochdeutsch horn Nteutrum ‘Horn; Vorgebirge, Landspitze’, mittelniederdeutsch horn(e) ‘Ecke, Winkel; spitz zulaufendes, keilförmiges Landstück’ etc; zu lateinisch cornu ‘Horn, Spitze’, gotisch haurn Ntr. ‘ (hornförmig gebogenes) Johannisbrot’), die metaphorisch eine vorspringende Landspitze beziehungsweise ein spitz zulaufendes Landstück oder eine Erhebung aus der Ebene bezeichnet, was hier nach der topographischen Lage naheliegt. Der Ortsname Meinberg geht nach dem Erstbeleg (im lokativisch Dativ Plural) auf ein Determinativkompositum mit dem Grundwort -burg zurück, das seit Anfang 13. Jahrhundert durch -berg(h) abgelöst wird (auch -barch im 14. Jahrhundert, -borg im 15. Jahrhundert). Die Varianten des Bestimmungsworts sind auf Megin zu beziehen, in der ein swach flektierter Personennamen *Meg(g)i oder Mago vermutet werden könnte, wenn nicht mit dem im Plural überlieferten Grundwort ein Appellativ zu altsächsisch althochdeutsch megin Neutrum ‘Macht, Kraft, Gewalt etc.’ oder das Adjektivisch megin ‘mächtig, stark’ (zur Wortgruppe um germanisch *magena‘stark, kräftig’, altenglisch mægen, althochdeutsch magan, mugan, gotisch mahts, althochdeutsch maht ‘Macht’ etc.; zu indogermanisch *magh-/ma ̄gh‘können, vermögen, helfen’) näher liegt, was in Ortsname soviel wie ‘groß’ bedeuten kann. Der Erstbeleg dürfte dann eher einen Raum benennen, der durch eine Anzahl größerer Burganlagen gekennzeichnet wäre, wobei ein Motiv in sächsische Burganlagen des 8. Jahrhundert liegen könnte.
Hornbek
Hornberg
Horneburg 1255 Errichtung der gleichnamigen Burg durch Erzbischof Gerhard von Bremen als Gegenburg zur welfischen Burg Harburg; 1645 Zerstörung der Burg; Siedlung um 1500 als Flecken nachweisbar. 1255 Horneburch [Original], 1323 Hornborch; Horneburg (1791). Bildung mit dem Grundwort -burg und dem Appellativ altsächsisch horn ‘Horn, Vorgebirge’, mittelniederdeutsch ho ̄rn ‘Horn, Winkel’. Die Lage an einer vorspringenden Spitze über der Niederung war namengebend.
Hornow-Wadelsdorf
Hornsömmern
Hornstorf
Horperath
Horrweiler
Horschbach
Horst (Holstein) 1234 erstmals urkundlich erwähnt, bis 1867 zum Kloster Uetersen, danach zu Preußen, 1970 bis 2007 Amt Horst (2007), nach Beitritt der Gemeinte des vormaligen Amtes Herzhorn 2008 heißt das Amt nunmehr Horst-Herzhorn. 13. Jahrhundert in Horst [Original]; tho ̆ der Horst (1351). Das Neuhochdeutsch Horst, das vielfach als Toponym fungiert, geht auf althochdeutsch hurst, ‘Gestrüpp, Gehölz’ oder aber ‘freie, trockene Stelle’zurück.
Horst (Lauenburg)
Hörstel. Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1804 preußisch, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch, Binnenschifffahrt, 1975 Stadt. 1234 Enghelbertus de Horstelo, 1242 Enghelbertus de Horstlo, 1592 Horstell. Bildung mit dem Grundwort-loh, das appellativisch auf altsächsisch *lo ̄(h), mittelniederdeutsch lo ̄h ‘(Nieder-)Wald, Buschwerk, Gebüsch, Gehölz’ basiert. Bestimmungswort ist altsächsisch hurst, mittelniederdeutsch horst ‘Busch(werk), Strauch, Gesträuch’, das eine schwundstufige -st-Bildung zu einer indogermanisch Wurzel *kert‘ drehen, zusammendrehen’ für das Verbinden von Ästen zu Flechtwerk ist. Solches Buschwerk diente zu Abgrenzungs und Befestigungszwecken. Das Bestimmungswort liegt ursprünglich als erster Bestandteil eines Syntagmas mit genitivisch flektiertem und schon aus -i zu -e abgeschwächten *Horste vor. Diese Flexionsendung hat den Umlaut des Stammvokals (das Bestimmungswort) bewirkt. Abschwächung und in der Folge Ausfall des auslautenden (Stamm-)Vokals des Grundworts haben zu der heutigen Form Hörstel geführt. Es liegt also zunächst ein Flurname vor, der eine Art ‘Buschwald’ bezeichnet und der dann auf eine Siedlung übertragen worden ist. So Hörsteloe, Ortsteil von Ahaus, Kreis Coesfeld.
Horstedt (Niedersachsen)
Horstedt (Nordfriesland)
Horstmar
Hösbach. Zum Mainzer Hochstift gehörig, 1814 an Bayern. 1189 Hostebach, 1321 (Kopie14. Jahrhundert) Hœstebach, 1831 Hösbach. Der Ortsname ist von dem Gewässername übertragen, dessen Grundwort-bach ist. Sein Bestimmungswort wird als der Superlativ des Adjektivs hoch ‘der höchste’ gedeutet. Welche Motivation eine solche Benennung „in der sanften Hügellandschaft des Vorspessarts” (so der Gemeindeteil Wenighösbach auf seiner Internetseite) und angesichts der Lage von Hösbach 144 m ü. NN haben soll, bleibt unklar.
Hosenfeld
Hoßkirch
Hosten
Hottenbach
Hoya
Hoyerhagen
Hoyershausen
Hövelhof. 1446 Ersterwähnung des ursprünglich Vollmeierhofes der Osterbauerschaft im Delbrücker Land, Ausbau der Sennesiedlung nach dem 30jährigen Krieg durch den Paderborner Fürstbischof, 1661 Jagdschloss, 1807 Gründung der politischen Gemeinte Hövelhof, bis 1895 zum Amt Delbrück, dann Amt Schloss Neuhaus. 1446 van dem houe to Houele, 1562/63 Meger tho Hovelle, 1571/72 der olde Meiger zu Hovell, 1632 Hevel, 1651/52 der Möller [! ] zu Hövel, 1731 Meyerey zu Höffelhoff. Bildung mit dem Grundwort-hof. Der Ortsname geht auf den Namen des fürstbischöflich Paderborner Hofes zum Hövel zurück, einen Hof des Paderborner Fürstbischofs, dessen Grund h. den Ortmittelpunkt von Hövelhof bildet. Im Bestimmungswort erscheint altsächsisch huvel, mittelniederdeutsch hövel, hoeffel Maskulinum ‘kleinere Bodenerhebung, Hügel, Erdhöcker; Haufen’, norddeutsch hövel ‘Hügel’, mittelhochdeutsch hubel. Der Hof ist nach seiner Lage als ‘Hof auf dem Hügel’ bezeichnet worden.
Hoyerswerda
Höxter. Ersterwähnung 822 in Verbindung mit der Kiliankirche, die in Verbindung mit Würzburger Mission errichtet wird; 823 dem Kloster Corvey geschenkt, 1115 Weserbrücke und Marktrecht, um 1250 Stadt mit Dortmunder Stadtrecht, 1533 Reformation, bis ins 17. Jahrhundert unabhängig, 1674 an Bischof von Münster, 1813 an Preußen und Sitz der Kreisverwaltung. 1970 Zusammenschluss von Höxter mit 11 umliegenden Gemeinte des Amtes Höxter-Land und der Gemeinte Bruchhausen (Amt Beverungen). 822 villa Huxori, 823 Hucxori, zu 836 Huxere (Kopie um 1460), Uxeri (Kopie15. Jahrhundert), 1133 (Kopie15. Jahrhundert) Huxeri, 1147 de Huxere, 1404 Hoxar, 1671 Höxar, Höxer; Höxter (1764). Das Element -ori erlaubt verschiedene Anschlüsse. Neben einem Kompositum mit altnordisch aurr ‘Kies’, altenglisch ̄ear ‘Kies, Bodensatz etc.’ oder dem altenglisch ON-Element o ̄ra ( Oerlinghausen) kann auch eine Ableitung mit Kollektivsuffix -ari, -eri gegeben sein, deren Basis mit altsächsisch ho ̄c ‘Pfahl’ oder mit mittelniederländisch hoec, mittelniederdeutsch ho ̄k ‘Ecke, Winkel’ oder hessisch huck ‘hervorragender Hügel, Berg’ (zu indogermanisch *keu-g-/*keu-k‘ krumm, Buckel, Höcker’) neben mittelniederdeutsch hoeck, hu(e)k, huck ‘Landecke, Landvorsprung’ zu verbinden ist, was zu der hochwassersicheren Lage auf einem vom Bollerbach ausgebildeten Schotterkegel passt (vgl. aber zum Ortsname auch altsächsisch ho ̄cuuar(a) zu lateinisch piscatio (Fischereirecht)). Das -t wird später zur Ausspracheerleichterung eingeschoben.
Hubbelrath, (Dd) 950 Hupoldesroth. Germanisch Hugubaldes ropa-. Rodung des Hugubals. (hugu, Verstand, + balpa, kühn)
Hubbelrath, (Titz, Aa)) 1180 Rode Huberti. Germanisch Hugubertht. Rodung des Hugubertht. (hugu, Verstand, + bertha glänzend)
Hübenthal, (Berlepsche-Ellerode, 1032 Huuindal
Hüchelhoven, (Köln) 1165 Hukelehoun. Germanisch hugilla-, Hugel, + hofum zu hofa, Hof.
Hücheln, (Frechen, Köln) 1181 Hugeleim, +1222 Hugelheim.
Hude (Nordfriesland)
Hude (Oldenburg) Das zunächst in Bergedorf (Landkreis Oldenburg) gegründete Zisterzienserkloster wurde um 1232 nach Hude verlegt und 1536 aufgelöst; danach gräflich oldenburgisches Vorwerk und seit 1683 (bis h.) im Besitz der Familie von Witzleben. 1236 in loco, quem vulgus Hutham appellat, nunc autem Rubus sancte Marie dicitur [Original], 1291 monasterium Portus sancte Marie, quod communiter dicitur Huda, 1302 Hutha; Hude (1308). Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch hu ̄de ‘Fährstelle, Holzlager-, Stapelplatz an einer Wasserverbindung’. Daneben tritt seit der Klosterverlegung auch der Klostername auf, der sowohl mit den lateinisch Entsprechungen für Marienbusch wie für Marienhafen belegt ist. Allerdings gilt Hude für der Ortsname daneben weiter. So Hude, Ortsteil von Estorf, Landkreis Stade; Ritterhude, Landkreis Osterholz.
Hübingen
Hüblingen
Huckarde, (Dortmund) 947 Hucrithi, 1000 van Hukretha.
Hückelhoven 1231 Huckelhoven [Original], 1372 Huchelhoven; Hückelhoven (1550). Das Grundwort-hofen, ein nicht umgelauteter Dativ Plural, zeigt einen Seidlungsname-Alttyp auf linksrheinischem Gebiet mit der Grundbedeutung ‘bei den Höfen’. Die Zuordnung des Bestimmungsworts ist nicht ganz eindeutig. Es kann darin Hukilo, eine Koseform des althochdeutsch Personennamen Hugo, gesehen werden. Nicht auszuschließen ist auch eine Benennung nach der Geländeform. Dann jedoch nicht zu mittelhochdeutsch hogil, Neuhochdeutsch Hügel, da die rheinische Entsprechung hierzu schon althochdeutsch huvil ist, sondern zu hukil, einem Diminut. zu rheinisch huck, mittelniederdeutsch hok, mittelniederländisch hoek ‘Ecke’, ‘Winkel’. So Huckelheim, Ortsteil
von Westerngrund, Landkreis Aschaffenburg; Huckelrieden, Ortsteil von Löningen, Landkreis Cloppenburg.
Hückeswagen Fränkisch Hof, im 12. und 13. Grafschaft Hückeswagen, ab 1260 zur Grafschaft Berg mit stadtähnlichen Rechten, Schloss als Sitz der Amtleute, Stadt seit 1859. 1085 Hukensuuage, 1138 Hukeneswagene, 1298 Hukenshove. Kompositum aus Personennamen Hucking und althochdeutsch/mittelhochdeutsch wa ̄g Maskulinum, norddeutsch wa ̄ge feminin zu germanisch *wæga ‘Woge’, mittelhochdeutsch auch ‘wogendes Wasser, Strömung, Fluss’. Gysseling deutet es als ‘See des Huging.’ Der spätere Wechsel mit Hukenhove, also einem-hofen-Namen, hat sich nach Dittmaier nur mundartlich gehalten.
Hüde
Hufenstuhl, (Overath) 958 Humuerstule.
Hüffelsheim, 835 Kopie +920 Husfileidesheim.
Hüffenhardt
Hüffler
Hüfingen Erstmals 1083 erwähnt, 1383 im Besitz der Herren von Schellenberg und seit 1452 Stadtrecht. Landwirtschaftliche Betriebe, Stadtmuseum für Kunst und Geschichte, Römerbadmuseum, Vorderes Schloss, Katholische Stadtkirche St. Verena und Gallus. 1083 Hiuvinga, um 1100 Huvingen, 1336 Húfingen. Hüfingen ist eine-ingen-Bildung mit dem Personennamen Hu ̄fo (< Hu ̄n-frid); der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Hu ̄fo’. Das i des ingen-Suffixes lautet die Stammsilbe zu iu, ü um. So Hilzingen, Landkreis Konstanz.
Hügelsheim
Hühnerhof, (Neukirchen bei Grevenbroich) 1223 Hujne. Germanisch hunjo-, Hügel? Siehe Heigne.
Hühnermarkt, (Köln) + 1197-1215 Hunremarkit, Hunremarcht, Hunremarchit.
Hülben
Hüllen, (Gelsenkirchen) 1000 Hulinni, 1047 Huline.
Hüllhorst [1399–1443] (Kopie1516) to Hulhorst, 1622 Hvlhorst, 1741 Bauerschafft Hülhorst. Bildung mit dem Grundwort -horst. Das Bestimmungswort Hüllwohl zu verbinden mit mittelniederdeutsch hülwe Feminin ‘Morast’, althochdeutsch huliwa, mittelhochdeutsch hülwe, ‘Sumpflache’ auch Bez. für ein erhöhtes Grasstück auf morastigem Boden, oder auch mit altsächsisch bihullean ‘verhüllen, verbergen’, hullido ̄k ‘Schleier (als Umhüllung)’, mittelniederdeutsch hülle ‘Kopfbedeckung, Haube etc.’, hüllen ‘einhüllen, verhehlen, verschweigen’. Schließlich kann auch ein Anschluss an engl. hill (< *hulniaz) oder deutsch Hule, Hullen (< *huln-waz) ‘Hügel, Berg’ erwogen werden, wenn nicht sogar eine Verbindung mit altenglisch hulu ‘Schuppen, Hütte’, englisch hoole vorliegen solle. Eine Verbindung mit altsächsisch hulis ‘Hülsdorn (Stechpalme)’ würde eher noch eine Form *Huls-, Hüls erwarten lassen.
Hüls, 1112 de Holeso, 1116 Holse, 1122 Hulse. Germanisch hulisa, Stechpalme.
Hülsbeck, (Heiligenhaus) 875 Kopie mitten 12000 Hulisbeke. Germanisch hulisa-, Stechpalme + baki, Bach.
Hülsberg, (Wetter_ 1100 Kopie mitten 1200 Hulisberga.
Hülsdonk, (Moers) 2 Halfte 11000 Hulusdung. Germanisch hulisa-, Stechpalme + dunga, Sandhügel in Sumpfland.
Hulseberdorpe, (Ottmarsbocholt) mitten 1200 Hulesburetthorpe. Germanisch hulisa,-, Hülst + burja, Baracke + porpa Dorf, Siedlung.
Hülseburg
Hülsede
Hülshoff, (Roxel) mitten 1200 Hulshoue. Germanisch Hulisa-, Hülst, + hofa, Hof.
Hulverscheid, (Radevormwald) 1100 Kopie mitten 12000 Huluenscetha. Germanisch hulfra-, (? Altenglisch hulfere, Angelsächsisch hulft) Hülst. + skaipjo-, Wasserscheide.
Hümmel, 1114 in Hoinbuilo. Germanisch hauhon, zu hauha, hoch + buhila, Buhl, Hügel.
Hummeldorf. (Osnabrück) 1000 Humilthorpe, Humilathorpe. Germanisch humulan-, Hopfen + porpa, Siedlung.
Hümmerich
Hunbach (= jetzt Montabaur) 959 Humbacensis, 1161 Humbach. Germanisch hunu-, honigfarbig + baki, Bach.
Hündersen, (Grastrup-Holsen) 1036 Vnrecassom. Germanisch Hunurikis husum, zu den Hausern des Hunurik.
Hundsborn, (Waldfischbach) 1174-85 Hundesburn. Germanisch hundes brunnan, des Hundes Quelle.
Hünfeld 781 campo qui dicitur Unofelt [Original], 825 Hunafeld, zwischen 1015–1050 Hunefelt und Hunifelt, 1359 Hunfelt; Hünfeld (1738). Der erste Beleg erscheint nicht mit anlautendem H-, die weitere Entwicklung zeigt keinen h-Schwund seit althochdeutsch Zeit. Germanisch h kann im vorliegenden Fall nicht stl. Frikativ gewesen sein. Das Bestimmungswort muss auf eine Form Hûn zurückgehen, die stark flektiert. Ausgangsform ist *Hûnio-feld. Das -i der Folgesilbe lautet den Stammvokal û > ü um, woraus sich die h. Form Hünfeld erklärt. Der Ortsname ist als Kompositum mit dem Grundwort-feld ‘freies, offenes Land; Acker und Wiesenflur’ im Gegensatz zum ‘Wald’ zusammengesetzt. Das Bestimmungswort bezieht sich auf den Flussnamen der Haune, der 789 als ripam fluvii, quae vocatur Huna überliefert erscheint. Im 11. Jahrhundert ist der Name mit dem Grundwort-aha (-ach1) belegt (1003 ad Hunaha). Die Bildungsweise des Flussnamens spricht für einen Verbstamm als Wz. Die Ausgangsform *Hu ̄na wäre an einen alten Ablaut *keu-/*kou-/*ku ̄ ‘schwellen’ mit n-Erweiterung anzuschließen. Der Flussname gehört mit zahlreichen Vergleichsnamen zu dem Bestand der „Alteuropäischen Hydronymie“. So Burghaun, Margretenhaun, Hünhan, alle Landkreis Fulda, Flussname: Hönne (l. Zufluss der Ruhr), Hunze (in Groningen, dazu der Gauname Hunzego,; Hunn und Hunter in Norwegen.
Hunfeld, (Vormeppen) mitten 1200 Hunedfelde. Germanisch hunipja-, Kollektiv zu hunu-, etwas honigfarbiger Schlamm, +feldu-, öde Ebene.
Hüngersdorf, (Aa) 1144 Huneredorf. Germanisch Hunuharis porpa, Siedlung des Hunuhari.
Hünfelden Kompositum mit dem Grundwort-feld ‘freies, offenes Land, Ackerflur, Wiesenflur’. Die Form -felden ist Dativ Plural, also flektiertes Appellativum, wie es in Flurnamen erscheint. Der Name der Großgemeinde wurde in den 1970er Jahren neu geschaffen und nimmt wohl Bezug auf die sog. „Hühnerstraße“, an welcher der Ort liegt. Möglicherweise enthalten Flurname mit Hüne, niederdeutsch, Neuhochdeutsch Hüne ‘Hüne, Riese’ einen Hinweis auf ur und/oder frühgeschichtliche Plätze (Hünenbetten, -gräber, sog. Hünenburgen). Eine andere Deutung geht davon aus, dass in Hun-, Hün-, ein Wort für ‘kräftig, stark, groß’ vermutet wird, mit Bezug zu der exponierten Lage bei Bergvorsprüngen und einer dort befindlichen Befestigungsanlage. Im Germanisch hat es wahrscheinlich zwei adjektivisch hûn gegeben. Zum einen mit der Bedeutung ‘hoch’, verwandt mit dem keltisch kunos, das andere substantivierte, alte adjektivisch mit der Bedeutung ‘dunkel, schwarz, braun’. Pokorny verzeichnet altnordisch hu ̄nn‘ Würfel, klotzartiges Stück; (Bären-)Junges’ und germanisch *hu ̄ni ‘Kraft, Stärke’ zur indogermanisch Wurzel *keu-, *ku ̄‘schwellen, Schwellung, Wölbung’. Zusammenfassend ist der Ortsname aus einem Flurnamen hervorgegangen und als ‘offene Fläche auf der Höhe’ zu deuten. So Hünstetten, RheingauTaunus-Kreis, † Hünenburg, † Hünstollen, beide Landkreis Göttingen; † Hünschenburg, Landkreis Northeim.
Hünningen, (Arn) 1036 Hunnighuson. Germanisch Hunningo husum, zu den Hausernd der Leute des Hunno.
Hunolstein, (Trier) 1201? Hunolstein. Germanisch Hunuwaldes staeina-, Stein, Burg des Hunuwald.
Hunsbach, (Löhnberg) 1053 Hunnenberch. Germanisch Hunnon berga-, Berg des Hunno.
Hünshoven, (Geilenkirchen) 1217 Hunshouen.
Hünstetten Kompositum mit dem Grundwort -stetten ‘Stelle, Ort, Platz’, ‘Stadt’. Der Name der Großgemeinde wurde in den 1970er Jahren neu geschaffen. Der Ortsname und der Name der Kirche (Hühnerkirche < zum Honerberg) nehmen wohl Bezug auf die Hühnerstraße, ein alter wichtiger Handelsweg auf der Höhe zwischen Mainz/Wiesbaden und Limburg, der früher als Bubenheimer Straße erwähnt wird. Flurname mit Hüne, niederdeutsch, Neuhochdeutsch Hüne ‘Hüne, Riese’ enthalten in der Regel einen Hinweis auf ur und/oder frühgeschichtliche Plätze (Hünenbetten, -gräber, sog. Hünenburgen). Eine andere Deutung geht davon aus, dass in Hun-, Hün-, ein Wort für ‘kräftig, stark, groß’ vermutet wird und auf ‘die bei Bergvorsprüngen exponierte Lage einer dort befindlichen Befestigungsanlage’ Bezug genommen wird. Eine Bedeutung des germanisch Adjektivs hûn wird mit ‘hoch’ angegeben, verwandt mit dem keltisch kunos. Pokorny verzeichnet altnordisch hu ̄nn ‘Würfel, klotzartiges Stück; (Bären-)Junges’ und germanisch *hu ̄ni ‘Kraft, Stärke zu indogermanisch Wurzel * keu, * ku ̄ ‘ sschwellen , Schwellung, Wölbung’.So Hünfelden, Landkreis Limburg-Weilburg, † Hünenburg, † Hünstollen, beide Landkreis Göttingen, † Hünschenburg, Landkreis Northeim.
Hüntel, (Osnabrück) 1000 in Huntalae.
Hüntingen, 932 Kopie 111000 Huntinga.
Hünxe 1092 de Huingese, 1144 apud Hungese [Original], um 1300 Hu ̊nxe. Zusammensetzung aus Grundwort *-gisa, in der Region zuerst für Himmelgeist, Stadtteil von Düsseldorf (904 in Humilgise), bezeugt, in dem eine zu indogermanisch -ies ‘wallen, schäumen’ gehörende Gewässerbezeichnung auftritt, 1055; zum althochdeutsch jesan, gesan), und einem Erstglied Hun-, mit dem zahlreichen Flussnamen gebildet sind, etwa der Flussname Hönne, links zur Ruhr (um 1230 Hune; Barth 1968), und für das die Bedeutung ‘Morast’ angenommen worden ist. Auch ein Farbwort ‘gelblich, braun’ ist erwogen worden. Der Umlaut wird durch das später zu e gesenkte i des Zweitglieds oder (wie im Fall Hönne) durch ein j-haltiges Stammbildungselement bewirkt. Der Name des Flusses ist später auf den Ort übertragen worden.
Hupperath, (Trier) 1173 Humbrecterod, 1206 Hembretrode. Germanisch Hunuberthes ropa-. Rodung des Hunubertht.
Hurl, 1138-39 Hurlo. Germanisch hurwa-, Schmutz, + lauha, Wäldchen auf hohem Sandbodem.
Hürtgenwald
Hürth Römisch (Gutshöfe, Wasserleitung) und fränkische Besiedlung, im 12. Jahrhundert zur Herrschaft Valkenburg und später an Brabant, 1816 Bürgermeisterei, im 20. Jahrhundert um mehrere Orte erweitert, 1978 Stadt. 1170 in Hurten [Original], 1191/93 Hurte. Appellativum althochdeutsch hurt, germanisch *hurdi Feminin ‘Hürde, Flechtwerk’ mit Apokope des auslautenden Vokals und neuzeitlicher -th-Schreibung. Mehrere ältere Ortsname auf dem Stadtgebiet, z.B. mit gallorömischem-(i)acum in Fischenich und Keldenich.
Hürup 1352 in Hudderup [Original], 1379 de Hudorp, 1462 Hudorp. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem dänischen hy ‘Hügel; Grabhügel’ und dem mittelniederdeutsch dorp ‘Dorf’, -dorf. Durch die Homonymie des ersten Wortgliedes entstehen zwei mögliche Bedeutung für die Benennung des Dorfes: ‘hochliegendes Dorf’ im Sinne eines ‘Dorfes bei den Hügeln’ oder aber das ‘Dorf bei den Grabhügeln’.
Hungen. An der s Gemarkungsgrenze führte der römische Limes vorbei, ein kleines Kastell ist nachgewiesen, lag an der alten Handelsstraße der „Kurzen Hessen“, Stadtrecht 1361, Kreisstadt (1822–48), die 1383 erstmals erwähnte Burg wurde 1604–12 zum Schloss ausgebaut, gräfliche Linie Solms-Hungen; alle zwei Jahre findet hier der „Hessisch Schäfertag“ statt. 782 Hoinge [Original], 782 (Kopieum 1150) Houngun, 1286 de Hohungen, (vor 1308) (Kopieum 1320–41) Hohingen, 1325 Houngin, 1404 zu Houngen; Hungen (1470) (Kop.). Derivation mit dem Suffix -ing(en)/-ung(en);-ungen bildet die Ablautform von-ingen. Der Auslaut zeigt eine dativische Pluralform -ingen mit lokativisch Funktion, die darauf hinweist, dass die Eigenschaften der Umgebung benannt werden. Der Umlaut des Stammvokals -o ist vor -ung ausgeblieben. Das Bestimmungswort ist appellativisch gebildet und gehört zu althochdeutsch ho ̄h st. Neutrum, ho ̄hi st. Feminin ‘Höhe’, mittelhochdeutsch hœhe, hôhe st. Feminin ‘Höhe, Anhöhe, Erhöhung’. Die charakteristischen Merkmale des Wohnortes oder der näheren Umgebung bildeten dabei das Benennung smot So Ausfall des intervokalischen -hund Kontraktion von Ho-ungen > Hungen. Der Ortsname ist als ‘Siedlung auf der Höhe’ zu deuten. So Höingen, Vogelsbergkreis; Höingen, Ortsteil der Gemeinte Ense, Kreis Soest.
Hüsby
Hüsten, (Neheim- Hüsten) 802 Kopie mitten 12000 Hustene.
Hüthum, 1206 Huthem. Germanisch hupi-, Landungsplatz + haima, Wohnung.
Hütschenhausen
Hüttblek
Hütten (Eifel)
Hütten (Schleswig)
Hüttenberg 1246 belehnte König Konrad SO die Herren von Merenberg mit dem Gericht in Hüttenberg, das nach einer Erhebung ö von Niederkleen benannt war, 1396 waren an dem Gericht die Ganerben von Cleeberg, Hessen und Nassau-Saarbrücken beteiligt; Groß Gemeinte seit dem 1. 1. 1977 bestehend aus den Ortsteil Hüttenberg, Hochelheim, Hörnsheim, Rechtenbach, Reiskirchen, Vollnkirchen, Volpertshausen und Weidenhausen. Goethehaus Volpertshausen, Heimatmuseum Gottfrieds-Haus. 1223 Hittenberg, 1302 in monte qui dicitur Hitthenberg, 1321 des Gerichts zu Hue ttenberg, 1361 Hettinberg, 1452 Hittenberge, 1587 gericht zu Hüttenbergk, Hüttenbergischen gepiet; den Hüttenberg (1492). Kompositummit dem Grundwort -berg ‘Berg’. Bisher gibt es verschiedene Deutungsversuche, die allerdings keine schlüssige Erklärung des Namens liefern konnten: Berg als Huth der Chatten gegen die Römer; von einem Personennamen abgeleitet als ‘Berg des Hitto’; benannt nach den Hütten, die man während der Gerichtsverhandlungen aufgeschlagen habe oder nach den hier betriebenen Eisenhütten. Da -berg-Namen häufig mit Appellativum und seltener mit Personennamen gebildet sind, ist wahrscheinlich nach einem Appellativum Anschluss zu suchen. Die ältesten urkundlich Formen des Namens aus dem 13. Jahrhundert zeigen den Stammvokal -iund nicht -u-/-ü-, sodass die Deutung über mittelhochdeutsch hütte < althochdeutsch hutta < germanisch *hud aufgegeben werden kann. Für das Bestimmungswort ist wohl von einer Form *keidh auszugehen, die einen Anschluss an *keid‘ fallen’ findet. Dazu gehört u.a. schwedisch hitta ‘finden’, mittelenglisch hittan ‘auf etwas treffen, finden’, englisch hit (ursprünglich ‘auf etwas fallen, verfallen’). Ein Appellativum Anschluss ‘fallen’ im Sinne von ‘Schräge’ lässt sich damit wohl nur vage treffen. Versucht man für das Bestimmungswort einen Ansatz über eine Ausgangsbasis *Hatin-, die sich durch Umlaut zu *Hetin-/*Heten (1361 Hettinberg) weiterentwickelt hat, könnte man auch den vorliegenden Namen an eine Wurzel *haþ/*haD in der Bedeutung ‘Neigung, Biegung, Abhang’ anschließen (Hadamar). In der weiteren Entwicklung des Namens würde dann Hebung von -e> -i erfolgen (1223 Hittenberg) und -i später zu -ü gerundet werden. Zu überprüfen bleibt, ob weitere Namen, wie etwa Hittbergen, Landkreis Lüneburg, 1211 (Kopie) in uilla Hethberge, angeschlossen werden können. Für Hüttenberg wird eine Bedeutung ‘Abhangsberg, schroffer Berg’ erwogen.
Hüttener Berge. 1319 urkundlich Erwähnung der Hüttener Kirche; das adelige Gut Hütten seit 1520 herzogliches, später königliches Vorwerk. 1783 entstand das heutige Dorf durch Parzellierung, 1889 Amt Hütten (dän. Hytten) gegründet, 2008 Umbenennung in Amt Hüttener Berge. 1319 ecclesiarum ... Hytte [Original], 1363 de Hutten, 1474 tor Hutten. Das Wort Hütte ist ein Lehnwort aus dem hochdeutsch und bezeichnet eine kleine Produktionsstätte, meist in Bezug auf die Herstellung von Glas. Somit könnte der Ortsname auf eine Siedlung hindeuten, in der ehemals Glas produziert wurde. So Oldenhütten, Kreis Rendsburg-Eckernförde, Sievershütten, Struvenhütten.
Hütterscheid
Hüttingen an der Kyll, 844 Kopie +1103 Uttingon, 1103 Hutingon,
Hüttingen bei Lahr (Eifel)
Hüttisheim
Hüttlingen
Hüvede, (Osnabrück) 1000 Hubide, Huuida. Germanisch hubipja-, Kollektiv zu hubon-, Haube, Haubenähnlicher Hügel.
Hüven
Huglfing
Hugoldsdorf
Huisheim
Huje
Hummelfeld
Hummelshain
Hummeltal
Humptrup
Hunderdorf
Hundeshagen
Hundhaupten
Hunding
Hundsangen
Hundsbach
Hundsdorf
Hungen
Hungenroth
Hunzel
Hupperath
Hurlach
Husby
Husum (Mittelweser)
Husum (Nordfriesland) 1252 erstmals urkundlich erwähnt, 1465 Marktrecht, 1603 Stadtrecht, 1867 zum preußischen Staat. Stadthafen, Herstellung von Windkraftanlagen, Theodor-Storm-Zentrum, Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. 13. Jahrhundert Iuxta Hwsoenbro, 1431 to Husem [Original]; bynnen Huseme (1434). Husum ist die altfriesisch und altdänische Dativ-Plural-Form von hus ‘Haus’ und entspricht als Siedlungsbezeichnung dem norddeutsch Suffix -husen,-hausen. Das -bro in der Ersterwähnung aus dem 13. Jahrhundert entspricht dem dänisch bro ‘Brücke’, iuxta steht für ‘nahe bei’.
Hutthurm
Huy
Ibach
Ibbenbüren 146 in Hibenburen, 1160 aput Ibbenbure, 1189 de Ybbenburen, 1245 in Ibbenburen. Kompositum mit einem Grundwort zu altsächsisch *bu ̄ r, mittelniederdeutsch bu ̄ r ‘(kleines) Haus, Gebäude’, das als -jo-Stamm zu Dativ-Plural-Bildungen (in lokativisch Funktion) mit -iom oder -iun führt, deren -i wiederum den schon früh eingetretenen Umlaut -ü bewirkt hat, der in der heute amtlichen Form sichtbar ist. Bestimmungswort ist der altsächsisch Kurzname Ib(b)o, der im Genitiv Singular flektiert ist und im Erstbeleg mit unorganischem -h anlautet. So kann der Ortsname umschrieben werden mit ‘bei den Häusern des Ib(b)o’.
Ichendorf, (Quadrath-Ichendorf) 1051 Ichindorp, 1051 Ichendorph.
Ichenhausen 12. Jahrhundert (Kopie des 17. Jahrhundert zu 1032) Ichenhausen, 1362 Ichelnhusen, 1367 (Kopie des 15. Jahrhundert) Ichenhaußen, 1374 Ychenhusen, 1397 Jechenhusen, 1423 Ichenhusen, 1691 Ichenhausen. Grundwort ist eine Pluralform von mittelhochdeutsch hûs ‘Haus’, -hausen, Bestimmungswort der Personennamen Icho; im Beleg von 1362 scheint die Diminutivform *Ichilo vorzuliegen.
Ichstedt
Ichtern, (Nordkirchen) 974-83 Ihteri, 1000 Nihtteri. Germanisch? + haru sandiger Hügelrucken.
Ickerrodt. (Olfen) mitten 1200 Inkrothe, Ikrothe.
Ickten, (Mülheim an der Ruhr) 1 Hälfte 1100 Ekutha, 2 Hälfte 1100 Ekitha. Germanisch aikipja-, Kollektiv zu aik-, Eiche.
Icking
Idar-Oberstein Idar war zunächst im Besitz der Herren von Oberstein, dann wechselnde Herrschaften und spätestens im 17. Jahrhundert Auseinandersetzungen um kleinste Gebiete (Idarbann) zwischen mehreren Adelshäusern. Oberstein im Mittelalter Teil der reichsunmittelbaren Herrschaft Oberstein, ab 17. Jahrhundert wechselnde und gemeinsame Herrschaften, 1798 Französisch, 1814/15 erst österreichisch, dann bayerisch, schließlich zu Preußen. Durch den Wiener Kongress kam das neugeschaffene Fürstentum Birkenfeld n der Nahe zum Großherzogtum Oldenburg (bis 1937, Freistaat, dann Preußen), das Fürstentum Lichtenberg s der Nahe zum Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha (bis 1834, dann Preußen). Seit 1865 Stadtrechte für Idar und Oberstein und 1933 deren Zusammenschluss einschließlich weiterer Gemeinten zu einer Stadt. Idar: 1320 (Kopie18. Jahrhundert) Ydera; Oberstein: 1323 de Oversteine, 1330 zum Obernsteyne. Der Stadtteil Idar ist nach dem hier links in die Nahe mündenden Idarbach, die Idar (897, Kopie Mitte 14. Jahrhundert Hiedraha, 1287 die Ydra, 1336 in die Ydra, 1340 Uderbac, 1349 die Jdar, die Ider, 1437 Idarbach), benannt. Der Idarbach kommt aus dem Idarwald, dem Ider (1220 de nemore ... Idere, 1330 zwuschen der Winterhoug und dem Ider, 1450 off dem Yder, 1561 Ein Waldt uff der hohen Eytter gelegen, 1600 der Idarwald). Die Belege für den Fluss und Waldnamen lassen auf althochdeutsch *Iedr(aha) und *Iedar Maskulinum schließen. Der anlautende Diphthong wird regulär monophthongiert zu / ̄ı/; Schreibungen mit U oder E ysind hyperkorrekt. *Iedar dürfte ein vorgermanisch Lehnname sein, der durch den Ansatz von vulgärlateinisch *E ̄drus, älter *Aidros, entstand. Der gleiche Name begegnet in Venetien als portum ... Aedronem (Plinius) und mehrfach im frankophonen Gebiet als Flussname Heures (1008, Kopie13. Jahrhundert Edera), Erre (11. Jahr, Kopie12. Jahrhundert, Hedera), Yères (Yerre) (1045 Edera). Der Flussname *Aidros/-a ̄ ‘der/die Anschwellende’ entspricht einem mit r-Suffix abgeleiteten adjektivisch zum Verb indogermanisch *h2eid ‘anschwellen’. Am nächsten stehen Flussname, die germanisch *aitra(Aitrach, Eiterbach) enthalten. Oberstein ist ein Burgenname mit dem Grundwort -stein und der Bedeutung ‘obere Burg’, weil sie höher als die alte Burg (1075 Steyna) angelegt worden war.
Iddelsfeld, (Mülheim) 1217 Idillincuelt. Germanisch Idilingo feldu-, Ödland, Heider der Leute des Idilo.
Idelberg
Iden
Idenheim, 844 Kopie +1103 Idanheim. Germanisch Idan haim, Wohnung des Ido.
Idesheim, 844 Kope +1103 Adinesheim, 1098 Edensheim. Germanisch Adines haim. Wohnung des Adin.
Idstedt
Idstein Denkmalgeschützte Altstadt mit zahlreichen Fachwerkbauten, ehemalig Burganlage von der u.a. der Torbau (1497) und der Hexenturm (um 1400) erhalten sind, im 17. Jahrhundert errichtetes Schloss (frühbarocke Dreiflügelanlage, ab 1614 erbaut). Idstein war die früheste nassauische Residenz s der Lahn, wo auch König Adolf von Nassau weilte; blieb, trotz des durch König Rudolf 1287 verliehenen Stadtrechts, bis ins 17. Jahrhundert nur ein Flecken. 1102 de Etichestein, 1119/22 Hetechenstein, vor 1137 castra duo Ethechenstein, 1198 Etichenstein, um 1215 Hetechstein, 1215 Eddechenstein, 1217 Ettichistein, 1242 Etkenstein, 1340 Etchinstein, 1381 Ethichstein, 1382 Etgesteyn, 1393 Izstein, 1446 herre zu Idtstein; Idstein (1608). Kompositummit dem Grundwort -stein ‘Stein, Fels’, vergleichbar mit stˇena ‘Wand, Felswand’. Die Deutung des Grundwort hängt davon ab, ob der Name auf einem Flurnamen beruht oder als primärer Siedlungsname zu betrachten ist. Das Grundwort kann Felsen meinen, auf dem eine Burg errichtet wurde, aber auch das feste, aus Stein erbaute Haus. In der Fuge zeigt sich das Merkmal einer swach Genitivflexion -en-. Für das Bestimmungswort lässt sich bisher kein appellativischer Anschluss gewinnen, daher muss von dem Personennamen Eticho zu einem Personenname-Stamm ED ausgegangen werden.
Iffeldorf
Iffezheim
Ifta
Igel 929 Agulia, 1052 Egela +1200 in monte Egele.
Igensdorf
Igersheim
Iggensbach
Iggingen
Igling
Ihlienworth
Ihlow (Fläming)
Ihlow (Ostfriesland) Das Zisterzienserkloster Ihlow wurde 1228 von Mönchen aus Groningen gegründet und spielte eine wichtige Rolle in der Region. Es wurde 1529 im Zuge der Reformation zerstört. Die systematische Besiedlung des Gebietes begann im 17. Jahrhundert 1233 Ile [Kopie 14. Jahrhundert], 1255 abbas de Scola Dei, 1447 Scola Dei in Yle; Iloh (1735). Der Name ist mit dem Grundwort-loh(e) gebildet, dessen Vokal seit Beginn der Überlieferung bereits zu -eabgeschwächt ist, und enthält als Bestimmungswort mittelniederdeutsch ̄ıwe ‘Eibe’ beziehungsweise daraus zuerschließendes altsächsisch* ̄ıwa(vgl. althochdeutsch ̄ıwa). Bei dem Stammkompositum erscheint das -w in den Belegen nicht mehr. Die Benennung bezieht sich auf den Ihlow er Forst, in dem offenbare Eiben wuchsen. Der Klostername ist daneben auch mit dem lateinisch Scola Dei, also ‘Schule Gottes’ bezeugt. So Bad Iburg, Landkreis Osnabrück.
Ihringen
Ihrlerstein
Ilberstedt
Ilbesheim (Donnersbergkreis)
Ilbesheim (bei Landau in der Pfalz)
Illerich
Illerkirchberg
Illerrieden
Illertissen Besiedlung ab circa 500 n. Chr., im 12./13. Jahrhundert Bau der Burg Tissen, seit 1430 Marktrecht, 1756 zu Bayern, 1954 zur Stadt erhoben. Vorwiegend verarbeitendes Gewerbe. 954 Tussa [Original], 1239 Tussin, 1494 Tüßen, 1541 Illerthissen; Illertissen (1730). Der Name geht wohl zurück auf die germanische Wurzel *þaus, *þus ‘Tumult, Schwall’ beziehungsweise die Bildung *þusjo ‘Wasserschwall’. Die Schreibung des Wurzelvokals -üin Tüßen ist durch i-Umlaut zu erklären, der aber – wie in Tuss – nicht stets bezeichnet wird. Der Vokal -i in -tissen kann als Entrundung ü > i aufgefasst werden; in der Mundartform tritt der Vokal -i auf. Zur Unterscheidung von gleichnamigen Siedlungen wird später der Flussname Iller als Differenzierungsglied hinzugefügt. So Großtissen, Landkreis Sigmaringen; Rißtissen und Illerrieden, beide Alb-Donau-Kreis.
Illesheim
Illingen (Saar) 1359 erste urkundlich Erwähnung der Wasserburg Kerpen an der Ill, von der h. noch zwei Türme und Mauerreste stehen. Im 16. Jahrhundert geht die Burg an die Grafen von Saarbrücken, während Illingen bis zur französischen Revolution den Herren von Kerpen gehörte. 1974 Eingemeindung von Hirzweiler, Hüttigweiler, Uchtelfangen, Welschbach und Wustweiler. 872 (Kopi e16. Jahrhundert) Letoltingos, 1242 Ildingen [Original], 1375 Ylingen [Original]; Illingen, Yllingen (1431). Althochdeutsch *Liedeldingen < voralthochdeutsch *Leudowaldingas. Der Name ist eine Bildung mit dem Personennamen althochdeutsch Leudowald (germanisch *leui‘ Volk’ + germanisch wala‘ Macht’ beziehungsweise ‘Herrscher’) und dem Suffix -ingen, das die Zugehörigkeit zu der benannten Person anzeigt. Der Erstbeleg 872 Letoltingos aus einer Quelle des Bistums Metz weist die romanisierte Form mit ̄e < germanisch eu auf, die möglicherweise eine Schreiberform ist. Für die weitere d. Entwicklung muss hingegen von der Entwicklung des Diphthongs eu > ie ausgegangen werden. Althochdeutsch *Liedeldingen entwickelte sich mit Assimilation von ld > *Li(e)dellingen, mit Synkope von e > *L ̄ıdlingen und mit Metathese des inlautenden l > *L ̄ıldingen. Unter Einfluss des Namens des Flüsschens Ill, an dem Illingen liegt, wurde das anlautende l zu I ̄ldingen total dissimiliert; durch Assimilation von ld entwickelte sich die heutige amtliche Form Illingen, mundartlich wurde ̄ı bewahrt.
Illingen (Württemberg)
Illkirch, +1159 Illinkirchin. Germanisch die Kirche am Ill.
Illmensee
Illschwang
Ilmenau 1204 Ilmenowe, 1273 Ilmina, 1306 Ilmena, 1329 in Ilmene; Ilmenau (1571). Der Ortsname ist benannt nach dem Fluss Ilm, 968 Ilmena, 1269 in fluvio Ylmina. Der Ortsname mit der Bedeutung ‘Ort im Ilmtal’ bewahrt den h. verkürzten Gewässername und zeigt Angleichung an anderen Ortsnamen auf -au. Zugrunde liegt dem Gewässername wohl eine vorgermanische Bildung mit m und n-Erweiterung zu indogermanisch Wurzel*h1eil-als Intensivbildung zu indogermanisch *h1ei ‘gehen’ im Sinne von ‘schnell gehen, eilen’, als Gewässername etwa indogermanisch *h1eilmena ̄ ‘die schnell Dahineilende’, vgl. altirisch eimena ‘Bach’ < indogermanisch *h1e
i menah2. Der voreinzelsprachliche Gewässername ergab laut gesetzlich germanisch*I ̄lmena. mitteldeutsch trat später Kürzung des ̄ı im Anlaut ein (vielleicht unter Einfluss einer entsprechenden von den slawischen Sprechern gebrauchten Form *Ilmena als Mittler ans Deutsche Gewässername und Ortsname wurden schließlich verkürzt, wahrscheinlich durch spätere Anpassung an mittelhochdeutsch elme, ilme, mittelniederdeutsch elm, ilm ‘Ulme’. So Stadtilm, Ilm-Kreis, 1114 (F. 12. Jahrhundert) villa Ilmine; Ilmmünster, Landkreis Pfaffenhofen A.D. Ilm, 912/932 ad monasterium Ilmina; Gewässername Ilmenau, linker Nebenfluss der unteren Elbe, 10. Jahrhundert Elmana, sowie Ilm, rechts zur Donau, bei Neustadt, 9. Jahrhundert Ilmina.
Ilmmünster
Ilmtal
Ilmtal-Weinstraße
Ilsede 1053 Ilisede [Original], 1181 Ilsethe; Ilsede (1348). Ableitung mit dem Suffix-ithi. Basis der Ableitung ist ein in slawische ilч, griechisch ily ́s ‘Schlamm, Ton, Lehm’ und wohl in lettisch ̄ıls ‘stockfinster’ belegtes Appellativum, das hier mit -s-Erweiterung vorliegt. Diese Deutung überzeugt angesichts der Lage an der Fuhs eniederung mehr als eine Verbindung mit einem erschlossenen germanisch *aliso ̄ ‘Erle’, da die Belege anlautendes I zeigen. Deutung also: ‘schlammige, lehmige Stelle’. So Ilten, Ortsteil von Sehnde, Region Hannover; Groß und Klein Ilde, beide Ortsteil von Bockenem, Landkreis Hildesheim; † Ilse, Landkreis Holzminden.
Ilschenhof, (Büderich bei Wezel) 1176 Ilte.
Ilsenburg Entstand bei einer seit dem späten 10. Jahrhundert nachgewiesenen königlichen Burg über der Ilse, die, nachdem sie 1003 dem Bistum Halberstadt übergeben wurde, in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Die in der Nähe entstandene Siedlung entwickelte sich im frühen 16. Jahrhundert zum Flecken; 1546 Hüttenwerk. 995 Elysynaburg, 1003 Elisenaburg, 1141 Hilseneburg, 1187 Ilseneburch, 1195 Ylseneburc, 1413 Ilseneborg; Ylsenburg (1450). Der Ortsname nimmt auf die ottonische Burg Bezug, diese als Komposition mit dem Grundwort-burg. Im Bestimmungswort steht der Flussname Ilse (l. Zufl. der Oker): 995 Elisina, 1003 Ilsina; Durch ähnliche Bildungen ist eine alteuropäische Bildung, nämlich eine Doppelsuffigierung von indogermanisch *el-/*ol‘treiben, sich bewegen, fließen’, wahrscheinlicher als eine -n-Ableitung von germanisch *aliso ̄ ‘Erle’. So Else (l. Zufluss der Werre; 13. Jahrhundert Elsene), Elsenz (l. Nebenfluss des Neckars; 988 Elizinza).
Ilsfeld 1102 schenkt Kaiser Heinrich dem Hochstift Speyer den Kern des Ortes, 1300 werden Fronhof und Kirchensatz an den Johanniterorden vertauscht. Weinbau. Bartholomäuskirche, Dorastift, Burgruine Helfenberg. 1102 Ilisfelt [Original], 1157 Ilsfelt [Original]. Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Il( ̄ı n) und dem Grundwort-feld.
Ilshofen Ilshofen-Vellberg. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Schwäbisch Hall, bestehend aus den Städten Ilshofen und Vellberg und der Gemeinte Wolpertshausen, Ilshofen war im 13. Jahrhundert Domstift vom Würzburger Lehen der Grafen von Flügelau, 1330 Erhebung zur Stadt, 1802/03 an Württemberg. Vellberg: 1802/03 an Württemberg. Burgruine Leofels, Schloss Vellberg, Stöckenburg. Ilshofen: 1216 (Kopie 16. Jahrhundert) Vlleshouen, 1288 Ulleshoven [Original]. Vellberg: 1102 (Kopie15. Jahrhundert) Uelleberc, 1108 (Kopie 12. Jahrhundert) Uelliberc, 1263 Velleberg [Original]; Ilshofen-Vellberg (1975). Ilshofen ist wohl eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Uli – mit Umlaut von u > ü und anschließender Entrundung zu Ils– und dem Grundwort-hofen. Vellberg ist vermutlich entstanden aus *Felde-berg und gehört dann mit Assimilation von -ld zu -ll zum Bestimmungswort -feld. So Feldberg, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Ilverich, 904 Elfriche, ende 1100 Eluereke
Ilvesheim Ilvesheim war Teil des großen Lorscher Grundbesitzes, ging im 12. Jahrhundert an die Staufer. Ilvesheimer Schloss, Martin-Luther-Kirche. 766 (Kopie12. Jahrhundert) Ulvinisheim, 1233 Ylversheim [Original], 1290 Ulvenshain [Original], 1308 Ivesheim [Original], 1518 Ulveßheim [Original]. Eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim. Dem Bestimmungswort liegt wohl – mit Umlaut von u > ü und anschließender Entrundung – der Personennamen *Ulvini (zum Stamm *Wulfa-) zu Grunde: ‘Siedlung des Ulvini’. Da der Umlaut im Schriftbild nicht immer gekennzeichnet wird, sind die U-Schreibungen mehrdeutig; das entrundete i konnte, so 1233, als y dargestellt werden. So Ilbesheim, Donnersbergkreis.
Imbshausen, 1016 Immedeshusen.
Immendingen-eisingen. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Tuttlingen, 11 925 Einwohner, bestehend aus der Stadt Geisingen und der Gemeinte Immendingen. Immendingen war erst wartenbergisches, nach 1318 fürstenbergisches Lehen für die Edlen von Immendingen, 1806 an Baden. Geisingen wurde 764 an St. Gallen übergeben, 1806 an Baden. Oberes und Unteres Schloss Immendingen, Burgruine Wartenberg, Ehrenburg, Burg Neu-Sunthausen, ehemalige Wallburg Heidenburg. Immendingen: 1101 Immindingen [Original], 1173 Imindingin [Original], 1214 Immendingen [Original]. Geisingen: 764 in Chisincas [Original], 829 Gisinga [Original], 1273 Gisingin [Original]; ImmendingenGeisingen (1975). Bei Immendingen handelt es sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Immunt mit Abschwächung der unbetonten Mittelsilbe von u zu e; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Immunt’. Geisingen ist eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen G ̄ıso mit Neuhochdeutsch Diphthongierung von ̄ı zu ei; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des G ̄ıso’. So Geisingen am Neckar, Ortsteil von Freiberg am Neckar.
Immendorf, (Aa) 1219 Emmendorp.
Immendorf, (Rondorf) 948 Imenethorp
Immenkamp, (Seppenrade) mitten 1200 Immencampe.
Immenhausen
Immenreuth
Immenstaad am Bodensee
Immenstadt (im Allgäu) Stadtrecht seit 1360, als Hauptstadt der Montfortergrafschaft (Königsegg-)Rotenfels mit Landgericht seit 1471, 1805 zu Bayern. 1269 Immendorf, 1373 Imenstat; Immenstadt (1790). Grundwort-dorf wechselte mit der Stadterhebung zu-statt. Bestimmungswort: Personennamen Immo. Gesamtdeutung: ‘Siedlung des Immo’.
Immenstedt (Nordfriesland)
Immenstedt (Dithmarschen)
Immerath
Immerath, (Trier) 1144 Ingrammerode, 1173 Engrammerhode. Germanisch Ingwihrabnes ropa-, Rodung des Ingwihrabn. (Ingwi- ein Gott + hrabn-, Rabe).
Immerath, (Aa) 1144 Emundrode. Germanisch Aiwimundes ropa,-, Rodung des Aiwimund. (aiwi-, Gesetz + munda-, Vormund)
Immert
Immesheim
Immingerode, 1015-25 Emingarothe, 1025 Emiggatothun.
Impflingen
-in. Dieses Suffix repräsentiert entweder die d. Ortsnamen Endung -en oder vor allem verschiedene slawische Orstnamen Endungen und zeigt unterschiedliche Akzentuierung. In deappellativischer Funktion wird mit -in in slawischen Ortsnamen zumeist die Lage des Ortes an der durch das Appellativum beschriebenen Stelle bezeichnet. Bei den (selteneren) Ortsname mit den anthroponymischer Funktion verweist das Suffix auf Besitz einer Person oder deren Abstammung. Ursprünglich Herkunft von anderen Suffixen ist in Einzelfällen nicht auszuschließen.
Imsbach
Imsweiler
Inchenhofen
Inden Die Siedlung Inden entstand am Mittellauf der Inde, die im Hohen Venn entspringt und bei Linnich in die Rur mündet. Bereits im 7. Jahrhundert wird die Inde (Inda) als einer der bedeutendsten Flüsse des Frankenreichs genannt. Inda ist ein Gewässername, der in voreinzelsprachliche Zeit zurückführt und einer Erschließungsform *indro mit der Grundbedeutung ‘schwellend’, ‘stark’ zuzuordnen ist (vgl. Flussname Innerste, Nebenfluss der Leine, NI; 1013 Indrista). Der Siedlungsname Inden wurde mit dem -en-Suffix von dem Gewässername gebildet. So Gewässername Indra (Lettland).
Inden (-jetzt Kornelimünster) 821 Enda, 853 ad Indam.
Inden, (Aa) 21202 Ende.
Ingelbach
Ingelfingen
Ingelheim am Rhein Auf dem Stadtgebiet befand sich ursprünglich eine römisch villa, die dann zu einem fränkisch Königshof und schließlich zu einer von Karl dem Großen und seinem Sohn errichteten Kaiserpfalz und zu einem Mittelpunkt deutsche und europäischen Politik im Mittelalter wurde. 1375 wurde das Ingelheimer Reichsgebiet an die Kurpfalz verpfändet, die Bewohner blieben aber freie Reichsleute. Von 1801–14 war die Stadt Französisch und Ober-Ingelheim Kantonssitz, danach für 100 Jahre Teil des Hessen. 1939 Vereinigung von Ober-Ingelheim, heute Ortsteil IngelheimSüd, Nieder-Ingelheim, heute Ortsteil Ingelheim-Mitte, und dem Fischerdorf Frei-Weinheim, heute Ortsteil IngelheimNord, zur h. Stadt Ingelheim am Rhein. 774 Ingilinhaim, 819 Ingelnhaim; zu Obern und zu Nydern Ingelnheim (1356). Der Ortsname galt zuerst für den Ortsteil Oberingelheim und enthält den althochdeutsch Kosename Ingilo im Bestimmungswort, der im Dativ Singular steht. Es handelt sich hierbei um eine l-Erweiterung des althochdeutsch Personennamen Ingo. Das Grundwort ist-heim. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte des Ingilo’. Der Zusatz am Rhein weist auf die geografische Lage hin.
-ing(en). Germanisch *-inga / *-unga bildete als Zugehörigkeitssuffix früh sowohl Personen als auch Sach-/ Stellenbezeichnis nach charakteristischen Merkmalen. Die Dativ Plural-Form -ingen / -ungen stellte den lokativisch Bezug mit Namenfunktion her. Der vorwiegend in günstiger Siedlungslage erscheinende Bildungstyp dürfte als solcher bereits in die Wanderzeit zurückreichen und danach seit der Merowingerzeit in unterschiedlicher chronologisch-regionaler Ausprägung im deutsch Sprachgebiet produktiv geworden sein, allerdings nicht mehr im Bereich der d. Ostsiedlung. Besonders zahlreich kommen die -ing(en)-Namen in Baden-Württemberg, Bayern und im Donauraum von A vor, wo sich bis zum späteren Mittelalter die namengeogriechisch Verteilung alemannisch -ingen ( Tübingen): bairisch -ing ( Freising) ausbildete. Die bairische Kurzform entstand öfter auch sekundär aus anderen Bildungselementen. Die Variante -ungen, selten auch -angen, trat im Laufe der Entwicklung zurück, begegnet vorwiegend noch in Hessen (Melsungen, Schwalm-Eder-Kreis) und TH. Die meisten -ing(en)-Namen haben Personennamen als Bestimmungswort ( Büdingen, Wetteraukreis), seltener Appellativum (ad Wildungen, Landkreis Waldeck-Frankenberg). Im Friesisch entwickelte sich das Suffix zu -ens. Oft begegnen Suffixkombinationen mit -hagen, -hausen, -heim,-hofen,-rode,-statt / stett. Ob in -lingen das -l zum Suffix gehört, ist umstritten.
Ingelmunster, 1099 Ingelmoenstre, 1223 Ingelmunstra.
Ingendorf, (Trier) 1158 Yngendorf 2 Hälfte 1200 Ingindorf.
Ingendorf, (Stommeln) 1094 Ingenthorp, 1094 Ingendorp.
Inger, (Köln) 1076 Inere, 1174 Inre.
Ingenried
Ingersheim
Ingersleben= Alleringersleben und Ostingersleben, mitten 12000 Ingerreoule, 1188 Ingersleue.
Inglingen, 1095 Kopie Anfang 1200 Engelinga.
Ingoldingen
Ingolstadt Im frühen Mittelalter Herzogshof, im 13. Jahrhundert Stadtwerdung, 1472 Eröffnung der Universität, im 16. Jahrhundert Bau der Festung 806 (Kopie des 9. Jahrhundert) Ingoldestat, 817 (Kopie des 11./12. Jahrhundert) Ingoldesstat, 841 Ingoldesstat, 1187 Ingolstat, 1472 Ingolstadt, 1509 (zu 1502, antikisierend) Angylostadium, 1509 Chrisopolis ... vulgo Ingoldstatt, 1512 Auripolis, 1515 Caspar Schober Angelipolitanus, 1529 Vicum Angilorum, 1533 Ingolstat, welche stat zue latein der nent Auripolis, der ander Chrysipolis (gleichsam’s Goldstat hies), der dritt Angilopolis, 1657 Ingolstatt ... Aureatum ... Engelstatt, 1677 Anglorum Urbs, 1782 Auratum. Grundwort ist althochdeutsch -stat ‘Stätte, Stelle, Ort, Wohnstätte, Stadt’, Bestimmungswort ist der Personennamen Ingold, Ingolt. In der Humanistenzeit wurden lateinisch angelus ‘Engel’ und aurum ‘Gold’ sowie griechisch
« ‘Gold’ und « ‘Stadt’ eingedeutet.
Innernzell
Inning am Ammersee
Inning am Holz
Insel Hiddensee
Insel Poel
Insheim
Insingen
Insul
Inzell
Inzigkofen
Inzlingen
Iphofen 741 zur Erstausstattung des Bistums Würzburg gehörig, 1293 Stadterhebung, 1803 bayerisch. 822 [Bestätigung der Schenkung von 741] Ippihaoba, 845 Ipphihoua, 889 Iphahofa, 1040 Ibfehof, 1158 Ypphofen, 1172 Ipfehouen, 1303 Iphofen. Grundwort ist (abgesehen von haoba = huofa ‘Hufe’ [Landstück] im Erstbeleg) durchgehend-hofen. Die Überlieferung des Bestimmungsworts ist undeutlich hinsichtlich des Konsonantismus: Wenn voralthochdeutsch -ppzugrunde liegt, sollte der Name Verschiebung zu -pf zeigen, was einige Belege auch tun. Daneben stehen eindeutig unverschobene -pp-Belege, und auch die Mundartaussprache (ibhoùf ) zeigt keine Verschiebung, obwohl die Mundartlich sonst oBand ist. Der Name steht offensichtlich im Zusammenhang mit dem Namen des Gaues, in dem der Ort liegt: Iffgau (ebenfalls mit Belegen mit -pph-, -ph-), dessen Name wiederum auf den Bachnamen Iff(bach) zurückgeführt wird. Die vorgeschlagene keltisch Etymologie *epáa zu epos ‘Pferd’ kann die Lautverhältnisse auch nur klären, wenn zweifache Entlehnung mit und ohne Gemination des -p angenommen wird, womit die Mundartaussprache immer noch nicht erklärt wäre.
Ippenschied
Ippesheim
Ipplendorf, (Wormersdorf) 1118-26 Ippelendorf. 1140 Ippilindorf. Germanisch Ibilon porpa,- Siedlung des Ibilo.
Ipsheim
Irchenrieth
Irlbach
Irlich, (Koblenz) 1022 Irlocha, 1190-1211 Irliege.
Irmenach, Anfang 1300 Irmenacha.
Irmeroth, (Hennef) 1066 Irminderod, 1109 Irminderoth, Germanisch Irminlinpi ropa-, Rodung der Irminlinpi, (irmina- groß, + linpja-, lind, sanftmütig)
Irmtraut
Irndorf
Irrel Vor 714 Erle, 851 villa eralium, in villa eralio, um 1307 de Yrle, um 1453 dorff Yrhel; Irrel (1570). Der Ortsname beruht vermutlich auf einem alten Flurnamen, der zu althochdeutsch arila, erila, mittelhochdeutsch erle ‘Erle’ gehört. Demnach wäre er als ‘Platz bei der Erle oder den Erlen’ zu deuten.
Irresheim, (Aa) 1140 Irloshem. Germanisch Iriles haim, Wohnung des Iril.
Irresheim, (Frauenberg) 1136 Irinsheim, 1176 Yrinsheim. Germanisch Irines haim, Wohnung des Irin.
Irrhausen
Irsch bei Bitburg, 1222 Efziche.
Irsch bei Saarburg, 1038 Iuisca, 1052 Euesche.
Irsch bei Trier, Anfang 1300 Ersche.
Irschenberg
Irsee
Isen
Isenbüttel 1196–1197 Isenebutle [Original], 1221 Ysenebutle, 1318 Isenbutle; Isenbüttel (1791). Bildung mit dem nur im norddeutschen Raum vorkommenden Grundwort -büttel, das als Dentalerweiterung und Kollektivbildung zum Wortstamm von bauen gehört. Das Bestimmungswort ist der schwach flektierende Kosename EIso. Das in den ersten Belegen zwischen -n nd - bstehende -eist als Rest des alten Kollektivpräfixes -gi zu werten. Es fällt später ganz aus. Deutung also: ‘Siedlung des Iso’.
Isenburg
Isenburg, (Koblenz) 1096 Isinburg, 1103 Isinburh. 1112 Isenborch.
Isenburg, (Winz) 1200 Ysenburg.
Isenkroidt (Titz) bald nach 1203 Isachrode.
Iserlohn Zwischen 1033 und 1050 moneta (...) Thrutminensis aut Loonensis ( ? ), um 1150 Lon, seit dem 14. Jahrhundert meist Iser(en)lohn (und Varianten). Zunächst simplizischer Ortsname auf der Basis von -lo(he)n aus *(to then) lo ̄hun, lokativischer Dativ Plural, ‘bei den Wäldern’, die gelegentlich in einfacher Form, meist aber zusammengesetzt auftritt. Hier tritt als späteres Bestimmungswort altniederdeutsch isarn, substantivisch ‘Eisen’ beziehungsweise adjektivisch ‘aus Eisen’ für die Eisengewinnung und -verarbeitung als wichtigem Gewerbezweig der Einwohner des Ortes hinzu. So Lohne, Kreis Soest, Stadt und Südlohn, Kreis Borken; Isernhagen, Region Hannover.
Isernhagen 1322 Yserenhaghe [Original], 1403 Ysernehaghen, 1470 Isenhagen. Bildung mit dem Grundwort-hagen und altsächsisch ̄ısarn, mittelniederdeutsch ̄ıser(e)n ‘Eisen’ als Bestimmungswort Der Name nimmt Bezug auf den dort vorkommenden und in frühmittelalterlicher Zeit vor Ort verhütteten Raseneisenstein. So Iserlohn, Märkischer Kreis.
Isert
Ismaning Besitz des Bischofs von Freising. 806–809 (Kopie von 824) Isamanninga, circa 960 Isimanningun, 1048–1068 Ismanning, 1220–1230 Ismaening, 14. Jahrhundert Ismaning. Es ist der Personennamen *Isaman zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Isny (im Allgäu) Bis Anfangs 5. Jahrhundert spätrömisch Kastell Vemania zur Sicherung der Straßen. Im 11. Jahrhundert Gründung des h. Ortes sowie des Klosters St. Georg durch die Grafen von Altshausen-Veringen. 1235 Stadtrecht, 1365 Freie Reichsstadt, 1376 Mitglied des Schwäbischen Städtebunds, im 16. Jahrhundert ein Zentrum der Reformation. 1806 zum Württemberg, obwohl die Einwohner wegen wirtschaftl. Interessen eher zu Bayern oder Österreich wollten. 1100 Isinun, 1269 in Isenina, 1288 de Isinina, 1325 in Isnina, 1377 Isnin, 1382 ze Isni. Isny (< *Isan-/*Isin- ̄ına) ist vom alten Namen Isnyer Ach (zur Argen zum Bodensee, 1290 in der Ahe hie ze Isine) *Isana/*Isina (1290 daz wasser, daz da haizet Isine) abgeleitet. Die Bildung mit dem Suffix -ina/- ̄ına könnte noch in römisch Zeit zurückreichen und sich auf das Kastell Vemania beziehen, vgl. den Namen der römisch Straßenstation Abusina (Abensberg). Der Flussname *Isana (so auch 748–760, Kopie824, für Kloster und Fluss Isen, Landkreis Erding), ist das Feminin eines indogermanischen Verbaladjektivs *h1ish2-nó (spätindogermanisch *isana ̄) und bedeutet wie der Flussname Isar ‘die kräftig Antreibende’.
Ispringen
Issel, (Trier) 963 Insula, 1222 Ysla.
Issel, (Ilverich) 1169 Isele. Germanisch von romanisch insula. Eine alte Rheininsel.
Isselbach
Isselburg Bauerschaft im Kirchpiel Millingen, vor 1410 Errichtung einer Burg, die zunächst als Neyenborg ‘Neuenburg’ bezeichnet wurde. 1441 Verleihung des Kalkarer Stadtrechts durch den Herzog von Kleve, 1609 zu Brandenburg(-Preußen), 1806 zum Großherzogtum Berg, 1811 zum Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch, 1794 Gründung einer Eisenhütte, seit (um) 1860 Eisengießerei. Um 1300, 1377 (de) Yselberge, 1390 to Ysselberghe, 1441 ter Ysselborch. Gewässername Issel als Bestimmungswort zu Grundwort -burg: ‘Burg an der Issel’. So Lippborg, Kreis Soest.
Isseroda
Issersheilingen
Issigau
Issum Nach 1295 de Iweshem, 1301 de Ywsem, 1366 van Yssem. Zusammensetzung mit -h ̄em ( -heim), das ähnlich wie bei den nahe gelegenen Wankum (1279 Wancheim) oder Walsum (Stadtteil von Duisburg, 1144 Walsheim) zu -um weiterentwickelt wird. Im Erstglied kann das zur Baumbezeichnung Eibe gehörende Wort stehen, für das außer einem Feminin (wie in althochdeutsch ̄ıwa) in mittelniederländisch ijf auch ein Mask. auftreten kann (ähnlich im Altenglisch), zu dem das Erstglied (wegen des Genitiv-es) gehören müsste. Die erst spät einsetzenden Belege des Ortsname könnten aber auch auf *I ̄winesh ̄em mit namenrhythmischer Verkürzung beruhen, in dem das Erstglied zur Kurzform eines Personennamen I ̄win gehört, der etymologie ebenfalls auf das Eibenwort (über die Waffenbezeichnung für den Bogen) zurückgeht.
-ithi. Das auf germanisch *-iþja zurückgehende altsächsisch -ithi, althochdeutsch -idi ist von Anfang an Suffix und gehört zur frühesten Ortsname-Schicht (um Christi Geburt), die im Wesentlichen aus Kollektiva bildenden Stellenbezeichnungen besteht ( -ahi,-lar,-mar). Da die zugrunde liegenden alten Substantiv, Adjektivisch oder Verben oft verformt oder untergegangen sind, ist die Deutung nicht einfach (nicht bei Apolda, Landkreis Weimarer Land). Auch ist das Suffix entweder zu -ede, -de, -e, -a abgeschwächt oder ganz geschwunden. Der Bildungstyp begegnet teilweise häufig in Westfalen, Gelderland, im südlichen Niederlande, in Nordhessen und im westlichen Thuringen, im N von Eifel, Westerwald und Vogelsberg, sonst vereinzelt oder gar nicht.
-itz. Dieses im ö deutschsprachigen Gebiet häufige Suffix stellt die eingedeutschte Form verschiedener slawische Suffixe dar, vornehmlich von -ica und den weiteren Suffixverbindungen -ovica, -’nica bei appellativischen Bildungen (Chemnitz, SN), die freilich mit den Suffixen -ici und der Weiterung -ovici für patronymische Bildungen ( Schleiz, Saale-Orla-Kreis) konkurrieren können. Die mit den -ica / -ici Suffixen, ihren Weiterungen und einigen anderen slawische Suffixen gebildeter Ortsname erscheinen im D. durchweg mit der Endung -itz, die durch Silbengrenzverlagerung auch konsonantisch anlautend als -witz, -nitz, -litz vorkommen. In Österreich wurde das ältere noch urslawische Suffix -ika sekundär an deutsch -ing angeglichen (Mödling, NÖ). Das Suffix kann (in heute unterschiedlichen Formen) auch in Namen nichtslawische Herkunft (z. B. Deps, Pölz) auftauchen.
Isterberg
Ittel, (Trier) 1212 Itele.
Itterbeck
Ittingen An der Worblen alte Gewerbe (Getreidemühle 1310, erste Berner Papiermühle im gleichnamigen Weiler 1466, zweite Papiermühle in Worblaufen 1654, Pulverstampfen seit Beginn des 17. Jahrhundert, Heilbad 15. Jahrhundert), auf den Anhöhen bäuerliche Einzelsiedlungen. Landsitze von Bernburger Familien seit dem 17. Jahrhundert, begünstigt durch Stadtnähe und Sonnenhang, wobei die Gutsareale später beim Einbezug der Gemeinte in die Agglomeration den Baugrund für Neubauquartiere abgaben. 1318 in Yttingen [Original], 1326 ville de Ittingen, 1529 Ittingen, 1786/97 Ytigen, 1838 Ittigen. Primärer SiN, gebildet aus dem althochdeutsch Personennamen Itto und dem Suffix-ing(en). So Kartause Ittingen (1152 Ittingen), Gemeinte Warth, TG. Äusserlich ähnlich, doch aufgrund der historischen Belege mit anderem Personennamen gebildet: Itingen (1166–1179 Utingen); Ittenthal (1297 Uitendal).
Ittergau, (Gau am Itterbach) 1011 Kopie miten 1200 Nihterga, 1021 Nitterga.
Itzehoe Am Fuße einer Wallburg mit dem Namen Echeho, Ekeho Gründung einer Siedlung, der 1238 das Lübische Stadtrecht verliehen wurde. Wahrscheinlich hat die Siedlung den Burgnamen übernommen. 12. Jahrhundert apud Ekeho oppidum [Original], 1196 de Ezeho, 1238 in Etzeho; in Itzeho (1282). Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem mittelniederdeutschen Flussnamen *Etze und ho ‘Flussbiegung’, so wurde die ‘Siedlung in der Flusskrümmung der Etze’ als Itzehoe benannt.
Itzgrund.
Itzstedt. Gemeinte undg leichnamiges, kreisübergreifendes Amt in den Kreis Segeberg und Stormarn, mit sieben amtsangehörigen Gemeinte, Ersterwähnung 1317, 1970 wurde das Amt Itzstedt aus dem bisherigen Amt Nahe und der bis dahin amtsfreien Gemeinte Sülfeld gegründet, 2008 schloss sich die Gemeinte Tangstedt (Kreis Stormarn) dem Amt an (zweites kreisübergreifendes Amt in SH). Einzelhandel und Gewerbe. 1317 de Iddesten [Original], 1479 Ydestede, 1544 Iddestede; Zu Itzstede (1590). Der Ortsname setzt sich zusammen aus einer Gewässerbezeichnung vom altnordisch iDa ‘Gegenströmung’ und dem Grundwort aus mittelniederdeutsch -stede, hochdeutsch -stedt ‘(Wohn)Stätte’, sodass der Name die Bedeutung ‘Stadt an der Ida, einem Fluss mit Gegenströmung’ enthält.
Iven
Ivenack
Iversheim, (Köln) 870 Kopie +920 Iuernesheim, 1113 Iuernisheim.
Ixheim, (Zweibrücken) 962 Vkinesheim, 1051 Vchinesheim, 1140 Ukeneisheim
Jabel
Jachenau
Jacobsdorf
Jacobwüllesheim, (Aa) 1207 Wluensheim. Germanisch Wulfines haim, Wohnung des Wulfin.
Jade
Jämlitz-Klein Düben
Jänschwalde
Jagel
Jagsthausen
Jagstzell
Jahnsdorf (Erzgebirge)
Jahrsdorf
Jakobsdorf
Jakobsweiler
Jameln
Jamlitz
Jandelsbrunn
Janneby
Jardelund
Jarmen Jarmen-Tutow. Amt im Landkreis Demmin, (neben den Namensgebern weitere fünf Gemeinte ). Jarmen: frühe slawische Besiedlung, seit circa 1250 planmäßige Stadtanlage, 1290 oppidum, ab dem 14. Jahrhundert zu Pommern, von 1648 bis 1720 unter schwedischer, ab 1720 unter preußischer Herrschaft, früher vor allem Landwirtschaft, h. daneben eine Großmühle sowie ein großflächiges Zentrallager eines Handelskonzerns. Tutow: frühe slawische Besiedlung, ab 1397 Lehen der Familie von Horn, um 1700 an Familie von Parsenow, später an Familie von Sobeck. Zur Differenzierung wurde der ursprüngliche Ort „Tutow-Dorf“ genannt. 2004 Zusammenschluss der Stadt Jarmen mit dem vormaligen Amt Tutow zum neuen Amt. Jarmen: 1269 Germin, 1277 Jermin, 1290 Jermyn. Tutow: 1256 Tuchow, 1267 in villa Tvtin (beide Zuordnungen nicht sicher), 1397 Tutow, 1523 Tutow, 1631 Tutow. Dem Ortsname Jarmen liegt einem altpolabischen Personennamen *Jaro Mittelaltermit einem possessiv Suffix -in zugrunde, dass bei der Eindeutschung des Namens zu -en umgewandelt wurde. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Jaroma’ rekonstruieren, der Kosename eht auf einen zweigliedrigen Personennamen mit *Jar-, vermutlich im Erstglied, zurück, wie etwa in altpolabisch *Jaromer, Jaromar (1168 Jaromarsburg, Landkreis Rügen), zu slawische *jar‘mutig, eifrig; jähzornig, heftig’. Das Suffix -o Mittelalter ist als sekundäre Diminutivbildung des Personennamens zu deuten. Tutow: Eine eindeutige Etymologie ist schwierig zu erstellen. Augenscheinlich handelt es sich um einen slawische ON, dessen Grundwort ein Personennamen Tuta (vgl. nsorbisch tuta ‘Blashorn, Tute, Röhre’) zugrunde liegt. Die possessive Beziehung wird gekennzeichnet durch das Suffix -ov,-o(w), untermauert durch den in frühen slawische Namen möglichen Suffixwechsel zu -in. Die in der Slawischen nicht seltene Verwendung von Kosenamen geht oft mit Lautwandel einher und erklärt die Schreibform mit -ch-, die ihrerseits zunächst als -k-, dann – der Tendenz der Konsonantenharmonie in zwei aufeinanderfolgenden Silben entsprechend – als -t eingedeutscht worden sein kann. Das auslautende -v ging in der d. Aussprache verloren. Eine Ableitung vom d. Personennamen Tuto (erst im 15. Jahrhundert nachgewiesen) ist wenig wahrscheinlich.
Jarßum, (Widdelswehr) 1000 Gerzhem, Anfang 1100 Ierzem. Germanisch Gardis ham, Wohnung des Gari. (gadzjo-, Gerte, Rute)
Jatznick
Jeckenbach
Jelmstorf
Jembke
Jemgum
Jechaburg, (Sondershausen) 1158 Gicheburch.
Jena Altthüringische Siedlung; an wichtigem alten Saaleübergang; 1145 Herrensitz, um 1200 Erhebung zur Stadt (um 1236 cives belegt); ab 1331 Wettinische Residenz; seit 1558 Universität. Im Mittelalter Weinanbau, im 14./15. Jahrhundert bekannte Weinbürgerstadt. Seit 19. Jahrhundert Industriestandort für Optik, Feinmechanik (Carl Zeiss); heute Bildungsu nd Wissenschaftszentrum, Beiname „Stadt der Wissenschaft“ (2007 verliehen). 9. Jahrhundert Jani, 1012/18 in urbe, quae Geniun [-un später getilgt] dicitur, 1150 in urbe nomine Gene [die ältesten Belege beziehen sich sehr wahrscheinlich auf die Jena-Orte bei Naumburg], 1181 Yen, 1182 Gene, 1216 Jehene, 1350 Jene, 1441 Jhena; Jena (1516). Der nur an der Saale zweimal im Abstand von etwa 30 km vorkommende Name ist rätselhaft. Wahrscheinlich ist er gebildet zu einer indogermanischen Wurzel -
ieh2‘dahinziehen, fahren’, die als germanisch n-Ableitung in spätmittelhochdeutsch ja ̄n ‘Reihe, gerader Gang’ als Fachwort (vgl. hochdeutsch Jahn ‘Grasschwade’ in Kluge) noch vorkommt (vgl. auch lateinisch ia ̄nua ‘Tür, ingang’, ia ̄nus‘ Durchgang, Tor’). Der Name kann als germanisch *Jania entweder für einen Abschnitt der Saale oder aber für bestimmte Stellen an der Saale gegolten haben. Möglicherweise ist semantisch dabei an die einst dort verhältnismäßig günstige Überquerungsmöglichkeit der Saale angeknüpft worden, etwa ‘durchfahrbarer (begehbarer) Fluss’ o. ä. Später kann auch der Bezug zu der agrarwirtschaftlichen Bedeutung von ja ̄n ‘gerader Gang’ im Hinblick auf die geraden Reihen der Weinstöcke eingetreten sein. Das i in der zweiten Silbe bewirkte den Umlaut im Deutsch von a > e, der in allen Belegen nach 1000 erkennbar ist. Die Anlautformen mit g treten in älterer Zeit auch bei anderen Ortsname für |j| auf und sind später durch mundartlich j > g bedingt. 1012/18 zeigt die Endung -un einen Lokativ an, vgl. althochdeutsch hu ̄sum > hu ̄sun ‘bei den Häusern’. Auslautend -a tritt kanzleisprachlich seit Mitte 15. Jahrhundert auf. So Großjena (1160 in Sclauico Gene), Kleinjena (1160 in Teutonico Gene), beide Ortsteil von Naumburg (Saale), Burgenlandkreis.
Jenalöbnitz
Jengen
Jeinsen, (Hannover) 1 Hälfte 11000 Genhuson. Mitten 1200 Gienhvson.
Jemgum, (Au) 1000 Giminghem. Germanisch Giminga haim, Wohnung der Leute des Gimo.
Jerichow
Jerrishoe
Jersbek
Jerxheim
Jesberg
Jesendorf
Jesenwang
Jesewitz
Jessen (Elster) 1217 Jezzant [Original], 1265 Jezant, 1317 zu dem Jezzende, zu dem Jessende [Original]. Die Überlieferung zeigt einen fortschreitenden Abfall eines ursprünglich Endelements -t. Der Name ist eine alte Bildung aus der Zeit vor der slawischen Besiedlung und wurde aus indogermanisch *ies ‘wallen, schäumen’ in Verbindung mit einem ebenfalls indogermanisch Suffix -nt gebildet. In der Zeit der slawischen Besiedlung wurde der Name dem slawische Lautsystem angeglichen. Wann und durch welche Bevölkerungsgruppe die ursprüngliche Benennung erfolgte, ist nicht zu bestimmen. Von der nur vagen anzugebenden Bedeutung her handelt es sich offenbar um einen Gewässername (vielleicht für einen Flussabschnitt der Schwarzen Elster, die vor der Begradigung im 20. Jahrhundert stark mäandrierte), der dann auf eine später entstandene Siedlung übertragen wurde. Ähnlich gebildet wurde der Ortsname Jeßnitz (bei Bitterfeld an der Mulde). Ansonsten sind Ortsname Jessen, Jeßnitz u. ä. zwar häufig, aber in den meisten Fällen anders zu erklären (aus altsorbisch *jesen ́ ‘Esche (Fraxinus excelsior)’). So Jeßnitz, Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
Jesteburg Die Lage der namengebenden Burg (am Zusammenfluss von Hanstedter Aue und Seeve?) bisher nicht bekannt; um 1200 gegründet Kirche (romanisch Glocke von etwa 1190); zeitweilig Sitz einer lüneburgischen Vogtei. 1202Gersedeburg [Original], 1237 Gersetheborch, 1364 Jersedeborch; Jesteburg (um 1600). Bildung mit dem Grundwort -burg. Eine Bildung mit dem Frauennamen Gerswinþa ist überzeugender als gelegentlich erwogenes *Gers-ithi als ursprünglich Name des Ortes, an den nach Erbauung der Burg sekundär das Grundwort-burg antrat. Der Personennamen zeigt Schwund des -n vor Spirans sowie Abschwächung der Vokale zu -e-. Anlautendes Gist ebenfalls Spirans und wird als J-, I wiedergegeben. Nach Ausfall des zweiten -e entsteht Jerste-, wobei das vokalische -r ebenfalls schwindet. Deutung also: ‘Burg der Gerswinþa’.
Jestetten Der sogenannte Jestetter Zipfel ist auf einer Länge von 55 km von der Schweiz umschlossen und nur über eine Straße von Deutschland aus zu erreichen; aus diesem Grund war dieser Teil 1840–1935 Zollausschlussgebiet. Bereits vorgeschichtliche Besiedlung nachgewiesen; keltisches Oppidum Altenberg Rheinau. 871 Kopie circa 1126 Jesteten, 1049 Heidestat, 1229 Iêstetin [Original]. Bei dem Siedlungsname handelt es sich um ein Determinativkompositum, zusammengesetzt aus dem Grundwort-stetten und dem Personennamen I ̄wo – zu althochdeutsch ̄ıwa (stark/swach Feminin) ‘Eibe’ als Waffenbezeichnung – oder der Baumbezeichnung ̄ıwa (st./swach Feminin) ‘Eibe’ als Bestimmungswort Auszugehen ist also von einer ursprünglich Form *I ̄wen-stetten mit dem Personenname Genitiv beziehungsweise der Baumbezeichnung im Plural Durch üblichen Ausfall des /w/ nach Langvokal und Erleichterung der Dreierkonsonanz /nst/ zu /st/ entstehen die belegten Formen Jesteten, Iêstetin und weitere. Einige Belege zeigen unorganisches /h/ im Anlaut, umgekehrte Schreibungen mit Ei statt Ie oder auch volksetymologische Eindeutungen wie Heide-.
Jettenbach (Oberbayern)
Jettenbach (Pfalz)
Jettingen 1252 Vtingen [Original], 1275 Obervetingen, Niderve tingen [Original], 1277 (Kopie16./17. Jahrhundert) Oberyetingen, 1286 Ou tingen [Original], 1288 Superbius U ̊tingen [Original], 1493 Vnderjetingen, 1511 Vnderv ̈tingen [Original], 1521 Oberiettingen [Original], 1523 Oberyettingen [Original], 1525 VnnderJettingen [Original], Jettingen (1971). Jettingen ist eine-ing(en)-Ableitung vom Personennamen Uoto und bedeutet ‘bei den Leuten des Uoto’. Die Entwicklung von althochdeutsch uo zu heutigem j verläuft über den Umlaut des Stammvokals (uo zu üe) und mundartlich Entrundung zu iə. In vielen älteren Belegen fehlt die Umlautbezeichnung des u
Diphthongs (etwa O) oder es erscheint eine vereinfachte Diphthongschreibung wie ve und v ̈. Das entrundete iə konnte als y dargestellt werden. Da mittelhochdeutsch iə vor Vokal zum Reibelaut wird, entsteht schließlich Jettingen mit anlautendem j. So Jettingen (-Scheppach).
Jettingen-Scheppach
Jetzendorf
Jevenstedt Um 1190 erstmals erwähnt. Um 1190 in Givebstide [Original], 1378 in villa Ieuenstede, 1633/34 Jeuenstedt. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem Flussname Jevenau und-stedt, -stede, der mittelniederdeutsch Entsprechung unseres heutigen Wortes für ‘Siedlung, Wohnstätte’. Damit wird auf die geografische Lage an der Jevenau hingewiesen, die nw von Nortorf entspringt, an Jevenstedt vorbeifließt und bei Hörsten in die Eider mündet.
Jever
Joachimsthal
Jockenhövel, (Herzfeld) mitten 1200 Iudinchufile. Germanisch Eudinga hubila-, Hügel der Leute des Eudo.
Jockgrim An der römisch Straße entlang dem Rhein, mit schon früher Ziegelherstellung, wovon römisch Brennöfen zeugen. Mitte 11. Jahrhundert war die am Erlenbach gelegene Gemeinte Rheinzabern (1176 Zabrenna aqua) Sitz der Bischöfe von Speyer. Ende 12. Jahrhundert in der Gemarkung Schweinheim Gründung eines Fronhofs, der ausgebaut und befestigt wird, so dass um 1360 Jockgrim zur Stadt erhoben wird. 1366 oppidum Jochgrim, 1395 Jochgryme, 1423 Jockrym, 1482 Jockerheim; Jockgrim (1824). Das Bestimmungswort ist wohl der althochdeutsch Personennamen Jucho, Jocho, Genitiv Singular Jochen-/Jocher-, das Grundwort ist ursprünglich-heim > -əm. Die Schreibung des 15. Jahrhundert gibt gesprochenes jogərəm wieder. Die favorisierte Deutung ist ‘Wohnstätte des Jucho/Jocho’. Es kann aber auch an eine Übertragung des Südtiroler Passnamens Jochgrim auf den rechtsrheinischen Eggenstein gedacht werden, der dann durch Assimilation zu Jockgrim wurde.
Jöhstadt
Jördenstorf
Jörl
Johannesberg
Johanngeorgenstadt
Johanniskirchen
Joldelund
Jonaswalde
Jonsdorf
Jork 1221 Maiorc [Original], 1232 de Mayorc, 1247 de Jorike, 1317 Jorke. Der Ortsname beruht auf einer Kürzung des lateinisch Syntagmas curia maiorica für den (bischöflichen) Hof des Zehnteinnehmers im Ort. Die ersten Belege zeigen bereits Ausfall der Nebentonvokale. Um die Mitte des 13. Jahrhundert schwindet dann die erste Silbe (Ma-), teils tritt ein Sprossvokal zwischen -r und -k ein.
Jossgrund
Jucken
Jübar
Jübek
Jüchen 865 in villa Iochunda, 893 in Iuhcgende (h nachgetragen), 1274 versus Jughende [Original]. Der Ortsname zugrunde liegt wohl der ursprünglich Gewässername für den heutigen Jüchener Bach, ein Zfl. zur Erft. Das Gewässername-Suffix -nd(< *-nt-) schließt sich, dem Umlaut zufolge offenbar mit Bindevokal -i-, an ein Etymon an, dem im Falle von Jüchsen (Landkreis Schmalkalden-Meiningen/Thüringen, belegt u. a. 827 Juchisa), eine -isa ̄-Suffigierung als Parallele zur Seite tritt. Die Basis des Gewässername gehört zu gotisch jiuk-an ‘kämpfen’ und enthält die Wurzel indogermanisch *ieu -gH‘ unruhig werden’, mit der schon gemein-indogermanisch ein Aufwallen zum Ausdruck gebracht werden kann. Alternativ ist auch das in mittelhochdeutsch jiuch ‘Joch (Landmaß)’ vorliegende Wort zur Erklärung vorgeschlagen worden, ohne dass dabei freilich die Morphologie der frühen Belege hinreichend geklärt worden wäre. Eine Eindeutung von lateinisch iucundus in die Erstbezeugungen ist den Schreibern der Prümer Überlieferung wohl zuzutrauen, zumal dieses Appellativ als Hybridbildung iucundl ̄ıh ‘angenehm’ im Althochdeutsch bezeugt ist.
Jückelberg
Judenmauer, (Trier) +1200 Iudemura.
Judenpforte, (Köln) 1183-92 iuxta portam iudeorum.
Jugenheim, 817 Kopie 1300 Goganheim.
Jühnde
Jülich Entstanden aus römisch vicus an der Fernstraße von Köln nach Gallien; römisch Kastell (881 von Normannen zerstört); war erster Sitz der Grafschaft, um 1234 Stadtrecht, Befestigung 1. Hälfte 14. Jahrhundert; seit 1549 Ausbau zur Festung mit Zitadelle und Residenzschloss des Herzogtum (beide erhalten). Circa 3. Jahrhundert (Itinerarium Antonini) Iuliacum, zu 357 (Ammianus Marcellinus, Res gestae XVII 2) Iuliacum, 945 Iulicha [Original]. Zum lateinisch Personennamen Iulius mit gallo-röm Zugehörigkeitssuffix-(i)acum, -ich, ‘Gut des Julius’. Spätmittelalter dominiert initial die hyperkorrekte Schreibung -g-, der Umlaut des Basisvokals (auch mundartlich [y:]) vor -i(im Nebenton mundartlich getilgt) wird mit -ui-, -uy angezeigt. Daher mundartnahe Schreibungen wie Gulich, Gulch, Guilge, Guylch bis in die Neuzeit gebräuchlich.
Jülichgau, (Gau am Jülich) 847 Kopie + 920 in comitatu Iuliacense.
Jünkerath, 1213 Juncrode. Germanisch junga-, jung + ropa, Rodung.
Junkersdorf, (Lövenich) 896 Guntherisdorp, 962 Gunteresthorp. Germanisch Gundiharis porpa-, Dorf des Gundihari. (gundjo-, Kampf, + harja, Heer.)
Juntersdorf, (Aa) 1124 Cuntersdorp, 1140 Guntirsdorf, idem.
Jürgenshagen
Jürgenstorf
Jüterbog Nach Eroberung des Landes Jüterbog in der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert durch Erzbischof Wichmann von Magdeburg wurde aauf slawischen Burgwalleine deutsche Burg errichtet, daneben slawische Siedlung Damm, ö davon Kaufmannssiedlung. Flämische Siedler kamen ins Land, 1174 Verleihung des Stadtrechts. Gut erhaltene Teile der Stadtmauer mit Toren. Erhaltener Abtshof (um 1500). Vorwiegend Handelsund Gewerbestadt. 1517 Auftreten des in die Stadt gezogenen Ablasspredigers Tetzel. Heute in der St. Nikolaikirche noch der „Tetzelkasten“ zu sehen. 1998 wurden 7 Dörfer eingemeindet Der Name ist als Ortsname, Landschaftsname und Gewässername überliefert: a) zum Jahre 1007 ad locum, qui Iutriboc appellabatur, 1174 de ipsa civitate Juterbuck, 1406 slos Juterbok in der stad Jutirbok, 1721 Jüterbog. b) 1174 in provincia Iutterbogk, terra Iuterbogk. c) 1307 in fluuium, que dicitur Juterboch. Eine befriedigende Erklärung des Namens ist nicht zu geben. Ausgegangen werden kann von einer slawischen Zusammensetzung mit dem sehr wahrscheinlichen Erstglied *jutri < *jutro + -jц-Suffix, das als ‘gegen Morgen (Osten) gerichtet’, aber auch ‘hell, beleuchtet’ gedeutet werden kann. Die Zuordnung des zweiten Gliedes zu *bok, überwiegend mit der Bedeutung ‘Seite, Flanke, Abhang’ angegeben, ist nicht überzeugend, da sichere slawische Paralellen aus dieser Zeit fehlen. Der herangezogene Ortsname Boldebuck, ist eher als*Bˇelybuk ‘Weißbuche’ zu erklären. Der Versuch, *bok als eine in der Slawischen zeitweise fungierende Entlehnung von germanisch *ba ̄ki/*baki ‘Bach’ anzusehen, ist wegen der Überlieferung des Namens auch als Gewässername begründet, aber nicht gesichert. Von dieser Bedeutung gehen auch polnisch Forscher bei den Gewässername Z ̇ołobok, Ołobok u.a. aus. Abzulehnen ist die Erklärung, als *Jutrobog ‘Morgengott’ (bereits im 16. Jahrhundert), da solche Gottheit in der slawischen Mythologie nicht bekannt und auch als Namenmodell nicht üblich ist. Ein Vergleich mit dem d. Gewässername Itterbach folgt einer Tendenz, dass viele Gewässername in Brandenburg vorslawische zu erklären seien. Dies ist nicht mehr haltbar.
Jugenheim in Rheinhessen
Juist
Julbach
Juliusburg
Jungingen
Kaan, (Polch) 1051 Caneda, 1052 Canida. Romanisch canneta, Kollektiv zu canna, Rohr.
Kaaks
Kaarst Überlieferung zum Ort erst durch die 1214 gegründete Zisterzienserinnen-Abtei St. Mariensaal. 1218 de Karlesvorst [Original], 1308 Carsuorst, 16. Jahrhundert Karst. Zusammensetzung mit Grundwort -forst ‘Forst, Waldbesitz (unter Königsrecht)’ und Genitiv des Personennamen Karl. Ursprünglich wohl der Name eines größeren Areals.
Kabelhorst
Kabelsketal
Kaden
Kadenbach, 1110 Catenbach, 1216 Cadenbach. Germanisch Kadon baki, Bach des Kado.
Käbschütztal
Kämpfelbach
Käshofen
Kahla Altthüringisches Dorf, seit 10./11. Jahrhundert Herrensitz mit Burg (Leuchtenburg) an alter Straße von Nürnberg über Saalfeld nach N; städtische Anfänge Ende 12. Jahrhundert (1288 cives genannt); neben Ackerbürgern Gerber und Tuchmacher, seit 1844 Porzellanindustrie. (860) 1150/65 in Cale, 1184 Kale, 1290 Kayl, 1486 Kahl; Kala (1516). Gebildet aus althochdeutsch kalo, mittelhochdeutsch kal ‘kahl, nackt, unbelaubt’ als Name für einen auffallend kahlen Berggipfel im Umfeld von Wald, wahrscheinlich für den weithin beherrschenden und gut sichtbaren Bergkegel, auf dem schließlich die Burg (vgl. den Namen Leuchtenburg) errichtet wurde (vgl. auch den nahen Dohlenstein, einen 352 m hohen Kalkfelsen, dessen Abbrüche in der Vergangenheit wiederholt den Lauf der Saale veränderten). Zunächst etwa ‘der Kahle’ für den Berg, wobei der Name dann auf die altthüringische Siedlung überging. 1290 kennzeichnet langes a. Nicht auszuschließen ist in dem Gebiet ö der Saale (z.B. in der Nähe des Orla-Gaues) auch eine altsorbische Form *Kały ‘sumpfiger, morastiger Ort’ zu kał ‘Sumpf, Morast’, die möglicherweise in dem deutsch-slawischen Mischgebiet an der Saale als Stellenbezeichnung den Namen gestützt haben kann. So Kahler Berg, Ortsteil von Baunatal; Callenberg, Landkreis Zwickau, (1244) Kallenberg; Flurname (Bergname) Kahler Asten im Sauerland.
Kahl am Main
Kahlenhausen, (Köln) 1225 Caldenhusen. Germanisch kaldum husum, zu den kalten Häusern.
Kahren, (Trier) 1184 Karne, 1190 Carne.
Kaimt, (Zell) 732-33 Kopie 1200 Caimitas, 1097 Keimetam. Das 2 Glied ist germanisch hamma-, Landzunge vorspringend in Überschwemmungsgebiet. Liegt in einer gewaltigen Moselkrümmung.
Kaifenheim, 1051 Cheuenich, 1051 Cheiuenheim, 1126 Keuenheim.
Kail
Kaisborstel
Kaiserpfalz
Kaisersbach
Kaisersesch Spuren römisch Besiedlung, seit 1294 zu einem kurtrierischen Amt unter dem Namen Esch. 1321 Stadtrechte und kaiserliche Privilegien. 1794–1814 Kantonshauptstadt. Das Amt blieb unter französisch Herrschaft als Mairie und auch nach dem Wechsel unter preuß. Herrschaft erhalten. 1056 Asche, 1091 in villa Aske, 1140 Asch, 1321 Esch; Keisersesch (1493). Die Erwähnungen von 1051 und 1085 Asche sind wohl unecht. Asche > Esch war vermutlich zunächst ein Flurname und stand für ‘Esche(n)’ oder ‘Eschenwald’ (althochdeutsch asc, mittelhochdeutsch asch). Esch wird noch h. als Kurzform in der Umgangssprache gebraucht. Der Zusatz Kaisers hängt mit der Verleihung von städtischen Privilege en durch Ludwig den Bayern zusammen und dient gleichzeitig zur Unterscheidung von Waldesch, Landkreis Mayen-Koblenz. So U. a. Esch, Landkreis Bernkastel Wittlich und Landkreis Vulkaneifel; Esch-sur-Alzette, Luxemburg.
Kaiserslautern In fränkische Zeit wurde hier ein Königshof angelegt, der schon im 10. Jahrhundert Zollund Marktrechte besaß. 1152 Kaiserpfalz und 1276 freie Reichsstadt. Ende 14. Jahrhundert an die Kurpfalz verpfändet. 830–50 villa Luthra (Kopie um 1190), 985 curtem Luthara, 1237 de Lutra imperiali, 1322 Kayserslu ̊ter stat, 1510 Lauttern. Der Ortsname geht auf den germanisch Gewässername Lûtra, zu althochdeutsch lût(t)ar ‘lauter, klar, hell’, ohne ein ursprünglich Grundwort -aha ( -ach1), zurück; dafür erscheint der Ortsname seit dem 13. Jahrhundert im Dativ, der von der Wendung ze Lûtren, ze Lûtern ‘(Ort, Siedlung) an der Lauter’ kommt. Im 15. Jahrhundert Diphthongierung: -û> -au-. Die – zunächst lateinisch – Zuordnung imperialis, kaiserlich, Kaisers wird seit dem 13. Jahrhundert verwendet. So Lauterecken, Landkreis Kusel.
Kaiserstuhl-Tuniberg. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald wurde am 1. 7. 1974 aus den Gemeinte Bötzingen, Eichstetten und Gottenheim gebildet. Weinbau, Gemüseanbau. St. Stephan, Dorfmuseum Eichstetten. Kaiserstuhl-Tuniberg (1974). Die Neubildung enthält die Gebirgsnamen Kaiserstuhl (zuerst 1304 Keiserstuol als bildlicher Ausdruck für die eindrucksvolle Größe des Berges). Tuniberg (1307 uffen Tvnniberge, 1309 uf dem dúnberg) gehört wohl aufgrund seiner Schmalheit (der Dünne) des Höhenzuges zu mittelhochdeutsch dünne, althochdeutsch dunni, dunne, tunne ‘dünn’.
Kaiserswerth, (Düsseldorf) 877 UUerid, 904 UUerithe, 1047 Werthe, 1051 insula sancti Suitperti Werde, 1071 Werdensis. Germanisch waripa-, Flussinsel.
Kaiser-Wilhelm-Koog
Kaisheim
Kakenstorf
Kakesbeck, (Lüdinghausen) 1000 Kakaresbeki. Germanisch Kakharis baki-, Bach des Kakhari.
Kalbach
Kalbe (Milde)
Kalbe (Niedersachsen)
Kalbeck, (Weeze) 1191 Caltbeke, 1204 Kaltbeke. Germanisch kada-, kalt, + baki-, Bach.
Kalbsrieth
Kalchreuth
Kaldauen, (Braschoß) 1071 Chaltouua, 1174 Caldowe. Germanisch kalda-, kalt, + agwjo-, fruchtbares Alluvial Land an einem Bach.
Kaldauerholz, (Braschoß) 1144 silua Kaldovreholz. Germanisch Kaldagwja-, warja hulta-. Wald der Bewohner von Kaldauen.
Kaldenhausen, (Rumeln-Kaldenhausen) 1189 Kaldenhusen. Germanisch kaldum husum, zu den kalten Häusern.
Kaldenkapellen (=jetzt Hohkeppel) 958 Kaldenkapellen, 1119-24 Caldencapelle. Germanisch zur kalten Kapelle.
Kalefeld
Kalenborn (Altenahr)
Kalenborn (Kaisersesch)
Kalenborn-Scheuern
Kalenborn, (Trier) 846 Kopie + 920 iuxta Caldebrunnam, 949-70 Caldinbrunna. Germanisch kaldon, zu kalda-, kalt, + brunnan-, Quelle.
Kalk, (Köln) 1003 Kalka, 1161 Kalca.
Kalkar Stadtgründung 1230 durch den Grafen Dietrich VI. von Kleve, Münzrecht. Die Neugründung erfolgte in Nachbarschaft zu der nachmalig Alt-Kalkar genannten Siedlung auf einer Insel (Kalkarward) im später verlandeten Altrhein. 1144 de Kalkere [Original] (Alt-Kalkar), 1242 Kalkare [Original]. Der Name ist von dem älteren Ort auf die Neugründung in unmittelbarer Nachbarschaft übertragen worden. Jedenfalls gibt es keine Quellenbelege für eine andere als diese sehr häufig auftretende Erscheinung. Die heutige schriftsprachliche Form ist vermutlich lateinisch beeinflusst, aber das Argument, Kalk komme hier geologisch nicht vor, spricht nicht von vornherein gegen einen Anschluss an lateinisch calca ̄ria ‘Kalkofen’. Das nahe gelegene Römerlager am Monreberg (bis ins 4. Jahrhundert belegt) und die schon Merowinger zeitliche Besiedlung Alt-Kalkars lassen eine Kontinuität solche römischen Bezeichnungen (etwa in Flurname) möglich erscheinen. Im Kölner Verzeichnis der Zehnten (Liber Valoris) von circa 1300 wird außer Kalker im Dekanat Xanten (= Alt-Kalkar) noch ein Kalker im Dekanat Zülpich genannt (heute Kalkar, Stadtteil von Bad Münstereifel).
Kalkhorst
Kalkofen, 1 Hälfte 1100 Kalkamnon, ende 1100 Kalkofnon. Germanisch kalk von latinisch calcem, Kalk, + uhwnum zu uhwna-, Ofen.
Kall Von der nahen Sötenicher Kalkmulde nahmen Zweige der römischen Wasserleitung nach Köln ihren Ausgang, territorial geteilt zwischen Herzogtum Luxemburg (Herrschaft Schleiden) und Herzogtum Jülich, 1815 an Preußen; bis ins 19. Jahrhundert Bleierzgewinnung und Eisenhütten. 1238 (Kopie1 5. Jahrhundert) in Call, 1310 in Calle [Original]. Möglicherweise zum ripuarischen Mundartwort Kalle (Feminin) ‘künstlicher Wasserlauf, Rinne’ < lateinisch canalis wegen der eng benachbarten römischen Wasserleitung. Doch kommt außer dem Kallbach in der Nähe der Name Kall auch für einen Zufluss der Rur (bei Nideggen), ein auch sonst verbreiteter Gewässername, vor. Sofern der originäre Gewässername zugrunde liegt, ist der weitere etymologie. Anschluss undurchsichtig.
Kallenberg, (Werden) 2 Halfte 1100 Caliuuenberge. Germanisch kalwon, zu kalwa, kahl, + berga, Berg.
Kalletal Neuzeitlich gebildeter Name mit dem Grundwort -tal für die Groß Gemeinte (seit 1. Januar 1975) nach dem Muster wie z. B. in Extertal, Möhnetal, Wuppertal. Im Bestimmungswort erscheint der Gewässername der Kalle (mit den Nebenfluss Westerkalle und Osterkalle, links zur Weser), die das Gebiet der Gemeinte durchfließt. Der Gewässername der Kalle (1325 aque dicte Kalle; 1470/1471 bi der Kalle, to der Kalle, 1487 de beyden Kallen, 1614/1615 die beiden Bache, der Westerund Oisterkalle) ist früher belegt im Bestimmungswort des HN der nach dem dortigen Kalldorf benannten Familie von Kalldorf ([1232] Jordan de Callenthorp, 1238 Thidericus de Callendorpe). Der Gewässername kann als Ableitung mit -n-Suffix (-ina-, -ana-) angesehen werden (vgl. das Bestimmungswort im Ortsname Callen-thorp). Nach der Basis Kal(l)-, mit der der Wasserlauf nach seinem Geräusch benannt worden wäre, ist ein Anschluss an den Gewässername *Kal-a (zu indogermanisch *gal ‘rufen, schreien’, vgl. altnordisch kalla ‘rufen, singen’, altenglisch c(e)allian, englisch to call, althochdeutsch kallo ̄n, mittelniederdeutsch kallen ‘reden, sprechen; plappern, rufen etc.’) möglich. Der Gewässername der Kalle zeigt den geminierten Liquid, der auf germanisch *kalsa ̄(zu indogermanisch *gal-so ̄‘Ruf’) führen kann, wenn nicht eine expressive Variante vorliegen sollte.
Kallmerode
Kallmünz
Kallstadt
Kalmut, (Boppard) 1224 in monte Kalemute. Romanisch calvum montem, kahler Berg.
Kalmuth, (Remagen) 1158 in Kalemunte, 1166 Calemunte. Idem.
Kalscherhof, (Münstermaifeld) 1008-15 Kalacha.
Kalt, 1216 Calethe.
Kaltenbach, (Kaltenholzhausen) 790 Kopie +920 Caldenbach. Germanisch kaldon zu kalda-, kalt, + baki, Bach.
Kaltenborn, (Overath) 1209-15 Caldinburne. Germanisch kaldon, zu kalda, kalt + brunnan-, Quelle.
Kaltenengers
Kaltenholzhausen
Kaltenkirchen 1301 urkundlich Hinweis auf die Kirche, von welcher der Ortsname wahrscheinlich abgeleitet ist, Siedlung 1316 erstmals urkundlich erwähnt, 1973 Stadtrechte. 1301 de Koldenkerken [Original], 1316 tho dher Koldenkerken, 1643 mit der Kalthnkirchen; Kaltenkirchen (1701). Die Bedeutung erschließt sich direkt aus dem heutigen Namen als ‘Siedlung zur kalten Kirche’, wobei das Adjektivisch kalt vom norddeutsch koold abstammend nicht aufs Mittelalterbezogen ist, sondern die Bedeutung ‘alt, verlassen’ hat, womit auf die ursprünglich einsame Lage der Siedlung hingewiesen ist. So Kaldenkirchen, Ortsteil von Nettetal.
Kaltennordheim
Kaltental
Kaltenwestheim
Kalübbe
Kalveslage, (Lang Förden) 1000 in Calbesloge (verbessert aus Calbesloa). Germanisch kalba-, Kalb + lauha, Wäldchen auf Sandhugel.
Kamen Im Stadtbereich Besiedlungsspuren des 2.–6. Jahrhundert, weiter w Römerlager aus der Zeit um Christi Geburt bei Lünen und Oberaden, Entstehung der Siedlung an einer Furt über die Seseke, Kirche des 12. Jahrhundert, Stadtwerdung im 13. Jahrhundert, 1346 Erweiterung des Stadtrechts. 1877–1983 Bergbau. Um 1050 Camine [Original], 2. Drittel 12. Jahrhundert Camenen, 1179 Kamena; Kamen (1392). Der Ortsname ist bisher nicht überzeugend gedeutet. Gegen eine Erklärung als Simplex gallisch-lateinisch cam(m)inus, camina ‘Weg, Straße’ spricht der ausgebliebene Umlaut, den andere Ortsname auf dieser Grundlage zeigen. Eine Bildung mit einem swach flektierenden Personennamen im Genitiv Singular und dem zu -a ̄ kontrahierten Grundwort -ach1 ist ebenfalls unwahrscheinlich, da bereits die frühesten Belege Abschwächung des Auslauts zeigen, weswegen kein Langvokal vorliegt; überdies ist einem passenden altsächsischen Personennamen nicht bezeugt und nur unter zweifelhaften Zusatzannahmen zu erschließen (Kaufmann). Wegen fehlender Anschlussmöglickeiten an den norddeutschen Wortschatz ist eine alte Suffixbildung anzunehmen. Das nicht umgelautete erste -aerweist den zweiten Vokal -i (neben -e-) als Zeichen für einen abgeschwächten Kurzvokal, weswegen von einer Bildung auf -mana (einem in Gewässername belegten Suffix) oder mit -n-Suffix (auf -ana) auszugehen ist. Einen Anschluss bietet möglicherweise die Wurzel indogermanisch *gem‘greifen, fassen, zusammendrücken (Klumpe, Kloß) ’, deren -o-Stufe in litauisch gãmalas ‘Schneeballen, Stück Brot, Fleisch’ vorliegt. Doch sichere Parallelen im Germanisch fehlen, sodass sich auch die semantischen Probleme nicht beurteilen lassen. Gegen einen vielleicht außerdem zu erwägenden Anschluss an indogermanisch *(s)kamb ‘krümmen (mit Verhinderung der Lautverschiebung durch s-mobile vor dessen Ausfall) spricht, dass bei Assimilation des -b an das -m Doppelkonsonanz -mmz u erwarten wäre. Die Basis lässt sich somit bisher nicht sicher identifizieren. Möglicherweise ist mit sehr alten, nicht mehr zu rekonstruierenden Umbildungen des Ortsnamens zu rechnen. Der Ortsname ist auch in den Namen der nahegelegenen Orte Bergkamen und Südkamen enthalten, konnte also als Bereichsname fungieren.
Kamenz Altsorbische dörfliche Siedlung, nach 1160 d. Rittersitz, Stadtanlage 1190 und nach 1213 an altem Übergang der Via Regia über die Schwarze Elster, seit 1319 freie Stadt. Geburtsort von G. E. Lessing (1729). 1220 de Kamenz, 1374/82 Kamencz. Aus altsorbisch *Kamen ́c zu altsorbisch *kamen ́c ‘steiniger Ort’, häufig in der slawischen Namengebung (s. auch Chemnitz).
Kamern
Kammeltal
Kammerforst (Thüringen)
Kammerforst (Westerwald)
Kammerstein
Kamminke
Kammlach
Kamp-Bornhofen, 1050 Cambo, 1067 in uill Chambo. Keltisch kambo-, verwandt mit germanisch hamma-, Landzunge vorspringend in Überschwemmungsgebiet, Kamp liegt an einer stark ausgeprägten Rheinkrümmung.
Kampen
Kamp-Lintfort Aus dem Zusammenschluss mehrerer Bauerschaften gebildet, die seit 1934 den Namen Kamp-Lintfort tragen, 1950 Stadt. Das namengebende Kloster Kamp wurde 1122 als erstes Zisterzienserkloster im deutschsprachigen Raum begründet und ist zum Mutterkloster zahlreicher weiterer Niederlassungen, vor allem in Mittelu nd Osteuropa, geworden. Kamp: 1122 Campus [Original]; Lintfort: 1294 ter fort. Lateinisch campus ‘Feld’ ist als kamp ‘(umfriedetes) Feld’ früh entlehnt und erscheint in zahlreichen Toponymen in den Niederlanden und am Niederrhein. In -fortliegt die Regionalform von d. -furt (mittelniederländisch vort, Maskulin und Feminin; Voerde) zugrunde; der unterscheidende Zusatz wohl nach der Baumbezeichnung Linde.
Kamsdorf
Kamscheid, (Halver) 1100 Kopie mitten 1200 Kamonscetha.
Kandel 1150 Adelbrath de Canele, 1256 Kannele, 1468–70 Kandell, 1824 Candel. Der Ortsname geht auf lateinisch canâlis ‘Röhre, Rinne, Wasserlauf ’ zurück; davon stammt das auf der ersten Silbe betonte Lehnwort althochdeutsch *kanali und mittelhochdeutsch kanel beziehungsweise mit Übergangslaut kandel. Die ursprüngliche Bedeutung des Ortsname ist demnach ‘Siedlung an einem Kanal’.
Kandern Zu 776 Canter marca (andere Lesart Cancer), zu 790 in villa Cantara, 1155 apud Chandero [Original]. Für den ursprünglichen Gewässername (1295 bi Kanderer bach, 1381 Kander) ist eine keltisch Ausgangsform *Kandara ̄ anzusetzen, eine r-Ableitung von keltisch *kando‘weiß’. Infolge der zweiten Lautverschiebung entwickelte sich *Kandara ̄ zu *Chantara ̄. Die Form Chandero erklärt sich durch im Alemannisch übliche Lenisierung von -t nach -n-. In der Mundart hat sich im Gegensatz zur h. amtlichen Form der zu [x] verschobene Anlaut erhalten. Auslautendes -n der Form Kandern ist auf eine Dativ-Singular-Endung zurückzuführen, die fest wurde. So Gewässername Kander, im Berner Oberland, zum Thunersee, und Zandra, im Schweizer Kanton.
Kankelau
Kannawurf
Kanzach
Kanzem, 1030 Kopie 1497 Camesa.
Kapellendorf
Kapellen-Drusweiler
Kapellen=Schillingskapellen (Heimerzheim) 1168 Capella, 1223 ad ecclesiam beate Marie de Capella.
Kaperich
Kapfenburg. Gemeindeverwaltungsverband wurde am 1. 1. 1975 gegründet und besteht aus der Gemeinte Westhausen und der Stadt Lauchheim. Werkzeugherstellung. Schloss Kapfenburg, Kreuzkirche, St.-Mauritius-Kirche, Oberes Tor. 1240 Kapphenburc, 1442 Kapfenburg. Der mit dem Grundwort-burg gebildete Name schließt sich an althochdeutsch kaph ̄en, mittelhochdeutsch kapfen ‘schauen, anschauen’ an und gehört als „zu/in der Ausschau halten den Burg“ zur Gruppe der Namen mit attributivem Präsens wie Schauenburg, Wartenberg, Rauschenbach. Die vorauszusetzende Ausgangsform *Kapfendenburg ist durch Silbendissimilation von -den zu -en entstanden. Der alte Burgname wurde auf den Gemeindeverwaltungsverband übertragen. So Kapfenberg, Steiermark.
Kappel
Kappel-Grafenhausen
Kappeln (Pfalz)
Kappeln (Schlei) 1357 in Cappell [Original], 1406 Kerkelenen Cappele, 1462 Cappel, 1533 dat dorp vnnd blick Cappel. Die Benennung der Stadt deutet auf ihre Gründung hin, denn sie entstand, als seefahrende Kaufleute am Ufer der Schlei die Sankt Nikolai-Kapelle erbauten und nach dieser die Siedlung benannten.
Kappelrodeck 1318 wird der Ort vom Kloster St. Georgen an den Bischof von Straßburg verkauft, die s über dem Ort gelegene Burg Rodeck wurde im 13. Jahrhundert von den von Hohenrod stammenden Röder erbaut, 1379 Verkauf der Burg zunächst teilweise an den Bischof von Straßburg, teilweise an die Markgrafen von Baden, vor 1419 ganz an letztere, seit 1455 wieder in Besitz der Röder von Rodeck, 1803 an Baden. Rotweingemeinde, Obstbrennerei. Schloss Rodeck, Kirche St. Nikolaus. 1310 Capelle, 1449 Capelle apud Rodecke, 1356 Cappel bi Rodecke, 1533 Obercappel. Der Name gehört in seiner ursprünglichen Form zu lateinisch capella. Da sie unterhalb der Burg Rodeck, der Burg der Herren von Röder, liegt, wurde der Burgname zur Verdeutlichung mit dem alten Ortsnamen verbunden. Die Zusammensetzung ersetzt den Verdeutlichungsversuch Obercappel des 16. Jahrhundert. So Kappeln, Kreis Schleswig-Flensburg.
Kappenberg (Bork) 1092 Kopie mitten 1200 Cappenberge, 1117 Cappenberg. Germanisch kappon-, von Althochdeutsch kapf, Warte, Gipfel, mittelnorddeutsch kape, Bake, Leuchtturm, altenglisch cape, a look-out placa.
Kappenstein, (Friesenhagen) 1100 Campontseina, 1217 Cappenstein. Germanisch Kampon staina, Stein, Burg des Kampo.
Kapsweyer
Karbach (Hunsrück)
Karbach (Unterfranken)
Karben Besiedlung schon im Neolithikum, durch die Römer (Großkastell im Ortsteil Okarben), zur Völker wanderungszeit und durch die fränkische Landnahme. Ersterwähnung eines Karbens um 800, Unterscheidung von Klein-, Groß und Okarben erst seit dem 12. Jahrhundert Die Karben-Orte gehörten seit dem hohen Mittelalter zum Freigericht Kaichen, dann mit diesem zur Friedberger Burg, seit 1806 zu Hessen-Darmstadt, 1945 zu Hessen. 1970 Zusammenschluss mit 2 weiteren Gemeinte zur Stadt (1971/72 noch um 2 Gemeinte vergrößert). Um 800? Carbah (Kopie um 1160 nach Vorlage des 9. Jahrhundert), 827 Carben (Kopie Ende des 12. Jahrhundert), 1240 Akarben [Original]. Nach Eisenstuck liegt der Ortsname ein untergegangener Flussname Carbah (angeblich Bez. eines kleinen Niddazuflusses) zugrunde, dessen Bestimmungswort (so auch FO und Bach) das althochdeutsch, mittelhochdeutsch Wort kar ‘Gefäß, Schüssel’ sei; dieses komme hier und in ähnlichen Flussname und Ortsname im Sinne von Talmulde, -weitung vor, was jeweils genau den geomorphologischen Gegebenheiten entspreche. Aus Carbah sei dann Carben entstanden, als mundartlich Abschwächung (! ), die dann im lokativisch Dativ (in) Carben verschriftlicht worden sei. Doch ist eine Abschwächung -bach > mundartlich -b(e) sprachgeschichtlich unmöglich. Auch ein Anschluss an die indogermanisch-alteuropäisch Flussname-Wz. *kar ‘steinig, Fels’ ist – wegen des dann schwer erklärbaren -bin Carben – problematisch. Vielleicht lautete das Grundwort ursprünglich -aha ‘Wasser’, das dann, wie es gelegentlich vorkommt, im lokativisch Dativ zu -en (= -ən) abgeschwächt wurde. Das Bestimmungswort könnte ein vorgermanischer Ortsname (-Stamm?) sein, dem germanisch Ortsname wie Herwen (nach Gysseling < germanisch *harwa ‘herb, bitter’ [< indogermanisch *kar-]) entsprechen (Kuhn). Ain Akarben (= Okarben) beruht mit Kaufmann eindeutig auf althochdeutsch-aha ‘Wasser’. So Karbach, Landkreis Main-Spessart, und Landkreis Ravensburg; Kerben, Landkreis Mayen-Koblenz; Herwen (lateinisch Carvium) in Gelderland, Niederlande.
Karden, (Koblenz) Anfang 800 Kopie Cardena, 926 in Karadone. Keltisch karo-, Stein, + dunon, Burg.
Kardorf, (Bornheim) 1156 Kardorph.
Kärlich, (Koblenz) 1191 Kerleche.
Karby
Karenz
Kargow
Karl
Karlsbad Eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-bad und dem Personennamen Karl. Die wegen des gleichlautenden böhmischen Ortsname 1971 sehr umstrittene Namengebung soll an das im 18. Jahrhundert vom Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach geförderte und oft besuchte „Fürstenbad“ im Ortsteil Langensteinbach erinnern.
Karlsburg
Karlsdorf, mitten 1200 in Karlesthorpe. Germanisch Karlas porpa, Siedlung des Karl.
Karlsdorf-Neuthard Karlsdorf entstand 1813 durch Umsiedlung der Einwohner Dettenheims und wurde zu Ehren des damaligen Großherzogs benannt, Neuthard war eine späte Gründung im zu Bruchsal gehörenden Teil der Lußhardt, 1975 schlossen sich die Orte Karlsdorf und Neuthard zu Karlsdorf-Neuthard zusammen. Heimatmuseum. St. Jakobus, St. Sebastian. Karlsdorf: 1813 Karlsdorf. Neuthard: 1300 villa Nythart [Original], 1306 Nithart [Original], 1319 Neythard; Karlsdorf-Neuthard (1975). Die Siedlung Altenbürg wurde 1813 zu Ehren des Großherzogs Karl von Baden in Karlsdorf umbenannt. Da reine Personennamen als Ortsname so früh noch nicht nachgewiesen sind, ist nicht sicher, ob für Neuthard die nahe liegende Deutung als „Landgut Neithard“ zum Personenname N ̄ıthard möglich historisch Eskäme sonst eine Zusammensetzung aus mittelhochdeutsch n ̄ıt ‘feindselige Gesinnung, Groll’ – wie sie auch dem Personennamen selbst zu Grunde liegt – und hart ‘Weidetrift, Wald’ in Frage. Es würde sich dann um ein Waldstück handeln, das Gegenstand eines Rechtsstreits war. Die Mundartform néidad bewahrt den Diphthong Neuhochdeutsch ei. So Karlsdorf, Saale-Holz Landkreis.
Karlsfeld Die erste Erwähnung der relativ jungen Ortschaft hat das Datum 28. 5. 1802 und lautet: die 3. Dachauischen Ansiedlung. Die weiteren Namensbelege in den Akten zeigen gewisse Unterschiede: 3. 6. 1802: die 3. Ansiedlung an der Kanalbrücke ohnweit der rothen Schwaig, die 3. Ansiedlung an der Schleißheimer Canal Brüke nächst der Dachauer Landstraße, 9. 9. 1802: die Würmkanalansiedlung. Über die Verleihung des neuen Namens geben die Akten genaue Auskunft: Im Namen Sr. Churfürstlichen Durchlaucht zu Pfalzbaiern macht man ... bekant, daß die Ansiedlung am Würmkanal ... mit dem Namen Karlsfeld beleget: mithin dieser Name eingeführet ... allgemein bekannt gemacht werden solle (15. 9. 1802). 1802 Karlsfeld. Wie aus den Akten hervorgeht, wurde die unter Kurfürst Max Joseph so gegründete Ansiedlung nach seinem Sohn Karl genannt.
Karlshagen
Karlshausen
Karlshuld
Karlskron
Karlsruhe1715 von Markgraf Karl Wilhelm von Baden Durlach als Jagdschloss erbaut, war von 1717–1771 Hauptstadt der Markgrafschaft Baden, dann für die vereinigten Markgrafschaften, ab 1803 des Kurfürstentums, von 1803–1918 Haupt und Residenzstadt des Großherzogtums, bis 1945 Hauptstadt des Landes, seit 1973 Sitz des Regierungsbezirks Karlsruhe. Schloss Karlsruhe, Schloss Gottesaue. 1715 CarolsRuh(e). Der Name erinnert an Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, dessen Jagdschloss „Karlsruhe“ kultureller Mittelpunkt der Region war. Der Markgraf soll bei einem Jagdausritt im Hardtwald bei Durlach eingeschlafen sein und von der Errichtung eines prachtvollen Schlosses geträumt haben. Der Name des Schlosses wurde dann auf den Ort übertragen.
Karlstadt Circa 1219 (Kopie des 13. Jahrhundert) civitatem nostram Karlstat, 1225 Karlestat, 1248 Karlstat, 1324 in opido Karlstat, 1336 der stat z Karlstat, 1575 Carolstat, 1747 Carlstadt, Unter-Carlstadt, Carstadt, lateinisch Civitas Carolina ... gegen den Schloß Carlburg ue ber gelegen, 1801 Karlstadt, Carolostad. Grundwort ist mittelhochdeutsch -stat ( -statt) ‘Ort, Ortschaft, Stadt’; das Bestimmungswort wurde vom Namen der Ursiedlung Karlburg übernommen. Als latinisierte Herkunftsbezeichnungen begegnen 1585 Carolstadiensis und 1593 Carolostadianus, als gräzisierte 1598 Caripolitanus, und zwar mittels griechisch « ‘Stadt’.
Karlstein am Main 1975 aus den Ortsteil en Dettingen und Großwelzheim gebildet; Großwelzheim wird schon im 8. Jahrhundert genannt, Dettingen im 10. Jahrhundert 1975 Karlstein. In einer Abstimmung entschieden sich die Gemeindebürger für den Namen Karlstein, der bereits um das Jahr 1000 in einer Beschreibung des Aschaffenburger Forstbezirkes auftaucht und ein Grenzmal an der ehemalig Gemarkungsgrenze zwischen Dettingen und Großwelzheim bezeichnet; er wird in einer Sage mit Karl dem Großen verbunden. -stein.
Karlum
Karnin
Karolinenkoog
Karrenzin
Karsbach
Karsdorf
Karstädt (Mecklenburg)
Karstädt (Prignitz) 1271 Reinoldus de karstede [Original], 1482 karstede, 1652 Kahrstedt. Der Name ist von Kahrstedt in der Altmark, (1324 Carstede) übertragen worden, woher auch andere Namen in der Prignitz stammen. Die -stedt-( -statt-)Namen (zu altsächsisch stedi, stidi, althochdeutsch stati ‘Stätte, Stelle, Platz’) waren in der d. Siedlungszeit nicht mehr produkt Das Bestimmungswort ist zu mittelniederdeutsch, mittelhochdeutsch kar ‘Schüssel, Geschirr, Gefäß’ zu stellen, das metaphorisch verwendet werden konnte: ‘Ort in einer Mulde’. Ähnlich Karstedt, Landkreis Ludwigslust.
Karweiler, (Koblenz) 1131 Calewilere. Germanisch kalwa-, kahl, wilari, Gehöft.
Karwitz
Kasbach-Ohlenberg, Koblenz, 886 Kopie +1103 Cazbach, 1076 Kazbach, Germanisch kattu-, Wildkatze + baki, Bach.
Kaschenbach
Kasdorf
Kasel, 973 Casella, 1220 Caselle.
Kasel-Golzig
Kasendorf
Kasseburg
Kasseedorf
Kassel Entstand aus einer fränkische Befestigungsanlage des 10. Jahrhundert; Stadtrecht um 1180. Sitz der Landgrafen (seit 1277) und Kurfürsten (seit 1803) von Hessen, 1866 zu Preußen. Ansiedlung von Hugenotten im 17./18. Jahrhundert; bis 1944 Hauptstadt der Provinz Hessen-Nassau. Schloss und Bergpark Wilhelmshöhe, Herkules, Orangerieschloss, Karlsund Fuldaaue, Fridericianum; seit 1955 internationale Kunstausstellung, deshalb auch Zusatz: documenta-Stadt. 913 Chassalla/Chassella, 940 Cassella, 1152 Cassele, 1182 Cassela, 1202 Cassle, 1221/1222 Cassela/ Cassel, 1225 Casla/Kasle. Seit dem 16. Jahrhundert wurde immer wieder der Deutungsversuch über lateinisch castellum ‘Befestigung’ aufgegriffen. Römisch Funde fehlen sowohl in Kassel als auch in den Orten gleichen Namens (s. u.). Auch aus sprachwissenschaftlichen Gründen ist die castellum-Hypothese abzulehnen, da sich die s-Geminate nicht aus -st entwickelt haben kann. Andere Etymologien, die den Namen der Stadt auf den Germanenstamm der Chasuarier zurückführen oder die Übertragung eines alten Gewässername mit l-Suffix vermuten, sind ebenso wenig überzeugend Einen neuen Ansatz bietet Guth, der den Namen *Kassella nicht als Simplex, sondern als Kompositum *Kas+ *-sella auffasst. Doppel-s erklärt sich damit als Folge der Komposition. Das Grundwort -sella/-salla aus seli < *sali zu altniederdeutsch seli Maskulinum ‘Gemach, Haus, Halle, Scheune’, altenglisch sele Maskulinum ‘Halle, Wohnung, Eremitage, Höhle, Gefängnis’ ist ein im Deutschen früh erloschenes Appellativum mit der Bedeutung ‘Haus, Unterkunft’. Im kontinentalgermanischen Bereich lassen sich zahlreiche Ortsname anschließen, die gehäuft in Flandern und Westfalen, aber ebenso im übrigen deutschsprachigen Gebiet vorkommen (z.B. Brüssel, B (966 Jahrhundert) Bruocsella, um 1047 Brosella); Sommersell, Ortsteil von Nieheim, Kreis Höxter, (1059 Sumerseli) u.a.m.). Das Bestimmungswort Kass chließt Guth appellativisch als Variante zu oBand Kar ‘Talmulde, Bergkessel’ als metaphorische Übertragung zu althochdeutsch kar, mittelhochdeutsch kar, mittelniederdeutsch kar(e) ‘Gefäß, Schüssel’ und gotisch kas ‘Gefäß’ an. Im mittleren und nördlichen Deutschland eher als ‘Mulde, Geländeeinbuchtung’ denn als ‘Gebirgskessel’ aufzufassen. Die ursprüngliche Bedeutung des Ortsname Kassel ist damit als ‘zweckgebundenes Einzelgebäude, Funktionshaus, an einer Mulde, in einer Geländeeinbuchtung oder bei einer feuchten Niederung gelegen’ anzugeben. Die Deutung korrespondiert mit der ursprünglichen Lage des Stadtkerns im Bereich der ehemalig Mündung der Ahne in die Fulda. So Oberkassel, Stadtteil von Bonn, (1144 Cassela);Niederkassel, Rhein-Sieg Kreis, (9. Jahrhundert Cassele, 1246 Cassela inferior).
Kassenberg, (Steele) 1035-50 Cassonberga.
Kassow
Kastellaun 1226 Kestilun, 1248 Kestelun, 1292 Kastelun, 1363 Kestillon, 1429 Kastellen, nach 1500 Kestelaun, 1556 Castelaun. Ursprünglich Burgname entlehnt aus romanisch *castellio ̄ne, italienisch castiglione ‘kleines Schloss’.
Kastel-Staadt, 1098 Castel.
Kastel, (Trier) 1 Halfte 1200 in Castelo.
Kastel, Mainz- (Wiesbaden) 224 Kastello Mat(t)iacorvm.
Kastenholz = Nieder- und Oberkastenholz. 190-1202 Castinholz. Germanisch von romanisch castanea, Kastanienbaum + hulta, Wald.
Kaster, (Köln) 1148 Kopie mitten 1200 Kastere, 1160 de Castere.
Katenberg, (Seppenrade) mitten 1200 Caterenbergae. Germanisch kataran- Kater + berga-, Berg.
Katernberg, (Elberfeld) mitten 1200 Catirinberge.
Kastl (bei Kemnath)
Kastl (Lauterachtal)
Kastl (Oberbayern)
Kastorf
Katharinenheerd
Katlenburg-Lindau 11. Jahrhundert Bau der Burg auf einem Bergsporn über den Flüssen Katel und Rhume an Verkehrsstraße über die Rhume, 1105 Umwandlung in ein Kloster durch Dietrich von Katlenburg, 1560 Schlossumbau durch Philipp von Grubenhagen. Lindau: Lage im Untereichsfeld in Rhumeund Oderniederung, um 1322 Errichtung einer Burg auf älterer Anlage durch Bischof Otto von Hildesheim (h. noch Mushaus erhalten), 1496 Ort als oppidum erwähnt, 1521 zum Erzbistum Mainz, 18./19. Jahrhundert Fabrikation von Brauereipech. Katlenburg: zu 1075 Diedericus de Cadalenburg [Original], 1146 Katelenburch [Original]; Lindau: 1184 Werenherus de Lindaw (Kopie15. Jahrhundert), nach 1212 in Lindowe [Original]. Katlenburg: Bildung aus dem Gewässername Katel in flektierter Form und dem Grundwort -burg. Die Katel (um 1215 Catelenborn) ist auf eine Grundform *Kat-ala zurückzuführen, zu germanisch *kat‘gebogen, gekrümmt; Winkel’, abgeleitet durch das häufige Gewässername-Suffix -ala. Lindau: Stammkompositum aus altsächsisch linda, mittelniederdeutsch linde ‘Linde’ als Bestimmungswort und dem Grundwort -au(e).
Kattendorf
Katzenbach
Katzbach, (Erpel) 1116 iuxta riuulum cui nomen est Catzbach. Germanisch kattu-, Wildkatze + baki, Bach.
Katzenelnbogen Über das Gebiet der heute Gemeindeverwaltungsverband verlief der römische Limes. Um 1095 wurde die Burg Katzenelnbogen durch einen Vogt des Klosters Bleidenstadt errichtet. Mitte 12. Jahrhundert entstanden die Grafschaft und das Geschlecht Katzenelnbogen, unter dem der Burgort 1312 Stadt wird. 1479 ging die Grafschaft an Hessen über. Das h. Schloss wurde 1584 errichtet. Im 19. Jahrhundert kam die Region zunächst an das Herzogtum Nassau, dann an das Preußen. 1102 de Cazennellenboge, 1129 de Cazenelenbogen, 1143 Katzenelenbogen. Der Ortsname liegt ein Flurname zugrunde, dessen Grundwort -ellenbogen eine Flussbiegung meint und sich auf die Krümmung des Dörsbaches bezieht. Es gibt mehrere Flurnamen mit althochdeutsch el(l)inboge, mittelhochdeutsch ell)enboge ‘Ellenbogen’, die Flussbiegungen, Grenzkrümmungen oder winklige Feldstücke bezeichnen. Das Bestimmungswort Katzen-, althochdeutsch katto ̄n ‘Katze’, könnte ausdrücken, wie klein diese Krümmung oder das Flurstück ist. Demnach wäre der Ortsname als ‘Siedlung an einer (wie ein Katzenellenbogen) kleinen Flussbiegung’ zu deuten. Nicht ausgeschlossen sind aber auch Verbindungen mit dem Personennamen Chato, Catto, Genitiv Catten-, Kf. Caz(z)o, oder mit dem Völkernamen Chatten. So Elbogen, heute Loket, Bez. Sokolov.
Kauerhof, (Moselkern) 1181 Cauene, Cauena.
Katzhütte
Katzow
Katzweiler
Katzwinkel (Eifel)
Katzwinkel (Sieg)
Kaub (am Rhein)
Kauern
Kaufbeuren Maierhof als Kern der Klostergründung, staufische Stadt, Reichsstadt bis 1803, dann zu BY. Durch Vertriebenenansiedlung „Neu-Gablonz“ starkes Wachstum und Industrialisierung, Fachhochschulzweig. 10./11. Jahrhundert Buorrin, 1109–1118 Bûirron, 1225 Buron, 13. Jahrhundert Schiltbuirron, 1303Ku ̊fburun, letzte einfache Form 1413Bürun; Kaufbeuren (1467). Grundwort: Umgelautete Form zu althochdeutsch bu ̄r, bu ̄ri st. Neutrum ‘Haus, Hütte, Wohnung’. Bestimmungswort: mittelhochdeutsch kouf ‘Handel, Geschäft’. Gesamtdeutung ‘Beuren, (Häuser) mit Kaufmöglichkeiten’. Die singuläre Form Schiltbuirron wird als ‘wehrhaftes Beuren’ erklärt. Späte Formen auf Kof spiegeln die mundartliche Vereinfachung von ou > o ̄.
Kaufering Im Mittelalter Ministerialensitz des Herzogtums, adelige Hofmark, 1943–45 KZ-Außenlager. Seit 2008 Markt. Circa 1052 (Kopiedes 13. Jahrhundert) Chufringen, 1116 (Kopie des 15. Jahrhundert) Cuueringin, circa 1148–circa 1154 (Kopie von 1521) Chuueringin, 1155 (Kopie von 1521) Chufringin, 1172 als Chuferingen, circa 1197–1199 Kuveringen, 1217 Kufringen, 1294 Chavfringen, circa 1300 Chaufring, 1332 Kaufring ... Kaufringen, 1499 Kaufering. Es ist der Personennamen *Ku ̄faro zu erchließen der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist.
Kaufungen =Ober-und Niederkauffungen, 1017 Errichtung eines Benediktinerinnenklosters durch Kaiser Heinrich und seine Frau Kunigunde in dem 1008–1011 entstandenen Königshof (Ober-)Kaufungen. Das Reichskloster wird Mitte des 12. Jahrhundert in ein adeliges Damenstift umgewandelt. Die Vogtei lag seit 1297 bei den Landgrafen von Hessen. 1532 Übergabe des Stifts Kaufungen an die hessische Ritterschaft. 1011 Coufungon [Original], 1017 Coufunga, 1018 ad Capungam, 1229 Obirin Koufungin, Nidirin Coufungin, 1281 Cauffungin. Ableitung mit den Abstrakta bildendem Suffix (germanisch *-ungo ̄ > althochdeutsch -unga) zu althochdeutsch kouf ‘Kauf, Geschäft, Handel’. Hieraus ergibt sich die Bedeutung ‘Handelsplatz’. Der Ortsname erscheint analog zu den -ingen/-ungen- Ortsname in der Form des Dativ Plural inhaltlich nicht plausibel ist eine Anlehnung an mittelhochdeutsch kobe, mittelniederdeutsch kove ‘Stall, Käfig, Höhle’.
Kaulen, (Neurath) 1216 Culen. Germanisch kulon-, Grube.
Kaveloch, (Klotten) 1051 Cauelach.
Kaulsdorf
Kausen
Kayhude
Keeken, 1122 Kikene, 1173 Kiken.
Kefenrod
Kefferhausen
Kehl Im Mittelalter teilte sich Kehl mit Jeringheim ein Kirchspiel und Gericht; Kehl gehörte zum Gesamtbesitz der Geroldseck und blieb nach der Teilung 1278 Kondominat der Linien Lahr und Hohengeroldseck, die teilweise ihre Anteile als Lehen an verschiedene Adlige vergaben. Deshalb lag der Besitz des Dorfes Ende des 18. Jahrhundert zur Hälfte beim Domstift Straßburg, zu einem Viertel im Kondominat von Baden und Nassau und zu einem Viertel bei den Böcklin von Böcklinsau, 1803 fallen die Anteile des Domstifts und Nassaus, 1806 der Anteil der Böcklin an Baden. 1289 (Kopie1 5. Jahrhundert) Kelle [Original], 1299 Kelle [Original], 1300 Kenle [Original]; Kehl (18. Jahrhundert). Der Name geht zurück auf althochdeutsch kanali ‘Wasserrinne’, mittelhochdeutsch kanel, kenel ‘Kanal, Röhre, Rinne’, eine alte Entlehnung aus lateinisch cana ̄lis. Die Entwicklung verläuft über den Umlaut des Stammvokals von a zu e, die Assimilation von nl zu ll, bis zur Dehnung des Stammvokals, gespiegelt durch die neuzeitliche Schreibung Kehl. Namengebend war ein Nebenarm des Rheins.
Kehlbach
Kehrig, 1103 Kiracha, 1138 Kirriche, 1223 Kerriche.
Keidelheim
Keila
Kelberg Gemeinte rund um den Hochkelberg, einen ehemalig Schichtvulkan, der schon in römisch Zeit besiedelt war. Bis Ende 18. Jahrhundert Teil Kurtriers. Kelberg war im Mittelalter Marktort mit eigenem Gericht. 1815 mit dem Kreis Daun an das Preußen. Haupterwerbsquelle war bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Landwirtschaft. H. lebt die Region vor allem vom Tourismus. Im Norden grenzt die Verwaltungsverband an den Nürburgring. 1195 Kelberg, 1215 in banno de Keleberch, 1221 Kelberch; Kelberg (1324). Die Nennung von 943 (ad Kelenberega et sic Kelenberega usque ad fluvium Triera, MRUB I) meint nicht den h. Ort, sondern den Hochkelberg in der Nähe, auf den sich aber der Ortsname bezieht. Dem Bestimmungswort könnte wie dem Gewässername Kyll (um 800 ad kila Prüm Liber aureus Prumiensis. Herausgegeben von R. Nolden. Prüm 1997, 1293 Kele keltisch *kelvos, germanisch *helvos ‘verborgen, versteckt’ zugrunde liegen. Das Grundwort ist-berg. Demnach wäre der Ortsname als ‘Siedlung am (Hoch-) Kelberg’ zu deuten.
Kelbra (Kyffhäuser) 1158 Keluelowe, Keluerowe, 1215 Kelberowen.
Keldachgau, (Gau zwischen Ruhr und Wupper) 904 in Keldaggouue.
Keldenich, (Wesseling) 1213 in Keldenich superiori.
Keldung, (Koblenz) 1121 Cheledin, 1147 Celdinc.
Kelheim Circa 1000 Burg des bayerischen Pfalzgrafen, im 13. Jahrhundert Stadt. 863–885 Cheleheim, circa 1100 Chelihaim, 1135 (Kopie des 12. Jahrhundert) Kelahaim, circa 1143 (Kopie des 12. Jahrhundert) Chelhaim, circa 1168 Keleheim, 1205 Kelheim. Als Grundwort ist althochdeutsch *haim, -heim zu erschließen, dass wohl eine neutrale Kurzform zu hei Mittelalter‘ Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ ist. Bestimmungswort ist althochdeutsch chela ‘Kehle’, hier ‘Geländeeinschnitt’, was sich auf den Donaudurchbruch bezieht.
Kelkheim (Taunus) Als königlich Besitz ging der Ort im 9. Jahrhundert an das Frankfurter Bartholomäusstift. Von diesem wurden die Grafen von Eppstein (bis 1535) und nach deren Aussterben die Grafen von Stolberg belehnt. Seit 1594 gehörte Kelkheim zur Mainzer Amtsvogtei Eppstein. 1803 an Nassau-Usingen. 1938 wurden mit der Erhebung zur Stadt die Orte Hornau und Münster eingemeindet. 1977 Zusammenschluss der Stadt mit Fischbach und Rossert (Ruppertshain und Eppenhain). Die Freiherren von Gagern besaßen in Hornau von 1818–1866 ein Hofgut. Kelkheim: 880 [Original] Kadelcamf, 1228 Kadelcamp, 1355 Kalcamp, 1369 Kalcheim. Fischbach: 780–802 (Kop.) Fischebah. Hornau: 874 [Original] Hurnouua, 1222 Hornowi. Münster: 780–802 (Kop.) Liderbach, 1222 Munstirlidirbach, 1287 Monstere. Rossert: Neubildung zu Eppenhain (1280–85 Eppenhain) und Ruppertshain (1290–94 Ruprechteshain). Bestimmungswort im Ortsname Kelkheim ist der Personennamen Kadelo, das ursprünglich Grundwort ist entlehnt aus lateinisch campus ‘Feld’. Der kontrahierte Ortsname Kalcamp wurde als dialektal ent tellter Ortsname gedeutet und schon bald fälschlich als-heim-Name interpretiert. Der Ortsname Hornau zum Adjectivisch althochdeutsch *horaw ̄ın, *hurw ̄ın zu althochdeutsch ho ̄ro ‘Moor, Sumpf, Schlamm’. Anzusetzen ist die syntaktische Fügung althochdeutsch *ze dero hurw ̄ınu ̄n ouwa ‘Siedlung bei der sumpfigen Au’. Die ursprünglichen Namen von Münster ist Liederbach (Liederbach am Taunus, Main-Taunus-Kreis). Das Bestimmungswort Münster trat sekundär hinzu. Eppenhain und Ruppertshain haben die Personennamen Eppo beziehungsweise Ruprecht im Erstglied. Beide Orte fusionierten kurzzeitig (1972–1977) unter dem Namen des Berges Rossert.
Kell (am See) Ersterwähnung 633, seit 1970 anerkannter Luftkurort. Einzelhandel sowie Tourismus und Kurbetrieb. 633 Callido, 923 Callidi, 1190–1200 Keillede, 1217 Kellede, 1330 Kelde, 1546 Kelle. Grundform *Kalliton ‘Waldgegend’, romanisch Callido, Ableitung von keltisch *kall ̄ı ‘Wald’ (altirisch caill, kymrisch celli). So Hermeskeil, Landkreis Trier-Saarburg.
Kell bei Burgbrohl, 1103 Chella, 1190-1211 Kelle.
Kella
Kellenbach
Kellen, 751-52 Cellina, 1069 Kennele.
Kellersberg, (Alsdorf) 1191 Kelresberg.
Kellenhusen (Ostsee)
Kellinghusen Um 1148 erstmals erwähnt. Luftkurort, „Keramikstadt“ (Tradition der Fayencenmalerei). 1148 de Kerleggehuse [Original]; Kellinghusen (1329), 1680 Kellinghausen, 1684 Kellinghusen. Der Ortsname bildet sich aus dem Personennamen Karl/Kerlin und dem Suffix-ing, das auf germanisch *-inga/*-unga als Zugehörigkeitssuffix zurückgeht. Es begegnet häufig in Suffixkombination, wie hier mit dem Dativ Plural zu hus, -husen, hochdeutsch-hausen, ‘Haus’. Es handelte sich also um eine ‘Siedlung des Karl/Kerlin’.
Kellmünz
Kelsterbach Offenbar bereits im 3. Jahrhundert gab es in Kelsterbach an der Mündung des gleichnamigen Baches in den Main eine kleine römisch villa. Später war der Ort im Besitz des Klosters Lorsch als Teil des Forstund Wildbanns von Dreieich. Auch königlich Gut lässt sich nachweisen. Über die Herren von Münzenberg und die Grafen von Isenburg-Büdingen gelangte der Ort 1600 an die Landgrafschaft Hessen. Für die Waldenser wurde 1700 Neu-Kelsterbach gegründet (1827 nach Kelsterbach eingegliedert). 1952 Verleihung der Stadtrechte. Von dem 1566–1581 errichteten isenburgischen Schloss „Wolfenburg“ blieben nur Reste. 830–850 (Kop.) Gelsterbach, 880 Gelstrebach, 1275 Kelsterbach. Der Bachname ist auf den Ortsname übergegangen. Bestimmungswort wohl zu althochdeutsch *gellan, mittelhochdeutsch gellen ‘laut tönen, schreien’, vgl. mittelhochdeutsch gels ‘Schall, Geplätscher’. Der Gewässername zeigt eine alte Bildung mit dem Suffix -str-.
Keltern Der Siedlungsname wurde 1972 im Zuge der Vereinigung der Dörfer Ellmendingen, Dietlingen, Niebelsbach und Weiler als Name für die neue Einheitsgemeinde festgelegt. Er greift eine landschaftliche Besonderheit auf und bringt ein Motiv aus der ländlichen Arbeitswelt in dem traditionellen Weinbaugebiet zur Geltung. Dabei ist mit dem neuen Gemeindenamen aber nicht (das) Keltern als Tätigkeit, das heißt der Vorgang der Saftgewinnung durch (Aus-)Pressen von Obstfrüchten (besonders von Weintrauben), vor allem zur Herstellung von Most und Wein, angesprochen. Vielmehr bezieht sich der Name auf den Plural der Kelter, also auf die für diesen Saftgewinnungsprozess genutzten technischen Vorrichtungen und Anlagen, die gemeinhin auch Obst-, Most oder Weinpressen genannt werden, beziehungsweise auf die entsprechenden Gebäude, in denen derartige Apparaturen untergebracht sind, welche ebenfalls als Keltern bezeichnet werden.
Kelz, (Aa) 1027 in Keleso, 1176 Kelese.
Kemberg Anfangs zur Grafschaft Brehna, mit dieser ab 1290 zum askanischen Kurfürstentum. 1423 wettinisch, 1815 preußisch. Seit dem 13. Jahrhundert recht bedeutender Propsteisitz des Erzbistums Magdeburg, Stadtwerdung spätestens im 14. Jahrhundert, im Zusammenhang mit der Reformation im 16. Jahrhundert gewisse Bedeutung. 1332 Johanne praeposito in Kemerik [Original], 1337 Kemerik, 1353 Kemerich [Original], 1528 Kembergk [Original]. Nachbenennung zur flämischen Namenform Kamerijk der nordfranzösisch Stadt Cambrai, die sich deutlich in den ersten Belegen zeigt. Insofern siedlungsgeschichtliche Parallele zu Aken. Die konkreten historisch Umstände dieser Namenübertragung sind bisher nicht geklärt. In der Folgezeit lautliche Umgestaltung, (etym. falsche) Angleichung an-berg. Gelegentlich finden sich kleinere Siedlungen, deren Name an die ursprünglich Form Kamerik anknüpft oder anzuknüpfen scheint.
Kemmenau
Kemmern
Kemnade, (Niederkrüchten) 1141 de Kemenathen, 1203 Kaminata. Mittel Niederländisch kemenade, geheiztes Zimmer.
Kemnath
Kemnitz
Kempen Stadtrechte 1294 durch den Kölner Erzbischof Siegfrid von Westerburg. 10. Jahrhundert in Campunni, Campinni, 1144 de Kempene [Original]. Niederrhein. kamp ‘(umfriedetes) Feld’ ( KampLintfort) mit Suffix germanisch *-unja-/-injazur Bezeichnung der Zugehörigkeit: ‘das zum Kamp Gehörige’. Der Umlaut ist durch das Suffix bewirkt. Parallelen mit Basis kamp.
Kempenich, 1143 Kempenich, 1146 Campenich. Gallo-romanisch Campaniacum, zu Campanius gehörig.
Kempfeld
Kempten Römisch Stadt des 1. Jahrhundert n. Chr., dann „Oberzentrum“ oder gar Provinzhauptstadt Rätiens? Gegen 400 Ende römisch Funde. Um 740 Missionszelle mit Kirchenbau, dann karolingisches Kloster mit großem Immunitätsbezirk (853) als Grundlage der Territoriumsbildung. Im 12. Jahrhundert Beginn der Stadtentwicklung, fortlaufende Rivalität zwischen Kloster und Stadt, Freikauf der Stadt vom Kloster 1525, durch konfessionellen Gegensatz weiter verschärftes Gegenüber, 1. Jahrhundert K -
(Cambodounon), 3. Jahrhundert Camboduno, 5. Jahrhundert Cambidano, 844 Campidona, 1063 Kembeden, 1250 Chempton; Kempten (1355). Keltisch/ g allisch dunon‘ Burg, hoch gelegener Ort, keltisch *cambo ‘krumm’, also wohl ‘Burg an der Flusskrümmung’. So Kempten, Kanton. Zürich.
Kendenich, (Hurth) 941 Cantinich, 1158 Kentenich. Gallo-roamnisch Cantiniacum, zu Cantinius gehorig.
Kenn, 633 Kannin, 893 Cannis, 940 Camnis, 1135 Kenne.
Kennfus, (Koblenz) 1097 Canteuis.
Kenten, (Bergheim) 1115 Kente, 1126 Kentene.
Kentrup, (Bösensell) mitten 1200 Kalingthorpa.
Kentzlin
Kenzingen Kenzingen-Herbolzheim. Gemeindeverwaltungsverband der beiden namengebenden Städte sowie der Gemeinte Weisweil und Rheinhausen im Landkreis Emmendingen, 24 698 Einwohner, 10 km n Emmendingen, Reg.-Bez. Freiburg. 952 gerät Kenzingen an das Kloster Einsiedeln, später kam es an das Kloster Andlau, die Ortsherrschaft war im Besitz der Herren von Üsenberg, (im 14. Jahrhundert als Lehen an Österreich), 1352 Kauf durch Markgraf Heinrich SO, nach dessen Tod Abtritt der Herrschaft 1369 an Leopold von Österreich, 1415–27 Reichsunmittelbarkeit der Stadt durch die Ächtung Herzog Friedrichs, bis 1564 wechselnde Inhaber, dann an Österreich, 1805 an Baden. St. Laurentius-Kirche, Schwabentor, Üsenbergbrunnen, Franziskanerkloster, Kirnburg, Burgruine Lichteneck, Unteres Schloss. Herbolzheim liegt am Rande der Rhein ebene an einer alten römerzeitlichen Durchgangsstraße, 1400–1805 an Österreich, 1589 Marktrecht, 1810 Stadtrecht. Ruine Kirnburg, Stadtkirche St. Alexius, Herbolzheimer Höfle, Ritter Berthold von Herbolzheim. Kenzingen: 773 in Kencinger marca, 973 Chenzinga [Original], 1094 Canzingen [Original], 1111 Kencingen. Herbolzheim: 1108 Heribotsheim, 1240 Herbolzheim. Der Ortsname Kenzingen ist mit Wandel von t zu z in der 2. Lautverschiebung und Umlaut des Stammvokals wohl zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung von keltisch *kanto ‘Ecke, Biegung’. Das keltische Appellativ bezieht sich vermutlich auf den Lößbergrand. Ein Personennamen Kanzo/Canco ist dagegen nicht bezeugt. Herbolzheim ist eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort-heim und als Bestimmungswort der Personennamen Haribald (> Heribolt). Da auch die Mundartform /hérbeltse/ das -l enthält, ist der älteste Beleg vermutlich verschrieben, verlesen oder das Ergebnis einer Sprecherleichterung von -bolts zu -bots-. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung des Haribald.
Kenz-Küstrow
Keppeshausen
Kerben, 981 Kopie 1215 Kerve, 1168 Kerues.
Kerken 1067 in Gelre êcclesiam (Nieukerk?), (1218) antique ecclesie in Gelren (Dativ, Aldekerk) ... matri ecclesie (Dativ, Nieuwkerk), 16. Jahrhundert Niekerch, Oldekirch. Mittelniederländisch mittelniederdeutsch kerke ‘Kirche’ im lokativischen Dativ (Singular oder Plural; -kirchen): ‘bei der Kirche/ den Kirchen’. Die Typen ‘neue/alte Kirche’ erscheinen auch sonst in Ortsnamen des niederfränkischen Sprachgebiets.
Kernen im Remstal Kernen im Remstal (1977). Kernen ist vielleicht eine metaphorische Bezeichnung für einen zentral gelegenen Hauptberg und gehört dann zu althochdeutsch kerno, mittelhochdeutsch kerne ‘Kern; das Innere, der Mittelpunkt’. Allerdings wird der von Reichardt verglichene Name (Mosel)kern (um 1100 villa Kerna), an der Mündung der Eltz, umgeben von hohen Bergen, auf *Karnia zurückgeführt, das keltisch *karn‘Stein, Felsen’, altkymrisch *carn in river Cerne „the rocky or stony stream“ (Dorset, Großbritannien), als Grundlage hat (Albrecht Greule, brieflich). Daher ist diese Deutung auch für Kernen im Remstal wahrscheinlicher. Der neue Gemeindename nimmt Bezug auf die Lage der beiden Orte unter dem Kernen, der höchsten Erhebung des Schurwaldes (als Flurname zuerst 1738–40 die Kernen), und im Remstal. So Moselkern, Landkreis Cochem-Zell; Kahren, Ortsteil von Saarburg.
Kerich=Ober-und Niederkerich, (Trier) 1079-1101 Kerriche.
Kerktorp, (wüst bei Lichtenau) 1036 Kyrcthorpe. Germanisch kirika, Kirche + porpa, Dorf.
Kerle, (Boppard) 1224 Keirle.
Kerlingen, 874 Crellingo.
Kern, (Wahlscheid) 1171-72 Kerne.
Kerpen (Eifel)
Kerpen, (Trier) 1110 Kerpene, 1136 Carpena, 1171 Cherpene.
Kerpen (Rhein-Erft-Kreis) Besiedlung (Römerstraße Köln-Aachen), karolingisches Königsgut, vor 1122 Reichsburg, ab 1282 brabantisch, ab 1396 Teil der spanischen Niederlande, meist verpfändet; wohl vor 1040 Kanonikerstift St. Martin mit Pfarrkirche, agrarisch geprägt bis zum späten 19. Jahrhundert, nach 1960 (Autobahnanschluss) Siedlungsverdichtung, Industrie und Gewerbeansiedlung, Stadt seit 1941, 1975 mit weiteren Gemeinte (Blatzheim, Buir, Horrem, Sindorf, Türnich u.a.) zur neuen Stadt Kerpen zusammengeschlosssen. 12. Jahrhundert Cerpene, 13. Jahrhundert Carpena. Der Beleg 871 villa kerpinna in pago eiflense gehört wohl zu Kerpen im Kreis Vulkaneifel. Die bei Kaufmann 1973 und Dittmaier 1963b für Kerpen (Vulkaneifel) und weitere Flurname diskutierte Bezugsmöglichkeit auf die Fischbezeichnung Karpfen < lateinisch carpa ist hinsichtlich der Etymologie des Wortes strittig. Wohl zu lateinisch cárpinus ‘Hage-, Hainbuche’ und kollektivem Geländesuffix germanisch -inni, latinisiert -inn(i)a, also wohl ‘mit Hainbuchen(hecken) eingefriedigter Bezirk’.
Kersch, (Trier) 895 Carescara, 1148 Karscara.
Kerschenbach
Kerzenheim
Kescheid
Kesfeld
Kessel, vor 1300 Kissele. Romanisch castellum, Burg.
Kesseling, 762 Kopie + 920 Casleoca, 773 Casleuc. Siehe Kassel.
Kesselheim, 966 Kescelenheim, 1174 Keszelheim.
Kessenich, (Bonn) 1173-90 Cestnich, 1190 Kestenich. Gallo-romanisch Cassiniacum, zu Cassinius.
Kessenich, (Euskirchen) 856 Casnec, 1046 Kessenig.
Kesten, 902 Castanidum, 981 Castheneith, 1098 Ketsinde. Romanisch castentum, Kollektiv zu Castanea, Kastienbaum.
Kestert, 1110 Kestene, 1140 Kestere.
Ketsch 1156 Grangie des Zisterzienserklosters Maulbronn unter Vogtei des Speyerer Bischofs, vor 1326 Verkauf ans Speyerer Domkapitel und somit unter den Schirm der Pfalzgrafen geraten, in der Neuzeit Landeshoheit des Speyerer Bischofs über Ortsherrschaft des Domkapitels gesichert, 1803 an Baden. Alter Wasserturm, katholisch Kirche, Enderle. 1153 Keths [Original], 1156 Ketz [Original], 1197 Kaz, Kesch [Original]. Die Deutung ist unsicher. Eine Verbindung mit mittellateinisch chacia ‘Axt, Keil’ – darauf verweist die Axt im Stadtwappen – ist sprachlich ebenso unwahrscheinlich wie die Verbindung mit althochdeutsch ketti ‘Grab, Gruft’, schweizerdeutsch kett ‘Grube, Wasserleitung’. Auch eine Zusammensetzung mit dem Personennamen Kazo/Kazzo und dem in Siedlungsname vergleichsweise seltenen Suffix -issa, das Bach für den Ortsname Katsch (< chatissa) bezeugt, liegt hier wohl nicht vor. Da der Ort offensichtlich an einer (ehemaligen) Rheinschleife entstanden ist (vgl. auch Ketschau, Ketscher Rheinwald), vergleicht sich am ehesten der Gewässername Kötz (zur Günz zur Donau). Die Kötz macht in Großkötz (Landkreis Günzburg, 1117 Kez, 1126 Kezze, 1469 Ketz) eine auffällige Rechtsbiegung, bevor sie in die Günz mündet. Der Name wird auf (germanisch) *Katjo ̄ > voralthochdeutsch *Kattja > althochdeutsch *Keze (= /ketse/) zurückgeführt (Albrecht Greule, brieflich). Wilhelm Kaspers schloss aus verwandten Namen auf germanisch *kat(t)‘gewinkelte Bachkrümmung’.
Kettenhausen
Kettenheim
Kettenkamp
Kettershausen
Kettig
Ketzin/Havel
Kettinghausen, (Wester Bönen) 1152 Ketecvsen. Germanisch Katingo husum, zu den Häusern der Leute des Kato.
Kettwig, 10-1100 Katuuig, 1052 Katuuik. Germanisch kattu-, Katze + wika-, Tochtersiedlung
Kevelaer 1300 sita aput villam de Keuelar [Original], Ende 13. Jahrhundert in Keveler. Der erst seit Beginn des 14. Jahrhundert überlieferte Name wird von Kaufmann mit dem Namen Keverlo (1. Hälfte 12. Jahrhundert, im Essener Stadtteil Überruhr-Hinsel) parallelisiert und zu den Namen auf -loh gestellt. Doch gibt es keinen zureichenden Grund, Kevelaer nicht zu den gerade im umliegenden Raum gut bezeugten -lar Namen (etwa Keylaer, Vorselaer) zu rechnen. Das Grundwort -lar ist ursprünglich ein Flurname mit der Bedeutung ‘(mit Hürden umzäunte) Weide’. Im Bestimmungswort ist mit mittelniederländisch k ̄ever(e) ‘Käfer’ gerechnet worden, bei dem dann ein (dissimilatorischer?) -r-Schwund anzunehmen wäre, was nicht völlig unproblematisch ist. Möglicherweise tritt jedoch ein Etymon auf, das zu mittelniederländisch mittelniederdeutsch k ̄ıven ‘streiten, zanken’ gehört, vielleicht in der Ablautform des Partizips ge-k ̄even. Das würde den Namen zu dem Flurnamen stellen, die Örtlichkeiten bezeichnen, auf denen oder um die ein Streit stattgefunden hat.
Keveloh, (Steele) mitten 1200 Keverlo. Germanisch kabru-, Käfer, + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Kevermont (jetzt Geizenburg Trier) Anfang 13000 Kuermont, romanisch caprae montem, Geißberg.
Keyenberg, (Aa) 1168 Keienburch. Germanisch kagina-, zu kagi-, Stein, Kiesel _+ burg-, Burg.
Kickeshausen
Kiebitzreihe
Kiedrich, 1183 Ketercho.
Kiefersfelden
Kiel Zwischen 1233 und 1242 Gründung durch Graf Adolf SO von Holstein, 1242 Verleihung des Lübischen Stadtrechtes, 1283–1518 Mitglied der Hanse, 1806 zeitweilig staatsrechtlich Teil Dänemarks, nach vielen Auseinandersetzungen 1815 Mitglied des Deutschen Bundes, 1864 Eroberung durch Preußen, 1946 Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Bedeutende Marinestadt mit Werften und Hafenanlage, internationale Meeresforschung, seit 1665 Universität. 1232 to dem Kyle, 1242 Civitati Holsatiae (F. des 15. Jahrhundert), 1248 de Kilo, 1264 Kyl, 1318 der stadt tome Kyle, 1670 Kiehl; Kiel (Ende des 17. Jahrhundert/ um 1690). Der ursprünglich Stadtname lautete Holstenstadt tom Kyle (die Holstenstadt an der Förde). Das ältere Förde ist indogermanisch Ursprungs (*prtús von *por oder *per im Verb fara ‘übersetzen, reisen’), proto-skandinavischer Ursprung ist *ferpuz für ähnliche europäische Wörter. Das y im alten Namen ist ein langes /i/. Im Sprachgebrauch wurde der lange Name zu tom Kyle verkürzt und schließlich zu Kiel. Nimmt man die Wurzel im norddeutsch Kiel an, wurde damit die Förde, eine tief einschneidende, oft schmale Meeresbucht bezeichnet. Daneben ist aber auch ein nordischer Ursprung vom altnordisch *Kíll ‘schmale Bucht’ denkbar. Nicht auszuschließen ist auch eine Herleitung vom altgriechischen *chele ‘gespaltene Klaue von Tieren’, mittelgriechisch ‘klauenartig vorspringender Hafendamm’, womit das Bild der Tierklaue auf die Form der Meeresbucht übertragen wurde.
Kienberg
Kiers, (Appeldorn) 2 Hälfte 1100 Kiserse.
Kierspe Kirchdorf, 1243 Andeutung einer nicht rein ländlichen Rechtsordnung (wicbelde), Eisenindustrie. 12. Jahrhundert Kirsupu, 1147 Kirspe, 1207 Kirspe. Ursprünglich Gewässername. Der Name des Baches Kerspe (zur Wupper), der Kierspe durchfließt und die Kerspe-Talsperre bildet, erweist die älteste Form Kirsupu als verderbt. Es ist von *Kirsapa auszugehen, mit dem Grundwort-apa. Der Name bezeichnet also ein Gewässer, an dem Kresse wächst (altniederdeutsch kresso, mit Metathese des -r-) oder an dem Kirschbäume wachsen (altniederdeutsch kirs-). So Kessebüren, Ortsteil von Unna, Kesbern, Ortsteil von Iserlohn, Märkischer Kreis.
Kieselbronn
Kieve
Kiliansroda
Killem, 1121 Chilhem, 1197 Killehem.
Kindelbrück
Kindenheim
Kinderbeuern
Kinding
Kindsbach
Kinheim, 1148 Kopie +1222 Kennheim, 1161 Kenhem.
Kinsau
Kinzenburg
Kinzweiler, (Aa) 1146 Kenzwilre, 1165 Kenzewilre.
Kipfenberg
Kippenheim
Kippenhohn, (Oberpleis) +1150 Kypinhain, 1218 Kipemhagin. Germanisch Gibbin hagana, Einfriedigung des Gibbi.
Kirburg, 1147 Kirberch, 1157 Cherberc. Germanisch Berg an der Kira.
Kirchanschöring
Kirchardt
Kirchbarkau
Kirchberg (Erzgebirge)
Kirchberg (Hunsrück) Früh von Kelten besiedelte Region mit einer Militärstation an der Grenze zweier römisch Provinzen: vicus dumnissus. Im frühen Mittelalter fränkisch Königshof, heute Denzen, Ortsteil von Kirchberg, das 1259 Stadtrechte erhielt. Das Amt gehörte zur Vorderen Grafschaft Sponheim, seit 1437 zu einer Gemeinherrschaft, nach 1708 der Markgraf zu Baden, ab 1815 zu Preußen. Das wichtigste Wirtschaftsunternehmen h. ist der Flughafen Frankfurt-Hahn. 1127 parrochianus de Chiriperch, 1170 Kirhperg, 1170 kereberc, 1198 Kirchberck; Stadt Kirchberg uff dem Hundtsruck (1414). Der Ort wurde nach einem Berg (-berg), auf dem die Pfarrkirche ( -kirchen) eines Kirchspiel stand, benannt oder später eingedeutet. Der Schwund von -ch (1170) erklärt sich als Auflösung der Konsonantenverbindung. Greule (Kirn) erklärt der Ortsname als ‘Berg an der Kira’ (*Kiraberg). Den althochdeutsch Flussname Kira (926, Kopie12./13. Jahrhundert Kira, 1359 biz in die Kyre, 1401 in die Bach die Kere) stellt er zur keltisch r-Ableitung von einer indogermanisch Farbwurzel *kei(mir. cíar ‘dunkelbraun’, mir. ciru ‘Pechkohle’) und deutet ihn als ‘Schwarzbach’ mit Bezug auf den Schiefer der Umgebung. Demnach wäre der ursprüngliche Ortsname als ‘Siedlung auf einem Berg an einem dunklen Gewässer’ zu deuten. So Kirn, Landkreis Bad Kreuznach; Kirchberg, Ortsteil von Jülich, Landkreis Düren; Kirberg, Ortsteil von Hünfelden, Landkreis Limburg -Weilburg; Kirdorf, Ortsteil von Bedburg, Rhein-Erft-Kreis.
Kirchberg (Oberbayern)
Kirchberg an der Iller
Kirchberg an der Jagst
Kirchberg an der Murr
Kirchberg im Wald
Kirchberg, (Aa) 922 Kirigberge, 1135 Kirberg. Germanisch kirika, Kirche + berga, Berg.
Kirchberg, (Hunsrück) 1170 Kereberc, Kirhpergensem.
Kirchberg. Politische Gemeinte im Wahlkreis Toggenburg (früher: Bezirk Alttoggenburg), auf einem Hochplateau hauptsächlich östlich der Thur im äußersten Nordwesten des Toggenburgs gelegen, bestehend aus dem namengebenden Ort sowie mehreren Weilern und Dörfern (darunter Bazenheid), Kanton St. Gallen, CH. Wohl eisenzeitliche Befestigungen in Unterbazenheid; ab dem 8. Jahrhundert locker besiedelt, Gemeindegebiet jahrhundertelang in Besitz und Einflusssphären der Grafen von Toggenburg und des Klosters St. Gallen. Bis in die Neuzeit landwirtschaftlich geprägt, ab 1800 Textilindustrie, die jedoch in den 1930er Jahren zum Erliegen kam. Als Teil der Region Wil wirtschaftlicher Aufschwung seit den 1960er Jahren. 1222 Kilchberc, 1228 Kilperc, 1229 Chireberc, 1339 Kilchberg. Bildung aus den Appellativen Kirche (-kirchen), schweizerdeutsch Chil(ch)e, Chirche (althochdeutsch kirihha, kilihha) und-berg (althochdeutsch berg, mittelhochdeutsch berc): ‘Anhöhe, auf der eine Kirche steht’. Die moderne Mundartlautung [chirchberg] ist der geschriebenen Standardsprache verpflichtet; die mittelalten Belege reflektieren im Wesentlichen noch die ältere Aussprache [chilchberg]. Der Ortsname-Typ Kirchberg ist im ganzen deutschen Sprachraum verbreitet. So Kirchberg an der Jagst, Landkreis Schwäbisch Hall, Kirchberg am Wagram.
Kirchberg. Stadt und gleichnamige Verwaltungverband im Landkreis Zwickau, am Westrand des Erzgebirges, im Rödelbachtal gelegen und umrandet von sieben Bergen. Als Bergbauort im 13. Jahrhundert entstanden. 1317 das kyrchleen uf dem berge, 1320 Kyrchberg, 1533 Kyrchperg. Bezeichnete die auf dem Berge gelegene Kirche. Im Bestimmungswort steht mittelhochdeutsch kirch ‘Kirche’, -berg. So Kirchberg, ehemalig Königspfalz bei Jena, Kirchberg, Erzgebirgskreis.
Kirchberg-Weihungstal. Gemeindeverwaltungsverband im Alb-Donau Kreis. Der Gemeindeverwaltungsverband Kirchberg-Weihungstal wurde am 23. 4. 1974 aus den Gemeinden Illerkirchberg (1972 entstanden aus Ober und Unterkirchberg), Altheim ob Weihung (1976 mit Staig vereinigt), Hüttisheim, Schnürpflingen und Staig (bis 1972 Weinstetten) gebildet. Martinskirche auf dem Molassesporn zwischen Iller und Weihung. Schloss Illerkirchberg. 1028 (Kopie1250) Kirchberg, 1087 Chirchberk, 1109 Chilchberch, 12. Jahrhundert Kirchberg; Kirchberg-Weihungstal (1974). Kirchberg ist als ‘(Siedlung bei der) Martinskirche auf dem Berg’ eine Zusammensetzung aus dem Grundwort-berg und dem Bestimmungswort Kirche und war ursprünglich der Name von Unterkirchberg. Der zweite Bestandteil Weihungstal enthält als Grundwort -tal und als Bestimmungswort den Gewässername Weihung, der wohl auf den bei Ptolemaios genannten Namen polis Viána zurückgeht.
Kirchbrak
Kirchbruch, (Winnekendonk) 1144 Kierbruch.
Kirchdorf (bei Haag in Oberbayern)
Kirchdorf (Grafschaft Diepholz) Die Nikolauskirche in Kirchdorf wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert errichtet, ihr Sprengel umfasst 15 Orte. Um 1380 Karcktorpe [Original], 1405 Kerckdorpe, 1520 Karcktorpp; Kirchdorf (1823). Bildung mit dem Grundwort -dorf und dem unflektierten Appellativum mittelniederdeutsch kerke ‘Kirche’ als Bestimmungswort Dieses zeigt teils Senkung des -e zu -av or -r-Verbindung. Namengebend war der Umstand, dass der Ort der einzige des früheren Amtes Uchte in der Börde war, der eine Kirche besaß.
-kirchen. Vulgär-griechisch- von griechisch -« ‘dem Herrn gehörig’, altsächsisch kirika-, althochdeutsch kirihha, mittelhochdeutsch kirche Feminin kommt in Ortsname sowohl als Grundwort (Neunkirchen, u. a. SL, BY, NRW; im w OBand verkürztLeutkirch im Allgäu, Landkreis Ravensburg, Baden-wuttemberg) wie auch als Bestimmungswort vor (Kirchhain, Landkreis Marburg-Biedenkopf, HE). Als Siedlungsname bezeichnen sie die Lage (‘bei der Kirche’). Kommt einem Personennamen im Genitiv als Bestimmungswort vor, handelt es sich um sog. Eigenkirchen (vom Grundherrn auf Eigenbesitz erbaut), Appellativum deuten auf Baumaterialien hin (Stein, Holz, Letzteres auch als Lagebezeichnis ‘Wald’ möglich) oder auf den besonderen Status (Pfarrkirchen, Landkreis Rottal-Inn). Die Ortsname können als Ausdruck der frühen Kirchenorganisation (Urpfarren) sehr alt sein.
Kirchdorf (Hallertau)
Kirchdorf am Inn
Kirchdorf an der Amper
Kirchdorf an der Iller
Kirchdorf im Wald
Kirchehrenbach
Kircheib
Kirchen Im 10. Jahrhundert wird die Freusburg zum ersten Mal als „bifanc“, d.h. als Herrensitz erwähnt. Bei der Burg entwickelt sich eine Siedlung, wobei die dazu gehörende Kirche aus landschaftlichen Gründen etwas abseits errichtet wird und selbst eine neue Siedlung zur Folge hat. Die Herrschaft Freusburg gehörte im Mittelalter den Grafen von Sayn und bildete ein Amt. 1803 fiel das Amt an das Herzogtum Nassau, 1815 an das Preußen. 1969 werden Freusberg u.a. Gemeinte in Kirchen eingemeindet, das heute ein anerkannter Luftkurort ist und 2004 Stadt wird. 1048 Froudesbrahderofanc, 1324/25 Kirche zu Vroysbracht, 1455 Kirchenfreusburg. Der Name erklärt sich aus der Zuordnung einer Pfarrkirche zur Burg Freusburg, die den Ausgangspunkt für eine spätere Siedlung bildete. Letztere wurde zunächst vereinfacht Kirch(en)Freusburg, dann zur Kirchen und schließlich nur noch Kirchen (-kirchen) genannt.
Kirchendemenreuth
Kirchenlamitz
Kirchenpingarten
Kirchensittenbach
Kirchentellinsfurt
Kirchenthumbach
Kirchgandern
Kirchgellersen Gellersen. Samtgemeinte im Landkreis Lüneburg. Die 1974 gebildete Samt Gemeinte besteht aus den ehemals selbstständigen Gemeinte Reppenstedt, Kirchgellersen, Westergellersen, Südergellersen, Heiligenthal und Dachtmissen; auf dem Gemeindegebiet lag das nach Lüneburg verlegte Prämonstratenserstift Heiligenthal (1318–82). Vor 1117 Gheldessen [Kopie 1331], nach 1236 Kerkgeldersen, 1252 tres ville Gellersen [Kopie 16. Jahrhundert], 1267 Sutghellerdessen, 1306 Westergeldersen. Bildung mit dem Grundwort -hausen, das seit Beginn der Überlieferung zu -sen abgeschwächt erscheint. Bestimmungswort ist den stark flektierenden Personennamen *Geldheri im Genitiv Singular Teils zeigen die Belege Verkürzung zu Geldes beziehungsweise Umsprung des -d(Gelerd-). Die drei Orte gleichen Namens werden durch die Himmelsrichtung anzeigende Zusätze (West-, Süd-) und den Hinweis auf das Vorhandensein einer Kirche unterschieden. Deutung also: ‘Siedlung des *Geldheri’.
Kirchhain, Königliche Rodungssiedlung, vor 1352 planmäßige Stadtgründung, 1244 villa, 1352 oppidum, 1353 stat, 1305 capella s. Michaelis. 1344 Errichtung einer Burg auf dem Kirchberg, Lateinschule seit Reformation (bis 1830), früher Gerichtsort, Kreisstadt von 1821–1932. Märkte („Marktstadt“). 1971 und 1974 zwölf Orte eingemeindet; bis 30. 6. 1974 Landkreis Marburg. 1146 Werplohen, 1150/60 Werflohe, 1234 Werflo, 1238 Kirchan, 1244 Chirkhain quondam Werflo, 1261 Kyrichhagen, 1295 Kyrcheyn, 1345/46 Kirchhain, 1388 Kirchen, 1577 Kirchhain. Namenwechsel heidnisch > christlich: Werflo(h) nicht dissimiliert aus Welfloh (Vermutung E. Schröders), sondern zu altsächsisch/ friesisch werf / warf für thing, mittelniederdeutsch werf / warf ‘Gericht (im Freien)’, mittelhochdeutsch gewerf ‘Verhandlung vor Gericht, Vertrag’, also ‘Gerichtsstätte’ im Loh, entsprechend Hain ( -loh und-hagen / -(ge)hag); dies dann kombiniert mitKirch< althochdeutsch kirihha, altsächsisch kirika, mittelhochdeutsch kirche.
Kirchham
Kirchhaslach
Kirchheilingen
Kirchheim (bei München) 1098–1137 Kirichaim, 1127–1147 Chircheim, 1187–1200 Chirchhaim, 1231–1234 Kircheim, 1524 (Kopiedes 17. Jahrhundert) Parochialis ecclesia s. Andreae in Kirchhaimb, 1796 Kirchheim, 1811 Kirchheim bei München. Grundwort ist mittelhochdeutsch -heim ‘Haus, Heimat’, Bestimmungswort kiriche ‘Kirche, Kirchengebäude’, -kirchen. Am Ort ist laut dem Beleg von 1524 eine Kirche nachgewiesen. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage bei München. So Kirchheim, u.a. im Würzburg.
Kirchheim (Hessen)
Kirchheim (Thüringen)
Kirchheim (Unterfranken)
Kirchheim am Neckar
Kirchheim am Ries
Kirchheim an der Weinstraße
Kirchheimbolanden
Kirchheim in Schwaben
Kirchheim unter Teck Im frühen 10. Jahrhundert war Kirchheim schwäbisches Herzogsgut im Besitz König Konrads von Hochburgund, 960 kam es über das Bistum Chur an Kaiser Otto I., um 1180 als Erbe an Herzöge von Teck, 1303–1381 zum Teil über Österreich an Württemberg und Kirchheim wurde bis 1938 Amtssitz. Autositzherstellung, Modellbau. Burg Teck, Renaissance-Schloss, Wachthaus. 960 Chiriheim [Original], 1059 Kiricheim [Original], 1536 Kirchen [Original], 1560 Kürchen under Teckh [Original]. Kirchheim ist eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort -heim und dem Bestimmungswort Kirche. Der Ortsname bedeutet ‘Wohnstätte bei der Kirche’. Die westoberdeutsche Kürzung -heim > -en in Kirchen begegnet auch in Namen wie Buchen < Buchheim, Neckar-Odenwald-Kreis; in Kürchen zusätzlich mit Rundung von i zu ü. Teck ist eine differenzierende Lageangabe, sie bezieht sich auf Berg und Burgruine Teck (um 1190 Deche, 1193 Tecke) oberhalb des Ortes. Der Name ist keltisch oder vordeutscher Herkunft und gehört vielleicht zu indogermanisch *dhegwh‘brennen, Brand, Feuer’. So Kirchheim am Neckar, Landkreis Ludwigsburg; Kirchheim am Ries, Ostalbkreis.
Kirchheimbolanden. Kreisstadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde Donnersbergkreis, im Nordpfälzer Bergland, Spätestens seit 1220 war das Mittelalter Kirchheim im Besitz der Bolander, eines Mainzer Ministerialengeschlechts, unter deren Herrschaft der Ort 1368 Stadtrechte erhielt und Hauptort der Herrschaft wurde. Seit 1574 gehörte die Stadt zu Nassau Weilburg, diente als zweite Landesresidenz und erhielt im 18. Jahrhundert ein neues Schloss. 774–782 (unsicher) in Kirc(h)eimer marca (Kopieum 1190), 1370 Kirchheim by Bolanden; Kirchheimbolanden (1824). Das Bestimmungswort geht auf althochdeutsch kiriha ‘Kirche’ (-kirchen) zurück, das Grundwort ist-heim. Den Namenszusatz -bolanden bekam die Stadt zur Abgrenzung von Kirchheim an der Eck (heute: an der Weinstraße), Landkreis Bad Dürkheim, er ist erst im 19. Jahrhundert aus ‘bei (der Burg) Bolanden’ entstanden. Der Burgname (1128 Bonlande, 1184 castrum Bolant) ist selbst ein ehemalig Flurname zuo den bônlanden mit dem mittelhochdeutsch Bestimmungswort bône ‘Bohne’ (das -n verschwand durch Dissimilation) und dem mittelhochdeutsch Grundwort lant ‘Land’ und bedeutete demnach ursprünglich ‘Ort, wo vor allem Bohnen angebaut wurden’. So Bolanden, Donnersbergkreis; Kirchheim, Landkreis Bad Dürkheim; Kirchheim unter Teck.
Kirchhellen, (München) 889 Helmun (lies Helinun) Siehe Hillen.
Kirchherten, (Putz) 1117 Hartene, 1157 Hertene. Siehe Herten.
Kirchhundem Siedlungsentwicklung bei einer Pfarrkirche, 1445 Amt Bilstein des Herzogtums Westfalen, seit 1843/44 Amt Kirchhundem, seit 1969 Gemeindesitz. 16. Jahrhundert Metallverarbeitung. 1249 Hundeme [Original], 1262 Hundeme, 1295 Hundeme. Gegen Schneider sind ältere Belege (927 Hunbech, 1153 Homede) aufgrund der Quellenkontexte nicht sicher hierher zu stellen. Kirchhundem ist einer von drei benachbarten Orten, bei denen der Gewässername Hundem auf die daran liegenden Siedlungen übergegangen ist. Sie werden durch die bestimmenden Zusätze Alten-, Kirchu nd Ober unterschieden; dabei bezieht sich Kirchauf die Funktion als Kirchort. Bei dem als *Hunda Mittelalter zu erschließenden Gewässername handelt es sich wahrscheinlich um eine Bildung mit -m-Suffix zu einer Basis germanisch *hunda ‘schwellend’, also einen nach seinem Fließverhalten benannten Fluss.
Kirch Jesar
Kirchlauter
Kirchlengern Im Gebiet der Gemeinte liegt Kloster Quernheim (Bistum Osnabrück), 1275 Zehntbesitz an Kloster, 1816 Kirchspiel Kirchlengern zum Kreis Bünde, seit 1832 zum Kreis Herford, 1919 Verwaltungssitz des Amtes Kirchlengern, seit 1969 Gemeinte Kirchlengern. Ende 12. Jahrhundert Linegaron, 1271 Leningeren, 1275 Lengheren, 1496 in dem kerspel to Leneger. Bildung mit dem Grundwort -ger(e) (zu altsächsisch g ̄er ‘Speer, Dreizack’, mittelniederdeutsch g ̄er Maskulinum, g ̄ere Maskulinum Neutrum ‘keilförmig, spitzzulaufendes Land’, althochdeutsch g ̄ero ‘Spieß’) als Bez. einer Geländeform. Das Bestimmungswort ist zu althochdeutsch (h)lina, lena Feminin ‘Berglehne’, mittelhochdeutsch lene, lin(e), altsächsisch -hlinon ‘lehnen’, mittelniederdeutsch lene ‘Sitzlehne; Stütze, Geländer’, lenen ‘anlehnen etc.’ (zu gotisch hlains) zu stellen. Der spätere Zusatz Kirch ist neuzeitlich.
Kirchlinde, (Dortmund) 1000 Linni.
Kirchlinteln Der Ort trug – im Unterschied zu dem benachbarten Ort Kleinlintelnbis in die Neuzeit hinein den Namen Großlinteln und ist eng mit Bistum und Stadt Verden verbunden, seit 1558 Einfluss der Reformation; Ende des Stiftes und des Bistums 1648, mit Unterbrechungen bis 1679 zum Herzogtum Bremen und Verden, Verkauf 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. 1866 als Teil des Reg.-Bez. Stade der preuß. Provinz Hannover eingegliedert. 1946 Umbildung der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden zum Reg.-Bez. Stade, 1978 dem Reg.Bez. Lüneburg zugeordnet (bis 2004). 1123 Lintlo, (1312–1331, Kopie 16. Jahrhundert) tho Kercklinthle, 1416 kercklintlo. Der Ortsname enthält ein Kompositum aus Lind(e) ‘Linde’ + -loh ‘Wald’. Zur Differenzierung von Klein Linteln wurde dem Ort norddeutsch kerk(e) ‘Kirche’ ( -kirchen), später verhochdeutscht zu Kirch-linteln, hinzugefügt, in jüngerer Zeit setzte sich auch die Variante Großlinteln durch. So Lindlar (um 1100 Lintlo), Oberbergischer Kreis, Lindloh (12. Jahrhundert Lindlohon), Landkreis Meppen; 1682 Lindloh in Werfen bei Bünde, Kreis Herford; Lintel (12. Jahrhundert Linthlon, 1282 apud Lintlo), Kreis Steinfurt; Lintel (1240 Lintlo, 1271 Lintlo), Ortsteil von Rheda-Wiedenbrück.
Kirch Mulsow
Kirchnüchel
Kirchroth
Kirchsahr, 949-70 Sarna, 1105 in Sarno inferiori. Siehe Saarn.
Kirchseelte
Kirchseeon Circa 980 Sevun, circa 1080 Sewon, 1126 Seuuan, 14. Jahrhundert Chirichsewen, 1417 Kirichseun, 15. Jahrhundert Kirchsewen vnd Vorstsewen, 1524 (Kopie von 1618) filiales ecclesias in Kirchsoin, 1756 Kirchseeon. Die Belege von 980 bis 1126 können sich auch auf die Orte Forst-, Oster und Kastenseeon im selben Landkreis beziehen. Dem ursprünglich Gewässernamen liegt eine Pluralform von althochdeutsch s ̄e(o), seeo, s ̄eu ‘See’ zugrunde. Da aber nur ein einziger See, der jetzt verlandet ist, vorhanden war, muss man von einem „Ortsname normal Kasus“ sprechen. Der unterscheidende Zusatz, mittelhochdeutsch kirche, kiriche,-kirchen, weist auf das Vorhandensein einer Kirche hin.
Kirchspiel Garding
Kirchtimke
Kirchwalsede
Kirchweidach
Kirchweiler
Kirchworbis
Kirchzarten Kirchzarten war seit dem 8. Jahrhundert im Besitz des Klosters St. Gallen, im 13. Jahrhundert als Lehen an die Herren von Falkenstein, 1297 Verkauf an die Freiburger Johanniter, im 15. Jahrhundert geteilte Ortsherrschaft zwischen den von Blumeneck und den Schnewlin von Wieseneck, später von Landeck, 1491/96 Verkauf an die Stadt Freiburg, zwischen 1679 und 1697 als freiburgische Besitzung an die Krone Frankreichs, dann zusammen mit Freiburg unter Österreich zurück, 1806 an Baden. Pfarrkirche St. Gallus, Giersberg Kapelle, Talvogtei, St. Johannes-Kapelle. 765 (Kopie9. Jahrhundert) marcha Zardunense, 1125 Kilizartun. Das Grundwort -zarten geht mit Wandel von t und d zu z und t in der 2. Lautverschiebung auf eine keltisch Bildung Tarodu ̄num zurück, die einen Personennamen oder Gewässername Taros und keltisch du ̄n ‘Burg, befestigte Stadt’ enthält. Die Zusammensetzung mit dem keltisch ON-Grundwort zeigen zudem Ausfall des Vokals vor -dunum. Das Bestimmungswort ist Kirche.
Kirchzell
Kirdorf, (Bedburg) 898 Kirihdorp. Germanisch kirika, Kirche, + porpa, Dorf.
Kirdorf, (Brauweiler) 1028 Kirchdorp, 1051 Kirchtorph. Idem.
Kirf
Kirkel 1075 Erwähnung der Burg Kirkel, seit dem 15. Jahrhundert auch des gleichnamigen Dorfes. 1410 kam die Burg an die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken. 1677 und 1689 Zerstörung der Burg, der Ort war jeweils am Ende des 17. und 18. Jahrhundert Französisch, seit 1815 bayerisch, 1918 bis 1935 zum seit 1920 unter Völkerbundsmandat stehenden Saargebiet gehörig und seit 1947 zum in politischer Union mit Frankreich verbundenen Saarland, seit 1957 zum Bundesland Saarland 1075 de Kirchila, 1223 de Kirkele, 1231 Kyrkel; Kirkel (1261). Ortsname zu lateinisch circulus‘ Kreis, Ring’ beziehungsweise althochdeutsch *kirkel. Lateinisch circulus ist zweimal entlehnt worden: Einmal wie andere Lehnwörter im Sprachkontaktgebiet des Saar-Mosel-Raums (coemeterium ‘Friedhof ’ > Kermeter; maceria ‘Gemäuer’ > Macher), als lateinisch [k] vor [i,e] noch erhalten war, wovon Gewässeru nd Flurnamen wie Kirkelbach (Mandelbachtal, Saar-Pfalz Kreis) und 1547 Kirkelaich (Bechhofen, Landkreis Südwestpfalz) zeugen, aber auch Otfrids von Weißenburg (863 /72) umbikirg ‘rings’ neben umbizirg. Eine zweite Entlehnung erfolgte nach der Palatalisierung von lateinisch [ki] > [tsi] (geschrieben , ), wofür vor allem das Lehnwort Zirkel (10. Jahrhundert) steht. Die Realprobe legt nahe, dass der Name des Ortes an die Kreisgestalt des Bergkegels anknüpfte, auf dem die Burg Kirkel entstand.
Seit dem 10. Jahrhundert Herrschaft der Emichonen als Grafen im Nahegau, Errichtung der Kyrburg durch Nachkommen einer Nebenlinie (seit 1100 Wildgrafen von Kyrburg und seit 1408 Wild und Rheingrafen genannt mit Hauptort Kirn). Kirn wurde 1794 Französisch, 1815 preußisch, 1857 Stadtrecht. Aufgrund mehrerer Lederfabriken bis nach 1945 wird Kirn noch h. „Stadt des Leders“ genannt. Mehrere für die Region wichtige Märkte. Sitz, aber nicht Teil der Verwaltungsgemeinde-Land 9.66 in marca Kira, 1074 (Kop.) Cheri, 1283 Kyere, 1335 civitas Kyren, 1420 zu Kyrn. Kirn ist ursprünglich identisch mit dem Namen des dort in die Nahe mündenden Hahnenbachs, der abschnittsweise auch KyrBach und Kehrbach heißt, 926 (Kopie12./13. Jahrhundert) Kira, 1359 biz in die Kyre, 1401 in die Bach die Kere. Der Flussname (althochdeutsch) Kira ist identisch mit der keltisch r-Ableitung von der Farbwurzel (indogermanisch) *kei(mir. cíar ‘dunkelbraun’, mir. ciru ‘Pechkohle’) und hat eine Parallele im Namen des Flusses Keer (Westmorland, Lancashire, Großbritannien) (< britisch *k ̄ero‘ dunky, dark’). Kira bedeutet ‘Schwarzbach’, womit sich der Flussname, auf den die Gegend prägenden Schiefer bezieht. So Kirchberg (Hunsrück) (1127 de Chiriperch, *Kiraberg ‘Berg an der Kira’), Rhein-Hunsrück-Kreis, Kirel/Chirel, Fluss im Kanton Bern.
Kirn, (Koblenz) 961 in Kirero marca. Siehe Kira.
Kirrweiler (Landkreis Kusel)
Kirrweiler (Pfalz) 1179 Kopie 1400 Kirwilra, 1203 Kyrwile, Kirwile.
Kirsbach
Kirsch, (Longuich) 63 Cressiacvm, 953 Cressiaco.
Kirscheid, (Scheiderhöhe) 1066-75 Sceida, 1116 Scheida. Germanisch skaipjo, Wasserscheide.
Kirscherberg, (Longuich) anfang 1300 in Kersico monte.
Kirskamp, (Velbert) 962-71 Kirsekamp, 1083 in Kirsecampe. Germanisch kirisia von romanisch ceresia, Kirsche + kamp, von romanisch campus; Feld.
Kirspenich, (Arloff) 1086 Krispenich, 1166 Kerspenich. Gallo-romanisch Crispiniacum, zu Crispinus gehörig.
Kirschkau
Kirschroth
Kirschweiler
Kirtorf
Kirzenich (jetzt Mersch) 1066 Crescich, 1109 Grecenich.
Kisdorf 1529 erstmals urkundlich erwähnt. Friedenskirche, Margarethenhoff. 1529 Kystorpp [Original], 1543 Kystorp, 1574 Kistorff. Das mittelniederdeutsch Grundwort -dorp ‘Dorf’ verbindet sich mit einem altpolabischen Personennamen *Kiˇs als Bestimmungswort, der mit einem -ˇs-Suffix gebildet wurde, als Kurzform zu einem mit *Kianlautenden Personennamen (z. B. Kilijan mit keltisch Ursprung ‘Mann der Kirche’ oder wie in sorbisch Personennamen Kiˇsa, Kiˇsk oder Kiˇsko). Wahrscheinlich ist, dass es sich bei Kisˇ um einen christlich getauften Polaben handelt, der als erster Siedler des Ortes auftrat. Die Bedeutung des Ortsnamens ‘Ort des christlich getauften Kisˇ’ ist sehr wahrscheinlich.
Kislau, (Mingolsheim) 1203 Kiselowa. 1210 Kisilowe.
Kisselbach
Kissenbrück
Kissingerhöfe, (Wiescherhöfen) 10-1100 Kisinkhuson, mitten 1200 Kissinghuson.
Kißleben, (Warberg) mitten 1200 Zissenlove, Szissenlove.
Kissing 935 (Kopie des 11. Jahrhundert) Chissingun, 1085 (Kopie des 12. Jahrhundert) Chissingin, 1096–1135 Chissingen, Beginn des 12. Jahrhundert Kissinga, 1180–1190 Kyssingen, 1469 Kissing. Es liegt der Personennamen Kiso, Cisso, *Kisso zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Kißlegg Kißlegg war Kehlhof des Klosters St. Gallen und dessen Verwaltungsmittelpunkt im Nibelgau, um 1300 als Erbe der 1227 genannten von Kiselegge an die von Schellenberg, 1806 an Württemberg. Altes Schloss, Neues Schloss, Pfarrkirche St. Gallus und Ulrich. 824 Ratboticella, 1135 Cella, 1227 Kiselegge, 1255 Kysilegge, 17. Jahrhundert Kißleggzell. Die ursprünglich Namenform besteht aus dem Personennamen Ratb Ortsteil und dem Grundwort althochdeutsch cella ‘Zelle, Kloster’, einer Entlehnung aus lateinisch cella. Im 13. Jahrhundert heißt die aus Ratboticella hervorgegangene Siedlung Kiselegge. Das Bestimmungswort ist althochdeutsch kisil, mittelhochdeutsch kisel ‘Kieselstein’, das Grundwort ist vielleicht aus germanisch *agwijo ̄hervorgegangen und eine Variante neben althochdeutsch ouwa, mittellateinisch augia ‘Wasser, Land am Wasser, Insel, nasse Wiese’. Gewässername auf -egge scheinen allerdings nur in Norddeutschland sicher bezeugt zu sein. Auch eine Deutung als Kiesel-lege zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch la ̄ge, einerAbstraktbildung zu liegen, das in Ortsnamen ‘freie offene Fläche zwischen Wäldern’ bedeutet, ist unsicher, da auch dieser Typ niederdeutsch zu sein scheint. Im 17. Jahrhundert wurde Kißlegg als Personennamen interpretiert (vgl. Kiesling) und der ursprünglich Namentyp Personennamen + -cella restituiert.
Kist
Kittendorf
Kittlitz (Lauenburg)
Kitzingen Frühe karolingische Klostergründung, 1007 von Heinrich dem von ihm neu gegründeten Bistum Bamberg geschenkt; die Dorfsiedlung in der Nähe des Klosters wird 1280 oppidum genannt; 1336–1381 an das Hochstift Würzburg übergegangen; 1443 an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach verpfändet; 1629 wieder im Besitz des Hochstifts Würzburg; 1814 bayerisch. 8. Jahrhundert (Kopie 1417) Chizzinga, 8. Jahrhundert (Kopie 1492/1502) Kitzinga, 1007 Kitzingun, 1040 Chicingin, 1169 Kizzingen, 1299 Kitzingen. Mit -ing(en)-Suffix abgeleiteter Siedlungsname, der in den frühen Belegen offenbar im Nominativ oder Akkusativ Singular steht, später dann in der üblichen Dativ Plural-Form. Als Basis gilt der Personennamen Kizzo; ein historisch Träger des Namens ist im Zusammenhang mit dem Kloster oder der Siedlung nicht bezeugt.
Kitzscher
Klamp
Klanxbüll
Klappholz
Klausdorf
Klausen
Klauwem, (Neviges) mitte 1200 Cloheim.
Klein(en)-. Westgermanisch *kleini-, althochdeutsch klein(i), mittelhochdeutsch klein(e), altsächsisch kl ̄eni, mittelniederdeutsch kl ̄en(e) ‘klein, gering’, ursprünglich ‘zierlich’, dient als unterscheidender Zusatz im Gegensatz zu Groß(en)-. Älteres lützel (althochdeutsch luzzil, mittelhochdeutsch lützel ‘klein’) und wenig (althochdeutsch w ̄enag, mittelhochdeutsch w ̄enec / w ̄enic ‘unbedeutend, klein’, ursprünglich ‘elend’) sind durch klein verdrängt worden, kommen aber noch in Namen vor (z.B. Lützel, Ortsteil von Koblenz, Lützen, Burgenlandkreis, gehört nicht hierher).
Kleinaitingen
Klein Barkau
Kleinbartloff
Klein Belitz
Klein Bennebek
Klein Berßen
Kleinblittersdorf Entstehung des lothringisch Dorfes Bliederstorff zu beiden Seiten der Saar spätestens im 8. Jahrhundert, politisch getrennt 1815, Kleinblittersdorf wurde preuisch, die Nachbar Gemeinte französisch. 777 Blithario villa, Blitariovilla, Blitthario villa [Original], 865/866 Blitherivilla (Kopie9. Jahrhundert), 1125 Bliterstorp [Original], 1310/1320 Bliterstorf ultra aquam, Bliterstorf vltra saram [Original], 1444 Cleynbliderstorff [Original]. Gebildet mit dem Grundwort-dorf, althochdeutsch thorf, thorp ‘Dorf, Hof, Landgut’, aus germanisch *thurpa ‘Gehöft, Aussiedlerhof im Rodungsgebiet’. Die frühesten Belege zeigen noch eine romanisierte Form mit dem Grundwort-villa, ebenfalls in der Bedeutung ‘Gehöft, Dorf’. Bestimmungswort ist den germanischen Personennamen *Blid-hari, sodass von einer ursprünglichen Form *Blidhares-dorf auszugehen ist, also ‘Dorf oder Hof des Blidhari’. Das [d] dem Personennamen wurde in der 2. Lautverschiebung zu [t] verschoben, das [a] vor nachfolgendem [i] umgelautet, das unbetonte [e] im Wortinnern geschwächt und schließlich synkopiert. Als sich auf dem rechten Saarufer eine neue Siedlung entwickelte, verwendete man zur Unterscheidung zunächst Zusätze wie ‘Blittersdorf jenseits des Flusses’ (Bliterstorf ultra aquam) oder ‘Blittersdorf jenseits der Saar’ (Bliterstorf vltra saram), ehe im 15. Jahrhundert die Differenzierung mit Hilfe der Zusätze Groß beziehungsweise Klein üblich wurde.
Kleinbockedra
Kleinbrembach
Klein Bünzow
Kleinbundenbach
Kleinebersdorf
Kleines Wiesental
Kleineutersdorf
Kleinfischlingen
Kleinfurra
Klein Gladebrügge
Kleinheubach
Kleinich
Kleinkahl
Kleinkarlbach
Klein Kussewitz
Kleinlangenfeld
Kleinlangheim
Kleinmachnow Seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Familie von Hake. Erst 1920 ist der Gutsbezirk Kleinmachnow in eine Landgemeinde umgewandelt worden. 1375 Machnow parva, Machnaw, Parva Machenow, 1457 Otto Haken uffm Sande, 1475 lutken machenow, 1539 Sand-Machenow; Klein Machnow (1828). Der Name bedeutet ‘Ort, der in einer moosreichen Gegend angelegt wurde’. Er wurde gebildet mit dem adjektivischen -ov-Suffix von altpolabisch/ altsorbisch *mach ‘Moos’, einer Nebenform zu *mech < urslavisch *mчchч ‘Moos’. Vgl. polnisch, tschechisch mech, mach, neusorbisch mech, dialektal moch. Es handelt sich hier um eine Entwicklung von ч > a, wie sie auch bei *bazd neben *bez < urslavisch *bчzч ‘Holunder’ vorliegt. Trautmanns Verbindung mit einem Personennamen slawische Machna ist wegen des Flurnamens wie Machnitz, Machnaci lug wenig wahrscheinlich. Den Zusatz Klein trug Machnow zur Unterscheidung von Großmachnow. Wegen des schlechten Bodens wurde Kleinmachnow auch Sandmachnow oder auf dem Sande genannt.
Kleinmaischeid
Klein Meckelsen
Kleinmölsen
Kleinneuhausen
Kleinniedesheim
Klein Nordende
Kleinobringen
Klein Offenseth-Sparrieshoop
Kleinostheim Kleinostheim gehörte seit dem 10. Jahrhundert zu Kurmainz und kam im Jahr 1814 zu Bayern. Um 750/802 (Kopie12. Jahrhundert) Osenheim, 975 (Kopie 13. Jahrhundert) Ozenheim, 1112 Ozenheim. Grundwort des Namens ist -heim, das Bestimmungswort kann formal als Genitiv Singular eines Personennamens aufgefasst werden. Der Wechsel der Schreibung zwischen -z und -s erschwert die Zuordnung. W. Hartmann denkt an Ozo, wozu als Diminutiv Ozilo gehört; ein Ozilo ist im späten 8. Jahrhundert im Umkreis einer Dame namens Anstrat bezeugt, die als Schenkerin der Kirche von Großostheim an das Kloster Fulda auftritt. Einer Anknüpfung an dieser historisch Persönlichkeit widerspricht freilich das auf der Internetseite des Ortes behauptete Alter der Siedlung: „wahrscheinlich im 6. Jahrhundert als fränkische Siedlung Ossenheim gegründet”. Einen Namenbeleg aus dieser Zeit gibt es natürlich nicht. Nach der Umdeutung von Osen zu Ost erhält der Name den Zusatz Klein-, der den Ort von dem dann Großostheim genannten ursprünglich Ostheim unterscheidet.
Klein Pampau
Klein Rheide
Kleinrinderfeld
Klein Rönnau
Klein Rogahn
Kleinschwabhausen
Kleinsendelbach
Kleinsteinhausen
Klein Trebbow
Klein Upahl
Klein Vielen
Kleinwallstadt Siedlungsfunde aus der Hallstadtzeit, der römisch Kaiserzeit und aus der Völkerwanderungszeit; im frühen 8. Jahrhundert von den Klöstern Lorsch und Amorbach missioniert; zum Erzstift Mainz gehörig; 1814 zu Bayern. Circa 1000 Ualohostat, 1131 Walenstat, 1181 Walhestat (diese drei Belege sind nicht sicher Kleinbeziehungsweise Großwallstadt zuzuweisen), 1184 Walhestat, 1306 Byschouis-Walstad, 1310 de Walhestad minori, 1458 cleyn Walstat, 1561 Kleinwallstadt. Zur Unterscheidung von dem gegenüberliegenden Großwallstadt erhält der Name zuerst den unterscheidenden Zusatz Bischofs-, dann Klein-. Das Grundwort beider Name ist -stat (-statt/-stedt/-stätten/-stetten). Das Bestimmungswort ist althochdeutsch walah ‘Romane’, dessen -h in den älteren Belegen gut erkennbar ist. Die übliche Motivation derartiger verbreiteter Namen ist die Fortexistenz romanisch Vorbevölkerung nach der germanischen Ansiedlung; bis um 260 bildete der Main hier den Limes der römisch Provinz Obergermanien, n und s von Klein und Großwallstadt befanden sich bei Niedernberg und Obernburg römisch Kastelle. Die Namenmotivation setzt also längere Fortdauer der archäologische. nachgewiesenen romanisch Besiedlung beziehungsweise frühe germanisch Ansiedlung voraus.
Kleinwelsbach
Klein Wesenberg
Klein-Winternheim
Klein Wittensee
Klein Zecher
Klempau
Kleßen-Görne
Kletkamp
Klettbach
Klettgau
Klettstedt
Kletzin
Kley, (Dortmund) mitten 1200 Cleige. Germanisch klaija, Ton.
Kleve (Dithmarschen)
Kleve (Kreis Steinburg)
Kleve (Niederrhein) Sitz der Grafen, dann Herzöge von Kleve. Das Herzogtum ging nach Aussterben des Geschlechts 1609 im Erbgang an Brandenburg-Preußen über. 1093 de Cleue [Original], 1117 de Clive [Original]. Lokativischer Dativ Singular zu altsächsisch klif ‘Felsen’, mittelniederländisch clif, clef ‘(Fels-)Abhang, Klippe’, mittelniederdeutsch klif (daneben ablautend kl ̄ef < germanisch ai), nach der Lage des Stammsitzes der Grafen von Kleve auf einem Steilhang. Mit den im Stadtwappen erscheinenden Kleeblättern (mittelniederländisch cla ̄ver,cl ̄ever, mittelniederdeutsch cl ̄ever) hat der Name nichts zu tun. In Toponymen des rheinischen und bergischen Raums ist das Etymon durch zahlreichen Flurnamen und Ortsname vertreten.
Kleverhamm, (Kleve) 721-22 in loco Haemmi
Kliding
Klietz
Klingelbach, 1222 Kunikglenbahc. Germanisch klinganda-, klingend + baki, Bach.
Klingenberg am Main
Klingenmünster
Klingenthal Seit 1591 Eisenhammersiedlung an der Zwota, Wachstum durch Bergbau, Mitte des 17. Jahrhundert Einführung des Geigenbaus, seitdem Zentrum des Musikinstrumentengewerbes, besonders des Harmonikabaus, 1919 Stadt. 1542 in Hehlegrundt, 1629 Klingenthal, 1758 Ober Unt. Klingenthal, 1791 Klingenthal olim Hellhammer. Im Bestimmungswort ist klinge ‘Gebirgsbach, Talschlucht’ enthalten, im Grundwort -tal. Hehlegrundt ist zu Hölle ‘Schlucht’ gebildet. So Klingenberg, Ortsteil von Pretzschendorf, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Klingenhain, Ortsteil von Cavertitz, Landkreis Nordsachsen, Klingewalde, Ortsteil von Görlitz; Klingenberg am Main.
Klink
Klinkrade
Klipphausen
Klixbüll
Kloppenheim, (Seckenheim) 844 Cloppenheim.
Kloppenheim, (Wiesbaden) 927 Clopheim.
Klotingen, (Arn) 1096 Closcinge, 1116 Clozinga. Germanisch Klutingja-, zu klutta-, Klumpen, Hügel.
Klötze
Klosterkumbd
Klosterlechfeld
Kloster Lehnin 1180 gründete Markgraf Otto I. als Hauskloster der brandenburgischen Askanier eine Zisterzienserabtei, die bis zum Aussterben der ottonischen Linie (1317) als Grablege diente. Lehnin war das Mutterkloster von Chorin und Himmelpfort. Nach 1542 verwandelte Kf. Joachim die Klostergüter in ein Domänenamt. Die romanisch-gotisch Kirche verfiel mit der Zeit, wurde aber nach 1870 restauriert, dient als Pfarrkirche. Reste von weiteren Klostergebäuden noch erhalten. 2002 schlossen sich 14 Gemeinden zur Gemeinte Kloster Lehnin zusammen. 1193 cenobium Lenin [Original], 1204 claustro lenin [Original]; Lehnin (1865). Grundform altpolabisch *Lˇenin ‘Ort, der nach einem Mann namens Lˇen 'benannt wurde’. Der Name ist eine Bildung mit dem possessiv-in-Suffix vom Personennamen Lˇen', der zu urslawische *lˇenц ‘faul’ gehört, vgl. polnisch len ́ ‘Faulpelz’. Der Sage nach beruht der Name auf einem slawische Wort für ‘Hirschkuh’, daher auch Versuche, den Namen mit urslawische *olni, polnisch łani, łania, tschechisch lanˇ ‘Hirschkuh’, zu verbinden, doch ist die Überlieferung des Namens immer mit e.
Klostermansfeld
Kloster Tempzin
Kloster Veßra
Klotten698 Kopie 1191 in monte Cloariense, 1000 Clodonna end Clodona, 1144 Clotena.
Klötze. Gemeinte und gleichnamige VerwaltungsgemeindeE im Altmarkkreis Salzwedel. Gebildet am 1. 1. 2005 aus der Stadt Klötze und Gemeinte der Umgebung. 1311 Clotze, 1344 Cloetz, 1454 Klotze. Der Ortsname ist wohl nicht auf mittelhochdeutsch kloz, mittelniederdeutsch klotz ‘Klumpen, Holzblock, Baumstumpf ’ zurückzuführen, sondern eher aus der Slawischen zu erklären. Auszugehen ist dann von einer Grundform altpolabisch *Kłod-c-, vgl. altsorbisch kłod ‘Balken’, die auf Waldrodung uswach weist. So † Klotz, n von Sennewitz im Saalekreis (1371 Clotz).
Kludenbach, 1173 Clodebach.
Klüsserath, 775 Clutzarada, 1193 Cluzerte, 1222 Clutterche.
Klütz
Kluis
Kluse
Knau
Knechtsteden, (Straberg) 1166 Kentsteden, 1180 Cnechtstede. Germanisch knehta-, Knecht, +stadi-, Statte.
Kneese
Kneitlingen
Knetzgau
Knittelsheim
Knittlingen 843 Kopie1183–95 inter Cnudelinger marcam, 1152 Cnutelingen [Original], 1448 Knütlingen [Original]; Knittlingen [Original] (1536). Der Siedlungsname ist zurückzuführen auf eine -ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutschen Personennamen *Knutil, der dem Appellativum althochdeutsch knutil (> mittelhochdeutsch knüt(t)el) ‘Grobian, grober Mensch’ entspricht. Die Endung -en geht zurück auf die althochdeutsch Dativ-Plural-Endung -un, die bereits zum Mittelhochdeutsch hin zu -en abgeschwächt wird und einen Örtlichkeitsbezug im Sinne von ‘bei ...’ ausdrückt, sodass für die anzusetzende althochdeutsch Ausgangsform *Knutil-ing-un eine ursprüngliche Bedeutung ‘bei den zu einer Person namens *Knutil gehörigen Leuten’ erschlossen werden kann. Die Belegform Knütlingen aus dem 15. Jahrhundert bezeugt neben der mittelhochdeutschen Synkope des von ursprünglich -i zu -e abgeschwächten, unbetonten Nebensilbenvokals einen durch das in der Folgesilbe enthaltene -i bewirkten Umlaut des ursprünglich -u-, der später mundartlich zu -i entrundet wird. So Knielingen, Ortsteil von Karlsruhe, Reg.-Bez. Karlsruhe, und Knittelsheim, Landkreis Germersheim.
Knöringen
Knopp-Labach
Knorrendorf
Knüllwald
Koberg
Kobern-Gondorf, 817 Kopie anfang 1200 de Cuneronos (lies Cuuerono) 92 in Cuuernu. 1157 Couerne, 1192 Kouerne.
Koblentz
Koblenz An der Mündung der Mosel in den Rhein am so genannten „Deutschen Eck“, zwischen Bonn und Mainz. Durch Zusammenfluss von Rhein und Mosel bereits sehr früh wichtiger Standort für römisch Erdkastelle, um 500 Eroberung durch die Franken, um 550 hier fränkisch Königshof, 882 Siedlung durch Normannen zerstört, 1276 Erwähnung eines Koblenzer Stadtrates, 1562 kurtrierische Landstadt, 1794 Einnahme durch Franzosen, ab 1801 auch staatsrechtlich zu Frankreich, seit 1815 preußisch, ab 30. 8. 1946 zu Rheinland-Pfalz. 2.–4. Jahrhundert Confluentes, 496/506 (Kopie) Conbulantia, 893 (Kopie1222) covelenze, 1323 Kovelenze, 1336 Cobelenze, 1406 Covlentze. Lateinisch (apud) Confluentes ‘am Zusammenfluss (von Mosel und Rhein) ’, eingedeutet als *Kóbulantia > Kovelenze. So Koblenz, CH an der Mündung der Aare in den Rhein.
Kobrow
Kochem, (Koblenz) 86 Kopie = 920 Cuchuma, 1051 Chuchomo, 1139 Cuchema, 1171 Cochema.
Kocherscheidt (Wülfrath) 1047 Kokersceth.
Coesfeld, (München) 1 halfte 900 Coasfeld, 1047 Cuosfelde. Germanisch koas, zu ko-, Kuh, + feldu-, Ödland, Heide.
Kochel am See
Kodersdorf
Ködderitzsch
Köditz
Ködnitz
Köfering
Kohlberg, (Herzogenrath) 1106 Colburne.
Kohlflage, (Fockinghausen, Osnabrück) 1015-25 Colstidi.
Kohlstadt, 1015-25 Colstidi.
Köhn
Kölbingen
Koisdorf, (Koblenz) 1131? Condestorp, 1219 Consdorp.
Kölleda Altthüringische Siedlung an alter Fernstraßenkreuzung; 8.–13. Jahrhundert Herrensitz mit Marktflecken, Stadtrecht 1392; im Mittelalter Viehzucht (1487 Kuhkölln), Ackerbau und Handwerk; seit 19. Jahrhundert Arzneiund Gewürzkräuteranbau. (802) Mitte 12. Jahrhundert in villa Collide,1050 Collithi, 1160 Cullede, 1195 Kullide, 1282 Kollede, noch 1506 Kolleda. Als Ortsname gebildet wohl am ehesten zu altsächsisch ko ̄li ‘Kohl, Gemüse’ und Suffix altsächsisch-ithi als Hinweis auf reiches Vorhandensein des vorher Genannten, also etwa ‘Ort mit Gemüsereichtum’, was zu dem fruchtbaren Gebiet passt. Die früh eingetretene Kürzung des |o ̄| > |o| ist durch die nachfolgende Silbe erklärbar, vgl. auch die h. umgangssprachlich kurze Aussprache des |o ̄| in Kohlrabi. Unterstützend kann lautliche Nähe zu Pflanzenbezeichnung gewirkt haben, vgl. mittelniederdeutsch kol, kolle ‘Kopf, oberster Pflanzenteil’, auch mittelniederdeutsch kölle ‘Pfeffer-, Bohnenkraut, Würzpflanze’. Der älteste Beleg sowie spätere Formen mit -ede, -ide beruhen auf althochdeutsch Schreibung. Der Umlaut o > ö bleibt lange ungekennzeichnet und tritt erst spät (16. Jahrhundert) in der Schrift entgegen. Mundartlich Aussprache mit |u| für |o| ist in den Schriftformen erkennbar. Mundartlich auslautend -de wird kanzleisprachlich im 15./16. Jahrhundert zu -da (vgl. Apolda und Sömmerda). Altsächsisch kol, althochdeutsch kolo ‘Kohle’ könnten ebenso im Ortsname enthalten sein, aber ‘Ort mit Kohlenmeilern’ dürfte auf Grund der Lage in Waldferne ausscheiden. So Kohlgärten, Ortsteil von Leipzig, 1446 die Kolestucken.
Köllertal, (Köllerbach) 1225 Colredal.
Köllig, (Trier) 902 Colathech, 1143-62 Coldiche.
Kölln-Reisiek
Köln Als oppidum Ubiorum (Tacitus) Zentralort des germanischen Stammes der Ubier, 19/18 v. Chr. auf die linke Rheinseite umgesiedelt (Ubiermonument), 50 n.Chr. nach der in diesem oppidum geborenen Kaisergattin Agrippina benannte römisch Kolonie (Stadt mit römisch Bürgerrecht für die Einwohner), Zentrum der Provinz Germania Secunda, seit 3. Jahrhundert immer stärkere Einfälle germanisch Franken, Christianisierung vielleicht schon ab 180, erster Bischof Maternus 313/314 bezeugt, fränkisch Herrschaft seit Mitte 5. Jahrhundert, Erzbistum seit Karl dem Großen, erster Dombau wohl ab 850, danach viele romanisch Stiftsgründungen/Kirchenbauten, geistliches Zentrum im Mittelalter, Pilgerstadt, städtische Universitätsgründung 1388, dauerhafte Auseinandersetzungen zwischen Erzbischof/Kurfürst und dem bürgerlichen Stadtregiment, ab 1475 freie Reichsstadt, Reformationsversuche ab 1543 gescheitert, wirtschaftlicher Niedergang im 17./18. Jahrhundert, ab 1815 preußisch. 1975 kommunale Neugliederung mit Stadterweiterungen, neun Stadtbezirke (Chorweiler, Ehrenfeld, Innenstadt, Kalk, Lindenthal, Mülheim, Nippes, Porz, Rodenkirchen). 50 Colonia Claudia Ara Agrippinensium, 332 Agrippina, nach 450 Colonia, im Mittelalter Colne, Coellen, Ende 19. Jahrhundert Köln. Lehnname aus dem lateinisch Appellativum colonia, das eine Stadt außerhalb Italiens, meist mit Legionsveteranen besiedelt, mit der Rechtsstellung des ius Italicum bezeichnete (vgl. Xanten, das 98/99 von Kaiser Trajan zur Colonia Ulpia Trajana erhoben wurde). Anfangsbetonung und Umlaut führten im Mittelalter zu Cöln, die historisierende Orthografie wurde entsprechend der Lautung erst im Zuge der orthografischen Normierungen des späten 19. Jahrhundert zu Köln geändert (Kassel u. ä.).
Kölngau, (Gau um Köln) 86 in pago Coloniensi.
Kolrum, (Aachen) 1215 illius platee que dicitur Caelru.
Kommen, (Trier) 922 in villa Cuminu. Mitten 1200 in uilla Keiminu.
Kommern, (Köln) 1140 Chumbere.
Kond, (Kochem) 857 in uilla Condenduno, 912 in Condodono. Keltisch condo-, Zusammenfluss + dunon, Burg.
Köngen 1336 Verkauf der Herrschaft von den Grafen von Hohenberg an die Grafen von Aichelberg, 1382 durch Heirat an die Thumb von Neuburg, die Köngen vielfach teilten, 1384/5 gerät ein Teil an das Kloster Denkendorf, 1666 Verkauf der Ortshälfte von Friedrich Albert Thumb nach mehreren Herrschaftswechseln innerhalb der Familie an Württemberg. Schloss Köngen, Jupitergigantensäule, Ulrichsbrücke. 1075 Chuningin [Original], 1181 Cuningin [Original], 13. Jahrhundert Kungen. Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Cuno, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Cuno’. Die Entwicklung zu ö in der heutigen Namenform erklärt sich durch Senkung von umgelautetem ü zu ö, bevor es in der Mundart zu e entrundet wurde.
Köngernheim
Königheim
Königsau
Koningsbäch, (Bach in Koblenz) 1096 Cungebach.
Königsbach-Stein Königsbach: 1252 Kunegesbach [Original], 1404 Kungspach ... Kongspach [Original], 1556 Küngspach; Königsbach [Original] (1689). Stein: 1. Hälfte 12. Jahrhundert Kopie12. Jahrhundert Kopie16. Jahrhundert ad Steine, 1252 Stein [Original]; Stein (1404). Königsbach: Bestimmungswort des für der Ortsname anzusetzenden ursprünglich Gewässername althochdeutsch *Kuni(n)gesbah (> mittelhochdeutsch *Küneges-bach mit i-Umlaut) ist eine Genitiv-Singular-Form zu althochdeutsch kuni(n)g (> mittelhochdeutsch künec mit i-Umlaut) ‘König, Herrscher’. Als Grundwort fungiert althochdeutsch bah (> mittelhochdeutsch bach) ‘Bach, kleiner Wasserlauf, fließendes Wasser’ ( -bach), sodass als ursprünglich Bedeutung des Ortsname ‘(Siedlung an/bei einem) Bach, der nach einem König/Herrscher benannt ist’ erschlossen werden kann. Durch Ansiedlung an diesem Bach konnte der ursprünglich Gewässername auf die Siedlung übertragen werden. Die mitteldeutsche Senkung von -ü zu -ö vor -n (vgl. z.B. auch münech > Mönch) setzt sich im Neuhochdeutsch allgemein durch und hier auch unter dem Einfluss des Neuhochdeutsch Substantivs König in der amtlichen Schriftform des ON. In den frühen Belegen wurden die Umlaute -ü und -ö in der Schrift nicht markiert. Stein: Der Ortsname geht zurück auf das Appellativum althochdeutsch, mittelhochdeutsch stein ‘Stein, Fels’, dass v.a. im Mittelhochdeutsch auch für auf Felsen und/oder aus Stein erbaute Burgen (vgl. auch Ortsname-Grundwort -stein) oder auch auf Felsen und/oder aus Stein erbaute Häuser beziehungsweise Gebäude stehen konnte. Da bei der Siedlung Stein eine abgegangene Burg (Burgweiler) nachgewiesen werden kann, dürfte hier von einem ursprünglich Burgnamen auszugehen sein. Der Ortsname könnte aber auch schon viel früher existiert haben und auf ein steinernes Heiligtum zurückgehen, da 1912 an der Südostseite des Chores der Steiner Stephanuskirche ein circa 70 cm hoher römischer Viergötterstein aus der Zeit um 100 n. Chr. herausgebrochen wurde. Die allgemeine Bezeichnung althochdeutsch stein für diesen heiligen Viergötterstein könnte dann auch auf die bei diesem Ort errichtete Burg und die dort gegründete (Burg-)Siedlung übertragen worden sein. So Königsbach an der Weinstraße, Ortsteil der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße, und Stein, Ortsteil von Gossersweiler-Stein.
Königsberg in Bayern
Königsbronn 1303 Gründung eines Zisterzienserklosters und Benennung nach dem Stifter König Albrecht I., 1448 kurzfristige, 1504 erneuerte württembergische Schirmherrschaft, 1450–1504 unter bayerischer, 1519–1521 unter österreichischer, 1521–1536 unter ulmischer Schirmherrschaft, 1553 Reformation des Klosters. Kloster Königsbronn, Burgruine Herwartstein, Rathaus, Georg-Elser-Gedenkstätte. 1302/03 (Kopie1425) Kúnigsbrunnen, 1303 Kv·nigsbronn, 1341–47 Chungsbrunne/Kungesprunnen [Original], 1492/94 Kónigßpronn; Königsbronn (16. Jahrhundert). Der Name bezieht sich auf den Quelltopf der Brenz. Das Grundwort ist althochdeutsch brunno, mittelhochdeutsch brunne, brun ‘Quelle, Brunnen’, -brunn/-bronn. Der Stammvokal u wird vor Nasal zu o gesenkt. Das Bestimmungswort althochdeutsch kunig, mittelhochdeutsch kunic ‘König’ erinnert an den Kauf der Herrschaft Herwartstein durch König Albrecht I. Der Name bedeutet ‘(Kloster) an der dem König gehörenden (Brenz-)Quelle’.Zahlreiche Ortsname mit dem Bestimmungswort König sowie dem Grundwort -brunn/bronn in D und A.
Königsbrück Am Übergang der alten West-Ost Straße über die Pulsnitz um 1200 als Grenzburg mit Burgsiedlung zwischen böhmischer Oberlausitz und Mark Meißen angelegt, 1331 Stadtrecht, h. Sitz der VG, Sitz der Abteilung Flugphysiologie des flugmedizinischen Instituts der Luftwaffe des Bundes. 1248 Ku ̊ningesbruc, 1268 Konigesbrucke, 1318 Konigisbrucke, 1350 Kungesprucken. Bildung mit dem Grundwort-brück und dem Bestimmungswort althochdeutsch und altsächsisch kuning ‘König, Mann aus vornehmem Geschlecht’, mittelhochdeutsch künic. Königsbrück war der Brückenort des (böhmischen) Königs. So Königstein/Sächsische Schweiz.
Königsbrunn Der Ort gehört zu den jüngsten Siedlungen Bayerns, doch finden sich zahlreiche prähistorische und römische Siedlungsreste; Königsbrunn liegt an der römischen Via Claudia. Ältestes Gebäude ist das zeitlich vor der Stadt entstandene Neuhaus (17. Jahrhundert) mit der Kapelle St. Nepomuk (1735), in den 30er Jahren des 19. Jahrhundert erfolgten erste Neuansiedlungen, der Ort wuchs schnell durch Siedler aus Württemberg, Hessen und dem Donaumoos; 1842 erfolgte die Erhebung zur Gemeinten, 1967 zur Stadt. 1839 Königsbrunn, 1840 Kolonie, 1840 Ansiedlung auf dem Lechfeld, 1841 Kolonie auf dem Bobinger Lechfeld (fälschlich Königsbrunn), 1842 Neubobingen. Der Ort ist nach mehreren Brunnen benannt, die offenbar 1833 von einem der königlich-bayerischen Landbureaus in Auftrag gegeben worden waren. Mit dem neuen, nach Tradition klingenden Namen setzten sich die Einwohner schnell gegen die umliegenden Dörfer durch, welche ihre anfängliche Ablehnung auch mit der Verleugnung des neuen Ortsnamens zum Ausdruck brachten (Kolonie, Ansiedlung). Anlehnung an ähnliche Ortsname wie Königsbronn (Landkreis Heidenheim).
Königsdorf, 1051 Kuningistorp, 1051 Cunengestorph, 1136 Kuningesthorp. 1171-72 Kunengesdorp. Germanisch kuninges, zu kuninga-, König + porpa, Dorf.
Königsfeld, (Koblenz) 992 Cuningesueld.
Königsee-Rottenbach
Königseggwald
Königsfeld (Mecklenburg)
Königsfeld (Eifel)
Königsfeld (Oberfranken)
Königsfeld (Sachsen)
Königsfeld im Schwarzwald
Königshain
Königshain-Wiederau
Königsheim
Königshügel
Königslutter am Elm Bei einem 1135 von Kaiser Lothar aus einem Kanonissenstift (11. Jahrhundert) umgewandelten Benediktinerkloster gegründet, Anfang 14. Jahrhundert Marktrecht, um 1400 Stadtrecht, Stiftskirche im „Königslutterer Stil“ zählt zu den großen romanisch Kirchenanlagen Niedersachsens, Grablege Kaiser Lothars († 1137). 1135 in Luttere (Kopie18. Jahrhundert), 1348 in Regali Luttere (Kopie 14. Jahrhundert), 1358 to Koniges Luttere [Original]. Der Ortsname basiert auf dem Gewässername Lutter, zu altsächsisch hlu ̄ttar, mittelniederdeutsch lutter ‘rein, klar, hell, sauber’, der entweder auf ein feminin Subtantiv *(H)lu ̄ttara oder auf ein Kompositum mit dem Grundwort-aha, also *(H)lu ̄ ttar-aha, zurückgeht. Der Zusatz König sgilt dem König und Kaiser Lothar. So Lutter am Barenberge, Landkreis Goslar; Lutter, Ortsteil von Neustadt am Rübenberge, Region Hannover.
Königsmachern. 1065 Machra, 1221 Macre. Romanisch maceria, Trummer.
Königsmoor
Königsmoos
Königspitze, (Kurten) 1217 Kuningispuzze.
Königstein (Oberpfalz)
Königstein (Sächsische Schweiz) Königstein: um 1200 königlich-böhmische Burg mit Burgsiedlung, später sächsische Landesfestung und Amtssitz. 1241 lapis regis, 1336 Chunigstein, 1379 der Kunigstein mit dem stetil, 1445 stetlin Konigstein. Die lateinisch Bezeichnung lapis regis ‘des Königs Stein’ entspricht der deutschen, eine Bildung mit dem Grundwort -stein, das den Tafelberg bezeichnet, auf dem die königlich-böhmische Burg und spätere meißnischsächsische Festung liegt. Im Bestimmungswort steht althochdeutsch und altsächsisch kuning ‘König, Mann aus vornehmem Geschlecht’, mittelhochdeutsch künic.
Königstein im Taunus Staufische Gründung als Burg in der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert, Ersterwähnung 1215, Ausbau durch die Münzenberger, dann die Falkensteiner, die 1313 Stadtrecht erwirkten; 1581 zum Erzbistum Mainz, 1803 an Nassau, 1866 an Preußen. Um 1215 Kunegistein (Kopie 13. Jahrhundert), 1225 Kuningestein [Original], 1378 Konigsteyn [Original]. Das Bestimmungswort zeigt typische sprachund namengeschichtliche Veränderungen gegenüber der althochdeutsch beziehungsweise frühmittelhochdeutsch Ausgangsform kuninges-: Schwund des velaren Nasals vor -g in der Nebensilbe, Verschmelzung des Genitiv-s mit dem s-Anlaut des Grundworts, Abschwächung beziehungsweise Synkope der Nebensilbenvokale, i-Schreibung für ə, mitteldeutsch Senkung -ü> -övor Nasal, wobei der Umlaut im Mitteldeutsch bis ins 16. Jahrhundert unbezeichnet blieb. Das Bestimmungswort in Verbindung mit dem in der mittelalter Burgennamengebung beliebten Grundwort -stein ist ein klarer Hinweis auf die königlich Gründung und damit auf die staufische Politik der Errichtung von Reichsburgen beim Ausbau eines Reichslandes Wetterau (Friedberg, Kronberg). Der Name Taunus begegnet schon in der Antike (Friedberg), ist vermutlich keltisch Herkunft (zu du ̄num ‘Burg’ oder *tamnos ‘Scheidegebirge’?), wurde im 18./ 19. Jahrhundert durch Gelehrte und Dichter wiederbelebt und verdrängte im 19./20. Jahrhundert die zuvor übliche, mundartlich noch länger lebendige Bez. die Höhe ( Bad Homburg v. d. Höhe). So Königstein, Landkreis Amberg-Sulzbach, Königstein, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Königssundern, (Gau in Wiesbaden) 927 Kuningessundere. Germanisch kuninges, des Königs + sundaron, Sondereigen.
Königswalde
Königswartha
Königswinter Römisch Steinbrucharbeiten (Trachyt) nachgewiesen, fränkischer Grabstein von 680 im Ortsteil Oberdollendorf, 1015 dem Bonner Kloster Dietkirchen geschenkt, Grundbesitzer auch das Stift Essen und das benachbarte Kloster Heisterbach, später zum kurkölnischen Amt Wolkenburg (mit Drachenfels und Ittenbach) gehörig bis zum Ende des Alten Reiches, mit Stadtmauer, 1889 Stadtrechte und beginnender Tourismus (Zahnradbahn zum Drachenfels, Petersberg). 1015 Wintere, 1297 in Kunincswintre, 1402 zu Coninxwinteren. Der Name geht auf spätlateinisch vinitorium ‘Winzerort, Weingut’ zurück. Wegen der Verbindung -trunterblieb die Lautverschiebung -t zu -z-. Der spätere Zusatz Königs hat vielleicht mit karolingischem Königsgut zu tun. Die für die Jahre 882 und 893 überlieferten Belege in Winitorio und Wintre dürften auf das am anderen Rheinufer liegende Oberwinter (10. Jahrhundert auch Lucelen Winteren) zu beziehen sein.
Königs Wusterhausen Burg zur Sicherung des Übergangs über die versumpfte Notteniederung. Slawische Vorbesiedlung. Im Mittelalter wechselnde Besitzverhältnisse. Mitte des 17. Jahrhundert erwirbt das kurfürstliche Haus die Herrschaft Wusterhausen, die 1698 in den Besitz von Kronprinz Friedrich Wilhelm kommt. Als König baut er die alte Burg 1717/18 zum wasserumgebenen Jagdschloss, berühmt als Tagungsstätte des königlichen Tabakskollegiums, um. Seit 1935 Stadt. 1320 Wosterhusen, Veste, 1375 ad castrum Wusterhusen, Wusterhuse slavica, 1542 das Dorff Wendischen Wusterhausen mit dem Schlosse; Königsoder Wendisch Wusterhausen (1775). Grundform altpolabisch *Vostroˇz'n-, eine Bildung mit dem adjektivisch -n-Suffix von *vostrog < urslawische *ostrogч, in polnisch ostróg ‘Zaun aus spitzen Pfählen’, tschechisch ostroh ‘Bollwerk’, wobei im Altpolabisch ein v-Vorschlag erscheint. Der Name bezeichnete eine befestigte Siedlung. Er ist früh umgedeutet worden, und zwar zu mittelniederdeutsch wo ̄ste ‘wüst’ und mittelniederdeutsch hu ̄s ‘Haus’. Der Zusatz Wendisch diente zur Unterscheidung von dem benachbarten Deutsch Wusterhausen (1375 Düdeschen Wusterhausen, Wusterhausen theutonica), einer deutsche Gründung. Nachdem Wusterhausen im Besitz des Königs Friedrich Wilhelm I. war, bekam der Ort den Zusatz Königs. Ähnlich Wusterhausen/Dosse, Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Wusterhusen, Landkreis Ostvorpommern.
Könnern
Konraderhof, (Rondorf) 1136 Cunrothe, 1158 Kunrode. Germanisch koni-, kühn, + ropa, Rodung.
Konstanz, (S. Bad) 1104 Constantia.
Kontich, 10- of 1100 castrum nomine Condacum. 1147 Contheca.
Köntrup, (Ostenfelde) mitten 1200 Cobbinkthorpe. Germanisch Kunninga purpa-, Siedlung der Leute des Kubbo.
Konz, (Trier) 1052 Cunza, 1114 Chunz.
Konzen, (Aa) 888 Compendio, 1200 Compendio, Compandium, 1136 Comeza. Romanisch compendium, Verkürzung.
Koray, (Zell) 1016-47 Curei, 1136 Curha.
Korbach, 1015-20 Curbike, 1036 Kurbike.
Körborn, 1179 Curberen, 197 Curbere.
Kordel, (Trier) 1139 Cordule, 1152 Cordule. 1177 Cordela. So zu Nebenfluss der Kyll zu Kordel.
Kördorf
Körle
Körne, (Dortmund) mitten 1200 Curne. Germanisch kwirnja-, Kollektiv zu kwirnu-, (Hand)Mühle.
Körner
Körperich
Kornpforte, (Köln) 989 porta frumenti.
Körrenzig, (Aa) mitten 1200 Korenzeg, 1224 Korencich.
Körrig, (Trier) 634 Corniche, 1052 Corricha.
Korschenbroich, 1127 Crismeke, 1218-23 Kirsinich.
Kortenbrock, (Werne an der Lippe) 1000 in Curtonbroke. Germanisch kurton, zu kurta, kurz + broka-, Sumpf.
Korvey, (Höxter) 1001 Kopie mitten 12000 noue Corbeie. Tochterstiftung von Corbie.
Kösching Stelle eines römischen Kastells, Besitz des Klosters Regensburg-Niedermünster, später des Herzogs. 10. Jahrhundert (zum 9. Jahrhundert) Cheskingam dicunt incolae villam, 996–1000 Cheskinga, 1021 Cheskingen, 1187–1189 Cheschingen, 1231–1234 Keschingen, circa 1279–1284 Cheschinge, 1326 Chesching, 1533 lateinisch Cesarea, iez Kesching, 1557 Koesching, 1647 Kösching. Es liegt wohl der romanische Personennamen Cascus zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist.
Koslar, (Aa) 945 Coxlar, 1139 Coslar, 1216 Koslare.
Kostheim, (Wiesbaden) 880 Cufstein.
Kößlarn
Köthel (Lauenburg)
Köthel (Stormarn)
Köthen (Anhalt) Im Hochmittelalter und dann wieder in der Neuzeit askanischer Residenzort, zeitweise mit überregionaler Ausstrahlung („Fruchtbringende Gesellschaft“, J. S. Bach, Homöopathie). 986 (1482) Koten, zu 1009 Cothin urbs [Original], 1115 oppidum Kotene, Cotene, Cotine, 1212 Gunterus de Kotene. Der Name (1885–1927 Cöthen) ist slawischen Ursprungs und lautete in etwa *Kotene oder *Kotini (-in). Eine eindeutige Erklärung ist nicht möglich, da die spätere Lautentwicklung Feinheiten verwischt hat. Der Name könnte gebildet worden sein: 1. aus altsorbisch *k Ortsteil ‘Kasten, Bude, Kleintierstall, Fischwehr o.ä. ’, 2. aus altsorbisch *k Ortsteil ‘Kater’ oder einem gleichlautenden Personennamen, 3. althochdeutsch k Ortsteil ‘Abteilung, Schuppen, Kate’ u. a. mehr. Die erste Variante wird als die wahrscheinlichste eingeschätzt, doch zeigt sich gerade hier eine große Vielfalt an Bedeutungskomponenten, die kein klares Bild bieten. Mit derartigen Sachlagen hat die slawistische Namenkunde häufig zu kämpfen. So Köthen, Ortsteil von Märkisch-Buchholz, Landkreis Dahme-Spreewald, Kötten, Ortsteil von Arzberg, Landkreis Nordsachsen.
Kötterichen
Kötz
Kotzebad (Bad in Aachen) 1215 Cotcebat.
Kotzenroth, (Koblenz) 1213 Cozenrode. Germanisch Kutton ropa, Rodung des Kutto.
Köwerich
Kogel
Kohlberg (Oberpfalz)
Kohlberg (Württemberg)
Kolbermoor 1860 Kolbermoor, 1863 wird die Trennung der Orte Aiblingerau, Pullach und Kolbermoor von der politischen Gemeinde Mietraching und deren Vereinigung in eine besondere politische Gemeinde unter der Benennung: „Gemeinde Kolbermoor“ ... genehmigt. Der Name ist genommen von dem ausgedehnten Moor, 1806 Kolbermoos und circa 1810 Das Kolber Moos genannt, dessen Kultivierung zu Beginn des 19. Jahrhundert begonnen wurde. Dieses wiederum ist nach dem Weiler Kolberg benannt, der 1464 als Kolber, 1552 als am Kolber und 1766 als Kolber bezeugt ist. Noch 1831 heißt es Kolber, Weiler ... Der Ort wird auch am Kolber genannt. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist hochdeutsch Moor. Beim Bestimmungswort handelt es sich wohl um den Familiennamen Kolber, dem mittelhochdeutsch kolbe ‘Kolben, Keule, kolbenähnliche Pflanze’ zugrunde liegt.
Kolbingen
Koldenbüttel
Kolitzheim
Kolkerheide
Kolkwitz 1350 de Kolkwitz, Kolkewitz, 1459 Colckwitz; sorbisch 1761 Golkojze. Grundform altsorbisch *Kolkovici‘Ort, wo Leute eines Mannes namens Kol(e)k wohnen’, ein patronymischer Name, gebildet mit dem Suffix -ovici. Der Personennamen ist eine Kurzform zu einem Vollnamen wie *Kolimir, im Erstglied zu aso. *koliti ‘stechen, spalten’, wie er z.B. im tschechisch Ortsname Kolom ˇeˇrice vertreten ist. Der Personenname wird auch zu altsorbisch *kolk, Deminutiv von *kol ‘Pflock, Pfahl’ gestellt oder als Kurzform zum Namen Nikolaus erklärt, wie sie im Polnisch und Tschechisch belegt sind. Die sorbisch Form Gołkojce wurde an norbisch golka ‘Heide, Busch’ angeglichen. Ähnlich Kalkwitz, Ortsteil von Calau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Kollig
Kollmar
Kollmoor
Kollnburg
Kollow
Kollweiler
Kolverath
Kommen
Konken
Konnersreuth
Konradsreuth
Konstanz (Bodensee) 6./7. Jahrhundert Gründung des Bistums, Stadtherr war der Bischof, 1519 Anschluss an die Reformation, 1528 in die Reichsacht erklärt, nach Schmalkaldischem Krieg 1548 Übergabe der Stadt an König Ferdinand, danach zwangsweise Rekatholisierung, seitdem unter Herrschaft Österreichs, 1805 an Baden. 6./7. Jahrhundert (Kopie 9. Jahrhundert) Constantia, 746 (Kopie12. Jahrhundert) Constantia, 864 Constantia, 12. Jahrhundert Chostinze, Costinze, Costinza, 13. Jahrhundert Costínz, Kostanza. Namengebend war Kaiser Constantius I. Chlorus (292–305). Die Belege des 12. und 13. Jahrhunderts zeigen wie die Mundartform kostintz die Integration in das deutsche Sprachsystem. Erst in neuerer Zeit wird der Name wieder an die lateinische Urform angeglichen.
Konz 1675 Schlacht an der Konzer Brücke (Holländischer Krieg), 1789 französisch Kantonsverwaltung, 1816 preußisch Bürgermeisterei. Um 369/71 Contionaci, 1052 [Original] de Cunza, 1075 (und öfter) Cunz, Anfang 14. Jahrhundert Kontze, 1507 Kontz. Grundform *Contionacum ‘Praedium des Contionus’, Ableitung von Personennamen *Contionus mit dem galloromanisch Suffix -acum.
Konzell
Kopp
Korb 1350 besitzt Württemberg über einen Teil des Ortes Gerichtsbarkeit, noch 1389 gehörte der halbe Ort einem Esslinger Bürger namens Konrad Raiser. Steinzeitmuseum, Haus am Burlingsplatz. 1270 aput Korbe [Original], 1304 Corbe [Original], 1360 (Kopie 16. Jahrhundert) Korb, Korb (1397). Der auf die Siedlung übertragene Flurname Korbe geht als ‘Siedlung an der morastigen Stelle’ zurück auf das Kollektivum mittelhochdeutsch ge-hurwe, *ge-horwe zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch hor ‘Schlamm’ und zeigt wegen der Betonung auf der Stammsilbe (ge-húrwe) Synkopierung des -ein ge-h mit anschließender Assimilation von g zu kh sowie den Wandel von -rw zu -rb-.
Korbach Der Reichshof Korbach kam 980 durch eine Schenkung Kaiser Ottos an das Kloster Corvey. Stadtgründung wohl noch im 11. Jahrhundert Seit 1188 galt das Soester Stadtrecht. Stadtherr zunächst der Bischof von Paderborn, seit 1227/67 im Besitz der Grafen von Waldeck. Nach Gründung einer Neustadt Vereinigung der beiden Städte (oppidum vetus beziehungsweise novum) im Jahre 1377. Seit dem 14. Jahrhundert Mitglied der Hanse. 980 [Original] Curbechi, 1036 Curbyke, 1126 Curbiki, 1537 Corbach, 1934 Korbach. Das Bestimmungswort des Namens (zum Grundwort -bach) wohl nicht zu mittelniederdeutsch kurren ‘murmeln von Bächen’ (so FO I), sondern eher zu mittelniederdeutsch kort ‘kurz, verstümmelt’ zu stellen. Die Angabe bezieht sich auf den kurzen Bachverlauf des heutigen Kuhbachs, der nw von Korbach entspringend nach nur wenigen Kilometern in die Eder fließt. In der Dreierkonsonanz -rtb müsste beim Ansatz von mittelniederdeutsch kort bereits beim Erstbeleg der Dental ausgefallen sein. Das Grundwort zeigt einen Wechsel von mittelhochdeutsch und mittelniederdeutsch Lautung.
Korntal-Münchingen Der ursprünglich ritterschaftliche Hof Korntal ging 1819 durch Kauf an die pietistische Brüdergemeinde, um die sehr starke Auswanderungsbewegung aus religiösen Gründen einzudämmen und erhielt religiöse und politische Autonomie durch königliches Privileg. Die Ortsherrschaft von Münchingen kam um 1308 von den Grafen von Asperg an Württemberg, der seit 1. Hälfte des 12. Jahrhundert belegte Ortsadel, der nur geringen Besitz im Dorf hatte, starb 1891 aus. 1975 wurden die Orte Korntal und Münchingen zusammengeschlossen. Korntal: 1297 Korntal [Original]. Münchingen: 1137–38 (Kopie1500) Munichingen, 1255 Mvonchingin [Original], 13. Jahrhundert Mu ̊nichingin [Original], 1466 Múnchingen. Korntal ist eine Zusammensetzung aus althochdeutsch, mittelhochdeutsch korn ‘Getreide’ und dem Grundwort -tal. Der Name bezieht sich auf den Getreideanbau des Hofes. Münchingen ist zurückzuführen auf eine-ing(en)Ableitung von dem Grundwort althochdeutsch munih, mittelhochdeutsch münch ‘Mönch’ und bedeutet ‘bei den Leuten der Mönche’ oder wahrscheinlicher, da sonst eher *Munichen zu erwarten wäre, ‘bei den Leuten des Mannes, der Mönch genannt wurde’.
Kornwestheim Um 1080 erhält das Kloster Hirsau vom ursprünglich edelfreien Adel des Ortes beträchtlichen Besitz, im 11. Jahrhundert liegt der Ort in Händen der Grafen von Calw, Ende des 12. Jahrhundert bei den Pfalzgrafen von Tübingen, deren Nebenlinie, die Grafen von Asperg, veräußerten den Ort 1303 an Württemberg, im 14./15. Jahrhundert verfügten verschiedene Adelsfamilien (von Blankenstein, von Venningen, von Schlettstadt und die von Kaltental) über Besitzrechte. 784–804 (Kopie1183–95) Westheim, 13. Jahrhundert Westheim, Westhain [Original], 1472 Kornwesthein [Original], 1585 Kornwesten [Original]; Kornwestheim (17. Jahrhundert). Der ältere Ortsname Westheim ist eine mit dem Grundwort -heim und dem Bestimmungswort althochdeutsch, mittelhochdeutsch westen gebildete Zusammensetzung und bedeutet ‘westlich gelegene Wohnstätte’. Da ein benachbartes *Ostheim fehlt, bezieht er sich vermutlich auf das östlich gelegene Aldingen. Motiviert durch den damals reichen Getreideertrag wird Westheim als Kornwestheim (zu mittelhochdeutsch korn ‘Getreide’) von gleichnamigen Orten unterschieden.
Korschenbroich 1127 situm Crismeke [Original], (1218–23) in Kirsmich [Original], 1225 Kirssemig [Original], 16. Jahrhundert Kersmich. Letztglied altsächsisch -beki ‘Bach’ ( -beke), abgeschwächt zu -meke, später in Analogie zu benachbarten -broich Orten (Neersbroich, Herzbroich, Raderbroich) durch dieses Namenglied ersetzt. Der Ort liegt n der maken/machen-Linie, daher der unverschobene Erstbeleg, und auch die heutige Ersatzform lautet mundartlich [-bro:k]. Der Wechsel Cris-/Kirsberuht auf Metathese. Aus dem einheimischen Sprachinventar kommen für dieses Erstglied die Kirsche (althochdeutsch kirsa, kersa), die Gartenkresse (althochdeutsch kressa, kresso) oder die Fischbezeichnung für den Gründling (althochdeutsch kresso) infrage. Der Vokal im Mittelniederländisch und Mittelniederdeutsch ist bei diesen Wörtern in der Regel -e-. Dieses e wird im Mittelniederländisch regional vor r + Dental zu o (so steht neben mittelniederländisch kerse ‘Gartenkresse’ die Form korsse). Dieses o zeigt die heutige Ortsname-Form. Für Gewässername mit dem Element Kirssind auch Deutungen auf voreinzelsprachlicher Basis erwogen worden (Barth 1968 zu Kierspe; Schmidt, Rechtsrhein Zufluss zu Kerspe), insbesondere der Neckarzufluss Körsch (1277 aqua Cherse) ist direkt vergleichbar.
Kottenheim, 1008-15 Cutenheim. Germanisch Kutton haim, Wohnung des Kutto.
Kothusen, (Werden) 1 Halfte 1100 Kothuson. Germanisch kota-, Kote + husum, zu husa, Haus.
Kotthausen, (Voerde) 1047 in Cothuseruelde. Mitten 1200 Cothuson.
Köttingen, (Liblar) 1167 Cottingen, 1168-90 Cottinge. Germanisch kottingum, zu den Kotsassen.
Kovelshoven, (Köln) 1198-1206 opposita curie Kuoldi, 1220 Kouoltshoven.
Kovergasse (=jetzt Krebsgasse Köln) 1170-90 in Couergazin, in Couergazzin, in Couirgascin, in Kouirgazein.
Köwerich, (Trier) 704 in Cabriaco, 710 in monte Cabracense. Anfang 1300 Keuerche.
Kraichtal 1971Gründung der Stadt Kraichtal durch Zusammenschluss der Städte Gochsheim und Unteröwisheim sowie der Eingemeindung mehrerer weiterer Orte. Die meisten ehemalig selbstständigen Städte und Gemeinte gehörten im Mittelalter und in der Neuzeit zu Württemberg, seit 1806 zum Großherzogtum Baden. Kraichtal ist benannt nach dem Fluss (die) Kraich (zum Rhein), 1401 an der kreych, 1488 die Kraich, 1537 an kreich, 1590 die Kraich. Mit dem Flussnamen ist auch der Landschaftsname, 769 (Kopie12. Jahrhundert) Kreichgau, gebildet. Mittelhochdeutsch *Kreiche steht zum Namen des parallel zur Kraich fließenden Kriegbachs (1226 Criche, 1466, Kopie, Krieche) im Ablautverhältnis germanisch *kriko ̄: *kraiko ̄. Mit diesen Wörtern werden Biegungen, Buchten, Krümmungen und Windungen bezeichnet, z. B. ostfriesisch kreke, krike ‘gewundener Bach’, engl. creek ‘Krümmung, Bucht’, norwegisch kreik ‘langsame Bewegung’.
Krälingen, (Berg) 880 Crachilenheim, 1190-1211 Krekelheym.
Krakow am See 1298 oppido Cracowe, 1305 Krakowe, 1336 in Crakowe; Krakow (1343). Der Ortsname kann sowohl einem altpolabischen Personennamen *Krak (1331 in Stralsund nachgewiesen) als auch ein Flurname zugrunde liegen, beide jeweils abgeleitet mit dem Suffix -ov,-o(w), dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging und das sowohl possessiv Funktion haben als auch zur Stellenbezeichnung dienen konnte. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich somit entweder als ‘Ort des Krak’ rekonstruieren (wobei den charakterisierenden Personennamen auf altpolabisch *krak ‘Rabe, Krähe’ zurückgehen würde) oder als Flurbezeichnung für einen ‘Ort, an dem es viele Krähen gibt’. Eine Herleitung von altpolabisch *krak mit der Bedeutung ‘Arm oder Verzweigung eines Flusses’ kann nicht ausgeschlossen werden, da der aus dem großen See abfließende Bach in kleinere Seen abfließt. So U. a. Krakow, Ortsteil von Drechow, Landkreis Nordvorpommern; Kraak, Ortsteil von Rastow, Landkreis Ludwigslust; Krakvitz, Landkreis Rügen; Krakau // Krakow.
Krames, (Trier) 1 Hälfte 1200 Cramsara.
Kramwinkel, (Bochum) 1100 Krauuinkila, ende 1100 Krauuinkala, mitten 1200 Crawinkel. Germanisch kraejon, Krahe, + winkila, Winkel.
Kranenburg (Niederrhein) Um 1227 durch die Grafen von Kleve im Kranenburger Bruch gegründet. 1270 domus Cranenburg, 1372 van Kraneborgh, 1401/02 in Cranenborch. Grundwort-burg zur Bezeichnung einer befestigten Stadt. Bestimmungswort im Genitiv Singular oder Plural zu altsächsisch krano swach maskulin, mittelniederdeutsch mittelniederländisch kra ̄n(e) ‘Kranich’, vielleicht aus einer ursprünglich Geländebez. *Kranenbro ̄k o.ä. (vgl. 1168 Crandunch ‘Krahnendonk’ [in Mönchengladbach]). Das Bestimmungswort ist häufig in Ortsnamen.
Kranendonk, (Mönchen-Gladbach) 1168 Crandunch. Germanisch krana(n), Kranich + dunga, Sandhügel in Sumpfgelande.
Kraudorf, (Randerath) 1144 Crurorp. Germanisch kruda-, Kraut + porpa, Dorf.
Krautheim (Thüringen) In 1250 fällt die Herrschaft über den Ort von den Edelfreien von Krautheim an die verschwägerten Grafen von Eberstein, 1329 und 1358 wurde die eine Hälfte des Ortes nach Teilung der ebersteinischen Linie im Jahr 1327 an das Erzstift Mainz verpfändet, die andere Hälfte wurde 1346 an das Hochstift Würzburg verkauft, im 15. Jahrhundert durchgehende Verpfändung, 1838 Verkauf an Baden. 1096 (Kopie 12. Jahrhundert) Crutheim, um 1190 (Kopie12./19. Jahrhundert) Krautheim, 1479 Krautheim. Eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort -heim und dem Bestimmungswort althochdeutsch, mittelhochdeutsch kru ̄t ‘Pflanze, Kraut’. Der Name haftet an Orten mit besonders saftigen Kräutern, gelegentlich verweist er auf Kohlanbau. So Krautheim, Landkreis Weimarer Land; Krauthausen, Wartburgkreis.
Krawinkel, (Neunkirchen Köln) 1213 Crawinkele. Germanisch kraejon-, Krähe + winkila, Winkel.
Krefeld (1097–1105) in Krıenfelde, 1166 in Creinuelt [Original]. Grundwort -feld mit Erstglied altsächsisch kra ̄ia swach Feminin ‘Krähe’ mit regionaler Graphie e für germanisch /æ ̄ / oder Umlaut durch j. Aus einem Flurnamen ‘(am) Feld der Krähen’. Der Vogel erscheint häufiger als Bestimmungswort von Toponymen. So Crainfeld (1012 ufe Creginfelt [Original]), Ortsteil von Grebenhain im Vogelsbergkreis.
Krehwinkel, (Velbert) 1 Halfte 1100 Craiunuuinkla, Kranuuinkila. Germanisch kraejon, Krähe + winkila, Winkel.
Kreiensen 1342 Creyenhusen [Original], 1441 Kreyensen (Kopie15. Jahrhundert). Bildung mit dem Grundwort -hausen und einem altsächsisch nicht bezeugten schwach flektierender Kosename im Genitiv Singular, entweder *Krego, mit Schwund des intervokalischen -g-, oder *Kreo, mit -y-/-ials Hiatustilger. So † Kreiendorp ö Halberstadt (1136 Creindorp), Harzkreis.
Krempermarsch. Amt im Kreis Steinburg mit 10 Gemeinte und Verwaltungssitz in der Stadt Krempe. In einer Schenkungsurkunde an das Kloster zu Uetersen 1234 erstmals erwähnt. 1956 Fusion der Ämter Neuenbrook und Kremperheide zum erweiterten Amt Neuenbrook, 1969 Beitritt der Stadt Krempe zum Amt und Umbenennung in Amt Krempermarsch. 1234 Crimpa, 1237 Crempe, 1312 in palude Crimpen [Original], 1346 mersch tu der Krempen, 1436 in der Kremper Mersch; Cremper Marsch (1553). Der Flurname Marsch geht zurück auf mittelniederdeutsch *mersch, marsch, masch ‘fruchtbare Niederung an den Ufern des Meeres oder der Flüsse’ und bezeichnet die Landschaft um die Kremper Au westlich der Stör. Norddeutsch Krempe bedeutet ‘zurückgebogener (Hut-)Rand’, Krempe ist eine Nebenform von norddeutsch Krampe ‘Haken, Klammer’ und bezeichnet etwas Gekrümmtes. So Stadt Krempe, Kremperheide, Krempermoor, alle in demselben Amt.
Kressbronn am Bodensee Im 13. Jahrhundert ist Adel im heutigen Kressbronn ansässig, im 18. Jahrhundert erlangte es als Zollstätte und als Umschlagplatz Bedeutung für die Schifffahrt, 1934 werden die Gemeinte Hemigkofen und Nonnenbach zu Kressbronn am Bodensee zusammengelegt.„Schlössle“, Hofanlage Milz, Burg Gießen, Pfarrkirchen Maria Hilfe der Christen Kressbronn und St. Gallus. 1934 Kreßbronn am Bodensee; Kressbronn am Bodensee (1977). Der neu gebildete Name schließt an einen alten in der Region bezeugten Namen an: 1230 Sigifridus de Kressenbrunnen. Das Grundwort ist althochdeutsch brunno, mittelhochdeutsch brunne, brun ‘Quelle, Brunnen’, -brunn / -bronn. Der Stammvokal u wird hier vor Nasal zu o gesenkt. Das Bestimmungswort ist vermutlich althochdeutsch kresso, mittelhochdeutsch kresse ‘Brunnenkresse’; der Name bedeutet dann ‘mit Brunnenkresse bewachsene Quelle’.
Krettnach, (Trier) 1147 Cretennanch, 1198-1210 Krittenache.
Kreuz, (an der Erft bei Neukirchen) 795 Kopie Anfang 1000 locum qui dicitur ad Crucem.
Kreuzau 1308 Auwe [Original], circa 1400 Oyver Auwe, 1472 Cruitz Auwe; Kreuzau (1830). Zunächst nur Namensimplex Auwe ‘Aue’ zur Bezeichnung des Siedelplatzes an der Rur, die nach der Einzwängung in die Buntsandsteinformationen der Nordeifel ab hier sich in die Dürener Ebene entfaltet.-Au(e) steht für ‘Land am Wasser’, ‘niedrig gelegenes Wiesengelände’. Weitere -au-Orstname (Friedenau, Niederau, Burgau) folgen unmittelbar flussabwärts. Zur Differenzierung von diesen ebenfalls in ihren Erstbelegen nur Au(we) bezeichneten Orten wurde zunächst nach der Lage am oberen Lauf der Rur für das spätere Kreuzau der Ortsname Oyver Auwe (‘Oberau’) gewählt, wodurch es zu einer sprachlich deutlichen Abgrenzung insbesondere von Niederau kam. Ab der Mitte des 15. Jahrhundert kam als neues Differenzierungsglied Cruitz (‘Kreuz’) nach dem alten Pfarrpatronat „Heilig Kreutz“ auf. So Kreuzweingarten, Ortsteil von Euskirchen, Kreis Euskirchen; Kreuzwertheim.
Kreuzberg, (Koblenz) 949-70 in Cruciberege. 1222 Crucebergh.
Kreuzberg, (Kaiserswerth) 1148 Crvceberg.
Kreuztal Der Name ist offenkundig durch die einander etwa rechtwinklig kreuzenden Täler der Bäche Hees/Littfe und des Ferndorfbachs motiviert.
Kreuzweiler. (Trier) 962 Wilere, 1140 Wilera.
Kreuzweingarten, (Köln) 1222 Wingarden.
Krickenbeck, (Hinsbeck) 1136 Crigenbege, 1138-39 de Kriekenbeco. Germanisch Krekon baki, Bach des Kreko. (Grieche)
Kriegsdorf (Sieglar) 1143 Criekesdorph, 1181 Crichestorp. Germanisch Krekes porpa-, Dorf des Krek.
Kriel, (Lindental Köln) 1152 Crele.
Kriftel Frühe Erwähnung in der Fuldaer Überlieferung des 9. Jahrhundert In Kriftel, das am Translationsweg des heiligen Bonifatius lag, nimmt der „Apostel der Deutschen“ bis h. einen wichtigen Platz in der Erinnerungskultur ein. Seit dem Spätmittelalter war der Ort mit Ausnahme von Zeiten der Verpfändung an die Eppsteiner beziehungsweise an die Grafen von Stolberg, welche die Reformation einführten, unter der Herrschaft des Mainzer Erzbistums, das seit 1559 die Rekatholisierung betrieb. 1803 an Nassau-Usingen. 780–802 (Kopie) Cruftera, 890 in Cruftero marcu, 1222 Cruftila, 1623 Crüfftel. Vom Gewässername Kriftel (heute Schwarzbach beziehungsweise auch Goldbach) ist der Name auf den Ort übergegangen. Die geäußerte Vermutung, wonach der Bachname unter Hinweis auf althochdeutsch krufta ‘Gruft, Höhle’ als ‘Schluchtenbach’ zu deuten sei, ist wegen der singulären Verwendung dieses Bestimmungswort und dem nicht übereinstimmenden Realienbefund nicht haltbar. Eher ist hier an spätalthochdeutsch crufta als Ableitung zu graban ‘graben’ in der Bedeutung ‘Graben, Senke’ zu denken (Reichardt). Unter Hinweis auf vergleichbare Namen wie die Wüstungen Krüftel im Landkreis Friedberg (785, Kopie Cruftila) und Kroppach, Landkreis Gießen, (1265 Crupach) ist auch germanisch *kruft‘ Feld, Acker’ (vgl. englisch croft) als Bestimmungswort angenommen worden.
Krochte, 1171 Chrogtan, 1183 Crothan.
Krökendorf, (Lüdinghausen) mitten 12000 Crucelinscthorpe. Germanisch Krukilingo porpa, Siedlung der Leute des Krukilo.
Krommert, (München) mitten 1200 Crumbenhard. Germanisch krumbon, zu krumba-, krumm + harud, waldiger Hohenzug.
Kronenberg, (Heiligenhaus) 1033-50 Cronberga.
Kronenburg, (Aa) 1166 Cronberg.
Kröv Kröv-Bausendorf Verwaltungsgemeinde im Landkreis Bernkastel-Wittlich, Kröv: 866/69 in villa [...] Crouia, 895 [Original] ad Crouiam ecclesiam, 1128 Crove, 1218 Croef, 1296 Crewe, 1330 Cröve, 1474 Croeff. Bausendorf: um 1200 bu ̊sendorf, 1220 Busendorf, 1409 Buoßendorf, 1467–75 Busendorff. Der Name Kröv steht wahrscheinlich mit keltisch *krauom. ‘Stall, Hütte, Verschlag’ (altirisch cráu, cró, kymrisch craw, indogermanisch *krəuo< *krh2-uó-) in Beziehungundistals Ortsname mit Suffix-ia ̄vom ablautenden *krouo(< indogermanisch *kro(h2)uo-) abgeleitet. Bausendorf, Kompositum mit Grundwort -dorf und dem Genitiv des Personennamens (mittelhochdeutsch) *Bu ̄se (frühneuhochdeutsch bausen ‘aufgeblasen sein, sich blähen, schwellen, strotzen’) als Bestimmungswort.
Kronach Um 1000 im Besitz der Grafen von Schweinfurt, von 1122 bis 1803 zum Hochstift Bamberg gehörig, vermutlich seit dem 13. Jahrhundert Stadt, mittelalter Altstadt, Festung Rosenberg mit Fränkischer Galerie, Geburtsstadt von Lucas Cranach d. Ä., Faust-Festspiele. Zu 1003 Chronik um 1013 ad urbem Crana ... ad Cranam, 1122 Chrana [Original], 1152 Cranaha [Original]; Cronach [Original] (1383). Der Siedlungsname Kronach beruht auf dem Gewässername Kronach, 1400 Kranach. Dieser ist indirekt auch durch 1223 Crummen Cranache zum Siedlungsname Grümpel (an dem gleichnamigen Quellfluss der Kronach) bezeugt. Es liegt eine Zusammensetzung aus althochdeutsch krano ‘Kranich’ und althochdeutsch aha ‘Wasser (lauf), Fluss’ ( -ach1) vor. Der Beleg von 1383 spiegelt sowohl den Schwund des auslautenden Vokals als auch die mundartlich Hebung a > o wider. Vorübergehend wurde an den Siedlungsname Kronach zur Unterscheidung von dem Siedlungsname Goldkronach der Zusatz Sta(d)t(vgl.-statt) angefügt (z. B. 1410 zeitnahe Kopie Statkronach). So Goldkronach, Landkreis Bayreuth, Reg.-Bez. Oberfranken; Kronach, Stadtteil von Fürth, Reg.-Bez. Mittelfranken.
Kronberg im Taunus 1230 Kronenberc, 1364 Cronenburg, 1481 Cronberg [alles Original]. Bestimmungswort ist das im Genitiv Singular stehende, sowohl st. wie swach, hier swach flektierende mittelhochdeutsch Subtantiv crône ‘Krone’; die Endung ist als unbetonte Mittelsilbe im Spätmittelalter geschwunden; die (immer seltene) K-Schreibung wurde erst 1934 offiziell. Das Grundwort (-burg/-berg) erscheint selten auch als -burg und zeigt – ebenfalls selten – -c als Reflex der (in Neuhochdeutsch Orthografie nicht mehr notierten) Auslautverhärtung. Die Krone (die die Kronberger auch in ihrem Wappen trugen) weist deutlich auf die königlich Gründung und damit auf die staufische Politik mit dem Ziel eines burgengesicherten Reichslandes Wetterau hin. Zu Taunus Königstein im Taunus. So Kronenburg, staufische Burg im Elsass, und Kronburg, Landkreis Unterallgäu, wohl wie Königstein (HE) als staufische Burg durch die Reichsministerialen von Eschborn, die sich dann nach Kronberg nannten, so auch in der Ersterwähnung 1230. 1330 erhielt die Burgsiedlung Stadtrecht, 1704 nach dem Aussterben der Kronberger kam Kronberg an Mainz, 1803 an Nassau-Usingen, 1866 an Preußen.
Kronshagen 1271 erstmals urkundlich erwähnt, bis 1452 gehörten sämtliche Dörfer des Gutes Kronshagen dem Heiligengeist-Kloster in Kiel, 1572 Vereinigung der einzelnen Dörfer zum Meierhof Kronshagen. Das Gut Kronshagen danach in unterschiedlichem Besitz, 1768 Gründung des Amtes Kronshagen, 1773 unter dänisch Krone, 1864 zu Preußen, 1867 Zusammenlegung mehrerer Ämter zum Landkreis Kiel, 1889 erneute Gründung des Amtsbezirks Kronshagen, 1910 Kronshagen städteplanerisch als Gartenstadt angelegt, 1932 zum Kreis Rendsburg. 1264 in Croneshagen [Original], 1315 in villa Kronshagen, 1610/11 zum Cronshagenn. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem Wortstamm Kron-, abstammend vom norddeutsch kroon ‘Kranich’ und-hagen ‘eingehegte Siedlung’. Somit beschreibt der Name eine ‘eingehegte Siedlung mit Kranichen’.
Kropp Kropp-Stapelholm. Amt im Kreis Schleswig-Flensburg mit fünfzehn amtsangehörigen Gemeindenmit Verwaltungssitzin Kropp. Kropp wird erstmals 1285 erwähnt, 14. 1. 2008 Gründung des Amtes Kropp-Stapelholm aus den bisherigen Ämtern Kropp und Stapelholm. 1285 Croop [Original], 1340 in villa Croppe 1340; Cropp (1554) Die Ortsbezeichnung stammt vom norddeutsch Kropp ‘Kropf’ ab und meint, wenn es sich auf landschaftliche Erscheinungen bezieht, eine Erhöhung, eine ‘Siedlung bei der Anhöhe’. Diese Benennung bezieht sich auf die flachgewölbte Form des Sanders, auf dem der Ort liegt. Mit Stapelholm wurde ein alter Landschaftsname (erstmalig 1260) in die neue Amtsbezeichnung aufgenommen.
Kruchten, 907 Kopie +1222 Cruftam.
Kruft, (Koblenz) 1112 Croth, 1163 in uilla Crofthae, de Crofthe.
Kruft, (Bad Godesberg Köln) 1190 Crufte, 1313 Cruth, 1225 Crocht.
Krumbeck, (Wülfrath) mitten 1200 Crumbeke.
Krümmel, 1022 Crumbele.
Krumbach 1300–1805 zur Marktgrafschaft Burgau, danach zu Bayern; 1895 Stadt, h. 5 Stadtteile. Circa 1146–1162 (Kopie11275) Crumbenbach, 1156 Crumbach, circa1167 (Kop.13. Jahrhundert) Krumbach. Der Name enthält als Bestimmungswort das Adjectivisch althochdeutsch krumb (flektiert krumben-) ‘gekrümmt’. Der Gewässername Kammlach (1351, 1357, 1404 an der Kamlach), der aus *Kambala ̄, einer l-Ableitung von keltisch *kambo ‘gekrümmt’, hervorgegangen sein dürfte und später verdeutlichend mit althochdeutsch aha ( -ach1) ‘Fließgewässer’ erweitert wurde, ist nach dem gleichen Motiv wie Krumbach benannt.
Krummhörn. Historisch wird der gesamte Bereich zwischen Greetsiel und Oldersum als „Die Krummhörn“ bezeichnet. Die Gemeinte Krummhörn wurde im Zuge der niedersächsischen Gemeindereform 1972 aus 19 ehemals selbstständigen Gemeinden gegründet. Leuchttürme in Pilsum und in Campen (kleinster und größter Leuchtturm der deutsche Nordseeküste) sowie Kreuzkirche in Pilsum aus dem 12. Jahrhundert 1463 ghenomet Cromme loend [Original], 1519 in de Kromme Horn, Anfang 16. Jahrhundert dat Cromme lant, 1542 in der Krummen Hörn. Der Ortsname entstand aus einem Syntag Mittelaltermit dem Adjektivisch mittelniederdeutsch krum, krumme ‘krumm, gebogen’, dass meist im Nominativ Singular steht, und mittelniederdeutsch lant ‘Land, Gebiet’ beziehungsweise mittelniederdeutsch horn Maskulinum, hörne Feminin ‘Horn; spitzes Landstück; auch Seite, Himmelsrichtung’. Die beiden Zweitelemente variieren, bis sich -hörn durchsetzt. Das genaue Benennungsmotiv ist nicht sicher. Vermutlich bezieht es sich auf die gewundenen Straßen oder Gewässer.
Krumpen, (Werden) 2 Hälfte 1100 Crumbheim. Germanisch krummes Dorf.
Kuchenbach, (Uckerath) 1138-40 Cuchenbach.
Kuchenheim, (Köln) 1166 Cuchinheim, 1166 Cuckenheim.
Kückelhausen, (Breckerfeld) mitten 1200 Cukelhuson.
Küdinghoven (Beuel) 1139 Condechoue. 1143 Cudinkouen.
Kues, (Bernkastel-Kues) 1030 Couese, 1147 Cobesa.
Kuhlendahl, (Neviges) 1033-50 Cugolondala, germanisch kugulon-, Keule zu Kugel.
Kumbd =Klosterkumbd und Niederkumbd, Koblenz. 1072 Commede, 1212 in Commode.
Kümmersbruck Bis zum Ende des 14. Jahrhundert Adelssitz, dann Hofmark mit wechselnden Inhabern. Bau von Wohnsiedlungen und Eingemeindung umliegender Orte führen in jüngerer Zeit zur hohen Einwohnerzahl. 12. Jahrhundert Anfang Notiz 1281 Chuniprehtsprucc, [andere Lesart:] Chumprehtspruct, circa 1187 Chu ̊nradi de Chu ̊neprehtesbrucke [Original]; Chue merspruch (1320). Zum Grundwort der unechten Komposition -brück/-bruck/-brücken. Bestimmungswort ist der altbairisch Personennamen Chunipreht mit Genitiv-Flexiv -es. Die dem Personennamen zugrunde liegenden germanisch Stämme sind für das Erstglied *Kunjau nd für das Zweitglied *Berhta-, das durch Sprossvokal und Synkope über *-bereht zu althochdeutsch -breht/altbairisch -preht wurde. Der Fugenvokal -i verursachte im Erstglied Umlautung des Stammvokals. Synkope und Angleichung (-nip-/-nep> *-np> *-mp> -m-) und Unbetontheit des Zweitgliedes trugen zur Entwicklung hin zur heutigen Form des Bestimmungsworts bei.
Kump, (Munster- Westfalen) 1000 in Cumpa, 1100 Cunpon. Germanisch kumba-, kumpa-, Napf, tiefe Schale also Vertiefung.
Küntrop, (Arn) 1068 Kukunctorp.
Künzell 12. Jahrhundert de Kindecello, 1212 Kincella, 1250 Kincelle, 1422 (Kopie15. Jahrhundert) Kintzel; Künzell (1682). Zusammengesetzter Name mit dem Grundwort -cella ‘mönchische Ansiedlung’. Das Grundwort verändert sich von -cella > zell durch Endsilbenabschwächung (-a > -e) und Apokope (Schwund des unbetonten Vokals -e im Auslaut). Die Belege liefern keinen direkten Hinweis auf eine stark Genitivflexion mit -es-; der erste Beleg zeigt lediglich den Bindevokal -ein der Fuge, der in der weiteren Überlieferung ausfällt. Dennoch ist ein Anschluss an einen Personen Stamm Chinda zu althochdeutsch chind ‘Kind, Sohn, Nachkomme’ anzunehmen. Im Bestimmungswort wechseln die Formen Kinmit denen, die einen t-Anschluss haben. In den späten Belegen wird der Vokal von -i> -ü gerundet. Der Ortsname ist als ‘Zelle des Chint[ila]’ o.ä. zu deuten.
Kunzenbach, (Bei Bad Ems) 959 Cunesbach.
Küppersteg, (Leverkusen) 1157 terra que uocatur Stega.
Künzelsau Nach 1250 bauten die Herren von Bartenau, die nach ihnen benannte Burg, Anteile an der Burg erwarben das Kloster Comburg, die Stadt Schwäbisch Hall und die Herren von Stetten, die ihren Teil 1482–1542 an Hohenlohe, Mainz und Würzburg verkauften, 1803 war Würzburg alleiniger Ortsherrscher, 1806 an Württemberg. Montage-, Lüftungs und Fördertechnik. Altes Rathaus, Altert Bahnhof, Museum Würth, Hirschwirtscheuer. 1098 (Kopie 12. Jahrhundert) Cu ̊nzelshowe, 1149 Cuonzelesowa [Original]. Es handelt sich um eine Zusammensetzung, die als Bestimmungswort den Personennamen *Cunzili enthält. Als Grundwort ist auf Grund des frühesten Originalbelegs vermutlich von Au, althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’,-au(e), auszugehen.
Küps 1151 Chvbece [Original], 1248 Cupce [Original], 1251 Kubz [Original], 1334 Kuebcz [Original]; Kups [Original] (1528). Eine gesicherte Herleitung liegt bislang nicht vor. Rein lautlich gesehen erscheint zwar eine slawische Grundform *Chчbчtцcц zum Appellativum *chчbчtч ‘Holunder’ mit Eindeutschung von ч mit u (später zu ü umgelautet) und ц mit i möglich, doch bestehen Zweifel daran, dass *chчbчtч in der älteren slawische Toponymie eine Rolle gespielt hat. Gegen eine slawische Grundform *Kopцcц zum Appellativum *kopцcц ‘Hügel’ spricht der Vokal ü, denn slawische o wurde in Nordbayern ansonsten mit o übernommen (und gGrundform später zu ö umgelautet). Am ehesten dürfte von slawische *Kupцcц zum Appellativum *kupцcц ‘kleiner Hügel, Anhöhe’ auszugehen sein, wenngleich slawische u im Deutschen sonst meist durch u ̄ (mit späterer Diphthongierung) ersetzt wurde. So Küps, Ober-, Unterim Landkreis Lichtenfels, Reg.-Bez. Oberfranken.
Kürenz, (Trier) anfang 1300 Curueza. Curneze. Romanische cubria, Krümmung.
Kurich, (Herten) mitten 12000 Currewic.
Kurmen, (Bergheim) 1196 Curmene.
Kürrenberg, (Koblenz) 1110 Curenberch.
Kürrighoven, (Oberbachem) 856 Coruuingoua. 1131 Corengouen.
Kurscheid, (Hennef) 1066 Cornsceith, 1066 Cornscheid, 1076 Kornscheith.
Kürten Wohl erst im Hohen Mittelalter besiedelt, Kirchturm aus dem 11./12. Jahrhundert, zum bergischen Amt Steinbach gehörig, große Abwanderung im 19. Jahrhundert, 1975 mit Bechen, Dürscheid und Olpe zur neuen Gemeinte Kürten zusammengeschlossen. Circa 1300 Curten, 1335 de Kurthen. Vielleicht zu lateinisch curtis, curtina ‘Hof’ zu stellen. Die Namen der Ortsteil e Bechen, Dürscheid und Olpe sind älter überliefert; zu Olpe, ein ursprünglicher Flussname mit dem Grundwort -apa wie beim westfälischen Olpe.
Küssaberg Vorgeschichtliche Besiedlungsspuren; Römerlager in der Nähe des Ortsteil Dangstetten; Ruine Küssaburg. 1141 Cussachberc [Original], 1150 Chussacberg [Original], 1239 Cussaperc [Original]. Namengebend für den Ort war die Küssaburg aus der 1. Hälfte des 12. Jahrhundert, die hoch oben über der Stadt steht. Die heutige Ruine Küssaburg befindet sich nur circa 2 km n des Ortsteil Küßnach. Der Name Küßnach ist keltisch Ursprungs und ist zurückzuführen auf *Cossiniacum, eine Ableitung mit dem Suffix-acum von dem Personennamen *Cossinus. Der später semantisch nicht mehr durchsichtige erste Teil des Siedlungsname bildete das Bestimmungswort in dem Burgname Küssaburg. Ob der Burgname direkt auf die Siedlung Küssaberg übertragen wurde oder eine Klammerform *Küssa(burg)berg mit der Bedeutung ‘Siedlung am Berg der Küssaburg’ gebildet wurde, lässt sich aufgrund der Nähe der Grundwort -berg nd -burg nichtent scheiden. So Küssnacht.
Kulmbach Im 12. Jahrhundert planmäßige Marktsiedlung der Grafen von Dießen-Andechs, wohl bald nach 1231 zur befestigten Stadt erweitert, ab 1248 im Besitz der Grafen von Orlamünde, ab 1340 der fränk. Hohenzollern; Festung Plassenburg (erbaut von Andechsern, bevorzugte Residenz der Zollern) mit Deutschem Zinnfigurenmuseum, mittelalter Badhaus. 1028–1040 Kopie Ende 11. Jahrhundert Kulma, 1174 Culminaha [Original], 1298 Kulmach [Original]; Kulmbach [Original] (1488). Der Siedlungsname Kulmbach geht auf die eingedeutschte Form des slawische Gewässername *Chчlmцna, 1338 Kulmna, h. Kohlenbach (mit Eindeutung des Appellativum Kohle), zurück. Bei *Chчlmцna handelt es sich um eine Ableitung von *chчlmч ‘Hügel’ mit dem adjektivierenden Suffix -цn-, deren Bedeutung in diesem Fall mit ‘Bach, der durch hügeliges Gelände fließt’ angegeben werden kann. Nach der Übernahme ins Deutsche ist zur deutlicheren Kennzeichnung als Gewässername althochdeutsch aha ‘Wasser(lauf ), Fluss’ ( -ach1) angefügt worden. Im 15. Jahrhundert begegnet erstmals die Angleichung an den zahlreichen Ortsnamen mit dem Grundwort-bach. So Schwarzkollm, Ortsteil von Hoyerswerda; Weißkollm, Ortsteil von Lohsa, beide Landkreis Bautzen.
Kuppenheim Um 1100 Schenkung des Grafen Berthold von Staufenberg an das Kloster Hirsau, 1254 in Besitz der Grafen von Eberstein, 1279 in einer Fehde des Markgrafen Rudolf mit dem Bischof von Straßburg niedergebrannt, danach von den Grafen von Zweibrücken-Eberstein an die Markgrafen übergegangen, 1298 als Lehen an das Kloster Weißenburg, 1535–1771 zu Baden-Baden. Nutzfahrzeugherstellung. Stadtkirche St. Sebastian, Stadtmauer, Jüdischer Friedhof. Um 1100 (Kopie 16. Jahrhundert) Cuppenheim, 1254 Cuppenhem, 1588 Kuppenheim. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim; dem Bestimmungswort liegt der Personennamen Kuppo/Kobbo zu Grunde: ‘Siedlung des Kuppo/Kobbo’.
Kusel Fränkisch Königshof im 7. Jahrhundert, der im 9. Jahrhundert in den Besitz des Erzbischofs von Reims kommt, wird zum Klosterhof und entwickelt sich zum wirtschaftlich Mittelpunkt des sogenannte „Remigiuslandes“, Kern des heute Landkreis Kusel. Unter den Grafen von Veldenz wird die Burg Lichtenberg erbaut und das 5 km sö der Burg gelegene Kusel erstmals urkundlich erwähnt. Mitte 15. Jahrhundert wird die Gegend zweibrückisch. Handwerkerund Tuchmacherstadt. 865/66 Cosla (Kopie 13. Jahrhundert), 1127 Cussla, 1314 zu Cuselen, 1546 Cusseln. Der Ortsname geht auf einen vorgermanisch Gewässername *Kusula zurück. Es bleibt offen, wann der Bachname zum Ortsnamen wurde, dessen Bedeutung demnach ‘Siedlung an der Kusala’ sein dürfte.
Kusterdingen 1270–1489 lagen die Herrschaftsrechte bei den in Kusterdingen ansässigen niederadligen Pflumen von Kusterdingen, nach ihrem Aussterben wurden sie aufgeteilt zwischen Graf von Aichelberg-Merkenberg, dem Kloster Bebenhausen und den von Stöffeln, 1484 zu Württemberg. Marienkirche, Wasserturm, Klosterhof, Altes Rathaus. Um 1100 (Kopie16. Jahrhundert) Custerdingen, 1142 (Kopie 14. Jahrhundert) Custordingen, um 1243 Custertingen [Original], 1297 Kustertingen [Original]. Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Custhard, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Custhard’.
Küttig, (Koblenz) 963 Cuttiacam ende 1200 Cutiche.
Kützgau, (zwischen Köln und Jülichgau) 898 in pago Cuzzihgeuue.
Kyll, (Ittel, Trier) 902 Chilana, 1098 Kila, 1212 Kile.
Kyllburg von Bitburg an der Kyll am südöstlichen Rand der Eifel (Waldeifel). 1239 Bau der Kyllburg als Grenzfeste durch den Erzbischof von Trier und 1256 Errichtung einer festen Mauer für die daneben entstehende Siedlung. Bis 1797 kurtrierisch, dann Teil des französisch Saardepartements und Kantonshauptstadt mit Verlust der Stadtrechte. 800 (Kopie Anfangs 12. Jahrhundert) Kilibergo, 1106 castrum Kiliburg, 1222 in monte qui appellatur Kileburhc. Burgenname, dessen Grundwort zwischen-berg und-burg schwankt. Das Bestimmungswort ist der Name der Kyll (links zur Mosel bei Trier), an der Kyllburg liegt: 4. Jahrhundert (Ausonius, Mosella) *Celbis (konjiziert), 9. Jahrhundert (Kopieu m 1103) ad Kila springun ‘an der Kyll-Quelle’, 9. Jahrhundert (Kopie um 1103) Kila, (915–930, Kop.14. Jahrhundert) Chile, 973 (Kopie14. Jahrhundert) Kila, (1023–1047) ad flumen Kilam, 1152 inaqua Kile. Der vorgermanisch Flussname*Kelu- ̄ı(latinisiert Celbis) wurde ins Althochdeutsch integriert als Kili und Kila f. Es handelt sich um das Feminin eines Adjectivisch indogermanisch *kelu, vermutlich mit der Beeutung ‘dunkel, schwarz’. Der Stamm indogermanisch*kelu-
-liegt auch vor im litauisch Flussname Kelv ̇e ̃ und in den Flussname Helbe (zur Werra und zur Unstrut) (< germanisch *Helwo ̄) sowie in mittelhochdeutsch hilwe f. ‘feiner Nebel’. So Stadtkyll, Landkreis Vulkaneifel; Kilver (Fluss zur Else zur Werre).
Kyritz Hochmittelalterliche Burg auf slawische Vorgängeranlage, Kaufmannssiedlung, Stadtrecht 1237 nach Stendaler Recht. 1232 Johanne, aduocato de kyrisz, 1325 tu der Kyritz [Original], 1425 zu der Kyricz [Original], 1541 thor Kiritz; Kyritz (1775). Grundform altpolabisch *Kyrica ‘Siedlung an einem Ort, wo Sträucher, Büsche vorkommen’, eine Bildung mit dem Suffix -ica von altpolabisch *kyr' als Nebenform von *ker' < urslavisch *kчrц ‘Strauch, Gebüsch, Wurzel’. Vgl. ähnliche Entwicklung bei Kertschütz, TH, (1145 Kirsi, 1291 in Kirzizt), und Kertzsch, (1143 Kirtzs) und die Flurname Kirre, Kieritz, die Kirr, Der Artikel beim Namen weist auf einen ursprünglich Flurname hin. Abzulehnen ist der Ansatz altpolabisch *Chyrici zum Personennamen *Chyr’ da ein Ersatz von altpolabisch ch durch mittelniederdeutsch k in diesem Gebiet ungewöhnlich ist.
Laaber 1393 Marktrechte, 1778 zu Bayern. Circa 1040 Labere, 1128 Labera, 1180 Labara, 1712 Laaber. Der Burgort liegt an der Schwarzen Laaber (r. zur Donau), circa 1150 (Kop.14. Jahrhundert) iuxta flumen Labere, deren Name auf die Siedlung übertragen wurde. Der Gewässername Labera ist ein vorgermanisch Reliktname, der zusammen mit den Namen der Großen und Kleinen Laaber, zur Donau bei Straubing (um 790, Kopie1254, fluenta ... Lapara), an keltisch *labaros ‘geschwätzig’ oder wegen des geringen Gefälles der Flüsse als Verbaladjektiv mit -r-Suffix an indogermanisch *lab‘ schlaff herabhängen’ (altindisch lobur, lobor ‘schwach’) angeschlossen werden kann.
Laach, Maria- (Niedermendig) 1075 Lach, 1085 Lache. Germanisch latinisch lacus, See. Genannt nach dem Laacher See.
Laach, (Grevenbroich) 1186 Lache.
Laach, (Heppendorf) 1141 Lachche.
Laage Slawische Burg mit Siedlung, deutsche Zusiedlung seit Ende 12. Jahrhundert, 1270 erste Erwähnung als Stadt, zu Mecklenburg Schwerin. 2004 Fusion des ehemaligen Amtes Laage Land und der Stadt Laage. 1216 in Lauena, 1270 ciues nostros de Lawe, in oppido nostro 1309 Laue, 1336 in platea Laghen, in Lawe. Der Ortsname geht auf altpolabisch *lava ‘Bank; einfacher Steg über ein Gewässer’ mit (bis vermutlich Anfangs 13. Jahrhundert) der adjektivisch Endung -na zurück, wobei vor allem die in den slawischen Sprachen weit verbreitete Zweitbedeutung mit der natürlichen Furt durch die Recknitz, an der Laage liegt, korrespondieren würde. Weniger wahrscheinlich ist eine Herleitung eines Flurnamens (vgl. poln. ława ‘Ackergrundstück in einer Waldschlucht’). Im 14. Jahrhundert, als die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr präsent war, beginnt durch Eindeutung der Übergang von -w zu -g-.
Laatzen Im Mittelalter Teil des „Kleinen Freien“ mit besonderen Rechten, 1968 Stadtrecht, bis 2001 im Landkreis Hannover. 1227 Lathusen [Original], 1495 Latzen; Laatzen (1791). Bildung mit dem Grundwort-hausen, das im 14. Jahrhundert zu -sen verkürzt wird. Das Bestimmungswort ist nicht zu mittelniederdeutsch lat, la ̄te ‘Höriger, Halbfreier’ zu stellen, sondern mit dem in althochdeutsch letto ‘Ton, Lehm’, altnordisch leþja ‘Lehm, Schmutz’ enthaltenen Stamm germanisch *lat-, *lad zu verbinden. Laatzen liegt an einem moorigen Gebiet, sodass der Name ‘Sumpf-, Morastsiedlung’ Bezug auf dieses Feuchtgebiet nimmt. So Laatzen, Landkreis Hameln-Pyrmont.
Lachem, (Worringen) 1209 Lakem/ germanisch von latinisch lacus See + haima Wohnung. Lachum liegt unweit des Fühlinger Sees.
Lachendorf 1196–97 Locthendorp [Original], 1278 Lachtenthorpe, 1317 Lachdorp; Lachendorf (1791). Bildung mit dem Grundwort-dorf. Im Bestimmungswort ist der Gewässername Lachte enthalten, der durch den Ort fließt. Ältere Belege des Gewässername sind nicht bekannt. Nach den Orstname-Belegen liegt eine Ableitung mit -n-Suffix vor. Der Vokal kann auf -a oder -au zurückgehen, der folgende Konsonant auf -h oder -f-. Vermutlich ist eine Verbindung zu der indogermanischen Wurzel *Leuk ‘Licht, leuchten’ herzustellen, die auch in der Abtönstufe vorkommt. Der Gewässername ist mit einer Dentalerweiterung gebildet. Die Schreibung -ct kann im Norddeutsch für -(c)hat stehen. Deutung also: ‘Siedlung an der Lachte’.
Lackhausen, (Obrighoven) 1200 Lachusen. Germanisch laku-, Wasserlauf in Sumprfland + husum zu husa, Haus
Ladenburg Um das Jahr 100 Vorort der Gaugemeinde der Neckarsueben und bereits im 8. Jahrhundert Stadt, ab 1705 bestand ein kleines pfälzisches Oberamt Ladenburg, 1803 an Baden, 1863 Zusammenschluss des Amtes mit dem Bezirksamt Mannheim. Lobdengau-Museum, St. Gallus-Kirche, Martinstor. 2. Jahrhundert Lopodun(um), 755 (Kopie12. Jahrhundert) Lobetdenburc, 798 (Kopie12. Jahrhundert) Lobedunburc. Es handelt sich um einen keltisch ON; das Bestimmungswort ist keltisch lokwo‘ See’, das Grundwort keltisch -dunum ‘Festung’. Der bald nicht mehr als „Seeburg“ verstandene Name wird über Lobedun-, Lobden-, zu Lodenentstellt. Die Integration in das deutsche Namensystem erfolgt durch Anhängen von -burc, -burg. Da a ̄ mundartlich zu o ̄ geworden ist, wurde der Name bei der Umsetzung in die Schriftsprache dann hyperkorrekt als Laden (statt Loden-) interpretiert.
-lage. Westgermanisch *la ̄go ̄, altsächsisch/ althochdeutsch la ̄ga, mittelhochdeutsch / mittelniederdeutsch la ̄ge feminin ist eine von liegen abgeleitete Stellen bezeichnet in der Bedeutung ‘freie Fläche’ und kommt in Westfalen und dem westlichen in Ortsnamen und Flurname häufig als Suffix vor (Dinklage, Landkreis Vechta), gelegentlich als Simplex (Lage, Landkreis Lippe).
Laer, (Bochum) 1000 Hloheri, Lahari.
Lage (Lippe) Im 13. Jahrhundert aus einem Kirchdorf (Gründung der Kirche vermutlich 9. Jahrhundert, ehemalig St. Peter) entwickelt, 1480 Weichbild, 1495 Gericht und Siegel, 1614 Bestätigung vorhandener Rechte für Bürgermeister und Gemeinte , 1791 Recht zur Verwendung der Bez. „Bürgermeister und Rat“, Gerichtsbarkeit 1. Instanz, bis 1843 Flecken, dann amtfreie Stadt, Sitz des Amtes Lage bis 1879, 1836/43 Städteordnung; 1970 Zusammenschluss mit 14 umliegenden Gemeinte , Eisenbahnknotenpunkt (Herford Detmold, Bielefeld-Hameln, teilweise stillgelegt). 1274 in Lagis, nach 1290–1300 villam Lage, 1335 in den kerspele tor Laghe, 1497 dat dorp tor Lage, 1530 Wibbolt tor Lage. Der Ortsname geht auf eine alte, in Nordwestdeutschland sehr verbreitete Flurbez. zurück, die in Ortsnamen auch als Grundwort oft vorkommt. Bis h. erscheint der Ortsname in mundartlich Wendungen mit Präposition und Artikel. Der Name wird zuerst in lateinisch Zeugnissen desspäten13.Jahrhundert mit lateinisch Endung (-is) des lokativisch Dativ Plural überliefert. Der Ortsname liegt altsächsisch*la ̄ga zugrunde (vgl. altsächsisch furola ̄ga‘ Verteidigung’, uberla ̄ga ‘Vorwurf’, wiarla ̄ga), das auf die Dehnstufe indogermanisch *l ̄egh führt (im Ablautverhältnis zu Wörtern um germanisch *legjast. Verb ‘liegen’, althochdeutsch altsächsisch als j-Präsens lig(g)en, liggian bezeugt, Adjektivisch (-j-Stamm) -la ̄gi wie in althochdeutsch abala ̄gi ‘lähmend’ und in deutsche Dialekträumen Entsprechungen zeigt (vgl. mittelhochdeutsch læge, bairisch läg, wfl. la ̄g ‘niedrig’, norddeutsch leges land ‘tiefgelegenes Land’, früh Neuhochdeutsch läg ‘niedrig, gering’) sowie im Fachwortschatz des Bergbaus in anläg ‘sanft aufwärts’ und abläg ‘sanft abwärts geneigte Fläche’ erhalten ist. Aus der Germania sind zu nennen: mittelniederländisch laech, leegh und angelsächsisch la ̄h, altenglisch lœ ̄ ge feminin, -lœ ̄ g, -leg und westsächs. l ̄eah als Bez. einer Niederung. Außerhalb der Germania finden sich Entsprechungen in litauisch l ̇ẽkˇsnas, lettisch lêzns ‘flach, platt, eben’ oder l ̄eza ‘Sandbank’. Semantisch liegt *la ̄ga ‘tiefe oder flache Lage, Niederung etc.’ zugrunde. Primäres Motiv ist eine tiefe, niedrige Lage, eventuell auch leicht abwärts geneigte Hanglage. Der Ortsname Lage bezeichnet ursprünglich eine tief gelegene Stelle, Niederung, was der Topographie von Lage genau entspricht, das auf einer Terrasse (circa 1500 m lang, circa 500 m breit) in circa 3 m Höhe über der Werretalaue mit Doppelfurt über Werre und Rhienbach in einer niedrig gelegenen, sumpfigen Fläche zwischen Waldgebieten am Fuße von Lager (158 m) und Stadenhauser Berg (143 m) liegt.
Lahn (Nebenfluss des Rheins) +576 Laugona, anfang 800 Logna. 881 Logana.
Lahngau, (Gau an der Lahn) 790 in pago nuncupante Logonahe.
Lahnau Anfangs 17. Jahrhundert Lahnau. Kompositummit dem Grundwort-au ‘Flusslandschaft, Flussinsel’, aus althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’, zu germanisch *agwijo ̄ f. ‘die zum Wasser gehörige’. Das Bestimmungswort enthält den Namen der Lahn (circa 600 Laugona, um 700 Logna, 881 fluuius Logana, 1185 in, trans Logenam, um 1220 Logina): Ableitung mit -na-Suffix, das neben -ina in den Varianten -ona, -ana erscheint. Die -n-Ableitungen sind im ganzen europäischen Raum zu finden und treten vielfach in Gewässername auf. Sie bezeichnen die Zugehörigkeit und können im indogermanischen Raum den Sinn von Diminutiven annehmen. Der älteste Beleg (600 Laugona) zeigt den alten Diphthong -au-, der bereits um 700 zu -o ̄monophthongiert wurde. Der Stammvokal hat sich also erst zu -o ̄verändert, sodass eine Ausgangsform indogermanisch *lough anzusetzen ist. Das -o ̆in Logana ist weder durch „Brechung“ aus -u hervorge gangen, noch besteht ein Zusammenhang zu dem Flussnamen der Leine (1001 inter fluvios Lagenam), der die reguläre Veränderung von germanisch -o> -azeigt, sodass die Leine an eine Wurzel *log(h)zu indogermanisch *leg‘tröpfeln, sickern, langsam rinnen’ angeschlossen werden kann. Die Lahn hingegen gehört zu einer indogermanischen Wurzel *lou-/*lou- ə‘waschen’, dazu lateinisch lavo ̄, -ere, -a ̄re ‘waschen, baden’, lautus ‘gewaschen’ [vgl. lauter ‘hell, klar, rein’], altisländisch laur n. ‘Lauge, Seifenschaum, Schaum’, althochdeutsch louga, Neuhochdeutsch Lauge. Vielleicht bezieht sich die Bedeutung auch auf die Farbe, vgl. Schwedisch löja, löga aus*laugio ̄n, Neuhochdeutsch Lauge im Sinne von ‘hell, weiß’ oder es hat, analog zu der Farbwurzel *albh-, allgemeinere Bedeutung und meint den Fluss selbst. Greule setzt indogermanisch *lougo‘Sumpf ’ an. In der weiteren Entwicklung des Namens schwächt sich das Suffix -ina zu -a beziehungsweise -e ab und fällt schließlich ganz aus (1248 Loina > 1284 Lone > (1359) Loyn). Die heutige Form mit -aerklärt sich dadurch, dass der Monophthong /o ̄/ in den rhfeinfrankisch und zentralhessischen Mundartlich meist zu /a ̄/ gesenkt wird (1284 Lone > 1313 aque dicte Lane). Im 13. Jahrhundert zeigt sich die Graphie mit -oi(1248 Loina), welche die Monophthongierung von -ou> -o ̄anzeigt. Zwischen Vokalen schwindet g bei Kontraktion; -h ist Dehnungszeichen und markiert die Länge des Vokals -a-. Für den Namen der Lahn < Laugona wird eine Deutung mit ‘waschen; rein, klar’, vielleicht auch ‘weiß’ oder allgemein ‘Fluss’ erwogen. So Lahnstein, Rhein Lahn-Kreis; Lahnfels, in der Gemeinte Lahntal, Landkreis Marburg-Biedenkopf; Laugna, Landkreis Dillingen a.d. Donau, mit Flussname Laugna, r. Nebenfluss Zusam (bei. Emersacker) < 890 Logena, 1448 die Laugen
Lahnstein = Niederlahnstein und Oberlahnstein is der heutigen Stadt standen der Limes und römisch Grenzbefestigungen. Im 10. Jahrhundert fränkische Besiedlung und erste Kirchenbauten. 1018 fällt Burg Lohenstein (ein ehemalig römischer Hof aus dem 4. Jahrhundert) an das Erzstift Trier, 1245 wird Burg Lahneck erwähnt. 1324 Stadtrechte für das kurmainzische Oberlahnstein und 1332 für das kurtrierische Niederlahnstein. Im 18. Jahrhundert beide Städte mehrfach von fremden Truppen besetzt; 1774 besuchen Goethe, Basedow und Lavater Niederlahnstein. Seit 1806 gehören Ober und Niederlahnstein zum Herzogtum Nassau, ab 1866 zu Preußen. 1969 Zusammenschluss von Ober und Niederlahnstein (sowie weiterer Gemeinte) zur Stadt Lahnstein und Bildung des Rhein-Lahn-Kreises. 991 Logunstein, 9./10. Jahrhundert Lohinstein, 10.–12. Jahrhundert Logenstein, 1249 Lonstein, 1263 Lainstein, 1300 Lansteyn uswach; Lahnstein (1969). Burgname mit dem Grundwort -stein. Bestimmungswort ist der Name des Flusses Lahn, 6./7. Jahrhundert Laugona (Venantius Fortunatus; andere Lesart, 10. oder 11. Jahrhundert logana), 496/506 (Kopie 13./14. Jahrhundert nach Kopieum 700) Logna, 881 fluuius logana, (959) in loganam, logana deorsum,12. Jahrhundert Logana, Logena, 13. Jahrhundert Logina, Logena, Loina, Loyna, Lone, 14. Jahrhundert Loina, Lana, Loena, Loyne, Loyn, die Lane, Layne, Layn, Lahn, Leune, Leyne, 15. Jahrhundert Lane, Lone, Lohn, Luene, Laene, Loen, uswach Die althochdeutsch Grundform Logana, Logina (mit Suffixablaut) beruht auf vorgermanisch *lugna ̄ ‘die Windungsreiche’ (Verbaladjectivisch zu indogermanisch *leug‘biegen’). So Burg Lahneck, Rhein-Lahn-Kreis; Löhnberg, Landkreis Limburg Weilburg.
Lahr/Schwarzwald Lahr gehörte zum Allodialbesitz der Herren von Geroldseck, 1278 zur Stadt erhoben, 1442 zur Hälfte und 1803 gänzlich an Baden, 1939 Kreisstadt. Burgheimer Kirche, Neues Rathaus. 1179 Larga (?), 1215 zu ̊ Lare [Original], 1401 Lahr; Lahr/Schwarzwald (1978). Der Name geht vermutlich auf ein im Hochdeutschen früh ausgestorbenes Wort zurück, das sich in niederländisch la ̄r, engl. lease, dän. løse ‘Weide, Weideland’ erhalten hat. Der Zusatz Schwarzwald dient z. B. zur Unterscheidung von Lahr im Kreis Limburg. Zahlreiche Ortsname in Verbindung mit Lahr, z.B. Burglahr, Oberlahr, Peterslahr, jeweils Landkreis Altenkirchen (Westerwald), Lahr, Landkreis Cochem-Zell und Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Lahstedt. Gemeinte im Landkreis Peine. 1971 aus den Gemeinte Adenstedt, Gadenstedt, Groß Lafferde, Münstedt und Oberg als Einheits Gemeinte gegründet. Der 1971 gebildete Name Lahstedt greift das in den Gemeindemitgliedsnamen Adenstedt, Gadenstedt und Münstedt enthaltene Grundwort-stedt auf. Als Bestimmungswort wurde lah (Variante zu -loh) gewählt, das als Flurname beziehungsweise Teil von Flurnamen mehrfach in den Mitgliedsorten vorkommt (Lah, Lahberg, Lahstraße).
Laichingen Seit 1100 in Besitz des Klosters Blaubeuren, während der Reformation württembergisches Kirchengut, Anfangs des 19. Jahrhundert in Staatsbesitz, 1950 Erhebung zur Stadt. Weberbetriebe, Werkzeugbau. Laichinger Tiefenhöhle, St. Albanskirche, Wasserturm Machtolsheim. Um 1100 (Kopie1574–78) Laichingen, 1159 Laichingen, 1324 Laichingen [Original]. Es handelt sich um eine -ingenBildung mit einem Personennamen *Laicho, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Laicho’.
Lake Ter, (Dinslaken) ende 1200 Lake.
Lambrecht 987 Stiftung des Benediktinerklosters Sankt Lambrecht in Grevenhausen, dass 1553 aufgelöst, zunächst der Universität Heidelberg übergeben und schließlich wallonischen Hugenotten als Asyl überlassen wurde. Mit deren Hilfe entwickelte sich die Gegend zum Zentrum der Tuchmacherei. Bis zur Französisch Revolution zur Kurpfalz und ab 1816 zum Bayern. 1838 Zusammenschluss von Sankt Lambrecht und Grevenhausen zu Lambrecht (Pfalz), Stadtrechte 1888. Der Ortsteil Elmstein ist ein staatlich anerkannter Erholungsort. 987 in loco, qui vocatur Grauenhusen, 1147 abbas de sancto Lamberto, 1237 villa sancti Lamperti; Lambrecht (1824). Der Heiligenname Lambrecht, lateinisch Lampertus, ist Grundlage für den Namen des Klosters Sankt Lambrecht, der auf die zugehörige Siedlung und später auch ohne den Zusatz Sankt auf den Zusammenschluss von Sankt Lambrecht und Grevenhausen übertragen wurde. Grevenhausen besteht aus einem Bestimmungswort mit der Bedeutung ‘Graf ’ in der älteren mitteldeutsch Lautform Gr ̄eve und aus dem Grundwort -hausen, bedeutet demnach ‘bei/zu den Häusern des Grafen’.
Lamerden, 1015-25 Lammerthrun.
Lammersdorf, (Dohm-Lammersdorf) 943 Namesrestorp, Nammerestorp.
Lampaden, 1038 `lampaida, 1147 Lampeide, 1152 Lampaidam, 1207 Lampayda.
Lampertheim Bäuerliche Siedlung, die erst 1951 das Stadtrecht erhielt. Lampertheim gehörte zum Hochstift Worms, das 1386 die Hälfte des Dorfes an die Kurpfalz verpfändete (bis 1705). Das heutige Neuschloss östlich der Stadt wurde um 1465/70 als Schloss Friedrichsburg durch Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde es bis auf ein noch erhaltenes Wohngebäude abgerissen. In Lampertheim wurde Alfred Delp (1907–1945) geboren. Zu 832 (Kop.) villa ... Langbardheim, zu 832 (Kopie) apud Logobardonheim, zu 832 (Kop.) apud Langobardonheim, 1141 Lampertheim. Die für das Jahr 832 von späteren erzählenden Quellen gebotenen Formen auf -bardonlegen die Ansetzung eines Genitiv Plural althochdeutsch *Langobardono-haim ‘beim Heim der Langobarden’ nahe. Trotz der wiederholt geäußerten Vermutung, wonach der Ortsname mit dem germanischen Volk der Langobarden in Verbindung zu bringen ist, scheint hier eher eine gelehrte Schreibweise der Chronisten des 11. und 12. Jahrhundert vorzuliegen. Die älteste kopiale Überlieferung Langbardheim sowie die urkundlichen Schreibungen als Lampertheim deuten hingegen auf einen Personennamen Lancbart oder Lantbert als Bestimmungswort Durch Vereinfachung der Dreierkonsonanz -ncb beziehungsweise -ntb zu -nb und partielle Assimilation -nb> -mb erklärt sich die heutige Form, die zudem noch die Schärfung von -b> -p aufweist.
Landau an der Isar 1224 Gründung der Stadt durch die Wittelsbacher, 1304 Stadtrechtsverleihung. Als Vorläufer der im Jahr 1224 gegründeten Stadt wurde circa 1579 der Ort Ahausen genannt: Landavum, olim Ahusium dictum ‘Landavum, einst Ahusium genannt’. Eine ähnliche Gleichsetzung findet sich zu Beginn des 14. Jahrhundert: Landow, que vocatur Ahausen. Andererseits hat sich Ahausen, dass erstmals circa 887–895 als Ahahusir bezeugt ist, bis in die Gegenwart als selbständige Siedlung erhalten. Dieser Widerspruch klärt sich wohl damit, dass die Stadt Landau im Bereich von Ahausen gegründet wurde. 13. Jahrhundert (zu 1224) Landaw, 1231–1234 Lando, 1237 Landawe, 1429 Landau, 1811 Landau, Stadt an der Isar, 1928 Landau a. d. Isar. Burg (beziehungsweise Siedlung): 12. Jahrhundert Landowe, Anfang 14. Jahrhundert Alten Landaw, 1482 Altenlanndaw, 1567 altn Landaw. Der Name Ahausen erklärt sich als ‘Häuser am fließenden Wasser’; Bestandteile sind althochdeutsch -aha,-ach1, ‘Wasserlauf, Fluss’ und eine Pluralform von hûs ‘Haus’, -hausen. Der Name Landau ist zusammengesetzt aus dem Grundwort mittelhochdeutsch ouwe, owe ‘von Wasser umflossenes Land, Insel, Halbinsel’, -au, hier in der Bedeutung ‘Wasserburg’ beziehungsweise ‘durch das Wasser (der Isar) geschützte Burg’ und dem Bestimmungswort lant ‘Land, Heimat’, sodass sich der programmatische Name ‘Wasserburg, die das Land schützt’ ergibt.
Landau in der Pfalz Landau war im Mittelalter Mittelpunkt des ehemalig Speyergaus, im 13./14. Jahrhundert fanden hier Landtage (ehemalig Thingplatz) statt. Seit 1274 freie Reichsstadt, wirtschaftlich und kulturelles Zentrum. 1648 kam Landau mit der Landvogtei Hagenau an Frankreich, Ausbau zur Festung. Erst 1816 wurde die Stadt wieder pfälzisch beziehungsweise bayerisch, 1830 d. Bundesfestung. 1268 in civitate nostra Landowe, 1291 in Landauwe. Das mittelhochdeutsch lant ‘Land, auch Gerichtsbezirk und seine Einwohner’ steht in Verbindung mit-au(e). Zu vermuten ist die Bedeutung ‘Gerichtsort, -bezirk in einer Aue, auf einer Wiese’, da die Siedlung am Ort einer mittelalter Gerichtsstätte entstanden sein soll.
Landesbergen Besitz der Familie von Landesbergen (berühmtester Vertreter Barthold, 1470 beziehungsweise 1481–1502 Bischof von Verden und Hildesheim), 16. Jahrhundert Besitz der Familie von Münchhausen, 1974 Zusammenschluss der Gemeinte Landesbergen, Estorf, Husum und Leeste. Geschlecht: um 1160 Everhardus de Landesberge [Original]; Ort: um 1200 Landesberge [Original], 1380 Landesbergen [Original]. Bildung mit dem Grundwort-berg, zunächst im Dativ Singular, später im Dativ Plural, und dem mittelniederdeutsch Appellativum lant ‘Land, Boden, Gebiet’ im Genitiv Singular als Bestimmungswort Namengebend war offenbar die erhöhte Lage am Weserufer. So † Landsberg bei Wolfhagen, Landkreis Kassel, Landsberg am Lech.
Landsberg am Lech Im 13. Jahrhundert Stadt, im 16. Jahrhundert Gegenreformation durch den Jesuitenorden. 1157–1162 Landesburc, 1162 in castro Landespurch, 1166/67 Landesperc, 1176 (Kopie von 1521) Landesperch, 1180–1183 Lantesberch, 1197–1199 Lantsperch, 1261 Lansperch, 1366 Landsberg, circa 1583 Landspergum urbs ... ad Lyci orientalem ripam, 1811 Landsberg, Stadt am Lech, 1964 Landsberg a. Lech. In einer Urkunde von 1401 findet sich die Gleichsetzung Landsperg alias Phettine; dies bezieht sich auf den in Landsberg aufgegangenen Ort, der circa 1135–1140 (Kopie von 1175) als Phetene und 1258 als Pfeten bezeugt ist. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist mittelhochdeutsch burc, -burg, ‘umschlossener, befestigter Ort, Burg’, Bestimmungswort lant ‘Land, Heimat’, sodass sich die Erklärung ‘Burg, die das Land schützt’ ergibt. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage am Lech. Der Name der früheren Siedlung wird zu schwäbisch pfatt, pfatte ‘Zaun’ gestellt.
Landscheid, 1166 Langueseht.
Landshut 1204 Gründung der Stadt durch die Wittelsbacher, seit 1392 Hauptstadt des Herzogtums, 1799 Landesuniversität. Circa 1150–1200 Lanthvt, circa 1174–1180 Landeshûte, 1183 (F., Kopiedes 13. Jahrhundert) apud Lantzhu ̊tam, 1196–1199 Landeshute, 1493/94 (zum Jahr 1204) castrum Landshut, 13. Jahrhundert (zum Jahr 1204) Ludwicus dux Bawarie castrum et oppidum in Lantshv Ortsteil construere cepit, 1205 castrum Landeshvo te, 1206–1217 Landeshu ̊ t, 1267 Lantshut, 1339 Landshut. Die Belege 1150–1200, circa 1174–1180, 1183 und 1196–1199 sind in ihrer Datierung nicht gesichert. Es scheint aber doch ein Vorläufer der 1204 gegründet Burg und Stadt existiert zu haben, denn ein Chronist des ausgehenden 15. Jahrhundert schrieb 1493/94 zum Jahr 1204: Dux Ludowicus in Monaco ... construxit in monte, quo modo castrum Landshut consistit. Die Ortsangabe im Beleg zu 1204 ermöglicht die Annahme einer früheren Burg beziehungsweise Siedlung. Aventin erklärte 1519–1521 den Namen: Landshuet, galea ac custodia terrae, 1541 zu deutsch Landshuet, ein helm und hut des lands. Grundwort ist mittelhochdeutsch huot, huote ‘Bewachung, Behütung’, Bestimmungswort lant ‘Land, Heimat’.
Landskron, (Lohrsdorf) 1222 Landescrone.
Landstuhl, Sickingenstadt. Stadt im Landkreis Kaiserslautern. Funde aus keltisch und römisch Zeit wie die Reste eines Säulengrabmals, die sog. „Sickinger Würfel“, weisen auf frühe Besiedlung hin. Mitte 14. Jahrhundert Stadt, die mitsamt der Burg Nanstein als Reichslehen mehrfach den Besitzer wechselte. Ende 15. Jahrhundert Zentrum der Herrschaft der Sickinger. 1523 endete hier der Pfälzische Ritteraufstand mit dem Tod des Franz von Sickingen. Die Burg wurde Ende 17. Jahrhundert endgültig von den Franzosen zerstört. Um 830–50 villa Nannenstul (Kopie um 1190), 1333 Burg Nantzstul, 1362 burg vnd vels Nannestein vnd Nannestul die stat, 1554 Lanstul; Reinhard von Sickingen zu Landtstul (1603). Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personennamen Nanno, Genitiv Singular Nannen-, und das Grundwort ist althochdeutsch stuol ‘Hochsitz, Thron, Richterstuhl’, wobei unklar bleibt, ob im übertragenen Sinne ein Fels oder tatsächlich eine Gerichtsstätte gemeint ist. Gegen Letzteres könnte der Personennamen im Bestimmungswort sprechen, weshalb hier eine Deutung des Ortsnamens als ‘Siedlung des Nanno auf einem Felsen’ favorisiert wird. Die zwischenzeitlich aufgetretene Form Nannestein ist wohl eine Klammerform (*Nannenstulstein). Der Ortsname veränderte sich durch Dissimilation von Nanstul zu Lanstul und weiter durch phonetisch und volksetymologie bedingten Einschub von -d-.
Langballig Ersterwähnung 1450, 1970 entstand das jetzige Amt aus den bisherigen Ämtern Grundhof und Munkbrarup, 1988 Anerkennung Langballigs zum Luftkurort. Touristisch geprägt, Landschaftsmuseum Unewatt (mit Holländermühle). 1450 to Langeballech [Original], 1543 Langbalge. Der Wortstamm ballig stammt vom altdänischen balgh/balugh/baligh ‘Teil eines Dorfes’ ab und meint in der Zusammensetzung mit dem Adjektivisch lang wohl den langen Teil des Dorfes.
Langel, (Porz) 1110-20 Langela, mitten 1200 Langelo,
Langel, (Wolfhagen) 1015-25 Langal, 1015-25 Lanchel.
Langel, (Worringen) 922 Langala, 1150-65 Langele.
Langeleben, (Lelm) mitten 1200 in Langelage.
Langelsheim Schon im Mittelalter Erzverhüttung im Ort, im 16. Jahrhundert ein Schwerpunkt der Verhüttung des Rammelsberger Erzes (1941/42 eingestellt). 1131 Laggenize [F. 13. Jahrhundert], 1181 Lagnesce, 1210 Langeniz; Langelsheim (1578). Bildung mit dem in mittelniederdeutsch n ̄ese ‘Nase’ (vgl. engl. ness ‘Vorgebirge, Landzunge’) belegten Appellativum als Grundwort und dem Adjektivisch altsächsisch lang, mittelniederdeutsch lanc ‘lang’ als Bestimmungswort, das meist flektiert im Dativ Singular steht. Die -ggund -g-Schreibung gibt den Laut -ŋwieder. Im 15. Jahrhundert findet Angleichung an die umliegenden -heimNamen statt, und -nwird zu -ldissimiliert. Die Zuordnung eines Beleges von um 1016 Lanchel [12. Jahrhundert] ist umstritten. Etymologie ist er nicht mit Langelsheim zu verbinden.
Langen (Emsland) Der Ortsname ist mit altsächsisch, mittelniederdeutsch lang ‘langgestreckt’, altsächsisch *langa, mittelniederdeutsch lange ‘Länge, langgestrecktes Flurstück’ zu verbinden. Benennungsmotiv dürfte der Lange Berg gewesen sein, ein circa 90 m langer dammartiger Grabhügel auf dem Kamm einer natürlichen Bodenwelle. Die Form Langene kann als Abschwächung einer -n-Ableitung *Langana oder eines Dativ Plural *Langun interpretiert werden. So Langen (890 Langon), Landkreis Emsland.
Langen (Hessen) Ersterwähnung im Jahre 834 anlässlich der Schenkung von Langen mit seiner zugehörigen Mark durch Kaiser Ludwig den Frommen an das Kloster Lorsch. 1232 vom Kaiser an das Erzstift Mainz übertragen, das Langen als Lehen weiter ausgab, u.a. an die Herren von Münzenberg und die Falkensteiner. Seit 1489 isenburgisch, wurde der Ort 1600 als Teil des Amtes Kelsterbach an Hessen Darmstadt verkauft. 1883 erhielt der Ort die Stadtrechte. 834 (Kopie) Langungon, 876–881 (Kop.) Langunga, 1411 Langen. Im Bestimmungswort steckt zweifelsfrei althochdeutsch lang ‘lang’, doch wirft die Bildung des Ortsnamens als -ing-Name zu einem Adjektivisch Fragen nach der Deutung auf. Im vergleichbaren Fall von Bad Wildungen (9. Jahrhundert Wildungun) leitet sich der Ortsname von dem Flussname Wilde ab. Bei Langen fehlt ein Flussname. Möglicherweise ist von einer Klammerform wie etwa *Lang(feld)-ungen auszugehen. In diesem Falle würde das im Dativ Plural gebrauchte Suffix-ingen / -ungen die ‘beim Langenfeld wohnenden Leute’ bezeichnen. Von einem nur singulär nachgewiesenen Personennamen Lango als Namengeber des Ortes ist nicht auszugehen.
Langen, (Osnabrück) 1000 Langon, Longon.
Langenargen (am Bodensee) Langenargen ist eine Siedlung der Merowingerzeit und war Ende des 8. und Anfangs des 9. Jahrhundert bevorzugte Dingstätte im Argengau, 1780 an Österreich, 1805 an Bayern, 1810 an Württemberg. Obstbau, Handwerksbetriebe. Schloss Montfort, Kavalierhaus, Pfarrkirche St. Wendelin. 770 (Kopie17. Jahrhundert) Arguna villa, 1393 zu Langen Argen [Original]. Bei der Arguna villa handelt es sich um die bei der Einmündung der Argen (815 in Argunu) in den Bodensee gelegenen Siedlung. Dem Namen liegt vermutlich keltisch argo‘ glänzend, hell’ zu Grunde. Der Namenzusatz Langenbezieht sich auf die Ausdehnung des Ortes am See. So Langenbach, Landkreis Freising, Langenmosen, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.
Langenbochum, (Herten) 1081-1105 Langonbukheim,
Langenbögel, (Heiligenhaus)1098 Langanbugale, mitten 1200 Langenbugele.
Langendorf, (Köln) 1140 Langendale, Langindorf.
Langendreer, (Bochum) 1000 Threiri, 1092 Thrire. Germanisch prea drei, + haru-, sandiger Hugelrucken.
Langeneicke. (Arn) 1011 Langaneka. Germanisch zur langen Eiche.
Langenesche, (Olfen) 889 Langonezca. Germanisch langon, zu langa-, lang + atiska-, sämtliche Acker einer Siedlung.
Langenfeld, (Koblenz) 1052 Lagenuelt.
Langenhorst, (Velbert) 743—83 Langonhorst, 1 Hälfte 1100 Langunhurst. Germanisch langon zu langa-, lang + hurst-, waldiger Hügel in Sumpfland.
Langenau Archäologische nachgewiesene alemannisch Besiedlung. Im Mittelalter und bis in die h. Zeit bedeutende Pferdezucht. Vom 14. bis 18. Jahrhundert zur Freien Reichsstadt Ulm. 1972 Eingemeindung der drei ehemalig selbstständigen Gemeinte Albeck, Göttingen und Hörvelsingen. 1003 Nâvua (dorsual: Nawae), (1143) in Nawe, 1150 de Nawa, 1158 villam Nawin, 13. Jahrhundert Navwe, Nauwe, Navve, Naw, 1576/85 Lanngenaw, 1710 Langenau. Die lang gestreckte Stadt, die aus drei Siedlungskernen zusammengewachsen ist, war ursprünglich nur nach dem Namen des Flusses (die) Nau (zur Donau), der sie durchquert, benannt. Der Flussname geht wie die Flussname Nahe (zum Rhein) und Nóva (zur Memel, Litauen) auf spätindogermanisch*na ̄u-
a ̄‘die zum Baden/ Schwimmen geeignete’(? ) zurück, eine feminin Ableitung von (Indogermanisch) *neh2-u-(> *na ̄u--), die zum Verb indogermanisch *(s)neh2‘baden, schwimmen’ gehört, vgl. mir. snau, snó ‘Strom’(<*sna ̄u-a ̄).
Langenich, (Kerpen) 866 in uilla Langenaccare, 1185 Langenahge. Germanisch langan zu langa lang + akra-, Acker.
Langenberg Filialkirche der Osnabrücker Pfarre Wiedenbrück, um 1220/40 Pfarre der Reckenberger Bauerschaften. 1239/40 Haupthof Langenberg, 16. Jahrhundert Vogtei unter Einbeziehung weiterer Bauerschaften, 1803 an Hannover, 1815 an Preußen, seit 1821 zum Bistum Paderborn. Bis 1969 zum Amt Reckenberg, 1970 Zusammenschluss mit Gemeinte Benteler (Amt Wadersloh, Kreis Beckum). 1234 de Langenberg, 1268 Langeberg. Bildung mit dem Grundwort-berg. Der ehemalige Flurname wird auf eine im Dativ Singular flektierte lokativisch Wendung wie*b ̄ıdemlangen berge oder*to dem langen berge zurückgehen, mit der der Berg durch das swach flektierte adjektivisch altsächsisch lang, mittelniederdeutsch lanc, lan(g)k, lanch ‘lang’ nach seiner räumlichen Erstreckung in der Länge näher bestimmt wird.
Langenfeld (Rheinland) 1396 de Langevelt, 1444 van Langenfeld [Original]. Aus einer Flurbezeichnis ‘am langen Feld’. Seit dem 9. Jahrhundert in allen Teilen des d. Sprachgebiets gut belegt.
Langenhagen 1312 Novam Indaginem [Original], 1391 Nyenhaghene; Langenhagen (1451). Bildung mit dem Grundwort -hagen und zunächst dem flektierten Adjectivisch mittelniederdeutsch n ̄ıe ‘neu’. Im 15. Jahrhundert wechselt das Bestimmungswort allmählich zum flektierten Adjektivisch lang, dass sich im 18. Jahrhundert durchsetzt. Der Grund für diesen Wechsel ist nicht klar. Im Erstbeleg erscheint der Ortsname in lateinisch Übersetzung.
Langenlonsheim Im Mittelalter hatten hier verschiedene Adelsfamilien Besitz. Schon Ende des 18. Jahrhundert werden die Gemeinte in einer – zunächst französisch – Bürgermeisterei zusammengefasst, deren Zentrum Langenlonsheim ist. Seit 1815 ist die Region preußisch. 769 in pago wormatiense in Longistisheim marca, 801 Longastesheim, 1187 Longesheim; Langenlonßheim (1410). Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personennamen Launogast, Longast, Genitiv Singular Longastis-, der auf den fränkisch Personennamen *Lo ̄gan < *Laugan zurückgeht. Der unbetonte Teil des Personennamens wird zu -gistis abgeschwächt. Das Grundwort ist -heim. Der Zusatz Langenbezieht sich auf die Form des Ortes, der sich lang an einer Straße hinzieht, und dient der Unterscheidung von Lonsheim. Demnach wäre der Name des später zu einem langen Straßendorf gewordenen Ortes als ‘Wohnstätte des Longast/Launogast’ zu deuten. So Lonsheim, Landkreis Alzey-Worms.
Langenselbold Ersterwähnung 1108 in einer Papsturkundlich, die dem Grafen Diedmar [von Gelnhausen] die kurz zuvor erfolgte Gründung eines Stifts Selbold bestätigt. Im 12. Jahrhundert kam das Stift an die Staufer, seit dem 13. an die Herren von Büdingen und ihre Erben, von denen es die Isenburger dauerhaft behaupteten und 1543 säkularisierten. Der Ort (mit ehemalig Kloster) seit dem 17. Jahrhundert Langenselbold genannt, fiel 1816 an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen; seit 1983 Stadt. 1108 Selbold (Kopie16. Jahrhundert), 1109 de Sewoldes [Original], 1143 Selbolt [Original], 1233 Sewolt (Kopie15. Jahrhundert). Der Name des Orts (an der via regia, in seit dem Neolithikum besiedeltem Gebiet) dürfte bei einer spätestens karolingisch Neugründung oder Aufsiedlung entstanden sein; er beruht auf dem im 9. Jahrhundert (Fulda, Reichenau) bezeugten Personennamen Selibold/Selbolt/Selebolt (< germanisch *sal-, althochdeutsch selida ‘Haus, Halle’ + althochdeutsch bald ‘kühn’ > bold (a >o oft vor l im Personenname Zweitglied). Der (isolierte) 2. Beleg spricht für einen genitivischen Ortsname (Personenname im Genitiv, Grundwort-Wegfall), wie sie im Mittel und Osthessisch häufig sind. Ob ein latinisierter Genitiv *Selboldi vorausging (so Kaufmann), ist sehr fraglich. Eher dürfte die nur in Sewoldes erhaltene d. Genitiv-Endung abgefallen sein (so bei anderen gen. Ortsname seit dem 13. Jahrhundert). Belege 3, 4 zeigen die mittelhochdeutsch-Neuhochdeutsch (Neuhochdeutsch nur orthografisch beseitigte) Auslautverhärtung -d > -t; die seltene -wGraphie in 2 ist Reflex der hessisch Spirantisierung b > w nach l vor Vokal. Der Zusatz Langenwie üblich im lokativisch.
Langenthal Mesolithische, neolithische und römisch Funde sowie die Lage an der römerzeitlichen Verbindungsstraße von Vindonissa nach Aventicum verweisen auf eine frühe Besiedlung. Seit 1194 unter Einfluss der Abtei St. Urban, die bis 1798 Rechte innehatte. Ab 1415 unter Berner Landeshoheit. Erhält 1480 Marktrechte und wandelt sich zwischen 1700 und 1750 vom Bauerndorf zum wichtigen Handelsort. 861 in Langatum [Kop.], 894 in Langatun [Kop.], 1194 villa que dicitur Langata, in Langatun [Original], 1243 villa Langenthan, 1275 in Langental. Vorgermanisch *Langadunum ‘befestigte Siedlung an der *Langa ̄’, gebildet aus dem keltisch App, duna, latinisiert dunum, (umwallete) Burg, Festung’, vgl. altindisch dun n. ‘Burg, befestigte Stadt’ (urverwandt mitgermanisch*tu ̄na-m.‘Zaun’,im Nordischen und Englischen mit Bedeutung-Entwicklung zu ‘eingehegter Platz’, neuenglisch town ‘Stadt’), toponomastisch oft verwendet zur Bez. von befestigten Plätzen. Das nicht mehr verständliche Grundwort ist bereits im 13. Jahrhundert in den schriftlichen Quellen sekundär zu deutsch Tal umgedeutet worden. Als Bestimmungswort anzunehmen ist ein (der alteuropäisch Hydronymie zuzuordnender) Gewässername *Langa ̄(oder*Langos?), zu indogermanisch Adjektivisch*(d)longho-s ‘lang’, wobei der Siedlungsname dann auf den Flussname übertragen wurde. So Du ̄ non: Thun, als Grundwort in: Moudon.
Langerwehe Ende 13. Jahrhundert dye Wye [Original], 1373 Wey; Langerwehe (1715). Die Siedlung Wehe hat ihren Namen von dem hier fließenden Wehebach (die Wehe), der bei Inden-Lamersdorf in die Inde mündet. An seinem Oberlauf gab das Gewässer dem Kloster Wenau (1215 Winouwe) ebenfalls den Namen. Der Gewässername Wehe zeigt ein voreinzelsprachliches Namenelement, das vermutlich auf das Wurzelwort *uegh mit der Bedeutung ‘bewegen’, ‘laufen’ zurückzuführen ist. Über lange Zeit reichte der Gewässername zur Bezeichnung der anstoßenden Siedlung als die Wehe (dye Wye). Erst in der Neuzeit erfolgte der attributive Zusatz Langer-. Hierbei handelt es sich um einen Komparativ, der der Charakterisierung des Gewässers Wehe in diesem Teilabschnitt diente: Am Austritt des Gewässers aus der Enge des Nordeifeltales in die Ebene fließt sie langsamer = länger. So Langerfeld, Ortsteil von Wuppertal.
Langförden, 1000 Langonforde, Longanforda. Germanisch langon, zu langa lang, + furdu,- Furt.
Langgöns Die in Kirch-Göns ansässigen Ritter von Göns, seitdem Anfangs des 12. Jahrhundert belegt, hatten reiche Besitzungen in der Gemarkung. 1690 vernichtete ein Brand den größten Teil des Ortes. 777 (Kopie1183–95) in Gunniser marca/Gunnuser marca, 779? (Kopie1183–95) in Gunnoser marca/Gunnesheimer marca, 789 (Kopie1183–95) in Gunnissere marca, 817 (Kopie 1183–95) in uilla Gunnissen, 1017 (Kopie1487–94) Gundissa, 1233 Langengunsne; Langengunse, 1281 Langunse, 1297 Gunse, 1374 Langingunß, Anfangs 16. Jahrhundert Langengonsse, 1518–19 Langegons. Der Name leitet sich vom Gewässername her, der h. Gönsbach heißt. Derivation mit dem Suffix -issa, das in der historisch Überlieferung auch als -ussa, später als -s überliefert erscheint. Ursprünglich scheint das Suffix Konkretes bezeichnet zu haben. Bei Ortsnamen auf -issa wird wohl durch das Suffix die Zugehörigkeit zum Begriff des Kernwortes ausgedrückt. Zur Frage, welche Etymologie für die Basis Gun nanzusetzen ist, sei auf den Ortsname Günne (Ortsteil der Gemeinte Möhnesee, Kreis Soest, um 1190 (Anfangs 13. Jahrhundert) Gunnethe) verwiesen. Erwogen wird dabei ein alter Gewässername, der heute nicht mehr existiert. Die Deutung der Basis ist dabei nur annäherungsweise möglich. Udolph setzt für die Gewässername Gonna, Gunne, Günne, Günse eine -n-Erweiterung zu einer indogermanisch Wz. *gheu‘ gießen’ an. Die -n-Erweiterung dieser Wurzel ist im appellativischen Wortschatz zwar nicht belegt, scheint sich aber in Gewässername und Ortsname erhalten zu haben. Greule setzt eine Grundform *gus-na zu althochdeutsch gusi ‘Flut, Überschwemmung’ an. Germanisch *gunn sei vermutlich durch Assimilation aus *gusno entstanden, zu vergleichen mit althochdeutsch gusu ‘flumina’ mit -s-Ableitung. Mit diesem Ansatz hätte sich -sn> -nn entwickelt; vorstellbar wäre allerdings auch ein Ansatz -nd> -nn-. Die ältesten Belege beziehen sich auf die Mark. Das Suffix erscheint dabei in verschiedenen Varianten: Gunniser, Gunnuser, Gunnoser, Gunnesheimer und schwächt sich später zu -se ab, am Ende -e-Ausfall (Apokope). Der heutige Stammvokal -ö erklärt sich durch Umlaut des nachfolgenden -i in -issa; in der Überlieferung bleibt der Umlaut unbezeichnet (möglicherweise bedingt durch nachfolgenden Nasal). Anfang des 16. Jahrhundert erscheint - o für -u (Senkung des hohen Kurzvokals vor Nasal, im Hessisch bereits ab dem 12. Jahrhundert). In den Handschriften erscheint dabei /o/ auch für /ö/. Die Form Gund findet sich nur einmal in einer Kopie aus dem 15. Jahrhundert; der differenzierende Zusatz Langenwird ab dem 13. Jahrhundert überliefert, teilweise Assimilationserscheinungen von Langen-gunse > Langunse (1281). Auffallend nach Reichardt ist, dass bei den namenunterscheidenden Zusätzen, die ab dem 12./13. Jahrhundert auftreten, keine Gegensatzbildung zu beobachten sei. Der Orts und Gewässername Göns < Gunnissa bezieht sich allgemein auf das Wasser und gehört entweder zu einer indogermanischen Wurzel *gheu‘gießen’ oder zu einer Form *gus-na zu althochdeutsch gusi ‘Flut, Überschwemmung’. So Ebersgöns, Kirch-Göns, Pohl Göns, Ortsteil von Butzbach, Wetteraukreis; Flurname in der Gemeinte Langgöns: 1820 Gönswisse, Gönsäcker.
Langquaid Mitte 12. Jahrhundert (Kopie von 1281) Lanqwat, 1180 Lancwat, 1231–1234 Lanchwat, 1363 Lanchquat, 1401 Lantquat, 1444 Lanckwaid, 1554 Langquard oder Langkuuaid, 1867 Langquaid. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist althochdeutsch wat ‘Furt’, Bestimmungswort lang, lanc ‘lang, langgestreckt’. Der Name weist somit auf einen langgestreckten Übergang über den Fluss Laaber.
Langsur, 978 Langasura, 1155 Longasuram.
Langwaden, (Wevelinghoven) 1179 Lanquade, 1193 Lancwaden. Germanisch langa-, lang + wada, Furt.
Langwede, (Herne) 1000 in Languuade. Idem.
Langwedel (Weser) Wahrscheinlich in der Mitte des 13. Jahrhundert entstanden, Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof von Bremen und Heinrich, Sohn Heinrichs des Löwen um eine Burg, 1257 wurde diese dem Bremer Bischof zugesprochen; immer wieder umkämpft, im 17. Jahrhundert endgültig zerstört. 1679 fiel Langwedel bis 1712 an Schweden, seit 1719 zum Kurfürstentum, später Hannover, 1885 zur preuß. Provinz Hannover, 1932 zum Landkreis Verden, 1949 wurde der Landkreis Verden dem Reg.Bez. Stade zugeordnet, 1978 dem Reg.-Bez. Lüneburg. (1226, Kopie15. Jahrhundert) apud (ad) castrum Langwedel, Langwedele (mehrfach), 1362 in castro nostro Langwedele. Der Ortsname ist ein Kompositum aus norddeutsch lang und dem Grundwort -wedel. Letzteres gehört zu mittelniederdeutsch wedel, altsächsisch widil, altnordisch vadhell, vadhall, vadhill ‘seichte Stelle im Fjord zum Hinüberwaten’, norwegisch val, vaul ‘seichte Fjordstelle’, aus germanisch *waDila; es besteht Urverwandtschaft mit Watt, waten und lateinisch vadum ‘Furt’. Die Namengebung nahm offenbar Bezug auf eine lang gezogenene Furt. Von Langwedel ist abgeleitet der Ortsname Langwedelermoor, Langwedel. So Langweddel, Flurname bei Bendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, Langwedel (Weser), Ortsteil von Schneverdingen, Landkreis Soltau-Fallingbostel; Langwedel (1360 tome Lancwetle), Ortsteil von Dedelsdorf, Landkreis Gifhorn, Langwedel, 1197 (A. 14. Jahrhundert) de Lancwedele.
Langweid (am Lech) Fundort einer Wall-Grabenanlage aus dem 2./ 3. Jahrhundert n. Chr., 1802/03 an Bayern. 1143 [Original] Lanchwate, 1150 Languatun, 1246 Lanquatvn, 1264 Lancwaten, 1359 Lanckwat, 1412 Lanckwaide, 1460 Langweid. Das Grundwort althochdeutsch wat in der Bedeutung ‘Furt’ steht angesichts der Belege des 12. und 13. Jahrhundert mit volltonigen Flexionssilben im Dativ Plural Bis zum 15. Jahrhundert findet eine Volksetymologie Umdeutung des Grundworts zu mittelhochdeutsch wîde als ‘Weide, Viehtrieb’ statt, das als Appellativum in der Sprache viel gebräuchlicher war als das nur in Ortsname vorkommende wat. Beim Bestimmungswort muss man vom unflektierten adjektivisch althochdeutsch und Neuhochdeutsch lang ausgehen. Damit kann der Ortsname als ‘Siedlung bei den langen Furten’ paraphrasiert werden. So Langweid, Ortsteil von Bidingen im Landkreis Ostallgäu; Langwaid bei Mindelheim, Landkreis Unterallgäu.
Langweiler (Hunsrück)
Langweiler (Westpfalz)
Langwieden
Lanitz-Hassel-Tal
Lankau
Lank-Latum, ende 1100 in Lancho, 1190 in parrochia Lanco.
Lankern, (Dingden) 828 Langhara, 1000 Longhere. Germanisch langa-, lang + haru, sandiger Hugelrucken.
Lannesdorf, (Bad Godesberg) 1143 Landensdorph. Germanisch Landines porpa, Siedlung des Landin.
Lantershofen, (Koblenz) Lantershouen, 1108 Lantershoue. Germanisch Landaharis hofum, zu den Hofen des Landahar, (landa, Land + harja, Heer)
Lanz
Lanze
Lanzenbach, (Hennef) 1173 Lanzenbach. Germanisch Landtson baki, Bach des Landtso.
Lappersdorf Durch das Marktgebiet läuft eine bedeutende Altstraße (letztes Stück als sog. Schelmengraben < 1254 Schelmstrazz), mittelalter Weinbau (bei Kareth, das einen vordeutschen Namen trägt), 1997 Markterhebung. 1100/30 Kopie um 1170 (d. Übersetzung aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert) Lewtfridesdorf, 1231/34 Livtfritsdorf, 1336 Læutfridstorf, 1394 Laepperstorf. Das Grundwort -dorf ist mit dem bezeugten Personennamen althochdeutsch Liutfrid „unecht“ (d.h. genitivisch) komponiert. Durch /i/ in -frid wurde der ursprüngliche Diphthong /iu/ lautgesetzlich zu mittelhochdeutsch /iü/ umgelautet (andernfalls wäre heute Loipers o.ä. zu erwarten) und noch im 14. Jahrhundert über /äü/ regulär monophthongiert. Entsprechend hat die Mundartlich heute /ä/. Für die konsonantische Entwicklung ist der um 1400 erfolgte Übergang zu p-Formen charakteristisch, der z.B. auch beim Siedlungsname Walpersdorf (Landkreis Landshut) < 1137 Uualtfridesdorf zu beobachten ist.
-lar. Althochdeutsch *[h]la ̄r(i) gehört zur ältesten Schicht der Namenwörter, begegnet zahlreich in Ortsnamen und Flurname und ist chronologisch und hinsichtlich seiner Verbreitung mit-apa vergleichbar; allerdings kommt es auch zuweilen weiter s vor (Lahr/Schwarzwald, Ortenaukreis). Die ursprünglich Bedeutung lässt sich nach dem Bestimmungswort als ‘Hürde, Lattenwerk, Gerüst’ erschließen und dürfte auf altertümliche Viehhaltung oder auch auf kultische Zwecke hindeuten (Fritzlar, Schwalm-Eder-Kreis). Oft ist -lar mit Gewässername kombiniert (Goslar).
Larfeld, (Neukirchen-Vluyn) ende 1200 Laruurth.
Larrelt, (Emden) 1000 Hlarflita. Germanisch hlaeri, waldiges Sumpfland + fleuta, natürlicher Wasserlauf in der Marsch.
Lasbek
Lascheid
Lasel
Lassan
Lastrup, Anfang 11000 Loosthorpa, mitten 12000 Lasthorpe.
Latendorf
Lathen Bereits im 9. Jahrhundert bezeugt. Die aus sechs Gemeinden bestehende Samtgemeinde wurde 1965 auf freiwilliger Basis gegründet. 884 Lodon, 10. Jahrhundert Lethi, um 1000 Lodon, um 1000 Lodun, 1350–1361 in parochia Lothen. Der Ortsname wird gemeinhin zu altsächsisch loda ‘Schößling’ gestellt, was mit der Lage der Siedlung an einem Niederwald verbunden wird.
Latum, (Lank-Latum) ende 1100 Latheim. Germanisch laeta, Höriger + haima, Siedlung
Laubach (Hessen) Stadtrechte 1405, Burg (13. Jahrhundert) im 16. und 18. Jahrhundert zum Schloss erweitert und ausgebaut, verfügt über ein reich ausgestattetes Schlossmuseum, große Privatbibliothek (circa 90 000 Bände) und Schlosspark, Stadtbild mit Bauten aus dem 16./17. Jahrhundert, Lateinschule mit überregionaler Bedeutung (1555 gegründet und 1875 weitergeführt); [um 750–802] (Kopie um 1160) in Lovbach, 1057 Loubahc, um 1160 in Loubbach, 1239 Lopach, 1246 de Lubach, 1316 in Laupach. Kompositum mit dem Grundwort-bach ‘Bach, Wasserlauf ’. Die Form Laupach erklärt sich wohl durch Kontraktion, in der das erste auslautende -b als -p realisiert wurde. Der Name ist als ‘Laub-bach’ zu interpretieren und nimmt Bezug auf den Pflanzenwuchs, genauer auf das mit Büschen und Bäumen bewachsene Ufer. Die Motivation des Namens entstand wohl durch das Laub, das immer wieder Bach, Ufer und Flussbett bedeckt hat. Der Diphthong -ou erscheint im ältesten Beleg mit der überall geltenden Schreibung -ov-, seit dem 13. Jahrhundert wird er zu -o ̄monophthongiert und mundartlich wird -o ̄zu -u ̄gehoben (1246). Ab dem 14. Jahrhundert setzt sich dann -au durch. So Lehrbach, Ortsteil von Kirtorf, Vogelsbergkreis; Ober-/Unter-Lappach, Landkreis Fürstenfeldbruck.
Laubach bei Kastellaun, 1103 Lupah.
Laubach, (Koblenz) 1096 Loipach. Germanisch hlaewja, lau + baki, Bach.
Laubach, (Mettmann) 1198 Lovbeke, 1198 Loubeke.
Laubach (Eifel)
Laubach (Hunsrück)
Lauben (Oberallgäu)
Lauben (Unterallgäu)
Laubenheim
Laucha an der Unstrut
Lauch=Niederlauch und Oberlauch, 1103 Luch, 1148 Luh, 1222 Luhc.
Lauchhammer 1725 wurde bei der Lauchmühle durch die Besitzerin des Rittergutes Mückenberg ein Raseneisenwerk errichtet. Bereits 1729 entstanden ein Hochofen und dabei eine Wohnkolonie für Arbeiter. Im Lauchhammer Herstellung von Schmiedeeisen. Nach Besitzerwechsel 1776 Spezialisierung auf Gebrauchsgegenstände aus Eisenguss, später Bronzegießerei. 1883 Beginn der Braunkohleförderung. 1953 Erhebung zur Stadt. 1786 Lauchhammer, 1791 Lauchhammer; sorbisch Zˇeleza ́rnja. Der Name ist ein Kompositum. Das Erstglied scheint vom Namen der Mühle übernommen worden zu sein, das zu altsorbisch *lug, osorbisch łuh, sorbisch ług ‘Grassumpf, Wiesenland, Bruch’ gehört, ins Deutsche als Lu ̄ch übernommen und an deutsch Lauch angeglichen. Hammer bedeutet ‘Eisenwerk, Eisenhammer’, dass ins Sorbische als ˇzelazarnja übersetzt wurde.
Lauchheim
Lauchringen
Lauda-Königshofen Lauda wird 1344 zur Stadt erhoben, 1803 an Leiningen, 1806 an Baden. Königshofen ist seit dem 18. Jahrhundert Stadt, 1803 an Leiningen, 1806 badisch. Lauda-Königshofen entstand 1975 durch den Zusammenschluss von Lauda und Königshofen mit der Gemeinte Untertalbach. Weinbau, Oberes Tor, Spital, Judenbrunnen, Blutskapelle. Lauda: um 1100 (Kopie16. Jahrhundert) Luden, 1150 Ludin. Königshofen: 823 Cuningashaoba [Original], 846 Chuningeshofe [Original]; Lauda-Königshofen (1975). Lauda geht vermutlich auf einen Gewässername zurück, der als althochdeutsch, mittelhochdeutsch *Lu ̄da ‘die Laute’ anzusetzen wäre. Ob die heutige Schreibweise auf einen alten aha-Namen (althochdeutsch Lu ̄ daha,-ach1) hindeutet, ist bei der derzeitigen Beleglage nicht auszumachen. Der Name Königshofen, eine Zusammensetzung aus dem Bestimmungswort althochdeutsch kuning, mittelhochdeutsch künic‘ König, Herrscher’ und dem Grundwort -hofen erinnert an einen an einem wichtigen Verkehrsknoten gelegenen Königshof. So Königshofen // Koenigshoffen, Ortsteil von Straßburg.
Laudenbach (Bergstraße)
Laudenbach (Unterfranken)
Laudert
Lauenau
Lauenbrück
Lauenburg (an der Elbe) Wegen Unklarheiten über Gründung erfolgte Festlegung hierüber 1209 durch die Dänen, 1209 erste Erwähnung in einer heute verschollenen Urkundlich, Stadtrecht 1872; Stadt und Kreisgebiet waren bis 1689 Herzogtum, 1865 endgültig zu Preußen. Maria-Magdalenen-Kirche (1220). 1182 Lavenborch, circa 1200 Louenburch/ apud Lowenburg/ Louenborch [Original], 1301 Lovenburg; to Lauenborg (1502). Zwei Deutungsmöglichkeiten kommen in Frage: Entweder setzt sich der Ortsname aus dem mittelniederdeutsch louwe, lauwe ‘Löwe’ und -burg zusammen, wobei der Tierbezeichnung wohl eine heraldische Bedeutung zukommt. Nicht auszuschließen ist auch eine Ableitung von der altpolabisch Wortwurzel labo ‘Elbe’, womit auf den Standort der Burg an der Elbe hingewiesen wäre.
Lauenförde
Lauenhagen
Lauf (Baden)
Laufach
Lauf an der Pegnitz An der bedeutenden Handelsstraße von Nürnberg nach Böhmen; bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundert dörfliche Siedlung; um 1275 vier Mühlen am Fluss, die ebenso wie die Siedlung unter dem Schutz der Burg auf der Pegnitzinsel standen; mittelalter Blütezeit unter Kaiser Karl mit Verleihung der Stadtrechte und Errichtung einer Münzstätte; um 1360 Wasserburg, das sogenannte Wenzelschloss, historisch Altstadtensemble, Reste der Stadtbefestigung. 1806 zum Bayern. 1168/78 (Kopie 19. Jahrhundert) Lovfe, 1243 Lauffe, 1279/84 Lauffen, 1389 Lauf. Der Name wird auf mittelhochdeutsch loufe ‘Stromschnelle’ zurückgeführt und als durch das starke Gefälle der Pegnitz motiviert betrachtet.
Laufeld, 1148 Luofenuelt, 1300 Lofenuelt.
Laufen
Laufenbach, (Wershoven) 975 Lofenbach.
Laufenburg Von Graf Rudolf von Habsburg zur befestigten Stadt ausgebaut. 1315 Stadtrecht. Seit der Lostrennung der linksrheinischen Gebiete vom Reich durch den Lunéviller Frieden 1801 trennt der Rhein den deutschen vom schweizerischen Teil Laufenburgs. Ab 1805 heißt der Ort Kleinlaufenburg, seit 1. 11. 1930 Laufenburg (Baden). Hier gibt es eine der ältesten Fasnachten im süddeutschen Raum. 1207 Loufenberc, 1657 zue Lauffenburg, 1663 Lauffenberg. Als Grundwort für den Siedlungsname fungiert entweder -berg oder -burg. Eine Entscheidung zugunsten eines der beiden Grundwort kann aufgrund der semantischen Ähnlichkeit der Wörter nicht getroffen werden; zudem bezieht sich der Erstbeleg auf die beiderseits des Rheins stehenden Burgen an dieser Stelle. Als Bestimmungswort tritt Loufenauf. Dieses geht auf das mittelhochdeutsch Substantiv loufe (swach Maskulinum) ‘Stromschnelle’ zurück, das hier im Plural auftritt. Der Name bezieht sich also auf die o. g. Stromschnellen des Rheins an diesem Ort. Als Bedeutung des Siedlungsname kann damit ‘Siedlung am Berg beziehungsweise befestigte Anhöhe/Stadt bei den Stromschnellen’ angegeben werden. So Laufenburg, AG, CH; Laufen.
Laufersweiler
Lauffen am Neckar Lauffen entstand wohl in alemannisch Zeit, seit 1386 Sitz des württembergischen Oberamtes, 1938 zum Landkreis Heilbronn. Villa rustica, „Städtle“. 823 Hlauppa, 889 Louffa, 923 Loufen. Zu Grunde liegt wohl althochdeutsch louf ‘Lauf ’ aus germanisch *hlaupa‘laufen’. Das Wort bezieht sich hier im Sinne von ‘Stromschnelle’ auf den Lauf des Wassers. Der Zusatz „am Neckar“ unterscheidet der Ortsname von gleichnamigen Orten. So Laufen, Ortsteil von Laufen-Uhwiesen, Kanton Zürich.
Laugna
Lauingen (an der Donau)
Laumesfeld, 1183 Loimersuelt.
Launsdorf, 1140 Lunesdorf.
Laupendahl, (Breitscheid) 795 Hlopanheldi, 834 Lopanheldi. Germanisch da sVorige + haldin, Abhang.
Laumersheim
Lauperath, 1148 Lupenrode.
Laupheim 1430 Verleihung von Marktrechten und der Hochgerichtsbarkeit, 1442 Blutsgerichtsbarkeit, 1805 an Bayern, 1806 an Württemberg. St. Peter und Paul, Schloss Großlaupheim. 778 Louphaim, 853 Loubheim. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-heim. Da ein Flexionselement fehlt, liegt dem Bestimmungswort wohl kein Personennamen Loub, Loubo o.ä. zu Grunde, sondern das Appellativ althochdeutsch loub ‘Blatt, Laub, Laubwerk’ in der Bedeutung ‘laubbaumreicher Ort, Wald’ wie im Adjektiv althochdeutsch geloub ‘bewaldet’. Die heutige Schreibung bewahrt die mittelalterliche Schreibung p (statt b) im Auslaut. So Laubach, Landkreis Gießen.
Laurenburg, 1136 Lurenburch, 1143 Luriburg. Germaanisch lurande burg, lauernde Burg.
Laurensberg, (Aa) 1218 de Berge sancti Laurentii.
Lausberg, (Breckerfeld) mitten 1200 Lusberge. Germanisch lus-, Laus, + berga, Berg.
Lausberge, (Halver, Arn) 1096 Louesberc. 1109 Luuesberch.
Lauscha
Lauschied
Lausnitz
Laußig
Laußnitz
Lausitz, Die, mitten 1200 Lutizi.
Lauta Dorf seit dem späten Mittelalter. Stadt seit 1965, 1374/82 in Luthe, 1446 zur Lutte, 1495 Lawthe. Wohl zu altsorbisch łut ‘Lindenbast’, h. im Sorbisch nicht mehr bekannt, vgl. jedoch tschech. mundartlich lut ‘Bast’. Die sorbisch Namenform ist seit dem 18. Jahrhundert bezeugt.
Lautenbach
Lauter (Oberfranken)
Lauterach 853 in uilla nuncupata Lutaraha, 855 in villa Lutraha, 1344 Veste zue Lutrach, 1398 Müli an der Lutrach, 1444 zu lutrach in der Bütze. Bestimmungswort vorangestelltes adjektivisch althochdeutsch hlûtar ‘rein’ + althochdeutsch -aha ‘Wasser, Fluss’ (-ach1); gemeint ist die Bachquelle, dann der Name auf das umliegende Dorf übertragen. In Korrelation zur nahen Rotach oder Schwarzach (1130 Swarzahe). Ache-Namen kennzeichnen das Vorarlberger Unterland gegenüber den Bach-Namen im Oberland, häufig aus rätoromanisch (a)ual übertragen.
Lauterbach (Hessen) Luftkurort, Stadt 1266, Umbau der mittelalten Burg (1679–84), Museum im Stadtpalais Hohhaus (1769–73) mit Rokoko-Stuckdecken, Stadtkirche (1763–67) als eine der schönsten hessisch Barockkirchen, zahlreiche Fachwerkhäuser, Stadtbefestigung (Ankerturm aus dem frühen 18. Jahrhundert). 11. Jahrhundert Luterenbah, 1266 Luterenbach, 1278 Luterenbach/Luterbach, 1336 Lutirnbach, 1336 Lutternbach, 1338 Lutterinbach, 1340 Luternbach, 1474 Luthermbach, 1476 Luterbach; Lauterbach (1582). Kompositummit dem Grundwort -bach ‘Bach, Wasserlauf’. Das Bestimmungswort gehört zu dem Adjektivisch althochdeutsch lu ̄t(t)ar, hlu ̄t(t)ar, lu ̄t(t)er, hlu ̄ter, lu ̄tir ‘lauter, klar, hell, rein’. In der Fuge zeigt sich das Merkmal der swach Genitivflexion -en-, später -n-, das am Ende ganz ausfällt; graphische Veränderungen im Bestimmungswort mit -t und -tt-; seltener schließt sich -i in der Folgesilbe an. Der Stammvokal verändert sich von -u ̄> -au (Diphthongierung), was in der Überlieferung erst sehr spät (Ende des 16. Jahrhundert) in Erscheinung tritt. Die Form Luthermbach (1474) zeigt Assimilation von -nb> -mb-; Erleichterung der Dreikonsonanz -rnb zu -rb-. Die Semantik des Ortsnamens ist zusammenfassend mit ‘Siedlung am lauteren, klaren Wasser’ anzugeben. So † Ober-Lauterbach, sw Lauterbach; † Lauternbach, Wüstung sö Gießen; Lauter, ö Gießen; Lauterbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg; † Lauterbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf; Lüderbach, Ortsteil der Gemeinde Ringgau im Werra-Meißner-Kreis; Lüdermünd, Stadtteil von Fulda; Großenlüder; Kleinlüder und Lütter, alle Landkreis Fulda; Lutter, Ortsteil von Neustadt am Rübenberge, Region Hannover.
Lauterbach (Schwarzwald)
Lauterbach (Wartburgkreis)
Lauter-Bernsbach
Lauterecken Lauterecken befindet sich an der Mündung der Lauter in den Glan, seit dem 13. Jahrhundert (bis 1444) im Besitz der Grafen von Veldenz, seit 1350 Stadt; aufgrund mittelalter Besitzverhältnisse Beiname „Veldenzstadt“. 1222 iuxta Luterecke, 1350 in die borg zu Lutereckin oder in die stad dar vor; Lauttereck(en) (1578), LauterEcken (1772). Das Bestimmungswort bildet der germanisch Gewässername Lûtra, zu althochdeutsch lût(t)ar ‘lauter, klar, hell’, das Grundwort ist -eck, das sich entweder auf das Dreieck, welches die Mündung der Lauter in den Glan bildet, oder auf den Namen einer früheren, heute unbekannten Burg bezieht. Das Grundwort wurde für Burgname, die etwas erhöht auf Felsen oder Vorsprüngen standen, verwendet. Favorisiert wird hier aber die Deutung als ‘Siedlung bei oder im Dreieck der Lautermündung’. So Kaiserslautern.
Lavesum, (Haltern) 1000 Louesno.
Lauterhofen
Lautersheim
Lauterstein
Lautert
Lautertal (Oberfranken)
Lautertal (Odenwald)
Lautertal (Vogelsberg)
Lautrach
Lautzenbrücken
Lautzenhausen
Lawalde
Lawitz
Laxen, (Gimbte) 1000 Lahsetium.
Lay, (Koblenz) 1096 Leie, 1109 Legia. Germanisch laijon-, Fels, Schiefer.
Lay, an der (Lutzelkoblenz) 1218 Leya.
Lebach Spuren La-Tènezeitlicher und römerzeitlicher Besiedlung. Im Mittelalter Kirchort im Erzbistum Trier, Besitz des Erzbistums und anderer Herrschaften. Im 17. bis 19. Jahrhundert Eisenerzabbau. 1794 französisch, ab 1798 Kantonsort im französisch Saar-Département, 1815 preußisch 1977 Stadtrechte. 1131/53 Leibach, 12. Jahrhundert Lebahc, 1282 Lebach [Original]. Das Bestimmungswort des ehemalig Gewässername auf-bach, der sich nur im Ortsname erhalten hat, ist schwierig zu ermitteln. Die Schreibung mit im kopialen Erstbeleg ist in der Überlieferung singulär, dürfte hier ein im Mitteldeutsch gebräuchliches Längezeichen sein. Ausgehend von althochdeutsch*L ̄e-bahl ässt sichan althochdeutsch(h)l ̄eo‘ Grabhügel, Hügel ’oder an althochdeutsch l ̄e(o), Nebenform zu althochdeutsch la ̄o ‘lauwarm, mild’, als Bestimmungswort denken. Gleichfalls möglich erscheint der Ansatz *L ̄eg(e)-bah, zu mittelniederdeutsch l ̄ege, l ̄ech, mittelhochdeutsch læge ‘niedrig, flach, gering, schlecht’, woraus sich mit intervokalischem Schwund oder Ausfall des [g] vor [b] die Form *L ̄ebach entwickeln konnte. Auf das ö des alten Ortskerns in die Theel mündende, heuteMerzenfloss genannte Bächlein träfe die Charakterisierung ‘gering’ im Sinne ‘wenig Wasser führend’ zu
-leben. Gemeingermanisch*laibo ̄, gotisch laiba, altsächsisch l ̄eva, althochdeutsch leiba Feminin ‘Hinterlassenschaft, Erbe, Besitz’ erscheint als -leben erst nach 1100, wohl in Anlehnung an die geläufige ON-Endung -en wie in -hausen, -hofen u.ä. Es handelt sich um sehr alten Ortsnamen auf siedlungsgünstigem Boden, durchweg mit Personennamen als Bestimmungswort und wenigen Wüstungen. Das Vorkommen w der Elbe, in TH und dem ö Harzvorland entspricht in etwa der Ausdehnung des 531 zerstörten altthüringischen Reiches. Abgesehen von wenigen jüngeren Bildungen dürften die Namen im Wesentlichen zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert entstanden sein, wobei der Typus noch bis ins 9. Jahrhundert aktiv blieb. Nach vorherrschender Meinung hängt das d. Verbreitungsgebiet mit dem separaten südschwedisch-dänisch-schleswigschen -löv / -lev-Gebiet insofern zusammen, als seit dem 4. Jahrhundert Stammesverbände oder -gruppen (Warnen / Angeln?) von N her in Altthüringen einwanderten und den Namentyp produktiv einführten. Dass es sich um autochthone germanisch Entwicklungen gehandelt habe oder ein ursprünglich zusammenhängendes Gebiet durch Abwanderung oder slawische Einwanderung getrennt wurde, erscheint unwahrscheinlich.
Lebrade
Lebus
Lebusa
Lechbruck
Lechenich, (Köln) 1138 Legniche,1171 Leggenich.
Leck 1231 erstmals urkundlich erwähnt. Großdruckerei, Luftkurort. 1231 Lecky [Original], 1326 in Lecky; to Lecke (1451). Abstammend vom germanisch lakion, einer Bildung zur Wurzel lak-, die in einer Reihe von Flussnamen enthalten ist, deutet der Ortsname auf eine Siedlung an einem See beziehungsweise einem Zufluss zu einem See hin. Gemeint ist hiermit die Lecker Au, die vor der Eindeichung schiffbar gewesen ist.
Lederhose
Leegebruch
Leer (Ostfriesland) Um 800 Erwähnung einer Kirche in Leer; später Sitz einer Münsteraner Propstei; im Mittelalter Dorf Leer eine 1431 zerstörte Burg sowie später zwei weitere Burgen; im 16. Jahrhundert Marktrecht und danach Aufstieg des Fleckens zum Handelszentrum, zu einem bedeutenden Hafen und zum zweitgrößten deutschen Reedereistandort; 1955 Stadtrecht, seit 1885 Kreissitz. 8./9. Jahrhundert Hleri [Kopie 10./11. Jahrhundert], 10. Jahrhundert Hleri, 1250 Lare; Leer (1494). Der Ortsname enthält das häufig als Grundwort in Ortsnamen vorkommende Element -lar, das in einigen Ortsname auch eine -ia-stämmige Bildungsvariante aufweist. Ob diese oder ein alter Lokativisch Singular hier anzusetzen ist, ist nicht sicher zu entscheiden.
Leer, (München) 1000 Leheri, 1100 Leri.
Leergau, (Gau zwischen Hasen und Hunte) 1000 in pago Leheri.
Leese
Leezdorf
Leezen (Holstein) 1199 erstmals urkundlich erwähnt, wobei der Ort zum Kloster Segeberg gehörte. Jetziges Amt Leezen 1968 aus Ämtern Leezen und Wittenborn gebildet. 1199 in Latzinghe [Original], 1457 to Leetzinghe, 1543 Lezingk; Leezen (1856) Der Ortsname in seiner ursprünglich Form Latzinghe setzt sich wahrscheinlich zusammen aus dem altenglisch *laet ‘Straßenkreuzung’ Beziehungsweise dem ebenso wahrscheinlichen und ähnlichen Wortstamm *gelaet ‘Wasserleitung’ und dem Zugehörigkeitssuffix-ing, das auf germanisch *-inga/*-unga zurückgeht, sodass sich für den Namen Leezen die Bedeutung ‘Siedlung in Wassernähe’ ergibt.
Leezen (Mecklenburg)
Legau
Legden
Legde/Quitzöbel
Lehe (Dithmarschen)
Lehe (Emsland)
Lehesten (Dornburg-Camburg)
Lehesten (Thüringer Wald)
Lehmen, 870 Liomena, 915-28 Limana, 1058 in Liemeno, 1195 Leimene.
Lehmkuhlen
Lehmrade
Lehnrath, (Lissendorf) 943 Lienroth, 943 Lyemrode.
Lehnstedt
Lehrberg
Lehre 8./9. Jahrhundert in loco Lerin (Kopie12. Jahrhundert), 888 Leri [Original], 1161 Lere [Original]. Ableitung mit -ja-Suffix von der Basis *La ̄r‘ Wald, Waldwiese’, die mit dem als Grundwort verwendeten-lar identisch ist. Der Suffixvokal bewirkte Umlaut des Stammvokals. Im Erstbeleg steht der Ortsname im Dativ Plural, der die Siedlung von der namengebenden Flur unterschied. So Leer, Landkreis Leer; Lahr, Ortsteil von Goldenstedt.
Lehrensteinsfeld
Lehringfeld, (Beckum) 1000 Lerikfelde.
Lehrte Bis ins 18. Jahrhundert eher unbedeutend, seit Bau der Eisenbahn 1843 rasche Entwicklung und 1898 Stadtrecht, bis 2001 im Landkreis Hannover; h. wegen des Autobahnkreuzes A 2 / A7 bedeutendes Logistikzentrum. 1147 Lereht[ gleichzeitige Kopie], 1274 Lerede, 1356 Lerthe; Lehrte (1534). Ableitung mit-ithi-Suffix von der Basis Lar-, die mit dem als Grundwort verwendeten-lar identisch ist und deren Bedeutung wohl mit ‘Wald, Waldwiese’ anzusetzen ist. Der Suffixvokal bewirkt Umlaut des Stammvokals. Die Suffixvokale werden zu -e abgeschwächt, und der erste Vokal fällt im 14. Jahrhundert aus.
Leibertingen
Leiblfing
Leichlingen (Rheinland) 973 erstmals erwähnt, Kirche und Ort zum Kloster Deutz gehörig, viele Rittersitze, ab 1590 lutherisch, ab 1693 Marktrecht, bis 1806 zum bergischen Amt Miselohe, 1856 Stadt, Textilfabriken und Metallverarbeitung seit späterem 19. Jahrhundert 969/999 Leigelingon, 1074 Lechelingen, 12. Jahrhundert Leichlinga. Namenbildung aus dem germanisch Personennamen Laico, Koseform *Leichilo und dem Suffix-ing(en). Das -ingen Suffix ist in bergischen Ortsnamen sehr häufig.
Leidenborn
Leidersbach
Leienkaul
Leiferde
Leimbach (Adenau)
Leimbach (Südeifel)
Leimbach (Wartburgkreis)
Leimen (Baden) Leimen gehörte zum Lorscher und Wormser Grundbesitz, vor 1350 pfälzisch, 1803 an Baden, 1981 Stadtrecht, seit 1992 Große Kreisstadt. Wasserburg Gauangelloch, Sankt-Aegidius-Kirche, Franzosenturm. 791 (Kopie 12. Jahrhundert) Leimheim, 1303 (Kopie 1430) Leimhen, 1497 Leymen [Original]. Nach Ausweis des ältesten Belegs handelt es sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim. Dem Namen liegt althochdeutsch leimo, mittelhochdeutsch leime ‘Lehm’ zu Grunde. Der Name ist dann als ‘Wohnstätte auf dem Lehmboden’ zu deuten. Die Kürzung -heim < -en begegnet auch in Namen wie Bretten < Brettheim.
Leihgestern, 1171 Leitgestere, 1186 Leikestre.
Leimbach, (Koblenz) 975 Limpach, Lintbach, 1221 Leimbach. Germanisch laima-, Lehm + baki, Bach.
Leimen (Pfalz)
Leimersheim
Leinach
Leinatal
Leinburg
Leinegau, (Gau an der Leie um Göttingen) 1015-25 in pago Lachni.
Leiningen=Altleiningen, 1147 Lininge, 1163 Liningen.
Leinefelde-Worbis Leinefelde: Entstanden als dörfliche Siedlung im 11./12. Jahrhundert an West-Ost-Straße Richtung Nordhausen. Verkehrsknotenpunkt in neuerer Zeit. Im 20. Jahrhundert Baumwollspinnerei und Zwirnerei. Seit 1969 Stadt. Geburtsort von J. C. Fuhlrott (1804–1877), der 1856 den Schädel des Neandertalers fand und als Begründer der Paläoanthropologie gilt. Worbis: Altthüringische Siedlung an altem Straßenpass ins untere Eichsfeld; um 1200 Marktort (1238 Worbis forense) mit Herrenburg (Harburg); vor 1250 Städtchen (1255 civitas); im Mittelalter Ackerbürgeru nd Handwerkerort. Leinefelde: 1227 Loykenefelde, Lockinefelde, Lokenvelt, 1290 in Lokinevelde, 1312 Leuckenefeld; erst Anfangs 17. Jahrhundert Leinefelde. Worbis: 1162 in Wurbeke, 1209 de Wurbeze, 1238 Worbeze, 1253 Worvece, 1276 Marchtworbize;Worbis (1299). Der Ortsname Leinefelde entstand aufgrund der Lage in einem Flussbogen der Leine, wohl zu vorgermanisch *lou -ina ‘Flussbiegung’ zu einer indogermanischen Wurzel *leu-
g‘biegen’. Lautgesetzlich entstand germanisch *Laukina. Vermutlich war das der Name für den Oberlaufbogen der Leine. Durch deutschen Umlaut entstand Loiken-, Leucken-, an das als Grundwort althochdeutsch altsächsisch -feld, mittelhochdeutsch mittelniederdeutsch velt ‘Ebene, flaches Siedlungsland’ trat für ‘Ansiedlung in der Flussbiegung’. Zur gleichen indogermanisch Wurzel gehören übrigens auch deutsch Locke sowie Loch, Lücke und Luke. Der Ortsname lautet noch 1534 Leukenfelde – wurde also sehr spät erst an den Namen des Flusses Leine angeglichen: 1001 inter fluvios Lagenam et Vviseram, 1013 Lagina, 1149 in Leina flumine, 1241 prope Lainam, 1347 bi der Leyne; Gauname: 9. Jahrhundert (Kopie 1479) in pago Logne, 833 in pago Logni, 990 in pago Lagni. Der Name ist wohl eine germanische Bildung zur indogermanischen Wurzel *laku ‘Wasseransammlung, Lache, See’, vgl. lateinisch lacus ‘See’, lautete germanisch *Lagn-, *Lagena (latinisiert) o.ä., vgl. altsächsisch lagu ‘See’ (indogermanisch kurzes a/o > germanisch a und indogermanisch k > germanisch g durch grammatischen Wechsel < *lakú; Belege mit o zeigen sporadische altsächsisch Hebung a > o). Die Lautgruppe -agi/-age wurde Deutsch zu -ai-/-ei wie z. B. auch in mittelhochdeutsch mittelniederdeutsch-hagen >-hain. Der Ortsname Worbis beruht wohl auf einem ursprünglich Bachnamen, gebildet zu mittelhochdeutsch wuor ‘Damm im Wasser, Wehr zum Abhalten oder Ableiten des Wassers’ beziehungsweise mittelniederdeutsch *wo ̄r ‘Damm, Wehr’ und mittelniederdeutsch b ̄eke ‘Wasserlauf’, -be(e)ke, also etwa ‘Dammbach; Wehrbach’. Die Schreibungen beze und bize beruhen auf Zetazismus im Norddeutsch mit Wandel von |k| > |z| vor hellem Vokal. Die Lautgruppe |rb| wurde mundartlich durch Spirantisierung zwischen Vokalen zu |rv|. So Breitenworbis, 1238 Breidenworveze; Kirchworbis, 1209 Kirchworvece, beide Landkreis Eichsfeld; Gewässername Worbke und Wörbke im Kreis Soest, und im ehemalig Schaumburg Lippe.
Leinfelden-Echterdingen Seit 1557 württembergisch. 1908 Landung eines Zeppelins nach einem Testflug bei Echterdingen, was als erste Landung eines Luftschiffes auf festem Boden gilt. 1965 Stadtrecht für Leinfelden. Leinfelden: 1269 in Lenginvelt, 14. Jahrhundert Lengenfelt, 1417 Leinfeldt, 1527 Leinfelden; Echterdingen: 1187 Achtirtingen, 13. Jahrhundert Ahtertingen, 1383 Ehterdingen. Leinfelden (< mittelhochdeutsch *in dem lengen velde) war ‘(die Siedlung auf der) lang gestreckten waldfreien Ebene’, Grundwort -feld, Bestimmungswort lang ‘lang’. Im 15. Jahrhundert wird das Bestimmungswort lengen durch lein ‘Flachs’ ersetzt. Echterdingen ist ein-ingen-Name mit der Bedeutung ‘bei den Leuten des Âhthard’, abgeleitet vom Personennamen *Âht-hard. Der Ortsname *Âhthard-ingen/ *Âhthart-ingen wird durch Umlautung zu *Æhtherdingen und Echterdingen. So Lengenfeld, Vogtlandkreis.
Leingarten Leingarten (1970). Leingarten als neuer Name für den Zusammenschluss der Gemeinte Großgartach und Schluchtern enthält als Bestimmungswort den keltisch Gewässername Lein (1352 Line, zu keltisch *l ̄ıno ‘Eiter’) und als Grundwort althochdeutsch garto, mittelhochdeutsch garte ‘Garten’, das dem Namen Großgartach (988 Mihelingarda zu althochdeutsch mihhil, mittelhochdeutsch michel ‘groß’) entnommen wurde. Gartach (774 Gardaha) selbst ist der alte Gewässername für den heutigen Leinbach. Der Gewässername wurde späteraufdieSiedlungübertragen. So Leintal-Frickenhofer Höhe, Ostalbkreis.
Leiningen
Leintal-Frickenhofer Höhe Gemeindeverwaltungsverband im Ostalbkreis, Leintal-Frickenhofer Höhe wurde am 2. Februar 1972 aus den Gemeinte Eschach, Leinzell, Obergröningen und Schechingen gebildet. Am 1. März 1972 kamen die Gemeinte Göggingen und Iggingen dazu. Leinzeller Schloss, Schloss Horn. Leintal-Frickenhofer Höhe (1972). Die Neubildung knüpft an den Gewässername Lein (1352 Line, zu keltisch *l ̄ıno‘Eiter’) und den Ortsname Frickenhofen (1293 in Frickenhoffen, ‘Siedlung des Fricko’) an. So Leingarten, Landkreis Heilbronn.
Leinsweiler
Leinzell
Leipheim
Leipzig Auenrandsiedlung seit etwa 800, seit 10. Jahrhundert mit d. Burg und Burgflecken, Niederlassung von Kaufleuten vor 1150, planmäßige Stadtgründung um 1160/70 durch den Markgrafen von Meißen. Nach Verleihung des Stadtrechts und der Marktprivilegien um das Jahr 1165 wichtiges Handelszentrum, bedeutender Messestandort in Mitteleuropa mit einer der ältesten Messen der Welt, Zentrum des Pelzhandels, Universität seit 1409, seit 1871 Entwicklung zur Großstadt. Jahrhundertelange musikalische Tradition (Thomanerchor, Wirkungsstätte von J. S. Bach und F. Maskulinum Bartholdy). 1012/18 in urbe Libzi, um 1150 Libiz, 1185 de Libz, 1190 in Lipz, Lipzk, 1213 Lipz, 11230 de Lipzik, 1430 Leipczke, 1459 Leipczigk. Die bisherige Erklärung des Ortsnamens aus dem altsorbisch Wort lipa ‘Linde’, das in der slawischen Namengebung sehr häufig ist, und zwar als *Lipc beziehungsweise *Lipsk ‘Lindenort’, ist wohl so zu verstehen, dass im Altsorbisch (Slawische) das Lindenwort lipa von den Sprechern sekundär eingedeutet wurde, weil die urkundlich Zeugnisse mit Libeher auf eine Grundlage *Lib-, die als Gewässernamenbasis gut bekannt ist, weisen. Der stimmhafte urkundlich Labial -b kann nicht auf dem slawische stimmlosen Labial -p beruhen. Exonyme: im Tschechisch Lipsko, im Polen. Lipsk. So Leipa, Ortsteil von Jessen, Landkreis Wittenberg; Leipnitz, Ortsteil von Thümmlitzwalde, Landkreis Leipzig, Leippe.
Leisel
Leisnig
Leithe, (Kray-Stoppenberg) 1213 Litene. Liegt an der Leithe.
Leitzweiler
Leiwen, 802 Lyue, 1098 Liua.
Leizen
Leizkau, 1017 Liezgo.
Lelbach, 1015-25 Lellibiki.
Lelkendorf
Lembeck, (München) 1047 Lembeke. Germanisch laima-, Lehm + bak, Bach.
Lemberg, mitten 1200 Lemberge. Germanisch laima-, Lehm + berga, Berg.
Lembruch
Lemförde
Lemgo Um 1200 Gründung der Edelherrn zur Lippe im Gebiet ehemalig kleinerer Ansiedlungen. Ehemalig Zentrum des Altkreises Lemgo. 1005 in ... Limgauuue, 1011 (Kopie circa 1160) Limga, 1158 in Limego, um 1212–1216 † DE LEME GO MONETA, 1231 (Kopie17. Jahrhundert) Lymego, um 1220, 1298 Lemego; Lemgo (1401, Kopie 1466–1470). Bildung mit dem Grundwort -gau (zu germanisch *gaw-jafür Talauenland, gotisch gawi, altsächsisch mittelniederdeutsch go ̄, althochdeutsch gewi, gouwi) für eine ursprünglich größere naturräumliche Einheit. Der Ortsname geht auf eine alte Gebietsbezeichnung zurück. Das Bestimmungswort zeigt nicht, wie bislang zumeist angenommen wird, eine Variante l ̄ım zu altsächsisch l ̄emo ‘Lehm’ (mittelniederdeutsch l ̄em, leim, l ̄e(i)me, leyme ‘feuchte Erde; Lehm, Ton’, altenglisch la ̄m, mittelniederländisch leem, leym, althochdeutsch leim(o), zu germanisch *laima-, indogermanisch Wurzel*loi-,lateinisch l ̄ımus ‘Schlamm’; etwa auch in Verbindung mit dem Namen des heute eingemeindet Dorfes Lieme (etwa als ‘auf Lehmboden (liegend)’). Ferner ist altsächsisch l ̄ım Maskulin ‘Leim; Vogelleim; das Getünchte’ (zu mittelniederdeutsch l ̄ı m ‘Leim (Bindemittel), althochdeutsch l ̄ı m zu lateinisch gluten, viscus, bitumen etc.; altenglisch l ̄ım, mittelniederländisch lijm, zu germanisch *l ̄ıma-, indogermanisch Wurzel *lei-) fernzuhalten. Im Bestimmungswort wird vielmehr ein alter Gewässername beziehungsweise Flussabschnittsname der Bega (r. Nebenfluss der Werre) anzunehmen sein, der dem Gebiet (auch in Abgrenzung benachbarter Raumbezeichnis mit einem Gewässername im Bestimmungswort, wie z. B. Almegau, Hw ̄etigo, Havergo, Aga, Patherga) seinen Namen gegeben haben kann. Noch h. ist der Raum zwischen Lemgo und Schötmar landschaftlich entscheidend durch die Bega geprägt, die ab Brake/Lemgo (wegen geringen Gefälles stark mäandrierend) eine relativ breite Niederung durchfließt und bei Hochwasser den Raum in ein großes Überschwemmungsgebiet verwandeln kann. Ein Gewässername *Limist nicht mehr erhalten, dürfte aber im Ortsname Lieme (1241 in Limen, nach 1241 de Lime, 1344 Lym) bewahrt sein. Neben den für Neuhochdeutsch Lehm und Leim anzusetzenden Wurzel indogermanisch *lei(Normalstufe) und indogermanisch *loi (Abtönung) kann mit einer Schwundstufe indogermanisch *li gerechnet werden, die mit einem Suffix -men-/-monim appellativischen Wortschatz wie in Toponymen und Gewässername vom Baltikum bis zum w Rand der alteuropäisch Hydronymie in England (z.B. Lyme Park, Lyme Regis, Liminge, Lympne, Uplime) angetroffen wird. Der Ortsname Lieme und das Bestimmungswort in Lemgo führen auf einen alten Gewässername *Lim-en-, in dem eine vorgermanische Bezeichnung *lim für Marschland erschließbar wird, die den topographischen Verhältnissen des Raumes zwischen Lemgo, Lieme und Schötmar genau entspricht. Der Ortsname Lemgo wäre auf eine Bezeichnung als ‘Feuchtwiesen-Gau, Marschland-Gau’ oder in Verbindung mit dem Flussnamen als ‘Limgau’ zu erklären.
Lemgow
Lemnitz
Lemwerder
Lendersdorf-Krauthausen, 1222 Lendersdorp, germanisch Landaharis porpa, Siedlung des Landahar, (landa-, Land + harja, Heer)
Lengdorf
Lengede Im Mittelalter Hildesheimer Archidiakonatssitz; seit dem 19. Jahrhundert (bis 1977) Erzbergbau auf der Gemarkung; 1963 schweres Grubenunglück mit teilweise glücklichem Ausgang („Wunder von Lengede“). 1151 Lengethe, 1331 Leghedhe; Lenghede (1377). Ableitung mit dem Suffix-ithi. Basis ist das in altsächsisch lang, mittelniederdeutsch lanc ‘lang’ bezeugte Appellativum Das -ides Suffixes bewirkt Umlaut des -ader Basis. So Groß und Klein Lengden, beide Ortsteil von Gleichen, Landkreis Göttingen; Lengde, Ortsteil von Vienenburg.
Lengenbostel
Lengenfeld (Vogtland) Waldhufendorf gegründet zwischen 1150–1230, seit 1430 Markt, 1764 Städtchen. Bis 1990 Standort der Textilindustrie. 1419 Lengefeld, seit Ende des 15. Jahrhundert Lengenfeld. Bildung aus dem Adjektivisch althochdeutsch und mittelhochdeutsch lang, auch lengi ‘lang’ und dem Grundwort-feld, demnach ‘am langen Feld’ o. ä., eventuell als Bezeichnung der Waldhufenstreifen. So Lengefeld, Erzgebirgskreis.
Lengenwang
Lengerich (Emsland) Haupthof der Edelherren von Ahaus 1265 bezeugt, 1550 wurde dieser zur Burg ausgebaut. 976–979 Legreke, um 1000 Lengirichi, 1268/69 in parrochia Lenkereke, 1269 in Lengericke, 1361 in parochia Lengerke. Der Ortsname stellt eine Komposition aus dem Grundwort mittelniederdeutsch reke, recke ‘Reihe, Dornenhecke; Gebüschsteifen’ in Verbindung mit mittelniederdeutsch lank ‘lang’ dar. Grundlage der Benennung war wohl eine langgezogene Umfriedung der Siedlung. So Lengerich, Kreis Steinfurt.
Lengerich (Westfalen) 1147 Liggerike [Original], 1149 Lengerike. Ursprünglich Flurname mit dem Grundwort -rike, das sich appellativisch z.B. in mittelniederdeutsch r ̄eke ‘Reihe, Ordnung, Strecke, die im freien Feld sich hinziehende lebendige (Dornen-)Hecke, niedriges Gebüsch’, aber auch in mittelniederdeutsch recke ‘Strecke (Weges), Hecke’, sodann recke (Neutrum.) und rik (Neutrum), ‘lange, dünne Stange’, wfl. rek (Neutrum.), rekke (Feminin) ‘Einfriedung, Gitter’ findet, das aber im Altsächsisch nur aus Ortsnamen ableitbar ist. Für die Deutung des Grundworts ist der Fokus vor allem auf den Aspekt von ‘Einfriedung, Reihe, Landstreifen’ zu legen. Bestimmungswort des Ortsname Lengerich ist ein Adjektiv ‘lang’, altsächsisch lang, mittelniederdeutsch lanc, für dessen Stammvokal Umlaut (-a> -e-) durch das -i das Grundwort trotz der dazwischen liegenden Flexionssilbe des Adjektivs eingetreten ist. Im Erstbeleg mit Ligge ist der Nasal vor -g ausgefallen und -e zu -i geworden.
Lengefeld, 1036 Lenghiuelde.
Lengsdorf, (Köln) 900 Lenginstorp, 1067 Lengestorph. Germanisch Langines porpa-, Siedlung des Langin.
Lengfeld
Lenggries 1257 Lengrieß, circa 1279–1284 Lengriez, Lengengriez, 1300 Lengries, 1524 (Kopie von 1618) Lenggriess, 1684 Lenggrieß, 17. Jahrhundert Lenggries. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch griez ‘Sand, Kiessand, sandbedeckter Platz’, Bestimmungswort lanc ‘lang’; dieses bezieht sich hier auf die lange Ausdehnung der Uferfläche.
Lenkeler, (Recklinghausen) mitten 1200 Lanclere. Germanisch langa-, lang + hlaeri, waldiges Sumpfland.
Lenne, 1190 Line, Ligne
Lennestadt Gemeinte Lenne sw von Schmallenberg gebildet, ohne aber den Ort Lenne (Stadt Schmallenberg) einzuschließen. Junge Bildung zur Benennung des Stadtgebiets aus dem Gewässername Lenne und dem Grundwort -stadt. Der Gewässername (1242 Lenam, lateinisch Akkusativ Singular) ist auch Grundlage des früher bezeugten Ortsname Lenne (zu 1072 [12. Jahrhundert] Leno) bei Schmallenberg, wenngleich keine partielle Namenübertragung auf Lennestadt vorliegt. Der Gewässername hat Parallelen in D, B, NL und England. Zwar sind aufgrund der zum Teil erst späten Überlieferung nicht alle lautlichen und morphologischen Probleme zu klären. Doch liegt wahrscheinlich eine einstämmige feminin Bildung vorgermanisch Ursprungs vor, die ein fließendes Gewässer bezeichnete.
Lenningen 12. Jahrhundert (Kopie13. Jahrhundert) Lendingen, nach 1204 Lendingin [Original]; Lenningen (1975). Es handelt sich um eine -ingen-Bildung mit einem Personennamen *Lando, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Lando’. Der Stammvokal zeigt Umlaut durch das -ing-Suffix und Assimilation von -nd zu -nn-.
Lensahn 1222 erstmals urkundlich erwähnt, Gut Lensahn zunächst im Besitz verschiedener Adliger, seit 1670 zum Großherzogtum Oldenburg, 1867 zu Preußen, Auflösung der Gutsbezirke 1928 wurde der Ort eine selbstständige politische Gemeinte Sankt-Katharinen-Kirche, Landwirtschaftsmuseum. 1222/23 de Linsane, 1316 Lensane; in Dudische Lensan (1340). Vom altpolabisch *L ̧e(d)z’ane abstammend, geht der heutige Ortsname zurück auf eine Bildung aus dem urslawische *l ̧edo ‘unbebautes Land, Ödland, Brachland’ und dem pluralischen Suffix -jane, das ‘Einwohner’ bezeichnet. So stellt sich Lensahn als ‘Siedlung der Bewohner des unbebauten Landes/ Ödlandes’ dar. So Lensahnerhof und Lenste, Ortsteil von Grömitz.
Lenterode
Lentföhrden
Lenting
Lenzen (an der Elbe)
Lenzerwische
Lenzkirch
Leonberg (Kreis Böblingen) 1248/49 gegründet von Graf Ulrich I. von Württemberg, vor 1350 Bildung der Vogtei, seit 1806 Oberamtsstadt, von 1938 bis 1972 Kreisstadt, 1963 Erhebung zur Großen Kreisstadt. Weinbau. Engelbergturm, Seehaus, Schloss Leonberg und Pomeranzengarten. 1248/49 (Kopie 16. Jahrhundert) Louinberch, 1273 Lewenberch [Original], 1347 Lenberg [Original]; Leonberg (1358). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch lewo, louwo, leo, mittelhochdeutsch lewe, louwe, leo ‘Löwe’ und dem Grundwort -Berg: ‘Burg des Löwen’. Der Name wurde von der Burg auf die Stadt übertragen; der Löwe steht hier als Symbol für Kraft, Gewandtheit, Mut und Edelmut. Wegen der Bedeutung des Löwen in der Heraldik ist Leonberg vermutlich ein heraldischer Burgenname.
Leonberg (Oberpfalz)
Leopoldshagen
Leopoldshöhe Gründung als zentraler Kirchort im 19. Jahrhundert für umliegende Bauerschaften, die bis dahin zu drei KirchenGemeinte (Oerlinghausen, Heepen, Schötmar) gehörten (Grundsteinlegung der Kirche 1850, Weihe der Kirche 1851), 1921 eigenständige Gemeinte 1969 mit acht selbst. Gemeinte zusammengelegt. 1850/51 Leopoldshöhe. Bildung mit dem Grundwort -höhe (zu Neuhochdeutsch Höhe, altsächsisch althochdeutsch ho ̄hi‘ Anhöhe, Höhe’), inde mittelälterer Flurname bewahrt ist, der in der Form Upper Höh (‘auf der Höhe’) mundartlich für Leopoldshöhe vorkommt. Der relativ hochgelegene Kirchort ist nach Fürst Leopold zur Lippe (1796–1851) genannt.
Lerche, 1000 Lericki, 1047 Liereke.
Lerodt, (Randerath) 1218 Lirode.
Lessenich bei Bonn, 900 Laciniaco, 864 Lezzinich, 1140 Lezinich.
Lessenich-Rißdorf, 1023 Lieznih, 1023 Liezniha.
Letschin
Lette, (München) 1000 Lietti, Leitti.
Lettweiler
Leubeck, (Heiligenhaus) 875 Lobeke. Siehe Laubach.
Leubsdorf, (Koblenz) 1173 Lupsdorp, 1217 Luppistorp.
Leubsdorf (am Rhein)
Leubsdorf (Sachsen)
Leuchtenberg, ende 1100 Lochmere, Logmerbrucgen, 1193 Logmere.
Leudersdorf, (Trier) 855 Liudrestohrf. Germanisch Leudiharis porpa-, Siedlung des Leudihari.
Leuken=Niederleuken, 964 Luica.
Leun
Leuna
Leupoldsgrün
Leuscheid, (Herchen) 1131 Liuuenskeit. Germanisch liwan-, Lowe, =skaipjo, Wasserscheide.
Leussow
Leutenbach (Württemberg) Leutenbach kam wohl mit Winnenden an Württemberg, 1808 an das Oberamt und gehörte seit 1938 zum Landkreis Waiblingen, der 1973 zum Rems-Murr-Kreis wurde. Blechbearbeitung und -verarbeitung. Heimatmuseum. 1304 Liutenbach, Lútenbach [Original], 1393 Lútembach [Original], 1569 Luittenbach; Leutenbach (1850). Der auf die Siedlung übertragene Gewässername hatte die Bedeutung ‘Bachabschnitt des Liuto’ für eine Teilstrecke des Buchenbachs. Der Personennamen Liuto enthält den Diphthong iu, der mundartlich zu ui wird. Die heutige amtliche Schreibung zeigt die standardsprachliche Entwicklung von iu zu eu. So Leutenbach, Landkreis Forchheim.
Leutenbach (Oberfranken)
Leutenberg
Leutenthal
Leuterod
Leutersdorf (Oberlausitz)
Leutersdorf (Thüringen)
Leutershausen
Leutesdorf , 1109 Ludendorf, 1110 Ludenesdorf. Germanisch Leudines porpa, Siedlung des Leudin.
Leutkirch im Allgäu Leutkirch war ursprünglich ein alter Kirch und Gerichtshof des Nibelgaus, 1293 Erhebung zur Stadt, 1802 an Bayern, 1810 an Württemberg, seit 1974 Große Kreisstadt. Brauerei, Schloss Zeil, Pulverturm, ehemaliges Kloster, Gänsbühl mit Bockturm. 848 ad Liutchirichun, 860 ad publicam ecclesiam, 1239 in villa que dicitur Liutkirche; Leutkirch im Allgäu (1974). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-kirchen und dem Bestimmungswort althochdeutsch liut, mittelhochdeutsch liute ‘Volk, Leute, Menschen’. Der Name spiegelt wohl eine ältere, großflächige Seelsorgeorganisation, die bereits seit der Karolingerzeit durch das Eigenkirchenwesen mit Nennung eines Gründers oder Stifters abgelöst wurde. Namengebend ist das Gotteshaus im Zentrum des Seelsorgebezirkes.
Levenhagen
Leveringhausen, (Waltrop) 1066-81 Liefuuordinghuson. Germanisch Leubawardinga haim, zu den Häusern der Leute des Leubaward. (leuba, lieb, + warda, Heer)
Levershausen, (Bülhe) 1015-25 Leuardeshusun. Germanisch Leubahardes husum, zu den Häusern des Leubahard. (leuba, lieb, + hardu, kühn)
Leverkusen Erst 1975 mit den Städten Opladen und Bergisch Neukirchen zur neuen kreisfreien Stadt Leverkusen zusammengeschlossen, nachdem Leverkusen 1955 aus dem ehemalig Rhein-Wupper-Kreis ausgeschieden war. Wichtige Stadtteile, ehemals selbstständige Städte: Wiesdorf, Opladen, Gemeinte: Schlebusch, heute in drei Stadtbezirke gegliedert. Die ehemaligen Siedlungen auf dem Stadtgebiet sind durchweg im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1930 Leverkusen. Der Stadtname wurde vom Namen der Werkssiedlung in Wiesdorf übernommen, die ab 1861 von dem Ultramarinfabrikanten Carl Leverkus (1804–1896) errichtet worden war. Vorher ab 1834 hatte er seine Fabrik in Wermelskirchen, in dessen Nähe es eine Ansiedlung Leverkusen (h. zu Remscheid) gibt, aus der seine Familie stammt: 1247 Laverinckhusen, 1312 Leuerchusin, gebildet wohl aus dem germanisch Personennamen Liubheri und dem Grundwort-inghausen.
Leversum, (Seppenrade) mitten 1200 Liuekersheim. Germanisch Leubarikis haima, Wohnung des Leubarik. (leuba, lieb, rijkja, mächtig)
Lewitzrand
Lexgaard
Leyen, (Trier) 1107 Leia. Germanisch laijon, Felsen, Schiefer.
Liblar, (Köln) 1197 Lvblar.
Libur, (Köln) mitten 12000 Liebure, 1211 Lebure. Germanisch leuta-, heuchlerisch + burja, Baracke.
Lich Stadtrecht 1300, Wasserburg als Nachfolgebau von drei älteren Befestigungen (2. Hälfte des 13. Jahrhundert), Umbau zu schlossartiger Anlage im 17./18. Jahrhundert, spätgotisch Stiftskirche St. Maria (1510–25) mit einem der ältesten Orgelprospekte Hessens (1621–24) aus dem Kloster Arnsburg, spätklassizistisches Rathaus im italienisch Palazzostil (1848–50), Fachwerkhäuser, Textorhaus (1632); 778 Marchlicheo, 790 (Kopie 1183–95) Leoche, 799 (Kopie1183–95) Liochen, (812) (Kopie 828) Leohe, 1103 (vid. 14. Jahrhundert) Liche, 1150 (T. 13. Jahrhundert) Lyche, 1239 Lichen, 1295 (Kopie) Liech/Liche, 1327 Lyechin; Lich (1490). Der Name erscheint als Simplex; in der Überlieferung als Lokalkasus im Dativ Plural mit der Endung -en, die später zu -e abgeschwächt wird und ganz schwindet. Der Name nimmt Bezug zu den naturräumlichen Gegebenheiten und ist wohl an eine indogermanische Wurzel *leuk ‘leuchten, licht’ anzuschließen. Möglicherweise liegt ein Gewässername *Leuk-a ̄ zugrunde, der auf die Siedlung übertragen wurde, wie von Reichardt vermutet. Denkbar wäre auch eine alte Stellenbezeichnung. Zu der Wurzel *leu kgehört u.a. lo ̄ká-m.‘freier(heller) Raum, Welt’(=lateinisch lu ̄cus, litauisch lau ̃kas ‘Feld’, althochdeutsch lo ̄h); lu ̄cus, altlateinisch Akkusativ loucom ‘Hain’, eigentlich ‘(Wald-)Lichtung’; angelsächsisch l ̄eah ‘offenes Land, Wiese’ uswach Der Diphthong *-eu entwickelt sich im althochdeutsch zu -eo-/-io-/-ie-, im mittelhochdeutsch zu -ie-, der zu- ̄ı- monophthongiert und vor-ch-gekürzt wurde; -k entwickelt sich in der zweiten Lautverschiebung zu -ch-. Lich bedeutet ‘Stelle am leuchtenden/hellen Fluss’ oder ‘offene, freie Stelle’, ‘Lichtung’.
Lichtenau (Westfalen) Nach 794 entstanden um den Kirchort Kerkthorp (Pfarre St. Kilian) und auf dem Gebiet eines Königshofes fränk. Siedlungen, die im 10. Jahrhundert an Paderborn gelangten. Um 1321 hier Gründung der 1326 erstmals erwähnten Stadt Lichtenau durch Bischof Bernhard V. von Paderborn (einschließlich einer am Südrand errichteten bischöflich Burg, 1678 Wohnturm erneuert), wobei nach 1350 die Siedlungen wüstfallen. Amtssitz und Mittelpunkt des Soratfeldes, seit 1445 vor allem Pfandobjekt des Paderborner Bischofs, 1624 ausgelöst und Etablierung als Marktort (vier Jahrmärkte), 1975 Zusammenschluss mit Kleinenberg und 12 umliegenden Gemeinte, seit 1975 Kreis Paderborn, davor seit 1816 als Amtsstadt Kreis Büren. 131[2] (Kopie 1557) in castro Masenheim sive Lechtenowe, 1327 in domo mea Lechtenowe, 1355 to der Lechtinnowe, 1427 (Kopie um 1500) van der Lichtennauwe, 16. Jahrhundert Liechtenow. Bildung mit dem Grundwort -au(e). Der Name geht auf eine lokativisch Wendung im Dativ Singular *to der lichten au(w)e zurück. Das Bestimmungswort zeigt das Adjektivisch altsächsisch lioht, althochdeutsch lieht, mittelniederdeutsch licht, lecht ‘leuchtend, hell (scheinend)’.
Lichtenau (Baden)
Lichtenau (Mittelfranken)
Lichtenau (Sachsen) 1350 In Lichtenow inferiore, in Lichtenow superiore, 1445 Lichtenawe, 1548 Vnder lichtenau, Ober lichtenau. Bildung mit dem Grundwort -au und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch lieht ‘strahlend, hell’, demnach ‘Siedlung in der hellen, freundlichen beziehungsweise gelichteten Aue’ o.ä. So Ober und Niederlichtenau, Landkreis Bautzen, † Lichtenau, sw Schmölln, Landkreis Altenburger Land.
Lichtenberg, (Pfeffelbach) 1161 Licthenberch. Germanisch leuhton, zu leuhta, hell + berga-, Berg.
Lichtenberg (Lausitz)
Lichtenberg (Oberfranken)
Lichtenberg/Erzgebirge
Lichtenborn
Lichtenfels (Hessen)
Lichtenfels (Oberfranken) 1142 Übergabe der Burg Lichtenfels an Bistum Bamberg, 1143 Teilung mit Grafen von Andechs-Plassenberg, frühes 13. Jahrhundert Stadtanlage unter den Andechs-Meraniern, nach 1248 Burg und Stadt an Bamberg, 1802/03 bayerisch, im 19. Jahrhundert Zentrum für Korbhandel, seit 1862 Sitz des gleichnamigen Bezirksamts beziehungsweise Landkreis. 1142 Litenuels [Original], 1143 Lihtenuels; Lichtenfels (1402). Althochdeutsch/mittelhochdeutsch liehte/licht ‘hell, strahlend, blank’; -fels. Ähnlich Lichtenberg, Landkreis Hof, Reg.-Bez.
Lichtenstein (in Sachsen) Im 12. Jahrhundert deutsche Burg mit Burgdorf, im 15. Jahrhundert Städtchen. 1708 Gründung der Neustadt Callnberg, 1920 Vereinigung beider. 1240 A. de Lychtenstein, 1266 fortfolgend H. de Lichtinstein, Lichtenstein, 1350 Lichtenstein. Bildung mit dem Grundwort -stein und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch lieht ‘strahlend, hell’, hier auch ‘mit wenigen Bäumen bestanden’, der typische Burgname der hohen Mittelalten ist auf die Siedlung übergegangen. So Lichtenberg, Landkreis Mittelsachsen; Lichtenhain, Ortsteil von Kirnitzschtal, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Lichtenstein (Württemberg) Die ehemalig Gemeinte Unterhausen wurde 1975 zusammen mit den Gemeinte Holzelfingen und Honau zur Gemeinde Lichtenstein. Sitz des Rittergeschlechts von Lichtenstein. 13. Jahrhundert (zu 1182) Gebehardus de Liehtinstain, 1458 Liechtenstein [Original]. Namengebend für den neuen Gemeindenamen war das Schloss Lichtenstein im Ortsteil Honau. Der Name ist eine Zusammensetzung aus dem Bestimmungswort althochdeutsch lioht, mittelhochdeutsch lieht ‘strahlend, hell’ und dem Grundwort althochdeutsch stein ‘Stein, Fels, Steinblock’, mittelhochdeutsch stein ‘Fels, Höhle, Bergschloss, Festung’: ‘die strahlende Burg’ ( -stein). Das Schloss wurde 1840/41 von Graf Wilhelm von Württemberg als Idealtypus einer mittelalterlichen Burg in neugotischem Stil auf den Überresten der spätmittelalterlichen Burg erbaut, inspiriert durch Wilhelm Hauffs Roman „Lichtenstein“ vom Jahre 1826. Der ursprüngliche Sitz deren von Lichtenstein war 1377 in unmittelbarer Nähe zerstört worden. So Lichtenstein, Landkreis Zwickau.
Lichtentanne
Lichtenwald
Lichterfeld-Schacksdorf
Liebenau (Hessen)
Liebenau (Niedersachsen)
Liebenburg Oberhalb der Siedlung Lewe Erbauung der Burg Liebenburg ab 1292 durch Bischof Siegfried von Hildesheim; nach welfischem Besitz von 1523–1643 wieder hildesheimisch; Sitz des Amtes Liebenburg und regionales Zentrum der Rekatholisierung; 1754–60 Erbauung des heutigen Barockschlosses; 1937 Vereinigung mit dem Dorf Lewe. Nach 1292 castrum Levenborch [Original], 1302 hus, dat Levenborch het, dath boven Levede gebuwet is; Liebenburgk (um 1616). Bildung mit dem Grundwort-burg. Unterhalb der Burg liegt die seit 1151 als Lievethe und später als Levede belegte Siedlung Lewe. Da diese jedoch bis in das 17. Jahrhundert hinein stets Dental zeigt, ist vermutlich nicht dieser Name als Bestimmungswort enthalten, sondern ein beiden gemeinsames Appellativum altsächsisch hl ̄eo ‘(Grab)Hügel’, das auf germanisch *hlaiw zurückgeht.
Liebenscheid
Liebenwalde
Lieberose Gründung durch die Markgraf von Meißen um 1250, Wasserburg der Herren von Strehla. 1519 von den Brüdern von der Schulenburg erworben, die es bis zum 2. Weltkrieg besaßen. 1815 kam Lieberose an Preußen. Die ehemalig Ackerbürgerstadt war von Land und Forstwirtschaft geprägt. 1272 Luberose, 1300 Lvberacz, 1502 Luberossen, 1645 Libeross; nsorbisch 1550 Lubrase, 1761 Luboras. Grundform altsorbisch *L'ubora ́z ‘Siedlung eines L'uborad’, zum Vollnamen altsorbisch *L'uborad, der im Erstglied altsorbisch *l'uby ‘lieb’ und im Zweitglied altsorbisch *rad ‘gern, zufrieden’ enthält. Der Name wurde an d. lieb und Rose angeglichen, vgl. ähnlich beim Ortsname Müllrose, Ähnlich Luberadz.
Lieberhausen, (Köln) 1033-50 in Liefburgahuson, in Liefburgahusoro marcon. Germanisch Laubaburga, Frauenname (Leuba-, lieb + burga, Schützerin) + husum, zu husa, Haus.
Liebschützberg
Liebshausen
Liebstadt
Liedberg, 11000-1110 Litheberche, 1166 Litheberch. Germanisch hlipa-, Abhang, +berga, Berg.
Liederbach am Taunus Bestehend aus den Gemeinte Niederhofheim und Oberliederbach, die sich 1971 unter dem Namen Liederbach zusammenschlossen. Das benachbarte Unterliederbach war bereits 1917 nach Höchst am Main eingemeindet worden. Oberliederbach gehörte seit 1492 zur Landgrafschaft Hessen und kam zusammen mit Niederhofheim, das als nassauisches Lehen verschiedenen ritterschaftlichen Familien unterstand, 1803 an Nassau-Usingen. Oberliederbach: 780–802 (Kopie) Liderbach, 838 (Kop.) Leoderbach, 1222 Mittinlidirbach, 1592 Ober Liederbach. Niederhofheim: um 1272 Niderenhoven, 1320 Nyderhoben. Der Ortsname Oberliederbach ist vom Gewässername auf die Siedlung übergegangen. Der Name gehört mutmaßlich nicht zu mittelhochdeutsch *lüederin ‘weiblicher Lachs’, wie von verschiedenen Seiten vorgeschlagen wurde (z. B. Bach). Wohl eher zu althochdeutsch *liodar ‘Rausch, Geräusch’ (Reichardt). Die von den benachbarten Münster (Münsterliederbach, Ortsteil von Kelkheim) und Unterliederbach differenzierenden Zusätze waren neben Ober zeitweise auch Mittel-, da Oberliederbach genau zwischen beiden Orten liegt. Zum Ortsname Niederhofheim vgl. Hofheim am Taunus.
Liedern, (München) 1200 Litteren. Ermanisch hlipa-, bhang, + haru-, sandiger Hugelrucken.
Liedolsheim, 882 Luiudoluesheim. Germanisch Leudiwulfes haim, Wohnung des Leudiwulf. (leudi-, Volk, + wulfa, Wolf)
Lieg
Lienen 1088 Lina [Original], 1147 Linen. Der Ortsname besteht aus einem Simplex auf der Basis der indogermanischen Wurzel *lei‘ eingehen, abnehmen, schwinden; mager, schlank’, an die appellativisch gotisch aflinnan ‘ablassen, fortgehen’, altenglisch linnan ‘aufhören’, altsächsisch bilinnan ‘aufhören’, altsächsisch l ̄ef ‘schwach’ angeschlossen werden können. Es handelt sich ursprünglich um einen Gewässername Lina, der als Dativ-Plural-Form Linen die Siedlung an diesem Gewässer bezeichnet. Namengebend war womöglich ein Staubach, dessen Wasser einen Teich speiste und einen Mühlenbetrieb möglich machte. Dieser Bach heißt seit 2005 offiziell Liene. Mit dem Gewässername ist demnach ein Wasserlauf bezeichnet worden, der nur spärlich oder nur zeitweise Wasser führte (und zur Nutzung eine Stauung nötig machte). Die Lage des Ortes nahe dem Südhang des Teutoburger Waldes ist als Benennungsmotiv für eine Namendeutung mit Hilfe von altsächsisch hlena, althochdeutsch (h)lina, lena, mittelniederdeutsch l ̄ene ‘(Berg-)Lehne’ zu unspezifisch. Auch spricht der Stammvokal -i-, den die Belege aufweisen, gegen einen solchen Anschluss.
Liepe (Barnim)
Liepgarten
Liersberg, (Trier) 902 Lusica, 953 Lusicha. Siehe Wasserliesch.
Liesborn, (München) 10-1100 Lusberon, mitten 1200 Lisbern, 1181 Lesbern.
Lieser, (Trier) 817 Lisura, 1121 Lisera, genannt nach der Lieser.
Lierfeld
Lierschied
Liesenich
Lieser
Ließem, 870 Lietheim, 1143 Liezheim, 1148 Lizheim. Germanisch leuta-, heuchlerisch + haima,- Wohnung.
Lieth
Lietzen
Lietzow
Lilienthal Nach mehreren Verlegungen wurde das 1232 gegründete gleichnamige Zisterzienserkloster 1262 an seinem heutigen Standort in unbewohntem Gebiet errichtet; eine Siedlung Lilienthal bildete sich erst nach diesem Zeitpunkt; das Kloster wurde 1650 endgültig säkularisiert; im 18. Jahrhundert war der Ort ein wichtiger Ausgangspunkt für die Kolonisation des Teufelsmoores. 1234 Liliendale [Original], 1236 ecclesia Vallis Lilii, 1287 Liliendale. Bildung mit dem Grundwort-tal und dem flektierten Appellativum mittelniederdeutsch lilie ‘Lilie’ als Bestimmungswort Namengebend für den Klosternamen war die Lilie als Symbol für die Gottesmutter.
Limbach bei Asbach, 1217 Limphach. Germanisch lindo-, Linde, + baki, Bach.
Limbach bei Homburg, +1223 Limpach.
Limbach (Baden)
Limbach (Kirn-Land)
Limbach (Vogtland)
Limbach (Westerwald)
Limbach-Oberfrohna Limbach: 1356 Limpach, 1590 Lymbach. Oberfrohna: Um 1390 Twerchfrone, 1431 dy Twerichfrone, 1459 Qwerchfrone, 1501 Obir Frone. Limbach: Enthält im Bestimmungswort mittelhochdeutsch linde, linte, im Grundwort-bach, demnach ‘Lindenbach’. Oberfrohna: Frohna enthält mittelhochdeutsch vro ̄ne ‘Herrendienst, Herrengericht’ für den Ort, der Frondienst zu leisten hatte. Der Ortsname bezeichnete das zum älteren Niederfrohna quer liegende, höher gelegene (Ober-) Frohna, vorher Quer-, mittelhochdeutsch twerh, dann quer, da sich die Anlautgruppe von tw zu kw-, geschrieben qu-, wandelte.
Limburg an der Lahn Stadt 1214, katholisch Bischofssitz, Deutsches Centrum für Chormusik (mit Archiv). Siebentürmiger Limburger Dom, ehemalig Stiftskirche St. Georg (auf Vorgängerbauten nach 1211 begonnen, 1235 geweiht). Lahnbrücke (vor 1341 vollendet), spätgotisch Fachwerkrathaus, mehrere Adelshöfe, Fachwerkhäuser. 910 Lintburk [Original], 940 Lintburc, 1033 Lintburg, 1036 Lymperg, 1059 in loco Linpurc, 1124 in Limpurg, 1129 Limburc, 1151 (Kopie12. Jahrhundert) de Lempurch, um 1220 Lenburch, 1279 (Kop.) Lymppurg; Limburg (1292). Zusammensetzung mit dem Grundwort -burg ‘Burg, Stadt’. Ein Urkundenbeleg zeigt die Variante mit-berg (1036 Lymperg). Das Bestimmungswort ist seit dem 10. Jahrhundert als Lintüberliefert. Bisher wurde ein Ansatz *Lintaraburg erwogen. Der Ortsname enthalte also den Namen des Linterbaches, wobei der ursprüngliche Bestandteil des Namens, der im Bestimmungswort an zweiter Stelle stehe, unterdrückt worden sei. Der Name des Baches sei zu althochdeutsch lint ‘Schlange’ oder althochdeutsch linta ‘Linde’ zu stellen. Ob sich der Name der Stadt tatsächlich aus dem Bachnamen Linterbach herleitet, ist fraglich. Der Linterbach ist auf dem Messtischblatt unbezeichnet, urkundlich taucht er erst Anfang des 17. Jahrhundert auf. In einer zuverlässigen Quelle erscheint das Gewässer als Biberbach. Die Deutung über einen Gewässername ist auch aus einem weiteren Grund fraglich, denn die Orte gleichen Namens in RP und B müssten dann auch an einem Linterbach liegen. Legt man für die Beurteilung des Bestimmungswort ein Namenelement *Lin zugrunde, bei dem das -t„ unorganisch“ angetreten ist [-t vielleicht auch durch Einfluss des Partizip Präsens], erhält man möglicherweise eine schlüssige Deutung. Mit diesem Ansatz über eine Ausgangsform *Lin-t-burg kann ein Anschluss an ein althochdeutsch Verbhlinon, (h)lin ̄en gewonnen werden, das auf die ̆Vollstufe indogermanisch *klei-, germanisch *hl ̄ı‘ neigen, lehnen’ mit n-Formans zurückgeht. Die Deutung passt zur Lage, denn die über dem linken Ufer der Lahn steil aufragenden Kalkfelsen, auf welchen die Merowinger im 7. Jahrhundert eine Burganlage zur Sicherung der Lahnfurt errichteten, bilden den Ursprung der Stadt; bei der Ortsform handelt es sich um eine Bergsiedlung. Die Veränderung von Lintburk > Limburg erklärt sich durch Assimilation und Schwund des -t zur Reduzierung von dreifacher Konsonanz. Der Stammvokal -i zeigt die graphische Variante -y-; im 12./13. Jahrhundert erscheint der Vokal -ivor Nasal auch zu -e gesenkt. Im Anlaut des Grundworts wechselt -bm it einer verschobenen Form -p-; auslautend zeigen die Namenformen -g oder die Varianten mit Auslautverhärtung -k/-c/-ch. Zusammenfassend wird für den Ortsname Limburg eine Deutung als ‘Burg, Stadt an der Neigung/ Berglehne’ erwogen. So Limburg, Kloster im Landkreis Bad Dürkheim, (1032 Lintburg); Limburg, B (11. Jahrhundert Lemburch, Lintburch); Linse, Landkreis Holzminden, (8./9. Jahrhundert Linesi); † Lynbeke, Landkreis Northeim, (1410 Lynbeke); Liene bei Lienen, Landkreis Wesermarsch, (13. Jahrhundert Lyne); † Limbeck bei Querfurt (1191 Linbeki).
Limburgerhof Limburgerhof (1824). Das Grundwort-hof(en) verweist auf einen Hof beziehungsweise ein Vorwerk, in diesem Fall des Klosters Limburg. Der Name dieses Klosters (1032 Lintburg, 1166 fratribus in Lindburg, 1194–98 abbacia in Limpurg) wurde bisher als Verbindung von -burg und althochdeutsch lint ‘Schlange, Drachen’ gedeutet. Ascher bietet eine andere, auch für Limburgerhof wahrscheinlichere Möglichkeit mit der Etymologie des Ortsnamens von Limburg a. d. Lahn, Landkreis Limburg-Weilburg, HE: Anschluss an althochdeutsch hlinon, (h)lin ̄en ‘neigen, lehnen’ und Deutung als ‘Burg, Stadt an der Neigung/Berglehne’. Das würde auch für das Kloster Limburg im Stadtgebiet des heute Bad Dürkheim passen, das auf einem hohen Ufer rechts der Isenach gebaut wurde, die hier ihr enges Tal in der Haardt in Richtung Oberrheinische Tiefebene verlässt.
Limgau, (Gau um Lieme und Lemgo) 1011 Limga.
Limperich, (Beuel) 922 Lintberge, 966 Linberge. Germanisch lindo-, Linde + berga, Berg.
Limeshain
Linau
Lind (Altenahr) 1222 Linde.
Lind (Vordereifel)
Linda bei Neustadt an der Orla
Linda bei Weida
Lind, (Porz) 1147-65 Linde, 1167 Linda, germanisch lindo-, Linde.
Lindau (Bodensee) Inselkloster, später Damenstift; 1079 Markt, 1274/75 Reichsstadt, als bedeutende Handelsstadt Mitglied der spätmittelalter Städtebünde. Gegensatz zum Stift nach Reformation der Stadt verschärft, 1802 mediatisiert, 1805 bairisch, 1922: Insel, Aeschach, Hoyren und Reutin zur Stadt Lindau am Bodensee vereinigt. 813–817 Lintowa, 882 ad Lintouam [Original], 948 Lindaugia (so fortan bis ins 15. Jahrhundert häufig), 1172 de Lindouwe; Lindau (1399). Grundwort: althochdeutsch ouwa ‘Land am/im Wasser, Insel’, -au, Bestimmungswort: das *lint ‘Lindengehölz’ zu althochdeutsch linta ‘Linde’ oder direkt davon mit -a, a-Assimilation. Gesamtdeutung: ‘lindenbestandene Insel’. So Lindau, Kreis Rendsburg-Eckernförde; Katlenburg-Lindau, Landkreis Northeim.
Lindau (Rendsburg-Eckernförde)
Lindberg
Linden (Dithmarschen)
Linden (Hessen) Zusammenschluss der Stadt Großen-Linden und der Gemeinte Leihgestern zur neugegründeten Stadt Linden (1. 1. 1977); in Großen-Linden wurde die erste Synode des lutherischen Bekenntnisses gehalten (5. Oktober 1547). 790 (Kopie1183–95) in pago Logenehe in uilla Linden, 792 (Kopie1183–95) in Linden, in Linder marca, 1065 ad Lindun in pago Lognáhi, 1272 Grocenlynden, 1288 in maiori Linden, 1316 in maiori Lindes, 1335 zu Grozzin Lyndin; Linden (790, Kopie 1183–95). Simplex im Dativ Plural mit lokativisch Funktion auf -en zu althochdeutsch linta, mittelhochdeutsch linde stark/swach Feminin ‘Linde’. Die Überlieferung Lindun (a. 1065) enthält offenbar eine alte Dativ Plural Form; außerdem erscheint der Name mit stark Flexion auf -es (1316 Lindes) und einer Variante der swach Flexion auf -in (1335 zu Grozzin Lyndin). Der namenunterscheidende Zusatz Großen taucht urkundlich zuerst 1272 auf. Der Ortsname ist als ‘Ort bei den Linden’ zu deuten. So † Langen-Linden; † Lützellinden, beide Landkreis Gießen.
Lindekum (Rheinkamp) 1000 Lendinghem. Germanisch Landinga haim, Wohnung der Leute des Lando.
Linden-Dahlhausen, 1000 Lindenum, Lininum. Altgermanisch lindium, zu lindo-, Linde.
Linden, (Dortmund) mitten 1200 Lindene.
Linden (Pfalz)
Linden (Westerwald)
Lindenau
Lindenberg (Pfalz)
Lindenberg (Vorpommern)
Lindenberg im Allgäu 857 Lintiberc [Original], 1275 Lindiberg; Lindenberg (1569). Grundwort -berg, Bestimmungswort: althochdeutsch lind ̄ın ‘mit Linden bestanden’.
Lindendorf
Lindenfels
Lindenkreuz
Lindenschied
Lindern (in Oldenburg)
Linderhausen, (Arn) 1100 Linniriahuson
Lindetal
Lindewerra
Lindewitt
Lindholz
Lindhorst Rodungsort im Dülwald, Grundherrschaft der Grafen von Holstein-Schaumburg, 1243 Gütertausch mit Kloster Rinteln, 1974 Zusammenschluss der Gemeinte Lindhorst, Beckedorf, Heuerßen und Lüdersfeld. 1243 Linthorst (Kopie). Bildung mit dem Grundwort-horst und dem Bestimmungswort altsächsisch linda, mittelniederdeutsch linde ‘Linde’ in unflektierter Form. So Lindhorst in den Landkreis Harburg.
Lindig
Lindlar Besiedlung erst im frühen Mittelalter, ab 1109 Kirche bezeugt, wohl älter, mit Fronhof dem Severinstift in Köln gehörig, Gerichtsbarkeit der Grafen von Berg, seit dem 13. Jahrhundert gehörte Lindlar zum bergischen Amt Steinbach, 1816 preußisch Bürgermeisterei, 1975 mit Hohkeppel (998 Kaldenkapellen) zur Gemeinte Lindlar zusammengeschlossen. 1109 Lintlo [Original], 1170 Lintlo, ab 1334 Lindlar. Das Bestimmungswort Lindkann zu Neuhochdeutsch ‘Linde’, althochdeutsch linta, germanisch *len3⁄4jo ̄(n) Feminin gehören, aber nach Dittmaier auch aus dem Gewässername der Lennefe aus *Linnepe zu Linnep-lo, Lint-lo assimiliert sein. Noch schwieriger ist das Grundwort -loh zu beurteilen, das im Rheinischen in drei Genera erscheint: als Loh, Löh Maskulinum/Neutrum bedeutet es ‘Wald, Hain’, zu althochdeutsch lo ̄h, germanisch *lauhaM., als Loh Feminin bedeutet es ‘sumpfige Niederung’, dass zu mittelhochdeutsch la ̄ oder lache ‘Pfütze’ gehört. Die Angleichung des Grundworts an-lar ist erst später erfolgt und hat sich durchgesetzt. -lar ist im Mittel und niederdeutschen Raum in zahlreichen Ortsnamen und Flurname verbreitet. So Liblar zu Erftstadt, Rhein-Erft-Kreis.
Lindow (Mark)
Lindwedel
Lindweiler, (Aa) 1114 Lintwilere, 1212 Luntwilre. Germanisch lindo-, Linde + wilari von latinisch villare, Gehöft.
Lingen (Ems) Nachweisbarer Haupthof der Grafen von Tecklenburg mit Burg bereits vor 1150; Ursprung des Ortes ist ein Oberhof (h.: Altenlingen) wohl im Besitz der Adelsfamilie von Lingen; 1227 erstmals urkundlich bezeugt; Stadtrecht seit 1306 nachgewiesen; Handelsbeziehungen nach Holland, Ostfriesland und Bremen, Marktort für das gesamte hannoversche Emsland; von 1697 bis 1819 Universität mit 4 Fakultäten. 975 Liinga, 1177 Conradus de Linge. Der Ortsname wird zum Appellativum *lingia ‘Kanal, Landzunge’ gestellt, vgl. niederländisch mundartlich linge ‘Kanal’; ob der Name auf die Ems oder einen ihrer Seitenarme bezogen ist, ist unklar. Die heutige Pluralendung mag auf eine Ansiedlung mit mehreren Wohnplätzen verweisen.
Lingenfeld Der Name der Gemeinte Weingarten zeugt von frühem Weinbau. Lingenfeld selbst war im Mittelalter im Besitz des Hochstifts Speyer, der Leininger, Pfalz-Zweibrückens und von Klöstern, Anfang 18. Jahrhundert der Kurpfalz. Der Ortsteil Lustadt ist seit 1925 durch das „Loschter Handkeesfest“ bekannt. 1043 Lengenveld, 1161 Lengenuelt, 1372 Eckerich von Lyngenfelt; Lingenfeld (1824). Das Bestimmungswort kommt von althochdeutsch lang ‘langgestreckt’, die Umlautung erfolgte aufgrund der Flexionsendung (*Langinfeld > Lengenfeld). Das betonte -e wurde vor -ng zu -i-. Das Grundwort ist-feld. Der Name ist auf eine langgezogene Gemarkungsfläche den Rhein entlang zurückzuführen und bedeutet somit ‘Siedlung auf einem länglichen Feld oder einer länglichen Wiese (am Rhein) ’.
Lingerhahn
Linkenbach
Linn, (Krefeld) ende 1100 Linne, =Linde.
Linnep, (Breitscheid) ende 1100 in Linepo. 1093 Linepe.
Linkenheim-Hochstetten Linkenheim existiert wohl schon seit dem 6. Jahrhundert, im 8. Jahrhundert gab es Schenkungen an das Kloster Lorsch, im 13. Jahrhundert von den Staufern an die Markgrafen von Baden. Hochstetten wird zuerst 1103 in einer Schenkung an das Kloster Hördt genannt, 1220 an die Markgrafen von Baden. Linkenheim-Hochstetten ist 1975 im Zuge der Gemeindereform durch Zusammenschluss der beiden namengebenden Orte entstanden. Linkenheim: 769/78 (Kopie12. Jahrhundert) Linchenheim, 792 (Kopie12. Jahrhundert) Linkenheim, 1362 Lingenheim [Original], 1484 Linkenhein. Hochstetten: 1103 Hoanstat, 1213 Hohenstat; Hochstetten (1248); Linkenheim-Hochstetten (1975). Linkenheim ist eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim. Dem Bestimmungswort liegt ursprünglich wohl der Personennamen Linco zu Grunde: ‘Wohnstätte des Linco’. Der Personennamen gehört zu althochdeutsch lenka ‘linke Hand’; er ist wegen Nebenbedeutungen des Appellativs wie ‘unwissend, linkisch’ vielleicht schon im Früh mittelalter als Beiname aufzufassen. Hochstetten ist eine Zusammensetzung aus dem Adjektiv althochdeutsch ho, hoh ‘hoch’ und althochdeutsch stad ‘Ufer, Gestade’. Da althochdeutsch stad früh mit althochdeutsch-stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’ zusammengefallen ist, kann auch stat als Grundwort nicht ausgeschlossen werden. Die Lage am Hochgestade des Rheins spricht aber für stad. Dann ist von einer dativischen Bildung „ze deme hohen stade“ auszugehen.
Linnich Erstmals 888 als Königsgut erwähnt. 1392 Stadtrecht. Ort der so genannten Hubertusschlacht 1444 zwischen den Herzogtümern Geldern und Jülich. Älteste Glasmalerei Deutschlands. Deutsches Glasmalerei-Museum. 888 Linnika [Kopie 12. Jahrhundert], 1215 Lenneke, 1307 Linghe; Linnich (1533). Grundlage des Ortsname dürfte erschlossenes *Lin(n)iacum mit der Bedeutung ‘Wohn und Einflussbereich eines Lin(n)ius’ sein. Ortsname mit dem Suffix -(i)acum, dass sich zu -ich entwickelte, sind auf linksrheinischem Gebiet weit verbreitet und hier alt belegt oder sicher zu erschließen; (vgl. Jülich < Juliacum, Zülpich < Tolbiacum). Das galloromanisch Suffix -(i)acum zeigt Besitzverhältnisse an und findet sich vornehmlich bei Personennamen, die oft von regionaler Ausprägung waren. Für Linnich < *Lin(n)iacum dürfte den erschließbaren Personennamen *Lin(n)ius, *Laen(n)ius, eine Variante des belegten römischen Personennamen Linus, anzusetzen sein. Bei der Fortentwicklung von Linnika zu Linnich erscheinen die Ortsname Formen teilweise mit unterdrücktem Mittelsilbenvokal (Linghe). So Merzenich,Nörvenich, alle Kreis Düren.
Linsburg
Linsengericht Entstanden durch Zusammenschluss der Gemeinte Altenhaßlau, Eidengesäß, Geislitz und Großenhausen (1970) und Lützelhausen (1971) im Zuge der Gebietsreform. Die 5 Orte bildeten seit dem Hochmittelalter ein 1240 zuerst bezeugtes reichslehnbares Gericht, das nach Hasela (Altenhaßlau) benannt und im Altenhaßlauer Weistum (14. Jahrhundert) als des heiligen riichs fryhe gerichte bezeichnet wurde. Seine mindestens bis auf die Staufer zurückgehende Selbständigkeit wurde seit dem 14. Jahrhundert durch die Herren von Trimberg, dann die von Hanau, zunehmend eingeschränkt; es fiel 1736 mit der Grafschaft Hanau an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. Das Gemeinte -Gebiet hieß spätestens seit dem 19. Jahrhundert Das Linsengericht (so bei Heßler). Das Grundwort bezieht sich wie beiFreigericht auf den ehemalig Gerichtsbezirk (s. o.), das Bestimmungswort zielt auf den einst wohl großflächigen Linsenanbau, der durch Flurname wie Linsenacker, Linsenrain belegt ist (s. Südhessisch.); eine jüngste Deutung des Baden-Württemberg (auch in den Flurname) als ursprünglich keltisch ist ahistorisch. Vielleicht war der Name auch abschätzig-spöttisch gemeint, mit Blick auf den angeblich kargen Boden, der nur Linsenanbau erlaubte (Hessisch-Nassau). Daß er besage, das ehemalig Gericht sei um keiner Linse Wert vom Recht abgewichen, ist „nachträgliche Ausdeutung“ (Frank 1977). Die appellativische Bedeutung des Ortsnamens ‘Linsenmahl’ schränkt seine Identifizierungsfunktion ein; bei der Wahl des Ortsname könnte sie genutzt worden sein, um im Sinne von 1. Mos 25, 34 eine versteckte Kritik an der Gebietsreform anzubringen (Reichardt) So Freigericht, Main-Kinzig-Kreis.
Linslerhof, (Uberherrn) 1154 Lendesele. Germanisch lindo-, Linde, + Sali, ein räumiges Haus.
Lintgasse, (Köln) 1200 Lintgaze, 1205-14 in Lintgazzin. Germanisch lindo-, Linde = gatwon, Gasse.
Lintorf, 1033-50 Lindthorpa, 1052 in Lindthorpe, in Linthorpe, in Lindthorpero marko. Germanisch lindo-, Linde + porpa, Dorf.
Linthe
Linxweiler=Oberlinxweiler und Niederlinxweiler. 871 Linchisi uillare.
Linz am Rhein 874 Ersterwähnung, 1320 Stadtrecht, 1365 Errichtung der Burg, 1632/33 schwed. besetzt, ab 1796 Französisch, 1815 zu Preußen, 1888 Gründung der Basalt-Aargau. 967 Linsse, 1165–72 Linsa, 1172 Linza, 1217, 1243, 1302 Linse, um 1307–54 Lyntts. Grundform keltisch *Lentia ̄ ‘(Ort) an der (Rhein-) Krümmung’, abgeleitet von gallisch *lento ‘gebogen, gekrümmt’.
Linzenich, (Köln) 1141-78 Lincenich. Gallo-romanisch Lantiacum, zu Lantinius gehorig.
Lippersdorf-Erdmansdorf
Lipp, (Köln) 1141 Luppe, 1159 Luoppe.
Lippetal Nach der Lage in der Flussniederung der Lippe gewählter Name für das Gemeindegebiet. So Lippstadt, Kreis Soest.
Lippern, (Borbeck) 947 Leppera, 1100 Liaporon, mitten 1200 Lieperen.
Lipporn
Lippstadt 1188 Lyppia [Original], 1231 in Lippa, 1589 stadt Lippe; Lipstatt (vor 1623). Grundlage des Ortsnamens ist der Gewässername Lippe (in der Antike als Lupia, seit dem 8. Jahrhundert Lippia, Lippa), mit dem er lange Zeit übereinstimmt. Daneben seit dem 13. Jahrhundert häufig Umschreibungen wie oppidum Lippense ‘Lippische Stadt’. Seit dem 14. Jahrhundert belegte volkssprachige Fügungen wie die Stat zu der Lippe werden seit dem 16. Jahrhundert zu Stadt Lippe zusammengezogen und -stadt durch Umstellung zum Grundwort Der nicht vollständig geklärte Gewässername ist gegen ältere Annahmen eines unverschobenen -p möglicherweise zu einer semantisch schlecht fassbaren Wurzel indogermanisch *leu-p (wohl zu indogermanisch *leu‘ Schmutz, beschmutzen’) zu stellen, wobei Labialwechsel im Stammauslaut zu germanisch *lub-/*lup geführt hätte (Udolph). Denkbar ist eine Motivierung des Gewässername durch die Farbe oder den mitgeführten Schlamm. So Lippborg, Ortsteil von Lippetal, Kreis Soest; Bad Lippspringe, Kreis Paderborn.
Lirich, (Oberhausen) 947 Lieriki, 1027 Liurichi.
Lirstal
Lisberg
Lisdorf, (Saarlouis) 1183 Liezdorf, 1218 Lizdorf. Germanisch leuta-, heuchlerisch + porpa, Dorf.
Lisgau, (Gau um Duderstadt und Osterode am Harz) 1013 in pago Lisga.
Lissendorf
Lissingen, (Trier) 1103 Liezingun. Germanisch Leudtsingum, bei den Leuten des Leudtso.
List auf Sylt
Listingen=Niederlistingen und Oberlistingen. 1015-25 Listungun.
Listrup, (Bexten) 1000 Lihtsthorp, Litahsthorpe. Germanisch Leuhtas porpa-, Siedlung des Leuht. (Leuhta-, licht, hell)
Littard, (Neukirchen-Vluyn) 1000 Liutridi.
Littgen=Großlittgen, Trier. 1152 in utraque Lidiche, 1157 Lideche.
Litzendorf
Litzig, (Traben-Trarbach) Anfang 1300 Lizeche.
Lobbach
Löchter, (Buer) mitten 1200 Lohthere.
Lochtrop, (Eslohe) 1000 Lohthorpe, 1100 Lotthorpa. Germanisch lauka, Lauch, + porpa, Dorf.
Lochthrup, (Haltern) 1000 Ladthorpa. Idem.
Lochum
Lockstedt
Lockwisch
Loddin
Löbau Deutsches Bauerndorf an der Straße Bautzen Zittau-Liberec, um 1200 Stadtgründung durch den böhmische König, im 17. Jahrhundert Blütezeit der Leineweberei und des Fernhandels. 1221 Lubaw, 1338 de Lubavia, 1306 Lobaw, 1458 Löbe. Die osorbisch Namenform ist seit 1700 bekannt: Lobije, Libije, 1767 Luby. Am ehesten altsorbisch *L’ubovzum Personennamen *L’ub beziehungsweise *L’uba zum Stamm *l’ub ‘lieb’, in slawische Personennamen sehr produkt. Die sorbisch Namenform könnte auch auf den Personennamen *L’ubˇej weisen.
Löberschütz
Löbichau
Löbnitz (Sachsen) Deutsches Bauerndorf zu Ende des 12. Jahrhundert, Stadtgründung um 1250 durch die Burggrafen von Meißen, im 14./15. Jahrhundert Bergbauort. 1284 Lesniz, 1329 Lesnitz, erst 1791 Lößnitz. Der Name des Lößnitzbaches (rechter Nebenfluss der Zwickauer Mulde) wurde auf den Ort übertragen; er beruht auf altsorbisch *Lˇe ́snica ‘Waldbach’ zu slawische lˇes ‘Wald’, mit schriftsprachlicher Rundung von -e zu -ö nach -l-. So Die Lößnitz, Landstrich bei Radebeul.
Löbnitz (Vorpommern)
Löchgau
Löcknitz Löcknitz: Frühe slawische Besiedlung (Ukranen) mit Burg, Ausbau von Löcknitz um 1200, um 1400 wurde aus der ehemals slawische Holzburg eine d. Burg aus Mauerwerk, bis 1390 zu Brandenburg, von 1390–1468 zu Pommern, danach wieder zu Brandenburg, starke Zerstörung während des Dreißigjährigen Krieges, h. befindet sich in Löcknitz die Geschäftsstelle der „Europaregion Pomerania“, seit 1991 „Europaschule Deutsch-Polnisches Gymnasium“. Penkun: Zunächst slawische Burg samt Siedlung, Ausbau mit Ersterwähnung von Penkun 1240, 1269 erstmals als Stadt bezeichnet, wechselnde Herrschaft (Pommern, Brandenburg, Schweden, Preußen), in der Vergangenheit zumeist Ackerbau, h. Holz verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe und Baustoffindustrie sowie Fremdenverkehr. Löcknitz: 1216 fluvius Locniza (Gewässername), 1267 villa Lokniz, 1268 Lockenitz, 1472 Locknitz; Löcknitz (1563). Penkun: 1240 Pincun (vicus), 1261 Pinkun; Penkun (1272). Dem Ortsname Löcknitz liegt ein altpolabisch Gewässername *Lчknica mit einem das Appellativum *lчkno ‘Seerose’ erweiternden Suffix -ica, -itz, zugrunde, wohl den Löcknitzer See bezeichnend, an dem der Ort liegt. Der altslawisch hintere reduzierte Vokal -чwurde bei der Eindeutschung zu einem -o umgewandelt. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort am Seerosen-See’ rekonstruieren. Dem Ortsname Penkun liegt ein altpolabischer Personenname *Pen ́kun (vgl. altpolnisch Personennamen Pieniek) mit dem possessiv Suffix -j zugrunde, das bei der Eindeutschung des Namens verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Pen ́kun’ rekonstruieren. Der charakterisierende ZN geht vermutlich auf altpolabisch *pen ́ ‘Baumstumpf, -stamm’ zurück.
Lödla
Löf 633 Loavia, 893 Loabia, 940 Luauia. 1140 Louena.
Löffingen 1121–1139 örtliche, vermutlich zähringische Adelsfamilie, 1305 Stadt, 1535 Zerstörung durch Brände, 1806 an Baden, 1973 zum Landkreis Breisgau Hochschwarzwald. Wallfahrtskirche Witterschnee, Wutachschlucht. 819 Leffinga [Original], 889 Leffingon [Original], 1183 Leffingen [Original]; Löffingen (1315). Löffingen ist eine-ing(en)-Ableitung von einem Personennamen Laffo und bedeutet ‘bei den Leuten des Laffo’. Die e-Schreibungen stehen für den Umlaut von a zu e und setzen daher Laffo voraus. Die moderne ö-Schreibung ist eine hyperkorrekte mundartliche Form auf dem Hintergrund der mundartlichen Entrundung von ö zu e.
Loh, (Bislich) 1144 Lo, 1167 Lon.
Loh, an der, (Ratingen) 1193 Lo/
Lohausen, (Düsseldorf) 1047 Lohuson.
Lohmar, (Köln) 1079-89 Lomere.
Lohmarholz, (Köln) 1144 silua Lomerholz.
Löhnberg
Löhne 993 Kirche in Jöllenbeck (Bistum Minden), 1151 Besitz des Marienstiftes auf dem Berge bei Herford, im 12. Jahrhundert auch Abtei Herford. Bis 1697 war Gohfeld Kirchort für Löhne und Sitz des landesherrlichen Vogtes, seit 1650 zu Brandenburg. Bahnhof im Schnittpunkt der Bahntrassen nach Amsterdam, Berlin, Köln, Bremen, Hameln-Braunschweig, Kassel. 1969 Zusammenschluss mit umliegenden Gemeinte 1151 (Kopie, Ende 14. Jahrhundert) Lenethe, Ende 12. Jahrhundert Lenithe, 13. Jahrhundert Lonethen, Lonede, 1274 Lunede, 1494 Loende, 1499 van Lonen. Mundartlich Låüne. Ableitung mit dem Suffix -ithi. Nach den ältesten Zeugnissen wird am ehesten von einem Anschluss an althochdeutsch (h)lina, lena ‘Berglehne’, altsächsisch hlena ‘Lehne’ (zu germanisch *hlain-, gotisch hlains, isländisch hlein, hleinn ‘flache Klippe, Abhang’) mit altsächsisch - ̄e für germanisch ai auszugehen sein, wobei die späteren Formen Entrundung -e> -o (unbezeichnet umgelautete -ö-Formen) zeigen. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass später (wie etwa beim Namen vom niedersächsichen Lohne bei Oldenburg; 980 Laon) eine Umdeutung nach dem alten Gewässerwort *lo ̄n[a],*luna erfolgt(zu indogermanisch *leu-,*lu ‘Schmutz, Morast’) und damit ein Anschluss an norddeutsch lohne Feminin ‘Abzugsgraben, Wassergraben, Wasserlauf ’ (< *luna; vgl. die Lohne = Nebenfluss der Hunte; auch erklärt als ‘Knüppeldamm, enger Weg, Gasse’, vgl. auch wfl. lo ̄ne, laune ‘Tal, Vertiefung’; norwegisch lôn ‘langsam fließendes Wasser’, dänisch dialektal lune (zu germanisch *luhno ̄).
Lohrheim, 790 Larheim.
Lohrsdorf, (Koblenz) 830 Hludolvesthorp, + 1170 Lorstorp. Germanisch Hludawulfes porpa, Siedlung de Hludawulf. (hluda-, berühmt + wulfa, Wolf)
Löllbach
Löningen Um 800 Gründung der Hauptkirche im Hasegau durch Kloster Visbek, 855 zum Kloster Corvey, Meierhofsiedlung an Hasefurt an Flämischer Straße der Hansezeit von Lübeck nach Brügge, Wiek mit eigenem Gericht, 1251 Zollstätte bezeugt, 14. Jahrhundert Minderstadt, 1400 zum Niederstift Münster, 1982 Stadtrecht. 1147/49 in Nortlandia curtem integram Loningen [Original]. Ein oft herangezogener Beleg 822–826 Loingo (Kopie 1479) aus den Corveyer Traditionen ist nicht mit Löningen zu verbinden, sondern bezieht sich auf den südniedersächsischen Leinegau. Ebenso fraglich erscheint der Zusammenhang mit einem Beleg 11. Jahrhundert Lyongo (Kopie1479). Ausgehend von der Form Loningen ist der Ortsname als Ableitung mit dem Suffix-ingen zu erklären, der Suffixvokal bewirkte Umlaut des Stammvokals. Die Basis Lo nist nicht sicher zu deuten, sie kann auf germanisch *lun als Erweiterung von indogermanisch *leu-, *lu ̄‘Schmutz, Morast’ zurückgeführt werden, -u-/-üin offener Silbe wurde zu -o-/-ö gehoben.
Lommersdorf, (Aa) 867 Lotmari uilla, 975 Lomeresdorf. Germanisch Hludamaeris porpa-, Siedlung des Hludamaer. (hluda berühmt + maeri, berühmt.
Lommersum, (Köln) 1047 Lomundesheim, 1158 Lomunsheim. Germanisch Hludamundes haim. Wohnung des Hludamund. (hluda berühmt, + munda- Vormund)
Londong, (Neukirchen-Vluyn) ende 1200 Londunc, Lonedung.
Longen, (Trier) 773-74 Longni, 1030 Longion. Romanische Diminutiv zu Longuich, jenseits der Mosel.
Longkamp, (Trier) 1030 Loencamp. 1124-27 Loncamp.
Longuich, (Trier) 633 Loncvvih, 963 in Longuico.
Lonnig, (Koblenz) 1-400 Genio Lvgnessivm, 1128 de Lunnecho.
Lonsheim, mitten 1000 Longosteshiem, 1158 Logensheim.
Löptin
Lorch, 1104 Loricha, 1211 de Lorcho. Gallo-romanisch Lauriacum, zu Larius gehörig.
Lörrach 1102/03 Lorracho [Original], 1147 Lorrach [Original]; Loe rrach [Original] (1278). Für den Siedlungsname ist die Ausgangsform *Lauria ̄cum anzusetzen. Die Entwicklung germanisch -au> althochdeutsch -o verlief regelkonform. Intervokalisches -k wurde zu -hh und Umlautung von -o> -ö-. Bei dem Siedlungsname handelt es sich um eine galloromanische Mischform, bestehend aus einem Personennamen und dem Suffix -a ̄cum zur Bezeichnung der Zugehörigkeit zu einer Person oder einer Sippe, wie sie in dieser und anderen Regionen öfter vorkommen. Zugrunde liegender Personennamen ist Laurius, eine Kurzform von Laurentiu So Lorch, im Remstal, Ostalbkreis, Lorch, am Rhein, Rheingau-Taunus-Kreis.
Lorsch, 1056 Laureshamensis, 1196 Laurissensis.
Lorsch, (Trier) 860-86 in Lusiago, 140 Losche.
Lorscheid, (Koblenz) 1217 Lochscheidh.
Losheim, (Aa) 1159-69 Losheim.
Losheim, (Saarbrücken) 896 Losma, 1098 Losema.
Lösinge, (Kapelle, München) mitten 1200 Losingen, Losengen.
Losten, (Buer, Gelsenkirchen) 1066-81 Loschete. Losethe, Losete.
Lötzbeuren, (Koblenz) 1100 Lorcibura, 1144 Lorzebura.
Lousberg, (Aachen) 997 proquadam monticuloa Luousberc. 1059 Luoesberch‘ germanisch Lobas berga, Begr des Lobo.
Lövenich, (Köln) 1028 Louenich. Gallo-romanisch Lupiniacum, zu Lupinius gehörig.
Lövenich bei Erkelenz, 1033 Lvvnich.
Lövenich, (Linzenich-Lövenich) 1124 Louenich.
Lörzweiler
Lösnich
Lößnitz
Lötzbeuren
Löwenberger Land Das Städtchen Löwenberg wurde an einer wichtigen Kreuzung im 13. Jahrhundert angelegt und durch eine Burg gesichert. An dieser Stelle entstand Anfangs 18. Jahrhundert ein Barockschloss. Die Kirche ist ein gotisch Granitquaderbau, wiederholt umgestaltet. 1269 Lowenburg, 1270 oppidum Leuwenberg, Lewenberg, 1304 im Lande to Lowenberghe, 1375 Lowenberg castrum et opidum; Löwenberg (1861). Bei Löwenberg handelt es sich um einen heraldischen Namen, Grundform mittelniederdeutsch *Louwenborch, zu mittelniederdeutsch louwe, lowe, lauwe ‘Löwe’ und mittelniederdeutsch borch ‘Burg’. Das Grundwort -burg konnte mit-berg wechseln. Ähnlich Leuenberg, Ortsteil von Höhenland.
Löwendorf. 1036 Lieuerincthorpe. Germanisch Leubaharingo porpa, Dorf der Leute des Leubahari/ (leuba-, lieb + harja, Heer)
Löwenstedt
Löwenstein
Loffenau
Lohbarbek
Lohberg
Lohe-Föhrden
Lohe-Rickelshof
Lohfelden Entstanden 1941 aus dem Zusammenschluss der Gemeinte Crumbach und Ochshausen und Annahme des Namens Lohfelden (ehemalig Flurname). 1970 Zusammenschluss mit Vollmarshausen zur neuen Groß Gemeinte Lohfelden Crumbach: 1102 Crumbelbach [Original], 1108 Cruomelbach, 1240 Crumbach. Ochshausen: 1102 Oggozeshusum [Original], 1172/81 Okkozzeshusin, 1319 Ockeshusin, 1491 Oxhusen. Vollmarshausen: 1109 Volmareshusun [Original], 1019 Volcmereshusun, 1229 Wolemereshusin. Bestimmungswort im Ortsname Crumbach zum Adjektivisch althochdeutsch krumb, mittelhochdeutsch krump, krum ‘krumm’. Die frühen Belege zeigen die Erweiterung um ein -l-Suffix, sodass eine ursprüngliche Form althochdeutsch *krumbila ‘die Krumme’ anzusetzen ist, an die erst sekundär das Grundwort-bach hinzutrat. Ortsname Ochshausen zum Personennamen Otgoz +-hausen. Ortsname Vollmarshausen zum Personennamen Volkmar + -hausen. Der neue Ortsname Lohfelden zu althochdeutsch lo ̄h ‘Hain, Gebüsch, Wald’ und-feld.
Lohkirchen
Lohmar Besiedlung, seit 11. Jahrhundert zum Bonner Cassiusstift, andere Ortsteil e (Honrath, Wahlscheid) zum Kloster Siegburg gehörig, ab 1363 zum bergischen Amt Blankenberg, 1969 Zusammenschluss mit anderen Orten zur Gemeinte Lohmar, 1991 Stadtrechte, Gewerbe und Industrieansiedlungen nach dem Weltkrieg, viele Vertriebene. 1081/89 und 1131 in Lomere. Kompositum aus dem appellativischen Bestimmungswort Loh ‘Hain, (lichter) Wald’, das auf althochdeutsch lo ̄h Maskulinum aus germanisch *laucha zurückgeht, und dem Grundwort-mar. So Lindlar (< Lint-lo), Oberbergischer Kreis.
Lohne (in Oldenburg) Zahlreiche frühgeschichtliche Moorbrücken auf dem Stadtgebiet; bis 1677 Sitz eines Gogerichtes; 1803 Übergang an das Herzogtum Oldenburg; 1907 Erhebung zur Stadt 2. Klasse. 980 Laon [Original], 1188 Lon [Kopie14. Jahrhundert], 1350 Lon; Lohne (1700). Der Ortsname beruht auf dem Simplex altsächsisch -lo ̄h ‘Wald’, mittelniederdeutsch lo ̄‘Gehölz,Busch;Waldwiese, Grasanger’ im Dativ Plural, der die Siedlung vom namengebenden Wald unterscheidet. Das -a des Erstbelegs ist darauf zurückzuführen, dass der Vokal des Appellativs auf germanisch *-au zurückgeht, das älter neben üblichem -o auch als -a wiedergegeben werden kann.
Lohr am Main 1333 Stadtrecht, 1814 an Bayern. 1296 Lare, 1333 Stat ze obern Lore, 1526 Lohr. Lohr ist benannt nach der Lohr, die in Lohrhaupten im Spessart entspringt und an deren Mündung in den Main die Siedlung entstand. Der Flussname (1057 Lara) kann germanisch oder keltisch sein. Vermutlich ist Lara das Femininum zu dem indogermanisch Adjektiv *ləró-s ‘tönend, lärmend’, abgeleitet von der indogermanisch Wurzel *la ̄(< *leh2-) für Schalleindrücke, vgl. lateinisch la ̄mentum. Lara entwickelte sich regelhaft über mittelhochdeutsch Lare, frühneuhochdeutsch *La ̄re und Lo ̄re zu Lohr.
Lonsee Lonsee-Amstetten. Gemeindeverwaltung
gsverband der beiden namengebenden Gemeinte im Alb-Donau-Kreis. Lonsee wird 1108 erstmals in einer Schenkung an das Kloster Blaubeuren genannt, 1803 an Bayern, 1810 an Württemberg. Amstetten war Teil der Grafschaft Helfenstein und gehörte später zum Grundbesitz der Klöster Kaisheim und Blaubeuren, 1803 an Bayern, 1810 an Württemberg. Amstetten und Lonsee wurden 1975 zum Gemeindeverwaltung Lonsee-Amstetten zusammengeschlossen. Landwirtschaft. Lange Lache, Birkhölzle, Römerkastell „ad Lunam“. Lonsee: 3./4. Jahrhundert (Kopie 12./13. Jahrhundert) ad Lunam, 1268 in Luwense [Original], 1288 Lunse [Original], 1470 Lonße [Original]; Lonsee (1786). Amstetten: 1275 Kopieum 1350 Amenestetten, 1319 Amsteten [Original], 1340 Kopie Amstetten; Lonsee-Amstetten (1975). Lonsee war die ‘Siedlung an der Verbreiterung der Lone’. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -see und dem Gewässername *Luna ̄, der vielleicht zu indogermanisch lu ‘Schmutz, Morast’ gestellt werden kann. Allerdings war Luna auch der Name des dortigen Kohortenkastells. Es ist daher unklar, ob der Gewässername germanisch oder vorgermanisch ist. Der Wandel von lun zu lon erklärt sich durch die Senkung des Stammvokals u vor mittelhochdeutsch -ns zu o. Amstetten war die ‘Siedlung des Amano’, eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Amano und dem Grundwort-stetten. Die unbetonten Mittelsilben (Amen zu Am-) sind früh ausgefallen.
Lorch (Württemberg) Lorch liegt am ehemalig äußeren obergermanischen Limes an der Grenze der römisch Provinzen Obergermanien und Rätien, das Gelände des römisch Kohortenkastells wurde von der Stadt überbaut, 1181/99 ist eine Ministerialenfamilie Lorch bezeugt; durch die Reformation fällt Lorch an Württemberg. Fahrzeugherstellung. Kloster Lorch, Limeswachturm, Schillerhaus. Um 1060 (Kopie16. Jahrhundert) Lorch, vor 1102 (Kopie 16. Jahrhundert) apud Laureacum, 1144 Lorecha [Original], 1155 Lorcha. Es handelt sich um eine Ableitung mit dem keltisch Personennamensuffix *-akos/*-akon von dem lateinisch oder galloromanisch Personennamen Laurius: ‘das Laurius’sche Besitztum’. Die Personennamen Laurus und Laurius sind als römisch Cognomina belegt. Die ursprüngliche Form *Laurica wird durch den Wandel von vorgermanisch au zu o ̄ vor r zu Lorecha/Lorcha/Lorch. Da dieser Vokal im Alemannisch zu mittelhochdeutsch ou diphthongiert wird, die Namenschreibung aber durchgängig bei o bleibt, wird Einfluss von althochdeutsch *lorih < mittellateinisch *lorica aus lateinisch lo ̄rica ‘Panzer, Brustwehr an Festungen und Schanzen, Umzäunung, Zaun’ angenommen. So Lorch, Rheingau-Taunus-Kreis.
Losheim am See Keltisch und römisch Funde zeugen von früher Besiedlung. Schenkung des Gebiets um Losheim 897 an den Trierer Erzbischof. Bis zum Ende des 18. Jahrhundert gehörten die Orte des heute Gemeindegebietes teils zu Kurtrier, teils zum Herzogtum Lothringen und teils zu einem Kondominium zwischen beiden, dem historisch Bezirk Merzig-Saargau. Nach 1815 wurden die Ortschaften um Losheim preuß. Die Bürgermeisterei Losheim und Britten aus der Bürgermeisterei Mettlach gehörten 1920 zum Restkreis Merzig-Wadern. 1974 Zusammenlegung der ursprünglich selbst. Gemeinte Losheim mit weiteren elf selbst. Gemeinte zur Groß Gemeinte Losheim. 897 (Kopie14. Jahrhundert) villa quoque Losma, nach 995 (Kop.) In Lohsome, Mitte 10. Jahrhundert (Kop.) in Lohsma, 1098 Losema, circa 1250 Loisme [Original], 1273 (Kopie 1488) prope villam Loesme, 1283 (Kopie 1485) by Lossem, 1412 zu Loissheim [Original], 1414 (Kopie) zue Losheim, 1451–52 von Losheim [Original]. Aus einem vorgermanisch Gewässername ̆entstanden: *Lu-sama ̄, zu indogermanisch *lu ̄ ‘Schmutz, beschmutzen’ + Suffix. -sama ̄, d.h. ‘(Siedlung am) schmutzigen Bach’, mit Wandel von u > o vor a, Endsilbenabschwächung und teilweise Dehnungs-i beziehungsweise -e (Loisme, Loiss-, Loesme). Das Grundwort -heim wurde erst sekundär analogisch angefügt. Den Zusatz am See erhielt die Gemeinte 1994 nach dem im Jahr 1974 angelegten Stausee. So Luesma, Zaragoza, Spanien; Louesme, Arrondissement Montbard, Département Côte-d’Or (Burgund).
Loßburg 1301 erstmals Stadt, 1325 von Württemberg erobert, 1327 zurück an Baden, 1535 endgültig an Württemberg. Luftkurort. Burgruine Sterneck, Vogteiturm, Historische Heimbachmühle, Alte Kirche. 1282 Loseburch [Original]. Vielleicht ursprünglich eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -burg und dem Bestimmungswort althochdeutsch, mittelhochdeutsch lo ̄s in der älteren Bedeutung ‘frei’. Es wäre dann an einen Burgennamen zu denken: ze der lo ̄sen burc.
Lotte 14. Jahrhundert Kirchspiel in der Grafschaft Tecklenburg, 1707 preußisch, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch. 1272 villa Lothe [Original], 1281 in villa Lote; 1577 Latte. Simplexbildung auf Grundlage der indogermanischen Wurzel *leud(h)‘Schmutz, beschmutzen’, die sich im appellativischen Wortschatz etwa in lateinisch lutum ‘Dreck’, altir. loth ‘Schmutz’, litauisch luty ́nas ‘Pfuhl, Lehmpfütze’ findet. Diese Wurzel kommt auch in mittel und osteuropäischen Ortsname und Gewässername vor. Nicht belegte Ausgangsform des Ortsnamens mag also *Lutha, dann auch *Lotha gewesen sein. Motivierend für die Namengebung wird die Lage der Siedlung gewesen sein. Lotte liegt gegenüber dem Umland in einer Niederung, die von mehreren Bächen umgeben ist und mithin auf eine Auenlandschaft schließen lässt. So Luthe, Ortsteil von Wunstorf, Region Hannover.
Loxstedt 1248 Lockstede [Original], 1500 Loxstede [Original]. Bildung mit dem Grundwort-stedt und dem altsächsisch, mittelniederdeutsch Appellativum lo ̄k ‘Lauch’ als Bestimmungswort, also ‘Stelle, an der Lauch wächst’. So Lockstedt, Kreis Steinburg; Ortsteil von Klötze, Altmarkkreis Salzwedel, Ortsteil von Oebisfelde Weferlingen, Landkreis Börde; Lockstädt, Ortsteil von Putlitz, Landkreis Prignitz; Lokstedt, Stadtteil von Hamburg; Bad Lauchstädt, Saalekreis.
Lowick, (München) 1000 Lauuik. Germanisch lauha-, Wäldchen au hohem Sandboden + wika, Tochtersiedlung.
Lubmin Ersterwähnung 1271. 1309 kam Lubmin an das Kloster Eldena bei Greifswald, nach dem Dreißigjährigen Krieg unter schwedischer, ab 1815 unter preußischer Herrschaft; Landwirtschaft und Fischfang, nach 1850 beginnender Badetourismus (1886 offiziell Seebad), 1999 Zusatz: „Seebad“ erneuert. 1271 Lubbenin, 1273 Lubemyn; Lubmin (1694). Der Ortsname liegt einem altpolabischen Personennamen *L’ubom(a)/ *L’ubim(a) mit dem possessiv Suffix-in zugrunde. Das unbetonte -ofiel bei der Eindeutschung des Namens aus. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des L’ubom(a)’ rekonstruieren. Der Personennamen geht vermutlich auf einen zweigliedrigen Personennamen mit *L’ubim Erstglied (wie *L’ubomir, *L’uborad) zurück, zu slawische *l’ub‘lieb’. Das Suffix -om(a) ist als sekundäre Diminutivbildung des Kosenamens zu deuten. So Eldenburg Lübz, Landkreis Güstrow.
Luckau (Spreewald) Deutsche Burg auf slawischen Burgwall mit Burgort und Marktsiedlung. Um 1230/40 Gründung eines Zisterzienserinnenklosters. 1275 in Luckov, 1301 Lukowe, 1346/1495 Luckaw; sorbisch 1761 Łukow. Grundform altsorbisch *Lukov‘ Ort an einer Wiese in der Flusskrümmung’, eine de appellativische Bildung mit dem adjektivisch Suffix-ov von altsorbisch *luk ‘Bogen, Waffe’, das mit urslawische *lo ̨ka ‘Wiese, Krümmung’ verwandt ist. Nicht auszuschließen ist die Verbindung mit altsorbisch luk, polnisch łuk, ‘Lauch, Zwiebel’, also ‘Ort, wo Lauch vorkommt’. Die Schreibweise mit-au in Angleichung an die mitteldeutsche Entwicklung hat sich erst seit Anfang des 18. Jahrhundert eingebürgert. Ähnlich Luckow sowie Groß, Klein Luckow, alle Landkreis Uecker-Randow.
Luckenwalde Altslawische Burgwall, der zu einem durch slawische Burgen und Siedlungen an der Nuthe belegten slawische Siedlungsgebiet gehörte. 1680 wurde Luckenwalde mit dem Herzogtum Magdeburg kurbrandenburgisch. Bis ins 18. Jahrhundert war der Ort dörflich geprägt, 1684 erfolgte die Gründung einer Faktorei und dann Ansiedlung sächsischer Weber, später Tuchfabrikation. 1217 Lukenwalde, Lukenwolde [Original], 1285 oppidum et castrum Luckenwalde, 1381 Luckenwolde; Luckenwalde (1861). Die Erklärung des Namens bereitet Schwierigkeiten, da ein d. Personennamen Luko o. ä. nicht nachzuweisen ist. Es kann sich beide Anlagen einer d. Siedlung um eine Anknüpfung an den Namen der slawische Vorgängersiedlung handeln, deren Name nicht überliefert ist. Ein altslawischer Burgwall sowie eine altslawische Siedlung sind archäologisch nachgewiesen, vgl. auch den Flurname Burgwall. Eine Eindeutschung des slawischen Namens ist auch in anderen brandenburgisch Landschaften nachzuweisen, so dass eine Übernahme von altpolabisch/altsorbisch *Lukov-, zu slawische luk „Lauch, Zwiebel“, als mittelniederdeutsch *Lukenwolde angenommen werden kann.
Ludenberg, (Gerresheim) 1033-50 Ludonberga. Germanisch Hludon berga-, Berg des Hludo. (hluda-, berühmt.
Ludendorf, (Köln) 948 Liudonthorp. Germanisch Leudin porpa, Siedlung des Leudi. (leudi-, Volk)
Lüdenscheid, (Arn) 1067 Liudoluessceith. Germanisch Leudiwulfes skaipjo, Wasserscheide des Leudiwulf.
Lüdinghausen, (München) 800 Liudinchuson, 974 Liudinghus, germanisch Leudinga husum, zu den Häusern der Leute des Leudo.
Ludolfshausen, 1032 Liudelueshusen.
Ludwigsburg 6./7. Jahrhundert bestand auf der Markung eine Siedlung, 1704 Grundsteinlegung für das Residenzschloss, 1718 Stadtrecht und Residenz (bis 1734 und 1764–1775), Garnisonsstadt. Sitz des Landratsamts, Residenzschloss, Jagd und Lustschloss Favorite, Seeschloss Monrepos. 1705 Ludwigsburg [Original]. Ludwigsburg ist ein Burgenname des 18. Jahrhunderts, er enthält den Namen des Gründers Herzog Eberhard Ludwig. So Ludwigslust.
Ludscheid, (Velbert) 1 Hälfte 1100 Lutonscetha.
Ludwigsfelde Auf der wüsten Feldmark Damsdorf wurden 1750/53 die Kolonien Ludwigsfelde und Damsdorf angelegt. 1928 erfolgte der Zusammenschluss der beiden zu verschiedenen Gutsbezirken gehörenden Vorwerke zu einer Gemeinte, die zuerst Damsdorf, dann nach Errichtung eines Bahnhofs in Ludwigsfelde umbenannt wurde. 1936 Gründung der Daimler-Benz Motoren GmbH, in den 70er Jahren des 20. Jahrhundert LKW-Produktion. 1991 Mercedes-Benz-Werk. 1775 Ludwigsfelde, Col. Dorf, 1805 Ludwigsfelde. Ludwigsfelde wurde nach seinem Gründer, dem Kammerpräsidenten Wilhelm Ernst Ludwig von der Gröben (1703–1774), benannt. Der Name ist eine Neubildung mit dem Grundwort -felde. Ähnlich Ludwigsaue bei Beetz, Landkreis Oberhavel; Ludwigsburg, Ortsteil von Schenkenberg, Landkreis Uckermark.
Ludwigshafen am Rhein Ging aus der ehemalig Mannheimer Rheinschanze hervor, ein seit 1606 errichteter linksrheinischer Brückenkopf der Festung Friedrichsburg-Mannheim. 1842 wurde das Gelände Freihafen, die entstandene Hafensiedlung erhielt 1843 den Namen König Ludwigs I. von Bayern, wurde 1853 zur selbst. Gemeinte erklärt, 1859 zur Stadt erhoben. Ansiedlung chemischer Fabriken, Sitz der BASF seit 1865. 1824 Rheinschanze bey Mannheim; Ludwigshafen (1843). Das Bestimmungswort ist der Regentenname Ludwig im Genitiv Singular, das Grundwort ist -hafen. Der Ortsname kann somit als ‘Gründung eines Hafens mit einer Ansiedlung Ludwigs I. von Bayern’ gedeutet werden.
Ludwigslust Ansiedlung, später entwickelt sich ritterliches Gut Klenow (Ersterwähnung 1333), Anfang des 18. Jahrhundert beginnt Aufbau eines Jagdschlosses durch Herzog Christian Ludwig, 1754 erhält der Ort den Namen „Ludwigs Lust“, 1765 Verlegung der großherzoglichen Residenz von Schwerin nach Ludwigslust, 1793 Marktfleckengerechtigkeit, 1837 Verlegung des Regierungssitzes zurück nach Schwerin, 1876 Stadtrecht. 1333 Clenow, 1724 Klenow; Ludwigslust (1754). Der vorangehende Ortsname liegt ein altpolabischer Flurname *Klenov mit einem Stellen bezeichnenden Suffix -ov,-o(w), zugrunde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Im Grundwort steht das Appellativum *klen ‘Ahorn’, die Bedeutung des Ortsname lässt sich somit als ‘Ort mit/ bei Ahornbäumen’ rekonstruieren. Der Personennamen im Bestimmungswort des nachfolgenden Ortsnamens geht auf Herzog Christian Ludwig von Mecklenburg zurück, das Grundwort ist-lust, nach französisch Vorbild (Monplaisir). So Zu Klenow: Lütten Klein, Ortsteil von Rostock; zu Ludwigslust: Ludwigsburg.
Lübbecke Aus einer sächsische Siedlung im Bereich der Ronceva (Bach aus Quellen des Wiehengebirges) an der alten Wegtrasse Minden-Osnabrück entstanden, seit 974 im Besitz des Mindener Bischofs, Gogericht und Archidiakonatsitz (seit 1227 genannt), 1279 Stadtrecht, 1298 Rat (zur Hälfte mit bischöflich Ministerialen besetzt), 1650 an Brandenburg-Preußen. Um 1816 zum Kreis Rahden, 1832–1972 Verwaltungssitz des Kreis Lübbecke einschließlich des ehemalig Kreises Rahden. Im heutigen Stadtgebiet liegt 3,6 km sw die Babilonie (Wallburg der vorrömischen Eisenzeit, 4. Jahrhundert v. Chr.?), s die Mindener Landesburg Reineberg (1221 erstmals erwähnt). Zu 775 Hlidbeke, Hlidbeki, Lidbach, 1033 Lippeke, 1182 Lubbicke, 1227 Lutbike, 1233 Lubbeche, 1296 Lubecke; Lübbecke (1524). Bildung mit dem Grundwort-be(e)ke, -beck. Im Bestimmungswort liegt ursprünglich wohl altsächsisch Entsprechung von altnordisch hl ̄e, angelsächsisch hlith, althochdeutsch (h)l ̄ıta ‘Berghang, Bergseite’, mittelniederdeutsch l ̄ıt, lied, lieth Feminin ‘Abhang, Halde, Senkung’, hochdeutsch -leite vor.
Lübben (Spreewald) Slawische Burganlage zur Sicherung des Spreeübergangs mit Kaufmannssiedlung und Nikolaikirche. Seit Ende 15. Jahrhundert Sitz der Lausitzer Landvögte. Nach 1815 zu Preußen. Lübben war die Wirkungsstätte des Kirchenliederdichters Paul Gerhardt von 1669–1676. Um 1150 urbs Lubin, 1209 de Lubin, 1329 Lubbyn, 1536 Lüben; sorbisch 1843 Lubin, Libin. Grundform altsorbisch *L'ubin-, ‘Ort, der nach einem Mann namens L'uba benannt wurde’,eine Bildung mit dem possessiv -in-Suffix vom Personennamen *L'uba, einer Kurzform von Vollname altsorbisch *L'ubomir, *L'ubogost o.ä., die im Erstglied zu altsorbisch *l'uby ‘lieb’ gehören. Der Zusatz Spreewald bezieht sich auf die Lage im Spreewald Burg (Spreewald), sorbisch Błota mit der Bedeutung ‘Sumpfgebiet“. Ähnlich Lubbinchen, Lebiehn.
Lübbenau (Spreewald) Slawische Burgwall, später Burg mit Marktflecken, Ausgangspunkt der Stadtentstehung. Wechselnde Besitzverhältnisse, von 1621–1945 Herrschaft der Grafen Lynar. Barocke Stadtkirche St. Nikolai. 1301 Lubbenowe, 1336 tzu Lubenowe, 1468 Lubenaw; sorbisch 1843 Lubnjow. Grundform altsorbisch *L'ubenov ‘Ort, der nach einem Mann namens L'uben benannt wurde’. Der Name wurde vom Kosenamen *L'uben gebildet, Lübben. Das possessiv-ov-Suffix erscheint spät in der mitteldeutsch Form-au. Zu Spreewald Burg (Spreewald), zu Błota Lübben. Ähnlich Groß Lübbenau, Ortsteil von Lübbenau, Neu Lübbenau, Ortsteil von Unterspreewald, Landkreis Dahme-Spreewald, Lübbenow, Ortsteil von Uckerland, Landkreis Uckermark.
Lübeck 1143 Gründung durch Adolf , Graf von Schauenburg und Holstein, 1160 Soester (Vorläufer des lübischen) Stadtrecht, Zentrum der Hanse an der Ostsee, 1226–1937 freie Reichsstadt, Stadt der sieben Türme. 11. Jahrhundert civitas Liubice [Original], (12. Jahrhundert) Lubecam, (1213) in Lyubeka; Lübeck (1448). Der Stadtname ist slawische, genauer altpolabisch Herkunft, für den mehrere Deutungen infrage kommen: 1. Mehrzahlform zu einem Personennamen *L’ubko, *L’ubek oder *L’ubik und damit in der Bedeutung ‘Ort des L’ub’; 2. als Bildung aus einem Personennamen und dem patronymischen Suffix -ici in der Bedeutung ‘Ort der Leute/der Nachkommen des L’ub’; 3. verstanden als Bildung aus dem Adjektivisch l’uby ‘lieb, angenehm, lieblich’ mit dem Suffix -ica, also ‘lieblicher Ort’; 4. ausgehend von L’ubka ist von den gleichen Deutungsansätzen auszugehen, nur mit einem k-Suffix, das auf die mittelniederdeutsch Umdeutung zu beke ‘Bach’ hindeutet.
Lüchow (Wendland) 1293 Stadtrechte, 1320 geht die Grafschaft Lüchow in den Besitz des Hauses Braunschweig-Lüneburg über. Ausbau der Grafenburg zum Schloss 1471–1473 (Witwensitz), 1537 Pest, 1589 und 1811 Brände, 1569 Teil des selbständigen Fürstentum Dannenberg (welfische Nebenlinie), 1671 zu Braunschweig-Lüneburg; 1885 Aufteilung in die Landkreis Dannenberg und Lüchow, 1932 wieder mit Sitz in Dannenberg zusammengefasst. 1191 Lugowe, 1256 comes de Lue chowe, 1500 Luchow Slawische Name aus einer altpolabischen Grundform *L ́uchov-, Ableitung mit dem Possessivsuffix -ovv on einem Personennamen *L ́uch, einer Bildung mit dem Suffix -ch zu altpolabisch Vornamen, die im Erstglied *L ́ub-, *L ́udioder *L ́utoenthielten (nicht mehr sicher bestimmbar). So Lüchow (1230 Luchowe), Kreis Herzogtum Lauenburg; Lüchow (1298 Luchowe), Landkreis Demmin.
Lüdenscheid Vielleicht vor 1287, sicher vor 1364 Stadt, Mitglied der Hanse, bis 1609 Grafschaft Mark, dann bis 1806 zu Brandenburg(-Preußen), 1806–1815 Großherzogtum Berg, ab 1815 wieder preußisch, 1907–1969 kreisfrei als Hauptstadt des Kreises Lüdenscheid. 12. Jahrhundert, gefälscht zu 1067 beziehungsweise 1072 Luidoluessceith beziehungsweise Liuodolfessceide, um 1125 Liudolfisceht, Lu ̊dolfschet, 1278 Ludenscheit. Bestimmungswort ist Liud-wulf, ein zweigliedriger altniederdeutsch Personenname, der im Genitiv flektiert ist (auf -es-). Er ist zusammengesetzt mit dem Grundwort -scheid, einer Bezeichnung für eine aus einem größeren Ganzen – meist einem Waldgebiet durch Rodung – für die Bewirtschaftung oder für eine Siedlung ausgeschiedene Fläche. So Ludolfshausen, Landkreis Göttingen.
Lüdinghausen Im Mittelalter Lehen der Abtei Essen-Werden, Fürstbistum Münster, 1309 Stadtrecht, 1804 preußisch und Kreisstadt, 1806 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch, Verwaltungsbehörden. 800 Liudinchuson, 1271 Ludinghusen. Bildung mit dem Grundwort -hu ̄sen, einer Dativ-Plural-Bildung in der Funktion eines alten Lokativisch, zu altsächsisch, mittelniederdeutsch hu ̄s ‘Gebäude, Haus’. Als Grundwort in Siedlungsname ist es auf dem gesamten d. Sprachgebiet weit verbreitet. Die heutige Form des Ortsname weicht von den frühen Belegen durch die hochdeutsche Form des Grundwort ( -hausen) ab. Bestimmungswort ist die Personenname-Kurzform Liudo in einer Insassenbildung mit -ing-Suffix. Der Personennamen nimmt Bezug auf appellativisch altsächsisch liud ‘Volk’. Die Form des Namens als -inghu ̄sen-Bildung mit einem Personennamen ist in der westfälischen Toponymie weit verbreitet. Der Ortsname ist also zu deuten als ‘bei den Häusern der Leute des Liudo’.
Lügde Sö der im 14. Jahrhundert wüstgefallenen Siedlung im Oldenlüder Feld w der Emmer (784 in den Reichsannalen als villa Liuhidi). Vermutlich seit 9. Jahrhundert Pfarrkirche St. Kilian außerhalb der etwa 1240 durch Pyrmonter Grafen gegründet Stadt. 1255 halb an Erzbischof von Köln, 1360 Verkauf der 2. Hälfte an Bischof von Paderborn (erhält 1372 auch kölnischen Anteil), 1494 nach Aussterben der Pyrmonter Grafen erhebt Paderborn Anspruch auf Lehnshoheit über die Grafschaft, 1668 als Vogtei Lügde zu Paderborn. Ehemalig im Kreis Höxter, 1969 Zusammenschluss mit acht weiteren Gemeinten des Kreis Detmold, später Kreis Lippe. Zu 784 (Kopie 9./10. Jahrhundert) villa Liuhidi (Liuchidi, Liudihi etc.), 826–876 (Kopie1479) Liuithi, circa 1195 LUD Ci [= Lude civitas], Anfang 13. Jahrhundert Lugethe, 1269 de Lugde, 1314 Lyvdhe;Lügde (1620). Ableitung mit dem Suffix-ithi. Nach der ältesten Form der Basis Liuh(oder *Liuht-) ist von einem Anschluss an germanisch *leuht ‘hell’ auszugehen (zu indogermanisch Wurzel *leuk-; vgl. sanskritisch ru ́ci ‘Licht, Glanz, Blitz’, griechisch -« ‘licht, weiß’, lateinisch lumen < *luc-men, luna < *luc-na, lu ̄x, lu ̄cis, gotisch liuhaþ ‘Licht’ etc.). Das alte Adjectivisch lioh- t (passives Partizip) kann durch ‘mit Glanz versehen, durchleuchtet’ paraphrasiert werden. Für die Basis ist von germanisch h (vgl. *Liuh-ithi oder *Liuht-ithi) auszugehen, ein grammatischer Wechsel (etwa in einer Form *Lug-ithi) ist nicht anzunehmen. Bei Ableitung von *liuh(t) (< germanisch *leuh(t)< *leuk-t-) kann mit sekundärem Ausfall alter Dentalerweiterung und vereinfachter Mehrfachkonsonanz gerechnet werden (*Liuhtithi > *Liuhithi). Mit *liuh(< germanisch *leuh< *leuk-) läge eine sehr alte Wortbildung vor. Der Vokal altsächsisch iu (< westgermanisch eu) entsteht vor i, j, w der Folgesilbe. Zu beachten ist die vielfältige graphische Varianz über 600 Jahre hinweg. Bereits im 12. Jahrhundert geht auslautender stimmloser gutturaler Reibelaut verloren (vgl. LUD auf Münze von circa 1195). Formen mit Lu oder Diphthonggraphie seit dem 13. Jahrhundert (Luy-), dem 14. Jahrhundert (Liu-, Lui-, Lue-. Luy-, Lvy-, Luv -, Lü-, Lu ̊ -, Lu ̊ yoder Ly-) oder 15. Jahrhundert (Lu ̊-) dominieren bis ins 14. Jahrhundert. Der wurzelauslautende stimmlose Reibelaut -h wird spätestens seit Anfang des 13. Jahrhundert durch -gwiedergegeben (bereits in altsächsisch Zeit). Spätere -g-Schreibungen sind „Nachfolger“ früherer -h-Graphie. In mittelniederdeutsch Zeugnissen tritt (besonders nach ̄ı ein g für ein ehedem intervokalisches -hein. Da h im grammatischen Wechsel mit g steht, b Ortsteil sich nach -h-Ausfall das -g als hiatustilgendes Zeichen an, wenn es nicht noch Reflex des alten gutturalen Reibelauts darstellt, der heute noch in mundartlich Formen zu hören ist (Lüchde neben Lüde). Die Basis der Ableitung vertritt semantisch den Sachbereich ‘Farbe und Beleuchtung’ (vgl. Grohnde < *Gron-ithi, Falje < *Falithi). Der Ortsname wird ursprünglich durch die weite, nach N sich öffnende Ebene entlang dem Emmer motiviert sein, die als lichter, offener Raum begriffen worden wäre (‘Raum, in dem es hell, licht ist’) oder lichte Stellen im Wald (Lichtungen) im Umkreis der Emmer-Ebene zeigte.
Lülsdorf, (Köln) 1214 Lullisdorp, 1214 Lulsdorp.
Lümbach, (Kirchhoven Aa) 1210 Lunbol (lies Lunbek)
Lüneburg Schon in ottonischer Zeit Burg und Siedlung sowie das Michaeliskloster von zentraler Bedeutung; 1235 namengebend für das neue welfische Herzogtum Braunschweig-Lüneburg; 1243 Stadtrecht; seit 1371 ist die Stadt faktisch unabhängig vom Landesherrn (bis 1562/76); im gesamten Mittelalter hier größte Saline Nordeuropas, worauf der Reichtum und die Bedeutung in der Hanse zurückging. 956 Luniburc [Original], 959 Lhiuniburg, 965 Luneborg [Kopie 14. Jahrhundert]. Bildung mit dem Grundwort-burg. Das Bestimmungswort enthält vermutlich eher ein in litauisch liunas ‘Morast’ belegtes Appellativum, das sich auf die Lage an dem Ilmenau (niederung) bezöge, als eine mit -n-Erweiterung gebildete Ablautform zu altsächsisch hl ̄eo ‘(Grab)Hügel’.
Lünen Römerlager um die Zeitenwende, 9.–13. Jahrhundert Entwicklung der n der Lippe gelegenen Siedlung (heute Altlünen) zur Stadt, die 1336 an das Südufer verlegt wurde, 1341 Stadtrecht. 9./10. Jahrhundert NorDliunon, SuDliunon, 1082–96 Liunon, um 1150 Liune; Lunen (1175). Der Ortsname ist zu altsächsisch hleo ‘Schutz, Obdach’ gestellt und als ‘schützender Ort’ gedeutet worden. Die Erklärung einer solchen Bildung als Ableitung mit einer Suffixkombination -n-ja ist lautlich zwar möglich, wenn man Ausfall eines anlautenden Hannimmt. Doch das ist nicht zwingend. Der Bildungstyp spricht zudem gegen eine Bezeichnung für Gebäude oder einen abstrakten Begriff wie ‘Schutz’. Wie bei Lüneburg mit wahrscheinlich gleichem Erstglied und Herne mit vergleichbarer Wortbildung ist mit einer durch das Gelände motivierten Benennung zu rechnen. Setzt man eine -j-Ableitung zu einer auch sonst in Namen bezeugten Basis *Liun (zu indogermanisch *leu ‘Schmutz, beschmutzen’) an, die in litauisch liunas ‘Morast’ belegt ist, kann als Benennungsmotiv die Lage an der Lippe (Niederung) vermutet werden. So Lüneburg, Landkreis Lüneburg.
Lünern, (Arn) mitten 12000 Livnere, Liuneron, Liumharna. Germanisch Hleujo(n) Schutz, (?) + Haru, sandiger Hügelrucken.
Lürbke, (Lendringsen) 1096 Liure. Germanisch hleurja-, Kollektiv zu hleura-, Wange, wangenartige Erhöhung.
Lürken, (Laurenzberg) 1140 Lurecha. 1166 Lureke.
Lüssum, (Nemmenich) 867 Leudesheim, 981 Liudesheim. Germanisch Leudis haim, Siedlung des Leudi. (leudi-, Volk)
Lütgenbögge, (Altenbögge) mitten 1200 de minori Bugge.
Lütgendortmund, (Dortmund) mitten 1200 de minori Throtmonia.
Lütgeneder, 1015-20 Astnedere. Germanisch austa-, ost + siehe Neder.
Lütjenburg 1163 in Luttelinburch [Original], 1302 in Luttekenborgh, 1498 tho Lutkenborch. Höchstwahrscheinlich stammt der Ortsname ab von mittelniederdeutsch Lüttik/lüttel ‘klein’ und borch, -burg, so dass Lütjenburg etwa soviel bedeutet wie ‘die Siedlung bei der kleinen Burg’. So Lütjenbrode und Lütjendorf, beide Kreis Ostholstein, sowie Lütjenbüttel, Kreis Dithmarschen.
Lüttenglehn, (Glehn) ende 1100 Lutzellenglene. Germanisch luttilon, zu luttila von lutila, klein siehe Glehn.
Lutter am Barenberge. Anfang 1100 Lutterun.
Lüttringen, (Arn) 1036 Liuderinkhuson. Germanisch Leudiharingo husum, zu den Häusern der Leute des Leudihar, (Leudi, Volk, +harja, Heer)
Lüttringhausen, (Remscheid) mitten 1200 Luthelminchusen. Germanisch Leudihelmingo husum. Zu den Häusern der Leute des Leudihelm, (Leudi-, Volk + helma, Helm)
Lützelkoblenz, (Koblenz) 1052 paruam Confleuentiam, 1110 parua
Conflunetia.
Lützel Wivelsburg (Koblenz) 1209 Luzzelen Wieuelsburch.
Lützenkirchen, (Opladen) 1180-85 Lutcelinkirche. Germanisch luttilon kirikon, zur kleinen Kirche.
Lutzerath, (Koblenz) 1052 Lucenrode, 1051 Luzenrode.
Lützerath, (Immerath) 1168 Luzelenrode. Germanisch zur kleinen Rodung.
Lützingen= Niederlützing en und Oberlützingen. 973 Lusichic. 1139 Luzinc.
Lützow Lützow-Lübstorf. Zusammenlegung der ehemalig Ämter Lützow und Lübstorf/Alt Meteln am 1. Januar 2005. Aufgrund der Lage des Amtes unweit des Nordwestufers des Schweriner Sees spielt neben der Landwirtschaft der Fremdenverkehr eine wichtige Rolle. In Lützow befindet sich ein neogotisches Schloss mit Park im englischen Stil. Lützow: 1230 Lvzowe, 1271 Luthzowe. Lübstorf: 1209 Lubesdorf, 1273 Lubesdhorp. Dem Ortsname Lützow liegt einem altpolabischen Personennamen *L’utoˇs mit einem possessiv Suffix -ov, -o(w), zugrunde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als‘OrtdesL’utosˇ’rekonstruieren. Der Personenname geht auf einen zweigliedrigen Personennamen mit *L’ut im Erstglied zurück, das zu altslawisch *l’uty ‘wild; streng, grausam’ gehört. Hier ordnet sich auch der Name der Luti(t)zen ein. Das Suffix -oˇs ist als sekundäre Diminutivbildung des Personennamens zu deuten. Lübstorf: Der Ortsname besteht aus einem slawische und einem d. Bestandteil und bezeichnet den ‘Ort des L’ubosˇ’. Die altpolabischen Personennamen geht vermutlich auf einen slawischen Vollnamen mit dem Erst oder Zweitglied *l’ub ‘lieb’ zurück und wurde entweder mit der deutsche Genitivendung -es oder als sekundäre Diminutivbildung des Personenname mit dem slawische Suffix-oˇs abgeleitet. Der zweite Bestandteil des hybriden Ortsnamens ist das mittelniederdeutsch torf, hochdeutsch-dorf. So Lubmin, Landkreis Ostvorpommern, Eldenburg Lübz.
Lugau (Erzgebirge) Die Stadt geht zurück auf ein deutsches Bauerndorf des ausgehenden 12. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert starkes Wachstum durch Steinkohlenbergbau, Stadt seit 1924.. 1286 Lugk, 1438 zum Luge, 1482 Lugk, 1498 Lugaw. Altsorbisch *lug zu der häufigen Bezeichnung lug ‘Grassumpf ’ mit sekundärer Angleichung an d. Ortsname auf -a,-au. Auch der Landschaftsname Lausitz (Palatalisierung von -g zu -ˇz m Altsorbisch, im Deutch -s-) ist mit diesem Appellativum gebildet worden. So Laue, Ortsteil von Delitzsch.
Lutherstadt Eisleben Altthüringische dörfliche Siedlung, im 11./12. Jahrhundert königliches Tafelgut und Burg, 1180 Stadt, nach 1500 Anlage der Neustadt, Zentrum des Kupfererzbergbaus, Entwicklung zur bedeutendsten Stadt der Grafschaft Mansfeld. Geburt und Sterbeort von Martin Luther. 780–802 Isileiben, 9. Jahrhundert Islebe, 994 Islevo, 1362 Ysleiben. Bildung mit dem Grundwort -leben. Das Bestimmungswort enthält einen germanisch Personennamen Isi, Iso (zu altsächsisch ̄ısan ‘eisern’); also ist als Bedeutung eine ‘Hinterlassenschaft des Isi oder Iso’ anzunehmen. Die heutige Form zeigt die Neuhochdeutsch Diphthongierung von ̄ı > ei.
Luxem, 1023 Lukesingis, 1049 Luchesengeis, 1089 Luksenges.
Lyskirche, (Kirche in Köln) 1176 de Lisolfiskyrke, 1205-14 ecclesie Lysolfi.
Maar, (Trier) 1146 de Lacu, germanisch mari-, Lache.
Macken, 1200 Makena, 1221 Machene.
Mackenstein, (Dülken (1135 Macchenstein. Germanisch Makkon staina, Stein des Makko.
Mäcking, (Waldbauer)mitten 1200 Mekkinchuson. Germanisch Makkingo husum, zu den Häusern der Leute des Makko.
Madfeld, (Arn) 1011 Matfeld.
Maestrup, (Greven) 1000 Moresthorpee. Germanisch Mauras porpa-. Siedlung des Maur.
Magdeburg, 952 Magadaburg, 950 Magedaburg, 1129 Magedeburgensis, germanisch mahapa, zu magap-, Jungfrau + burg, Burg.
Magstadt Siedlung aus der Zeit um 700, seit dem 13. Jahrhundert in Besitz der Tübinger und kam vor 1381/83 an Württemberg. Ratberg, Evangelische Kirche. (Kopie 12. Jahrhundert, Kopie 16. Jahrhundert) Magstat, (Kopie um 1204) Magestat, 1261 Magistat [Original]; Magstadt (1850). Der Name ist als ‘Wohnstätte des Ma ̄g’ zu deuten und gehört zu dem Personennamen Ma ̄g und dem Grundwort althochdeutsch mittelhochdeutsch -stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’. Die Anlehnung an Neuhochdeutsch Stadt ist sekundär.
Mahlberg, 10-1100 Malberke. Germanisch mapla-, Volksversammlung + berga, Berg.
Maifeld, (Gau um Mayen) 633 in pago Magninse. 866 in pago Magininse. 888 in pago Meinifeld. Germanisch feldu-, entspricht hier Keltisch magos, Ebene.
Maikammer Drei Gemeinten: der anerkannte Luftkurort Sankt Martin, der anerkannte Erholungsort Maikammer sowie die Fremdenverkehrs Gemeinte Kirrweiler. In der Verwaltungsgemeinde an der südlichen Weinstraße dominieren Weinbau und weinverarbeitende Betriebe. Mediterranes Klimata lässt auch exotische Früchte wachsen. 1260Wernherus de Menkemere, 1264 de Meinkeimere, um 1320 in Meinkeimeren; Meycammer (1580). Neuzeitliche hyperkorrekte Erschließung eines im späten Mittelalter umgedeuteter Ortsname der ursprünglich auf den althochdeutsch Personennamen Mago zurückgeht und sowohl mit dem Suffix-ing(en) als auch analog zu Nachbarsiedlungen durch -heim erweitert worden ist: *Magingheim > *Meingheim > Meinkeim > Meinkeimer/Menkemer > Maikammer. Der Ortsname bedeutet demnach ‘Wohnstätte der Leute des Mago’.
Mainaschaff Alemannische Siedlung, seit Beginn des 12. Jahrhundert war das Stift Aschaffenburg Grundherr in Mainaschaff, 1803 Säkularisierung des Kollegiatstiftes. 980 Askafa, Ascafa, 1103 Aschapha. Entsprechend der Lage des Ortes bei der Mündung der Aschaff in den Main ist Mainaschaff ‘Aschaff am Main’ ein Kompositum aus den Gewässername Main und dnd Gewässername Aschaff, wodurch der Name von Waldaschaff im Spessart abgegrenzt wird. Zur Etymologie von Aschaff Aschaffenburg. Main, mittelhochdeutsch Meine, althochdeutsch Moin, lateinisch Moenus ist ein indogermanisch(-voreinzelsprachlich) Gewässername *Moinos, ursprünglich Verbalnomen zum Verb indogermanisch *mei‘ den Ort wechseln, gehen’ und bedeutet vermutlich ‘Fluss, auf/entlang dem man den Ort wechseln kann’.
Mainburg 825 Slegilespach, 1116–1137 Slegilpach, 1171–1181 (Kopiedes 13. Jahrhundert) Slegelespach, 1220–1230 Sleilpac. Circa 1279–1284 neben Sleispach auch castrum Meinberch, 14. Jahrhundert Maynberch in parrochia Slaespach, 1482 Schleißbach, alias Maenberg, 1519–1521 lateinisch Maioburgium icum et arcem; Mainburg (1470). Grundwort des ursprünglich Gewässernamens, der zum Siedlungsname wurde, ist althochdeutsch bah, pach,-bach ‘Bach, kleiner Wasserlauf’,als Bestimmungswort kann manden Personenname beziehungsweise Beiname *Slegil erschließen, nämlich aus althochdeutsch slegil‘Klotz’.Grundwortdes Burgnamens ist mittelhochdeutsch burc, -burg ‘umschlossener, befestigter Ort, Burg’, Bestimmungswort der Personennamen Meio, Maio.
Maingau, (Gau am Main) 922 in pago Moinacense.
Mainhausen Entstanden im Jahre 1977 aus dem Zusammenschluss der Orte Mainflingen und Zellhausen, bei dem der Kunstname Mainhausen kombinatorisch durch eine Kontraktion der bisherigen Namensbestandteile gebildet wurde (Hainburg). Ersterwähnung von Mainflingen 775 anlässlich einer Güterschenkung an das Kloster Lorsch, das in der Folge noch mehrere Besitzungen erhielt. Seit dem Hochmittelalter gehört der Ort zum Erzbistum Mainz. Mit dem Amt Seligenstadt fiel Mainflingen 1803 an Hessen-Darmstadt. Das erst spät bezeugte Zellhausen unterstand wie Mainflingen dem Erzbistum Mainz beziehungsweise den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Die in der Nähe befindliche, nicht mehr erhaltene Zellkirche, ist erst im 14. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen und keine karolingerzeitliche Gründung. Mainflingen: 775 (Kopie) Manolfinger marca, 1383 Meinfelingen, 1489 Meynflingen. Zellhausen: 1329 [Original] Celhusen, 1439 Zelnhusin, 1532 Zellnhaußen. Der Ortsname Mainflingen zum Personennamen Mainolf, dessen Erstglied Main-, kontrahiert aus Magin (vgl. ahd magan, megin ‘Kraft, Stärke, Macht’), nicht mit dem gleichnamigen Fluss in Verbindung gebracht werden darf. Die volksetymologische Umdeutung des Namens ist schon im Beleg des 14. Jahrhundert nachzuweisen. Der Ortsname Zellhausen soll der Sage nach darauf zurückgehen, dass sich die Bewohner der im 30jährigen Krieg zerstörten Dörfer Zell und Hausen zusammengetan und eine neue Siedlung gegründet hätten, welch beide Namensbestandteile in sich aufnahm. Stattdessen enthält das Bestimmungswort den Personennamen Zallo, dessen -i der Flexionssilbe in der anzusetzenden Form *Zallinhusen den Umlaut -a> -e bewirkte. Bei der späten Ersterwähnung ist flexivisches -n bereits ausgefallen. Als patronymischer-hausen-Ort dürfte Zellhausen schon im 8./9. Jahrhundert begründet worden sein.
Maintal 1. Jahrhundert Moenum [Akkusativ] (Tacitus, Germanisch 28, in Kopie 9. Jahrhundert); 779 Moyn (Kopie des 15. Jahrhundert), 794 Moyna [Original], 989 a flumine Mogo (Kopie um 1160), 1347 by dem Meyne, 1366 Mayn [beide Oiginal]. Das Bestimmungswort führt auf die alteuropäisch Gewässernamegebung, die Wasserbezeichnis *mein-/moi-n-/mi-n zurück, wobei hier die Ablautstufe *moi nzugrunde liegt, auf die auch Flussname Man, polnisch Mien ́ oder das Appellativum lettisch main ̧a ‘Sumpf’ zurückgehen. Die frühe -oi-Schreibung zeigt, dass der Flussname erst nach Vollzug von indogermanisch oi > germanisch ai ins Germanisch kam, also nicht direkt aus indogermanisch-alteuropäisch Erbe, sondern später, wohl dem Keltisch, entlehnt wurde. Seit dem 11. Jahrhundert begegnet zunehmend mittellateinisch Mogus, Rückbildung aus Moguntia (Mainz), mit dem der Flussname irrtümlich etymologie verbunden wurde. In den seit 1330/40 fast nur noch deutschsprachigen urkundlich begegnet zuerst wieder Moyn / Meun, seit 1350 daneben zunehmend Meyn/Mein, selten das erst im 16. Jahrhundert häufigere Mayn. Die letzteren könnten durch die südhessisch Entrundungen (frühneuhochdeutsch oi [< mittelhochdeutsch ü ̄ ], z. T. auch mittelhochdeutsch öü > mundartlich ai) bewirkt, dazu eventuell durch Volksetymologie. Bezug auf Mainz (s. Bach) motiviert worden sein. Der neue Ortsname ist durch Konversion eines Landschaftsnamens gewonnen; ohnehin waren -tal-Namen Modenamen der Gebietsreform. So Wuppertal.
Mainz Ende 1. Jahrhundert v. Chr. als römisch Lager gegründet, wurde der Ort 297 n. Chr. erstmalig civitas genannt. In spätrömisch Zeit Hauptstadt einer Provinz, dann fränkisch Königshof und seit dem 8. Jahrhundert Sitz von Erzbischof, die im Miitelalter Kurfürst und Reichserzkanzler waren. Die Stadt wurde Sitz des kurmainzischen Territoriums, war aber von 1244 bis 1462 Freie Stadt. 1793 Mainzer Republik. Danach kam die Stadt mit Rheinhessen an das Großherzogtum Hessen. 1950 wurde Mainz anstelle von Koblenz Hauptstadt des neu gegründet Landes RP. 44 n. Ch. Mogontiacum, 6. Jahrhundert Mogontia, um 659 Magancia, 9./10. Jahrhundert Maginza, 13. Jahrhundert Megenze, 1315 Meynce, 1320 Meintz und Meintze. Der Ortsname liegt eine latinisierte Form des keltisch Personennamen Mogóntios mit einem lateinisch besitzanzeigenden Suffix-acum zugrunde, vermutlich vor zu ergänzendem fundus ‘Hofgut’ im Akkusativ: ‘zum Hofgut des Mogontios’. Seit dem 6. Jahrhundert verkürzte Form. Der Ortsname könnte wegen des Wandels von -o zu -as chon im 1. Jahrhundert v. Chr. in das Germanisch entlehnt worden sein. Übernahme der spätlateinisch Aussprache -tsia schon in das Althochdeutsch, während Neuhochdeutsch -ai statt mittelhochdeutsch -eiu nd - ̄e auf die südostdeutsche Kanzleisprache im 15. Jahrhundert zurückgeht. Der Personennamen könnte von Mogon, einem keltisch Götternamen abgeleitet worden sein.
Maisach 793–806 (Kopievon 824) Meisaha, 1104–1137 Maisa, circa 1141–1147 Maisach. Das Grundwort des ursprünglich Gewässernamens, der selbst 853 als prope fluvium Meisaha belegt ist, ist althochdeutsch aha,-ach1 ‘Wasser, Wasserlauf, Fluss’, das Bestimmungswort wohl meisa ‘Meise’, sodass sich als Bedeutung ‘Fluss, an dem Meisen fliegen’ ergibt.
Maischeid=Großmaischeid und Kleinmaischeid, 1147 Metschet, 1204 Metscheit.
Malberg, Trier, 1042 Madelberch, 1052 Madelberc, 1115 Madelberg, 1152 Malberch. Germanisch mapla-, Volksversammlung, + berga-, Berg.
Malbergweich, 981 Wihc.
Malborn, 981 Malbru, 1030 Malbrun.
Malchin Bei slawische Fischersiedlung um 1220 Neuanlage einer d. Siedlung durch Fürsten von Werle, 1236 Stadtrecht, zwischen 1621 und 1918 traten in Malchin die mecklenburgischen Landstände zusammen. 1952–1990 Kreisstadt des gleichnamigen Kreises, Sitz der Landesforstverwaltung MV, Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten. 1215 Malekin, 1236 ciuitatis Malchyn, 1300 Malghyn, 1316 Malkin; Malchin (1257). Der Ortsname liegt ein altpolabischer Kosename oder *Malech, *Malach, *Maloch mit einem possessiv Suffix -in, zugrunde. Der zweite unbetonte Vokal fiel bei der Eindeutschung des Namens aus. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Malech, Malach oder Maloch’ rekonstruieren. Sowohl Kosename (von einem zweigliedrigen Vollnamen mit Mali m Erstglied) als auch würden auf slawische *mal‘ klein’ zurückgehen und wären dabei sekundäre Bildungen mit den Suffixen -ech, -ach, -och. So Malchow, Landkreis Müritz.
Malchow Slawische Burg samt Siedlung, bei der um 1220 durch die Herzöge von Mecklenburg eine neue Siedlung angelegt wurde, 1235 Stadtrecht für Neu-Malchow, 1721 Errichtung einer Neustadt, wodurch bisheriges Neu-Malchow zu Alt-Malchow wurde; zu Mecklenburg-Schwerin, bis zur Gründerzeit typische Ackerbürgerstadt, danach auch Tuchindustrie, h. vorrangig Handels-, Handwerksund Baubetriebe. 1147 Malchou, 1164 Malachou, 1170 Malechowe, 1235 Malchowe; Malchow (1353). Der Ortsname liegt ein altpolabischer Kosename *Malech, *Malach, *Maloch mit einem possessiv Suffix -ov, -o(w), zugrunde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Der zweite unbetonte Vokal fiel bei der Eindeutschung des Namens ebenfalls aus. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Malech, Malach oder Maloch’ rekonstruieren. Sowohl Kosename (von einem zweigliedrigen Vollnamen mit Mal im Erstglied) als auch würden auf slawische *mal ‘klein’ zurückgehen und wären dabei sekundäre Diminutivbildung mit den Suffixen -ech, -ach, -och. So Malchin, Landkreis Demmin.
Malente Um 1150 wird in der Gegend des heutigen Malentes im Zuge der Gründung des Bistums Oldenburg eine Ansiedlung errichtet, 1215 urkundlich erwähnt, 1955 Anerkennung als Kneippheilbad, 1996 Anerkennung Malente-Gremsmühlens als Bad und Heilklimatischer Kurort. 1215 Melente [Original], 1345 in parochia Malente; Malente (1433). Die Bezeichnis des Ortes geht wohl zurück auf den altpolabisch, altpolnisch Personennamen Milêta und kennzeichnet Malente so als ‘Ort des Milêta’. In vortonigen Silben wurde das /i/ zum /e/ und weiter zum /a/ gesenkt, wodurch sich der Wandel zum heutigen Malente erklären lässt.
Mallendar, (Vallendar) 1110 Malendre.
Mallerde, (Nieheim) 1036 Malrede.
Malsbenden, (Gemünd-Eifel) 1213 Malisbenet, Malisbende.
Malsdorf, (Oekoven) 1170—83 Malsdorp. Germanisch Maples porpa-, Siedlung des Maplo.
Malsch Malsch ist vermutlich eine Siedlung der Merowingerzeit und gehörte zum Weißenburger Besitz, ab 1256 im Besitz der Markgrafen von Baden, während der Reformation an Württemberg, 1603 als Tausch wieder an Baden. Goetheanum, St. Peter Kapelle, Kirche St. Cyriak, Stadtmühle. 1065 (Kopie 13. Jahrhundert) in Malsche, 1075 Malska [Original], 1207 Malisch [Original]; Malsch (1213). Der Name geht vielleicht auf einen Gewässername *Malsc-aha zurück; das Bestimmungswort könnte ein Adjektiv enthalten, das als norddeutsch malsc ‘mürbe, zart’ bezeugt ist und sich als althochdeutsch, mittelhochdeutsch malz ‘weich’ – ohne -k-Suffix – erhalten hat. Der Gewässername wäre dann auf den feucht-weichen Boden der Flusslandschaft bezogen und später auf die Landschaft selbst übertragen worden (-ach1). Als formale Parallele könnte Spöck (an der Pfinz) < Speccaha gelten. Möglich ist aber auch, dass wie im Gebirgsnamen Malschen (Bergstraße) ein Adjektivisch zugrunde liegt, das sich allerdings nur in aä. malsk ‘stolz, übermütig’ erhalten hat und in Ortsnamen und Flurname die Bedeutung ‘hochragend, steil’ trägt. So Malsch, Rhein-Neckar-Kreis, Mons Malscus (Melibokus), Berg im Odenwald.
Malzbüchel, (Köln) 1142-56 de Malzebukele, Malzebukel. 1159-69 in Malzbuchele. Germanisch malta-, Malz, + bugila, Hügel.
Malzmühle, (Aachen) 1215 partem molendini qui dicitur Malzmolen.
Mammendorf 758–763 (Kopie von 824) Mammindorf, 1024–1031 Mammandorf, 1078–1098 Mammendorf. Grundwort ist althochdeutsch -dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Siedlung’, Bestimmungswort der Personennamen Mammo.
Mamming In der Nähe Ausgrabungen eines keltischen Oppidums, 844 Erwähnung als Königsgut. 844 Mandechingon, 1092–1095 Mandihhin, 11. Jahrhundert (Kopie von 1281) Manching, 1142 Mantinchingen, 1263 Maenchingen, 1303 Maeniching, 1343 Maeching, 1381 Mannching. Es liegt der zu erschließende Personennamen *Mandicho zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Mandel, 962 Mannendal. Germanisch Mannon dala-, Tal des Manno. (mann-, Mann)
Mandelbachtal 1239 Mandelbach, 1370 Mandelbach. Gemeinte, die im Rahmen der Gebietsund Kreisreform des Saarlandes 1974 aus acht ehemals selbstständigen Orten (Bebelsheim, Bliesmengen-Bolchen, Erfweiler-Ehlingen, Habkirchen, Heckendalheim, Ommersheim, Ormesheim, Wittersheim) entstand. Bei dem Namen der Gemeinte handelt es sich ursprünglich um einen Bachnamen. Auch wenn in der nahe gelegenen Vorderpfalz an vielen Stellen die Mandel (Prunus communis) gedeiht, kommt für das Erstelement des Bachnamen diese Deutung nicht in Frage. Das Erstglied mandel lässt sich auf althochdeutsch mantala, mittelhochdeutsch mantel, in der mitteldeutsch Form mandel ‘Föhre’ zurückführen. Alternativ lässt sich auch das im Rhfr. mundartliche Mande-, Mandelansetzen, welches die Korbweide bezeichnet (‘Bach, an dem Weiden standen’). Der Name des Baches, der einige der Ortsteil der Gemeinte durchfließt, dient als Bestimmungswort zu dem bei solchen Neuschöpfungen häufig verwandten Grundwort -tal. Der Gewässername ist als Siedlungsname ab dem 13. Jahrhundert in der heute üblichen Schreibung überliefert. Der bereits mittelalter belegte Ort Mandelbach ist h. ein Teil des Dorfes Habkirchen. Der Ortsteil der Großgemeinde mit Namen auf-heim und-ingen sind durchweg merowingische, früh belegte Gründungen. Der Siedlungsname Bolchen < *Bolliaco ist ein bereits galloromanischer-(i)acum-Name (vgl. in Lothringen Boulay-Moselle/Bolchen, Département Moselle). Habkirchen ist bereits 819 (Apponis ecclesia) belegt, 1046 als Zentralort einer Grafschaft an der Blies (comitatu Happinchiricha) erwähnt.
Mandelbeck, (Lagershausen) 1016 Mandelbike.
Mandern, 1225 Mandra, Mandre.
Manderscheid (Südeifel) Die Grafen von Manderscheid als Lehnsträger der Luxemburger waren hier Vögte des Klosters Echternach und saßen in der Grafschaft Manderscheid bis 1794. Nach französisch Herrschaft 1814 an das Preußen. Seit dem 19. Jahrhundert ist Manderscheid Kneippkurort. 1998 Stadtrecht. 973 Mandrescheit, nach 1132 Mandersceat, 1147 Mandelskeid, 1201 Manderscheyt. Alter Flurname mit althochdeutsch mandar, mandel ‘Fichte; Kiefer, Föhre’, mittelhochdeutsch mantel ‘Föhre’ im Bestimmungswort, das Grundwort-scheid, althochdeutsch sceit, mittelhochdeutsch sceid, bezeichnete wahrscheinlich die Grenze eines Waldes oder eines Höhenzuges. Das Wort kann aber auch für Wald selbst stehen. Demnach könnte der Ortsname als ‘Siedlung an einer Kiefernwaldgrenze’ gedeutet werden.
Manheim, (Köln) 898 Mannunhem. Germanisch Mannon haim, Wohnung des Manno.
Mannheim Mannheim ist eine Siedlung aus karolingischer Zeit und gehörte zum Lorscher und Wormser Grundbesitz, 1720 verlegt Kurfürst Karl Philipp seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim und legt den Grundstein für das Mannheimer Schloss, 1731–1778 Residenzstadt, 1803 an Baden. Schloss, Nationaltheater, Friedrichsplatz, Rosengarten, Jesuitenkirche, Luisenpark. 766 (Kopie12. Jahrhundert) Mannenheim; Mannheim (1262). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim; dem Bestimmungswort liegt der Personennamen Manno zu Grunde: ‘Siedlung des Manno’. Die Mundartform Manm dürfte vom Insassennamen Mannemer her beeinflusst sein.
Mansfeld Wohnsitz der Eltern Martin Luthers. 973 Mannesfeld [Original], 1133 Hogerus de Mandesvelde [Original], 1135 Hogerus de Mansfeld, 1286 in villa Mansvelt [Original]. Bekannt ist die von Bechstein überlieferte Sage, wonach der Name auf dem Ausspruch Kaiser Heinrichs „Das ist des Mannes Feld“ beruht. Tatsächlich Bildung aus mittelhochdeutsch, althochdeutsch man ‘Mensch, Mann’ mit dem Grundwort-feld. Wenig wahrscheinlich ist hingegen ein Personennamen Manno oder Manni zu altsächsisch man ‘Mann’ oder ‘Mond’, da Personennamen in Namen auf -feld in der Regel nicht erscheinen. Obwohl die Sage die Etymologie des Namens trifft, werden sich die durch sie berichteten Ereignisse so nicht abgespielt haben. So Mansfeld, Ortsteil von Putlitz, Landkreis Prignitz, (wohl eine Namenübertragung von hier); Mansfelde (in der früheren Neumark) // Lipie Góry, Woiwodschaft Lebus, Polen; Manhagen, Kreis Ostholstein.
Manstedten, (Geyen) 1051 Manstede.
-mar. Das Appellativum ist gemeingermanisch, allerdings mit unterschiedlicher Stammbildung und verschiedenem Genus, altsächsisch meri feminin, althochdeutsch mari / mer(i) Maskulinum / Ntr., mittelhochdeutsch mer Neutrum, mittelniederdeutsch m ̄er Neutrum ‘Meer, stehendes Gewässer, Sumpf, Quelle’ (< indogermanisch *mari/ *mori-). Das Wort gehört zu den sehr alten Stellenbezeichnis wie-lar oder-loh(e). In den Siedlungsname hat sich die -a Form durchgesetzt (Weimar). Von -mar hat sich durch eine besondere dehnstufige Ableitung („Vrddhi“-Bildung) über althochdeutsch / mittelhochdeutsch muor, altsächsisch / mittelniederdeutsch mo ̄r die im 17. Jahrhundert ins hochdeutsch übernommene norddeutsch Form Moor / -moor ‘Sumpf, stehendes Gewässer’ entwickelt, die in Flurnamen und Siedlungsname mit dem gleichbedeutenden, aber etym. eigenständigen Moos / -moos (< althochdeutsch / mittelhochdeutsch mos Ntr. ‘Moor, Sumpf’) korrespondiert (Mosbach, Neckar-Odenwald-Kreis; Todtmoos, Landkreis Waldshut).
Marbach am Neckar Erstmals 972 genannt, im 10. und frühen 11. Jahrhundert ein Zentrum bischöflich speyerscher Territorialpolitik, 1009 Markt und Münzstätte, zwischen 1244 und 1282 Erhebung zur Stadt, 1302 an Württemberg. Oberer Torturm, Alexanderkirche. 972 (Kopie 13. Jahrhundert) Marcbach, 1009 (Kopie 13. Jahrhundert) Marcbach, 1244 Marpach [Original]; Marbach (13. Jahrhundert). Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus dem Grundwort -bach und dem Bestimmungswort althochdeutsch marca, mittelhochdeutsch marke ‘Grenzgebiet’. Die inlautende Dreierkonsonanz -rcb wird durch Ausfall des -c erleichtert. Das Motiv der Namengebung ist in der circa 2 km südlich verlaufenden Grenze zwischen den Bistümern Konstanz und Speyer zu suchen; da marca das Grenzgebiet im Gegensatz zur Grenzlinie (Neuhochdeutsch Grenze) bezeichnet, spricht der Abstand zur Bistumsgrenze nicht gegen die Deutung. So Markdorf, Bodenseekreis.
Marbeck, (München) 1000 Marckalu, mitten 1200 Marcoppe. Altgermanisch Gewassername Markapo-, zu Marko- die Sumpfige (zu Irisch merg, faul, wozu auch germanisch broka-, keltisch braco,- Sumpf)
Marburg Bald nach 1122 Errichtung der Burg durch die Grafen von Thüringen (Vorgängerbau 11. Jahrhundert), seit 2. Hälfte 13. Jahrhundert Erweiterung zum repräsentativen Fürstenschloss, um 1180 landgräfliche Stadtgründung, 1311 borg und stad: erste Stadtrechtsverleihung, seit 1264 Residenz der hessisch Landgrafen, 1222 maior ecclesia (Marienkirche, heute Lutherische Pfarrkirche), 1228 Gründung des Franziskus-Hospitals durch Elisabeth von Thüringen, aufopfernde Krankenpflege, 1231 ihr Tod, 1235 Heiligsprechung, 1235–1283 Bau der frühgotisch Elisabethkirche (Grabeskirche), bedeutender Wallfahrtsort bis zur Reformation; 1235 Schule bezeugt, 1527 Gründung der ersten protestantischen Hochschule durch Landgraf Philipp („Philipps Universität“) auf der materiellen Basis der säkularisierten Klöster, 1529 Marburger Religionsgespräch (Luther, Zwingli). 1929 Ockershausen, 1974 achtzehn weitere Orte eingemeindet; kreisfrei seit 1929 bis 30. 6. 1974. 1138/39 de Marburg, 1194 Martburgensis moneta, 1227 Marcborch, 1233 Marhpurc. Zusammensetzung von althochdeutsch marca, mar(c)ha, mittelhochdeutsch mark(e) ‘Grenze, Grenzgebiet’ und-burg.
March March (1973). Der neue Gemeindename geht auf einen zunächst nur mündlich überlieferten Flurname Marchhügel zurück, der sich auf ein zwischen Holzhausen und Hugstetten gelegenes Flurstück bezieht. Als Bestimmungswort gilt althochdeutsch marca, mittelhochdeutsch marke ‘Grenzgebiet’, hier in der Bedeutung ‘abgegrenztes Gebiet, Mark oder Dorfgenossenschaft’. Eine solche „March“ bilden in der Mundart die fünf Dörfer Buchheim, Hochdorf, Holzhausen, Hugstetten und Neuershausen.
Marienberg Neben dem eingegangenen mittelalter Dorf Schletta seit 1521 als Bergbaugründung neu angelegte Stadt, 1523 Stadt und Bergrecht. 1521 (neue Bergstadt) zue Schletten, 1523 (Sankt) Marien Berg, 1530 Berg-Stadt Marienberg. Bergbaugründung, angelegt neben dem eingegangenen Dorf Wüstenschletta unter dem Schutz der Gottesmutter. So Marienau, Ortsteil von Mülsen, Landkreis Zwickau, Marienbrunn, Ortsteil von Leipzig, Marienthal, Ortsteil von Zwickau.
Marienburg, (Zell, Koblenz) 1145 castrum in monte sancte Marie.
Marienfels, 1031 Mariuelis. Germanisch mari-, See + falisa ,Fels.
Marienheide 1417 Mergenheyde, 1450 up der Mergenheide. Ursprünglich mundartlich Form des Personennamen Maria und das Grundwort -heide.
Mariental, 1176 Vallis sancte Marie.
Maring-Noviand, 1100 Marancum, 1152 Maranc, 1177 Marang.
Mark, (Hamm, Arn) 1000 Markaa, 1169 Marke. Germanische Gewässername Marko-, die Sumpfige.
Markdorf Markdorf ist eine merowingerzeitliche Tochtersiedlung von Bermatingen, seit 1356 hohe Gerichtsbarkeit, 1803 an Baden. Obstund Weinbau, Bischofschloss, Hexenturm, Ober und Untertor, Latschebrunnen, Gehrenbergturm. 817 Maracdorf [Original], um 1150 (zu 1079) castellum Marchtorf; Markdorf (1288). Es handelt sich wohl um eine Zusammensetzung aus dem Grundwort -dorf und dem Bestimmungswort althochdeutsch marca, mittelhochdeutsch marke ‘Grenzgebiet’, hier in der Bedeutung ‘abgegrenztes Gebiet, Markoder Dorfgenossenschaft’ für einen Ort an der Grenze der Mark. So Marbach am Neckar, Landkreis Ludwigsburg, Mardorf, Ortsteil von Homberg (Efze).
Marke, 1195 Marca, 1203 Markaa.
Markfeld, (Datteln) mitten 1200 Marcfelde.
Markgröningen Um 750–802 (Kopie 1150–1165) Gruninga, 779 (Kopieu m 828) Gruoninga, 12./13. Jahrhundert Gruningen, Gru ̊ningen, Grue ningen [Original]; Markgröningen (1540). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen und enthält den Personennamen *Gruoni: ‘bei den Leuten des Gruoni’. Die lautliche Entwicklung beruht auf Umlaut von uo zu üe und anschließend mundartlicher Senkung zu öe. Der differenzierende Zusatz Mark kann sich wie in Marbach wegen der in unmittelbarer Nähe verlaufenden Bistumsgrenze auf althochdeutsch marca, mittelhochdeutsch marke ‘Grenzgebiet’ beziehen. So Neckargröningen, Ortsteil von Remseck am Neckar.
Markkleeberg 1212 de Cleberc, 1484 Klebergk, 1606 Marck Klebergk. Bildung mit dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch kl ̄e ‘Klee’ und dem Grundwort-berg, demnach ist die Bedeutung als ‘mit Klee bewachsene Erhöhung’ o. ä. zu beschreiben. Später trat der Zusatz Mark ‘Grenze, Randgebiet’ (Lage in der Feldmark beziehungsweise an der Grenze des Amtes Leipzig) hinzu. So Kleedorf, Ortsteil von Bad Brambach.
Marklohe 1239 Lehen der Herren von Wölpe, 1314 der Herren von Münchhausen und Hoya, 1316 Sitz eines Mindener Oberhofes für das Archidiakonat Lohe und Sulingen, 1931 Umbenennung in Marklohe, 1974 Zusammenschluss der Gemeinte Marklohe, Balge und Wietzen. 1239 Lon [Original], 1241 parrochie Loo [Original], 1587 Loh [Original]. Der Ortsname beruht auf dem Simplex altsächsisch lo ̄h ‘Wald’, mittelniederdeutsch lo ̄ ‘Gehölz, Gebüsch; Waldwiese, Grasanger’ (vgl. Grundwort-loh[e]), im Erstbeleg im Dativ Plural, der die Siedlung vom namengebenden Wald unterschied, später im Dativ Singular Lohe. Die Umbenennung im Jahr 1931 erfolgte wohl zur Abgrenzung von Lohe ö von Nienburg; sie folgt der Erwähnung eines Versammlungsortes Marclo (zu altsächsisch marka ‘Grenze, Grenzgebiet’) in der Lebensbeschreibung des Heiligen Lebuin (Vita Lebuini, 9./10. Jahrhundert): in media Saxonia iuxta fluvium Wisuram ad locum qui dicitur Marclo ‘mitten in Sachsen an der Weser bei einem Ort namens Marclo’, den man offenbar mit Lohe identifizierte. So Lohe in den Landkreis Celle, Cloppenburg, Emsland, Cuxhaven; Kreis Soest; Kreis Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen.
Markneukirchen Um 1200 entstandenes d. Dorf mit Herrensitz, benannt nach einem egerländischen Ritergeschlecht (Nothaft), Marktflecken im 13. Jahrhundert, seit 1800 bis h. Zentrum des Musikinstrumentenbaus. 1274 de Newenchirchen, 1378 Nuwenkirchin (dictum Nothaft), 1582 des Marckts Neukirchen, 1720 Neukirch. Möglicherweise ist der Name des Ortsgründers Not(t)haf(f)t (zu mittelhochdeutsch no ̄thaft ‘Armut, Elend, Mangel habend’) der ältere Name des Ortes, der durch den durch den Bau einer neuen Kirche motivierten neuen Namen allmählich verdrängt wurde. Zur Unterscheidung von zahlreichen anderen Orten namens Neukirchen ‘zur neuen Kirche’ wurde der Zusatz Markt vorangestellt.
Markranstädt In der Nähe des mittelalter Dorfes Altranstädt um 1170/80 angelegte Marktsiedlung des Markgrafen von Meißen, 1354 Städtchen, 1791 Stadt. 1213 Ranstede, 1287 in Ranstete forensi, mit Bezug auf Markt (lateinisch forum), 1355 Marktranstete. Eventuell zu d. Rand für eine am Rande liegende Siedlung, doch könnte auch ein Personenname etwa Ranno im Bestimmungswort vorliegen. Zur Ausspracheerleichterung wurde -kt in Markt zu Mark vereinfacht. Das Grundwort -städt-stedt ist in diesem Gebiet vereinzelt.
Marktbreit Jungsteinzeitliche, hallstattzeitliche und keltisch Siedlungsspuren; auf dem heutigen Kapellenberg ein Legionslager der Römer aus augusteischer Zeit, Besiedelung durch die Franken; bezeugt erst ab Mitte des 13. Jahrhundert, 1557 Verleihung des Marktrechts; unter der Herrschaft der Familie Schwarzenberg zu Beginn des 18. Jahrhundert einer der Haupthandelsorte am Main; 1814 zu Bayern; 1819 Stadtrecht. 1250 (Kopie 14. Jahrhundert) Prauthe, 1256 Brovthe(diese Belege können sich auch auf Obernbreit beziehen), 1258 Broite, 1311 Nidernbreuth, 1562 Undernbreit, 1594 Marktprayt, 1627 Marktbreit. Der unterscheidende Zusatz Marktdient wie früher Nidern und Undern zur Unterscheidung von dem weiter oberhalb am Breitbach gelegenen Obernbreit. Die älteren Schreibungen schließen einen Zusammenhang mit dem Substantiv mittelhochdeutsch brût ‘Braut’ ebenso wie mit dem Adjektivisch breit aus. Für den in der Literatur vorgeschlagenen Zusammenhang mit urslawische *brodч ‘Furt’ liegt der Ort zu weit westlich von allen nachgewiesenen slawischen Ortsnamen n. Ob der Name ursprünglich Siedlungsname oder Gewässername ist, muss offenbleiben. Ein althochdeutsches Wort *brouta ist nicht nachgewiesen.
Marktheidenfeld Besitz des Klosters Fulda und später der Grafen von Wertheim, 1612 Übergang an das Hochstift Würzburg. 9. Jahrhundert (Kopiedes 12. Jahrhundert) Heidenefelt, circa 1102 (Kopie des 15. Jahrhundert) Heidenfelt, 1311 Heidenvelt, 1342 Heydenfelt, 14. Jahrhundert Heidenvelt am Mewn, 1750 Marktheidenfeld. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist althochdeutsch felt,-feld ‘Ebene, Flachland, Weideland, Fläche’; als Bestimmungswort ist das Adjektivisch *heid ̄ ın‘ reichan Heidekraut, mit Heidekraut bewachsen’ zu erschließen. Der Zusatz mittels Markt weist auf den Rechtsstatus des Ortes.
Markt Indersdorf 972–976 Undesdorf, Undiesdorf, 1130 Undiesdorf, 1255 Vndestorf, 1330 Vnderstorf, 1478 Yndersdorf, circa 1481 Inderstorf, 1796 Indersdorf, 1888 Markt-Indersdorf. Grundwort ist althochdeutsch-dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut Dorf ’, Bestimmungswort der Personennamen Undeo, der im 9. Jahrhundert in der Nähe bezeugt ist. Die Zusatzbezeichnung Markt weist auf die Rechtsstellung hin.
Marktoberdorf Reihengräberfunde aus der Mitte des 6. Jahrhundert, Marktrecht seit 1453, Sitz des hochstiftischen Pflegamts Oberdorf, bischöflich Schloss ab Anfang des 16. Jahrhundert, Neubau 1723–1728, 1802 bayerisch. Schlepper und Maschinenfabrik X. Fendt und Co. bildet den industriellen Schwerpunkt. Circa 1150 Oberintorf, 1312 Oberndorf, 1321 Oberdorf; Markt Oberdorf (1898). Grundwort-dorf. Bestimmungswort Ober-. Der Name scheint eine Gegensatzbildung zu Altdorf (seit dem 11. Jahrhundert belegt) zu sein. Markt ist unterscheidender Zusatz zu anderen Oberdörfern.
Marktredwitz Bis 1339 Reichsmarktflecken, 1339 von Kaiser Ludwig dem Bayern an das Kloster Waldsassen übereignet, 1340 an die Reichsstadt Eger verkauft, seit 1384 stadtähnliche Rechte, 1725–1816 unter böhmisch Landeshoheit, 1907 Stadterhebung. Um 1135 Radewize [Original], 1221 Radeuuiz [Original], 1271 Redwiz [Original]; MarktRedwitz (1904). Dem Siedlungsname liegt die slawische Grundform *Radovici zugrunde, die mit dem patronymischen Suffix -ovici (< -ov+ -ici) von dem Personennamen *Radч abgeleitet ist. Die Bedeutung der Grundform kann mit ‘Siedlung der Leute des Radч’ angegeben werden. Durch i in der dritten Silbe ist a zu ä umgelautet worden. Diesen bei unserem Siedlungsname meist mit e verschrifteten Sekundärumlaut spiegeln auch æ im Beleg 1366 Rædwitz und a: in mundartlich ra:wɐds wider. Der erst sehr spät bezeugte und in der Mundartlich nicht gebräuchliche Zusatz Marktdiente wohl nicht zur Unterscheidung von dem heute in Marktredwitz aufgegangenen Oberredwitz, 1314 Oberredwitz, sondern zur Hervorhebung des Status des Ortes. So Redwitz a. d. Rodach im Landkreis Lichtenfels, Reg.-Bez. Oberfranken; Radovice, Tschechien. Radowice.
Markt Schwaben Besitz der Grafen von Wasserburg, im 13. Jahrhundert Übernahme durch die Wittelsbacher. 1100–1115 Suaben, 1113–1121 Suabun, circa 1165 Swaben, 1373 Schwaben, 1329 Swaben burch und marcht, 1928 Markt Schwaben. Aventin verwendete 1519–1521 die latinisierte Form Sueviam Vicum. Dem ursprünglich Personengruppennamen liegt wohl eine Pluralform des Stammesnamens Svab, Svabo zugrunde. Als Erklärung ergibt sich somit ‘Siedlung bei den Schwaben, bei den Angehörigen des Schwabenstammes’.
Marl (Dümmer) 1000 Meronhlare. Germanisch? + hlaeri, waldiges Sumpfland.
Marl (Ruhrgebiet) Kirchdorf im kurfürstlich-kölnischen Vest Recklinghausen, 1803 zum Herzogtum Arenberg, 1811 zum Großherzogtum Berg, 1813 preußisch. Um 900 in Meronhlare, 1228 Marle, 1244 Marlere. Bildung mit dem Grundwort -hlar ‘Hürde’. Bestimmungswort ist eine Bezeichnung für ein weibliches Pferd, angelsächsisch meriha, meria. Der Ortsname kann als ‘Mährenhürde’, Pferch für Stuten, gedeutet werden.
Marmagen, (Aa) +300 Marcomago, +365 Marcomagus. Keltisch marko-, Pferd + magos, Feld, Markt.
Maroth, 994-1008 Mannechenroth.
Marpingen Im Mittelalter hatten die Grafen von Blieskastel hier Besitz. Das sog. Hiwwelhaus von 1712 in Alsweiler ist das älteste noch erhaltene Bauernhaus im Saarland, h.euteKulturzentrum. Um 1084 castellum Marpedinum, 1235 Marpedingue, 1258 Merpedingen, 1532 Merpingen. Der Siedlungsname ist mit dem germanisch Ableitungssuffix-ingen gebildet. Dieses Suffix drückt die Zugehörigkeit zu einer im Erstglied genannten Person aus. Indem eine -ingen-Ableitung, die zunächst eine Gruppenbezeichnung ist, in den Dativ Plural gesetzt wird, wird ein lokativisch Bezug hergestellt und es entsteht ein Siedlungsname (‘bei den Leuten des ...’). Der -ingen-Name Marpingen lässt sich auf eine Ausgangsform *Ma ̄ribodingas zurückführen; der Personennamen Ma ̄ribodo im Erstglied setzt sich aus germanisch *m ̄erja Adjektivisch ‘bekannt, berühmt, hervorragend’ (> althochdeutsch ma ̄ri) und germanisch *budo ̄n Maskulinum ‘Bote’ (> althochdeutsch boto) zusammen. Die heutige amtliche Form des Namens geht wohl auf eine synkopierte Form *Marbdingen mit nachfolgender Erleichterung der Dreikonsonanz zurück, vgl. 1532 Merpingen in einer französisch Originalurkundlich Die mundartliche Form zeigt in der ersten Silbe den wegen des folgenden i im Suffix umgelauteten Vokal, der in den historischen Schreibungen vorherrscht.
Marsberg=Obermarsberg. Entstanden aus dem durch Erzbergbau bedeutenden Horhusen im Diemeltal (jetzt Niedermarsberg) und einer s gelegenen Siedlung (jetzt Obermarsberg) bei einem 772 errichteten Kloster. Dieses lag auf der Anhöhe der sächsischen Eresburg und eines sächsischen Heiligtums. Um 1200 planmäßiger Ausbau zur Stadt. Blüte beider Siedlungen durch Handel, Handwerk, Bergbau und Metallverarbeitung. Zu 772 Erisburgo, zu 784/85 Merespurg; 1293–1300 Marsbergh dictus Mons Martis, 900 Horohusun, 1185 Harehusen, 1201 Horhusen. Horhusen enthält das Grundwort-hausen; das Bestimmungswort ist mit altsächsisch horo ‘Schmutz’ zu verbinden, was auf Motivierung durch sumpfige Bodenverhältnisse nahe der Diemel schließen lässt. In Marsberg, zuerst latinisiert Mons Martis (seit 1200), liegt der Bergname Eresberg mit dem Grundwort -berg (vgl. 1176 Eresberch) vor. Der Anlaut M entstand aus falscher Trennung eines Gefüges *tom Eresberge > *to Mersberge (vgl. noch 1412 beider Stette tho dem Berge). Die Form Meresi st im zugehörigen, mit dem Grundwort-burg gebildeten Namen der Eresburg früh bezeugt und wurde bis ins 15. Jahrhundert verwendet. Die gelehrte Verbindung mit dem Kriegsgott Mars wurde durch die Konsonantenfolge M-rs-, die militärische Rolle der Burg und die seit dem Altsächsisch mögliche Senkung von -e> -a vor -r (Mers> Mars-) begünstigt. Obwohl die Erzvorkommen an eine Bildung mit einem Wort für ‘Erz’ denken lassen, sprechen gegen altsächsisch arut (althochdeutsch aruz) lautliche Gründe, gegen altsächsisch/mittelniederdeutsch ̄er n. ‘Erz’ die dann anzunehmende Flexion im Genitiv Singular, die in einem Ortsnamen dieses Alters sehr ungewöhnlich wäre. Nach Neumann ist das Bestimmungswort mit dem adjektivischen Superlativ altsächsisch ̄erist-, althochdeutsch ̄erest-, altenglisch ærest ‘der erste, bedeutendste’ zu verbinden und als „rühmende Bezeichnung“ durch die militärische und religiöse Bedeutung des Ortes motiviert. Für den Ausfall des -t in der Lautfolge -stb sind appellativische Parallelen im Althochdeutsch belegt, z. B. erisporinni ‘Erstgeburt(srecht)’. Auch der im 8./9. Jahrhundert belegte, unorganische Anlaut H hat in der althochdeutsch Schreibung h ̄erist eine Parallele, wobei auch altsächsisch, althochdeutsch heri ‘Heer’ eingewirkt haben mag. Vom 16.–18. Jahrhundert wird für Obermarsberg eine durch die Lage der Stadt motivierte Bezeichnung Stadtberg(e) verwendet, die jedoch Mersberg/Marsberg nicht verdrängt.
Marten, (Dortmund) 962-71 Martine, 1100 Marthenni. Altgermanisch marpanja-, zu marpu-, Marder?
Martental, (Laubach bei Kaisersesch) 1141 Martildal 1145 in valle martirum.
Martinsberg, (Trier) 1 Hälfte 1200 in monte sancti Martini.
Martinsberg, (Xanten) 1116 montem sancti Martini.
Marwick, (Bislich) 1144 Merewich. Germanisch mari-, Lache + wika-, Tochtersiedlung.
Masburg, (Koblenz) 1051 Massenbreith, 1200 Massenpret. Germanisch Matson brakti-, Berg des Matso.
Masholder, (Trier) 981 Mazzolthere, 1030 Maszoltre. Germanisch matuldrja-, Kollektiv zu matuldra. Maßholder.
Mast, (Ammeloe) 1000 Marseti. Germanisch mari-, See, Lache +sati, Sitz.
Matzen, (Trier) 1146 Macena, 1155 Macene.
Matzerath, 1212 Massenrode. Germanisch Matson ropa, Rodung des Matso.
Maubach=Obermaubach und Untermaubach. 1153 Mulbach, 1158 Molbach. Germanisch muldo-, Staub, trockene lockere Erde + bak, Bach.
Mauenheim, (Nippes) 1135-58 Movweheim, 1199 Mowinheym. Germanisch Mawon haim, Siedlung des Mawo. (zu magwjo-, Mädchen)
Mauer (Baden) 899 Murun, 977–984 Mura, 1104–1122 Muren, 1212–1221 Muern, 1215 Mvoren, 1315 Mavren, 14. Jahrhundert Mauren ... Maurn,17. Jahrhundert Mauern. Der ursprüngliche Flurname wird zu althochdeutsch muor ‘Moor’ gestellt; wegen der bei dieser Erklärung auftretenden lautlichen Schwierigkeiten ist wohl die Herleitung von mûra ‘Mauer’ im Sinn von ‘(romanisch?) Mauerreste’ vorzuziehen.
Maulbronn Um 1100 Kopie12. Jahrhundert Kopie 16. Jahrhundert Mulbrunnen, 1159 Mulenbrunnen [Original], 1408 Mulbrun [Original], 1462 Maulbrunn [Original]; Maulbronn [Original] (1566). Bestimmungswort der für den Ortsname anzusetzenden Ausgangsform mittelhochdeutsch Mu ̄len-brunnen ist eine schwach flektierte Genitiv-Singular oder Genitiv-Pluralform auf -en (wird später synkopiert) zu mittelhochdeutsch mu ̄l(e) ‘Maultier’. Mittelhochdeutsch -u ̄wird zum Neuhochdeutsch hin regelkonform zu -au diphthongiert. Dem Grundwort liegt mittelhochdeutsch brunne ‘Quelle, Quellwasser; Brunnen’ zugrunde. Im Schwäbisch wurde hier das -u zu -o gesenkt. Schwäbisch bron bezeichnet eine ‘natürliche Quelle’ oder einen ‘künstlichen Brunnen’ ( -brunn/-bronn). Die ursprünglich Endung -en das Grundwort geht zurück auf die schwache mittelhochdeutsch Dativ-Plural-Endung -en, die einen Örtlichkeitsbezug im Sinne von ‘bei ...’ ausdrückt, sodass sich für den Ortsname eine ursprünglich Bedeutung ‘(Siedlung) an/bei der nach einem oder mehreren Maultieren benannten Quelle oder bei dem nach einem oder mehreren Maultieren benannten Brunnen’ erschließen lässt.
Maulstorf, (Bedbur-Dyck) 1106 Mulesfort, 1140 Mulesfurt, Germanisch? Furdu-, Furt.
Maxdorf Drei Gemeinte, von denen Fußgönheim die älteste ist (erste urkundlich Erwähnung von 824). Der Zusatz Fußleitet sich nicht von Fuchs ab, sondern bezeichnet die Lage ‘am Fuße’ einer Erhöhung vor der Haardt. 1736 Einrichtung eines Holzlagerplatzes mit Wärterhaus von Fußgönheim für eine Saline bei Bad Dürkheim, 1750 erste Erwähnung als Holzhof, 1816 Ansiedlung einiger Lambsheimer Familien. 1819 Benennung dieser neuen Ortschaft nach König Maximilian I. von Bayern. 1952 Trennung der Siedlung von Lambsheim. Nach 1946 Zuwanderung durch Flüchtlinge in eine neue Großsiedlung w von Maxdorf mit dem Ortsname Hundertmorgen, seit 1952 Birkenheide. Maxdorf (1824). Das Bestimmungswort ist der Regentenname Max(imilian), das Grundwort ist -dorf. Der Ortsname kann somit als ‘Gründung einer Siedlung Maximilians I. von Bayern’ gedeutet werden.
Maxhütte-Haidhof Circa 1285 Höfe in Schawenforst [Original], 1711 Schaunforst [Original], circa 1830–1840 Sauforst [Original], 1851 Eisen und Eisenbahnschienen-Fabrik bei Burglengenfeld (Firmenname) [Original], 1853 König Max von Bayern gestattet den Firmennamen Eisenwerksgesellschaft Maximilianshütte bei Burglengenfeld, 1877 Sauforst (m[it] Maxhütte), 1888 Maxhütte (Sauforst); Maxhütte-Haidhof (1956). 1808 Haidhof. Maxhütte: Der erste Teil des Siedlungsname besteht aus der Kurzform Max zum Regentennamen Maximilian des bayerischen Königs (1848–1864) in Komposition mit dem Bergbaubegriff Hütte ‘Anlage zur industriellen Metallgewinnung’. Der Name des Hüttenwerks löste den wenig attraktiven Siedlungsname Sauforst ab. Dieser Siedlungsname ist durch lautliche Umgestaltung und Eindeutungen aus einem wohl ursprünglichen Flurnamen *Schauend(berg)forst (vgl. Beleg von circa 1285) mit der Bedeutung ‘Forst bei der Ausschau bietenden Berg’ entstanden. Haidhof: Der zweite Teil des Siedlungsname erscheint erst nach 1800 und bezeichnet einen Hof ‘landwirtschaftlicher Betrieb’ auf einer Heide ‘unbebautes Land’. Als Ortsname findet sich Haidhof etwa 20-mal in Bayern.
Mayen 1291 Stadtrecht (?), 1794 Französisch, 1815 zu Preußen. 10.–12. Jahrhundert Megina, 1229 Meine, 1231 Meiene, 1286 Meien, 1297 Meyene, 1344 Maien, 1461 Meyen, 1780 Mayne. Hauptort des Maifeldes, 888 in pago Meinifeld, 905 Meginovelt. Keltisch *Magina ‘Siedlung in der Ebene’, abgeleitet von keltisch *mag-es-/-os ‘freies Feld, Ebene’, Remagen. So Maienfeld, Kanton GR, CH; Megen, Nordbrabant, Niederlande; Ober-/Untermais, Meran.
Mayschoß, 1106 Meinscozen, 1108 Meischoze. Germanisch magina-, groß, +skauta, zu skautum, Bergvorsprung.
Mecheln, (Altahlen) 1000 Maglinon. Altgermanisch magalinum, zu magala, mächtig.
Mechtern, (Köln) 1166 Mehterne.
Mechernich Um 1300 (Handschriften 14. Jahrhundert) Megchernich, Megternich, Megcernich, Mechernich, 1361 Mechgernich [Original]. Zu einem Personennamen *Macrinius (Erweiterung mit n-Suffix zu Macer oder Macerius, vgl. Macerianuns, Macrianus) mit gallo-römisch Zugehörigkeitssuffix-(i)acum, -ich, ‘Gut des Macrinius’. Der velare Frikativ aus der hochdeutschen Lautverschiebung [x ~ ç] erscheint in regionaler Schreibung auch als -g-.
Meckel, 771-814 Meckela, 895 Maquila, 902 Macuilla, 1156 Mechela.
Meckenbeuren Meckenbeuren ist ein Ort des karolingerzeitlichen Ausbaus, kam 1780 mit der Grafschaft Montfort an Österreich, 1805 an Bayern, 1810 an Württemberg. Humpisschloss, Schloss Liebenau, Kapelle St. Bonifazius. Um 1100 (Kopie 13. Jahrhundert) Mechinbuoron, 1155 Mechinburren. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Personennamen Macho/Macko als Bestimmungswort und althochdeutsch bu ̄ r ‘(einräumiges) Haus’, mittelhochdeutsch bu ̄ r ‘Vogelbauer’ als Grundwort Das Wort erscheint in den Ortsnamen im Dativ Plural, woraus die heutige Form -beuren entstanden ist; das Bestimmungswort zeigt Umlaut des Stammvokals: ‘zu den Häusern des Macho/Macko’. So Meckesheim, Rhein-Neckar-Kreis.
Meckenheim (Pfalz) 831 Mekkinheim.
Meckenheim (Rheinland) Fränkische Besiedlung, Bonner und Kölner Stiftsbesitz, 1636 Stadtrechte, Stadtbrand 1787, 1969 mit anderen Orten zusammengeschlossen. 853 Meckedenheim, 893 Mekcinheim, 1054 Mecchetenheim. Weiblicher germanisch Personennamen *Magiheid, *Megh ̄ed und Grundwort-heim. Im Rheinland seltener -heim-Name mit Vollform des Personennamens.
Meckenstock, (Werden, Essen) 875 Makkonstocce, 1 Hälfte 1100 Makkingstokkon. Germanisch Makkingo, der Leute des Makko, + stokkum zu stokka, Stock, Baumstumpf.
Medebach Entstanden bei einer vermutlich bereits karolingerzeitlichen Pfarrkirche und erzbischöflich-kölnischem Besitz im westfälisch-waldeckischen Grenzgebiet, Mitte des 12. Jahrhundert Stadtwerdung, 1220 Stadtrecht. 1333 Sitz des Amtes Medebach, wiederholte Zerstörungen. 1144 Medebeka [Original], 1165 Madebach, 1172 Medebach. Bildung mit dem Grundwort -be(e)ke, das je nach Herkunft der Quellen in den älteren Belegen als hochdeutsch-bach und norddeutsch -bike,-beke erscheint. Die älteste Form -beka ist latinisiert oder Fehler der Urkundenabschrift. Das Bestimmungswort ist trotz dialektgeographischer Bedenken (Westf. Flurnamenatlas) an mittelniederdeutsch ma ̄de, m ̄ede ‘zu mähende Wiese’ anzuschließen, das im Altsächsisch als Bestimmungswort in ma ̄ddag ‘Mähtag’ überliefert ist, vgl. althochdeutsch ma ̄da, altenglisch mæ ̄ d, mæ ̄ dwa Feminin ‘Wiese, Weide’, altenglisch mæ ̄ D Neutrum ‘Mähen, Heuernte’, neuenglisch meadow ‘Wiese’. Der Ortsname ist durch die Lage an einem Bach bei einer Wiese motiviert.
Medenheim, (Neuhofen Pfalz) 1208-12 Medenheim, 1219 Mettenheim.
Medinghoven, (Duisdorf) 872 Medengoven.
Meer, (Büderich) 1104 Mere, 116 Mereh. Germanisch mari-, See, Lache.
Meerane In der Mitte des 12. Jahrhundert Herrenburg mit Burgsiedlung und Bauerndorf, 1565 Stadt. 1174 Mer, 1189/90 von dem Mer, latinisiert 1270 in Mari, 1361 Mare, 1406 zum Mehr, 1491 Meraw, dann lateinisch 1511 de Merania, 1543 bey Meran. Zu althochdeutsch mari, meri, mittelhochdeutsch mer, mere ‘stehendes Gewässer, Sumpf ’. Die Endung -ane, die seit dem 16. Jahrhundert fassbar wird, dürfte auf einer gelehrten Anlehnung an lateinisch -ania in Ländernamen wie Germania, Hispania uswach, die in der Zeit des Humanismus häufig gebraucht wurden, beruhen. Die Schreibung mit -ee ist erst seit 1819 bekannt.
Meerbeck, ende 1200 Meuuig, Merwich. Germanisch mari-, See, Lache, + wika, Tochtersiedlung.
Meerkatenbach, (Immendorf) 959 UUericoz.
Meersburg 1071–1150 sind Edelfreie bezeugt, 1210 Ausbau zur Stadt, 1233 Verleihung eines Wochenmarktes, vor 1260 Ummauerung, 1299 Ulmer Stadtrecht, 1803 an Baden, bis 1807 Sitz der Provinzregierung, bis 1857 Sitz eines Bezirksamtes. Weinbau und Tourismus, Burg Meersburg, Neues Schloss, Staatsweingut. 988 Meresburg, 12. Jahrhundert (zu 1071) Mersburg, 12. Jahrhundert (zu 1133) Merdesburch, 1142 Mercesburc. Der Name Meersburg stellt sich als Zusammensetzung mit dem Grundwort -burg wie die bei Förstemann genannten Marsdorf, Ortsteil von Köln, , Merzhausen, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, mit Umlaut des Stammvokals zu dem von althochdeutsch ma ̄ri ‘berühmt’ abgeleiteten Personenname-Stamm Mari-, Meri-. So Anders wohl Merseburg, Saalekreis.
Mehlem, (Bad Godesberg) 812 Kopie Anfang 1000 Melenhem, 873 Melinam, 1139 Milnheim. Liegt an der Mehlenbach.
Mehr, 721-22 Meri. Germanisch mar-, See, Lache.
Mehr, (Hafen) 1122 Mere,
Mehring, (Trier) 752 Marningum, 860-86 Merningo, 843 ad Marningum.
Mehrum, (Voerde) 1144 Mereheim. Germanisch mari-, Lache + haima, Wohnung.
Meiderich, (Duisburg) 874 Mietherge, 1000 Medriki, 1100 Metrikki.
Meiersberg, ende 1100 Meiresberge. Germanisch Magiharis berga-, Berg des Magihari.
Meilburg, (Illingen) 1182 Mirabel.
Meinborn, 821 de uilla Meineburo.
Meindorf, (Menden, Rheinland) 1066 Meimindorf, 1109 Menindorf.
Menewede, 1140 Meinewedeh. Germanisch magina-, groß + widu-, Wald.
Meine Die Lage im Grenzbereich zwischen dem Bistum Halberstadt und dem Bistum Hildesheim führte immer wieder zu Streitigkeiten. 1318 Grafschaft Papenteich, 1337 Verkauf an die Fürsten zu Lüneburg, um 1380 entstand durch die Grafen von Woldenberg die Grafschaft Papenteich. Bestand der Gografschaft Papenteich bis 1852, später Aufteilung der Grafschaft Papenteich, Meine kommt zu Gifhorn. 1859 Zusammenlegung der Ämter Papenteich und Gifhorn zum neuen Amt Gifhorn, 1970 Bildung der Samtgemeinde Papenteich, seit 1978 im Reg.-Bez. Braunschweig. 1007 (Kopie 14. Jahrhundert), 1265, 1297 und oft (bis 1456) Meynum, um 1274 und oft Meynem, auch Meynen, 1436, 1452, 1479 Meyne, aber noch 1589 Meinen. Die Deutung des Namens hat von den älteren Belegen Meinum, Meinem auszugehen, nicht von der heutigen Form Meine. Sie steht und fällt mit der Frage, ob von einem Kompositum mit-h ̄em,etwa Mein-h ̄em, oder einer suffixalen Bildung mit -n-, etwa *Mei-n-um, auszugehen ist. Bei genauer Prüfung der heute auf -um auslautenden Ortsname des Kreises Gifhorn und der umliegenden Regionen lässt sich diese Frage beantworten: die mit -h ̄em ( -heim) gebildeten Ortsname zeigen zunächst keineswegs einen Auslaut -um. Dieser erscheint erst zögernd seit dem 14. Jahrhundert, so dass die Deutung nicht mit -h ̄em > -umrechnen darf. Es bleibt daher die Möglichkeit, von einer Dativ-Plural-Endung *-um auszugehen, die an eine -n-haltige Grundlage angetreten ist. Hier können wahrscheinlich die nicht wenigen Parallelen wie Bassum, Bevern, Dersum end dgl. genannt werden, die Möller 1998 zusammenfassend aufgeführt hat. Ferner ist zu beachten, dass der Diphthong -ei in Meine, alt Meinum, kaum ursprünglich sein kann und zumeist auf Ausfall eines intervokalischen -goder -d zurückgeht (vgl. Peine aus 1154, 1160 Pagin; Leine aus Lagina). Daher kann wohl *Magin-um oder *Madin-um angesetzt werden. Die spätere Entwicklung Meinum > Meinem > Meine hat vielleicht eine Parallele in Kalme. Weiteres muss offenbleiben, denn es kann nicht entschieden werden, ob -go der -d ausgefallen ist. Immerhin scheinen etliche Ortsname für die zweite Möglichkeit zu sprechen, vor allem die von Guth, Mattium, zusammengetragenen Parallelen um Maden in Nordhessen, um 800 in Mathanon, 1046 Madanvn, 1074 Mathenun.
Meinersen 1147 erstmals erwähnt. 1292 Einnahme der Wasserburg Meinersen durch den Braunschweiger Herzog, 1316 Zerstörung der Burg, Eingliederung in das Fürstentum Lüneburg; 1428 Meinersen wieder braunschweigisch, schwere Beschädigungen im Verlauf der Hildesheimer Stiftsfehde (1518–23). 1532 Amt Meinersen, das bis 1885 bestand, dann im Landkreis Gifhorn aufging; 1765 Errichtung des Amtshauses (heute Künstlerhaus). 1154 Meinherishem, 1158 Meinheresheim, 1169 Meinheresem, 1234, 1277, 1317 Meinersen, 1304, 1325 Meynersum, 1304, 1346 Meynersen. Bildung mit dem Grundwort altsächsisch -h ̄em (-heim) und einem stark flektierenden zweigliedrigen Personennamen, der am wahrscheinlichsten als Magin-h ̄er angesetzt werden kann und Schlaug verzeichnen ihn ab dem 6. Jahrhundert als Maganhar, Maginhar, Maginheri, Magenhar und ähnlich. Er enthält altsächsisch magan, megin ‘Kraft, Stärke’ und heri ‘Heer, Kriegerschar’. Der Ausfall eines intervokalischen -g zu Mein entspricht der Entwicklung des Altsächsischen und Mittelniederdeutschen.
Meinerzhagen 1067, gefälscht 12. Jahrhundert Meginhardeshagen, 1214 Menhardeshagen, 13. Jahrhundert Meinartshagen, 1248 (rheinisch) Meinartzhaen. Namenbildung mit dem Grundwort -hagen (wie -hainu nd -hahn-Namen) aus der Zeit vor der kolonialen Hagensiedlung (zwischen Ost-Westfalen und Pommern). Bestimmungswort ist der zweigliedrige Personennamen Meginhard (Meinhard), der hier im Genitiv Singular flektiert erscheint: ‘Hagen (Einhegung) des Meginhart’. So Richerzhagen, Bergischer Kreis, Wilbertzhohn, Rhein-Sieg-Kreis.
Meiningen Alte thüringische Siedlung an frühem Verkehrsknotenpunkt; im 8./9. Jahrhundert fränkisch Königshof und Reichsgutmittelpunkt; städtische Anfänge im 11. Jahrhundert bei bischöflich-würzburgischer Wasserburg; Stadtentwicklung um 1200 (1230 civitas); im 15. Jahrhundert Zentrum der Herrschaft Henneberg; seit 1583 sächsisch, 1680 bis 1919 Residenz des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Im Mittelalter Wollweberei. (982) Kopie 1293 Meininga, 1007 in vico Meinungun, 1008 Meinunga, 1108 Meinunga; Meiningen 1230. Der Ortsname ist gebildet aus einem Personennamen Magan(o) zu althochdeutsch magan, megin ‘Kraft, Tüchtigkeit’ und-ingen/-ungen, also ‘Ort der Leute eines Magano/Megino’. Wahrscheinlich führte bei dem Personennamen bereits der Schwund von intervokalisch |g| zu der Form Maino/Meino, die der Ortsname ausweist. So † Meiningen, Landkreis Vulkaneifel, 838 Magininga, und zahlreiche Ortsname mit Erstglied Mein.
Meise, 1132 Mensce, 1146 Menz, 1212 Meiza.
Meisenheim Im 12. Jahrhundert wohl im Besitz des Erzstiftes Mainz, dann an die Grafen von Veldenz verliehen, die Meisenheim zu ihrem Hauptsitz machten und hier eine Burg erbauten (Schlosskirche und „Herzog-Wolfgang-Haus“). Johanniter-Komturei. 1315 Stadtrecht. Seit Mitte 15. Jahrhundert im Besitz des Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Der Wiener Kongress schlug Meisenheim und den n Teil der Region zu Hessen-Homburg. 1154 Godefridus de Meysinheim, 1321 stad zu Mesinheym. Das Bestimmungswort enthält der Kosename *Megiso, der wiederum aus dem Kosename Ma ̆go und einem Suffix für Kosenamen - ̆ıso besteht und schließlich zu *Meiso, Genitiv Singular *Meisin-, *Meisen-, kontrahiert worden ist. Das Grundwort ist -heim. Demnach kann der Ortsname als ‘Wohnstätte des Megiso/Meiso’ gedeutet werden.
Meisental, (Nachtsheim) 1300 Meisendal. Germanisch maison-, Meise + dala, Tal.
Meiser=Niedermeiser und Obermeiser, 1015-25 Mesheri. Germanisch maison-, Meise + haru sandiger Hugelrucken.
Meißen Im 10. Jahrhundert deutsche Reichsburg, auf Felsplateau beim slawische Dorf Meisa errichtet, unterhalb der Felsenburg Wasserburg mit Burgsiedlung, Stadtgründung vor 1150 durch den Markgrafen von Meißen, seit 968 Bistumssitz, Residenz der Wettiner bis gegen 1300, 1710 Gründung der Meißner Porzellanmanufaktur, bis h. Unternehmen mit weltweiter Bedeutung. 1012/18 Misni (mit Hinweis auf den Meisabach), 11. Jahrhundert Misni, 1046 Missene, 1160 in Missina, 1426 Meissen. Der Ortsname steht in Zusammenhang mit dem Bachnamen Meisa, der auf den Ort Meisa nw von Meißen (1150 rivulus Misna) übertragen wurde. Dieser wird versuchsweise zur indogermanischen Wurzel *me -igh ‘rieseln, rinnen’, erweitert mit dem Suffix -sa (wohl wie in Neiße aus *N ̄ısa o.ä.), gestellt, slawisiert dann zu miz-. Tschechisch Míˇsenˇ für Meißen stimmt jedoch damit nicht überein, auch nicht polnisch Mi ́snia.
Meitingen Im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, wechselnde Besitzer, zuletzt die Freiherren von Schnurbein, seit 1806 zu Bayern. 1972/1978 Anschluss umliegender Gemeinden im Zuge der Gebietsreform, 1989 Markterhebung. Ehemaliges Schloss (heute Altenheim). 1231 Mv ̊tingen [Original], 1326 Maeutingen, 1442 Meutingen; Meitingen (1492). Die in der Literatur früher übliche Deutung des Ortsnamens als zum Personennamen Muato/Muodo gehörig ist aus lautgeografischen Gründen (für althochdeutsch/mittelhochdeutsch uo, umgelautet üe wäre die dialektal Aussprache îə zu erwarten) abzulehnen. Dagegen ist vermutlich einem Personennamen anzusetzen, dem altes u ̄ zugrunde liegt (Umlaut durch i der Folgesilbe, dialektal Entsprechung: ei), z.B. *Mu ̄to. Die Ableitung erfolgte mithilfe des Suffixes-ing(en). Ähnlich u. a. Obermeitingen, Landkreis Landsberg/Lech, Untermeitingen, Landkreis Augsburg.
Melbeck, 1033-50 Mikilonbeke, mitten 1200 Melinbeke, Mellebeke. Germanisch mikilon-, zu mikila, groß + baki, Bach.
Meldorf Bereits 1076 von Adam von Bremen erwähnt, 1265 Stadtrecht, 1598 Verlust des Stadtrechts, 1870 erneut Stadtrecht, bis 1970 Kreisstadt des Kreises Süderdithmarschen. Hafen, Sankt Johannis-Kirche („Dom“; Hauptkirche Dithmarschens), Dithmarscher Landesmuseum. 1076 in Milindorp [Original], 1140 Milethorp, 1196 de Melthorpe; in Meldorpe (1336). Die Kennzeichnung als Dorf entwickelte sich aus dem altsächsisch thorp, zu mittelniederdeutsch dorp und norddeutsch dörp, hochdeutsch -dorf. Das Bestimmungswort Meld eutet auf die Lage am Fluss Miele hin. Dieser wurde 1539 als der Myle und 1568 als de Mihle erwähnt und stammt vom indogermanisch mel ‘Honig’. Die älteste bekannte Form für Meldorf, Milindorp, enthält die altsächsische Form des Flussname Milina, wobei sich Melindorp aufgrund der Senkung des /i/ zum /e/ ergeben hat. Hierin wird eine Differenzierung von Fluss und Ortsname erkennbar, schließlich setzte sich im Flussnamen das /i/, im Ortsname n das /e/ durch. Eine Verbindung zu Neuhochdeutsch mahlen und Mehl erscheint unwahrscheinlich.
Melle Zentrum des Grönegaus mit bischöflich-osnabrückischem Haupthof und einer Stiftsburg; im 12./13. Jahrhundert Entwicklung zum Marktflecken; 1443 Markt und Osnabrücker Wigboldrecht, 1852 Stadtrecht; seit dem Mittelalter Gogerichts-, Vogtei-, Amt sund von 1885–1972 Kreissitz. 1169 Menele [Original], 1196 Menele, um 1240 Mello; Melle (1263). Ableitung mit -l-Suffix. Basis der Ableitung ist ein Appellativum *man ‘Erhebung, Emporragendes’, das mit neuenglisch mane, mittelniederländisch ma ̄ne ‘Mähne’, altsächsisch -meni, altnordisch men, althochdeutsch menni ‘Halsschmuck’ sowie lateinisch mo ̄ns ‘Berg’ zu verbinden ist. Diese Basis enthalten z.B. auch die Ortsname Meensen und Mahner, die mit jeweils anderen Suffixen gebildet sind. Die Belege zeigen zunächst abgeschwächte Vokale des Suffixes, dann Schwund des ersten Suffixvokals sowie Umdeutung des Suffixes zu einem Grundwort-loh. Durch Assimilation des -n an das -l entsteht Mello, Melle. Namengebend war offenbar die Erhebung, an der sich Altenmelle befindet. So Meensen, Ortsteil von Scheden, Landkreis Göttingen; Groß Mahner, Ortsteil von Salzgitter.
Mellingen Altthüringisches Dorf; Herrensitz, Burg; Marktrecht 1609. 1137 Meldingun, 1215 Meldingen, 1357 Meldingen, 1506 Meldingen; Mellingen (1512). Als Ortsname gebildet wahrscheinlich zu einem althochdeutsch Kurznamen Mald(o) zu Personennamen wie Maldefrid, Maldegar, Maldgunt mit Suffix -ingen, also etwa ‘Ort der Leute eines Mald(o)’. Das -a in dem Personennamen wurde durch -i in der nachfolgenden Silbe im Ortsnamen bereits in althochdeutsch Zeit zu -eumgelautet. In der Mundartlich erfolgte im Ortsname Assimilation von -ld> -ll und setzte sich im Ortsnamen ab dem 16. Jahrhundert auch amtlich durch. Ähnlich der Ortsname Meltingen, Kanton SON, CH, 1302 Meltingen, zum Personennamen althochdeutsch Malto.
Mellrichstadt Karolingischer Königshof, 1232/1233 Erhebung zur Stadt, Oberamt des Hochstiftes Würzburg, 1814 an Bayern. 822 Madalrichistreuua, 845 Madalrichesstrouue 889 Madalrichesstat, 1078 (12. Jahrhundert) Methelrichestad, 1225 Melrichstat, 1408 Mellrichstadt. Das heutige Grundwort des Namens -stat (-statt/-stedt/-stätten/-stetten) ist seit dem 9. Jahrhundert bezeugt; die ältesten Belege zeigen als Grundwort den Gewässername Streu, der auch im weiteren Verlauf den Ortsname Oberstreu, Mittelstreu und Heustreu zugrunde liegt. Das Bestimmungswort wird als Genitiv Singular des Personennamen Madalrich aufgefasst; dessen Erstglied entwickelte sich durch Umlaut von a zu e zu Medel und Kontraktion von -edez u -e zu Mel-.
Melsungen Frühe Stadtgründung im 12. Jahrhundert durch die Ludowinger. Seit 1247 bei den hessischen Landgrafen. Amtsund Gerichtssitz, zeitweise Nebenresidenz. Seit 1821 kurhessisch Kreisstadt. 973 Elesenga [Original], 11. Jahrhundert Melsungen, in pago Milisunge, 1074 major Milsungen, 1151 super Melsungen, 1303 Oberenmelsungen. Vermutet wird im Bestimmungswort ein Gewässername *Milisa, vgl. etwa Milzisa (um 1057), heute die Mülmisch, die circa 5 km unterhalb von Melsungen in die Fulda mündet (Wolf). Der Gewässername ist mit -s-Suffix abgeleitet von der Wurzel indogermanisch *mel ‘zermalmen, schlagen, mahlen’. In diesem Falle wäre der Name auf die Siedlung übergegangen und noch um das Suffix-ungen zur Kennzeichnung einer Stellenbezeichnung erweitert worden. Zu erwägen ist auch die Ansetzung eines Personennamen Milizz(o) / Milizza mit unsicherer Etymologie (FP). Denkbar wäre zudem eine Kurzform zu einem Personennamen mit Erstglied althochdeutsch Madal> *Maliso. Unklar ist, ob sich die Erstbelege auf das westlich vom Ortszentrum befindliche Obermelsungen beziehen.
Membach, 1172 Menebach.
Memleben, 994 Ymileua.
Memmelsdorf Vermutlich spätkarolingische Siedlung, im Besitz des Hochstifts Bamberg, 1803 zu Bayern. 1103/39 (Kopie15. Jahrhundert) Mamenstorff, circa 1124 Memensdorf, 1128 Mamestorf, 1136 Memestorf, 1152 Menesdorf, Menestorf, 1189 Memelsdorf. Grundwort des Namens ist-dorf. Das Bestimmungswort erscheint in der Überlieferung relativ instabil. Die auf -l ausgehende Form ist vor 1200 nur selten belegt. Zahlreich sind die Belege auf -en, aber auch die auf -es und -ens. Wenn das Bestimmungswort – wie angenommen – der Personennamen Mamo wäre, so hätte die reguläre schwache Genitiv-Form Mamen durchgehend belegt sein sollen. Die Formulierung in Wikipedia „Ein Franke namens Mamo war der Namensgeber für Memenstorf, Memistorf, Mamestorf oder Mamenestorf ” ist daher sprachwissenschaftlich nicht haltbar, ganz davon abgesehen, dass eine historisch Persönlichkeit dieses Namens auch nicht im Zusammenhang mit dem Ort bezeugt ist.
Memmingen Entstanden aus Welfenfestung auf römisch Resten, um 1160 Stadt, seit 1190 staufischer Besitz, Reichsstadt bis 1803, dann an BY. Industrielle Entwicklung ab 1848. 1128 Mammingin, vor 1152 Mamingin; Memmingen (1160), häufige Formen auch Maemmingen/Maemingen. Zugrunde liegt der Personennamen Mammo, Mamo. Suffix-ing(en). Gesamtdeutung: ‘bei den Leuten des Mammo’. So Nähermemmingen, Ortsteil von Nördlingen, Landkreis Donau-Ries; Utzmemmingen, Ostalbkreis.
Memmingerberg 1121 Berge, 1340 Berg, 1350 Baerg in[!] Maemningen; Memmingerberg (1628), amtlich erst 1838. Memmingerkennzeichnet die unmittelbare Nachbarschaft zur StadtMemmingen, -berg die Höhenlage auf der Niederterrasse in circa 620 m gegenüber 600 m der Stadt. Gesamtdeutung: ‘Siedlung auf der Höhe über Memmingen’.
Menden Stadt vor 1276, bis 1803 Kurfürstentum Köln, bis 1815 Großherzogtum Hessen, 1815 Preußen, bis 1970 Kreis Arnsberg. 1067, gefälscht 12. Jahrhundert Menethene, 1072, gefälscht 12. Jahrhundert Menendin, 1123–1126 Menethe, 1200 Meneden, 1320 Menden. Bei Annahme einer Altform *Mennithina aus dem Gewässerwort *menni-, einem Dentalsuffix -(i)thund dem verbreiteten gewässeranzeigenden oder kollektivierenden Suffix -ina ergibt sich eine wegen der Lage nahe der Mündung der Hönne in die Ruhr plausible Erklärung als ‘(Siedlung) am Wasser’. So Menden, Ortsteil von Stadt Mülheim an der Ruhr, (alt Menithinni und Varianten); Menden, Ortsteil von Sankt Augustin, Rhein Sieg-Kreis.
Mendig 1041 Menedich, 1139 Menedich, um 1150 Mindich, 1204 Mendich, 1307–54 Mendich, 1512 Mennich, 1555 Mendig. Grundform *Mandiacum ‘Praedium des Mandius’, galloromanisch Ableitung von Personennamen Mandius mit dem Suffix -ako-.
Menden, (Arn) 1152 Mendene, 1187 Mendana.
Menden, (Rheinland) 1064 Menedon, 1064 Menden, 1221 Meneden.
Menden, (Mülheim an der Ruhr) 811 Menithinna. 809-27 Menethinne.
Mendig=Niedermendig und Obermendig, (Koblenz) 1041 Menedich, +1150 Mindich.
Mengede, (Dortmund) 1000 Megnithi, 1065 Mengide.
Mengen Von 1172 bis ins 14. Jahrhundert sind Herren von Mengen bezeugt, 1276 Freiburger Rechts, Marktrecht und der Freiheit von fremden Gerichten durch die Habsburger, 1680 an Österreich, 1805 an Württemberg. Martinskirche, Liebfrauenkirche, Römermusem, Kloster. 819 Maginga, 1094 (Kopie 17. Jahrhundert) Maingen; Mengen (um 1400). Der Ortsname ist eine-ing(en)-Ableitung von einem Personennamen Mago und zeigt Umlaut des Stammvokals: ‘bei den Leuten des Mago’.
Menkhausen, (Lipperreihe) 1036 Meginchuson. Germanisch Magingo husum, zu den Häusern der Leute des Mago.
Menning=Niedermenning und Obermenning. (Trier) 11000 Menneche, Menniche.
Menningen, 771-814 Mennegen, 1156 Menninga.
Mensfelden, (Würzburg) 1204 Meinesvelt, 1206 Mensuelden. Germanisch Magines feldu-, öde Ebene des Magin.
Menskirch, 1185 Menneskylchen.
Menzelen, 107 Masenzel, 1066-81 Meinsale, 1135-75 Meincel.
Meppen, Fränkisch Reichsgut als einer der ältesten Siedlungspunkte des Emslandes, wobei die älteste Siedlung nördlich von Meppen jenseits der Hase auf dem Gebiet des heutigen Altenmeppen liegt; 946 Marktrechte, Jahrmärkte sind 1306/07 bezeugt; Verleihung der Stadtrechte 1360 durch Bischof Adolf von Münster; Hansestadt seit dem 15. Jahrhundert. 834 Meppiam, 853 Meppia, 945 in loco Meppia, 946 Meppiun, 11. Jahrhundert in Mepbin, 1252 Ottone de Meppen. Die Bedeutung des Ortsnamens ist bis heute unklar; Versuche, ihn an altsächsisch mapulder, mittelniederdeutsch mapeldorn ‘Ahorn’ anzubinden sind u.a. wegen der fehlenden l-Belege nicht haltbar, auch eine Beziehung zum Wort norddeutsch Möppe ‘Maul’ und eine hiervon abgeleitete Deutung als ‘Siedlung an den Mündungen’ (Ems, Radde sowie drei Hase-Arme) ist abzulehnen, da die Entrundung von Möppe zu Meppe(n) in dieser Region ungewöhnlich ist und die mundartliche Form /möppen/ lautet.
Merbach, (Bach in Vallendar) 1204 Merenbach.
Merbern, (Merkstein) 973 Meribura, 1142 Mereburen. Germanisch mari-, Lache + burja, Kote.
Merchweiler Spuren römisch und fränk. Besiedlung, im 13. Jahrhundert zur Grafschaft Saarwerden, 1527 an Nassau-Saarbrücken, zeitweise Zweiherrendorf der Siersburger und der Kerpener Herrschaft. 1974 Bildung einer neuen Einheit Gemeinte aus Merchweiler und Wemmetsweiler. Seit dem 18. Jahrhundert Glashütte, Steinkohleabbau und Ziegelei. 1638 (nach Vorlage Ende 13. Jahrhundert) Morchewilre, 1509 Mörschwiller [Original], 1629 Mörchweiller. Althochdeutsch *Mo ̄richenw ̄ıla ̄ri. Der Name ist ein Kompositum mit dem Grundwort-weiler und althochdeutsch Mo ̄rich, dem um das k-Suffix erweiterten, entlehnten lateinisch Personennamen Maurus als Bestimmungswort. Das Namenerstelement weist die Entwicklung althochdeutsch au > o ̄ und durch Umlaut vor folgendem i zu ö ̄ auf, das gekürzt und in jüngerer Zeit zu e entrundet wurde.
Mering Zentralort unter Welfen und Staufern, im 13. Jahrhundert Übergang an die Wittelsbacher. 1021 [M]oringa, 1078 Moringen, 1140 Meringin, circa 1146–1162 (Kopievon 1175) Moeringen, 1172 Movringen, 1182 Moringin, 12. Jahrhundert Mov ringin, 1246 Möringen, 1269 Moe ring, 1329 Moring, 1426 Möring, 1556 Mering. Es liegt wohl der ursprünglich römische Personennamen Maurus, weiter entwickelt zu *Moro, zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Merfeld, (München) 1000 Marefeldon. Germanisch mari-, Lache + feldum, zu feldu, öde Ebene.
Merheim, (Kalk, Köln) + 1158-68 Mereheim, 1183-92 Merhem. Germanisch mari-, Lache + haima, Wohnung.
Merkenich, (Worringen) 1155 Mirkenich, 1213 Mirkennich.
Merklinde, (Castrop-Rauxel) mitten 1200 Meiclinne.
Merklinghausen, (Hiddinghausen) mitten 1200 Marcolinhuson. Germanisch Marikilingo husum, zu den Hausern der Leute des Markio.
Merkstein, (Aa) 1147 Merccstein, 1178-1202 Merchestein. Germanisch markjan, mit einem Markeichen versehen + staina, Stein. Also Grenzstein.
Merl, (Koblenz) 912 Mairla, 1051 Meirle.
Merode, (Aa) 1101 Roden, 1103 Rode. Germanisch ropa-, Rodung. Merode entstand aus; van deme Rode.
Merseburg Der Ort zeigt seit der Jungsteinzeit eine Nutzung zu Befestigungszwecken, seit Ende des 8. Jahrhundert ist eine fränkische Burg belegt. Im frühen 10. Jahrhundert im Besitz des späteren deutsche Königs Heinrich I., seit 932 als Grafschaft nachweisbar, 968 errichtete Otto I. in Merseburg ein Bistum, seit 1426 Hansestadt, ab 1561 kursächsisch, von 1656 bis 1738 Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Merseburg, ab 1815 preußisch, Beamtenstadt und Sitz eines Regierungspräsidenten. 932 Merseburc, 949 Mersapurac, 952 Merseburg, 968 Merseburg, 973 Mersiburg. Der Ortsname ist nicht sicher geklärt. Das Grundwort ist eindeutig -burg und nimmt Bezug auf die karolingische Burg, in deren Schutz die Siedlung entstand. Für die Deutung des Bestimmungsworts ergeben sich mehrere Möglichkeiten: 1. zu althochdeutsch mari, meri, altsächsisch meri aus *mari ‘stehendes Gewässer, See, Lache, Sumpf’. Hier wäre die Burg nach dem sumpfigen, ehemals wasserreichen Vorgelände in der Saaleniederung benannt worden. 2. zu angelsächsisch mære, altisländisch mæri, aus *mairja‘Grenze, Grenzgebiet’, benannt nach der Grenzlage der Burg seit dem 6. Jahrhundert Bei 1. und 2. vollzog sich die Umstellung der Endung -(r)es zu -(r)se. 3. Kurzform zu germanisch Personennamen mit einem Erstglied zu germanisch mari, altsächsisch meri ‘herrlich, berühmt’, mit bereits bei Überlieferung beginn reduziertem Zweitglied, vgl. Merifrid, Merowig, Meriswind. 4. Nicht auszuschließen ist ein Bezug zum Bewohnername Marsi aus der Landschaft Marsum (Rheinund Maasmündung). Die früh mittelalterliche Bezeichnis Friesenfeld für die Landschaft n der Unstrut unterstützt die Vermutung der Zuwanderung von Gruppen aus dem Nordseeküstenraum. So Maarsbergen, Provinz Utrecht; Meersen, beide Niederlane; † Marschleben, bei Quedlinburg.
Merten, (Eitorf) 1218 Mertene.
Mertesdorf, 893 Matrihesthorf,1135 Martini uilla.
Mertloch, 963 in uilla Martiliaco, 964 Mertilacha, in marca Mertilachoro, 1154 Mertelac. Gallo-romanisch Martiliacum, zu Martilius gehörig.
Merxheim, 1061 Merkedesheim, 1061 Merketesheim, 1075 Mirkeesheim.
Merz=Niedermerz und Obermerz. (Aa) 1149 Mercene.
Merzhausen, 1224 Mercenhusen.
Merzenich, (Köln) 1140 Mercenih, Mercinich. Gallo-romanisch Martiniacum, zu Martinius gehörig.
Merzig Reste einer römischen Siedlung. Krongut, das 869 dem Erzbischof von Trier geschenkt wurde. 12. Jahrhundert Errichtung einer Propstei durch die Abtei Wadgassen, romanisch Kirche St. Peter (13. Jahrhundert). Im Mittelalter Konfliktobjekt zwischen Kurtrier und dem Herzogtum Lothringen, die sich seit 1368 die Herrschaft über Merzig und den Saargau als Kondominium teilten. 1794 insgesamt an Kurtrier, während der Revolution zu Frankreich, seit 1815 preußisch. 1974 Zusammenschluss der Ämter Hilbringen und Merzig-Land mit 16 weiteren Dörfern. Geburtsort von Gustav Regler; Faiencerie, Bierbrauerei, Weinbau. 802 (10. Jahrhundert oder Kopie 14. Jahrhundert) Marciacum, Ende 11. Jahrhundert (Kopie Ende 15.Jahrhundert) Merciam, 1052 Merceche [Original], 1107(.circa1140) Marciche, 1138 (Kopie 14. Jahrhundert) Marceto, 1140 de Marciaco [Original], 1152 de Marceto [Original], 1157 de Marceio [Original], circa 1180 Merzig, 1189 Marcei [Original], 1217–18 aput Marcetum [Original], 1275 Merzich, 1326 (Kopie 17. Jahrhundert) Mertzigen, 1334 Mertzig. Bildung mit dem galloromanisch, eine Zugehörigkeit ausdrückenden Suffix-acum, elliptisch, da das zugehörige Subtantiv ausfiel: *(fundus) Marciacum ‘(Gut) des Marcius’, zum lateinisch Personennamen Marcius. Übernahme nach Abschluss der romanischen Assibilierung von k-i > ts; im Deutsch entwickelte sich -iacum zu -ich, Formen mit Umlaut neben umlautlosen Formen (Marciche, Merzich). Möglich erscheint auch der Personennamen Martius, falls <ci> Grafie für ts < t-i ist. Vermischung mit dem lateinisch Suffix -etum (Marcetum), das in der Entweder lautlich mit -(i)acum in -ei(o) zusammenfiel. So Maxey-sur-Meuse, Arrondissement Neufchâteau, Département Vosges, Maxey-sur-Vaise, Arrondissement Commercy, Département Meuse, Méchy, Ortsteil der Gemeinte Sanry-lès-Vigy, Arrondissement MetzCampagne, Département Moselle, Mercy-le-Bas und Mercy-le-Haut, beide Arrondissement Briey, Département Meurthe-et-Moselle, alle Region Lothringen, Mertzig, Distrikt Diekirch, Mötsch, Ortsteil von Bitburg.
Meschede Nahe einer Befestigungsanlage (8.–10. Jahrhundert) zum Schutz des Ruhrübergangs zweier Verkehrswege entstanden, 870 Gründung eines bedeutenden Stifts durch die hier ansässigen späteren Grafen von Werl/Arnsberg, 1457 Freiheit, 1826 Titularstadt. 913 Mescedi [Original], 937 Meskide, 958 Messcede; Meschede (1300). Der Ortsname zeigt das Suffix-ithi. Eine Deutung als Ortsname auf-scheid aufgrund von Schreibungen wie Messcede (vereinzelt bis 16. Jahrhundert) wird dagegen nicht durch die Belege gestützt. Die Ableitungsbasis kann wegen des möglichen Umlauts durch -ithi als *Masc angesetzt werden. Anknüpfungen bieten altsächsisch, althochdeutsch masca ‘Masche, Netz’, mittelniederdeutsch masche, altenglisch masc, max, altnordisch moskvi, moskun ‘Masche’. Sonstige Parallelen liegen nur im Baltischen vor (u.a. litauisch mãzgas, lettisch mazgs ‘Knoten, zugezogene Schlinge’); Die Bildungen sind auf indogermanisch *mozgo ‘Knoten’ zurückzuführen. Etymologischer Befund und Bildungstyp weisen auf ein hohes Alter des Ortsnamens hin. Da sich -ithi-Namen häufig auf etwas im Gelände Vorhandenes beziehen, ist außer an ‘Netz, Schlinge, Falle’ (Derks) an ein schlingenartiges Aussehen des früheren Laufs der Ruhr, vielleicht eine bildliche Bezeichnung der Hennemündung oder das ‘maschenartige’ Netz von Bächen der Umgebung zu denken.
Meschenich, (Rondorf) 1166 Meschingin. Germanisch Maskingum, bei den Leuten des Masko.
Mesenholl, (Beyenburg) 1207-12, Mesehole. Germanisch maison-, Meise + hula, Hohle, Loch.
Mesenich 1051 Mesenich, 1051 Mesinich, 1176 Mesenihc.
Mesewinkel, (Arn) mitten 1200 Meiswinkele. Germanisch maison-, Meise + winkila, Winkel, Ecke.
Messdorf, (Lessenich) 1131 Mehtestorp, 1123-47 Metheestorph. Germanisch Mahtis porpa, Siedlung des Mahti.
Messerich, 1066 Miezriche, 1140 Mezrich.
Meßkirch Ende des 12. Jahrhundert war Meßkirch namengebender Sitz einer Rohrdorfer Ministerialienfamilie, 1261 Erhebung zur Stadt, 1806 an Baden, von 1806 bis 1936 Sitz eines Bezirksamts. Schloss der Grafen von Zimmern, Stadtkirche St. Martin, Wasserschloss Menningen. Um 1080 Messankirche, 1202 Meschilchi, 1278 Messkilch, 1441 Meskirch. Es handelt sich vermutlich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -kirch(en) und dem Personennamen Massio mit Umlaut des Stammvokals: ‘Kirche des Massio’. Die Bildung zeigt dann im Gegensatz zu älteremLeutkirch, Landkreis Ravensburg, den Typ Personennamen + -kirch(en) als Name des karolingischen Eigenkirchensystems. So Meßstetten, Zollernalbkreis.
Meßstetten Niederadlige von Meßstetten sind 1252 genannt, 1418 von den Erben der Herren von Tierberg an Württemberg mit Oberhoheit und Ortsherrschaft. Mauermühle Unterdigisheim, Radarkugel der Bundeswehr. 854 in Messtete. Vermutlich eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-stetten und dem Personennamen Massio mit Umlaut des Stammvokals: ‘Stätte des Massio’. So Meßkirch, Landkreis Sigmaringen.
Methler, (Arn) mitten 1200 Metlere, 1152 Medelere.
Mettendorf, 1063 Metendorf, 1103 Mettendorf, 1222 Mettendorpht. Germnaisch Mattin porpa, Siedlung des Matti /Matjo.
Metterich, 732-33 in uilla Machariaco (lies Mathariaco) 844 Metriche.
Metternich bei Polch, 1187 de Mettrico, 1225 de Metrico.
Metternich (Koblenz) 1184 Metterich, 1190 Metriche, 1206 Metricha.
Mettingen Im Mittelalter Kirchdorf im Bistum Osnabrück, 12. Jahrhundert Grafschaft Tecklenburg, 1493 Obergrafschaft Lingen, 1596 Niederlande, 1702 preußisch, 1806–08 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch, 19. Jahrhundert Gründung von C&A, 1992 staatlich anerkannter Erholungsort. 1088 de Mettinge; Mettingen (1266). Bildung mit-ing-Suffix zu einer Basis indogermanisch *mad‘ nass, triefen; von Fett triefen, gemästet’, zu der eine germanische Varianten mit Auslautverhärtung *mat angenommen werden kann. Im appellativischen Wortschatz beruhen darauf zum Beispiel gotisch mats ‘Speise’, angelsächsisch mettan ‘füttern’, altsächsisch mat, meti ‘Speise’, mittelniederdeutsch met ‘Schweinefleisch’. Als Motivierung für die Benennung kann etwa Lehmboden gedient haben oder eine anderweitig fruchtbare Beschaffenheit des Bodens oder der Umgebung. Das Suffix -ing, das im Erstbeleg im Dativ Singular flektiert ist, in den späteren Belegen im Dativ Plural, hat die Funktion einer Stellenbezeichnung, so dass an eine Deutung des Ortsnamens als Stelle mit fruchtbarem Boden gedacht werden kann. So Metel, Ortsteil von Neustadt am Rübenberge, Region Hannover; Metelen, Kreis Steinfurt.
Mettlach Gründung einer Abtei in der 2. Hälfte 7. Jahrhundert, Ende 10. Jahrhundert Bau einer Grabkapelle nach dem Vorbild der Pfalzkapelle zu Aachen, heute das älteste Bauwerk im Saarland (Alter Turm). Plünderung des Klosters 1792 durch die Franzosen, 1794 Auflösung. 1809 Einrichtung einer Keramikfabrik. 1920 Völkerbundsverwaltung, Britten (heute Ortsteil von Losheim) kam zum Restkreis Merzig-Wadern. 1974 Vereinigung der Gemeinte Mettlach mit neun weiteren Gemeinte 759 (F. Kopie 17. Jahrhundert) Metheloch, 781–791 (Kopie Mitte 14. Jahrhundert) Medolaco ... Medolago, 808 (Kopie 18. Jahrhundert) Mediolacus, 813 (Kopie 1685) in Metheloch, 842 Medelacus [Original], 853 (Kopie 9./10. Jahrhundert) ad Mediolacum, 884 (Kopie Mitte 14. Jahrhundert) Medelacha ... Medelachus, Anfangs 12. Jahrhundert auf 994 (Kopie 12. Jahrhundert) in Metelahe, 1146 (Kopie 18. Jahrhundert) in Metloch, 1154 Mettlach, 1154 de Mediolacu [Original], 1195 von Mettlach, 1196 in Metlaco [Original], 1230 (Kopie 1488) apud Metloch, 1230 Methelach [Original], 1252 (Kopie) in Metlach. (Mit Einschränkung) vorgermanisch Bildung mit dem eine Zugehörigkeit anzeigenden Suffix-acum: *Metellacum, zum lateinisch Personennamen Metellus; elliptisch, ursprünglich adjektivisch: *(fundus) Metellacum ‘(Gut) des Metellus’. Entlehnung vor der romanisch Sonorisierung, Verschiebung von k > ch, Akzentverschiebung und Ausfall des unbetonten Mittelsilbenvokals: *Metellácum > Méthelach > Métlach. Formen mit romanisch Sonorisierung der intervokalischen Konsonanten (Medolago) sprechen für galloromanisch Kontinuität noch im späten 8. Jahrhundert Belege wie de Medio lacu werden wegen der Lage im wasserreichen Saartal (in medio lacu ‘mitten im See’) als gelehrte Volksetym. Interpretiert. So † Medolago, Italien Melay, Haute-Marne.
Mettmann Seit prähistorischer Zeit besiedelt (Neandertal), karolingischer Königshof. 1424 mit städtischen Rechten versehen. 904 in Medamana, Mitte 14. Jahrhundert in der Medmen. Die verbreitete Zuordnung zu dem Gewässername-Element -menni, -minni Dortmund) ist problematisch, weil die sicheren Belege dieses Typs -ja-Stämme sind, während die Mettmann-Belege weder Gemination noch Umlaut zeigen. Gleichwohl kann der Name als germanisch gedeutet werden, wenn man altniederfränkisch medemo ‘mittlerer’ (in Ortsnamen wie 918–948 Medemolaca, heute Medemblik, Noordholland, Niederlande) zugrunde legt; -ana ist dann als Gewässername-Suffix zu erklären. Das führt den Ortsname auf einen Flussname zurück: ‘[Ort am] mittleren Bach’. Gemeint ist wohl der ursprüngliche Name des Düsselzuflusses Mettmanner Bach. Doch kann der Typ bereits voreinzelsprachliches Alter haben, wie durch eine Reihe anderer Namen mit dem Element *med(indogermanisch *medh-, die etym. Basis auch des germanischen Wortes, gleichfalls in der Bedeutungologie ‘mittlerer’) nahegelegt wird, die den morphologischen Mustern der alteuropäisch Gewässername-Gebung folgen.
Metzingen Metzingen war eine römische Niederlassung, eine Hälfte fällt Mitte des 13. Jahrhundert, der Rest 1317 an Württemberg, 1075 Metzingan [Original], 1135–37 (zu 1089/90) Metzingin, Metzingen (13. Jahrhundert). Der Ortsname gehört zu den-ing(en)-Ableitungen und enthält – mit Umlaut des Stammvokals – den Personennamen Matzo: ‘bei den Leuten des Matzo’. So Mötzingen, Landkreis Böblingen.
Metzkausen, ende 1100 Metzenchusen, 1198 Mezenchusen. Germanisch Matsingo husum, zu den Häusern der Leute des Matso.
Meuselwitz Slawische Dorf, seit circa 1000 mit d. Herrensitz; Entwicklung als Marktflecken bis ins 16. Jahrhundert, 1874 Stadtrecht. 1139 (Kopie 14. Jahrhundert) in villa Mizleboze, 1168 Muzelbuze, 1399 Muselbicz, 1418 Mußelbuß, 1490 Mewselwitz (mit ew für eu); Meuselwitz (1609). Altsorbisch *Myslibu ́z ‘Ort eines Myslibud’, wobei an den Personennamen das possessivische -j-Suffix zur Kennzeichnung des Ortsname angefügt wurde, wodurch der Auslaut -bud > -bu ́z verändert wurde (vgl. Cottbus). Altsorbisch |y| wurde d. mit |i| oder auch |ü|, grafisch nur <u>, ersetzt. Gedehnt wurde der Vokal im 14. Jahrhundert diphthongiert zu eu. Der Auslaut des Ortsnamens wurde an anderen Ortsnamen mit-witz angeglichen. S Meuselwitz, Ortsteil von Zschadraß, Landkreis Leipzig; Meußlitz, Ortsteil von Dresden.
Meuspath, 1221 Musepath. Germanisch musio, zu musi-, mus, Maus, + papa, Pfad.
Michelbach, (Saarstadt) 1036 Michilenbahc, 1154 Michellenbach. Germanisch mikilo, zu mikila, groß + baki-, Bach.
Michelstadt Spätestens in früher fränkisch Zeit Herrschafts und Siedlungsmittelpunkt im Odenwald. Als königlich Eigengut schenkte der Hausmeier Karlmann im Jahre 741 Michelstadt an Burkard, den ersten Bischof von Würzburg. Nach dem Rückfall an das Königtum erhielt 815 der Karlsbiograph Einhard (gest. 840) die Mark Michelstadt, die er an das Kloster Lorsch weitergab. Deren Vögte, die Herren von Erbach, übten seit dem 13. Jahrhundert die Herrschaft als kurpfälzisches Lehen aus. 1307 wird der Ort als oppidum bezeichnet. Relativ bedeutender Wein-, Tabaksund Obstanbau in der Frühen Neuzeit. 1806 kam Michelstadt mit der Grafschaft Erbach an das Großherzogtum Hessen. Die spätgotische Stadtkirche enthält künstlerisch bedeutsame Grabmäler der Schenken beziehungsweise Grafen von Erbach. Die Einhardsbasilika im Stadtteil Steinbach, um 825 errichtet, zählt zu den herausragenden Zeugnissen karolingischer Architektur. 741 (Kop.) Michelnstat, 815 (Kopie) Michlinstat in silua Odonwalt, 1179 Michelstat. Bestimmungswort althochdeutsch mihhil ‘groß’. Die frühen Belege mit -nin der Kompositionsfuge verweisen auf eine syntaktische Fügung althochdeutsch *ze dero mihhilin stat ‘bei der großen Siedlungsstätte’. Grundwort-stat.
Michendorf 1375 Michendorp; Michendorf (1500). Benannt nach einem Mann (Lokator) namens Micha. Je nach Herkunft des Lokators kann dem Ortsnamen eine slawische/altpolabisch mittels des Suffixes -ch gebildete Kurzform aus Vollnamen mit Mi im Anlaut wie altpolabisch Miroslav zugrunde liegen, dann handelt es sich um einen slawische-deutsche Mischnamen. Der Personennamen Micha kann aber auch eine deutsche Kurzform des christlichen Namens Michael darstellen. Zum Grundwort mittelniederdeutsch -dörp, hochdeutsch-dorf ‘Dorf ’.
Mickeln, (Himmelgeist) 1210 Michkele. Germanisch mikila-, groß, + lauha, Wäldchen auf Sandhugel.
Middelich, (Buer) mitten 1200 Middelwic, Mideluuic. Germanisch midila zu middila, mittelst + wika-, Tochtersiedlung
Midlum (Föhr), 1000 Middilhem. Germanisch middila-, mittelst + haima, Wohnung.
Miehlen, 1217 Milene.
Miel, (Köln) 1140 Mile.
Mierbach, (Oberpleis) 948 Merbiechi gespringun.
Mieren, (Werne an der Lippe) 1000 Mirihem.
Miesbach Besitz des Klosters Schliersee, im 14. Jahrhundert Gewährung des Marktrechts. 1114 Muospach, 1127–1147 Muspach, 1140–1152 Muesbach, 1185–1187 Moesbach, 1197–1199 Mosbach, 1557 Miesbach. Grundwort des ursprünglich Gewässernamens ist althochdeutsch -bach, pach ‘Bach, kleiner Wasserlauf’, Bestimmungswort mos, mous, mies, mios ‘Moos’.
Miesenheim, (Koblenz) 1138 Mesenheim, 1135-42 Misenheim.
Milenforst, (Kalk, Köln) 1217 Milinvorst.
Milk, (Osterbönen) mitten 1200 Middeluuik. Germanisch midila zu middila, mittelst + wika-, Tochtersiedlung.
Millen, (Aa) 1144 Millene, 1181 Millen.
Millendonk, (Korschenbroich) 1166 Milendunc, 1168 Milendunch.
Millentrup, (Mastholte) mitten 1200 Milencthorpe. Germanisch Milingo porpa-, Siedlung der Leute des Milo.
Millingen, (Rees) 1120 Millenda.
Miltenberg Vorgeschichtliche Siedlungsspuren, ab Mitte des 2. Jahrhundert Anschluss des vorderen Limes am Ostrand von Miltenberg an den Main; spätmerowingisch-fränkisches Kleinkastell und salisch-staufische Turmburg; ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt Miltenberg, bis 1803 bei Kurmainz, 1816 zu Bayern. Historisch Altstadt. 1225 (Kopie 1276) Miltinberg, 1261 Miltenberg. Grundwort des Namens ist-berg; das Bestimmungswort wird mit dem mittelhochdeutsch Adjektivisch milte ‘freigebig’ identifiziert; es „soll hier die Eigenschaften der Burg [oberhalb von Miltenberg] beziehungsweise ihres Herrn charakterisieren” (Reitzenstein 2009). Die Burg wurde von den Mainzer Erzbischöfen zur Sicherung der ö Grenze ihres Gebietes errichtet, was die Motivation für die Namenerklärung zweifelhaft erscheinen lässt.
Mindelheim Reihengräber der 2. Hälfte des 6. Jahrhundert, 1046 Königshof, Marktrecht im 13. Jahrhundert, ältestes Stadtrecht von 1337. Übergang an Bayern von den Frundsbergern bereits 1616. 1046 (Kopie 13. Jahrhundert) Mindelheim, seither nur Schreibvariationen. Grundwort:-heim. Flussname Mindel noch nicht sicher gedeutet. Keltisch *mend-/ mind ‘klar’ mit Suffix scheint einleuchtend zu sein.
Minden (Sauer) 1140-79 Munda, +1222 Munden. Germanisch munpjan, Mündung. Liegt an der Mündung der Prüm in die Sauer.
Minden (Westfalen) Alte germanisch Siedlung (Handelsplatz) im Bereich der Weserfurt und Mittelpunkt eines sächs. Gaues, Gründung als Bischofssitz durch Karl den Großen, um 800 nach Vereinigung der Missionsbezirke Minden und Hameln zum Bistum Minden (Erzdiözese Köln), 961 Immunität, 977 Hochgerichtsbarkeit, Markt-, Münz und Zollrecht, Ende 13. Jahrhundert Hansestadt, 1536 Mitglied des Schmalkaldischen Bundes, 1633/34 Besetzung durch die Schweden (Festung bis 1650), 1648 an Brandenburg, 1650–1723 an Brandenburg/Preußen, 1806–1813 französisch Besatzung, 1813 an Preußen, 1821 Domgemeinde zum Bistum Paderborn. 1973 Zusammenschluss mit 13 umliegenden Gemeinte Weserhafen. Zu 798 (Kopie Anfang 10. Jahrhundert) Mimda, Mimthum, Munthiun, 852 Mimida, zu 871 (KopieMitte 10. Jahrhundert) Mindonensis æcclesiae episcopus, 874 (F. 10. Jahrhundert) Mimidonensi episcopo, 895 episcopus Mimidomensis, 961 Mindun, 1033 Mindunensis ecclesie, 1051 actum Minde, circa 1154 (Kopie1 387) Mundioborg, 1055–1080 Mindon; Minden (1296 Kopie). Der Ortsname ist bislang nicht sicher gedeutet, was auch an der frühen Formenvarianz liegt. Ob der bei Ptolemaeus (2. Jahrhundert n. Chr.) genannte germanisch Handelsplatz M- mit Minden identifiziert werden kann, ist nicht sicher. Der Ortsname ist zuletzt als Übertragung von einem ursprünglich Gewässername *Miminda (< *Mimundo ̄, Mimindo ̄) (eventuell für die Bastau s Minden) verstanden worden, einer Partizipialbildung mit -end-Suffix (< indogermanisch *-ent-), wobei die Basis Mim der Ableitung unklar geblieben ist. Die Deutung als ursprünglich Gewässername erfolgt auch mit Hinweis auf den Namen der Nieme und den der dortigen Vorgängersiedlung von Bursfelde. Vielleicht bietet sich daneben für Minden eine Verbindung mit früh bezeugten Toponymen auf -menn-, -minn-, -munnan (vgl. die frühen Namenformen vonHolzminden, Hedemünden, Ortsteil von Hannover Münden, Dülmen, Dortmund etc.). Die hier erkannte Bezeichnis für einen Berg oder eine Erhebung führt über germanisch *mend-/ *mund auf indogermanisch *ment-/*munt-/*mnt (vgl. lateinisch mo ̄ns, montis ‘Berg’). Da im Germanisch auch ein Konsonantenwechsel im Stammauslaut und eine Entwicklung zu *menþ-/munþ erwartet werden kann, ergeben sich germanisch Formen (mit Nasalschwund und Ersatzdehnung vor þ) wie *m ̄eþ-/*mu ̄þ-. Im vorliegenden Fall können gerade die älteren Varianten auf ursprünglich *Mim ̄ı thum (mit lokativisch Dativ-Plural-Endung -um) bezogen werden, sodass sich ein Element -m ̄ıth segmentieren ließe, dem eine Vokalveränderung von indogermanisch -ev or > germanisch -i+ -n+ Konsonant vorausgegangen wäre. Insgesamt wird eine alte Namenbildung sichtbar, deren erster Bestandteil Mi dann vielleicht nur noch Rest eines vor folgendem -m assimilierten *Min ist, das letztlich an indogermanisch *minu‘ minder’ (vgl. griechisch -
-, lateinisch minus ‘weniger’, tiefstufige Bildung mit -n-Infix (zur prim. Grundlage *meiu--, zu indogermanisch *mei-, *moi‘ klein’) anzuschließen wäre und in dem das Grundmorphem von altsächsisch minnero, minnisto (vgl. auch gotisch minniza ‘kleiner, jünger’, Adventiv mins, niederländisch min ‘weniger’, norddeutsch minne ‘dürftig’) vorläge. Eine so erschließbare Form *Min-m ̄ı þ-um könnte leicht mit den überlieferten Varianten vermittelt werden. Eine Erklärung als Ortsangabe ‘bei den kleinen Erhebungen’ findet in den ursprünglich naturräumlichen Gegebenheiten Mindens auffällige Anhaltspunkte, das auf Uferterrassierungen der Wesertalung liegt, insbesonders auf einer noch heute erkennbaren Steilstufe zwischen mittlerer und unterer Terrasse mit kleineren Erhebungen, darunter die höchste des Domberges.
Minderlittgen, 1157 minoris Lidiche, 1171 minoris Lideche.
Minheim, 1098 Minnenheim, 1079-1101 Minneheim. Germanisch Minnon haim, Siedlung des Minno.
Mintenbeck, (Lüdenscheid) mitten 1200 Mintinbeke.
Mistelbach Ursprünglich Königsgut, später liechtensteinisch; 1372 Jahrmarktsprivileg (Getreideumschlagplatz), militärischer Versorgungsort infolge deutsche Grenznähe, 1874 Stadterhebung. Vor 1120 de Mistlbach. Mistelbach liegt am gleichnamigen Gewässer, dessen Name eine Zusammensetzung aus dem Grundwort-bach (der im Einwohnernamen als [-bekɐ] abgeleitet erscheint) und dem mittelhochdeutsch Appellativum mistel ‘Mistel, Schmarotzerpflanze auf Bäumen’ ist und ‘Bach, dessen Uferbäume mit Misteln bewachsen sind’ bedeutet.
Mittenwald Ab 1294 Besitz des Hochstifts Freising, seit dem 14. Jahrhundert Markt, circa 1683 Einführung des Geigenbaus. 12. Jahrhundert (zu circa 1098) in media silua, 1158 Mittenuualde, 1173/74 Mittenwalde, 1315 Mittenwald. Grundwort ist althochdeutsch-wald, walt ‘Wald, Wildnis’, Bestimmungswort das Adjektivisch mitti, mitte ‘inmitten’.
Mittenwalde (Dahme-Spreewald) In vordeutscher Zeit slawische Burgwall mit Burgsiedlung, seitdem d. Markgrafenburg, Stadt nach 1250 erbaut (14. Jahrhundert civitas, oppidum). Pfarrkirche St. Moritz (14./15. Jahrhundert), Spitalkapelle St. Georg (15. Jahrhundert). 1239/1240 Middenwalde; 1317 Middenwold, Middenwalde, Mittenwalde (1375). Das Motiv für die Namengebung war die Lage des Ortes in der Mitte(n) des Waldes, zu mittelniederdeutsch midde ‘Mitte’ und mittelniederdeutsch -wolt, hochdeutsch–wald(e) ‘Wald’. Die Namenbelege schwanken zwischen norddeutsch und hochdeutsch Schreibungen, auch Mischformen kommen vor.
Mitterteich Seit circa 1200 im Besitz des Klosters Waldsassen, nach Mitte 15. Jahrhundert planmäßige Anlegung einer Straßenmarktsiedlung, 1501 Marktrechte, 1932 Stadterhebung, historisch Glasund Porzellanzentrum des Oberpfälzer Stiftlandes. 1202 Mittirdige [Original], 1204–27 Mittirdig [Original]; Mitterteich (1220–46, Kopie14. Jahrhundert). Der Siedlungsname geht nicht, wie bisher angenommen, auf mittelhochdeutsch t ̄ıch, d ̄ıch (m.) ‘Teich’ zurück, sondern auf den früheren Namen des den Ort durchfließenden Seibertsbachs, der 1456 als die Teych überliefert ist. Dieser basiert auf slawische *Ticha (feminin) zum Adjektivisch *tichч ‘still, ruhig’. In den ersten beiden Belegen ist g als hyperkorrekte Schreibung für den Reibelaut (sonst mit ch verschriftet) zu bewerten (vor dem Hintergrund der dialektal Lautentwicklung -g> --). Der Zusatz Mitter< mittelhochdeutsch mitter ‘in der Mitte befindlich’ bezeichnet die Lage des Ortes zwischen Oberteich und Hofteich (1138 inferior Diche, 1185 Dich). Zu klären bleibt, ob die D-Graphien in den ersten Nennungen mit der (mitteldeutschen?) Herkunft der Urkundenschreiber zusammenhängen oder bereits die nordbairisch Konsonantenschwächung t > d widerspiegeln.
Mittweida Deutsches Bauerndorf Altmittweida um 1160 entstanden, 1286 oppidum, zählte um 1550 bereits zu den mittelgroßen Städten Sachsens. Im Mittelalter waren Tuchmacherei und Leinenweberei die wichtigsten Erwerbsquellen. 1209 de Mideweide, 1323 Miteweide, mundartlich 1329 Methewed, 1378 Mitteweyde. Zu mittelhochdeutsch mitte ‘in der Mitte’ und weide ‘Nahrung, Ort zur Waldweide’, also ‘Siedlung in der Mitte der Weide’. So Mittweida, Ortsteil von Raschau-Markersbach, Erzgebirgskreis.
Möckern (Westfläming) Möckern-Loburg-Fläming I. Verwltungsgemeinde im Landkreis Jerichower Land. Gebildet am 1. 7. 2007 aus der Städten Möckern, Loburg und weiteren Gemeinden der Umgebung und liegt zwischen Mittelelbe und Westfläming, an der Ehle. Namengebend sind Möckern und Loburg sowie der Landschaftsname des Flämings. Möckern: 948 Mokr(i)anici, 965 Mocornic, 992 Mokernik, 1161 Mukerne. Loburg: 965 Luborn, 1161 Louburg, 1190 Gero de Luburc. Der Ortsname Möckern geht auf eine altsorbische Grundform *Mok ́rnica, *Mok ́rno zum Adjektivisch *mokry ‘nass, feucht’, vgl. polnisch mokry, norbisch mokˇsy, tschechisch mokry ́ uswach, zurück. Bei Loburg liegt möglicherweise eine Umdeutung eines altsorbischen Namens (altsorbisch *L’ubomin?) vor und zwar als Bildung mit dem Grundwort-born, später -burg und dem Bestimmungswort mittelniederdeutsch lo ̄ ‘Niederholz, Buschwald, bewachsene Lichtung’. Für die Umdeutung sprechen die alten Schreibungen mit -usowie die Tatsache, dass Loburg als deutscher Burgward an Stelle einer slawische Wallburg errichtet wurde. So Möckern, Ortsteil von Leipzig, (1335 Mockeren).
Möckmühl Vor 780 in Besitz des Klosters Fulda, 1445 nach mehreren Verpfändungen Verkauf an die Kurpfalz, 1504 von Württemberg erobert, im Spätmittelalter Mittelpunkt einer bedeutenden Zent, Amtsstadt bis 1808, seit 1938 zum Landkreis Heilbronn. Weinbau, Burg Möckmühl, Türme der Stadtmauer, Ruchsener Tor, Rathaus, Pfarrkirche St. Bonifazius. 750/779 (Kopie 12. Jahrhundert) Meitamulin, Meitemulin, Mechitamulin, 976 Mechedemulin, 1042 Mechedemulen. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort althochdeutsch mul ̄ı, mulin, mittelhochdeutsch müle ‘Mühle’ aus lateinisch mol ̄ına. Als Bestimmungswort dient wohl der Personennamen *Mechita: ‘Mühle der Mechita’. Der um -t beziehungsweise -d erweiterte Personennamen Maccho erscheint in verschiedenen Ortsnamen; die Lautgruppe -eche wird im Mittelhochdeutschen zu -ei zusammengezogen und später zu -ö gerundet.
Möderscheit, (Heppenbach) Mvdrescheit. Germanisch mudira-, Schlamm + skaipjo, Wasserscheide.
Mögglingen Möglingen gehörte zum Herrschaftsbereich der Herren von Asperg, 1308 an Württemberg, 1327 Lehensrechte an Württemberg. Weinbau, Alte Zehntscheuer, Wasserturm, Pankratiuskirche. 1275 (Kopieum 1350) Megemingen, 1278 Meginingen [Original], 1296 Megeningen [Original],1393 Meglingen [Original]; Möglingen (1667). Der Ortsname gehört zu den-ing(en)-Ableitungen und enthält den Personennamen Mag ̄ın: ‘bei den Leuten des Mag ̄ın’. Der Stammvokal zeigt Umlaut, Meginingen wird durch Dissimilation von -ninzu -linzu Meglingen, ö entsteht durch Rundung von e zu ö, die sich in der heutigen Mundart (meglenge) nicht erhalten hat.
Möglingen Möglingen gehörte zum Herrschaftsbereich der Herren von Asperg, 1308 an Württemberg, 1327 Lehensrechte an Württemberg. Weinbau, Alte Zehntscheuer, Wasserturm, Pankratiuskirche. 1275 (Kopieum 1350) Megemingen, 1278 Meginingen [Original], 1296 Megeningen [Original],1393 Meglingen [Original]; Möglingen (1667). Der Ortsname gehört zu den-ing(en)-Ableitungen und enthält den Personennamen Mag ̄ın: ‘bei den Leuten des Mag ̄ın’. Der Stammvokal zeigt Umlaut, Meginingen wird durch Dissimilation von -ninzu -linzu Meglingen, ö entsteht durch Rundung von e zu ö, die sich in der heutigen Mundart (meglenge) nicht erhalten hat.
Moers. Stadt im Kreis Wesel, im Anschluss an die Burg der Edelherren, später Grafen von Mörs errichtete Siedlung, Stadterhebung 1300, Münzstätte vom 14. Jahrhundert bis 1570. 9./10. Jahrhundert in Murse, 1288 de/in ... Morse [Original]. Der Ortsname beruht auf einem Gewässername, der im Namen des heutigen Moers-Bachs fortlebt. Namengebend ist wohl das von Altrheinarmen durchzogene Moorgebiet, in dem auf höher gelegenen Stellen die Siedlungen errichtet wurden, sodass altsächsisch mo ̄r ‘Moor’ die Basis liefert, das mit einem Suffix -isa ̄ einen Gewässername bildet (‘Wasserlauf im Moor’). Der Suffixvokal i ist wegen des Umlauts anzusetzen, auch wenn es auffällig ist, dass der Werdener Erstbeleg ihn nicht zeigt. Hingegen hat u als Wiedergabe von altsächsisch o ̄ (< germanisch /o ̄ /) Parallelen; möglicherweise repräsentieren die u-Schreibungen aber auch eine andere Ablautstufe. Der Typ Mörsbach ist noch anderweitig belegt (etwa im Flussgebiet der Saar). Wieweit Vergleichbarkeit besteht und inwieweit umlautlose Formen des Typs Morsbach einbezogen werden können, bleibt weiter zu untersuchen.
Möckmühl. Stadt und (mit der Stadt Widdern sowie den Gemeinte Jagsthausen und Roigheim) gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Heilbronn, Vor 780 in Besitz des Klosters Fulda, 1445 nach mehreren Verpfändungen Verkauf an die Kurpfalz, 1504 von Württemberg erobert, im Spätmittelalter Mittelpunkt einer bedeutenden Zent, Amtsstadt bis 1808, seit 1938 zum Landkreis Heilbronn. Weinbau, Burg Möckmühl, Türme der Stadtmauer, Ruchsener Tor, Rathaus, Pfarrkirche St. Bonifazius. 750/779 (Kopie 12. Jahrhundert) Meitamulin, Meitemulin, Mechitamulin, 976 Mechedemulin, 1042 Mechedemulen. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort althochdeutsch mul ̄ı, mulin, mittelhochdeutsch müle ‘Mühle’ aus lateinisch mol ̄ınalt. Als Bestimmungswort dient wohl der Personennamen *Mechita: ‘Mühle der Mechita’. Der um - tbeziehungsweise -d erweiterte Personennamen Maccho erscheint in verschiedenen Ortsnamen; die Lautgruppe -ech ewird im Mittelhochdeutschen zu -ei zusammengezogen und später zu -ö gerundet.
Möglingen I. Gemeinte im Landkreis Ludwigsburg. Möglingen gehörte zum Herrschaftsbereich der Herren von Asperg, 1308 an Württemberg, 1327 Lehensrechte an Württemberg. Weinbau, Alte Zehntscheuer, Wasserturm, Pankratiuskirche. 1275 (Kopie um 1350) Megemingen, 1278 Meginingen [Original], 1296 Megeningen [Original],1393 Meglingen [Original]; Möglingen (1667). Der Ortsname gehört zu den-ing(en)-Ableitungen und enthält den Personennamen Mag ̄ın: ‘bei den Leuten des Mag ̄ın’. Der Stammvokal zeigt Umlaut, Meginingen wird durch Dissimilation von -nin zu -lin zu Meglingen, ö entsteht durch Rundung von e zu ö, die sich in der heutigen Mundart (meglenge) nicht erhalten hat.
Möhnesee Nach dem 1912 durch Aufstauung der Möhne angelegten Möhnesee gewählter Name für das Gemeindegebiet. Der Gewässername Möhne (1226 Moyne) ist wie der Name des Mains wahrscheinlich zu einer Wurzel*moinzu stellen, die zur Bildung von Gewässername diente, etwa poln. Mien ́ und Mianka sowie litauisch Máinia. Vergleichbar sind die Appellativa lettisch main ̧a und litauisch maiva ‘Sumpf’. Wie bei vielen altertümlichen Namen dieser Art lässt sich die Motivation des Gewässername über eine allgemeine Angabe wie ‘(fließendes) Wasser’ hinaus nicht genauer eingrenzen.
Möhn, (Trier) 786-87 Medona, 1052 Miena.
Möllenbeck (Ludwigslust-Parchim) 1173 Mulenbeke. Germanisch mulin von romanisch molina, Mühle + germanisch baki, Bach.
Mölln (Herzogtum Lauenburg) 1188 erstmals urkundlich erwähnt, 1201 zu Dänemark, 1202 Lübisches Stadtrecht, 1227 an Herzog von Sachsen-Lauenburg, bis 1683 im Herrschaftsgebiet der Stadt Lübeck oder der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, ab 1683 den Herzögen von Sachsen-Lauenburg zugesprochen, 1864 an Preußen. Kirche Sankt Nikolai (13. Jahrhundert), gotisches Rathaus (1373), Eulenspiegel-Museum. 1188 ad stagnum Mulne; circa 1200 procedens Molne; 1212 de Mulne; 1314 de Molne; 16. Jahrhundert der stad Mollen; Mölln (circa 1856) Bei diesem Ortsnamen handelt es sich wohl um eine Übertragung eines ursprünglich Seenamens, des Möllner Sees, auf den Ort. Der altpolabisch Wortstamm Mul’n leitet sich dabei von mul ‘Schlamm, trübes Wasser’ ab und so kennzeichnet der Name den Ort als einen am trüben Wasser, am Schlamm.
Möllo, (Borbeck) mitten 1200 Munelo.
Mölney, (Werden, Essen) 809-27 Mulenegia, Mulenoie.
Molsberg, 1096 Mollesberg, 1118 Mollesberch, 1135 Molsburch.
Mömbris Zum Erzstift Mainz gehörig, 1814 an Bayern. 1340 (?) Hemmelrisz. 1361 (Kop.) Memmelris, 1468 Membris, 1481 Meymelryß, 1805 Membris, Mömbris. Entgegen dem Vorschlag von v. Reitzenstein 2009 sollte von den überwiegend mit m anlautenden Belegformen ausgegangen werden, nicht von dem Erstbeleg mit h-. Die Entwicklung dieser Belege lässt sich zum Teil lautgeschichtlich beziehungsweise schreibungsgeschichtlich nachvollziehen: Mömbris ist eine gerundete Form von Membris; im Membris ist das -b ein Übergangslaut zwischen m und r. Die zugrunde liegende Form Memist verkürzt aus Mem(m)el-. Eine Zweigliedrigkeit des Namens liegt nahe; -ris könnte mit mittelhochdeutsch riz, Neuhochdeutsch Riss identifiziert werden, falls die topografische Realprobe dafür einen Anhaltspunkt bietet. Für das Erstelement fehlt jede Anschlussmöglichkeit. Die von A. Schumm genannten Personennamen Muniperth, Mombert kommen aus morphologischen und lautlichen Gründen nicht in Betracht.
Mömerzheim (Ollheim) 1197 Mvminsheim.
Mommersloch, (Köln) 1135-42 de Mimbernisloche, 1172 -78 de Mimbernesloche. Germanisch Minbernes luka-, Loch, Hohle des Minbern.
Mönchengladbach Der Ort geht auf das 974 durch Erzbischof Gero von Köln gegründete Benediktinerkloster Gladbach zurück. Das war auch bis 1887 der offizielle ON, der dann zur Unterscheidung von gleichnamigen Gladbach-Orten (z. B. Bergisch Gladbach) als München Gladbach mit einem ab dem 14. Jahrhundert bezeugten Zusatz versehen wurde. Die heutige amtliche Namenform knüpft an die reg. Aussprache Mönchen an (Zusammenschreibung seit 1960) und vermeidet damit weitere Verwechslungsmöglichkeiten (etwa mit der bayrischen Landeshauptstadt). Der Hauptwortakzent liegt nach wie vor auf Gladbach, und auch der örtliche Sprachgebrauch begnügt sich mit dieser Form. 1085 in Gladebach [Original], 1300 Monichgladebacg [Original], 16. Jahrhundert Glabbeeck. Namengebend ist ein Zufluss zur Niers. Das Grundwort-bach erscheint (trotz Lage des Ortes im Nichtverschiebungsgebiet) in den Urkundlich in der Regel in lautverschobener Form (Wirtz, Verschiebung; mundartlich auch unverschoben: Gläbäcker Plätzkes. Das Bestimmungswort gehört zu altsächsisch glad-, althochdeutsch glat ‘glänzend, schimmernd, glatt’.
Mönchhof, (Halver, Arn) mitten 1200 Mvnikinchove. Germanisch Munikingo hofa-, Hof der Leute des Muniko.
Mondorf, (Köln) 1134 Munnenthorp, 1176 Munnendorp. Germanisch Munnon porpa, Siedlung des Munno.
Mondorf, (Sa) 1039 Mamendorf, 1147 Mamonis uillam. Germanisch Mamon porpa-, Siedlung des Mamo.
Monesum, (bei Leer), 1000 Mundingasi.
Monheim, mitten 1200 Munheim, 1157 Munheym. Germanisch Munnun haim, Wohnung des Munno.
Montclair, (Besseringen) 1190 Muncler, 1190-1200 de Monteclaro. Französisch mont clair, heller leuchtender Berg. Entlehnung aus der Ritterzeit.
Monterberg, (Altkalkar) + 300 Burginnacio, Burcinacio, Burdinatio.
Monzel, (Trier) 1127 Monzella. Romanisch monticellus, kleiner Berg.
Monzelfeld, (Trier) 11-1200 Munzeluelt, Munzenuelt. 902 Munzefehil.
Monzingen, (Koblenz) 1061 Munzecha, 1098 Munzeche.
Moringen. 1013 Moranga, in pago Morangana. Germanisch Mauranga, die Leute des Mauro.
Morken, (Köln) 868 Marca, 1216 Mareke. Altgermanische Gewässername Maro,- die Sumpfige.
Mörmter=Niedermörmter und Obermörmter. 1144 de Monimento, 1167 Muniment.
Moers Iim Anschluss an die Burg der Edelherren, später Grafen von Mörs errichtete Siedlung, Stadterhebung 1300, Münzstätte vom 14. Jahrhundert bis 1570. 9./10. Jahrhundert in Murse, 1288 de/in ... Morse [Original]. Der Ortsname beruht auf einem Gewässername, der im Namen des heutigen Moers-Bachs fortlebt. Namengebend ist wohl das von Altrheinarmen durchzogene Moorgebiet, in dem auf höher gelegenen Stellen die Siedlungen errichtet wurden, sodass altsächsisch mo ̄r ‘Moor’ die Basis liefert, das mit einem Suffix -isa ̄ einen Gewässername bildet (‘Wasserlauf im Moor’). Der Suffixvokal i ist wegen des Umlauts anzusetzen, auch wenn es auffällig ist, dass der Werdener Erstbeleg ihn nicht zeigt. Hingegen hat u als Wiedergabe von altsächsisch o ̄ (< germanisch /o ̄ /) Parallelen; möglicherweise repräsentieren die u-Schreibungen aber auch eine andere Ablautstufe. Der Typ Mörsbach ist noch anderweitig belegt (etwa im Flussgebiet der Saar). Wieweit Vergleichbarkeit besteht und inwieweit umlautlose Formen des Typs Morsbach einbezogen werden können, bleibt weiter zu untersuchen.
Morp, (Metzkausen) 1144 Marafa.
Mörsbach, (Sieg) 1131 Moresbach. Germanisch Maures baki-, Bach des Maur.
Mörschbach, (Würselen, Aa) 1108 in Moresbrunno, 1108 Morsborne. Germanisch Maures brunnan, Quelle des Maur.
Morsbronn, (Hilsprich) 877-78 Morinnesbrunno. Germanisch Maurines brunnan-, Quelle des Maurin.
Mörschbach, (Koblenz) 1200 Mergesbach.
Morscheid, (Trier) 1016-47 Murcid, 1098 Murscheit.
Morschenich, (Aa) 1158 Morsaz. Germanisch mora-, Moor + sati-, Sitz.
Mörsdorf (Hunsrück) (Lovenich) 1159 Morsdorp, 1185 Morstorp, Germanisch Maures porpa, Siedlung des Maur.
Mörsdorf (Thüringen) (Koblenz) 1103 Moresdorf. Idem.
Mosbach, (Biebrich) 1098 Muschebach. Germanisch muska-, Moos, + baki, Bach.
Moselkern, (Koblenz) 1200 Kerne.
Moselsurch, (Koblenz) 1092 UUissa, 1170 Wisa. Germanisch wihsa-, Dorf.
Moselweiß, (Koblenz) 1092 UUissa, +1170 Wisa. Germanisch wihsa-, Dorf.
Moss, (Albersloh) mitten 1200 Muslo.
Mötsch (Trier) 762 Marciaco, 1030 Merch. Gallo-romanisch Marciacum, zu Marcius gehörig.
Molbergen In der Gemeinte zahlreiche und frühgeschichtliche Denkmäler beziehungsweise Fundstellen; innerhalb der aus Befestigungsanlagen und unpassierbaren Moorund Niederungsgebieten gebildeten Cloppenburger Landwehr gelegen; um 1080 Schenkung der Kirche durch Adlige Gisela an den Bischof von Osnabrück, 1400 vom Tecklenburger Nordland zum Niederstift Münster. 1080/88 ecclesiarum scilicet Thriburiensis et Maleburgensis [Original], nach 1322 Moltberghe; Molbergen (vor 1328). Bildung mit dem Grundwort -berg. Ein Schwanken zwischen -berg und-burg in Ortsnamen ist häufiger zu beobachten. Das Bestimmungswort dürfte mit altsächsisch mahal, mittelniederdeutsch ma ̄l ‘Gericht, Gerichtsversammlung, -stätte’ zu verbinden sein, dessen Stammvokal -a nach Labial und vor -l zu -o verdunkelt wurde. Andererseits ist auch ein Ansatz germanisch *malho ̄ ‘Steingrieß, Sand’, das nur im Nordgermanisch appellativisch noch bezeugt ist, nicht auszuschließen. So Malbergen, Ortsteil von Georgsmarienhütte.
Molfsee 1238 Muluesse [Original], 1434 Molueße (1434), 1615/16 Molfsehe. Der Ortsname geht auf den älteren Gewässername zurück. Das Bestimmungswort Molfstammt wohl vom germanisch melwa ab, was ‘Zerriebenes’ bedeutet. So gibt die Bezeichnung als Molfsee Auskunft über die Beschaffenheit der Seen der Gegend (Molfsee, Rammsee, Schulensee); ‘See mit einem zerriebenen feinkörnigen Grund’.
Monheim (Schwaben) Im 9. Jahrhundert Gründung eines Benediktinerinnenklosters, 1334 Stadt, 1379 Übergang an die Herzöge von Bayern und 1506 an das Fürstentum Pfalz-Neuburg. 893 (Kopiedes 14. Jahrhundert) Moe vnheim, 894–circa 899 (Kopie des 10. Jahrhundert) Mouwenheim, Mowanheim, 1057–1075 Mov enheim, 1180 Movwenheim, 1198 Monheim, 1237 Mauenhain, 1239 Moenhein, 1251 Mowenheim, 1272 Mauwenheim, 1280 Mowenhein, 1284 Mavnheim, 1381 Monhaim, 1390 Maunhain, 1425 Manhein ... Manhain, 1436 Monhain, 1600 Monheim, 1699 Monnhaimb. Als Grundwort ist althochdeutsch *haim, -heim, zu erschließen, dass wohl eine neutrale Kuurzform zu hei Mittelalter ‘Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ ist; Bestimmungswort ist wohl der Personennamen Mauwo.
Monheim am Rhein 1307 Marktrechte, „Freiheit“ (Stadt mit gemindertem Recht) seit dem 14. Jahrhundert Mitte 12. Jahrhundert in Munheim. Grundwort-heim. Im Erstglied vielleicht ein swach flektierter Personenname, etwa Muno, Munno (Genitiv Munnen), also ‘Ort des Mun(n)o’, nach Analogie zu Mondorf (Stadtteil von Niederkassel, Rhein-Sieg-Kreis), 1134 Munnenthorp [Original]. Die heutige Namenform zeigt haplologischen Schwund des Flexivs und Vokalsenkung des Haupttonvokals. Der Personennamen ist eine Kurzform zu Vollnamen wie etwa Muni-frid. So Mit starker Flexion des Personenname Monsheim, Landkreis Alzey-Worms.
Monschau Ursprung der Siedlung ist eine Höhenburg des Kreuzfahrers Walram von Limburg-Monschau (1221–1226 Herzog von Limburg) auf einem Sporn über der Rur, aus der ein befestigter Talrechtsort (1342 bezeugt) hervorging, 1356 und endgültig 1435 Amtssitz im Herzogtum Jülich, 1543 Zerstörung im Geldernschen Krieg, 1815 an Preußen (Kreisstadt 1816–1971); im 18. Jahrhundert Feintuchmanufaktur von europaweiter Geltung. 1198 (Kopie 15. Jahrhundert) de Monte Ioci, 1217 castrum in Munioie [Original], Standardform des späten Mittelalter ist Monjoye, 19. Jahrhundert Montjoie, mit Erlass vom 9. 9. 1918 zu Monschau „germanisiert“. Typischer Name einer Kreuzfahrerburg nach altfranzösisch Munjoie, dass gleichermaßen als französisch Schlachtruf (s. „La Chanson de Roland“) wie als Ortsname für Aussichtspunkte vor Pilgerzielen (z.B. vor Jerusalem) gebraucht wurde; als mons gaudii ‘Freudenberg’ verstanden und im Erstbestandteil an mons ‘Berg’ angeschlossen (vgl. Latinisierung des Erstbelegs). Die altfranzösische Grundlage ist in der mundartlichen Aussprache noch erkennbar [m'onə]. Sie erklärt die extreme Variation in Schreibungen der Mittelalten mit -o~u für den Tonvokal und -i~j~y~g~s~z~sch für den sonorisierten Frikativ je nach Kanzlei (z.B. de Munioy, de Mongoye, de Monsyoye, de Munzoie, de Munzjoie, Munyauwe, Moynschawe u.a.m.). Nach 1800 neufranzösisch gesprochen [mõw'a]; regionalsprachlich [m'onao], Artikulation nach Neuhochdeutsch Standard [m’ɔnʃao] verrät den Fremden.
Monsheim Alle sieben Orts Gemeinte liegen in einer schon früh besiedelten Landschaft. Von einer jungsteinzeitlichen Kultur zeugen ein Menhir, der sog. „Hinkelstein“, und ein Gräberfeld. Die umgebende Landschaft wird „Wonnegau“ genannt. Der volksetymologie umgedeutete Name ist von Wangengau abgeleitet, den die Römer nach dem hier ansässigen Stamm der Vangionen benannten. Das Schloss Monsheim stammt aus dem 17. Jahrhundert und ersetzte einen älteren Bau vom Ende des 14. Jahrhundert In dieser Region dominierten im Mittelalter die Grafen von Leiningen. 1815 wurde aus dieser Landschaft Rheinhessen geschaffen und dem Großherzogtum Hessen zugeteilt. 767 Munulfesheim, 793 Muniolfesheim, 1182 Munninsheym; Monsheym off der Prymen (1394). Der Ortsname geht auf den althochdeutsch Personennamen Muniulf, Munulf im Bestimmungswort zurück, wobei der stammauslautende Vokal vor anlautendem -w regelhaft schwindet. Im Grundwort steht-heim. Spätestens mit dem 12. Jahrhundert hat sich die urzform Mun(n)idurchgesetzt, das -o könnte als mundartlich Vokalsenkung erklärt werden. Der Ortsname kann somit als ‘Wohnstätte des Mun(i)ulf ’ gedeutet werden.
Montabaur Pfarrkirche und Siedlung stammen wohl aus dem 10. Jahrhundert Die frühe Bedeutung des Ortes erklärt sich aus seiner Lage an einem wichtigen Verkehrsweg zwischen Köln und Frankfurt sowie aus seiner Funktion als Verwaltungszentrum und Trutzburg der Erzbischof von Trier hier im sogenannte „Unteren Erzstift“. 1291 Stadtrechte. Stadt und Amt Montabaur kamen 1803 an das Herzogtum Nassau. 959 in Humbacensis castelli suburbio, 1016 Hunbahc, 1227 castro nostro Muntabûr, 1319 Humbach, quae nunc Monthabur appellatur; Monthabaur (1537). Der Gewässername *Hunbach, nach dem zunächst die Burg, dann das Suburbium benannt worden ist, geht vermutlich auf germanisch hu ̆n‘ morastig’ zurück. Kehrein denkt auch an einen althochdeutsch Personennamen Huno, Hunno. Der ursprünglich Ortsname wäre somit als ‘Burg in morastiger Landschaft’ oder ‘Burg des Hun(n)o’ zu deuten. Der Trierer Erzbischof Dietrich von Wied benannte Mitte des 13. Jahrhundert seine Burg Humbach nach einem im Kreuzzug von 1217 umkämpften Berg in Mons Tabor um.
Monzelfeld
Monzernheim
Monzingen
Moordiek
Moorenweis
Moorgrund
Moorhusen
Moormerland Die Gemeinte Moormerland wurde 1973 gebildet und übernahm dabei den Namen der (alten) friesischen terra dieses Gebietes; der Verwaltungssitz ist Warsingsfehn. 1346 Mormannerlande [Original], 1400 Mu ̊rmu ̊rland, 1408 Mormerlande. Bildung mit dem in mittelniederdeutsch lant ‘Land, Gebiet’ belegten Appellativum als Grundwort und der Bewohnerbezeichnung, die aus mittelniederdeutsch mo ̄r ‘Moor’ und dem Plural von mittelniederdeutsch man ‘Mensch, Mann’ gebildet ist. Im 15. Jahrhundert wird der Name durch Ausfall des -ann zu Mormer verkürzt.
Moorrege 1285 erstmals urkundlich erwähnt, 1953 Umbenennung des 1948 gegründeten Amtes Uetersen-Land in Amt Moorrege und Verlegung der Amtsverwaltung nach Moorrege. Schloss Düneck, Sankt-Michaelis-Kirche, Drehbrücke Klevendeich (älteste funktionstüchtige Drehbrücke Deutschlands). 1285 de Mu ̊r [Original], 15. Jahrhundert in Dhidesmor; an der Mohrrege (1731). Die mittelalter beziehungsweise frühneuzeitliche Benennung des Ortes als Dhidesmor setzt sich zusammen aus einer Kurzform des Personennamen Dieter oder Dietrich und-moor. Bei der heutigen Bez. ist der Personennamen weggefallen, dafür wurde der Ortsname durch den Stamm -rege ergänzt. Dieser stammt aus dem Norddeutsch und bezeichnet die Reihe beziehungsweise genauer ein Reihendorf in der Marsch. So spiegelt der heutige Ortsname die Bedeutung ‘Reihendorfsiedlung in der moorigen Marsch’ wider. So Moorrege, Kreis Steinburg.
Moorweg
Moos (am Bodensee)
Moos (Niederbayern)
Moosach
Moosbach
Moosburg (Federsee)
Moosburg an der Isar Seit dem 8. Jahrhundert Bestehen eines Klosters, Burgbau durch die Moosburger Grafen, 1284 Markt, im 14. Jahrhundert Stadterhebung. 8./9. Jahrhundert Mosabyrga, 817 (Kopiedes 9. Jahrhundert, Druck von 1629) Moseburch, 890 Mosapurc, 940 Mosepurg, 1157–1163 Mospurch, 1182/83 Mosburch, 1627 Moosburg, 1973 Moosburg a. d. Isar. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist althochdeutsch -burg, burch, purg, purch, purc ‘Burg, Stadt, befestigter Ort, mit Mauern umgebene Ansiedlung’, Bestimmungswort mos ‘Sumpf, Moos’. Die Burg hat ihren Namen von den sie umgebenden undurchdringlichen Sümpfen. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage an der Isar. So Moosburg, Landkreis Biberach.
Moosinning
Moosthenning
Moraas
Morbach 1278 Morbach, 1396 Moirbach; Morbach (1446). Das Bestimmungswort enthält vermutlich althochdeutsch muor, mittelhochdeutsch mûr ‘Moor, Sumpf ’, mit Dehnungs-i in einigen Erwähnungen, das Grundwort ist -bach. Favorisiert wird eine Deutung als ‘Siedlung an einem morastigen/ sumpfigen Bach’. Weniger wahrscheinlich ist eine Herleitung des Bestimmungsworts aus rheinisch more ‘Brombeere’ (althochdeutsch mo ̄rbêri).
Mörfelden-Walldorf. Stadt im Landkreis Groß Gerau. Entstanden 1977 aus dem Zusammenschluss der Städte Mörfelden und Walldorf (kurzfristiger Name 1977 Waldfelden). Mörfelden, dass zum Wildbannbezirk Dreieich gehörte, ist als Besitzung des Klosters Lorsch im 9. Jahrhundert bezeugt. Danach gelangte der Ort über die Münzenberger und Falkensteiner an die Grafen von Isenburg-Büdingen, die ihn im Jahre 1600 an die Landgrafschaft Hessen verkauften. Am Südrand eine nicht mehr erhaltene Wasserburg. Walldorf ist auf dem Boden der Siedlung Gundhof 1699 für die Waldenser-Flüchtlinge aus Piemont gegründet worden. In Walldorf befand sich von circa 1935–1944 ein Außenlager des Kurzname Natzweiler-Struthof. Mörfelden erhielt 1968, Walldorf 1962 die Stadtrechte. Mörfelden: 830–850 (Kop.) Mersenuelt, 1016 Mersfelt, 1553 Merfelden. Walldorf: 1715 Walldorf. Der Ortsname Mörfelden mit dem Grundwort -feld zu althochdeutsch *marisc ‘Sumpf, Morast’ (vgl. Neuhochdeutsch Marsch). Dass die Gegend sumpfig war, zeigt der Name des benachbarten Ortes Mönchbruch (1189 Fulenbruch), dessen Zweitglied -bruchebenfalls ‘Sumpf ’ bedeutet. Der Ortsname Walldorf bezeichnet ‘das Dorf im Wald’, vgl. Walldorf, Rhein-Neckar-Kreis, (795, Kopie, Waltorf).
Moringen Lage an Kreuzung zweier Verkehrsstraßen, bis 12. Jahrhundert im Besitz der Northeimer Grafen, danach welfischer Besitz, ältere Siedlung ist bäuerliches Oberdorf um Kirche aus dem 11. Jahrhundert, vor 1350 Stadtrecht, 1890 Zusammenschluss von Moringen und dem Oberdorf, 1002–1003 in Marungun (Kopie15. Jahrhundert), 1089–1093 Morungen (F. 12. Jahrhundert), 1156 Moringin [Original]. Bildung mit dem Suffix-ungen im Wechsel mit -ingen. Der Wechsel von - aund -o in der Basis spricht für germanisch *-auu nd damit für einen Ansatz *Maur aus indogermanisch *meu-r-, *mou-r als Erweiterung von indogermanisch *meu ‘feucht, moderig’.
Moritzburg Entstanden aus der Landgemeinde Eisenberg, der auch ein Ortsteil namens Moritzburg angehörte, bestehend aus dem Schloss Moritzburg und dem dazu gehörigen Gutsbezirk, seit 1934 in Moritzburg umbenannt. 1358 Ysenberg, 1541 Eyssenbergk. Der Ortsname Eisenberg gehört zum Adjektivisch ̄ısen ‘Eisen’, gebildet mit dem Grundwort -berg, demnach ‘Siedlung, wo Eisenerz gefunden wurde’. Moritzburg enthält den Personennamen Moritz, Kurfürst von Sachsen (1521–53) und das Grundwort-burg.
Mörlenbach. Gemeinte im Landkreis Bergstraße. Frühe Schenkungen im Ort an das Kloster Lorsch. Ende des 8. Jahrhundert Bestandteil der Mark Heppenheim. Ab 1232 Besitz des Erzbistums Mainz. 1461–1650 an die Kurpfalz verpfändet. 1803 an Hessen-Darmstadt. In der Ortsmitte gab es eine nicht mehr erhaltene Wasserburg. 1970/71 Eingliederung von sechs Orten, darunter das 877 erstmals erwähnte Ober-Liebersbach (vgl. Nieder-Liebersbach, Ortsteil von Birkenau). 795 (Kop.) Morlenbach, 10. Jahrhundert (Kopie) Morlebach, 1283Moerilbach, 1610 Mörlnbach. Bestimmungswort zu althochdeutsch muor ‘Sumpf, Moor’ (< germanisch *mo ̄ra-), das hier in einer suffigierten Form als Adjektivisch *muoril ‘sumpfig’ erscheint. Anzusetzen ist eine syntaktische Fügung althochdeutsch *ze demo muorilin bah ‘beim sumpfigen Bach’. Die überlieferten Formen zeigen den Erhalt von germanisch -o ̄-. Das -i der Folgesilbe bewirkte den Umlaut -o ̄> -œ-.
Moritzheim
Morsbach Schon 895 bezeugt, gehört die Pfarrkirche zum Bonner Stift St. Cassius, Kirchspiel streitig zwischen Berg und Sayn, 1604 an das Herzogtum Berg, Amt Windeck, Bergbau bis 20. Jahrhundert neben Landwirtschaft. Circa 895 Morsbach (Kop.), 1131 Moresbach. Aus dem germanisch Personennamen Mor, Moro und dem Grundwort-bach.
Morscheid
Morschen
Morschheim
Morshausen
Mosbach 730/40 gegründetes Benediktinerkloster, 976 an das Hochstift Worms, 1241 erstmals Stadt genannt, 1429 Erhebung zur Residenz, ab 1806 badisch, seit 1976 Große Kreisstadt. Pharmaziegroßhandel, Schloss und Burg Mosbach, Palm’sches Haus, Stiftskirche, Alte Mälzerei, Villa Hübner. 826 Mosbach, 976 Mosebach. Der Ortsname liegt der Gewässername Mosbach (zu althochdeutsch mittelhochdeutsch mos ‘Moos, Moor, Sumpf’) zugrunde; für den Gewässername war die Beschaffenheit des Flussbettes namengebend. So Mosbach, Wüstung und Gewässername in der Stadt Wiesbaden; Moosbach, Ortsteil von Sulzberg.
Mosbruch
Moschheim
Moselkern
Mossautal
Mössingen. Große Kreisstadt und (mit Bodelshausen und Ofterdingen) gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Tübingen. Im 6. und 7. Jahrhundert aus zwei Gehöftgruppen zusammengewachsen, 1415 durch Verkauf an Württemberg, seit 1709 Marktgerechtigkeit, 1974 Erhebung zur Stadt, seit 2009 Große Kreisstadt. 774 (Kopie 1183–95) in Messinger marca, 789 Masginga [Original], um 1100 (Kopie 12. Jahrhundert, 16. Jahrhundert) Messingen; Mössingen (1522). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen und enthält den Personennamen *Masgo: ‘bei den Leuten des Masgo’. Später erfolgte Angleichung an den häufigeren Personennamen Masso; die amtliche Namenform beruht zudem auf zeitweiliger Rundung von e zu ö.
Motten
Moxa
Much Im Mittelalter Besitz des Bonner Cassiusstiftes, dann auch Rechte und Besitz mehrerer Kölner Klöster, Burg Overbach Anfang 12. Jahrhundert, ab 1549–1806 zum bergischen Amt Windeck gehörig, Gerichtssitz, Judeninternierung 1941/42 für den Kreis, heute Gemeinte mit 114 Orten. 1131 Mucha [Original], 1189 de Mughe. Herkunft unklar, Appellativum vielleicht zu mittelhochdeutsch mu ̄che, oBand Mauche, mittelniederdeutsch Muke ‘feuchtes, sumpfiges Gelände’ (Dittmaier) oder adjektivisch schweizerisch ‘morsch, matt, weich’ (Kluge, zur Fußkrankheit bei Pferden: Mauke), oder zu althochdeutsch mu ̄hhan ‘heimlich lauernd anfallen’ (vgl. althochdeutsch mu ̄hheo ‘Räuber’), so bei Bach für den nassauischen Ortsname Mauch, wonach Dittmaier auch für Much erwägt: ‘Ort im Verborgenen’. Im Rheinischen Wörterbuch findet sich noch Mauke, Muke in der Bedeutung ‘Versteck’.
Mucheln
Muchow
Mudau
Müddersheim, (Aa) 1057 Muoteresheym, 1074 Muderisheim, germanisch Modaharis haim. Wohnung des Modahari. (moda-, Mut, Gemüt + harja-, Heer)
Mude, Ter (Leerort) 1000 Lathamuthon. Germanisch Laipo-, die Leda + munpjan, Mündung.
Müden, (Mosel) 1139 Mudhena, 1147 Mudena.
Mudenbach
Mudersbach
Mudershausen
Mücheln (Geiseltal)
Mücka
Mücke Zusammenschluss der Gemeinden Flensungen und Merlau mit Kirschgarten zur neuen Gemeinde Mücke (1. 9. 1971); heutebesteht die Großgemeinde aus den Ortsteil Atzenhain, Bernsfeld, Flensungen, Groß-Eichen, Höckersdorf, Ilsdorf, Merlau, Nieder-Ohmen, Ober-Ohmen, Ruppertenrod, Sellnrod und Wettsaasen. Der Ortsname der neu gegründeten Gemeinte geht zurück auf einen Flurnamen zu mittelhochdeutsch mücke, mucke, mügge, mugge swach ‘Fliege, Mücke’. So Flurname Mücke-Acker (Göbelnrod, Gemeinte Grünberg), off de mäcke.
Mückeln
Müden (Aller)
Müden (Mosel)
Muffendorf, (Bad Godesberg) 888 Moffondurp, 930 Mofondurf, 1020 Moffendorf. Germanisch Moffon porpa-, Siedlung des Moffo.
Mügeln
Müglitztal
Mühbrook
Mühlacker Ende 9. Jahrhundert Kopie 1183–95 Ad Mulram, 1294 Mulnagger [Original], 1344 Múlenacker [Original], 1564 Mülacker [Original]; Mühlacker [Original] (1708). Bestimmungswort der für der Ortsname anzusetzenden Ausgangsform althochdeutsch *Mul ̄ı nackar ist althochdeutsch mul ̄ı(n) ‘Mühle, Mühlstein’. Als Grundwort fungiert althochdeutsch ackar ‘(vom Menschen kultiviertes) Ackerland, Saatfeld’, sodass sich als ursprünglich Bedeutung für den Ortsname entweder im lokativischen Sinne ‘(Siedlung an/bei dem) Ackerland/Saatfeld bei/an der Mühle’ oder im possessivischen Sinne ‘(Siedlung an/bei dem) Ackerland/Saatfeld, das zu einer Mühle gehört’ erschließen lässt. Infolge eines regulären i-Umlauts und der mittelhochdeutsch Abschwächung bis hin zum Ausfall unbetonter nebenbeziehungsweise Mittelsilben entwickelt sich die Ausgangsform althochdeutsch *Mul ̄ınackar über mittelhochdeutsch *Mülenacker schließlich zu frühneuhochdeutsch Mülacker. In mittelhochdeutsch Ortsname belegen erscheint der Umlaut -üim Schriftbild häufig nicht markiert als -u-. Die Schreibungen mit -gg und -ckh stellen historische Schreibvarianten für -ckdar. Die ohne das Grundwort Ende 12. Jahrhundert kopial überlieferte Erstbelegform Ad Mulram ist als Verschreibung für *Ad Mul(i)nam ‘an/bei der Mühle’ zu interpretieren, einer latinisierten Form (-am als feminine lateinisch Akkusativ-Singular-Endung) des aus lateinisch mol ̄ı na beziehungsweise mol ̄ı nae ‘Mühle’ entlehnten althochdeutsch Feminin mul ̄ı (n). Ähnlich u. a. Mühläckerle, Mühlholz, † Mühlrain.
Mühlau
Mühlberg/Elbe (Eft) 704 Mulenberge. Germanisch mulin, von romanisch molina, Mühle + baki-, Bach.
Mühldorf (am Inn) 1190 Salzniederlage, Besitz der Salzburger Erzbischöfe. 925 (? )Mulidorf, circa 995 Mulidorf, 1136/37 Muldorf, 1197 Mu ̊ldorf, 1427 Mueldorf, 1517 (latinisiert) Mylodorphum. 1702 Mühldorf, 1964 Mühldorf a. Inn. Grundwort ist althochdeutsch-dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf, ländliche Siedlung’, Bestimmungswort muli ‘Mühle’.
Mühlenbach
Mühlenbarbek
Mühlenbecker Land 1375 Mulebeke, Molenbeke, Molenbek, 1416 in Mulenbeke [Or.]. Der Name des Gewässers, einer Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch möl(l)e ‘Mühle’ und mittelniederdeutsch-be(e)ke ‘Bach’, wurde zuerst auf den Ort Mühlenbek übertragen und später auch auf die neu entstandene Gemeinte mit dem Zusatz Land.
Mühlenberge
Mühlen Eichsen
Mühlenfließ
Mühlenrade
Mühlental, (Ehrenbreitstein) 1210 Mulne.
Mühlgau, (Gau an der Niers) 866 in pago Muallensi, in pago vocatur Moella. Siehe Mülfort.
Mühlhausen (Kraichgau) (Arn) 1000 Mulinhusun. Mitten 1200 Mulenhuson. Germanisch mulin, Mühle + husum, zu husa-, Haus.
Mühlhausen (Mittelfranken)
Mühlhausen (Oberpfalz)
Mühlhausen (Thüringen) Planmäßige Ansiedlung von Franken im 8. Jahrhundert an alter Fernstraßenkreuzung nahe Königsgutbezirk Görmar; Königshof/Kaiserpfalz; seit 11. Jahrhundert Stadtentwicklung, 1135 Stadtrechte (villa regia), 1286 Mitglied der Hanse; 1525 Zentrum der Bauernkriegsbewegung; Mühlenwirtschaft an mehreren Wasserläufen, um 1800 19 Wassermühlen; Woll-, Tuch Lederverarbeitung. 967 actum Mulinhuson, 974 Mulenhusa, 1006 Mulinhusun, 1107 Mulehusen, 1199 Mulhusen. Der Ortsname ist gebildet aus althochdeutsch mul ̄ı, mul ̄ın ‘Mühle’und althochdeutsch hu ̄s‘Haus’,also’Siedlung (Häuser) an der Mühle’. Die Überlieferung zeigt die Abschwächung der Mittelsilbe zu -en und -e bis zur völligen Reduktion; -huson >-hausen. So Groß-, Kleinmölsen, Landkreis Sömmerda, 876 in Mulinhus; Mühlhausen, Landkreis Neumarkt i.d. Opf.), um 885 ad Mulihusun, Mühlhausen, Landkreis Erlangen-, 1008 Mulinhusun, sowie zahlreiche gleichnamige Orte in Deutschland.
Mühlhausen-Ehingen
Mühlhausen im Täle
Mühlhausen. Gemeinte im Rhein-Neckar-Kreis, bildet zusammen mit der Stadt Rauenberg und der Gemeinte Malsch den Gemeindeverwaltungsverband Rauenberg. Fränkischer Ausbauort, 976 mit der Abtei Mosbach an das Bistum Worms, vor 1272 Verkauf ans Hochstift Speyer, 1803 an Baden. Landwirtschaft, Weinbau, Taimbacher Schloss, St. Cäcilia, St. Nikolaus. 783 (Kopie12. Jahrhundert) Mulinhusa, Mulinhusen, 1297 Mulhusen, 1524 Mulhausen. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch mul ̄ı, mulin, mittelhochdeutsch müle ‘Mühle’ aus lateinisch mol ̄ınae und dem Grundwort mittelhochdeutsch -hu ̄sen. Neuhochdeutsch-hausen ist der alte Dativ Plural von althochdeutsch mittelhochdeutsch hu ̄s. So u. a. Mühlhausen, Unstrut-Hainich-Kreis; Mühlhausen // Mulhouse, Elsass.
Mühlheim am Main König Ludwig der Fromme schenkte 815 Mühlheim an den Karlsbiographen Einhard. Im Mittelalter war das benachbarte Kloster Seligenstadt bedeutendster Grundherr im Ort, der dem Erzbistum Mainz unterstand. Mit dem Amt Steinheim kam der Ort 1803 an Hessen-Darmstadt. Nach der Eingemeindung von Dietesheim im Jahre 1939 wurde Mühlheim zur Stadt erhoben. 1977
Eingliederung des Ortes Lämmerspiel. Mühlheim:
815 (Kopie) Mulinheim inferior, 1321 Molenheym, 1566
Mülheim. Dietesheim: 1013 (Kopie) Ditinesheim,1288
Dydensheim, 1564 Dideßhaim. Lämmerspiel: 12. Jahrhundert
(Kop., hierher?) Limaresvilla, um 1290 Limesbure,
1339 Limmersbugil, 1550 Lämmerßböl, 1564 Lemmer-
spiel. Der Ortsname Mühlheim enthält als Bestimmungswort ahd
mu ̄li(n) ‘Mühle’. Grundwort ist heim. In Mühlheim sind
bereits im Mittelalter zahlreiche Mühlen nachgewiesen. Der
differenzierende Zusatz im Erstbeleg unterschied
den Ort vom benachbarten Seligenstadt (815, Kop.,
Mulinheim superior, 1405 Mülheim, nunc Seligenstat
dicto). Der Ortsname Dietesheim enthält als patronymischer -heim-Name den Personennamen Dioting, Dieting, eine
-ing-Ableitung zu althochdeutsch di Ortsteil ‘Volk’. Der Ortsname Lämmerspiel zeigt sich in einer sehr vielgestaltigen
Schreibung. Mit dem nahen gelegenen Limes hat der
Name nichts zu tun. Das Bestimmungswort bezieht sich wohl auf
den Personennamen Liutmar, der zu *Limmar expressiv gekürzt
wurde. Uneinheitlich ist das Zweitglied, das sowohl
-bur ( -beuren), als auch -bugil (vgl. althochdeutsch buhil ‘Bühl, Hügel’) zeigt. Durch falsche Abtrennnung des zum bestimmenden Personennamen gehörigen Genitiv-s, das zum Grundwort gezogen wurde, entstand volksetymologisch der heutige Name.
Mühlheim an der Donau
Mühlingen
Mühlpfad
Mühlinghausen, (Ennepetal) 1096 Milinchusen. Germanisch Milingo husum, zu den Häusern der Leute des Milo.
Mühltal Entstanden 1977 durch den Zusammenschluss der Gemeinte Frankenhausen, Nieder-Beerbach, Nieder-Ramstadt und Traisa. Die Gemeinte sind erst 1403, 1318, um 1190 und 1316 erstmals bezeugt. Im Spätmittelalter stehen sie unter der Herrschaft der Grafen von Katzenelnbogen (Nieder-Ramstadt, Frankenhausen), Schenken von Erbach (Traisa), Herren von Frankenstein (Nieder-Beerbach) und kommen im 16. Jahrhundert an Hessen, ab 1567 an Hessen Darmstadt; 1918 und 1945 an Hessen. Im Modautal und den Nebentälern, wo die Gemeinte liegen, gab es schon seit dem Mittelalter eine Vielzahl von Mühlen und Bäckereien, zur Versorgung der Höfe und Städte (Frankfurter Messen). Seit dem 18. Jahrhundert entstanden neben den Getreidemühlen noch viele Loh-, Säge-, Stein-, Papier-, Walk-, Schleif und Drahtmühlen. Daher wurde das untere Modautal spätestens seit dem 19. Jahrhundert auch Mühltal genannt, sodass der neue Ortsname aus einem gängigen Landschaftsnamen (mit reichem kulturgeschichtlichem Hintergrund) gewonnen wurde. So Mühlhausen/Thüringen, UnstrutHainich-Kreis; Mühldorf a. Inn, Landkreis Mühldorf a. Inn.
Mülbach, 1177 Molbach.
Müldorf, (Beuel) 1172 Mulendorp, 1172 Molendorf. Germanisch mulin, Mühle + porpa, Dorf.
Mülfort, (Rheydt) 946 Moliuort, der erste Teil des namens ist wahrscheinlich ein anderer Name der Niers, + germanisch furdu-, Furt.
Mülheim an der Mosel
Mülheim an der Ruhr Anfang 11. Jahrhundert in Mulinhem, 1093 Mulenheim, 1289 apud/in Molinheym -heim mit Bestimmungswort Altsächsisch Mulin‚ Mühle; Ort der Mühle.
Mülheim-Kärlich In römisch Zeit befanden sich hier das sogenannte. „Agrippalager“, dass „Drususkastell“ und eine Siedlung. Schon unter den Erzbischof von Trier bildeten Mülheim und Kärlich eine gemeinsame Gerichtsgemeinde. Das Schloss in Kärlich wurde 1344 als Wasserburg errichtet. Von 1794 bis 1814 Teil des französisch Département Rhin-et-Moselle, seit 1815 des preuß. Landkreis Koblenz. 1969 Zusammenschluss beider ehemalig selbstständigen Gemeinte, seit 1996 Stadt. Mülheim: 1162 Molenheym, 1242 Mulinheim, 1282 Milinheym, 1297 in Mulenheym bei Kerliche. Kärlich: 1047 Kerlich, 1191 curtim nostram kerleche, 1197 curiam in Keliche cum molendino, 1217 in Kerliche. Das Bestimmungswort im Ortsname Mülheim gehört zu althochdeutsch, altsächsisch mulîn aus spätlateinischmo ̆l ̄ına, lateinisch mol ̄ınum‘Mühle’. Das-in inden Belegen gehört zum Wortstamm und gerät in unbetonte Stellung. Das Grundwort ist-heim. Zu deuten demnach als ‘Wohnstätte mit Mühle’. Dem Ortsname Kärlich liegt ein gallisch-keltisch Personennamen Carillus mit einem lateinisch besitzanzeigenden Suffix-acum zugrunde, vermutlich vor zu ergänzendem fundus ‘Hofgut’ im Akkusativ: ‘zum Hofgut des Carillus’. So Mülheim an der Ruhr, Mülheim, Ortsteil von Warstein, Kreis Soest.
Müllheim Besitz des Basler Hochstifts, im 12. Jahrhundert zur zähringischen Burg Baden bei Badenweiler, 1218 an die Grafen von Freiburg, seit 1809 Sitz des neuen Badischen Bezirksamtes, 1810 Erhebung zur Stadt. Burgruine Neuenfels, Martinskirche, Amtshaus der Vogtei Badenweiler. 758 in villa Mulinheimo, 1002 Muliheim (?). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch mul ̄ı, mulin, mittelhochdeutsch müle ‘Mühle’ aus lateinisch mol ̄ınae und dem Grundwort -heim: ‘Wohnstätte bei der Mühle’. So U.a. Mühlheim an der Donau, Landkreis Tuttlingen; Mülheim an der Ruhr.
Mullay, (Trier) 1144 Molun.
Mülldorf, (Siegburg-Mülldorf) 1076 Mulindorf, 1174 Mulindorp.
Müllenark, (Schophoven, Aa) 1129 de Mulinarco, 1131 Mulenarca. Germanisch mulin von romanisch molina, Mühle + germanisch arka von romanisch arcus, Bogen worunter das Rad einer Wassermühle dreht.
Müllenbach (Adenau)
Müllenbach (Eifel)
Müllenborn, (Trier) 1222 Mulenburne.
Müllrose
Mülsen Mülsenbach: 1118 rivulus Milsena. Mülsen St. Jacob: 1228 de Milsin, 1343/46 Milssein, 1460 Milsen, 1720Mülsen St. Jacob. Der Gewässername gehört wohl zur indogermanischen Wurzel *mil-/ *mel‘zermalmen, zerreiben’, enthalten auch in anderen Gewässername (z.B. Mulde, alt Milda). Kaum zu einem slawische Personennamen Miliˇs. So Hohenmölsen, Burgenlandkreis.
Mülverstedt
Münchberg Anwesenheit von Ordensgeistlichen (circa 11./12. Jahrhundert) durch Ortsnamen belegt, vor 1298 Stadterhebung unter Herren von Sparneck, seit 1381 als Amtssitz unter Burggrafen von Nürnberg beziehungsweise Markgraf von Brandenburg-Kulmbach / (seit 1603) -Bayreuth, 1792 preußisch, 1810 bayerisch, im 19. Jahrhundert Gründung von mechanischen Webereien, bis 1972 Kreisstadt (Landkreis Münchberg). Circa 1224 Munchiberc [Original], 1323 Mvencheberch; Münchberg (1386). Mittelhochdeutsch munich ‘Mönch’;-berg. Ähnlich München.
Müncheberg Um 1224 auf Anordnung vom schlesischen Herzog von Mönchen des Zisterzienserklosters Leubus in Schles. (heute Lubia) gegründet und dessen Namen zunächst erhalten. Mit der d. Ansiedlung setzte sich schnell der Name Möncheberg durch. 1245 wurde der Stadt das d. Recht verliehen Stadtmauer (seit 14. Jahrhundert) mit spätgotisch Berliner und Küstriner Tortürmen fast vollständig erhalten, Pfarrkirche St. Marien (ursprünglich 13. Jahrhundert). 1232 Ciuitati Lubes, 1233 Municheberc, 1245 Monichberch; Müncheberg (1364). Eine Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch monk, mon(n)ik, einer Entlehnung aus lateinisch monachus ‘Mönch’ und mittelniederdeutsch -berch, hochdeutsch-berg ‘Berg’. Der Name bezeichnet den klösterlichen Besitz nach der Lage am oder zum Berg (im flachen Gelände wird jede Erhöhung als Berg bezeichnet). So München.
Münchehofe
München 1158 Verlegung von Markt, Münze und Zollbrücke hierher durch Heinrich den Löwen, circa 1240 Erwerb der Stadtherrschaft durch die Wittelsbacher, Residenzstadt und Landeshauptstadt. 1158 apud ... Munichen, 1167–1171 de Munichen, 1174–1180 lateinisch de Monaco, nach 1189 Mu ̊nechen, circa 1220–1240 lateinisch de Monacho, 1283 Múnchen, 1295 Mve nichen, 1310 Mve nchen, 1313 München, 1315 Mue nchen, 1519–1521 lateinisch Monachium, 1588 lateinisch Monacum, Munichium vulgo dictum. Aventin erklärte 1533 den Namen: Herzog Hainrich, der zwelft herzog in Bairn, hat die stat München gepaut auf des closters von Scheftlarn grunde, darumb man die stat München hat genent und füert ein münich für ir wappen. Dem ursprünglich Personengruppennamen liegt eine Pluralform von mittelhochdeutsch munich ‘Mönch’ zugrunde. Es handelte sich wohl um eine Art Einsiedelei an der Stelle der ursprünglich St. Jakobskapelle, von zwei, drei frommen Männern bezogen. Den latinisierten Formen liegt wohl mittellateinisch monachium ‘Grundstück, dass einem Kloster geschenkt wurde’, zugrunde, beziehungsweise beruhen diese auf mittellateinisch monachus ‘Klausner, in einer Einzelzelle lebender Mönch’ beziehungsweise italienisch monaco ‘Mönch’.
Münchenbernsdorf
Münchhausen, 1216 Munichusin, 1217 Munencshusen. Germanisch munik von latinisch monachus, Mönch + husum, zu husa, Haus.
Münchrath, (Neukirchen bei Grevenbroich) 1066-81 Munkrothe. Germanisch munik von latinisch monachus, Mönch, + ropa-, Rodung.
Münchsmünster
Münchsteinach
Münchwald
Münchweiler/Alsenz
Münchweiler am Klingbach
Münchweiler an der Rodalb, Münchweiler, (Saarland) 1197 Munechwilre.
-münde(n). Althochdeutsch munden ‘zusammenfließen’, althochdeutsch mund Maskulinum / gimundi Neutrum, mittelniederdeutsch munde Feminin ‘(Fluss-) Mündung’. Die Dativ-Singular-Form -münde(n) kommt öfter in Siedlungsname mit dem entsprechenden Gewässername als Bestimmungswort vor (Travemünde, Ortsteil von Lübeck) oder als Simplex (Hann. Münden.
Mündelheim, (Duisburg) 1072 Mundelincheim. Germanisch Mundilingo haim, Wohnung der Leute des Mundilo. ( munda-, Vormund)
Mundersum, (Osnabrück) mitten 1200 Munersde.
Mündt, (Titz) 1218 Munen.
Müngersdorf, (Sulz) 1214 Mundesntorp. Germanisch Mundines porpa-, Siedlung des Mundin. ( munda-, Vormund)
Mündersbach
Münk
Münnerstadt Das Gebiet war seit der Jungsteinzeit und Hallstattzeit besiedelt; der Ort soll im 5. Jahrhundert entstanden sein. Die Grafen von Henneberg errichteten im 12. Jahrhundert am Zusammenfluss von Lauer und Talbach eine Talburg, bei der sich die Bewohner des alten Ortes Münnerstadt ansiedelten. Ab etwa 1230 befestigte Stadt (oppidum) mit Stadtmauer, vier Stadttoren und Markt. 1335 Verleihung des Stadtrechts. 1354 Teile der Stadt würzburgisch, 1585 insgesamt zum Fürstbistum Würzburg; 1803 erstmals, 1815 endgültig bayerisch. Mittelaltes Stadtbild mit vielen Fachwerkhäusern, weitgehend erhaltene Stadtmauer, Deutschordensschloss, historisch Rathaus. 770 (Druck 1607) Munirihestat, 1279 Munerstat, 1801 Münnerstadt. Grundwort ist althochdeutsch stat (-statt/-stedt/stätten/-stetten); das Bestimmungswort kann im Zeithorizont der Belege als der im Genitiv Singular stehende Personennamen Munirichaufgefasst werden. A.W. Nikola weist auf einen um 800 als fuldischen Zeugen bezeugten Träger des Namens hin, hebt aber gleichzeitig das vermutlich höhere Alter der Siedlung hervor, womit der Zusammenhang des Ortsnamens mit dieser Person aufgehoben würde. Nach T. Vennemann ist -stat sekundär und der Name aus vorgermanisch *Muniricum herzuleiten.
Münsing
Münsingen Hauptort der zwischen 769 und 778 genannten Munigesinger marca, Ortsherrschaft lag bei den Grafen von Urach, 1263 an Württemberg, zwischen 1263 und 1339 Stadtrecht und Mauerzug, 1938 an den heutigen Landkreis Reutlingen. Schloss Buttenhausen, Burgen Hohenhundersingen, Bichishausen, Hohen und Niedergundelfingen. 769–778 (Kopie 1183–95) Munigesinger marca, 904 in pago Munigisingeshuntare [Original], 13. Jahrhundert Munegesingen [Original]; Münsingen (1347? 1434). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen und enthältden Personenname *Munig ̄ıs:‘beiden Leuten des Munig ̄ıs’. Derzweite Rufnamen stamm G ̄ıs iit in der tonschwachen Mittelsilbe des Ortsname zur Ausspracheerleichterung stark verkürzt worden. So Münsing, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Münster (Hessen) Der Ort wird erstmals um 1200 erwähnt, als die Herren von Eppstein hier ein Lehen des Erzbistums Köln innehaben. Er gelangt bald danach an die Münzenberger, dann in den gemeinsamen Besitz von deren Erben, der Hanauer und der Falkensteiner (beziehungsweise von Sayn). 1486 erwirbt Isenburg den größten Teil, 1706 den Rest. Nach der Mediatisierung Isenburgs fällt er 1816 an Hessen Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen; 1972 wird Altheim eingegliedert. Um 1200 Monstre (Kopie 1282/83), um 1290 Munstre, 1361 Monster, 1423 Munster, 1687 Münster [alles Original]. Führt zurück auf das dem vulgärlateinisch monisterium (< mittellateinisch monasterium ) ‘Einsiedelei, Klause, Kloster, (Kloster-)Kirche’ nachgebildete althochdeutsch Lehnwort munistri (mit althochdeutsch o > u vor i), das dann durch die spät althochdeutsch Abschwächung beziehungsweise den Schwund der Nebensilbenvokale zu munstre oder dann – mit Sprossvokal vor silbischem r – zu munster wurde, wobei, wie bis ins 15. Jahrhundert noch üblich, die Bez. des – schon gesprochenen – Umlauts noch fehlt. Es bedeutete ‘Einsiedelei’ uswach (s. o.) und könnte hier, da ein frühes Kloster nicht nachweisbar ist, eine einfache Mönchsklause, vielleicht auch die Pfarrkirche bezeichnet haben. So U.a. Münster, NRW.
Münster (Lech)
Münster (Westfalen) 793 Klostergründung, 799 Bistumsgründung, 805 Liudger erster Bischof, 1170 Stadtrecht, 1173 Fürstbistum, 14./15. Jahrhundert Mitglied der Hanse, 1534/1535 Wiedertäufer-Herrschaft, 1648 Ende des 30-jährigen Krieges mit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück, 1802 preußisch, 1806/08 Großherzogtum Berg, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch, 1915 Großstadt. 819 Mimigernaford, 1007 Mimigarduordensis, 1068 Monasterium, 1173 Munstre. Mehrfacher Namenwechsel. Der heutige ON, der seit dem 11. Jahrhundert besteht, beruht auf einem Lehnwort aus dem lateinisch monasterium, vulgärlateinisch monisterium, mittelniederdeutsch münster, westfälisch. mönster ‘Kloster’. Motivierend für die Benennung war das Kloster des heiligen Liudger, der erster Bischof von Münster war. Die vorausgehenden Namen für Münster sind jeweils Bildungen mit dem Grundwort -furt zu altsächsisch ford, mittelniederdeutsch vo ̄rd(e) ‘Furt, seichte (Durchgangs-)Stelle im Wasser’. Die grammatische Bestimmung ist im Altsächsisch nicht sicher. Es wird meist als stätig Maskulinum angesetzt. Die mittelniederdeutsche Form ist als Maskulinum und Feminin und vereinzelt auch als Neutrum bezeugt. Die Bildung Mimigernaford ist eindeutig älter als der spätere Name Mimigardeford. Mit der Form Mimigerna als Bestimmungswort liegt ein im Gen. Plural flektierter Personennamen Mimigern vor, der die Funktion eines Personengruppennamens hat, also etwa ‘(Furt) der Mimigerne’, also ‘(Furt) der Leute des Mimigern’. Der zweigliedrige Personennamen Mimigern setzt sich aus einem Erstglied Mimi-, dass nur als Bestimmungswort oder als Kurzform Memo belegt ist, und einem Zweitglied -gern zu gotisch -gaírns ‘begehrend’ zusammen. Als parallele Bildung trat nur kurz der Name Mimigard(e)fordauf, wohl um die nicht mehr verstandene Bildung auf Basis des inzwischen ungebräuchlichen Personennamen Mimigern zu ersetzen, und zwar durch Austausch von -gern durch -gard zu gotisch gards ‘Haus als umzäunter Besitz’, altsächsisch gard ‘Feld, (bewohnte) Erde, Haus’. Als Personenname Element ist -gard, vielleicht mit anderem etymologischem Anschluss, auch für männliche Personennamen nachgewiesen. So Münster, Kanton Wallis, Munster, Département Haut-Rhin.
Münster-Sarmsheim, 1158 Munstre.
Münsterappel, 853 Appola monasnasterium, 893 Apula, 897 Appula.
Münsterdorf
Münstereifel, 898 nouum monasterium, 949-70 in nouo monasterio. 1112 Monasterium in Eiflia.
Münsterhausen, mitten 1200 Mulseterhuson. Germanisch mulinsaetjana husum, zu den Hausern der Mühleanwohnern.
Münstermaifeld, 964 Sancti Martini monasterium, 1008-15 Monasterium, 1208 Monasterii in Meinevelt.
Münster-Sarmsheim
Münstertal/Schwarzwald
Muntenbrok, (Kettwig) 1150 Muntenbruke.
Münzenberg, 1174 Minceberg, 1185 Minzenberg, 1206 Minzinberc.
Münzingen, 1100 Minciche.
Murbach, 1056 Muorbacensis, 1113 Morbacensis.
Mürlenbach, 1103 Morlbach, 1222 Morlenbahc.
Mußbach an der Weinstraße, 1203 Musbahc. Germanisch musa-, Moos + baki-, Bach.
Müsch, 975 Musca.
Müschenbach
Müssen
Mussum, (München) mitten 1200 Musheim. Germanisch musa-, Moos + haima, Wohnung.
Müstert, (Trier) 1098 Munstre. 1179 Monasterium in ripa Moselle.
Mutscheid, (Köln) 1222 Muckesceyt.
Mützenich
Muggensturm
Muhr am See
Mulda (in Sachsen)
Muldenhammer
Muldestausee
Mulfingen
Mundelsheim
Munderkingen 1266 Erhebung Munderkingens zur Stadt, 1297 Verkauf an Österreich, 1805 an Württemberg. Die Stadt Munderkingen bildet seit 1972/75 zusammen mit den Gemeinte Emeringen, Emerkingen, Grundsheim, Hausen am Bussen, Lauterach, Oberund Untermarchtal, Ober und Unterstadion, Rechtenstein, Rottenacker und Unterwachingen den Gemeindeverwaltungsverband und Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen. Heilig-Geist-Spital, Neue Donaubrücke, Pfarrkirche St. Dionysius. 792 marcha ... Muntariheshuntari [Original], 13. Jahrhundert (zu 1227) Mvnderichingen, 1254 Mvnderhingen [Original], 1266 Munderchingen [Original], 1267 (Kopie17. Jahrhundert) Munderkingen. Munderkingen ist eine-ing(en)-Ableitung vom Personennamen *Mundar ̄ı ch und bedeutet ‘beiden Leuten des Mundar ̄ıch’. Der Name erscheint bereits im Bezirksnamen des 8. Jahrhundert, Munderkingen dürfte also der Mittelpunkt des Bezirks gewesen sein. H. ist er der mit Abstand größte Ort und dient daher auch als Name des gesamten Gemeindeverwaltungsverband. Die Namenform beruht auf Synkopierung des schwachtonigen Vokals des zweiten Rufnamenstammes und regulärer Entwicklung des nachträglich in den Silbenanlaut getretenen ch zu k.
Munkbrarup
Munningen
Munster 1217 Arnoldus de Munster [Original], 1252 in Monstere [Kopie 16. Jahrhundert]; Munster (1450–51). Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch münster ‘Kloster(kirche)’, das aus gleichbedeutendem lateinisch monasterium entlehnt ist. Anders als bei dem Münster erscheint der Ortsname bis heute ohne Umlaut. Das Benennungsmotiv ist unklar. Eine erwogene Verlegung eines Klosters von Munster nach Ebstorf ist historisch nicht haltbar. So Münster, Stadt Münster.
Murchin
Murg
Murnau am Staffelsee Seit der Römerzeit Straßenort, 1329 Markt. Circa 1150 Murnowe, 1237 Mvrnow, 1264 Murnawe, 1293–1301 Mornawe, 1295 Mu ̊rna ̆we, 1399 Murrnaw, 1557 Murnau, 1987 Murnau a. Staffelsee. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch ouwe, owe,-au, ‘von Wasser umflossenes Land, wasserreiches Wiesenland’. Das Bestimmungswort wird zu bairisch Mur ‘Sand und losgebrochenes, zerstückeltes Gestein, welches von den Höhen in die Täler niedergerollt oder von Wetterbächen herabgeschwemmt worden ist’ im Sinn von ‘Steinschutt, Moräne’ gestellt; mittelhochdeutsch murc ‘morsches, brüchiges Land, Erde’ ist belegt und daraus lässt sich möglicherweise *mure erschließen, wenn man ein substantiviertes Adjektivisch *murag annimmt. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage am Staffelsee.
Murr
Murrhardt Im 7. Jahrhundert Siedlung, die das Kulturland um das römische Kastell nutzte, Klostergründung nach 814, 1328 erstmals Stadt genannt, 1395 an Württemberg, das Kloster-Oberamt ging 1808 im Oberamt Backnang auf, 1973 zum Rems-Murr-Kreis. Handwerk und Maschinenbau, Stadtkirche, Walterichkirche (ehemalig Wallfahrtskirche), Villa Franck, Rümelinsmühle. 788 (Kopie13. Jahrhundert) Murrahart, 999 Murrehart [Original], 1295 Murrhart [Original]; Murrhardt (1700). Eine Zusammensetzung mit dem Gewässername Murr (180–92 VICANI MVRRENSES, zu keltisch *mor-, mori‘ Meer’) und althochdeutsch hard ‘Wald’, wohl insbesonders ‘Bergwald, waldiger Höhenzug, lichter Weidewald’, mittelhochdeutsch hart ‘Weidetrift’. Murrahart ist ‘Weidewald an der Murr’ und bezieht sich ursprünglich auf einen fränkischen Königshof beim ehemalig Römerkastell an der Murr. So Murr, Landkreis Ludwigsburg.
Mustin
Musweiler
Mutlangen
Mutterschied
Mutterstadt Der Mutterstadter Pfalzmarkt ist der größte genossenschaftliche Gemüsegroßmarkt in D. 767 Mutherstather marca (Kopieum 1190), 774 Muderstather marca, 801 Muterstat; Mutterstat (1468–70). Das Bestimmungswort geht auf einen althochdeutsch Personennamen zurück, der aus den zwei Bestandteilen Muot und -heri besteht. Die Genitivendung - sund der Anlaut des Grundwort-statt/-stedt/-stätten/-stetten sind zusammengefallen. Der Ortsname kann als ‘Siedlungsplatz des Muotheri’ gedeutet werden.
Nabburg Kern der Stadt ist eine mittelalter Burganlage; bei Nabburg beginnt der 150 km lange, Pfahl genannte Quarzfelsenzug. 929 Nabepurg, in Fälschung des 11. Jahrhundert (auf 798) Nappurch, in Fälschung von circa 1100 (auf 1040) Nabburg. Die mittelalter Burganlage ist nach der Lage am Fluss Naab benannt. Der Gewässername Naab (zur Donau bei Regensburg), 883–887 Napa, circa 1006 Naba, geht auf vorgermanisch *Noba ̄ zurück, was als Nomen loci zum indogermanischen Verb *nebh-e‘ feucht werden’ gedeutet werden kann.
Nachrodt-Wiblingwerde
Nachtsheim, 931-56 Natesheim, 1212 Nachtysheim.
Nack
Nackenheim
Nagel
Nagold Zunächst römisch Gutshof, dann alemannisch Hofsiedlung, schließlich fränkisch Fürstensitz, Zentrum des Nagoldgaus, im hohen Mittelalter Sitz der mit Karl dem Großen verwandten Nagoldgaugrafen, 1247 zur Grafschaft Hohenberg, 1260 Sitz der Teilherrschaft Nagold, ab 1300 weitere Teilungen. 1363 kam der Ort an Württemberg und wurde Amtssitz, im 19. Jahrhundert Oberamtssitz beziehungsweise Bezirksstadt. 786 in villa Nagaltuna, 881 (Kopie12. Jahrhundert) Nagalta, 1005 Nagelta, 1228 Nagelte, 1349 Nagelt, 1498–1503 Nagolta. Flussname (die) Nagold (zur Enz zum Neckar), 1075 iuxta fluvium ... Nagaltha, 1252 in ripa ... Nagilte, 1342 uf der Nagelt, und Ortsname sind ursprünglich nicht identisch. Wie aus dem Landschaftsnamen 770 Nagl[achgouwe] (Nagoldgau) hervorgeht, ist die älteste Form des Flussnamens althochdeutsch *Nagla, später mit Sprossvokal *Nagala. Belege für der Flussname wie Nagaltha, Nagilte, Nagelt gehen auf Übertragung des Ortsnamens auf den Fluss zurück. Der Ortsname Nagalta ist als Nom. zu dem vermeintlichen Genitiv/Dativ/Akkusativ feminin althochdeutsch *Nagaltu ̄n neu entwickelt worden. Wenn (786) Nagaltuna aus vorgermanisch/keltisch*Naglo-du ̄non entstanden ist, dann könnte sich der Name auf die frühkeltisch Fürstenburg auf dem Schlossberg in Nagold beziehen; keltisch *du ̄non bedeutet ‘Hügel, Festung, Burg’, also ‘Festung an dem Nagold’. Der Flussname *Nagla ist indogermanisch und lässt sich erklären als Verbaladkectivisch, das von der schwundstufigen Wurzel mit l-Suffix abgeleitet wurde: indogermanisch *nh2gh-ló> spät indogermanisch feminin*nagla ̄. Das Verbliegt vor in griechischn ̄echo ̄ ‘ich schwimme’ (< *na ̄gho ̄, indogermanisch*neh2gh-). Die Grundbedeutung des Flussname Nagold war demnach ‘Gewässer, auf dem etwas schwimmen kann’.
Nahe
Nahegau, (Gau an der Nahe) 835 in pago Nauuinse. 868 infra Naagao.
Naila 1007 schenkt Kaiser Heinrich den „Nordwald“, in dem der Ort liegt, dem Bischof von Bamberg; Gerichtssitz (1343 erstmals erwähnt), ab 1373 beziehungsweise 1438 zum größten Teil im Besitz der Burggrafen von Nürnberg, 1454–1818 Markt mit städtischer Verfassung, 1818 Stadterhebung, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Naila, Bergbau (15. Jahrhundert bis 1859), Maschinenbauund Kunststoffindustrie. 1343 Neulins [Original], 1398 zum Newlein, 1421 Kopie1520–25 Nala; Neyla [Original] (1478). Es liegt ein genetivischer Siedlungsname vor, der am ehesten auf einen mittelhochdeutschen Personennamen *Niuwel ̄ın (vgl. die belegten Personennamen Niuwila, Niwilo) oder einen Übernamen *Niuwel ̄ın mit der Bedeutung ‘Neusiedler’ zum Adjectivisch mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’ zurückgeführt werden kann. Aufgrund fehlender Parallelen weniger wahrscheinlich ist eine appellativische Basis mittelhochdeutsch *niuwel ̄ın ‘neu gerodetes Land’. Im späten 14. Jahrhundert ist erstmals der Schwund der Genitiv-Endung -s bezeugt. Mittelhochdeutsch iü entwickelte sich in der Mundartlich zu einem ae-ähnlichen Diphthong, der in der Schrift mit ey o.ä., später mit ay (1472 Naylein) und schließlich auch mit ai (wie in der heutigen amtlichen Namenform) wiedergegeben wurde. Der Beleg 1421 KopieNala spiegelt die mundartliche Weiterentwicklung von ae vor l zu a: und von -lein zu -lɐ wider.
Nalbach Im 10. Jahrhundert Bau der Primsmühle, 1984/85 vollständig abgebrannt. 1048 Schenkung eines Hofes im heute Nalbach an das Stift St. Simon in Trier durch den Erzbischof. Entwicklung zum Wirtschaftszentrum im Primstal. 1974 Vereinigung von Nalbach, Piesbach, Bilsdorf und Körprich zur neuen Groß Gemeinte 1036 (F. 13. Jahrhundert) de Nagalbach, 1036 (Kopie 18. Jahrhundert) de Nagalbach, 1036 (Ende 13. Jahrhundert) de Nagelbach, 1048 (Kopie Anfangs 14. Jahrhundert) curtis Naguelbach, 1071 uilla Nagelbahc [Original], 1154 (Kopie 14. Jahrhundert) Nailbach, 1154 (Kopie 16. Jahrhundert) Nalbach, 1155 Nalbach [Original], 1179 Nahelbach [Original], 1192–1200 de Nagilbach/ Nagilbac [Original]. Bildung mit dem Grundwort -bach (mittelhochdeutsch bach Maskulinum feminin, althochdeutsch bah Maskulinum) und dem Bestimmungswort Nagel (mittelhochdeutsch nagel, althochdeutsch nagal), ebenso (ohne alte Belege) der Name des Nalbachs, der in Nalbach in die Prims mündet. Ausfall des intervokalischen -er gab die h. abgeschliffene Form, z.T. mit Dehnungs-i (Nail-), vgl. 1088 in dem Nailbecher dale [Original], 1330 in Noylbecherdal [Original]. So Nagelbach, Gewässername (l. zur Schlierach, vgl. Dotter, Feminin und Maskulinum: Der Inn und seine Zuflüsse. Von Kufstein bis zur Einmündung in die Donau.
Namborn Reste römerzeitlicher Siedlungen und Wege (Alte Trierer Straße). Im Mittelalter gehörten die Orte der heute Gemeinte teilweise zum Herzogtum Lothringen, teilweise zu anderen kleineren Herrschaften. Einfluss auf die Gegend besaßen auch die Bischöfe von Trier (später Kurfürsten) und Metz. Nach 1815 wurden die Gemeinte preuß., der Ortsteil Hirstein gehörte zum oldenburgischen Birkenfeld. Seit 1974 besteht die Gemeinte Namborn aus den Ortsteil Baltersweiler, Eisweiler-Pinsweiler, Furschweiler, Gehweiler, Hirstein, Hofeld-Mauschbach, Namborn-Heisterberg und Roschberg. 1360 Nuinborn (< *Niunborn), 1457 Nu ̊mborne, 1532 Nau ̊mborn. Das Grundwort-born geht mit r-Metathese auf mittelhochdeutsch brunne, althochdeutsch brunno Maskulinum ‘Brunnen, Quelle’ zurück. Die Metathese erstreckte sich von den Niederlanden und Norddeutsch über das Mfr. bis weit in den S hinein und wurde später rückgängig gemacht; burne und born (mit mitteldeutsch Senkung von u zu o) z. B. waren im 11. Jahrhundert vom Niederrhein bis Lothringen verbreitet. Der Ortsname-Typus -born/ -brunn war vom hohen und späten Mittelalter bis in die Neuzeit hinein produkt. Bestimmungswort ist das Adjektiv neu, mittelhochdeutsch niuwe, nu ̄ we, althochdeutsch niuwi. Der Lautstand des Adjektivisch in den historisch Belegen und in der heute Namenform geht auf eine abweichende Entwicklung von althochdeutsch iu zurück: Im nw Alemannisch und fast im gesamten Mitteldeutsch unterblieb der i-Umlaut vor folgendem w und teils auch vor r. Dieses nicht umgelautete iu fiel später im Mitteldeutsch mit mittelhochdeutsch u ̄ zusammen und wurde zu au diphthongiert, vgl. z.B. die Namen von Bad Nauheim und Naumburg (Saale). Schließlich erfolgte analog zu der reg. Entwicklung von mittelhochdeutsch ou in der Mundartlich eine Monophthongierung zu a ̄ (vgl. mittelhochdeutsch boum, Neuhochdeutsch Baum, mundartlich Baam). Dieser Langvokal ist in der mundartlichen Form des Namens noch vorhanden, im amtlichen Namen ist der Vokal gekürzt. Namborn ist zu deuten als ‘beim neuen Brunnen’. So Numborn, Ortsteil von Heusweiler, Regionalverband Saarbrücken, mit anderer Entwicklung (fehlende Diphthongierung) des Bestimmungswort kun.
Nandlstadt
Narsdorf
Nassau 915 Ersterwähnung als Gutshof des Bischofs von Worms, um 1100 Errichtung der Burg Nassau, nach der sich seitdem ein Adelsgeschlecht benannte, 1348 Stadtrechte, Geburtsort von Karl Freiherr vom und zum Stein. 1806 Herzogtum Nassau, 1866 an Preußen. 915 Nassowe, 1158 Nassoue, Nassovve, Nassoua, 1197 de Nassowen uswach, 1314 de Nassauen, 1339 von Nassav, 16. Jahrhundert Nassau. Grundwort -au(e). Als Bestimmungswort wird der Name eines Zuflusses der Lahn bei Nassau vermutet, der aber erst vor 1630 als aqua Nass, fluvius Nass oder Nass flu bezeugt ist und eine gelehrte Rückbildung aus dem Ortsname Nassau darstellt. Das Bestimmungswort dürfte germanisch *nassa(< *nat-sa-) sein, das als Flussname zu germanisch *nata‘nass’ gestellt werden kann oder eine Nebenform zu althochdeutsch nazza ‘Nessel’ ist. In diesem Fall ist Nassach, Weiler am Fluss Nassach (Landkreis Göppingen), 1245 Naszach, vergleichbar. Mit s-Suffix abgeleitete Flussname sind ferner Neiße < slawische Nisa < germanisch *Nissa < *Nit-so ̄ und Dosse (zur Havel) < germanisch *Duh-so ̄.
Nastätten Seit dem 12. Jahrhundert Herrschaftsgebiet der Grafen von Katzenelnbogen, bis 1449 als Vögte des Klosters Prüm. 1479 wurden die Gemeinte im Einrich hessisch. Die Region wird wegen des aus Flachs hergestellten und mit den Blättern der Färberwaid gefärbten und im Mittelalter bekannten blauen Tuches aus diesem Gebiet auch „Blaues Ländchen“ genannt. 1815 bis 1866 zum Herzogtum Nassau, danach zum Preußen. 893 Nasteden (Kopie1222), 1138 Nastheden, 16. Jahrhundert Nassstedten, 1780 Naßstätten. Das Bestimmungswort geht auf einen Gewässername *Nassaha ( -ach1) > Nasszurück, der vermutlich ursprünglich den hier in die Lahn mündenden Mühlbach bezeichnete. Der Name lässt sich aus einem lateinisch-westfränkisch Lehnwort nassa für eine ‘Fischreuse beziehungsweise Fischwehr’ oder ein ‘Flechtwerk aus Weiden’ herleiten. Kehrein denkt auch an eine mögliche Verwandtschaft mit althochdeutsch, mittelhochdeutsch naz ‘nass’. Das Grundwort -stätten zu -statt. Auslautendes und anlautendes -s verbinden sich. Als Deutung wird jedoch ‘Siedlungsplatz an einem Gewässer mit einem Fischwehr’ favorisiert.
Natrop, (Datteln) mitten 1200 Northorpe, Northorpa. Germanisch norpa-, Nord + porpa Siedlung.
Natrup, (Havixbeck) 1000 Nordthorpe.
Nattenheim, 758-59 Nathneim, 1103 Nanzenheim, 1222 Nanzenheym.
Nattheim
Naumburg, (Saale) 1076 Nuinburgensis.
Naunheim, (Koblenz) 1210 Nuenheim. Germanisch niwin, zu niwja, neu + haima, Wohnung.
Nauen Die Stadt geht auf eine slawische Siedlung mit Burgwall am Luchübergang zurück (nicht identisch mit der 981 genannten Burg Nienburg an der Havel); Stadtgründung durch die Markgraf von Brandenburg im 13. Jahrhundert. Seit 1826 Kreisstadt und Landratssitz für das Osthavelland; geschlossene Bebauung des frühen 19. Jahrhundert. 1186 Nauwen [Original], 1195 Nowen; Nauen (1208). Der Versuch, den Namen aus der Slawischen als eine Bildung mit dem possessiv Suffix -jzum altpolabisch Personennamen Noven, Novan o.ä., der zu urslawische novч ‘neu’ gehört, zu erklären, wurde jüngst abgelehnt. Höchstwahrscheinlich wurde der Name von Nauen, Landkreis Goslar, übertragen. Dieser Name ist nicht eindeutig zu erklären.
Nauendorf
Nauheim Das Kloster Lorsch wird im 9. Jahrhundert als Besitzträger im Ort genannt. Das kaiserliche Lehen Nauheim kam im 14. Jahrhundert an die Herren von Falkenstein. Über die Grafen von Sayn beziehungsweise Isenburg-Büdingen gelangte der Ort im Jahre 1600 durch Verkauf an die Landgrafschaft Hessen. Der Ort nennt sich „Musikgemeinde“, da sich nach dem 2. Weltkrieg zahlreiche vertriebene Instrumentenbauer aus dem Egerland und dem Erzgebirge in Nauheim niederließen und hier eine Musikindustrie begründeten. 830–850 (Kop.) Niuenheim, Niuuenheim, 1211 [Original] Nuheim, 1521, Nawheym. Bestimmungswort ist althochdeutsch *niuwi, mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’. -iuzeigt die dialektale Entwicklung zu -u ̄-, das lautgesetzlich korrekt zu -au diphthongiert wurde. Flexivisches -n in den frühen Belegen geht auf eine syntaktische Fügung *ze demo niuwen heim zurück, während die späteren Belege auf die Nominativform *das niuwe heim > Nu ̄heim verweisen.
Naumburg (Hessen)
Naumburg (Saale) Mit Dom und ehemaligem Bischofssitz, der 1028/1030 von Zeitz auf die zuvor von den Ekkehardinern (Markgrafen von Meißen) erbaute Burg verlegt wurde. Ab 1033 Kaufmannssiedlung, 1142 Stadtrecht, 11. bis 13. Jahrhundert entstanden zwei Klöster und der Dom, sö davon im 12. Jahrhundert eine besondere Marktstadt im 12. Jahrhundert, die erst 1835 mit der Domstadt vereinigt wurde. Im Mittelalter war der West-Ost-Handel die wirtschaftliche Grundlage der Stadt. Naumburg war Messestadt, die erst mit Aufschwung der Leipziger Messe ab 1500 an Bedeutung verlor. Messen fanden noch bis 1833 statt. 1021 in Numburg, 1028 in Nuemburgum, 1030 Nuemburgensis civitas, 1068 Nivvenbvrch, 1068 Niwenbvrch, 1378 Numburg, 1540 zur Naumburg. ‘Der neuangelegte Burgort’; Grundwort -burg, für das Adjektivisch zeigen die Belege das Schwanken zwischen mitteldeutsch nu ̄[w]und norddeutsch n ̄ı w für mittelhochdeutsch niuwe, neu; Assimilation von auslautendem -n im Bestimmungswort an b im Grundwort führt zu -mb-. Benennungsgrundlage ist die alte Burg der Ekkehardiner beiZeitz, wo die Stadtgründung von Naumburgvollzogen wurde. So Schloss Neuenburg in Freyburg an der Unstrut; Burgenlandkreis, Beyernaumburg, Landkreis Mansfeld-Südharz.
Naundorf
Naunheim
Naunhof Die Stadt geht zurück auf die planmäßige Anlage eines markgräflich-meißnischen Jagdhofes mit Dienstsiedlung in altem Forstgebiet um 1150, nach 1378 Wasserschloss und Dorf, Naherholungsgebiet für Leipzig. 1210 Nova Curia, 1222 Nuwinhoff, 1292 Nuwenhof. Im Bestimmungswort steht mitteldeutsch nau ‘neu’ für mittelhochdeutsch niuwe, im Grundwort -hof, demnach ‘am neuen Hof’. So Naunhof, Ortsteil von Ebersbach.
Nauroth
Nebel (Amrum)
Nebelschütz
Nebra (Unstrut)
Neckarbischofsheim
Neckargemünd Seit circa 1230 Freie Reichsstadt, 1330 Verpfändung an die Pfalzgrafen bei Rhein. 1803 an Baden und Verlust aller ehemalig kaiserlichen Privilegien im 19. Jahrhundert 988 (Kopiecirca1150) Gemundi, 1237–1254 Gamundia, 1286 (Kop.) Gamundie iuxta fluvium Neckarum, 1346 Neckargemünden, 1410 Gemunde off dem Necker, 1496 Neckhergmindt. Kompositum mit dem Grundwort althochdeutsch gimundi, mittelhochdeutsch gemünde und dem Flussname (der) Neckar (lateinisch Nicer, 765, Kopie12. Jahrhundert, Neckar, 856 Neckar, 1087–1091 Nekker, 1296 Necker, 1311 Negger) als Bestimmungswort Neckar wird auf indogermanisch *Nikros zurückgeführt, das mit r-Suffix von der Schwundstufe des indogermanisch Verbs *neik‘ sich erheben’ abgeleitete Verbaladjektiv (indogermanisch *nik-ró-s) mit der vermutlich Bedeutung ‘der vorwärts drängende/sich erhebende (Fluss)’. Das Grundwort bezieht sich auf die Mündung der Elsenz in den Neckar. So Necker (zur Thur, CH); Gemünd an der Our, Eifelkreis Bitburg-Prüm; Gemünden am Main, Landkreis Main-Spessart; Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis, Gmünd.
Neckarau, (Mannheim) 871 Naucrauia, 873 Neckrauua.
Neckargerach-Waldbrunn. Gemeindeverwaltungsverband im Neckar Odenwald-Kreis, 9365 Einwohner, circa 8 km nw Mosbach, beidseits des Neckars, im Hinteren und im Kleinen Odenwald gelegen, Reg.-Bez. Karlsruhe. Der Gemeindeverwaltungsverband Neckargerach-Waldbrunn wurde am 1. Januar 1975 im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform aus den Gemeinte Binau, Neckargerach, Waldbrunn und Zwingenberg gebildet. Luftkurort, Minneburg, Schlösser Binau und Zwingenberg, Burg Dauchstein, Limes, Hindenburg-Turm. 976 (Kopie um 1150) Geraha; Neckargerach-Waldbrunn (1975). Neckargerach ist eine Zusammensetzung aus dem Gewässername Neckar (lateinisch Nicer, 765 Kopie12. Jahrhundert Neckar, aus indogermanisch *Nikros zu *neik‘sich erheben’) und dem Gewässername Gerach; Waldbrunn ist eine Neubildung aus den Bestandteilen Wald (in Waldkatzenbach) und -brunn in Schollbrunn.
Neckarsteinach
Neckarsulm Im Mittelalter zunächst in staufischem Besitz, 1300 Stadtrecht, im 14. Jahrhundert zum Erzstift Mainz. Vom 15. bis 18. Jahrhundert im Besitz des Deutschen Ritterordens. 19. Jahrhundert Gründung einer der ältesten Weinbaugenossenschaften. Beginn des 20. Jahrhundert Fahrzeugbau (NSU, später AUDI). 1925 Anschluss an den Neckarkanal. 8. Jahrhundert Sulmana, 1212 Sulmo, 1248 Sulmen, 1297 Sulme, 1322 Neckersulm. Kompositum ‘Sulm am Neckar’, Bestimmungswort Flussname NeckarNeckargemünd. Das Grundwort Sulm ist identisch mit dem Namen der Sulm, der früh nur im Landschaftsnamen 771 Sulman[achgowe] belegt ist. Zugrunde liegt germanisch *swul-man’W asserschwall’, von der Schwundstufe des Verbs germanisch *swella‘ schwellen’ abgeleitet und zum feminin Flussname Sulmana umgebildet. So Sülm, Landkreis Bitburg-Prüm, Soumagne (< Solmania), Wallonien.
Neckartailfingen
Neckartenzlingen (Kopie 12. Jahrhundert, Kopie 16. Jahrhundert) Tuntzlingen, Tue ntzlingen, 1295 Tunzelingen [Original], 1536 Dintzlingen [Original]. Tenzlingen ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personennamen Tunzilo, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Tunzilo’. Der Stammvokal -u wurde umgelautet und zeigt die Schreibungen ,
<u>, <ue > und <i> Die heutige Form zeigt Senkung und Entrundung von ü zu e. Das Grundwort Necka rdient zur Unterscheidung von Denzlingen, Landkreis Emmendingen. Als größter Ort des Gemeindeverwaltungsverband wurde Neckartenzlingen auch Name des Verbandes.
Neder=Großeneder und Lütgeneder. 1018 Nederi, 1017 Nedere.
Neef, 1139 Neuim, 1147 Neuin.
Negenborn bei Stadtoldendorf, 1015-5 Niganbrunnun. Germanisch nigun, neun, + brunnan, Quelle.
Nehren (Mosel) (Koblenz, 634 Nogari, 1144 Nogera, 1193 Nore. Romanisch nucaria, Kollektiv zu nucarius, Nussbaum mit romanisch Lautentwickelung.
Neidenbach, 1177 Nidenbuch, +1200 Nidinbuch.
Neinstedt, (Sommersdorf) mitten 1200 Nienstiden.
Neisen=Niederneisen und Oberneisen, 1222 Nesene.
Nellenburg, (Hindelwangen) 1065 Nellenburc.
Nemmenich, (Köln) 1140 Nomenich.
Neckarsulm Im Mittelalter zunächst in staufischem Besitz, 1300 Stadtrecht, im 14. Jahrhundert zum Erzstift Mainz. Vom 15. bis 18. Jahrhundert im Besitz des Deutschen Ritterordens. 19. Jahrhundert Gründung einer der ältesten Weinbaugenossenschaften. Beginn des 20. Jahrhundert Fahrzeugbau (NSU, später AUDI). 1925 Anschluss an den Neckarkanal. 8. Jahrhundert Sulmana, 1212 Sulmo, 1248 Sulmen, 1297 Sulme, 1322 Neckersulm. Kompositum ‘Sulm am Neckar’, Bestimmungswort Flussname NeckarNeckargemünd. Das Grundwort Sulm ist identisch mit dem Namen der Sulm, der früh nur im Landschaftsnamen 771 Sulman[achgowe] belegt ist. Zugrunde liegt germanisch *swul-man’W asserschwall’, von der Schwundstufe des Verbs germanisch *swella‘ schwellen’ abgeleitet und zum feminin Flussname Sulmana umgebildet. So Sülm, Landkreis Bitburg-Prüm, Soumagne (< Solmania), Wallonien.
Neckartenzlingen (Kopi e12. Jahrhundert, Kopie 16. Jahrhundert) Tuntzlingen, Tue ntzlingen, 1295 Tunzelingen [Original], 1536 Dintzlingen [Original]. Tenzlingen ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personennamen Tunzilo, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Tunzilo’. Der Stammvokal -u wurde umgelautet und zeigt die Schreibungen <u>, <ue > und <i> Die heutige Form zeigt Senkung und Entrundung von ü zu e. Das Grundwort Necka rdient zur Unterscheidung von Denzlingen, Landkreis Emmendingen. Als größter Ort des Gemeindeverwaltungsverband wurde Neckartenzlingen auch Name des Verbandes.
Nenndorf Lage am Hellweg, 10./11. Jahrhundert Kloster Fulda besitzt zwei Hufen, Lehen der Herzöge von Sachsen, 1311 schaumburgischer Besitz, seit 1546 Schwefelquelle bezeugt, 1647 zu Hessen-Kassel, 1787 Gründung des Heilbades durch Landgraf Wilhelm IX., 1806 Sommerresidenz (Schlösschen) des Kurfürsten Wilhelm I., Erweiterung der Kuranlagen durch König Jerôme von Westfalen, der Zusatz Bad ist seit 1843 in Gebrauch, 1866 königlich preuß. Staatsbad, 1974 Zusammenschluss von Bad Nenndorf mit Horsten, Riepen und Waltringhausen, 2000 Stadtrechte. 973/1059 Niendorf (Kopie 12. Jahrhundert), 1182 Nenthorp [Original]. Bildung mit dem Grundwort-dorf und dem flektierten Adjektivisch altsächsisch niuwi, mittelniederdeutsch n ̄ıe‘neu’,also‘ im, zum neuen Dorf ’. Die moderne Form des Bestimmungsworts entwickelte sich über die Senkung von - ̄ı zu - ̄e und dessen Kürzung, die die Gemination von -n bewirkte. So Nenndorf in den Landkreis Wittmund, Emsland, Harburg, Diepholz; Nendorf, Landkreis Nienburg (Weser).
Nenninghoven, (Mettmann) 1198 Nenneghoue. Germanisch Nanningo hofum, zu den Höfen der Leute des Nanno.
Neresheim Anlage der Stadt vor 1350, Grundherr war das Kloster, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg. Metallverarbeitende Betriebe, Samariterstiftung, Abtei Neresheim, Schloss Taxis, Burg Katzenstein, Kapfenburg, Ruinen Hoch und Niederhaus. 1095 (Kopie 18. Jahrhundert) Nernisheim, Nerensheim, um 1150/60 (zu 1095) Nernistheim, 1125 Nerishein [Original], 1194 (Kopie1730) Neresheim. Der Ortsname geht auf eine -heim-Ableitung zu dem althochdeutschen Personennamen *Nerin zurück und bedeutet ‘Siedlung des Nerin’. *Nerenes-heim hat sich durch Synkope eines der schwachtonigen -e der Mittelsilben zu Nernesheim/Nernisheim und Nerensheim entwickelt, wovon sich die letztere Form durchgesetzt und durch mundartlichen n-Ausfall zu heutigem Neresheim geworden ist. Einzelne Formen zeigen -tals Sprosskonsonanten, zudem schwankt die Umsetzung des Bestimmungswort -heim im Westoberdeutschen.
Nersingen Besiedlung im 7. Jahrhundert, im 12.–14. Jahrhundert Siedlungszusammenschluss, 1970 Zusammenlegung mit der Gemeinte Leibi, 1978 Eingliederung der Gemeinden Oberfahlheim, Straß und Unterfahlheim. 1143 Norsingen [Original], 1191 Norsingen, 1581 Nörsingen, Nersingen. Der Name ist vermutlich auf den zu erschließenden Rufnamen *Norso zurückzuführen, der durch das Gruppenzugehörigkeitssuffix-ingen abgeleitet wurde (‘die Leute des Norso’). Erst später wird der mit -ingen abgeleitete Insassenname auch als Siedlungsname verwendet (‘Siedlung bei den Leuten des Norso’). Dass der Übergang von -o> -ö zum indest in der Schreibung im 15. Jahrhundert noch nicht abgeschlossen.
Nesse-Apfelstädt (Emden) 1000 Nasse, 1100 Nas, germanisch nasja-, in das Meer vorspringende Landzunge.
Nethegau, (Gau an der Nethe, Nebenflüsse der Weser) 1021 Netga, 1032 Netega.
Nethen, 1147 Netines, 1163 Netenes.
Nethövel, (Datteln) 889 Nethubila.
Netphen Wahrscheinlich einer der frühesten Pfarrorte des Siegerlandes, 14. Jahrhundert Gericht und Amt, bis Mitte des 19. Jahrhundert wichtiger Köhlereiort, Metallindustrie. 1239 de Nepphe [Original], 1257 Netphe, 1417–19 tzu den cwen Netzphen. Der Ortsname ist mit dem Grundwort-apa gebildet und beruht auf dem Gewässername. Der Anlaut des Grundworts wurde vor Einsetzen der Überlieferung synkopiert. Bereits 1417/19 werden die Siedlungsteile Obernetphen und Niedernetphen voneinander unterschieden (‘zu den zwei Netphen’). Der Plural des Ortsnamens, der sich erst seit dem 16. Jahrhundert durchsetzt, dürfte auf dieser Unterscheidung beruhen. Das Bestimmungswort kann mit germanisch *nat(in althochdeutsch naz ‘nass’, mittelhochdeutsch nezzen, mittelniederdeutsch netten ‘benetzen’) verbunden werden, wenn ein Bestimmungswort mit Umlaut bewirkendem -j-Suffix (etwa *Nat-jo ̄) vorausgesetzt wird, wie es für den Gewässername Nette angenommen werden kann. In diesem Falle wäre die Erweiterung mit -apa erst sekundär angetreten. Da es dafür Beispiele mit anderen Suffixen gibt, ist diese Deutung wahrscheinlicher als eine sprachlich ebenfalls denkbare Bildung mit germanisch *nat-ja ‘Netz’ (in althochdeutsch nezzi, altsächsisch net(ti) ‘Netz’). Gelegentlich auftretende Formen mit Netz sind als Analogien zum hochdeutsch zu erklären (mittelniederdeutsch nette/mittelhochdeutsch nezze ‘Netz’) und setzen sich nicht durch.
Nette, (Bork) 1000 Nittihae, mitten 1200 Nette,
Netteberge, (Bork) 1000 Nettiberge, mitten 1200 Netteberga.
Nettersheim Ausgangpunkt der römisch Wasserleitung nach Köln in altbesiedeltem Gebiet (römerzeitliche und fränische archäologische Fundstellen), territorial zum Amt Münstereifel im Herzogtum Jülich gehörig. 867 (Kopie 10. Jahrhundert) in villa Nefresheim [recte Neftres-], 1394 Neichtersheym [Original], 1420 Nechtersheim. Bestimmungswort des Kompositums ist einem zweigliedrigen germanischen Personennamen *Nift-hari, *Nift-heri oder Nift-hard, ‘Siedlung des Nifthari’. Die späteren Belege zeigen den im der Germania geläufigen Wechsel von -ft zu -cht (vgl. Neuhochdeutsch Nichte), nachfolgend den Ausfall des Frikativs vor Dental. Das Grundwort ist mundartlich im Nebenton abgeschwächt [-ʃəm]: [n’ε:dəʁʃəm]. Grundwort ist-heim.
Nettesheim-Butzheim, 1183-92 Necenshem, 1187-1200 Netcinsheim, 1200 Nethensheim.
Nettetal 1322 der Netten (Dativ) [Original]. Der Flussname gehört zu germanisch *nat-a‘nass’, weitergebildet mit -j-Suffix, das die Gemination und den Umlaut bewirkt hat (wie mittelniederdeutsch nette ‘Harn’), beziehungsweise zu dem vorausliegenden voreinzelsprechende *ned-/nod‘ nass’. Die neuzeitliche Bildung des Ortsnamens durch Zusammensetzung mit-tal folgt Mustern wie Wuppertal, Schwalmtal. Der Typ norddeutsch Nette, hochdeutsch Netze ist in Flussname häufig belegt
Neu(en)-. Die Neugründung eines Ortes neben einem bereits bestehenden gleichen Namen erforderte eine nähere Kennzeichnung. Außer dem einfachen unterscheidenden Zusatz Neu (Neuwied, Landkreis Neuwied) begegnet die Dativ-Singular-Form Neuen (Bad Neuenahr-Ahrweiler, Landkreis Ahrweiler), in Hesen und Thüringen auch in der dialektal Form Nau(en)(Bad Nauheim, Wetteraukreis, Naumburg (Saale), Burgenlandkreis). Bei der Unterscheidung Alt(en)-: Neu(en)wird öfter nur einer der Namen entsprechend gekennzeichnet (Münster, NRW: Neumünster).
Neu-Anspach Im Hochmittelalter im Besitz der Grafen von Diez, Ersterwähnung 1274, seit dem 16. Jahrhundert im Amt Wehrheim unter Zweiherrschaft von Kurtrier und Nassau-Dillenburg, 1803/06 zum Herzogtum Nassau, 1866 zu Preußen, 1945 zu Hessen. 1970 Zusammenschluss mit 2 Nachbar Gemeinte (1972 einer weiteren) zu Neu-Anspach; Stadt seit 2007. 1274 Anspach [Original]. Der dem Ortsnamen zugrundeliegende Flussname könnte – so eine nicht näher erläuterte Vermutung Bachs – im Bestimmungswort einen Personennamen enthalten. Dann kämen am ehesten althochdeutsch Arnd oder Arn (im Genitiv mit -(e)s), die Kurzform z.B. von Arnold (< Arnwald, zu althochdeutsch arn ‘Adler’ und waltan ‘gebieten’) in Frage, wobei Kontraktion erfolgt, wäre, u.a. durch den (häufig vorkommenden) Ausfall des - rnach Vokal und vor Konsonant und Grundform Konsonanzerleichterung -nds> -ns-. Ein Zusammenhang mit dem Namen des Arnsbaches (mda: Ohns-, Ohnschbach!), der ganz in der Nähe die heute zu Neu-Anspach gehörige (und danach benannte) Gemeinte (Hausen-) Arnsbach durchfließt, drängt sich auf, doch erscheint Arnsbach in spätmittelalter Überlieferung noch als Sarmsbach (< [in]s Arnsbach?). Zu -p Butzbach, Grundwort: -bach. So Arnsberg, Hochsauerlandkreis.
Neubiberg Der Erstbeleg des Siedlungsnamens lässt sich nicht genau datieren; im Kataster von 1860 findet sich als spätere Eintragung der Name Neubiberg. Dieser war zwar schon in Gebrauch, aber noch nicht amtlich. Der amtliche Gebrauch erfolgte seit entsprechender königlicher Verfügung ab 12. 9. 1903. 1904 Neubiberg (neugenehmigte Ortsbezeichnung). Der Ortsname lehnt sich an den früher undifferenzierten Namen des nahegelegenen Kirchdorfs Unterbiberg an, der 1034–1041 als Pipurk ... Pipurg, 1517 als Biberg und 1832 als Unterbiberg bezeugt ist. Es lässt sich dafür althochdeutsch *pipurc ‘Umwallung’, und zwar aus gotisch bibaurgeinais ‘außerhalb des Lagers’, erschließen. Die Differenzierung mittels des Adjektivs Neuwe ist auf das junge Alter des Ortes.
Neubrandenburg 1170 Gründung eines Klosters im h. ORTSTEIL Broda, 1248 Gründung der Stadt aufgrund eines Stiftungsbriefes von Johann I., Markgraf von Brandenburg; mittelalter Stadtmauer mit vier Toren sowie über 50 (gut erhaltenen) Wiekhäusern, ab 1292 zu Mecklenburg, im 14./15. Jahrhundert Hauptresidenz der Herzöge von Mecklenburg-Stargard, später zu Mecklenburg-Strelitz. 1248 Brandenborch Novam, 1309 Nigenbrandenborch, 1315 to Nigen Brandenborch, 1339 Nyenbrandenborg. Der Ortsname entstand durch Übertragung des Namens Brandenburg im Zuge der Besiedlung der Region am Nordufer des Tollensesees durch deutsche Kolonisten. Neubrandenburg repräsentiert eine politisch gewollte Zusammensetzung aus lateinisch Novum, mittelniederdeutsch Nigen-, hochdeutsch Neu(en)-, und dem Namen des Sitzes der askanischen Markgrafen von Brandenburg. Der Ortsname Brandenburg (948 Brendanburg) ist bisher noch nicht eindeutig zu klären. Sowohl die Versuche, ihn slawische zu deuten, als auch die Verbindung des Ortsnamens mit dem Heiligennamen Brendan sind umstritten. Eichler/ Mühlner favorisieren eine d. Herkunft des ersten Namenbestandteils, etwa eine norddeutsch Form für brennen. Zumindest in späteren Zeiten wurde dann ‘Brand’ eingedeutet. Wauer (Brandenburg) spricht sich gegen Versuche aus, einen nicht erhaltenen indogermanisch Gewässername zur Deutung heranzuziehen. Der zweite Teil des übertragenen Ortsname ist eingedeutet oder ursprünglich-burg. Der Name des älteren Klosters Broda (1230 Brode, 1170 Brude) geht auf ein altslawisches Appellativum *broda ‘Furt’ zurück. So Brandenburg.
Neuburg an der Donau Im 8. Jahrhundert Bischofssitz, circa 1002 Gründung eines Benediktinerinnenklosters, circa 1214 Besitz der Pappenheimer, 1247 Übergang an die Wittelsbacher, Residenz der „Jungen Pfalz“. Bei dem angenommenen Erstbeleg von circa 700 (Kopie des 13./14. Jahrhundert) Nova wird sinngemäß lateinisch *civitas ergänzt, sodass man ihn mit ‘neue Stadt’ übersetzen könnte.798 (Kopie von 870–877) ecclesie Nivuinburcgensis, 916 Niuuunburg, 1007 Niuenburc, 1012–1018 ad civitatem suam, quae Nova vocatur beziehungsweise ad Novam urbem, circa 1064/65 (Kopie des 13. Jahrhundert) Nurenberc super Danubium, 1171 Noui castri, 1189 Nuenburg super Danubium, 1321 Newmburk, 1405 in castello seu oppido Newburg, 1488 (Kopie von 1490) Nwburg im Oberlande, 1488 (Kopie des 16. Jahrhundert) bei teutscher Neapolis, Newburg, 1520 Neuburg an der Dona, 1519–1521 in ripa Danubii Neoburgium, 1579 Neuburg, 1584 Neuburg an der Donau. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist althochdeutsch -burc,-burg, ‘Burg, Stadt, befestigter Ort, mit Mauern umgebene Ansiedlung’, Bestimmungswort das Adjektivisch niuwe ‘neu’. Der Name erklärt sich als ‘neue Burg’, hier im Gegensatz zur 2 km w gelegenen Alten Burg, dem ursprünglich Sitz der Reichsburggrafen.
Neuenbeken, 1015-25 Bekina, 1036 Bekinun.
Neuenbürg 1272 de Novo Castro [Original], 1272 Nuwenburc [Original], 1289 Novum Castrum [Original], 1385 zû der Nüwenbürge [Original]; Neuenbürg [Original] (1612–1664). Der Ortsname ist aus der Stellenbezeichnung mittelhochdeutsch *(ze/b ̄ı der) niuwen bürge ‘an/bei der neuen Burg’ hervorgegangen und bezieht sich somit auf einen ursprünglich Burgname. Mittelhochdeutsch bürge ist die Dativ-Singular-Form zu mittelhochdeutsch burc ‘umschlossener, befestigter Ort; Burg, Schloss, Stadt’ ( -burg), die einen Örtlichkeitsbezug im Sinne von ‘an/bei der Burg’ ausdrückt. Das Adjektivisch mittelhochdeutsch niuwe ‘neu, jung, frisch’ dürfte zur Abgrenzung von der “alten” Vorgängerburg (+ Waldenburg) gewählt worden sein. Der mittelhochdeutsch Langmonophthong -iu(-ü ̄-) entwickelt sich zum Neuhochdeutsch hin regelkonform zum Diphthong -eu(-oe-) und zwischenvokalisches -w schwindet. In den Belegen von 1272 und 1289 erscheint der Name ins Lateinisch übersetzt. So Neuenbürg, Ortsteil von Kraichtal, Reg.-Bez. Karlsruhe, sowie Ortsteil von Weisendorf.
Neuenburg (am Rhein) Circa 1170/80 Errichtung von Burg und Burgweiler durch die Zähringer, 1218 königliche Stadt, 1331 bis 1806 mit Unterbrechung von 1415 bis 1425/27 vorderösterreichisch, 1806 an Baden. 1231 Novum castrum, 1238 Nuwenburg; Neuenburg am Rhein (1975). Eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-burg; das Bestimmungswort ist althochdeutsch niuwi, mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’, dass sich regelmäßig zu neu entwickeltisch Der häufige Ortsname wird durch am Rhein spezifiziert. So Neuenstadt am Kocher.
Neuendettelsau Im 13. Jahrhundert Sitz der Reichsministerialen von Vestenberg und später von anderen Adelsgeschlechtern, 1853/54 Gründung einer Diakonissenanstalt, Kirchliche Hochschule. 1298 in castro Tetelsa, 1307 Tetelsawe ... Tetelsawe apud Winsbach, 1321/22 Altentetelsauwe, Nuwentetelsauwe, 1380 Detelsawe, 1397 Tetelsaw, 1453 Tettelsau, 1504 Tettelsaw ... Alten Tettelsaw, 1528 Tetelsau, Detelsau, 1691 Neuen Tettelsau, 1698 Neuendetdlsaw, 1712–1741 Altendettelsau ... Neuendettelsau. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch ouwe, owe,-au, ‘von Wasser umflossenes Land, wasserreiches Wiesenland’, Bestimmungswort der Personennamen Tatili, Detel. Der Zusatz mittels niuwe ‘neu’ soll vom Dorf Altendettelsau im selben Landkreis unterscheiden.
Neuenhagen bei Berlin Wahrscheinlich war Neuenhagen im Besitz des Klosters Lehnin (entweder als Teil der ursprünglich Schenkung von Markgraf Albert oder als spätere Erweiterung). Im Ort mittelalter Feldsteinkirche (Ende des 19. Jahrhundert stark verändert), Rathaus (Klinkerbau 1925/26). Zeitweise lebte und wirkte hier Hans Fallada. 1367 nyenhoue [Original], 1459 Nienhage, 1704 Neuenhoff oder Neuenhagen; Neuenhagen (1861). Eine Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch nie, nieg(g)e ‘neu’ mit dem Grundwort -hofen ‘Gebäude oder Gebäudeanlage, die den Zwecken einer Gemeinschaft dient’, also eine ‘neue Ansiedlung zum Hofe’. Der Zusatz Neu setzt wahrscheinlich einen alten Hof voraus, mit dem die Grangie des Klosters Lehnin, Münchehofe, gemeint sein kann. Seit Mitte des 15. Jahrhundert wechselt das Grundwort -hove mit-hagen, was sich durch den mittelniederdeutschen Zusammenfall von -hagen und -hove erklären lässt.
Neuenhaus Gründung der Bentheimer Grafen von 1317 zur Sicherung der Handelsstraße zwischen Münster und Amsterdam unter dem Namen Dinkelrode. Der Name bezieht sich auf den Fluss Dinkel, der hier in die Vechte mündet; 1328 ist die Burg als Et nye Hus erwähnt; 1369 Verleihung der Stadtrechte durch den Gründer, Graf Bernd I. von Bentheim. Im Mittelalter waren Landwirtschaft und Verkehr prägend, zur Zeit der Industrialisierung siedelten sich eine Seifenfabrik, Mühlen und Gerbereien an. 1369 Nyenhuß, 1457 Nyenhueß. Es liegt ein Kompositum aus dem mittelniederdeutschen Wort nie, nige, nigge ‘neu’ und mittelniederdeutsch hu ̄s ‘Haus’ (-hausen) vor. Die Benennung bezieht sich auf die Errichtung der Burg durch den Bentheimer Grafen im Gegensatz zum Schloss im nahegelegenen Bentheim. So Neuhaus, Ortsteil von Holzminden.
Neuenhausen, (Grevenbroich) 1185 Nuenhusin. Germanisch niwin-, zu niwja, neu + husum, zu husa, Haus.
Neuerburg (Kreis Bitburg) 1197 Nuhenburch. 1220 Nuenburg. Germanisch niwin, zu niwja, neu + burg, Burg.
Neuerburg bei Wittlich, 1173 Nouum castrum, 1173 de Nouo castro.
Neuerbug, (Waldbreitbach) 1187 Nuereburch 1222 Nuwirburg. Germanisch niwiru, zu niwja, neu + burg, Burg.
Neuhaus, 1036 Nigenhus. Germanisch Niujan zu niuja, neu + husa,- Haus.
Neuhausen, (Worms) 1196 Nuhusen, 1220 Nuenhusin.
Neukirchen bei Rheinbach. 1174 Nvuenkirchen, 1135-80 Nuinchirchin. Germanisch niwin, zu niwja, neu + kirika, Kirche.
Neukirchen-Vluyn, 1066-81 Nienkirken, 1167 Nuenkirke. Germanisch niujan, niwin, zu niuja, niwja, neu. + kirika, Kirche.
Neukirchen, (Müggenhausen) 1217 Nuenkirchen, 1217 Nvenkirchen.
Neuenkirchen (Greifswalder Bodden)
Neuenkirchen (Lüneburger Heide)
Neuenkirchen (Münsterland) Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1803 Fürstentum Rheina Wolbeck, 1806 Großherzogtum Berg, 1814 preußisch, im 18. Jahrhundert kurzfristiger Aufschwung durch einen Hafen des Max-Clemens-Kanals. 1178 Snethwinchele [Original], 1249 in parochia Snetwinclo, 1269 Nienkerken, 1292 in parochia Nove ecclesie. Es liegt ein totaler Ortsnamen wechsel vor. Die ursprünglichen Ortsnamen ist eine Bildung mit dem Grundwort altsächsisch winkil, mittelniederdeutsch winkel ‘Winkel, Ecke; Flurstück’ und dem mittelniederdeutsch sn ̄ede ‘Schnitt; Grenzscheide, Flurgrenze’, womit ursprünglich ein Flurstück an einem nicht näher identifizierbaren ‘Schnitt oder Grenzpunkt’ bezeichnet worden ist. Zunächst ist dieser Flurname auf die Siedlung übertragen worden. Die Gründung einer neuen Pfarrei von Rheine aus hat dann den Namenwechsel zur Pfarrei ‘der neuen Kirche’ bewirkt. Der heutige Name ist also die Zusammenrückung eines Syntagmas aus dem mittelniederdeutsch Adjektivisch nie ‘neu’, Neu(en)-, und mittelniederdeutsch kerke ‘Kirche’,-kirchen, flektiert im Dativ Singular Der Ortsname tritt auch in einer lateinisch flektierten Form als Nove ecclesie auf. So Neuenkirchen-Vörden, Landkreis Vechta.
Neuenkirchen (Osnabrücker Land) Gemeinte und gleichnamige Samt Gemeinte im Landkreis Osnabrück, 10368 Einwohner, Reg.-Bez. Weser-Ems (bis Ende 2004), Kirchdorf, das erst im 20. Jahrhundert deutlich anwuchs; 1556–1807 und 1814–1852 Vogtei des Amtes Fürstenau. 1188 Nyenkerken [Original], 1402 Nigenkerken, 1548 Neuwenkirchen; Neuenkirchen (1650). Bildung mit dem Grundwort -kirchen unddemflektiertenAdjectivischmittelniederdeutschn ̄ıe‘neu’. Sowohl Bestimmungswort wie Grundwort erscheinen zunächst in niederdeutsch., seit dem 16. Jahrhundert dann in hochdeutsch Form. So Neuenkirchen-Vörden, Landkreis Vechta; Neuenkirchen, Kreis Steinfurt.
Neuenkirchen-Vörden Im Dorf Neuenkirchen Errichtung einer Kirche zu Beginn des 13. Jahrhundert; Erbauung der Burg Vörden vermutlich um 1365 durch Bf. Benno von Osnabrück; 1387 planmäßige Stadtanlage in Vörden mit Osnabrücker Stadtrecht; Neuenkirchen gehörte zum Herzogtum Oldenburg, Vörden zum Hochstift Osnabrück (beziehungsweise Hannover); 1974 Bildung einer gemeinsamen Gemeinten, die den heutigen Namen endgültig seit 1. Oktober 1993 trägt. Neuenkirchen: 1221 Nigenkirken [Original], 1286 Nienkercken; Neuenkirchen (1805). Vörden: 1341 Witten Vorden [Original], um 1350 Worden, 1515 Voerden. Der Gemeindename besteht aus zwei ehemals selbstständigen Orten. Neuenkirchen ist eine Bildung mit dem Grundwort-kirchen und dem flektierten Adjectivisch mittelniederdeutsch n ̄ıe ‘neu’, dass teils in den Belegen den Hiatustilger -g aufweist. Die Benennung geht auf die Abpfarrung von Damme zurück. Vörden beruht auf dem Simplex altsächsisch ford, mittelniederdeutsch vörde ‘Furt, seichte Stelle im Wasser’ im Dativ Plural Der Erstbeleg zeigt darüber hinaus noch das flektierte Adjectivisch mittelniederdeutsch wit ‘weiß’, das später nicht mehr erscheint. Die Burg ist an der schmalsten Stelle der sumpfigen Aueniederung angelegt worden und diente wohl der Sicherung der Straße von Bramsche nach Damme. So Neuenkirchen, Landkreis Osnabrück, Neuenkirchen, Kreis Steinfurt.
Neuenrade Planmäßig gegründete Stadt (vor) 1355 in der Grafschaft Mark, 1609 Brandenburg(-Preußen), 1803 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch. 1353 castrum de Rode; 1356 tho Roede, 1493 to NyenRade. Im Grundwort liegt-rode vor, im Bestimmungswort das Adjektivisch Neu(en)-: ‘Neue Rodung’. Das Bestimmungswort ist erst später an den ursprünglich simplizischen Namen herangetreten, um diese Siedlung von einer anderen auf gerodetem Land entstandenen als die später gegründete zu unterscheiden. So Radevormwald, Oberbergischer Kreis, Rhoden, Landkreis Waldeck Frankenberg.
Neuenstadt (am Kocher) Um 1320 legten die Herren von Weinsberg die „neue Stadt Helmbund“ an, 1450 Verkauf von Stadt und Amt an die Pfalz, 1504 Rückeroberung durch Württemberg, 1618–1781 Residenz der Linie Württemberg-Neuenstadt, bis 1807 Sitz des Oberamtes Neuenstadt, bis 1938 zum Oberamt Neckarsulm, seit 1938 zum Landkreis Heilbronn gehörig. Schloss Neuenstadt, Nikolauskirche, Lindenanlage, Kirchenruine Helmbund. 1325 newe statt Helmbund, 1336 Nuwenstadt, 1706 Neuenstadt an der Linde. Neuenstadt (Bestimmungswort althochdeutsch niuwi, mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’, Grundwort -stadt) wurde im 14. Jahrhundert in der Mark der Wüstung Helmanabiunde (zu althochdeutsch biunta, mittelhochdeutsch biwende ‘eingezäuntes Grundstück’) begründet. Der häufige Name wurde durch verschiedene Zusätze, zuletzt am Kocher, präzisiert. So Neuenburg am Rhein.
Neuerburg Die Herrschaft Neuerburg entstand im 13. Jahrhundert durch Abtrennung von der Grafschaft Vianden. Im späten Mittelalter wurde die Herrschaft teilweise an die früheren Amtmänner verkauft. 1332 erhielt der Ort Neuerburg die Stadtrechte. 1794 bis 1814 und erneut nach dem Ersten Weltkrieg zeitweise französisch. Seit 1814 gehörte die Gemeinte zum Amt Neuerburg im Preußen. 1132 theodorus de novocastro, 1178 Norberch, 1197 Nuhenburch, 1298 von der Nuwerburgk. Das Bestimmungswort ist Neu-, das im Dativ Singular Feminin eine -en-Endung, im Mittel und Niederfränkischen jedoch die starke -er-Endung hat. Das Grundwort ist-burg. So Neuerburg, Ortteil von Wittlich, Landkreis Bernkastel-Wittlich, Schloss Neuerburg an der Wied, bei Waldbreitbach, Landkreis Neuwied.
Neufahrn bei Freising 804 (Kopie von 824) in loco nuncupante Niuuiuara, 816 (Kopie von 824) Niuuifarom, 1020–1035 (Kopiedes 12. Jahrhundert zum 10. Jahrhundert) Niuuara, circa 1123–1137 Nivuaren, 1172–1180 Neuuaren, nach 1215 Neufarn, 1503 Newfarn in Crantzperger gericht, 1811 Neufahrn bei Kranzberg, 1888 Neufahrn (b. Freising). Die Erklärung dieses Namens ist umstritten. Obwohl auch Hans Dachs gute Argumente für seine These ‘Straßenscheide’ bringt, ist wohl eher der Meinung von Remigius Vollmann zuzustimmen, der der Ortsname als ‘Neuankömmlinge innerhalb einer Gemarkung’ deutet. Die Lokalisierung bei Kranzberg beziehungsweise Freising dient(e) zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten.
Neuffen Um 1100 war Neuffen in Besitz des Grafen Manegold von Sulmetingen; Gottfried von Neuffen war um 1220/30 Minnesänger, 1232 Erhebung zur Stadt, 1301 an Württemberg, bis 1807 württembergische Amtsstadt, 1807 bis 1972 zum Landkreis Nürtingen, seither Landkreis Esslingen. Burgruine Hohenneuffen, Hallstattund Latènezeitliche Funde. 1028 Núffen, 1198 Nifen (Fälschung), 12. Jahrhundert (Kopie Anfangs 13. Jahrhundert) Nîphan, 1206 Niffen [Original], 16. Jahrhundert Nyffen, Neiffen, Neyffen [Original]. Neuffen gehört als ursprünglich Bergname zu einem nur noch in Namen erhaltenen Wort alemannisch *n ̄ıfen m, diphthongiert Neifen, gerundet Neufen, das auch in alemannisch Flurname vorliegt. Es wird von Albrecht Greule mit rhein. Niep ‘Erdfalte, worin sich Wasser angesammelt hat’, verbunden und auf germanisch *hneipa‘sich biegen’, als Partizip ‘herabhängend’, zurückgeführt. Der Bergname wurde auf die Burg und die dazu gehörige Siedlung übertragen. So Greule, A.: Nochmals zu Neufnach und Neuffen.
Neuhaus am Rennweg An alter Wegegabelung von Saalfeld nach Eisfeld und Sonneberg; 1668 bis 1673 herrschaftliches Jagdhaus, erbaut bei Ansiedlungen von Kohlern (1607 als Schmalenbuche gegründet) und Glasmachern (1624 als Igelshieb mit Glashütte aus 16. Jahrhundert gegründet); 1729 Marktrecht; Orte 1923 als Neuhaus vereinigt. 1673 das Neue Haus, 1731 Neuehauß, 1740 Neuhauß. Zunächst Name für das neu erbaute gräfliche Herrenhaus. Wurde um 1700 zum Ortsnamen. Der Zusatz am Rennweg erscheint erst Anfang 20. Jahrhundert zur Unterscheidung von anderen Neuhaus-Orten, besonders vom gleichnamigen Ortsteil der Gemeinte Neuhaus-Schierschnitz. Rennweg oder Rennsteig ist der Höhenweg im Thüringer Wald und Frankenwald zwischen Hörschel bei Eisenach und Blankenstein an der oberen Saale, gebildet wohl zu althochdeutsch mittelhochdeutsch rennen ‘laufen machen, antreiben, hetzen’ neben mittelhochdeutsch rinnen ‘laufen’, genutzt als schmaler Reitund Eilbotenweg auf dem Gebirgskamm, 1162 Rinnestich, 1330 Rinnestig. So Neuhaus-Schierschnitz, Landkreis Sonneberg, 1315 zu deme Nuwenhuis, Neuhaus, bei Coburg, 1783 Neuehaus u.a.
Neuhausen auf den Fildern 1154 ist die Burg in Händen des Reichsministerialen Berthold von Neuhausen, 1513 Verleihung des Blutbanns, kurz darauf dem Ritterkanton am Neckar-Schwarzwald inkorporiert, 1803 badisch, 1806 durch Tausch an Württemberg. Sensorenherstellung, Pharmahandel, Altes und Neues Schloss, Volkscher Salon, Basilika St. Petrus und Paulus. Um 1153 Niwenhusen [Original], 13. Jahrhundert Niuwinhusen, Nuwenhusen [Original], 1536 Neuhusen [Original]. Neuhausen war die „neue Siedlung“ im Vergleich zu benachbarten älteren Siedlungen. Das Bestimmungswort ist althochdeutsch niuwi, mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’, dass sich regelmäßig zu neu entwickelt; als Grundwort steht mittelhochdeutsch -hu ̄sen, Neuhochdeutsch-hausen als der alte Dativ Plural von althochdeutsch mittelhochdeutsch hu ̄s. Der häufige Name wird durch den Zusatz auf den Fildern (gleichnamige Ebene zwischen Neckartal, Aichtal und Schönbuch) genauer bestimmt. So Neuhausen, Enzkreis; Neuhausen ob Eck, Landkreis Tuttlingen.
Neuhausen/Spree 1301(? ) novum castrum apud Kotebuz [Original], 1336 Niehus, 1461 Newenhawß, 1573 Newhausen; 1761 Kopan ́ce. Eine Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch nie, nieg(g)e, mittelhochdeutsch niuwe, niwe ‘neu’ und mittelniederdeutsch/mittelhochdeutsch -hu ̄s, -hausen ‘Haus’, hier in der Bedeutung als Neuanlage neben einer alten Burg (Cottbus). Der Zusatz bestimmt die Lage an der Spree, vgl. Spreenhagen. Der erst im 18. Jahrhundert verzeichnete sorbisch Name Kopan ́ce gehört zu sorbisch kopa ́s ‘graben, hacken’, kopan ́e ‘das Hacken, Roden’ und bezeichnet hiermit eine durch Rodung gewonnene Anlage.
Neuhof (bei Fulda) 1239 Alberto de Noua Curia, 1294 Nuenhove, 1307 Nuwenhof, 1330 Nuwenhofe, 1442 zum Neuwenhoffe; Neuhof (1699). Das Kompositumweist im Grundwort das Subtantiv-hof, lateinisch curia ‘Hof, Gehöft’ und im Bestimmungswort das swach flektierte adjektivisch mittelhochdeutsch nu ̄we ‘neu’, lateinisch nova, auf. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung zum neuen Hofe’.
Neu-Isenburg Die Hugenottenstadt wurde 1699 von Graf Johann Philipp von Isenburg Birstein gegründet und in quadratischer Form als Plansiedlung angelegt. 1816 kam der Ort mit dem isenburgischen Oberamt Offenbach an das Großherzogtum Hessen. 1889 Erhebung des Ortes zur Stadt. 1977 Eingemeindung von Zeppelinheim, einer 1934–1937 errichteten Siedlung für die Mitarbeiter des benachbarten Luftschiffhafens der Zeppelin GmbH am Frankfurter Flughafen. 1703 Isenburg, später Neu-Isenburg; daneben auch Welschdorf, Philippsdorf. Der Name geht auf die Isenburg, den 1103 als Isinburg, Isenburch erstmals erwähnten, im Westerwald gelegenen Stammsitz des gleichnamigen Grafengeschlechts zurück. Bei einer Zuordnung des Bestimmungsworts zu althochdeutsch ̄ısa(r)n ‘Eisen’ wäre zu erklären, warum der Name nicht wie das Appellativ die neuhochdeutsche Diphthongierung - ̄ı> -eierfuhr. Entweder hielt man bewusst an dem durch das Grafengeschlecht bekannt gemachten Namen in historisierender Lautung fest oder es liegt dem Bestimmungswort stattdessen ein vorgermanisch. Flussname *Isina / Isana zur Schwundstufe der indogermanisch Wurzel eis‘ heftig, ungestüm, schnell bewegen’ zugrunde. Die Burg liegt am heute Saynbach benannten Gewässer. Der Name Zeppelinheim erinnert an Ferdinand Graf von Zeppelin (1838–1917). Sein Familiename zeigt die Herkunft der Vorfahren aus dem Mecklenburgischen. In Zepelin (Landkreis Güstrow; 1246 Cepelin; zu polnisch czapla ‘Reiher’) steht seit 1910 ein Denkmal für den Luftschiffpionier, dessen Familie hier ihre Wurzeln hatte. So Isen, Landkreis Erding, (748–760 (Kopie) Isana.
Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg
Neukirchen. Stadt im Schwalm-Eder-Kreis, gelegen circa 30 km w von Bad Hersfeld beim Zusammenfluss des Urbachs in die Grenff (Nebenfluss der Schwalm) an der alten Messestraße Köln – Leipzig, Reg.-Bez. Kassel. Besitzzentrum der Grafen von Ziegenhain, die hier um 1330 eine Burg errichteten. Stadtentwicklung in Anlehnung an die Burg; in der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert Amtsu nd Gerichtssitz. Seit 1450 (Aussterben der Ziegenhainer) bei den Landgrafen von Hessen. 1142 de Nuwenkirchen, 1205/16 de Nuwenkerchen, 1232 de Nunkirchen, 1254 Nuenkirken, 1340 Neuenkirchen. Bestimmungswort das Adjektivisch mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’. Der Ortsname bezieht sich auf die um 1140 (?) errichtete Nikolaikirche. Flexivisches -en der frühen Belege schwindet im Lauf der Frühen Neuzeit. Unklar ist, ob sich der Erstbeleg auf Neukirchen bezieht.
Neukirchen/Erzgebirge Um 1200 deutsche Bauerndorf in den Würschnitzniederungen mit Kirche, im 19. Jahrhundert Standort der Textilindustrie. Um 1200 nova acclesia, 1331 zu Newenkirchen, 1382 Neunkirchen. Bildung mit dem Grundwort -kirchen und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’ als Bezeichnung einer neuen Kirche. So Neukirchen/Pleiße, Landkreis Zwickau, Neukirchen (Altmark), Landkreis Stendal; Neukirch/Lausitz und Neukirch (Königsbrück).
Neukirchen-Vluyn Neukirchen: 1066–81 de Nienkirken, 1230 de Nyenkirken; Vluyn: 10. Jahrhundert Fliunnia, spätes 14. Jahrhundert uter de Vlu ̊nen. Vluyn geht auf eine Bildung mit dem Suffix germanisch *-unjo ̄> altniederfränkisch -unnia zurück, mit dem Örtlichkeiten bezeichnet werden und dass eine Zugehörigkeit zum Ausdruck bringt. Als Basis (e-stufig) dient die in Gewässername auftretende Wurzelindogermanisch *pleu-/plou-‘schwimmen’, mit der im niederrhein. und niederländisch Raum häufig Gewässername gebildet werden, so der Name des Rheinarms Flehe, 1184 versus Fleam (h. Name eines Düsseldorfer Stadtteils; zur Bildung Schmidt, Rechtsrhein Zufluss oder Vlie, der alte Name des IJsselmeers.. Fliunnia ist also ‘Ort/Gelände am Wasser’. Neukirchen meint ‘(Ort) bei der neuen Kirche’ (im Unterschied zu der alten Kirche in Repelen); das -n das Bestimmungswort entfiel durch dissimilatorischen Schwund. Der Typ Neukirchen hat zahlreiche Parallelen im deutschen und niederländischen Sprachgebiet.
Neukloster Neukloster: 1219 entstand neben slawische Siedlung (Dorf Kutzin) das Kloster Campus Solis, das allgemein als „neues Kloster“ bezeichnet wurde. Nach Auflösung des Klosters 1555 fiel dessen Besitz an Mecklenburg, 1648 zu Schweden, 1803 an Mecklenburg verpfändet, 1938 Stadtrecht. Warin Die Entwicklung des Ortes begann als altslawische Fischerdorf, 1233 als d. Kirchdorf bezeichnet, kurzzeitig Sitz des Bischofs von Schwerin, 1648 zu Mecklenburg, später Mecklenburg-Schwerin. 2004 Fusion der Ämter Neukloster und Warin. Neukloster: 1219 villam Cuszin ... Campus Solis, 1243 Nouo Claustro, 1306 NewenCloster. Warin: 1178 Warin (Kopie14. Jahrhundert), 1229 in Waryn; Warin (1178). Dem ursprünglich slawische Ortsname Kutzin liegt einem altpolabischen Personennamen *Kuˇs (vgl. altpolnisch *Kusz, *Kusza) mit einem possessiv Suffix -in, zugrunde. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Kusˇ’ rekonstruieren. Die charakterisierenden Personennamen geht auf altpolabisch *kuˇs ‘kurz, knapp; gestutzt’ (polnisch kusy, sorbisch kuˇsi) zurück. Neukloster: Der lateinische Name des mittelalter Klosters Campus Solis kann mit ‘Sonnenfeld’ übersetzt werden. Der spätere deutsche Name ist dann eine Bildung ausNeu(en)und dem Simplex Kloster, das auf Kloster Sonnenfeld Bezug nimmt und sich seit der Mitte des 13. Jahrhundert in der Volkssprache durchsetzt. Warin: Der Ortsname ist für Trautmann am ehesten eine Ableitung aus einem altpolabischen Personennamen mit einem (ungedeuteten) *Var im ersten oder zweiten Glied. Eichler/Mühlner führen den Namen dagegen – wie auch den der StadtWaren – auf einen Flurnamen mit dem (beständigen) Suffix -in zurück, dass sowohl possessiv Funktion haben als auch zur Stellenbezeichnung dienen konnte. Das Grundwort stellen sie zu *Varin(a), abgeleitet von *variti ‘kochen’; die Bedeutung ließe sich mit Bezug auf die beiden Seen, an denen die Stadt liegt, somit als ‘Ort mit (siedendem oder) wallendem Wasser, Quelle’ rekonstruieren. So Waren, Landkreis Müritz.
Neulingen Wüstung N ̄ıdlingen: 1. Hälfte 12. Jahrhundert Kopie12. Jahrhundert Kopie16. Jahrhundert Nidlingen, 1292 Nidelingen [Original], 1370 Nidelingen [Original], 1428 Nidlingen [Original], 1573 Neidlingen [Original]. Später als Flurname noch gebräuchlich: 1515 Nydlinger Berg [Original], 1701 Neidlinger Zelg ... in Neilinger Zelgen [Original], um 1800 Neidlingerthal ... Neulingerthal [Original], 1971 Neulinger Berg [Original], 1972 Neilinger Steig [Original]. Der Siedlungsname wurde 1974 im Zuge der Vereinigung der oben genannten Dörfer für die neue Einheitsgemeinde festgelegt. Dabei griff man auf den Namen für eine um 1370 erstmals abgegangene, im 15. Jahrhundert wiederbewohnte und im 16. Jahrhundert endgültig wüste Siedlung circa 2 km sö des Ortsteil Göbrichen zurück, der auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personennamen N ̄ı dilo zurückzuführen ist. Die Endung -en geht zurück auf die althochdeutsch Dativ-Plural-Endung -un, die bereits zum Mittelhochdeutsch hin zu -en abgeschwächt wird und einen Örtlichkeitsbezug im Sinne von ‘bei ...’ ausdrückt, sodass für die anzusetzende althochdeutsch Ausgangsform *N ̄ıdil-ing-un eine ursprüngliche Bedeutung ‘bei den zu einer Person namens *N ̄ıdilo gehörigen Leuten’ erschlossen werden kann. Der Langvokalmittelhochdeutsch- ̄ı-entwickeltsichzumNeuhochdeutschhin regelgemäß zum Diphthong -ei(-ae-). Aus der Form Neidlingen dürften wohl eher durch eine Umdeutung in Anlehnung an das Appellativum mundartlich Nael ̨iŋ (geschrieben Neiling), Neuhochdeutsch Neuling als durch Assimilation die Formen Neilingen und Neulingen entstanden sein, da im Pforzheimer Sprachgebiet die Assimilation von d vor l in der Regel unterblieben ist.
Neumagen-Dhron, (Trier) +300 Nouimago, +365 Nouiomagus, Nogomagum, 752 Nouiacum, 893 in Nouium, 1115 in Nouimagia, 1157 Neumage. Keltisch novio-, neu + magos, Feld, Markt.
Neumarkt, (Köln) 1128 de nouo foro.
Montabaur Pfarrkirche und Siedlung stammen wohl aus dem 10. Jahrhundert Die frühe Bedeutung des Ortes erklärt sich aus seiner Lage an einem wichtigen Verkehrsweg zwischen Köln und Frankfurt sowie aus seiner Funktion als Verwaltungszentrum und Trutzburg der Erzbischof von Trier hier im sogenannte „Unteren Erzstift“. 1291 Stadtrechte. Stadt und Amt Montabaur kamen 1803 an das Herzogtum Nassau. 959 in Humbacensis castelli suburbio, 1016 Hunbahc, 1227 castro nostro Muntabûr, 1319 Humbach, quae nunc Monthabur appellatur; Monthabaur (1537). Der Gewässername *Hunbach, nach dem zunächst die Burg, dann das Suburbium benannt worden ist, geht vermutlich auf germanisch hu ̆n‘ morastig’ zurück. Kehrein denkt auch an einen althochdeutsch Personennamen Huno, Hunno. Der ursprünglich Ortsname wäre somit als ‘Burg in morastiger Landschaft’ oder ‘Burg des Hun(n)o’ zu deuten. Der Trierer Erzbischof Dietrich von Wied benannte Mitte des 13. Jahrhundert seine Burg Humbach nach einem im Kreuzzug von 1217 umkämpften Berg in Mons Tabor um.
Moormerland Die Gemeinte Moormerland wurde 1973 gebildet und übernahm dabei den Namen der (alten) friesischen terra dieses Gebietes; der Verwaltungssitz ist Warsingsfehn. 1346 Mormannerlande [Original], 1400 Mu ̊rmu ̊rland, 1408 Mormerlande. Bildung mit dem in mittelniederdeutsch lant ‘Land, Gebiet’ belegten Appellativum als Grundwort und der Bewohnerbezeichnung, die aus mittelniederdeutsch mo ̄r ‘Moor’ und dem Plural von mittelniederdeutsch man ‘Mensch, Mann’ gebildet ist. Im 15. Jahrhundert wird der Name durch Ausfall des -ann zu Mormer verkürzt.
Moorrege 1285 erstmals urkundlich erwähnt, 1953 Umbenennung des 1948 gegründeten Amtes Uetersen-Land in Amt Moorrege und Verlegung der Amtsverwaltung nach Moorrege. Schloss Düneck, Sankt-Michaelis-Kirche, Drehbrücke Klevendeich (älteste funktionstüchtige Drehbrücke Deutschlands). 1285 de Mu ̊r [Original], 15. Jahrhundert in Dhidesmor; an der Mohrrege (1731). Die mittelalter beziehungsweise frühneuzeitliche Benennung des Ortes als Dhidesmor setzt sich zusammen aus einer Kurzform des Personennamen Dieter oder Dietrich und-moor. Bei der heutigen Bez. ist der Personennamen weggefallen, dafür wurde der Ortsname durch den Stamm -rege ergänzt. Dieser stammt aus dem Norddeutsch und bezeichnet die Reihe beziehungsweise genauer ein Reihendorf in der Marsch. So spiegelt der heutige Ortsname die Bedeutung ‘Reihendorfsiedlung in der moorigen Marsch’ wider. So Moorrege, Kreis Steinburg.
Moosburg an der Isar Seit dem 8. Jahrhundert Bestehen eines Klosters, Burgbau durch die Moosburger Grafen, 1284 Markt, im 14. Jahrhundert Stadterhebung. 8./9. Jahrhundert Mosabyrga, 817 (Kopiedes 9. Jahrhundert, Druck von 1629) Moseburch, 890 Mosapurc, 940 Mosepurg, 1157–1163 Mospurch, 1182/83 Mosburch, 1627 Moosburg, 1973 Moosburg a. d. Isar. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist althochdeutsch -burg, burch, purg, purch, purc ‘Burg, Stadt, befestigter Ort, mit Mauern umgebene Ansiedlung’, Bestimmungswort mos ‘Sumpf, Moos’. Die Burg hat ihren Namen von den sie umgebenden undurchdringlichen Sümpfen. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage an der Isar. So Moosburg, Landkreis Biberach.
Morbach 1278 Morbach, 1396 Moirbach; Morbach (1446). Das Bestimmungswort enthält vermutlich althochdeutsch muor, mittelhochdeutsch mûr ‘Moor, Sumpf ’, mit Dehnungs-i in einigen Erwähnungen, das Grundwort ist -bach. Favorisiert wird eine Deutung als ‘Siedlung an einem morastigen/ sumpfigen Bach’. Weniger wahrscheinlich ist eine Herleitung des Bestimmungsworts aus rheinisch more ‘Brombeere’ (althochdeutsch mo ̄rbêri).
Mörfelden-Walldorf. Stadt im Landkreis Groß Gerau. Entstanden 1977 aus dem Zusammenschluss der Städte Mörfelden und Walldorf (kurzfristiger Name 1977 Waldfelden). Mörfelden, dass zum Wildbannbezirk Dreieich gehörte, ist als Besitzung des Klosters Lorsch im 9. Jahrhundert bezeugt. Danach gelangte der Ort über die Münzenberger und Falkensteiner an die Grafen von Isenburg-Büdingen, die ihn im Jahre 1600 an die Landgrafschaft Hessen verkauften. Am Südrand eine nicht mehr erhaltene Wasserburg. Walldorf ist auf dem Boden der Siedlung Gundhof 1699 für die Waldenser-Flüchtlinge aus Piemont gegründet worden. In Walldorf befand sich von circa 1935–1944 ein Außenlager des Kurzname Natzweiler-Struthof. Mörfelden erhielt 1968, Walldorf 1962 die Stadtrechte. Mörfelden: 830–850 (Kop.) Mersenuelt, 1016 Mersfelt, 1553 Merfelden. Walldorf: 1715 Walldorf. Der Ortsname Mörfelden mit dem Grundwort -feld zu althochdeutsch *marisc ‘Sumpf, Morast’ (vgl. Neuhochdeutsch Marsch). Dass die Gegend sumpfig war, zeigt der Name des benachbarten Ortes Mönchbruch (1189 Fulenbruch), dessen Zweitglied -bruchebenfalls ‘Sumpf ’ bedeutet. Der Ortsname Walldorf bezeichnet ‘das Dorf im Wald’, vgl. Walldorf, Rhein-Neckar-Kreis, (795, Kopie, Waltorf).
Moringen Lage an Kreuzung zweier Verkehrsstraßen, bis 12. Jahrhundert im Besitz der Northeimer Grafen, danach welfischer Besitz, ältere Siedlung ist bäuerliches Oberdorf um Kirche aus dem 11. Jahrhundert, vor 1350 Stadtrecht, 1890 Zusammenschluss von Moringen und dem Oberdorf, 1002–1003 in Marungun (Kopie15. Jahrhundert), 1089–1093 Morungen (F. 12. Jahrhundert), 1156 Moringin [Original]. Bildung mit dem Suffix-ungen im Wechsel mit -ingen. Der Wechsel von - aund -o in der Basis spricht für germanisch *-auu nd damit für einen Ansatz *Maur aus indogermanisch *meu-r-, *mou-r als Erweiterung von indogermanisch *meu ‘feucht, moderig’.
Moritzburg Entstanden aus der Landgemeinde Eisenberg, der auch ein Ortsteil namens Moritzburg angehörte, bestehend aus dem Schloss Moritzburg und dem dazu gehörigen Gutsbezirk, seit 1934 in Moritzburg umbenannt. 1358 Ysenberg, 1541 Eyssenbergk. Der Ortsname Eisenberg gehört zum Adjektivisch ̄ısen ‘Eisen’, gebildet mit dem Grundwort -berg, demnach ‘Siedlung, wo Eisenerz gefunden wurde’. Moritzburg enthält den Personennamen Moritz, Kurfürst von Sachsen (1521–53) und das Grundwort-burg.
Mörlenbach. Gemeinte im Landkreis Bergstraße. Frühe Schenkungen im Ort an das Kloster Lorsch. Ende des 8. Jahrhundert Bestandteil der Mark Heppenheim. Ab 1232 Besitz des Erzbistums Mainz. 1461–1650 an die Kurpfalz verpfändet. 1803 an Hessen-Darmstadt. In der Ortsmitte gab es eine nicht mehr erhaltene Wasserburg. 1970/71 Eingliederung von sechs Orten, darunter das 877 erstmals erwähnte Ober-Liebersbach (vgl. Nieder-Liebersbach, Ortsteil von Birkenau). 795 (Kop.) Morlenbach, 10. Jahrhundert (Kopie) Morlebach, 1283Moerilbach, 1610 Mörlnbach. Bestimmungswort zu althochdeutsch muor ‘Sumpf, Moor’ (< germanisch *mo ̄ra-), das hier in einer suffigierten Form als Adjektivisch *muoril ‘sumpfig’ erscheint. Anzusetzen ist eine syntaktische Fügung althochdeutsch *ze demo muorilin bah ‘beim sumpfigen Bach’. Die überlieferten Formen zeigen den Erhalt von germanisch -o ̄-. Das -i der Folgesilbe bewirkte den Umlaut -o ̄> -œ-.
Morsbach Schon 895 bezeugt, gehört die Pfarrkirche zum Bonner Stift St. Cassius, Kirchspiel streitig zwischen Berg und Sayn, 1604 an das Herzogtum Berg, Amt Windeck, Bergbau bis 20. Jahrhundert neben Landwirtschaft. Circa 895 Morsbach (Kop.), 1131 Moresbach. Aus dem germanisch Personennamen Mor, Moro und dem Grundwort-bach.
Mosbach 730/40 gegründetes Benediktinerkloster, 976 an das Hochstift Worms, 1241 erstmals Stadt genannt, 1429 Erhebung zur Residenz, ab 1806 badisch, seit 1976 Große Kreisstadt. Pharmaziegroßhandel, Schloss und Burg Mosbach, Palm’sches Haus, Stiftskirche, Alte Mälzerei, Villa Hübner. 826 Mosbach, 976 Mosebach. Der Ortsname liegt der Gewässername Mosbach (zu althochdeutsch mittelhochdeutsch mos ‘Moos, Moor, Sumpf’) zugrunde; für den Gewässername war die Beschaffenheit des Flussbettes namengebend. So Mosbach, Wüstung und Gewässername in der Stadt Wiesbaden; Moosbach, Ortsteil von Sulzberg.
Mössingen. Große Kreisstadt und (mit Bodelshausen und Ofterdingen) gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Tübingen. Im 6. und 7. Jahrhundert aus zwei Gehöftgruppen zusammengewachsen, 1415 durch Verkauf an Württemberg, seit 1709 Marktgerechtigkeit, 1974 Erhebung zur Stadt, seit 2009 Große Kreisstadt. 774 (Kopie 1183–95) in Messinger marca, 789 Masginga [Original], um 1100 (Kopie 12. Jahrhundert, 16. Jahrhundert) Messingen; Mössingen (1522). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen und enthält den Personennamen *Masgo: ‘bei den Leuten des Masgo’. Später erfolgte Angleichung an den häufigeren Personennamen Masso; die amtliche Namenform beruht zudem auf zeitweiliger Rundung von e zu ö.
Much Im Mittelalter Besitz des Bonner Cassiusstiftes, dann auch Rechte und Besitz mehrerer Kölner Klöster, Burg Overbach Anfang 12. Jahrhundert, ab 1549–1806 zum bergischen Amt Windeck gehörig, Gerichtssitz, Judeninternierung 1941/42 für den Kreis, heute Gemeinte mit 114 Orten. 1131 Mucha [Original], 1189 de Mughe. Herkunft unklar, Appellativum vielleicht zu mittelhochdeutsch mu ̄che, oBand Mauche, mittelniederdeutsch Muke ‘feuchtes, sumpfiges Gelände’ (Dittmaier) oder adjektivisch schweizerisch ‘morsch, matt, weich’ (Kluge, zur Fußkrankheit bei Pferden: Mauke), oder zu althochdeutsch mu ̄hhan ‘heimlich lauernd anfallen’ (vgl. althochdeutsch mu ̄hheo ‘Räuber’), so bei Bach für den nassauischen Ortsname Mauch, wonach Dittmaier auch für Much erwägt: ‘Ort im Verborgenen’. Im Rheinischen Wörterbuch findet sich noch Mauke, Muke in der Bedeutung ‘Versteck’.
Müddersheim, (Aa) 1057 Muoteresheym, 1074 Muderisheim, germanisch Modaharis haim. Wohnung des Modahari. (moda-, Mut, Gemüt + harja-, Heer)
Mude, Ter (Leerort) 1000 Lathamuthon. Germanisch Laipo-, die Leda + munpjan, Mündung.
Müden, (Mosel) 1139 Mudhena, 1147 Mudena.
Mücke Zusammenschluss der Gemeinden Flensungen und Merlau mit Kirschgarten zur neuen Gemeinde Mücke (1. 9. 1971); heutebesteht die Großgemeinde aus den Ortsteil Atzenhain, Bernsfeld, Flensungen, Groß-Eichen, Höckersdorf, Ilsdorf, Merlau, Nieder-Ohmen, Ober-Ohmen, Ruppertenrod, Sellnrod und Wettsaasen. Der Ortsname der neu gegründeten Gemeinte geht zurück auf einen Flurnamen zu mittelhochdeutsch mücke, mucke, mügge, mugge swach ‘Fliege, Mücke’. So Flurname Mücke-Acker (Göbelnrod, Gemeinte Grünberg), off de mäcke.
Muffendorf, (Bad Godesberg) 888 Moffondurp, 930 Mofondurf, 1020 Moffendorf. Germanisch Moffon porpa-, Siedlung des Moffo.
Mühlacker Ende 9. Jahrhundert Kopie 1183–95 Ad Mulram, 1294 Mulnagger [Original], 1344 Múlenacker [Original], 1564 Mülacker [Original]; Mühlacker [Original] (1708). Bestimmungswort der für der Ortsname anzusetzenden Ausgangsform althochdeutsch *Mul ̄ı nackar ist althochdeutsch mul ̄ı(n) ‘Mühle, Mühlstein’. Als Grundwort fungiert althochdeutsch ackar ‘(vom Menschen kultiviertes) Ackerland, Saatfeld’, sodass sich als ursprünglich Bedeutung für den Ortsname entweder im lokativischen Sinne ‘(Siedlung an/bei dem) Ackerland/Saatfeld bei/an der Mühle’ oder im possessivischen Sinne ‘(Siedlung an/bei dem) Ackerland/Saatfeld, das zu einer Mühle gehört’ erschließen lässt. Infolge eines regulären i-Umlauts und der mittelhochdeutsch Abschwächung bis hin zum Ausfall unbetonter nebenbeziehungsweise Mittelsilben entwickelt sich die Ausgangsform althochdeutsch *Mul ̄ınackar über mittelhochdeutsch *Mülenacker schließlich zu frühneuhochdeutsch Mülacker. In mittelhochdeutsch Ortsname belegen erscheint der Umlaut -üim Schriftbild häufig nicht markiert als -u-. Die Schreibungen mit -gg und -ckh stellen historische Schreibvarianten für -ckdar. Die ohne das Grundwort Ende 12. Jahrhundert kopial überlieferte Erstbelegform Ad Mulram ist als Verschreibung für *Ad Mul(i)nam ‘an/bei der Mühle’ zu interpretieren, einer latinisierten Form (-am als feminine lateinisch Akkusativ-Singular-Endung) des aus lateinisch mol ̄ı na beziehungsweise mol ̄ı nae ‘Mühle’ entlehnten althochdeutsch Feminin mul ̄ı (n). Ähnlich u. a. Mühläckerle, Mühlholz, † Mühlrain.
Mühlberg/Elbe (Eft) 704 Mulenberge. Germanisch mulin, von romanisch molina, Mühle + baki-, Bach.
Mühldorf (am Inn) 1190 Salzniederlage, Besitz der Salzburger Erzbischöfe. 925 (? )Mulidorf, circa 995 Mulidorf, 1136/37 Muldorf, 1197 Mu ̊ldorf, 1427 Mueldorf, 1517 (latinisiert) Mylodorphum. 1702 Mühldorf, 1964 Mühldorf a. Inn. Grundwort ist althochdeutsch-dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf, ländliche Siedlung’, Bestimmungswort muli ‘Mühle’.
Mühlenbecker Land 1375 Mulebeke, Molenbeke, Molenbek, 1416 in Mulenbeke [Or.]. Der Name des Gewässers, einer Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch möl(l)e ‘Mühle’ und mittelniederdeutsch-be(e)ke ‘Bach’, wurde zuerst auf den Ort Mühlenbek übertragen und später auch auf die neu entstandene Gemeinte mit dem Zusatz Land.
Mühlental, (Ehrenbreitstein) 1210 Mulne.
Mühlgau, (Gau an der Niers) 866 in pago Muallensi, in pago vocatur Moella. Siehe Mülfort.
Mühlhausen (Kraichgau) (Arn) 1000 Mulinhusun. Mitten 1200 Mulenhuson. Germanisch mulin, Mühle + husum, zu husa-, Haus.
Mühlhausen (Thüringen) Planmäßige Ansiedlung von Franken im 8. Jahrhundert an alter Fernstraßenkreuzung nahe Königsgutbezirk Görmar; Königshof/Kaiserpfalz; seit 11. Jahrhundert Stadtentwicklung, 1135 Stadtrechte (villa regia), 1286 Mitglied der Hanse; 1525 Zentrum der Bauernkriegsbewegung; Mühlenwirtschaft an mehreren Wasserläufen, um 1800 19 Wassermühlen; Woll-, Tuch Lederverarbeitung. 967 actum Mulinhuson, 974 Mulenhusa, 1006 Mulinhusun, 1107 Mulehusen, 1199 Mulhusen. Der Ortsname ist gebildet aus althochdeutsch mul ̄ı, mul ̄ın ‘Mühle’und althochdeutsch hu ̄s‘Haus’,also’Siedlung (Häuser) an der Mühle’. Die Überlieferung zeigt die Abschwächung der Mittelsilbe zu -en und -e bis zur völligen Reduktion; -huson >-hausen. So Groß-, Kleinmölsen, Landkreis Sömmerda, 876 in Mulinhus; Mühlhausen, Landkreis Neumarkt i.d. Opf.), um 885 ad Mulihusun, Mühlhausen, Landkreis Erlangen-, 1008 Mulinhusun, sowie zahlreiche gleichnamige Orte in Deutschland.
Mühlhausen. Gemeinte im Rhein-Neckar-Kreis, bildet zusammen mit der Stadt Rauenberg und der Gemeinte Malsch den Gemeindeverwaltungsverband Rauenberg. Fränkischer Ausbauort, 976 mit der Abtei Mosbach an das Bistum Worms, vor 1272 Verkauf ans Hochstift Speyer, 1803 an Baden. Landwirtschaft, Weinbau, Taimbacher Schloss, St. Cäcilia, St. Nikolaus. 783 (Kopie12. Jahrhundert) Mulinhusa, Mulinhusen, 1297 Mulhusen, 1524 Mulhausen. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch mul ̄ı, mulin, mittelhochdeutsch müle ‘Mühle’ aus lateinisch mol ̄ınae und dem Grundwort mittelhochdeutsch -hu ̄sen. Neuhochdeutsch-hausen ist der alte Dativ Plural von althochdeutsch mittelhochdeutsch hu ̄s. So u. a. Mühlhausen, Unstrut-Hainich-Kreis; Mühlhausen // Mulhouse, Elsass.
Mühlheim am Main König Ludwig der Fromme schenkte 815 Mühlheim an den Karlsbiographen Einhard. Im Mittelalter war das benachbarte Kloster Seligenstadt bedeutendster Grundherr im Ort, der dem Erzbistum Mainz unterstand. Mit dem Amt Steinheim kam der Ort 1803 an Hessen-Darmstadt. Nach der Eingemeindung von Dietesheim im Jahre 1939 wurde Mühlheim zur Stadt erhoben. 1977
Eingliederung des Ortes Lämmerspiel. Mühlheim:
815 (Kopie) Mulinheim inferior, 1321 Molenheym, 1566
Mülheim. Dietesheim: 1013 (Kopie) Ditinesheim,1288
Dydensheim, 1564 Dideßhaim. Lämmerspiel: 12. Jahrhundert
(Kop., hierher?) Limaresvilla, um 1290 Limesbure,
1339 Limmersbugil, 1550 Lämmerßböl, 1564 Lemmer-
spiel. Der Ortsname Mühlheim enthält als Bestimmungswort ahd
mu ̄li(n) ‘Mühle’. Grundwort ist heim. In Mühlheim sind
bereits im Mittelalter zahlreiche Mühlen nachgewiesen. Der
differenzierende Zusatz im Erstbeleg unterschied
den Ort vom benachbarten Seligenstadt (815, Kop.,
Mulinheim superior, 1405 Mülheim, nunc Seligenstat
dicto). Der Ortsname Dietesheim enthält als patronymischer -heim-Name den Personennamen Dioting, Dieting, eine
-ing-Ableitung zu althochdeutsch di Ortsteil ‘Volk’. Der Ortsname Lämmerspiel zeigt sich in einer sehr vielgestaltigen
Schreibung. Mit dem nahen gelegenen Limes hat der
Name nichts zu tun. Das Bestimmungswort bezieht sich wohl auf
den Personennamen Liutmar, der zu *Limmar expressiv gekürzt
wurde. Uneinheitlich ist das Zweitglied, das sowohl
-bur ( -beuren), als auch -bugil (vgl. althochdeutsch buhil ‘Bühl, Hügel’) zeigt. Durch falsche Abtrennnung des zum bestimmenden Personennamen gehörigen Genitiv-s, das zum Grundwort gezogen wurde, entstand volksetymologisch der heutige Name.
Mühlinghausen, (Ennepetal) 1096 Milinchusen. Germanisch Milingo husum, zu den Häusern der Leute des Milo.
Mühltal Entstanden 1977 durch den Zusammenschluss der Gemeinte Frankenhausen, Nieder-Beerbach, Nieder-Ramstadt und Traisa. Die Gemeinte sind erst 1403, 1318, um 1190 und 1316 erstmals bezeugt. Im Spätmittelalter stehen sie unter der Herrschaft der Grafen von Katzenelnbogen (Nieder-Ramstadt, Frankenhausen), Schenken von Erbach (Traisa), Herren von Frankenstein (Nieder-Beerbach) und kommen im 16. Jahrhundert an Hessen, ab 1567 an Hessen Darmstadt; 1918 und 1945 an Hessen. Im Modautal und den Nebentälern, wo die Gemeinte liegen, gab es schon seit dem Mittelalter eine Vielzahl von Mühlen und Bäckereien, zur Versorgung der Höfe und Städte (Frankfurter Messen). Seit dem 18. Jahrhundert entstanden neben den Getreidemühlen noch viele Loh-, Säge-, Stein-, Papier-, Walk-, Schleif und Drahtmühlen. Daher wurde das untere Modautal spätestens seit dem 19. Jahrhundert auch Mühltal genannt, sodass der neue Ortsname aus einem gängigen Landschaftsnamen (mit reichem kulturgeschichtlichem Hintergrund) gewonnen wurde. So Mühlhausen/Thüringen, UnstrutHainich-Kreis; Mühldorf a. Inn, Landkreis Mühldorf a. Inn.
Mülbach, 1177 Molbach.
Müldorf, (Beuel) 1172 Mulendorp, 1172 Molendorf. Germanisch mulin, Mühle + porpa, Dorf.
Mülfort, (Rheydt) 946 Moliuort, der erste Teil des namens ist wahrscheinlich ein anderer Name der Niers, + germanisch furdu-, Furt.
Mülheim an der Ruhr Anfang 11. Jahrhundert in Mulinhem, 1093 Mulenheim, 1289 apud/in Molinheym -heim mit Bestimmungswort Altsächsisch Mulin‚ Mühle; Ort der Mühle.
Mülheim-Kärlich In römisch Zeit befanden sich hier das sogenannte. „Agrippalager“, dass „Drususkastell“ und eine Siedlung. Schon unter den Erzbischof von Trier bildeten Mülheim und Kärlich eine gemeinsame Gerichtsgemeinde. Das Schloss in Kärlich wurde 1344 als Wasserburg errichtet. Von 1794 bis 1814 Teil des französisch Département Rhin-et-Moselle, seit 1815 des preuß. Landkreis Koblenz. 1969 Zusammenschluss beider ehemalig selbstständigen Gemeinte, seit 1996 Stadt. Mülheim: 1162 Molenheym, 1242 Mulinheim, 1282 Milinheym, 1297 in Mulenheym bei Kerliche. Kärlich: 1047 Kerlich, 1191 curtim nostram kerleche, 1197 curiam in Keliche cum molendino, 1217 in Kerliche. Das Bestimmungswort im Ortsname Mülheim gehört zu althochdeutsch, altsächsisch mulîn aus spätlateinischmo ̆l ̄ına, lateinisch mol ̄ınum‘Mühle’. Das-in inden Belegen gehört zum Wortstamm und gerät in unbetonte Stellung. Das Grundwort ist-heim. Zu deuten demnach als ‘Wohnstätte mit Mühle’. Dem Ortsname Kärlich liegt ein gallisch-keltisch Personennamen Carillus mit einem lateinisch besitzanzeigenden Suffix-acum zugrunde, vermutlich vor zu ergänzendem fundus ‘Hofgut’ im Akkusativ: ‘zum Hofgut des Carillus’. So Mülheim an der Ruhr, Mülheim, Ortsteil von Warstein, Kreis Soest.
Müllheim Besitz des Basler Hochstifts, im 12. Jahrhundert zur zähringischen Burg Baden bei Badenweiler, 1218 an die Grafen von Freiburg, seit 1809 Sitz des neuen Badischen Bezirksamtes, 1810 Erhebung zur Stadt. Burgruine Neuenfels, Martinskirche, Amtshaus der Vogtei Badenweiler. 758 in villa Mulinheimo, 1002 Muliheim (?). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch mul ̄ı, mulin, mittelhochdeutsch müle ‘Mühle’ aus lateinisch mol ̄ınae und dem Grundwort -heim: ‘Wohnstätte bei der Mühle’. So U.a. Mühlheim an der Donau, Landkreis Tuttlingen; Mülheim an der Ruhr.
Mullay, (Trier) 1144 Molun.
Mülldorf, (Siegburg-Mülldorf) 1076 Mulindorf, 1174 Mulindorp.
Müllenark, (Schophoven, Aa) 1129 de Mulinarco, 1131 Mulenarca. Germanisch mulin von romanisch molina, Mühle + germanisch arka von romanisch arcus, Bogen worunter das Rad einer Wassermühle dreht.
Müllenborn, (Trier) 1222 Mulenburne.
Mülsen Mülsenbach: 1118 rivulus Milsena. Mülsen St. Jacob: 1228 de Milsin, 1343/46 Milssein, 1460 Milsen, 1720Mülsen St. Jacob. Der Gewässername gehört wohl zur indogermanischen Wurzel *mil-/ *mel‘zermalmen, zerreiben’, enthalten auch in anderen Gewässername (z.B. Mulde, alt Milda). Kaum zu einem slawische Personennamen Miliˇs. So Hohenmölsen, Burgenlandkreis.
Münchberg Anwesenheit von Ordensgeistlichen (circa 11./12. Jahrhundert) durch Ortsnamen belegt, vor 1298 Stadterhebung unter Herren von Sparneck, seit 1381 als Amtssitz unter Burggrafen von Nürnberg beziehungsweise Markgraf von Brandenburg-Kulmbach / (seit 1603) -Bayreuth, 1792 preußisch, 1810 bayerisch, im 19. Jahrhundert Gründung von mechanischen Webereien, bis 1972 Kreisstadt (Landkreis Münchberg). Circa 1224 Munchiberc [Original], 1323 Mvencheberch; Münchberg (1386). Mittelhochdeutsch munich ‘Mönch’;-berg. Ähnlich München.
Müncheberg Um 1224 auf Anordnung vom schlesischen Herzog von Mönchen des Zisterzienserklosters Leubus in Schles. (heute Lubia) gegründet und dessen Namen zunächst erhalten. Mit der d. Ansiedlung setzte sich schnell der Name Möncheberg durch. 1245 wurde der Stadt das d. Recht verliehen Stadtmauer (seit 14. Jahrhundert) mit spätgotisch Berliner und Küstriner Tortürmen fast vollständig erhalten, Pfarrkirche St. Marien (ursprünglich 13. Jahrhundert). 1232 Ciuitati Lubes, 1233 Municheberc, 1245 Monichberch; Müncheberg (1364). Eine Zusammensetzung aus mittelniederdeutsch monk, mon(n)ik, einer Entlehnung aus lateinisch monachus ‘Mönch’ und mittelniederdeutsch -berch, hochdeutsch-berg ‘Berg’. Der Name bezeichnet den klösterlichen Besitz nach der Lage am oder zum Berg (im flachen Gelände wird jede Erhöhung als Berg bezeichnet). So München.
München 1158 Verlegung von Markt, Münze und Zollbrücke hierher durch Heinrich den Löwen, circa 1240 Erwerb der Stadtherrschaft durch die Wittelsbacher, Residenzstadt und Landeshauptstadt. 1158 apud ... Munichen, 1167–1171 de Munichen, 1174–1180 lateinisch de Monaco, nach 1189 Mu ̊nechen, circa 1220–1240 lateinisch de Monacho, 1283 Múnchen, 1295 Mve nichen, 1310 Mve nchen, 1313 München, 1315 Mue nchen, 1519–1521 lateinisch Monachium, 1588 lateinisch Monacum, Munichium vulgo dictum. Aventin erklärte 1533 den Namen: Herzog Hainrich, der zwelft herzog in Bairn, hat die stat München gepaut auf des closters von Scheftlarn grunde, darumb man die stat München hat genent und füert ein münich für ir wappen. Dem ursprünglich Personengruppennamen liegt eine Pluralform von mittelhochdeutsch munich ‘Mönch’ zugrunde. Es handelte sich wohl um eine Art Einsiedelei an der Stelle der ursprünglich St. Jakobskapelle, von zwei, drei frommen Männern bezogen. Den latinisierten Formen liegt wohl mittellateinisch monachium ‘Grundstück, dass einem Kloster geschenkt wurde’, zugrunde, beziehungsweise beruhen diese auf mittellateinisch monachus ‘Klausner, in einer Einzelzelle lebender Mönch’ beziehungsweise italienisch monaco ‘Mönch’.
Münchhausen, 1216 Munichusin, 1217 Munencshusen. Germanisch munik von latinisch monachus, Mönch + husum, zu husa, Haus.
Münchrath, (Neukirchen bei Grevenbroich) 1066-81 Munkrothe. Germanisch munik von latinisch monachus, Mönch, + ropa-, Rodung.
Münchweiler an der Rodalb, Münchweiler, (Saarland) 1197 Munechwilre.
-münde(n). Althochdeutsch munden ‘zusammenfließen’, althochdeutsch mund Maskulinum / gimundi Neutrum, mittelniederdeutsch munde Feminin ‘(Fluss-) Mündung’. Die Dativ-Singular-Form -münde(n) kommt öfter in Siedlungsname mit dem entsprechenden Gewässername als Bestimmungswort vor (Travemünde, Ortsteil von Lübeck) oder als Simplex (Hann. Münden.
Mündelheim, (Duisburg) 1072 Mundelincheim. Germanisch Mundilingo haim, Wohnung der Leute des Mundilo. ( munda-, Vormund)
Mundersum, (Osnabrück) mitten 1200 Munersde.
Mündt, (Titz) 1218 Munen.
Müngersdorf, (Sulz) 1214 Mundesntorp. Germanisch Mundines porpa-, Siedlung des Mundin. ( munda-, Vormund)
Münnerstadt Das Gebiet war seit der Jungsteinzeit und Hallstattzeit besiedelt; der Ort soll im 5. Jahrhundert entstanden sein. Die Grafen von Henneberg errichteten im 12. Jahrhundert am Zusammenfluss von Lauer und Talbach eine Talburg, bei der sich die Bewohner des alten Ortes Münnerstadt ansiedelten. Ab etwa 1230 befestigte Stadt (oppidum) mit Stadtmauer, vier Stadttoren und Markt. 1335 Verleihung des Stadtrechts. 1354 Teile der Stadt würzburgisch, 1585 insgesamt zum Fürstbistum Würzburg; 1803 erstmals, 1815 endgültig bayerisch. Mittelaltes Stadtbild mit vielen Fachwerkhäusern, weitgehend erhaltene Stadtmauer, Deutschordensschloss, historisch Rathaus. 770 (Druck 1607) Munirihestat, 1279 Munerstat, 1801 Münnerstadt. Grundwort ist althochdeutsch stat (-statt/-stedt/stätten/-stetten); das Bestimmungswort kann im Zeithorizont der Belege als der im Genitiv Singular stehende Personennamen Munirichaufgefasst werden. A.W. Nikola weist auf einen um 800 als fuldischen Zeugen bezeugten Träger des Namens hin, hebt aber gleichzeitig das vermutlich höhere Alter der Siedlung hervor, womit der Zusammenhang des Ortsnamens mit dieser Person aufgehoben würde. Nach T. Vennemann ist -stat sekundär und der Name aus vorgermanisch *Muniricum herzuleiten.
Münsingen Hauptort der zwischen 769 und 778 genannten Munigesinger marca, Ortsherrschaft lag bei den Grafen von Urach, 1263 an Württemberg, zwischen 1263 und 1339 Stadtrecht und Mauerzug, 1938 an den heutigen Landkreis Reutlingen. Schloss Buttenhausen, Burgen Hohenhundersingen, Bichishausen, Hohen und Niedergundelfingen. 769–778 (Kopie 1183–95) Munigesinger marca, 904 in pago Munigisingeshuntare [Original], 13. Jahrhundert Munegesingen [Original]; Münsingen (1347? 1434). Der Ortsname gehört zu den -ing(en)-Ableitungen und enthältden Personenname *Munig ̄ıs:‘beiden Leuten des Munig ̄ıs’. Derzweite Rufnamen stamm G ̄ıs iit in der tonschwachen Mittelsilbe des Ortsname zur Ausspracheerleichterung stark verkürzt worden. So Münsing, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Münster (Hessen) Der Ort wird erstmals um 1200 erwähnt, als die Herren von Eppstein hier ein Lehen des Erzbistums Köln innehaben. Er gelangt bald danach an die Münzenberger, dann in den gemeinsamen Besitz von deren Erben, der Hanauer und der Falkensteiner (beziehungsweise von Sayn). 1486 erwirbt Isenburg den größten Teil, 1706 den Rest. Nach der Mediatisierung Isenburgs fällt er 1816 an Hessen Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen; 1972 wird Altheim eingegliedert. Um 1200 Monstre (Kopie 1282/83), um 1290 Munstre, 1361 Monster, 1423 Munster, 1687 Münster [alles Original]. Führt zurück auf das dem vulgärlateinisch monisterium (< mittellateinisch monasterium ) ‘Einsiedelei, Klause, Kloster, (Kloster-)Kirche’ nachgebildete althochdeutsch Lehnwort munistri (mit althochdeutsch o > u vor i), das dann durch die spät althochdeutsch Abschwächung beziehungsweise den Schwund der Nebensilbenvokale zu munstre oder dann – mit Sprossvokal vor silbischem r – zu munster wurde, wobei, wie bis ins 15. Jahrhundert noch üblich, die Bez. des – schon gesprochenen – Umlauts noch fehlt. Es bedeutete ‘Einsiedelei’ uswach (s. o.) und könnte hier, da ein frühes Kloster nicht nachweisbar ist, eine einfache Mönchsklause, vielleicht auch die Pfarrkirche bezeichnet haben. So U.a. Münster, NRW.
Münster (Westfalen) 793 Klostergründung, 799 Bistumsgründung, 805 Liudger erster Bischof, 1170 Stadtrecht, 1173 Fürstbistum, 14./15. Jahrhundert Mitglied der Hanse, 1534/1535 Wiedertäufer-Herrschaft, 1648 Ende des 30-jährigen Krieges mit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück, 1802 preußisch, 1806/08 Großherzogtum Berg, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch, 1915 Großstadt. 819 Mimigernaford, 1007 Mimigarduordensis, 1068 Monasterium, 1173 Munstre. Mehrfacher Namenwechsel. Der heutige ON, der seit dem 11. Jahrhundert besteht, beruht auf einem Lehnwort aus dem lateinisch monasterium, vulgärlateinisch monisterium, mittelniederdeutsch münster, westfälisch. mönster ‘Kloster’. Motivierend für die Benennung war das Kloster des heiligen Liudger, der erster Bischof von Münster war. Die vorausgehenden Namen für Münster sind jeweils Bildungen mit dem Grundwort -furt zu altsächsisch ford, mittelniederdeutsch vo ̄rd(e) ‘Furt, seichte (Durchgangs-)Stelle im Wasser’. Die grammatische Bestimmung ist im Altsächsisch nicht sicher. Es wird meist als stätig Maskulinum angesetzt. Die mittelniederdeutsche Form ist als Maskulinum und Feminin und vereinzelt auch als Neutrum bezeugt. Die Bildung Mimigernaford ist eindeutig älter als der spätere Name Mimigardeford. Mit der Form Mimigerna als Bestimmungswort liegt ein im Gen. Plural flektierter Personennamen Mimigern vor, der die Funktion eines Personengruppennamens hat, also etwa ‘(Furt) der Mimigerne’, also ‘(Furt) der Leute des Mimigern’. Der zweigliedrige Personennamen Mimigern setzt sich aus einem Erstglied Mimi-, dass nur als Bestimmungswort oder als Kurzform Memo belegt ist, und einem Zweitglied -gern zu gotisch -gaírns ‘begehrend’ zusammen. Als parallele Bildung trat nur kurz der Name Mimigard(e)fordauf, wohl um die nicht mehr verstandene Bildung auf Basis des inzwischen ungebräuchlichen Personennamen Mimigern zu ersetzen, und zwar durch Austausch von -gern durch -gard zu gotisch gards ‘Haus als umzäunter Besitz’, altsächsisch gard ‘Feld, (bewohnte) Erde, Haus’. Als Personenname Element ist -gard, vielleicht mit anderem etymologischem Anschluss, auch für männliche Personennamen nachgewiesen. So Münster, Kanton Wallis, Munster, Département Haut-Rhin.
Münster-Sarmsheim, 1158 Munstre.
Münsterappel, 853 Appola monasnasterium, 893 Apula, 897 Appula.
Münstereifel, 898 nouum monasterium, 949-70 in nouo monasterio. 1112 Monasterium in Eiflia.
Münsterhausen, mitten 1200 Mulseterhuson. Germanisch mulinsaetjana husum, zu den Hausern der Mühleanwohnern.
Münstermaifeld, 964 Sancti Martini monasterium, 1008-15 Monasterium, 1208 Monasterii in Meinevelt.
Muntenbrok, (Kettwig) 1150 Muntenbruke.
Münzenberg, 1174 Minceberg, 1185 Minzenberg, 1206 Minzinberc.
Münzingen, 1100 Minciche.
Murbach, 1056 Muorbacensis, 1113 Morbacensis.
Mürlenbach, 1103 Morlbach, 1222 Morlenbahc.
Mußbach an der Weinstraße, 1203 Musbahc. Germanisch musa-, Moos + baki-, Bach.
Müsch, 975 Musca.
Mussum, (München) mitten 1200 Musheim. Germanisch musa-, Moos + haima, Wohnung.
Müstert, (Trier) 1098 Munstre. 1179 Monasterium in ripa Moselle.
Mutscheid, (Köln) 1222 Muckesceyt.
Munderkingen 1266 Erhebung Munderkingens zur Stadt, 1297 Verkauf an Österreich, 1805 an Württemberg. Die Stadt Munderkingen bildet seit 1972/75 zusammen mit den Gemeinte Emeringen, Emerkingen, Grundsheim, Hausen am Bussen, Lauterach, Oberund Untermarchtal, Ober und Unterstadion, Rechtenstein, Rottenacker und Unterwachingen den Gemeindeverwaltungsverband und Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen. Heilig-Geist-Spital, Neue Donaubrücke, Pfarrkirche St. Dionysius. 792 marcha ... Muntariheshuntari [Original], 13. Jahrhundert (zu 1227) Mvnderichingen, 1254 Mvnderhingen [Original], 1266 Munderchingen [Original], 1267 (Kopie17. Jahrhundert) Munderkingen. Munderkingen ist eine-ing(en)-Ableitung vom Personennamen *Mundar ̄ı ch und bedeutet ‘beiden Leuten des Mundar ̄ıch’. Der Name erscheint bereits im Bezirksnamen des 8. Jahrhundert, Munderkingen dürfte also der Mittelpunkt des Bezirks gewesen sein. H. ist er der mit Abstand größte Ort und dient daher auch als Name des gesamten Gemeindeverwaltungsverband. Die Namenform beruht auf Synkopierung des schwachtonigen Vokals des zweiten Rufnamenstammes und regulärer Entwicklung des nachträglich in den Silbenanlaut getretenen ch zu k.
Munster 1217 Arnoldus de Munster [Original], 1252 in Monstere [Kopie 16. Jahrhundert]; Munster (1450–51). Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch münster ‘Kloster(kirche)’, das aus gleichbedeutendem lateinisch monasterium entlehnt ist. Anders als bei dem Münster erscheint der Ortsname bis heute ohne Umlaut. Das Benennungsmotiv ist unklar. Eine erwogene Verlegung eines Klosters von Munster nach Ebstorf ist historisch nicht haltbar. So Münster, Stadt Münster.
Murnau am Staffelsee Seit der Römerzeit Straßenort, 1329 Markt. Circa 1150 Murnowe, 1237 Mvrnow, 1264 Murnawe, 1293–1301 Mornawe, 1295 Mu ̊rna ̆we, 1399 Murrnaw, 1557 Murnau, 1987 Murnau a. Staffelsee. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch ouwe, owe,-au, ‘von Wasser umflossenes Land, wasserreiches Wiesenland’. Das Bestimmungswort wird zu bairisch Mur ‘Sand und losgebrochenes, zerstückeltes Gestein, welches von den Höhen in die Täler niedergerollt oder von Wetterbächen herabgeschwemmt worden ist’ im Sinn von ‘Steinschutt, Moräne’ gestellt; mittelhochdeutsch murc ‘morsches, brüchiges Land, Erde’ ist belegt und daraus lässt sich möglicherweise *mure erschließen, wenn man ein substantiviertes Adjektivisch *murag annimmt. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage am Staffelsee.
Murrhardt Im 7. Jahrhundert Siedlung, die das Kulturland um das römische Kastell nutzte, Klostergründung nach 814, 1328 erstmals Stadt genannt, 1395 an Württemberg, das Kloster-Oberamt ging 1808 im Oberamt Backnang auf, 1973 zum Rems-Murr-Kreis. Handwerk und Maschinenbau, Stadtkirche, Walterichkirche (ehemalig Wallfahrtskirche), Villa Franck, Rümelinsmühle. 788 (Kopie13. Jahrhundert) Murrahart, 999 Murrehart [Original], 1295 Murrhart [Original]; Murrhardt (1700). Eine Zusammensetzung mit dem Gewässername Murr (180–92 VICANI MVRRENSES, zu keltisch *mor-, mori‘ Meer’) und althochdeutsch hard ‘Wald’, wohl insbesonders ‘Bergwald, waldiger Höhenzug, lichter Weidewald’, mittelhochdeutsch hart ‘Weidetrift’. Murrahart ist ‘Weidewald an der Murr’ und bezieht sich ursprünglich auf einen fränkischen Königshof beim ehemalig Römerkastell an der Murr. So Murr, Landkreis Ludwigsburg.
Mutterstadt Der Mutterstadter Pfalzmarkt ist der größte genossenschaftliche Gemüsegroßmarkt in D. 767 Mutherstather marca (Kopieum 1190), 774 Muderstather marca, 801 Muterstat; Mutterstat (1468–70). Das Bestimmungswort geht auf einen althochdeutsch Personennamen zurück, der aus den zwei Bestandteilen Muot und -heri besteht. Die Genitivendung - sund der Anlaut des Grundwort-statt/-stedt/-stätten/-stetten sind zusammengefallen. Der Ortsname kann als ‘Siedlungsplatz des Muotheri’ gedeutet werden.
Nabburg Kern der Stadt ist eine mittelalter Burganlage; bei Nabburg beginnt der 150 km lange, Pfahl genannte Quarzfelsenzug. 929 Nabepurg, in Fälschung des 11. Jahrhundert (auf 798) Nappurch, in Fälschung von circa 1100 (auf 1040) Nabburg. Die mittelalter Burganlage ist nach der Lage am Fluss Naab benannt. Der Gewässername Naab (zur Donau bei Regensburg), 883–887 Napa, circa 1006 Naba, geht auf vorgermanisch *Noba ̄ zurück, was als Nomen loci zum indogermanischen Verb *nebh-e‘ feucht werden’ gedeutet werden kann.
Nachtsheim, 931-56 Natesheim, 1212 Nachtysheim.
Nagold Zunächst römisch Gutshof, dann alemannisch Hofsiedlung, schließlich fränkisch Fürstensitz, Zentrum des Nagoldgaus, im hohen Mittelalter Sitz der mit Karl dem Großen verwandten Nagoldgaugrafen, 1247 zur Grafschaft Hohenberg, 1260 Sitz der Teilherrschaft Nagold, ab 1300 weitere Teilungen. 1363 kam der Ort an Württemberg und wurde Amtssitz, im 19. Jahrhundert Oberamtssitz beziehungsweise Bezirksstadt. 786 in villa Nagaltuna, 881 (Kopie12. Jahrhundert) Nagalta, 1005 Nagelta, 1228 Nagelte, 1349 Nagelt, 1498–1503 Nagolta. Flussname (die) Nagold (zur Enz zum Neckar), 1075 iuxta fluvium ... Nagaltha, 1252 in ripa ... Nagilte, 1342 uf der Nagelt, und Ortsname sind ursprünglich nicht identisch. Wie aus dem Landschaftsnamen 770 Nagl[achgouwe] (Nagoldgau) hervorgeht, ist die älteste Form des Flussnamens althochdeutsch *Nagla, später mit Sprossvokal *Nagala. Belege für der Flussname wie Nagaltha, Nagilte, Nagelt gehen auf Übertragung des Ortsnamens auf den Fluss zurück. Der Ortsname Nagalta ist als Nom. zu dem vermeintlichen Genitiv/Dativ/Akkusativ feminin althochdeutsch *Nagaltu ̄n neu entwickelt worden. Wenn (786) Nagaltuna aus vorgermanisch/keltisch*Naglo-du ̄non entstanden ist, dann könnte sich der Name auf die frühkeltisch Fürstenburg auf dem Schlossberg in Nagold beziehen; keltisch *du ̄non bedeutet ‘Hügel, Festung, Burg’, also ‘Festung an dem Nagold’. Der Flussname *Nagla ist indogermanisch und lässt sich erklären als Verbaladkectivisch, das von der schwundstufigen Wurzel mit l-Suffix abgeleitet wurde: indogermanisch *nh2gh-ló> spät indogermanisch feminin*nagla ̄. Das Verbliegt vor in griechischn ̄echo ̄ ‘ich schwimme’ (< *na ̄gho ̄, indogermanisch*neh2gh-). Die Grundbedeutung des Flussname Nagold war demnach ‘Gewässer, auf dem etwas schwimmen kann’.
Nahegau, (Gau an der Nahe) 835 in pago Nauuinse. 868 infra Naagao.
Naila 1007 schenkt Kaiser Heinrich den „Nordwald“, in dem der Ort liegt, dem Bischof von Bamberg; Gerichtssitz (1343 erstmals erwähnt), ab 1373 beziehungsweise 1438 zum größten Teil im Besitz der Burggrafen von Nürnberg, 1454–1818 Markt mit städtischer Verfassung, 1818 Stadterhebung, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Naila, Bergbau (15. Jahrhundert bis 1859), Maschinenbauund Kunststoffindustrie. 1343 Neulins [Original], 1398 zum Newlein, 1421 Kopie1520–25 Nala; Neyla [Original] (1478). Es liegt ein genetivischer Siedlungsname vor, der am ehesten auf einen mittelhochdeutschen Personennamen *Niuwel ̄ın (vgl. die belegten Personennamen Niuwila, Niwilo) oder einen Übernamen *Niuwel ̄ın mit der Bedeutung ‘Neusiedler’ zum Adjectivisch mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’ zurückgeführt werden kann. Aufgrund fehlender Parallelen weniger wahrscheinlich ist eine appellativische Basis mittelhochdeutsch *niuwel ̄ın ‘neu gerodetes Land’. Im späten 14. Jahrhundert ist erstmals der Schwund der Genitiv-Endung -s bezeugt. Mittelhochdeutsch iü entwickelte sich in der Mundartlich zu einem ae-ähnlichen Diphthong, der in der Schrift mit ey o.ä., später mit ay (1472 Naylein) und schließlich auch mit ai (wie in der heutigen amtlichen Namenform) wiedergegeben wurde. Der Beleg 1421 KopieNala spiegelt die mundartliche Weiterentwicklung von ae vor l zu a: und von -lein zu -lɐ wider.
Nalbach Im 10. Jahrhundert Bau der Primsmühle, 1984/85 vollständig abgebrannt. 1048 Schenkung eines Hofes im heute Nalbach an das Stift St. Simon in Trier durch den Erzbischof. Entwicklung zum Wirtschaftszentrum im Primstal. 1974 Vereinigung von Nalbach, Piesbach, Bilsdorf und Körprich zur neuen Groß Gemeinte 1036 (F. 13. Jahrhundert) de Nagalbach, 1036 (Kopie 18. Jahrhundert) de Nagalbach, 1036 (Ende 13. Jahrhundert) de Nagelbach, 1048 (Kopie Anfangs 14. Jahrhundert) curtis Naguelbach, 1071 uilla Nagelbahc [Original], 1154 (Kopie 14. Jahrhundert) Nailbach, 1154 (Kopie 16. Jahrhundert) Nalbach, 1155 Nalbach [Original], 1179 Nahelbach [Original], 1192–1200 de Nagilbach/ Nagilbac [Original]. Bildung mit dem Grundwort -bach (mittelhochdeutsch bach Maskulinum feminin, althochdeutsch bah Maskulinum) und dem Bestimmungswort Nagel (mittelhochdeutsch nagel, althochdeutsch nagal), ebenso (ohne alte Belege) der Name des Nalbachs, der in Nalbach in die Prims mündet. Ausfall des intervokalischen -er gab die h. abgeschliffene Form, z.T. mit Dehnungs-i (Nail-), vgl. 1088 in dem Nailbecher dale [Original], 1330 in Noylbecherdal [Original]. So Nagelbach, Gewässername (l. zur Schlierach, vgl. Dotter, Feminin und Maskulinum: Der Inn und seine Zuflüsse. Von Kufstein bis zur Einmündung in die Donau.
Namborn Reste römerzeitlicher Siedlungen und Wege (Alte Trierer Straße). Im Mittelalter gehörten die Orte der heute Gemeinte teilweise zum Herzogtum Lothringen, teilweise zu anderen kleineren Herrschaften. Einfluss auf die Gegend besaßen auch die Bischöfe von Trier (später Kurfürsten) und Metz. Nach 1815 wurden die Gemeinte preuß., der Ortsteil Hirstein gehörte zum oldenburgischen Birkenfeld. Seit 1974 besteht die Gemeinte Namborn aus den Ortsteil Baltersweiler, Eisweiler-Pinsweiler, Furschweiler, Gehweiler, Hirstein, Hofeld-Mauschbach, Namborn-Heisterberg und Roschberg. 1360 Nuinborn (< *Niunborn), 1457 Nu ̊mborne, 1532 Nau ̊mborn. Das Grundwort-born geht mit r-Metathese auf mittelhochdeutsch brunne, althochdeutsch brunno Maskulinum ‘Brunnen, Quelle’ zurück. Die Metathese erstreckte sich von den Niederlanden und Norddeutsch über das Mfr. bis weit in den S hinein und wurde später rückgängig gemacht; burne und born (mit mitteldeutsch Senkung von u zu o) z. B. waren im 11. Jahrhundert vom Niederrhein bis Lothringen verbreitet. Der Ortsname-Typus -born/ -brunn war vom hohen und späten Mittelalter bis in die Neuzeit hinein produkt. Bestimmungswort ist das Adjektiv neu, mittelhochdeutsch niuwe, nu ̄ we, althochdeutsch niuwi. Der Lautstand des Adjektivisch in den historisch Belegen und in der heute Namenform geht auf eine abweichende Entwicklung von althochdeutsch iu zurück: Im nw Alemannisch und fast im gesamten Mitteldeutsch unterblieb der i-Umlaut vor folgendem w und teils auch vor r. Dieses nicht umgelautete iu fiel später im Mitteldeutsch mit mittelhochdeutsch u ̄ zusammen und wurde zu au diphthongiert, vgl. z.B. die Namen von Bad Nauheim und Naumburg (Saale). Schließlich erfolgte analog zu der reg. Entwicklung von mittelhochdeutsch ou in der Mundartlich eine Monophthongierung zu a ̄ (vgl. mittelhochdeutsch boum, Neuhochdeutsch Baum, mundartlich Baam). Dieser Langvokal ist in der mundartlichen Form des Namens noch vorhanden, im amtlichen Namen ist der Vokal gekürzt. Namborn ist zu deuten als ‘beim neuen Brunnen’. So Numborn, Ortsteil von Heusweiler, Regionalverband Saarbrücken, mit anderer Entwicklung (fehlende Diphthongierung) des Bestimmungswort kun.
Nassau 915 Ersterwähnung als Gutshof des Bischofs von Worms, um 1100 Errichtung der Burg Nassau, nach der sich seitdem ein Adelsgeschlecht benannte, 1348 Stadtrechte, Geburtsort von Karl Freiherr vom und zum Stein. 1806 Herzogtum Nassau, 1866 an Preußen. 915 Nassowe, 1158 Nassoue, Nassovve, Nassoua, 1197 de Nassowen uswach, 1314 de Nassauen, 1339 von Nassav, 16. Jahrhundert Nassau. Grundwort -au(e). Als Bestimmungswort wird der Name eines Zuflusses der Lahn bei Nassau vermutet, der aber erst vor 1630 als aqua Nass, fluvius Nass oder Nass flu bezeugt ist und eine gelehrte Rückbildung aus dem Ortsname Nassau darstellt. Das Bestimmungswort dürfte germanisch *nassa(< *nat-sa-) sein, das als Flussname zu germanisch *nata‘nass’ gestellt werden kann oder eine Nebenform zu althochdeutsch nazza ‘Nessel’ ist. In diesem Fall ist Nassach, Weiler am Fluss Nassach (Landkreis Göppingen), 1245 Naszach, vergleichbar. Mit s-Suffix abgeleitete Flussname sind ferner Neiße < slawische Nisa < germanisch *Nissa < *Nit-so ̄ und Dosse (zur Havel) < germanisch *Duh-so ̄.
Nastätten Seit dem 12. Jahrhundert Herrschaftsgebiet der Grafen von Katzenelnbogen, bis 1449 als Vögte des Klosters Prüm. 1479 wurden die Gemeinte im Einrich hessisch. Die Region wird wegen des aus Flachs hergestellten und mit den Blättern der Färberwaid gefärbten und im Mittelalter bekannten blauen Tuches aus diesem Gebiet auch „Blaues Ländchen“ genannt. 1815 bis 1866 zum Herzogtum Nassau, danach zum Preußen. 893 Nasteden (Kopie1222), 1138 Nastheden, 16. Jahrhundert Nassstedten, 1780 Naßstätten. Das Bestimmungswort geht auf einen Gewässername *Nassaha ( -ach1) > Nasszurück, der vermutlich ursprünglich den hier in die Lahn mündenden Mühlbach bezeichnete. Der Name lässt sich aus einem lateinisch-westfränkisch Lehnwort nassa für eine ‘Fischreuse beziehungsweise Fischwehr’ oder ein ‘Flechtwerk aus Weiden’ herleiten. Kehrein denkt auch an eine mögliche Verwandtschaft mit althochdeutsch, mittelhochdeutsch naz ‘nass’. Das Grundwort -stätten zu -statt. Auslautendes und anlautendes -s verbinden sich. Als Deutung wird jedoch ‘Siedlungsplatz an einem Gewässer mit einem Fischwehr’ favorisiert.
Natrop, (Datteln) mitten 1200 Northorpe, Northorpa. Germanisch norpa-, Nord + porpa Siedlung.
Natrup, (Havixbeck) 1000 Nordthorpe.
Nattenheim, 758-59 Nathneim, 1103 Nanzenheim, 1222 Nanzenheym.
Naumburg, (Saale) 1076 Nuinburgensis.
Naunheim, (Koblenz) 1210 Nuenheim. Germanisch niwin, zu niwja, neu + haima, Wohnung.
Nauen Die Stadt geht auf eine slawische Siedlung mit Burgwall am Luchübergang zurück (nicht identisch mit der 981 genannten Burg Nienburg an der Havel); Stadtgründung durch die Markgraf von Brandenburg im 13. Jahrhundert. Seit 1826 Kreisstadt und Landratssitz für das Osthavelland; geschlossene Bebauung des frühen 19. Jahrhundert. 1186 Nauwen [Original], 1195 Nowen; Nauen (1208). Der Versuch, den Namen aus der Slawischen als eine Bildung mit dem possessiv Suffix -jzum altpolabisch Personennamen Noven, Novan o.ä., der zu urslawische novч ‘neu’ gehört, zu erklären, wurde jüngst abgelehnt. Höchstwahrscheinlich wurde der Name von Nauen, Landkreis Goslar, übertragen. Dieser Name ist nicht eindeutig zu erklären.
Nauheim Das Kloster Lorsch wird im 9. Jahrhundert als Besitzträger im Ort genannt. Das kaiserliche Lehen Nauheim kam im 14. Jahrhundert an die Herren von Falkenstein. Über die Grafen von Sayn beziehungsweise Isenburg-Büdingen gelangte der Ort im Jahre 1600 durch Verkauf an die Landgrafschaft Hessen. Der Ort nennt sich „Musikgemeinde“, da sich nach dem 2. Weltkrieg zahlreiche vertriebene Instrumentenbauer aus dem Egerland und dem Erzgebirge in Nauheim niederließen und hier eine Musikindustrie begründeten. 830–850 (Kop.) Niuenheim, Niuuenheim, 1211 [Original] Nuheim, 1521, Nawheym. Bestimmungswort ist althochdeutsch *niuwi, mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’. -iuzeigt die dialektale Entwicklung zu -u ̄-, das lautgesetzlich korrekt zu -au diphthongiert wurde. Flexivisches -n in den frühen Belegen geht auf eine syntaktische Fügung *ze demo niuwen heim zurück, während die späteren Belege auf die Nominativform *das niuwe heim > Nu ̄heim verweisen.
Naumburg (Saale) Mit Dom und ehemaligem Bischofssitz, der 1028/1030 von Zeitz auf die zuvor von den Ekkehardinern (Markgrafen von Meißen) erbaute Burg verlegt wurde. Ab 1033 Kaufmannssiedlung, 1142 Stadtrecht, 11. bis 13. Jahrhundert entstanden zwei Klöster und der Dom, sö davon im 12. Jahrhundert eine besondere Marktstadt im 12. Jahrhundert, die erst 1835 mit der Domstadt vereinigt wurde. Im Mittelalter war der West-Ost-Handel die wirtschaftliche Grundlage der Stadt. Naumburg war Messestadt, die erst mit Aufschwung der Leipziger Messe ab 1500 an Bedeutung verlor. Messen fanden noch bis 1833 statt. 1021 in Numburg, 1028 in Nuemburgum, 1030 Nuemburgensis civitas, 1068 Nivvenbvrch, 1068 Niwenbvrch, 1378 Numburg, 1540 zur Naumburg. ‘Der neuangelegte Burgort’; Grundwort -burg, für das Adjektivisch zeigen die Belege das Schwanken zwischen mitteldeutsch nu ̄[w]und norddeutsch n ̄ı w für mittelhochdeutsch niuwe, neu; Assimilation von auslautendem -n im Bestimmungswort an b im Grundwort führt zu -mb-. Benennungsgrundlage ist die alte Burg der Ekkehardiner beiZeitz, wo die Stadtgründung von Naumburgvollzogen wurde. So Schloss Neuenburg in Freyburg an der Unstrut; Burgenlandkreis, Beyernaumburg, Landkreis Mansfeld-Südharz.
Naunhof Die Stadt geht zurück auf die planmäßige Anlage eines markgräflich-meißnischen Jagdhofes mit Dienstsiedlung in altem Forstgebiet um 1150, nach 1378 Wasserschloss und Dorf, Naherholungsgebiet für Leipzig. 1210 Nova Curia, 1222 Nuwinhoff, 1292 Nuwenhof. Im Bestimmungswort steht mitteldeutsch nau ‘neu’ für mittelhochdeutsch niuwe, im Grundwort -hof, demnach ‘am neuen Hof’. So Naunhof, Ortsteil von Ebersbach.
Neckargemünd Seit circa 1230 Freie Reichsstadt, 1330 Verpfändung an die Pfalzgrafen bei Rhein. 1803 an Baden und Verlust aller ehemalig kaiserlichen Privilegien im 19. Jahrhundert 988 (Kopiecirca1150) Gemundi, 1237–1254 Gamundia, 1286 (Kop.) Gamundie iuxta fluvium Neckarum, 1346 Neckargemünden, 1410 Gemunde off dem Necker, 1496 Neckhergmindt. Kompositum mit dem Grundwort althochdeutsch gimundi, mittelhochdeutsch gemünde und dem Flussname (der) Neckar (lateinisch Nicer, 765, Kopie12. Jahrhundert, Neckar, 856 Neckar, 1087–1091 Nekker, 1296 Necker, 1311 Negger) als Bestimmungswort Neckar wird auf indogermanisch *Nikros zurückgeführt, das mit r-Suffix von der Schwundstufe des indogermanisch Verbs *neik‘ sich erheben’ abgeleitete Verbaladjektiv (indogermanisch *nik-ró-s) mit der vermutlich Bedeutung ‘der vorwärts drängende/sich erhebende (Fluss)’. Das Grundwort bezieht sich auf die Mündung der Elsenz in den Neckar. So Necker (zur Thur, CH); Gemünd an der Our, Eifelkreis Bitburg-Prüm; Gemünden am Main, Landkreis Main-Spessart; Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis, Gmünd.
Neckarau, (Mannheim) 871 Naucrauia, 873 Neckrauua.
Neckargerach-Waldbrunn. Gemeindeverwaltungsverband im Neckar Odenwald-Kreis, 9365 Einwohner, circa 8 km nw Mosbach, beidseits des Neckars, im Hinteren und im Kleinen Odenwald gelegen, Reg.-Bez. Karlsruhe. Der Gemeindeverwaltungsverband Neckargerach-Waldbrunn wurde am 1. Januar 1975 im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform aus den Gemeinte Binau, Neckargerach, Waldbrunn und Zwingenberg gebildet. Luftkurort, Minneburg, Schlösser Binau und Zwingenberg, Burg Dauchstein, Limes, Hindenburg-Turm. 976 (Kopie um 1150) Geraha; Neckargerach-Waldbrunn (1975). Neckargerach ist eine Zusammensetzung aus dem Gewässername Neckar (lateinisch Nicer, 765 Kopie12. Jahrhundert Neckar, aus indogermanisch *Nikros zu *neik‘sich erheben’) und dem Gewässername Gerach; Waldbrunn ist eine Neubildung aus den Bestandteilen Wald (in Waldkatzenbach) und -brunn in Schollbrunn.
Neumarkt-Sankt Veit 1171 Errichtung eines Benediktinerklosters, 1269 Markt. Der erste Hinweis auf den Ort findet sich 790 (Kopie des 12. Jahrhundert) mit Ad rivolum Rota eccl. IIII (‘am Gewässer Rota vier Kirchen’). Vorläufer des zweiten Teiles des Doppelnamens ist Vôlagangesperch, circa 925 (Kopie des 10. Jahrhundert) bezeugt.1171 (Kopie von 1679) in locum, qui nunc dicitur mons sanct Viti, 1269 (Kopie von 1345, mit beiden Namen) des abbtes und conuentz ze sand Veit ... einen markt gen Wolfsperg, daz nu der Niwmargt geheizzen ist, 1285 den Newen Marcht, der gepowen ist ouf des gotshous aigen, 1301 sant Vite, daz bi der Rote lit, 1302 sant Veit pei der Roth, 1308 monasterio sancti Viti prope Nouum Forum, 1326 daz gotshaus datz sand Veit bei dem Nevn-marcht, 1351 zu sand Veit ze dem Nevnmaricht, 1358 von sand Veyt datz dem Neunmarcht bey der Rot, 1528 zum Neuemargkht an der Rot; Neumarkt-Sankt Veit (1934). Als Latinisierung mittels lateinisch forum ‘Markt’ begegnet 1509 Neoforum, als gräzisierende Herkunftsbezeichnung mittels griechisch « ‘neu’ und $- ‘Markt’, 1600 Neagorensis. Grundwort ist mittelhochdeutsch market, markt, marcht ‘Markt, Ort mit Marktgerechtigkeit, Marktflecken’, Bestimmungswort das Adjectivisch niuwe ‘neu’. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage an der Rott, die auch in anderen Belegen als Differenzierung dient. Grundwort des circa 925 genannten Ortsname ns ist althochdeutsch perch,-berg ‘größere Anhöhe oder Bodenerhebung’, Bestimmungswort ist der zu erschließenden Personennamen *Volagang. Im Beleg von 1269 Wolfsperg ist wohl eine Eindeutung von mittelhochdeutsch wolf ‘Wolf’ in den nicht mehr verstandenen alten Flurname erkennbar. Dieser wurde später von dem patrozinialen Heiligennamen St.Vitus/Veit verdrängt.
Neumarkt i. d. OPf. Große Kreisstadt mit 45 Gemeinte -Teilen und Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises. Im 15. und 16. Jahrhundert Residenzstadt der pfälzischen Wittelsbacher. 1183–1188 Nivwenmarch(ae), Kirchweihe, 1235 cives Nouifori [Original], 1329 Nevnmarcht ... Newen Margt di stat [Original]. Der Name mit dem Grundwort mittelhochdeutsch market, markt ‘Markt’ bezeichnet eine Siedlung mit Marktrecht. Das Attribut Neu(en)< mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’ dient hier nicht zur Unterscheidung von einem bereits bestehenden „alten“ Markt, es weist vielmehr auf ein neu errichtetes Marktrecht hin, das einer neuen oder bereits bestehenden Siedlung unbekannten Namens verliehen wurde. Das Dativ-Flexiv -en des Attributs entfällt ab dem 15. Jahrhundert durch Synkope und Assimilation. Der Beleg von 1235 zeigt eine Übersetzung des Siedlungsname mit lateinisch novi ‘neu’ im Genitiv und fori ‘Markt’ im Genitiv, wobei beide Teile zur Namenbildung aneinandergefügt sind. Die flektierten Formen bekunden die Zugehörigkeitder c ̄ıves ‘Bürger’ zum Markt. So Neumarkt-Sankt Veit, Landkreis Mühldorf a. Inn.
Neunburg vorm Wald Vermutlich in der ersten Hälfte des 10. Jahrhundert Bau einer Burg an alter Handelsstraße nach Böhmen; 1289 als Markt, 1323 als civitas und 1329 als Stadt genannt, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Neunburg vorm Wald, Festspiel „Vom Hussenkrieg“. 1017 Níwnbúrg [Original], 1129 Niuuenburc [Original], 1317 Newenburch vor dem walde [Original]; Neunburg vorm Wald (1529). Das Grundwort althochdeutsch burg ‘Burg’ (-burg) ist mit dem Bestimmungswort althochdeutsch niuwi ‘neu’ (im Dativ Singular) verbunden. Die Grundform *(ze dëro) Niuwu ̄nburg bedeutete ‘bei der neuen Burg’, wohl im Gegensatz zur älteren Burganlage Warberg (circa 4 km n von Neunburg), worauf die Nennung des Amtsbezirks Niwenburch sive Warperch (um 1285) hindeutet. So Neuburg a. Inn, Landkreis Passau, Reg.-Bez. Niederbayern; Neuburg a. d. Donau, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, Reg.-Bez. Oberbayern.
Neundorf (bei Schleiz) Neundorf, (Crombach) 888 Noua uilla.
Neunkirchen, (Köln) 1212 Nunkirchin. Germanisch niwin, zu niwja, neu + kirika, Kirche.
Neunkirchen bei Daun, 1190 Nvnkikin, 1190 Nvnkyrken.
Neunkirchen (Saar) Spuren von Bergbau und Besiedlung aus dem Eisen und Römerzeit. Bis Ende des 18. Jahrhundert Fürstentum Nassau-Saarbücken. 1281 de Nonkirke [Original], 1323 zv Nvnkirchen [Original], 1466 zu Nunkirchen [Original]. Althochdeutsch *(b ̄ıthera)n(i)uwenkirihhun ‘beider neuen Kirche’. Das Adjectivisch ‘neu’ < mittelhochdeutsch niuwe, in der mitteldeutschen Form nu ̄we (so in der frühen Überlieferung, dekliniert mit intervokalischem Schwund des w) dient der Differenzierung der Filialkirche gegenüber der älteren Pfarrkirche im benachbarten Wiebelskirchen (8. Jahrhundert). Die Siedlung Neunkirchen entstand im 12. oder frühen 13. Jahrhundert unter direkter oder indirekter Beteiligung der Grafen von Saarbrücken bei der neu erbauten Kirche. So U. a. Neunkirchen/Nahe, Ortsteil von Nohfelden, Landkreis St. Wendel; Nunkirchen, Ortsteil von Wadern, Landkreis Merzig-Wadern.
Neunkirchen (Siegerland) Circa 1100 Ortsgründung, 12. Jahrhundert erster Kirchenbau, 13. Jahrhundert bambergische Hofmark, 1314–1555 Augustinerchorherrenstift, spätestens 1348 Markt, 1802/03 bayerisch 1195 Neuchirchen, 1314 Neuwenkirchen ... auf dem brant [Original]; Neunkirchen am Brand (1801). Mittelhochdeutsch niuwe-neu;-kirch(en); differenzierende Erweiterung mit Flurname zu mittelhochdeutsch brant ‘Feuerbrand, Brandlegung’ für eine durch Feuer gerodete Waldung. So Neunkirchen, Kreisstadt.
. 1288 Nunkirchen [Original], 1326 Nunkirchen, 1476 Nuenkirchen. Der Ortsname ist mit dem Grundwort-kirchen gebildet. Bestimmungswort ist mittelhochdeutsch niuwe, niu ‘neu’, dessen -iuwie ein langes -ügesprochen und ohne Umlautzeichen als -ugeschrieben wurde. Zum Neuhochdeutsch hin wandelt sich dieser Laut zu -eu (mundartlich -i-). Ortsname dieses Typs sind auf Gefügewie *b ̄ıderniuwen kirchen ‘bei der neuen Kirche’ zurückzuführen und durch die Erbauung eines neuen Gotteshauses motiviert. So Neuenkirchen, Landkreis Osnabrück; Neuenkirchen-Vörden.
Neunkirchen-Seelscheid Pfarre in Neunkirchen wohl schon im 10. Jahrhundert zum Stift St. Andreas in Köln gehörig, der Ort 1178 als dorthin zinspflichtig bezeugt, vom Spätmittelalter bis 1806 wie Seelscheid zum bergischen Amt Blankenberg gehörig, mehrere Adelssitze. Seelscheid wird 1276 als Besitz des Rorich von Rennenberg genannt, eine Ringwallanlage wird ins 10. Jahrhundert datiert, Kirche in Seelscheid ab 1646 für beide Konfessionen, 1820–1933 war der Ort Teil der Bürgermeisterei Neunkirchen. Neunkirchen: 1174 de Nuenkirchen, 1178 Nuenkirken. Seelscheid: 1276, 1398 Seylscheide, 1415 Seelscheid. Neunkirchen: Kompositum aus dem Adjectivisch neu, althochdeutsch niuwi, indogermanisch *neu-jo, und dem Grundwort-kirchen. Im Adjektivisch ist die Neuhochdeutsch Diphthongierung zu Neu(e)nwohl in der frühen Neuzeit durchgeführt worden. Seelscheid: Das Bestimmungswort Seelkann entweder auf mittelhochdeutsch sal, althochdeutsch sal, altsächsisch seli, germanisch *sali Maskulinum ‘Saal, Innenraum eines Einraumhauses’ zurückgehen oder auf mittelhochdeutsch sal(e), feminin, althochdeutsch sala Feminin ‘rechtliche Übergabe eines Gutes’, germanisch *salo ̄ ‘Übergabe’ aus einer indogermanischen Wurzel *sel‘nehmen’. Das Grundwort-scheid geht zwar wie Scheide Feminin auf mittelhochdeutsch scheiden, althochdeutsch skeidan ‘scheiden, Scheide’ mit indogermanisch Ursprung zurück, ist aber als Namenwort in seiner Bedeutung umstritten. Nach Dittmaier ist gerade für das Bergische Land wegen der Lage und der hier sehr zahlreiche Ortsname und Flurname auf -scheid von ‘Wasserscheide, Bergrücken’ auszugehen. Scheid gehört zu den im Mittelund Niederfränkischen sehr frequenten Namenwörtern für Ortsname und Flurnamen, die zumeist in den Zusammenhang der großen mittelalterlichen Rodungsphasen gehören.
Neuötting 1231 Markt, wittelsbachische Stadtneugründung. 1231 vetus Odingen ... fori ... novi Odingen, 1240 Otingen, 1285 Newe Otinge, 1364 die Stat ze Oting, 1391 Nienuting, 1451 von Newn Ötting, 1474 zu Newenöting, 1574 Neuenötting, 1811 Neuoe ding, 1820 Neuötting, oder Neuöttingen. Der Ortsname liegt der Personennamen Auto zugrunde, abgeleitet durch das Zugehörigkeitssuffix-ing, sodass man als Erklärung ‘bei den Leuten des Auto’ gewinnen kann. Zur Unterscheidung der beiden Orte wurden im 13. Jahrhundert die mittelhochdeutsch Adjectivisch Alt und Neu-, mittelhochdeutsch niuwe, hinzugefügt. So Altötting im gleichnamigen Landkreis.
Neurath, (Langenfeld) 904 Niuuenrothe. Germanisch niwin, zu niwja, neu, + ropa, Rodung.
Neuried (Baden) Neuried entstand 1973 im Zuge der Gemeindereform durch Zusammenschluss der Gemeinden Altenheim, Dundenheim, Müllen und Ichenheim, in das bereits 1972 Schutterzell eingemeindet worden war. Tabakanbau, Altenheimer Kirche, St. Nikolaus, Simultankirche. Neuried (1973). Der neue, geländebezogene Gemeindename schließt sich an den Flurname Riedmatten im Ortsteil Ichenheim an. Das Grundwort -ried gehört zu althochdeutsch oBand -riod, mittelhochdeutsch riet ‘Rodungsstelle’. Das Bestimmungswort ist althochdeutsch niuwi, mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’, dass sich regelmäßig zu neu entwickelt. So Neuried, Landkreis München.
Neuruppin Muttersiedlung Ruppin (seit der Gründung der Stadt mit dem Zusatz Alt) mit einer früh mittelalterlichen slawische Burg auf einer Halbinsel im Ruppiner See; politisches und wirtschaftliches Zentrum des Stammes Zamzizi. Mitte des 12. Jahrhundert d. Burg mit Burgflecken; planmäßige Stadtgründung auf der Ostseite von Alt Ruppin nach 1214 durch die Grafen von Arnstein. Seit 1256 besitzt Neuruppin das Stendaler Stadtrecht (Alt Ruppin besaß Stadtrecht erst seit 1840, seit 1994 Ortsteil von Neuruppin). Kunststoff-, Metall-, Holzindustrie; Erholungsort am Südrand der Ruppiner Schweiz; Geburtsort K. Fr. Schinkels und Th. Fontanes. 1238 Rapin, 1256 civitatis nostrae Ruppin, Olden Ruppyn, 1272 Nouo Repyn [Original], 1362 Noua Ruppyn [Original]; Neuruppin (1775). Wohl slawische/altpolabisch *Rupina, eine Namenbildung mit dem Suffix -ina zu rupa, einer slawische Wasserbezeichnung; wegen der Lage am Ruppiner See ein ursprünglicher Gewässername möglich. Das Appellativum ist gut im Süd und Ostslawische belegt in der Bedeutung ‘Grube, Wassergrube, Kartoffelgrube, Loch’. Im Westslawische nur in der Toponymie gut erhalten. Der Wechsel -a-/ -u-/ -ein den Belegen kann auf die unbetonte Stellung zurückzuführen sein. Vgl. der polnische Ortsname und Gewässername Rupienica.
Neusäß 1178 [Original] Niusazen, 1183 Niusazen, 1268 Niwesæzze, 1310 Niwsæz, 1430 Neuiseß, 1492 Neusäß. Das Bestimmungswort ist zurückzuführen auf das in Ortsnamen seit alters gebräuchliche unflektierte Adjectivisch althochdeutsch niuwi in der Bedeutung ‘neu’. Für das Grundwort sind zwei Herleitungen semantisch und grammatisch möglich: Entweder liegt das schwache Maskulinum althochdeutsch sâze als ‘der Sitzende’ im Dativ Plural zugrunde, sodass der Ortsname als ‘bei den Neuansässigen’ paraphrasiert werden kann. Oder das Grundwort geht zurück auf das ebenfalls im Dativ Plural stehende starke feminin mittelhochdeutsch sâze im Sinne von ‘Sitz, Wohnsitz’. In diesem Fall lautet die Interpretation ‘bei den neuen Wohnsitzen’. Sprachlich setzt sich im Bestimmungswort Diphthongierung durch, im Grundwort schwindet die Nebensilbe durch einerseits mundartlich bedingten Ausfall von -n in der druckschwachen Silbe und andererseits später erfolgter e-Apokope.
Neuss Die ubische Siedlung Novaesium (wohl 19 v. Chr.) und das römisch Militärlager zur Sicherung der Erftmündung bilden die Wurzeln der Stadt. Um 107 (Tacitus) Nouesium, Nouaesium, um 575 (Gregor von Tours) Niuisium, 1023 Niusi [Original]. Wohl Ableitung von kelt *nouio‘ neu’ (lateinisch novu Grundform germanisch *neuja-. Die antiken und früh mittelalter Belege (FO 2) könnten die verschiedenen Ausprägungen des Namens in der keltisch-roman.-germanisch Kontaktzone spiegeln. Die germanische Form, die durch den heutigen Namen fortgesetzt wird, ist als-isjo ̄-Ableitung verstehbar (wohl Zugehörigkeit bezeichnend), der keltisch Beleg folgt vielleicht Ortsname vom Typ Aliso. Der Name wäre durch die ‘neue’ Ortsgründung motiviert. Die heutige mundartlich Aussprache [ny:s, nys] setzt das iu der germanisch Form fort; [nɔys] ist die standardsprachliche Version mit Neuhochdeutsch Diphthongierung.
Neustadt (Dosse) Im Mittelalter Burg mit Burgflecken, später ein Städtchen, 1664 auf Betreiben des Landgrafs Friedrich von Hessen-Homburg zur Stadt erhoben, 1772/77 Kolonisationsmittelpunkt für 15 Dörfer. Bekanntes Gestüt 1787–90 angelegt, heute Hauptort der Pferdezucht, alljährlich im September Hengstparade. Im Ortsteil Kampehl Dorfkirche (Mitte 13. Jahrhundert), im Gruft Anbau mumifizierter Leichnam des 1703 verstorbenen Christian Friedrich von Kahlbutz, ein wissenschaftlich ungeklärtes Phänomen. 1375 Nu ̊westat, 1379 to der nyen Stadt, 1379 Neustadt, 1540 Neustetlein. Der Name ist als ‘neu angelegte (gegründete) Stadt’ beziehungsweise ‘Neugründung’ zu erklären. Die einheimische norddeutsch Namenbildung wechselt seit 1379 mit der hochdeutsch Namenform, die später zum amtlichen Namen wurde. Der Zusatz bestimmt die Lage an der Gewässername ist vorslawische und zur indogermanischen Wurzel *dhu-/*dheu ̄‘wirbeln, stieben’ mit einer k-Erweiterung zu stellen.
Neustadt (Hessen) Um 1270 gegründet, 1272 nova civitas, 1294 burg und stadt bezeugt, 1341 Schloss, früh Gerichtsort. Werkzeugfabrikation, Landwirtschaft. Kirchweihfest (seit über 500 Jahren). 1974 drei Orte eingemeindet; bis 30. 6. 1974 Landkreis Marburg. 1285 Nuenstadt, 1294 Nuwestat, 1300 Nuwenstadt, 1556 Neuenstadt. Mittelhochdeutsch niuwe wird im Mitteldeutsch zu nu ̄we > regional nau, hier Neuhochdeutsch Form (Neu(en)-), Zusammensetzung mit-statt / -stedt / -stätten.
Neustadt (Wied) 1213 Nuwinstat.
Neustadt am Rübenberge Um 1215 von den Grafen von Wölpe gegründet, seit 1302 welfisch; die Burg beziehungsweise das Schloss häufig Residenz der Grafen beziehungsweise der welfischen Herzöge; Sitz des Amtes beziehungsweise des gleichnamigen Kreises (bis 1974), bis 2001 im Landkreis Hannover; keine Stadtrechtsurkunde (erst 1825 Stadtrecht), aber der Gebrauch des Bremer Rechtes nachgewiesen. 1215 Nova Civitate [Original], 1347 Nygenstad, 1436 Nienstadt vor dem Röuwenberge; Neustatt am Rübenberge (1612). Bildung mit dem Grundwort -stedt und dem flektierten Adjectivisch mittelniederdeutsch n ̄ıe ‘neu’. Der Ortsname erscheint zunächst in lateinisch Übersetzung. Im 16. Jahrhundert treten die hochdeutsch Formen Neu und -stadt ein. Der Zusatz begegnet seit dem 15. Jahrhundert und ist mit dem Grundwort-berg sowie dem flektierten Adjectivisch mittelniederdeutsch ru ̄, ru ̄we ‘rauh; zerklüftet; uneben’ gebildet. Er bezieht sich auf die leichte Erhöhung an der Leine. So Neustadt a.d. Aisch, Landkreis Rhön-Grabfeld; Neustadt a.d. Donau, Landkreis Kelheim.
Neustadt an der Aisch Historisch Siedlungskern ist der Königshof Riedfeld, den die Burggrafen von Nürnberg im 13. Jahrhundert zu einem politischen und wirtschaftlichen Zentrum am Mittellauf der Aisch ausbauten. 889 Reotfeld, 923 Riotfeld, 1200 Oppidum Rietvelt, 13. Jahrhundert Rietvelt nunc Nuwenstatt dictum, 1303–13131 (Kopie1358) iuxta Nouam Ciuitatem apud Eisch. Riedfeld ist ursprünglich Flurname mit althochdeutsch (h)riot, mittelhochdeutsch riet ‘Schilfrohr, Riedgras’ als Bestimmungswort Die ausgebaute und befestigte Siedlung wird schon 1200 „Oppidum“ und später im Unterschied zur alten Siedlung mittelhochdeutsch (ze der) niuwen stete, gekürzt Niuwenstat, genannt. Bereits früh wird diese Neustadt von anderen durch die Angabe des Flusses Aisch, an dem sie liegt, unterschieden. Aisch (1069 in Eiscam) geht über althochdeutsch *Eiska zurück auf germanisch *Aisko ̄ (< indogermanisch *aidh-ska ̄) ‘die Helle, Klare’. So Neustadt a. d. Donau, Landkreis Kelheim, Neustadt a. d. Waldnaab, Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab.
Neustadt an der Donau1273 Stadt, nach 1437 eigenständiges Landgericht. 1277 lateinisch apud Novam civitatem, 1290 Newenstat, 1291 (Kopievon 1449/50) de ... Trephanaw seu Nova Civitate, 1291 Saligenstat ... Niwenstat, 1323 (Druck von 1882) Nevnstat, 1350 Neunstat, 1394 zu der Newnstat an der Tünaw, 1527 Newstat an der Thunau, 1551 Selgenstatt, 1796 Neustadt an der Donau. Als Vorläufer der heutigen Stadt ist eine Siedlung anzusehen, die circa 1142–1158 als Trepphenowe und 1220 (Kopie von 1441) als Trephinawe bezeugt ist. Daneben kommt als alter Name noch Säligenstadt vor, wie sich 1273 (Kopie von 1587) überliefert findet; dies wiederum wurde nach 1277 (Kopie von 1449/50) als ... de felici civitate ‘von der seligen Stadt’ übersetzt. Circa 1583 schrieb Apian: Neostatum urbs ... Anno 1273 translata ex oppido Salingstadio, ubi nunc pagus Heiligstat cubat, ad arcem Thraephunum, quae nunc Neostadium vocatur ‘die Stadt Neostatum ... im Jahr 1273 verlegt von der Stadt Salingstadium, wo jetzt das Pfarrdorf Heiligstat liegt, zur Burg Thraephunum, die jetzt „Neostadium“ genannt wird’. Grundwort des ältesten Namens des Ortes ist mittelhochdeutsch ouwe, owe,-au ‘von Wasser umflossenes Land’, hier wohl im Sinn von ‘vom Wasser geschützte Burg’. Das Bestimmungswort wird mittels Treppe erklärt, aber es bestehen lautliche Schwierigkeiten, da die zu den alten Formen passenden Appellativa trepfe u.a. erst ab dem 16. Jahrhundert im Mittelund Niederdeutschen begegnen. Grundwort des nächsten Namens ist mittelhochdeutsch-stat ‘Ort, Stelle, Stätte’, Bestimmungswort das Adjectivisch saelic ‘glücklich’. Das Bestimmungswort des heutigen Namens, mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’, weist auf die Neuanlage der Stadt im 13. Jahrhundert Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage an der Donau. So U. a. Neustadt a.d. Waldnaab; Neustadt am Kulm, Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab; Neustadt bei Coburg.
Neustadt an der Orla An Fernstraße von Saalfeld nach Gera entstand etwa Mitte 12. Jahrhundert Kaufmannssiedlung in Anlehnung an dörfliche Neusiedlung, planmäßige Stadtanlage nach 1200. 1120 Nova Villa, 1287 Nova Civitas, 1291 Nuenstat, 1331 bi der Nuwenstad, 1480 Nawenstad; Newstat an der Orle 1523. Die urkundlich Überlieferung zeigt zunächst lateinisch den Ortsname Neudorf, dann Neustadt, in d. Form schließlich als ‘bei/zu der neuen Stadt’ (1291); im 15. Jahrhundert auch mitteldeutsch Schreibung Nawen[au], vgl. den mitteldeutsch Ortsname Naundorf; durchgesetzt hat sich hochdeutsch Neu-. Der Zusatz Orla dient der Unterscheidung von anderen Ortsname Neustadt in Bayern und SN. Der Gewässername Orla, 1192 Orlah, 1480 an der Orla, 1521 an der Orle, ist wohl schon vorgermanisch Herkunft. Es handelt sich dabei um eine Bildung zu einer indogermanischen Wurzel *h3er‘sich in (Fort-)Bewegung setzen’. Der Gewässername zeigt ein -l-Suffix und lautete in voreinzelsprachlicher Zeit etwa *Orula. Daraus entwickelte sich germanisch *Arula. Nach Übernahme ins Slawische entstand gesetzmäßig altsorbisch *Orчla, was letztlich zu d. Orla führte. Der Vokalwechsel erklärt sich durch gesetzmäßig indogermanisch o > germanisch a sowie germanisch a > slawische o und germanisch u > slawische ч – entspricht ultrakurzem u –, wobei letzteres um 1000 in dem Gewässername gänzlich schwand. Der Gewässername ist ganz sicher von den Slawen im Orlagau verwendet worden, semantisch aber vielleicht mit slawische *orцlч ‘Adler’ volksetymologisch in Verbindung gebracht worden. Es kann eventuell eine Gewässername-Form *O ́rl’a gegeben haben, die aber auch bei Übernahme ins Deutsch Orla ergeben hätte. Die Schreibung 1192 Orlah lässt erkennen, dass die ursprüngliche Bedeutung des Gewässername längst nicht mehr verstanden wurde. Daher erfolgte zur Verdeutlichung, dass es sich um den Namen für ein fließendes Gewässer handelt, die Angleichung an die alten-aha1-Namen, verkürzt zu -ach, geschrieben <ah>. 1521 Orle bietet die Schreibung nach der Aussprache mit Abschwächung des auslautenden -a zu -e [ə]. Vgl.Neustadt a. d. Aisch, Neustadt Coburg, Landkreis Coburg, Neustadt an der Weinstraße; Neustadt i. Sa., Landkreis Sächsische Schweiz-Osterezgebirge; Gewässername die Arl, zur Salzach bei Salzburg.
Neustadt an der Waldnaab Stadtgründung vor 1218 in der Gemarkung von Mühlberg (circa 1,5 km nw von Neustadt) an wichtiger Handelsstraße nach Böhmen, 1353 Herrschaft Störnstein-Neustadt an böhm. König verkauft, bis 1575 Besitz der böhm. Krone, 1806/07 alle Rechte von Fürsten von Lobkowitz an Bayern abgetreten, Glasindustrie seit dem 19. Jahrhundert 1218 Nouam ciuitatem [Original], 1261 Niwenstat [Original], 1329 Neunstat [Original]; zur Newstat gelegen an der Waldtnab [Original] (1490). Das Grundwort mittelhochdeutsch stat ‘Stadt’ ( -statt) ist mit dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch niuwe ‘neu’ (im Dativ Singular) verbunden. Die Grundform *(ze dër) Niuwenstatb ezeichnete eine neugegründete Stadt im Verhältnis zu einer älteren Siedlung, hier Altenstadt a. d. Waldnaab (um 1285 in Antiqua Ciuitate). Seit dem 15. Jahrhundert wird als Grundwort auch deminutives stätlein verwendet (1436 Neuenstetlein). Im selben Jahrhundert erscheint das Bestimmungswort erstmals ohne Flexiv -(e)n. Der Zusatz a.d.Waldnaab dient der Unterscheidung von anderen gleichnamigen Orten. So Neustadt a. d. Aisch, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Reg.-Bez. Mittelfranken; Neustadt a. d. Donau, Landkreis Kelheim, Reg.-Bez. Niederbayern.
Neustadt an der Weinstraße Planmäßige Anlage der Siedlung in der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert vom Pfalzgrafen bei Rhein neben dem älteren Winzingen. 1275 Stadtrecht. Im 16. Jahrhundert Gründung einer calvinistischen theologischen Hochschule. 1832 „Hambacher Fest“ auf dem Schloss im seit 1969 eingemeindet Hambach. Von 1945 bis 1968 Sitz des Reg.-Bez. Pfalz. Um 1200 Nyestath, 1235 ciues oppidi noue Ciuitatis, 1299 ze der Niwenstat, 1318 Johanse von der Nuwen Stat; Neustadt an der Hardt, ... auf dem Wasingen, ... an der Speierbach (1786). Das Bestimmungswort ist Neu(en)-, mittelhochdeutsch niuwe(n)/nûwe(n), und das Grundwort wird durch-statt/-stedt/-stätten/-stetten gebildet. Die Deutung des ursprünglich Ortsname wäre somit ‘neuer Siedlungsplatz, neue Siedlung’. Der Zusatz an der Weinstraße wurde erstmals 1935 vergeben, von 1945 bis 1950 heißt die Stadt erneut Neustadt an der Haardt, seit 1950 Neustadt an der Weinstraße. So Neustadt (Wied), Landkreis Neuwied, Neustadt/Westerwald, Westerwaldkreis; Neustadt a.d. Donau, Landkreis Kelheim, Neustadt bei Coburg, Landkreis Coburg.
Neustadt bei Coburg Wohl planmäßige Gründung der Edlen von Wohlsbach im 11./12. Jahrhundert bei einer Zollstätte am nordwestlichen Rand des Obermainischen Hügellandes am Muppberg, wahrscheinlich mit älterer Vorgängerin unbekannten Namens, 1248 Wechsel der Landesherrschaft von den Herzögen von Andechs-Meranien an die Grafen von Henneberg, Mitte 14. Jahrhundert an Wettiner; 1920 an Bayern, als „bayerische Puppenstadt“ bekannt. 1248 forum quod dicitur Nu ̊wensthat [Original], 1273 Nuwenstat ... super Miricam [Original], 1279 de noua Ciuitate [Original]; Neustadt bei Coburg (1921). In dem Ortsnamen verbindet sich das Grundwort-statt/stadt mit dem Adjectivisch neu (im lokativischen Dativ Singular). Bis ins 14. Jahrhundert zeigen die Belege die auch im oBand Sprachraum nicht seltene Variante Nuwen-, seit dem 14. Jahrhundert diphthongierte Formen wie Newen-, die mittelhochdeutsch niuwe entsprechen, seit dem 15. Jahrhundert Formen mit endungslosem New-/ Neuauf, die zur heute amtlichen Namenform geführt haben. So Bad Neustadt a. d. Saale, Landkreis Rhön-Grabfeld; Neustadt a. Main, Landkreis Main-Spessart; Neustadt a. d. Aisch, Landkreis Neustadt a.d.Aisch Bad Windsheim; Neustadt a. d. Donau, Landkreis Kelheim; Neustadt a. Kulm und Neustadt a. d. Waldnaab, Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab.
Neustadt-Glewe Anfang 12. Jahrhundert slawische Dorf, Ende 12. Jahrhundert Burg samt Siedlung der Grafen von Schwerin bezeugt, lateinisch Ersterwähnung 1248, um 1300 Stadtu nd Siegelrecht, im 16. Jahrhundert Eisenschmelzhütte, Pulvermühle und Eisenhammer, 1717 Fertigstellung des Schlosses, zu MecklenburgS chwerin, 1987/88 Entdeckung von Thermalwasser. 1248 apud Nouam Ciuitatem, 1253 ad Nouam Ciuitatem Chlewa, 1265 in Noua Ciuitate ... Ghiwe, 1317 Nyenstat, 1337 Nigestat. Neustadt: Zu diesem Ortsnamen gibt es in Deutschland beziehungsweise Europa viele ältere Vorbilder und verwandte Bildungen: Im Bestimmungswort steht Neu(en)-, mittelniederdeutsch ni(g)e, das Grundwort wird durch-statt/-stedt/-stätten/-stetten gebildet. In der Regel wird dieser Ortsname im Hinblick auf eine nahe liegende ältere Siedlung gewählt. Glewe: Der ursprünglich altpolabisch Ortsname *Chlˇeva,* Chlˇeve, der h. im zweiten Teil der Namens Zusammensetzung steht, ist vermutlich ein pluralisches Simplex zum Appellativum *chlˇev ‘Stall’. Die Stadt ist Mitglied einer großen europäischen Städtepartnerschaft („Neustadt in Europa“), die 36 Städte und Gemeinte mit einem Namen in der Bedeutung ‘neue Stadt’ umfasst. So U. a.Neustadt (Dosse), Landkreis Ostprignitz-Ruppin; Neustadt an der Orla, Saale-Orla-Kreis, Bad Neustadt an der Saale, Landkreis Rhön-Grabfeld; Neustadt an der Weinstraße.
Neustadt in Holstein, 244 von Graf Adolf SO von Holstein als Ersatz für das ungünstig gelegene Altenkrempe gegründet. Obwohl Neustadt nicht zur Hanse gehörte, war der Hafen für dänisch und holländische Schiffe bedeutende Anlaufstelle, 1945 wurden die Cap Arcona und die kleinere Thielbek mit Häftlingen des Kurzname Neuengamme von alliierten Flugzeugen versenkt (eine der drei verlustreichsten Katastrophen der Seefahrt). Marinau nd Jachthafen, Deutschlands älteste Fischerinnung, 1973 staatlich anerkanntes Seebad, Gesundheitstourismus, Reederei, Kremper Tor. 1226 de nighe stad by der Crempen, 1259 Noua Crempa [Original], 1358 tor Nygen Krempen, 1375 opidum Nygestad. Neuenkrempe, das im Laufe der Zeit durch den heutigen Ortsnamen Neustadt ersetzt wurde, geht zurück auf die altpolabisch Bildung*kra ̨pina,die sich aus dem urslawische Wortstamm *kro ̨p-, allgemein für ‘Wasser’, und dem Suffix -ina ( -in) zusammensetzt, so dass der Name auf die in das Binnenwasser bei Neustadt mündende Kremper Au verweist. Nasalierung von *kra ̨pina und *kro ̨pwurde zu /m/ assimiliert. Nicht ganz auszuschließen ist eine Herleitung vom altpolabischen Personennamen*Kra ̨p.
Neustadt in Sachsen Gegründet von Freiberger Bergleuten, Stadtgründung nach 1300, bis 1989 Zentrum des Landmaschinenbaus. 1333 zuo der Nuwenstad, 1423 (die) Newenstat, 1446 Nawstad. Bildung mit dem Grundwort -stadt, -statt, im Bestimmungswort steht das Adjectivisch mittelhochdeutsch niuwe, in dessen Überlieferung die mitteldeutsch Form nau (vgl. Naunhof ) mit der oBand neu wechselt, diese ging ins Neuhochdeutsch ein. So: Bad Neustadt an der Saale, Neustadt an der Aisch, Neustadt an der Waldnaab u. a.; Neustadt (Dosse); NRW: Neustadt am Rübenberge; RP: Neustadt an der Weinstraße; SH: Neustadt in Holstein; TH: Neustadt an der Orla.
Neustrelitz Ursprünge sind Strelitz und das slawische Dorf Glienicke. Strelitz erhält 1349 Stadtrecht, durch die Teilung Mecklenburgs 1701 wird Strelitz Residenzstadt, Ausbau der Burg zum Residenzschloss, 1733 wird die Stadt Neustrelitz als neue Residenzstadt gegründet, ab 1815 Residenzstadt des Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, ab 1919 Landeshauptstadt im Freistaat Mecklenburg-Strelitz mit eigenem Landtag und Landesbibliothek, bis circa 1927 Schifffahrt und Hafenwirtschaft, 1931 wird die Stadt Strelitz (als Ortsteil Strelitz Alt) nach Neustrelitz eingemeindet. Alt-Strelitz: 1278 Strelitz (Kop.), 1316 Strelitz, 1329 Streliz; Neustrelitz (1733). Übertragung der Tätigkeitsbezeichnung slawische *Strˇeci ‘Schützen’ auf den Ort, möglicherweise als Bezeichnung einer Dienstsiedlung, wie es sie im Mittelalter in Ostmitteleuropa mehrfach gab. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich somit als ‘Ort der Schützen, wo die Schützen wohnen’ rekonstruieren. Den Zusatz Neuerhielt die neu geplante und errichtete Residenzstadt zur Abgrenzung vom benachbarten alten Dorf. So Groß Strehlitz // Strzelce Opolskie (1139 Strelci).
Neutraubling Neutraubling ist eine Neugründung des 20. Jahrhundert Die heutige Stadt entstand auf dem Gelände eines 1944/45 zerstörten Militärflughafens und entwickelte sich nach Kriegsende aus einer Vertriebenensiedlung. 1986 erfolgte die Erhebung der Gemeinte zur Stadt. Moderner Seidlungsname, gebildet aus Neuu nd dem aus -ing-Suffix und wahrscheinlich dem gallisch Beiname*Trougo-bitus ‘der ein trauriges Leben hat’ bestehenden Traubling. So Obertraubling.
Neu-Ulm Entstanden aus den 1810 Bayern zugeschlagenen und Ulm an der Donau gegenüber liegenden Siedlungen, 1869 zur Stadt erhoben, nach Gebietsreform 1972 Große Kreisstadt, Hochschule (z. Zt. circa 2000 Studenten), vorwiegend verarbeitendes Gewerbe und Handel. Ursprünglich Siedlungsname 1255 Swaichoven, 1323 Schwaikhofen. 1812 Ulm diesseits [Original], 1813 Neuulm [Original]; Neu-Ulm (1814). Der ursprünglich Siedlungsname geht zurück auf mittelhochdeutsch sweighof ‘Hof, auf dem viel Vieh gehalten und Käse bereitet wird’. Das Zustandekommen der Ortsname n Neuulm beziehungsweise Neu-Ulm ist als Folge des Pariser Staatsvertrags zu sehen: Während Ulm am linken Donauufer Württemberg zugeschlagen wird, fallen die Ulm am rechten Donauufer gegenüber liegenden Siedlungsgebiete Bayern zu. Das Bestimmungswort Neui m Ortsname n dient zur Unterscheidung von der zu Württemberg gehörenden Stadt. Zur auf Gewässernamen zurückgehenden Etymologie von Ulm vgl. Ulm. So Ulm, Baden-Württemberg; Ulm, Ortsteil von Greifenstein, Lahn-Dill-Kreis.
Neuwegersleben, 1 Hälfte 1100 in UUagrasluuu, mitten 1200 Wegerslove.
Neuwerk, (Mönchen-Gladbach) 1149-59 Nouum opus, 1150-72 de Nouo opere.
Neuweiler, 1185 Nouilarensis.
Neuwied Durch das heute Stadtgebiet führte ein Abschnitt des römischen Limes, der hier durch Kastelle gesichert wurde. Im Mittelalter zum Engersgau, dessen Grafen sich seit Mitte 12. Jahrhundert Grafen von Wied (mit Sitz auf Burg Altwied) nannten. Neuwied erst 1646 gegründet1653 Stadtrechte und Residenzort. 1806 an Herzogtum Nassau, 1815 an Preußen (Rheinprovinz). Altwied: 1092 Uuida, 12. Jahrhundert de Wide, de Widhe, 1145 Wetha, 1153 de Weda; 13. Jahrhundert Wiede, de Wieden, de Wede, 1201 de Witha, 1216 Withe, 14./15. Jahrhundert de Wede, van Wede, 1306 Nederwede, Aldewede, Altenwede, 1533 Alten Widde, 1603 Aldenwied. Die 1646 gegründet Stadt wird durch den unterscheidenden Zusatz Neu(en)von dem bereits 1092 bezeugten Altwied (Alt(en)-) unterschieden. Beide Orte enthalten den Namen der Wied, des Flusses, an dem sie liegen: 857 in Uuida et per Vuida sursum, 1250 super Wiedam, 1263 super Widam, 1300 wasser ... de Weide, 1344 uber die Bach oder wasser der Wyde, 1449, 1553 de, die Wiede. Der Flussname wird auf vorgermanisch (alteuropäisch) *u-ida ̄, eine Ableitung von (indogermanisch) *u-
eid‘ drehen, biegen’ zurückgeführt und mit den auffälligen Flusswindungen der Wied in Verbindung gebracht. So Wied, Westerwaldkreis.
Neu Wulmstorf 1197 Vulmersdorpe [Original], um 1300 Wolmerstorpe [Kopie15. Jahrhundert], 1450–51 Wulmerstorppe; Wulmstorf (1791). Bildung mit dem Grundwort -dorf und dem stark flektierenden Personennamen Wolmar im Genitiv Singular als Bestimmungswort Vor -l-Verbindung erscheint -oa uch als -u-, das bis h. erhalten bleibt. Im 17./18. Jahrhundert schwindet das -er des Personnname Zweitelementes, begünstigt durch die vokalische Aussprache des -r-. Nach stl. -s wird der Anlaut des Grundworts ebenfalls stl. Deutung also: ‘Siedlung des Wolmar’.
Neverin 1385 tho Neueryn, 1469 Neuerien, 1652 Neverin. Der Ortsname liegt ein altpolabisch unechter zweigliedriger Vollname oder ZN *Nevˇer mit einem possessiv Suffix -in, zugrunde. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Neveˇr’ rekonstruieren. Der Name geht auf die slawische Verneinungspartikel ne‘ nicht’ im Erstglied sowie *vˇe rim Zweitglied zurück, einer Form von slawische *vˇeriti ‘glauben’. So Nevern, Ortsteil von Neukloster, Landkreis Nordwestmecklenburg; Neverow, Ortsteil von Dargen, Landkreis Ostvorpommern.
Neviges, (Bach zu Neviges) 875 Neuigisa, 10-1100 Nauigisa.
Newel, 981 Nuuelae.
Nickenich, 1163 Nikedich, 1204 Nikedig.
Nidda Der heute Ort (mit Siedlungsspuren spätestens seit der Bronzezeit) dürfte im Kern auf den fränkisch Landesausbau im 6./7. Jahrhundert zurückgehen. Ersterwähnung Anfangs 9. Jahrhundert: überliefert ist eine Schenkung in Nidda an Kloster Fulda. Im 11. und 12. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Nidda, seit circa 1200 der von Ziegenhain, 1311 Stadtprivileg, seit 1450 Land Grafschaft Hessen, 1604 Hessen-Darmstadt, 1945 Hessen; 1970–72 um 17 Gemeinte erweitert. (802–817) Nitaha (Kopie um 1160), 1277 Nidehe, 1387 Nydda [beide Original]; Flussname: 782, 800 (fluuium) Nitta, Nidda (beide in Kopie Ende des 12. Jahrhundert), (802–817), 817 Nitehe, Nita (Kopie um 1160), 1307 Nyda [Original]; Gauname: um 770 vielfach Nitachgouue (Kopie Ende des 12. Jahrhundert). Der zum Ortsnamen gewordene Flussname führt zurück in die von Krahe erschlossene alteuropäisch Hydronymie: von der indogermanisch Wz. Neid ‘fließen’ (altindisch n ̄edati ‘fließt’) und von deren Schwundstufe nid sind viele europäischen Flussname abgeleitet, vonletzterer (über das Feminin nida ̄‘fließendesWasser’) auch dieser. Er begegnet schon im 2./3. Jahrhundert als (durch lateinisch Inschriften bezeugter) Name der bedeutenden römisch Kastellstadt Nida am Unterlauf (! ) der Nidda (heute Frankfurt-Heddernheim) und seit dem 8. Jahrhundert auch im Namen des ebenfalls an der unteren Nidda gelegenen (und nach dieser, nicht nach der Römerstadt benannten!) karolingischen (Nidda-) Gaues. Er ist nicht germanisch (stammt wohl aus dem Keltisch), da er nicht die germanisch, allenfalls die hochdeutsche Lautverschiebung (d > t) erkennen lässt, wobei die Belege mit -dentweder Nichtverschiebung (wie rheinfränkisch häufig) oder schon Konsonantenschwächung anzeigen; die (wohl zunächst phonetisch, später rein graphische) Gemination hat sich vermutlich durch Verlegung der Silbengrenze in das folgende -t(und so bewirkte Erhaltung der Vokalkürze) ergeben. Im Althochdeutsch ist der ursprüngliche Flussname (wie bei anderen einstämmigen Flussname) ein (sekundäres)-aha ‘fließendes Wasser’ angefügt worden, das später zu -ehe abgeschwächt beziehungsweise zu -a kontrahiert wurde. So Nidder, Nebenfluss der Nidda; Nied, Nebenfluss der Saar; Neath (Ortsname, Flurname = kymrisch Nêdd) in Wales.
Niddagau, (Gau an der Nidda) 826 in pago Vitchgouui.
Niddatal Der neue Ortsname ist aus einem Landschaftsnamen gewonnen, wobei gerade Fluss-Tal-Namen zu Modenamen der Gebietsreform wurden. Zum Bestimmungswort Nidda.
Nidderau Die heute Ortsteil (mit Bodenfunden seit dem Neolithikum) sind seit dem 6. Jahrhundert durch die Franken (neu) begründet worden, haben bis ins Hochmittelalter noch viel Reichsgut und geraten dann unter den Einfluss der Burg Friedberg (Heldenbergen) beziehungsweise (die übrigen) der Grafen von Hanau; so fiel Heldenbergen 1806 an Hessen-Darmstadt, die übrigen 1736 an Hessen Kassel, 1866 an Preußen. Bestimmungswort: Anfang 9. Jahrhundert inter Nitorne [Flussname?] et ... 1016 inde in Nitorn [nach Haas Flussname] (jeweils Kopie um 1160), 1090 in Nithorne [Ortsname] (zwischen 1195 und 1286), 1333 uf dem Nidoren [Original], 1393 den Niddern (Kopie 1429). Das Bestimmungswort, der Name der Nidder (auch Ortsname einer späteren Wüstung), beruht wie der Name der Nidda (deren r. Nebenfluss die Nidder ist) auf der alteuropäisch Gewässernamegebung, d.h. der indogermanisch Wurzel neid-/ nid‘fließen’, ist aber dann (ähnlich wie andere alteuropäisch Gewässername) durch ein r-Suffix mit Zwischenvokal und noch ein n-Suffix zu alteuropäisch*Nidurna erweitert worden (Krahe). Althochdeutsch Nitorn(e) zeigt die voralthochdeutsche Brechung des (wohl auch vor ursprünglich silbischem r entstandenen) u > o und schon die Tendenz zur Nebensilbenabschwächung, die sich im Mittelhochdeutsch verstärkt (zu althochdeutsch t, mittelhochdeutsch, Neuhochdeutsch dd Nidda). Der neue Ortsname der Gebietsreform zeigt ein häufiges Bildungsmuster: die Zusammensetzung Flussname + passendes Grundwurt, hier mit dem beliebten-au. So Niddatal, Main-Kinzig-Kreis.
Nideggen Ursprung der Siedlung ist eine Höhenburg (nach 1177) der Grafen von Jülich, Stadtrecht 1313, zeitweilig Residenz der Grafen beziehungsweise Herzöge von Jülich (bis 1383), Amtssitz, 1542 Zerstörung im Geldernschen Krieg, Burg und Stadtmauer nach Kriegsschäden 1944/45 restauriert. Vor 1190 (Handschrift um 1188) Nydeche, 1201 de Nidekke [Original], 1225 Nidecken [Original], 1269 Nydeggen. Seit 16. Jahrhundert dominieren Schreibungen mit -gg-. Typischer Burgenname als Kompositum mit dem Grundwort althochdeutsch egga, ekka, mittelhochdeutsch ecke, egge ‘Spitze, Schneide’, -eck, und dem Bestimmungswort althochdeutsch nîd, mittelhochdeutsch nît ‘Hass, Feindschaft’. Mittelhochdeutsch /î/ wird der ripuarischen Mundartlich gemäß nicht diphthongiert. Der Name war politisches Programm, insofern Nideggen als Gegenburg zur Reichsburg Berenstein auf der Rurseite gegenüber (heute Bergstein) erbaut wurde.
Niebüll 1436 erstmals urkundlich erwähnt, wechselnde Besetzungen durch Dänen oder Schweden, 1867 zu Preußen; mit der Abtretung des nördlichen Teils des Kreises Tondern an Dänemark wurde Niebüll 1920 zur Kreisstadt (bis 1970) des neuen Kreises Südtondern, 1960 Stadtrecht. 1436 Nigebul, etwas später Nubul, 1462 Nigebul [Original], 1509 Nybul, bis ins 18. Jahrhundert Niebüll; Niebül (1804/1805). Zusammengesetzt ist der Ortsname aus dem mittelniederdeutsch nie ‘neu’ und dem sich vom altdänischen bol ‘Wohnung, Wohnstätte, Siedlung’ ableitenden norddeutsch -büll, so dass der Ort als ‘neue Siedlung’ bezeichnet wurde. So Nebel, Nieblum, beide Kreis Nordfriesland.
Nied, (Frankfurt am Main) 1-400 (Vic)us Nidensis, 1158 Nethe.
Nieder(en)-. Durch das adjektivisch Gegensatzpaar nieder: oberwerden entweder einzelne Ortsteil e oder benachbarte beziehungsweise weiter abseits gelegener Orte voneinander unterschieden. Es gibt zahlreiche Orte mit diesen unterscheidenden Zusätzen, die in der Dativ-Singular-Form -(e)n begegnen können (Obernburg am Main: Niedernberg, beide Landkreis Miltenberg, BY, mit Ersetzung von-burg durch-berg) oder auch weiter kontrahiert, z.B. N(i)er(en)-: Or(en)-/ Ur(en)-. In einigen Gebieten wird Nieder durch jüngeres Unter ersetzt.
Niederberg, (Koblenz) 1079 in Berge, 1147 Nidirberga. Germanisch nipara-, zu niparon, nieder + berga, Berg.
Niederemmerich, (Hochemmerich) 1000 in nidarrun Embrikni.
Niederholzhausen, (Holzhausen-Externsteine) mitte 1200 in inferiori Holthusen.
Niederich, (Köln) 1127 Niderich, 132-39 in suburbio Niderich. Germanisch nipari-, nieder + wika, Tochtersiedlung.
Niederkamp, (Kamp-Lintfort) 1224 Nithercamp.
Niederkassel Vielleicht fränkische Befestigungsanlage, Belege für Cassele seit 722 mit unklarem Bezug (HHS), nach dem Kölner Deutschordenshaus ab 1267 Patronatsrecht der Pfarre bei verschiedenen Adelsfamilien, ab 1483 zum bergischen Amt Löwenberg gehörig, unterschiedliche Besitzer in verschiedenen heutigen Stadtteilen (Lülsdorf, Rheidt, Mondorf), nach 1945 Wohngemeinde für Kölner und Bonner, 1969 Zusammenschluss mehrerer Orte zur Gemeinte Niederkassel, 1981 Stadtrechte. 722–873 Cassele, 1246 Cassele inferior, 1267 Casle. Lehnname aus lateinisch castellum Neutrum ‘befestigtes Truppenlager, Schloss’, in althochdeutsch Zeit zuerst entlehnt, die Bedeutung ‘Schloss’ aus dem Französisch Der Wandel von -stzu -ssist häufiger in Kassel als Ortsname. Das Bestimmungswort Nieder ist wohl zur Differenzierung von (Bonn-)Oberkassel nach der Flussrichtung früh hinzugetreten. Der historische Streit um die römerzeitliche Situation gerade der rechtsrheinischen Kassel-/Castell-Namen dürfte für Niederkassel zugunsten erst fränk. Besiedlung entschieden sein, denn in Niederkassel gibt es keine römischen Funde.
Niederkerich, (Trier) +1200 Niderkerike, Niderkerich, Niderkerich.
Niederkirchen (bei Deidesheim)
Niederkrüchten 1255 de Crouthen [Original], 1297 in Crugtene [Original], 2. Hälfte 16. Jahrhundert Neer Cruchten, Ouer Cruchten. Entweder zu althochdeutsch krufta swach Feminin ‘gedeckter Gang, Grotte, (Märtyrer-)Gruft’, mittelniederländisch croft(e), crocht(e), wohl ein frühes Lehnwort aus lateinisch crypta (mit pt > ft durch Primärberührungseffekt; der Übergang ft > cht ist niederländisch/ niederrhein.), oder zu mittelniederländisch crocht(e) ‘hochgelegener Acker (in den Dünen)’, altenglisch croft ‘kleines umzäuntes Feld’. Das ü von -krüchten weist auf Stammbildung mit einem i/j-Formans oder auf ein entsprechendes Suffix, das sich in -en fortsetzen könnte. Niederdient zur Differenzierung gegenüber Oberkrüchten.
Niedermendig, (Koblenz) 1215 Nidirmendich.
Niedermörmter, 2 Hälfte 1100 de inferiori Munementa.
Niedernhausen 1226–1239 Niederinhusin, 1283 Nidernhusen, 1368 Nyedern Husin, 1424 Nyderhausen, 1448 Niddernhusen; Niedernhausen (1566). Kompositummit dem Grundwort-hausen im Dativ Plural in lokativisch Funktion mit der Bedeutung ‘bei den Häusern’ (für eine Siedlung im eigentlichen Sinne). Niedern gehört zum Adjektivisch althochdeutsch nidar, mittelhochdeutsch nider ‘nieder’. Nieder-kennzeichnet im Gegensatz zu Ober die relative Lage des Ortes. So † Niedernhausen, Schwalm-Eder-Kreis.
Niedernwöhren Hagenkolonie Mitte des 13. Jahrhundert im Auftrag des Grafen Adolf von Holstein Schaumburg durch das Rintelner Kloster, Heilquellen, 1974 Zusammenschluss der Gemeinte Niedernwöhren, Lauenhagen, Meerbeck, Nordsehl, Pollhagen und Wiedensahl. 1243 pro ... Indagine Wurthen (Kopie, Beleg möglicherweise zu Obernwöhren gehörig), 1332 in Nederenworden (Kopie 19. Jahrhundert), 1691 Niederwöhren [Original]. Der Erstbeleg weist auf die Hagensiedlung hin (lateinisch indago ‘Hagen, [mit Hecken] umfriedetes Gelände, Rodungssiedlung’), deren Name auf mittelniederdeutsch wurt, worde, norddeutsch Wöhr ‘erhöhter oder eingezäunter Platz in der Siedlung, Hofstätte’ beruht (vgl. Grundwort -wörth), der Dativ Plural bezeichnete mehrere Rodungshöfe. Ab dem 14. Jahrhundert ist der mittelniederdeutsch Zusatz n ̄eder ‘niedrig, Nieder-, unterhalb’ in flektierter Form bezeugt, der den Ort von Obernwöhren (1332 Overenworden [Kopie 19. Jahrhundert]) unterschied.
Nieder-Olm Im Mittelalter im Besitz des Mainzer Erzbeziehungsweise Domstiftes. 1503 wurde das Schloss erbaut, das seit 1806 nur noch in Resten vorhanden ist. Bis 1793 befand sich hier ein Amtssitz des Kurfürstentums Mainz. Danach für kurze Zeit Teil der Mainzer Republik, schließlich französisch. Nach 1814 gehörte der Ort als Teil Rheinhessens zum Großherzogtum Hessen. Seit 2006 ist Nieder-Olm Stadt. 994 curtis Ulmena, 1189–90 Ulme, 1191 villa Olmene, 1343 zu Nyderin Ulmen, zu Nydern Olmen. Ulma ̆na ist ein germanisch oder vorgermanisch Gewässername mit der indogermanischen Wurzel *uel ‘drehen’, es wird also ein Fluss bezeichnet, der sich dreht und windet. Hiermit ist entweder die Biegung der Selz nach Westen oder ein alter Bachname gemeint. Niederbezieht sich auf die tiefere Lage des Ortes im Gegensatz zu Ober-Olm. Die Deutung wäre demnach ‘der (untere) Ort an einem bewegten Fluss (Selz)’. So Ulm a. Donau.
Niederpleis, (Köln) 1109 in Bleis inferiori. 1181 in Pleysa inferiore.
Niederprüm, (Trier) 1103 Prumia inferior, 1190 inferior Prumia.
Niederwerrn Bekannt durch mittelalter Burgruine. 1236 de Werne, 1336 in villa superiori Wern, in inferiori Werne. Die am Oberlauf der Wern (r. zum Main) gelegene Siedlung hat ihren Namen vom Fluss Wern, der später durch den Zusatz nieder von der Nachbarsiedlung Oberwerrn unterschieden wurde. Der Gewässername Wern (833, Kopie13. Jahrhundert, iuxta fluuium Werine, 1014 usque Uerinam ... Werina, 1060 Werna) < germanisch *Warino ̄, Ableitung mit dem Suffix -inavon germanisch *war(a)in altenglisch waer stark Neutrum ‘Meer’, altwestnordisch vari swach Maskulinum ‘Flüssigkeit, Wasser’, schwedisch dialektal vara ‘plätschern’. So Werneck, Landkreis Schweinfurt; Werne a. d. Lippe, Kreis Unna.
Niederwerth, 11216 Insula.
Niedgau, (Gau an der Nied) 877-78 in pago Nedinse.
Niederzier Erste Erwähnung 898. Am Ort Besitz des Kölner St. Ursulastifts und des Eifelklosters Steinfeld. In neuester Zeit Gemeinte geprägt durch den Braunkohlentagebau (Hambach). 898 Curnilo [Original], 922 Cyrina, 1306 Nederzirne; Niederzier (1806/07). Die Frühbelege für der Ortsname zeigen zunächst nicht näher bestimmtes Curnilo und Cyrina, wodurch eine exakte Zuordnung zu Niederoder zu dem benachbarten Oberzier schwerfällt. Erst seit dem 14. Jahrhundert ist regelmäßig ein Differenzierungsglied, das nach der Lage am Oberoder Unterlauf des Ellbaches gewählt wurde, zu erkennen. Nicht der älteste belegte Nachweis (Curnilo), sondern Formen einer Belegreihe mit 922 Cyrina, 1252 Cyrne u. a. müssen als ursprünglich angesehen werden. Diese gehen zurück auf eine aus der althochdeutsch Gehölzbezeichnung tirn, tirnpau Mittelalter ‘Kornelkirsche’ zu erschließende Grundform *tir(i)n. Bereits zur Zeit der Erstbelegung des Ortsnamens (899) als Curnilo wird *Tir(i)n der Name der Volkssprache gewesen sein. Erst ein „latinisierender“ Urkundenschreiber, dem der sprachliche Zusammenhang zwischen althochdeutsch tirn und althochdeutsch cornul als Lehnwort aus lateinisch corneolus ‘Kornelkirsche’ bekannt war, wird den volkssprachlicher Ortsname gelehrt wiedergegeben haben. Cyrina (Zier, Niederzier) ist nach dem zur Zeit der Namengebung auffallenden Bewuchs mit Kornelkirschbäumen gebildet worden. Nicht zu gallisch turn ‘Höhe’ (*Turnilo). So Oberzier, Ortsteil von Niederzier.
Niefern-Öschelbronn und Öschelbronn (mit zwei Reihengräberfriedhöfen), vom 01.08. bis zum 18.11.1971 unter dem Namen Niefern. „Fachwerkdorf“ Öschelbronn. Niefern: um 1080 Kopie12. Jahrhundert Kopie 16. Jahrhundert ad Nieveren ... apud Nieveren, 1281 Nievern [Original]; Niefern [Original] (1320). Öschelbronn: 835 Kopie1183–95 Nessenbrunnen, 1254 de Eschelbrunnen [Original], 1437 Eschelbronn [Original]; Öschelbronn [Original] (1560). Niefern: Für den Siedlungsname ist eine ursprüngliche Dativplural-Form althochdeutsch-fränkisch *Niofar-un mit der Bedeutung ‘bei den Neuankömmlingen/Neusiedlern’ anzusetzen. Das erschlossene althochdeutsch-fränkische Wort *niofara (Nominativ Plural) ‘Neuankömmlinge, Neusiedler’ kann auf eine germanisch Ausgangsform *neu-far-o ̄z (st. Nominativ Plural) oder *neu-far-o ̄n (schwedisch Nominativ Plural) ‘Neu-Fahrer’ zurückgeführt werden. Althochdeutsch-fränkisch *Niofarun entwickelte sich durch den Lautwandel von althochdeutsch -io zu mittelhochdeutsch -ie sowie durch Abschwächung und teilweise Synkope der unbetonten Nebensilbenvokale im Mittelhochdeutsch regelkonform zu Niever(e)n. Die mittelhochdeutsch -v-Graphien entsprechen dem Lautwert f. Öschelbronn: Der Ortsname kann auf eine ursprünglich Stellenbezeichnung althochdeutsch *Ask ̄ınin-brunnin beziehungsweise *Esch ̄ınin-brunnin (< aus der Örtlichkeitsangabe althochdeutsch *(za/ze/zi/b ̄ı demo) ask ̄ınin/ esch ̄ıninbrunnin) mit der Bedeutung‘ (Siedlung)an/bei der mit Eschen bestandenen Quelle’ zurückgeführt werden. Bestimmungswort ist demnach das Adjektivisch althochdeutsch *ask ̄ın, esch ̄ın ‘aus Eschenholz, *aus/mit Eschen’. Dem Grundwort liegt eine Dativ-Singular-Form auf -in (> mittelhochdeutsch -en) mit lokalem Bezug (‘bei ...’) zu althochdeutsch brunno (> mittelhochdeutsch brunne) ‘Quelle, Quellwasser; Brunnen’ zugrunde. Im Schwäb. wurde hier das -u zu -o gesenkt. Schwäbisch bron bezeichnet eine ‘natürliche Quelle’ oder einen ‘künstlichen Brunnen’ ( -brunn/-bronn). Das anlautende N im Ende 12. Jahrhundert kopial überlieferten Erstbeleg Nessenbrunnen ist als eine versehentliche Schreiber-Agglutination des -n der Präposition in zu erklären. Die Graphie -ssstellt hier eine mittelhochdeutsch Schreibvariante für -schdar. Die Namensformen mit -l sind durch Dissimilation von n – n zu l – n, mittelhochdeutsch Synkope des abgeschwächten und unbetonten Nebensilbenvokals -es o wie Erleichterung der Dreifachkonsonanz -lnb zu -lb entstanden (*Esch ̄ı ninbrunnin > *Eschilenbrunnen > *Eschilnbrunnen > Eschelbrunnen). Die heute amtlich gültige Anlautschreibung mit Ö (statt E-) ist als hyperkorrekte Graphie vor dem Hintergrund der mundartlichen Entrundung von mittelhochdeutsch ö zu e zu interpretieren. So Niefernheim, Donnersbergkreis, und Öschelbronn, Kreis Böblingen sowie Rems-Murr-Kreis, Reg.-Bez. Stuttgart, ähnlich u.a. auch Eschlkam.
Nieheim, 1015-25 Nihem.
Niehl, (Trier) 786-87 Nila.
Niehl, (Köln) 927 Niele, 1080 Nile. Germanisch niwialho, die niedere (Siedlung).
Niel, (Dd) 892 Niol, 2 Hälfte 1100 Niel.
Niel, (Heerdt) ende 1100 in Nielo.
Niemer berg (Haltern) 889 Nihem. Germanisch niunja, neu, +haima, Wohnung.
Nienburg (Saale) Seit dem 10. Jahrhundert Burg, auch von dem arabischen Reisenden Ibra ̄h ̄ım ibn Ya‘qu ̄b bezeugt. 975 Burgward Mittelpunkt, im selben Jahr Verlegung des Klosters Thankmarsfelde aus dem Harz hierher. In der Folge bedeutendes Reichskloster mit reichen Besitzungen bis zur Neiße, 1166 widerstrebend zum Erzbistum Magdeburg, danach bald Bedeutungsverlust, Eingliederung in die anhaltische Landesherrschaft, 1560 säkularisiert. Nienburg seit 1233 als Stadt bezeugt, weitere Entwicklung im Schatten des nahen Bernburg. 961 Nianburg [Original], 975 Nigenburg [Original], 993 Niuuenburgensis [Original], 1035 Nienburg [Original]. Der Name geht zurück auf mittelniederdeutsch n ̄ı, nuwe ‘neu’. Beide Formen stellen Varianten dar, die in bestimmten grammatischen Positionen auftreten. Daraus erklärt sich das Nebeneinander von Nien und Niwen beziehungsweise auch Nigenin den Belegen. Es handelt sich eindeutig um eine Benennung ‘(zur) neuen Burg’, ( -burg), dies im Gegensatz zu Grimschleben (978 Buzdizco / Grimmerslovo), wo eine frühe Befestigung bezeugt ist, die als ‘alte Burg’ aufgefasst wurde. Das s Nienburg gelegene Altenburg ist hingegen eine spätere Umdeutung aus Analenburg. Von der Bedeutung her gleich, nur mittelund oberdeutsch geprägt, sind zahlreiche Namen wie Naumburg, Neuenburg, Neuburg und dgl.So Nienburg/ Weser.
Nienburg/Weser Anfang 11. Jahrhundert Burg des Bischofs von Minden am Weserübergang der Mindener Heerstraße, 12. Jahrhundert Lehen der Billunger und der Grafen von Roden, 1215–1582 Besitz und Residenz der Grafen von Hoya, Stadtrecht vor 1235. 1025 Nienborch [Original]. Bildung mit dem Grundwort-burg und dem flektierten mittelniederdeutsch Appellativum n ̄ıe ‘neu’, also ‘zur neuen Burg’. Die ‘alte’ Burg vermutet man in der Wallburg Brunsburg sö von Heemsen oder in der Alten Schanze bei Oyle. So Nienburg, Salzlandkreis.
Nienstädt 12. Jahrhundert Schenkung des Edlen Mirabilis an Bistum Minden, 1554 erste Aufzeichnungen über Kohlebergbau, 1974 Zusammenschluss der Gemeinte Nienstädt, Helpsen, Hespe und Seggebruch. 1153–1170 Nienstide [Original], in anderer Wiedergabe: Nienstede, 1694 Nienstaedt [Original]. Bildung mit dem Grundwort -stedt und dem flektierten mittelniederdeutsch Adjektivisch n ̄ıe ‘neu’, also ‘zum neuen Ort’. So Nienstedt in den Landkreis Hildesheim, Diepholz, Hameln-Pyrmont, Osterode am Harz.
Niepars 1282 Ersterwähnung, ab 1695 gehört Niepars zum Barther Distrikt und war ein Kirch und Ackerbaudorf, um 1800 entwickelt sich der Ort zum Rittergut, neben landwirtschaftlicher Tätigkeit auch Ansiedlung von Kleinbetrieben. 1282 in Nipriz, 1328 tuo Nipritze, 1337 in Nipris, 1536 to Nipertze, (vermutlich 1618) Nipars; Niepars (1695). Dem Ortsname liegt ein altpolabisch unechter zweigliedriger Vollname oder Zuname *Nepor (vgl. altpolnisch *Opor, *Niepor) mit einem patronymischen Suffix -ici ( -itz) zugrunde, dessen auslautendes -i bei der Eindeutschung verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Nepor’ rekonstruieren. Der Name geht auf die slawische Verneinungspartikel ne‘ nicht’ im Erstglied sowie por im Zweitglied zurück, einer ablautenden Form von urslawische *perti, altslawisch *pereti ‘stemmen, drücken, drängen u. ä.’ (vgl. auch polnisch opór ‘Widerstand’ oder russisch opora ‘Stütze’). Nicht auszuschließen ist auch eine Herleitung von einem Personennamen *Neopor oder *Niopor (Patronymikon mit ursprünglich Partikel *ni). Eine Deutung ist insofern schwierig, weil die Partikel hier einerseits als Verstärkung und andererseits als Gegensatz bezeichnend aufgefasst werden kann. Bei dem Namensträger könnte es sich also um einen besonders starken Menschen/Gegner oder um einen Schwächling handeln. Der Wandel von -er zu -ar ist typisch für das Mittelniederdeutsch Das auslautende *-c wurde zu -s vereinfacht.
Nierendorf, (Koblenz) 1117 Nithirindorp, 1139 Niderindorp. Germanisch niparon, zu nipara, nieder, +porpa, Dorf.
Nierhoven, (Lövenich) 1170 Niderhoven, Nyderhoven.
Nierstein-Oppenheim. Verwaltungsgemeinde (seit 1972) im Landkreis Mainz-Bingen, mit den beiden namengebenden und elf weiteren Gemeinte, Verwaltungssitz in der Stadt Oppenheim. Zunächst römisch Militärstation Buconica Nova. Der älteste Beleg des Ortsname Neristein und die älteste Erwähnung einer deutschen Weinbergslage in einer Urkundlich von 742 sind nicht mehr erhalten, dafür aber deren Bestätigung von 822 beziehungsweise von 845. Im Mittelalter bildeten Dexheim, Schwabsburg und Nierstein eine gemeinsame, dem Reich unmittelbar unterstellte Gemeinte Im 15. Jahrhundert kamen sie an die Kurpfalz. Oppenheim entstand zu Füßen einer Reichsburg und wurde 1225 Freie Reichsstadt. Im 14. Jahrhundert kam die Stadt erst an Kurmainz, dann an die Kurpfalz. 1816 wurde die Region hessisch. Nierstein: 752 Uuerestein, 823 Naristagne, 882 Nerinstein, 994 curtis Nerstein; Nierstein (1303). Oppenheim: 765 Oppenheim, 774 Obbenheim. Das Bestimmungswort im ersten Ortsnamen geht auf den althochdeutschen Personennamen *Naro, Genitiv Singular Nerin-, Kosename vielleicht zu einem Neribert o. ä. zurück. Die Umlautung des kurzen -a> -eerfolgte aufgrund der Flexionsendung. Das Grundwort ist-stein (Puhl denkt hier an ein römisch Burgus), womit der Ortsname als ‘Burg des Naro’ gedeutet werden kann. Das Bestimmungswort des zweiten Ortsnamens ist der althochdeutsch Personennamen Ob(b)o, Op(p)o, der eine Kürzung des dreisilbigen Vollstammes Oaran‘ der Obere’ ist. Das Grundwort ist -heim, die Deutung wäre demnach ‘Wohnstätte des Ob(b)o’. So Norheim, Landkreis Bad Kreuznach.
Niesky Erst 1742 als Kolonie der Herrnhuter Brüdergemeine von böhm. Exulanten auf der Rittergutsflur Trebus gegründet. 1768 Nisky, 1791 Nißky, 1835 sorbisch: Niska. Die böhmische Exulanten benannten ihre Siedlung mit tschechisch nízká (feminin) ‘niedrig gelegen’.
Niestetal Entstanden 1972 durch den Zusammenschluss von Heiligenrode und Sandershausen. Heiligenrode: 1123 Helingenrodh [Original], 1126 Helegenrod, 1387 Heilgenrode. Sandershausen: 1167 Sandrateshusen [Original], 1181 Sandaradeshusun, 1189–1228 Sanderachteshusen, 1271 Sandershusen. Bestimmungswort des Ortsname Heiligenrode zu althochdeutsch heilac ‘heilig, geweiht’. Das Adjektivisch bezieht sich auf das Kloster Kaufungen, das die Rodung in diesem Gebiet vorgenommen hat; Grundwort -rod(e). Ortsname Sandershausen zum Personennamen Sandarat +-hausen. Der Flussname Nieste (1340 Nyeste; vgl. die Nüst, Landkreis Fulda, 980 in Niusta) wohl zu indogermanisch *sneu> *neu ‘sich schnell bewegen, drehen’ mit -(s)t-Suffix. Zur Produktivität des Grundwort -tal vgl. Fuldatal.
Nievenheim, 796 Niunheim, 816 Niuenem, 817 Niunhem. Germanisch Niban haim, Wohnung des Nibo.
Nister, 1066 Nistera, 1176 Nestere,
Nittel, 1098 Nithele, 1000 Nitele.
Nittenau Burgen Stefling und Hof am Regen sowie Burgruine Stockenfels. 1007 Nittenoˇua [Original], 1269 Nitenawe, 1305 Nitenaw; Nittenau (1635). Für der Ortsname ist eine althochdeutsch Ausgangsform *Nit(t)in-ouwa anzusetzen, bei welcher der althochdeutsch Personennamen Nit(t)o im Genitiv-Singular flektiert auf -in an das Grundwort althochdeutsch ouwa ‘Insel; Au’ (> mittelhochdeutsch ouwe > frühneuhochdeutsch au(e), -au) gefügt wird, sodass man als ursprünglich Bedeutung des Ortsnamens ‘Au(-Siedlung), die nach einer Person namens Nit(t)o benannt ist’ erschließen kann. So Nittendorf, Reg.-Bez. Oberpfalz.
Nittendorf 1278 predium ... in Nittendorf, 1338 der Platfuez von Nittendorf. Als älteste Erwähnung von Nittendorf wird mitunter ein um 883/87 (Kopie 2. Hälfte 10. Jahrhundert) belegtes Nifindorf angesetzt (Schreibung sicher!). Die Umstände der betreffenden Schenkung deuten jedoch nicht auf den Raum Nittendorf hin. Da die mundartlich Vertretung durch Kurzvokal + Fortiskonsonant zudem auf geminiertes mittelhochdeutsch Nitten(wie in den allerdings nicht mehr zwingenden Belegen) schließen lässt, müsste man schon von doppelter Verschreibung Nifin für *Nittin ausgehen. Der frühe Beleg wird deshalb wohl nicht hierher gehören; möglicherweise liegt das gleiche Bestimmungswort vor wie bei Neufnach (Reg.-Bez. Schwaben) < 12. Jahrhundert Nifenaha. Der erste sichere Beleg für Nittendorf zeigt bereits die heutige amtliche Schreibung. Demnach wurde das Grundwort -dorf mit einer schon althochdeutsch bezeugten expressiven Kurzform Nitto (zu *n ̄ıþa-) komponiert.
Nitz, 1110 Niteske, ist an der Nette, bespült Nitz.‘
Nivelstein, (Merkstein) 1117 Niuelstein.
Nochern, 1138 Nochara, 1222 Nockere, Nochere, Nogckere, Nocgere.
Nohn, (Koblenz) 958 Nohon.
Nohn, (Sa) 1100 Nohon.
Nordbögge, (Arn) mitten 1200 Northuson.
Nordborchen, mitten 1200 Nortburgnon.
Norddöllen, (Visbek) 1000 Duliun.
Nordenscheid, (Velbert) 1 halte 1100 Noddonscetha.
Nordgau, (nördlicher Teil des Elsass)
Nordhorn, (Osnabrück) 1000 Norhthornon, 1092-1105 Northornon.
Nordick, (Herbern) 1000 Norduuik. Germanisch morpa-, Nord, +wika Tochtersiedlung.
Nordkirchen, (München) mitten 1200 Northkirken, Northkiriken, Nordkikiken.
Nordlünen, (Altlünen) 1000 Nordliunon, North liunon.
Nordwald, (Arn) 1000 Northuualde. Germanisch norpa-, Nord, + walpu, Wald.
Norheim, (Koblenz) 962 Narheim.
Nörvenich, 1028 Nouenich, 1094 Noruenig, 1109 Noruennich.
Nohfelden (11. Jahrhundert apud Novallis suae dicionis castrum), 1286 Navelden, Navildin [Original], 1333 Nafelden, 1370 Nouelden. Der in Klammern gesetzte Beleg Novallis, ein Besitz der Verduner Kirche, wird mit der Burg Nohfels bei Nohfelden identifiziert (Haubrichs 2003, S. 321). Eine durch den Umlaut von a zu e vor i weiterentwickelte Variante Novelis, Novellis aus romanisch novalias ‘Neuland’ führt zur rezenten Form Nohfels. Nohfelden ist die seit 1286 erscheinende Nachfolgesiedlung von Novallis/Nohfels. Der Name Nohfelden bietet zwei Deutungsmöglichkeiten: Er kann volksetymologisch aus Novelis entstanden sein; er kann aber auch zu verstehen sein als ‘bei den Feldern an der Nahe’. Trifft Letzteres zu, ist das stark flektierte Neutrum Althochdeutsch feld, mittelhochdeutsch velt das Grundwort des zusammengesetzten Siedlungsname. Es hat die Form des Dativ Plural der a- Stämme (mit Abschwächung des Endsilbenvokals). Im Unterschied zu der Neuhochdeutsch Entsprechung (Feldern) ist dieser alte Plural nicht mit dem als Pluralkennzeichen aufgefassten alten Stammauslaut -er der ehemaligen germanisch -iz-/-az- Stämme gebildet. Seit dem 13. Jahrhundert wird -er zunehmend als Pluralmarkierung auch das Neutrum a- Stämme verwendet; bei feld setzt sich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert der -er-Plural durch. Im Namen Nohfelden ist jedoch die ursprüngliche Pluralform erhalten. Bestimmungswort ist der vordeutsche Flussname Nahe, der in der heutigen Form des Siedlungsname die mundartliche Entwicklung von a ̄ zu o ̄ zeigt. Die Nahe ist ein linker Nebenfluss des Rheins; sie entspringt bei Nohfelden-Selbach und mündet bei Bingen. Ihr Name ist, nicht zuletzt durch die zahlreichen urkundlich Erwähnungen des Nahegaus, seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. kontinuierlich überliefert (lateinisch Nava). Die Namen des Donaunebenflusses Nau und der litauischen Flüsse Navà und Nóva sind onomastische Entsprechungen des Flussname Nahe; weitere Parallelen gibt es in den französisch Departements Pas-de-Calais und Meuse, in den spanischen Provinzen Burgos und Asturien, in Wales, in Vorarlberg, in Tirol und im Wallis. Die Namen werden auf einen alteuropäischen Flussnamen *na ̄ua ̄zurückgeführt, der zu einer indogermanischen Wurzel *na ̄u (d.h. *nah2u-) ‘Schiff, Gefäß (Trog), Tal, Rinne, Fluss’ gestellt wird. Etym. scheint *na ̄ua ̄an vedische, griechisch, keltisch uswach Bezeichnungen für Schiff und Bo Ortsteil anzuschließen (aus indogermanisch *náh2-u feminin. Unter folgenden Voraussetzungen ist ein solcher Zusammenhang vorstellbar: a) es gab einen (in den Einzelheiten noch zu klärenden) Bedeutungsübergang von ‘Schiff ’ zu ‘Fluss’; b) *náh2-u hatte eine vorindogermanische Bedeutung ‘Aushöhlung, Vertiefung’, welche sich dann semantisch differenzierte in ‘Schiff ’ (ausgehöhlter Baumstamm, Einbaum?) einerseits und ‘Flussbett, Fluss’ andererseits. Mit dem Flussname Nahe gebildet ist der Name von Nohen, Landkreis Birkenfeld, um 1307–1354 de Altennae, 14. Jahrhundert Naa.
Nonnweiler Seit 1836 Ausgrabung von zwei keltischen Fürstengräbern in Schwarzenbach, außerdem Spuren keltisch Eisenverarbeitung. Wallfahrtsort im Mittelalter.1974 wird aus den Orten Bierfeld, Braunshausen, Kastel, Nonnweiler, Otzenhausen, Primstal, Schwarzenbach und Sitzerath eine Gemeinte gebildet. Um 1220 Nonnewilre, 1330 Nunwilre, 1367 Nonnwilre. Grundwort ist -weiler (althochdeutsch w ̄ıla ̄ri, mittelhochdeutsch w ̄ıler ‘Gehöft, kleinere Siedlung’), das wie die französisch Entsprechung -viller(s) auf das lateinisch beziehungsweise romanisch Appellativum villare zurückzuführen ist. Villare ist seit dem 7. Jahrhundert als Grundwort von Siedlungsname nachweisbar. Als Bestimmungswort ist mit guten Gründen mittelhochdeutsch nunne, althochdeutsch nunna anzusetzen, da besitzgeschichtliche Argumente zu einer Deutung des Namens als ‘Weiler der Nonnen’ führen: Im 9. Jahrhundert wurde die Grundherrschaft Nonnweiler durch die Frauenabtei Pfalzel bei Trier erworben. Auch der häufige Erhalt des Mittelsilbenvokals in der Belegreihe (z. B. 1369 Nunewilre, Nunnewilre) spricht für diese Deutung, denn er kann durch die mehrfach gedeckte Endung des Genitiv Plural der n-Deklination (*Nunno ̄no-) erklärt werden. Jedoch ist auch der Ansatz des Personennamen Nunno nicht grundsätzlich auszuschließen. Die zuerst 1367 im Ortsnamen belegte o-haltige Form des Siedlungsname ist, parallel zu der Entwicklung beim Appellativum, das Ergebnis der mitteldeutschen Senkung von u zu o vor Nasal. So Nonnenweier, Ortsteil von Schwanau, Ortenaukreis: 845 Nunnenwilre.
Nord-. Althochdeutsch nord, mittelhochdeutsch nort und die erweiterten Formen althochdeutsch nordan / nordar, mittelhochdeutsch / mittelniederdeutsch norden / norder stellen attributive Adverbien zur ON-Unterscheidung dar in der Bedeutung ‘im / von Norden, nordwärts’ und begegnen in heutigen Ortsname (Nordhausen, Nordenham, Landkreis Wesermarsch, Norderstedt, Kreis Segeberg). Entsprechendes gilt für die Bildungen mit Süd-,West-,Ost-. Diese vier unterscheidenden Zusätze wurden bereits sehr früh in fränkische Zeit systematisch zur Orientierung eingesetzt ( -heim).
Norden Norden gilt als die älteste Stadt Ostfrieslands. Es existierten dort das Benediktinerkloster Marienthal (spätes 12. Jahrhundert) und das Langhaus der Ludgerikirche (frühes 13. Jahrhundert). 1535 „Instituta Nordana“ als Grundlage für eine Stadtverfassung. 1744 zu Preußen, 1808 an Holland, 1810 an Frankreich, 1815 zu Hannover, 1866 zu Preußen. Tourismus und Landwirtschaft. Altes Rathaus, Ostfriesisches Teemuseum, Seehundstation Norddeich. 1124 Nertin [Kopie14. Jahrhundert], 1220 de Nordia ... abbatibus [Kopie13. Jahrhundert], 1269 in Norda; Norden (1415). Entgegen anderen Auffassungen ist ein Beleg Nordhunnwig nicht hierher, sondern eher zur Norwich zu stellen, sodass im Ortsnamen keine frühe Kürzung aus einem -wik-Namen vorliegt. Grundlage des Ortsnamens ist altsächsisch norD, altfriesisch north ‘Norden’, das mehrfach im Dativ Singular steht. Dabei ist die Schreibung des Erstbelegs, der einer nur abschriftlich erhaltenen Papsturkunde entstammt, als fehlerhaft zu bewerten. Der Name der den Ort umgebenden Landschaft (zu 787 Nordedi [Kopie 10. Jahrhundert], um 860 in pago Nordwidu [Kopie11./12. Jahrhundert], 885 Nordmanni cum Frisonibus in loco, qui vocatur Norditi, ... superantur [Kopie 11. Jahrhundert]) ist mit dem gleichen Element gebildet und stellt entweder eine Ableitung mit dem Suffix -ithi dar oder ein Kompositum mit altsächsisch widu- mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’.
Nordenham Junge Siedlungsentstehung aus der Gemeinte Atens heraus. Der Kaufmann Wilhelm Müller ließ auf den Atenser Mittelsänden einen Schiffsanleger, den so genannten Ochsenpier, errichten, über den der Norddeutsche Lloyd Vieh nach England transportierte. Der Anleger wurde im Lauf der Zeit erweitert, 1908 Stadtrecht, 1955 selbständige Stadt. 1745 Gut Nordenhamm, 1890 Nordenham. Ursprünglich Flurname, bestehend aus adjektivisch Nord(en)‘nach Norden liegend’ + norddeutsch -ham(me), zu mittelniederdeutsch ham ‘abgeteiltes, umgrenztes, umfriedetes Stück Weide-, Wiesenland; dann überhaupt Wiese, Marschland’, hamme auch ‘das gemeine Wiesenland’, norddeutsch Hamm ‘eine Wiese oder ein Stück Grün oder Weide-Land, welches nicht, wie ein Kamp, mit Wällen, sondern mit Gräben abgegrenzt und eingefriedigt ist’.
Norderstedt 1970 durch Zusammenlegung der Gemeinte Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide gegründet, erste urkundlich Erwähnung der Orte: Friedrichsgabe 1822, Garstedt 1370, Glashütte 1896, Harksheide 1374; 1867 zu Preußen. Feuerwehrmuseum. 1970 Norderstedt [Original]. Der Ortsname beschreibt die geografische Lage der zusammengelegten Gemeinden n Hamburgs. Außerdem war Norderstedt bereits eine Projektbezeichnung für ein Zuzugs und Wohnbaugebiet für Flüchtlinge aus Ostdeutschland, das von mehreren umliegenden Gemeinten getragen wurde.
Nordhausen Altthüringisches Dorf, seit 8. Jahrhundert Königspfalz, im 10. Jahrhundert unter Heinrich I. Königsburg erbaut, seitdem frühstädtische Entwicklung, 1180 imperatoris civitas, also seit 12. Jahrhundert bis 1802 freie Reichsstadt mit Dom; Spirituosenherstellung seit 16. Jahrhundert (Nordhäuser Doppelkorn). 927 Northusa, 965 und 1075 Northusun, 1105 Northuson, seit 12. Jahrhundert Nord-, Northusen, 1480 Northausen. Der Ortsname ist gebildet worden aus Nord-, Altsächsisch north, althochdeutsch nord, mittelhochdeutsch nort ‘Norden’, und -hausen, althochdeutschmittelhochdeutschhu ̄s‘Haus’,wobei-husun/-hausen einen erstarrten Dativ Plural ‘bei/zu den Häusern’ zeigt, also ursprünglich Name für eine nordwärts gelegene Ansiedlung. So Nordhausen, Ortsteil von Ostercappeln. Landkreis Osnabrück; Nordhausen, Ortsteil von Nordheim, Landkreis Heilbronn, sowie Ortsteil von Unterschneidheim, Ostalbkreis, Sundhausen, Ortsteil von Nordhausen sowie von Gotha, Gemeinte im Unstrut Hainich-Kreis, Osthausen im Ilmkreis; mehrere Ortsteile und Gemeinte Westhausen in Deutschland.
Nordheim (Württemberg) Nordheim bildet zusammen mit der Stadt Lauffen am Neckar und der Gemeinde Neckarwestheim die Verwaltungsgemeinde der Stadt Lauffen am Neckar. Wohl in der Zeit der fränkischen Staatskolonisation entstanden, vor 1380 an Württemberg, bis 1807 zum Amt gehörig, bis 1938 zum Oberamt Brackenheim. Weinbau, Altes und Neues Rathaus, Glockenstupferbrunnen, Alte Kelter. Um 820 Nordheim. Namen des Typs Nord-, Süd-, West-, Ostheim sind Orientierungsnamen und werden auf planmäßig angelegte und benannte fiskalische Siedlungen zurückgeführt. So Markt Nordheim, Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim; Nordheim v.d. Röhn, Landkreis Rhön-Grabfeld,
Nordholz. Gemeinte im Landkreis Cuxhaven. Um 1550 bilden Deichsende und Nordholz Bischöfliches Gericht Deichsende, 1672 adeliges Gericht aus dem Besitz des Deichbauunternehmers Bulders und Erben, 1736 kurfürstlich-hannoversches Amt Nordholz, 1967 freiwilliger Zusammenschluss der Gemeinte Deichsende, Nordholz und Wursterheide, 1969 und 1974 Beitritt von Wanhöden und Spieka. Bildung mit dem Grundwort-holz und dem Bestimmungswort mittelniederdeutsch nort, Neuhochdeutsch -Nord in unflektierter Form. Nordholz bildet die n Fortsetzung des Ortes Deichsende am Geestrücken der Hohen Lieth. So Nordholz in den Landkreis Schaumburg und Nienburg (Weser).
Nordhorn Jungsteinzeitliche Funde, kontinuierliche Besiedlung bis zur Ersterwähnung um 900, der Ort wurde an heutiger Stelle neu gegründet, die ursprünglich Siedlung, heute Altendorf, befindet sich circa 2 km nö des Ortskerns; 1379 erhielt der Ort die Stadtrechte durch Graf Bernd I. von Bentheim, seit dem 14. Jahrhundert ist eine gräfliche Wasserburg nachweisbar; 1752 wurde die Stadt an Hannover verpfändet und fiel 1866 an Preußen. Nordhorn war wichtiger Handelsknotenpunkt zwischen Skandinavien und Mittel und Westeuropa, von Bedeutung war die Schifffahrt auf der Vechte. 890 in Norhthornon, 10. Jahrhundert Norhthornon, 1184 Northorne, 1255 in parrochia Northorne. Der Ortsname setzt sich aus dem Bestimmungswort -Nord. zu altsächsisch north ‘Norden’ und dem Grundwort -horn zu altsächsisch horn, mittelniederdeutsch ho ̄rn(e) ‘spitz zulaufendes, keilförmiges Landstück’ zusammen; in Flurnamen bezeichnet das Grundwort auch ‘Winkel, Ecke, Biegung’ oder ‘Vorsprung des Feldes in den Wald oder des Landes ins Wasser; Halbinsel’. Somit bedeutet der Ortsname ‘Siedlung am nördlichsten Horn oder des Horns’, was möglicherweise auf die Lage der Siedlung in einer Biegung der Vechte bezogen ist.
Nordhümmling. Samt Gemeinte im Landkreis Emsland. 1280 Humeling, 1297 uppen Homelingen, 1350–1361 up den Homelingen. Der Name der Gemeinte leitet sich vom Namen des Hügellandes Hümmling, einer Geestlandschaft, ab, in deren Nordteil der Ort. liegt. Der Name des Hügellandes kann mit niederländisch mundartlich hummel ‘grober Kies’ verbunden werden, vgl. norwegisch humul ‘kleiner, runder Stein’ in Verbindung mit dem Suffix -ing(en), was in niedersächsischen Ortsname die Funktion einer kollektiven Stellenbezeichnung ausübt und welches für die Umlautung des Stammvokals verantwortlich ist. Der Ortsname bezieht sich somit auf den kiesigen Boden des Höhenrückens.
Nordkirchen 1. Hälfte 18. Jahrhundert Bau des barocken Wasserschlosses („Westfälisches Versailles“, größtes Wasserschloss Westfalens) u.a. durch J. C. Schlaun, dort seit 1958 Fachhochschule für Finanzen. 1022–1032 de Northkirken, 1183 Warmundus de Northkerken, 1221 Nortkerken. Bildung mit dem Grundwort-kirchen, zunächst in norddeutsch Form auf dem appellativischen altsächsisch kerika, kirica, mittelniederdeutsch kerke ‘Kirche, (christliches) Gotteshaus’ basieren. Bestimmungswort ist das orientierende altsächsisch north, mittelniederdeutsch no ̄rt ‘Norden’, Nord-. Nordkirchen ist also gegenüber Südkirchen der nördlich(er) gelegene Kirchort. Der heutige Ortsname ist, wie auch der erste Beleg, eine Bildung im Dativ Singular mit lokativisch Funktion. Der Kirchort wurde um den Amtshof Ihtari der Abtei Werden gegründet (gleichnamig ein Waldgebiet mit weiteren, so benannten Höfen).
Nördlingen. 9. Jahrhundert karolingischer Königshof, 1215 Freie Reichsstadt, 1802/03 an Bayern. Sehenswerte mittelalter Innenstadt, Rieskratermuseum. Um 750–802 (Kopie Mitte 12. Jahrhundert) Nordilingin, 898 Nordilinga, ad Nordilingun, Nordelingin, Nordling, 983–993 (Kopie 11. Jahrhundert) Nordilinga, vor 1014 Nordelingen, um 1150 Nordlingen, 1153 Nordelingen, 1257 Noe rdelingen, 1275 Noe rdlingen, 1420 Nördlingen, 1433 Nördlingen. Zu den frühesten Belegen passt als Deutung am besten der Personennamen Nordila (Feminin). Da es sich dabei aber um einen Frauennamen handelt, sollte man von dem erschlossenen Personennamen *Nordilo ausgehen, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing(en) abgeleitet wird. Das -i nach der Silbe Nord hat den Umlaut bewirkt, der erst im Beleg von 1257 grafisch realisiert wird.
Nordstemmen Früh wird der Ort dem Bistum Hildesheim eingegliedert, 1523 als welfischer Besitz zum Amt Calenberg. 1643 erneut dem Fürstbistum Hildesheim zugesprochen, ab 1813 zu Hannover, 1866 preuß. (Provinz Hannover), seit 1865 Zuckerfabrik. 1885 zum Landkreis Gronau, seit 1932 zum Kreis (später: Landkreis) Alfeld, seit der Gebietsreform 1977 zum Landkreis Hildesheim. 1978–2004 Reg.-Bez. Hannover. (1100–1200) in Nortstemne, 1229 in Nordstempne, 1239 hermanno de Northstemne, 1421 to Nortstemmen. Der Ortsname ist nicht zu trennen von † Südstemmen, (1100–1200) in Suthstemne, und Burgstemmen, 2 km s von Nordstemmen, (996) ecclesia in Stemnun, 1022 (12. Jahrhundert) in Stemnon, in Stemne. Die Differenzierung in Nordund Burg-Stemmen trat erst relativ spät ein, auszugehen ist offenbar von einer Dativ-Plural-Form Stemnon. Die weitere Entwicklung zeigt zum Teil einen beim Zusammenstoß von -mund -n nicht seltenen Einschub eines Labials, meist -p-. Seit wird ein Zusammenhang mit deutschem Stamm gesucht, wobei zumeist an eine Bedeutung ‘Baumstamm, -stumpf, Stamm, Volk, Geschlecht’ gedacht wird, etwa als Dativ-Plural-Bildung zu altsächsisch stamn ‘Steven, Baumstumpf ’. Dieses kann jedoch wegen der noch sehr späten -mn-haltigen Belege und der Entwicklung eines Labials -p-, etwa 1258 Stempne, 1288 in Nortstempne, nicht überzeugen, weil stamn schon längst zu stam(m) geworden war und somit Stamun oder allenfalls Stemun zu erwarten wäre. Zur Deutung muss man den Ortsname Stemmern bei Wanzleben, Bördekreis, 1145 Stemmere, 1178 Stembre, 1183 Stemmere, ST, und den Stemmer bei Ottersleben, Ortsteil von Magdeburg, um 1370 Stemmer, hinzuziehen und kann dann von einer Ableitung *Stam-in-, vielleicht *Stam-ina ̄, ausgehen. Es wird weiter vorgeschlagen, von einer n-Bildung in Beziehungz uder gutbezeugten indogermanischWurzel*sta ̄-/*stə‘stehen, stellen, Stand’ auszugehen. Motiv für die Namengebung dürfte die erhöhte Lage gegenüber den feuchten und tiefer liegenden Partien gewesen sein, so dass *Stamin(a ̄) als ‘Stelle auf festem Grund’ verstanden werden kann. Das lässt sich besonders deutlich bei Stemmen, Landkreis Hannover, mit dem Stemmer Berg erkennen, an dessen Rand der Ort liegt. So Stemmen (1492 (Kopie) tho Steme), Ortsteil von Hespe, Landkreis Schaumburg; Stemmen (um 1320 (Kopie 16. Jahrhundert) Stemne, Stempne), Landkreis Rotenburg (Wümme); Stemmen, Landkreis Verden, und Stemmen (1244 Stemme), Region Hannover.
Nordstormarn. Amt im Kreis Stormarn mit zwölf amtsangehörigen Gemeinte. 1972 Gründung des Amtes aus den Ämtern Reinfeld-Land und Zarpen. 1972 Nordstormarn. Die im Zuge einer sehr späten Gründung erfolgende Benennung geht zurück auf eine mittelalter Gebietsbezeichnung in Holstein. Stormarn umfasste dabei weit mehr Gebietsfläche als der heutige Kreis. Stormarn gilt hierbei als Dativ Plural locativus zu altsächsisch stormwerun ‘Einwohner des Sturmlandes’.
Nordwalde Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1803 Fürstentum RheinaWolbeck, 1806 Großherzogtum Berg, 1813 preußisch. 1151Northwalde [Original], 1265 Nortwalde, 1265 Northwolde. Bildung mit dem Grundwort-wald zu altsächsisch wald, mittelniederdeutsch wolt ‘Wald’ und dem Bestimmungswort altsächsisch north, mittelniederdeutsch no ̄rt‘ Norden’, Nord-. Ursprünglich liegt also ein Flurname vor, der dann auf die Siedlung übertragen worden ist. Der Bezugspunkt für die Himmelsrichtung Norden lässt sich nicht mehr ermitteln. Die im Dativ Singular mit lokativisch Funktion flektierte Bildung zeigt sich auch in der h. amtlichen Form. Die Variante -wold beruht auf Verdumpfung von -a zu -ovor -l plus Konsonant. Deutung: ‘beim Wald im Norden’. So Nordwald, Ortsteil von Lippetal, Kreis Soest.
Nörten-Hardenberg. Flecken und Gemeinte im Kreis Northeim. Nörten: Lage an Leinetalstraße und Alter Uslarer Straße, 1055 Erwähnung des Leineübergangs, zwischen 800 und 1000 Burganlage, 1103 Gründung des Klosters Steina (Marienstein), Archidiakonat, 1287 Burg und 1303 Flecken im Besitz der Familie von Hardenberg, 1360 Stadt. Hardenberg: Um 1100 Burganlage auf steil abfallendem Bergsporn durch Erzbistum Mainz zur Kontrolle der Handelswege, 1408/09 Aufspaltung der Familie von Hardenberg führte zur Teilung der Burg in Vorder und Hinterhaus. Nörten: 1031 Norhtunon [Original], 1415 Noerthen [Original]; Hardenberg: um 1229 Hermannum de Hardenberch [Original]. Nörten: Bildung mit dem Grundwort altsächsisch -tu ̄n ‘Zaun, Einhegung, von einer Einhegung umschlossenes Gebiet’, im Erstbeleg im Dativ Plural, und altsächsisch nor ‘Norden, nordwärts gelegen’ als Bestimmungswort in unflektierter Form. Das 4 km s gelegene Bovenden (949 Bobbenzunon) stellt offenbar den Bezugspunkt für die Ben. des Ortes nach seiner nördlichen Lage dar. Hardenberg: Bildung mit dem Grundwort-berg und dem mittelniederdeutschen Appellativum hart ‘hart, fest, kräftig’ in flektierter Form. Da das Grundwort -berg in Ortsname öfter synonym für -burg steht, liegt möglicherweise ein ursprünglich Burgname vor und hart bezieht sich eher auf eine trutzige, schwer einzunehmende Burg als auf harten Bergboden.
Northeim Lage an Kreuzung zweier Verkehrsstraßen an Rhumebrücke, 11. Jahrhundert Stammsitz der Northeimer Grafen, 1117 Umwandlung eines Chorherrenstifts in das Benediktinerkloster Sankt Blasii, 1144 welfischer Besitz, 1252 Stadtrecht, 1384–1554 Hansestadt. 780–802 Northeim (Kopie12. Jahrhundert). Bildung mit dem Grundwort -heim und altsächsisch nor ‘Norden, nordwärts gelegen’ als Bestimmungswort in unflektierter Form. Der Bezugspunkt für die Ben. ist der s gelegene Ort Sudheim. So Nordheim u.a. in den Landkreis Heilbronn; Bergstraße; Schmalkalden-Meiningen; Rhön-Grabfeld, Kitzingen, Donau-Ries.
Nortorf (Nortorfer Land) Um 1190 in Northorpe [Original], 1317 de Nortdorpe; Nortorff (1559). Nortorf ist ein für sich sprechender Name, in dem er ‘nördliches Dorf’ meint, vom mittelniederdeutsch dorp, hochdeutsch -dorf abstammend. SO Nordorf, Ortssteil der Gemeinde Esens, Landkreis Wittmund, NI; Norddorf, Kreis Nordfriesland,
Nörvenich, (Aa) 1028 Noruenich, 1094 Noruenig.
Nossen Wallburg am Rande des altslawischen Siedlungsgebietes (Gau Daleminze = Lommatzscher Pflege), seit dem 12. Jahrhundert deutsche Burg mit Burgsiedlung in Nachbarschaft des Klosters Altzella, Städtchen im 13. Jahrhundert, 1664 Stadtrecht. 1198 de Nozin, Nozzin, 1224 Nozzin, 1263 Nuzzin, 1432 Nossin. Der Ortsname enthält das altsorbische Wort *nos ‘Nase’, hier auf die steil vorspringende Felszunge an der Freiberger Mulde übertragen. Einem Personennamen *Nos liegt nicht vor. Die -u-Formen beruhen auf der mundartlichen Hebung von -o zu -u-.
Nothausen, (Köln) 1115 Notteno.
Nöthen, (Aa) 1115 ad Notteno. Oberlauf der Erft, bespült Nöthen.
Noten, (Soest) 187 Nutenen. Altgermanisch hnutinum zu hnuto-, Nuss.
Nottuln 11. Jahrhundert Gründung eines Damenstifts, im 18. Jahrhundert barocker Ausbau des Stiftsbezirks unter J. C. Schlaun. 1171 in Nuhtlon [Original], 1280 in parrochia Notlon, 1629/30 Nottelen; Nottuln (1631). Kompositum mit einem Grundwort-loh, basierend auf appellativisch altsächsisch *lo ̄(h), mittelniederdeutsch lo ̄h ‘Gebüsch, Gehölz, (Nieder-)Wald’, und einem Bestimmungswort aus altsächsisch *hnut, mittelniederdeutsch n Ortsteil ‘Nuss’. Ursprünglich liegt also ein Flurname vor, nämlich die Bezeichnung für ein ‘Nussgehölz’, der dann auf die dort entstandene Siedlung übertragen worden ist. Wie schon im Erstbeleg hat sich auch in der h. amtlichen Form des Namens die Bildung im Dativ Plural als altem Lokativisch erhalten, so dass der Ortsname als ‘bei den Nussgehölzen’ gedeutet werden kann. Die Belegreihe zeigt im 17. Jahrhundert den Einschub eines Vokals (-e-, auch -u-) zwischen -tund -l-, der sich erhalten hat, wohingegen der zu -e abgeschwächte Vokal des Grundworts ausgefallen ist.
Nümbrecht Im 9. Jahrhundert bereits besiedelt, Kirchenbau ab 955, im Besitz des Bonner Cassiusstiftes, ab 1253 zur Grafschaft Sayn, später sog. Reichsherrschaft (Sayn-) Homburg (Schloss, sog. Homburger Ländchen) bis 1806, landwirtschaftlich-kleingewerbliche Prägung, ab 1987 heilklimatischer Kurort, viele Spätaussiedler. 1131 Nuenbret [Original], 1148 Nuinbrecht. Bildung aus dem Adjectivisch neu, althochdeutsch niuwi, indogermanisch *neu-jo, und dem Grundwort-bracht, das hier mit Umlaut erhalten bleibt. Eine frühneuzeitliche schriftsprachliche Diphthongierung des Stammvokals im Bestimmungswort zu Neu hat nicht stattgefunden. Zu vergleichen mit jeweils anderen Entwicklungen sind im Bergischen Land die Ortsname Neunkirchen-Seelscheid, Rhein Sieg-Kr. Und Gummersbach, Oberbergischer Kreis.
Nünchritz Bauerndorf, auch etwas Weinbau, h. Sitz der VG, kleiner Industriestandort, chemische Industrie. 1312 Nincharitz, 1378 Nymchericz, 1406 Nimchericz. Wohl altsorbisch *Ninochorici zum Personennamen Ninochor, gebildet mit dem Suffix -ici-, im D. Wandel von -nzu -mund hyperkorrekter Rundung von -izu -ü-, ‘Siedlung der Leute eines Ninochor’.
Nunhem, 1224 Nunem.
Nürburg, 931-56 ad montem Nore, 1164 Nurberch, 1173 Neirberg.
Nürnberg, Gründung im 11. Jahrhundert, von Anfang an mit Marktrecht, kaiserlicher Stützpunkt, 1219 Freie Reichsstadt, zwischen 1470 und 1530 Blütezeit der Stadt durch Handwerk und günstige Lage als Handelsplatz in der Mitte Europas, zusammen mit Köln und Prag zu den größten Städten des Reiches zählend; 1806 bayerisch. Zu 1022 (Annalen des 12. Jahrhundert) Norenberg, 1050 No ̆renberc, 1061 Norenberg, 1062 Nuorenberc, 1074 Nourenberg, 1113/16 (Kopie1170/75) Nurinberg, 1420/22 Nürnberg. Grundwort ist-berg, dass freilich keine Burgbezeichnung ist. Die bis 1909 vorliegenden, zum Teil sehr phantastischen Deutungen des Bestimmungswort werden bei Chr. Beck kritisch diskutiert; zu neueren Deutungen vgl. Reitzenstein 2009; die h. favorisierten Deutungen des Bestimmungswort operieren mit erschlossenen Elementen: weder ist ein althochdeutsch Personennamen Nuoro überliefert, noch existiert ein mittelhochdeutsch Subtantiv nuor ‘Felsen’ oder ein Adjectivisch nuorîn ‘felsig’. Auffällig sind die Schwankungen in der Schreibung des Vokals im Bestimmungswort, die eine gewisse Unsicherheit der Schreiber auszudrücken scheinen. Wenn von germanisch o ̄ auszugehen ist, wäre die reguläre Entwicklung in der nordbairischen Mundartlich Nürnbergs über althochdeutsch uo mit Umlaut zu mittelhochdeutsch üe, und weiter durch Entrundung zum gestürzten Diphthong ei gegangen. Die Schreibungen mit ou oder u passen zu diesen Lautverhältnissen aber nicht; sie mögen zum Teil auch durch unterschiedliche sprachgeographische Herkunft der Schreiber verursacht sein; der Name ist in den verschiedensten Quellen sehr häufig überliefert.
Nürings (=jetzt Falkenstein) 1103 Nueringes, Nuringes.
Nürtingen, Eine Siedlung besteht seit dem 6./7. Jahrhundert, das Dorf zählte zum Königsgut, Ortsadel ist von 1277 an nachweisbar, hohe Gerichtbarkeit kam 1254/65 an Württemberg, 1330 Abschluss der Stadtgründung, 1485/90 Residenzstadt, seit 1962 Große Kreisstadt. Ehemals Textilindustrie, Salemer Hof, Alte Lateinschule, Riegersches Haus, Römische villa rusticirca 1046 Nivritingen [Original], 1101 Niugertingun, 1158 Niordinge [Original], 13. Jahrhundert Niurtingen [Original]; Nürtingen (16. Jahrhundert). Der Name ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen *Niuwrit, er bedeutet ‘bei den Leuten des Niuwrit’. Die <g>-Schreibung für <w> ist Reflex latinisierender Schreibungen.
Nußloch, Nußloch gehörte zunächst zum Lorscher Besitz, kam im 9. Jahrhundert als Königsgut an das Wormser Kloster Nonnenmünster, 1259 Verkauf der Herrschaftsrechte an die Pfalz, 1803 an Baden. St.-Laurentius-Kirche, ehemalig lutherische Kirche. 766 (Kopie12. Jahrhundert) Nuzlohon, Nuzlohun. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch nuz, mittelhochdeutsch nuz‘ Nuss’ und dem Grundwort althochdeutsch lo ̄h‘ Hain’, mittelhochdeutsch lo ̄ch ‘Gebüsch, Wald’ ( -loh(e)). Namengebend war vermutlich ein mit Walnussbäumen bestandener Wald. So Nußdorf an Inn, Landkreis Rosenheim und Landkreis Traunstein.
Nußweiler, 1179 Nuswilre.
Nütterden, (Kranenburg) 721-22 in loco Nitro, 1300 Nuteren, Nutre, Nitera, Nuterun.
Oberasbach Wohl hochmittelalterliche Gründung an einer Straßenkreuzung im Biberttal, 1413 als Kirchdorf erwähnt, 1632 Schauplatz für 70 Tage von Wallensteins Lager, 1792 an Preußen, 1806 an Bayern, 1886 Pfarrdorf. Seit 1994 Stadt. 1288 ze Obernaspach [Original], 1304 Aspach [Original]; Oberasbach (1710). Da sich einerseits die Ableitung von althochdeutsch aspa ‘Espe’ mittels dem Kollektivsuffix für Stellenbezeichnungen althochdeutsch -ahi ( -ach2) in der Regel zu espech/espich entwickelt hat, andrerseits Oberasbach mit Unterasbach am Bach namens Asbach (h. Kreutzbach) liegt und der Name stabiles-ach1 zeigt, ist der Ortsname sicherlich als Zusammensetzung von althochdeutsch aspa ‘Espe’ und aha ‘Fluss, Strom’ zu verstehen und bezeichnet eine Siedlung an einem mit Espen gesäumten Bach. Die graphische Anpassung an-bach-Namen ist erst im 18. Jahrhundert erfolgt. So Asbach, Landkreis Neuwied; Asbach, Landkreis Birkenfeld, beide RP; Asbach, Ortsteil von Bad Hersfeld, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Hessen Asbach-Bäumenheim, Landkreis Donau-Ries, Asbach, Ortsteil von Altomünster, Landkreis Dachau; Asbach, Ortsteil von Drachselsried, Landkreis Regen, alle in BY. Die etymologisch richtige Schreibung hat sich u.a. bei Aspach (am Asbach), Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg, bewahrt.
Oberderdingen Oberderdingen gehörte zum Teil zum Lorscher, größtenteils aber zum Weißenburger, im 12. Jahrhundert zum Hirsauer Besitz, 1344 mit Herrenalb unter württembergischer Schirmherrschaft, das Pflegamt blieb bis 1807, dann zum Oberamt Maulbronn, 1938 zum Landkreis Vaihingen, 1973 zum Landkreis Karlsruhe. Weinbau, Aschingerhaus, Waldenserhäusle, Große Kelter. 838 (Kopie12. Jahrhundert) Tardingen, 1835 Derdingen; Oberderdingen (1964). Es handelt sich um eine-ingen-Bildung mit einem aus Ortsname erschlossenen Personennamen *Tardo, der auf althochdeutsch tart ‘Wurfspieß, Pfeil’ zurückgeht; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Tardo’. So Derendingen, Landkreis Tübingen.
Oberbeverungen, (Beverungen) 1015-25, Ouoronbeuerungun.
Oberecken, (Alsdorf) 1222 Hegc, 1148 Ouerhecca.
Oberemmel, (Trier) 1225 Emmelde, Emmilde.
Oberes Bühlertal. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Schwäbisch Hall, 10024 Einwohner, circa 13 km osö Schwäbisch Hall, im Osten an der Vellberger Bucht, im Westen an der Fischbacher Bucht gelegen, Reg.-Bez. Stuttgart, Bestimmungswort der Gemeindeverwaltungsverband Oberes Bühlertal wurde im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform am 1. Januar 1975 aus den Gemeinden Bühlertann, Bühlerzell und Obersontheim gebildet. Landund Forstwirtschaft, Schloss Obersontheim, Herrenmühle und Koppenmühle. Oberes Bühlertal (1975). Der Name lehnt sich an die älteren Ortsname Bühlertann und Bühlerzell und gehört zum Gewässername Bühler (1152 Bilarna, rechts zur Kocher). Oberdient zur Lagebezeichnung. SO Bühlertal, Landkreis Rastatt.
Obercastrop, (Castrop-Rauxel) mitten 1200 de superiori Castthorpe.
Oberleuken, 964 Odowines leuca.
Obermörmter, (Marienbaum) 2 halfte 1100 de superiori Munimenta.
Oberpleis, (Köln) 1076 Bleisa superior, 1174 de Pleysa superiori.
Oberes Zabergäu. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Heilbronn, 12 501 Einwohner, circa 18 km wsw. Heilbronn, am westlichen Rand des Neckarbeckens und am Nordhang des Strombergs gelegen, Reg.-Bez. Stuttgart, Bestimmungswort Der Gemeindeverwaltungsverband Oberes Zabergäu wurde am 1. Januar 1975 aus den Gemeinte Pfaffenhofen und Zaberfeld sowie der Stadt Güglingen gebildet. Weinbau, Lambertuskirche, Schloss Zaberfeld, Burgruine Blankenhorn, St. Mauritius. Oberes Zabergäu (1975). Der Name schließt sich an den älteren Ortsname Zaberfeld und den Namen Schloss Zaberfeld an und gehört zum Gewässername Zaber (1443 uf der Zabern, links zum Neckar, aus lateinisch taberna, einer typischen Bezeichnung für römisch Straßenstationen). Das Grundwort ist anzuschließen an althochdeutsch gewi, gouwi, mittelhochdeutsch göu, geu ‘Gegend, Landschaft, Gau’; Oberdient zur Lagebezeichnung. So Rheinzabern, Landkreis Germersheim.
Obergünzburg Römisch Funde, stiftskemptisch, Markt seit 1407, seit 1688 Amtssitz des Pflegers anstelle von Liebenthann, 1803 an Bayern. Um 1130 Gunziburch, 1160 Gunzeburch, 1396 Guntzburg superior, 1406 Guntzpurg unter Liebendanne, 1462 Ober Guntzburger pfarr; Obergünzburg (1791). Grundwort: -burg, Oberdient zur Unterscheidung von Günzburg an der Donau. Der Flussname Günz beziehungsweise die gleichnamige Flussgöttin sind im 2./3. Jahrhundert inschriftlich als Gontiae sacr. belegt. Es wird mit Suffix -ntia zur indogermanischen Wurzel *gˆheu‘gießen’ gestellt. Gesamtdeutung: ‘befestigte Siedlung am Fluß Günz’.
Oberhaching Die folgenden undifferenzierten Belege können sich auch auf die Stadtrandsiedlung Unterhaching im selben Landkreis beziehen: 806 (Kopie des 12. Jahrhundert) Hachinga, 836–847 ad Hahhingas, 972–976 Hahingun, 1003–1013 Hachinga, que aliter Winidun nuncupatur. Differenzierte Belege sind 1140–circa 1152 ad superius Hachingen, 1180 in superiori Hachingin, 1289 Obernhaeching, 1313 Oberhaechingen, Oberhaeching, 1351 Oberhaeching ... Niderhaeching, 1454 Oberhaching. Es liegt der Personennamen Hacho, Haho zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist. Die Unterscheidung von Unterhaching im selben Landkreis erfolgt mittels des mittelhochdeutsch Adjektivs Ober‘ober’ nach der Höhenlage, wie etwa aus dem Beleg von 1351 hervorgeht. Im Beleg von 1003–1013 begegnet als Zweitname die Personengruppenbezeichnung Winidun, was als ‘bei den Slawen’ erklärt werden kann. So Unterhaching, Landkreis München.
Oberhausen (Südliche Weinstraße)
Oberhausen. Kreisfreie Stadt, 215670 Einwohner, Reg.Bez. Düsseldorf, NRW. Nach der Stationsbezeichnest einer 1847 in der Lipperheide eingerichteten Bahnstation, die den Namen einer Burg an einem Emscherübergang führte. Der Ort wächst im Zusammenhang mit dem im 19. Jahrhundert beginnenden Steinkohleabbau durch Zuzug und Eingemeindungen bis 1929 zur Großstadt heran. 1314 van dem Ouerhus [Original] (hierher?), 16. Jahrhundert Auerhuis. Grundwort mittelniederdeutsch hu ̄s im lokativischen Dativ Singular, später an -hausen-Namen der Umgebung (wie Holsterhausen, Holthausen, aus Dativ Plural) angeglichen. Hu ̄s bezeichnet oft ein befestigtes Haus, eine Burg, einen militärischen Stützpunkt; over (Ober-) steht für ‘oberhalb gelegen’. Parallelen für den Typ Oberhausen sind früh belegt und seit dem 8. Jahrhundert nachweisbar.
Oberhausen-Rheinhausen Rheinhausen gehörte zunächst zu Oberhausen, wurde erst allmählich von Oberhausen geschieden, beide Orte kamen über die Kraichgaugrafen und die von EbersteinZweibrücken 1316 ans Bistum Speyer, mit dem Amt Philippsburg 1803 an Baden. Im Zuge der Gemeinderform wurde Rheinhausen am 1. Januar 1975 in Oberhausen eingegliedert und die Gemeinde in Oberhausen-Rheinhausen umbenannt. Postmuseum, St. Laurentius, St. Philippus und Jakobus. Oberhausen: 1228 villa Obernhusen [Original], 14. Jahrhundert Husen superior [Original]. Rheinhausen: 1207 Husen [Original], 1294 Husen, 1318 Rinhusen; Oberhausen-Rheinhausen (1975). Aus ursprünglich appellativischer Verwendung b ̄ıdenhu ̄senentstehtim13.JahrhundertzurUnterscheidung der benachbarten Husen-Siedlungen durch Zusatz des differenzierenden Ober (althochdeutsch obaro, mittelhochdeutsch ober) der Ortsname Oberhausen, bei dem näher am Rhein gelegenen Husen durch Zusatz des Gewässername Rhein der Ortsname Rheinhausen. So U. a. Oberhausen; Rheinhausen.
Oberkirch Oberkirch ist eine Siedlung des Hochmittelalters, nach 1218 an das Reich, Anfang des 15. Jahrhundert Sitz des bischöflich-straßburgischen Vogtes, 1803 endgültig an Baden, weiterhin Amtsort, seit 2004 Große Kreisstadt. Weinund Obstbau, Ruine Schauenberg, Ruine Ullenburg, Heimatund Grimmelshausenmuseum, Grimmelshausen-Gesellschaft. 11. Jahrhundert Obernchirchen [Original], 1225 Obirnkirchen [Original]; Oberkirch (1309). Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus althochdeutsch obaro, mittelhochdeutsch ober und-kirch aus althochdeutsch kiricha, kilicha ‘Kirche’ zur Bezeichnung der Lage der Kirche. So Bernkirchen, Landkreis Schaumburg.
Oberkochen Im Mittelalter teils zum Kloster Ellwangen, teils zum Kloster Königsbronn, letzterer Ortsteil im Zuge der Reformation an Württemberg, der Ellwanger Ortsteil blieb katholisch. 1749 vertragliche Einigung zwischen den Ortsteil im Aalener Protokoll. Nach 1945 wurde das wichtige feinmechanisch-optische Unternehmen „Carl Zeiss“ aus Jena von den Amerikanern hierher umgesiedelt, wo es auch h. noch seinen Sitz hat. Damit verbunden war ein Zuzug von vielen Jenensern sowie weiteren Arbeitskräften. 1968 Stadtrecht. 1240 in Cochen, 1341 ze Oberkochen, 1375, 1402 Oberkochen, 1427 Obrenkochen. Oberkochen liegt 1,3 km n vom Ursprung des Kocher (zum Neckar). Der Fluss wird erwähnt 795 (Kopie12. Jahrhundert) Cochane, 1024 (Kopie1335) Chochina, 1296 uf deme Kochen, 14. Jahrhundert (Kopie 15. Jahrhundert) der Kochen, (um 1550) der Kocher. Der Flussname geht über althochdeutsch *Kochana feminin auf vorgermanisch/keltisch *Kukana ̄ mit der Bedeutung ‘der Fluss mit Biegungen’ zurück. Der Wechsel des Genus (*Kochana feminin, Kochen maskulin) und der Wechsel der Endung (Koch-en > Koch-er) geht auf den Einfluss des Namens des Hauptflusses Neckar (Neckargemünd) zurück. So Flussname Kocher (zur Ilm, Thüringen); Cocheren/Kochern, Kanton Forbach, F; Cochem, Landkreis Cochem-Zell, RP; Flussname Cocker (‘winding river’, Lancashire, Großbritannien).
Oberkrämer Ursprünglich ein ausgedehntes Waldgebiet (1355 das holtz) in der Nähe von Kremmen, geteilt in Unterund Oberkrämer; 1881 neu erbautes Försteretablissement. 1355 Cremer, 1438 kremer, 1881 Obercraemer. Als Elipse Kremmer (Wald) vom Ortsname Kremmen (slawische/altpolabisch *Kremen(e), Plural zu *kremen ‘Kieselstein’) abgeleitet. Das auslautende -en beim Ortsname wurde als Endung aufgefasst und das Suffix -er an den vermeintlichen Wortstamm angehängt, wie z.B. bei den Insassennamen Bremer zu Bremen. Dadurch ist die Länge des Vokals (Tondehnung) im Gegensatz zur Kürze bei Kremmen zu erklären.
Obernburg am Main Römisch Kohortenkastell von etwa 85 bis 259/60 n. Chr., danach zunächst von Alamannen, dann von Franken besiedelt, 1313 vom Mainzer Erzbischof zur Stadt erhoben; 1814 bayerisch; historisch Altstadt. 10. Jahrhundert Oboronburc, 1183 Ouerenburch, 1184 Obirinburc, 1279 Obernburg. Grundwort des Namens ist -burg in regional unterschiedlich geprägten Schreibungen; Bestimmungswort ist der Komparativ oboro ‘der obere’; der Zusatz unterscheidet den Ort offenbar von dem etwa 6 km flussabwärts gelegenen Niedernberg. Der Beleg von 1183 zeigt eine rheinisch beeinflusste Schreibung mit -u für – v statt -b-.
Oberndorf am Neckar Das Kloster St. Gallen erhält durch den Konstanzer Bischof Salomo ein königseigenes Gut in Oberndorf, 1277 Stadt, 1381 durch Kauf an Österreich, 1805 an Württemberg. Augustinerkloster, Ruine der Berg Waseneck, St. Michael, Bergkapelle, Altes Rathaus. 782 Obarindorf [Original], 912 Oberndorf [Original]. Die mit dem Grundwort althochdeutsch mittelhochdeutsch -dorf gebildeter Ortsname sind in der Regel alt und beziehen sich auf frühe Siedlungen, als Bestimmungswort dient althochdeutsch obaro, mittelhochdeutsch ober. Der Zusatz Neckar dient zur Lokalisierung des häufigen Namens. So U.a. Oberndorf a. Lech, Landkreis Donau-Ries, BY; Oberndorf, Ortsteil von St. Marien, Bezirk Linz-Land, A; Oberndorf, Landkreis Cuxhaven.
Obernkirchen Um 1167 Klostergründung durch Bischof Werner von Minden, 1181 Marktrecht der Klostersiedlung, ab 2. Hälfte 14. Jahrhundert Sandsteinabbau nachweisbar (Export von „Obernkirchener“ oder „Bremer Stein“ nach Holland, Skandinavien, Russland), 1498 erste Erwähnung von Steinkohleabbau, 1615 Stadtrecht, 1647 zu Hessen-Kassel. 1167 in Overenkerken [Original], 1621 zu Oberkirchen [Original]. Bildung mit dem Grundwort -kirchen und mittelniederdeutsch o ̄ver(e) ‘oben, oberhalb, darüber (liegend); obere’ in flektierter Form, also ‘zur oberen, oberhalb gelegenen Kirche’. Benennungsmotiv war die Lage des Klosters am Bückeberghang.
Ober-Ramstadt, das schon Siedlungsspuren seit der Jungsteinzeit aufweist, wird vermutlich zuerst um 1190 genannt im HN eines Cu ̊nrath de Ramestat. Bis 1479 steht es unter der Herrschaft der Grafen von Katzenelnbogen, erhält 1310 das Stadtrecht, danach fällt es an die LandGrafschaft Hessen, 1567 an Hessen-Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen. 1959 Erneuerung des Stadtrechts, 1972 und 1977 Eingliederung von Rohrbach, Modau und Wembach-Hahn. Um 1190 Ramestat [Original] (Lokalisierung unsicher), 1194 Ramestat [Original], 1310 Ramstat (Kopieum 1430), 1338 Oberramstatt (Druck 1744), 1403 Großen Ramstad (Kopieum 1430). Das Bestimmungswort führt zurück auf althochdeutsch raban, Genitiv rabanes oder (durch Assimilation und Kontraktion) ram, rammes oder die swach Flexionsvariante rabo, raben ‘(Kolk-)Rabe’. Doch ist der Ortsname wohl nicht mit der Vogelbesitzt selbst gebildet, sondern mit dem mit ihr identischen PN. Die Verwendung von Raban in Personennamen ist im Westnord. und Westfränk.-Hd. besonders häufig und hat (wie bei anderen theriophoren Personnename) ursprünglich mythologische Gründe. Auch die Kurzform (zu Rufnamen gewordenen ursprünglich BeiN) Raban und abo begegnen in der althochdeutsch Überlieferung. War der Personennamen des Bestimmungsworts von Ramstadt einst Raban > Ram, dann ist das Genitiv-es mit dem Grundwort-Anlaut verschmolzen, war der Personennamen Rabo, dann ist Rabenzu Ram(e) kontrahiert worden. Grundwort -stat. Bedeutung: ‘Wohn-(Stätte) des Raban (oder Rabo). So Ranstadt (ursprünglich Ramstat), Wetteraukreis, HE; Ramberg, Landkreis Südliche Weinstraße.
Oberreichenbach (Mittelfranken)
Oberschleißheim Gegen Ende des 16. Jahrhundert Bau des Alten Schlosses, dessen Erweiterung im 17. Jahrhundert, 1701 Grundsteinlegung zum Neuen Schloss, im 20. Jahrhundert Militärflughafen. Undifferenzierte Namensformen, die auch zur Siedlung Unterschleißheim im selben Landkreis gehören können, sind 775 (Kopievon 824) Sliuuesheim, circa 1040 Sliwisheim, 1168/69 Slibesheim, 1281 Sleibsheim, 1305 Sleyshaim, 1390 Sleyshaim, 1608 Schleißhaim, Oberschleißheim: nach 1215 Slîbeshaim ... curiam ante portam et molendinum et beneficium, quod dicitur swaîge, 1429 Schleisham ... Brüder Schleisham und circa 1583 Schleishaim minus ... Schleishaim maius (jeweils beide Orte); 1517 Pruderschleishaim, 1606 Schwaig Khlein Schleißhaim, 1640 Hof: Neuen Schleißhaimb, 1738–1740 in arce electorali Neuen-Schleisshaimb seu Fürstenhaimb, 1832 Oberschleißheim. Als Grundwort ist althochdeutsch *haim,-heim zu erschließen, das wohl eine neutrale Kurzform zu hei Mittelalter‘ Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ ist; Bestimmungswort ist der Personennamen Sliu. 808 sind ein Sliu diaconus ‘Diakon’ und ein Sliu presbiter ‘Priester’ in der Gegend bezeugt. Zur Unterscheidung von Unterschleißheim im selben Landkreis diente 1429 der Zusatz Brüder, der sich wohl auf die Prämonstratenser des Klosters Neustift b. Freising, die hier Besitz hatten, bezieht, circa 1583 und 1606 die Bezeichnung der geringeren Ausdehnung, später die des Alters und zuletzt die der Höhenlage. Der Alternativname im Beleg 1738–1740 weist auf das kurfürstliche Schloss. So Unterschleißheim, Landkreis München.
Obersdorf, (Arn) 1076 Bleisa superior, 1174 de Pleysa superiori.
Oberspay, (Koblenz) 874 Ouerspeion.
Oberstdorf Vordeutsche Siedlung erschließbar, 1141 Kirchenweihe, 1495 Markt, Gericht Oberstdorf als Teil der hochstiftischen Pflege Rettenberg-Sonthofen, 1802 zu BY. Ab Mitte des 19. Jahrhundert Entwicklung des Fremdenverkehrs Wintersport-, Alpenkurorts, Skiflugwoche. 1350 Obrostdorf [Original], 1394 Oberstorf, 1465 Oberßdorff; Oberstdorf (1584). Grundwort -dorf, Bestimmungswort: zu althochdeutsch obaro ̄sto, mittelhochdeutsch oberst ‘oberst, höchst’. Gesamtbedeutung: ‘das oberste Dorf ’ (im Illertal).
Oberstein, (Idar-Oberstein) 1075 Steina, 1139 Petra, 1142 Steine.
Oberstenfeld Um 1016 Gründung eines Stiftes Oberstenfeld, nach der Reformation Umwandlung in ein evangelisches adliges Frauenstift, im 1546/47 Anschluss an den Ritterkanton Kocher, 1803 an Württemberg. 1016 (F. 12./13. Jahrhundert) Oberestenuelt, 1244 Oberstenvelt [Original], 1462 Eberstenfelt [Original]. Dem Ortsname liegt ein Flurname zugrunde, bestehend aus althochdeutsch -feld, mittelhochdeutsch velt hier: ‘waldfreies, relativ ebenes, für den Ackerbau geeignetes Gelände’ und dem Superlativ althochdeutsch obaro ̄st, mittelhochdeutsch oberest ‘das oberste’. Der Name bezieht sich auf die Lage ganz oben am Anfang des Bottwartales. So Obernfeld, Landkreis Göttingen.
Obersulm Entstehung des Ortes 1972 durch den Zusammenschluss der Gemeinte Affaltrach, Eichelberg, Eschenau, Weiler bei Weinsberg und Willsbach sowie 1975 der Gemeinte Sülzbach. Benennung durch Namensübertragung vom Flussname Sulm. Die früheste Erwähnung hat Eschenau aufzuweisen (780 villa Esginaha), während die übrigen Orte im 13. und 14. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt wurden. Im Mittelalter hatten hier das Koster Schöntal, der Johanniterorden, die Grafen von Löwenstein u.a. adlige Häuser Besitz. Seit dem 17. Jahrhundert sind jüdische Gemeinte und Synagogen in Affaltach und Eschenau belegt. Spätestens seit 1805 waren alle Orte württembergisch. Das Grundwort Sulm ist identisch mit dem Namen der Sulm, der früh nur im Landschaftsnamen 771 Sulman[achgowe] belegt ist. Zugrunde liegt germanisch *swul-man‘Wasserschwall’, von der Schwundstufe des Verbs germanisch *swella‘ schwellen’ abgeleitet und zum feminin Flussname Sulmana umgebildet. Bestimmungswort Ober nach dem Oberlauf der Sulm, an dem die Gemeinte liegt. So Neckarsulm, Landkreis Heilbronn.
Obertraubling 1972 Entstehung der Groß Gemeinte Obertraubling durch Zusammenschluss mit einigen Nachbarsiedlungen (u. a. Niedertraubling, Oberhinkofen, Gebelkofen). Auf dem Gebiet des in den 1930er Jahren errichteten und im Weltkrieg zerstörten Militärflughafens Obertraubling entstand die heutige Stadt Neutraubling. 826/40 in loco ... Traubidinga (Vermerke 10. Jahrhundert Troubidingun, 10./11. Jahrhundert Troˇbidinga), Anfang 11. Jahrhundert Kopie1175/77 Droubalinga,1175Troˇbelingen[Original];Traubling(um 1190/1220). Der mit -ing-Suffix gebildete Siedlungsname zeigt eine auffällige Varianz in den frühen Schreibungen: Für das 9. Jahrhundert ist von Traubidinga auszugehen, Droubalentstand im 11. Jahrhundert dissimilatorisch. Haubrichs vermutet in Traubideine romanisierte Form des althochdeutsch Personennamen Traga-bot(o). Aus lautlichen Gründen dürfte allerdings eher ein gallischer Beiname *Trougo-bitus ‘der ein trauriges Leben hat’ (bezeugt ist das antonyme Dago-bitus) vorliegen, der als *Troubi ins Deutsch übernommen wurde. In der weiteren Entwicklung blieb der Diphthong vor /b/ unumgelautet, der i-Mittelvokal schwand nach Ausweis der Schreibungen um 1200. Seit dem 14. Jahrhundert ist eine Differenzierung in Oberund Niedertraubling festzustellen, vgl. zudem Neutraubling.
Obertshausen Ersterwähnung in einem Zinsregister des Klosters Seligenstadt. Eine Burg, deren Reste bei Ausgrabungen gefunden wurden, wird bereits 1130 unter dem Mainzer Erzbischof Adalbert I. genannt. Später sind die Herren von Eppstein im Besitz des Ortes, der 1425 wieder an Mainz gelangte, das 1664 Obertshausen zusammen mit dem benachbarten Hausen an den Amtmann zu Steinheim (Graf Philipp Erwein von Schönborn) verkaufte. 1806 mit dem Amt Heusenstamm an Isenburg-Birstein, 1816 an das Großherzogtum Hessen. 1977 Zusammenlegung von Obertshausen und Hausen zunächst unter dem Namen Hausen, gleich danach (1978) umbenannt zu Obertshausen. Verleihung der Stadtrechte 1979. Obertshausen: um 1000 (Kop.) Oberolueshuson, 1109–1137 Oberoldeshusen, 1282 Oberoldeshusen, 1446 Obertzhusen. Hausen: 1069 [Original] villa Hvson, 1223 Husen apud castrum Steynheim, 1339 HuSiedlungsname hinter der Sonnen. Bestimmungswort des Ortsname Obertshausen ist – trotz des anderslautenden Erstbelegs, der auf einen Personennamen *Oberolf schließen lässt – der singulär überlieferte Personennamen Oberolt, der in der Lorscher Überlieferung des Jahres 782 erscheint. Es handelt sich somit um einen patronymischen-hausen-Namen. Im Ortsname Hausen erscheint das überwiegend als Zweitglied von Ortsname gebrauchte-hausen als Simplex. Wegen der zahlreichen Orte dieses Namens traten wechselnde unterscheidende Zusätze an den Namen.
Oberursel (Taunus) Spätestens seit der fränkische Landnahme im 6./7. Jahrhundert ununterbrochen besiedelt. Frühe Erwähnungen seit 791: sie bezeugen eine königlich sowie private Schenkungen in Ursel v.a. an die Klöster Lorsch und Fulda. Seit dem Hochmittelalter unter wechselnden Herrschaften (u.a. derer von Eppstein, Stolberg-Wernigerode), 1444 Stadtrecht, 1583 an Kurmainz, 1803 an Nassau, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. 791 Vrsella, 800 Ursalla (beide Kopie Ende des 12. Jahrhundert), Anfang 9. Jahrhundert Vrsele (Kopie um 1160), 1297 in monte Vrsele [Original]. Der schwer deutbare Ortsname beruht vermutlich auf einem schon vordeutschen Flussnamen. Als dessen Basis wird meist die indogermanisch Wz. *uer(u.a. in altindisch va ̄r ‘Wasser’) angesehen, mit -s-Erweiterung (uer-s-, u.a. in altindisch varˇsá‘Regen’) und in der Schwundstufe (urs-), an die das in Flussname häufige Suffix -ella angefügt wurde. Dabei wird aus lauthistor. Gründen eine illyrische Zwischenstufe postuliert, die aus vorgeschichtlicher Sicht nicht überzeugt. Vielleicht kommt als Basis auch indogermanisch *u ̄r(Ablaut von *u ̄er-, dazu altnordisch u ̄r ‘Regen’, althochdeutsch u ̄r ‘Auerochse’) mit s-Erweiterung ( ? ) oder alteuropäisch -s-Suffix in Frage. Im Mittelhochdeutsch kommt es zur Abschwächung der Nebensilbenvokale -e> -ə-, -a > -ə und Grundform mundartlich Kürzung des u ̄vor r + Konsonanten. Seit dem Mittelalter wird der Ortsname auf die Heilige Ursula als Schutzpatronin gedeutet, was in Siegel und Wappen nachwirkt. Das Differenzierungsglied zuerst lateinisch 1297, seit dem 14. Jahrhundert: superior Ursel, Obernursel gegenüber Niederursel (schon 1222 in inferiori Ursela) und † Mittelursel. Zum Zusatz (Taunus) Königstein im Taunus, Hessen. So † Urtella, alter Name des Sensbaches /Odenwald; Urbach, Nebenfluss der Rems, BW; Bad Urach, Landkreis Reutlingen.
Oberweis, 777 UUicus, 80 in superiore UUich.
Oberwesel, ende 300? (Vo)solvia, 365 Vosauia, 1153 Wesela.
Oberwinter, (Koblenz) 1131 in Eintere minori, 1156-58 Wintre. Siehe Königswinter.
Ochsenfurt Die Siedlung entstand im 8. Jahrhundert an einer Furt. Um circa 740 Gründung eines Klosters auf der rechten Mainseite (später das Dorf Kleinochsenfurt). Die linksmainische Stadt Ochsenfurt gehörte seit 1295 dem Würzburger Domkapitel. 1803/14 an Bayern. Bis 1972 Kreisstadt. 980–1017 (Kop.) Ohsenfurt, 1193 Ossenvurt, 1288 Ohsenvurd, 1317/18 in maiori Ohssenfurt. Kleinochsenfurt: 9. Jahrhundert Ohsonofurt, 11. Jahrhundert Ohsnofurt, 1317/18 in campis inferioris Ohssenfurt. ‘Siedlung an der für Ochsen gangbaren Furt’; Grundwort-furt. Bestimmungswort althochdeutsch ohso ‘Ochse’, vgl. neuenglisch Oxford. Der Beleg des 9. Jahrhundert zeigt mit ohsononoch den voll erhaltenen althochdeutsch Genitiv Plural Die unterscheidenden Zusätze (maior, inferior) beziehen sich auf die namentliche Trennung der beiden gegenüberliegenden Orte und haben sich lediglich im Falle Kleinochsenfurts erhalten.
Ochsenhausen 1093 Stiftung des Klosters als Priorat der Benediktinerabtei St. Blasien, 1803 Säkularisierung des Klosters, 1806 an Württemberg, 1950 Stadt. Benediktinerkloster, ehemalig Reichsabtei des Ordens, Krummbach, Klosterapotheke, Scharfrichterhaus. Um 1100 (Kopie 12. Jahrhundert) OhsinhuSiedlungsname [Original], 1127 (Kopie 12. Jahrhundert) Hossenhusen, Hossehusen. InderVerbindungmitdemGrundwortmittelhochdeutsch-hu ̄sen, Neuhochdeutsch-hausen, dem alten Dativ Plural von althochdeutsch mittelhochdeutsch hu ̄s, ist das Bestimmungswort vermutlich nicht althochdeutsch ohso, mittelhochdeutsch ohse, osse ‘Ochse’; sondern der darauf – in der Bedeutung ‘Zuchtstier’ – zurückgehende Personennamen Ochso: ‘Siedlung des Ochso’.
Ochtrup 1134 Ohthepe [Original], um 1150 Uhtepe, 1294 Ochtorpe. Bildung mit dem Grundwort-apa ‘Wasser, Fluss’ auf der Basis der indogermanischen Wurzel *ap und einer Labialvariante *ab-. Es handelt sich also zunächst um eine Gewässerbezeichnung, die dann auf die dort liegende Siedlung übertragen worden ist. Die starke Veränderung des Grundwort im 12. und 13. Jahrhundert (-epe, -appen, -ope, -upo, -ope) hat offensichtlich dazu geführt, dass das Grundwort nicht mehr verstanden und zu -torpe, später mit Metathese -trup (also einem Grundwort -dorp,-dorf), umgedeutet worden ist. Bestimmungswort ist eine Bezeichnung für die Himmelsrichtung (Nord-)Osten, die auf der tageszeitlichen Angabe ‘frühe Morgenzeit, zeitig’ beruht. Im appellativischen Wortschatz sind gotisch u ̄hteigs ‘zeitig’, altenglisch u ̄th(a), altsächsisch u ̄tha ‘frühe Morgenzeit’ belegt. Ob das so benannte Gewässer im (Nord-)Osten einer Siedelstelle lag oder ob mit dem Bestimmungswort ein Hinweis auf die Fließrichtung gegeben ist, kann nicht entschieden werden. Die Identifizierung des Erstbelegs aus dem Jahr 1134 mit Ochtrup hat verschiedentlich zu Diskussionen geführt; eine schlüssige Alternative hat sich jedoch nicht ergeben.
Oberzwergen, (Zwergen) 1015-25 Ouoranduergain.
Ochtendung, (Koblenz) 1052 Obtimetdinc, 1103 Oftenmedenc. Germanisch Uftamodinga, die Leute des Uftamod. (H die Hause von Uftinga + moda, Mut, Gemüt) ?
Ockenheim, 835 Ucckenheim, 886 Uckenheim, 1210 Occhehneim. Germanisch Ukkon haim, Wohnung des Ukko.
Ockfen, 1037 Occheuen.
Odelzhausen 814 (Kopie von 824) Otolteshusir, 1158 (Kopie von 1175) Otolteshusen, 1171 Otoltshusen, 1315 Otolshausn, 1376 Oteltzhausen, 1561 Odeltzhausen, 1796 Odelzhausen. Grundwort ist eine Pluralform von althochdeutsch hûs ‘Haus, festes Gebäude’, -hausen, Bestimmungswort der Personennamen Otolt.
Odenbach, 1222 Odenbahc.
Odendorf, (Köln) 1051m Odendorf, 1197 Odindorp. Germanisch Audon porpa, Siedlung des Audo.
Odenhausen, (Berkum (1174) Vdenhusen.
Odenheim, (Nbad) 1203 Odenheim.
Odenkirchen, (Rheydt) 1028 Hvdenkirchen, 1106 Udenchirchen. Germanisch Udon kirika, Kirche des Udo.
Odenthal Durch Rodungen fränkische Siedler im 10. Jahrhundert entstandene Streusiedlungen, Odenthal vielleicht Gründung eines Grafen Udo, Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert, Stammsitz der Grafen von Berg im ORTSTEIL Altenberg, dort 1133 Gründung des gleichnamigen Zisterzienserklosters, Botenamt im bergischen Amt Porz. 1150 de Vdindar, 1156 (Dittmaier 1956) beziehungsweise 1157 (HHS 3) Udendarre, ebenso 1205. Aus dem Personennamen Udo und dem Grundwort darre, althochdeutsch darra, aus germanisch *3⁄4arzo ̄ ‘Horde zum Trocknen von Obst uswach’; nach Dittmaier vielleicht auch auf die Läuterung von Erzen im Darrofen zu beziehen. Wann der Wechsel zum heutigen Grundwort -t(h)al erfolgte, ist nicht bekannt. So Attendorn, Kreis Olpe.
Odersbach, 881 Odinesnach. Germanisch Audines baki,- Bach des Audin.
Oedekoven, (Köln) 1148 Vdenchoven. Germanisch Udingo hofum, zu den Höfen der Leute des Udo.
Oebisfelde-Calvörde VEerwaltungsgemeinde im Landkreis Börde, 13 285 Einwohner, ST. Gebildet aus der Stadt Oebisfelde, dem Flecken Calvörde und weiteren Gemeinte der Umgebung. Die verwaltungsgemeinte liegt im NW des Landkreises, nahe dem Mittelandkanal und am Südrand des Drömling. Oebisfelde: 1205–1215 Owesuelde, 1212 W. de Ouesuelde, 1262 Oysuelt, 1475 Oveszfelde. Calvörde: 786 (F. 12. Jahrhundert) Callenuorde, 1196 Kallenvorde, 1352 Calvorde. Oebisfelde ist mit dem Grundwort -felde gebildet. Das Bestimmungswort ist schwierig zu bestimmen. Aus morphologischen Gründen kann nicht altsächsisch ewi, öuwi ‘Schaf’ vorliegen. Möglich wäre einem Personennamen *Ouwi (zu germanisch *a(g)wjo ̄ ‘Wasserland’) im Genitiv *Ouwis-. Der Ortsname Calvörde geht zurück auf ein Syntag Mittelalter*bi der kalen forde ‘bei der kahlen Furt’, aus mittelniederdeutsch kale ‘unbewaldet, nicht bewachsen’ und mittelniederdeutsch vorde ‘Furt, seichte Stelle zum Überqueren eines Gewässers’, -furt. Die Burg von Calvörde lag auf einer leichten Erhöhung in der Ohreniederung. SOEuskirchen, Kreisstadt in NRW (1054 Ouweskirike); Kalefeld, Landkreis Northeim (1254 Caleuelde).
Oederan Etappenort an alter böhmische Straße vor 1150, nach 1180 Siedlung d. Bauern und Bergleute, Stadtgründung um 1250. 1286 Oderen, 1378 Odren, 1404 Odran. Die Grundform lässt sich schwer feststellen. Vielleicht zu altsorbisch *Odran-, zum Verb *odrati ‘abreißen’ für eine Rodungssiedlung, eventuell auch zu *odr ‘Brettergerüst, Pfahl’. So Ödernitz, Ortsteil von Niesky, Oderwitz, beide Landkreis Görlitz.
Oedental, (Lüdenscheid) 1100 Odincdala. Germanisch Audinga dala-, Tal der Leute des Audo.
Oedt, 1170 Hude.
Oelde. Stadt im Kreis Warendorf, 29582 Einwohner, n.o. Beckum, Reg.-Bez. Münster, NRW. Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1802 preußisch, 1804 Stadt, 1806 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch, 1804–1975 zum Kreis Beckum, seit 19. Jahrhundert Maschinenbau, Brauerei, versch. Gewerbe. Um 890 Ulithi [Original], 1277 Olede; Oelde (1364–79). Namenbildung mit dem Suffix -ithi zur Beschreibung einer Geländestelle. Die Basis beruht auf der indogermanischen Wurzel *el-/*ol‘modrig sein, faulen’, so dass mit dem Namen also eine ‘modrige Stelle’ bezeichnet wird. O tritt im Anlaut seit dem 13. Jahrhundert vereinzelt, ab dem 14. Jahrhundert regelmäßig auf. Der wohl schon früh eingetretene Umlaut war in der Orthographie zunächst nicht markiert, ist in der heutigen Form des Ortsnamens aber berücksichtigt.
Oefte, (Kettwig) 820 Uuiti, 841 silua Uuiti.
Oekoven, 1079-89 Hudenchouon. Germanisch Udingo hofum, zu den Höfen der Leute des Udo.
Oelde, (München) 1000 Ulithi, Ulidi.
Oerlinghausen, 1036 Uralanchuson.
Oespel, (Dortmund) 1000 Tospelli, mitten 1200 Tospelle.
Oesterholz, 1015-25 Astanholte. Germanisch austana,- östlich + holta, Wald.
Oestinghausen, mitten 1200 AEsnichinchuson.
Oestrum, (Bergheim) 1000 Ostarhem, Aostarhem. Germanisch austra-, östlich, + haima, Wohnung.
Oetringen, 803-04 Otringas.
Oevinghausen, (Waltringen, 1036 Ouinghuson, germanisch Ubingo husum, zu den Häusern der Leute des Ubo.
Ofden, (Alsdorf) 1116 Affeden, 1137 Affethen.
Offheim, (Würzburg) 1174 Ufheim.
Öfflingen=Niederöfflingen und Oberöfflingen. (Trier) 785-97 Officinus resp. Uffeninge, 817-18 Uffeninge.
Ohl, (Moers) 10-1100 Ola, ende 1200 Ole.
Ohlenhard, (Koblenz) 855 Mulinart.
Ohmbach, (Herchen, Köln) 1218 Othinbach.
Oidtweiler, (Aa) 1153 Otwilre.
Olbrück, (Niederzissen) 1112 Oreburch.
Oelsnitz/Erzgebirge Stadt im Erzgebirgskreis, am Südrand des Erzgebirgischen Beckens, w Stollberg. Deutsches Bauerndorf des ausgehenden 12. Jahrhundert an gleichnamigem Bach mit Herrensitz, Entwicklung zur Stadt seit 1843 mit Beginn des Steinkohlenbergbaus, Stadt seit 1923. 1219 de Olsniz, 1297 de Olsnicz, 1438 Olsnicz. Übertragen vom Gewässername Ölsnitz auf den Ort, dieser beruht auf altsorbisch *Oleˇsnica‘Erlenbach’ zu ol’ˇsa ‘Erle’. Die deutsche Namenform mit Umlaut Ö wird erst seit dem 16. Jahrhundert bezeugt. So Oelsnitz/Vogtland sowie Ortsteil von Weißig, Landkreis Meißen.
Oelsnitz/Vogtland Deutsches Rodungsdorf bei der um 1240 erbauten Burg Voitsberg, zwischen 1327 und 1356 planmäßige Anlage der Stadt, Stadtrechte seit 1357, im 14. Jahrhundert Textilhandwerk und Bergbau. 1200 Olsniz, 1328 Olzeniz, 1397 Ölsnycz. Oelsnitz/Erzgebirge. So Oelsnitz/ Erzgebirge.
Oer-Erkenschwick Kirchdorf Oer und Bauerschaft Erkenschwick im kurfürstlich-kölnischen Vest Recklinghausen, 1806 Hztm Arenberg, 1811 Großherzogtum Berg, 1813 Preußen, Kohlebergbau 1899–1997, Zusammenlegung 1926. Oer: 1160 Ora, 1204 U°re, 1278 Hu ̊re, 1281 Ore. Erkenschwick: Um 1150 Erkeneswic, 1275 Erkenswic. Dem aus nur zwei Lauten bestehendem Wortkörper Oer entspricht (1.) o ̄ra ‘Ohr’. Weniger in Frage kommt (2.)*o ̄r, entsprechend altnordisch aurr‘ sandiger Boden’, ‘Kiesbank’, im Altniederdeutsch nicht belegt.. Nicht völlig auszuschließen sind auf Grund der Belege mit u (3.) das Präfix ur als betonte Form des Präfixes er in Nominalbildungen, das noch im Althochdeutsch als selbständiges Wort mit der Bedeutung ‘aus’, ‘heraus’ vorkommt. (4.) der Tiername u ̄r ‘Auer(-ochse)’, (5.) das wegen altenglisch und nordisch Belege auch für das Altniederdeutsch anzunehmende *u ̄r ‘Regen’, ‘Feuchtigkeit’. Eine Festlegung ist nicht möglich. Am nächsten liegt der Gedanke an eine ohrartige Geländeform. Im Ortsname Erkenschwick ist der germanisch Kosename Erkan im Genitiv auf -es flektiert als Bestimmungswort zusammengesetzt mit dem Grundwort-w ̄ı k (etwa) ‘eingezäunte Einzelsiedlung’. Die Silbengrenze ist zur Ausspracheerleichterung verschoben worden: Erken-s(ch)wik. So Braunschweig (< Bruneswik), Stadt Braunschweig; Erkensruhr, Kreis Aachen.
Oerlinghausen Spätlatènezeitliche, frühmittelalter Funde am Barkhauser Berg, Vorwerk des Paderborner Haupthofes (Nieder-)Barkhausen, 1203 Erwähnung der Kirche St. Alexander, Mittelpunkt eines Kirchspiels im Grenzraum Ravensberg / Paderborn / Lippe, 1436 landesherrliche Zollstelle, 1474 landesherrlicher Richter, 1926 Stadtrecht. Seit 18. Jahrhundert Webereien und Leinenhandel, größter europäischer Segelflugplatz (seit 1929), Archäologisches Freilichtmuseum (seit 1961), Tönsberg mit eisenzeitlicher Befestigungsanlage (frühmittelalter erneut genutzt). 1969 Zentrum der gleichnamigen Groß Gemeinte , die auch drei ehemalig selbst. Gemeinte einschließt. 1036 (Kopie um 1160) Uralanchuson, 1213–1215 Orlinchusen, 1235 in Horlinchosen; Oehrlinghaußen (1616/1617). Bildung mit dem Grundwort-hausen. Da der auffällige Erstbeleg nicht ohne Weiteres mit allen anderen überlieferten Formen vermittelbar ist, wenn hier etwa eine-ing-Ableitung von einem Kosename auf -ilo zum Personenname-Stamm ERLA(zu germanisch *erl-a-, altenglisch eorl, altnordisch jarl, as. erl ‘vornehmer Mann’) oder zum Personenname N-Stamm U ̄ RA-/U ̄ RU(zu u ̄ r ‘Ur, Auerochse’) angenommen würde, wird eher eine Verbindung mit einem im altsächsisch oder mittelniederdeutsch Wortschatz sonst nicht überlieferten Appellativum anzunehmen sein, das vor dem Hintergrund englisch Ortsname und wfl. Namenelemente verständlich wird. Uralanc/ Orlinckönnen Varianten eines Determinativkompositums sein, das im Grundwort -lanc zu altenglisch hlenc ‘hill-side’, Lench in englischen Ortsnamen wie Moorlinch, Sticklinch, Sandlin, Standlynch, altsächsisch althochdeutsch (h)lanca Feminin ‘Lende, Weiche, Niere; Leiste; Seite’, wfl. lanke Feminin ‘Seite’ zeigt (vgl. germanisch Adjectivisch *hlanka‘gebogen’ zur indogermanisch Wz. *kleng-/*klenk‘biegen, winden, zusammendrehen’) und leicht von verwandtem -linc zu altenglisch hlinc, wfl. link abgelöst und später mit einer -(l)ing-Bildung vermischt werden konnte. Das Bestimmungswort urentspricht altenglisch o ̄ra Maskulinum ‘Rand, Kante, Ufer’ und ist auf germanisch *o ̄sáz (zu indogermanisch Wz. *o ̄us-, əus‘Mund, Mündung, Rand’, lateinisch o ̄ra, o ̄s, altslawisch usta ‘Mund’) zu beziehen. Anlautendes U des Erstbelegs steht für germanisch o ̄und inder Kompositumsfuge ist sekundär -aals Sprossvokal vor -l des Grundwort eingetreten. Uralanc-, Orlinc bezeichnet die Biegung einer (Berg-) Kante. Der Ortsname kann mit ‘bei den Häusern an beziehungsweise auf der Biegung der Bergkante’ paraphrasiert werden, was genau den topografischen Bedingungen Oerlinghausens am Hang des nach Nordwesten abfallenden Tönsberges entspricht.
Oestrich-Winkel In Oestrich lag der kirchliche und weltliche Schwerpunkt. Es erscheint in der Urkundlich des Erzbischof Konrad von Mainz von 1189 als Teil von Winkel und noch nicht als Dorf mit eigener Gemarkung; Zusammenschluss der Gemeinte Oestrich, Mittelheim und Winkel zur Stadt Oestrich-Winkel mit gleichzeitiger Stadterhebung am 1. 7. 1972, spätere Eingliederung von Hallgarten (1977); katholisch Pfarrkirche (romanisch Turm 12. Jahrhundert), Schloss Reichartshausen (barocke Dreiflügelanlage), Rhein kran (1754 erbaut), das Graue Haus (Burgsitz aus der Mitte des 12. Jahrhundert), Schloss Vollrads (ehemalig Wasserburg der Herren von Winkel); Sitz der European Business School; Weinbau, chem. und Kunststoff verarbeitende Industrie, Polsterfabrik. Oestrich: 1189 in Ostrich, 1211 Osterich, Ostrich; Winkel: um 850 Winkela, 991 Vvinkile, 1128 Winkelo, 1293 in Winkil, 1297 in Winkele. Oestrich: Kompositummit dem Grundwort -rich zu althochdeutsch r ̄ıhhi, hier wohl in allgemeinerer Bedeutung ‘Gebietsteil, Landstrich, Landschaft’. Das Bestimmungswort ist an das Adjectivisch althochdeutsch o ̄star ‘östlich, gen Osten’ anzuschließen, da Oestrich ö von Winkel liegt; vgl. Westrich im Saargebiet oder Namen wie Westerwald, Suderburg uswach; Winkel: Simplex zu althochdeutsch winkil, mittelhochdeutsch winkel st. Maskulinum ‘Winkel, Ecke, Ende, abseits gelegenen Raums’. Es handelt sich vielfach um einen Formnamen für spitz zulaufende, von einer Wegoder Flussbiegung begrenzte Flurstücke (Winkel liegt als geschlossene Siedlung in der Rheinuferzone ö des Elsterbaches). Daneben tragen auch weit abgelegene oder verborgene Stellen häufig den Namen Im Winkel. Es kann sich um einen ursprünglichen Flurnamen handeln, aber auch um einen primären Siedlungsnamen. So Winkel, Ortsteil der Gemeinte Lindenfels.
Oettingen in Bayern Seit 1141 Sitz der Grafen und späteren Fürsten von Oettingen, 13./14. Jahrhundert Entwicklung zur Stadt, 1806 zu Bayern. Brauereigewerbe, Residenzschloss mit Zweigstelle des Völkerkundemuseums München. Nach 760? (KopieMitte 12. Jahrhundert) Otingen, Otinga, 822–842 (Kopieum 1160) Otingen, Ottingen, 893 Otingam, 1031Ottingen, 1037 (Kopie1887) in Comitatu Öttingensi descriptum, 1060 Ottingun, 1057–1075 Otingun, 1138–1141 Oetingin, um 1141 Otingin, 1141 Otingen, 1142 Otingin, 1142 Ötingin, 1180 Ottin(h)en, Ottingen, Oetingin, Oetingen, 1191 Oettingen, 1203 Oettingen, 1274 Oettingen. Die Erwähnungen von 760 sind Fälschungen Eberhards mit dem Zweck, königlich Rechtstitel auch für andere riesgauische Besitzungen des Klosters zu schaffen. Man kann von dem Personennamen Oti, Oto, Otto ausgehen, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing(en) abgeleitet wurde. Das -i des Suffixes -ingen bewirkt den Umlaut von O. Seit 1912 Zusatz i. Bay.
Oeversee 1452 Owertze [Original], 1472 Auersee, 1536 im ... kerspell Ouerßee. Vom dän. øver æ sø abstammend, was im Norddeutsch öwer de see heißt. Demzufolge bedeutet der Ortsname ‘über dem See’. Gemeint ist damit eine Lageangabe des Ortes von Norden aus gesehen, über dem Sankelmarker See.
Offenbach am Main Kreisfreie Stadt, 118 977 Einwohner, Reg.-Bez. Darmstadt. Ersterwähnung 977 im Zusammenhang mit der kaiserlichen Bestätigung von Schenkungen u.a. in Offenbach an die Frankfurter Salvatorkapelle. Über mehrere Adelsherrschaften (Münzenberger, Falkensteiner, Sayn) kam der Ort 1486 an die Grafen von Isenburg-Büdingen (Errichtung des Isenburger Schlosses), später an Isenburg-Birstein und von diesen 1816 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Von großer Bedeutung für die Stadtentwicklung war die Aufnahme hugenottischer Flüchtlinge. Ende des 17. Jahrhundert Neben der lange Zeit überragenden Lederindustrie sind seit dem 18. Jahrhundert auch die Tabakproduktion und die erste Steindruckerei (1800) unter Alois Senefelder zu erwähnen. Eingemeindung von Bürgel (1908), Bieber (1938) und Rumpenheim (1942; dort ein Schloss der Landgrafen von Hessen-Kassel). 977 Ouenbach, 1428 Ofenbach. Bieber: 791 (Kopie) Biberhahen, um 1290 Byberahe. Bürgel: 790 (Kopie) Birgelen, 793 (Kopie) Bergilla. Rumpenheim: 770 (Kop.) Rumphenheim. Der Ortsname Offenbach zum Personennamen Offo, der in der Lorscher Überlieferung bezeugt ist. Der Ortsname Bieber mit Grundwort-ach1 zum Gewässername Bieberbach (althochdeutsch bibar ‘Biber, Otter’). Der Ortsname Bürgel zu althochdeutsch *bergil ̄ı ‘Berglein, Hügel’. Der Ortsname Rumpenheim zum Personennamen *Rump(h)o, vgl. die Wüstung Rumpheshusen (819, Kopie; Odenwaldkreis), der ebenfalls einem Personennamen zum gleichen Stamm zugrunde liegt.
Offenbach an der Queich Spuren von Besiedlung und Weinbau aus der römischen Zeit. Die Gemeinte Offenbach wurde urkundlich schon im 8. Jahrhundert, (Ober und Nieder-)Essingen in der 2. Hälfte des 9. Jahrhundert als Ossingen und schließlich Hochstadt und Bornheim im 10. Jahrhundert erstmals erwähnt. Im Mittelalter gehörte Offenbach zum Hochstift Speyer und zur Kurpfalz. 1798 an Frankreich, 1816 an das Bayern. Das Queichtal ist die Urlaubsregion mit dem mildesten Klimat Mittelalter in Deutschland. 763 in Offenbaci (Kopie um 860); Offenbach (10. Jahrhundert). Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personennamen Offo, Genitiv Singular Offen-, das Grundwort ist-bach. Der Ortsname kann als ‘Siedlung am Bach des Offo oder Offos Siedlung an einem Bach’ gedeutet werden. So Offenbach am Main, Offenbach (Mittenaar), Lahn-Dill-Kreis, beide Hessen; Offenbach-Hundheim, Landkreis Kusel.
Offenburg entstand Anfang des 12. Jahrhundert als Marktsiedlung der Zähringer, nach deren Aussterben an Friedrich, der Offenburg um 1235 zur Stadt erhob, 1803 an Baden, seit 1956 Große Kreisstadt. Weinbau, Verlagswesen, Fischmarkt, Ölberg, Dreifaltigkeitskirche, HeiligKreuz-Kirche. Circa 1130–1140 Offenburc [Original]. Es kann sich, wie im Ortswappen festgehalten, bei der Bildung mit dem Grundwort-burg um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch offan, mittelhochdeutsch offen ‘offen’ im Sinne einer „offenen Burg“ handeln. Möglich ist allerdings auch die Verbindung mit dem Personennamen Offo. So Offenbach, Hesen; Offenberg, Landkreis Deggendorf.
Oftersheim Wohl im 7. Jahrhundert auf Kirchheimer Mark entstanden, später bis auf die Schwetzinger Hardt, im 12. Jahrhundert und Ende des 13. Jahrhundert alle Herrschaftsrechte bei der Pfalz, zum Oberamt Heidelberg und zur Zent Kirchheim gehörig, 1803 an Baden. Tabakanbau, Kurpfalz-Halle, Rose Saal, Oftersheimer und Sandhäuser Dünen. 767 (Kopie12. Jahrhundert) Offtresheim. Vermutlich handelt es sich um eine -heim-Bildung mit einem Personenname, der auf *Oft-r ̄ıt zurückführt und zu althochdeutsch ofto’ mittelhochdeutsch ofte ‘oft’ < ‘reichlich’ gehört. So Ofterdingen, Landkreis Tübingen.
Ohrdruf Altthüringisches Dorf, in dem Bonifatius 725 eine Missionsstation (cellula) einrichtete; im 12./13. Jahrhundert Marktflecken mit Burg; Stadterweiterung Mitte 14. Jahrhundert; Bleifarben-, Spielund Lederwarenproduktion. (725) Abschrift 11. Jahrhundert in loco que dicitur Ordorf, 777 in Ordorf, 961 Ordorp, 1137 Ordorf; Ohrdruf (1500). Der Ort wurde benannt nach seiner Lage als ‘Dorf an der Ohra’. Der Gewässername lautete (725) 11. Jahrhundert flumen ... Oraha, 1276 Hora, 1378 Ora, und gehört als Bildung von indogermanisch *h3er‘sich in (Fort-)Bewegung setzen’ (LIV) zur verbreiteten alteuropäischen Hydronymie. Voreinzelsprachlich *Ora entwickelte sich lautgesetzlich zu germanisch *Aro ̄ und diese Form zu altsorbisch *Ora. Der Gewässername erhielt in althochdeutsch Zeit den verdeutlichenden Zusatz -aha ( -ach1) als Oraha, wodurch wieder leicht verständlich wurde, dass es sich um eine Gewässerbenennung handelt. Die mundartliche Umstellung des |r|in -dorf > -druf. Ende 15. Jahrhundert ist fest geworden. So Orla Gewässername (Neustadt a. d. Orla); Ohre links zur Elbe und Magdeburg, Gewässername, ad 780 ubi Ora confluit in Albia, ST; Ohrdorf, Ortsteil von Wittingen, 11. Jahrhundert Ordorp, Landkreis Gifhorn, Wilsdruff, Landkreis Sächsische Schweiz, 1259 Wilandestorf.
Öhringen. Große Kreisstadt (seit 1994) und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Hohenlohekreis, Reg.-Bez. Stuttgart, 33 511 Einwohner, ö von Heilbronn in der Hohenloher Ebene, Bestimmungswort. In römisch Zeit zwei Kastelle sowie eine Siedlung (vicus aurelianus) aufgrund der Lage am Limes. 1037 Gründung eines Chorherrenstifts, im 13. Jahrhundert an die Grafen (später Fürsten) zu Hohenlohe, 1677 deren Residenzstadt. 1806 als Oberamtsstadt an Württemberg. 1938 Sitz des gleichnamigen Kreises.
1037 in villa Oringowe, 1157 Orengovve, 1230 in Orengowe, 1351–1375 Orenge, Orengeu, 1525 Oringen, Öringen. Der Ortsname ist identisch mit dem Landschaftsnamen, dessen Grundwort althochdeutsch gouwi ‘Gau’ und dessen Bestimmungswort der Flussname (die) Ohrn (zum Kocher zum Neckar) ist: 795 (Kopie12. Jahrhundert) Oorana fluvius, 13151 in e der Oren, um 1357 in der Oren, 1544–1550 die Ore. Der Flussname kann über althochdeutsch *O ̄ rana/*O ̄ rina auf germanisch *Aurana/-ina zurückgeführt und als Ableitung mit dem Suffix -ana/-ina von germanisch *auraz (altwestnordisch aurr ‘sandiger Boden, Kies im Sand’, altenglisch ear ‘See, Ozean’) erklärt werden. Es ist möglich, dass germanisch *Aurina eine Eindeutung des römisch Namens der Siedlung ist, deren Name auf Inschriften als AVRE und AVREL erscheint und als Civitas *Aurelia (Aurelianensis) ergänzt wird.
Olbernhau „Stadt der sieben Täler“ im Tal der Flöha und ihrer Nebentäler, am Steinhübel, SN. Deutsches Bauerndorf des ausgehenden 12. Jahrhundert, 1902 Stadt. Seit dem 16. Jahrhundert Bergbau nachweisbar. Lage an der Silberstraße. 1434 Albernhau, 1497 Olbernhaw, 1555 Ulbernhain, 1791 Olbernau. Zum Personennamen Albero mit schwacher Flexion und dem Grundwort-hau, somit Bezeichnung einer Rodungssiedlung wie andere Ortsname im Erzgebirge, z.B. Schellerhau. Ursprünglich -a wurde zu -o-, sogar zu -u-, gehoben; gelegentlich wurden die Grundwort-hain und-au ein gedeutet.
Olbersdorf 1323 Albertsdorff, 1346 Olbrechtsdorf, 1350 Albrechtsdorf, 1791 Olbersdorf. Bildung mit dem Grundwort-dorf und dem Personennamen Albrecht, demnach ‘Dorf des Albrecht’.
Olching 1052–1055 (Kopie des 13. Jahrhundert) Olchingen, circa 1150 Ollichingen, Olchingen, 12. Jahrhundert (zu nach 760) Ollichingen, circa 1279–1284 Olchingen, 1311 Olching. Es ist wohl der Personennamen *Ollicho zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist.
Oldenburg (Niedersachsen) Oldenburg. Kreisfreie Stadt, 160279 Einwohner, Reg.-Bez. Weser-Ems (bis Ende 2004), NI. Ob die um 1080 genannte Omersburch mit Oldenburg identifiziert werden kann, ist unsicher; um 1150 Sitz der Grafen von Oldenburg; 1345 Bremer Stadtrecht; kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Grafschaft, später des gleichnamigen Großherzogtums, wenn auch nicht immer Residenz; 1946 Eingliederung des Landes Oldenburg nach NI; bis 1977 Sitz eines Verwaltungsbezirkes, seit 1974 Universität. Um 1108 Aldenburg [Kopie14. Jahrhundert], 1237 Aldenborch, 1242 Oldenborg. Bildung mit dem Grundwort-burg und dem im Dativ Singular stehenden Adjektivisch mittelniederdeutsch o ̄lt ‘alt’ als Bestimmungswort Der Anlaut zeigt den vor -ld statt findenden Übergang des -a zu -o-.
Oldenburg in Holstein mitten 1200 Haldenburgensis.
Oldendorf (Holstein) 1076 erstmals erwähnt, 1235 Lübisches Stadtrecht, in der Folgezeit versandete die Bucht und Oldenburg verlor seine Stellung als Hafenstadt, bis 1970 Kreisstadt. Sankt-Johannis-Kirche, Wall-Anlage. 11. Jahrhundert Aldinburg civitas [Original], 1154 Aldenburc, 1245 Oldenborch. Die mittelniederdeutsch Wendung to der alden/olden borch ‘zur alten Burg’ zeigt die Bedeutung des Ortsname als ‘Siedlung bei der alten Burg’. Als Benennung für alte Burgund Wallanlagen war die Bezeichnung Oldenburg, teilweise auch vom altpolabisch Starigard abgeleitet, vielfach verbreitet und ist es auch h. noch (Ortsteil Oldenburg auch u. a. in Lauenburg und Schleswig). So Oldenburg, NI.
Oldendorf (Landkreis Stade) Um 1100 Kirchspiel und der alte Mittelpunkt der Börde Oldendorf im Ostegau. 1100 Aldenthorp [Kopie 15. Jahrhundert], 1254 Oldenthorpe, 1330 Oldendorpe; Oldendorf (1791). Bildung mit dem Grundwort-dorf und dem im Dativ Singular flektierten Adjectivisch altsächsisch ald, mittelniederdeutsch o ̄lt ‘alt’. Außer der Entwicklung des anlautenden - azu -o vor -ld und dem neuzeitlichen Eintreten von hochdeutsch -dorf für norddeutsch -dorp(e) zeigt der Name keine Veränderungen. Das Benennungsmotiv ist vermutlich in dem gegenüber den umliegenden Siedlungen höheren Alter zu sehen.
Oldenburg, 1200 Aldenburch. Germanisch aldom burg, zur alten Burg.
Oldendorp, mitten 1200 Haldenburgensis.
Olef, (Schleiden-Eifel) 1218 Olfe.
Olfen Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1804 preußisch, 1806–13 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch, 1820 Stadt. 889 Ulfloa, 1142 Vlflon, 1166 Olffen. Kompositum mit dem Grundwort-loh, dem appellativisch altsächsisch *lo ̄(h), mittelniederdeutsch lo ̄h ‘(Nieder-)Wald, Buschwerk, Gebüsch, Gehölz’ zugrunde liegt. Das Bestimmungswort kann nicht, wie verschiedentlich vermutet, auf der Tierbezeichnung‘Wolf’ aus altsächsisch wolf, mittelniederdeutsch wol fberuhen, danur Belege mit U-, V oder O-Anlaut überliefert sind. Vielmehr ist von einer indogermanischen Wurzel *uel(e)u ‘drehen, winden, wälzen’ in einer schwundstufigen Bildung auszugehen, die appellativisch in gotisch -waljan ‘wälzen’ oder angelsächsisch wielwan ‘wälzen, rollen’ vertreten ist. Verschiedene germanisch Gewässername Ulvana, Ulvena, Ulvina sind auf diese Wurzel zurückzuführen. Zu ihr gehören auch Appellativa, die auf eine Wölbung hinweisen wie altnordisch valr ‘rund’, altirisch valitá‘gewendet, gebogen’. Im Falle des Ortsname Olfen handelt es sich wohl um die Bez. für eine gegenüber dem Umland erhöhte (gewölbte) Stelle an oder in einem Wald (-loh). Motivierend für die Benennung mag die Lage Olfens am Ostrand des heutigen Naturparks Hohe Mark gewesen sein. Die nur geringfügig erhöhte Lage b Ortsteil auch Schutz vor Überschwemmungen der Lippe und Stever. Der Name liegt seit dem 12. Jahrhundert als Pluralbildung im Dativ vor. Die jüngeren Namenformen mit O-Anlaut beruhen auf Senkung von -zu u -o-. So Olfen, Ortsteil von Beerfelden, Odenwaldkreis.
Ölgarten, (Hennef) 1144 silua Vethelgarde. Germanisch opila-, Erbgut. + gardon, Gehege.
Olk, (Trier) 1023-47 Vlcam, Anfang 1300 Olke. Romanisch ulca, Weingarten.
Olkenbach, (Trier) 1075 Olkebach, 1098 Olchebach.
Ollheim, (Köln) 1064 Vlma, 1064 Olma.
Ollmuth, (Trier) 1220 Olmeit. Romanisch ulmetum, Kollektiv zu Ulmus, Ulme.
Olpe. Kreisstadt (seit 1819) im gleichnamigen Kreis, 25613 Einwohner, Reg.-Bez. Arnsberg, NRW. Entstanden bei einer Pfarrkirche möglicherweise des 8. Jahrhundert an der Mündung der Olpe in die Bigge an der Kreuzung zweier Fernwege. 1311 Stadtrechte. Seit dem Mitelalter Metallverarbeitung, Teilnahme am Hansehandel überAttendorn, Gerberei. Durch Verwaltungsfunktion und Verkehrslage zentraler Ort des s Sauerlandes. 1120 Olepe [Original], 1220 Olepe 1280 Olpe. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Grundwort-apa und beruht somit auf dem noch existierenden, gleichlautenden Gewässername. Das Bestimmungswort ist an die in alteuropäischen Gewässername belegte Wurzel indogermanisch *el-/*ol‘fließen, strömen’ anzuschließen. Indogermanisch *-o> germanisch *-a ist vor Liquid zu -o verdumpft. Die Motivation des Gewässername als ‘fließend, strömend’ passt gut zur Olpe, deren Verlauf ein erhebliches Gefälle aufweist.
Olsberg Eisenerzabbau (1448 bezeugt), Hütte und Metallgewerbe. Um 1285 Olsberg, 1338 Olsberg(e), 1540 Olsbern. Das Grundwort-berg wird in einigen frühneuzeitlichen Quellen zu -bern (in Westfalen mehrfach belegte Variante von -born) umgedeutet. Erstglied ist wahrscheinlich der Personennamen Oli (vgl. auch die altsächsisch Personennamen Ola, Olika) im st. flektierten Genitiv Singular, der um 1000 in den Werdener Urbaren bezeugt ist. Seine Etymologie ist nicht sicher geklärt. Eine Verbindung mit dem in wfl., rheinisch und hessisch Ortsname und Flurname bezeugten Ohl (auch Auel, -l-Ableitung zu althochdeutsch ouwa ‘Land am Wasser’, vgl. Neuhochdeutsch Aue) ist wegen der Flexion unwahrscheinlich, -sist hier weder als Suffix zur Bildung eines Gewässername/einer Stellenbezeichnung oder als sekundär eingedrungener Gleitlaut zu erweisen. Benannt wurde die Siedlung also nach der Lage beim ‘Berg des Oli’.
Olsdorf, 1166 Alesdorp.
Olten Stadt und Bezirkshauptort im Bezirk Olten, an der Aare bei der Einmündung der Dünnern. Vicus, spätrömisches Castrum als Brückenkopf, römisch Gutshof, spätrömische und frühmittelalterliche Gräber. Hauptort der Landgrafschaft Buchsgau, die 1080 dem Bischof von Basel geschenkt wurde. Bischöflich-baslisches Mannlehen an die Grafen von Froburg, 1385 österreichisch, 1407 baslisch, 1426 solothurnisch. 1201 de Oltun [Original], 1261 de Olton; Olten (1275). Primärer Siedlungsname, gebildet aus dem vordeutschen Flussname der Dünnern, der *Ola ̄ oder *Olos gelautet haben muss, und dem Grundwort keltisch du ̄non ‘Zaun, Wall, Festung, Stadt’. Als ursprünglich Form kann *Olodu ̄non ‘Festung an der *Ola ̄/am *Olos’ angesetzt werden.
-oog. Mittelniederdeutscho ̄/o ̄ch/o ̄geFeminin‘(kleinere)Insel’, auch ‘feuchte Wiese’, ist mit althochdeutsch ouw(i)a, mittelhochdeutsch ouwe, mittelniederdeutsch ouw(e) verwandt ( au[e]) und begegnet in Namen für ostfriesisch Inseln, z.B. Langeoog.
Olzheim, 900 de Vlmezo, 1103 Ulmizo, 1222 Olmuzze.
Ommersheim, 1223 Omersheim, +1225 Homersheim. Germanisch Audamaeris haim, Wohnung des Audamaer, (auda-, Reichtum + maeri, Berühmt)
Ondrup, (Selm) 1059 Aldenthorpa, germanisch aldon porpa-, zum alten Dorf. Oder Aldom porpa-, Dorf des Aldo.
Ondrup, Seppenrade) 889 Anrapun, mitten 1200 Anerepe.
Ophoven, (Aa) 1200-05 Uphouen. Germanisch upa-, hoher liegend + hofum, zu hofa, Hof.
Opitter, 1143 Iteram, 1200 Ittera.
Opladen, +1150 Vpladhin, 1189 Upladhen.
Opladen, (Elten) 1021-24 Upladii, de Ubladio.
Opmünden, (Arn) 1000 Upmenni. Germanisch upa-, hoher liegend + manjo-, Flussnamenbestandteil wozu siehe Dortmund.
Oppendorf, (Lipp) 1222 Obendorpht.
Oppum, (Krefeld) 1072Vpheim, 1148 Vbheim. Germanisch upa-, hoher liegend + haima, Wohnung.
Oranienburg Ursprünglich slawische Dorf Bötzow, seit etwa 1200 markgräflich-brandenburgische Burg, Burgflecken, Städtchen (1350 stedeken). 1650 kam das Amt Bötzow an die brandenburgische Kurfürstin Luise Henriette von Oranien; Neubau des Schlosses (Oranienburg) mit Stadterweiterung (Neustadt mit Kolonisten besetzt); im 19./20. Jahrhundert stark industrialisiert. 1216 Bothzowe, 1450 oppidum Botzow, 1595 Bötzow; Oranienburg (1652). Der ursprünglich slawische/altpolabisch Ortsname ist eine Bildung mit dem possessiv Suffix -ovzum Personennamen *Bod(e)ˇs, einer mit dem Suffix -ˇs gebildeten Kurzform aus Vollname auf Bowie Bogumil. Wenig wahrscheinlich ist eine Ableitung von *boˇc ‘in Holz gefasster Brunnen, Quelle’. Auf Veranlassung der Kurfürstin 1652 in Oranienburg (nach dem Namen des Schlosses) umbenannt. So Oranienbaum, Landkreis Wittenberg.
ören, (Kloster in Trier) 633 Orrea, 902 Horreum, 1000 Horriense coenobium.
Orenhofen, 634 Ornaua. 902 Orneua.
Ormont, 900 de Aurimuncio, 1222 Ormunte. Romanisch aurimontium, Goldberg.
Orsbach, (Laurensberg) 1219 de Orlosberge.
Orsbeck, (Aa) 1142 Horsbech, 1212 Orsbeche. Germanisch hrusse-, Pferd + baki-, Bach.
Orsoy, 1197 Orsoie, 1209 Orssoge. Germanisch hrussa, - Pferd + augjo. Fruchtbares Alluvial Land an einem Fluss.
Ortenberg (Hessen) Stadt im Wetteraukreis, im Tal der Nidder am sw Vogelsbergausläufer, Reg.-Bez. Darmstadt, Hessen 1166 Ersterwähnung: ein Wernerus nennt sich „de Ortenberg“, d.h. nach der damals schon bestehenden Burg, die vermutlich von den Herren von Büdingen (Ortwin von Büdingen?) oder einer (durch Werner vertretenen) Seitenlinie gegründet wurde und eine wichtige Rolle im staufischen Burgensystem spielte. Burg und Siedlung (letztere besaß 1266 schon Stadtrecht) kamen seit dem Spätmittelalter unter häufig wechselnde Herrschaften, 1810 an Hessen Darmstadt. 1972 wurde Ortenberg durch Zusammenschluss mit weiteren zehn Gemeinden Stadt. 1166 Orthenberch [Original], 1276 Ortenberg [Original]. Bestimmungswort ist die einstämmige Personenname- Kurzform althochdeutsch Orto im swach Genitiv, die von einem zweigliedrigen Personennamen Ort-, vermutlich Ortw ̄ın, mit-o-Suffix (daher swach flektiert) gebildet ist. Das -th ist seltene graphische Variante von -t-, besonders in Namen und unter lateinisch Einfluss. Grundwort: -berg / -burg. Das -ch dürfte Schreibvariante für auslautverhärtetes -g (= k), kaum Reflex mundartlich Spirantisierung sein. Bedeutung: ‘Burg des Orto’. Damit ergibt sich ein möglicher Bezug zum eventuell Gründer Ortwin von Büdingen. Jellinghaus’. So Ortenburg, Landkreis Passau.
Oschatz Altsorbisch Burgwall mit Burgsiedlung vor 929, danach wohl d. Herrensitz; um 1150 Ansiedlung d. Handwerker und Kaufleute und zur gleichen Zeit Altmarktanlage; um 1200 Erweiterung durch den Markgrafen von Meißen. Standort mittlerer Industriebetriebe. 1200 de Ozzetz, 1219 Ozcethz, 1350 Osschecz, 1358 Oschacz. Zu altsorbisch *osˇeˇc‘durch einen Verhau geschützter Ort’, eventuell auch Rodungssiedlung; das palatale -ˇcstand neben -kim verwandten Appellativum osˇek, vgl. Ossek, slawische Name für Großenhain. Eindeutung von Neuhochdeutsch Schatz wie in den Namen Mannschatz und Mobschatz in Sachsen. So Oschätzchen, Ortsteil von Bad Liebenwerda.
Oschersleben (Bode) Frühmittelalterliche dörfliche Siedlung am Bodeübergang, 1235 als Stadt genannt, von 1816–2007 Kreisstadt. Bis 1989 vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. 994 Oscheresleuo [Original], 1010 Oskeresleuo, 1234 Oschersleve. 1083 ist von zwei Orten, 1211 erstmalig von parvo Oschersleve die Rede, dem heutigen Klein Oschersleben. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Grundwort-leben, in dessen Bestimmungswort deraltsächsisch Personenname*Ansg ̄er (ausgermanisch*Ans-‘heidnischer Gott’ und -g ̄er zu as. g ̄er ‘Speer’) steht, demnach ‘Hinterlassenschaft des *Ansge ̄r’. *Ansg ̄er entwickelte sich im Altsächsisch mit Schwund des -nvor -sund Ersatzdehnung sowie Hebung des Vokals zu O ̄sg ̄er. Nach -swurde das palatal gesprochene spirantische -g stimmlos, die Stimmhaftigkeit blieb im -s erhalten. Dieser palatale stimmlose Spirant wurde dann mit -ch-, -k wiedergegeben.
Osnabrück Seit 780 Bischofssitz (Karl der Große), Hochstift bis 1803; durch Privilegien Barbarossas begünstigt rasche Entwicklung zu einem Zentrum Westfalens, Hansestadt seit dem 13. Jahrhundert, bis in das 17. Jahrhundert reichsunmittelbare Stadt; später lösten sich katholisch und ev. Fürstbischöfe (aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg) als Herrscher ab. 1648 Ort der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens; 1803 Übergang des Hochstifts zum Fürstentum Osnabrück und an das Kurfürstentum Hannover, 1807–1815 Französisch, 1815 erneut Teil von Hannover, 1866 zum Preußen. Eingliederung in den Reg.-Bez. Weser-Ems (bis 2004). 11. Jahrhundert) Osnabrugki, Osnabrukgensi, 851 Osnabrugga, 921 Osnobroggae, 998 (Kopie 11. Jahrhundert) Asnebrugiensis, 1025, 1039 Asnabrug(g)ensi, 1170 Osanbruge, 1228 Ossenbrucke, 1543 Osnabrugk. Der Name ist von der den Ort h. durchfließenden Hase und auch von norddeutsch Osse ‘Ochse’ zu trennen, denn die ältere Überlieferung zeigt mit dem Wechsel zwischen - ound -a-, dass von altem *-au auszugehen ist. Zugrunde liegt ein Kompositum, in dessen Grundwort norddeutsch brugge ‘Brücke’ ( -brück / -bruck / -brücken) steht. Im Bestimmungswort ist ein alter Name der Hase zu vermuten. Aufgrund der Überlieferung lässt sich der ursprünglich Teilabschnittsname des Flusses relativ sicher als *Ausana oder *Ausena rekonstruieren, denn eine Alternative wie *Ausna hätte wohl zur Assimiliation des -sn führen müssen, eine Form *Ausina aber zum Umlaut. Somit liegt ein alter Gewässername vor, der gut in das Netz der alteuropäisch Hydronymie eingefügt werden kann. Die Gewässername gehören zu indogermanisch *av(au-) ‘Quelle, Flusslauf’, auch ‘Wasser, Nässe, Kot’, wobei aus einem Ansatz *Av-s-a ein Ausa werden musste. Diese Sippe ist zu vermuten u.a. in altindisch aváni‘ Lauf, Bett eines Flusses, Strom, Fluss’, avatáh ‘Brunnen’, lettisch avuots ‘Quelle’, altnordisch aurr ‘Wasser, Nässe, Kot’, altenglisch ̄ear‘ Woge, Meer’, griechisch an-auros ‘ohne Wasser, wasserlos’ (demnach aur= ‘Wasser’). So Ausa, Fluss zum Adriatischen Meer (bei Rimini), Oos(bach), links zur Murg, Nebenfluss des Rheins, mit dem Ortsname Oos, seit 9. Jahrhundert Osa, später auch Ose; Oos(bach), r. Nebenfluss zur Kyll, Nebenfluss zur Mosel u.a.
Ossum-Bösinghoven, 1186 Osnam. Germanisch uhsan-, Ochse + hamma, Landzunge vorspringend in Überschwemmungsgebiet. Liegt an einer ehemaligen Rheinkrümmung.
Ostbevern Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1802 preußisch, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 wie der preußisch. 1088–1093 in Beverne, 11. Jahrhundert to Bervarnon, 1279 in parrochia Ostbeveren. Der Ortsname mit den späteren orientierenden Zusätzen Ost (altsächsisch, mittelniederdeutsch o ̄st ‘Ost, östlich gelegen’) und West(altsächsisch, mittelniederdeutsch west ‘West, westlich gelegen’) ist auf den Gewässername Bever zurückzuführen, für den zwei Deutungen möglich sind. Bei Anschluss an die Tierbezeichnung altsächsisch bever, mittelniederdeutsch biber ‘Biber’ ist von unflektiertem feminin *Bevera als Gewässername ‘die Biber’ im Sinne von ‘Fluss mit Bibern’ auszugehen. Daraus ist der Ortsname im Dativ Plural gebildet worden (*Beveron ‘bei der Biber’, also ‘bei dem Fluss mit Bibern’). Möller 1998 bietet für den Gewässername Bever aber auch eine Erklärung als Bildung aus dem Verb beben mittels -r-Ableitung an, so dass der Gewässername als eine Stellenbezeichnung mit beben aufgefasst werden kann, und zwar unter Bezugnahme auf den schwankenden Boden des „den Fluss begleitenden breiten Sumpfgürtel[s]”. Eine Deutung des Gewässername auf dieser Grundlage würde also etwa ‘die mit schwankendem Uferbereich, Fluss mit schwankendem Uferbereich’ lauten. Auch in diesem Fall ist eine ON-Bildung *Beveron im Dativ Plural aus dem Gewässername anzunehmen. Der Erstbeleg Beverne ist als Form im Dativ Singular mit ausgefallenem unbetonten und zuvor abgeschwächten -e(aus *Beverene) zu verstehen. Die Teilung in die Kirchspiele Ost und Westbevern erfolgte zwischen 1246 und 1279. So Diverse Gewässername Bever und Siedlungsname Bevern in NI.
Ostbüren, (Arn) mitten 1200 Buren, germanisch burium, zu burja, Kote.
Ostenfelde, (München) 1000 Astonfelde, mitten 1200 Osteruelde, Osteherueld. Germanisch austana-, östlich + feldu, öde Ebene.
Osterfeld, (Oberhausen) 1047 Osteruelde, mitten 1200 Ostenuelde. Germanisch austra-, östlich + feldu, öde Ebene.
Osterburg 1157 de Osterburch, 1160 Osterburg, 1196 Osterborch. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Grundwort-burg. Im Bestimmungswort steht Oster‘Osten’, demnach bedeutet er ‘die im Osten gelegene (Grenz)burg’, hier gemeint als Grenzposten gegen die Slawen. So Osterwieck, Landkreis Harz; Osterfeld im Burgenlandkreis.
Osterburken Osterburken war ein wichtiges Limeskastell und Kohortenlager des 2. Jahrhundert mit späterer Erweiterung für Hilfstruppen, später Königsbesitz und an das Bistum Würzburg, 1806 an Baden. Römermuseum, Stadtturm, Kilianskirche. 823 Burchaim [Original], 837 Burgheim [Original]; Osterburken (1309). Der ursprünglich Name Burg-heim ist als ‘Heim beim Römerkastell’ zu deuten und zeigt die westoberdeutsche Kürzung von-heim > -en wie inBuchen (Odenwald), Neckar-Odenwald-Kreis, Baden-Wurttemberg, < Buchheim. Der häufige Name wird durch den Zusatz Oster (althochdeutsch o ̄star, mittelhochdeutsch o ̄ster ‘im Osten, östlich’) verdeutlicht. So Burkheim am Kaiserstuhl, Ortsteil von Vogtsburg im Kaiserstuhl, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Neckarburken.
Ostercappeln Kirchhofsburg in Höhenlage am Südrand des Wiehengebirgskammes auf den Grundstücken eines Einzelhofes; seit dem 16. Jahrhundert Entwicklung zum Weichbild (Flecken); seit 13. Jahrhundert Gogericht; 1556–1807 und 1814–1852 Sitz einer Vogtei des Amtes Hunteburg. Um 1200 Ostercappelen [Original], 1244 Capelen, 1402 Ostercappele; Ostercappeln (1808). Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch kappel(l)e ‘Kapelle, kleine Kirche’, dass durch mittelniederdeutsch o ̄ster ‘östlich (gelegen)’ erweitert wird, um es von dem im Kreis Steinfurt gelegenen Westerkappeln zu unterscheiden. So Westerkappeln, Kreis Steinfurt.
Osterhofen Im 8. Jahrhundert herzogliche Pfalz, im 11. Jahrhundert Gründung eines Chorherrnstifts, vom 12. bis 14. Jahrhundert Besitz des Bischofs von Bamberg, 1259 Markt. Nachdem in unmittelbarer Nähe einer älteren Siedlung 1378 eine neue Stadt gegründet worden war, wurde der Name darauf übertragen, und die frühere Siedlung erhielt den Namen Altenmarkt. Ursprüngliche Siedlung: 833 (Kopie des 12. Jahrhundert) Ostrehoua, 836 Ostrenhoua, 885 (Kopiedes 12. Jahrhundert) Osternhoua, 1110–1130 Osterhoven, circa 1123 (Kopie des 14. Jahrhundert) Osterhofen. Neue Siedlung: 1382 im Alten marcht zu Osterhouen, 1427 in dem Altenmarkcht bey Osterhouen. Latinisierungen des Namens sind 1512 Osticuria, mittellateinisch curia ‘Hof, Königshof ’ und 1519–1521 Austravia. Grundwort ist eine Pluralform von althochdeutsch -hof ‘umgrenzter Platz, ländliches Anwesen, Bauernhof, Wirtschaftshof ’. Aventin deutete 1541 den Namen: Austerau, ein wisen und au gegen Osten, das ist gegen aufgang; wir sprechen Osterhofen. Auf einer falschen Erklärung mittels mittelhochdeutsch ôster ‘Ostern’ beruht jedoch das seit dem 15. Jahrhundert begegnende Stadtsiegel, das ein Osterlamm mit der Kreuzfahne zeigt. In Wirklichkeit ist das Bestimmungswort althochdeutsch o ̄star ‘östlich, im Osten’, Ost-; es handelt sich nämlich um einen Richtungsnamen, wohl von Langenisarhofen und Buchhofen aus gesehen.
Osterholz-Scharmbeck Das bremische Scharmbeck wurde dem 1185 gegründet Benediktinerkloster Osterholz (1648 säkularisiert) als Dotalgut übergeben; in Scharmbeck entwickelte sich im 18. Jahrhundert ein Manufakturwesen, während sich im Klosterdorf Osterholz erst im 19. Jahrhundert Industrie ansiedelte; seit 1833 waren beide Flecken als eine Land Gemeinte zu behandeln, die 1929 zur Stadt erhoben wurde. Osterholz: 1182 Osterholte [Kopie16. Jahrhundert], 1322 Osterholte. Scharmbeck: 1043 Scirnbeki [Original], 1188 Schermbecke [Kopie 16. Jahrhundert]; Scharmbeck (1791). Der Name Osterholz enthält das Grundwort -holz, zunächst in norddeutsch Form, und als Bestimmungswort das Adjektivisch mittelniederdeutsch o ̄ster ‘östlich (gelegen)’. Der Name Scharmbeck ist mit dem Grundwort-be(e)ke gebildet und enthält als Bestimmungswort das im Dativ Singular stehende Adjektivisch altsächsisch sc ̄ıri, mittelniederdeutschsch ̄ır‘hell, licht, rein’.Vor-r-Verbindung wird das -i zu -e und später zu -a gesenkt. Der Nebentonvokal des Bestimmungswort fällt früh aus, und -n wird an dasfolgende-b-zu-m-assimiliert.So Scharnebeck, Landkreis Lüneburg.
Osterhusen, (Au) 1000 Ostahusun, Hosterhusun. Germanisch austra-, östlich + husum, zu husa, Haus.
Ostern (Jetzt Niederkirchen bei Deidesheim) 880 in Osteren, 882 in Hosteren aha. Germanisch austron, zu austra, ostlich + ahwo, natürlicher Wasserlauf.
Osternienburger Land 1205 Hosternienburch [Original], 1331 (1355) Osternyenburch, 1392 Ostirnyginburg [Original]. Zu norddeutsch n ̄ı ‘neu’ und-burg. Das Attribut mittelniederdeutsch o ̄ster ‘östlich’ bezieht sich auf die 20 km nw gelegene ehemalige Reichsabtei Nienburg an der Saale. Dass deren Name im Zuge von Siedlungsmaßnahmen auf den weiter östlich gelegenen Ort übertragen wurde, ist möglich, aber nicht unmittelbar nachzuweisen. So Nienburg/ Weser, NI; Naumburg, Burgenlandkreis, ST; Neuburg a. d. Donau.
Osterode am Harz, Burg bei Osterode seit 1153 in welfischem Besitz; Nebenresidenz der Grubenhagener Herzöge; die stattliche Siedlung (1152 villa opulentissima) spätestens 1239 Stadt, 1293 Goslarer Stadtrecht; zunächst vor allem Handel und Handwerk (Tuchund Wollproduktion), 1719 Kornmagazin für den Harz, eisenverarbeitende Industrie. 1136 Osterrode [Original], 1143 Hosterroth; Osterode (1617). Bildung mit dem Grundwort-rode und unflektiertem altsächsisch o ̄star(o), mittelniederdeutsch o ̄ster ‘östlich (gelegen)’ als Bestimmungswort Selten erscheint anlautendes H-, das den Vokaleinsatz kennzeichnet.
Osterspai, 634 Speia, 1074 Orientalis Speio.
Osterwieck Osterwieck-Fallstein. Verwaltungsgemeinde im Kreis Harz (seit 1. 7. 2007), mit Verwaltungssitz in der Stadt Osterwieck, an der Ilse im n Harzvorland. Die Stadt entstand an der Fernstraße Halberstadt Braunschweig und war vom Ende des 8. Jahrhundert bis 804 kurzzeitig Bistumssitz. Seit dem 10. Jahrhundert Markt-, Münz und Zollrecht. Im späten Mittelalter verlagerte sich der Fernhandel von Osterwieck weg; ab 1648 brandenburgisch (1807–1813 Westfalen). 780 Sali(n)genstede, 974 Saligenstat, 992 Saligestat, 994 Saliganstedi, 1002 Saligestat, 1073 Ostrewic, 1108 (H)osterwich, 1112 Osterwic, 1178 Osterwic, 1194 Ostirwich, 1262 in Osterwich; Osterwieck (1564). Alter Name als-statt/-stedt/-stätten/-stetten-Bildung mit dem Bestimmungswort altsächsisch sa ̄lig ‘fromm, glücklich, selig’ beziehungsweise dessen Substantivierung. Der Name dürfte auf die Funktion des Ortes als Missionsstützpunkt anspielen. Der Verlust dieser Funktion – Anfang des 9. Jahrhundert wurde das Bistum nach Halberstadt verlegt – kann den im 11. Jahrhundert stattgefundenen Namenwechsel noch begünstigt haben. Der neue Name, eine Bildung mit dem Grundwort-wik/-wiek, bezieht sich auf die relative Lage des Ortes im Osten (altsächsisch osta ̄r ‘im Osten, östlich’) und geht wohl auf die Ansiedlung von Kaufleuten zurück, die in Osterwieck einen neuen Handelsplatz fanden. Fallstein ist der Name eines Höhenzugs. So Seligenstadt im Landkreis Offenbach, Hessen; Osterburg im Landkreis Stendal, und Osterode am Harz.
Ostfildern Altes Pfarrhaus, Fruchtkasten, St.-Blasius-Kirche. Ostfildern (1975). Der neugebildete Ortsname knüpft an den Landschaftsnamen Filder und die Lage im östlichen Fildertal an. So Filderstadt, Landkreis Esslingen.
Ostheim, (Velbert) mitten 1200 Ostheim.
Ostherzfeld, (Herzfeld) mitten 1200 Ostheredfelde, Ostheritfelde.
Osthofen Eine Burg stand s des Ortes auf einem Hügel, auf dem sich h. die Remigiuskapelle befindet. Die Burg wurde 1241 durch den Bf. von Worms zerstört. Im 14. Jahrhundert ist das Kloster Hornbach im Besitz von Dorf und Gericht. Vom 15. Jahrhundert bis Ende 18. Jahrhundert gehört Osthofen zur Kurpfalz, nach der französische Herrschaft zu Rheinhessen und somit zum Großherzogtum Hessen. 784 Ostowa, Ostova, 838 Osthouen, 1194–98 in Hostoven, in Osthoven, 1496 Osthoffen. Unsicher ist die Erwähnung von 765 Hostoven im Wormsgaue in der Histoire de Lorraine II von 1748 (Widder, J.G.: Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rheine, Frankfurt, Leipzig 1786). Fränk. Ortsname mit Richtungsangaben verdanken ihre Bildung dem systematischen Landesausbau und sind häufig in der Nähe von Königspfalzen zu finden, wobei der Bezugsort für unser Bestimmungswort Ost unsicher bleibt. Das Grundwort ist-hofen, zu althochdeutsch ho ̆f ‘Hof ’, das die alte Form des Dativ Plural der a-Deklination bewahrt hat. Die Deutung wäre demnach ‘zu einem im Osten (von einem bestimmten Ort) gelegenen Hof’. So Westhofen, Landkreis Alzey-Worms.
Ostingersleben, mitten 1200 in orientali Ingereslove, in Ingereslove orientali.
Östrich, (Erkelenz) 966 Hostrich, 1100 Ostrich.
Östrich, (Gahlen) 1106 Osteruuic, mitten 1200 Osteruuik. Germanisch austra-, östlich + wika, Tochtersiedlung.
Otensel, (Neviges) miten 1200 Othersele. Germanisch Audahari Sali-, einraumiges Haus, des Audahar. (auda, Reichtum, + harja, Heer)
Ostrhauderfehn Ab 1769 durch Kolonisierung im Hochmoorgebiet als Fehnsiedlung angelegt; seit 1970 in mehreren Stufen Zusammenschluss mit anderen Gemeinte 1806 Rauder Oster-Vehn, 1823 Rhauder Osterfehn. Der erstmals 1806 belegte Ort steht im Zusammenhang, mit dem ebenfalls in dieser Zeit belegten (West-)Rhauderfehn. Der Ortsname enthält als Grundwort das Appellativum altsächsisch fen(n)i, mittelniederdeutsch venne, ven ‘(mit Gras bewachsenes) Sumpfland’, das speziell in Nordniedersachsen häufig für Moorkolonistensiedlungen verwendet wurde. Das Bestimmungswort besteht aus dem Ortsname Rhaude im adjectivisch verwendeten Gen. Plural auf -er. Dieser ist 1409 als Rawide und 1484–94 als Rauwede belegt. Er enthält ein in altsächsisch widu-, mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’ belegtes Grundwort Wegen der späten Überlieferung ist das Bestimmungswort nicht sicher zu bestimmen. Eventuell liegt ein in mittelniederdeutsch ra ̄‘Segelrah’und verwandtem schwed. raga ‘dünner langer Wurzelschössling’ belegtes Appellativum vor, das sich auf die Gestalt der Bäume bezieht. Oder aber es ist das als Grundwort häufige Element -rode anzusetzen. So Rhauderfehn, Landkreis Leer.
Östringen. Stadt im Landkreis Karlsruhe, circa 32 km nö Karlsruhe, im Kraichgauer Hügelland, Reg.-Bez. Karlsruhe. Östringen gehörte zum Lorscher Grundbesitz, 1071 in Besitz des Klosters auf dem Heiligenberg, Herrschaftsrechte vor 1250 an das Bistum Speyer, 1803 mit dem Amt Kislau an Baden. Weinbau, Rathaus, St. Cäcilia, Zopfkapelle. 768/776 (Kopie12. Jahrhundert) Ostringer marca, 870 (Kopie12. Jahrhundert) Ostrincheim, 1161 Osteringen [Original], 1420 Ostringen [Original]. Es handelt sich um eine-ing(en)-Bildung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch o ̄star, mittelhochdeutsch o ̄ster ‘östlich’. Der alte Markenname (‘zur östlichen Mark gehörig’) wurde auf den Ort, zunächst wohl als Ostring-heim ( -heim), übertragen. So Ostrach, Landkreis Sigmaringen.
Ostseebad Heringsdorf (Usedom)
Oststeinbek 1255 erstmals erwähnt, seit 1948 zum Amt Glinde, 1974 amtsfreie Gemeinte 1255 in Osterstenbeke [Original], 1570 tho Ostersteinbecke; OstSteinbek (1856) Steinbek bezieht sich auf die geogriechisch Lage an einem steinigen Bach. Der Zusatz Oststellt eine Beziehung zum w gelegenen Hamburger Kirchsteinbek her.
Othfresen, 1015-25 Atfriteshem. Germanisch Audafripis haim, Wohnung des Audafrip, (auda-, Reichtum, + fripu, Frieden)
Ottenbach
Ottenbüttel
Ottendorf (Achterwehr)
Ottendorf (Thüringen)
Ottendorf-Okrilla Seit 1921 zusammengeschlossen aus Ottendorf, Groß und Kleinokrilla sowie weiteren Dörfern. Ottendorf: 1357 Ottindorf, 1413 Ottendorf. Okrilla: 1453 die Okryll (Heide), 1528 der Okrull, 1683 Ockrylla. Ottendorf: Bildung mit dem Personennamen Otto und dem Grundwort-dorf. Okrilla: zu altsorbisch *okrugły ‘rund’, ursprünglich Flurbezeichnung (Wiese, Feld, Hügel o. ä.). So Ottendorf, Saale-Holzlandkreis, Attendorf, Ortsteil von Waldhufen, Landkreis Görlitz, Ottengrün, Ortsteil von Bösenbrunn, Vogtlandkreis, beide SN; Ottenbach, Landkreis Böblingen, Ockrilla, Ortsteil von Niederau, Landkreis Meißen,; † Okrill bei Mühlberg/ Elbe.
Ottenheim, (Lommersum) 856 Ottenheim, 1213 Otthinheim.
Ottleben, mitten 1200 Otenloue.
Ottenhöfen (im Schwarzwald)
Ottenhofen
Ottensoos
Ottenstein
Otter
Otterbach 1143 Otterbach (Kopie 15. Jahrhundert); Ottirburg et Otterbach (1217), Otterbach (1824). Der Gewässername des Otterbachs, der durch den Ort fließt und hier in die Lauter mündet, wurde auf den Ort übertragen. Das Bestimmungswort geht auf althochdeutsch ottar ‘Fischotter’ zurück, das Grundwort ist -bach. Somit könnte der Name als ‘Siedlung am Otterbach, einem Gewässer mit (vielen) Fischottern’ gedeutet werden.
Otterberg Seit dem 10. Jahrhundert eine die (heute verschwundene) Otterburg umgebende Siedlung. 1144 Gründung eines Zisterzienserklosters mit großer Abteikirche. 1579 Zuzug durch reformierte Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und Belgien, die Textilverarbeitung begründeten. 1581 Stadtrecht. 1144 ecclesiam in antiquo castro Oterburc sitam, 1600 Otterburg, 1672 Oterberg oder Oterburg; Otterberg (1824). Der Ortsname steht als Klammerform (*Otterbachburg) in enger Verbindung mit den Namen des durch den Ort fließenden Otterbachs sowie des unweit bachabwärts sich befindenden Ortes Otterbach, deren Bestimmungswort auf althochdeutsch ottar ‘Fischotter’ zurückgeht, deren Grundwort-bach ist und die als ‘Bach mit (vielen) Fischottern’ beziehungsweise ‘Siedlung am Otterbach’ gedeutet werden können. Das Grundwort für Otterberg war zunächst -burg, das sich dann mit dem im Mittelalter formal-semantisch ähnlichen-berg abwechselte. In beiden Fällen ist der Name als ‘Burg am Otterbach, einem Gewässer mit (vielen) Fischottern’ zu deuten.
Otterfing
Otterndorf
Ottersberg Flecken im Landkreis Verden. Entstehung des Ortes an einer 1225 zerstörten Burg, 1285 wiederaufgebaut, bildete zusammen mit Thedinghausen und Langwedel ein Festungsdreieck gegen Braunschweig-Lüneburg; später zum Hochstift Verden gehörig; Ende des Stiftes und des Bistums 1648 durch schwedische Herrschaft, mit Unterbrechungen bis 1679 Herzogtum Bremen und Verden, Verkauf 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Seit 1815 zum Amt Achim im Hannover, ab 1866 zur preuß. Provinz Hannover, Reg.-Bez. Stade, 1885 Landkreis Achim, 1932 Zusammenlegung der beiden Landkreis Verden und Achim zum Landkreis Verden; 1978 wurde das Gebiet des Reg.-Bez. Stade dem Reg.-Bez. Lüneburg zugeordnet (bis 2004). (1221) castrum Otterenberge, Otterenberche, (1226, Kopie 15. Jahrhundert) castri Otterberg, in castro Otterberg, castrum Otterberg, Otterbergh, 1305 Datum Otterberge, 1677 die ... Ottersberger, 1699 Ottersberg, 1709 Ottersberg. Bildung mit dem Grundwort d.,-berg und einem zweigliedrigen Personenname, der am wahrscheinlichsten als Od-her-, germanisch *Auda-hari, angesetzt werden darf. Allerdings spricht der Beleg von circa 1221 (Annales Stadenses) dagegen, denn er scheint auf einen schwach flektierenden Personennamen zu verweisen. Nicht zuletzt aufgrund dieser Form kann man auch versucht sein, mittelniederdeutsch otter ‘Otter’ in dem Ortsnamen zu vermuten, zumal die Fuge in Ottersberg bereits früh keine Spur eines Flexionselements des Bestimmungswort zu zeigen scheint und das -s erst spät auftritt. Jedoch wäre im Fall, dass die Tierbezeichnung zugrunde liegt, wohl doch eher mit einer – durchgehend – pluralischen Bildung, etwa Otternberg, zu rechnen. Der zugrunde liegende Personenname ist früh bezeug und enthält auda, altsächsisch o ̄d ‘Besitz, Gut’ und -hari ‘Heer, Kriegerschar’.
Ottersheim (Donnersbergkreis)
Ottersheim (Südpfalz)
Otterstadt
Ottersweier
Otterwisch
Otting
Ottmarsbocholt, (München) 1000 Atmarasbokholte. Mitten 1200 Otmarsbukholte. Germanisch Audomaeris bokhulta, Buchenwald des Audamaer. (auda, Reichtum, + maeri-, berühmt)
Ottobeuren Unterallgäu, berühmte Benediktiner-Klosteranlage, Lage im Tal der westlichen Günz, 10 km sö von Memmingen, Reg.-Bez. Schwaben. 764 Klostergründung, ab 972 Reichsstift mit fortschreitender Herrschaftsbildung, 1802 Säkularisation und Besitznahme durch BY. 1835 Wiedereröffnung des Klosters. Zu 764 Ottinburra, 830 Uttinbue rra, 1324 Ottebeurren, 1340 Uotenbuerun; Ottobeuren (1698). Grundwort-beuren; Bestimmungswort: Personennamen Uto, Utto, zeitweise scheint der Personennamen Uoto eingedeutet worden zu sein. Gesamtdeutung: ‘Häuser des Utto’.
Ottobrunn Als erstes Gebäude wurde im Jahr 1902 in dem früher ausgedehnten Waldgebiet ein Wirtshaus mit dem Namen Waldschlößchen gebaut. Nachdem in den folgenden Jahren dort weitere Häuser gebaut worden waren, wurde am 20. 1. 1910 von den Besitzern ein Antrag betreffs der Benennung der neuen Waldkolonie gestellt. 1910 Waldlust, 1911 Kolonie Ottohain, 1912 Waldfrieden Ottohain, 1912 Neubiberg, ... führt zu vielfachen Verwechslungen mit der gleichnamigen Kolonie in der Gemeinde Unterbiberg ... Waldschlößl, Waldlust, Ottohain, ... Neuhaching, Waldkolonie Unterhaching, 1913 Ottobrunn, 1914 Waldhaching; Ottobrunn (amtlich 1921). Der ursprünglich beantragte Name Waldlust geht auf ein Wort zurück, das die Freude am Forst ausdrückt und sich bei romantischen Dichtern des 19. Jahrhundert wie Lenau und Freiligrath verwendet findet. Der auch zur Diskussion gestandene Namensbestandteil-hain bezeichnet meist den ‘kleinen, gehegten und gut gepflegten Lustwald’. Das ebenfalls vorgeschlagene Grundwort -kolonie geht auf lateinisch colonia ‘Bauerngut, Ansiedelung’ zurück. Das Bestimmungswort des heutigen Namens bezieht sich auf den König Otto von Griechenland, Sohn Ludwigs I., der hier von seinem Vater Abschied genommen hatte. Das Grundwort wurde im Anklang an das der benachbarten Orte auf-brunn gewählt.
Ottrau
Ottstedt (am Berge)
Ottweiler Keltisch Besiedlung, römisch Straße zwischen Metz und Trier, 871 Klostergründung Neumünster durch die Bischöfe von Metz. Seit dem 13. Jahrhundert Herrschaft der Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1550 Stadtrechte und Residenzstadt. Nach 1573 Reformation und Aufhebung des Klosters sowie Bau eines Renaissanceschlosses. 1640 bis 1728 Sitz der Grafen von Nassau-Ottweiler. Unter ihrer Herrschaft Gründung einer Porzellanmanufaktur, die bis 1800 existierte. 1793 Französisch, 1815 an Preußen, 1920 Völkerbundverwaltung, 1935 Rückgliederung ins Reich, 893 Kopie in quondam villare quod est aspiciens ad villam que dicitur Vuibilischirica, 1378 Otwilre [Original]; Ottweiler (1552 [Original]). Althochdeutsch *Ottenw ̄ıla ̄ri. Der Name ist ein Kompositum mit dem Personennamen althochdeutsch Otto (zu germanisch *aua ‘Besitz, Reichtum’) als Bestimmungswort und dem Grundwort-weiler.
Otzberg
Otzenrath, (Hochneukirch) 1100 Osrotha, mitten 1200 Ozenrothe. Germanisch Audtson ropa-, Rodung des Audtso.
Otzing
Otzweiler, 1095 Odeswilre. Germanisch Audes wilari, von latinisch villare, Gehöft des Aud.
Ovelgönne
Overath Wohl im 10. Jahrhundert schon besiedelt, im 12. Jahrhundert Kloster Siegburg Grundherr, seit 1311 zum bergischen Amt Steinbach, katholisch geblieben, Landwirtschaft und Erzbergbau bis 1978, Stadt seit 1997, viele Heimatvertriebene und Zuzug aus Köln. 1064 Achera, 1121 Achera superiori, 1197 erstmals Oberode, 1338 Overrroyde quod Achera superior dicitur. Ältere Benennung nach dem Flussname Agger, wohl zu ach(e) Feminin ‘Wasserlauf’, das mit lateinisch aqua aus indogermanisch *akw a ̄ herzuleiten ist. Der jüngere Name Overath stellt im Bestimmungswort wohl eine Übersetzung von superior ‘ober(halb)’ und im Grundwort einen Wechsel zu-rod(e) dar.
Overberge, (Lichtendorf) 962-71 Ouerberge.
-o(w). Das sehr produktive slawische Zugehörigkeitssuffix -ov erscheint im D. als -au, dazu als -o(w) oder vereinzelt als -a. Die einschlägigen Ortsname sind vorwiegend von Personennamen abgeleitet (Bützow, Landkreis Güstrow), seltener von Tier ( Güstrow) oder Stellenbez. (Glauchau, Landkreis Zwickau). Mittelhochdeutsch ouwe, mittelniederdeutsch ouw(e) / ow(e) hat bei der Eindeutschung eine Rolle gespielt.
Owen
Owingen
Owschlag
Oybin
Oy-Mittelberg
Oyten 1189 in Oita, 1204 Oythe, Anfangs 14. Jahrhundert Oiten. Die späte Überlieferung erschwert die Deutung des ON, jedoch kann dieses durch Einbeziehung von offensichtlichen Parallelen ausgeglichen werden. Der Name ist nicht zu trennen von Oythe bei Vechta sowie von Friesoythe und dem benachbarten Altenoythe, 947 in Oete, um 1000 de Oidi, um 1000 (Kopie1479) in Ogitdi, 11. Jahrhundert de Oidi, 1150 Oythe, 1185 Oyte. Daher darf auf eine-ithi-Bildung geschlossen. In der Ableitungsgrundlage ist offensichtlich ein Konsonant geschwunden, da im Norddeutsch ein Diphthong kaum ursprünglich sein kann. Bei der Bestimmung schwankt Udolph 2001b, ob von *Awithi zu einem Wort für ‘Schaf’ oder von *Oi(g)-ithi zu germanisch *awjo ̄ ‘Land am Wasser’ auszugehen ist, jedoch überzeugt die Beobachtung, wonach ‘alle genannten Orte, auch Oyten, Landkreis Verden, auf trockenen Inseln in der Umgebung von ausgedehnten Mooren liegen’, sodass germanisch *awjo ̄ ‘Land am Wasser’ vorzuziehen ist. So Oythe, Ortsteil von Vechta, Landkreis Vechta; Friesoythe mit dem Ortsteil Altenoythe, Landkreis Cloppenburg.
Padenstedt
Paderborn Schnittpunkt alter Wegtrassen (sog. Frankfurter Weg und Hellweg), Sächsische Siedlung an über 200 Quellen der Pader (l. Nebenfluss zur Lippe von nur 4 km Länge), 776 karolingische Pfalz (Karlsburg), 777 erste Reichsversammlung mit Synode (weitere 780, 782, 783, 785), 799 (Papst Leo in Paderborn), seit 9. Jahrhundert Hauptort des Bistums Paderborn, seit spätestens 1028 Markt-, Münz und Zollrecht, 1222 Stadtsiegel, 1238 Stadtrat, 1279 Rathaus, seit 1294 als Hansestadt bezeugt, 1327 Gerichtsbarkeit der Stadt (Oberhof Dortmund), 1802 Hochstift an Preußen, Verwaltungssitz verschiedener staatlicher, kommunaler, kirchlicher und karitativer Einrichtungen, seit 1930 Erzbistum, Universität. Durch die Eingliederung umliegender Gemeinte 1969 und 1975 neben Bielefeld zweites Oberzentrum Ostwestfalens. 1975 neuer Landkreis Paderborn (aus den Altkreisen Paderborn und Büren). 777 ad Patrisbrunna, zu 777 (Kopie9./10. Jahrhundert) Padrabrunno, Padresbrunnon, 790 Pathrafons, 822 in loco quid dicitur Paderbrunno, 840 Patherbrunnen, [917–935] Padarbrunensis, 927 Bodarbrunnensis, 2. Hälfte 9. Jahrhundert de fonte Patris, 1025 Paderborna, 1148 Paderborne, 1222 capitulum Padelburnense ... Palburnense, 1280 Palborne. Bildung mit dem Grundwort-brunn / -bronn /born (auch in lateinisch Übersetzung Pathrafons). Varianz des Ortsnamens im 13./14. Jahrhundert kann hier nicht annähernd abgebildet werden. Die ältesten Belege zeigen mit -brunNeuhochdeutsch Formen des Grundwort Der Name bezeichnet die Siedlung nach ihrer Lage im (sumpfigen) Quellgebiet der Pader. Der Flussname Pader ist bislang nicht sicher gedeutet. In der Diskussion ist grundsätzlich zu fragen, ob hier ein alteuropäisch Gewässername vorliegt(vorgermanisch*Potra ̄>germanisch *Paþ-(a)ro ̄), der die 1. Lautverschiebung nur in Teilen durchlaufen hätte [Bewahrung von indogermanisch p im Anlaut, Verschiebung von indogermanisch t > germanisch þ/; Übernahme nach Wirksamkeit der 1. Lautverschiebung; Verbindung mit italienisch Po, Padua, griechisch ‘Fluss’] und in südd. Gewässername wie Pfatter, Pfettrach oder Pfedelbach Entsprechungen hätte. Dabei ist der semantische Anschluss an indogermanisch *bat-/*botoder indogermanisch *bada‘ Wasser’, indogermanisch *bat‘ schwellen’ zu bedenken (einschließlich akustischem Aspekt einer schwellenden Wassermenge, eines Wasserschwalles) neben indogermanisch *but-/bud‘ schwellen’ als einer dentalerweiterten Wurzel zu indogermanisch *b(e)u-, *bh(e)u‘ aufblasen, schwellen’. Andererseits ist der Name auch als germanisch Gewässername eingestuft worden, der als Kollektivableitung mit -r-(oder -l-)Suffix von germanisch *path-agebildet wäre, deren etymologische Anschluss wiederum umstritten ist. Dazu ist neben einem appellativisch nicht gesicherten Sumpfwort eine Verbindung zu dem in westgermanisch Sprachen belegten Wort Neuhochdeutsch Pfad ‘(Fuß-)Weg, Straße’ (nd., niederländisch pad, mittelniederdeutsch pat, paet, altenglisch paD, engl. path < germanisch *paþaz) hergestellt worden, das auch als Entlehnung aus keltisch *bat-os angesehen worden ist. Da die westgermanischen Appellative eine frühe Polysemie ‘Pfad, Tal, Sumpf ’ zeigen, die sich semantisch ausgehend von einer primären Bezeichnung für einen Wasserlauf (vielleicht auch Sumpfgebiet) zur Benennung für einen Wasserweg > (schmalen) Weg im/am Wasser einerseits und zur Benennung für einen Wasserweg > (schmalen) Weg im/am Wasser in Tallage andererseits entwickelt haben könnte, wären germanisch Appellativum und Gewässername vermittelbar.
Padergau, (Gau an der Pader) 1001 Patherga.
Pachten, (Dillingen) +1095 Pahta, 1143 Patberg.
Padingbüttel
Pähl
Pätow-Steegen
Pahlen
Painten
Paitzdorf
Paffendorf, (Köln) 1148 Paphendorph, 1135-80 Paphendorp.
Paffenholz, (Broichweiden) 1191 Pafenholz.
Paffrath, (Bergisch-Gladbach) 1156-60 Pafferodhe, +1220 Paffenrode.
Palenberg, (Übach-Palenberg) 867 Palembach.
Pallien, (Trier) 1098 Palagenna, Anfang 1300 Palegenna.
Palmersdorf, (Bruhl) 962 Palmeresthorp.
Palling
Palzem, 924 in Palatiolo, 1155 Palatiolum. Romanisch palatiolum, kleiner Palast.
Pampow
Panick, (Drensteinfurt) 1000 Panuuik.
Panker
Panketal
Panschwitz-Kuckau
Pantelitz
Panten
Pantenburg
Panzweiler
Papenburg Gegend um Papenburg wurde 1252 von der Witwe Ottos von Ravensburg an das Bistum Münster verkauft, von wo es häufig als Lehen an ostfriesische Adlige gegeben wurde. 1379 erstmals erwähnte nördlichste Befestigung der Bischöfe von Münster; ab 1770 Beginn der Blütezeit der Schifffahrt, seit 1771 Seestadt mit einer Vielzahl an Werften und Reedereien, bis h. bekannt durch die Meyer Werft. 1473 Haye tor Papenborch [Original]. Der Ortsname enthält das Grundwort -borch zu mittelniederdeutsch borch, altsächsisch burg ‘Burg; befestigter Bau’,-burg, das Bestimmungswort Papengehört zu mittelniederdeutsch pape ‘Pfaffe, Weltgeistlicher’ und bezieht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Errichter der Burg, die Bischöfe zu Münster. Nicht ausgeschlossen werden kann zudem eine Anbindung an das ostfriesische Adelsgeschlecht der Papinga, da diese längerfristig Lehnsnehmer waren. So Papendorf, Gemeinte und Ortsteil in MV und SH; Papenhagen, Landkreis Nordvorpommern.
Papendorf (Vorpommern)
Papendorf (Warnow)
Papenhagen
Pappenheim
Papenrode, mitten 1200 Papenrothe. Germanisch Papan ropa, Rodung des Papo.
Parchim Slawische Besiedlung (u.a. Burg). Um 1200 entstand bei der Burg eine Kaufmannssiedlung, 1225/26 Erwähnung als Stadt, 1249 Anlage einer Neustadt, 1282 Vereinigung von Altund Neustadt, wechselnde Herrschaften (Mecklenburg, Sachsen, Brandenburg, Schwerin). 1819 Bau einer Tuchfabrik, 1858 Gründung einer Maschinenfabrik, in den 60er Jahren des 20. Jahrhundert Errichtung eines Gasbetonund eines Hydraulikwerkes. 1170 Parchim, 1225–26 Parchem, 1288 Parcheim; Parchim (1170). Der Ortsname liegt ein altpolabisch Kosename oder *Parchom mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das bei der Eindeutschung des Namens verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Parchom’ rekonstruieren. Weniger wahrscheinlich ist eine direkte Ableitung von *parch ‘Räude’ (in Ortsname n aber zumeist als ‘wüste Feldmark’ zu verstehen). So Parchow, Ortsteil von Wiek, Landkreis Rügen.
Parchtitz
Parkstein
Parkstetten
Parsau
Parsberg Geschlecht der Parsberger wohl mindestens seit dem 12. Jahrhundert, Parsberg ab 1224 als wittelsbachische Burgstadt nahe der Verbindung Regensburg – Nürnberg urkundlich fassbar, weitere Entwicklung ohne den für diese Siedlungskategorie üblichen Aufstieg. 1205 Bartesberch [Original], 1224 Parsperch [Original]; Parsberg (1272). Zum Grundwort der unechten Komposition -berg; Bestimmungswort ist der Übername mittelhochdeutsch Bart/altbairisch Part zu mittelhochdeutsch bart ‘Bart’ (weniger wahrscheinlich zur Tierbezeichnung mittelhochdeutsch part ‘Parder, Leopard’) mit Genitiv-Flexiv -es. Der Siedlungsname ist entweder aus einem Flurnamen hervorgegangen oder er bezeichnete ursprünglich eine Siedlung bei einem Berg, dessen Name nicht überliefert ist. Möglich ist auch, dass die Burganlage unmittelbar Anlass für die Namenentstehung war. Die heutige Namenform ist durch Ausfall des -eim Flexiv und Erleichterung der resultierenden Mehrfachkonsonanz -rtsp> -rsp entstanden. Ein weiteres Parsberg, ebenfalls Adelssitz, liegt in Oberbayern, dessen frühe Belege noch bis vor kurzem fälschlich hierher bezogen wurden. So Parsberg, Landkreis Miesbach.
Parsteinsee
Partenheim, 871 Partennesheim.
Partenstein
Parthenstein
Paschel
Pasewalk Im 12. Jahrhundert pommersche Burg samt Siedlung, bei der Mitte 12. Jahrhundert eine d. Kaufmannssiedlung entstand; um 1230 Stadtanlage, 1250–1464 zu Brandenburg, danach zu Pommern, Schweden und ab 1720 zu Preußen, seit 1721 Garnisonsstadt. Um 1150 (zu 1070?) Posduwlc, 1168 Pozdewolk, 1177 Posdewolc, castro Pozdewolk, 1260 Poswalc, 1276 Poswalk, 1288 Pozewalch; 1302 Pasewalck. Der erste Deutungsversuch stammt von den Verfassern der Pegauer Annalen (Mitte 12. Jahrhundert), worin der Ortsname als urbs Wolfi ‘Wolfsburg’ erklärt wird (zu polb. *vouk, poln. wilk, osorbisch wjelk, tschech. vlk ‘Wolf’). In neuerer Zeit wird der Ortsname eher zu altpolabisch *volk, urslawische *velkti ‘schleppen, ziehen’ (polb. *vlåk, polnisch włók, osorbisch włoka ‘Fischernetz, Schleppnetz, Pflugschleppe’ beziehungsweise russ. (pere)voloka ‘Treidelweg oder Weg zwischen Gewässern, auf denen Boote geschleppt wurden’) und somit in eine Reihe mit Ortsname wie 1271 Priszwalck, heute Pritzwald, Ortsteil von Wusterhusen, Landkreis Ostvorpommern; 1314 Pristawalc, 1318 Priszewolk, † Pritzwald, auf der Halbinsel Zudar, Garz/ Rügen; 1323 Posdevolcitz, 1327 Puzdevultz, heute Posewald, Ortsteil von Putbus, beide Landkreis Rügen gesetzt. Der erste Teil des alten Ortsname pozde, pozdu bleibt schwierig, könnte aber zu urslawische *pozdч ‘spät’ gehören, dass zu indogermanisch *pos ‘bei, an; nach’ gesetzt wird.
Paska
Passade
Passau Keltisch Oppidum, römisch Garnisonsstandort, im 5. Jahrhundert frühchristliche Basilika mit Kloster, seit 739 Bischofssitz, 1225 Stadtrecht. 425–430 (Kopie des 15./16. Jahrhundert) tribunus cohortis nonae Batavorum, Batavis, 511 (zum 5. Jahrhundert, Kopiedes 10./11. Jahrhundert) Batavis appellatur oppidum inter utraque flumina, Aenum uidelicet atque Danuuium, constitutum, 754 (Kopiedes 9. Jahrhundert) Bazzauua, 764–788 (Kopie des 9. Jahrhundert) Pazauuua, 764–790 (Kopie des 9. Jahrhundert) in Batabis ciuitate, 786 (Kopie des 9. Jahrhundert) in civitate Pazauge, 788–804 (Kopie des 10. Jahrhundert) in civitate Pattauiae, 791–800 in Batauue civitate, 791–803 (Kopie des 10. Jahrhundert) in Batauia civitate, circa 1020 (Kopie des 12. Jahrhundert) Patavium vel Interamnis Bazowa, 1329 Pazzau, 1381 Passau. Der Erklärungsversuch, in einer Chronik aus dem Jahre 1493, der auf mittellateinisch passus ‘Bergpass’ beruht, ist irrig. Denn wie aus dem Erstbeleg hervorgeht, leitet sich der Ortsname von der Bataverkohorte ab, die in spätrömischer Zeit hier stationiert war. Im Mittelalter wurde dann althochdeutsch ouwa, -au,‘Insel’ eingedeutet.
Passee
Passow (Uckermark)
Passow (Mecklenburg)
Pastetten
Patersberg
Patersdorf
Pattensen Sitz eines mindischen Archidiakonats, eines Gogerichtes und einer frühen Burg; Stadtrechte eventuell durch Grafen von Hallermund im 13. Jahrhundert; später Sitz des welfischen Amtes Calenberg und Nebenresidenz; bis 2001 im Landkreis Hannover. 1214 Patthenhusen [Original], 1230 Patenhusen; Pattensen (1356). Bildung mit dem Grundwort-hausen und wohl dem schwach flektierten Kurznamen Patto als Bestimmungswort Der Personennamen ist eine Variante mit expressiver Schärfung im An und Inlaut zum Personennamen Bado. Das Grundwort wird im 14. Jahrhundert zu -sen verkürzt. Deutung also: ‘Siedlung des Patto’.
Pattern bei Mersch, 1141 Patterne.
Patzig
Paulinenaue
Paunzhausen
Pausa-Mühltroff
Pechbrunn
Peenehagen
Peenemünde
Peffingen
Pegau zusammengeschlossen aus der Stadt mit zwei weiteren Gemeinten, in der Leipziger Tieflandsbucht, an der Weißen Elster. um 1068 Dorf und Burg des Grafen Wiprecht von Groitzsch, 1091/92 Jacobskloster (Benediktiner), das 1096 geweiht wurde, Burgmarkt seit Ende des 11. Jahrhundert, um 1170/90 Erweiterung um die Neustadt, 1172 Reichskloster. 1080 (um 1150) Bigaugiensis, 1104 Bigowia, 1153 de Bigouwe 1367Pegow, 1425 Pegaw(e). Schwer zu deutender ON, am ehesten zu aso. *Bygava/*Bygovzu *byg ‘Biegung’, mit späterer Entwicklung von altsorbisch b zu p-, zumal Pegau an einer Flussbiegung liegt.
Peddinghausen, ((Waldbauer) mitten 1200 Peddinchuson. Germanisch Paddingo husum, zu den Häusern der Leute des Paddo.
Peffekoven, (Klüppelberg) 1212 Pephuinchoven. Germanisch Papingo hofum, zu den Höfen der Leute des Papo.
Peffingen bei Bitburg, (789-90 Piffegen, 853 Peffinga, Peffingis. Germanisch Papinga, Papingum, die Leute des Papo.
Pegestorf
Pegnitz Entstanden aus zwei Siedlungen, der späteren Altstadt (im 12. Jahrhundert vom Bamberger Bischof an das Kloster Michelfeld übereignet) und der neuen Stadt (Mitte 14. Jahrhundert von den Landgrafen von Leuchtenberg gegründet), Stadtrechte seit 1355, 1357–1402 zum Böhmen gehörig, ab 1402 im Besitz der fränk. Hohenzollern, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Pegnitz, bis 1967 Bergbaustadt, Textilindustrie. 1119 Fälschung Ende 12. Jahrhundert Begenz, um 1140 Begenze [Original], 1269 Pægenz [Original]; Pægnitz [Original] (1329). Der Siedlungsname Pegnitz beruht auf dem Gewässername Pegnitz, 889 Kopie 16. Jahrhundert Pagniza, 912 Druck 1813 Paginza, 1021 Pagenza. Dieser wird auf *Bagantia ̄ < *Bhogantia ̄, d.h. auf eine Ableitung mit dem bei Flussname häufigen Suffix -antia ̄ von der indogermanischen Wurzel *bhog ‘fließendes Wasser’, zurückgeführt. Da Sekundärumlaut vorliegt (vgl. die Gewässername-Belege mit <a> und die Siedlungsname Belege mit <æ>), kommt als Basis jedoch auch keltisch *ba ̄g< indogermanisch *bha ̄g‘ Buche’ in Betracht. Seit dem 14. Jahrhundert erscheint gesprochenes *-əds (vgl. mundartlich bεŋəds) in den Schreibformen als -itz, wodurch der Name in diesem Bestandteil der zahlreiche eingedeutschte slawische Ortsname auf -itz gleicht. So Gewässername Baganza, Nebenfluss der Parma, und 1377 Begnicz, Bach in der Rhön.
Peine Vor 1215 sind Burg und Siedlung im Besitz der Herren von Wolfenbüttel-Asseburg; durch sie Anlage einer Stadt; seit 1260 Mittelpunkt der Hildesheimer Grafschaft Peine; wichtige Münzprägestätte; größerer Aufschwung der Stadt erst durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert 1143 de Pain [Original], 1154 de Pagin; de Peine (1160). Der Ortsname ist nicht sicher zu deuten. Auszugehen ist von einer Ableitung mit -n-Suffix. Eine Verbindung mit indogermanisch *pag ‘festmachen’ (vgl. altsächsisch fak ‘Wand’) würde unverschobene Konsonanten voraussetzen. Überzeugender ist ein Anschluss an eine indogermanische Wurzel mit -s mobile, dessen anlautendes -s erst im Germanisch schwindet. Welche Wz. beziehungsweise welches Appellativum jedoch anzunehmen ist, ist unklar.
Peißenberg. Markt im Landkreis Weilheim-Schongau. Seit 1869 Abbau von Pechkohle, 1971 Stilllegung des Bergwerks. Flurname: circa 1060 ad medium Pisinperich. Siedelungsname; 2. Hälfte 11. Jahrhundert (Kopie des 12. Jahrhundert) castrum Bisinberc, circa 1130 (Kopievon 1521) Bisenberch, 1137–1147 Bisinberc, 1155–1186 Pisinperch, circa 1165/66 Pysenberch, 1270 Peisenberch, 1574 Peißenberg, 1832 Peissenberg (Unter-), Unterpeissenberg, Peissenberg. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch bërc, -berg, ‘Berg’, Bestimmungswort der zu erschließende Personennamen *B ̄ıso. Die Differenzierung im letzten Beleg bezieht sich auf die Lage unterhalb des Pfarrdorfs Hohenpeißenberg im selben Landkreis.
Peiting In der Römerzeit Villa rustica, circa 1055 Errichtung einer Burg durch die Welfen, 1268 Übergang an die Wittelsbacher. Circa 1063 Pitengouua, 1096–1133 Bitingouue, 1155 Bitengowe, 1263 Peytengo, 1274 Peittengewe, 1326 Beitinggowe , 1468 Beytigä, 1513 Peytingen, circa 1583 Peiting ... olim Peutengaw. Grundwort des ursprünglich Landschaftsnamens ist althochdeutsch geuui, gouuui ‘Gau, Land, Flur’; als Bestimmungswort ist wohl der Personennamen *B ̄ıdo zu erschließen.
Peitz Siedlung mit Burgwall, nach 1300 Städtchen; historischer Altstadtkern. Eisenhüttenwerk (1536 ersterwähnt), 1658 der erste Hochofen der Mark Brandenburg Gerrichtet, Amts und Wohngebäuden aus der Zeit zwischen 1809 und 1830, Ort bekannt durch seine Fischzucht. 1301 Pizne, 1399 Peicze, 1420 Peyczin [Original]; Peitz (1495). Slawische/altsorbisch wahrscheinlich *Picn(o), eine Bildung mit dem Suffix -‘nzu pica aus *pitati ‘nähren, futtern’, vgl. nsorbisch pica ‘Futter’, also ‘an (Vieh)futter reicher Ort’, vielleicht auch als Hinweis auf fruchtbares Land, Viehzucht oder gar hier betriebene Fischzucht zu verstehen. Anfänglich konsequente i-Schreibung, die sich später zum Diphthong -eientwickelt, spricht gegen die Herleitung von nsorbisch pjec ‘Ofen’.
Pelland, (Homberg-Niederrhein) 1202 de Pellande.
Pellenz. Verwaltungsgemeinde im Landkreis Mayen-Koblenz. Pellenz bezeichnet ursprünglich eine Hügellandschaft, die der heutigen bis 1992 Verwaltungsgemeinde Andernach-Land) den Namen gab. Name der Landschaft die Pellenz: 1344 Pelentz, 14. Jahrhundert in die Pellenz, die Pelenze. Grundform *Pelinza, althochdeutsch palinza, pfalinza, mittelhochdeutsch pfalenze, pfalze ‘Fürsten-/Bischofssitz’, entlehnt aus spätlateinisch palantia, lateinisch pala ̄tia (Plural) ‘kaiserliche oder fürstliche Wohnung’(ursprünglich auf dem Pala ̄t ̄ın in Rom).Der Name geht zurück auf die Pfalzgrafen bei Rhein, die in der Pellenz Herrschaftsrechte besaßen; sie heißen Pfalzgrafen, weil sie ursprünglich in der Pfalz des Königs (pfalinza) administrative Funktionen ausübten. So Pellenz, Flur zwischen Treis und Karden (circa1100 in pelenze), Landkreis Cochem-Zell.
Pellingen, 973 Pellinc, 1038 Pallinc, 1147 Pellinch.
Pelm, 1222 Pellinheym.
Penig Fischersiedlung an altem Muldenübergang, Ende des 12. Jahrhundert Anlage des Dorfes Altpenig auf dem Norduferhang, zugleich d. Wasserburg im späteren Stadtgebiet, zwischen 1170 und 1329 planmäßige Stadtanlage durch die Burggrafen von Altenburg, 1227 Stadt. Im 15. und 16. Jahrhundert besondere Bedeutung durch Töpferhandwerk (Peniger Steinzeug) und Bierbrauen. 1264 de Penic, Penik, 1314 Penig, 1382 Penek. Am ehesten aus altsorbisch *Pˇenik zu *pˇena ‘Schaum’, vielleicht auch ‘Dunst, Nebel’, mit Bezug auf die Lage an der Zwickauer Mulde mit deutlichem Gefälle und schäumendem Wasser; nicht zu altsorbisch *pen ́ ‘Baumstamm’.
Penzberg Besitz des Klosters Benediktbeuern, 1919 Stadterhebung, seit dem 18. Jahrhundert Abbau von Pechkohle, 1966 Stilllegung des Bergwerks. 1275 Poe nnensperch, 1293 als Ponnisperge, 1294 als Pve nnesperch, Ponnesperch, 13. Jahrhundert Pue nnesperch, 1371 Pönesperch, 1441 Pönsperg, 1487 Pönnesperg, 1599 Pensperg, 1832 Pensberg, Penzberg, 1867 Penzberg. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch bërc,-berg, ‘Berg’, Bestimmungswort wohl der zu erschließende Personennamen *Bonin oder *Bunni.
Penzliner Land. Amt (Stadt Penzlin mit weiteren elf Gemeinte) im Landkreis Müritz, 7407 Einwohner, zwischen dem Tollensesee und dem Müritz-Nationalpark, circa 15 km sw von Neubrandenburg, MV. Slawische Vorbesiedlung, im 13. Jahrhundert Errichtung einer Burg, 1263 Stadtrecht durch Fürsten von Werle, seit 1414 unter der Herrschaft der Familie von Maltzan, 1777 erkaufte die Stadt einige Rechte zurück, ab 1918 wieder alle Stadtrechte, Erwerbszweige stets Ackerbau und Kleinhandwerk. 1170 Pacelin, 1230 Pentzelyn, 1244 Pancirin, 1283 Pencelin, 1327 Pentzlin. Der Ortsname liegt ein altpolabisch Kosename*Pa ̨ˇcla mit einem possessiv Suffix -in zugrunde. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Pa ̨cˇl(a)’ rekonstruieren. Als Herkunft dieses Personennamens gibt es zwei Möglichkeiten: 1. der Kosename geht auf einen zweigliedrigen Vollname mit *Pa ̨tim Erstglied zurück, zu urslawische *po ̨tч, polb. *pa ̨t, poln. pa ̨ ́c ‘Weg; Reise’ (vgl. altpolnisch Kosename Panczek, Pantis, Panten, alle zu altpolnisch Vollname Pantslaus, auch mecklenburgische Kosename Pantze, Pantzk). Das Suffix -la ist als sekundäre Diminutivbildung des Kosenam zu deuten. Das -o-/-an wurde bei der Eindeutschung zu -ê-/-en gesenkt. 2. (so Eichler/ Mühlner) lässt sich der altpolabisch Personennamen *Pa ̨ˇcla (> altpolabisch Form *Pa ̨ˇclin) aus altpolabisch *pa ̨k( polnisch p ̨eka ́c ‘platzen, bersten’) herleiten.
Peppenhoven, (Ramershoven) 1054 Bebpinhoue.
Perbach, (Neukirchen-Vluyn) ende 1200 Perbach.
Perl, 1152-67 Perle, 1200 Peirla.
Perleberg Im Mittelater deutsche Burg mit Burgsiedlung; Stadtgründung nach 1200 (1239 civitas); Herrschaftsgebiet (1275 terra Perleberge). Rolandsfigur (1546), Fachwerkhäuser (17. Jahrhundert). 1239 perleberge [Original], 1294 parleberch [Original]; perleberg (1416). Wahrscheinlich typischer Name der Kolonisationszeit mit heraldischem Motiv, hier offenbar nach perlenverzierten Türmen auf dem Siegel des Stadtgründers Johann Gans von Perleberg. Die Perle galt im Mittelater als Sinnbild des schimmernden Glanzes. Frühere Schreibungen mit -ar spiegeln die Entwicklung des -ein Verbindung mit -rz u einem sehr offenen Laut wider. Mittelniederdeutsch -berch, hochdeutsch-berg ‘Berg’ im Grundwort in der Bedeutung ‘Burg’. Nach dem sehr spät belegten Bach Perle (zwei km n der Stadt) ist die Stadt nicht benannt.
Persebeck, (Dortmund) 820 Perricbeci, 2 halfte 1100 Perincbeki.
Petersberg (Hessen) Gemeinte im Landkreis Fulda, 14 697 Einwohner, Reg.Bez. Kassel, HE. Bergkirche St. Peter (im Jahre 836 geweiht), karolingische Wandmalereien in der Krypta (circa 835), Grabeskirche der Heiligen Lioba (Steinsarkophag um 836). 1174 ecclesie Sancti Petri in Ugesberg, 1212 monasterium s. Petri in Husperc, 1348 Probistye uff Sente Petrus Berge; Petersberg (1612). Der Ortsname steht in Beziehung zu der Benediktinerpropstei, die von Abt Hraban von Fulda 836 gegründet wurde. Der Name ist Zusammensetzung aus dem Grundwort-berg ‘Berg’. Das Bestimmungswort Peterist Kurzform zu lateinisch Petrus ‘Fels’ und geht auf den Namen des Apostels und ersten Papstes zurück, dem zahlreiche Peterskirchen und Bischofssitze geweiht wurden.
Petersberg (Saale-Holzland-Kreis)
Petershagen 1306 Gründung der gleichnamigen Burg durch Mindener Bischof an der Oespermündung in die Weser, 1361/66 Weichbildrecht, 1377 Zollprivileg Karls SO, 1384/98 und 1619 landesherrliche Münzstätte, seit Mitte 16. Jahrhundert Verwaltungssitz des Fürstentum Minden, bis 1611 landesherrliche Residenz, seit spätestens 1652 Weserfähre, 1734 preußisch. Stadtrecht, seit 1843 Titularstadt. 1973 Zusammenschluss mit Schlüsselburg und 27 umliegenden Gemeinte Im 19. Jahrhundert Tonindustrie, seit Anfang 19. Jahrhundert Heilbad, 1923 Sanatorium, 1976 Weserlandklinik für physikalische Medizin. 1306 castrum to dem Petershag; Petershagen (1647). Bildung mit dem Grundwort-hagen. Im Bestimmungswort erscheint der im Genitiv Singular flektierte Name des heiligen Petrus (Patrozinium des Mindener Doms).
Petershagen/Eggersdorf In der zweiter Phase der frühdeutsch-bäuerlichen Besiedlung der Mark im 13. Jahrhundert entstandene Angerdörfer. Petershagen: 1367 petirshayn, 1375 Petirshagen, Petershagen; Eggersdorf: 1323 Ecbrechtdorff, 1375 Eggebrechtstorf, Egbrechtstorp; Eggersdorf (1775). Zum christlichen Personennamen Peter (Petrus) und dem Grundwort mittelniederdeutsch-hagen. Hagen als Bezeichnung von Rodungs und Walddörfern mit besonderer Flureinteilung und mit eigenem Recht ist für Brandenburg nicht sicher nachzuweisen. Der Personennamen Eg(g)brecht im Ortsname Eggersdorf gehört zu altsächsisch eggia ‘Scheide, Schwert’ und ber(h)t > bre(h)t, brecht ‘glänzend, berühmt’. Zum Grundwort mittelnorddeutsch -dörp, hochdeutsch-dorf ‘Dorf ’.
Peternach, (Boppard) 1178-1202 Pedhirnache. Gallo-romamnisch Patriniacum, zu Patrinius gehorig.
Perternacht (Haus in Köln genannt nach dem Kloster Peternach in Boppard. 1180-1200 Pethernache.
Petersacker, (Bacharach) 1211 in sante Petirs ackere.
Petersberg, (Oberdollendorf) 193 de monte sancti Petri.
Petersberg, (Rhens) 1138 mons sancti Petri.
Petersberg, (Zell, Koblenz) 1143 in monte sancti Petri.
Peterstal, (Oberdollendorf) 1199 in ualle sancti Petri.
Petkum, 1000 Pettinghem. Germanisch Patjinga haim, Wohnung der Leute des Patjo.
Pewsum, 1000 Peusheim, Anfang 1100 Puesheim.
Pfaffendorf, (Koblenz) 1185 Paffendorf, 1198 Paphendorph. Germanisch Papon porpa-, Dorf des Papo.
Pfaffenhausen, 901 Peffunhusa.
Pfaffenhofen an der Ilm Besitz der Wittelsbacher, im 15. Jahrhundert Stadt. 1139–1168 Pfafenhoven, 1140–1170 (Kopie von 1281) Phaphinhouin, circa 1179/80 Phaffenhouen, 13. Jahrhundert Pfaeffenhofen, 1332 Pfaffenhofen, 1867 Pfaffenhofen a. d. Ilm. Der Ortsname wurde schon 1519–1521 durch Aventin erklärt. Grundwort ist eine Pluralform von mittelhochdeutsch-hof ‘Hof, Ökonomiehof ’, Bestimmungswort phaffe ‘Geistlicher, Weltgeistlicher’, sodass sich als Erklärung ‘bei den Höfen eines oder der Geistlichen’ ergibt. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage an der Ilm. So Pfaffenhofen a. d. Roth, Landkreis Neu-Ulm; Pfaffenhofen a. d. Glonn, Landkreis Dachau; Pfaffenhofen, Landkreis Heilbronn.
Pfaffenhofen an der Roth Ab 5./6. Jahrhundert alemannisch Besiedlung, 1474 Marktrecht, seit 1978 mit Holzheim in Verwaltungsgemeinde. 1284 Phafenhoven [Original], 1349 Pfaffenhouen; Pfaffenhofen (1369). Das Grundwort -hofen steht für ‘Hof, Besitz’, das Bestimmungswort Pfaffen für ‘(Welt-) Geistlicher, Priester’. Der Name ist folglich zu erklären als ‘des Pfaffen Hof ’, wodurch auf Besitzverhältnisse eines der späteren Siedlung zugrundeliegenden Wirtschaftshofes abgehoben wird, oder aber als ‘kirchlicher Besitz’. Die Verwendung des Siedlungsnamens kann auch als Hinweis auf einen Seelsorgbezirk aufgefasst werden. So Pfaffenhofen, Landkreis Pfaffenhofen.
Pfaffenhausen, 901 Peffunhusa.
Pfalzel, (Trier) 732-33 Palociolum, 853 Palacium. Romanisch palatiolum, kleiner Palast.
Pfalzkyll, (Röhl) 1222 Palcenne, Palcenne.
Pfalzfeld, 1222 Palezuuelt.
Pfalzgrafenweiler 1165 Zerstörung der Burg der Herren von Wilare, später Wiederaufbau, 1421 Verkauf an Württemberg. Luftkurort. Burgruine Mantelberg, Bösinger Wasserhäusle, Hohlenstein, ehemalige Zinsbachkapelle. 1165 (Chronik), Anfangs des 13. Jahrhundert Wilare. Es handelt sich um eine Zuss, mit dem Grundwort-weiler. Die Herren von Wilare gehörten zur Familie der Pfalzgrafen zu Tübingen und waren damit namengebend für das Bestimmungswort Pfalzgrafen.
Pfarrkirchen 874–897 Pharrachiricha, 1196 Pfarrechirichen, 1288 Pharrchirchen, 1460 Pfarrkirchen, 1512 lateinisch Paretium, 1519–1521 lateinisch Parochocircus. Grundwort ist althochdeutsch kirihha, chirihha,-kirchen, ‘Kirche’, Bestimmungswort pfarra, farra ‘Sprengel’, was sich auf die rechtliche Stellung der Kirche bezieht.
Pfedelbach Der Ort lag in spätrömisch Zeit am Obergermanisch-raetischen Limes. Ersterwähnung im „Öhringer Stiftungsbrief“ von 1037, 1472 an die Grafen (später Fürsten) von Hohenlohe, die hier Ende 16. Jahrhundert ein Schloss errichten. Bis Anfang 19. Jahrhundert zu verschiedenen (zunächst ev., später katholisch) Seitenlinien derer von Hohenlohe. Diese siedelten hier im 18. Jahrhundert katholisch Neusiedler an, deren sprachliche Varietät, das Jenische, noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhundert lebendig war. 1037 Phadelbach, 1270, 1319 Phedelbach, 1353 zu Windischnphedelbach, um 1357 Pfedelbach. Der Ortsname ist identisch mit dem Namen des Pfedelbachs (zum Windischenbach zur Ohrn zum Kocher zum Neckar), um 1357 gen der Pfedelbach. Zusammensetzung (Grundwort-bach) mit dem Bestimmungswort oBand pfedel ‘Fenn-, Bruchland uswach’, Flurname niederländisch Peel, 1192 Pedela, (< westgermanisch *paPila-).
Pfinztal 1974 durch Zusammenschluss der Gemeinte Berghausen, Kleinsteinbach, Söllingen und Wöschbach entstanden. Der einwohnerstärkste Ortsteil Berghausen wurde bereits im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. Die Ersterwähnung von Söllingen, dem nach der Fläche größten OT, stammt aus dem 11. und von Wöschbach aus dem 13. Jahrhundert Der kleinste Ortsteil Kleinsteinbach wurde im 14. Jahrhundert als Nieder Steinbach erstmals erwähnt. Sitz der neuen Gemeinten ist im Ortsteil Söllingen. Zusammensetzung mit Grundwort-tal und Flussname (die) Pfinz (zum Rhein) als Bestimmungswort Der Flussname ist belegt: 1381 Pfüntz, 1397 die Pfincze und als Bestimmungswort des Landschaftsnamen Pfinzgau, (zuerst) 769 (Kopie 12. Jahrhundert) Phuntzingouue. Er wird auf althochdeutsch *Pfunzina < vorgermanisch/lateinisch *Pontina ‘Brückenort, -fluss’ zurückgeführt (die Pfinz überquerten zwei Römerstraßen). So Pfünz, Landkreis Eichstätt; Langenpfunzen, Landkreis Rosenheim.
Pforzheim Frühe römisch Besiedlung (1./2. Jahrhundert n. Chr.), fränkische Reihengräber aus der Merowingerzeit, 11. Jahrhundert Marktrechte, um 1200 Stadtrechte, 13.–15. Jahrhundert Sitz der Markgrafen von Baden, traditionelles Zentrum der deutschen Schmuck und Uhrenindustrie („Goldstadt Pforzheim“; Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule) und kulturelles (Schmuckmuseum und Schmuckwelten Pforzheim, Mineralienmuseum u. a.) Oberzentrum, Geburtsstadt des Humanisten Johannes Reuchlin (1455– 1522). 244–47 A PORT(u ̄) L(eugas) V [Original], 1067 Phorzheim [Original], 1347 Pfortzheim [Original], 1450 Pforzen [Original]; Pforzheim [Original] (1512). Das vermutlich Ende des 1. Jahrhundert n. Chr. an der Straße von Ettenheim nach Bad Cannstatt entstandene römische Portus (wohl zu ergänzen *Antiae beziehungsweise *Antiensis ‘(an) der Enz’) ist inschriftlich auf dem sog. Meilenstein von Friolzheim für 244–47 als A PORT(u ̄) L(eugas) V (‘von Portus fünf Leugen entfernt’) bezeugt. Das Bestimmungswort Pforzist auf lateinisch portus, hier höchstwahrscheinlich in der Bed . ‘Verladestation an einem Fluss, Stapelplatz’ wohl im Sinne eines Warenumschlagplatzes, bezogen auf den Fluss Enz, zurückzuführen. Durch Übernahme ins Deutsche vor dem Ende der althochdeutschen Lautverschiebung unterlag die ursprünglich römische Ortsbezeichnung Portus der Lautentwicklung von P zu Pf und -t zu -(t)z-, sodass sich unter Wegfall der lateinisch Kasusendung -us aus Portus schließlich Pfor(t)zentwickelte. Das auf althochdeutsch *heim ‘Wohnung, Wohnstätte, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ zurückgehende Grundwort -heim wurde in der Mundartform Pforze des Siedlungsname im Laufe der Zeit zu -e verschliffen. Die ursprüngliche Bedeutung des Siedlungsname Pforzheim kann somit als ‘Wohnstätte, die nach einer Verladestation/einem Stapelplatz an der Enz benannt wurde’ erschlossen werden. So Pfortz, Landkreis Germersheim, und Pforzen, Schwaben.
Pfronten, 1289 Pfronten [Original], 1290 castrum in Phronten; Pfronten (1316). Schreibvariationen weiterhin häufig. *fronto ̄ne, Ableitung zu lateinisch frons, frontis ‘Stirne, Rand, Vorderseite’ (des Gebirges). Gesamtdeutung: ‘Siedlung am Gebirgsrand’.
Pfullendorf 1220 verleiht Friedrich Pfullendorf staufische Stadtrechte, 1803 an Baden. Stadtpfarrkirche St. Jakob, Heilig-Geist-Spital, Wallfahrtskirche Maria Schrey, Oberes Tor, Gremlichhaus, um 1080–1084 (Chron. Mitte 12. Jahrhundert) Pfullindorf; Pfullendorf (1152). Als ‘Siedlung des Pfu ̄llo’ eine Zusammensetzung aus dem Grundwort -dorf, althochdeutsch dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf ’, mittelhochdeutsch dorf ‘Dorf ’ und dem Personennamen *Pfu ̄ llo, dessen Stammvokal vor Doppelkonsonanz gekürzt und daher mundartlich nicht zu -üumgelautet wurde. So Pfullingen, Landkreis Reutlingen.
Pfullingen Bodenfunde und Flurname (Weil, Auf der Mauer) zeugen von römisch Gutshöfen. Die Edelfreien von Pfullingen bewohnten die obere Burg, die vor 1521 abgebrochen wurde, die untere Burg wurde 1487 an Württemberg verkauft, im späten Mittelalter erwirbt Württemberg alle Obrigkeit. Schlössle, Klarissenkloster, Schönbergturm. 937 in pago Pfullichgouue, 1089 (Chronik 1. H. 12. Jahrhundert, Kopie16. Jahrhundert) Phullingin; Pfullingen (1278). Der Name ist zurückzuführen auf eine-ing(en)Ableitung zu dem Personennamen *Pfu ̄llo und bedeutet ‘bei den Leuten des Pfu ̄ llo’. Der Stammvokal -u ̄ wurde vor Doppelkonsonanz gekürzt und daher nicht zu -üumgelautet. So Pfullendorf, Landkreis Sigmaringen.
Pfungstadt Der Ort – mit Bodenfunden seit der Jungsteinzeit, besonders fränk. Reihengräbern – dürfte im 7. Jahrhundert von den Franken (neu)besiedelt worden sein. Bis zum Hochmittelalter war er unter der Herrschaft der Reichsabtei Lorsch, die hier von 785 bis ins 12. Jahrhundert viele Schenkungen erhielt. Im Spätmittelalter kam er an die Grafen von Katzenelnbogen, 1479 an die Land Grafschaft Hessen, 1567 an Hessen-Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen. 1972/77 um 2 Gemeinte erweitert. 785, 804, 837 Phungestat, 836 Pungestat (alle Kopien 12. Jahrhundert), 1113 Fungestat, 1321 Pungestadt, um 1400 Pungstadt, 1487 Püngstadt, 1519 Pfingstat, 1777 Pfüngstatt /Pfungstatt [alle Original]. In CL ist Phunge„Normschreibung“ (13x so, nur 1x Punge-), wobei ph in eine aus der Vorlage stammende, romanisch beeinflusste „Sondergrafie“ für (unverschobenes) germanisch /p/ist (Haubrichs), wie es auch die Mundartlich hat. Noch bis ins 15. Jahrhundert wird P geschrieben (mit ganz seltenen oBand beeinflussten Ausnahmen wie 1113), erst seit dem 16. Jahrhundert gilt hochund schriftsprachliches Pf-. Bestimmungswort ist wohl – wie öfter bei-stadt Namen – ein Personenname, hier wohl Punning, eine Ableitung mit dem Zugehörigkeitssuffix germanisch-ing vom Kurznamen Punno = anlautverschärftes Bun(n)o, im Genitiv Plural: *Punningo‘(Siedlungsstätte) der Leute des Punno’. Das -ingo im Nebenton wurde dann früh (auch durch den n-Schwund vor g) zu -g(e). Der (im Mitteldeutsch auch vor Nasal + Konsonant eingetretene) Umlaut von u wurde, wie üblich, erst im 15./16. Jahrhundert bezeichnet, später aber wohl als mundartlich unter oBand Einfluss aufgegeben. So Pinkofen, Ortsteil von Schierling, Landkreis Regenburg.
Philippsburg Zunächst zu Lorsch, 1615 Ausbau der Burg zur Festung durch Bischof Christoph Philipp von Sötern, 1618 Zerstörung durch die Pfälzer, 1634 an Schweden, 1635 wieder kaiserlich, 1644 von den Franzosen besetzt, es folgen Kapitulation und Rückeroberung durch die Franzosen und die Rückgabe ans Reich 1697, 1803 an Baden. Philippsburg (1615) Namengebend für den zunächst Udenheim – 784 Hiutenheim (Kopie 12. Jahrhundert), um 800 Utenheim (Kopie 12. Jahrhundert) – genannten Ort ist die Festung Philippsburg, die 1615 vom Speyerer Bischof Philipp Christop von Sötern gegründet wurde. So Phillipsthal, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Phillipsheim, Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Pickließem, 1127 Liezheim, 1204 Lizheim.
Pier, (Aa) 874 Pirnam, 922 Pirina.
Piesport, 996-77 ad porto Pigontio, 1098 Pizport. 1195 Piezport.
Pillig, 1051 Pulecho, 1212 Poliche.
Pingsdorf, (Bruhl, Köln) 1149 Pinnestorp, 1158 Pinnesdorp.
Pingsheim, (Köln) 1195 Pinsheim.
Pinneberg, an der Pinnau (ältere Flussname *Ütristina, *Aue to Ueterst, SH). 1351 erstmals urkundlich erwähnt, bis 1640 zur Grafschaft Schauenburg-Pinneberg, anschließend unter dän. Verwaltung, 1867 zu Preußen und Sitz der Kreisverwaltung, 1875 Stadtrechte und Kreisstadt. Wasserturm, Deutsches Baumschulmuseum. 1351 in Pinnenberghe [Original], 1451 to ... Pynnenberge; zu Pinneberg (1622). Der Ortsname birgt eine veraltete norddeutsch Wendung in sich, mit der ein mit Pinnen ‘Pflöcken’ befestigter Berg bezeichnet wird. Dieser war ein im Norddeutsch nicht selten vertretener Flurname. Hier ist derjenige Berg gemeint, auf dem ursprünglich eine Burg der Schauenburger Grafen von Holstein stand, in der deren Drosten saßen. Der Ortsname spiegelt also die Bedeutung ‘Siedlung am mit Pflöcken befestigten Berg’ wider. So Pinnebergerdorf, Ortsteil von Pinneberg.
Pirmasens Die Siedlung wird erstmals als Landbesitz des Klosters Hornbach, das Pirminius gegründet hat, in dessen Vita aus der 1. Hälfte 9. Jahrhundert erwähnt. Der Ort kam im 18. Jahrhundert an Hessen-Darmstadt, wurde zur Residenz erhoben und erhielt 1769 volles Stadtrecht. Um 820 in loco, qui nunc vocatur Pirminiseusna (Kopie10. Jahrhundert), 1225 de Birmesensen, de Pirmesessen, 1436 Pirmesens; Pirmasens (1672). Das Bestimmungswort ist der Heiligenname Pirminius, der sich lautlich von Pirminisüber Birme(n)s zu Pirma(n)s entwickelte. Das Grundwort wird durch althochdeutsch *einasna ‘Einzelanwesen’ gebildet, das einen Wandel von *-einasna über -einesse/-e(n)se(n) zu -esse beziehungsweise -ens zeigt. Daraus ergibt sich als ursprünglich Bedeutung ‘Eremitage, Einsiedelei des Heiligen Pirminius’.
Pirna „Tor zur Sächsischen Schweiz“. Altsorbisch Burgwall und Burgsiedlung an alter Elbefurt, um 1100 böhmisch, um 1200 planmäßige Stadtanlage durch die Markgrafen von Meißen, Stadtrecht um 1250. Bis 1989 Standort der Textil-, Baustoffund Chemieindustrie. 1233 Perne, 1245 Pirne, dass im 14. Jahrhundert vorherrscht, 1413 Pyrna. Am ehesten zu altsorbisch *py ́r ‘Brandstelle’ mit einer Grundform *Py ́rno, die jedoch auch noch ältere (indogermanisch?) Formen fortsetzen könnte. Volkssprachlich an Birne angelehnt, 1413 Pyrna deutet auf die Kanzlei-Endung -a.
Pissenheim, (Berkum) 770 in Pisinhaimo marcha. 853 Pissanheim.
Pissighofen. 922 Pischingehoua. Germanisch Piskingo hofa, zum Hof der Leute des Pisko.
Plaidt, 894-95 Bloide, 915-28 Plaida, 1147 Bleida.
Plankstadt 1165 unter pfälzischer Oberherrschaft kam der Lorscher Besitz an das Tochterkloster Neuburg und 1173 an das Kloster Lobenfeld, 1254–1259 Kauf des gesamten Grundbesitzes durch die Schönauer Zisterzienser, 1803 an Baden. Tabakanbau, Bierbrauerei. Vogelpark, Heimatmuseum. 771 Blanckenstat, 804 Planckenstat, 1369 Blangstat, 1381 Planckstat. Es handelt sich wohl um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort althochdeutsch, mittelhochdeutsch -stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’ und dem Bestimmungswort althochdeutsch blanc ‘fahl, weiß, glänzend’. So Bad Blöankenburg, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt; Blankenhain, Landkreis Weimarer Land.
Platten, 1084 Platana, 1212 Plattena.
Plattenberg, (Werden, Essen) 1063-66 Plettonbrath. Sie Bracht.
Plattling Besitz des Klosters Metten und der Grafen von Bogen, im 13. Jahrhundert Übernahme durch die Wittelsbacher, 1320 Markt. 868 Platlinga, 1162 Blaedeling, 1198 Plaedlingen, 1222 Pladling, 1254 Plaedling, 1811 Plattling. Es liegt wohl der zu erschließenden Personennamen *Bladilo zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitetist.
Plau am See Slawische Vorbesiedlung mit nahegelegener Burg, die um 1200 den Fürsten von Werle gehörte, 1225 durch diese planmäßige Anlage einer neuen Siedlung, 1235 als Stadt bezeichnet, seit etwa 14. Jahrhundert wechselnde Zugehörigkeit, im 19. Jahrhundert Bau einer Eisengießerei sowie einer Tuchfabrik und Ziegelei, seit 1994 Zusatz: am See, 1998 staatliche Anerkennung als Luftkurort mit stetem Ausbau des Fremdenverkehrs. 1235 ciues in Plawe, 1254 Plawe, 1296 sito extra ciuitatem Plauue, 1323 Plawis. Der Ortsname liegt ein altpolabisch Flurname *Plavy (Plural) mit der Bedeutung ‘Flößplatz, Flößort’ zugrunde, der auf das Appellativum *plaw (vgl. poln. spławi ́c ‘schwemmen, flößen’, russ. splavit’ ‘flößen’, ukr. plav ‘niederes Ufer’) zurückgeht und sicher mit einem Platz am Ufer des Plauer Sees in Verbindung steht. Die unbetonte Pluralendung -y wurde in den mittelalten Urkunden als -ewiedergegeben und ging bei der Eindeutschung verloren. So Plauen, Vogtlandkreis; Plaue, Ilm-Kreis; Plaue an der Havel, Ortsteil von Brandenburg; Plöwen, Landkreis Uecker-Randow.
Plauen 1122 deutsche Burg mit Burgsiedlung, Stadtgründung um 1220/30 durch die Reichsvögte von Gera, Weida und Plauen, Residenz der Vögte, altes Zentrum für den Handel mit Süddeutschland und Böhmen. Seit dem 18. Jahrhundert Zentrum der Textilindustrie (Plauener Spitze. 1122 Plawe, ebenso im 13. Jahrhundert, 1360 Plawen. Zu altsorbisch *płav als Bezeichnung einer Schwemme an der oberen Weißen Elster, wahrscheinlich eher für das Flößen, weniger für eine Pferdeschwemme. Die Endung -en setzt sich erst im 14. Jahrhundert durch, analog zu anderem Ortsnamen auf -en (Treuen uswach). So Plau am See, Landkreis Parchim, Plaue, Ilm-Kreis.
Pleis=Niederpleis und Oberpleis. 948 Pleisa, 1064 Bleysa, 1132 Bleise.
Pleiserhorn, (Oberpleis) 1218 Hain.
Pleizenhausen, (Koblenz) 1098 Blicenhusa.
Pleß Mittelpunkt eines Agrargebietes s des Oberschlesischen Industriegebiets, in der Niederung der Pszczinka (nur 1890: Plesser Wasser) // Pszczynka, Plural 1327 als Stadt erwähnt, seit 1447 Sitz der Standesherrschaft; die Berufsstruktur der Bewohner war auf die Bedürfnisse der Residenz eingestellt. Um 1910 waren 67% der Stadtbewohner Deutsche, während die Landbevölkerung größtenteils polnischsprachig war. Dies spiegelte sich auch in der Abstimmung über die künftige Zugehörigkeit Oberschlesiens von 1921 wider, in der 74 % der Bewohner des Kreises für Polen und 75 % der Stadtbewohner für Deutschland votierten. Bis 1922 Kreisstadt im Reg.-Bez. Oppeln; 7700 Einwohner (1939). In der Umgebung ist ein Wisentgehege, Schloss mit Museum. 1302 Plisschyr, 1325 Plessina, 1425 Blissczyna, 1444 Blssczina, 1511 Pssczyna, 1845 Pleß, poln. Pszczyna. Der Ortsname knüpft an den Flussnamen an; dieser ist 1423, als floss und wassir genant Plessen belegt (h. Pszczynka). Herkunft des Flussnamens ist strittig: 1) Ursprünglich *Blszczyna zu altpolnisch bleszczy ́c ‘glänzen, leuchten, schimmern’ zum altslawisch *blцsk‘Aufleuchten, Glanz’, also ‘glänzendes, helles Wasser’. Auf diese Deutung weisen die Erwähnungen aus dem 15. Jahrhundert hin. 2) *Plszczyna zu *pleszcz, altslawisch plцsk‘spritzen, plätschern’ mit der Bedeutung ‘spritzendes, plätscherndes Wasser’. Die heutige Form des Ortsnamens entstand durch Vereinfachung der schwer auszusprechenden Konsonantengruppe Plszczzu Pszcz-. So Bleszcze, Ps ́cinno, beide Plural.
Plessa 1395 Ples, 1456 Blesße, Plesse, 1540 Blesse, Plessaw; Plessa (1583). Slawische/altsorbisch *Ples(o), ein einfacher Name zu *ples(o) ‘See’, eventuell ‘offene und breite Stelle eines Flusses, Untiefe’, motiviert durch die Lage an der Schwarzen Elster. Das auslautende -a ist ein typisches Merkmal für Ortsname; kommt besonders häufig in Siedlungsname vor; im N Brandenburgs wurde in derselben Funktion-ow angefügt.
Plettenberg Um 1070 Plettonbrath, 1311 in Plettinbreght, 1392 to Plettenberg, 1463 van Pletemert. Die Schreibung -berg ist erst seit 1400 einigermaßen fest. Im mündlichen Gebrauch bleibt es noch lange bei einer Ableitung von -bracht mit -r-Metathese und Wandel von -nb->-mb->-m-. Das Flurund (sekundäre) Siedlungsnamen-Grundwort -bracht ist bislang nicht gedeutet (Derks und Müller). Das Bestimmungswort Plettenwird von Müller zu platt ‘flach’, auch ‘unbewaldet’, beziehungsweise zu Platte ‘kleine Hochfläche’ gestellt. So Zwei Flurname Plettenberg in Süd-Westfalen.
Pliezhausen 1092 an das Kloster Allerheiligen, später, eventuell zusammen mit Urach im 13. Jahrhundert an Württemberg. Zwei-Eichen-Turm, Römerstraße, Naturpark Schönbuch, Dorfmuseum. 1092 Plidolfeshu Siedlungsname [Original], 1291 Blidolzhusen [Original], 1526–35 Pliezhusen. Eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Bl ̄ıdolf und dem Grundwort mittelhochdeutsch -hu ̄sen, Neuhochdeutsch-hausen als alter Dativ Plural von althochdeutsch mittelhochdeutsch hu ̄s: ‘Siedlung des Bl ̄ıdolf’. Da die -hausen-Namen auf dem Grundwort betont werden, wurde der Stammvokal - ̄ı gekürzt und deshalb nicht zu -eidiphthongiert. Der zweite Bestandteil des Personennamens ist infolge seiner schwachtonigen Mittelstellung im Ortsname geschwunden.
Plittershagen, (Arn) 1100 Blitheriahagon. Germanisch Blipiharis hagana, Einfriedigung des Blipihar.
Plochingen Ab 1331 mehrheitlich zum Spital Esslingen, 1802/03 an Württemberg. Herstellung von Hochleistungskeramik, Automobilzulieferer. Hundertwasserhaus, Weinbergtürmle, Ottilienkapelle, Haus Gablenberg. 1146 Blochingen [Original], 1157 Plochingin. Da kein zugehöriger altdeutscher Personennamen überliefert ist und auch nicht plausibel rekonstruiert werden kann, geht Reichardt von einem der in Baden-Württemberg seltenen Fälle der Verbindung von -ing(en) + Appelativ aus. In einer Ableitung von althochdeutsch bloh ‘Holzblock’, mittelhochdeutsch bloch ‘Klotz, Bohle, ungespaltener, unbehauener Baumstamm’, könnte -ing(en) zur Bildung von Ortsname nach charakteristischen Merkmalen des Wohnortes, hier wohl der Blockbauweise der Siedler, gedient haben.
Plön 1236 Lübisches Stadtrecht, ab etwa 1623 Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, 1761 an die dänische Krone, 1867 zu Preußen. Luftkurort, Schloss Plön. 11. Jahrhundert Plunie civitas [Original], 1221 in Plone; Plöen (1649). Der Ortsname stammt vom altpolabisch Wortstamm plon ab, was ‘eisfreie Fläche im See’ bedeutet. Damit ist auf die alte slawische Burg Plön auf der Insel Olsborch im Großen Plöner See verwiesen.
Plüderhausen 1253 als Zubehör der staufischen Herrschaft Waldhausen an Württemberg. Herstellung von Druckgießmaschinen. Altes Rathaus, St. Margaretenkirche, Herz-Jesu-Kirche. Um 1100 (Kopie16. Jahrhundert) Bliderhovsun, Bliderhusen, 1278 Bliderhusen [Original], 1421 Blyderßhusen; Plüderhausen (1552). Wohl eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Bl ̄ıder und dem Gw mittelhochdeutsch -hu ̄sen, Neuhochdeutsch -hausen: ‘Siedlung des Bl ̄ıder’. Da den meisten Belegen das Genitiv-s fehlt, das sonst in der Regel in der Kombination Personennamen + -hu ̄sen erhalten ist, vermutet Reichardt eine frühe volksetymologische Neumotivierung durch das Adjektiv althochdeutsch bl ̄ı di, mittelhochdeutsch bl ̄ı de ‘froh, heiter, freundlich’ als: ‘Siedlung des Fröhlichen/Freundlichen’. Da die -hausenNamen auf dem Grundwort betont werden, wurde der Stammvokal - ̄ı gekürzt und nicht zu -ei diphthongiert. Der seit dem späten 15. Jahrhundert bezeugte Umlaut -ü ist eine hyperkorrekte Schreibung vor dem Hintergrund der mundartlichen Entrundung von ü zu i.
Plütscheid, Anfang 1300 Plutsey.
Pluwig, 1211 Pluuei.
Pocking Klosterbesitz, seit dem 13. Jahrhundert Dorfherrschaft der Grafen von Ortenburg. 820 (Kopiedes 9. Jahrhundert) Pochingas, 1180–1200 Pochingen, 1287 Poching, 1317 Pokking, 1471 Pocking. Es liegt wohl der Personennamen Bocco zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Pohlheim. Stadt im Landkreis Gießen, 18144 Einwohner, am Nordrand der Wetterau, sö Gießen, Reg.-Bez. Gießen, Hessen. Entstehung der Gemeinte Pohlheim durch Zusammenschluss von Dorf-Güll, Garbenteich, Grüningen, Hausen, Holzheim, Watzenborn-Steinberg (31. 12. 1970); Name der Wüstung Pohlheim als Erinnerungsname, Stadtrecht 1974; romanisch Kirche in Garbenteich (12. Jahrhundert), Reste des römischen Limes und frühgotisch Pfarrkirche (mit Flachdecke von 1669) in Grüningen, barocke Saalkirche in Holzheim (1631–32). 793 (–796?) (Kopie 1183–95) in Logenehe in Falheimer marca, 1247 Cunrado de Palheim, 1307 in villa Palheym, 1466 zu Pholheim. Kompositummit dem Grundwort -heim ‘Wohnsitz, Haus, Wohnstätte’. Für das Bestimmungswort wurde bisher ein Anschluss an althochdeutsch pha ̄l ‘Pfahl’ versucht und damit eine Beziehung zum Limes hergestellt, der damals wie h. in der Mundart palus, pol heißt. Das Wort Pfahl, althochdeutsch pha ̄l, mittelhochdeutsch pha ̄l wurde früh aus lateinisch pa ̄lus ‘Pfahl’ (hauptsächlich als Bestandteil von Befestigungswerken) entlehnt. Im Anlaut bleibt p mittel und rhfr. unverschoben. Mit diesem Ansatz stellt sich allerdings die Frage, wie die Erstnennung der Mark aus dem CL (793 (–796? Kopie1183–95, Falheimer marca) und der Wechsel anlautend F> P zu erklären ist. Anlautend F erscheint anstatt P hauptsächlich in alemannisch Textdenkmälern; in bairisch und fränk. Quellen finden sich hingegen nur vereinzelte Belege für den Auslaut. Eine andere Deutungsmöglichkeit ergibt sich, wenn man vom Erstbeleg ausgeht, also Fala nstatt Pal für die weitere Deutung zugrunde legt. Das Bestimmungswort würde dann einen Anschluss an germanisch fal‘ eben, flach’ finden (vermutlich auch in Ost und Westfalen); zu vergleichen ist schwedisch fala ‘Ebene, Heide’. Die Formen mit P-, die erst im 13. Jahrhundert erscheinen, sind dann entweder als Lehnform oder als Umdeutung zu interpretieren. Das Grundwort zeigt im Beleg von 1307 die graphische Variante -y für -i-. Der Stammvokal ist konstant als -aü berliefert; im 15. Jahrhundert wird -a ̄zu -o ̄labialisiert (Rundung). Für den Ortsname Pohlheim ergeben sich zwei Deutungsmöglichkeiten als ‘Siedlung am Pfahl (Limes)’ oder als ‘Siedlung an der flachen Stelle, auf der Ebene’. So † Pohlheim, Wetteraukreis; Pohl-Göns, Wetteraukreis;
Poing. Gemeinte im Landkreis Ebersberg, 859–875 Piuuuingun, 977–981 Piuuinga, 1155–1206 Puingen, 14. Jahrhundert Pewing, Peuing, 1539 Poying, 1796 Poing. Es ist einem Personennamen*Piuwo zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Polch, (Koblenz) 1052 Pulicha, 1052 Pulecha, 1147 Pulcha.
Pölich, 633 Polih, 1140 Polichae, Anfang 1300 Poliche.
Pöling, (Enniger, München) mitten 1200 Pulincge.
Poll, (Kalk, Köln) 1003 Polla. Germanisch polla-, aus dem Wasser auftauchende, niedrige Anhöhe.
Polle, (Estringen) mitten 1200 Polle.
Polsum, (München) 1144 Polsheim. Poltersdorf, (Ellenz-Poltersdorf) 1096 Polterstorp.
Pömbsen, 1015-25 Pummisum.
Pommern, (Koblenz) 922 in loco Pumeri uocat, +1050 Pomerium, 1107 in Pomerio. Romanisch pomarias, Apfelgarten.
Poppelsdorf, (Bonn) 1166 Popelstorp. Germanisch Poppiles porp,- Siedlung des Poppil.
Poppenhassel, (Selm) 889 Punpon hasla.
Porta Westfalica 1020 erstmals erwähnte Schalksburg, Besitz der Edelherrn vom Berge, Vögte des Bistums Minden; seit 12. Jahrhundert Burg Hus tom Berge (1019/20), 1215 Henricus de Monte, 1650 Hauß zum Berg, 1723 Abbruch der Burg, ehemalig Burgflecken Hausberge unterhalb der Burg. Seit Anfang 19. Jahrhundert Fremdenverkehr, 1896 Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Wittekindsberg (l. der Weser). Sandsteinabbau bis circa 1912, Eisenerz ab Mitte 19. Jahrhundert Dienstleistungsgewerbe. 1973 Zusammenlegung der Stadt Hausberge mit 13 Nachbar Gemeinte ; heutiger Name amtlich seit 1973. 1796 Westphälische Pforte, Porta Westphalica, 1800 die Porta Westphalens, Porta Westfalica, Porta Westphalika, 1829 Westphälische Pforte. Die Stadt wird mit der lateinisch Namenform der sog. Westfälischen Pforte,Porta Westfalica, nach dem durch die Weser gebildeten Taleinschnitt zwischen Wiehengebirge und Wesergebirge benannt (die gelehrte Namenbildung erscheint vermutlich zuerst bei Frölich 1796; vgl. Hoche 1800).
Pößneck. Stadt, Saale-Orla-Kreis, s Jena, ö Saalfeld, an der Kotschau in der Orlasenke, Altsorbisch Dorf im frühmittelalterlichen d. Königsgutbezirk Saalfeld (9.–11. Jahrhundert) mit der Altenburg; an alter Straße von Saalfeld nach Gera, im 12. Jahrhundert Entwicklung zum Burgmarkt (alde stat 1425); Stadterweiterung im 13. Jahrhundert (1324 stat und hus); im Mittelalter Tuchmacherei und Gerberei. 1252 de Pesnitz, 1303 Pesnic, 1354 Peznik, 1423 Peßnig; Pösneck (1725). Ursprünglich altsorbisch Ortsname *P ̆e ́snik zu altsorbisch *p ̆e ́snik ‘sandiger Ort, Sandgrube’. Eine altsorbisch Stellenbezeichnung wurde zum ON, der etwa im 10. Jahrhundert ins D. gelangte. Im 17./18. Jahrhundert wird amtlich im Deutsch -e hyperkorrekt zu -ö i ON. So Pösneck, OrtsteilL von Wünschendorf, Landkreis Greiz, 1419 Pessenig.
Potsdam Im Frühmittelalter slawische Wallburg mit Fischersiedlung, später Burg der Markgraf von Brandenburg; Anwachsen zum Städtchen (1317 oppidum, 1323 städeken); im 18. Jahrhundert Ausbau zur Residenz der Könige von Preußen und Anlage von Schloss und Park Sanssouci (1721 Neustadt). Schlösser und Gärten von Potsdam sind Weltkulturerbe. 993 Poztupimi [Original], 1317 postamp, 1345 postam [Original], um 1500 Potstamp [Original]. Im Erstbeleg entnasalierte Form: sorbisch, da Urkunde in Merseburg ausgestellt oder durch zeitliche Schwankungen a ̨/u im altpolabisch Grenzgebiet erklärbar. Wahrscheinlich slawische/altpolabisch *Posta ̨pim’, eine possessive Bildung mit dem Suffix -j zum unechten Vollname Posta ̨pim (zur Präposition po ‘an, bei’ und dem Verbalstamm sta ̨p‘ treten’), direkte Vergleichsnamen fehlen. Die eingedeutschte Form für das 12. Jahrhundert wäre *Postampem, das auslautende -em fiel infolge der Dissimilation ab. Möglich ist auch eine Bildung mit der Präposition pod ‘bei, unterhalb’ und sta ̨p ‘Stampfe’, das -m ist Endung des Instrumentals Plural oder Singular, also ‘Ort bei der beziehungsweise mit der Stampfe’.
Pracht 1166 Braht, siehe Bracht, Brecht.
Prath, 922 villa Prata nuncupata, mitten 1000 Prata. Germanisch von romanisch prata, Heuwiese.
Pratteln. Gemeinte im Bezirk Liestal. Viele Funde aus der Römerzeit lassen auf dichte römisch Besiedlung schließen. Das Dorf selbst geht auf einen Dinghof des Klosters St. Alban und auf Besitz der Herren von Eptingen zurück. Diese errichteten im 11. oder 12. Jahrhundert die Burg Madlen und im späten 13. Jahrhundert das Weiherschloss. 1384 wurde das Dorf von den Baslern verbrannt und 1468 im Sundgauerkrieg von den Eidgenossen verwüstet. 1525 erwarb Basel alle Güter und Rechte der Eptinger in Pratteln. Während der Basler Herrschaft war Pratteln dem Münchensteineramt zugeteilt. In der Helvetik gehörte es zum Distrikt Basel, 1814 zum Untern Bezirk. Nach der Kantonstrennung kam es zum Bezirk Liestal. 1102/03 Bratello [Original], 1146 Bratella. Der Ortsname ist zu spätromanisch *pradella ‘kleine Wiese(n)’ zu stellen, offenbar ein ehemaliger Flurname. Pratteln bedeutet folglich ‘der bei der kleinen Wiese gelegene Ort’. Der Name dürfte erst etwa im 8. Jahrhundert in die deutsche Sprache gelangt sein. Wäre er vorher übernommen worden, müsste Pratteln nach den Gesetzen der althochdeutsch Lautverschiebung Pfratzelen lauten.
Praunheim, (Frankfurt am Main) 826 Promhem.
Preetz (Schleswig-Holstein) Amtsfreie Stadt im Kreis Plön, 1185 erstmals urkundlich erwähnt, 1211 Gründung des Benediktinerklosters Preetz, 1867 zu Preußen, 1870 eingeschränktes Stadtrecht, 1901 volles Stadtrecht. Ehemalige „Schusterstadt“, Luftkurort, Druckgewerbe, erstes Circus-Museum Deutschlands. Ende 12. Jahrhundert Porokensis [Original], 1216 Porez; dat Blyck Pretze (1513). Vom altpolabisch porˇeˇce als Zusammensetzung aus der Präposition po ‘an, bei’, rˇeka ‘Fluss’ und dem Possessivsuffix -‘e abstammend bedeutet der Ortsname also ‘Ort am Fluss’, womit auf die Lage an der Schwentine verwiesen ist.
Preisch, (Nieder-Rentgen) 963 Brisichi.
Premnitz Frühmittelalterliche slawische Burg mit Burgsiedlung; d. Burg und Marktflecken (1188 castrum cum foro); neue Stadtanlage 1234/34. 1187 Stephanus sacerdos Prinzlauiensis, 1188 Prenczlau, 1234 Prencelaw, 1237 Premizlawe, 1432 premszlow; Prenzlau (1706). Slawische/altpolabisch *Premyslav’, eine Bildung mit dem possessivischen Suffix -j zum Vollname Premyslav, also ‘Ort (Burg) des Premyslav’. Der Personennamen ist eine Weiterbildung mit dem sehr produktiven Zweitglied – slav (zu slava ‘Ruhm, Ehre’) vom Vollname Premysl (zu Präposition pre ‘durch, aus, wegen, für’ und zu mysliti ‘denken’). Das -nin dem Ortsname lässt sich als Assimilation von -man -serklären. Auslautendes -aw wurde an zahlreiche-ow aus-au(e)-Namen angeglichen. So † Prinzlow, sw von Neustadt (Dosse), Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
Preußisch Oldendorf Mittelpunkt eines karolingischen Kirchspiels an alter Heerstraße, 996 Kirche St. Dionysius, Freigericht in Wimmer, Gogericht und weitere Gerichtsstätten, 1319 mit Burg Limberg an Grafschaft Ravensberg, 1556 Vogtei des Amtes Limberg, 1647 an Brandenburg, 1692 Wigbold, 1719 Stadtrecht als preußisch. Akzisestadt, 1807 Westfalen, 1814 an Preußen, 1843 preußisch Landgemeindeverordnung. 1973 Zusammenschluss mit weiteren Gemeinte. 969–996 Aldenthorpe, 1188–1300 Oldendorpe, 1585 Oldendorp, 1658 Olderdorp, 1719 Oldendorff; Preuß. Oldendorf (1806). Bildung mit dem Grundwort-dorf. Der Name ist aus einer lokativisch Wendung im Dativ Singular wie *to dem alden thorpe ‘bei dem alten Dorfe’ mit früh hinzugesetztem Adjectivisch altsächsisch mittelniederdeutsch ald, old ‘alt’ entstanden, nach Übergang an Preußen mit dem differenzierenden Zusatz Preußisch in Abgrenzung zu Hessisch Oldendorf (Landkreis Hameln-Pyrmont.
Prien am Chiemsee Auf dem Boden eines Maierhofs neben einem Übergang über die Prien entstanden, um 1200 Pfarrei, später Gerichtssitz und Markt, Haupthafen der Chiemseeschifffahrt, Luft und Kneippkurort. 1177-circa1200 de Priene, 1184–1200 Prienne, vor 1189 Priene, circa 1196–1226 Prien, circa1200 Brienne. Namen gebend war der Fluss Prien (circa1130-circa1150 iuxta Briennam riuolum, 1135 brienna rivulus, um 1198 super fluvium ... Priena), der bei Prien in den Chiemsee mündet. Keltisch *Brigesna ̄ ‘die vom Berg Kommende’ entwickelte sich zu bairisch *Prigenna, später Prienne und Prien. So Bregenz, Vorarlberg, A; Brixen, Trentino-Südtirol, Brig-Glis, Kanton Wallis.
Pritzwalk Altslawisch Dorf; mit d. Zuwanderung Entwicklung zum Marktflecken, Stadtanlage durch die Herren von Putlitz nach 1200; Stadtrecht 1256 durch den Markgraf von Brandenburg. Stadtmauerreste, Pfarrkirche St. Nikolai (Mitte des 13. Jahrhundert), Fachwerkhäuser (nach Stadtbrand 1821). 1256 Pritzwalk, 1300 prizcewalc [Original], 1373 Pristualke. Wahrscheinlich ein slawische/altpolabisch zweigliedriger Bewohnername *Prestavolky zu prestati ‘aufhören’ und volk ‘Wolf’, dessen Bedeutung nicht genau zu ermitteln ist. Möglicherweise ein Scherzname, fürLeute die im Wald wohnten und mit Wölfen zukämpfen hatten. Dieser Namentyp ist in der Gegend mehrfach vertreten. Möglich ist auch eine Erklärung
als *Prezvolk zu prez ‘durch, über’ und volk ‘Landzunge zwischen Flüssen, Schleifstelle’. Der Ausfall
von -t in einer durch Kontraktion entstandenen Lautgruppe -stwist im Mittelniederdeutsch möglich, dann -s als Affrikate aufgenommen. Doch ist auch die Aufnahme eines intervokalischen -stdurch Affrikatedenkbar. Die ungewöhnliche Wiedergabe von volk durch -walk ist wahrscheinlich durch die Betonung zu erklären. So Pritzwald (1314 Pristavalc), Ortsteil von Zudar, Landkreis Rügen und Pritzwald, Ortsteil von Wusterhusen, Landkreis Ostvorpommern.
Probstei Amt im Kreis Plön, Zusammenschluss von zwanzig Gemeinden (darunter Probsteierhagen), 22 795 Einwohner, zwischen Kieler Förde, Ostsee und Selenter See, SH. Bis 1542 wurde Probsteierhagen durch den Probst des Klosters Preetz verwaltet. Getreideproduktion, Probstei-Museum. 1515 uth der Prowestye [Original], 1550 in der Prowstie. Der Name des Amtes geht auf historisch Umstand zurück, dass die gleichnamige Landschaft von Laboe bis Stakendorf ursprünglich zum Kloster Preetz gehörte und von dessen Pröbsten verwaltet wurde.
Prüm 721 Gründung der Reichsabtei Prüm, 1016 Marktrecht, 1222 wird das Gebiet um Prüm zum Fürstentum erhoben, ab 1576 zu Trier, 1794 französisch besetzt, ab 1815 preußisch Kreisstadt. 720 Prumia, 1195 Prume, 1428 Proeme, 16. Jahrhundert Prümb, 1747 Prumm. Identisch mit dem Flussname die Prüm, 4. Jahrhundert (Kopie 10. und 12. Jahrhundert) Proneê (lies Prómeae), 762 (Kopie 10. Jahrhundert) in Prumiam, 777 (Kopie 11.–12. Jahrhundert) in fluuio Prumia, 778 (Kopie 11.–12. Jahrhundert) in Brumia fluuio; Grundform FlN. (vspr.) *Pro ̄mia ̄, Ableitung mit -m-Suffix von der o-Stufe des Verbs indogermanisch *pr ̄e‘ anblasen, anfachen, spritzen’. Wegen des anlautenden P kein keltisch Name. Benennungsanlass (‘spritzendes Gewässer’) könnten die Prümer Wasserfälle gewesen sein.
Prum, (Seppenrade) 1000 Prunhem.
Prummern, (Immendorf) 1154 Brumeram, 1166 Prumere.
Prümzurlay, 801-02 Prumia.
Puchheim 948–957 Puohheim, 11. Jahrhundert (Kopie des 12. Jahrhundert) Bu ̊cheim, 11. Jahrhundert (Kopie Des 13. Jahrhundert) Pucoheeim, 1171 Pucheim, 12. Jahrhundert Pochaeim, 1319 Puchaim, 1494 Puchaim, ca. 1583 Puechaim, 1877 Pucheim. Als Grundwort ist althochdeutsch ‘haim, -heim’, zu erschließen, das heim ‘Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort ist’. Das Bestimmungswort ist althochdeutsch ‘buohha, ‘Buche’, mitelhochdeutsch Buoch ‘Buchenwald’, sodass sich die Bedeutung [Wohnsitz im Onder am Buuchenwald ergibt.
Puderbach 1256 erste Erwähnung einer Kirche und eines Kirchspieles Puderbach, im Mittelalter Gerichtsort, im 14. Jahrhundert Errichtung der Burg Reichenstein (seit 16. Jahrhundert Ruine). Seit 1591 zur Oberen Grafschaft Wied beziehungsweise Wied-Runkel, 1816 an Preußen (Rheinprovinz, Landkreis Neuwied). 1969 Eingemeindung der Gemeinte Haberscheid, Niederdreis, Reichenstein und Richert. 1256 in parrochia Puderbag (lies: Puderbach). Im Unterschied zu Puderbach (Bad Laasphe, 1307 Puderbach), ist Puderbach (Landkreis Neuwied), am Holz-Bach (zur Wied, Neuwied) gelegen, kein primärer Gewässername. Das Grundwort-bach meint hier eine Siedlung an einem Gewässer. Das Bestimmungswort charakterisiert das Gewässer an der Siedlungsstelle; Puder(< *po ̄Par-) ist eine Variante zu oBand pfu ̄del, pfuttel, norddeutsch pu ̄del (<*po ̄Pal-) ‘wassergefülltes Erdloch, Pfuhl, Pfütze’. So Puderbach, Ortsteil von Bad Laasphe, Kreis Siegen-Wittgenstein, Porbeck in Hattingen, Ennepe-Ruhr-Kreis.
Puffendorf, (Aa) 1153 Pophemdorp, 1217 Puffendorp.
Pulheim, (Köln) 1067 Polheim. Auch ein Haus in Köln, 1197-1215 Poylheim, Poilheim.
Püning, (Alverskirchen) 1000 Puningun.
Pusselbüren, (Ibbenbüren) mitten 1200 Pusilemburen.
Püttlingen Herrschaft der Bischöfe von Metz, die den Ort zunächst dem Hause Forbach, 1365 den Grafen von Kriechingen (Créhange/Moselle, F) zu Lehen gaben, Sitz eines Amtes. 1552 gemeinsam mit Metz unter französisch Schutzherrschaft. 1788 an Nassau-Saarbrücken. 1920 Saargebiet unter Völkerbundmandat, 1935 Rückgliederung ans Deutsche Reich. 1968 Stadtrechte, 1974 Zusammenschluss mit der Gemeinte Köllerbach. 1224 Puthelingen [Original], 1224 Putelingen [Original], 1232 Puttelingen [Original]; Pytlingen 1448 (Kopie 1492). Gebildet mit dem Ableitungssuffix-ingen aus germanisch -inga(s), das die Zugehörigkeit zu Personen oder Sachen zum Ausdruck bringt. Als Basis eines Siedlungsname bezeichnet das Suffix den Verband der Bewohner dieser Siedlung, die wiederum nach ihrer Zugehörigkeit zur leitenden Persönlichkeit, z. B. dem Grundherrn, benannt wurden. Zugrunde liegt die orm *Puttil-ingas ‘bei den Leuten des Put(t)ilo’ (PN mit expressiver Anlautverschärfung zu Butilo). Vor nachfolgendem [i] wurde der Stammsilbenvokal [u] zu [ü] umgelautet, das zunächst durch <u> verschriftet wurde. Die Verschriftung mit <y> gibt die dialektale Entrundung von [ü] zu [i] wieder. Unbetontes [i] im Personennamen wurde in den frühen Belegen zu [e] abgeschwächt und schließlich (in der Form Pytlingen) synkopiert. So Puttelange-au-Lac, Kt. Sarrealbe, und Püttlingen/Puttelange-lès-Rodemack/Puttelange-lès-Thionville, Kanton. Cattenom, beide Département Moselle.
Pulheim Römisch und fränkische Besiedlung, Grundherren im Stadtgebiet mehrere Kölner Stifte und Klöster und die 1024 gestiftete Abtei Brauweiler, Pulheim selbst und Stommeln gehörten zum Herzogtum Jülich bis zur Säkularisation, danach preußisch Amt mit wechselnden Orts zugehörigkeiten, 1981 Stadtrechte. 1067 Polheim [Original], Anfangs 13. Jahrhundert Polhem. Althochdeutsch pfuol, mittelniederdeutsch po ̄l,pu ̄lauswestgermanisch*po ̄laM.‘Sumpf, Morast, Pfuhl’ mit unverschobenem anlautendem p-, und Grundwort -heim. Typischer mfr. -heim-Name mit appellativischem Bestimmungswort. So Bornheim, Rhein-Sieg-Kreis.
Pullach im Isartal Circa 790–circa 800 (Kopie des 12. Jahrhundert) unam silvam, que ad Puoch, 806 (Kopie des 12. Jahrhundert) Puoloch, Puelocham, 1185–1187 Boloch, 1315 Pu ̊chloh, 1399 Pulach, circa 1583 Puelach pag(us), templ(um) in monte ad Isaram, 1716 Pullach, 1964 Pullach i. Isartal. Die Namensform des Erstbelegs ist zu althochdeutsch buohha, pohha ‘Buche’ zu stellen; es liegt wohl das Kollektivum im Sinn von ‘Buchenwald’ vor, das mittelhochdeutsch als buoch ‘Buchwald, Waldung’ belegt ist. Wenig später begegnet das Kompositum mit dem Grundwort althochdeutsch lo ̄h,-loh(e), ‘Hain’ beziehungsweise mittelhochdeutsch lô(ch) ‘Wald, Gehölz’; im Kontext des Erstbelegs findet sich übrigens bereits ein Hinweis darauf. Der ursprüngliche Flurname ist somit als ‘(lichter) Buchenwald’ zu erklären.
Pulsnitz Um 1200 entstandenes deutsche Bauerndorf mit Herrensitz, 1375 Stadtrecht. Wirtschaftlich geprägt durch traditionelle Handwerksbetriebe wie Töpferei (Lausitzer Keramik), Tuchdruckerei (Blaudruck) und Pfefferkuchenbäckerei. Gewässername Pulsnitz: 1228/41 Polsniza, Polzniza, 1384 Polsenicz. Ort: 1225 de Polseniz, 1399 zu der Pulsenicz. Altsorbisch *Poł ́znica zu *połza ́c ‘schleichen’, vom Gewässer:‘langsam dahin fließen’.Die osorbisch Namenform wurde offenbar an osorbisch polca, Deminutiv pólˇcka ‘Brett’ angeglichen.
Pützfeld, (Koblenz) 1222 Buzzenswelt, Buczinsuuelt.
Pyrmont, (Roes) 1125 castrum Pirremont.
Quaden, ((Paderborn) 1015-25 Cudian, 1036 Quadin.
Qualburg, (Schneppenbaum) +390 Quadriburgium.
Quakenbrück Unsicher ist in seiner Zeitstellung ein Beleg [1188?] Quakenbrucgen; 1235 wurden hier durch Bischof Konrad von Osnabrück ein Säkularkanonikerstift und eine Stiftsburg gegründet; um diese herum entwickelte sich eine befestigte und planvoll angelegte Siedlung (1261 oppidum) mit städtischen Rechten. 1235 Quakenbrugge [Original], 1263 Quakenbruke; Quackenbrück (1667). Bildung mit dem Grundwort-brücke. Das Bestimmungswort enthält keinen Personenname, sondern ist mit dem in altenglisch cwacian, cweccan ‘zittern, bewegen’, neuenglisch quake ‘Erdbeben’ belegten Appellativum zu verbinden. Vermutlich liegt eine alte Stellenbezeichnung zugrunde, die entweder auf einen Gewässername (< *Quakana) oder das sumpfige, d. h. sich bewegende Land an dem Gewässer bezogen ist.
Quedlinburg Namensträgerin ist die alte Burg auf dem ö der Stadt gelegenen Burgberg, die 919 unter Heinrich I. zur Königspfalz ausgebaut wurde. Nach dessen Tod (936) gründete seine Witwe Mathilde auf dem Burgberg ein Damenstift, das bis 1803 bestand und nach dem Ende der ottonischen Kaisermacht die Herrschaft über die Stadt ausübte. Im Schatten des Burgbergs wuchsen 3 Siedlungen zur Altstadt heran; 994 Markt, Münze und Zoll; ab 1384 Mitglied im niedersächsischen Städtebund, ab 1426 Hansestadt, 1698 brandenburgisch (1807–1813 Westfalen). 922, 927, 929 Quitilingaburg, 944, 956 Quidilingaburc, 995 Quitiliniburg, 1085 Quitelineburch, 1257 Quedlingeburg; Quedlinburg(k) (1320). Senkung des Stammvokals im 13. Jahrhundert Der Ortsname leitet sich von der hiesigen Burg ( -burg) beziehungsweise dem Königshof ab, dessen Name (961 curtis Quitilinga) auf dem Sippennamen Quitlilinga beruht. Dieser Sippenname ist als patronymische Bildung mit dem Suffix-ing aufzufassen. Zugrunde liegt ein Kosename mit -l-Suffix, der sich an altsächsisch quëthan ‘reden, sprechen’, altsächsisch quithi ‘Spruch, Rede’ anschließt.
Querenburg, (Bochum) 1000 Quernberga, mitten 1200 Quernberge. Germanisch kwirna,- (Hand) Mühle + berga-, Berg.
Querfurt Seit dem 9. Jahrhundert Marktflecken an einer Straße von W über die Furt durch die Querne nach Merseburg, Halle und Naumburg, im Schutze der auf dem Berg gelegenen Burg. Stadtrecht vor 1198. Die Burg war Stammsitz der Edelherren von Querfurt, Burggrafen von Magdeburg, und entwickelte sich im Mitelalter zu einer der mächtigsten Festungen im mitteldeutsch Raum. Ab 1496 liegt die Burgherrschaft beim Erzstift, ab 1635 kursächsisch, von 1656 bis 1744 reichsunmittelbares Fürstentum der Wettiner, 1815 wurde es preußisch. 979 Quernuordiburch, 1002 Quernevorde, 1120 Quer(e)nforde, 1320 Querfurd. Das Bestimmungswort gehört zu altsächsisch quërn, mittelniederdeutsch quërne, althochdeutsch quirna, Bezeichnis für die Mühle beziehungsweise den Mühlstein. Wie gotisch qairnus, englisch quern, schwedisch kvarn geht das Wort auf indogermanisch *gwer-n ‘schwer, Gewicht, Masse’ zurück. Grundwort-furt, altnordisch vorde ‘Furt, Durchgang’. Das Kompositum ist als ‘Furt an der Mühle’ zu deuten, könnte aber auch direkt mit dem Flussname Querne (Flussname der Weida vor dem 18. Jahrhundert) verbunden werden. Für Querne fehlen zwar alte Belege, aber *Querna(ha) ‘Mühlbach’ ist denkbar. So Kürnach, Landkreis Würzburg; Flussname Kürnbach, bei Bretten.
Quickborn (Kreis Pinneberg), 1323 erstmals urkundlich erwähnt, 1640 an Dänische Krone, 1974 Stadtrechte. Torfabbau (das Himmelmoor ist das größte Hochmoor in SH). 1369 in ... villis Quicborne [Original]; zu Quickborn (1564). Der Ortsname setzt sich zusammen aus den beiden Teilen quick‘ lebhaft, schnell’ und-born ‘Quelle’, so dass der Ort als ‘Siedlung bei der schnell sprudelnden Que
lle’ bezeichnet wurde. So Quickborn, Kreis Dithmarschen.
Quettingen, (Opladen) 1209-15 Quettingheim.
Quierschied Beginn der Kohleförderung in der frühen Neuzeit, Ort der frühesten Kohlegewinnung im SL. Zerstörung und Wüstlegung im 30-jährigen Krieg. Wiederbesiedlung und 1736 erneut Eröffnung einer Steinkohlengrube, 1779 einer Glashütte, 1875. 1920 Saargebiet unter Völkerbundmandat, 1935 Rückgliederung ans Deutsche Reich, 1974 Gründung der heutige Gemeinte Quierschied. 999 Quirneiscet (Nachzeichnung des Original Ende 11. Jahrhundert), 1227 Quirineschit (Kopie 16. Jahrhundert), 1324 Quirscheit [Original]; Quirschit [Original] 1423. Bildung mit dem Grundwort -scheid, das verwandt ist mit althochdeutsch gi-sceid ‘Grenze, Abschnitt, Scheidung’ und auf sceidan ‘scheiden’ zurückgeht. Ursprünglich bezeichnete es keine Siedlung. Die Grundbedeutung in Siedlungsname ist nicht eindeutig, in Frage kommen etwa ‘Grenze’, ‘Grenzwald’, ‘Wasserscheide’, ‘Höhenrücken, bewaldete Erhöhung’. Im Erstbeleg erscheint Quirneiscet zusammen mit einem Königsforst namens Warenta ‘das zu Wahrende’, sodass für -scheid hier (wie häufig in Flurnamen und Siedlungsname der Saar-Region) die Deutung ‘abgegrenzter Wald, Forst’ nahe liegt. Die Nebenform -schied ergibt sich durch Abschwächung des unbetonten -scheid. Das Bestimmungswort leitet sich her von althochdeutsch quirn ‘Mühle, Handmühle’, nicht vom Personennamen Quirinus, wie teilweise aufgrund der Variante Quirineschit vermutet, deren Entstehung sich jedoch durch das Auftreten eines Sprossvokals zwischen r und n erklärt. Demnach meint Quierschied einen ‘Forst mit Mühlen’. Noch 1227 handelte es sich eindeutig um einen Wald, in dem der Graf von Saarbrücken Weiderechte verschenkte; spätestens 1323, als erstmals ein Zehnt in Quierschied erwähnt wird, muss auch eine Siedlung dieses Namens existiert haben. Die Form Quirscheit u.ä. ohne [n] erklärt sich durch Erleichterung der Dreikonsonanz.
Quinheim, (Grimlinghausen) 1116 Quineheim.
Quintenach, (Halsenbach) 1109 Quintinachen. Gallisch-romanisch Quintiniacum, zu Quintinius gehorig.
Quirnbach bei Küsel, 1203 Quirenbahc. Germanisch kwirnu-, Muhle + bak, Bach.
Quirrenbach, (Oberpleis) 948 Quirbeichi gespringun. Idem.
Raadt, (Mülheim an der Ruhr) 10-1100 Rotha, 1098 Rothen. Germanisch ropa-, Rodung.
Rachtig, (Zeltingen-Rachtig) 1067 Rafthecha, 1079-89 Rafdecho.
Radeberg Ende des 12. Jahrhundert d. Bauerndorf mit Rittersitz, 1344 Städtchen, nach 1858 Industrialisierung. 1222 Radeberch, 1350 Radeberg. Die Erklärung des Bestimmungsworts ist nicht eindeutig: einerseits könnte ein Rad als Symbol im Namen der Ritterfamilie von Radeberg vorliegen, andererseits auch mitteldeutsch Rade für Rode ‘Rodung’, häufig als Grundwort -rode, -roda (Freiroda uswach). Auch ein Mühlrad könnte gemeint sein.
Radebeul 1349 Radebul, 1412 Radebule, 1528 Radebeul. Altsorbisch possessivischer Ortsname zum Personennamen *Radobył, der mit einem -j-Suffix erweitert wurde, Grundform *Radobyl’ ‘Ort des Radobyl’. So † Radebol bei Dahlen, Landkreis Nordsachsen.
Radeburg Nach 1150 deutsche Bauerndorf mit Herrenhof an einer Furt durch die Röder, 1289 oppidum. Geburtsort von Heinrich Zille. 1248 de Radeburch, 1289 Radeburg. Die Erklärung des Bestimmungsworts ist nicht eindeutig: einerseits könnte ein Rad als Symbol im Namen der Ritterfamilie von Radeberg vorliegen, andererseits auch mitteldeutsch Rade für Rode ‘Rodung’, vgl. Radefeld, Ortsteil von Schkeuditz, Landkreis Nordsachsen, häufig als Grundwort -rode, -roda (Freiroda uswach). Auch ein Mühlrad könnte gemeint sein. Keine Beziehung zum Namen der Röder, an der der Ort liegt. So Radeberg, SN.
Raderbroich, (Korsenbroich) 1170 Rudebruch.
Radevormwald Als Rodungsort wohl vor 1000 entstanden, 11. Jahrhundert erwähnt, wohl zwischen 1309 und 1316 Stadtrechte, 1363 als bergische Stadt genannt, Befestigung im 17. Jahrhundert geschleift, reformierte Stadt, Werkzeugund Nagelschmieden (Hämmer) seit dem MA, auch zünftische Tuchproduktion. Circa 1050 Rotha, 1253 Rodte, 14. Jahrhundert Roide vur deme Walde. Aus dem althochdeutsch Appellativum rod Neutrum ‘Rodung’ gebildeter ON, der durch Zusammenrückung mit dem präpositionalen Attribut vor dem Walde entstand. Zum hier als Simplex auftretenden Rode/Rad(e) und seiner sprachgeografischen Variation vgl.-rade bis -rod(e).
Radolfshausen. Samt Gemeinte im Landkreis Göttingen, 7427 Einwohner, ö von Göttingen, w des Seeburger Sees, Reg.-Bez. Braunschweig (bis Ende 2004), NI. Um die Burg beziehungsweise den Amtssitz Radolfshausen entwickelte sich ein Ort, der um 1400 wüstgefallen ist; das den Namen weitertragende Forstamt Radolfshausen wurde 1973 namengebend für die SamtGemeinte , die aus 5 MitgliedsGemeinte besteht. 1022 Rotholueshusen [F. 12. Jahrhundert], 1324 Radelveshusen; Radolfshausen (1616). Bildung mit dem Grundwort -hausen und dem stark flektierenden Personennamen Radolf im Genitiv Singular Der Erstbeleg zeigt ein -oim Erstglied des Personenname, was für einen anderen Personennamen (Rodolf) spräche. Da die Belege sonst -a aufweisen, ist jedoch eher Radolf anzusetzen. Deutung also: ‘Siedlung des Radolf‘.
Radolfzell am Bodensee, 826 aus einer von Bischof Ratold von Verona gestifteten Zelle entstanden, wohl Dotationsgut des Klosters Reichenau, 1415–1455 Reichsstadt, 1806 an Württemberg, 1810 an Baden. Münster, Österreichisches Schlösschen, Obertor, ehemalige Burg. 830 (Kopie 10. Jahrhundert) Ratoltescella, 1100 (Kopie15. Jahrhundert) Ratolfiscella, villa Ratolfi, 1161 Ratholfscelle; Radolfzell (1429). Es handelt sich um eine Zusammensetzung; das Grundwort ist althochdeutsch cella ‘Zelle, Kloster’, eine Entlehnung aus lateinisch cella, als Bestimmungswort erscheint der Personennamen Ratold. Namengebend war der Stifter Bischof Ratold von Verona. So Eberhardszell, Landkreis Biberach.
Raesfeld mehrere aufeinander folgende Schlossbauten mit Freiheitsbezirk, zuletzt um 1650, 1803 Fürstentum Salm, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 Preußen. 10. Jahrhundert Hrothusfeld, um 1150 in Rathesvelde, 1259 in Rasvelde. Der Wechsel des Vokals -o zu -a setzt ein kurzes -o voraus. Somit kommt hro ̄D ‘Ruhm’ für das Erstglied, das zudem in Deutschland nur in Personennamen erscheint, nicht in Frage. HroD mit kurzem -oist nur für das Altnordische belegt. Dort gibt es ein passendes Wort der -i-Deklination, d.h. mit einem Genitiv auf -s, hroDi, gebraucht für konkrete Sachen wie ‘Kram’, ‘Plunder’, ‘Abfall’, aber auch für Abstracta wie ‘Unruhe’, ‘Hader’, ‘Unfriede’. Es ist möglich, dass es sich um ein im Altniederdeutsch zufällig nicht überliefertes Wort handelt. ‘Hader’, ‘Zwist’, ‘Missgunst’ wird in Namen nicht selten artikuliert. Ungewöhnlich ist der Genitiv, sofern man das -us (10. Jahrhundert) als solchen auffassen darf. Im Grundwort steht-feld. So Zwistnamen: Hadeln (< Haduloha), Landschaft in Altena; Hemer, beide Märkischer Kreis, Twistringen, Landkreis Diepholz.
Raesfeld, (München) 1000 Hrothusfelde.
Rahmede, (Lüdenscheid) 1100 Rammuthe.
Raguhn Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, n von Bitterfeld an der Mulde, ST. Im Kern auf einer Insel zwischen zwei Armen der Mulde gelegene Siedlung, seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert als Stadt genannt, anhaltisches Landstädtchen. 1285 domino Henrico plebano in Ragun, 1351 Raghun [Original]. Der Name ist nicht mit Sicherheit zu erklären. Eine Bildung aus dem Personennamen *Rogun und dem possessivischen Suffix -jist wahrscheinlicher als ein Ansatz von altsorbisch *Ragun zu *rag, das mit russisch ragoza ‘Zank, Streit’ in Verbindung stehen könnte. Das altsorbisch Suffix -un liegt in einer Reihe von endbetonten Ortsname n in der Umgebung vor (Ankuhn, Dabrun), in den meisten Fällen gilt es als Personennamensuffix (Personenname *Dobrun uswach).
Rahden 1274 Ersterwähnung des Kirchspiel Rahden, frühes 14. Jahrhundert Burg Rahden, 1351 Burg Mindener Besitz (zumeist verpfändet, 1431/32 zerstört durch Bischof von Osnabrück), Verwüstungen im 16. Jahrhundert, 1667 an Herforder Fürstabtei, 1828 Amtsdomäne Rahden Privatbesitz; 18. Jahrhundert Leinenproduktion, 1816–1831 Hauptort des Kreis Rahden (später Kreis Lübbecke), 1843 preußisch Landgemeindeverordnung. 1973 Zusammenschluss mit sechs Gemeinte [1153–1170] (Kopie Mitte 15. Jahrhundert) molendinum in Roden, 1256 Justacius de Rothe, 1265 Heinricus de Rodhen, 1279 Dethardus de Roden, 1423 in par. Raden. Eventuell ist der Ortsname mit altsächsisch rado, rada ‘Lolch, Hederich’, mittelniederdeutsch rade, rede als Bez. verschiedener Ackerunkräuter (wie Kornrade, Taumel-Lolch) zu verbinden. Vielleicht Rodename zu altsächsisch ro, mittelniederdeutsch r Ortsteil Ntr. ‘Rodung, Rodeland, Neubruch’ im Dativ Singular (vgl. mittelniederdeutsch ro ̄de, ra ̄de Substantiv ‘gerodetes, urbar gemachtes Land(stück)’).
Rain. Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Donau Ries, 13 206 Einwohner, Reg.-Bez. Schwaben. Im 13. Jahrhundert Stadtgründung durch die Wittelsbacher, Zollstation, 1921 Maschinenrohrfabrik. 1257 Rein, circa 1279–1284 Rain, 1282 Rayne, 1303 Raien, 1509 (zu 1504) praeter Ranam, 1533 am baierischen rain ligen: Landsperg, Fridperg, Rain, 1616 Rhain in Bayrn, 1749 Rhein. Als Erklärung begegnet 1519–1521 Rain antes sunt et litus ‘Rain bedeutet „die Reihen“ und „Uferrand“’. Es liegt also mittelhochdeutsch rein ‘begrenzende Bodenerhöhung’ zugrunde; dies bezieht sich auf den Höhenzug am Lech, wie es auch im Beleg von 1533 deutlich wird. So Rain, Landkreis Straubing-Bogen.
Rain. Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde zusammen mit Aholfing, Atting und Perkam im Landkreis Straubing-Bogen, Reg.-Bez. Oberpfalz. Der Hauptort Rain liegt w von Straubing, nahe der Mündung der Kleinen in die Große Laber. 13. Jahrhundert Burg, geschlossene Hofmark, 1820 Patrimonialgericht. 891/94 Kopie2. Hälfte 10. Jahrhundert ad Reinna, um 1112/15 de Raine, um 1180/90 de Rain. Wegen <nn> im Erstbeleg ist bei Rain nicht – wie oft behauptet – an althochdeutsch rein stark Maskulinum ‘Rain, Grenze; Schutzwehr’ anzuknüpfen, sondern an einen wesentlich in Namen bezeugten ja-Stamm althochdeutsch *reini. Dieser ist durch das frühe Nebeneinander von -reini Nominativ und -reinne Dativ in der Regel gut von althochdeutsch rein zu unterscheiden. Später tritt Degeminierung ein. Die Endung -a im Erstbeleg ist vermutlich ein spät-altbairisch Dativ Singular (als Kopiedes 10. Jahrhundert überliefert!). Im Verlaufe des 12. Jahrhundert wird sie abgeschwächt und apokopiert. So Unterm Rain, 1301/07 dev mvel vnder dem Rayn (Straubinger Straßenname). Kosename Ram(o), Genitiv Singular Ram(m)es-. Die aufeinanderstoßenden s-Laute vor dem Grundwort-stein sind zusammengefallen. Der Ortsname bedeutet ‘Fels des Hraban beziehungsweise Ram(o)’, da es hier nachweislich keine Burg gegeben hat. Das Bestimmungswort im Ortsname Miesenbach ist den althochdeutschen Personennamen *Manso, Genitiv Singular *Mensin-. Die Vokal-Nasal-Verbindung wurde durch langes -iersetzt: Mensinbach/ Minsenbach > Mîsenbach. Das Grundwort ist-bach. Somit könnte der Name als ‘Siedlung am Bach des Manso oder Mansos Siedlung an einem Bach’ gedeutet werden.
Ramersdorf, (Beuel) 966 Rameresdorf.
Ramsdorf, (München) 899 Hramesthorpe, 1 Hälfte 1100 Hramastorpa. Germanisch Hrabnes porpa-, Siedlung des Hraban.
Ramshövel, 1000 Hramashuuila. Germanisch hrabnas hubila-, Hügel des Raben.
Ramstein-Miesenbach, Seit dem 14. Jahrhundert kurpfälzisch. 1969 Zusammenlegung aus bis dahin selbst. Nachbar Gemeinte , 1991 Stadtrechte. Enge Verbindung mit dem Torfabbau und Bergbau im nahen SL, später kam Textilindustrie hinzu. Ramstein: 1215 Ramestein, 1219 Ramstein, 1309 Ransten, 1601 Rambstein. Miesenbach: 1194–98 in Mensebach unum mansum (Kopie 1250), 1255 villam de Mensinbach, 1309 Mesinbach, 1355 Johanne de Mysenbach. Der althochdeutsch Personenname-Stamm Ramim Bestimmungswort des Ortsname Ramstein gehört zum Personennamen Hraban, althochdeutsch (h)raban ‘Rabe’.
Randeck, (Neuhemsbach) 1202 Randeke.
Randerath, (Aa) 1094 Randenrothe, 104 Randenrode. Germanisch Randon ropa-, Rodung des Rando.
Randersacker, 1157 Randersacke, (lies -ackere)
Rangen, (Laar) 1015-25 Rangun.
Rangsdorf 1375 Rangenstorp, Ranginstorff, 1472 Rangenstorff, Ragerstorff; Rangensdorf oder Rangsdorf (1775). Nach einem Mann mit dem d. Personennamen Rangher (wohl zu mittelniederdeutsch rangen, wrangen ‘zanken’ und altsächsisch heri ‘Herr’) benannt. Das Grundwort ursprünglich mittelniederdeutsch -dörp,-dorf ‘Dorf ’.
Rankweil Marktgemeinde im Bezirk Feldkirch, 11 557 Einwohner, im Vorderland am Rande der Rheintalebene (502 m). Alte Wehr und Wallfahrtskirche Liebfrauenberg am Römerweg, der längs der Nafla über Valduna ins Oberland führt. 817 † infundo Uinomna ... su[b]tus sanctu Petru; 821 in vico Vinonna [Original]; 920 in Vinomna in mallo publico, circa 820 Rangvuila (dorsal), 1057 decimas ... in Ranquil. Abgegangenes Vinómna ist sicher vorrömisch, mehrdeutig (ligurisch? etruskisch?), vielleicht zum Volksnamen der Vennones; dafür im 9. Jahrhundert Rankweil, gebildet mit d. Lehnwort villa ‘Dorf’ + Personennamen Renco (romanisiert; 852 Zeuge!) oder fränkisch *hring ‘Versammlung, Gericht’ als Bestimmungswort > romanisch Ranguíla, alemannisch Ránk(we)l. Name vom Sprachwechsel bestimmt wie Feldkirch.
Ransbach-Baumbach Das Gebiet gehört Mitte 10. Jahrhundert überwiegend zu einer Ransbacher Grundherrschaft, deren Grenzen schon im Jahre 959 erwähnt werden. Der Ort Ransbach selbst wird erst im 14. Jahrhundert genannt. Er und Baumbach gehörten mit dem gesamten Kirchspiel zunächst zu Nieder-Isenburg, von 1664 bis 1803 zu Kurtrier, danach zu Nassau und schließlich 1866 zum Preußen (Unterwesterwaldkreis). Seit 1975 Stadt im Kreis Westerwald. Die „Kannebäckerland“ genannte Region ist für ihre Keramik bekannt. Ransbach: 1346 Romespach, 1371 Rainsbach; Ransbach (1376). Baumbach: 1376 Babenbach, 1727 Bombach. Das Bestimmungswort des ersten Ortsname enthält den althochdeutsche Personen Stamm Ram-, der als Kosename Ramo zu den Personennamen Hraban oder Ragan gehört. Auch ein chattischer feminin Personennamen Ramis würde hierher passen. Vergleichbar sind Rambach, Ramesbach. Die Deutung des Ortsname wäre demnach ‘Siedlung am Bach eines Ramo oder Ramis’. Baumbach hieß ursprünglich Babenbach, in dessen Bestimmungswort der althochdeutsch Personennamen Babo, Genitiv Singular Babin-, steckt. Das Grundwort lautet für beide Ortsname -bach. Somit könnte der Name als ‘Siedlung am Bach des Babo oder Babos Siedlung an einem Bach’ gedeutet werden. Nicht auszuschließen sind auch Übertragungen von hessischen Ortsnamen: Ransbach und Baumbach, Landkreis Hersfeld-Rotenburg.
Rantzau 1649 erwarb der königlich dänische Statthalter Ritter Christian Rantzau den n Teil der Grafschaft Schauenburg (ehemalig Amt Barmstedt), die als neue Grafschaft seinen Namen erhält, 1726 an Dänemark, 1864 zu Preußen, 1867 entsteht der Kreis Pinneberg, dem Rantzau eingegliedert wird. 1592 mein Haus Barmstedte [Original]; auf das Haus Ranzau (1711). Als Amtssitz wurde zuerst die Benennung Haus Barmstedt gewählt, die sich dann nach dem Grafengeschlecht in Haus Rantzau wandelte. Der Wortstamm Rantzau stammt vom altpolabisch Ranˇsov ab, das aus einer Zusammensetzung des Personennamen Ranec und dem Possessivsuffix -ov,-o(w), besteht. So Rantzau, Gemeinte im Kreis Plön.
Ranzel. (Lülsdorf) 1100-31 Ransleithe 1198-1206 Ranslede. Germanisch hrabnes, zu hrabna-, Rabe + siehe Schleiden.
Rasseln, (Hardt) 1135 Racsleide, 1170 Rachesleiden.
Rassenhövel, (Herzfeld) mitten 1200 Rashouele.
Rastatt Um 1100 (Kopie16. Jahrhundert), 1177 Rasteten, 1363 Rasteden, 1431 Rastetden. Es handelt sich wohl um eine ursprüngliche Zusammensetzung Rast-steti; das Bestimmungswort gehört zu althochdeutsch rasta, mittelhochdeutsch raste ‘Ruhe, Rast’, das Grundwort zu althochdeutsch mittelhochdeutsch stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’ (-statt): ‘Raststelle (an einem Flussübergang)’.
Rastede Das im 11. Jahrhundert gegründete Kloster Rastede war ein kultureller Mittelpunkt der Grafschaft Oldenburg, hier entstand eine der vier Bilderhandschriften des Sachsenspiegels; nach der Reformation Umwandlung in ein fürstliches Lustschloss, später Sommerresidenz der Grafen von Oldenburg. 1059 Rittirstidi [Kopie14. Jahrhundert], 1059 Rastede [Kopie14. Jahrhundert], 1124 Radestad [Kopie14. Jahrhundert], 1158 Rarstath, 1202 Rarstad, 1237 Rastede. Bildung mit dem Grundwort-stedt. Die originale Überlieferung zeigt als Bestimmungswort zunächst Rar-, dessen zweites -r im 13. Jahrhundert schwindet. Die Rittir und Rade aufweisenden Belege entstammen alle späteren Abschriften. Die Deutung hat also von Rarauszugehen und das Bestimmungswort mit altsächsisch ro ̄ri-, mittelniederdeutsch ro ̄r ‘Schilfrohr’ zu verbinden, dessen-o ̄-aufgermanisch*-au- zurückgeht und auch als -a ̄ realisiert werden kann. Deutung also: ‘Siedlung am Schilf’.
Ratekau 1163 in Ratgowe [Original], Ende 12. Jahrhundert in ... Rathecowe, 1338 in parrochia Radekowe. Vom altpolabisch Wortstamm Rad-(k-) abstammend, ist dies eine Bildung aus dem Personennamen Radek und dem Possessivsuffix -ov,-o(w). Somit spiegelt Ratekau die Benennung als ‘Siedlung des Radek’ wider.
Rath bei Nörvenich, 1166 Rodhe, 1178 Rode.
Rath, (Brauweiler) 1136 Rode.
Rath, (Düsseldorf) 1199 Rode.
Rath, (Kalk) 1199 Rode.
Rath, (Süchteln) 1220 Rhode.
Ratheim, (Hückelhoven-Ratheim) 1166 Rotheim, 1202 Rotheym. Germanisch ropa-, Rodung + haima, Wohnung.
Rathenow Burgwall mit Burgsiedlung an Havelübergang; markgräflich-brandenburgische Burg mit Burgflecken, planmäßige Stadtanlage (1288 civitas); im 18. Jahrhundert Neustadt entstanden. Stadtmauerreste mit Rundturmstumpf, Quartier am Schleusenplatz mit barocken Typenhäusern. 1216 Ratenowe [Original], 1288 Ratenow [Original]; Rathenow (1295). Slawische/altpolabisch *Ratenov-, eine Bildung mit dem possessiv Suffix -ov zum Personennamen Raten, also ‘Ort eines Mannes namens Raten’. Der Personennamen ist eine mittels des Suffixes -en gebildete Kurzform aus Vollnamen wie Ratibor, Ratislav (zu ratiti s ̨e ‘kämpfen’, rat ‘Kampf’ im ersten Glied).
Ratingen Nach 836 de Hretinga, in Hratuga, (1000) in Ratingon, 1165 in uilla Razzinga [Original]. Ableitung mit Suffix-ing (Variante -ung, die wohl für den fehlenden Umlaut verantwortlich ist; g ist Schreibung für /ŋ/) von einer Basis mit germanisch t, die im norddeutschen Gebiet, in dem Ratingen liegt, unverschoben bleibt, während die Kölner Überlieferung (1165 und öfter) die Zweite Lautverschiebung aufweist. Basis der Ableitung kann nicht das im Stadtwappen auftretende Rad sein (germanisch *raþa-n wird zu altsächsisch rath, mittelniederdeutsch rat, Plural ra ̄de), aber vermutlich auch kein Personennamen (so jedoch Kaufmann 1973), da ein t aus expressiver Verschärfung von -d (altsächsisch Hrad-) in einer -ing-Ableitung ungewöhnlich wäre. Auch die Lautverschiebungsbelege in der hochdeutsch Überlieferung weisen auf germanisch t. Vielleicht liegt als Basis altniederfränkisch ra ̄ta (< germanisch *hræ ̄t-), althochdeutsch ra ̄ a ‘Honigwabe’ zugrunde, dass in niederländisch raat fortlebt. Der Ortsname ist somit vielleicht durch die Bienenzucht motiviert: ‘zur Honigwabe gehörige Stelle’.
Ratzeburg 1062 erstmals urkundlich erwähnt, 1060 bis 1554 Bistum Ratzeburg, 1261 Stadtrecht, 1616–89 Residenz der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1648 säkularisiert und als Fürstentum Ratzeburg an Mecklenburg-Schwerin, 1701 an Mecklenburg-Strelitz, 1865 kommt die Stadt zu Preußen. Andreas-Paul-Weber-Museum, Barlachmuseum, romanisch Backsteindom (1170–1220). 1062 castellum Razesburg, Ende 11. Jahrhundert civitas Razispurg [Original], 1188 ad Racesburch; Ratzeborg (1649). Der Name dieser Stadt geht zurück auf den altpolabisch Personennamen Ratibor, womit wohl der Polabenfürst Ratibor gemeint ist, der im 11. Jahrhundert in Ratzeburg residierte. Damit ist Ratzeburg als ‘Burg des Ratibor’ zu verstehen.
Raubling 778–783 (Kopievon 824) Rupilinga, 836 Rupilingas, 1126/27 Rubelingen, circa 1165 Rublingen, 1168/69 Ru ̊blingen, 1289 Raubling. Es ist einem Personennamen *Ru ̄pil(o) zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Rauschendorf, (Stieldorf) 1117 Rvzenthorp.
Rauenberg Im Spätmittelalter Vereinigung von Rauenberg und Wedersweiler zu einem Kondominium, 1537 teilweise und 1677 endgültig an den Bischof von Speyer, 1803 badisch. Weinbau, St. Peter und Paul, Winzermuseum im ehemals fürstbischöflichen Schloss. 1303 Rûchemberg, 1360 Ruhenberg, 1531 Rawenberg. Das Bestimmungswort der Zusammensetzung mit dem Grundwort -berg geht auf althochdeutsch ru ̄h ‘rauh, stachelig, struppig’, mittelhochdeutsch ru ̄ch ‘haarig, struppig, zottig, rauh’ zurück. Die daraus hervorgegangene Bedeutung ‘bewaldet’ hat sich in Landschaftsnamen erhalten wie Rauhe Alb ‘bewaldetes Weideland’. Gelegentlich wird aber auch eine ungünstige klimatische Lage als ‘rauh’ bezeichnet. Der Name wurde von einer benachbarten Burg auf die Siedlung übertragen. So Rauenstein, Ortsteil von Effelder Rauenstein, Landkreis Sonneberg.
Raunheim Laut einer verfälschten Urkunde soll Erzbischof Hatto von Mainz im Jahre 910 sein Gut in der Raunheimer Mark an das Kloster Fulda übertragen haben. Über die Herren von Münzenberg, Eppstein und die Grafen von Katzenelnbogen gelangte nach deren Aussterben 1479 der Ort an die Landgrafschaft Hessen. 1966 Verleihung der Stadtrechte. 910 (Kopie) in Ruwenheimere marca, 1211 Runheim, Ruenheim, Ruhenheim, 1275 Ruhinheim, 1313 Ruwinheim, 1542 Rawenheym. Bestimmungswort ist ahd *ru ̄h, mittelhochdeutsch ru ̄ch ‘rau, stachlig, herb’. Möglicherweise war für die Benennung nicht ein raues Klimat Mittelalter ausschlaggebend, sondern das Adjektivisch wurde in der Bedeutung ‘unfruchtbar, mit Buschwerk besetzt’ verwendet. Zugrunde liegt der Namensbildung eine syntaktische Fügung*zedemoru ̄henheim’. Das intervokalische -h zeigt den Übergang zu -w-, wohl beeinflusst durch althochdeutsch *ruowa, mittelhochdeutsch ruowe ‘Ruhe’. Im Erstbeleg erscheint der Insassenname Ruwenheimer im Genitiv Plural ‘in der Mark der Raunheimer’. Für die Ansetzung eines Pesonenname, der *Riuwo / *Ru ̄wo gelautet haben müsste, fehlen Belege im bekannten Namensbestand. Die Vermutung, wonach ein Kloster dem Ort seinen Namen als ‘Ort der Reue’ (vgl. althochdeutsch riuwa, mittelhochdeutsch riuwe ) gegeben habe, ist Spekulation.
Ravensburg Herzog Welf verlegte wohl aus Gründen der militärischen Sicherheit seinen Wohnsitz auf das Ravensburg, 1191 nach dem Tod des Herzogs an die Staufer und deren Verwaltungszentrum in Oberschwaben, nach der Trennung von Burg und Stadt wurde erstere Sitz des königlichen Landvogts in Schwaben, 1802 an Bayern, 1810 zu Württemberg. Spieleverlag, Automobilzulieferer, Veltsburg, Obertor, Mehlsack, ehemalige Abteikirche Weißenau. 1088 Ravenspurch, 1122 Ravenespurc, 1231 Ravensberc; Ravensburg (2. H. 18. Jahrhundert). Es handelt sich um einen ursprünglichen Burgname, der auf den Ort übertragen wurde. Der Wechsel von -berg und -burg ist in ON-Belegreihen häufig. Das Bestimmungswort führt vermutlich auf althochdeutsch raban, mittelhochdeutsch rabe ‘Rabe’ zurück, es kann aber auch der gut bezeugte Personennamen Raban vorliegen. So Ravenstein, Neckar-Odenwald-Kreis.
Ravengiersbrug, (Koblenz) 1072 Rebengeresburc. 1075 Reuengeresburch. Germanisch Hrabnagaires burg-. Burg des Hrabnagair. (hrabna=, Rabe + gaiza, Speer)
Ravensberg, (Cleve) 1187 Rauenberg. Germanisch hrabnas berga-, Berg des Raben.
Ravenstein, (Uckerath) 1157 Rauenstein.
Rayen, (Neukirchen-Vluyn) 1197 Rodhe. Germanisch ropa-, Rodung
Rech, 1100 Reche.
Rechede, (Olfen) 1106-1200 Rehtgethe.
Rechterfeld. (Visbek) 1000 Rehfresfelde.
Reckelsum, (Seppenrade) 889 Ricolfasheim.
Recklinghausen, (München) 1047 Riclenghuson.
Recke 13. Jahrhundert Grafschaft Tecklenburg, 16. Jahrhundert Grafschaft Lingen, 1702 preußisch, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch, Landwirtschaft, Töddenhandel (wandernde Kaufleute und Hausierer). 1189 in ecclesia Rike [Original], 1220 in Reke; Recke (1243). Der Ortsname liegt als Simplex aus einem ursprünglichen Flurnamen vor. Toponymische Bildungen mit (-)rike(-) sind in westfälischen Flurname häufig vertreten und gehören zu einer etymologisch uneinheitlichen Gruppe. Sie umfasst zum Beispiel: mittelniederdeutsch r ̄eke (Feminin) ‘Reihe, Ordnung, Strecke, die im freien Feld sich hinziehende lebendige (Dornen-)Hecke, niedriges Gebüsch’, mittelniederdeutsch recke ‘Strecke (Weges), Hecke’, sodann recke (Neutrum) und rik (Neutrum) ‘lange, dünne Stange’, wfl. Rek (Neutrum), rekke (Feminin) ‘Einfriedung, Gitter, Vorrichtung zum Aufhängen schwerer Dinge’, rieke (Feminin), rikke (Feminin) ‘Hecke’, mittelhochdeutsch ric, ricke (M.) ‘waagerechtes Gestell, Latte, Stange; Gehege, enger Weg’. Im Altsächsisch ist *riki ‘Strecke, Hecke, Gebüsch’ lediglich aus Ortsname zu erschließen. Die Vieldeutigkeit des Appellativs lässt für die Deutung einen gewissen Spielraum. Ein Fokus liegt auf den Aspekten von ‘Einfriedung’ und ‘Reihe, Landstreifen’.
Recklinghausen Kirchdorf auf einem Hof des Erzbischofs und Kurfürsten von Köln, 1235 Stadt (oppidum), Mittelpunkt des kurfürstlich-kölnischen Gerichtsbezirks „Vest Recklinghausen“ zwischen Emscher und Lippe, 1316–1618 Mitglied der Hanse, 1803 Herzogtum Arenberg, 1811 Großherzogtum Berg, 1813 Preußen, Kohlebergbau 1864–2003, „Ruhrfestspiele“ seit 1947. 1017 (Kopie15. Jahrhundert) Ricoldinchuson, 1047 Riclenghuson, um 1150 in Riclinchuson, um 1150 de Riclinchusen. Ortsname auf-inghausen mit dem zweigliedrigen germanisch Personennamen R ̄ıkwald: ‘(bei) den Häusern der R ̄ıkwald-Leute’. Die Senkung des -avor -list ein im Niederdeutschen gewöhnlicher Vorgang. Vor -a-/-o-/-un schwindet im Zweitsilbenanlaut nach Schlusskonsonat der Erstsilbe sehr regelmäßig das -w-. Vgl. auch Berht-wald > Bertold. Seltener ist die Assimilation von -ld> -l(l)-.
Rees Münzstätte bis Ende 13. Jahrhundert 1075 in Ressa [Original in Empfängerausfertigung?], 1079–1089 in Resa [Original]; 1144 de Rese [Original]. Kaufmann 1973 erklärt den Ortsname als ursprünglich Gewässername mit -isa ̄Suffix in Analogie zu Resse (Ortsteil von Gelsenkirchen), für das in der Werdener Überlieferung 10./11. Jahrhundert in Rædese, 974–83 in Redese belegt ist; -ss beruht hier auf Assimilation von d an s nach Synkope des nichthaupttonigen -e-. Das Basiswort ist jedoch kaum mittelniederdeutsch r ̄et ‘Ried’, da in der Essener Überlieferung der Diphthong und im 10. Jahrhundert auch hr zu erwarten sind (altsächsisch hriad‘ Ried’). Außerdem heißt Resse noch um 1150 Redese. Eine andere Möglichkeit bietet der Anschluss des Ortsname Rees an mittelniederländisch reese ‘Rispe’. Diese Ben. könnte metaphorisch die ursprüngliche Siedlungsform bezeichnen. Eine vergleichbare Bildhaftigkeit zeigt wfl. Drubbel, wo die Traube als Bildspender dient. Eine ähnliche Erklärung könnte auch für andere Ortsname mit dem Element Res(s)e des niederländisch-niederrhein.
Redinchausen, (Mengede) mitten 1200 Reddinchusen.
Regen durch die Rodungstätigkeit der Mönche von Rinchnach im 11. und 12. Jahrhundert entstandene Siedlung, vor 1270 Markt. 1148 Regn, 1239 Regen. Die Stadt ist nach dem Fluss, an dem sie liegt, benannt. Der aus römerzeitlichen Erwähnungen der Stadt Regensburg als *Reginos erschließbare Name des Flusses wird gewöhnlich als indogermanisch-voreinzelsprachlich, mit n-Suffix gebildeter Name zu der unsicheren indogermanisch Verbalwurzel *reg‘fließen, tropfen’ gestellt. So Regensburg.
Regensburg 179 n. Chr. errichtetes römisches Lager Castra Regina, Sitz der bairisch Herzöge, seit 788 Königspfalz, Vorzugsresidenz der d. Karolinger, 1245 Freie Reichsstadt, 1663–1806 Sitz des „Ewigen Reichstags. 3. Jahrhundert n. Chr. (Kopie 7./8. Jahrhundert) Regino, 425–430 (Kopie 15./16. Jahrhundert) Castra Regina, 772 (Kopie 9. Jahrhundert) Reganespurch uswach Aus römerzeitlichen Quellen ist als Vollform des Namens Regino (castra) zu erschließen, welche den Platz des Lagers gegenüber der Einmündung des Flusses Regen, römisch *Reginus (Regen), in die Donau angibt. Die altbairische Namensform Reganesburg, -purg ist eine Lehnübersetzung von Regino castra, in welcher der Lokativ durch einen Genitiv übersetzt wurde und der Flussname bereits an althochdeutsch regan ‘Regen’ angelehnt ist. Zuerst in aus Freising stammenden Schriften des 8. und 9. Jahrhundert wird der bairisch Herzogssitz Radaspona genannt. Radaspona kann als spätkeltisch Name *Rataso-bona ‘Wohnsitz eines Ratasos’ erklärt werden, ohne dass klar ist, auf welche Weise dieser Name bis ins Mittelalter überdauern konnte.
Regenstein, 1200 Regensteyn.
Regenstauf 1326 Markterhebung. 1135 Kopie vor circa 1170 comes de Stowfe, 1147/55 Kopie 1203/04 Reginstôf; Regenstauf (1313). Der Siedlungsname Stauf beruht auf der für Höhenburgen gebräuchlichen Bezeichnung mittelhochdeutsch stouf ‘Kelch; hochragender Fels’, die unschwer von einer Geländeerhebung auf die darauf gelegene fortifikatorische Anlage, eine zur Kontrolle des Regentals erbaute Pabonenburg des 12. Jahrhundert, metonymisch übertragen werden konnte. Der unterscheidende Zusatz Regen-, durch den der Ort von Donaustauf (Landkreis Regensburg) kompositionell differenziert wurde, ist erstmals in den 1150er Jahren nachweisbar. So Donaustauf (894/930 Kopie 2. Hälfte 11. Jahrhundert castellum quod dicitur Stufo), Landkreis Regensburg, (unkomponierte Belege sind mitunter nicht eindeutig einem der beiden Orte zuzuweisen).
Rehau Seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Burggrafen von Nürnberg, 1427 Markt mit Stadtrechten, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Rehau 1246 Chronik 1773 Resawe (unsicherer Beleg), 1376 Resaw [Original], um 1390 Kopie 1. Hälfte 15. Jahrhundert Resau ... Resa; Rehaw [Original] (1497) Dem Siedlungsname slawische Grundform*Rˇezov- zugrunde, eine Ableitung mit dem adjektivierenden Suffix -ov-, deren Basis am ehesten das Appellativum *rˇezч ‘Schnitt, Schneide, Schärfe’, hier wohl mit der toponymischen Bedeutung ‘Einschnitt (im Gelände)’ oder ‘Rodung’, sein dürfte. Nicht auszuschließen ist daneben der Ansatz eines Personennamens (Übernamen) *Rˇezч zum eben genannten Appellativum, wobei es sich dann um einen possessivischen Siedlungsname (‘Siedlung des Reˇzч’) handeln würde. Offenbar wurde Res im 15. Jahrhundert als Genitiv des d. Appellativum Reh ausgelegt, was die Rückbildung einer Form Reh-au ermöglichte. oO Rhäsa (1334 Resow), Ortsteil von Ketzerbachtal; Riesa (1119 Reszoa), beide Landkreis Meißen.
Rehburg-Loccum 13. Jahrhundert Bau der welfischen Grenzburg, bis 1331 im Besitz des Klosters Loccum, 1577 Witwensitz der Familie von Münchhausen, 15. Jahrhundert Fleckenrecht, 1648 Stadtrecht. Loccum: Frühmittelalter Niederungsburg der Grafen von Lucca, 1163 Gründung des h. zu den besterhaltenen mittelalter Klosteranlagen Niedersachsens zählenden Zisterzienserklosters durch Graf Wilbrand von Hallermunt, 1252 freies Reichsstift. Rehburg: 1320 Reborgh [Original], 1331 vppe de Reheborg, von der Reborg [Original]; Loccum: 1129 Burcardus de Lucca (Druck 17. Jahrhundert), 1240 Lukken [Original], 1283 Locken [Original], 1594 Lockum [Original]. Rehburg: Bildung mit dem Grundwort -burg und altsächsisch hriod, mittelniederdeutsch r ̄et ‘Schilf, Ried’ als Bestimmungswort, Volksetymologie. Eindeutung von Reh, da Schwund des Dentals vor -b-. Die Burg wurde inmitten von Moorgebieten auf dem Rehhorst, einem nur durch einen Knüppeldamm zu erreichenden Landrücken, errichtet. Loccum: Die Endung -um entstand aus der Interpretation der Flexionsendung -en als reduziertes Grundwort -heim (oft abgeschwächt zu -em, -en, -um). Dem Ortsname liegt wahrscheinlich ein alter Gewässername *Luka aus indogermanisch *leug-, *lug‘ biegen’ zugrunde, was die Lage des Ortes an einer Ausbuchtung der Fulde unterstützen würde, möglich ist aber auch indogermanisch *leug-, *lug‘ schwärzlich; Sumpf, Morast’.
Rehlingen-Siersburg Spuren eisen und römerzeitlicher Besiedlung. Im Mittelalter Rehlingen Kirchort im Erzbistum Trier, in Siersburg Burg des 12. Jahrhundert; im Spätmittelalter Zugehörigkeit zum lothringischen Amt Siersberg beziehungsweise zur Herrschaft Rehlingen, 1661 beziehungsweise 1766 Französisch, 1815 preußisch; 1920 Völkerbundverwaltung; 1935 Rückgliederung ins Reich; 1974 Bildung der heute Gemeinte aus der Selbständige Gemeinte Rehlingen und den 9 Gemeinte des Amtsbezirks Siersburg. Rehlingen: 1183, 1189 Rolingen [Original], 1251 Rolingin [Original], 1378 Rolingen bii Sirsperch [Original]. Siersburg: 1. 1169/83 Siersberg [Original], 1178 Sigersberg. 2. 1137 Sigisberg [Original], 1147/51 Sisberch [Original]. 3. um 1200 Sigeberch, 1233 Siberg [Original]. 4. 1342 Sirstorf [Original], 1477/78 Sirstorff [Original]. Rehlingen: Ableitung mit -ing-Suffix vom Personennamen Rol(l)o (romanisiert < Hro ̄d-ilo); lautliche Entwicklung mit Umlaut [o] vor [i] > [ø] sowie Dehnung und Entrundung > [e] (1361 Relingen [Original]). Siersburg: Im Mittelalter stehen vier zu trennende Etymologien Mittelalter nebeneinander, wovon (1) bis (3) primär auf die Burg Siersburg zu beziehen sind, (4) auf die Siedlung am Fuße des Burgberges: (1) *Sigiheres-berg und (4) *Sigiheres-dorf, beide zum Personennamen Sigi-heri; (2) *Siges-berg, zum Personennamen Sigi, Kurzform zu Sigiheri; (3) *Sigi-berg als Volksetymologie. Umdeutung des Burgname mit Anschluss an althochdeutsch sigu, sig(i) ‘Sieg’. Als Ortsname durchgesetzt hat sich die auf (1) beruhende, sekundäre Umbildung Siersburg (1334), Sirsburg (1398) mit bei Burgname häufig anzutreffender Ersetzung des Grundwort-berg durch-burg.
Rehna Anfangs 12. Jahrhundert slawische Burg samt Siedlung, um 1200 eingedeutscht, 1236 Klostergründung (1552 aufgehoben), zu Mecklenburg-Schwerin, im 18. Jahrhundert hohe Steuereinnahmen durch Lage an der Radegast (Wasserweg nach Lübeck), 1791 Stadtrecht, Schusterund anderes Kleinhandwerk, später Lederverarbeitung, mittelständische Unternehmen, Fremdenverkehr. 1230 Rene, 1365 Reene, 1385 Rena. Dem Ortsname liegt ein altpolabisch Flurname *Rˇen(y) mit der Bedeutung ‘Sandbank; sandiger Ort’ zugrunde, vermutlich zunächst mit einer Pluralendung -y, die in den Urkunden als -e wiedergegeben und schließlich bei der Eindeutschung zu einem -a umgewandelt wurde.
Reichelsheim (Odenwald) Trotz seiner späten Ersterwähnung (1303) scheint der Ort aufgrund seiner Namensform als patronymischer -heim-ON bedeutend älter zu sein. Die Herrschaft übten dort die Schenken beziehungsweise Grafen von Erbach als pfälzisches Lehen aus. Reichelsheim war Sitz eines Zentgerichts sowie eines erbachischen Amtes, das 1806 an das Großherzogtum Hessen fiel. Nö vom Ortskern die Burg Reichenberg, eine um 1230/40 errichtete erbachische Befestigung. Unter den im Zuge der Gebietsreform eingemeindeten Orten sind Erzbach und Gersprenz (am gleichnamigen Fluss) früh bezeugt und namenkundlich von Interesse. Reichelsheim: 1303 (Kop.) Richelinsheim, 1307 Richoltsheim, circa 1312 Richolfsheim, 1321 Rycholsheim. Erzbach: 795 (Kop.; hierher oder die in der Nähe gelegenen Erzgruben?) Arezgrefte, 1324 Erczbach. Gersprenz: 786 (Kopie) ad Caspenze, um 1012 (Kop.) in Gaspenza, 1437 Gerßbrencze. Der Ortsname Reichelsheim zum Personennamen R ̄ıholf oder Personennamen R ̄ıholt. Das Zweitglied des PN, das wegen der voneinander abweichenden Belege 1307 und 1312 nicht eindeutig zu bestimmen ist, kann entweder mit althochdeutsch wolf ‘Wolf’ oder althochdeutsch -walt(an) ‘walten, herrschen’ identifiziert werden. Das Erstglied ist zu althochdeutsch r ̄ıhhi ‘Herrschaft, Herrscher’ zu stellen. Der Ortsname zeigt lautgesetzlich zu erwartendes -ei< - ̄ı-. Das Bestimmungswort des Ortsname Erzbach ist althochdeutsch *aruzzi ‘Erz’. Das Grundwort -grefte zu althochdeutsch graban ‘graben’, zu dem mittels -ti-Suffix ein Abstraktum althochdeutsch *grafti ‘das Ausgegrabene, die Grube’ gebildet wurde. Dem Ortsname Gersprenz liegt ein Gewässername keltisch *Caspantia zugrunde. Dieser ist wohl zu indogermanisch *kas‘grau’ (mit -bho-Erweiterung) und -nt-Suffix zu stellen. In diesem Falle ist allerdings anzusetzen, dass im Althochdeutsch der Anlaut die unverschobene Form zeigt.
Reichenau, 1170-90 Richwinistein, 1215 Ricwinstein. Germanisch Rikiwinis taina-, Stein= Brug des Rikiwini (rikja- mächtig + wini, Freund)
Reichenbach (Oberpfalz) 945 Rihinbahc.
Reichenbach an der Fils 1150 wahrscheinlich in Besitz des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, 1299 an Württemberg. Mauritiuskirche, Michaelskirche, Brühlhalle, St.-Savine-Brücke, Otto-Munz Steg. Kopie um 1150 Richenbach, 1268 Richenbach, 1532 Rychenbach. Der dem Ortsname zugrunde liegende Gewässername mit dem Grundwort-bach (zu althochdeutsch r ̄ı hhi, mittelhochdeutsch r ̄ı ch ‘reich, mächtig’) ist vermutlich eine Benennung nach dem temporären Wasserreichtums des Baches. Der häufige Name wird durch die Lageangabe an der Fils (aus germanisch *felusa zu felu‘ Sumpfwald’) verdeutlicht. So U.a. Reichenbach im Vogtland, Vogtlandkreis, Reichenbach am Heuberg.
Reichenbach im Vogtland Ursprünglich deutsche Bauerndorf, nahe der Burg Mylau, um 1240 planmäßige Stadtanlage, 1240 Stadt-
recht. 1140 in Richenbach, ebenso im 13. Jahrhundert, erst im 15. Jahrhundert Reichenbach. Der Bachname Reichenwurde auf den Ort übertragen. Zu mittelhochdeutsch r ̄ıch ‘reich’ und dem Grundwort-bach. So Reichenbach/O.L., Landkreis Görlitz sowie Reichenbach als Ortsteil von Großschirma, Callenberg.
Reichenbach/Oberlausitz Zu Beginn des 13. Jahrhundert gegründete Stadt mit Vogtei des böhmische Königs, heute Sitz der Verwaltungsgemeinde. 1239 Richenbach, 1346 stat Richinbach, 1400 Reichenbach. Bildung mit dem Grundwort-bach und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch r ̄ıch(e)‘stark, mächtig ,reichan’,demnach‘ Siedlung am (wasser-, fisch-)reichen Bach’.
Reichertshofen Im 13. Jahrhundert Übernahme der Burg durch die Wittelsbacher, nach 1505 Pfleggericht des Fürstentums Pfalz-Neuburg. Circa 1100 Rikershouen, 1158 Rihgershouen, 1156 Richkerishouen, 1180–1183 Richershoven, 1284 Reichartshouen, 1310 Reichkershofen, 1522 Reychertshofen, 1796 Reichetshofen. Grundwort ist eine Pluralform von althochdeutsch-hof ‘ländliches Anwesen, Bauernhof, Wirtschaftshof ’, Bestimmungswort der Personennamen Ricger, Rihger.
Reichshof Denklingen und Eckenhagen entstanden, als geschlossenes Gebiet 1167 von Kaiser Friedrich I. dem Kölner Erzbischof geschenkt, im Mittelalter Zentrum des bergischen Bergbaus, ab 1257 im Besitz der Grafen von Berg, h. touristisch geprägt, Wiehltalsperre. 1404 Dencklyngen [Original]; 1167 Eckenhagen [Original]. 1969 Reichshof. Kunstname Reichshof nach der ursprünglichen Funktion des Areals um Eckenhagen als kaiserlicher Hof, das h. 118 Dörfer umfasst. Denklingen ist aus dem germanisch Personennamen Thankilo und dem Suffix-ingen gebildet. Eckenhagen ist ebenfalls mit einem germanisch Personennamen Ekko gebildet, das Grundwort ist-hagen.
Reifferscheid bei Adenau, 875 Riferesceith.
Reifferscheid, (Hellenthal) 1173 Riferscheit.
Reil, 1006 Rila, 1051 Rile, 1095-99 Rigele, Richela.
Reimsbach, (Beckingen) + 1160 Rumesbach.
Reinbek Die Orte Schönningstedt (1224), Ohe (1238) und Hinschendorf (1238) bilden h. die Stadt Reinbek, 1226 Errichtung des Klosters Reinbek (Zisterzienserinnen), Ersterwähnung der Siedlung 1238, 1529 an Dänemark, 1572 Errichtung des Schlosses Reinbek, 1867 zu Preußen, 1952 Stadtrecht. Mit Glinde gemeinsames Gewerbegebiet Reinbek-Glinde, landwirtschaftliche Nutzung, Reinbeker Schloss. 1238 ville Reinebec [Original], 1466 tome Rynenbeke, 1649 Reinbeck. Das Adjectivisch rein als Bestimmungswort deutet auf ein Kloster hin (parallel dazu etwa das französisch Kloster Clairvaux vom lateinisch clara vallis ‘klares, reines Tal’). Der zweite Teil -bek(e) verweist auf die Lage an einem Bach beziehungsweise Fließgewässer. So Reinsbek, Kreis Segeberg, Reinfeld.
Reinersen, (Beberbeck) 1020 rechinherishusun. Germanisch Raginaharis husum, zu den Häusern des Raginahari.
Reinig, (Wasserliesch) 1098 Riniche.
Reininghausen, (Lüdenscheid) 1100 Reninchuson. Germanisch Raginingo husum, zu den Häusern der Leute des Ragino.
Reinsdorf bei Helmstedt, 1033-50 Renoldasthorpa, mitten 1200 Reinoldesthorpe. Germanisch Raginawaldas porpa, Siedlung des Raginawald.
Reinsfeld, (Trier) 981 in Reinonis campo.
Reinshagen, (Much) 1166 Reginshagin. Germanisch Ragines hagana-, Einfriedigung des Ragin.
Reinfeld (in Holstein) 1186 Gründung des Zisterzienserklosters Reynevelde auf Veranlassung von Graf Adolf von Schauenburg, Ort 1761 an Dänemark, 1867 zu Preußen, 1925 Eingemeindung der Gemeinte Steinhof und Neuhof zu Reinfeld, 1926 Verleihung der kleinen Städteordnung. Staatlich anerkannter Erholungsort, „Karpfenstadt“. 1189 in locum qui dicitur Reyneuelt [Original], 1208 de Reineuelde, 1544 thom Reineuelde; Reinfeldt (1634/35). Wie auch bei Reinbek deutet das erste Zusammensetzungsglied rein auf ein Kloster hin (parallel dazu etwa das französisch Clairvaux vom lateinisch clara vallis ‘klares, reines Tal’). Der zweite Teil deutet auf die Gründung der Siedlung auf planer Fläche, Feldern. So Reinfeld, Ortsteil Glückstadt, Kreis Steinburg, Reinbek, Kreis Stormarn.
Reinheim, das Bodenfunde von der Jungsteinzeit bis in die fränkische Zeit aufweist, wurde bald nach 1260 durch die Grafen von Katzenelnbogen (neu-)begründet und planmäßig angelegt; 1276/77 wird es als municio [Befestigung] Rinheim erstmals erwähnt, schon 1300 als oppidum. 1479 fällt es an die Land Grafschaft Hessen, 1567 an Hessen-Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen. 1971 um 3, 1977 um 1 Gemeinte erweitert, die z.T. erst Anfangs des 19. Jahrhundert über Kurpfalz an Hessen kamen. (1276–1277), 1286, 1300, 1326 Rinheim, 1493 Rynheym, 1516 Reinheim [jeweils Or]. Der Ortsname findet sich in enger Nachbarschaft mit anderen -heim-Namen, die meist wohl auf die fränkische Landnahme zurückgehen und oft Personennamen als Bestimmungswort haben. Für Rin gibt es (abgesehen von lautgeschichtlich unhaltbaren Deutungen) zwei Erklärungsmöglichkeiten: 1. die Rückführung auf eine Personenname Kurzform *R ̄ıno, zu einem etym. noch ungeklärten Personen Stamm R ̄ın (in althochdeutsch Namen wie Rinbald, Rinb Ortsteil?), wobei das unbetonte Genitiv-en (wie oft) geschwunden wäre (so Christmann zu Reinheim, ORTSTEIL von Gersheim, Saarpfalz-Kreis, SL). 2. (weniger wahrscheinlich) als ursprünglich Gewässerbez. (für die Gersprenz?), vergleichbar mit Flussnamen wie Rhin(a), Landkreis Fulda, HE, Rein(städt) < Rin(stede), Saale-Holzland-Kreis, TH, oder Rein(ach) < Ryn(ach), Gemeinte im Kanton AG, CH, die auf Übertragung des Namens des Rheins (zunächst als Appellativum) beruhen oder mit diesem auf ein dem Keltisch und Germanisch noch gemeinsames Appellativum *reinos (< indogermanisch *rei‘ fließen’) in der Bedeutung ‘Bach, Fluss’ zurückführen.
Reinsdorf (Sachsen) Gemeinte im Landkreis Zwickau, 8294 Einwohner, am Fuße des Westerzgebirges, ö von Zwickau. Mittelalter Waldhufendorf an frühdeutscher Wallanlage, über Jahrhunderte landwirtschaftlicher Charakter, seit 1810 Wachstum der Bevölkerung durch Steinkohlebergbau. 1314 de Rywinsdorff, 1344 von Rybanstorff, 1445 Reymerstorf, 1791 Reinsdorf. Im Bestimmungswort steckt der mittelhochdeutsch Personennamen R ̄ıchwin, dann R ̄ıwin, angelehnt auch an Rei(n)mar uswach, schließlich im Genitiv Reins-. So Riemsdorf, Ortsteil von Klipphausen, Landkreis Meißen.
Reisbach Im frühen Mittelalter Herzogsgut, 1438 Übergang an die Wittelsbacher. Circa 775–circa 785 (Kopie von 1521) Rispach, 800 (Kopie von 824) Rispah, 1139 Risbach, 1267 Reispach, 1795 Reisbach. Grundwort des ursprünglich Gewässernamens ist althochdeutsch-bach, pach, pah ‘Bach, kleiner Wasserlauf’, Bestimmungswort r ̄ıs ‘Zweig, Ast’, hier wohl in der Bedeutung ‘Strauchwerk’.
Reiskirchen 1238 Richoluiskirchen [Original], um 1290 (Kopie 15. Jahrhundert) Richolveskirchen, (14. Jahrhundert) Richelskyrchen, 1305 Ricolfiskirchen, 1319 Richolskirchin, (1383) Richelffiskirchen, 1489/91 Richeskirchenn, 1501 Ryßkirchen, 1504 Riskirchen. Kompositummit dem Grundwort -kirchen aus althochdeutsch kirihha, kilihha, mittelhochdeutsch kirche ‘Kirche’. Die Überlieferung erscheint mit dem Merkmal einer st. Genitivflexion -e Siedlungsname der Fuge. Für das Bestimmungswort ist damit von einem Personennamen auszugehen, den man mit dem zweigliedrigen Maskulinum Personennamen Richolf angeben kann (Vorname mit dem Stamm rîcja ‘rex, tyrannus’ und dem Stamm vulfa, althochdeutsch wolf ‘Wolf’). Die Entwicklung des Bestimmungsworts zu der heutigen Form Reis erklärt sich durch Assimilation und Kontraktion. Dabei wird -lfis> -ls(1319), der Vokal des zweiten Rufnamenstammes fällt aus (14. Jahrhundert), -ls wird zu -s assimiliert (1489/91), Riches(1489/91) wird zu Ryß kontrahiert (1501) und R ̄ıs verändert sich über Diphthongierung zu Reis-. Wahrscheinlich weist der Name auf eine grundherrliche Eigenkirche hin. So Reiskirchen, Ortsteil der Gemeinte Hüttenberg, Lahn-Dill-Kreis (975 Richolueschiricha).
Reisweiler, (Reisbach) 1212 Reiswilre.
Reken = Großreken und Kleinreken. 889 Recnon, 10. Jahrhundert Regnun, 1173 Rekene. Das Spektrum der Lautformen um rek(e)und der Gebrauchsweisen beziehungsweise Bedeutungen dieser Lautfolgen in westfälischen (Mikro-)Toponymen ist von Müller dargestellt worden. Es ist nicht möglich, für den Namen Reken eine Entscheidung zwischen ‘Reihe’, ‘Ordnung’, ‘Strecke’ einerseits und ‘Hecke’, ‘Einfriedigung’, ‘Zaun’, ‘Gerüst’ andererseits zu treffen. Es handelt sich entweder um einen in Nordwestdeutschland gewöhnlichen, durch Nasalsuffix gebildeten Siedlungsnamen oder um eine Dativ-Plural-Form. So Recke, Kreis Steinfurt.
Rellingen 1140 erstmals urkundlich erwähnt, 1974 Zusammenschluss von Egebüttel und Rellingen. U. a. Baumschul und Saatgutbetriebe (im größten geschlossenen Baumschulengebiet der Welt). Um 1140 in Reinlage [Original], 1255 in villa Reinlinghe, 1314 to Rellingge. Der Ortsname setzt sich zusammen aus rein-, was entweder aus dem Mittelniederdeutsch kommt und ‘Rain, Grenze’ bezeichnet oder vom auch heute gebräuchlichen Adjektivisch rein für ‘sauber’ abzuleiten ist. Aufgrund der Bedeutung des zweiten Wortteiles -lage ‘freie, offene Fläche zwischen Wäldern’ scheint die Bedeutung des ersten Wortteils als Grenze passender, so dass Rellingen etwa die ‘Siedlung auf dem offenen Land an der Grenzfläche zwischen verschiedenen Wäldern’ meint.
Rellinghausen, (Essen) 947 Ruoldinghus, 943 Rolinghuson. Germanisch Hropilinga husum, zu den Hausernd der Leute des Hropilo. (hropi-, roem)
Remagen Ersterwähnung 755, im 4./5. Jahrhundert Ende des römisch Truppenstandortes, 1110/1117 Ansiedlung von Mönchen, „Großes Stadtsiegel“ von 1221, ab dem 14. Jahrhundert Wallfahrtsort bis zur Auflösung des Klosters 1803, 1794 Französisch, 1815 preußisch. 3. Jahrhundert (Kopie) Rigomagus, um 390 (Kopie) in Rigomagum, 755 (Kop.) Rigomo, 770 (Kopie) Rigimago, 856 (Kopie) Regamaga, 1003 (Fälschung) Rigemaga, 1140 Riemage, 1143 Rimagen, 13. Jahrhundert Remagen. Keltisch *R ̄ıgo-magos ‘Königsfeld’, Kompositum mit keltisch *r ̄ıg‘König’ als Bestimmungswort und keltisch *mag-es-/-os ‘Feld, Ebene’ als Grundwort. So Brumath (Brocomagus), Elsass, F; Dormagen (Durnomagus), Rhein-Kreis. Neuss, NRW; Limmat (*Lindomaga), Fluss, CH; Neumagen (Noviomagus), Landkreis Bernkastel-Wittlich.
Remchingen 1160 de Remichingin [Original], 1255 de Remechingen [Original]; de Remchingen [Original] (1257). Der Siedlungsname wurde 1973 im Zuge der Vereinigung der Dörfer Wilferdingen und Singen für die neue Einheitsgemeinde festgelegt. Dabei griff man auf einen seit dem 12. Jahrhundert bezeugten mittelalterlichen Namen für eine im 18./19. Jahrhundert endgültig abgegangene Burg(siedlung) nw von Wilferdingen in der Talaue der Pfinz beziehungsweise für das gleichnamige Adelsgeschlecht zurück. Es handelt sich dabei um eine-ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutschen Personennamen *Ramicho. Die Endung -en geht zurück auf die althochdeutsch Dativ-Plural-Endung -un, die bereits zum Mittelhochdeutsch hin zu -en abgeschwächt wird und einen Örtlichkeitsbezug im Sinne von ‘bei ...’ ausdrückt, sodass für die anzusetzende althochdeutsch Ausgangsform *Ramich-ing-un eine ursprüngliche Bedeutung ‘bei den zu einer Person namens *Ramicho gehörigen Leuten’ erschlossen werden kann. Das -iim Kosesuffix -ich(o)dem Personennamen beziehungsweise im darauf folgenden Ableitungssuffix -ingun bewirkte regulär einen Sekundärumlaut des Stammvokals -ain Ramzu -ä-, der sich in der Überlieferung durchgehend mit e-Schreibungen im Schriftbild zeigt. Diese konsequente graphische Realisierung des Sekundärumlauts ä mit ̨e ist nicht nur vor dem Hintergrund der mundartlichen Entrundung des Umlauts zu e zu sehen, sondern in Handschriften des nicht an das Bairische angrenzenden alemannischen Sprachgebiets durchaus zu erwarten.
Remlingrade, (Radevormwald) 1183-93 Remelinkrode, Remelinrode.
Remscheid, 1168–91 ecclesiam Remscheit, 1217 de curia Remissgeide [Original]. Der Erstbeleg in einer Urkundlich des Grafen Engelbert I. von Berg für den Johanniterorden ist nur in Kopie des 17. Jahrhundert bewahrt, die der Ortsname sprachlich modernisiert hat. Grundwort-scheid ist motiviert durch die Lage auf einem Bergrücken (‘Wasserscheide’). Im Bestimmungswort ist entweder die Kurzform eines Personennamen (Remi aus Namenglied Rim-?) oder die Pflanzen bezeichnest mittelniederdeutsch r ̄emese,ra ̄mese‘Bärlauch’< *hramisia, Suffixvariante neben *hramusia, wie in Remsede (Ortsteil von Bad Laer, Landkreis Osnabrück), einer -ithi-Ableitung zu diesem Etymon, Ende 11. Jahrhundert (Freckenhorster Heberegister) van Hramisitha.
Remseck am Neckar Entstehung des zunächst Aldingen am Neckar genannten Ortes 1975 durch den Zusammenschluss derGemeinte Aldingen, Hochberg, Hochdorf, Neckargröningen und Neckarrems, Umbenennung 1977 in Remseck am Neckar nach gleichnamiger Burg beziehungsweise Schloss. Seit 2004 Stadtrecht und Große Kreisstadt. Früheste urkundlich Erwähnung eines Ortsteil im 9. Jahrhundert (806 Gruonincheim), weitere Ortsteil werden im 12. Jahrhundert (Almendingen) und im 13. Jahrhundert (Hohenberg, Rems) erstmalig erwähnt. 1955 entstand Pattonville als neuer Ortsteil für die Angehörigen der US-Armee, deren Stützpunkt jedoch 1992 aufgelöst wurde. Seitdem gehört die Siedlung zu einem Teil zu Remseck und zu einem anderen Teil zu NachbarGemeinte 1850 Remseck. Ursprünglich Burgname mit Grundwort-eck und dem Flussname (die) Rems (zum Neckar), 1274 Ræmse, 1292 Rámse, 1298 Rames, um 1350 uf der Remse. Die Ausgangsform es Flussname ist althochdeutsch *Ra ̄misa, eine Ableitung mit dem Suffix -isa von althochdeutsch, mittelhochdeutsch ra ̄m ‘Schmutz’. Germanisch Flussname mit -s-Suffix kommen im Flussgebiet des Neckars öfter vor, vgl. Bibers, Fils, Glems, Jagst. Zu Neckar Neckargemünd, So Neckarrems, Ortsteil von Remseck am Neckar, Landkreis Ludwigsburg; Waldrems, Ortsteil von Backnang, Rem-Murr-Kreis.
Remshalden Entstehung des Ortes 1974 durch den Zusammenschluss der Gemeinte Geradstetten und Grunbach, die bereits 1972 Rohrbronn, Hebsack und Buoch eingemeindet hatten. Von den nunmehr fünf Ortsteil wurde Grunbach bereits Mitte 12. Jahrhundert, die anderen vier Ende 13. Jahrhundert erstmalig erwähnt. 1444 an der Ramßhalden. Ursprünglich Flurname mit dem Grundwort (im Dativ Plural) althochdeutsch halda ‘Abhang, Anhöhe, Abgrund’, mittelhochdeutsch halde ‘Bergabhang’ und dem Flussname Rems (Remseck) als Bestimmungswort.
Rendsburg Die Stadt wurde 1150 gegründet und 1199 erstmals urkundlich erwähnt, 1252 Stadtrecht, 1460 unter dänische Krone, 1665 Garnisonsstadt, 1867 zu Preußen, 1970 Gründung des Kreis Rendsburg-Eckernförde mit Rendsburg als Sitz der Kreisverwaltung. Um 1200 castrum Renoldesburch, 1328 to Rendesborch, um 1245 binnen Rendesborg, 1600 zu Rendesburgh. Setzt zich zusammen aus de Personennamen Reinhold und der Fruheren Form fur -brug, -borch. Somit wurde ursprünglich Die Burg des Reinhold als Reinoldesburcht bezeichnet ein Ortsteil de heutige Form Rendsburg.
Renen, (Haffen) 2 Hälfte 1100 Rene. Germanisch hrainja-, bei hraini, sauber mit Mitwirkung van de Name Rhein.
Rengsdorf Zeit zum Engersgau. Bis 1532 hatte das Stift St. Castor hier Patronatsrechte, seit 1570 war der Graf von Wied Landesherr. Ende 18. Jahrhundert war die Region für kurze Zeit französisch beziehungsweise nach 1806 nassauisch, 1815 fielen die wiedischen Territorien an das Preußen. Ende des 19. Jahrhundert wurde die Gemeinte Rengsdorf Kurort, der auch „Nizza des Westerwaldes“ genannt wird. 847–868 in uilla Re[g]ngeresdorf ... ad Rengeresdal (KopieEnde 10., Anfangs 11. Jahrhundert), 1252 ecclesiam de Rengesdorph, 1264 Rengistorf; Rengsdorf (1404). Das Bestimmungswort enthält einen althochdeutsch Kosename von Ragin-, Reginbald, -bold, die als Personennamen im 9. und 10. Jahrhundert mehrfach auftauchen, so z.B. Reginbolt in derselben Urkundlich aus der Mitte des 9. Jahrhundert, in der auch der Ortsname das erste Mal erwähnt wird. Das Grundwort ist-dorf. Die Deutung des Ortsname wäre demnach ‘Siedlung des Regin(bold)’.
Rennerod Im Mittelalter in der Nähe einer wichtigen Salzhandelsstraße. Großen Einfluss und Besitztümer hatten hier zunächst die Grafen von Diez und seit dem 15. Jahrhundert verschiedene nassauische Linien. In Rennerod befand sich ein Gerichts-, seit dem 18. Jahrhundert ein Amtssitz. Seit 1866 preußisch Provinz Hessen-Nassau. 1969 wurden Emmerichenhain und Rennerod vereinigt, die neue Gemeinte erhielt 1971 Stadtrechte. 1100 Reidenrode, 1217–35 Reynderode, 1300 Reynenrode, 1362 Rendenrode; Rennerod (um 1585). Wahrscheinlich ursprünglich *Reinhardesrode oder *Reinenrode, in dem der althochdeutsch Personennamen Rein(h)ard zu Raginhard oder auch davon die Kurzform *Reino als Bestimmungswort stecken. Bei gleichzeitiger Kürzung des Stammvokals wurde -nd durch Angleichung zu -nn-. Das Grundwort ist-rod(e). Zu deuten wäre dieser Ortsname als ‘Rodung/Rodungssiedlung eines Reinhard oder Reino’.
Renlewessen, (Wolfhagen) 1015-20 Rainlefessun. Germanisch `Raginalaibes husum, zu den Hausern des Raginalaib. ( ragina- Rat + laiba, Sohn)
Renneberg, (Linz) +1217 Rennenberg.
Renningen Im 12. Jahrhundert in Besitz des Klosters Hirsau, um 1300 gehörte der Ort den Grafen von Hohenberg, die ihn wohl 1306/07 an Reinhard von Neuenbürg vertauschten, der Renningen 1310 an Württemberg verkaufte. Rathaus, Ettermauer, Petruskirche, Germanuskirche, Bonifatiuskirche, Martinuskirche. Um 860 (Kopie um 1280) Raantingen, Anfangs 12. Jahrhundert (Kopie 12. Jahrhundert) Randingen, 1266 Rendingen; Renningen (um 1350). Renningen ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu *Ra ̄ndo, einer langvokalischen Variante des bezeugten Personennamen Rando: ‘bei den Leuten des Ra ̄ndo’. Durch Assimilation von -nd zu -nn entsteht die heutige Namenform.
Rentgen=Niederrentgen und Oberrentgen, 1225 Runneke. Rentinkhausen (Bad Lippspringe) 1036 in marchiis...Renghitinchusorum.
Repelen, (Rheinkamp) 1000 in Rapilaro hesi, in Rapilara hesi.
Reppel, 726 Replo, 855-56 Replo.
Resse, (Buer) 10-1100 Raedese, 974-83 Redese.
Retersdorf, (Königswinter) 866 Raterestohrp, 922 Raterestorp.
Retterath, (Koblenz) 931-56 ad sartem Ratheri, 1052 Rethoroth. Germanisch Raedaharis porpa-. Rodung des Raedahari.
Reuland, 1148 Rulant, 1166 Rugelant. Germanisch rugi, rau. Mit Gestrüpp bewachsen, + landa-, Land.
Reutlingen Um 1240 Stadtgründung ausgehend von Kaiser Friedrich, seit 1505 Schirmvertragsverhältnis mit Württemberg, 1802/03 unter württembergische Landeshoheit. Ehemalige Stadtmauer, Eisturm, Neues Spital, Nikolaikirche. 1089 (Chronik 1335–37) Rutelingin, 1145 Rudelinge [Original], 13. Jahrhundert Riutelingen [Original], 1262 Revtlingen [Original]. Reutlingen ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutschen Personennamen *Riutilo, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Riutilo’. Der vorauszusetzende Stammvokal althochdeutsch -iu wurde vor -izu -ü ̄kontrahiert, in der Schrift erscheint dafür <iu> oder <u>. Durch die Neuhochdeutsch Diphthongierung von -ü ̄zu -eu bildet sich die heutige Namenform.
Rhade, 1003 Rothe, 1100 Rotha, 1096 Rode. Germanisch ropa-, Rodung.
Rhauderfehn 1973 schlossen sich 10 Gemeinte unter dem Namen Rhauderfehn zusammen, wobei diese neu gebildete Gemeinte ihren Namen nach der 1769 durch Kolonisierung im Hochmoorgebiet als Fehnsiedlung gegründeten Gemeinte Westrhauderfehn erhielt. 1806 Rauder Wester-Vehn, 1823 Rhauder Westerfehn. Der erstmals 1806 belegte Ort steht im Zusammenhang mit dem ebenfalls in dieser Zeit belegten Ostrhauderfehn. Der Ortsname enthält als Grundwort das Appellativum altsächsisch fen(n)i, mittelniederdeutsch venne, ven ‘(mit Gras bewachsenes) Sumpfland’, das speziell in Nordniedersachsen häufig für Moorkolonistensiedlungen verwendet wurde. Das Bestimmungswort besteht aus dem Ortsname Rhaude im adjektivisch verwendeten Genitiv Plural auf -er. Dieser ist 1409 als Rawide und 1484–94 als Rauwede belegt. Er enthält ein in altsächsisch widu-, mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’ belegtes Grundwort Wegen der späten Überlieferung ist das Bestimmungswort nicht sicher zu bestimmen. Eventuell liegt ein in mittelniederdeutsch ra ̄ ‘Segelrah’ und verwandtem schwed. raga ‘dünner langer Wurzelschössling’ belegtes Appellativum vor, das sich auf die Gestalt der Bäume bezieht. Oder aber es ist das als Grundwort häufige Element-rode anzusetzen. So Ostrhauderfehn, Landkreis Leer.
Rhaunen Im 8./9. Jahrhundert Klosterbesitz, erwähnt in Lorscher und Fuldaer Klosterdokumenten. Später Sitz eines wildgräflichen Hochgerichts. Vom 14. bis Ende 18. Jahrhundert teilten sich die Wildgrafen das Gebiet der heutigen Verwaltungsgemeinde mit Kurtrier. Seit 1815 zu Preußen. 8.–9. Jahrhundert (Kopie 12. Jahrhundert) De Runu, in Runu, 841 (Kopieum 1160) ad Hruna, 1271 de Rune, in Rune, 1460 Runen, 1515 Raunen. Der Ortsname beruht auf dem Flussname (althochdeutsch) *Ru ̄na, heute Raunelbach (zum Hahnenbach zur Nahe) < *Raunenbach. *Ru ̄na entspricht dem Feminin des vom indogermanischen Verb *reuH ‘aufreißen’ abgeleiteten Adjectivisch indogermanisch*ruH-nó-s>*ru ̄nos beziehungsweise *ru ̄na ̄ ‘reißend’. Der Flussname ist somit nicht aus einer indogermanisch Einzelsprache erklärbar. So Raun, Vogtlandkreis.
Rheda-Wiedenbrück Rheda entstand nach 1221 bei einer Wasserburg (1191 an die Edelherrn zur Lippe) am Ems übergang der Wegtrasse Münster-Paderborn, 1355 Stadtrecht, 1491 Herrschaft Rheda aus Besitz der Grafen zur Lippe an die Grafen von Tecklenburg Bentheim, 1815 an Preußen. Leinenproduktion. Wiedenbrück entstand um die im 8. Jahrhundert errichtete Kirche (St. Aegidius), 803 zum Bistum Osnabrück, 952 Markt-, Zoll-, Münzrecht durch Otto I., 1196 Stadtrecht, 1249 Neustadt mit Marienkirche. 1970 Vereinigung der Städte Rheda und Wiedenbrück mit weiteren vier Gemeinte, Doppelname. Rheda: 1088 Retha, 1170 de Reden, 1184 de Riethen, de Riedi, 1219–38 in Rethen, 1244 Rethe castrum, 1250 Rithe, 1263 Redhe, 1288 Rede, 1457 (Kopie 16. Jahrhundert) Reede. Wiedenbrück: 952 Vuitunbruca, 985 (Kopie16. Jahrhundert) Widenbrugga, Ende 11. Jahrhundert de Uuidanbrucki, de Uuidenbruggon, 1189 Widenbrukke, 1213 Widenbruge, 1221 Widenbruke, 1535 Widennbrugge. Rheda: Der Ortsname von Rheda bezieht sich auf einen Flurname für eine um 1000 n. Chr. am alten Handelsweg Münster-Kassel liegende Turmhügelburg im Ried einer Emsschleife (zu altenglisch hr ̄eod, altsächsisch hrio ‘Ried’, mittelniederdeutschr ̄et,reit(reet,reydt,rooth, r ̄ıt,riet,ryth) Nteutrum ‘Schilfrohr, Ried, Röhricht’, althochdeutsch (h)riot, mittelhochdeutsch Riet; westgermanisch *hreuda, indogermanisch *kreudh-, *kreut-). Formen mit -en können sich auf eine Dativ-Plural-Form *Riaþun ‘Siedlung am, im Ried’ beziehen. Die heutige Form Rheda bewahrt altes hyperkorrektes kanzleisprachiges -a (als Anlehnung an lateinisch -a oder vermeintlich ältere Formen mit-aha). Wiedenbrück: Bildung mit dem Grundwort-brück. Das Bestimmungswort ist in Verbindung zu altsächsisch uuia, stark. swach feminin, althochdeutsch w ̄ıda, mittelniederdeutsch w ̄ıde ‘Weide(nbaum)’ beziehungsweise einem davon abgeleiteten Adjektivisch gesehen worden und entsprechend als ‘Brücke, wo Weiden stehen’ beziehungsweise als Bezeischnus für einen durch Weidengeflecht befestigten Knüppeldamm erklärt worden. Nach den älteren Formen ist aber mit dem im Dativ Singular flektierten altsächsisch adjektivisch w ̄ıd ‘weit, breit, ausgedehnt; weit entfernt’ zu rechnen. Der Ortsname ist aus einem lokativisch Syntag Mittelalterwie *to der vu ̄ıdun bruccon ‘bei der weiten (= langen) Brücke’ entstanden. Die bezeichnete Brücke ermöglichte im Bereich eines ursprünglich wichtigen Übergangs des frühmittelalter Handelsweges von Soest nach Bremen eine Überquerung der Ems. So Rheydt, Ortsteil von Mönchengladbach, NRW; Rhede, Kreis Borken, Wiedenbrügge bei Bad Rehberg.
Rhede (Münsterland) Gemeinte im Kreis Borken, 19397 Einwohner, Reg.-Bez. Münster, NRW. Kirchdorf auf einem Hof der Abtei Werden im Fürstbistum Münster, Burg, dann Schloss mit Freiheitsbezirk, 1803 Fürstentum Salm, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 Preußen. Um 1050 de Rethi, 1223 de Rethe, 1253 in Rede. Sodmann für Rhede und die niedersächsischen Ortsname nbücher für die nicht vor 1189 belegten Namen † Retburg, Rethen, Reden u.a. gehen von altniederdeutsch hriod‘ Ried’ aus. Das ist für Rhede nicht ohne Weiteres zulässig, da das anlautende hvor -rioder -renur selten um 1050 bereits geschwunden ist, und auch das -ionoch als -ieerhalten sein müsste. Somit bleibt der Anschluss entwederanaltniederdeutschrethi‘Rede’oderanaltniederdeutschr ̄ede‘bereit’, ‘fertig’, das im Gotischen als (ga)raiths ein -th (wie 1050 Rethe) aufweist und in der Form Reede ‘Schiffsliegeplatz vor der Küste’ auch als Substantiv erscheint. Somit kann es sich bei dem Namen um die Bezeichnung einer Einrichtung im Rahmen einer (Land-)Wirtschafts-Verwaltung oder Produkterzeugung handeln.
Rheidt, (Köln) 992 Raithe, 1109 Reithe.
Rheinau Rheinau entstand im Rahmen der Gemeindereform durch Vereinigung der Stadt Freistett mit den Gemeinte Hausgereut, Helmlingen, Holzhausen, Honau, Linx, Memprechtshofen und Rheinbischofsheim, die sich zuerst unter dem Namen „Freistett-Rheinbischofsheim“ zusammenschlossen und 1975 schließlich in „Rheinau“ umbenannten. „Heidenkirchl“, St. Nikolauskirche, Ev. Kirche Rheinbischofsheim, Fischtreppe. Rheinau (1975). Der Ortsname Rheinau ist ein Kunstwort, das auf die landschaftliche Lage am Rhein verweist und Bestandteile der Gemeindenamen Rhein-bischhofsheim (zu keltisch r ̄enos, mir. r ̄ıan ‘Meer’) und Hon-au (zu althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’, -au) aufgreift und miteinander verbindet. So Rheinau, Ortsteil von Mannheim.
Rheinau, (Koblenz) 1185 in Rinowe.
Rheinbach Rheinbach im 7. Jahrhundert gegründet, 762 erstmals urkundlich bezeugt als Besitz des Klosters Prüm, 1178–1349 Ritter von Rheinbach auf der gleichnamigen Burg Rheinbach, gleichnamiges kurkölnisches Amt, agrarisch geprägte Kleinstadt mit Resten der mittelalten Stadtmauer, Hexenturm (intensive Hexenverfolgung 1631–36), 1862 Stadtrechte, schwere Zerstörungen im Weltkrieg, 1969 mit weiteren Orten zusammengeschlossen, Glasfachschule und Fachhochschule seit 1995. 762 Reginbach, 943 und 1066 ebenso, 1140 Reinbach. Wohl nicht aus dem Bestimmungswort Regen Maskulinum ‘Regen’, sondern eher mit einem Genitiv reg-in des germanisch Personennamen Rago (Kaufmann) und dem Grundwort-bach gebildet. Die Kontraktion von -egiz u -ei erfolgt schon im Mittelalter, die Anpassung der Schreibung an den Namen des Rheins ist neuzeitlich.
Rheinberg 1233 Erhebung zur Stadt. 1003, 1106 [Original] Berke, 1590 Rhein-Berck. Unterscheidender Zusatz seit Ende des 16. Jahrhundert belegt. Das Grundwort ist mit Kaufmann 1973 von Neuhochdeutsch-berg getrennt zu halten, das am Niederrhein nicht mit k auftreten kann (mundartlich [bεɐ]). Dennoch zieht er weiterhin dieses Wort zur Erklärung heran, da er eine Vorform *Bergheim konstruiert, aus der das k zu erklären sei. Die historischen Belege geben jedoch keinerlei Hinweise auf ein derartiges Grundwort, das zu Beginn des 11. Jahrhundert nicht zu -e „geschrumpft“ sein kann. Folgerichtig haben in der Deutzer Urkundlich des Erstbelegs von 1003 die-heim-Namen Mehrum und Stockum die zu erwartenden Formen Merheim und Stocheim. So wird es bei der Motivierung von Berke bei der Baum bezeichnest Birke (mittelniederländisch berke) bleiben müssen, nach Ausweis des frühen Belegs offenbar in unsuffigierter Form, aber vermutlich im lokativischen Dativ: ‘(Ort) bei der Birke’. Die Baumbezeichnus ist im Germanisch durch *berkjo ̄ und *berko ̄ vertreten, wodurch sich verschiedene Haupttonvokale ergeben.
Rheinböllen Zentrum einer historisch pfalzgräflichen Herrschaft auf dem Hunsrück. Im „Vertrag zu Pavia“ von 1329 wird die Zugehörigkeit zur Pfalz ausdrücklich erwähnt. 1542 wird eine Festung Rheinböllen genannt. 1794 Französisch, 1814 zu Preußen. Bekannt ist Rheinböllen durch die „Puricellische Stiftung“, ein ehemaliges Waisenhaus, heute Pflegeheim. 1309 Rinbulle, 1314 villa Rynbuhel, 1316 oppidum Reynbullen, 1318 Rymbul, 1329 Rinbüll; Reinböllen (1542). Das Grundwort geht wie auch der Ortsname Böhl (779/80 in Buhilo) auf althochdeutsch buhil ‘Hügel’ zurück. Mit dem, vielleicht unterscheidenden, Namenszusatz vom Gewässername Rhein wäre ‘Hügel am oder in der Nähe des Rheins’ zu lesen. So Böhl-Iggelheim, Rhein-Pfalz-Kreis.
Rheinbreitbach, 966 Breitenbach, 1143 Breitbach. Germanisch braidon, zu braida-, breit + baki, Bach.
Rheinbrohl, 1202 Brule, 1209 Brula.
Rheindahlen, (Mönchen-Gladbach) 867 Dalon. Germanisch dalum zi dala-, Tal.
Rheindorf, (Grau-Bonn) 1131 Rindorp. Liegt am Rhein.
Rheindorf, Schwarz_ (Neuel) 1156 Rindorf, 1170 Rindorp. Idem.
Rheindorf, (Leverkusen) 1199 Rindorp. Idem.
Rheindorf, (Sechtem) 1140 Rinchedorb, 1176 Rinkedorp. Germanisch hringa-, Ring, Kreis.
Rheineck, (Koblenz) 1129 Rinecke, 1131 Rinekke. Germanisch Flussname Rhein + agjo, Spitze= Bergspitze.
Rheine Karolingische villa, Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1327 Stadtrecht, 1803 Fürstentum Rheina-Wolbeck, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 preußisch, Wasserwirtschaft an der Ems, Textilindustrie. 838 villa Reni [Original], 1002 Hreini, 1292 de Reyne. Simplex auf der Grundlage eines germanischen Stammes *ren zu dem Bezeichnen einer ‘Erhebung’. Appellativisch vergleichbar sind etwa norwegisch rane ‘Spitze, hervorragender Felsen’, norwegisch rind(e), rande ‘Bergrücken, Erdrücken, Bank’, althochdeutsch rono ‘Baumstumpf ’ oder althochdeutsch rone (Feminin) ‘Narbe’. Die Namengebung als Siedlung ‘auf einer Anhöhe’ erfolgte aufgrund der Lage auf einem Höhenzug aus Muschelkalkgestein links der Ems oberhalb einer Furt. Als Stammvokal ist wohl - aanzusetzen, das zu -e umgelautet worden ist, und zwar durch Einfluss der Flexion im Dativ Singular in lokativisch Funktion mit -i als Flexionsendung. Die teilweise mit hanlautenden Formen des Ortsname finden sich nur in Kaiserurkunden. So Rhene, Ortsteil von Baddeckenstedt, Landkreis Wolfenbüttel.
Rheinfelden Baden, 1922 Rheinfelden. Die Siedlung Badisch-Rheinfelden, die erst im 19. Jahrhundert entstand, wurde zu Beginn des 20. Jahrhundert nach der Stadt Rheinfelden auf der gegenüberliegenden Rheinseite in der Schweiz benannt. Zunächst waren das neu entstandene Industriegebiet und die dazu gehörige Siedlung Teil der Gemeinte Nollingen. 1922 änderte die Gesamtgemeinde mit der Erlangung des Status einer Stadtgemeinde ihren Namen von Nollingen in Rheinfelden. Zur Unterscheidung von der Schweizer Stadt erhielt sie 1963 den Zusatz Baden, der in Klammern nach dem eigentlichen Ortsname geführt wird. Seit 1975 ist der Ort Rheinfelden (Baden) Große Kreisstadt. Historisch Belege und eine etymologische Erklärung des bis heute durchsichtigen Namens Rheinfelden (Schweiz) finden sich bei Zehnder. So Rheinfelden, AG, Schweiz.
Rheinfelden Stadt und Hauptort des Bezirks Rheinfelden. Gegründet um 1130 durch die Zähringer, 1290 Stadtrecht, 1330 an Habsburg-Österreich, 1803 zum Kanton Aargau. 1057 de Rinvelden [Original], 1143 de Rinuelde, 1175 de Rinuelden; Reinfeld, Reinfelden (1415 Kop.). Sekundärer Siedlung Name, gebildet aus dem Dativ/Lokativisch Plural des Grundworts -feld und dem Flussname R ̄ın ‘bei den Feldern am Rhein’. Das badische Rheinfelden hat den Namen der älteren Schwesterstadt übernommen. So Rheinweiler, Ortsteil von Bad Bellingen, Landkreis Lörrach; Rheinzabern, Landkreis Germersheim, RP; Birsfelden, Entfelden, Weinfelden.
Rheingönheim, (Ludwigshafen a Rhein) 831m Geginheim, 1222 Geinheym, Geginheym.
Rheingrafenstein, (Bad Kreuznach) 1157 Petra.
Rheinhausen, ende 1100 Rinthusen, Rinhusen. Germanisch hrinpiz-, Rind + husum, zu husa, Haus. Später beeinflusst von Namen es Rheins, an dessen Ufer Rheinhausen liegt.
Rheinheim, (Duisburg) 1072 Rinheim. Liegt am Rhein.
Rheinkassel, (Worringen) 1180-85 Rinkassele. Latinisch castellum, Burg, am Rhein.
Rheinmünster -Lichtenau, Lichtenau wurde vom Straßburger Bischof Konrad von Lichtenberg gegründet, 1395 zu einem Viertel an die Kurpfalz verpfändet, von 1399 bis nach dem Bauernkrieg zu Straßburg, 1803 an Baden. Rheinmünster entstand 1974 durch Zusammenschluss der Gemeinden Schwarzach, Greffern, Stollhofen und Söllingen. Chemieindustrie, Lehrmittelverlag, Münster, Beinhaus, Altarstein, Weinbrenner-Kirche, Hoftheater Scherzheim. Lichtenau: 1239 (Chron. 14. Jahrhundert) 1300 Lichtenowe. Rheinmünster: 1974 Rheinmünster; RheinmünsterLichtenau (1975). Während der Ortsname Rheinmünster ein modernes Kunstwort ist, das auf die landschaftliche Lage am Rhein verweist und aus den Bestandteilen Rhein-(zu keltischr ̄enos, mir.r ̄ıan‘ Meer’)und -münster (zu althochdeutsch munistiri, mittelhochdeutsch münster ‘Kloster’) besteht, handelt es sich bei Lichtenau um eine alte Bildung mit dem Grundwort-au (althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe ‘Land am Wasser, Insel’). Der erste Bestandteil enthält das Bestimmungswort Lichtendes Namens des Stadtgründers Bischof Konrad von Lichtenberg. So Lichtenau, Landkreis Ansbach.
Rheinsberg Von den Grafen von Ruppin zum Schutze der Grenze zu Mecklenburg angelegte Wasserburg (älter als die erste Erwähnung) mit Burgflecken, später eine unbedeutende brandenburgische Landstadt, im 18. Jahrhundert ausgebaut zum Wohnsitz des Kronprinzen Friedrich, des späteren Königs Friedrich und seines Bruders, des Prinzen Heinrich. 1910 Sommeraufenthalt des Dichters Kurt Tucholsky (1912 Roman „Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte“). 1291Gerhardus de Rynesberge, 1335 Rynesperg, 1414 Rynsberghe; Rheinsberg (1799). Nach der Lage am Rhin (r. Nebenfluss der Havel) benannt. Zum Grundwort -berg in der Bedeutung ‘Burg’. Der Gewässername Rhin (1238 Renus, 1298 Rhyn) gehört wahrscheinlich zu der ältesten, indoeuropäischen Namensschicht und ist als ‘Fluss, Strom, Wasserlauf’, zu indogermanisch reinos, germanisch r ̄ın, zu erklären. Übertragung vom Rhein ist kaum anzunehmen, da in Brandenburg Gauch alle anderen größeren Nebenfluss der Havel und der Spree vorslawische Namen tragen. Die Diphthongierung ̄ı > ei erfolgte durch hochdeutsch Einfluss beziehungsweise in Anlehnung an den Namen des Rheins.
Rheinstetten Der Ortsname Rheinstetten ist ein Kunstwort, das auf die landschaftliche Lage am Rhein verweist und aus dem Bestimmungswort Rhein (zu keltisch r ̄enos, mir. r ̄ıan ‘Meer’) und dem Grundwort althochdeutsch mittelhochdeutsch -stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’( -statt) besteht, hier im Dativ Plural -stetten.
Rheinzabern, +300 Tabernis, 355 itenerarium Antonini +390 Tabernas.
Rhens 941, 945 Reinsa, 962, 989 in Renso, 1110 Reinse, 1136, 1138 Rense, 1471 Reynsze, 1772 Rens oder Rees. Ursprünglich Flussname vorgermanisch *Reginsa > Reinsa, Ableitung mit -s-Suffix von *Regin wie in Regino (Regensburg) und *Reginika (Renchen, Baden-Württemberg), indogermanisch *reg‘ lenken, richten, leiten’.
Rheydt, mitten 1200 Reithe, Reide bald nach 1116.
Rhoden, 1015-20 Rothen, 1015-25 Rothun. Germanisch ropum, zu ropa-, Rodung.
Rhöndorf, (Honnef) 970 Roonthorp, 1102 Roendorp. Germanisch Rauhon porpa-, Siedlung des Rauho.
Rhynern, 1000 an Rinherre. Germanisch? + haru, sandiger Hugelrucken.
Ribnitz-Damgarten Der heutige Doppelname geht erst auf das Jahr 1950 zurück, als sich die früheren Grenzstädte Ribnitz (Mecklenburg) und Damgarten (Pommern) zusammenschlossen. Ribnitz: Bei einer slawischen Burg mit Burgflecken wurde durch das Mecklenburger Herrscherhaus Anfangs des 13. Jahrhundert planmäßig eine Stadt gegründet, die 1233 erstmalig urkundlich erwähnt wird. Damgarten: Auf der ö Seite der Recknitz und mit der Absicht der Stärkung der Grenzbefestigung gegenüber Mecklenburg verlieh der Rügenfürst Jaromar 1258 dem Ort Stadtrecht. Der Handel zwischen Stralsund einerseits und Rostock/Lübeck andererseits bestimmte lange Zeit das Bild beider Städte, Bernsteinverarbeitung und -museum. Ribnitz: 1210 Rybenitz, (1225) Ribnicze (beide Gewässername), 1233 Rybeniz, 1274 civitatis Ribenitz; Ribnitz (1286). Damgarten: 1225 uillam Dammechore, 1258 ab ipsa ciuitate Damgur, 1267 Dammae Gorae, 1286 Dambagora, 1321 in Damgar, 1359 in Damgarden; to Damgarten (1536). Ribnitz: Dem Namen des mecklenburgischen Ortes liegt ein altpolabisch Gewässername *Rybnica mit einem Suffix -ica,-itz, zugrunde, mit dem das adjektivisch Grundwort *rybny ‘Fisch-; fischreich’, zu ryba ‘Fisch’, erweitert wurde. Das auslautende, unbetonte -a ging bei der Eindeutschung verloren. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Fischerort’ oder ‘Ort am fischreichen Gewässer’ rekonstruieren, und bezieht sich vermutlich auf den Ribnitzer See (s Teil des Saaler Boddens), vielleicht aber auch auf die Recknitz oder einen nicht mehr existenten Bach im Sumpfgebiet des Recknitztals. Damgarten: In die Bestandteile des zweigliedrigen Namens des vorpommerschen Ortes wurde mit dem Aussterben der slawischen Sprache in diesem Gebiet mittelniederdeutsch dam ‘Damm’ und mittelniederdeutsch garde ‘Garten’ ein gedeutet. Ursprünglich bestand der Ortsname jedoch aus altpolabisch *da ̨b, *da ̨ba ‘Eiche; Eichen-’ und *gora ‘Berg’, wobei das -b bei der Eindeutschung verloren ging. In einer Reihe mit diesem Ortsname stehen auch 1241 Lipegora ‘Lindenberg’, heute Liepgarten, Landkreis Uecker-Randow, 1230
Brezegore ‘Birkenberg’, heute Bresegard, bei Eldena, Landkreis Ludwigslust.
Richerzhagen, (Bechen) 1144 Richezehagon.
Richrath, (Langenfeld) ende 1100 Ruchrothe.
Richrath, (Neviges) mitten 1200 Ricrothe.
Richterich, (Aa) 1100 Rihterche, 1109 Ritherche.
Rickelrath, (Wegberg) 966 Ricolferod. Germanisch Rikiwulfes ropa-, Rodung des Rikiwulf.
Rieden, (Koblenz) 1112 Reyde.
Riedlingen Oberhoheit spätestens im 13. Jahrhundert bei den Grafen von Veringen, 1255 Stadt, zwischen 1297 und 1300 Verkauf an Habsburg, 1805 an Württemberg. Schloss Zwiefaltenhof, St. Georgskirche, Renaissancegarten, Ackerbürgerhaus. 835 Hruodininga, 1247 Ruodelingen. Es handelt sich um eine -ingen-Bildung mit dem Personennamen Hruodin: der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Hruodin’. Die Entwicklung von althochdeutsch uo zu heutigem ie erklärt sich durch Umlaut und mundartlich Entrundung. So Riedhausen, Landkreis Ravensburg.
Riedstadt Crumstadt: 1248 [Original] Crumbstat, 1261 Crummestat, 1394 Krumstad. Erfelden: 778–784 (Kop.) Herifelder marca, 779 (Kop.) Erifeldon, 1313 Eruelden. Goddelau: 834 (Kop.) in terminis Gotalohono, 1128 Godelohen, 1123 Godeloch, 1426 Godelauwe. Leeheim: 766 (Kopie) Leheim, 910 (hierher?) in Lichsamense marcirca Wolfskehlen: 1184 [Original] de Wolveskelen, 1252 Wolveskele, 1344 Wolffkeln. Der Ortsname Crumstadt zu althochdeutsch *krumb, mittelhochdeutsch krump ‘krumm, gekrümmt, gewunden’. Bezug genommen wird damit entweder auf den Flusslauf des vorbeifließenden Sandbachs oder den benachbarten Altrheinarm. Der Ortsname Erfelden wohl zu althochdeutsch heri, mittelhochdeutsch here ‘Heer’. Die Bedeutung als altes königlich Heerfeld stimmt auch mit dem Umstand überein, dass noch 1024 in der Nähe von Erfelden bei dem Ort Camben Konrad nach einer großen Reichsversammlung zum König erhoben wurde. Das Bestimmungswort des Ortsname Goddelau ist der Personennamen Goda, das Grundwort zu althochdeutsch lo ̄h ‘Lichtung, Gehölz, Wald’ ( -loh(e)). Im circa 15 km südwestlich gelegenen Wintersheim schenkte 788 eine Goda Besitzungen an das Kloster Lorsch. Das Grundwort -lo ̄h wurde im Spätmittelalter über -la ̄ und eine falsche Abtrennung vom Personennamen zu -au umgedeutet. Das Bestimmungswort des Ortsname Leeheim enthält althochdeutsch l ̄eo, mittelhochdeutsch l ̄e ‘(Grab)hügel’. Der Name Wolfskehlen (Kompositumaus Wolf und mittelhochdeutsch kel(e) ‘Schlund, Schlucht’) ist mutmaßlich von der sö des Ortes gelegenen, nicht mehr erhaltenen Burg auf die Siedlung übergegangen. Der Ortsname Riedstadt verweist auf die Lage im Hessischen Ried (-ried-statt).
Riegelsberg Riegelsberg, ursprünglich auf der Gemarkung von Güchenbach, wurde 1939 durch Zusammenlegung der ehemalig selbst. Gemeinte Güchenbach, Hilschbach, Überhofen als GroßGemeinte gebildet. Die erste Siedlung entstand hier vermutlich erst um 1760; 1854 Schlafhäuser für Bergleute und Steigerhäuser ‘auf dem Riegelsberg’. Der Ortsteil Walpershofen wurde 1293 (de Walpershoven [Original]) erstmals urkundlich erwähnt. 1920 Völkerbundsverwaltung; 1935 Rückgliederung ins Reich. 1974 wurden die beiden Gemeinte zu einer neuen Einheit zusammengeschlossen. 19. Jahrhundert-20. Jahrhundert Steinkohlenbergbau und Bierbrauerei, Ziegelbrennerei (bis 1882). Flurname: ab 1634 Reylsberg, Reuelsberg, Reilsberg, 1737 biß uffm Riegelsberg, 1844 Riegelsberg, aufm Riegelsberg, hinter(m) Riegelsberg, Vor dem Riegelsberg; Wohnplatzname: 1768 (ex) Reilsberg, 1776 (Johann Nikolaus Lackes vom) Regelsberg, 1776 Riegelsberg; Amtsbez.: um 1875 Bürgermeisterei Sellerbach zu Riegelsberg, 1936 Amt Riegelsberg, offiziell: Amtsbürgermeisterei Riegelsberg in Güchenbach-Riegelsberg; Gemeindename: 1939 Riegelsberg. Bildung mit dem Grundwort -berg (mittelhochdeutsch berc, althochdeutsch berg), teilweise Schwund des intervokalischen -gim Bestimmungswort Der Name der GroßGemeinte geht auf den Namen einer Anhöhe zurück, die w einer von Saarbrücken über Lebach nach Trier führenden Landstraße liegt. Die Einwohner sagen noch h. „uff’m (auf dem) R.“ statt „in R.“ Wegen der späten Bezeugung ist das Bestimmungswort nicht eindeutig bestimmbar: a) mittellateinisch regale, rigola ‘Rinne, (Abzugs)graben’, d. h. ‘bei einem solchen Graben gelegener Berg’, vgl. französisch rigole; b) als ‘Bergriegel’ (mittelhochdeutsch rigel, althochdeutsch rigil, mittelniederdeutsch regel) gedeutet, der das Saartal gegen das Köllerbachtal „abriegelt“, im Ortswappen durch den goldenen Schrägbalken symbolisiert. So Regeler Höhe (Quierschied); Gewässername 1734 Rickelsborn, 1737 Riegelsbornfloß (,Riegelsberg).
Rielasingen-Worblingen Freiburg, Rielasingen gehörte zur Herrschaft Rosenegg, 1610 an den Bischof von Konstanz, 1803 an Baden. Worblingen war früher Besitz des Klosters Kreuzlingen, 1806 an Baden. Gründung der Gemeinde Rielasingen-Worblingen am 1. 1. 1975. Pfarrkirche St. Stephan. Rielasingen: 1155 Ro ̆leizingen. Worblingen: 1192 Wormelingen, 1240 Wormingen, 1425 Warblingen, 1483 Wurmlingen; RielasingenWorblingen(1975). Beide Namen sind -ingenBildungen mit einem Personennamen als Bestimmungswort: Rielasingen enthält den Personennamen Hruodleoz, Ruodleoz und bedeutet ‘bei den Leuten des Ruodleoz’. Die Entwicklung von althochdeutsch uo zu heutigem ie erklärt sich durch Umlaut und mundartlich Entrundung; die schwachtonigen Silben des Personennamens werden verkürzt. Worblingen enthält den Personennamen Wormili, Wurmilo und bedeutet ‘bei den Leuten des Wormili’.
Riehl, (Nippes) 1150-65 Rile.
Riemke, (Bochum) 1000 Rinbeki. Reinbeki.
Riepensell, (Drensteinfurt) 1000 Ripanseli.
Riesa Dorf auf der Elbterasse, seit 1150 mit d. Zusiedlung und 1119/1170 mit Benediktiner beziehungsweise Augustinerkloster, im 16. Jahrhundert Marktflecken, 1623 Stadt, seit 19. Jahrhundert Entwicklung zum Elbhafen. 1119 in Reszoa, 1170 Riezowe, 1189/90 de Rezowe, 1234 in Ryzowe, 1445 Rysa. Am ehesten wie Rhäsa zu altsorbisch *Rˇezov-: *rˇez ‘Einschnitt’, vor allem im Gelände, doch sind auch andere Bedeutungen möglich, da die Wurzel *rˇez‘ schneiden’ (*rˇezati) vorliegt. Der im D. unbekannte altsorbisch Vokal -ˇe-, der zwischen – e und -i stand, wurde als -e-, -ie wiedergegeben, das Suffix -o vdagegen als -e o.ä. und dann kanzleisprachlich als -a umgesetzt. So Rhäsa bei Nossen, Landkreis Meißen.
Rietberg Siedlung im Bereich einer 1100 erstmals genannten Burg der Grafen von Werl-Arnsberg, 1237 eigenständige Herrschaft, 1289 Stadt, die Bez. steht danach für Stadt, Grafenhaus, Burg und Grafschaft mit 12 Bauerschaften, Waldungen, Jagdschloss Holte und 5 Kirchspiel 1562 an friesisch Haus Cirksena, ab 1601 Rekatholisierung, 1699 an mährisches Grafenhaus Kaunitz, 1808 Aufhebung der Grafschaft und an Westfalen, 1815 an Preußen. 1843 Titularstadt, Amt Rietberg, 1970 Groß Gemeinte 1100 de Rietbike, 1188 Ritthenberc, 1237 in Retberg, 1238 de Rytberch, 1240 de Ritberg, [nach 1240] Rehtberg, 1247 Ridberg, nach 1259 Rehtberg, 1256 Rihtberg, 1266 de Rethberg, 1269 Reideberge. Bildung mit dem Grundwort-berg, das nach 1150 älteres -bike (zu altsächsisch beki) ablöst. Das Bestimmungswort zeigt allein in der 1. Hälfte 13. Jahrhundert vielfältige Variation. Nach den ältesten Formen ist mit ursprünglich Anschluss an altsächsisch (h)riod, althochdeutsch (h)ri Ortsteil ‘Schilf(rohr)’ zu rechnen, dem gegenüber Verbindungen mit reht ‘Recht, Gericht’ etc. sekundär sind. So Rheda-Wiedenbrück,
Rimbach (Odenwald) Gemeinte im Landkreis Bergstraße, 8595 Einwohner,Reg.-Bez. Darmstadt. Frühe Besitzung des Klos-
ters Lorsch am Oberlauf der Weschnitz. Als kurpfälzisches Lehen gehörte der Ort seit dem 15. Jahrhundert den
Schenken von Erbach. 1806 an Hessen-Darmstadt.1972 Eingemeindung von Lauten-Weschnitz, Mit-
lechtern und Zotzenbach, deren Ersterwähnung enebenfalls in das 8./9. Jahrhundert zurückreichen. Rimbach:
800 (Kopie) Rintbach, 1383 Rympach, 1398 Rintpach; Lauten-Weschnitz: 805 (Kopie) parvum Ludenwiscoz,
1414 Ludewisches; Mitlechtern: 805 (Kopie) Mitdeerisch Dorf und Gemeinte im Kanton Zug, 8702 Einwohner, am lecdrun, 1419 Mittelechtern; Zotzenbach: 877 (Kopie) Zozunbach, 1321 Zotzinbach. Rimbach: Bestimmungswort althochdeutsch rind ‘Rind’, Grundwort-bach; Lauten-Weschnitz: Zusammengesetzt aus dem Gewässername Weschnitz und einem differenzierenden Adjektivisch althochdeutsch hlu ̄t ‘laut (schallend), dröhnend’. Wiscoz ist zu deuten als Kompositumaus althochdeutsch *wisa ‘Wiese’ und althochdeutsch giozo ‘Fluss’. Mitlechtern: wie das in der Nähe gelegene Altlechtern zeigt (um 1094 Kopie Aldenlehter), ist von einem Grundwort Lechtern auszugehen, das durch einen differenzierenden Zusatz (Mittel-) näher bestimmt wird. Jenes ist vermutlich zu althochdeutsch lioht ‘hell, glänzend’ zu stellen. Zotzenbach: Einem nicht bezeugten Personennamen *Zoza beziehungsweise *Zozo als Bestimmungswort ist unwahrscheinlich. Eher ist an das althochdeutsch Adjektivisch suozo ‘süß, mild, ruhig’ zu denken. Anzusetzen wäre daher eine Form althochdeutsch *ze demo suozen bah ‘beim ruhigen Bach’.
Rill, (Menzelen) 1184 Rele.
Rindern, (721-22 Rinharim, Rinhari, Ringaros, Rinharun. Germanisch Rin, zu Rhein + haru, zu harum, sandiger Hugelrucken.
Rimpar Über die Grafen von Rieneck, die im 14. Jahrhundert Lehensträger im Ort waren, gelangte Rimpar an die Herren von Wolfskeel-Grumbach, die hier eine jüngere Nebenlinie begründeten (1603 ausgestorben). 1593 kam der Ort an das Hochstift Würzburg. 11. Jahrhundert Rintburi, 1126 Rimpure, 1156–1162 Rintbure, 1444 Rimper, 1465 Rimpar. Grundwort althochdeutsch bu ̄r ( -beuren/-beuern /-büren). Bestimmungswort althochdeutsch (h)rint ‘Rind’. In der Dreierkonsonanz -ntb Schärfung des -b> -p-, Ausfall des -tund partielle Assimilation des Nasals -n> -m-. Der Beleg von 1444 zeigt die Abschwächung der Endsilbenvokale. Die seit dem späten 15. Jahrhundert häufiger auftretende Form -par ist als Kanzleischreibung für das nicht mehr verstandene Grundwort zu bewerten.
Ringelsdorf, (Gladbeck) 1000 Rengeresthorpa.
Ringen, (Koblenz) 840 Ringoven.
Ringenberg, 1223 Rinkkellenberg.
Rinkhoven, (Sendenhorst) mitten 1200 Rinchoue.
Ringsheim, (Schweinheim) 1191 Rimindeshem.
Rinteln Um 1230 planmäßige Neugründung Graf Adolfs SO von Holstein-Schaumburg zur Sicherung des Weserübergangs, Verlegung des Zisterzienserklosters Bischoperode nach Altrinteln, 1238 erste Erwähnung der Marktkirche, 1239 Stadtrecht, 1621 Gründung der Universität durch Fürst Ernst von Schaumburg in den Gebäuden des Klosters Sankt Jakobi (Aufhebung 1809) 1647 zu Hessen-Kassel. Zu Altenrinden ,1153/1170 in Rinctelen [) r) Rinteln, 1235 Rintelenen. Bildung met Grundwort Asa, til(a), mittelniederdeutsch Ti;€, tel(e) ‘eile, Reihe’. (vgl. mittelhochdeutsch zil(e), Neuhochdeutsch Zeite, gerade und gekrummte Reihe, Linie. Im Dativ Plural Und dem Bestimmungswort Asa, hring, mittelniederdeutsch Rinc, Ring, Kreis, wohl in der Bedeutung ‘tingformige Baum-Strauchreihe, Einzaunung.
Riol, +107 Rigodulum, 633 Regiodola, 1140 Riola.
Ripsdorf, (Aa) 1121 Ripestorf.
Rißbach, (Traben-Trarbach) 1144 Respa, 1195 Respe.
Riswick, (Schneppenbaum) 1143 Riswich. Germanisch hrisa-, Reis + wika, Tochtersiedlung.
Rithem, (Werl) 1000 Hridhem. Germanisch hreuda-, Rohr + haima, Wohnung.
Ritterhude Ritterhude ist der Stammsitz (und Wohnsitz bis zum Aussterben 1774) des ursprünglich ministerialischen Rittergeschlechtes der von Hude; um den Ort bildete sich ein Patrimonialgericht heraus, dass 1850 mit dem Amt Osterholz vereinigt wurde. 1182 Huda [Kopie16. Jahrhundert], 1321 Huda [Druck 18. Jahrhundert], 1540 tor Hude [Kopie19. Jahrhundert], 1580 Ridderhude. Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch hu ̄de ‘Fährstelle, Holzlager-, Stapelplatz an einer Wasserverbindung’ und bezieht sich auf die Lage an der Hamme. Zur Unterscheidung von anderen gleichnamigen Orten wird im 16. Jahrhundert als Bestimmungswort Ridder, Ritter vorangestellt, was sich auf das dort ansässige Rittergeschlecht bezieht. So Hude, Ortsteil von Elstorf, Landkreis Stade; Hude, Landkreis Oldenburg,
Rittersdorf (Eifel) Trier, 962 Ratheredorf, 1023 Rateresdorf. Germanisch Raedaharis porpa-, Siedlung des Raedahari. ( raeda-, Rat + harja, Heer)
Rittinghausen, (Lüdenscheid) mitten 1200 Rikidinchuson.
Ritzerfeld, (Herzogenrath) 1121 Rucelenfelt.
Rivenich, 1222 Riuenihc.
Riveris, 1217 Ruverisse.
Röbel-Müritz Stadt und gleichnamiges Amt (mit weiteren 24 Gemeinte) im Landkreis Müritz, 15504 Einwohner, Verwaltungssitz in Röbel/Müritz, circa 45 km w von Neustrelitz, am sw Ufer der Müritz. Im 12. Jahrhundert slawische Burg samt Siedlung, Ende 12. Jahrhundert Alt-Röbel bezeugt. Die auf der anderen Seite der Burg errichtete Kaufmannssiedlung (Neu-Röbel) erhielt 1250 durch die Grafen von Werle Stadtrecht. 1261 Stadtrecht für die nun vereinten beiden Stadtteile, bis 1362 Sitz der Werleschen Herrschaft, Ackerbürgerstadt mit relativem Wohlstand, u.a. durch Fischfang, 1840 Ausbau eines Stadthafens. 1995 Ersetzung der Schreibform des Stadtnamens Röbel (Müritz) durch Röbel/Müritz. 1239 Robele, 1255 tho Robell, 1330 Noua Robbele; Röbel (1285? 1335). Der Ortsname liegt ein altpolabischer Kosename oder ZN *Robol, *Rob(o)la mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das bei der Eindeutschung des Namens verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort (der Leute) von Robol, Robla’ rekonstruieren, der Kosename beziehungsweise ZN geht auf das Appellativum *rob, *rab ‘Sklave; Dienstmann, Knecht’ zurück (vgl. poln. robota, russ. rabota ‘Arbeit’). Dem Namenszusatz Müritz liegt ein altpolabisch Gewässername *Morica (mit einem Suffix -ica,-itz) zugrunde, mit dem das Appellativum *more ‘Meer, See’ erweitert wurde. Das auslautende, unbetonte -a ging bei der Eindeutschung verloren, aus -o ̄wurde hyperkorrekt -ü-. Die Bedeutung lässt sich als ‘kleines Meer’ rekonstruieren, wenn die Endung als Diminutivsuffix gebraucht wurde. So Röbel, Ortsteil von Süsel, Kreis Ostholstein.
Röbbeck, (Rottberg, Velbert) 1033-50 Rotbeki.
Rockel, (Darfeld) mitten 1200 Ruklo. Germanisch hruko-, Ackerkrähe, + lauha, Wäldchen auf Sandhugel.
Rochlitz Zentrum eines altsorbisch Kleingaues, seit Mitte des
10. Jahrhundert mit d. Königsburg und Burgsiedlung. 968 (F. 13. Jahrhundert) ripa Rochelinze, 1012/18 Rocholenzi, Rochelinti, 1068 Rochlezi, 1289 Rochelez, 1300 Rochlicz. Am ehesten zu einem altsorbischen Personennamen *Rochol ̧eta, dessen -t zu deutsch -c verschoben wurde. Die Zeugnisse auf -enzi uswach können darauf hindeuten. Der Personennamen kann zum produktiven Personenname-Stamm *Rod zu slawische *rod ‘Geschlecht’ gehören, gekürzt mit dem Suffix -chu nd erweitert mit -l sowie - ̧eta. Einige Unklarheiten der Deutung bleiben jedoch.
Rockenhausen Rockenhausen gehörte im Mittelalter den Raugrafen, erhielt 1332 erstmals die Stadtrechte und fiel 1457 an die Kurpfalz. Von 1900 bis 1969 Sitz einer Landkreis-Verwaltung und seit 1952 erneut Stadt. Der Ortteil Reichsthal gehörte unter den Karolingern zum „Reichsland“, Marienthal und Sankt Alban sind Klostergründungen. Ruppertsecken (um 1200 erbaut) ist eine von fünf Burgen, die (mit strategischer Bedeutung) den Donnersberg im Mittelalter umgaben. 897 Rogkenhuson (Kopie Mitte 12. Jahrhundert); Rockenhausen (um 1600). Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Personennamen Rocho, Rokko zum Stamm (H)Roc-, Genitiv Singular Rokken-. Die Verdoppelung steigerte die Expressivität. Die Verschlusslaute -g-, -k-, -ch sowie geminierte Formen wechselten häufig in mit Kosenamen gebildeten Ortsname. Das Grundwort ist-hausen. Somit könnte der Name als ‘bei/zu den Häusern des Rocho/Rokko’ gedeutet werden. So Bobenheim-Roxheim, Rhein-Pfalz-Kreis.
Röckinghausen, (Batenhorst) 1015-25 Rokinchusun. Germanisch Hrukingo husum. Zu den Hausern der Leute des Hruko.
Röcklingen, (Herchen) 1138-40 Rukelingin.
Rodalben Im Mittelalter mit der Burg Gräfenstein bei Merzalben in Besitz der Leininger Grafen und Ende 17. Jahrhundert Verwaltungssitz des Gräfensteiner Amtes. Nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutende Schuhindustrie mit über 60 Fabriken (vor allem Familienbetriebe). 1963 Stadtrechte. Größte Kommune im Landkreis und staatlich anerkannte FremdenverkehrsGemeinte in der Urlaubsregion „Gräfensteiner Land“. 1237 villa Rothalbin, 1362 Rodealben; Rodalben (1381). Das Bestimmungswort gehört zu althochdeutsch rod ‘Rodung, gerodetes Land’. Das Grundwort ist der vorgermanisch Gewässername *Alba, der vermutlich von einer „Ur-Alb“ im Westrich übertragen worden ist und vom Quellgebiet s von Pirmasens († Rodalben) zum Unterlauf wanderte. Gedeutet werden kann der Name als ‘Siedlung auf dem gerodeten Land an der Alb(a)’. So Waldfischbach-Burgalben, Merzalben, Rodalberhof, eingemeindet in Lemberg, Wallhalben, alle Landkreis Südwestpfalz.
-rod(e). Die Namen auf -rod / -rode (Dativ Singular) und seltener -roden (Dativ Plural) gehören neben denen auf -reut(h) / -reit(h) und -ried mit zahlreichen Varianten zu den häufigsten regional unterschiedlich verbreiteten Rodungsnamen, mehrheitlich mit einem Personennamen als Bestimmungswort Sie sind von Verben abgeleitete Subtantiv mit der gleichen Bedeutung ‘urbar gemachtes Land durch Rodung und Beseitigung der Wurzelstöcke’: mittelniederdeutsch / norddeutsch / mitteldeutsch roden im Ablautverhältnis zu althochdeutsch / mittelhochdeutsch riuten, Neuhochdeutsch (oBand) reuten ‘urbar machen’, dazu mittelhochdeutsch rieten ‘ausrotten, vernichten’ > mittelhochdeutsch rod, mittelniederdeutsch rode; althochdeutschriuti Neutrum/*riut ̄ı(n)Feminin, mittelhochdeutschriute Feminin/ Neutrum.; althochdeutsch *reod / riod, mittelhochdeutsch riet Ntr. Letzteres konkurriert mit früh bezeugtem formgleichen Ried ‘Schilf(gebiet), Sumpfgras’; die damit gebildeten Namen können mit Hilfe der Realprobe auszusondern versucht werden.
r o d e -Namen begegnen vorwiegend im Rheinland, in HE, TH und ST (Gernrode, Landkreis Harz, ST), verstreut kommt die Nebenform -rad(e) vor ( Herzogenrath, Landkreis Aachen, NRW), auch in Erstposition ( Radevormwald, Oberbergischer Kreis, NRW, ursprünglich Simplex Rade). Typisch für TH ist die Kanzleiform -roda (Stadtroda, Saale-Holzland-Kreis, TH). Ferner begegnen die Sonderformen -ert, -art, -rott oder die Kollektiva -gerod, -gerad, -gert. Häufig ist am Harz, vereinzelt in seinem Umland, in Westfalen und im Bergischen die Mischform -i(n)gerode
( Wernigerode, Landkreis Harz, ST), die den auch sonstnicht seltenen Kombinationsformen wie z.B. -inghausen ( -heim) entspricht.
r e u t (h) begegnet vorwiegend im OBand ( Bayreuth), daneben das Kollektiv -gereut / -kreut oder besonders in Österreich -reit(h) / -roit / -ret / -rat (teilweise als Simplex).
r i e d kommt hauptsächlich im OBand vor (Biebelried, Landkreis Kitzingen, BY), häufig nur in Bayerisch Schwaben, im Bayerisch Wald und in der Oberpfalz, wo im w Teil die amtlich-hyperkorrekte Form -richt erscheint. Die verschiedenen Formen grenzen sich vielfach regional aus, wobei sich eine Form auf Kosten anderer durchsetzen konnte. Diese Rodungsnamen erscheinen zwar schon seit der Karolingerzeit, werden aber erst seit dem 10./11. Jahrhundert und dann besonders im 12./13. Jahrhundert produktiv, was auch den hohen Anteil an Wüstungsnamen erklärt.
Rodde, (Rheine rechts der Ems) 1000 Rotha. Germanisch ropa-, Rodung.
Rodder, 975 Rodoron.
Rodenbach (Main-Kinzig-Kreis) Gemeinte im Main-Kinzig-Kreis, 11172 Einwohner, ö Hanau im nw Spessartvorland, Reg.-Bez. Darmstadt. Besteht (seit 1970) aus den ehemalig Gemeinte Nieder und Oberrodenbach. Ersterwähnung Rodenbachs 1025 (so die allgemeine Auffassung, anders Philippi), wobei keine genauere Zuordnung zu einem der beiden Orte möglich ist; Reimers angeblich frühere Nennung (Anfangs 9. Jahrhundert in Rotenbeche in Kopieum 1160) ist wohl auf Rodenbach im Wetteraukreis zu beziehen. Niederrodenbach gehörte wohl schon seit dem 13. Jahrhundert den Herren von Hanau, Oberrodenbach zum St.-Peterbeziehungsweise Erzstift Mainz, es fiel 1803 an Hessen-Darmstadt, 1816 an Hessen Kassel (wie 1813 Hanau mit Niederrodenbach); 1866 kamen beide an Preußen, 1945 an Hessen. 1025 Rodunbach [Original, Deperditum], 1222 Rodinbach (Kopie 13. Jahrhundert), 1241 Rotenbach, 1338 in Rodenbach inferiori, 1344 zu ̊ Nydir Rodenbache, 1365 zu ̊ Obernrodenbach [sämtlich Oiginal]. Das Bestimmungswort des dem Ortsname zugrundeliegenden Gewässername auf -bach ist zweifellos das Adjectivisch althochdeutsch ro ̄t‘rot’. Eshatim Erstbeleg noch diereguläre swach feminin Flexionsform im lokativisch Dativ (-bach ist weithin im Mitteldeutsch und OBand Feminin!). Später zeigt sich die ubliche Abschwachung des Nebenssilbenvokals, wobei unbetontes e (wie sonst) oft I geschrieben wird. Der neue Ortsname zeigt ein haufiges Bildingmunster. Rodenbacht Kaiserlautern.
Rodenberg, Landkreis Schaumburg, 15804 Einwohner, nw des Deisters, Reg.-Bez. Hannover (bis Ende 2004). Ältere Burg (um 930) wohl w der Stadt auf dem Alten Rodenberg, Zentrum einer Grafschaft der Herren von Roden, Ende 13./ Anfangs 14. Jahrhundert Wasserburg durch Graf Adolf von Holstein-Schaumburg, vor 1375 Fleckenrecht, 1615 Stadtrecht, eisenhaltige Quellen, 1647 zu Hessen-Kassel, 1662–1842 Heilbad mit Badehaus und Parkanlagen, 1974 Zusammenschluss der Stadt mit den Gemeinte Apelern, Hülsede, Lauenau, Messenkamp und Pohle. 1216 Rodenberge [Original]. Aufgrund der eisenhaltigen Quellen ist eine Deutung des Ortsname als ‘zu dem roten Berg’ aus einer Zusammensetzung mit dem flektierten Appellativum altsächsisch ro ̄d, mittelniederdeutsch ro ̄t‘rot’und dem Grundwort-berg möglich, die sich auf die rötliche Färbung des Gesteins bezog. Es kann sich aber auch um einen alten Burgname handeln, dessen Bestimmungswort den Namen der Herren von Roden enthält. Ein Schwanken zwischen -berg und-burg in Ortsname beziehungsweise die synonyme Verwendung von -berg in Burgname ist häufiger zu beobachten.
Rodenbusch, (Bettenfeld) 1152 Rodesbuch. Germanisch raudon, zu rauda, rot + busku-, Busch.
Rodenkirchen (Rondorf) 989 Rodenkyrichon. Germanisch zu roten Kirche.
Rodensell, (Bochum) 1000 Hrodingseli. Germanisch Hropinga Sali-, ein räumiges Haus, der Leute des Hropi. (hropi-, Ruhm)
Roder, (Wahlen) 1222 Rodenre.
Rodewisch Um 1200 angelegtes deutsche Bauerndorf, 1834 Marktflecken, 1924 Stadt. 1411 Redewisch, 1450 Radewischs,1531 Rodwisch, Rodewisch. Möglicherweise genetivischer Name *Radewigs, Red(e)wigs, wobei offenbar früh deutsche roden und Wisch ‘Bündel Heu, Stroh, Büschel, Wedel, Besen’ eingedeutet wurden.
Rödingen, (Aa) 847 Hrodinga, 1141 Ruthing. Germanisch Hropinga, die Leute des Hropi.
Rodgau Namengebend war der im Jahre 1314 erstmals genannte Gauname Rotgau, 1345 Roitgau, 1497 Rodgau, der wohl nicht auf die Rodungstätigkeit in diesem Gebiet verweist, sondern eher aus dem Gewässername Rotaha gebildet ist. Die Herren von Hainhausen gelten als die Vorfahren der Eppsteiner. Dudenhofen: 1278 [Original] Dudenhoven, 1303 Totenhofen, 1407 Dudinhoffen. Hainhausen: 1108 Haginhusen, 1278 Hanhusen, 1465 Heynhusen. Jügesheim: 1261 [Original] Guginsheim, 1464 Jugißheym, 1479 Jogeßheim. Nieder-Roden: 791 (Kop.ie in Rotahen inferiore, 1303 Nidirn Rota, 1371 Nidern Rodauw. Weiskirchen: 1287 Wichenkirchen, 1305 Wizzinkirchin, 1542 Weißkirchen. Der Ortsname Dudenhofen zum Personennamen Dudo, der Kurzform eines zweigliedrigen Personennamens wie etwa Liutold oder Liudolf. Der Ortsname Hainhausen zum Personennamen Hago, der Kurzform eines Namens mit Erstglied Hag (zu althochdeutsch *hag ‘Einfriedung, Gehege, Stadt’). Der Ortsname Jügesheim zum Personennamen *Guging, wohl eine romanisierte Form zu germanisch *hug(u)‘Geist, Sinn’ mit-ing-Suffix. Im anlautenden Jder späteren Belege zeigt sich die spirantische Aussprache des mittelhochdeutsch g. Der Ortsname Nieder-Roden ist vom Flussname Rotaha (althochdeutsch ro ̄t ‘rot’+-ach1) übertragen ( Rödermark, Landkreis Offenbach). Für den Ortsname Weiskirchen zeigen die Belege zwei unterschiedliche adjektivisch im Bestimmungswort. Der Erstbeleg ist zu althochdeutsch *w ̄ıh ‘heilig’ zu stellen, die spätere Überlieferung zeigt althochdeutsch mittelhochdeutsch w ̄ız ‘weiß’.
Roes, (Koblenz) 1121 Roseda.
Roding Siedlungsgründung an einer Kreuzung wichtiger Fernstraßen bei einer alten Regenbrücke, 896 als Kirchort und Platz einer königlichen Kapelle, um 1285 als Markt genannt, Stadt seit 1952, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Roding. 844 Rotachin [Original], 896 Rotagin [Original], 1274 Roting [Original]; Roding [Original] (1484). Dem unechten -ing-Namen liegt das Adjektivisch althochdeutsch *rotag (vgl. mittelhochdeutsch rotec ‘rostig’) zu althochdeutsch r Ortsteil ‘Rost’ in der Dativ-Singular Form der swach Flexion zugrunde. Als Bedeutung der Grundform althochdeutsch *(za dëmo) rotagin (+ Subtantiv) der elliptische Ortsname kann ‘bei dem rostfarbenen Gelände, Feld o.ä. ’ erschlossen werden. Durch Zusammenfall von -egen/-igen (12. Jahrhundert Rotegen, Rotigen) und -ing in dialektal *-iŋ/-eŋ war seit dem 13. Jahrhundert die Voraussetzung für die Verschriftung mit -ing gegeben. Gegen die mitunter vertretene Herleitung von einem Adjektivisch *rotag zu althochdeutsch rod ‘Rodung’, -rod(e), spricht die Tatsache, dass im Bairisch zur Bezeichnung einer Rodung nicht rod (beziehungsweise *rot) verwendet wurde, sondern althochdeutsch *riod (> mittelhochdeutsch riet),-ried, *riut und riuti,-reut(h). So Roding im Landkreis Schwandorf, Reg.-Bez. Oberpfalz.
Rödental Name eines Flusstales für die aus 6 früheren Gemeinte (darunter Mönchröden), die größtenteils am Unterlauf der Röden liegen, neugebildete Verwaltungseinheit. Der Gewässername ist auch im Namen des ehemalig Pfarrdorfs mit Kloster Mönchröden enthalten, der 1108 (Kopie12. Jahrhundert) als Rotina, 1171 als Rotene, 1339 (Kopie 16. Jahrhundert) als Moenchroethen und 1512 als Mönchröden bezeugt ist. Wegen der konstanten frühen -o-Schreibungen in Verbindung mit mittelalter rüədn bietet sich der Ansatz germanisch *Raudina an – -n-Ableitung von germanisch *rauda ‘rot’, die sich lautgesetzlich über althochdeutsch *Ro ̄tina zu mittelhochdeutsch Röten und (mit schriftsprachlicher Anzeige des mittelalter -d-) zu Röden entwickeln konnte. Der rote Sandstein am Eichberg bei Sonneberg und die roten Sandböden bei Mönchröden bedingten wohl die Namengebung. Wegen der frühen Rot Schreibungen dürften demnach der semantisch fragwürdige indogermanisch Stamm *reudh‘ roden’, der ganz unsichere Stamm *reuH‘ aufreißen’ oder der appellativisch nicht nachgewiesene Stamm *redh‘ fließen’ als Ableitungsbasis ausscheiden. So Röttenbach, Landkreis Erlangen-Höchstadt, Landkreis Roth sowie Ortsteil von Bechhofen, Landkreis Ansbach.
Rödermark Entstanden 1977 aus dem Zusammenschluss von Ober-Roden (mit den 1957 beziehungsweise 1970 eingemeindeten Messenhausen und Waldacker) und Urberach (mit der Siedlung Bulau). Verleihung der Stadtrechte 1980. Der neu gewählte Name soll an die im Mittelalter bestehende Markgenossenschaft im Bereich der Rödermark (786, Kop., in marcha Raodora) beiderseits des Fluss Rodau (Rotaha) erinnern. Die älteste Siedlung und früherer Hauptort der Mark ist Ober-Roden, in dem das Kloster Lorsch ab 790 mehrere Schenkungen erhielt. Hier gab es auch ein im 8. Jahrhundert errichtetes und nur bis zum Beginn des 10. Jahrhundert nachzuweisendes Frauenkloster. Ober und Unter-Roden gehörten im Hochmittelalter zu den Herren von Eppstein, während der Frühen Neuzeit meist zum Erzbistum Mainz. Unter-Roden kam 1706 an Isenburg-Büdingen. Ober-Roden: 791 (Kop.) in Rotahen superiore et inferiore, 1303 Obir Rota, 1550 Ober Roden. Urberach: 1275 Orbruch, 1303 Urbruch, 1652 Orberach. Messenhausen: 1300 Messelhusen, 1303 Messilhusin. Der Ortsname Roden wurde vom Gewässername Rodau (Rotaha), bestehend aus althochdeutsch ro ̄t ‘rot’+-ach1 übertragen (Rodgau, Landkreis Offenbach). Der Ortsname Urberach ist ein Kompositumaus althochdeutsch ubar, obar ‘über’ und althochdeutsch *bruoh ‘Bruch, Sumpf, Moor’. Das Bestimmungswort zeigt Kontraktion Obar> Or-, das Grundwort einen Sprossvokal -br> -bersowie Umdeutung des nicht verstandenen bruch> -ach-. Das Bestimmungswort des Ortsname Messenhausen geht möglicherweise auf den Personennamen althochdeutsch *Massilo, eine Kurzform zum belegten Namen Masso, zurück. Denkbar ist auch eine Übertragung vom benachbarten Messel (800, Kopie Massila), dessen Name als Diminutiv zu lateinisch massa ‘Eisenklumpen’ gestellt wird und auf den dort früh bezeugten Bergbau verweisen soll, Grundwort-hausen.
Rödinghausen 1147 Rothinghusen, Ende 12. Jahrhundert Rothinchusun, [1230–1232] Rothinchusen, 1281 Rembertus de Rodinchusen, 1292 Rothinghosen, 1361 Roddinchusen, 16. Jahrhundert Rodinkhusen. Bildung mit dem Grundwort-hausen. Im Bestimmungswort liegt eine patronymische Bildung mit-ing-Suffix vor, die von einem Kosenamen wie z.B. Hro ̄do (zu altsächsisch hro ̄th, ‘Ruhm’) abgeleitet ist und auf einen zweigliedrigen germanischen Personennamen mit diesem Erstglied wie z.B. Hro ̄dhard, -dag, -ma ̄r, -ulf etc. bezogen werden kann.
Roggendorf, (Kierdorf) 1109 Rakenthorp.
Roggendorf, (Mechernich) 1140 Rochendorf, 1222 Rochendorpth. Germanisch Hrukon porpa-, Siedlung des Hruko.
Röhl, 981 Rore.
Rohr, (Aa) 1222 Rore.
Rohr, (Koblenz) 1144 Rora, 1196 Rore.
Rohrbach, 1181 Rorbach. Germanisch rauza-, Rohr, + baki, Bach.
Rohrsheim, mitten 1200 Rvthwardesheim. Germanisch Hropiwardes haim, Wohnung des Hropiward, (hropi Ruhm + warda, Huter)
Roisdorf, (Bornheim) 1113 Ruchestorp, 1204 Rustorp. Germanisch Hrukes porpa-. Siedlung des Hruk.
Roitzheim, (Köln) + 1200 Rukesheim. Germanisch Hrukes hai, Wohnung des Hruk.
Rolandswerth, (Oberwinter) 1126 Rvleichswerd, 1158 de insula Rheni Rulecheswerde. Germanisch Hropilaikes waripa-, Flussinsel des Hropilaik, (hropi-, Ruhm, + laika, Tanz)
Röllinghausen, (Recklinghausen) mitten 1200 Rolinchuson. Germanisch Hropilingo husum, zu den Häusern der Leute des Hropilo.
Rölsdorf, (Beuel) 1142 Rvligestorph. Germanisch Hropilaikes porpa-, Siedlung des Hropalaik.
Rolshoven, (Kalk) 1003 Rvleshouan. Germanisch Hropiles hofum, zu des Hofen des Hropil.
Rolstedt, (Ohrleben) mitten 1200 Rothelstede.
Römerberg 1969 Vereinigung der drei selbst. Gemeinte Berghausen, Heiligenstein (hier Sitz der Gemeindeverwaltung) und Mechtersheim als erster freiwilliger Zusammenschluss in RP. Am frühesten wurde 1036 ein Klostergut Mechtersheim erwähnt. Ende 12. Jahrhundert werden Heiligesten als Dorf des Domkapitels von Speyer und ein Berchusen genannt. In der Gegend dominieren Weinund Obstbau. 1136 Mechtersheim, 1190 Heiligesten, 1192 Berchusen; Römerberg (1969). Für das Bestimmungswort wurde der Völkername Römer gewählt, das Grundwort ist-berg. Der Name der neuen EinheitsGemeinte wurde 1969 im Hinblick auf römerzeitliche Funde sowie die Lage an einer römisch Straße gewählt.
Römershagen, (Arn) 1100 Rumfritisgahen. Germanisch Rumafripis hagana-, Einfriedigung des Rumafrip.
Rommelfangen, (Trier) 1158 Rameluengen. Germanisch Hrabnawulfingum, bei den Leuten des Hrabnawulf. (hrabna-, Rabe + wulfa-, Wolf)
Rommelsdorf, (Nümbrecht) 832 Rumeldestorp.
Rommelsheim, (Binsfeld) 1185 Rumbensheim.
Römmerscheid, (Heiligenhaus) mitten 1200 Rimerschethe, Rimmerschethe. Germanisch Rimomairis skaipjo-, Wasserscheide des Rimamaer.
Rommersdorf, (Heimbach bei Engers) 1107 Rumeresdorp, 1198 Romersdorph. Germanisch Rumaharis porpa-, Siedlung des Rumahari.
Rommersheim, (Trier) 720 de Romairo uilla. Germanisch Rumaharis haim, Wohnung des Rumahari.
Rommerskirchen, 1106 Rumeschirche.
Rondorf, (Köln) 922 Rumenthorp. Germanisch Rumon porpa-, Siedlung des Rumo.
Rönneter, (Mönchen-Gladbach) 1225 Rinmortere. Germanisch? + romanisch mortarius, Pfuhl.
Roetgen 1475 (Kopie1649) zu dem Roettgen, 1516 dat Roytgen [Original]. Substantivische Ableitung vom Verb Neuhochdeutsch roden, in der ripuarischen, dem Mittelniederdeutsch und Mittelniederländisch parallelen Lautgestalt des Verbs, mit Diminutivsuffix Neuhochdeutsch -chen in der regionalen Schreibform (Lautwert [ç], nicht [g]), ‘kleine Rodung’. Die Buchstaben -e beziehungsweise -yz eigen Umlaut des Basisvokals an und sind nicht wie oft im älteren regionalen Schreibgebrauch Längensignale. Die älteren hochmittelalterlichen „Rode-Namen“, mit rath, -rode, sind in der Region eher als Komposita gebildet wie etwa Simmerath.
Rorichum, (Au) 1000 Rarughem. Germanisch rauzug-, röhrig + haima Wohnung.
Rorup, (München) 1047 Ruotepa. Germanisch ropupo-, Gewässername, zu ropa (althochdeutsch ruod, Gebrüll, mittelhochdeutsch rueden, lärmen)
Rosbach, (Köln) 1138-40 Rospen, 1210 Rospe. Germanisch Gewässername rausapo-, zu rausa, Rohr.
Rosberg, (Sechtem) 1067 Ruethenesberch. Germanisch Hropines berga-, Berg des Hropin, (hropi-, Ruhm)
Rosdorf, 1051-25 Rastherpe, Liegt an der Rase.
Rösebeck, 1115—20 Rasbike. Germanisch rausa-, Rohr, + baki, Bach.
Roßbach, (Koblenz) 962 Ruosbah.
Roßwag. 1192 Roswac.
Rotenberg, (Bärental) 1138-76 Rodenberc.
Rotenkircherhof, (Kircheim-Bolanden) 1222 Rodenkirgen. Germanisch, zur roten Kirche.
Roth bei Kastellaun, 1200 Roda, germanisch ropa-, Rodung.
Rothwesten, 1015-20 Rotwardeshusun. Germanisch Hropiwardes husum. Zu den Häusern des Hropiward.
Rott, (Hennef-Sieg) 1144 Roden. Germanisch ropa-, Rodung.
Rottberg, (Velbert) 10-1100 Hrodberga.
Rotthausen, (Gelsenkirchen) 1000 Rohhuson. Germanisch ropa-, Rodung + husum, zu husa, Haus.
Rottmersleben, Anfang 1100 in Hrodmarasloa.
Rövenich, (Köln) 1140 Rouenich, Gallo-romanisch Rubiniacum, zu Rubinis gehörig.
Rommerskirchen 1107 de Rumeschirche [Original], 1193 Rumischirchen [Original], 1279 Rumerskirghen [Original]. Grundwort zu althochdeutsch kirihha swach Feminin ‘Kirche’, die Form mit -n im ON-Dativ (‘bei der Kirche’), -kirchen. Die ch-Schreibung vor i sichert die k-Aussprache. Im Bestimmungswort erscheint wohl der Genitiv eines Personenname, und zwar die stark flektierte Kurzform zum Namenglied germanisch *Hro ̄m. Die Namenform mit Erstglied Rumers ist jünger überliefert, könnte aber auf der lebendig gebliebenen zweigliedrigen Vollform (z. B. Rumheri) beruhen. Ein entsprechendes Bestimmungswort bieten etwa Rommersdorf (im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis), 1107 de Rumeresdorp [Original], 1472 genannte Orte.
Ronneburg (Hessen) Im Mittelalter und früher Neuzeit bedeutender Gerichtssitz; in der Neuzeit wichtiger Abbauort für Kalisalze; 1975 Stadtrecht, bis 2001 im Landkreis Hannover. 1073–80 Runiberc [Original], 1153–70 Runneberg, um 1200 Rennenberge; Ronnenberg (um 1460). Bildung mit dem Grundwort-berg und der Basis *Run‘ Einkerbung, Einschnitt’, die zu Neuhochdeutsch Rune, altsächsisch ru ̄na ‘Geheimnis, geheime Schrift u. ä.’ gehört. Der Stammvokal wird zu -o gesenkt und sekundär ein -n vor dem Grundwort eingefügt. Teils findet Umdeutung zu rennen statt. Der Name bezieht sich auf die Lage an einer Erhebung. So Rüningen, Stadt Braunschweig.
Rosbach vor der Höhe Nahe dem Limes und dem Kastell Kapersburg, gegründet wohl beim fränk. Landesausbau im 6./7. Jahrhundert, Ersterwähnung 884: Karl schenkt Besitz in Rosbach an Fulda. Seit dem 14. Jahrhundert werden Ober und Nieder-Rosbach unterschieden, gehören u.a. die Grundform von Diez und seit 1661 Hessen-Darmstadt. Ober-Rosbach bleibt trotz Stadtrecht (1663) nur Marktflecken, wird erst 1970 durch Zusammenschluss mit Nieder-Rosbach zur Stadt (mit oben genanntem Namen) erhoben, 1972 um eine Gemeinte vergrößert. 884 Rosbach (Kopie um 1160), 1316 Oberen Rospach [...] Niden-Rospach [Original]. Bestimmungswort: wohl auf althochdeutsch (h)ros ‘Pferd’ rückführbar (so FO u.a.). Anders Blecher (dem Bach folgt): Da die Mundartlich das Appellativum Ross nicht kenne und das Bestimmungswort mit Langvokal spreche, gehöre dieses zu mittelhochdeutsch roeze ‘Grube zur Flachsbereitung’ (zu roezen, ro ̄zen ‘(Hanfstengel) faulen lassen’); zudem heiße der Bach in Rosbach Flachsbach, was auf einen früheren Flussname Ro ̄so der Roesbach (dessen Bestimmungswort ungebräuchlich geworden und ersetzt worden sei) hindeute, von dem dann der Ortsname stamme. Problematisch erscheint hier das bloße Postulat eines Flussname-Wechsels; auch spricht mit Blick auf das Alter des Ortsnamens mehr für das in Ortsname häufig verwendete und in den althochdeutsch Mundartlich noch allgemein verbreitete (h)ros als für das in Ortsname seltene roeze. Ob ursprünglich Lang oder Kurzvokal vorliegt, lässt die Schreibung nicht erkennen: bis ins 14. Jahrhundert findet sich nur Ros-, erst seitdem vereinzelte Belege mit Längezeichen (Rois-); sie dürften die in südwetterauischer mundartlich erfolgte „Diphthongierung“ von mittelhochdeutsch -o> - oəvor Dentalen spiegeln. Dies und die Verdrängung des Appellativum Ross durch Gaul in der Mundartlich dürften einen volksetymol. Anschluss an ‘Rose’ bewirkt haben, der seit dem 17. Jahrhundert auch das Ortswappen beeinflusst hat. Grundwort: -bach, zu p Butzbach; zu vor der Höhe Bad Homburg, So Roßbach, Ortsteil von Hünfeld, Landkreis Fulda, Roßdorf, Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Rosdorf (Niedersachsen) Gemeinte im Landkreis Göttingen, s Göttingen an der Rase, Reg.-Bez. Braunschweig (bis Ende 2004), Stammsitz der Herren von Rosdorf; das Mittelalter Dorf gehörte zu den sog. Stadtdörfern Göttingens; die 1973 gebildete Groß Gemeinte Rosdorf umfasst 11 Ortschaften; seit 2007 hier zentrale JVA für Südniedersachsen. 1004 Rasthorp, 1144 Rostorp; Rosdorf (1675). Bildung mit dem Grundwort-dorf. Das Bestimmungswort zeigt im Vokal ein Schwanken zwischen -o und -a-, weshalb es auf *Raus zurückzuführen ist. Neben mittelniederdeutsch ro ̄r, althochdeutsch, mittelhochdeutsch ro ̄r ‘Schilfrohr’ zeigen gleichbedeutendes gotisch raus und mittelniederländisch ro ̄s eine -s-haltige Form, die keinen grammatisch Wechsel aufweist. Das zunächst lange -o ̄wird in geschlossener Silbe gekürzt. Der Name der durch Rosdorf fließenden Rase (1308 Rosa, 1369 Rose, 1588 Rase) ist nicht namengebend für den Orstname, enthält aber das gleiche Appellativum sowie ein Grundwort-ach1 (-aha).
Rosendahl Um 1378 domum to Dale [Original], 1508 Aleke Rosendaels. Flurname mit mittelniederdeutsch dal ‘Tal, langgestreckte Einsenkung mit Gefälle in der Erdoberfläche; Schlucht, tiefste Stelle’, zunächst als Simplex, dann als Grundwort in einem Kompositum in Verbindung mit dem Bestimmungswort mittelniederdeutsch ro ̄se ‘Rose’. Das Grundwort -tal wird zunächst, insbesondere, da es sich um ein Simplex handelt, Bezeichnung für eine Bodensenke gewesen sein, kann aber auch als „Metapher für die Erde“ verstanden werden. Metaphorisch kann der Flurname Rosendahl als Bezeichnens für das Paradies oder einen angenehmen Aufenthaltsort (z.B. im Gegensatz zu einem Flurname Jammertal) aufgefasst werden. Er ist in der ehemaligen Darfelder und Osterwicker Mark zu lokalisieren.
Rosengarten (Harburg) Der Landschaftsname Rosengarten war zunächst namengebend für die Schäferei, das herzogliche Vorwerk und die Försterei, dann 1972 für den Zusammenschluss von 17 Gemeinte und OT. 1456 Rosengarden [Original], 1462 Rozengharden; Rosengarten (um 1600). Der Name beruht wohl auf dem Simplex mittelniederdeutsch ro ̄senga ̄rde(n), das entweder metaphorisch als ‘sorgenfreier Aufenthaltsort’ oder als ‘eingefriedetes Landstück (für Versammlungen, Festlichkeiten) ’ zu verstehen ist So Rosendahl, Kreis Coesfeld.
Rosengarten (Schwäbisch-Fränkischer Wald)
Rosenheim (Oberbayern), Burg der Grafen von Wasserburg, im 13. Jahrhundert Übernahme durch die Wittelsbacher, 1273 Markt. Circa 1230 Chvnradus Rósenhaemaer, 1232 Rosinheim, 1241 Rosenhaim, 1267 Rosenheim, 1616 griechisch Rhodopolitanus. Grundwort ist mittelhochdeutsch-heim ‘Haus, Heimat’; als Bestimmungswort ist wohl ein Personenname mit dem Stamm Ro ̄s-anzunehmen. Der Ansatz von *Ro ̄sinheim beziehungsweise *Ro ̄sunheim würde dann ‘die Wohnstätte eines Roso’ beziehungsweise ‘die Wohnstätte einer Rosa’ bezeichnen. Mittelhochdeutsch rôse beziehungsweise griechisch ! ‘Rose’ dagegen liegt dem Bestimmungswort im Beleg von 1616 zugrunde. So Rosenheim, Landkreis Altenkirchen.
Rosenstein. Gemeindeverwaltungsverband im Ostalbkreis, circa 13 km wsw Aalen, Reg.-Bez. Stuttgart. Der Gemeindeverwaltungsverband Rosenstein wurde am 18. 2. 1972 im Zuge der Gemeindereform aus der Stadt Heubach und den Gemeinte Bartholomä, Böbingen an den Rems, Heuchlingen und Mögglingen gebildet. Schloss in Heubach, Rosenstein, Blockturm, Felsenmeer, Naturschutzgebiet Weiherwiesen. Rosenstein (1972). Rosenstein (1282 Rosenstain) ist zunächst der Name einer wohl im 13. Jahrhundert errichteten Burg oberhalb von Heubach. Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus der Pflanzenbezeichnung althochdeutsch ro ̄sa, mittelhochdeutsch ro ̄se ‘Rose’ mit dem für hochmittelalterliche Burgen typischen Grundwort -stein. Das Grundwort kann an ein heraldisches Motiv anknüpfen oder an die mittelalterlichen Rosengarten-Sagen. Der Name wurde später auf den gesamten Burgberg, dann auf den Gemeindeverwaltungsverband übertragen.
Roßdorf (bei Darmstadt) Der Ort (zu dem seit 1977 auch Gundernhausen gehört) weist Siedlungsspuren seit der Jungsteinzeit, besonders der Römerzeit, auf und dürfte spätestens im 6./7. Jahrhundert (neu) gegründet worden sein. Seit dem 9. Jahrhundert ist er unter der Lehnshoheit der Reichsabtei Fulda, seit dem 13. Jahrhundert (wie Gundernhausen) im Besitz der Grafen von Katzenelnbogen; 1479 fällt er an die Landgrafschaft Hessen, 1567 an Hessen Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen. (9. Jahrhundert) Rostorferemarca, (9. / 10. Jahrhundert) Rostorf (beide Kopieum 1160), 1250 Roßedorph (Kopie 16. Jahrhundert), 1321 Rosdorf, 1403 Roßdorff [beide Original]. Der Ort ist früh in der
Fuldaer Überlieferung bezeugt, wobei nur beim 1. (weniger beim 2.) Beleg noch gewisse Zweifel bestehen, ob nicht Roßdorf Hanau (heute Ortsteil von Bruchköbel) gemeint sein könnte. Bestimmungswort ist das Appellativum althochdeutsch hros ‘Pferd’, das in Ortsname – häufig mit dem Grundwort -bach – auch dort vorkommt, wo mundartlich heute aul oder Pferd gilt, aber im Althochdeutsch (althochdeutsch Mundartlich) offenbar noch (h)ros galt (vgl. Reichardt zu † Rossbach, Vogelsbergkreis). Grundwort: -dorf; früheres tist phonetische Schreibung, die den Stimmtonverlust des d nach stl. -s wiedergibt. So Roßdorf, Landkreis Schmalkalden-Meiningen; Rosbach v. d. Höhe, Wetteraukreis.
Rösrath. Stadt im Rheinisch-Bergischen Kreis, 27021 Einwohner, 20 km sö Köln an der Sülz, Reg.-Bez. Köln. Bereits mittelsteinzeitliche Besiedlungsspuren, 893 Volberg (seit 1898 Hoffnungsthal) als Hauptort des Gebietes erwähnt, Rösrath erst 1356 als bergischer Besitz im Amt Löwenberg und Lülsdorf, 1672 Augustinerkloster St. Nikolaus von Tolentino, Erzbergbau in Volberg bis 1978, in Rösrath vor allem Landwirtschaft und Handwerk. Rösrath: 1356 Royzeroyde, 1363 Reusroyde, 1550 Ruissrath. Volberg: 893 (Kopie1222) Vogelberhc, 1155 Vugelberg. Rösrath ist ein typischer Rodungsname, gebildet wohl aus einem germanischen Personennamen *Rauzo, *Raudizo und dem Grundwort-rod(e). Volberg ist eine kontrahierte Form aus den appellativischen Subtantiv Vogel Maskulinum, althochdeutsch fogal, germanisch *fugla‘ Vogel’, und-berg als Grundwort Zu weiteren Ortsname, Flussname, Hofnamen im Gebiet von Rösrath.
Roßtal Frühmittelalterliche Ortsgründung mit Kastell, vermutlich Königshof an der Fernstraße Nürnberg–Ansbach, 1050 Bamberger Meierhof unter der Vogtei des Grafen von Abenberg, 1281 Schenkung des bambergischen Besitzes an den Nürnberger Burggrafen, 1292 auch der Teil der Herren von Heideck burggräflich; 1328 Stadtrecht, 1355 Blutgericht, 1503 Bezeichnung als großes Dorf mit Burghut, 1792 an Preußen, 1806 an Bayern, 1821 Rückgabe der Stadtrechte. Zu 953 (Annalistik 10. Jahrhundert) Rossadal, zu 954 (Annalistik 10. Jahrhundert, Kopie11./12. Jahrhundert) Horsadal (urbs), 1048–1051 Rossestal [Original]; Roßtal (1392). Das Grundwort -tal, worauf die überwiegende Mehrzahl der Belege deutet, ist mit althochdeutsch ros, hros ‘Pferd’ im Genitiv Plural verbunden, oder der Name stellt eine mittels Fugenvokal -a verbundene Stammzusammensetzung dar. Der Beleg Horsadal steht in der altsächsisch Schreibtradition des Widukind. Ähnlich u. a. zahlreiche Ortsname auf-bach,-berg und-brunn. So Roßbach, Landkreis Rottal-Inn; Roßhaupten, Landkreis Ostallgäu.
Roßwein Altsorbisches Fischerdorf des frühen Mittealters, seit 12. Jahrhundert eingedeutscht, mit Herrensitz, markgräflich-meißnische Stadtanlage vom Ende des 12. Jahrhundert Kleiner Industriestandort (Autoindustrie). 1220 Rossewin, 1286 Russewyn, um 1500 Russewein. Altsorbisch *Rusavinzum Personennamen Rusava, im Deutsch an Roß und Wein angelehnt, ‘Siedlung eines Rusava’. So Raußlitz, Ortsteil von Ketzerbachtal, Landkreis Meißen.
Rostock Im 12. Jahrhundert slawische Burg samt Siedlung ö der Warnow, um 1200 auf der w Warnowseite deutsche Ansiedlung mit Stadtrecht (1218) von Mecklenburger Fürsten, 1265 Vereinigung der inzwischen drei Teilstädte, Mitglied der Hanse, 1419 Gründung der Universität, Seehandel und Brauereiwesen waren wichtige Erwerbszweige; Fischerei, Schiffbau und Hafenwirtschaft (Fähren nach Dänemark, Schweden, Finnland); 1952–1990 Bezirksstadt, Zusatz: Hansestadt seit 1990. 1160 Urbem quoque Rostock, um 1165 Rozstoc, 1177 Rostoc/ Rozstoc, 1189 Rotstoc/Rotstoch, 1244 Rodestock. Dem Namen des größten mecklenburgischen Ortes liegt ein altpolabisch Gewässername *Roztok, *Rostok mit einer substantivischen Ableitung von *tekti ‘fließen, strömen’ und einem Präfix *roz-, *ros‘ zer-, auseinander-’ (vgl. tschechiIsch und polnisch roz-, russ. raz‘ auseinander’) zugrunde. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich somit als ‘an einem Gewässer, das auseinanderfließt’ rekonstruieren, was sich auf die Mündung der Warnow (über die Unterwarnow) in die Ostsee bezieht.
Rotenburg (Wümme) Der heutige Ort entstand im Schutz der Burg Rotenburg, angelegt um 1195 von Bischof Rudolf I. von Verden; seit dem 16. Jahrhundert zentralörtliche Funktion Rotenburgs, Sitz einer Amtsverwaltung. 1566 Reformation; Umbau der Burg zu einem Schloss; von 1626–1712 wechselweise von Dänen, Schweden und französische Truppen besetzt; 1715 zu Hannover (seit 1815). Seit 1866 innerhalb der Provinz Hannover, weshalb der Ort die Bezeichnung Rotenburg in Hannover erhielt; 1867 Amt Rotenburg im Landkreis Rotenburg (gebildet aus den Ämtern Rotenburg und Zeven), seit 1885 im Reg.Bez. Stade, Neuordnung des Kreises Rotenburg aus den Ämtern Rotenburg und Soltau (teilweise), Umbenennung in den Landkreis Rotenburg, 1939 Landkreis Rotenburg, 1934/35 Stadtrechte. Am 16. Mai 1969 wechselten Stadt und Landkreis ihren Namen von Rotenburg in Hannover in Rotenburg (Wümme), 1978–2004 zum Reg.-Bez. Lüneburg. 1226 Rodenburg, 1231 Rodenborg, 1269 Rodenenborch. Kompositum mit dem Grundwort-burg, norddeutsch -borg, mundartlich -borch. Im Bestimmungswort steht das mittelniederdeutsch Adjektivisch rod ‘rot’, hier in flektierter Form Roten-, wohl aus der Wendung to, bi der roden Borg. Das Benennungsmotiv dürften nach Scheuermann 1966 die roten Ziegel gewesen sein, aus denen die Burg errichtet worden ist. So Rothenburg ob der Tauber, Landkreis Ansbach; Rothenburg im Saalekreis.
Rotenburg an der Fulda Errichtung einer Burg (Rodenberg, 2 km n der Stadt) Mitte des 12. Jahrhundert durch die Landgrafen von Thüringen auf Hersfelder Lehenbesitz in der Gemarkung des wüst gefallenen hersfeldischen Dorfes Breitingen, 1248 als civitas bezeichnet, 1340 Gründung einer unbefestigten Neustadt, 1370 Bau einer Stiftskirche, seit dem 15. Jahrhundert Schlossbauten durch die Landgrafen von Hessen, 1627–1834 Residenz der Nebenlinie Hessen-Rotenburg (Rotenburger Quart), 1849 Eisenbahnlinie Kassel-Bebra, 1971 anerkannter Luftkurort. 1170 Wigandus de Rodenberc [Original], 1248 Rotenberg, 1266 Rodenberg, 1295 Rodenberch, 1343 Rotenburg, 1386 Roydinberg, 1343 Rotenburg, 1433 Rodinberg. Das Bestimmungswort ist althochdeutsch mittelhochdeutsch ro ̄t ‘rot’. Der Burgname (‘beim roten Berg’) ist ein typischer Modename (vgl. Weißenberg, Schwarzenberg) des 12. Jahrhundert, der auf den Ortsname überging. Eine Zuordnung zu althochdeutsch riuten, mittelniederdeutsch roden ‘roden’ ist ebenso unwahrscheinlich wie die Ansetzung eines Personennamens (H)rodo (eingliedrige Kurzform zu althochdeutsch hru Ortsteil ‘Ruhm’) im Bestimmungswort Das Grundwort ist zunächst-berg und wird erst im 14. Jahrhundert zu-burg.
Roth. Stadt im Landkreis Roth, 24 604 Einwohner, Sitz der Kreisverwaltung, Reg.-Bez. Mittelfranken, BY. Im 12. Jahrhundert Besitz des Eichstätter Domkapitels, 1346 Erstnennung als Markt und 1363 als Stadt. 1057–1075 Rote, 1251 Rot, 1363 Roth. In einer Landesbeschreibung des Jahres 1656 findet sich folgende Information: R Ortsteil ... Ein Markgrae ffisch Ohnspachisch Stae dtlein ... am Wae sserlein R Ortsteil / so daselbsten in die Rednitz kommt. Ausgangspunkt für den Siedlungsname ist demnach das gleichnamige Gewässer, das wohl nach dem roten Gestein des Flussbettes benannt ist. Es liegt also das althochdeutsch Adjektiv ro ̄t ‘rot’ zugrunde. So Roth, Landkreis Altenkirchen.
Röthenbach a. d. Pegnitz. Stadt im Landkreis Nürnberger Land, an der Einmündung des Röthenbachs in die Pegnitz, nö von Nürnberg, Reg.-Bez. Mfr., 1311 erstmals urkundlich erwähnt; eine Pulver und Papiermühle bestand spätestens ab 1499. Seit 1504 gehörte Röthenbach zum Gebiet der Freien Reichsstadt Nürnberg, 1806 bayerisch; zur Stadt erhoben 1953. 1394 Rötempach. Der Siedlungsname ist von dem Gewässername abgeleitet; dessen Grundwort ist-bach, sein Bestimmungswort wird als das Farbadjektiv r Ortsteil gedeutet.
Rothenburg ob der Tauber Im 11. Jahrhundert Errichtung der Burg durch die Grafen von Komburg, im 12. Jahrhundert Übergang der Siedlung an das Benediktinerkloster Komburg und die Staufer, 1274 Bestätigung der Reichsfreiheit, bis 1803 Freie Reichsstadt. Circa 1079 (Kopiedes 12. Jahrhundert) Rotenburc, 1085 (Kopie des 12. Jahrhundert) Rotenburc, 1099 Rotenburg, 1144 Rodenburch, 1188 (Kopie des 12. Jahrhundert) castrum Rotenburch, 1213 Rotinburc, 1240–1256 (Kopie des 14. Jahrhundert) Rodenborch, 1287 Roteburg, 1328 Roetenburg, 1347 die stat zu ̊ Rotenburg in dem bystu ̊m ze Wirtzeburg gelegen, 1349 Rotemburg in Franken, die stat ze Rotenburch die gelegen ist uf der Tuber, 1378 Rotenburg uff der Tuber, 1383 Routenburg, 1387 Rothenburg, 1386 Rotenburg uff der Tauber, 1396 Rotenburg an der Twber, 1518 Rottenburg/Tauber, circa 1530 a Rubro castro uulgo Rotenburg ... iuxta amnem Tuberam, 1527 Rothenburg ob der Tauber, 1621 lateinisch Rotenburgo-Tuberanus, 1677 griechisch Erythropolis. In einer Landesbeschreibung des Jahres 1656 heißt es: Es hat aber die Stadt Rotenburg den Namen nicht von den rothen Ziegeln / oder Schilten: dann sonsten andere Stae dt auch also mue sten genennet werden; sondern von den dreyen Burgen / die der Enden / ... und die Mittelste vor der Stadt / die rothe Burg genannt / gestanden. Und weil diß Castell oder Burg / mit der Stadt umbfangen / hat dahero auch die Stadt den Namen (und ohne zweiffel / auch obgedachtes Wappen) bekommen / und behalten. Die mittelhochdeutsch Präposition obe, ob ‘oben, oberhalb’ erklärt sich durch einen späteren Satz derselben Quelle: Diese Stadt ... ligt auff einer Seiten gegen Niedergang / da die Burg gestanden / sehr hoch auff einem Berg / darunter im Thal das Wasser / die Tauber genannt. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist demnach mittelhochdeutsch burc, -burg, ‘umschlossener, befestigter Ort, Burg, Stadt’, Bestimmungswort das Adjectivisch rôt ‘rot’. Dem entsprechen die griechischen Bestandteile im Beleg von 1677 « ‘Burg, befestigte Stadt’ und "« ‘rot’. Zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten wurde die Lokalisierung im Bistum Würzburg, in Franken und am Fluss Tauber hinzugefügt. So Rothenburg/ O.L., Landkreis Görlitz.
Rothenburg/Oberlausitz Ehemalig deutscher Rittersitz mit Siedlung, um 1250 Stadtanlage. Standort des Flughafens Rothenburg/ Görlitz. Sitz der Verwaltungsgemeinde ist Rothenburg/O.L. 1268 Rotenberg, 1305 Rothenburch, 1380 Rothinburg, 1791 Rothenburg. Bildung mit dem Grundwort-berg,-burg und dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch ro ̄t ‘rot’, ‘Siedlung an der roten Burg, am roten Berg’.
Rottenburg am Neckar Vorgängersiedlung der Stadt und Burg wohl Sitz der Edelfreien von Rottenburg des 12. Jahrhundert, um 1170 Rechtsnachfolge durch die Grafen von Hohenberg, die die Stadt gründeten, 1381 Verkauf an Österreich, 1410–54 an die schwäbischen Reichsstädte, 1806 an Württemberg. Weinbau, Dom St. Martin, Stiftskirche St. Moriz, Karmeliterkloster, Weilerburg, Wasserturm. 1264 Rothenburch [Original], 1295 Rottinburg [Original]; Rottenburg (14. Jahrhundert). Die Rotenburg bei Weiler und Rottenburg am Neckar tragen den gleichen Namen. Da nicht zu entscheiden ist, ob die Burg am Rammertrand oder die Burg im Neckartal die ursprüngliche Burg der Herren von Rotenburg war, ist eine Übertragung des Namens in beide Richtungen möglich. In beiden Fällen ist von einem Bestimmungswort althochdeutsch, mittelhochdeutsch ro ̄t ‘rot’ auszugehen. Ist die Burg am Rammertrand die ältere, bezieht sich das Farbadjektiv wie zahlreiche Flurname der Region auf die rote Farbe des Keupers und damit auf die Geländebeschaffenheit. Ist die Burg im Neckartal die ursprünglich und damit namengebend für das Geschlecht und den heutigen ON, dann bezieht sich r Ortsteil auf die Farbe ihrer Ziegelsteine. Die für das Frühneuhochdeutsche charakteristische -tt-Schreibung setzt sich im 16. Jahrhundert durch und ist in älterer Zeit ohne phonetische Bedeutung.
Rottenburg an der Laaber Im 13. Jahrhundert Herrschaftszentrum der Grafen von Moosburg, circa 1284 Übergang an die Wittelsbacher, 1378 Marktrecht, 1971 Stadterhebung. 1173/74 Rotenburch, 1352 Rotenburg, 1590 Rottenburg, 1888 Rottenburg ... (Rottenburg a./Laaber). Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist mittelhochdeutsch burc,-burg, ‘umschlossener, befestigter Ort, Burg’, Bestimmungswort wohl das Adjektiv rôt ‘rot’. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage an der Laaber. So Rottenburg am Neckar, Landkreis Tübingen.
Rottweil Seit 771 kann der Fiskus Rottweil als Zentrum königlich Verwaltung nachgewiesen werden, seit 1230 Reichsstadt, 1802/03 an Baden. Schwarzes Tor, Münster Heilig Kreuz, Burgruine Bernburg, Hochturm, Hochbrücke. 771 (Vita 8. Jahrhundert) Rotuvilla, 889 Rotunvilla, 902 Rotunila, 1158 Rothwilo; Rottweil (1840). Der zweite Namenbestandteil-weil, mittelhochdeutsch -wilo, -wile geht auf lateinisch v ̄ılla ‘Hof, Landgut’ zurück. Das Bestimmungswort ist vermutlich althochdeutsch, mittelhochdeutsch ro ̄t ‘rot’: ‘Siedlung bei dem römischen Gutshof aus roten Ziegeln’. So Rothweil (bis 1906), seither Oberrotweil (mit Niederrotweil), Ortsteil von Vogtsburg im Kaiserstuhl.
Rübenach (Koblenz) 888 Ribanacha, 993 Riuanacha.
Rüber, (Koblenz) 964 Ruueri.
Rüblinghofen, (Neukirchen bei Grevenbroich) 793 in Hrodbertngia houa. Germanisch Hropiberthinga hofa-, Hof der Leute des Hatopibertht.
Ruchenhausen, (Kappel) 1072 Ruochenhusum. Germanisch Hrokon husum, zu den Häusern des Hroko.
Rudersberg Rudersberg gehörte zur Herrschaft Waldenstein und kam mit ihr Mitte des 13. Jahrhundert an Württemberg, nach 1450 Zusammenfassung der Orte der Herrschaft Waldenstein zum Amt Rudersberg. Burg Waldenstein, Michelauer Ölmühle, Johanneskirche, Petruskirche. 1245 (Druck 1595) Rudolfesberg, 1245 (Kopie 15. Jahrhundert) Rudelsperg; 1552 Rudersperg. Ein Kompositum mit dem Personennamen Ruodolf und dem Grundwort -berg, das mit Abschwächung und Verkürzung der schwachtonigen Mittelsilbe und hyperkorrektem -r statt -l über Rudelszu Rudersführt: ‘Siedlung des Ruodolf’.
Rüddesheim, (Euskirchen) bald nach 1160 Rudinsheim. germanisch Hropines haim. Wohnung des Hropin.
Rüdelsheim, (jetzt Ludwigshohe) 835 Rodulfisheim, germanisch Hropiwulfes haim. Wohnung des Hropiwulf.
Rüdesheim, (Koblenz) 1210 Rudenksheim. Germanisch Hropinges haim, Wohnung des Hroping.
Rüdesheim am Rhein. 1171 Rudinsheim, 1187 Rudenesheim. Germanisch Hropines haim. Wohnung des Hropin.
Rudolstadt Altthüringische Siedlung, seit 11./12. Jahrhundert deutsche Burg mit Burgflecken; Neustadtanlage um 1300 (1326 stat), an Straße von Nürnberg nach Naumburg; seit 16. Jahrhundert fürstliche Residenz bis 1918 (Schloss Heidecksburg); seit 1760 Porzellanmanufaktur. (775/786) 1150/65 Rudolfestat, 1154 Rodolvestat, 1217 Rudolvestat, 1348 Rudelstat; Rudolstatt (1743). Der Ortsname ist gebildet mit Personennamen Rudolf und Grundwort althochdeutsch -stat, also ‘Ort eines Rudolf ’. Das unbetonte Zweitglied des Personennamens ist im Ortsnamen ebenso wie dessen dritte Silbe durch Abschleifung im 13./14. Jahrhundert zu Rudelverkürzt worden. So Rudelsdorf, Ortsteil von Ziegra-Knobelsdorf, Landkreis Mittelsachsen, 1352 Rudolsdorf; Rudelswalde, Ortsteil von Crimmitschau, Landkreis Zwickau, 1282 Rudolfswalde, 1289 Rudelswalde.
Rüdersdorf bei Berlin Ursprünglich Klosterdorf mit Hof, von dem aus Kalksteinbruch betrieben wurde; erster Produktionsaufschwung 2. Hälfte des 17. Jahrhundert durch Berliner Baugeschehen; seit 1855 Zementherstellung. Dorfkirche von 1598; Saalkirche von 1686 im Ortsteil Tassdorf. 1308/1319 Roderstorp, 1375 Ruderstorff, 1471 Rüderstorp; Rüdersdorf (1805). Benannt nach einem Mann mit dem deutsche Namen Rodher, der zu altsächsisch hro ̄th ‘Ruhm’ und altsächsisch heri ‘Heer’ gehört. Zum Grundwort mittelniederdeutsch -dörp, hochdeutsch-dorf ‘Dorf ’. Der Zusatz bestimmt die Lage zu Berlin.
Rüdesheim (Nahe) Gemeinte und gleichnamige Verwaltungsgemeinde (seit 1970) im Landkreis Bad Kreuznach, 25 150 Einwohner, mit 27 Gemeinte im ö Hunsrück an der Grenze zu Rheinhessen, unmittelbar w von Bad Kreuznach, RP. Im Mittelalter Zugehörigkeit zur sog. „Vorderen Grafschaft“ Sponheim. 1334 wird Rüdesheim im Konflikt der Sponheimer mit Kurtrier zerstört. Bis Anfang 18. Jahrhundert befand sich die Region um Bad Kreuznach unter der Herrschaft gleich mehrerer Häuser, die sich das Erbe der Sponheimer teilten. Zunächst Teil der Kurpfalz, 1794–1814 Französisch und danach für kurze Zeit bayerisch-österreichisch, schließlich zur preußischen Rheinprovinz. 1968 war Rüdesheim für kurze Zeit in Bad Kreuznach eingemeindet. 1128 de Rudensheim, 1194–1198 Rudensheim, 1210 Ru ̊denksheim, 1210 von Rudersheim, 1217 curtim in Rudensheym; hof te Ruedesheym (1334). Das Bestimmungswort gehört zum althochdeutsch Personenname-Stamm Ruodi-, Hrôthi und geht entweder auf den Kosename Ruodîn oder ein patronymisches Ruoding (dazu die Erwähnung von 1210) zurück. Voll und Kurzformen der Personennamen sowie VatN können in der Überlieferung für einen Ort nebeneinander auftreten, wie auch die Person selbst meist zwei Namensformen hatte. Das Grundwort ist-heim. Möglich wäre also eine Deutung als ‘Wohnstätte des Ruodîn’.
Rüdesheim am Rhein 864 Hruodinesheim, 1017 Rudenesheim, 1031 Rudensheim, 1090 Rudenesheim, 1108 Ru ̊dinesheim, 1128 Rov densheim, 1212 Rudhensheym, 1302 Rudinsheim, 1334 Ruedesheym, 1379 (Kopie 16. Jahrhundert) Rudeszheim, 1487 zu Rüdessheim, 1489 zu Rüdeszheim. Kompositummit dem Grundwort -heim ‘Wohnsitz, Haus, Wohnstätte’, ‘Siedlung, Niederlassung’, dass in der Überlieferung konstant mit den graphischen Varianten -i und -yüberliefert erscheint. Die stark Genitivflexion -e Siedlungsname der Fuge spricht für einen Personennamen im Erstglied. Dieser gehört zu einer Form Hrodin, Hruodin, zu dem Stamm hrothi, gotisch hrôths, altsächsisch hrôdhr, angelsächsisch hrêdh ‘Ruhm, Sieg’. Das H im Anlaut schwindet, -uo wird zu -u ̄monophthongiert (864 Hruodinesheim > 1017 Rudenesheim); i-Umlaut bewirkt die Veränderung des Stammvokals zu -ü-. Die Lautkombination -in-/-e nim Bestimmungswort passt sich assimilatorisch der starken Flexion in der Fuge an und fällt schließlich aus (Hruodines> Rudens> Rudes-). Zusammenfassend bedeutet Rüdesheim ‘Siedlung des Hruodin’. So Rüdesheim (Nahe).
Ruhne, (Arn) 10-1100 Rune.
Ruhrberg, (Werden) 2 Hälfte 1100 Rurberge.
Ruhrgau (Gau an der untern Ruhr) 803 in pago Ruricho.
Rülzheim Einer der ältesten Orte der Pfalz, der in Folge der fränk. Landnahme an einem alten N-S-Verkehrsweg auf dem Hochufer des Rheins entstand und im 10. Jahrhundert an das Bistum Speyer kam. Vom 13. bis 18. Jahrhundert hatte der Deutsche Orden der Zehnt und Patronatsrecht. 774 Rod-, Rotlehesheimer marca (Kopie um 1190), 780–802 Ruadleicheshaim, 1249 Ruligisheim, 1300 Rulgesheim, 1455 Rulgßheim; Rültzheim (1824). Das Bestimmungswort geht auf den althochdeutsch Personennamen Ruod-, Ruad-leih (1234 Kosename Ruodil), Genitiv Singular auf -es, zurück, das Grundwort ist-heim. Das Bestimmungswort veränderte sich durch Abschwächung von -leizu -liund Assimilation -dl zu -ll-: Ruadleiches zu Ruligis-. Dabei steht die Schreibung -g für -ch-. Spätere Vereinfachung zu Rülßheim und Einschub eines Übergangslauts -t-. Zu deuten ist der ursprüngliche Name als ‘Wohnstätte des Ruod-/Ruadleih oder Ruodil’.
Rüsselsheim am Main Stadt im Landkreis Groß-Gerau, 59604 Einwohner, Reg.-Bez. Darmstadt, HE. Erste Erwähnung im Zusammenhang mit Besitzungen des Klosters Lorsch als Teil des Reichsforstes Dreieich. Später bei den Herren von Münzenberg und Heusenstamm als Lehen der Grafen von Katzenelnbogen. Nach deren Aussterben 1479 zur Landgrafschaft Hessen, die Rüsselsheim zu einer Landesfestung ausbaute. Verleihung des Stadtrechts 1437. Eingemeindung von Haßloch (1951), Königstädten (1956) und Bauschheim (1970). Eine außergewöhnliche wirtschaftliche Entwicklung wurde durch Adam Opel (1837–1895) in Gang gesetzt, der seit 1862 in Rüsselsheim zunächst eine Nähmaschinenwerkstatt betrieb. Seine Söhne begannen 1899 mit der Automobilproduktion. Rüsselsheim: 830–850 (Kopie) Rucile(n)sheim, 1211 Ruzzelnsheim, 1275 Rue zelsheim. Bauschheim: 830–850 (Kop.) Buuinesheim, 1269 Buwensheim, 1527 Bischeim, 1529 Baußheim. Hassloch: 1158 (Kop.) villa Haselah, 1393 Haseloch. Königstädten: 830–850 (Kop.) Stetin, 1325 Kue ningesteden. Das Bestimmungswort des patronymischen -heim-Namens Rüsselsheim ist der Personennamen Ruozilin > Ruezelin. Dieser ist mit Diminutivsuffix -il ̄ın gebildet zu althochdeutsch Ruozo, einer Kurzform mit althochdeutsch -z-Suffix eines zweigliedrigen Personennamens der germanisch *hro ̄(d)‘Ruhm’ im Erstglied enthält. Das -id er Folgesilbe bewirkte den Umlaut. Der Ortsname Bauschheim zum Personennamen Bodwin, Bu ̄twin > *Bu ̄win. Das Erstglied des Personennamens wurde volksetymologisch umgedeutet. Der Ortsname Haßloch ist ein Kompositum aus althochdeutsch hasal(a) ‘Hasel(strauch)’ und althochdeutsch *lacha, mittelhochdeutsch lache ‘Lache, Sumpf ’. Für letzteres spricht auch die durch den Ort fließende Horlache (zu althochdeutsch horo ‘Schlamm, Schmutz’). Der Ortsname Königstädten mit dem Grundwort -statt nimmt Bezug auf die durch Kaiser Ludwig den Deutschen verfügte Schenkung der Pfarrkirche in Königstädten zur königlich Salvatorkapelle in Frankfurt sowie auf einen Königshof.
Rumpenheim, (Offenbach am Main) 1202-12 Rumpinheim.
Rumscheid, (Arn) 1100 Rumensetha.
Rüngsdorf, (Bad Godesberg) 804 Rinigiso villa.
Rüthen Stadtgründung um 1200 durch die Erzbischöfe von Köln beim nahegelegenen Altenrüthen. Eine der Hauptstädte des kölnischen Herzogtums Westfalen, Beistadt Soests in der Hanse. 2. Drittel 12. Jahrhundert in Ruethe [Original], 1200 Ruden, 1653 Rüthen. Der Name wurde von Altenrüthen (zu 1072 [12. Jahrhundert] Ruothino, 1124/25 Ru ̊din) übertragen, der unterscheidende ZusatzAlt(en)ist seit 1232 als norddeutsch Alden belegt. Der Ortsname liegt ein Simplex altsächsisch *riudi ‘riedbewachsene Stelle’ zugrunde. Der Ortsname steht im lokativischen Dativ Plural; der Erstbeleg zu Altenrüthen zeigt Buchstabenvertauschung -no < *-on. Altsächsisch -iue rscheint zu Beginn der Überlieferung monophthongiert; die Schreibungen deuten den durch die Flexionsendung bewirkten Umlaut zu -u ̄> -uan. Ein ‘Rode’-Name ist lautlich auszuschließen; hinzuweisen dagegen auf niedersächsische Parallelen. So Rühme, Ortsteil von Braunschweig; Klein Rhüden, Ortsteil von Seesen, Landkreis Goslar.
Ruhla Erste Siedlungen Glasbach und Alte Ruhl (h. wüst). Urkundlich Ersterwähnung 1360–66. Zeitweilige Teilung des Ortes auf Grund der territorialen Zersplitterung Thüringens (1640 bis 1921 zwischen Sachsen-Gotha und Sachsen Eisenach). Im Mittelalter Eisenerzabbau sowie Beginn der Werkzeugund Waffenherstellung, Spezialisierung im 16. Jahrhundert auf Messerherstellung, 1739–1981 Pfeifenschnitzerei. Im 19. Jahrhundert Entwicklung der Uhrenindustrie, außerdem Forstwirtschaft und Badebetrieb. Seit 1896 Stadt. 1994 wurden Thal und Kittelsthal als Ortsteil eingemeindet. Seit 2004 staatlich anerkannter Erholungsort (Luftkurort). 1360–66 rula, 1378 in der Rula, 1512 dorf Rull, die Rwhla. Der Ortsname geht wahrscheinlich auf einen Gewässername von althochdeutsch *rollo ̄n, mittelniederdeutsch rollen, rullen ‘sich drehen, sich (drehend) bewegen’ zurück: ‘Ort am sich bewegenden/drehenden Bach’.
Ruhland Im Mittelalter deutsche Burg und Dorfsiedlung, Stadtanlage (1397 hus und stat). Arbeiterwohnsiedlungen (19./20. Jahrhundert) für das Kraftwerk Lauchhammer und Braunkohlengebiet Senftenberg. 1317 Rulant, 1363 Ruland, 1476 Ruelandt, 1511 Roland. Der Name ist unklar. Versucht wurde, den Namen als ‘Ort zum Roland’ (Ruland war früher eine geläufige mitteldeutsch und oBand Form von Personennamen Roland, der sich aus althochdeutsch Hro ̄d ‘Ruhm’ und -land zusammensetzt) zu deuten, doch sind d. Ortsname vom Typ „Personenname ist gleich Ortsname“ ungewöhnlich für das hohe Mittelater.
Runkel Stadtrechte um 1315, ab 1462 Residenz der Grafen von Wied; Burg (12.–16. Jahrhundert; angelegt zur Sicherung der dortigen Lahnfurt), erneuerte Altstadt mit Fachwerkhäusern (17./18. Jahrhundert); Burgmuseum; Weinbau seit dem Mittelalter. 1159 Runkel, 1191 Runckele, 1209 Runcgel, Runkiel, Runkella, 1212 Rungelle, 1223/5 Runckel, 1229 Rungel, 1255 Ronkel, 1361 Runkeln, 1593 Roncalia; Runkel (1159). Ableitung mit -l-Suffix an einer Basis Runk-. Bisherige Deutungsversuche mit Anschluss an keltisch run-kall ‘Bergfels’, lateinisch runca, mittellateinisch runcus ‘Rodung’ oder einem Bezug zu der Schlacht auf den „Ronkalischen Feldern“ konnten kaum überzeugen. Zugrunde liegt eine indogermanische Wurzel *u reng zu angelsächsisch wrencan ‘drehen, winden, betrügen’, wrincle ‘Runzel’, althochdeutsch birenkit ‘verrenkt’, mittelhochdeutsch renken ‘drehend ziehen’, mittelhochdeutsch ranc, Plural renke Maskulinum ‘Drehung, Krümmung, schnelle Bewegung’, Neuhochdeutsch verrenken, Rank ‘Ränke’, neuschwedisch vrinka ‘verstauchen’, litauisch rìnga ‘ein krumm Dasitzender’. Das oBand rank meint eine ‘Krümme, Biegung, Wendung’, schweiz. rank ‘Ort, wo die Straße einen Winkel bildet, Krümmung, selbst auch in einem Flusse’. Aus unserer heute gesprochenen Sprache ist Ranke, ranken, (ver-)renken uswach zu vergleichen. Die Lage von Runkel an einer deutlich erkennbaren Biegung der Lahn spricht für diesen Ansatz. Der Name ist seit mittelhochdeutsch Zeit mit verschiedenen graphischen Varianten überliefert. Der Stammvokal -u erscheint ab 1255 als -o(mitteldeutsch Senkung von u > o vor Nasal). Inlautend wechseln -g-, -k-, -c-, -cg-, -ck als graphische Varianten, auslautend wird teilweise -a, -e oder -en angefügt. Die Form Roncalia (1593) ist als Umdeutung zu interpretieren. Der Ortsname Runkel nimmt Bezug zu den naturräumlichen Gegebenheiten und erklärt sich als ‘Siedlung an einer Flusskrümmung’.
Rupperath, (Köln) 1054 Rubolderode. Germanisch Hropibaldes ropa-, Rodung des Hropibald. (hropi-, Ruhm, + balpa, kuhn)
Ruppichteroth 1131 im Besitz des Bonner Cassiusstiftes, seit 16. Jahrhundert Kollationsrecht der Herzöge von Berg, mittelalter Burganlagen: Rennenburg und Burg Herrnstein im Gemeindeteil Winterscheid, Bröltalstraße und -bahn und Gründung einer Beschlägefabrik im späten 19. Jahrhundert, mit Winterscheid und Schönenberg 1969 zur Gemeinte Ruppichteroth zusammengeschlossen. 1121 Rupprettesrode, 1131 Ruoprehtrothe. Typischer bergischer Rodungsname, aus dem germanisch Personennamen Hroprecht, Ruprecht und dem Grundwort -rod(e) zusammengesetzt. Die zahlreichen bergischen Rode-ON entwickeln verschiedene Varianten, neben -roth auch -rath und -ert.
Rüste, (Altschermbeck) 799 Ruscethe. Germanisch ruskipja-, Kollektiv zu ruskjon. Binse.
Rüssingen, 842 Hrotkinsingas.
Rüttenscheid, (Essen) 2 Hälfte 1100 Rodonsceth. Germanisch Hropin skaipjo-, Wasserscheide des Hropi.
Rutesheim 767 erhielt das Kloster Lorsch hier Besitz, das Kloster Hirsau erstmals im spätern 11. Jahrhundert, weitere Schenkungen an Hirsau erfolgten um 1100 und um 1170 von der nur hier belegten Familie von Rutesheim, 1302 bis 1318 an Württemberg, im 15. Jahrhundert Witwengut der Erzherzogin Mechthild. Automobilzulieferer, Handwerk, Wasserturm, Rathaus, Ev. Johanneskirche. 767 (Kopie1183–95) Rothmaresheim, vor 1077 (Kopie12. Jahrhundert, Kopie16. Jahrhundert) Ruthmaresheim, 1287 Ru ̊tmarsheim [Original]; Rutesheim (1852). Ein Kompositum mit dem Grundwort -heim. Dem Bestimmungswort liegt der Personennamen Ruotma ̄r mit Abschwächung und Verkürzung der schwachtonigen Mittelsilbe zu Grunde: ‘Siedlung des Ruotma ̄r’.
Rützkausen, (Wülfrath) 875 Hrotsteninghuson. Germanisch Hropistainga husum, zu den Häusern der Leute des Hropistain.
Saalfeld/Saale Alte thüringische Siedlungsregion, seit 9. Jahrhundert Königshof und Sitz des karolingischen Herzogs der Sorbenmark (Grenzmark); an Altstraße von Bamberg nach Merseburg mit Saaleübergang, Burg als Zentrum von ausgedehntem Reichsgutkomplex, 1074 Benediktinerkloster, frühstädtische Entwicklung im 11. Jahrhundert (1074 mercatus); planmäßige Stadtgründung nach 1170 (1208 civitas); Ende des Mitelater Silber und Kupferbergbau. Ad 899 Salauelda (curtis), 942 Salauelda, 979 actum Salaveldun, 1012/18 ad Saleveldun, 1199 villa regia Salvelt; Saalfelt (1350). Ursprünglich Name der Landschaft an der Saale, gebildet mit althochdeutsch Form für die Saale, 782 Sala (fluvius), und althochdeutsch feld ‘Feld, Ebene, Fläche’ (vgl. hochdeutsch Gefilde), also etwa ‘Gefilde an der Saale’. Die -uelda-Schreibungen sind als [felda] zu lesen. Die Orstname-Formen mit -on, -un beruhen auf dem althochdeutsch Dativ Plural (‘zu den Saalfelden’). Der Flussname ist vorgermanisch und gehört zu indogermanisch *salo‘wogend’, vgl. altpreußisch salus ‘Regenbach’ und lateinisch salum ‘unruhiger Seegang’. So Saalfelden in der Flussebene der Saalach, 8. Jahrhundert Salvelt super Sala, 798 Salafelda.
Saalgau, (Gau an der fränkischen Saale. 717 in pago Saluense.
Saarbrücken Keltisch, römisch und fränk. Siedlungsreste, 999 erste Erwähnung der Saarbrücker Königsburg in einer Schenkungsurkundlich Ottos für die Bischöfe von Metz. Seit dem 12. Jahrhundert Zentrum und Residenz einer gleichnamigen Grafschaft 1321 Stadtrechte für die Doppelstadt Saarbrücken und St. Johann. Im 30-jährigen und den Reunionskriegen fast völlig zerstört. Aufschwung der Grafschaft Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert durch Kohleförderung und Eisenverhüttung. 1801 an Frankrich, 1815 an Preußen. 1909 Zusammenschluss mit St. Johann und Malstatt-Burbach zur Großstadt. 1920 als Zentrum des Saargebiets vom Völkerbund verwaltet, 1935 nach Volksabstimmung wieder deutsch. Im 2. Weltkrieg stark zerstört. 1948 Gründung der Universität des SL mit Sitz in Saarbrücken und Homburg. 1957 Landeshauptstadt des SL. 999 castello Sarabruca (Nachzeichnung des Original Ende 11. Jahrhundert), 1065 castellum Sarebrucca (Kopie 12. Jahrhundert), 1126 Sarebrugge [Original]. Entstanden aus einem frühalthochdeutsch *Sara-bruggja, gebildet mit dem Grundwort Brücke ( -brück), mittelhochdeutsch brücke, brucke, althochdeutsch brugga < frühalthochdeutsch *bruggja in der Bedeutung ‘Brücke’, aber auch ‘Landungssteg, Pier’. Das [u] wurde vor dem bereits im späten 8. Jahrhundert schwindenden [j] der Endsilbe zu [ü] umgelautet. Bei dem Bestimmungswort Saar, um 370 latinisiert Saravus, im 6. Jahrhundert ad Saram, 802 Sarowa, handelt es sich um einen vorgermanisch Gewässername, der sich ableitet von indogermanisch *Sarawa, eine Bildung aus der indogermanischen Wurzel *sor‘ strömen’ (Variante *sar-) mit dem Suffix -ava. Die heutige Form des Siedlungsname mit Endung -en erklärt sich aus dem mittelhochdeutsch Dativ Singular *bî der Sarebrücken ‘bei der Saarbrücke’. Da die ursprünglich Brücke über die Saar beim Übergang der alten Römerstraße über den Fluss am Fuße des Halbergs nach St. Arnual lag, muss der Siedlungsname entweder im Mittelalter weiter flussabwärts zu der jüngeren Siedlung am Fuß des Burgfelsens gewandert sein, auf dem vor 999 die Burg Saarbrücken errichtet wurde, oder der Siedlungsname ist durch einen ‘Landungssteg an der Saar’ motiviert worden.
Saarburg 964 Errichtung der Feste Saarburg, 1291 Stadtrecht, 1698–1760 Wechsel zwischen Habsburgern und Franzosen, 1793 französisch
Kantonshauptstadt, nach Wiener Kongress preuß., 1938 Garnisonsstadt. 964 (Kopie Mitte 14. Jahrhundert) monticulum qui antea vocabatur Churbelin (Churbelun) nunc autem Sarburg (Sareburch). Der Name Saarburg bezieht sich auf den bis h. eine Burg tragenden Berg (monticulum) an der Saar ( Saarbrücken). Der Altname Churbelun/Churbelin entstand aus romanisch *curvello ̄ne ‘Krümmung, Eck’; gemeint ist der Winkel, der am Zusammenfluss von Leukbach und Saar liegt.
Saarlouis 1680 bis 1686 nach Plänen von Vauban auf lothringischem Territorium als französisch Festungsstadt errichtet; 1685 Hauptstadt der französisch Saarprovinz. 1815 fallen Stadt und Festung an Preußen, 1816 Kreisstadt. Ab 1889 Schleifung der Festungsanlagen und Erweiterung der Stadt durch Eingemeindungen. 1920 Völkerbundverwaltung; 1935 Rückgliederung ins Reich und Zusammenschluss der Stadt Saarlouis mit Ortsteil Roden und den Gemeinte Beaumarais, Fraulautern, Lisdorf und Picard zur heute Stadt (bis 1945 unter dem Namen Saarlautern); Seit 1966 FordWerke, 1680 Sarrelouis, 1695 SarLouis, 1712 Saarlouis. Zusammensetzung aus dem Gewässername Saar, französisch Sarre, und dem Namen des französisch Königs Louis XIV (Ludwig XSO). Mit dem Bezug auf den königlichen Bauherrn hat der Name Parallelen in den Namen der fast gleichzeitig entstandenen französisch Festungen Fort Louis im EL, Mont-Louis in den Pyrenäen, beide F, und Mont Royal bei Traben-Trarbach an der Mosel, Landkreis Bernkastel-Wittlich. Wie in diesen französischen Bildungen ist auch im Namen Sarrelouis das Erstglied Determinatum, d.h. der Gewässername ist nicht lokalisierend auf die Lage der Festung am Saarufer bezogen, sondern steht als Pars pro Toto für ‘die Saarlande’. Mit dem Sinn ‘[Festung für] Ludwigs Saar(provinz)’ ist der Ortsname also Reflex der 1679/80 in vollem Gang befindlichen französisch Annexionen im Raum an der Saar. Im Zuge der französischen Revolution wird der Name des Königs 1793 aus dem Namen der Festungsstadt getilgt, die nun bis 1810 Sarrelibre (zu französisch libre ‘frei’) heißt, danach wieder Saarlouis. 1935–45 temporäre Umbenennung in Saarlautern durch Kreuzung mit dem Namen des Stadtteils Fraulautern. Dieser hieß im Mittelalter zunächst Lutre (1154), Lutera (um 1160), Luthra (1183) < Gewässername *Lu ̄tra ‘die Saubere’, zu althochdeutsch lu ̄tar ‘rein, sauber’, dann zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten der Region nach dem dortigen Frauenkloster Vrouwen Luteren (1333).
Saarn, (Mülheim an der Ruhr) 10-1100 Sarnon. Siehe Kirchsahr.
Saarwellingen Spuren eisen und römerzeitlicher Besiedlung. Im Mittelalter Kirchort im Erzbistum Trier, verschiedene Herrschaften, 1659 freie Reichsherrschaft. 1764–66 Bau des Schlosses. 1794 Französisch, 1815 preußisch; 1920 Völkerbundverwaltung; 1935 Rückgliederung ins Reich; 1957 zu Deutschland. 1974 Bildung der heute Gemeinte aus den Orten Saarwellingen, Schwarzenholz und Reisbach. 1131/53 Wellinga, 1211 Wellinge [Original], 1296 Wellinga [Original]. Ableitung mit-ing-Suffix vom Personennamen Waldo; lautliche Entwicklung mit Umlaut [a] vor [i] > [e] und Assimilation [ld] > [ll] von *Wald> *Weld> Wellingen (1377). Im Spätmittelalter erhält der Ortsname zur Unterscheidung von gleichlautenden Orten der Region (Niedvelling, Kanton Bouzonville, F; Wellingen, Stadtteil von Merzig, SL) den Gewässername Saar als Zusatz (1478 Sarwellingen [Original]), der hier, da der Ort 6 km von diesem Fluss entfernt liegt, im Sinne von ‘Saargegend’ steht.
Sabershausen, (Koblenz) 1200 Sauereshusen.
Sachsenhagen Siedlung an 1248 von Herzog Albrecht von Sachsen begründeter Wasserburg, 1647 zu Hessen-Kassel, 1650 Stadtrecht, 16. Jahrhundert Schloss als Residenz Graf Ernsts von Schaumburg, 1974 Zusammenschluss der Stadt mit den Gemeinte Auhagen, Hagenburg und Wölpinghausen. 1253 in castro Sassenhagen (Kop.), 1527 cum castro Sachsenhagen [Original]. Bildung mit dem Grundwort -hagen und dem mittelniederdeutsch Appellativum Sasse ‘Sachse’ (nach dem Erbauer der Burg, Albrecht von Sachsen) in flektierter Form als Bestimmungswort.
Sachsenheim 877? (Kopie 1110–25) Sahsenheim, 1161 Sachsenheim [Original], 1240 Sachszenheim (1138–52). Die Zusammensetzung mit dem Gw -heim enthält als Bestimmungswort entweder den Personennamen *Sahso und bedeutet ‘Siedlung des Sahso’ oder aber den Volksnamen Sahso. Der Name bedeutet dann ‘Siedlung der (Nieder)Sachsen’ und stünde in Zusammenhang mit der Umsiedlungspolitik Karls des Großen nach den Sachsenkriegen. Solche Ortsgründungen sind in der mittelalterlichen Literatur bezeugt und durch weitere Sachsen und Wenden-Namen belegt. Das Adelsgeschlecht der Herren von Sachsenheim ist dagegen erst seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen und hat seinen Namen vom älteren Siedlungs und Burgnamen übernommen.
Saeffelen, (Aa) 112-15 Saphere.
Saffenburg, (Mayschoß) 1079-89 Safenberc. Germanisch Sapon berga,- Berg des Sapo.
Sage, (Großenkneten) 1000 Sege.
Salem (Baden) Gemeinte im Bodenseekreis, circa 12 km ö Überlingen im Linzgau, größtenteils im Salemer Tal gelegen und von der Aach durchflossen, Reg.-Bez. Tübingen. Älteste Siedlungsspuren aus der Bronzezeit, 1134–1595 Gründung des Zisterzienserklosters Salem, mit der Aufhebung des Klosters 1803 badisch. Die neue Gemeinte Salem entstand 1972 durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinte Stefansfeld, Mimmenhausen, Neufrach, Buggensegel, Mittelstenweiler, Tüfingen, Rickenbach und Weildorf. Handwerksbetriebe, Maschinenbau, Schloss Salem, Affenberg, Feuchtmayermuseum, Pfahlbautenmuseum. 1140 Salemanneswilare, 1140 Salem, 1273 Salmannswiller, 1286 Salêm, 1302 Salmansweiler, 1682 Salmanswiler. Es handelt sich ursprünglich um eine Zusammensetzung, wohl mit dem Personennamen Salaman und dem Grundwurt -weiler:‘ Siedlung des Salaman’. Allerdings wird in südd. Urkunden des 12. Jahrhundert wiederholt ein zu althochdeutsch sala ‘Übergabe (eines Gutes) ’ gehöriges Appellativum salmann erwähnt, das eine Person bezeichnet, die bei Grundstücksgeschäften in Erscheinung tritt. Nachdem der Ort 1134 dem Zisterzienserorden gestiftet wurde, erhielt die dort 1137 errichtete Abtei den geistlichen Namen Salemannisch Dieser Name erscheint bereits im Alten Testament als Sitz des Königs Melchisedech und wird als Name der Stadt Jerusalem interpretiert. Zugleich gewährleistet er eine klangliche Kontinuität zum Ortsname. Erst in der Neuzeit wurde der Klostername auf den Ort übertragen. So Salem, Kreis Herzogtum Lauenburg, Salem, Oregon.
Salzbergen 1172 fratribus de Saltesberch [Original], 1183 Saltesberge, 1263 Soltesberg. Bildung mit dem Grundwort-berg. Im Bestimmungswort ist das Appellativum altsächsisch salt, mittelniederdeutsch solt ‘Salz’ enthalten, das, anders als bei anderen ON., die es unflektiert zeigen, im Genitiv Singular steht. Der Ortsname zeigt die im Mittelniederdeutsch übliche Senkung von -a zu -o vor -l und Dental, die Umsetzung des Bestimmungswort Salte szu Salz sowie den Eintritt der Pluralform -bergen für älteres -berg(e). Namengebend war offenbar der salzhaltige Untergrund. So Salzberg, Kreis Hersfeld-Rotenburg.
Salzburg Neugründung im 7. Jahrhundert als Bischofssitz, seit Ende 8. Jahrhundert Sitz eines Erzbischofs und politisches Zentrum eines Erzbistums in Bayern, 1287 ältestes bekanntes Stadtrecht, Dompfarre zu den Heiligen Rupert und Virgil, Erzdiözese Salzburg, seit 1816 österreichisch. Circa 755 Salzpurch, Salzburch. Der Ortsname Salzburg ist wie der Flussname Salzach infolge einer bewussten Umbenennung durch die Bayern entstanden und hat die durch die Kelten und Römer tradierten voreinzelsprachlichen Namen Iuvavum beziehungsweise Iuvarus/*Isonta verdrängt. Salzburg erscheint zum ersten Mal in der Vita Bonifatii (circa 755) als Salzpurch beziehungsweise Salzburch und ist ein Kompositum aus althochdeutsch salz ‘Salz’ + Grundwort-burg ‘Stadt, besiedelter Ort’; ob es eine Klammerform aus *Salzachburg ist ( -ach1), lässt sich aufgrund eines dies bezüglichen fehlenden Beleges nicht ermitteln.
Salingen, (Dortmund) mitten 1200 Salehe. Germanisch Gewässername Salhahwo-? (salho-, Salweide + ahwo-, Wasser)
Salvatorberg, (Aachen) 1222 in monte Saluatoris.
Salwey, (Eslohe) mitten 1200 Salwegge.
Salzgitter Seit dem 11. Jahrhundert sicher Gewinnung von Salz nachweisbar, wovon auch der Landschaftsname Salzgau abgeleitet ist; im 15. Jahrhundert Entwicklung eines Fleckens um Gitter und die Wüstung Vepstedt; im 16. Jahrhundert unter Braunschweiger Herrschaft Umbenennung in Salzliebenhall; nach 1643 Siedlung (Salz-)Gitter hildesheimisch und die Saline braunschweigisch; 1942 Gründung der Stadt Watenstedt-Salzgitter als Standort der Reichswerke Hermann Göring; 1951 Umbenennung in Salzgitter; wegen der Erzvorkommen bedeutender Bergbaustandort und bis h. größter niedersächsischer Standort der Schwerindustrie. 8./9. Jahrhundert Geizheres [Kopie12. Jahrhundert], 1007 Gaeteri, 1290 salinam Getere; Saltzgitter (1523). Ableitung mit -r-Suffix von altsächsisch, mittelniederdeutsch gat ‘Öffnung, Loch’. Der Stammvokal -a wird durch den präsuffixalen Vokal -i zu -e umgelautet und später durch Einfluss des vorausgehenden -g zu -i-. Der Erstbeleg ist eine Verhochdeutschung. Die Lage (Salz-)Gitters in einer Vertiefung zwischen Gitter-Berg und Salzgitter-Höhenzug ist das Benennungsmotiv.
Salzhausen Der Ort war als Sitz eines Archidiakonats, eines Go und eines Amtes vom Mittelalter bis in die Neuzeit ein bedeutender Verwaltungsmittelpunkt; hier steht das einzige genossenschaftliche Krankenhaus Deutschlands (1907 gegründet). 1205 Solceneshusen [Kopie 16. Jahrhundert], 1231 Salceneshusen [Kopie 14. Jahrhundert], 1244 ecclesie Salzenhusen; Saltzhausen (1791). Bildung mit dem Grundwort -hausen. Das Bestimmungswort ist unklar. Es liegt ein Genitiv Singular vor. Ein naheliegender Personennamen lässt sich nicht ermitteln. Er wäre als *Sal(a)kin(i) anzusetzen, wobei das -k durch nachfolgendes -i palatalisiert wird, der zweite Vokal ausfällt und dann -a vor -l-Verbindung zu -o wird. Auch ein Flurname (eventuell Gewässername) als Ableitung mit einem -n-Suffix lässt keinen überzeugenden Anschluss zu.
Salzhemmendorf Bei dem schon im 9. Jahrhundert in der Überlieferung erscheinenden Hemmendorf ist sicher seit 1169 die Nutzung von Salzquellen nachweisbar; um die Saline entwickelte sich im 13. Jahrhundert eine eigenständige Siedlung; 1872 wird der Salinenbetrieb eingestellt, seitdem Nutzung der Quellen für Kurzwecke; 1986 staatlich anerkannter Solekurbetrieb. 826–876 Hemmonthorpe [Kopie 15. Jahrhundert], 997 Hemmondorp, 1169 salinarum iuxta Hemmendorpe; Saltzhemmendorff (um 1616). Bildung mit dem Grundwort-dorf und dem schwach flektierten Kosename Hemmo im Genitiv Singular als Bestimmungswort Aus dem die Saline bezeichnenden Syntag Mittelalter solte to Hemmendorpe entwickelte sich die Form Solthemmendorp beziehungsweise später hochdeutsch Salzhemmendorf. Deutung also: ‘Siedlung des Hemmo’.
Salzkotten Frühe Salzsiedesiedlung (up den Küthen), Ersterwähnung 1160, Befestigung und Stadt 1247 (durch Bischof von Paderborn), bis etwa 1250 zur Pfarre Vielsen, 1256 Teilung mit Erzbischof von Köln, kölnischer und paderbornischer Stadtrichter (1256), Stadtrat (1264) und Bürgermeister (1273), 1294 an Paderborn, 1293–1307 paderbornische Münze, 1317 Markt. 1816 zum Landkreis Büren, 1836 revidierte Städteordnung, 1938 Amt Salzkotten-Boke, 1975 Zusammenschluss mit neun Gemeinte 24 paderbornische Salzwerke, seit 1610 Tafel-, seit 1658 Tröpfelgradierung, 1921 Einstellung der Salzproduktion. 1160 (Kopie17. Jahrhundert) [mansus] tres ad coquendum in Saltcoten, 1183 Saltkoten, [1217–1239] Saltkoten, 1247 Salcotten, 1254 Salzcotten. Bildung mit dem Grundwort -kotten, das auf eine Form des lokativisch Dativ Plural von mittelniederdeutsch ko ̄te, kotte Maskulinum ‘(kleines) Haus, Hütte’ zurückgeht. Das Bestimmungswort Salz (zu gotisch altenglisch altnordisch altsächsisch salt ‘Salz’, mittelniederdeutsch salt, solt, Neuhochdeutsch Salz) ist motiviert durch die am Ort eingerichteten mittelalter Salzsiedereien.
Salzwedel Siedlung mit Burg seit dem 9./10. Jahrhundert, an alter Salzstraße von Lüneburg nach Magdeburg, Stadt um 1190, 1247 Gründung der Neustadt, seit 1713 vereinigt. Mitglied der Hanse von 1263–1518. Historische Fachwerkaltstadt, Lage an der Straße der Romanik und der Deutschen Fachwerkstraße, seit 2008 Zusatz Hansestadt. 1112 Saltwidele, 1160 Saltwidele, 1219 Soltwedele. Der Ortsname ist eine Bildung aus altsächsisch salt, mittelniederdeutsch solt ‘Salz’ und dem Grundwort -wedel, das auf altsächsisch widil(a) ‘Furt’ zurückzuführen ist, eine Ableitung zu mittelniederdeutsch waden, Neuhochdeutsch waten. Das norddeutsch Soltist im Neuhochdeutsch durch hochdeutsch Salzersetzt worden. So Wedel, Landkreis Stade (1004 Widila).
Sandersdorf-Brehna Ursprünglich ländliches Dorf, jedoch mit der Industrialisierung der Region seit dem späten 19. Jahrhundert Entwicklung zu einer bevölkerungsreichen Arbeiterwohnsiedlung. 1382 Sanderstorff [Original], 1436 Sanderstorff [Original]. Die Namenbildung erfolgte mittels des Grundwortes-dorf aus einem Personenname; entweder Sandra ̄t (heute ungebräuchlich) oder aber Sander, das eine Kurzform aus Alexander ist. oO Sandersleben, Landkreis Mansfeld-Südharz.
Sandesneben-Nusse 2008 Vereinigung mit dem Amt Nusse, das 1158 erstmalig urkundlich erwähnt wird. Sandesneben: 1230 Zanzegnewe, 1465 van dem dorpe Santzkeneue, 1649 Sandisneben; Sandesneben (1856). Sandesneben leitet sich vom altpolabisch Personennamen Sa ̨dzignˇev ab und meint damit den ‘Ort des Sa ̨dzigneˇv’; Für den Ortsname Nusse ist die Herleitung der Bedeutung ‘Nase, Landzunge, Landvorsprung’ aus der indogermanischen Wurzel *nas ‘Nase’, altpolnisch *nosy (Plural) zu nos ‘Nase’, mittelniederländisch nesse, nes ‘Landzunge’ wahrscheinlich, denn die Region war nach der Eiszeit eine große Seenlandschaft.
Sandhausen Ausbauort des hohen Mittelalters, seit 1803 badisch. Ehemals als Hopfengemeinde bekannt, Tabakanbau, Synagoge, Christuskirche, Lège Cap-Ferret-Platz, ehemaliges Wasserwerk. 1262 Sandhusen, 1351 Santhusen, 1514 Santhußen. Es liegt eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-hausen und dem Bestimmungswort althochdeutsch sand, mittelhochdeutsch sant ‘Sand’ vor. Der Name bezieht sich auf den Sandboden der Schwetzinger Hardt beziehungsweise eiszeitliche Sanddünen, die an den Ort angrenzen. So Sandhausen, Ortsteil von Delmenhorst.
Sangerhausen Altthüringische dörfliche Siedlung an alter Ost-West-Straße, 1194 Stadtrecht, seit dem Mittelalter Silber und Kupferbergbau, nach 1990 Einstellung des Kupferbergbaus; größte Rosensammlung der Welt im Europa-Rosarium mit über 8300 Rosenarten und -sorten. 780/802 Sangerhus, 991 Sangirhuson, 1110 Sangerhusen. Bildung mit dem Grundwort-hausen, as. und mittelniederdeutsch -hu ̄s(en). Im Bestimmungswort liegt althochdeutsch sanga ̄ri vor, eine Personenbezeichung zu althochdeutsch sengan ‘abbrennen, roden’. Die Bedeutung ist demnach als ‘Siedlung der Brandroder’ o.ä. zu erfassen.
Sandebeck, 1031 Sannanabiki. Germanisch sandina-, sandig + baki, Bach.
Sandkaul, (Köln) 1159-69 Santculen. Germanisch sanda-, Sand + kulon, Grube.
Sange, (Attendorn) 1100 de Sangu. Germanisch sango-, durch Sengen gerodet Wald.
Sankt Aldegund, 1097 apud Sanctam Aldegundam.
Sankt Augustin Durch die Gemeindereform in NRW 1969 entstandene, mit einem Kunstnamen versehene neue Stadt aus dem Zusammenschluss mehrerer Orte, u. a. Hangelar, Menden, Niederpleis, Birlinghoven, Meindorf, seitdem neues Stadtzentrum als St. Augustin-Ort gegründet, Stadtrechte 1977, Stadtge
biet weitgehend identisch mit französisch Mairie und preußisch Amt Menden. 1314 de Hangelere; 1064 Menedon, Mendene; 859 ad Pleisam superiorem, 1064 in pleisa inferiore; 1117 Bertelinghouen; 1064 Meimendorf. 1969 Sankt Augustin. Die Stadt wurde 1969 durch Mehrheitsbeschluss im Rat des Amtes Menden nach dem Patrozinium der Kirche der Steyler Missionare benannt, die seit 1913 im heutigen Ort St. Augustin angesiedelt sind. Hange-larmit dem Grundwort -lar und einem unklaren Bestimmungswort; Menedon nach FO aus Men‘ Landweg’ und -thinne ‘Ausdehnung, Tal’ zusammengesetzt, nach Dittmaier vielleicht vordeutscher Name; Nieder-pleis nach dem Gewässername Pleis, der wohl auf die alteuropäisch Wurzel *pel-/plneben *plei-, *pleu‘fließen, rinnen, gießen’ zurückführt; Birl-inghoven aus germanisch Personennamen Berhtilo und dem Grundwort -inghofen; Mein-dorf wohl aus der Kurzform Maimo des germanisch Personennamen Meimbold, Maginbald und dem Grundwort -dorf. Die urkundlich Ersterwähnung der Stadtteile Menden, Meindorf, Mülldorf und Niederpleis erfolgt in der sog. Gründungsurkunde der Abtei Siegburg von circa 1070, bei Dittmaier 1956 und weiterhin 1064 als Datierung.
Sankt Goar Verwaltungssitz in der Stadt Oberwesel, am linken Ufer des Oberen Mittelrheins gegenüber dem Loreleyfelsen, RP. Neben den beiden namengebenden, ehemals selbst. Städten noch sechs Gemeinte Keltisch-römisch Besiedlung der Region an einem wichtigen Verkehrsweg mit Herbergsstation an jener Stelle, wo sich heute Oberwesel befindet. Mitte 6. Jahrhundert baute der Einsiedler Goar am Rhein eine Mönchszelle, an deren Stelle im 8. Jahrhundert ein Kloster mit Siedlung entstand. Im 12./13. Jahrhundert errichteten die Grafen von Katzenelnbogen hier Burg und Herrschaft, die im 15. Jahrhundert an Hessen kamen. Oberwesel wurde 1220 freie Reichsstadt, kam aber 1309 bereits wieder an Kurtrier. 1815 zum preußisch Kreis Sankt Goar. Sankt Goar: 820 ad cellam Sancti Goar (Kopiecirca 920), 1326 Sente Gewer, 1383 Sante Gower. Oberwesel: um 365 Vosavia (Kopie 13. Jahrhundert), 820 Wasalia, 973 Wesila, 1112 Wesela, 1180 Wesele; Wesel (seit 13. Jahrhundert). Ortsname konnten im Lateinisch gebildet werden, indem sie mit Personenname, wie etwa dem Heiligennamen Sankt Goar, gleichgesetzt wurden. Dieser könnte die romanisierte Form des gotischen Personennamens *Gauja-harjis, germanisch *Gawi-ha ̆rja, sein. Die Bedeutung des keltisch Ortsname Volsovia bleibt im Dunkeln, doch könnte ein Gewässername zugrundeliegen. Der Zusatz Ober ist vor allem amtlich und unterscheidet den Ort von Wesel am Niederrhein.
Sarresdorf, (Gerolstein) 762 Sarabodis uilla. Germanisch Sarubodes porpa-, Siedlung des Sarubod.
Sarstedt Der Ort gehört seit Einführung des Christentums (815) zum Bistum Hildesheim. 1221–1225 Bau einer Burg, 1296 Stadtrechte, starke Zerstörungen durch „Große Fehde“ und Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523). 1543 Reformation (Corvinus), nach Ende des dreißigjährigen Krieges Errichtung des „Großes Stiftes“ und Rückkehr zum Fürstbistum Hildesheim, damit 1816 zum Hannover und 1866 zur preuß. Provinz Hannover; seit 1885 zum Landkreis Hildesheim (1946–1974 Landkreis Hildesheim-Marienburg), Reg.-Bez. Hildesheim, 1998–2004 Reg.-Bez. Hannover. (1046–1056, z.T. Kopie12. Jahrhundert) curtis Scersteti, Scerstete, 1196 Stardethe (lies: Scardethe), 1221 Scharzstede,1225 Zerstede, 1225 (Kopie15. Jahrhundert) Cherstedhe, (1221–1246) Zerstede, Scherstede, 1242 Zterdede, 1246 Chyarstide, 1250 Chiarstede, 1251 Tserstede, 1252 Actum Zchiarstede, 1256 Tserstede, 1486 Reyneken Sersteden, 1593 Sarstedt. Gegenüber dem Ansatz *Kerstede, wird jetzt eine Bildung mit dem Suffix -ithi bevorzugt. Die Belegentwicklung spricht am ehesten für einen Ansatz *Skard-ithi, später durch Umlaut des -i verändert zu Skerd-ithi, zumal dann der dem Einfluss des Zetazismus unterzogene Anlaut erklärt werden kann. Der Übergang Sker-, Scher> Schar-, Sar enthält den im Mittelniederdeutsch häufigen Wandel -er> -ar-. Die Ableitungsgrundlage skardkann verbunden werden mit altisländisch skarr ‘beschädigt, verstümmelt, verringert’, altsächsisch skard ‘zerhauen, verwundet’, althochdeutsch, mittelhochdeutsch scart, schart ‘zerhauen, schartig’, d. Scharte, altenglisch sceard, altfriesisch skerd ‘Schnitt, Stück’, altnordisch skard, wahrscheinlich besteht Verwandtschaft zu den für geographische Namen vor allem heranzuziehenden baltischen Wörtern wie litauisch skardùs ‘steil’, skarÓdis ‘steiles Ufer’ (wozu dann auch baltische und balkanische Namen wie Scordus mons, Scardona, SkarÓdis, Skardupe gezogen werden können). Im Wesentlichen wird man wohl folgen können, der unter einem Lem MittelalterSkard2 „althochdeutsch scart, asächsisch scard, verletzt, verstümmelt und mittelhochdeutsch schart, Einschnitt, scherde, Felsbruch“ nicht nur Sarstedt nennt, sondern auch Scharten, Oberösterreich, A; Schardenberg bei Brakel nahe Höxter, NRW; Scardove im Département Pas-de-Calais, und auch Scharzfeld, Landkreis Osterode.
Sassenberg 1305 Sassenberg [Original], 1315 Zassenberghe, um 1378 castripheodum in Sassenberge. Der Ortsname Sassenberg geht auf den Namen einer Burg an gleicher Stelle zurück und ist eine Bildung aus einem Grundwort-berg mit appellativischer Grundlage in altsächsisch berg, mittelniederdeutsch berch ‘Berg, Höhe, Geländeerhebung; Grabhügel’. Bestimmungswort ist mittelniederdeutsch Sasse ‘Sachse’, im Plural als der Volksname der Sachsen verwendet. Das Grundwort kann sowohl auf einen Berg als auch auf eine Burg bezogen werden. Bei Sassenberg stand aber wohl die Burganlage im Vordergrund, da keine als Berg zu bezeichnende Erhöhung im Gelände vorhanden ist. Der Name, der im 12. Jahrhundert entstandenen Burg ist als Festung der Sachsen (gegen Gegner) zu verstehen. Die Belegreihe zeigt eine äußerst konstante Lautung und Schreibung des Namens; nur im 14. Jahrhundert treten einige graphische Varianten auf.
Sassenburg ein Ort mit dem Namen Sassenburg existiert nicht – wurde 1972 im Zuge der Gemeindegebietsreform in Niedersachsen aus den Gemeinden Blomberg, Eversmeer, Nenndorf, Neuschoo, Ochtersum, Schweindorf, Utarp und Westerholt gebildet. 1972 Sassenburg. Der junge Ortsname wurde in Anlehnung an eine gleichnamige Fluchtburg, die offenbar 1,6 km nw von Dannenbüttel s der Aller lag und auf die sich ein Flurname Sassenburg bezieht, geschaffen. Der Name ist ein Kompositum aus norddeutsch Sasse ‘Sachse’ und-burg.
Sassnitz Ursprünglich slawische Besiedlung in zwei Fischerdörfern (Crampas und Sassnitz), seit circa 13. Jahrhundert eingedeutscht, 1906 unter Namen Sassnitz vereinigt, 1889–1912 Errichtung des Hafens (u. a. Verbindungen nach Dänemark, Schweden) und Beginn des industrialisierten Fischfangs mit Höhepunkt im Zeitraum von den 1950er Jahren bis circa 1990 (u.a. Hochseefischerei und entsprechende Verarbeitungsindustrie), 1957 Stadtrecht, heute regelmäßiger Fährbetrieb (Schweden, Dänemark, Litauen), Kreideabbau, Fischfang und Fremdenverkehr. Bis 1993 Saßnitz amtl. Schreibform. Seit 1998 Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“. 1654 Sassinitz, 1695 Sassenitz; Sassnitz (1777). Der Ortsname liegt vermutlich ein altpolabisch Flurname *Sosnica mit einem Suffix -ica,-itz, zugrunde, mit dem das Appellativum *sosna ‘Kiefer, Föhre’ erweitert wurde. Das auslautende, unbetonte -a ging bei der Eindeutschung verloren. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort mit Kiefern’ rekonstruieren. Eichler/Mühlner halten auch eine Ableitung von altpolabisch *sas, aus norddeutsch sasse ‘Sachse’ für möglich. Fehlende frühere und sicher zuzuordnende Überlieferungen (1300 Syrzycz?) ermöglichen keine eindeutige Herleitung.
Sassenhof, (Köln) 1135-42 in Sasinhouin. Germanisch Sahsono hofum, zu den Höfen der Sachsen.
Saterland 11./12. Jahrhundert friesisch Neubesiedlung, 1400 zum Niederstift Münster, eigene Verfassung und Gerichtsbarkeit, isolierte Lage: von Hochmooren umschlossener schmaler Sandrücken am Ufer der Sagter Ems, bis ins 19. Jahrhundert nur auf Wasserweg zu erreichen, altostfriesisch Dialekt (das Saterfriesisch) blieb erhalten, 1934 erstmalig Gemeinte Saterland aus Ramsloh, Scharrel und Neuscharrel gebildet, nach Kriegsende wieder Verselbstständigung, 1974 Zusammenschluss der Gemeinte Ramsloh, Scharrel, Sedelsberg, Strücklingen unter dem Ortsname Saterland. 1400 Sagharderland, Sagherderland, Sagelterland [Original], 1554 Sagterland [Original], 1600 Saterlandt [Original]. Der erst seit 1400 in vielfältigen Formen überlieferte Name Saterland ist bisher trotz vieler Deutungsversuche ungeklärt (vgl. Kramer). Schon im 18. Jahrhundert verband man ihn mit dem emsländischen Ortsname Sögel (um 1000 Sugila [Original]), gegründet auf der Gleichsetzung einer im Jahr 1238 als Morgengabe erwähnten cometia Sygeltra (1252 Sigheltra [Original]) mit Sögel. Nachweise für diese Verbindung gibt es nicht, ebensowenig dafür, dass Sygeltra tatsächlich die Vorform des Namens Saterland ist; die sprachliche Herleitung bereitet große Schwierigkeiten. Eine zufriedenstellende Deutung des Ortsnamens steht noch aus. Die Form Sagharderland ist bisher noch gar nicht beachtet worden. Das Grundwort ist altsächsisch land, mittelniederdeutsch lant ‘Festland, Erdboden, Gebiet’. Bei Sagharder kann es sich um die mit -er abgeleitete adjektivisch Form eines Örtlichkeitsnamens *Saghard(e) mit dem Grundwort -hard(e) zu althochdeutsch hard ‘bewaldeter Höhenzug; fester Sandboden, Heide’, mittelniederdeutsch harde ‘guter, trockener Boden’ handeln. Das Bestimmungswort erinnert an den Ortsname Sage (872 Sega, 1000 Saga), Kreis Oldenburg, in erhöhter, trockener Lage, der möglicherweise mit indogermanisch *sek‘ schneiden’, altnordisch segi ‘Stück, Stumpf’, altschwedisch saghi ‘abgeschnittenes Stück’ zu verbinden ist. Der Örtlichkeitsname *Saghard(e) würde sich auf den durch Moor und Gewässer abgeschnittenen schmalen Sandrücken beziehen. Weiterhin ist an eine Grundform *Sagard mit dem Grundwort -ard ‘Siedlung, Wohnplatz’ zu altsächsisch ard ‘Aufenthaltsort’, ardon ‘wohnen, bleiben’ zu denken. Das Bestimmungswort könnte ein mit mittelniederdeutsch segge ‘Riedgras, Schilf ’ (aus germanisch *sagjo ̄) verwandtes Wort *saga (aus germanisch *sago ̄) enthalten. Der Ortsname bedeutet dann ‘Siedlung am Schilf’. Das Grundwort wurde in unbetonter Position zu -(h)erd abgeschwächt, durch Dissimilation von -r zu -l entstand die Form Sagelt-, die weitere Abschwächung führte zu Sagt-, Sat-. So Seggerde, Landkreis Börde.
Sauergau, (Gau an der Sauer) 795-96 in pago Surense.
Saulheim=Obersaulheim und Niedersaulheim. 1183 Sowelenheim.
Sayn, (Bendorf) 1139 Seine, 1162 Seyne., Nebenfluss des Rheins, bespült Sayn.
Schaafheim Schaafheim ist erstmals schon Anfangs des 9. Jahrhundert in der Überlieferung der Reichsabtei Fulda bezeugt, die hier Schenkungen erhielt. Unter der Lehnshoheit Fuldas, später der Pfalzgrafen, kommt der Ort ab 1326 dauerhaft in den Besitz besonders der Herren von Hanau, erhält 1368 das Stadtrecht, fällt 1773 an Hessen-Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen, 1971/ 77 um 3 Gemeinte (mit teils anderer Geschichte) erweitert. (Anfangs 9. Jahrhundert) Scofheim (Kopieum 1160), 1272 Schaffheim (Kopie 1391 in Druck von 1785), 1326, 1355, 1368 Schafheim, 1398 Schaffheim, 1492 Schoffheym, 1538 Schoffem, Schaaffheym [sämtlich Original]. Das Bestimmungswort ist nach dem Erstbeleg offenbar auf althochdeutsch scopf, scof zu beziehen, dass ‘Schuppen, Vorhalle, Vorbau’, in seltenen Fällen aber auch ‘unfruchtbares Land, Ödnis’, lateinisch tescua, bedeutet und das im Appellativum Schopf (in oBand und schwzd. Mundartlich für ‘Wetterdach, Vorhalle’) und in Ortsnamen wie Schopfheim fortlebt. Die weiteren Belege und auch die h. Lautung fügen sich nur schwer in diese Deutung, besonders deswegen, weil seit altersher Vokallänge vorliegt, wie durchaus auch die frühneuhochdeutsch ff-Grafie bestätigt ( ! ). Sie fügten sich nur, wenn man annähme, dass das Bestimmungswort eine (im Althochdeutsch selten belegte) Variante mit Langvokal (scôpf) vertritt und dass die a ̄-Grafie und (danach) -Lautung eine Hyperkorrektur des mundartlichen Wandels von althochdeutsch a ̄ > südhessisch/rhfr. ô darstellen. Viel plausibler ist die Annahme (auch angesichts des unveränderten f, nicht pf!, im Auslaut), dass sich (unter dem mundartlich Einfluss) eine frühe (volksetymologische?) Anlehnung an althochdeutsch sca ̄f, mittelhochdeutsch schâf ‘Schaf’ vollzog; die -oSchreibungen spiegelten dann dessen mundartlich Lautung. So Schopfheim, Landkreis Lörrach; Niederschopfheim, Ortsteil von Hoberg, Ortenaukreis; Schafstädt, Ortsteil von Bad Lauchstädt.
Schachtrup, (Herzfeld) 1000 Scafthorpe. Germanisch skafta, Pfahl + porpa, Dorf.
Schafhausen, (Aa) 1217 Schaphusen. Germanisch skaepa, Schaf, husum, zu husa, Haus.
Schafporze, (Köln) 1159-80 ante ouinam (ovina, Schaf) portam.
Schafflund Ersterwähnung 1477, Besiedlung um die Wassermühle (14. Jahrhundert), 1878 an Preußen (Kr. Flensburg). Das jetzige Amt 1970 wurde gebildet. Vorwiegend landwirtschaftlich geprägt, Wassermühle. 1477 Schaftling [Original], 1543 Schaftelinge; zu Schafftlund (1598). Der Ortsname stammt wahrscheinlich vom altnordisch skafl in der Bedeutung von ‘hohe, steile Schneeverwehung mit einer spitzen Kante (als Verweis auf eine Binnendüne)’ ab und würde dann die Siedlung ‘bei dieser steilen Düne’ bezeichnen. In der dänischen Umdeutung Skovlund steht das erste Glied skov für ‘Wald’ und würde damit ‘Waldlichtung’ bedeuten.
Schagern, (Horstmar) 1000 Scagahornon. Germanisch skagan-, Gebüsch + hurna, zu hurnum, Vorsprung höheren Landes ins Sumpfland.
Schalbeden, (Trier) Anfang 1300 Scalbeda.
Schale, (München) 1000 Scaldi. Germanisch skaldja,- Kollektiv zu skaldu-, Iris.
Schalksburg (=Jetzt Jakobsberg) 1020 castellum Scalcaburg.
Schandorf, (Menslage) 1000 Scononthorpe. Germanisch skaunin, zu skauni, schon + porpa, Dorf.
Schalksmühle 1407 iuxta Schalcksmollen, 1526 Hensken ther Schallickmoelen, 1645 zur Schalcksmühlen. Bildung mit dem Grundwort -mühle und einem Bestimmungswort, das entweder eine Berufsbezeichnung oder ein (Bei-)Name ist und jedenfalls im Genitiv Singular flektiert erscheint, also: ‘Mühle eines Knechtes’ oder ‘Mühle eines Mannes mit dem (Bei-)Namen Schalk’. So Schalksburg, KreisMinden-Lübbecke.
Schallstadt In einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch 779 erstmalserwähnt,1503 an die Markgraf von Baden. 1971 Zusammenschluss der Gemeinte Schallstadt und Wolfenweiler zur Gemeinde Schallstadt-Wolfenweiler, die 1977 in Schallstadt überging. Landwirtschaftliche Betriebe, Weinbau, Batzenberg, Schneeburg. 779 (Kopie 12. Jahrhundert) Scalcstater marca, 1093 Scalhstat [Original], 1193 Scalstat. Die Zusammensetzung mit dem Grundwort-stadt enthält als Bestimmungswort das Substantiv althochdeutsch scalk, mittelhochdeutsch schalk ‘Knecht, Diener, Leibeigener’, hier wohl im Sinne von ‘Dienstmann’. Bei einer Bildung mit dem Personennamen Scalco wären Formen wie *Scalhen-stat zu erwarten. Die Konsonantengruppe -lcst wurde durch Ausfall des -c schon früh erleichtert. So Schalksmühle, Märkischer Kreis.
Schapen, 1000 Scapham, Scapaham. Germanisch skaepa-, Schaf = hamma, Landzunge vorspringend in Überschwemmungsgebiet. (zumal van Flüssen)
Scharmede, 1015 Scarheim.
Scharbeutz 1271 erstmals urkundlich erwähnt, bis 1937 zu Oldenburg, anschließend zu Preußen, seit 1970 staatlich anerkanntes Seeheilbad, 1974 Gründung der Gemeinte durch Zusammenschluss zweier Gemeinden. Tourismus, Gut Garkau. 1271 de tota villa Scorbuce [Original], 1433 Scarbutze; Scharbeutze (1650). Vom altpolabisch Wortstamm Skorobyc’ abstammend, ist der heutige Ortsname als eine Bildung aus dem Personennamen Skorobyt und dem Possessivsuffix -j zu verstehen, so dass mit Scorbuce die ‘Siedlung des Skorobyt’ bezeichnet wurde.
Scharnebeck In den Ort wurde 1253 ein in Steinbeck gegründetes Zisterzienserkloster verlegt, das nach der Reformation (1529) aufgelöst wurde; Scharnebeck war zugleich Amtssitz des Fürstentums Lüneburg; heute steht hier ein bedeutendes Schiffshebewerk. 1197 Scherembike [Original], 1231 Scerenbeke, 1321 Schermbeke, 1533 Scharnbeck. Bildung mit dem Grundwort-be(e)ke. Wie bei Scharmbeck enthält der Ortsname als Bestimmungswort das im Dativ Singular stehende adjektivisch altsächsisch sc ̄ıri, mittelniederdeutsch sch ̄ır ‘hell, licht, rein’. Vor -r-Verbindung wird das -i zu -e und später zu -ag esenkt. Der Nebentonvokal des Bestimmungswort fällt aus und -n wird zeitweilig an das folgende -b zu -m assimiliert. Jünger tritt -e als Sprossvokal vor das Grundwort. So Osterholz-Scharmbeck, Landkreis Osterholz.
Schauenburg Entstanden aus dem Zusammenschluss der w von Kassel beim Habichtswald gelegenen Gemeinte Breitenbach (1408 Breydenbach), Elgershausen (1123 Egelmarshusen), Elmshagen (1334 Elwinehagin), Hoof (1308 daz nuwe hus vor Schowenburg) und Martinhagen (1074 Meribodonhago) im Jahre 1972. Namengebend wurde die beim Ortsteil Hoof liegende Schauenburg, Stammburg der gleichnamigen Grafen. 1089 de Scouwenborg, 1108 Scoumburg, 1123 de Scowinburc. *ze der schouwenden burc ‘bei der von weithin sichtbarer Burg’ beziehungsweise ‘bei der Burg mit der weiten Aussicht’. Im Namen des ältest bezeugten Ortsteil Martinhagen finden sich der Personennamen Meriboto und-hagen; Elgershausen geht auf den Personennamen Egilmar und-hausen zurück, Elmshagen auf den Personennamen Adalwin / Edelwin oder Agilwin /Egilwin und -hagen.
Schede, (Wetter) 1100 Scethe.
Schede, (Herdecke) 1000 Scethe. Germanisch skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Scheeßel Eher unwahrscheinlich ist die Annahme, dass der im Diedenhofener Kapitular von 805 genannte Ort Schezla mit Scheeßel identisch. 1205 als Archidiakonat, im 13. Jahrhundert als Gografschaft des Bistums Verden genannt, Reformation um 1567. 1648 an Schweden, nach kurzer dänischer Herrschaft 1719 zum Kurfürstentum, ab 1815 Hannover. 1866 preußisch (Provinz Hannover), 1867 zum Amt Rotenburg, seit 1885 im Reg.-Bez. Stade, 1939 Landkreis Rotenburg (Hann.), seit 1969 Landkreis Rotenburg (Wümme). Um 1200 Schiesle, (1205, Kopie) Scesle, (1231, Kopie14. Jahrhundert) in Scesle, 1267 in Sceslo, 1271 (Kop.) in Scesle, 1274 (Kopie15. Jahrhundert) in Schesle, 1288 (Kopie14. Jahrhundert) Scesle. Bei norddeutschem Ortsnamen auf -el und -leist fast immer fraglich, ob sich dahinter -lo(h) ‘Wald’ oder eine -l-Bildung verbirgt, so auch bei Scheeßel. Einige Formen scheinen für -lozu sprechen, so dass von einem Kompositum mit diesem Waldwort-loh ausgegangen werden kann. In jedem Fall bleibt der erste Teil, die Ableitungsgrundlage oder das Bestimmungswort, schwierig. Es spricht einiges für einen Ansatz *skes-, aber auch *skeus ist möglich. Sichere Anschlüsse scheinen zu fehlen, indogermanisch *(s)keus bei Pokorny zeigt gerade im Germanisch kein Anlaut, sondern nur *keus-, etwa in hus, Haus. Der Ortsname bleibt vorerst unklar.
Scheidsberg, (Kirchdaun) 1117 silua Scheide.
Scheidweiler= Ober- und Niederscheidweiler. 1193 Scheicewilre.
Scherf, (Odenthal) 1218 Scherve.
Scherfede,1015-25, Scerue.
Scherfhausen, (Glehn) 1166 Schetershusun. Germanisch Skadaharis husum, zu den Häusern des Skadahari.
-scheid. Das von althochdeutsch sceidan, mittelhochdeutsch scheiden / sch ̄ıden ‘(ab)trennen, scheiden’ abgeleitete Substantiv Scheide erscheint in Siedlungsname und Flurname als -scheid / -schied, Ntr. oder Maskulinum, in SH Feminin Dieses Bildungselement benennt (Wasser-)Scheiden, Höhenrücken, Grenzlagen oder auch durch Rodung ausgesondertes Land, wobei auf Letzteres bezogene Namen eher Personennamen als Bestimmungswort enthalten (Lüdenscheid, Märkischer Kreis, NRW). -scheid-Namen begegnen hauptsächlich im Westmitteldeutsch und s Westfalen in teilweise dichter Streuung.
Scheinfeld 776–796 (789–794?) in Scegifeldum, 1146 Skegeuelt, 1151 Segefelt, 1258 Scheievelt, 1270 Scheinvelt, 1303 Scheinfelt, 1382 Scheinfeld. Das Grundwort ist konstant -feld. Das Bestimmungswort entwickelt sich lautgesetzlich aus althochdeutsch skegi im Mittelhochdeutsch durch Kontraktion zu schei-, an das dann -n antritt. Althochdeutsch skegi steht völlig isoliert und kann nicht gedeutet werden. Die vorgelegten Deutungen beachten das Fehlen des -n in den ältesten Belegen nicht oder erklären es als Schreibfehler; sie knüpfen an dem altnordisch Verb skaga ‘hervorstechen’ an, erfinden ein althochdeutsch Adjectivisch skag ̄ın und konstruieren ein Syntag Mittelalter*ze d ̄em skagino ̄m feldum ‘zu den spitz zulaufenden Feldern’, dass weder der Realprobe standhält noch sprachlich zu den belegten Namenformen führen konnte. Auch die Annahme eines Personennamens *Skago als Bestimmungswort im Genitiv Singular *Skagin ist eine bloße Annahme, die ebenfalls den n-losen Frühbelegen widerspricht. Unberücksichtigt blieb bei der Erklärung bisher der Name des Baches Scheine, an dem der Ort liegt.
Schellerten Der Ort gehört schon früh zum so genannten Kleinen Stift des Fürstbistum Hildesheim, im 14. Jahrhundert Amtsdorf des Amtes Steuerwald; 1802 preußisch und mit Amt Steuerwald zum Landkreis Peine; kurzzeitig französisch (Westphalen), 1815 zum Hannover, 1866 preußisch (Provinz Hannover); Zuckerfabrik 1873 bis 1967; 1885 im Landkreis Hildesheim, 1946 Landkreis Hildesheim-Marienburg. 1235–1261 Scelerten, 1244 Schelerthe, 1268 Scelerthe, 1307 Schelerte, 1321 (Kopie15. Jahrhundert) Schellerten, 1335 Schelerten. Der Ortsname ist zunächst als -ithi-Bildung aufgefasst worden, ein Kompositum mit -tun wurde zu Recht abgelehnt, aber auch -ithiü berzeugt nicht. Viel besser steht es mit einer Trennung in *Skel-ard und einer Zuordnung zu den inzwischen mehrfach behandelten -ard-Bildungen wie Reppner, Name eines Ortsteil von Salzgitter, Diemarden, bei Göttingen, Ganderkesee, 860 (Kopie1 1./12. Jahrhundert) Gandrikesarde. Dem Wort kann eine ursprüngliche Bedeutung ‘Wohnplatz, Siedlungsstelle’ zugeschrieben werden. Im ersten Teil des Kompositums darf *skel vermutet werden, das mit altisländisch skilja, mittelniederdeutsch schelen ‘trennen, unterscheiden’, mittelniederdeutsch schele ‘Unterschied, Grenze’ verbunden werden kann, aber auch mit indogermanisch *(s)kel‘ biegen, krumm, verkrümmt, Biegung’, z.B. in norddeutsch scheel ‘schief, krumm’, englisch to shelve ‘abschüssig sein’, vielleicht hierher auch altisländisch skjalfa ‘zittern, beben’, skelfa ‘schütteln, schwingen’, althochdeutsch biscilban ‘wanken’. In Ortsnamen kann man diese Wurzel gut erwarten, sei es als Bezug auf schräge Lage oder zitternden Boden. Eine Entscheidung ist aber kaum möglich.
Schemmerhofen Schemmerhofen entstand 1972 aus den ehemals eigenständigen Gemeinte Aufhofen und Langenschemmern; 1974 wurde Schemmerberg eingemeindet, 1975 Alberweiler, Altheim, Aßmannshardt und Ingerkingen. Käppele, Pfarrkirche St. Mauritius, Pfarrkirche St. Michael, Burg Langenschemmern, Burg Schemmerhofen, Burg Aufhofen, Wasserburg Langenschemmern. 851 Scammara, 1. Hälfte 12. Jahrhundert (Kopie16. Jahrhundert) Scamare, 1267 Schammerberg, 1361 Langenschamar. Es handelt sich um eine Neubildung aus dem alten Ortsname Schemmern (in Langenschemmern) und dem Ortsname Aufhofen. Der neue Name ist wohl als Zusammensetzung aus althochdeutsch skam ‘kurz’ und dem Grundwort-hofen zu betrachten. Das Adjektivisch zeigt im Ortsname vermutlich eine ältere Bedeutung, die in altnordisch skammr ‘nicht lang, nicht weit’ erhalten ist. Dem alten Ortsname Scammara liegt daher wohl ein Bergname zugrunde (1372 als Obern Schemern).
Schenefeld (Mittelholstein) Gemeinte und gleichnamiges Amt im Kreis Steinburg, in der Nähe Itzehoes.1046 erstmals urkundlich erwähnt, 1867 zu Preußen. Handwerk, Dienstleistungen, Bonifatiuskirche. 1046 Scanafeld [Original], 1538 mit dem kerspil Schonefelde; zue Schenefelde (1576). Der vorliegende Ortsname hat nicht, wie vielleicht anzunehmen, die Bedeutung ‘schönes Feld’ ( -feld), sondern stammt vom altsächsisch skaho als verwandte Form zum rhein. schache ‘Landzunge, Vorsprung’. So ergibt sich die Bedeutung des Ortsname als ‘Siedlung auf dem Feld auf der bewaldeten Landzunge’.
Schenefeld (Pinneberg) Amtsfreie Stadt im Kreis Pinneberg, 18195 Einwohner, direkte Nähe zu Hamburg, durchflossen von der Düpenau, SH. Um 1070 Hauptort des sächsische Holstengaus, 1256 erstmals urkundlich erwähnt, 1972 Stadtrechte. Nahrungsmittelindustrie. Ende des 11. Jahrhundert Scanafeld [Original], 1281 in Sconeuelde; zue Schenefelde (1576). Eine erste Vermutung der Bedeutung ‘schönes Feld’ ( -feld) ist aufgrund etymologische Untersuchungen nicht mehr haltbar. Neuere Ansätze sehen die Herkunft im Wortstamm skaha, der seine Entsprechung im rheinländischen schache ‘Landzunge, Vorsprung, zungenförmiges Waldstück’ findet. Aufgrund einer Palatalisierung des /k/ und der Umlautung des /a/ zum /e/, finden wir h. den Wortstamm Schenevor. Der Ortsname bezeichnet somit die ‘Siedlung auf dem Feld, das sich auf einer Landzunge befindet’. So Schenefeld, Kreis Steinburg.
Schermbeck 798/799 in Scirenbeke, 10. Jahrhundert ad Scirinbeki, 1417 to Scherenbeeck. Zu altsächsisch sk ̄ır(i) ‘glänzend, lauter’ und altsächsisch beki ‘Bach’ ( -beke) im (lokativischen) Dativ Singular: ‘(Siedlung) am klaren Bach’. Die heutige Namenform beruht auf Kürzung des Langvokals vor r + Mehrfachkonsonanz und partieller Assimilation von n an den Labial b. Zahlreiche Parallelbildungen im norddeutschen Sprachgebiet
Schermbeck, 799 Scirenbeke, 1100 Scirinbeki. Germanisch skirin, zu skiri, hell, weißlich, + bak, Bach.
Scherpenseel, (Übach-Palenberg, bald nach 1116 Scarpenseile. Germanisch skarpa-, scharf, + Sali ein räumiges Haus.
Scheuren, (Bombogen) 1107 Scura.
Scheven, (Homberg-Bracht-Bellenscheid) 1072 in Sceueno.
Schickelsheim, mitten 1200 mitten 1200 Scikkenberge.
Schickenberg, (Wülfrath)
Schieder-Schwalenberg Lage am Fuße einer mittelalter Burganlage (9./10.–11.–13. Jahrhundert) am Westhang des Kahlenberges. Seit dem späten 13. Jahrhundert Magdeburger Lehen der Schwalenberger Grafen, 1350 Verkauf von Burg, Dorf, Hochwald und Barkhof an die Grafen zur Lippe; Kurbetrieb. Schwalenberg: Lage auf einem Bergsporn am Rand des Steinheimer Beckens, unterhalb der Burg. Grafen von Schwalenberg seit Anfang 12. Jahrhundert nachweisbar (Stammburg, sog. Oldenburg oberhalb von Marienmünster), um 1214 Verlegung des Stammsitzes nach Schwalenberg, dort um 1231 Siedlung (oppidum) unterhalb der Burg, 1258 Bürger und Rat. Nach Aussterben der Schwalenberger von lippischen Edelherrn in Samtherrschaft mit Paderborn verwaltet (bis 1808), Burg ab 1559 Wohnsitz der Nebenlinie Lippe-Pyrmont-Schwalenberg, bis 1709 der Linie Lippe-Biesterfeld. 1906 Stadt. 1970 Zusammenlegung der Stadt Schwalenberg mit Schieder und fünf weiteren Gemeinte; amtlicher Doppelname seit 1975. 1938–1945 Müttergenesungsheim, 1945–1964 Kindererholungsheim Detmolder Diakonissen. 19. Jahrhundert Künstlerkolonie und Galerien (sog. Malerstadt), Fremdenverkehr. Schieder: 822–826 (Kopie1479) Scitrai, 889 Schidara, circa 970–972 (Kopie1479) in Scidiri marcu, 997 curtem Sidri (< *Sigdri?), 1005 civitatem Scidere, 11. Jahrhundert (dors.) de Scithri, 1250 (Kopie15./16. Jahrhundert) de Schitere, 1350 (Kopie) Schydere, 1484 Schyder, 1627 Schyer oder Schydra; Schieder (1590). Schwalenberg: 1127 de Sualenbergh, 1131 (Kopie 15. Jahrhundert) de Swaluenberch, 1248 de Swilemberch, um 1451 (Kopie 15./16. Jahrhundert) Swalenborch; Schwalenberg (1237 Kopie). Schieder: Ableitung mit indogermanisch -r-Suffix, das in Toponymen germanisch Provenienz noch produktiv ist (z.B. Erder, Kreis Lippe; Dinker, Kreis Soest). Die Ableitung ist Grundlage in wenigstens drei morphologisch unterschiedlich strukturierten Toponymen der näheren Umgebung, wobei die Identifizierung mit einem der infrage kommenden Ortspunkte nicht immer sicher ist. Die zu 784 (Kopie ab 9. Jahrhundert) genannte Skidrioburg in pago Waizzagawi super fluvium Ambra in villa Liuhidi (Varianten z.B. Skidroburg, Skidronburg, Kidrioburh) wird sich auf die eisenzeitliche Wallanlage der Herlingsburg (seit 2. Hälfte 15. Jahrhundert; sw Lügde, nö Schieder) beziehen, die in den Einhardannalen auch als castrum Saxonum bezeichnet wird. Davon ist der Name der vorkarolingischen Wallanlage und mittelalter Befestigungsanlage am Westhang des Kahlenberges ö des heute Schieder (Wüstung Alt-Schieder) zu unterscheiden. Das älteste Zeugnis für den ehemal. karolingischen Königshof dürfte nach der Lagebeschreibung in den Trad. Corb. überliefert sein (in pago Hwetigo super fluuium Embrine in uilla nuncupata Scitrai). Die Form Scitrai entspricht dem hier ebenfalls überlieferten Tuistai (h. Twiste). Beide Toponyme sind als -ahi-Bildung (< germanisch *agwjo ̄-, indogermanisch *aku -a ̄‘Insel, Land im Wasser’,-ach2) mit Ausfall des intervokalisch swach artikulierten -h anzusehen, wobei das -t in Scitrai als Rest älterer -th-Graphie (< *Scithr-ahi) gewertet werden kann. Mit Scitrai kann der von zwei Flussarmen der Emmer umgebene ehemalige Werder der Emmertalaue gemeint sein (später Barkhof). Als Basis der -ahi-Bildung kann ein alter Abschnittsname der Emmer angenommen werden, den Schidara von 889 zeigt. Benannt wäre damit der Teil der Emmer, der den langgezogenen Gebirgsrücken bei Schieder durchschneidet. Vielleicht zeigen Belege des 10. Jahrhundert und von 1005 aber auch eines alten Gebiets bezeichnet. (vgl. Corveyer Überlieferung mit Burgiri, Helderi, Balgeri, Wawuri), deren Basis ebenso an germanisch *skidra‘getrennt, unterschieden’ (indogermanisch *skid-ró-, altindisch chidrá‘durchlöchert’, griechisch ‘dünn’, mittelhochdeutsch schiter, scheter) anzuschließen wäre. Seit dem 15. Jahrhundert fällt intervokalisches -daus (Schyr, Schyer, Schier). Schwalenberg: Bildung mit dem Grundwort-berg. Das traditionell mit mittelniederdeutsch swa ̄le ‘Schwalbe’ verbundene Bestimmungswort (vgl. auch das ‘redende’ Wappen mit einer Schwalbe) geht auf eine hochmittelalter Umdeutung zurück. Der heute Name ist von einer älteren Burg bei Marienmünster auf die ‘neue’ Burg übertragen worden. Grundlage der alten Burgbez. kann eine Wendung *to deme swalen berge sein, in der ein germanisch Adjectivisch *swala‘kühl’ (vgl. altnordisch svali Maskulinum ‘Kälte; Unglück’, svala ‘abkühlen’, svelja ‘kühl sein’) vermutet werden kann, das etym. mit germanisch *swela‘ schwelen’ verbindbar ist (vgl. altenglisch swelan ‘(ver)brennen, sich entzünden’, swol Neutrum ‘Hitze, Brand, Flamme, Glut’, althochdeutsch swelan, Neuhochdeutsch schwelen, mittelniederdeutsch swelen ‘ohne offene Flamme brennen, schwelen’, swalm ‘Qualm, erstickender Dunst’, lettisch swelt ‘sengen’ etc.). Die überlieferte Form Sualen(vgl. auch altenglisch swæ ̄ lan ‘verbrennen’, altisländisch svæla ‘räuchern,(durch Rauch) ersticken’;zu indogermanisch*su- ̄el-) kann damit auf ein im Genitiv Singular oder Plural flektiertes altsächsisch Substantiv *swa ̄la oder * swa ̄lo ‘Qualm, Rauch’ führen (vgl. norddeutsch Schwehle Feminin).
Schiersfeld, 962 Sceringesfelt, 1140 Scheringesuelt.
Schierstein, (Wiesbaden) 1098 Scerestein. Germanisch skarda-, zerhauen, beschädigt + staina-, Stein.
Schievenhövel, Ludinghausen) 1000 Scionhuuile. Germanisch skifon, zu skifa, schief + hubila-, Hugel.
Schiffenberg, (Gießen) 1129 Schiffimburg.
Schiffdorf 1139 Schipthorpe [Original]. Bildung mit dem Grundwort-dorf. Das Bestimmungswort ist nicht altsächsisch skip, mittelniederdeutsch schip ‘Schiff ’, wie auch das Ortswappen vermuten ließe. Schon die Lage im Land in 5 km Entfernung von Bremerhaven auf einer Geesthöhe widerspricht dieser Deutung. Vielmehr lässt sich das Bestimmungswort auf eine germanische Basis *skip‘schief, schräg’ zurückführen, die zur indogermanischen Wurzel *sk ̄e ̆i-b(h)‘schief’ gehört; die Lage des Ortes war namengebend. So Schiplage (um 1200 Sceplage, 1342 Sciplage), Ortsteil von Melle, Landkreis Osnabrück; † Schiphorst (Mitte 12. Jahrhundert Sciphurst) in Bocholt.
Schifferstadt Groß Schifferstadt war im 10./11. Jahrhundert in salischem Besitz, wurde 1035 als Lehen an die Benediktinerabtei Limburg vergeben und kam schließlich an das Hochstift Speyer. Klein-Schifferstadt (die heute Langgasse) gehörte zur Kurpfalz. 1709 wurden die Gemeinte vereinigt. 1817 Recht auf Selbstverwaltung, 1950 Stadtrecht. 1835 wurde der bronzezeitliche Goldene Hut gefunden, der älteste und erste Fund dieser Artikel Die Stadt ist h. verbandsfreies Mittelzentrum, das durch Rettichanbau beziehungsweise ein Rettichfest bekannt ist. 868 Sciffestadt, 1035 Schiuerstad, 1036 Sciferstat; Schifferstat (1272). Das Bestimmungswort beruht auf einem althochdeutschen Personennamen *Skifheri, Genitiv Singular *Skifheris-, mit der Kurzform *Skiffo, Genitiv Singular *Skiffes-. Das Grundwort ist-statt/-stedt/-stätten/-stetten, wobei -sim Ausund Anlaut zusammenfallen. Die Bildung mit einem berufsbezeichnenden Gattungswort ist unwahrscheinlich, da dieses Wort erst in der mittelniederdeutsch Form schipper, schepper ins Mittelhochdeutsch gekommen ist. Zudem werden pfälzische beziehungsweise mitteld. Ortsname auf -statt, -stadt überwiegend mit einem Personennamen gebildet. Bevorzugt wird deshalb die Deutung des Ortsname als ‘Siedlungsplatz des Skifheri’. So Grünstadt, Landkreis Bad Dürkheim, Dannstadt, Mutterstadt.
Schiffweiler 893 (Kopie 16. Jahrhundert) Stufines uillare, verlesen aus *Scufines uillare, 1276 Siffvilre [Original], 15. Jahrhundert Schiffwiller [Original]. Althochdeutsch *Scufinesw ̄ıla ̄ri. Erstelement ist der Personennamen althochdeutsch Scufino in Verbindung mit dem Grundwort-weiler. Das u des Stammvokals wurde durch nachfolgendes i zu ü umgelautet und später zu i entrundet. Als Zwischenform ist mit Synkope des auslautenden e *Schifinsw ̄ı ler anzusetzen. Das auslautende ns des Grundwort wurde zu s assimiliert, die in der erneut synkopierten Form *Schifsw ̄ıler entstandene Mehrfachkonsonanz fsw zu fw erleichtert. Die anlautende Graphie sch gibt ebenso wie die mittelhochdeutsch Graphie s den aus der Verbindung sk entstandenen stimmlosen postalveolaren Frikativ ʃ wieder.
Schillingsfürst 1000 Xillingesfirst (steht wohl für *Scillingesfirst, offensichtliche Verschreibung), 1129 (Kopie von 1514) Stillingesfirst (Verschreibung), 1151 Scillingisfirst, 1156 Schillingisfirst, 1184 Schillingesvirst, 1370 Schillingsfirst, 1395 (Kopie des 14. Jahrhundert) Schyllingsfurst, 1401 (Kopie) Schillingsfürst. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist althochdeutsch first ‘First, Gipfel’, im Sinn von ‘Bergrücken’, Bestimmungswort wohl der Personenbeiname Schilling.
Schillingskapellen, (Heimerzheim) siehe Kapellen.
Schiphorst, mitten 1200 Schiphurst.
Schipkau 1332 Tschipko, 1418 Sczibekaw, 1551 Schipko, Zipko, Schipka, Schipicke. Wohl slawische/altsorbisch Bildung mit dem possessiv Suffix -ov-. Der dem Ortsnamen zugrunde liegende Personennamen lässt sich jedoch nicht sicher erschließen. Möglich sind die Personennamen Sˇibek (zu altsorbisch ˇsibati ‘peitschen, werfen’, abgeleitet mit dem Suffix -ek) oder Cˇibek (eventuell eine Kurzform aus Vollname wie altpolnisch Czcibor, zu urslawische *ˇcцstiti ‘ehren’). Bedenklich ist der Personennamen Sˇˇcipek, Sˇˇcipka (zu altsorbisch ˇsˇcipati ‘kneifen, zwicken’, eine Ableitung mit dem Suffix -k-), weil man für altsorbisch -ˇsˇcsonst -stals Lautersatz erwartet.
Schippmannshof, (Borbeck) mitten 1200 Schippen.
Schirick, (Dülken) 1166 Schidreke.
Schkeuditz Burgwall und Burgsiedlung an Elsterfurt, seit Mitte des 10. Jahrhundert mit d. Burg, Stadtgründung um 1200, seit dem 19. Jahrhundert industrialisiert. 1012/18 Scudici 1118fortfolgend de Zcudice, 1220 de Zcudiz, 1269 Zkudiz, 15. Jahrhundert Schkeitz, 1562 Schkeuditz. Gesichert ist die altsorbische Grundform *Skudic-, die entweder direkt zum Adjectivisch skudy ‘dürftig, karg, ärmlich’ oder zu einem dazu gebildeten Personennamen *Skud, *Skuda gehört. Eine vorslawische Grundlage liegt nicht vor, auch keine Beziehung zum Landschaftsnamen Chutici (Leipziger Raum), zumal intervokalisch -d und -t in der Überlieferung streng getrennt werden.
Schladen-Werla Im Ort oder nahen lag der Wirtschaftshof der Königspfalz Werla; seit 1086 hildesheimisch und später Sitz der Grafen von Schladen, nach deren Aussterben wieder beim Hochstift Hildesheim (1523–1643 allerdings wolfenbüttelsch); Mittelpunkt des Amtes Schladen; im Ort arbeitet die letzte Zuckerfabrik der Region. 1110 Scladheim [Original], 1129 Sledem, 1151 Sleden; Schladen (1458). Bildung mit dem Grundwort -heim, das früh ohne anlautendes -h erscheint und im 16. Jahrhundert zu -en wird. Bestimmungswort ist mittelniederdeutsch sla ̄t ‘moorige Vertiefung, sumpfiger Ort’. Die Lautkombination Sl entwickelt sich im Norddeutsch jünger zu Schl-. Das -Scl des Erstbelegs entspricht einer verbreiteten Schreibung für Sl-.
Schladt, vor 1300 ex Slade.
Schlangen 826–876 (Kopie 1479) in Lengi, [1015] (Kopie um 1160) in Lanchel, 1211 Ostlangen, 1365 Westlanghen, 1435 to Austlangen, 1545 Ouslangen; Schlangen (1590). Ein früher Beleg des 9. Jahrhundert (Lengi, Lokativisch Singular auf -i eines Maskulinum ntr. Subtantiv *lang; vgl. altsächsisch furlang; Adventiv mittelhochdeutsch langes, Neuhochdeutsch längs) ist in seiner Verbindung mit Schlangen nicht sicher. Lanchel der Vita Meinwerci wird als -l-Ableitung von der Basis lang (vgl. Suntal, Brecal) einzustufen und keine Variante zu-lo ̄h sein, das inder Vitanurals -la(n), -lon oder -lohun vorkommt. Der Name zeigt eine alte Gebiets bezeichnest und wird ursprünglich eine langgestreckte Fläche bezeichnen. Erst im 13. Jahrhundert sind Namenzeugnisse auf -langen (abgeschwächte lokativisch Dativ Plural-Formen < altsächsisch *-langum, -langun, -langon) direkt mit Schlangen zu verbinden. Die zeitweise Unterscheidung durch Zusätze Ost und West wird sich auf die jeweilige Richtung von einem Ausgangspunkt aus beziehen und womöglich nicht zwei verschiedene Siedlungen bezeichnen. Beide Namen Ostlangen und Westlangen haben einen artikulatorisch bedingten Lautwandel erfahren (Schwund des dentalen Verschlusslautes -t zwischen dentalem Reibelaut -s und lateralem Liquid -l-). Ein im Anlaut resthaft bewahrtes -s’ langen und eine ausdrucksseitige Stütze durch mittelniederdeutsch slange ‘Schlange’ führt zur heute Namenform (vgl. auch das ‘redende’ Wappen, das eine Schlange zeigt).
Schivelberg, (Bei Zülpich) 1166 Sciule.
Schleich, 1030 Sleiche.
Schleicherbusch, (Schleich) Anfang 1300 Slicherbusch.
Schleiden Ursprung der Siedlung ist eine Höhenburg der Herren von Schleiden (seit 1602 Reichs Grafschaft) auf einem Bergvorsprung zwischen Olef und Dieffenbach, aus der ein befestigter Talrechtsort (1343 bezeugt) hervorging; Zentrum der mittelalter Eisenverhüttung des Schleidener Tals (bis Mitte 19. Jahrhundert), 1819 an Preußen, Kreisstadt 1829–1971. 1198 (Kopie 15. Jahrhundert) de Sleyda, 1218 de Schleyden (ältere Belege sind in der Identifizierung fraglich). Zum Subtantiv Schleide (Feminin) ‘Abhang’ (zum starken Verb mittelhochdeutsch slîten ‘gleiten’), weitgehend nur noch in rheinischen Flurnamen bezeugt. Benennungsmotiv ist die Lage der Burg am Abhang zum Talgrund.
Schleiden-Eifel, 1215 Sleida, 1220 Sleidhe, 1222 Sleiden.
Schleidweiler, (Trier) 902 Sceletoni uilla.
Schlenderhan, (Quadraht-Ichenhof) 1051 Slenderhagen.
Schlickum, (Hochdahl) 10-1100 Slikon, Slicon, Slicheim. Germanisch slikum, zu slika, Schlick, Schlamm.
Schliekum, 1 halfte 1100 Sclikon. Idem.
Schliestedt. Mitten 1200 Sclistede, germanisch sli, Schlick, Schlamm + stadi Statte.
Schlingensiepen, (Wülfrath) Mitten 1200 Sliginsipe, germanisch slingan, sich schlingen + sipan- Bergflüsschen.
Schleiz Dorf des 10./11. Jahrhundert wurde im 12. Jahrhundert zu städtischer Anlage (Altstadt) an alter Straße; im 13. Jahrhundert Burg und Neustadt (1297 civitas); im Mittealter Landwirtschaft und Handwerk, Wirkungsstätte von Konrad Duden;h eute klassische „Verwaltungsstadt“. Bekannt durch Schleizer Dreieckrennen (seit 1923). 1232 Slowizc, 1273 Slowiz, 1284 Slewicz, 1516 Sleutz, wenig später Schlaitz, Schlei(t)z. Altsorbisch Ortsname *Słavici, gebildet zu einem Personennamen *Słava mit dem Suffix -ici, das die enge Beziehung zu einer mit Personennamen benannten Person anzeigte, also etwa ‘Leute des Slava’, ein sog. patronymischer Ortsname. Die lautliche Entwicklung zeigt frühe Verdumpfung von a > o in Ost-TH. Im 13./14. Jahrhundert ist der Ortsname im d. Sprachgebrauch durch Abschleifung der zweiten Silbe allmählich einsilbig geworden. Durch Schwächung von intervokalischem |w| und eingetretener Diphthongierung sowie mundartlich Entrundung von -eu> -ei ist schließlich Schleiz entstanden. Diese deutsche mundartlich Form des Ortsname wurde amtlich. So Schlaben bei Neuzelle, Landkreis Oder-Spree, 1370 Slawen; Schlawin, heute Słowino, Kreis Sławno, Poln.
Schleswig 804 erstmals erwähnt, um 1250 Stadtrecht, 1544 Residenzstadt der Herzöge Schleswig-Holstein-Gottorf, 1711 Zusammenschluss von Siedlungen zur Stadt, 1721 an dänische Krone, 1864 zu Preußen, 1868–1917 Hauptstadt der preußisch Provinz Schleswig-Holstein. Schleswiger Dom, Schloss Gottorf. Anfang 9. Jahrhundert Sliesthorp und Sliaswich, Anfang 11. Jahrhundert ad Sleswic, 1253 de Sleswich; von Schleswig (1695). Bis zur Zerstörung Haithabus 1066 bezeichnete der Ortsname wohl diese Siedlung, in deren Nachbarschaft um 1000 eine zweite Siedlung entstand, auf welche der Ortsname übertragen wurde. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem Verweis auf die Lage an der Schlei, vom altsächsisch Wortstamm slia und der altsächsisch Bezeichnung für ‘Handelsplatz, Dorf ’,-wik. Der Ortsname bedeutet also ‘dorfähnlicher Handelsplatz an der Schlei’.
Schliengen Weinbau seit dem 12. Jahrhundert Schloss Entenstein. 820 Sliingas [Original], 1278 Sliengen [Original]; Schliengen (Ende 15. Jahrhundert). Bei dem Siedlungsname handelt es sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem althochdeutsch Personennamen Sl ̄ı u. Damit ist als althochdeutsch Ausgangsform *Sl ̄ı -ing-un anzusetzen. Der Siedlungsname Schliengen, eine ursprüngliche Dativ-Plural-Konstruktion, bedeutete also ‘bei den Leuten das Sl ̄ıu’. Der Personennamen Sl ̄ıu geht auf den Stamm *Sl ̄ıwa zurück. Dieser gehört wohl zu westgermanisch *sl ̄ıwa‘ schleimig, glitschig’, hier möglicherweise ‘glatt, weich, glänzend’. o Schleibing, Ortsteil von Kirchberg.
Schlitz Mitte 14. Jahrhundert Stadtrecht, Herren von Schlitz (als Vögte vom Kloster Fulda eingesetzt; 1116 erstmals erwähnt) gründeten im Hohen Mittelalter die bis 1803 bestehende Herrschaft Schlitz, die sich mit dem Dreißigjährigen Krieg aus der fuldaischen Herrschaft löste; geschlossenes mittelalter Stadtbild mit Mauerring und vier Stadtburgen, Hallenburg (Barock, 1755), klassizistische Veränderungen außerhalb des mittelalter Stadtkerns; Sitz der 1. Hessisch Landesmusikakademie im Schloss Hallenburg; Burgmuseum; elektrotechnische und Leinenindustrie. 812 (Kopieum 1160) ecclesia in Slitise, 12. Jahrhundert de Slitese, (1011) (F. 12. Jahrhundert) in Slytisam, 1344 Slitse, 1379 des sloßis an Slidesen, 1440 Slitz; Schlitz (1613). Der Name der Siedlung leitet sich von dem Flussname Schlitz, links Zfl. der Fulda, her (1012 in Slidesa [Original], 12. Jahrhundert in Slitese fluvium, um 1160 in Slitesa). Ableitung mit -s-Suffix, das v.a. in Gewässername erscheint und von dem man diminuierende Bedeutung annimmt. In der Überlieferung des Flussnamens ist das Suffix als -esa, abgeschwächt als -ese, in der des Ortsname mit der Variante -isa überliefert. Die Basis erscheint konstant als slid-/slit und kann an eine indogermanische Wurzel *sleidh‘ schlüpfrig, gleiten’ angeschlossen werden, zu der auch angelsächsisch sl ̄ı dan und mittelhochdeutsch sl ̄ı ten ‘gleiten’ gehört. Inlautend wird -d> -t verschoben. Der Stammvokal althochdeutsch, mittelhochdeutsch - ̄ıerhält sich als Monophthong mit Quantitätswechsel. Das Suffix schwächt sich später zu -se (1344 Slitse) ab; seit dem 15. Jahrhundert -e-Ausfall (Apokope); die Phonemfolge /t/ + /s/ wird wie die Affrikata realisiert (1440 Slitz).
Schloß Holte-Stukenbrock Ehemalig Siedlungskern im Bereich von 1153 zuerst genannten Höfen (in brehtme, in synethe, in gokesterteshusen, in lindbike, in ebbekenhusen, in godeslo), seit 1558 in fürstbischöflich Vogtei Paderborns. Schloss Holte im 15. Jahrhundert als Haus zur Holte des Grafen von Rietberg (bei Liemke) erbaut, 1822 Kauf durch Friedrich Ludwig Tenge. Bis 18. Jahrhundert Vieh und Landwirtschaft, bis 1850 Textilspinnereien, seit 1839/41 Eisenverarbeitung (Tenge; bis 1966). 1970 entstand durch Zusammenschluss der Gemeinte Stukenbrock, Teilen der Gemeinte Sende und Schloß Holte (bis 1965 Liemke) die heutige Gemeinte , die 1973 vom ehemalig KreisBielefeld an den Kreis Gütersloh kam. 2003 Stadt. Freizeitpark. Stukenbrock: 1153 in Brehtme, 1279 cultores novalium ... in Brehtmen, 1281 deci Mittelalterveteris Brechmen (Brechtmen), 1281 Bregmen, 1485 Brehtmen, 1531 Vaigeth im Stuykenbroicke, 1584 Brechman, 1596 im Stuckenbroch, 1665 Hof Brechmann; Stukenbrock (1672). Schloß Holte: 1153 Lindbike, 1300 in Lynbeke,1345 over den Limbeke, 1554 up deme Limeke; 1529 [jenseits der] Holte, 1541 ein Hauß, die Holte genannt, 1672 Holte, 1789 Holte. Stukenbrock: Bildung mit dem Grundwort -bruch / -bro(c)k (Herzebrock-Clarholz). Das Bestimmungswort gehört zu mittelniederdeutsch stu ̄ke Maskulinum Feminin ‘(ausgerodeter) Baumstumpf’ (vgl. mittelniederdeutsch stu ̄ker Maskulinum ‘Arbeiter, der Torf zum Trocknen aufschichtet’; stu ̄ke ‘Bund Getreide; zum Trocknen aufgestellte Flachsbündel’). Der h. Ortsname wird zuerst in Verbindung mit dem alten Vogthof (Hof im Stukenbrock) überliefert und löst im 16. Jahrhundert (da weitere Neuansiedlungen) früheres Brehtmen ab, dass noch im Hofnamen Brechmann und im Flurname des benachbarten Brechmer Holzes bewahrt ist. In Brehtmen liegt vielleicht ein Grundwort -menni ‘Erhebung’ (zu germanisch *mend-/*mund< indogermanisch *ment-/ *munt-/*mnt-; vgl. lateinisch mo ̄ns, montis ‘Berg’) vor, mit dem ursprünglich die durch Stukenbrock ziehende Erhebung (Lehmboden) bezeichnet worden wäre. Das Bestimmungswort bre(c)ht (Umlautvariante zu bracht Feminin, später mit sekundärem Ausfall des -tin Vereinfachung der Mehrfachkonsonanz) erscheint in frühen Ortsname und zahlreichen wfl. Flurname ist etymologisch mit germanisch *(gi)brahjan ‘einkerben, markieren’ verbunden worden und kann morphologisch als -ti-Abstraktum auf germanisch *braht ioder *brahtjo ̄bezogen werden. Aus verschiedenen Bezeichnungsfunktionen (Bez. für z. T. größere (markierte?) Gebiete mit Waldbestand, in Hügellage, verkehrsgünstige Lage etc.) ist bislang keine sichere Grundbedeutung zu ermitteln. Schloß Holte: Der Name bezieht sich auf das im 15. Jahrhundert errichtete Schloss des Grafen von Rietberg. Der seit dem 12. Jahrhundert überlieferte ältere Bauerschaftsname Liemke wird im 16. Jahrhundert durch den Schlossnamen abgelöst.
Schlotheim Altthüringisches Dorf; seit 9./10. Jahrhundert Königshof; später im 12. Jahrhundert Herrensitz; planmäßige Stadtanlage ö der Burg Anfangs 13. Jahrhundert, 1277 Stadt (civitas); 16. Jahrhundert Leineweberei; 19. Jahrhundert Seilereigewerbe, jetzt Kleinindustrie. (802/817) 1150/65 Sletheim, 876, 975 Sletheim, 1174 Slatheim, 1271 Slatheym; Schlotheym (1506). Der Ortsname ist gebildet aus der altsächsischen Form zu mittelniederdeutsch sla ̄t ‘moorige Vertiefung, sumpfiger Ort’, vgl. auch mittelhochdeutsch sla ̄te ‘Schilfrohr, Sumpf ’, und-heim, also etwa ‘Wohnstatt in sumpfiger Umgebung, wo Schilf wächst’. Die Formen mit <o> sind mundartlich bedingt und zeigen Kürzung, die Formen mit <e> beruhen wahrscheinlich auf dialektalem Umlaut beziehungsweise Angleichung an nachfolgend altsächsisch h ̄em. So Schlottheim bei Eggenfelden, Landkreis Rottal-Inn, 1110 Slateheim; Schladebach bei Markranstädt, 1196 Slatebach.
Schlüchtern Ersterwähnung des vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet Benediktinerklosters wohl schon 819. Im 10. Jahrhundert Eigenkloster des Hochstifts Würzburg, kam es im 14. Jahrhundert unter den Einfluss der Grafen von Hanau, die es im 17. Jahrhundert nach seiner Säkularisierung ganz in Besitz nahmen. Der schon um 1300 selbständige Kloster-Ort wurde Mitte des 16. Jahrhundert Stadt, kam (mit Kloster) 1736 mit Hanau an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. (819) Sculturbura (Deperditum in Druck 1629, Druck 1636), 788 Sluohderin (F. vermutlich vor 993, in Kopieum 1278), 993 Sluohderin, 999 Sluohterin, 1003 Sluderin, 1278 Slu ̊hteren, 1383 Sluchtern [alle Original]. Der wohl auf Schlüchtern zu beziehender Ortsname von 819 (s.o.), von dem nur fehlerhafte Varianten vorliegen (daher Becker mit obiger Konjektur!) ist kaum deutbar. Grundwort ist wohl althochdeutsch bu ̄r Maskulinum‘ Haus’; im Bestimmungswort (einer Variante) könnte (! ) althochdeutsch scult(i)[ ! ]ra ‘Schulter’ anklingen, aber die Bedeutung ‘Häuser an der Bergschulter’ (Metzner) ist fraglich, da vergleichbare Ortsname nicht vorkommen. Sluohderin ist (s. Bach) anzuschließen an angelsächsisch slo ̄h, slo ̄htre, mittelniederdeutsch slo ̄ch ‘Sumpf, Morast’, mittelniederdeutsch slüchter, mittelhochdeutsch sluoche, wazzersluocht ‘(Wasser)-Graben’. An die Wz. konnte also ein Dentalsuffix und noch ein -r-haltiges Suffix antreten; das mit präsuffixalem i oder als Lehnsuffix *-arja Umlaut bewirken konnte, so bei Schlüchtern. Dabei wurde der lange nicht eigens bezeichnete Umlaut von uo im Frühneuhochdeutsch monophthongiert und (da vor ht) gekürzt. Wegen des -(e)r Suffixes dürfte ein Insassenname vorliegen, im lokativisch Dativ Plural und zuerst noch mit rhfr. - dfür -t-: ‘bei den Leuten am sumpfigen Wasser(graben)’. Die Annahme, der Ortsname beruhe auf frühalthochdeutsch *sluhtiwarim ‘bei den Hütern des Schlachtfeldes’, ist allzu spekulativ (wegen des unbezeugten Subtantiv *sluht(i), der Isoliertheit eines solchen Ortsname uswach). So Schlicht, Ortsteil von Vilseck, Landkreis Amberg-Sulzbach; Schlichter (Wald im Landkreis Groß-Gerau).
Schmalkalden Altthüringisches Dorf, seit 12. Jahrhundert Burg; Ende 12. Jahrhundert stadtbeziehungsweise Neumarktgründung (1227 civitas); seit 14. Jahrhundert Eisenerzabbau und Kleineisenindustrie; jetzt Mineralwasserproduktion (Thüringer Waldquell); Fachhochschule, 2004 Zusatz Hochschulstadt. (Ad 874) 12. Jahrhundert villa Smalacalta, 1057 Smalekaldun, 1195 fortfolgend Smalkalden, Smalkaldin, noch 1519 Smalkalden; Schmalkalden (1537). Der Ort wurde benannt nach seiner Lage an dem Fluss: (1039) F. 12. Jahrhundert Smalachaldon, 1330 Smalkalde. Dieser Gewässername ist gebildet mit althochdeutsch altsächsisch smal ‘klein, gering, schmal’, vgl. engl. small ‘klein’, und altsächsisch kald ‘kalt’, also ‘kleine Kalte’ für das Gewässer. Der Oberlauf heißt h. noch das Kalte Wasser. So Gewässername die Kahl, zum Main, bei Hanau, 1298 Kalda, 1352 Kalde, Hessen; Gewässername Schmalnau, sö Fulda, (9. Jahrhundert) 1150/65 in Smalenaha, Hessen; Schmalbach bei Mittweida, (1428) Smalbach.
Schmallenberg Nahe einer um 1200 errichteten Burg entstanden, die bis 1244 Jahrhundert aufgegeben wurde und deren Funktion als Festung der Erzbischöfe von Köln und des Klosters Grafschaft die Stadt übernahm. Im Mittelalter Handel und Handwerk. 1228 Smalenburg [Original], 1244 Smalenburg, 1301 Smalenberg; Schmallenberg (1669). In der Überlieferung stehen, wie häufig bei diesem Namentyp, die Grundwort -burg (auch in den norddeutsch Varianten -borg, -bor(i)ch) und-berg nebeneinander; -berg setzt sich seit der 1. Hälfte des 14. Jahrhundert durch. Das Bestimmungswort ist mittelniederdeutsch smal ‘schmal, eng’ im Dativ Singular Heutige Aussprache und -ll-Schreibung zeigen, dass die zu erwartende Dehnung des - ain offener Silbe unterblieb oder zu einem nicht genau feststellbaren Zeitpunkt mundartlich rückgängig gemacht wurde. Der Name, zu umschreiben mit ‘(auf dem) schmalen Berg’ ist von der Lage der Siedlung auf einem schmalen, von drei Seiten von der Lenne umflossenen Bergrücken motiviert.
Schmelz Stellenbezeichnung/Wohnplatzname: 1782 auf der Schmelz, 1790 Auf der Bettinger Schmelz; Gemeindename: 1937 Schmelz. Der Name der h. GroßGemeinte wurde 1937 in Erinnerung an eine bis zum Jahr 1869 an der Prims betriebene Eisenschmelze gewählt, als sich Bettingen, das schon seit dem 18. Jahrhundert mit Goldbach vereint war, und Außen zu einer neuen Gemeinten zusammenschlossen. So Schmelz/ Smelz (Fonderi), 1620 bey der inner Schmëlzhütten, 1885 Schmelz.
Schmerhöfel, (Nordbögge) mitten 1200 Smerhuuele. Germanisch smerwa-, Schmer, Fett + hubila-, Hügel.
Schmidtberg, (Hubbelrath) Anfang 1100 Smerilikki. Altgermanisch smerwalikja-, zu smerwa, Schmer, Fett.
Schmidburg, (Hausen bei Rhaunen) 1075 Smideburch. Germanisch smipjon=, Schmiede + burg, Burg.
Schmidtheim, (Aa) 857 Smideheim. Germanisch smipjon, Schmiede + haima, Wohnung.
Schmintrup, (Werne an der Lippe) mitten 1200 Smithikinckthorpa. Germanisch Smipikingo porpa-, Dorf der Leute des Smipiko. (smipa-, Schmid)
Schmitthausen, (Unterrath) ende 1100 Smithuson.
Schmitten (Hochtaunus)1399 ist unterhalb der Burg Hattstein (h. Ruine) erstmals eine „Waldschmiede“, im 15/16. Jahrhundert eine vermutlich auf sie zurückgehende und zunächst ebenso, dann (spätestens ab 1541) nur noch als „Schmitten“ bezeichnete Dorfsiedlung erwähnt, in der Eisen aus den nahen Erzlagerstätten gewonnen und verarbeitet wurde. Im Besitz der Herren von Hattstein, später u.a. der von Reifenberg, von Bassenheim, 1806 zum Herzogtum Nassau, 1866 zu Preußen, 1945 zu Hessen. Seit 1972 GroßGemeinte nach Vergrößerung um 8 Gemeinte 1441 under der waltsmitten, 1595 Schmitten [beide Original]. Sprachhistor. liegt ein lokativisch Dativ Singular des mittelhochdeutsch swach Feminin smitte (< althochdeutsch smitta, germanisch *smiPjo ̄ ‘Schmiedewerkstatt’) in der Bedeutung ‘beider Schmiede’ vor, der bald (wie häufig bei Ortsname) nur noch als Nominativ Singular Neutrum fungiert. Im Anlaut wurde (ebenso wie im Appellativum) sm> ʃm-, ein Lautwandel schon des 13. Jahrhundert, der orthografisch erst im Frühneuhochdeutsch – durch sch– wiedergegeben wurde. Andererseits blieb der mittelhochdeutsch Kurzvokal erhalten. Ihn hat zwar noch die Mundartlich (Appellativum Schmidd(e), auch Flurname Off der Schmitt), in der Hochsprache dagegen gilt seit dem 18. Jahrhundert Langvokal (Schmiede), in Anlehnung an Schmied, wo aufgrund der Neuhochdeutsch Dehnung lautgesetzlich (in den Kasus mit offener Silbe) beziehungsweise analogisch (bei geschlossener Silbe) Langvokal eingetreten war. So Unter und Oberschmitten, Ortsteil von Nidda.
Schmölln Bei altsorbisch Waldbauerndorf um 1040 Gründung von Benediktinerkloster, 1138/40 nach Pforta bei Naumburg verlegt; um 1200 Burgund Stadtanlage an alter Straße (1331 hus und stat); bis ins 19. Jahrhundert Textilgewerbe, dann Kleinindustrie. 2008 Entdeckung einer Siedlung aus der Bronzezeit. 1066 [Original] abbatia Zmvlna, 1147 in loco qui dicitur Zmolne, 1331 Smolne, 1445 Smoln, 1753 Schmöllen. Altsorbisch *Smolцno, später *Smol’no, o.ä., gebildet mit altsorbisch *smoła ‘Harz, Pech’ und dem Suffix -цno für eine Ortskennzeichnung, also ‘Harz-/Pechort’ für Siedlung, in der Harz oder Pech gewonnen wurde. 1066 zeigt der Ortsname eine wohl mundartlich bedingte Hebung im D. von o > u, geschrieben als <v>. Altsorbisch |s| wurde mit d. |ts|, grafisch <z>, ersetzt, da zu jener Zeit d. |s| fast wie heutiges [sch] gesprochen wurde. Ab 13. Jahrhundert wurde der Anlaut altsorbisch Smim D. zu Schm-, geschrieben noch <Sm>. Im Deutsch wurde auch das o im Ortsnamen durch ursprünglich folgendes erweichtes (palatales) l (mit ursprünglich ultrakurzem i nach dem l im Altsorbisch) zu ö umgelautet, aber erst spät auch <ö> geschrieben. So Schmölen, Ortsteil von Bennewitz, Landkreis Leipzig, 1451 Smolin; Smolensk,Rus; Smolny, im 19. Jahrhundert erbauter Palast in St. Petersburg.
Schnaittach 1011 Sneitâha, Ende 15. Jahrhundert Schneittach, 1832 Schnaittach. Der Ort verdankt seinen Namen dem Bach. Grundwort des Gewässername ist-ach1, althochdeutsch -aha; das Bestimmungswort wird mit mittelhochdeutsch sneite ‘durch den Wald gehauener Weg’ identifiziert, das hier ‘Grenze’ bedeuten soll. Die Deutung als ‘Grenzbach’ soll dadurch motiviert sein, dass hier zwei verschiedenartige Landschaften aneinanderstießen, die auch schon frühzeitig politisch getrennt waren. Nachweisbar reichte in früherer Zeit der Nürnberger Reichswald bis an die Schnaittacher Ortsflur heran.
Schneeberg (Erzgebirge) 1453 uff dem Sneberge, 1476 auff dem Sneeberg, 1449 (lateinisch) mons Nivis, 1529 Schneberg. Der Bergname Schneeberg mit dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch sn ̄e ‘Schnee’ und dem Grundwort-berg wurde auf den Ort übertragen. Er wurde so benannt, da der Schnee lange liegen blieb. Berg und Ortsbezeichnung lassen sich oft nicht voneinander scheiden. So Schneeberg, Ortsteil von Beeskow, Landkreis Oder-Spree; Bergname Schneekoppe, im Riesengebirge, Tschechien; Schneekopf, im Ilm-Kreis.
Schneen, Groß und Klein. 1015-25 Sneun.
Schneppendale, (Gennebreck) mitten 1200 Szeppindale. Germanisch sneppo-, Schneppe + dala,- Tal
Schneverdingen Im Mittelalter Stiftshof der Bischöfe von Verden in Schneverdingen; bis ins 19. Jahrhundert vor allem landwirtchaftlich geprägt, Ende des 19. Jahrhundert über 300 Schuhmacher und darauffolgend mehrere Schuhfabriken; 1976 Stadtrecht. 1231 Snewordinge [Kopie 14. Jahrhundert], 1237–46 Sneverdinge [Kopie 16. Jahrhundert], 1322 Snewerdinghe. Ableitung mit dem Suffix-ing(en). Basis der Ableitung ist der Personennamen Sneward, der möglicherweise auf Snelward zurückgeht. Der Personennamen zeigt im Zweitelement teils die übliche Entwicklung zu -word, teils Abschwächung zu -werd, das sich durchsetzt. SO † Schneringhausen, Kreis Soest.
Schnittert, (Ohligs) 1224 Snittert.
Schoden, 902 Scoda.
Schöllkrippen Circa 1290 (Kopie15. Jahrhundert) Schelkrippen, 1400 Schelkripfen, 1516 Schelkropfen, 1562 Schöllkrippen. Die Belege des Grundworts zeigen ein Schwanken in der Wiedergabe von voralthochdeutsch -pp-, das in der zum mitteldeutsch Hessischen gehörenden örtlichen Mundartlich nicht verschoben ist, im angrenzenden oBand Ostfränkisch aber als -pf erscheint. Mittelhochdeutsch krippe, kripfe bedeutet nach Maskulinum Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch I, u. a. ‘ein in das Wasser eingebautes Holzwerk, dessen Binnenraum mit Erde und Steinen ausgefüllt wird’ oder auch ‘ein in das Wasser eingeschlagenes Pfahlwerk’; das Bestimmungswort könnte vielleicht mit mittelhochdeutsch scholle ‘Eisscholle’ identifiziert werden, das auch in der Form schelle belegt ist; denkbar wäre auch ein Zusammenhang mit mittelhochdeutsch schelch ‘Kahn’; diese Anknüpfungen erscheinen im Zusammenhang mit der Mühle und der Lage am Fluss einleuchtender als die bei v. Reitzenstein herangezogene Identifizierung mit schele ‘Zuchthengst’ und krippe ‘Futtertrog’.
Schömberg (Schwarzwald) Schömberg wurde vermutlich durch den Grafen von Zollern nach 1255 erbaut und erstmals 1269 bezeugt, seit 1805 württembergisch. Narrenmuseum, Stadtkapelle Schömberg. 1255 Shonberc. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch sco ̄ni, mittelhochdeutsch sco ̄ne ‘schön’ und dem Grundwort -berg. In vielen Fällen bedeutet das Bestimmungswort in Bergnamen nicht ‘schön’ im herkömmlichen Sinne, sondern verweist auf einen Berg, der morgens zuerst und abends zuletzt noch beleuchtet ist. Ein Wechsel von n und m ist trivial und auch in anderen Belegreihen von Schön-Namen sichtbar, ein konkretes Motiv ist aber hier nicht erkennbar. So Schömberg, Zollernalbkreis.
Schönaich Siedlung der jüngeren Ausbauzeit, zunächst im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen, 1286 an das Kloster Bebenhausen, 1363 an Württemberg. Linde in Schönaich. 1275 Schoennaich, Schoe nenaych, 1285 Schoenaich; Schönaich (1495). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch sco ̄ni, mittelhochdeutsch sco ̄ne ‘schön’ und dem Grundwort mittelhochdeutsch eich ‘Eiche’ oder *eich ‘Eichenwald’ (analog zu mittelhochdeutsch buoch ‘Buchenwald’). Der Name bedeutet daher entweder ‘Siedlung beim ertragreichen Eichenwald’ oder ‘Siedlung bei der (eindrucksvollen) Gerichtseiche’. Da schön in Flurnamen und Ortsname meist den konkreten wirtschaftlichen Ertrag oder die gute Bearbeitbarkeit eines Geländes meint, ist die erste Bedeutung wohl wahrscheinlicher. Ein Zusammenhang mit dem Gewässername Aich ist in der Verbindung mit schönunwahrscheinlich. So Schöneichebei, Berlin, Landkreis Oder-Spree.
Schönau (Rottal) Stadt und (mit Heddesbach, Heiligkreuzsteinach und Wilhelmsfeld) gleichnamiger Gemeindeverwaltungsverband im Rhein-Neckar-Kreis, circa 9 km nö Heidelberg im Zentralen Sandstein-Odenwald, Reg.Bez. Karlsruhe. Die Siedlung entsteht in engem Zusammenhang mit der Errichtung einer Zisterzienserabtei, seit Ende des 12. Jahrhundert pfälzisches Hauskloster, bis 1600 allmähliche Entwicklung zur Stadt, seit 1803 badisch. Historische Altstadt, Hühnerfautei, ehemaliges Klostertor. 1142 Schonaugia [Original], 1196 Schonawe, 1490 Shonaw. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch sco ̄ni, mittelhochdeutsch sco ̄ne ‘schön’ und dem Grundwort -au. Während benediktinische Abteien meist nach dem Namen der jeweiligen Kirchenpatrone benannt wurden, beziehen sich die Namen zisterziensischer Klöster vor allem auf die sie umgebende Landschaft: „die schöne Au“. Der Beleg von 1142 ist nur in latinisierter Form erhalten, daher enthält er im Auslaut -gia. So Schönau im Schwarzwald, Landkreis Lörrach.
Schönau-Berzdorf (auf dem Eigen)
Schönau im Schwarzwald, (Struth) +1212 Schonowe. 1213 Sconaugia. Germanisch skauni-, schon, + agwjo-, fruchtbares Alluvialland an einem Bach.
Schönbach (Eifel) 186 Skenoia, 1105 Schenowa, 1222 Sconouhe.
Schönberg (Niederbayern) Verwaltungsgemeinde (seit 1978) des Marktes Schönberg mit den benachbarten Gemeinden Eppenschlag, Innernzell und Schöfweg, circa 8 km sw von Grafenau, circa 25 km sö von Regen und circa 35 km ö von Deggendorf, im Unteren Bayerischen Wald, Kreis Freyung-Grafenau, Reg.-Bez. Niederbayern. Ende 13. Jahrhundert Marktrechte, seit 1983 staatlich anerkannter Luftkurort. Naturhochseilpark. Circa 1300 Kopie 14. Jahrhundert Schoenberch, 1376 Schönnberkch [Original], 1415 Schönnberg; Schönberg (1424). Bestimmungswort der für den Ortsname anzusetzenden Ausgangsform (früh)mittelhochdeutsch *Schœnen-berge ist das Adjektivisch mittelhochdeutsch schœn(e) ‘schön’, hier wohl im Sinne von ‘gut nutzbar’, Grundwort ist mittelhochdeutsch berc ‘Berg, Anhöhe oder Bodenerhebung im Gegensatz zu tiefer gelegenem flachen Gelände oder zu einem Tal’ ( -berg). Der Ortsname dürfte aus der Stellenbezeichnung mittelhochdeutsch *(ze/b ̄ı deme) schœnen berge mit der Bedeutung ‘(Siedlung) an/bei dem schönen/gut nutzbaren Berg’ hervorgegangen sein. Die ursprüngliche Namensform *Schœnen-berge entwickelte sich dann durch mittelhochdeutsch Synkope beziehungsweise Apokope der unbetonten Nebensilbe -en beziehungsweise Endsilbe -e zu *Schœnberc. So Gleichlautende Parallelnamen u.a. mehrfach in den Reg.-Bez. Oberbayern, Mittelfranken, sowie im Reg.-Bez. Stuttgart.
Schönberg, (Trier) Anfang 1300 Sconeberg. Germanisch skauni, schön, + berga, Berg.
Schönberg, (Ve) +1219 Sconenberch, 1222 Sconeberch.
Schönberg, (Oberwesel) 1200 Sconenburch.
Schönberger Land. Amt im Landkreis Nordwestmecklenburg, 18223 Einwohner, mit Sitz der Amtsverwaltung (für die Stadt Dassow und neun Gemeinte) in der Stadt Schönberg, circa 25 km w von Grevesmühlen und circa 20 km ö von Lübeck, MV. Um 1200 dörfliche Siedlung, 1327 verlegten die Bischöfe von Ratzeburg ihren Sitz nach Schönberg und errichteten eine Wasserburg, 1648 an Mecklenburg (1701 Mecklenburg-Strelitz), 1822 Stadtrecht, im 19. Jahrhundert zahlreiche Kleinbetriebe, h. vorrangig Kleinhandwerk und Gewerbe. 1219 in Sconenberge, 1264 Sconeberg, 1326 Schoneberch. Der zweigliedrige Ortsname ist typisch für jene Zeit und dieses Gebiet. Die Namengebung sollte eine positive, lobende, auch werbende Wirkung haben oder allgemein das empfundene Landschaftsbild wiedergeben. Der Ortsname besteht aus einem Bestimmungswort mittelniederdeutsch schone ‘schön’ und dem Grundwort-berg. So Schöneberg, Landkreis Uckermark; Schönberg, Landkreis Zwickau; Schönberg, Salzlandkreis.
Schönebeck (Elbe) Schiffer und Ackerbürgerstadt, seit 13. Jahrhundert Salzhandel, ab 1372 Erzbistum Magdeburg, 1680 zu Brandenburg-Preußen. Heutige Stadtfläche durch Eingemeindung umliegender Orte, u.a. der Städte Frohse (961 Frasa) und Salzelmen (1124 Elmen). 1194 Sconebeke, 1264 Schonebeck, 1352 Schonebecke. Werbende Kompositabildung mit-be(e)ke/-beck zu altsächsisch sco ̄ni ‘schön’. Das Grundwort legt nahe, dass der Ortsname nicht auf den Hauptstrom oder einen Nebenarm der Elbe Bezug nimmt und zu einer Zeit gebildet wurde, als die Elbe in ihrem alten Flussbett lag. Namenstiftend dürfte ein anderes, kleineres Gewässer gewesen sein, etwa der von Zackmünde kommende Röthegraben.
Schöneck (Hessen) Entstanden 1971 durch Zusammenschluss von Büdesheim (ehemalig Kreis Friedberg), Kilianstädten und Oberdorfelden. Die Orte (mit Bodenfunden seit dem Neolithikum) sind erstmals 802–817, 839 und 768 bezeugt, aber wohl schon spätestens im 7. Jahrhundert von den Franken (neu) besiedelt worden. Seit dem Hochmittelalter gerieten Oberdorfelden und Kilianstädten unter die Herrschaft der Herren von Hanau; Büdesheim gehörte seit dem 13. Jahrhundert zum Freigericht Kaichen, mit diesem seit dem 16. Jahrhundert zur Reichsburg Friedberg und kam mit dieser 1806 an Hessen-Darmstadt, 1945 an Hessen. Schöneck (1971). Der Ortsname suggeriert, ein alter einheimischer ON, am ehesten ein Burgname, zu sein. Denn als Burgname begegnet Schöneck mehrfach, besonders in Süddeutschland, Ch und A, wobei das (auch mit anderen Bestimmungswort vorkommende) Grundwort ursprünglich ‘Felsnase, Bergabschnitt (mit Burg)’ und dann soviel wie-burg,-fels,-stein (Reichardt) bedeutet.-eck findet sich auch in Bergname (Schöneck im Steinernen Meer) oder Flurname (zur Bez. von Geländeecken und -winkeln). Doch hat dieser neue ON, anders als fast alle anderen Reformnamen, keinen historisch-heimatkundlichen Hintergrund, allenfalls einen emotionalen: er wurde, wohl in der Bedeutung des umgangssprachlichen „eine schöne Ecke“, durch eine Bürgerbefragung ermittelt. So Schöneck/Vogtland, Vogtlandkreis; Schönecken, Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Schöneck (Vogtland) (Herschwiesen) +1200 Sconecken, 1222 Sconecche. Germanisch skauni, schön, + agjo, Spitze, Bergspitze.
Schönefeld, 1352 Schönenuelt, 1375 Schonenvelde; Schönefeld (1775). Mit dem Adjectivisch schön gebildete Ortsname zählen zu den sog. Wunsch
namen mit einem positiven Ausdruck, um Siedler anzulocken, sehr beliebt zur Zeit der mittelalter d. Ostsiedlung. Zum Grundwort mittelniederdeutsch -velde, hochdeutsch-feld ‘Feld’.
Schönfeld, (Zemmer) 1513 Bellum campum, 1157 Belcamp. 1190 Schoneuelt.
Schöneiche bei Berlin Ursprünglich Dorf, Rittergut; seit 18. Jahrhundert industrialisiert (Wachsmanufaktur). Barocker Schlossneubau 1765 (1949 abgebrannt), dazu Orangerie und Park. 1375 Schoneyke, Schoneyche; Schöneiche (1541). Eine Zusammensetzung mit dem Adjectivisch schön alsBenennungsmotivunddemGrundwortmittelniederdeutsch-̄eke‘Eiche’, also eine ‘Ansiedlung zur schönen Eiche’. Der Zusatz bestimmt die Lage zuBerlin. Vgl. weitere Ortsname Schöneiche, z.B. Ortsteil von Sellendorf, LandkreisDahme-Spreewald.
Schönenberg-Kübelberg Sieben Gemeinte in der Urlaubsregion Ohmbachsee-Glantal, im sog. „Kuseler Musikantenland“ sowie im Kohlbachtal, das auch „Kirschenland“ genannt wird. Der namengebende Ort wurde 1969 aus vier ehemalig selbstständigen Gemeinte gebildet und ist h. anerkannte Fremdenverkehrsgemeinde. Die Gemeinte Brücken ist das pfälzische Zentrum der Diamantenschleiferei. Schönenberg: 1419 Heyncze von Schonenberg (Kopie um 1430); Schönenberg (1797). Kübelberg: 1018 Kebelinbach (Kopie12. Jahrhundert), 1263 apud Keyvelberch, 1425 Kibelnberg, 1526 Kybelnburg, 1557 Kübelburg. Die Ortsnamen werden mit dem Grundwort-berg und zum einen mit mittelhochdeutschschœne ‘schön, ansehnlich’ und zum anderen mit einem germanisch Gewässername *Kaila gebildet, der im Dativ Singular steht (956 Cheuilunbahc, Die Urkunden Konrads I., Heinrichs I. und Ottos I.) und vermutlich wie ein Personennamen *Kebilo, *Kevilo, Genitiv Singular *Kebilen-, behandelt wurde. Der Gewässername wurde auf die Uferanhöhe (*Kebilenberg) und später auf Burg und Ort übertragen. Das Grundwort-berg wechselte sich mit dem im Mittelalter formal-semantisch ähnlichen-burg ab. Der Ortsname unterlag im Weiteren dem Ausfall unbetonter Vokale sowie der hyperkorrekten Rundung von -e-/-i zu -ü-. Die Deutungen der beiden Ortsname sind zum einen ‘Siedlung auf einer schönen Erhebung’ und zum anderen ‘Siedlung/Burg auf einer Erhebung an der Ka ila’, was später zu ‘Siedlung/Burg des Kebilo auf einer Erhebung’ umgedeutet wurde.
Schöningen, Anfang 1100 Sceningi.
Schönrath, (Kalk) 1208 Sconrode, 1210 Schonrode. Germanisch skauni, schön, + ropa, Rodung.
Schongau. Stadt im Landkreis Weilheim-Schongau, , Reg.-Bez. Oberbayern. Im Mittelalter Welfen und Stauferherrschaft, 1268 Übergang an die Wittelsbacher, im 13. Jahrhundert neu gegründete Siedlung. 1227 Schonengov, 1238–1250 in oppidum Scongev ... predicti oppidi Scongov, 1312 Schongaw, Schongaue, 1392 Schongo, 1553 Schongau. Der Name wurde vom heutigen PfarrdorfAltenstadt im selben Landkreis übernommen. Als die neue Siedlung Schongau im 13. Jahrhundert gegründet wurde, musste der Name differenziert werden. So erscheint in einer Urkunde von 1253 (Kopie von 1766) die lateinische Bezeichnung ad veterem civitatem Schongau, ebenso 1289 in antiqua ciuitate Schongaw und übersetzt 1312 ze der Alten Stat zu Schongave. Im selben Jahr kommt der Name bereits selbstständig als ze der Alten Stat vor, aber 1345 heißt es noch in der alten und der niwen stat ze Schongawe . 1474 findet sich die Schreibung Altenstatt und 1543 Altenstadt. Der ursprünglich Name setzt sich zusammen aus althochdeutsch sco ̄ni‘ schön, herrlich, angenehm’ und gouue ‘Gau, Land, Flur’; es besteht wohl ein Zusammenhang mit dem Namen des durch den Ort fließenden Gewässers Schönach.
Schöningen Wirtschaftliche Bedeutung durch Salzvorkommen und Lage an der Rhein-Elbe-Straße, 1120 Umwandlung eines Kanonissenstifts in das Augustiner Chorherrenstift Sankt Laurent 747 Scahaningi (Kopie9. Jahrhundert), 995 Scenigge [Original], 1383–1385 Schonynghe [Original]. Ableitung mit dem Suffix-ingen von der Basis *Skahan-, aus indogermanisch *skok mit Nasalerweiterung, verwandt mit altnordisch skagi ‘Landzunge’, skaga ‘hervorragen’, norwegisch dialektal skagge ‘Zipfel, Saum’, althochdeutsch scahho, mittelhochdeutsch schache ‘(bewaldete) Landzunge, Vorgebirge, Vorsaum eines Waldes’, altnordisch sko ̄gr, schwed. skog ‘Wald’. Namengebend war die Lage von Schöningen an einem vorspringenden und steil abfallenden Bergsporn des Elms. *Skahanwurde zu *Skan kontrahiert, der Suffixvokal bewirkte Umlaut des Stammvokals, Sk ging in Sch über, im 14. Jahrhundert wurde -e zu -ö gerundet, wohl durch Eindeutung von mittelniederdeutsch schö ̄n ‘ansehnlich, herrlich, schön’. So Schoningen, Ortsteil von Uslar, Landkreis Northeim.
Schonungen. Gemeinte im Landkreis Schweinfurt, 8001 Einwohner, circa fünf Kilometer ö von Schweinfurt in der Talweitung der Steinach bei ihrer Mündung in den Main, Reg.-Bez. Ufr. Die Gründung der Siedlung wird in die vorfränkische Zeit gelegt und den Thüringern im 5. Jahrhundert zugeschrieben, wohl weil die-ungen-Variante des-ingen-Suffixes thüringisch sein soll. 1182 Sconunge, 1194 Sconungen, 1383 Schonungen. P. Schneider legt dem mit -ungen-Suffix abgeleiteten Namen den Personennamen Scono zugrunde; Personennamen mit dem Adjektiv althochdeutsch scôni ‘schön’ als Erstglied sind bezeugt, sodass auch eine Kurzform Scono denkbar ist; ein historisch Träger des Personennamens ist aber im Zusammenhang mit der Siedlung nicht bezeugt. Es wird auch erwogen, dass das Adjektivisch selbst zugrunde liegt (‘schöne, stattliche Siedlung’). Der Hinweis auf mittelhochdeutsch schônunge ‘Schonung’ ist abwegig, da das Wort ‘Verschonung’ bedeutet.
Schönwalde-Glien Schönwalde und seine Ortsteil entstanden als Straßenangerdörfer. 1437 Schonenwalde, 1540 Schonewalde; 1833 Vorwerk Glien. Eine Zusammensetzung mit dem Adjektivisch schön als Benennungsmotiv und dem Grundwort -wald, also ‘Siedlung am schönen Wald’. Das ehemalig Vorwerk Glien erhielt wegen seiner Lage an der Südgrenze des Ländchen Glin (zu altpolabisch *glina ‘Lehm’) seinen Namen.
Schopfheim. Stadt und gleichnamige V erwaltungsgemeinde mit den Gemeinte Hasel, Hausen (Wiesental) und Maulburg im Landkreis Lörrach, circa 15 km ö von Lörrach im Wiesental zwischen Schwarzwald und Dinkelberg, Reg.-Bez. Freiburg, Verleihung der Stadtrechte um 1250, in der Folge Errichtung einer Ringmauer mit Türmen und Graben und eines Schlosses, während des 30-jährigen Krieges zerstört. Relativ frühe Industrialisierung. 807 Scofheim [Original], 1130 Scopfheim [Original], 1258 Schophein [Original]. Wie beispielsweise der Name Kirchen ( EfringenKirchen) gehört auch Schopfheim zu einer Gruppe schematisch gebildeter Siedelungsname die fränkische Siedler für neu gegründete oder bereits bestehende Orte verwendeten. Das Grundwort-heim wird durch das Bestimmungswort Scof näher bestimmt. Dieses geht auf das althochdeutsch Substantiv scopf, scof ‘Schuppen, Scheune’ zurück.
Schöppenstedt Die 1051 bezeugte Pfarrkirche war Halberstädter Archidiakonatssitz, in ev. Zeit Superintendentursitz; seit 14. Jahrhundert Weichbildrecht, kein formales Stadtrecht; Mittelpunkt des Landes zwischen Elm und Asse. 1051 Sciphinstete [Original], 1196–97 Schepenstide, 1606 Schöppenstidt. Bildung mit dem Grundwort-stedt. Das Bestimmungswort enthält wohl nicht den schwach flektierten Personennamen Sceppo im Genitiv Singular, sondern eher eine aus mittelhochdeutsch schipfes ‘quer’ zu erschließende Variante germanisch *skip(p)a ‘schief’, die neben mittelniederdeutsch sch ̄ef (< *skaifa) steht. Das Bestimmungswort erscheint im Dativ Singular Jünger wird das -e das Bestimmungswort zu -ö labialisiert. Namengebend ist die Lage Schöppenstedts an einem Hang. So Scheppau, Ortsteil von Königslutter, Landkreis Helmstedt; Schiplage, Ortsteil von Melle, Landkreis Osnabrück; Schepelse, Ortsteil von Eicklingen.
Schöppingen Kirchdorf, zunächst Stockum im „Gau“ Schöppingen, dann Schöppingen, auf einem Hof der Abtei Herford im Fürstbistum Münster, seit dem 15. Jahrhundert zeitweilig „Stadt“, dann „Freiheit (Wigbold)“, 1803 Grafschaft (Salm-)Horstmar, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 Preußen, Großmolkerei, 838 Stochheim (...) in pago (...) Scopingus, 995 Stochheim (... [in pago].) Scopingon, 12. Jahrhundert Scopingon. Es hat ein Namenwechsel stattgefunden. Stochheim ist gebildet mit einem Bestimmungswort altniederdeutsch stok ‘Lodenausschlag um den Stumpf eines gefällten Baumes herum’ (Trier), dann auch ‘Stumpf’ selbst und – davon abgeleitet – ‘Grundstock, fester Bestand an (z.B.) Vieh oder anderem Material’ (vgl. englisch stockyard, livestock, stockpile). Grundwort ist die norddeutsche Form von-heim. Der „in pago“-Name Scopingon hat sich schon im 11. Jahrhundert an die zentrale Kirchensiedlung Stockum (heute Name einer Bauerschaft nördlich der im Jahre 838 dem Kloster Herford geschenkten St.-Brictius-Kirche) geheftet. Die Errichtung der Kirche über einer Felsenquelle, dem (!) Well, die im Gegensatz zu dem wenige Kilometer nördlich gelegenen, wichtigen Gerichtsplatz zum Sandwelle als *zum Steinwelle bezeichnet worden sein mag, sowie die regionale Redensart „an de well hebbt se’t seggt (an der Quelle [in Schöppingen] haben sie es gesagt, also ist es wahr!)“ geben Anlass zu der Vermutung, dass der Name durch ein möglicherweise rituelles Schöpfen (schöpping ‘Schöpfen’) bei Gelegenheit von gerichtlichen Urteilsweisungen motiviert ist: ‘Ort, an dem Schöpfen stattfindet’. Die Verdrängung des wohl aus dem häufigen -as verderbten -us-Formans durch -en, dass scheinbar einen Dativ Plural anzeigt, mag Systemzwang geschuldet sein. So Stockum, Kreis Soest, Stockheim, Kreis Düren.
Schöppelenberg, (München) 1000 Scopingun.
Schorndorf (Oberpfalz) Große Kreisstadt im Rems-Murr Kreis, 39 346 Einwohner, 22 km w Schwäbisch Gmünd im Tal der Rems gelegen, Reg.-Bez. Stuttgart, Die im 7./8. Jahrhundert entstandene Siedlung kam Mitte des 13. Jahrhundert an die Grafen von Württemberg, ist seit 1250 Stadt und seit 1967 Große Kreisstadt. Stadtmuseum, Evangelische Stadtkirche, Burgschloss, Haus auf der Mauer. 1235 Shorendorf [Original], 1262 Schorndorf, 1280 Scordorf [Original], 1291 Schorndorf [Original]. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort-dorf. Das Bestimmungswort enthält wohl den Personennamen Scoran beziehungsweise den Beinamen Scoran im Sinne von ‘der Geschorene, Priester, Mönch’. Schorndorf gehört damit zum Namentypus Pfaffenheim, -dorf, -hofen, der seit dem 9. Jahrhundert bezeugt ist. Eine Verbindung mit althochdeutsch scorro ‘Felsen, Klippe’, mittelhochdeutsch schor, schorre ‘schroffer Fels, felsiges Ufer’ ist nicht möglich, da sonst (nirgends bezeugte) Formen wie *Schorendorf, Schoredorf zu erwarten wären. Dies gilt auch für althochdeutsch scora, mittelhochdeutsch schor ‘Schaufel, Spitzhacke’, das zum Motiv des Stadtwappens passt. Das Wappen ist aber ebenso wie der auf mittelhochdeutsch schor bezogene Beleg von 1280 volksetymologisch. So Schorndorf, Landkreis Cham.
Schortens 1158 erstmals im Zusammenhang mit dem Bau der St.-Stephans-Kirche, der ältesten Kirche des Jeverlandes, bezeugt. Der wirtschaftl. und demografische Aufschwung erfolgte im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Marinewerft Wilhelmshaven und der Fertigstellung der Eisenbahnlinie nach Jever, 2005 Stadtrecht. 1124 Scrotinh, Scrotinghe, 1317–1320 ecclesia in Scortenze, 1359 Scortens. Auszugehen ist von einer ursprünglichen Form *Scrotingi, und der Ortsname enthält den Personennamen Scrot(h), Scroto in Verbindung mit der Endung -ing. Im Friesisch verzeichnen wir einen Wandel der ursprünglich Endung -ingi zu -endse und letztlich zu -ens. So Ellens, Gemeinte Zetel, Gödens, Gemeinte Sande, Pakens, Gemeinte Wangerland, alle Landkreis Friesland; Bauens, Ortsteil von Wilhelmshaven.
Schuld, (Koblenz) 975 Scolta.
Schotten, Luftkurort, Stadtrecht 1354; ev. Stadtkirche mit großem Westbau (14. Jahrhundert), Flügelaltar (gegen 1400) als bedeutendes Werk mittelrheinischer Malerei, Eppsteiner Burg mit gotisch Schlossbau (um 1400; im 19. Jahrhundert erneuert), Altenburg (um 1515), Fachwerkrathaus (um 1520), Fachwerkhäuser (17.–19. Jahrhundert); Heimat und Spielzeugmuseum. 1310 villa Schotten, 1327 (Kop.) Schottin; Schotten (1310). Simplex auf -en; Namen im Dativ Plural bezeichnen die naturräumlichen Gegebenheiten. Die bisherige Deutung als Kirchengründung iroschottischer Möche ist daher abzulehnen. Der Name gehört in den Zusammenhang von indogermanisch *skeud-/ *skeut‘ schießen, schnellen’ zu mittelniederdeutsch schott ‘(vorgeschobener) Riegel, Verschluss’, schutten ‘abdämmen, hindern, schützen’, mittelhochdeutsch schüt(e) ‘Anschwemmung, die dadurch gebildete Insel’, mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch schützen, hochdeutsch abschotten, Schott, schützen, Schutt. Die Wortsippe steht in engem Zusammenhang mit Bezeichnungen für Absperrungen, hauptsächlich von Wasser. Dazu gehören u.a. spätmittelhochdeutsch schützen ‘dämmen, stauen, schützen’, bairisch aufschutzen ‘ein fließendes Wasser in seinem Lauf hemmen, aufstauen’, mittelniederdeutsch sch Ortsteil ‘Falltür bei Schleusen und Sielen’, mittelniederländisch sch Ortsteil ‘Absperrungswand, hölzerne Scheidewand, Riegel’. Damit nimmt der Ortsname Bezug zur Lage an der Einengung der Nidda.
Schozach-Bottwartal. Gemeindeverwaltungsverband im LK Heilbronn, 26833 Einwohner, bestehend aus den Gemeinte Abstatt, Beilstein, Ilsfeld und Untergruppenbach, zwischen 10 und 15 km sö Heilbronn teilweise von der Schozach sowie der Bottwar durchflossen, Reg.-Bez. Stuttgart. Der Gemeindeverwaltungsverband entstand im Zuge der Gemeindereform im Jahre 1973. Weinbau, Burg Hohenbeilstein, Burg Stettenfels, Weingärtnerhaus, Bartholomäuskirche, Burg Wildeck, Pfarrkirche St. Stephan. Schozach: 1275 aput Schozam, 1312 von Schothzach. Bottwar(tal): (um 750–802) (Kopie 1150–65) in ... Boteburon, 873 villa Bodibura, (um 1260) villam ... Minus Botebor, 1304(–1316) In Botbor, 1495 Botwar. Schozach: Ausgangsform Flussname althochdeutsch *Skozaha < voralthochdeutsch *Skuttaha, Kompositummit dem Grundwort althochdeutsch -ach1 (-aha) und dem Bestimmungswort westgermanisch *skutta-, norddeutsch Schott Ntr. ‘wasserdichte, mit wasserdicht schließenden Türen versehene Wand im Innern eines Schiffes’, mittelniederdeutsch sch Ortsteil ‘Falltür bei Schleusen und Sielen’, Ableitung vom Intensivstamm *skuttzu germanisch *skeut‘schießen’. Benennung nach einer in die Schozach eingebauten Wasserabsperrung. Bottwartal: Benennung nach dem von der Bottwar (um 1260 fluvium ... Botebor) durchflossenen Tal. Der Flussname ist vom Ortsname Bottwar < althochdeutsch *Bo ̄tenbu ̄r, Kompositummit dem Grundwort althochdeutsch bu ̄r ‘Wohnung, kleines Haus’ und dem Genitiv des Personennamens althochdeutsch *Bo ̄to (*Bo ̄ten-) als Bestimmungswort, übertragen. Nach der Synkope entwickelte sich *Bo ̄t(en)bu ̄r durch Assimilation und Abschwächung der Nebensilbe zu *Bo ̄twer, Bottwar, mundartlich /’ba ̄odmər/.
Schramberg 1293 Schrannenberg. Der Name ist vermutlich als Zusammensetzung mit dem Grundwort -berg und dem Bestimmungswort althochdeutsch skranna, skranno ‘Tisch, Bank’, mittelhochdeutsch schranne ‘Gerichtsbank, Gericht’ zu deuten und identifiziert Schramberg als mittelalterlichen Gerichtsort.
Schriesheim Siedlung aus dem 6. Jahrhundert, zunächst Grundbesitz des Lorscher und Ellwangener Klosters, seit 1803 badisch. Weinbau, Strahlenburg, Steg, Madonnenberg, Altes Rathaus, Römerkeller. 764 (F. 12. Jahrhundert) Scriezesheim, 766 (Kopie12. Jahrhundert) Scrizzesheim, 1002 Scriezesheim, 1231 Schriesheim. Die Zusammensetzung mit dem Gw-heim enthält als Bestimmungswort den allerdings sonst bisher nicht bezeugten Personennamen *Scriez: ‘Siedlung des Scriez’.
Schrobenhausen Im 11. Jahrhundert Besitz des Benediktinerklosters Hohenwart, 1310 Markt der Wittelsbacher, 1373 Stadtrecht. 790–794 (Kopie von 824) Scropinhusun, 855 (Kopiedes 12. Jahrhundert) Scrophinhusen ... Schrophinhusen ... Scrophinhusin, 1178–1190 (Kopiedes 15. Jahrhundert) Schrobenhausen, 1182/83 Schrofenhusen, 1192 Scrobenhusin, circa 1207–1214 (Kopiedes 15. Jahrhundert) Schrofenhawsen, 1391 Schroffenhausen, 1393 Schrobenhausen. Grundwort ist eine Pluralform von althochdeutsch hûs ‘Haus, festes Gebäude’, -hausen; als Bestimmungswort ist der Personennamen *Scropo zu erschließen.
Schulzendorf. Gemeinte im Landkreis Dahme-Spreewald, 7617 Einwohner, sö Berlin. Ehemalig ritterlicher Landbesitz. Dorfkirche neogotisch, erbaut 1865/66. 1375 Scultendorf, Schultendorpp, 1624 Schultzendorff. Eine Zusammensetzung zu mittelniederdeutsch schulte ‘Dorfschulze, Ortsvorsteher und Bauernrichter’ und dem Grundwort mittelniederdeutsch -dörp, hochdeutsch-dorf ‘Dorf ’, also benannt nach einem Schulzen.
Schüller, (Trier) 855 Sconilare. Germanisch skauni-, schon, +hlaeri, waldiges Sumpfland.
Schüpf= Oberschschüpf und Niederschüpf. 1210 Schippe.
Schurzelt, (Laurensberg) 896 de Cirsoli. Romanisch ceresiolum, zu ceresia, Kirsch.
Schwaan Vorbesiedlung, um 1170 Burg der Fürsten zu Werle, seit Ende 12. Jahrhundert d. Besiedlung, durch geschützte Lage und die Nähe zur Via Regia wichtige Rolle für den Handel, 1276 als Stadt bezeichnet, Ackerbürgerstadt mit mehreren Ziegeleien. 1232 in Syuuan, 1243 und 1269 Sywan, 1279 Suan, 1329 Sowane, 1333 Schwan. Dem Ortsname liegt ein altpolabisch Kosename *Zˇivan mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das bei der Eindeutschung des Namens verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Zˇivan’ rekonstruieren, der Kozename gehtvermutlichauf Zˇivom ir oder einenanderen zweigliedrigen Vollname mit Zˇivim Erstglied, zu slawische *ˇziti ‘leben’, *ˇziv Ortsteil ‘Leben’, zurück, ist allerdings durch Eindeutung des Vogelnamens Schwan umgeformt worden.
Schwabach 1364 an Burggrafen von Nürnberg, um 1375 Stadt, 1791 an Preußen, 1806 an Bayern, 1818 kreisfrei. Herstellung von Schrauben, Federn; Blattgoldschlägerei. 12. Jahrhundert (Druck 1775) Suabach, 1138 (Druck 1775) Swaba, 1153–1167 (Kopie 1200) Suabach, 1182 Suaba, 1348 Swabach, 1464 Schwabach. Schwabach liegt an der Mündung des Flusses Schwabach (circa 800, Kopie11. Jahrhundert, Suapahe) in die Rednitz. Der Gewässername besteht aus dem Grundwort althochdeutsch aha ( -ach1) ‘Fließgewässer’. Für die beliebte Erklärung des Grundwort Schwab‘ Gewässer, an dem Schwaben (=Alemannen) wohnen’ fehlen sprachliche und historische Indizien. Ungezwungen ist die Verbindung von Schwabmit dem germanisch Stamm *swab-, expressiv *swabb(in norddeutsch swabbeln, Neuhochdeutsch schwappen) mit der Bedeutung ‘(vom Wasser) hinund herschlagen, wogen’.
Schwabenheim an der Selz, 962 Suaueheim, 1023 Suabheim, 1140 Suapeheim. Germanisch Swaebo haim, Wohnung der Schwaben.
Schwäbisch Gmünd Wahrscheinlich relativ frühe Siedlung, die zum frühen Besitz der Staufer gehörte, schon bei der ersten Erwähnung 1162 als Stadt bezeichnet, seit 1802/03 württembergisch, äußere Stadtmauer, Fünfknopfturm, Königsturm, Glockenturm des Heilig-Kreuz-Münsters, St. Salvator. 782 (Frankrich Mitte 9. Jahrhundert) Gamundias, 1162 (Kopie 15. Jahrhundert) Gimundin, 1188 Gemunde [Original], 1498 bi Swebischen Gemind [Original]. Gemünd geht auf althochdeutsch gimundi ‘Mündung’ zurück, bezieht sich auf die Einmündung mehrerer Seitenbäche in die Rems. Der am Ende des 15. Jahrhundert aufkommende Namenbestandteil Schwäbischwar bis 1805 amtlich und erneut seit 1934 und dient zur Abgrenzung von zahlreichen weiterem GemündNamen. So Neckargemünd, Rhein-Neckar-Kreis.
Schwäbisch Hall 1100 villa, sicher seit 1226/31 urkundlich als Stadt bezeichnet, seit 1802 württembergisch und seit 1960 Große Kreisstadt. Bankenwesen, St. Michael, Urbanskirche, Großcomburg, Hohenloher Freilandmuseum, Johanniterhalle, St. Katharina, Kunsthalle Würth. 1037 (Kopie1090/1100) Halle superior, 1190 Halla in Suevia, 1228 Halle, 1434 Schwebischen Halle; Schwäbisch Hall (1934). Der alte Name Halle gehört zu mittelhochdeutsch hall ‘Salzquelle, Salzwerk, Saline’, althochdeutsch hall in halasalz ‘Steinsalz’, hallhu ̄s ‘Salzbergwerk’ und weist auf schon in frühgeschichtlicher Zeit ausgebeutete kontinentale Salzvorkommen hin, die auch sprachlich von Meersalz unterschieden werden. Umstritten ist nur die Herkunft des Appellativs. Die oft erwogene Beziehung zu althochdeutsch halla, mittelhochdeutsch halle ‘Halle’ im Sinne von ‘Salzhalle’ ist sprachlich möglich, überzeugt aber semantisch nicht. Frühneuzeitliche Komposita wie salzhalle sind angesichts der althochdeutschen Beleglage eher volksetymologische Verdeutlichungen. Das Wort führt wohl wie d. Salz auf indogermanisch *sal‘Salz’ zurück und lautet auch im Keltischen sal. Nur im Inselkeltischen findet sich mit britischer Lenisierung im Anlaut hal, bretonisch auch holen ‘Salz’; dies kann aber nicht direkt auf die (süd-) deutsche Ortsname eingewirkt haben. Vorgeschlagen wurde auch eine Herkunft aus dem Griechischen, eingebürgert hat sich die Bezeichnung vielleicht durch Vermittlung von mittelalter medizin-lateinischhalitum violaceum ‘Steinsalz’. Der im 15. Jahrhundert aufkommende Namenbestandteil Schwäbischwar bis 1802 amtlich und erneut seit 1934. Er dient zur Abgrenzung von zahlreichen weiterem Hall-Namen und markiert zunächst die Einbeziehung des Orts in den staufischen Machtbereich, im 15. Jahrhundert die Abgrenzung zu dem für das Herzogtum Franken zuständigen Landgericht Würzburg. So Halle (Saale); Halle (Westf.), Kreis Gütersloh.
Schwafern, (Bei Haaren) 1036 Suafharon.
Schwafheim, Moers) 1000 Suabhem, , 1097-1105 Suafheim. Germanisch Swaebo haim. Schwabensiedlung.
Schwalbach=Burgschwalbach. 709 Squalbach, 1222 Sualbahc.
Schwaig Schwaiger Schloss aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert, ehemalig Wasserschloss im Ortsteil Malmsbach, Tucher-Schloss, ein Barockschloss im Ortsteil Behringersdorf. 1304 Swaig, 1504 Schwaig. Von Chr. Beck mit althochdeutsch sweiga ‘Weideplatz’ identifiziert.
Schwaigern Ort der Merowingerzeit, im 12. Jahrhundert gleichnamige Adelsfamilie, 1372 Stadt und seit 1805/06 württembergisch. Kunststoffverarbeitung, Weinbau, Schloss Schwaigern, Hexenturm, Schlosskapelle, Alte Stadtkelter, Karl Wagenplast-Museum. 766 (Kopie 12. Jahrhundert) Suegerheim, 787 (Kopie 12. Jahrhundert) Sueigerheim, 976 (Kopie 18. Jahrhundert) Suueigera. Nach Ausweis der frühen Belege handelt es sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim; dem Bestimmungswort liegt althochdeutsch sweigari ‘Rinderhirte, Pächter’, mittelhochdeutsch sweiger ‘Bewirtschafter eines Viehhofs’ zugrunde. So Schwaigern, Ortsteil von Frankenmarkt.
Schwaikheim Zunächst im Besitz des Klosters Lorsch, Mitte des 13. Jahrhundert Besitzungen durch das Stift Backnang, die 1453 an Württemberg verkauft wurden. Alte Schmiede, Alte Scheuer, Milchhäusle. 853 (Kopie 12. Jahrhundert) Suenincheim, 12. Jahrhundert (Kopie16. Jahrhundert) Sweicheim, 1293 Sweikhein [Original], 1442 Sweyckheim [Original]. Schwaikheim ist mit dem Suffix-ingheim vom Personennamen Swein/*Sweino abgeleitet und bedeutet ‘Wohnstätte bei den Leuten des Swein/Sweino’. Es ist daher von einer ursprünglichen Form *Sweiningoheim auszugehen, deren Genitiv-Plural -oregelhaft ausgefallen ist. Der Konsonant -k entsteht durch Zusammenziehung von -ingheim wie etwa -kofen aus -inghofen. Dabei kann die volksetymologische Anlehnung an mittelhochdeutsch sweige ‘Rinderherde, Viehhof ’ eine zusätzliche Rolle gespielt haben.
Schwalbach (Saar) Im Mittelalter Kirchort im Erzbistum Trier, Zugehörigkeit zur Grafschaft Saarbrücken und zum Herzogtum Lothringen, 1794 Französisch, 1815 preußisch, 1920 Völkerbundverwaltung; 1935 Rückgliederung ins Reich; 1982 Bildung der heute Gemeinte aus den Gemeinte Elm, Hülzweiler und Schwalbach. Seit Mitte des 18. Jahrhundert Kohleförderung. Schmiede und Schlossermuseum. 1131/53 Swalpach, 1237 Sualpach [Original], 1311 Swalpach [Original]. Ursprünglich Gewässername auf-bach mit erst mittelhochdeutsch belegtem swal ‘Schwall, hohes Wasser’ als Bestimmungswort. So Schwalbach am Taunus.
Schwalbach am Taunus Zahlreiche Schenkungen im Ort an das Kloster Lorsch sind bereits im 8. Jahrhundert nachgewiesen. In die Besitzund Herrschaftsnachfolge traten u.a. die Herren von Falkenstein sowie von Eppstein-Königstein. Seit dem späten 16. Jahrhundert gehörte der Ort zu Kurmainz, 1803 zu Nassau-Usingen. Durch den Bau der Limesstadt seit Anfang der 1960er Jahre verdreifachte sich die Einwohnerzahl des bis dahin nur zögerlich gewachsenen Ortes. Verleihung des Stadtrechts 1970. 781 (Kopie) Sualbach, 782 (Kopie) in Sulbacher marca, 1300 Schwalbach. Zu mittelhochdeutsch swal ‘Schwall, Quelle’, dem ein althochdeutsch *swal neben *swellan (germanisch *swal-jan), mittelhochdeutsch swellen ‘schwellen’ zugrunde liegt.
Schwalenberg, (Münsterbrock) 1134 Sualemberg. Germanisch swalwon-, Schwalbe + berga, Berg.
Schwalmstadt Entstanden 1970 durch den Zusammenschluss der Städte Treysa und Ziegenhain mit den umliegenden Dörfern. Treysa im 9. Jahrhundert als Hersfelder Besitz nachgewiesen. Später Hersfelder Lehen der Grafen von Ziegenhain, welche die Stadtbildung (Mitte 13. Jahrhundert) fördern. In Ziegenhain wird eine Burg Mitte des 11. Jahrhundert errichtet. Diese ist Sitz der 1144 erstmals genannten Grafen von Ziegenhain. Um 1240 Ausbildung der Burgsiedlung zur Stadt. Gerichtsund Amtssitz. Nach dem Aussterben der Ziegenhainer 1450 an die Landgrafen von Hessen. Seit dem 16. Jahrhundert Ausbau zur Landesfestung. Seit 1821 Kreisstadt des neugebildeten Kreises Ziegenhain (bis Ende 1973). Treysa: 9. Jahrhundert Treise, 1270 Trese, 1276 Treyse, 1317 Treiss, 1420 Treisa. Ziegenhain: 1144 de Cigenhagen [Original], 1149 Czegenhagen, 1308 Ciginhan, 15. Jahrhundert Czigenhain. Ortsname Treysa eventuell zu althochdeutsch treis, mittelhochdeutsch tris, mittelniederdeutsch dr ̄esch ‘ruhender Acker’. Da es sich bei dem zahlreichen Ortsnamen auf Dreis/ Treis/ Trais um Ableitungen von Gewässername handelt, dürfte hier eine Anknüpfung an dreis ‘Sauer-, Mineralwasser wahrscheinlicher sein. Bestimmungswort im Ortsname Ziegenhain zu althochdeutsch ziga, mittelhochdeutsch zige ‘Ziege’. Mit der um 1050 genannten Siggenbrucca (heute Flurname Seckenbrücke südlich von Ziegenhain) besteht kein etymologischer Zusammenhang. Dieser Name geht auf einen Personennamen Siggo zurück. Zum Grundwort vgl.-hagen und-hain. Der Ortsname Schwalmstadt zum Flussnamen, der zu althochdeutsch swellan ‘(an)schwellen’ zu stellen ist. Grundwort -statt.
Schwalmtal (Niederrhein) Gemeinte im Kreis Viersen, Reg.-Bez. Düsseldorf. Die Gemeinde ist 1970 durch Zusammenschluss von Amern und Waldniel entstanden. Flussname 1322 tuschen der Masen, der Sualmen ende der Netten [Original]. Der Ortsname ist nach dem Typ Wuppertal, Nettetal, Ennepetal auf der Grundlage des Flussnamens gebildet. Namengebend ist die Schwalm, niederländisch Swalm, die bei Swalmen (Ende 12. Jahrhundert de Sualmo, 1239 in Swalmene [Original]), Gemeinte Roermond, Provinz Nederlands-Limburg, NL, in die Maas mündet. Der Flussname ist wie das Appellativ frühNeuhochdeutsch schwalm ‘Strudel’ offenbar mit dem Suffix -mavon der Basis germanisch *swell(ablautend *swall-) ‘anschwellen’ gebildet, wobei der Doppelkonsonant in der Wortbildung verkürzt wurde. Bezeichnet wird so ein Gewässer, das stark anschwillt/anschwellen kann. Zahlreiche Parallelen sein dar. So Schwalmtal, Vogelsbergkreis, Reg.-Bez. Gießen.
Schwanau Schwanau entstand im Jahre 1972 durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinte Allmannsweier, Nonnenweier, Ottenheim und Wittenweier. Handwerksund Dienstleistungsbetriebe, Hightechunternehmen, Pfarrkirche, Fachwerkhäuser. Schwanau (1972). Die neu gebildete Gemeinte nahm den Namen der ehemaligen linksrheinisch gelegenen Burg Schwanau (Gemeinte Gerstheim, Département Bas-Rhin, Elsass) an. Dabei handelt es sich um eine Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort althochdeutsch swan, swano, mittelhochdeutsch swan, swane ‘Schwan’ und dem Grundwort-au.
-schwand / -schwend. Das von althochdeutsch swenden (swantjan), mittelhochdeutsch swenden ‘vernichten, ausreuten, schwinden machen’ (= Kausativ zu althochdeutsch swintan, mittelhochdeutsch swinden, Neuhochdeutsch schwinden) gebildete Subtantiv althochdeutsch / mittelhochdeutsch swant Maskulinum, althochdeutsch swent ̄ı, mittelhochdeutsch swende Feminin begegnet auch gutturalisiert als -schwang / -schweng(i) sowie als Kollektiv -geschwand / -geschwend und ist fast nur im OBand, besonders im Alemannisch sehr verbreitet. Damit wurde offenbar eine bestimmte Rodungsart bezeichnet: ‘die Bäume durch Abschälen der Rinde zum Absterben bringen beziehungsweise danach eventuell abbrennen’. Es scheint dann auch direkt in der Bedeutung ‘abbrennen’ oder ‘roden’ gebraucht worden zu sein. Damit vergleicht es sich mit den Namen auf -sang / -seng / -aseng, die auf das von althochdeutsch bisengen, mittelhochdeutsch sengen ‘verbrennen’ abgeleitete Substantiv aalthochdeutsch *sang Feminin/ a ̄sang Maskulinum, mittelhochdeutsch Dativ Singular senge Feminin / a ̄sanc Maskulinum zurückgehen. Es dürfte sich dabei um Brandrodung von Niederwald beziehungsweise Buschwerk zur Gewinnung von Nutzland gehandelt haben (Sangerhausen, Landkreis Mansfeld-Südharz). Schließlich gehören hierher auch die mit Brand/ -brand gebildeten Namen (Brandenburg an der Havel).
Schwandorf 1234 Sitz eines wittelsbachischen herzoglichen Amtes, 1286 Sitz eines Dekans, 1299 städtische Verfassung, Mitte 15. Jahrhundert vollständige Stadtrechte, seit den 1860er Jahren Eisenbahnknotenpunkt, bis zum Jahr 1972 kreisfreie Stadt. Stadtmuseum, historischer Felsenkeller, Oberpfälzer Künstlerhaus. Circa 1006 Suainicondorf, 1010–1020 Suueinicandorf, 1472 Swaingdorf [Original]; Schwandorf [Original] (circa 1600). Grundwort der anzusetzenden Ausgangsform althochdeutsch *Sweinikk-in-dorf ist althochdeutsch dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Häusergruppe von mehreren Gehöften’ (-dorf ). Als Bestimmungswort kann man wohl den Personennamen *Sweinikko erschließen, der im Genitiv schwach flektiert auf -in (dieses genitivische Flexionselement wird bereits in spätalthochdeutsch Zeit abgeschwächt und daher u.a. auch mit -o und -a verschriftet) an das Grundwort gefügt wird und bereits in der Erstbelegform zu einfachem -k (hier in der Schreibvariante -c-) reduziert erscheint. Die -u beziehungsweise -uu chreibungen stehen für -w-. Mittelhochdeutsch s vor w wird zum Neuhochdeutsch hin regelkonform zu sch palatalisiert. Durch die mittelhochdeutsch Abschwächung bis hin zum teilweisen Ausfall der unbetonten Nebenbeziehungsweise Mittelsilben erklärt sich die Belegform Swaingdorf. Von solchen im Bestimmungswort verkürzten Ortsnamen-Formen ausgehend konnte vor dem Hintergrund der mundartlichen Entwicklung von ei zu a im Nordbairischen später leicht die (fr)Neuhochdeutsch Gänsevogelbezeichnung Schwan in den Namen eingedeutet werden. Der Ortsname Schwandorf ist somit ursprünglich als ‘Gehöft/Landgut/Häusergruppe von mehreren Gehöften, das/die nach einer Person namens *Sweinikko benannt ist’ zu deuten.
Schwanewede 1203 de Suanewede [Original], 1278 de Swanewede, 1539 van Swanewede [Kopie16. Jahrhundert]; Schwanewede (1791). Bildung mit einem in altsächsisch widu-, mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’ belegten Grundwort Da der Ansatz von altsächsisch swan ‘Schwan’ in Verbindung mit dem Grundwort auf semantische Probleme stößt und altenglisch sva ̄n, altsächsisch sv ̄en ‘Schweinehirt’ anderen Vokalismus aufweist, ist vermutlich von einem zu altsächsisch swan gehörenden Frauennamen Swana im Bestimmungswort auszugehen.
Schwanheim, 880 Suenheim, 882 Sueinheim. Germanisch swanas, zu swana, swainja-, Hirt, Knecht + haima-, Wohnung.
Schwansbell, (Lunen) 10-1100 Suanasbugila, germanisch swanas, zu swana, Schwan + bugila, Hügel.
Schwadorf, (Bruhl, Köln) 1109 Svauenthorp, 167 Suaendorp. Germanisch Swaebon porpa-, Siedlung des Swaebo.
Schwafern, (bei Haaren) 1036 Suafharon.
Schwafheim, (Moers) 1000 Suabhem, Suafhem. Germanisch Swaebo haim. Schabensiedlung.
Schwalbach=Burgschwalbach. 790 Squalbach, 1222 Sualbahc.
Schwalenberg, (Münsterbrock) 1134 Sualemberg. Germanisch swalwon-, Schwalbe + berga, Berg.
Schwanheim, (Frankfurt am Main) Suenheim. Germanisch swaina, Hirt, Knecht.
Schwarmstedt Die Ländereien in Schwarmstedt zunächst im Besitz des Hochstifts Minden, später welfisch; Kirchspielort und Herkunftsort eines adligen Geschlechtes. 1153–67 Svarmenstide [Original], um 1200 Swarmeste, um 1260 Swarmestede [Kopie]; Schwarmstedt (um 1600). Bildung mit dem Grundwort-stedt. Als Bestimmungswort ist nicht altsächsisch, mittelniederdeutsch swarm ‘Schwarm, Menge’ anzusetzen, da dieses stark flektiert. Vermutlich dürfte ein nicht mehr erhaltener Gewässername anzusetzen sein, der mit -n-Suffix abgeleitet ist und entweder mit altsächsisch swarm ‘Schwarm, Menge’ (vgl. auch altnordisch svarmr ‘Taumel’) etymologisch zusammengehört (zu indogermanisch *suer‘ surren, tönen’) oder mit anlautendem -szu einer -m-Erweiterung von indogermanisch *uer‘ drehen, biegen’ gehört.
Schwarzbach, (Hasselbeck-Schwarzbach) mitten 1200 iuxta amnem Svacepe.
Schwarzenburg, (Lockweiler) 1217 de Nigro monte. Germanisch swarton, zu swarta, schwarz + berga, Berg.
Schwarz(en)-. Das Farbadjectivisch schwarz erscheint, wie besonders auch weiß, rot, blau oder-grün, meistens im Dativ Singular -en und nimmt Bezug auf augenfällige Farbgebungen in der Natur, z.B. auf die Lage im dunklen Wald ( Schwarzenberg/Erzgeb., Erzgebirgskreis, SN), auf einen hellen Sandsteinfelsen ( Weißenfels, Burgenlandkreis, ST), auf rote Mauersteine ( Rothenburg ob der Tauber, Landkreis Ansbach, BY), auf einen Gewässername ( Blaubeuren, Alb-Donau-Kreis) oder auf eine Wiesenniederung (Gronau (Westfalen), Landkreis Borken; Gronau (Leine), Landkreis Hildesheim). Zu beachten ist, dass gelegentlich nicht Farbbez., sondern Personennamen als Bestimmungswort vorkommen (Grünstadt, Landkreis Bad Dürkheim).
Schwarzlosen, Groß und Klein. Mitten 1200 Svatesele. Germanisch swarta-, schwarz + Sali, ein räumiges Haus.
Schwarzenbach an der Saale Ortsgründung vor unklarem herrschaftsgeschichtlichem Hintergrund (vermutlich Haus Andechs), bis 1373 unter Vögten von Weida, danach unter Burggrafen von Nürnberg beziehungsweise Markgraf von Brandenburg-Kulmbach / (seit 1603) -Bayreuth, 1792 preußisch, 1810 bayerisch, 1844 Stadtrecht, Mitte 19. Jahrhundert Industrialisierung (Porzellan, Granit, Textil). 1322 Swertzenbach [Original], 1430 Swarczenbach; Schwarzenbach an der Saale (1797). Gewässername beziehungsweise Siedlungsname zu althochdeutsch swarz-schwarz und-bach; differenzierende Erweiterung mit Gewässername Saale. Unser Erstbeleg (wie auch weitere Schreibungen mit -e im 14. und frühen 15. Jahrhundert) indiziert einen Sekundärumlaut und somit eine Namensbildung vor 900. So Schwarzenbach a. Wald, Landkreis Hof, Reg.-Bez. Ofr.
Schwarzenbek 1291 erstmals urkundlich erwähnt, Ende 15. Jahrhundert an Sachsen-Lauenburg, 1689 bis 1815 zu Hannover (und damit zur englischen Krone), 1815 zu Dänemark, 1864 zu Preußen, 1953 Stadtrecht. 1291 de Swartenbeke [Original], 1335 Swartenbeke, 1429 unse hove ... unde Zwartenbeke; Schwarzenbek (seit der Rechtschreibreform Ende 19. Jahrhundert). Die Ortsbezeichnung ist maßgeblich geprägt durch die Lage der Siedlung an einem Gewässer, dem Schwarzen Bek. Die mittelniederdeutsch Wendung to deme swarten beke ‘zum schwarzen Bek’ weist den Ortsname n Schwarzenbek als denjenigen Ort aus, der am schwarzen Bach liegt. So Schwartenbek, Ortsteil Kiel.
Schwarzenberg (im Erzgebirge) Im 12. Jahrhundert als Befestigungsanlage zum Schutz eines Handelsweges angelegt, Stadtgründung um 1300, Städtchen bis zum 19. Jahrhundert, 1946–1958 Uranbergbau. 1282 Swartzenbergk, 1464 Swartzenberg, um 1460 Swarczenburck, 1533 Schwaczenbergk. Offenbar alter Burgname mit dem Grundwort-burg, in dessen Bestimmungswort das mittelhochdeutsch Adjectivisch swarz ‘schwarz’, mit Bezug auf den dunklen Erzgebirgswald, steht. Dieses ist auch enthalten im Bachnamen Schwarzwasser, das in Alstsorbisch, * Cornicao zu ˇcorny ‘schwarz’ genannt wurde (1118 Scurnica). So Schwarzbach, Landkreis Greiz, und Landkreis Oberhavel, Schwarzenreuth, Ortsteil von Neusorg.
Schwarzenbruck Seit dem 11. Jahrhundert bezeugte Siedlung am Übergang einer alten Handelsstraße, an der später auch Nürnberg entstand, über die Schwarzach. 1025 (Kopie 14. Jahrhundert) Swarzahapruca, (Kopie12. Jahrhundert) Suarzabruccirca Grundwort des Namens ist -bruck, -brück/bruck/-brücken, die oBand umlautlose Form von Brücke; das Bestimmungswort ist aus dem Gewässername Schwarzach verkürzt. Die Namengebung ist durch den Flussübergang motiviert.
Schwarzenfeld 1015 Suarzinvelt [Original], circa 1140–1160 Swarcenvelt, 1326 Swærtzenuelt; Schwarzenfeld (1350 Kopie1696). Bestimmungswort der für den Ortsname anzusetzenden Ausgangsform althochdeutsch *Swarzin-felde ist das Adjektivisch althochdeutsch swarz ‘schwarz’, Grundwort ist althochdeutsch feld (> mittelhochdeutsch velt) ‘Ebene, Flachland; ebenes, offenes, anbaufähiges Land, Feld; Kampfplatz, Kampffeld; Fläche, Ausdehnung’ ( -feld). Der Ortsname dürfte aus der Stellenbezeichnungalthochdeutsch-bairisch*(za/ze/b ̄ıdemo) swarzinfelde mit der Bedeutung ‘(Siedlung) an/bei dem schwarzen Feld’ hervorgegangen sein. Die ursprüngliche Namensform althochdeutsch *Swarzin-felde entwickelte sich durch die mittelhochdeutsch Abschwächung der unbetonten Nebensilbe von -inzu -enund Apokope der auslautenden Dativ-Singular-Endung -e regulär zu mittelhochdeutsch *Swarzenvelt. Mittelhochdeutsch s vor w wird zum Neuhochdeutsch hin regelgemäß zu sch palatalisiert. Die Schreibung -u im Erstbeleg steht für -w-. Der u.a. in der Belegform von 1326 bezeugte Sekundärumlaut -æ-, der später in Anlehnung an das (nicht umgelautete) Adjectivisch (fr)Neuhochdeutsch schwarz wieder beseitigt wird, lässt den Schluss zu, dass der Ortsname wahrscheinlich bereits vor dem 10. Jahrhundert entstanden sein muss, da in Nordostbayern die phonetisch-phonologischen Umlautbedingungen etwa ab dem 10. Jahrhundert durch die allmähliche Abschwächung unbetonter Nebenbeziehungsweise Mittelsilbenvokale nicht mehr gegeben waren. So Schwarzenwang, Reg.-Bez. Stuttgart.
Schwedt/Oder Eine slawische (pommersche) Burg mit Burgsiedlung an altem Oderübergang; Stadtgründung durch die Markgraf von Brandenburg (1256 civitas); seit 1689 Residenz derselben (Schloss Monplaisir). Erdöl-, Papierindustrie, Endpunkt einer Erdölpipeline aus Russland. 1265 Scwet, 1321 Zweth [Original]; Schwedt (1775). Slawische/altpolabisch *Svˇet, ein einfacher Name zu svˇet ‘Licht’, urslawische *svˇetiti ‘scheinen, leuchten’, in Brandenburg ein häufiger Gewässername, als ‘helles, blankes Gewässer’ zu erklären; hier Ben. nach einer Odererweiterung oder einer Lichtung im Gegensatz zum Wald. Der Zusatz bestimmt die Lage an der Oder, Frankfurt (Oder), Vgl. Schwedtsee an der uckermärkischen Grenze.
Schweich 752 (Kopie 11. Jahrhundert) Soiacum, 762 (Kopie 10. Jahrhundert) Soiacum, 1103 (Kopie) Sueche, 1136 (Kopie) in Sueche, Mitte 12. Jahrhundert [Original] Suueche, 1212 [Original] Sweicha, 1222 Sueyghe, suueghe, 13. Jahrhundert (Kopie) apud Sueiche, 1291 Sueche, 1330 Sweych, 1569 Schweich. *So[g]iacum, ‘Praedium des Sogius’, galloromanisch Ableitung von Personennamen *Sogius mit Suffix -ako-.
Schweinfurt Seit dem 7. Jahrhundert nachgewiesene Siedlung, vom 12. Jahrhundert bis 1802 Reichsstadt, danach kreisfreie Stadt im bayerischen Bezirk Ufr. Museum Otto Schäfer, Museum Georg Schäfer. Circa 720 Suinuurde, 791 in Suuinfurtero marcu, 1033 Suinvurt, 1352 Sweinfurt, 1508 Schweinfurt. Das Grundwort -furt weist auf die Lage der Siedlung bei einem Übergang über den Main. Das Bestimmungswort zeigt Diphthongierung zu -ei und führt daher auf eine Form althochdeutsch sw ̄ın mit Langvokal, die mit der Tierbezeichnung sw ̄ın st. ‘Schwein’ identifiziert wird oder auch an das stark Verb althochdeutsch sw ̄ınan ‘schwinden, abnehmen, kleiner werden’ angeschlossen worden ist. Beide Anschlüsse ergeben keine überzeugende Deutung. Gegen die Deutung ‘Schweinefurt’ ist eingewandt worden, dass Schweine nicht durch Furten getrieben werden; eine Deutung als ‘schwindende Furt’ im Sinne von tiefer werdendem Wasser erscheint als gezwungen.
Schweinheim, (Kalk) 1199 Suenheim.
Schwelgern, (Duisburg) mitten 1200 Sualengeron. Germanisch swalwon-, Schwalbe + gaizan, spitzes Landstuck.
Schwemlingen, 1100 Svaemedinga.
Schwelm Entstanden bei einem Fronhof nahe einem Fernweg von Köln zum Hellweg, 1496–1501 und seit 1590 Stadt. Seit dem Mittelalter Textilgewerbe, wirtschaftliches Zentrum der Grafschaft Mark, 9./10. Jahrhundert villa Suelmiu [Original], 11. Jahrhundert de Suelmiu, 1085 Suelme. Der Ortsname beruht auf dem Gewässername Schwelme. Die Basis dieser Suffixbildung liegt auch in weiteren europäischen Gewässername vor, ebenso in altsächsisch, althochdeutsch, altenglisch swellan ‘schwellen’, mittelhochdeutsch swal, Neuhochdeutsch Schwall. Dagegen gelegentliche Angaben in der Literatur keiner der frühesten Belege auf -in ausgeht (vielmehr: -iu, -e), liegt beim Gewässername eine Bildung mit -m-Suffix vor; das von Schmidt erwogene -mina ist auszuschließen. Die Werdener Belege auf -iu zeigen, dass der Ortsname als -jo ̄-stämmige Bildung zum Gewässername *Swel Mittelalteraufzufassen ist, wodurch die Siedlung als ‘Ort an der Schwelme’ benannt wurde.
Schwendi Schwendi entstammt der jüngeren Ausbauzeit, 1129 Erwähnung von Edelfreien von Schwendi, 1406 größere Teile an das Ulmer Spital, seit 1552 Marktrecht und seit 1810 württembergisch. Holzverarbeitung, Heiztechnologie, Bulldogmuseum, Schlossmühle Schwendi, Pfarrkirche, Weishaupt Forum, Annakapelle, Webermuseum. Um 1100 Seveindi, 1181 Swendine. Es handelt sich wohl um eine Stellenbezeichnung, die zu althochdeutsch swendi ‘Vernichtung’, mittelhochdeutsch swende ‘durch Rodung gewonnenes Weideland’ gehört. Das alte -i im Auslaut wurde in Anlehnung an den Namen der Edelfreien von Schwendi wiederhergestellt. So Schwenda, Landkreis Mansfeld-Südharz.
Schweppenhausen, 1044 Sueppenh(usun), 1066 Sueppenhusun.
Schwerbach, 963 Sueruena, 1176 Sueruene.
Schwerin (Mecklenburg) Landeshauptstadt, kreisfrei, 95 551 Einwohner, im Westteil des Bundeslandes, in wald und v. a. wasserreicher Region, s der Ostsee. Im 11. Jahrhundert slawische Besiedlung mit Burg, Ersterwähnung um 1018, 1160 Eroberung der Burg durch Sachsen und Gründung der Stadt mit anschließender Verlegung des Bischofssitzes in die Stadt, 1348 Hauptstadt des nunmehrigen Herzogtum Mecklenburg (seit 1815 Großherzogtum), 1952 Bezirkshauptstadt, 1972 Großstadt, 1990 Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, 2009 Bundesgartenschau in Schwerin. Seit jeher durch Regierungssitz geprägt, h. außerdem u.a. Landesfunkhaus, Landeshauptarchiv sowie mittelständische Betriebe, Handel und Dienstleistungsgewerbe. Um 1018 Zuarina (Thietmar von Merseburg), 1150 Suerin, 1154 in Zwrinensem, 1170 Zwerin, 1174 Zvarin; Schwerin (1237). Der Ortsname liegt ein altpolabischer Flurname *Zvˇerin mit dem Suffix-in zugrunde, das sowohl possessiv Funktion haben als auch zur Stellenbezeichnung dienen konnte. Das Grundwort altpolabisch *zvˇe ́r ‘(wildes) Tier’ lässt auf eine Bedeutung ‘Ort mit (vielen) wilden Tieren’ oder einen ‘Ort für wilde Tiere, Wildgehege’ schließen und meinte somit entweder einen guten Jagdgrund oder (weniger wahrscheinlich) ein Gehege in der Art eines Tiergartens. So U. a. Alt Schwerin, Landkreis Müritz.
Schwerte 963–73 Suverte, um 1150 Sverte, 1213 Swirte. Der Ortsname ist zu altsächsisch swart ‘schwarz’ zu stellen und mit einem -j-haltigen Suffix gebildet, das zu einer Bezeichnung *Swartjo ̄ > *Swertia > Swerte ‘Stelle, an der sich etwas Schwarzes befindet’ führt. Der Ableitungstyp ist in wfl. Ortsname gut bezeugt. Eine Suffixbildung mit der entgegengesetzten Farbbezeichnung ist Witten, rund 16 km w an der Ruhr gelegen. Das Benennungsmotiv bleibt unklar. Mit Derks ist an eine moorige Stelle oder einen dunklen Wald zu denken.
Schwetzingen 766 (Kopie 12. Jahrhundert) Suezzingen, 9. Jahrhundert (Kopie12. Jahrhundert) Suezzinga, 1071 Swezingun. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem sonst nicht bezeugten Personennamen *Swezzo; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Swezzo’.
Schwieberdingen-Hemmingen. Gemeimdeverwaltungsverband der beiden namengebenden Gemeinte im Landkreis Ludwigsburg, 18703 Einwohner, circa 10 km wsw Ludwigsburg im Strohgäu und auf der rechten Seite der Glems im sw Neckarbecken gelegen, Reg.-Bez. Stuttgart. Hemmingen: Laurentiuskirche. Schwieberdingen: Frühe Siedlung, 1339 von den Grafen von Vaihingen an Württemberg, 1707 Schwieberdinger Vertrag, 1807 zum Oberamt Ludwigsburg. Ortsmuseum, Georgskirche, Schwieberdinger Schlössle, Stumpenmühle, Wasserschloss, Katharinenlinde. Hemmingen: 9. Jahrhundert (Kopie 1280–84) Hemmingen, 1257 Hemmingen [Original], 1499 Hemmingen [Original]. Schwieberdingen: 1304 Swiebertingen [Original], 1321 Swiebertingen, 1390 Swiebertingen. Hemmingen: Es handelt sich um eine-ingen-Bildung mit dem Personennamen Hemmi; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Hemmi’. Schwieberdingen: Es handelt sich um eine -ingen-Bildung mit dem Personennamen Swintbert, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Suintbert’. Aus *Swintbertingen wird durch Erleichterung der Dreierkonsonanz -ntb und anschließender Dehnung des -i in nun offener Silbe die dem heutigen Namen zugrunde liegende Form Swiebertingen. So Hemmingen, Region Hannover.
Schwickerath, (Seinsfeld, Trier) 1189 Swickeroth.
Schwirzheim, 943 Souuerdis uilla, 943 Sueuerdesheim.
Sebnitz Deutsches Waldbauerndorf vom Ende des 12. Jahrhundert, planmäßige Stadtanlage um 1250, von 1952–1992 Kreisstadt. Bekannt durch seine Kunstblumenherstellung (seit 1854). Gewässername: 1228/41 Sebniza, Sabniza. ON: 1423 Sebnicz, 1430 Zu der Sebnicz, 1791 Sebnitz. Der Gewässername beruht auf altsorbisch *Zˇab’nica zu ˇzaba ‘Frosch’, also ‘Froschbach’, während eine andere, lautlich mögliche Grundform Zeb’nica zu osorbisch zyba (als zeba) ‘Fink’ weniger zutrifft. Viele Gewässername Zˇabnica in den slawischen Sprachen sprechen für die erste Deutung.
Seckachtal. Gemeindeverwaltungsverband, bestehend aus Adelsheim und Seckach, im Neckar-Odenwald-Kreis, circa 17 km nö Mosbach um die Quellbäche der Schefflenz und der Seckach nahe am Odenwaldrand gelegen, Reg.-Bez. Karlsruhe,.Nachweis Armorbacher Besitzes ab dem 11. Jahrhundert, örtliches Niederadelsgeschlecht von 1276 bis 16. Jahrhundert, ab 1568 war der Ort kurmainzisch und seit 1806 badisch. Skulpturenpark, St. Sebastian, Wasserschloss, Bildstöcke, Bachlehrpfad. 802 (Kopie1 2. Jahrhundert) in Secheimer marca, 805–813 (Kopie 12. Jahrhundert) in Seccaher, 835 (Kopie 12. Jahrhundert) Seggaha, 996 Sekaha, 1387 Secka, circa1526 Seckach. Benannt nach dem Tal, das die Seckach (1303 die bach genant Seckach) durchfließt. Ausgangsform Flussname althochdeutsch *Seck-aha (< *Sikk-aha), Kompositummit dem Grundwort althochdeutsch-ach1 (-aha) und einem zu sickern ‘langsam und anhaltend tröpfeln’ gehörenden Bestimmungswort *sikk (vgl. ripuarisch-niederfränkisch sicken, secken ‘urinieren’, rhein. Flurname Secke Feminin ‘Stelle, wo Wasser hervortritt und träge abfließt’); *sikk ist mit Intensivgemination zu germanisch *seig‘ sinken’ gebildet. Der Beleg 802 (Kopie 12. Jahrhundert) in Secheimer marca enthält mit dem Adjektivisch Secheimer eine hyperkorrekte Klammerform *Seck(ach)heimer. So Seck, Westerwaldkreis).
Seckbach, (Frankfurt am Main) 880 Seckibah. 1057 Sekkebach. Germanisch sagjo-, Riedgras + baki, Bach.
Seedorf (Holsteinische Schweiz)
Seedorf (Niedersachsen), Groß und Klein, (Helmstedt) anfang 1100 Sethorpa, in Sethorpe maiori, in Sethorpe minori.
Seehausen, (kreis Wanzleben) mitten 1200 Sehuson.
Seeg Hochstift-augsburgisch, Besitz des Klosters Stams/Tirol, 1802 an Bayern. Kurort, Sommer und Wintertouristik. 1146 Seegge [Original], 1182 Seeggi, 1337 Seigge; Seeg (1769). Grundwort: althochdeutsch egga ‘Schneide, Spitze, Ecke’, im Allgäu: ‘Geländerücken’. Bestimmungswort: althochdeutsch seo ‘See’. Gesamtdeutung: ‘in den [Seeger] See hineinragender Geländerücken’.
Seehausen (Altmark) Hochstift-augsburgisch, Besitz des Klosters Stams/Tirol, 1802 an BY. Kurort, Sommer und Wintertouristik. 1146 Seegge [Original], 1182 Seeggi, 1337 Seigge; Seeg (1769). Grundwort: althochdeutsch egga ‘Schneide, Spitze, Ecke’, im Allgäu: ‘Geländerücken’. Bestimmungswort: althochdeutsch seo ‘See’. Gesamtdeutung: ‘in den [Seeger] See hineinragender Geländerücken’.
Seeheim-Jugenheim Die im Doppelnamen genannten, seit 1977 zur neuen Gemeinten verbundenen Orte weisen Siedlungsspuren schon seit der Jungsteinzeit auf und dürften im 6./7. Jahrhundert von den Franken neu gegründet worden sein. Seeheim wird schon 874 erwähnt, als Ludwig der Deutsche seine dortigen Güter der Reichsabtei Lorsch schenkt. Es gelangte seit dem Hochmittelalter u.a. über die Münzenberger und die Grafen von Katzenelnbogen an die Schenken von Erbach. Jugenheim, erstmals 1241 genannt, ist seit dem Spätmittelalter unter der Lehnshoheit des Erzbistums Mainz ebenfalls lange im Besitz der Erbacher. Beide kommen 1711 an Hessen Darmstadt, 1918 und 1945 an Hessen. Seeheim: 874 Seheim, (948–951) Seheim (beide Kopie 12. Jahrhundert), 1420 Seheym, 1440 Sehem [beide Original]; Jugenheim: 1310 Guginheim, 1335 Gugenheim, 1430 Gugenhem, 1561 Jugenheim, Gugenheim [alle Or]. Das Grundwort-heim, das in der Oberrhein und Untermainebene sein Hauptverbreitungsgebiet hat, ist in Seeheim nicht, wie in den meisten -heim-Namen – auch Jugenheim – mit einem althochdeutsch Personennamen verbunden, sondern mit einem Appellativum, einer Lage bezeichnest.althochdeutschs ̄eo‘See’(denes vermutlich dort einst gab). Jugen führt zurück auf den swach Genitiv eines Personennamen Go ̄go (> althochdeutsch, frühmittelhochdeutsch -uo> mitteldeutsch mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch -u ̄ -), eventuell „ein aus germanisch Huˇ go romanisierter Goˇ go [...], der dann zu Go ̄ go expressiv gedehnt wurde (wie Hugo > Huˆ go)“. Der palatale Reibelaut J(< G-) ist wohl als Dissimilation zum intervokalischen -g(in der Mundartlich sth. gutturaler Reibelaut!) zu erklären. So Seeheim, Gemeinte im S Namibias; Jugenheim in Rheinhessen.
Seelbach (Westerwald) 1210 Selebach. Germanisch sahljon-, Salweide baki, Bach.
Seelbach. Gemeinte und gleichnamige Verwaltungsgemeimde (mit Schuttertal) im Ortenaukreis, 8324 Einwohner, circa 18 km s Offenburg im Kinzigtal auf der breit ausgebildeten Sohle des Schuttertals im mittleren Schwarzwald gelegen, Reg.-Bez. Freiburg. 1179 urkundlich ersterwähnt,
1427 Marktrecht, 1612 ist Seelbach Bad und seit 1819 badisch. Zigarrenherstellung, Hohengeroldseck, Geroldsecker Waffenschmiede, St. Nikolaus, Schloss Dautenstein, Bergruine Lützelhard. 1179 sellebach. Das Bestimmungswort *selleist aus mittelhochdeutsch selde (althochdeutsch salida) ‘Hütte, Stall’ mit Assimilation /-ld-/ > /-ll-/ entstanden. Benennung nach einer am Bach (Schutter) stehenden Hütte. Die heutige Schreibweise ist volksetymologisch an Seele angelehnt. So Sölden, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald; Sölden.
Seelze 1180 Selessen [Original], 1385 Tzelse, 1791 Seeltze. Ableitung mit -s-Suffix von der Basis *Sal-, die durch den präsuffixalen Vokal -iumgelautet wird. Die Basis ist wohl zu indogermanisch *sal‘ Wasserlauf, Regenguss’ zu stellen. Der Ort liegt an der Leine, worauf sich die Namengebung beziehen wird. Nicht ganz auszuschließen, wenn auch unwahrscheinlicher, ist eine Bildung mit dem Grundwort -hausen und dem Personennamen Sali, Seli. Durch Schwund des ersten Nebentonvokals entsteht Seelze.
Seesen Im 10. Jahrhundert Schenkung des Reichsgutes in Seesen und der gleichnamigen Burg an das Reichsstift Gandersheim; seit dem 13. Jahrhundert in welfischem Besitz; 1278–82 Errichtung eeiner herzoglichen Burg darauf gründend Gericht und Amt; 1428 Stadtrecht; im 19. und 20. Jahrhundert bedeutende Industrieansiedlungen. 966 Sehusen, 974 Sehusa, 1206 Sehusen; Sesen (1318). Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem unflektierten Appellativum altsächsisch s ̄eo, mittelniederdeutsch s ̄e ‘See, Binnengewässer’. Bis auf die Kürzung des Grundworts zu -sen zeigt der Name keine Veränderungen. Deutung also: ‘Siedlung am Binnengewässer’. So Seehausen, Landkreis Stendal.
Seevetal Der 1972 gebildete Name beruht auf der die Gemeinte durchfließenden Seeve. Diese ist 1202 als Sevinam, 1371 als Sevene und seit dem 16. Jahrhundert als Seve, Seeve belegt. Der Gewässername ist auf *Savina zurückzuführen und mit -n-Suffix abgeleitet. Basis der Ableitung ist die zu indogermanisch *seu-, *sew‘regnen, rinnen’ gehörende Ablautstufe *sow-, die zahlreich in europäischen Gewässername wie Save, Sieber u.ä. vorkommt. So † Sevene, Landkreis Holzminden; Sieber, Ortsteil von Herzberg am Harz.
Seffern, 1063 Seferna, 1103 Sephirno, 1222 Sefferne.
Sehl, (Kochem) 1141 Sele. Germanisch Sali, ein räumiges Haus.
Sehlem, (Trier) 1075 Seleheim.
Sehndorf, 1129 Sigendorf.
Seinsfeld, 1140 Simonis uilla.
Seist, (Nierst) 1166 Seist, 1166 Sest. Siehe Kierst.
Seker, (Jerxheim) mitten 1200 Sikere.
Selbeck. (Mühlheim an de Ruhr) 1148 Selebeke.
-sel(e). Germanisch *sal-, altsächsisch seli, mittelniederdeutsch sal / sel, althochdeutsch / mittelhochdeutsch sal Ntr. ‘Wohnsitz, Haus, Halle’ kommt als namenbildendes Element im NW, vereinzelt in SH und im S vor (Bruchsal, Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg), daneben dicht streuend in Nordfrankreich, Belgien und den nord. Ländern. Die ältesten Vorkommen reichen bis in die Landnahmezeit zurück. Im d. S begegnen Ortsname auf -selden, das auf die Ableitung althochdeutsch selida, mittelhochdeutsch selde ‘Wohnung, Haus, Hütte, Herberge’ zurückgeht.
Selb 1357 als Reichslehen dem Geschlecht der Forster übertragen, 1412 von den Burggrafen von Nürnberg erworben, 1426 Markt mit Stadtrecht, neues Stadtrecht seit 1835, ehemalig Bergbaustandort, Zentrum der Porzellanindustrie in Deutschland. 1271 Seluuin [Original], [1326] Selben [Original], [um 1350] Selbm; Selb [Original] (um 1360–65). Unklar ist, ob die Belege 1188 Selhwe und [1189] Selewen hierher gehören. Der Siedlungsname Selb beruht auf dem Gewässername Selb, um 1360–65 Selbe, der auf eine germanische Grundform *Salwjo ̄, d.h. auf eine jo ̄-Ableitung zu dem Adjektivisch *salwa‘ dunkelfarbig’, mit Primärumlaut a > e durch j in der folgenden Silbe zurückgeführt wird. Problematisch ist bei diesem Ansatz die Erklärung der Endungen -in (1271), -en (1326) und -m (um 1350), die nicht als kanzleisprachliche Angleichungen an die bei Siedlungsname häufige Dativ-Plural-Endung -in/-en bewertet werden können. Man sollte daher von germanisch *Salwina, einer Ableitung mit dem bei Gewässername häufigen Suffix -in zum o. g. Adjektivisch, und von einer Rückbildung des Nominativs auf -e aus den obliquen Kasus auf -en ausgehen. In mittelhochdeutsch Zeit wandelte sich w nach l zu b (1326 Selben). Nach Wegfall des -e ergab sich bereits um 1360–65 die Namenform Selb. SO Sölb, Ortsteil von Raisting, Landkreis Weilheim-Schongau.
Selhorst, (Herbern) 1000 Selihurst. Germanisch Sahljon, Salweide + hurst, waldiger Hügel in Sumpfgelände.
Seligenstadt, 1026 Selinganstad.
Seligenstatt, (Seck) 1018 monasterio Salegenstetensi. Germanisch saeligon, zu saeliga, selig, heilsam + stadi, Statte.
Selikum, (Neuss) 1139 Sigilinkheim. Germanisch Sigilingo haim, Wohnung der Leute des Sigilo. ( sigu, Sieg)
Selfkant Die Gemeinde Selfkant wurde 1969 zum größten Teil aus Ortschaften gebildet, die nach dem 2. Weltkrieg unter niederländisch Auftragsverwaltung standen. Mitte 19. Jahrhundert Soavelkant, 2. Hälfte 19. Jahrhundert Selfkant; Gemeinde Selfkant (1969). Der Landschaftsname Soavelkant kam in der Volkssprache erst Mitte 19. Jahrhundert auf. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert gelangte dieser als Selfkant in die Schrift und Amtssprache. Das Bestimmungswort des Ortsname-Kompositums entstammt dem Gewässername Safel, auch Saeffeler Bach (1554 Saeffel), wonach der Ortsname der Selfkantgemeinde Saeffelen. Safel kann als Lehnwort aus lateinisch sabulum ‘Sand’ (vgl. rheinisch savel, niederländisch zavel) gesehen werden und hätte dann einen in sandigem Gebiet strömenden Bach benannt. Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass ein Zusammenhang mit dem voreinzelsprachlichen Gewässerwort *souos besteht, auf das Gewässername wie Save, Savone zurückgehen. Das Grundwort -kant ist Lehnwort aus lateinisch cant(h)us ‘eiserner Radreifen’ mit einer Bedeutungsentwicklung zu ‘stark abgesetzter Rand’, ‘Kante’. Aus dem Maskulinum Geschlecht der Gebietsbezeichnung (der Selfkant) ist zu schließen, dass das Grundwort durch mittelniederländisch cant vermittelt wurde. Die exponierte Randlage des Gebietes am Saeffelbach gab den Landschaftsnamen Selfkant. Ähnlich zum Grundwort der Landschaftsname Waterkant.
Seligenstadt Bereits in römisch Zeit war im Bereich des Ortes ein Kohortenkastell zur Sicherung des Obergermanischen Limes. Urkundlich Ersterwähnung als Ober-Mühlheim im Zusammenhang mit einer Schenkung Kaiser Ludwigs des Frommen an den Karlsbiographen Einhard. Dieser transferierte die zunächst nach Steinbach gebrachten Gebeine der Märtyrer Petrus und Marzellinus 828 nach Ober-Mühlheim, das mit seiner Basilika und dem Benediktinerkloster zum Wallfahrtsort wurde und eine Änderung seines Namens erfuhr. Seit dem 11. Jahrhundert ein Mainzer Eigenkloster. Der Ort wurde seit 1175 als civitas bezeichnet. Reste einer stauferzeitlichen Pfalz sind noch erhalten. Der Mainzer Amtssitz Seligenstadt kam 1803 an Hessen-Darmstadt. 815 (Kopie) superior Mulinheim, circa 836 Saligunstat, 933 in superiori Mulinheim, quod moderno tempore Selgenstat nuncupatur. Zum eigentlichen Ortsname Mühlheim am Main. Die früh einsetzende Namensänderung zeigt die Bedeutung der Maßnahmen Einhards. Das Bestimmungswort ist althochdeutsch sa ̄l ̄ıg ‘selig, Heilbringend’ indersyntaktischen Fügung *ze dero sa ̄l ̄ıgu ̄n stat.
Sellerich, 1300 Selrihc.
Selm 858 Seliheim [Original], 9./10. Jahrhundert Selihem, 10. Jahrhundert Selhem. Der Ortsname ist mit dem Grundwort-heim gebildet, das im Erstbeleg in der althochdeutschen Form heim, sonst altsächsisch h ̄em erscheint. Wie in zahlreichen anderen Ortsnamen wird der Vokal in unbetonter Stellung gekürzt und abgeschwächt. Er schwindet schließlich zusammen mit dem Hauchlaut -h-, sodass nur -m bleibt. Das Bestimmungswort ist zu einem germanischen Stamm *sal zu stellen, der in altsächsisch sellian, altenglisch sellan ‘übergeben, übereignen’ vorliegt, ebenso in den Erstgliedern der genau vergleichbaren Komposita altsächsisch selihof, seliho ̄va, seliland. Die letztgenannten Wörter bezeichnen Güter (hier: Hof, Hufe, Land), die in besonderer Weise direkt die Grundherren zugeordnet sind, indem er sie z.B. direkt bewirtschaftet. Das gleichlautende, aber etymologisch zu unterscheidende altsächsisch seli ‘Saal, Gebäude, Haus’ ist in einem Kompositum mit-heim dagegen weniger wahrscheinlich. Bezeichnet wurde somit ursprünglich eine unmittelbar dem Grundherrn zugeordnete Siedlung.
Selm, (München) 801 Salehem, 2 Hälfte 1100 Silehem. Germanisch Sali-, ein räumiges Haus, + haima, Wohnung.
Selm, (Mehr) 1144 Seleheim, 1167 Selehem.
Selschen, (Ummendorf) Anfang 1100 in Seliscon. Mitten 1200 Seleschen.
Selsingen Früh erwähnt als Kirchdorf (Amt Zeven) und als Standort eines Haupthofes des Bischofs von Verden, auch ein Dienstadelsgeschlecht von Selsingen erscheint in den Quellen, später als von der Kuhla erwähnt. Der Ort gehörte zum Herzogtum Bremen und Verden, 1648 bis 1719 schwedisch, später kurzzeitig dänisch, Verkauf 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Damit 1866 im neuen Reg.-Bez. Stade der preußisch Provinz Hannover eingegliedert. 1946 zum Reg.-Bez. Stade, 1978 dem Reg.-Bez. Lüneburg zugeordnet. 1219 de Selcingen, (1237–1246, Kopie 16. Jahrhundert) in Selcinge, Zelcing(e), 1252 in Selcinge, 1264 Luderus de Scelsinge, 1273 Luderi de Selzinge, 1281 (Kopie 14. Jahrhundert) in Seltsinge, um 1500 to Selsinge, to Selsingen. Bildung mit dem Suffix-ing(en). In der Basis liegt wohl ein durch Einfluss des Zetazismus ( Elze) veränderter Personennamen vor, am wahrscheinlichsten *Selk(o). Dessen Grundlage allerdings ist nur noch schwer zu bestimmen, am ehesten ist vielleicht noch an sal ‘Haus, Saal, Halle’ zu denken, wozu auch Personennamen wie Salabald, Salafrid und zahlreiche Kurzform wie Sali und Seli, Selo, suffigiert: Salich, Selig, Selke, Selking, gestellt werden. Demnach wäre von einer Grundform *Saliking-, *Selk-ing auszugehen. Der Vergleich von Piroth mit dem englischen Ortsname Sawston, alt Selsingetona, Salsingetona, scheitert wohl an der Tatsache, dass im Anlaut von Selsingen ursprünglich kein S gestanden hat, sondern Z-, entstanden aus K(Zetazismus), vorlag.
Selters (Taunus) =Niederselters und Oberselters. Ehemalig berühmte Seltersquelle in Niederselters, auf die der Gattungsname „Selterswasser“ zurückgeht. 772 (Kopie 1183–95) in Saltrissa, [um 750–79] in terminis vill ̨e, qu ̨e dicitur Saltrise, [um 750–79] Seltrese, [um 750–79] (Kopie 13. Jahrhundert) Saltrice, um 1160 Saltrise, 1257 Selterse, 14. Jahrhundert (Abschrift) Saltrice, 1337 Seltirsse; Selters (1404). Derivation mit dem Suffix -issa. Ursprünglich scheint das Suffix Konkretes bezeichnet zu haben. Bei Ortsname auf -issa wird wohl durch das Suffix die Zugehörigkeit zum Begriff des Kernwortes ausgedrückt. Die Deutung, die immer wieder aufgegriffen wurde, stellt eine Verbindung zu „Salz“ her. Unklar ist, ob es sich bei dem Namen um einen alten Gewässername handelt oder ob von einer Stellenbezeichnung auszugehen ist, da -issa nicht nur Bildungselement der Gewässername, sondern auch der germanische Ortsname ist. Die älteste Form Saltrissa geht nach Bach aus Saltarissa hervor. Das -ader unbetonten Mittelsilbe sei unterdrückt worden. Zu fragen ist, wie dabei die mittlere Silbe -arzu beurteilen ist, ob das Element also zum Stamm (Saltar-issa) oder zu dem Suffix (Salt-arissa) gehöre. Bach bietet aus diesen Überlegungen heraus zwei Deutungsvorschläge: Zum einen leitet er es von einem Verbalstamm in Verbindung mit der althochdeutsch Infinitivendung -aro ̄n ab. Saltaro ̄n wäre als ‘Ort, wo es sälzert’ zu erklären, d.h. ‘wo salzhaltiges Wasser oder seine Niederschläge vorhanden sind, wo Neigung zur Salzbildung besteht’. Die zweite wahrscheinliche Möglichkeit bezieht sich auf Maskulina auf -er < -ari. So meint Selters ‘Ort beim Salteri’ d.h. ‘der Stätte, wo Salzwasser oder seine Niederschläge angetroffen werden’. In Bezug auf die Silbentrennung sei von einer gesprochenen Form Sal-trissa auszugehen, da -t vor -r unverschoben bleibt. Ob der Name auf eine indogermanische Wurzel *sal‘ Salz’ als Gewässername oder Stellenbezeichnung zurückzuführen ist, kann abschließend nicht entschieden werden. Auffällig ist, dass sich der Name auf kleinem Raum zwischen Rhein und Rhön fünfmal findet, was gegen einen mehrfach vorkommenden Gewässername spricht. Zu prüfen bleibt, ob eine Verbindung der Selters-Namen im hochdeutschen Bereich zu dem Ortsname Salder (Ortsteil von Salzgitter) und dem Bergnamen Selter bei Einbeck besteht, für die eine Deutung über ein unerklärtes lateinisch Appellativum saltus ‘bewaldete Anhöhe’ diskutiert wird. Wenn es sich bei den Selters-Orten um Quellen handelt, wäre auch eine Verbindung an lateinisch salio ̄, sal ̄ıre ‘sprudeln, rieseln’ denkbar. Eine überzeugende Etymologie steht für den Ortsname Selters noch aus. SO † Selters, Landkreis Gießen; Selters, Wetteraukreis; Oberselters, Ortsteil der Stadt Bad Camberg, Landkreis Limburg-Weilburg; alle Hessen; Selters, Westerwald.
Selters (Westerwald) 1194–1198 Seltersa; Selters (1452). Die Erwähnung von 959 Saltresstraza
meint wohl den Zubringer zu einer wichtigen Fernstraße, der jedoch nicht den Namen des Ortes Selters trug, sondern eine „Sälzerstraße“, d.h. eine Straße von Salzfuhrleuten war. Der Ortsname ist eine Ableitung von althochdeutsch salz ‘Salz’ mit dem Suffix -issa und weist möglicherweise auf Salzabbau in dieser Gegend hin. Er könnte demnach als ‘Salzsiedlung’ gedeutet werden. Das - rin Saltres und Selters(e) ist eine Erweiterung des Suffixes. Auch könnten Franken den älteren hessischer Ortsname in den Westerwald gebracht haben. 1129 de ist nicht eindeutig auf unseren Ort bezogen. So Selters (Taunus), Landkreis Limburg Weilburg.
Selzen, 1158 Selsvn.
Semmenstedt, mitten 1200 Sideminne.
Senden (Schwaben) 1358 Sennden, 1432 Senden, 1468 Senndow, 1473 Sendow. Das Zustandekommen des Siedlungsnamens, der 1432 in seiner gegenwärtigen Form belegt ist, wird unterschiedlich erklärt: 1. Ableitung vom Familiennamen Send (‘Hof eines Send’), 2. die Endung -ow in den Belegen von 1468/1473 spricht für eine Rückführung auf Sand (‘Sandaue, sandige Uferfläche’), der Vokal -emüsste in dem Fall allerdings als Umlaut interpretiert werden, 3. möglich ist auch ein Zusammenhang mit dem kirchengeschichtlichen Begriff Send(gericht), einer Versammlung zu einem kirchlichen Sittengericht. So Senden, Landkreis Coesfeld.
Senden (Westfalen) Um 890 Sendinaon [Original], 1137 Sindenin, 1174–1203 Sendene. Simplex auf der Basis eines germanischen Stammes *samad-, zu dem im appellativischen Wortschatz altsächsisch sand ‘Sand’, altsächsisch send ̄ın ‘sandig’ belegt ist. Auf dieser etymologischen Grundlage ist ein Gewässername *Sendina ‘die Sandige’ anzusetzen, mit dem ein Wasserlauf mit Sandablagerungen oder Sandaufwirbelungen bezeichnet worden ist. Womöglich ist ein Abschnittsname der heutigen Stever gemeint, wo offensichtlich eine erste Siedelstelle gelegen hat. Das ganze Gelände zwischen den Wasserläufen Stever, Rienbach und Dümmer wird relativ feucht gewesen sein. Mit der Dativ-Plural-Bildung dieses Gewässername ist dann der Siedlungsname Sendinaon, Senden gebildet worden.
Sendenhorst 10. Jahrhundert in Séondonhurst [Original], 1139 Herimannus de Sendenhorst; Sendenhorst (1230). Ursprünglich ein FlN, der ein Kompositum aus dem unflektierten altsächsisch Adjectivisch send ̄ın ‘sandig’ als Bestimmungswort und dem Grundwort-horst ist. Das Grundwort beruht auf dem appellativischen altsächsisch hurst, mittelniederdeutsch horst ‘Busch, Strauch, Gesträuch, Gehölz’. Dem liegt etymologisch eine schwundstufige -st-Bildung zu einer indogermanischen Wurzel *kert‘(zusammen-) drehen’ für das Verbinden von Ästen zu Flechtwerk zugrunde. Solches (ausgeschlagene und wieder nachgewachsene) Buschwerk diente zu Abgrenzungs und Befestigungszwecken. Topographisch verwendet, kann horst metonymisch abgewandelt einen umgrenzten Bezirk bezeichnen. Das Bestimmungswort send ̄ın verweist auf die besondere Beschaffenheit dieser Stelle durch Sandboden, so dass der Ortsname Sendenhorst als ‘sandiges Gehölz’ gedeutet werden kann. Dies passt zur Lage der Siedlung Sendenhorst direkt am südlichen Ende des Münsterländer Kiessandrückens.
Senftenberg Burg im sorbischen Umland; 13. Jahrhundert Stadtanlage (1279 civitas). Fachhochschule; bis 1999 Braunkohlenabbau; Senftenberger See (ehemalig Tagebau), Rennstrecke Lausitzring. 1279 Sennftenberc, 1301 Semftenberch, 1410 Senfftenbergk. Eine Zusammensetzung zu mittelniederdeutsch Adjectivisch senfte ‘sanft, sacht, mild’ und dem Grundwort -berg, also ‘ein Ort zum langsam, allmählich ansteigenden Berg’, benannt nach der Lage der Stadt.
Senhals, (Senheim an der Mosel) 1067 Sigenel. Romanisch deminitiv zu folgenden.
Senheim an der Mosel. 1182 Sigenheim, 1188 Sygenheim.
Sensenbach, (Niederwambach) 1220 Sinsibah.
Sensenruth, 1069 Saltiacum riuum.
Sentzich, 1137 Sanceium.
Serkenrode, (Schiliprüthen, (Arn) mitten 1200 Sirencrothe. Germanisch Siguharingo ropa-, Rodung der Leute des Siguhari.
Serm, (Duisburg) 1072 Sermethe.
Semlingen, (Leidingen) 1183 Sermedingen. Germanisch Serwamodingen, bei den Leuten des Sarwamod.
Serrig, 802 Seruiacum, 1052 Serueche. Gallo-romanisch Serviacum, zu Servius gehörig.
Setterich, (Aa) 1140 Setterig.
Settrup, (Osnabrück) 1000 Settorpe.
Seubersdorf (in der Oberpfalz)
Sevenig (Our) (Titz, Aa) 1200 Seuenich.
Sickte 888 Kikthi [Original], 1160 Xikthe, 1239 Zicthe; Sickte (1630). Ableitung mit einem Dentalsuffix, das ohne präsuffixalen Vokal an die Basis tritt. Diese ist als *Kik anzusetzen und vermutlich mit einer in altnordisch keikr ‘nach hinten gebeugt’, keikja ‘verdrehen, biegen’, norwegisch keik ‘Biegung, Drehung’ belegten Erweiterung der indogermanischen Wurzel *gei‘ drehen, biegen’ zu verbinden, wobei im Ortsname Schwundstufe vorliegt. Das anlautende K wird vor -i palatalisiert und spirantisiert, sodass über Tz schließlich S entsteht.
Siddinghausen, (Arn) mitten 1200 Sidinchuson. Germanisch Sidingo husum, zu den Häusern der Leute des Sido, (sidu=, Sitte)
Siddinghausen, (Dt) 1015-25 Sisiginghusun.
Sidessen, (Dt) 1015-25 Sidessun. Germanisch Sidas husum, zu den Häusern des Sido.
Siebenborn, (Maring-Noviand) 1157 Septem fontibus.
Siebeneick, (Neviges) 1033-50 Siunekon. Germanisch sibun aikum. Zu den sieben Eichen.
Sieberhausen, (Hohenborn) 1018 Siburgohusen. Germanische Frauenname Sigiburga + husum, zu husa, Haus.
Siegburg Fränkische Besiedlung, Burg und Siedlung Anfang 11. Jahrhundert im Besitz der Pfalzgrafen, 1058 von Erzbischof Anno von Köln übernommen, der 1064 die Benediktinerabtei St. Michael gründet, bedeutendes Reformkloster, der Abt ab 1182 Grundherr und reichsunmittelbar bis 1676, Siegburg danach zum bergischen Amt Blankenberg gehörig, bedeutende Tuchmacherund Töpferstadt, großer Stadtbrand 1647, ab 1816 Bürgermeisterei und Zentrum des Kreises Siegburg, 1857 Stadtrechte, Industrialisierung ab 1840, Eingemeindungen im 20. Jahrhundert, schwere Zerstörungen im Weltkrieg, h. Verwaltungssitz des 1969 gegründeten Rhein-Sieg-Kreises.1065 Sigeburch [Original], 1068 Siberch. Zusammensetzung aus dem Gewässername Sieg und eher dem Grundwort-berg, was durch die ursprüngliche Lage und die mundartlich Aussprache S ̄ı-bersch bestätigt wird. Der Gewässername ist nicht sicher erklärt. Er gehört wohl am ehesten zu einer mit Seige Feminin ‘Abflussrinne’ zu althochdeutsch s ̄ıgan ‘sinken, fallen, tropfen’, mit grammatisch Wechsel auch (so Dittmaier) Seihe, seihen, althochdeutsch s ̄ıhan ‘seihen, tröpfeln’ gebildeten Wurzel. Ob auch eine Ableitung mit dem keltischgermanisch Suffix -ana vorliegt, ist zweifelhaft, weil die entsprechenden Formen 927 Sigina und 1080 Sigena wohl zum Ortsname Siegen, Kreis Siegen-Wittgenstein, gehören.
Siegen Eisenerzeugung bereits seit dem 6./5. Jahrhundert v. Chr. Der älteste benannte Siedlungskern befand sich am Zusammenfluss von Sieg und Weiß, Neuerrichtung der Stadt auf dem Siegberg, 1303 Soester Stadtrecht. Bergbau, Metallverarbeitung, Textilindustrie. 1079–89 in Sigena, 1224 Sige, 1239 Sigin; Siegen (1258). Der Ortsname beruht auf dem Gewässername der Sieg. Aufgrund seiner ältesten Überlieferung (832 [Kopie 16. Jahrhundert] Segen, 1048 [Kopie12. Jahrhundert] Sigin 11./12. Jahrhundert Siga(m), Sega, Sege; Faust 1965) sind die Ansätze *Sigina und *Siga erwogen worden (Greule). Beide lassen sich an germanisch *sig(w) (< indogermanisch *seik(w)‘ausgießen, seihen, rinnen, träufeln’) anschließen, das in der Wortfamilie um althochdeutsch s ̄ıgan ‘sinken, wanken, sich neigen; herabfließen, herausfließen’ erhalten ist (vgl. auch z.B. althochdeutsch gisig ‘Sumpf, Teich, See’). Setzt man *Sigina als ursprünglich Form an, könnte jedoch auch *Segina als voreinzelsprachlicher Name vorausgegangen sein (Krahe). Der etymologische Anschluss dieses Gewässername wäre schwieriger und am ehesten unter Annahme eines Konsonantenwechsels im Wurzelauslaut (Udolph) an indogermanisch *sek‘ abrinnen, versiegen, sich senken (von Wasser)’ möglich. Eine Lösung ergibt sich ausfolgenden Aspekten: (1) Ein Nebeneinander von zwei unterschiedlich suffigierten Namen für denselben Fluss ist nicht wahrscheinlich. (2) Die ältesten Belege für den Ortsname zeigen nahezu durchweg ein -n-, das in der gesamten Überlieferung bis h. vorherrscht. (3) Gerade die ältesten Belege für den Gewässername sind kopial überliefert. Sie zeigen -n-Formen, während die im Original erhaltenen Belege kein -naufweisen (-m ist eine lateinische Flexionsendung, keine Verschreibung). Daraus ergibt sich: Der ursprünglich Gewässername hat wahrscheinlich *Siga gelautet. Dazu wurde eine Stellenbezeichnung *Sigina (etwa: ‘Stelle an dem Sieg’) mit Nasalsuffix gebildet, die zum Siedlungsnamen wurde. Der Ortsname hat dann die abschriftliche Überlieferung des Gewässername beeinflusst.
Siegenburg 1081–1090 (Kopie des 15. Jahrhundert) Sigenburgk, 1101/02 (Kopievon 1209/10) Sigenburch, 1102–1114 Siginpurg, 1129 Sigenburc, circa 1142–1158 Sienburch, 1670 Sigenburg, 1811 Siegenburg. Aventin deutete 1519–1521 den Namen: haud inde procul certamen fuisse incolae ferunt Segiburgiumque trophaeum esse; vicus est ... et victoriae castellum significat ‘die Einwohner überliefern, dass nicht weit von hier eine Schlacht gewesen sei und Segiburgium ein Siegesmal sei; das Dorf besteht ... und bedeutet „Burg des Sieges“’. Grundwort ist althochdeutsch -burg, burch, purc ‘Burg, Stadt, befestigter Ort, mit Mauern umgebene Ansiedlung’. Als Bestimmungswort kommt der Personennamen Sigo infrage, man kann aber auch den hier mündenden Siegbach, der 1533 als Sig bezeugt ist, als Ausgangspunkt des Siedlungsname annehmen und etwa eine Form *Siegenbachburg ansetzen; der Gewässername wird auf eine Schwundstufe von althochdeutsch s ̄ıgan, s ̄ıgen ‘sinken, herabfließen’ zurückgeführt und als ‘langsam fließendes Bächlein’ erklärt.
Siegersleben, (Eilsleben) mitten 1200 Sigerslove.
Sieglar, (Köln) 1071 Lara. Germanisch hlaeri, waldiges Sumpfland. an der Sieg.
Sielen, (1015-25) Silan.
Sielsdorf, (Hurth, Köln)) 922 Sigeldestorp. Germanisch Siguwaldes(?) porpa, Siedlung des Siguwald.
Siegsdorf 1116–1125 Sieuistorf, circa 1135 Sidesdorf, 1147–1167 Siestorf, 1155 Sigesdorf, 1169 Sichsdorf, 1396 Siechsdorf, 1527 Siegstorff, 1760 Dorf Siegsdorf. Grundwort ist althochdeutsch-dorf, thorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, ländliche Siedlung’; als Bestimmungswort ist der Personennamen *Siwi zu erschließen.
Siek 1273 inter villam Wlensike [Original], 1492 thom Zyke, 1536 zum Syke; zum Sieck (1695). Die Bezeichnung sowohl des Amtes als auch der gleichnamigen Gemeinde geht zurück auf das norddeutsch siek ‘sumpfige Niederung mit einem Wasserlauf, feuchtes Land’. SO Siek, Kreis Plön, Siekbüll, Kreis Nordfriesland.
Sierck, 1067 Sirke. 1157 Seric.
Siersburg, 1 Hälfte 1200 Sigersberch, 1183 Siersberch. Germanisch Siguharis berga-, Berg des Siguhar. (sigu-, Sieg + harja, Heer)
Siersdorf, (Aa) 1219 Sersdorp, 1220 Sirsdorp.
Sievenich, (Trier) 1016-47 Sueuinicha.
Sievernich, (Aa) 1140 Siuernich.
Sigmaringen, Ein seit 1083 nach Sigmaringen benanntes Dynastengeschlecht erbaute die Burg auf dem Steilfelsen über der Donau, ihm folgten von 1170 bis 1275 die Grafen von Spitzenberg-Helfenstein-Sigmaringen, Erhebung zur Stadt in der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert, seit 1850–1945 preußisch. Schloss Sigmaringen, Prinzengarten, Runder Turm, Fidelishaus, Prinzenbau, St. Johann, Mühlberg, Mattes Zündapp-Museum. 1077 (Chronik Mitte 12. Jahrhundert) Sigimaringin, 1183 Sigemaringen. Es handelt sich um eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Sigima ̄r; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Sigima ̄r’. So Sigmaringendorf, Landkreis Sigmaringen; Sigmarszell, Landkreis Lindau.
Silberstedt Ersterwähnung 1416. Landwirtschaftlich geprägt. 1416 to Suluerstedede [Original], 1554 Suluerstede, 1648 zu Silberstede. Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem Personennamen Sølwer und der mittelniederdeutschen Entsprechung unserer heutigen (Wohn)Stätte, hochdeutsch-stedt. Somit ist die ‘Siedlung des Sölwer’ gemeint.
Silwingen, 1037 Selewingin,
Simbach am Inn Besitz der Grafen von Julbach-Schaumberg, 1382 Übergang an die Wittelsbacher, seit 1858 Pfarrsitz. 927 Sunninpach, circa 1120 Sonenpach, 1165/66 (Kopie des 12. Jahrhundert) Sunnepach, 1179 (Kopie des 13. Jahrhundert) Sunnenbach, kurz vor 1300 Sve nnpach, 1566/67 Sympach, 1676 Sibmpach negst Braunau, 1795 Simpach, 1797 Simbach, 1832 Simbach, Dorf und Hofmark am Inn, 1877 Simbach (a./Inn). Grundwort des ursprünglich Gewässernamens ist althochdeutsch -bach, pach ‘Bach, kleiner Wasserlauf’, Bestimmungswort der Personennamen Suno. Die Lokalisierung bezieht sich auf die Lage bei der Stadt Braunau, heute in Oberösterreich, beziehungsweise am Inn.
Simmerath 1342 in den hof zo Semenroede [Original], 1516 Semenroide [Original], 1545 Symmeraid [Original]. Bestimmungswort des Kompositums ist der Personennamen Simon mit ripuarischer Senkung des kurzen -izu -eund Abschwächung der Nebensilbe, ‘Rodung des Simon’. Die älteren hochmittelalterlichen „Rode-Namen“ der Region, mitrath, -rode, sind in der Regel Komposita (gegenüber jüngeren spätmittelalterlichen Simplizia) und weisen zugesetzte -e oder -i als Längenzeichen der regionalen Schreibsprache auf. Mit zunehmender Schriftlichkeit im n Rheinland vereinheitlicht zu -rath, mundartlich reduziert zu [-ə t]: [z'emə t]
Simmern (Westerwald) unter Dhaun. 9112 Simera, 962 Siemera.
Simmern, (Mb) 1216 Syfenburne.
Simmern/Hunsrück 1330 Stadtrechte und Handelszentrum des Hunsrücks. Seit dem 14. Jahrhundert Besitz der pfälzischen Wittelsbacher, die 1410 die Nebenlinie Pfalz-Simmern(-Zweibrücken) gründeten und hier ihre Residenz hatten. Große Zerstörungen durch französisch Eroberung 1689. Ende 18. Jahrhundert erneut Französisch, seit 1815 preußisch Seit 1980 zusätzlich Namensbestandteil Hunsrück zur Unterscheidung von namensgleicher Stadt im Westerwald. 1006 (Kopie 18. Jahrhundert) in Simera, a Simera, 1072 in ... Simeru, 1215 Aldensimmeren, 1283 Aldensymera, 1308 de Symern, 1311 de Symera, 1601 Stadt Simmern. Der Ort ist nach dem Fluss Simmerbach, an dem er liegt, benannt: 1072 in alium rivum ... Simeram, 1281 ex alia parte riui Simeren, 1334 Symern, 1438 an der Semeren, 15.–16. Jahrhundert (Kopie) bey der Bach Simmern. Die Belege mit der ältesten Form Simera lassen mehrere Deutungen zu. Nahe liegt eine r-Ableitung von germanisch *sim(altwestnordisch simi sw Maskulinum ‘Meer’, norwegischer Flussname Simoa), ablautend *saim‘klebrige Flüssigkeit’ (Neuhochdeutsch Seim). Bei der Annahme einer vorgermanisch Ausgangsform *Semira ̄ könnte man der Flussname auch an altirisch sem‘gießen, schöpfen, erzeugen’ (indogermanisch *semH‘schöpfen’) anschließen und ihn als keltisch erklären. So Simmern, Westerwaldkreis, Simmertal, Landkreis Bad Kreuznach.
Simmingen, (Rodemachern) 751-68 Suningen, 842 Sumiga.
Sindelfingen Merowingerzeitliche Siedlung, die im 11. Jahrhundert den späteren Grafen von Calw gehörte, 1263 zur Stadt erhoben und seit 1962 Große Kreisstadt. Automobilindustrie, Donauschwäbisches Museum, Stadtmuseum, Klostersee, Goldbergturm, Wasserturm Sindelfingen, Altes Rathaus. Um 1059 (Kopie16. Jahrhundert) Sindelvingen, Sindelfingen, 1133 (Überlieferung Ende 12. Jahrhundert) villa Sindelvingen, 1155 Sindeluinga [Original]. Es handelt sich um eine-ingen-Bildung mit dem Personennamen Sindolf, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Sindolf’.
Sindlingen, (Höchst, Frankfurt am Main) 830 Suntilinga.
Sindorf. (Köln) 1141 Segendorph. 1166 Segendorp. Germanisch Sigon porpa-, Siedlung des Sigo. (sigu-, Sieg)
Singen (Hohentwiel) Frühe Siedlung mit Grundbesitz des Klosters St. Gallen, 1087–1135 sind Herren von Singen bezeugt, 1554 an Österreich, bis 1805 schwäb.-österreichische Herrschaft und seit 1810 badisch. Industriebetriebe, Stadthalle, Hegau-Museum, Hohentwiel, Scheffelhalle, Schloss. 772 Sicginga, 1087 Singin, 1110 Singen. Nach Ausweis des ältesten Belegs handelt es sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Sigi mit Schwund des Konsonanten -gzwischen zwei Vokalen: *Sigi-ingen > *Si-ingen > Singen; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Sigi’. Zur eindeutigen Identifizierung enthält der Ortsname in der amtlichen Form als Zusatz den Namen des Singener Hausbergs Hohentwiehl. Seine Herkunft ist unklar, vielleicht ist er keltischen Ursprungs.
Sinntal Ersterwähnung der
meisten Orte im 9. und frühen 10. Jahrhundert, d.h. Besiedlung spätestens seit der Karolingerzeit. Bis ins Hoch-mittelalter dominiert im Gebiet die Abtei Fulda, seit dem 13. Jahrhundert/ 14. Jahrhundert gerät es zunehmend unter den Einfluss der Herren von Hanau, zu deren Grafschaft Die meisten Orte später gehören; Fulda behauptet nur einen kleinen Teil, der 1803 an Nassau, 1816 an Bayern, später an Preußen fiel. Bestimmungswort: Flussname: (780–796
[789–794]) fluminis Sinna (Druck 1607 aus Vorlage 9. Jahrhundert), 1328/1329 an der Sinne (Kopie nach 1348), 1059
inde in Smalensinna [Original]. Sinntal (1972). Das Bestimmungswortwird nach Pokorny auf ein alteuropäisch-indogermanisch*Sindh-na ̄ .
Sinsteden, (Rommelskirchen) 1187 Sentstede.
Sinzig. Verbandsfreie Stadt im Landkreis Ahrweiler, ‘Fluss’–vermutlichmitder Wz.s ̄ei-/s ̄ı-‘tröpfeln, rinnen’ – zurückgeführt, wobei *sindhn> sinnim Kelto-Illyrischen erfolgt sei. Sinntal ( -tal) wurde als schon vorhandener Flur oder Landschaftsname 1972 und erneut 1974 zum Ortsname gewählt, weil die Täler der Sinn und der Schmalen Sinn (< althochdeutsch smal ‘dünn, klein, schmal’) die Landschaft am stärksten prägen und viele Orte verbinden. Zu den Fluss-Tal-Namen der Gebietsreform Maintal, Main-Kinzig-Kreis.
Sinsheim Merowingerzeitliche Siedlung, die zunächst unter Lorscher Grundbesitz stand, 1099 als Speyrer Bischofskloster ausgegliedert und ab 1108 unter königlich Schirmherrschaft, 1067 Marktrecht und seit 1806 badisch. Messestandort, Friedrich der Große-Museum, Burg Steinsberg, Stift Sunnisheim, Straße der Demokratie. 770/774 (Kopie12. Jahrhundert) Sunnisheim, 793 (Kopie 12. Jahrhundert) Sunnincheimerestede, 827 (Kopie 12. Jahrhundert) Sunnenshein, 1157 Sunnensheim, 1257 Siniszheim, 1391 Sue nßheim. Sinsheim führt mit dem Suffix -heim auf eine Grundform *Sunn ̄ınesheim und ist vom Personennamen Sunn ̄ın abgeleitet: ‘Siedlung des Sunn ̄ın’. Das Personenname -Suffix - ̄ın bewirkt Umlaut von u > ü, das später zu i entrundet wurde. Der Beleg von 793 zeigt das Suffix-ingheim. So Sinzheim, Landkreis Rastatt.
Sinzheim Merowingerzeitliche Siedlung zunachscht im Besitz des Klosters Honau. 884 Sunnisheim, 1263 Sunnesheim, 1373 Sunsheim, 1401 Sunzheim, 1588 Sintzheim. Sinzheim fuhrt mtit dem Suffix -heim auf eine Grundfrom Sunnisheim und ist vom Personennamen Sunnin abgeleitet, ‚Siedlung des Sunain.
Sinzig Durch Römer besiedelt, die im heutigen Stadtgebiet Ton verarbeiteten, 762 Ersterwähnung, 1267 Stadtrecht, 1583 und 1758 gewaltige Stadtbrände; Mineralbrunnen. 762 Actum sentiaco palatio, 814 Sintiaco, 828 Sinciacus, 1065 Sinziche, 1154 Sinzech, 1220 Sintzge, 1271 Sinziche, 1368 Synzige. Grundform *Sentiacum ‘Praedium des Sentius’, Ableitung mit dem galloromanisch Suffix -ako von Personennamen *Sentius. So Sinz, Landkreis Merzig-Wadern.
Sintfeld, (Gegend im Kreis Büren) 1011 Sinatfeld.
Sinthern, (Brauweiler) 962 Sintere, 1051 Sentere.
Sinz, 1147 Sencicho.
Sinzig, (Koblenz) 762 Sentiaco, 814 Sintiaco.
Sirnach. Gemeinte, größter Ort im Bezirk Münchwilen, 6827 Einwohner, TG, CH. Die Region wird auch „Hinterthurgau“ oder „Tannzapfenland“ genannt. Seit dem Jahre 2008 versucht eine Gruppe den Namen „Südthurgau“ zu propagieren. Das ursprünglich Bauerndorf Sirnach an der Murg entwickelte sich 1856 mit der Eröffnung der Bahnlinie Winterhur-Wil zum Industrieort (1857–1994 Textilindustrie). 790 Actum villa Sirinach [Original], 882 inter Sirnacha et Gloton, 1216 de Sirnah, 1219 curti in Sirna, 1244 Sirnach. Die überzeugendste Deutung geht von einem galloromanischen Namen aus: Ellipse *[fundus] Seriniacus oder [praedium] Seriniacum: Appellativ fundus, praedium + Personennamen Serinius + Suffix -acum: ‘Boden, Wiese, Besitz, Landgut des Serinius’. Römisch Personennamen Serinius + gallisch Suffix -acum ( -ach3), lateinisch fundus ‘Grundstück, Landgut’ oder lateinisch praedium ‘Grundstück, Landgut’. Die zweite Deutung geht von einem (wenig wahrscheinlichen) d. Parallelnamen zum alteuropäisch Flussname Murg aus: *Sigirin-aha > *Sîrin-aha: Personennamen Sigiro, Siro + Appellativ aha: ‘der Fluss, Bach des Sigiro’. Germanisch Personennamen Sigiro > *Siro. Sigiro ist entweder eine -r-Erweiterung zu germanisch Personennamen mit 1. Element sigi zu althochdeutsch sigu ‘Sieg’ oder einem zweigliedrigen germanischen Personennamen mit den Elementen sigi und hrôc zu altnordisch hrôkr ‘Saatkrähe, langer Mensch’, althochdeutsch hruoh ‘Krähe’ oder rôc zu althochdeutsch ruoh Adjektivisch ‘bedacht’, Substantiv ‘Bedenken’. Das Grundwort -ach1 (-aha) zu althochdeutsch aha stark Feminin ‘Fluss, Wasser, Bach, Strömung’.
Sirzenich, (Trier), 981 Serchenich.
Sisbeck, Groß und Klein. 952 Sesbek.
Sittard, (Rheindahlen) 1183 Sithirt.
Sittensen Zusammenschluss der schon früh als Einzelorte überlieferten Gemeinte Groß Sittensen und Klein Sittensen zur Gemeinte Sittensen, 1974 Samtgemeinde Sittensen, u. a. auch unter Einschluss des zu Tiste gehörenden Burgsittensen. (1024–1028) Occidentali Checcinhusen, 1220 Chechinhusen, (1237–1246, Kopie 16. Jahrhundert) Tzittenhusen (mehrfach), 1391 kerspel to Tzittenhuß, 1719 ecclesiae Sittensenaltenglisch Der Ort scheint schon früh aus verschiedenen Siedlungskernen bestanden zu haben, dafür sprechen der erste Beleg Occidentali, ‘Westen-, nach Westen liegend’, und die noch heute erkennbare Gliederung in Klein und Groß Sittensen. Burgsittensen, der Ortswteil von Tiste, ist dagegen eine relativ junge Siedlung. Kompositum mit dem Grundwort-husen. Im Bestimmungswort liegt wohl einem schwach flektierenden Personennamen vor, dessen Anlaut zweifelsfrei dem Zetazismus (vgl. etwa Elze, Sarstedt, Selsingen) unterzogen worden ist. Auszugehen wäre daher wohl von *Ke-. Schwierig ist aber auch die Beurteilung der Lautfolge -cc-, -ch-, -tt-. Man könnte erneut mit Zetazismus rechnen, also etwa auf *Kek-in schließen, was auch das -iim Stammvokal als Assimilationsprodukt, verursacht durch das folgende -i-, erklären würde, aber damit ist -ttk aum in Einklang zu bringen. Oder sollten die frühen -cc-, -ch-Schreibungen als -tt-, -thzu lesen sein? Hier bleiben offene Fragen, nur mit großer Vorsicht darf an einen Zusammenhang mit der Vornamensippe um * kid-/gid gedacht werden.
Sitzweiler, (Sankt Ingbert) 1181 Sizwilre.
Sleidinge, 1220 Scleidingha.
Sobernheim, (Koblenz) 1074 Soberenheim.
Sodingen, (Herne) mitten 1200 Sothinkge. Germanisch Sanpingja, die Gesamtheit der zu Sanpo gehorigen Leute. (sanpa, altenglisch sop, wahr)
Sohland a. d. Spree. Gemeinte im Landkreis Bautzen, 7340 Einwohner, im Lausitzer Bergland, mit dem Dorf Sohland, SN. Mittelaltes Bauerndorf an altem Handelsweg zwischen Oberlausitz und Böhmen; im 18. Jahrhundert in MittelNieder-, Oberund Wendisch-Sohland erweitert. 1222 Solant, 1361 von dem Soland, Solande, 1495 Solanord. Zu mittelhochdeutsch sallant ‘Herrengut (? ); Land, das sich der Gutsherr zur Eigenbewirtschaftung vorbehält’. Die osorbisch Nf. Załom ist spät von Sohland a. Rotstein, Landkreis Görlitz, übernommen, das 1241 als Zalom ‘Ort hinter dem Windbruch’ genannt wird.
Söhlde 1151 in Sulethe, Ende 12. Jahrhundert (Kopie 14. Jahrhundert) in Solethe, in Suledhe, 13. Jahrhundert Solethe, Soledhe, Solide, Solede. Schon sieht man in dem Ortsnamen ein Suffix -ithi und eine Grundlage germanisch *sul‘Morast’. Gegen diese Deutung wurde eingewandt, der Ort liege hoch und trocken und die Verbindung mit *sul‘feucht, Morast’ könne daher nicht überzeugen. Er erwägt einen Zusammenhang mit „altsächsisch sola < lateinisch solea, mittelniederdeutsch sole ‘Schwellbalken’, vielleicht für die terassenartige Lage, oder aber, weniger wahrscheinlich, zu sole ‘Salzsohle’“. Diese Appellativa überzeugen jedoch nicht, zudem sprechen auch einige, bisher nicht beachtete Straßennamen im Altdorf von Söhlde, vor allem Im Rottenweg, Im Teiche, Im Westerbach für eine feuchte Lage des Orts. Gerade die Flachsbearbeitung (rotten, rösten) verlangt nach nassen, feuchten Stellen, so dass auch von hieraus die alte Etymologie zutreffen dürfte. Die angenommene Grundform findet sich nicht nur in Söhlde, sondern auch in Sölde , NRW, Mitte 12. Jahrhundert de Suelethe, 1176 in Sulede uswach Es geht um germanisch *sul‘morastig, schmutzig’, das u.a. vorliegt in gotisch bi-sauljan ‘besudelt’, bi-sauljan ‘besudelt werden’, althochdeutsch sol ‘Lache, Tümpel, Suhle’, solaga ‘Saupfuhl’. So Sölde, Ortsteil von Dortmund, Sulithe (13. Jahrhundert Sulethe), in Paderborn, Süllhof, bei Landesbergen (1055/56 Sullethe), Landkreis Nienburg.
Solbach, (Friesenhagen) 1100 Salubeki.
Sölde, (Dortmund, Aa) mitten 1200 Sulethe. Germanisch sulipja, Kollektiv zu sula-, Schlamm, Schlammloch.
Solingen, 1067 Solonchon. 1155 Solingen.
Soller, (Aa) 989 Svllere.
Sölten, (Wulfen) 1000 Sulithem. Germanisch sulitja, Kollektiv zu sula, Schlamm, Schlammloch + haima, Wohnung.
Söllingen 965 Solagon, 1067 (?) Solonchon, 1174 de Solingen [Original]. Dativ Plural zu altsächsisch solag ‘Schweinesuhle’, Substantivierung einer Adjectivisch-Ableitung mit Suffix -ag zu der in althochdeutsch altenglisch sol ‘sumpfige Stelle, Suhle’ vorliegenden Basis. Die Gerechtsame für die wirtschaftlich bedeutsame Eichelmast der Schweine im Wald wurden häufig als besonderes Privileg erteilt. Der ursprüngliche Name wurde später an die Bildungen auf-ing(en) angeschlossen. Für das vergleichbare Sohlingen, Stadtteil von Uslar, Kreis Northeim, 963 Sologe[Original], Solog ̨e [Original ]erschließt Kramer eine Zusammensetzung mit sol und altsächsisch ga ̄ ‘Gau’, doch ist -ge, -g ̨e für altsächsisch -go ̄, -ga ̄ (< *auw) sonst unbelegt.
Sömmerda Altthüringisches Siedlungszentrum an alter Unstrutfurt; seit 11. Jahrhundert Rittersitz (Burg) mit Burgflecken (Oberstadt); im 14. Jahrhundert Erweiterung durch Unterstadt; 1459 Marktflecken, 16. Jahrhundert Städtchen (1523 oppidum); 1591 Stadtrecht; lange Ackerbürgerstadt. (876) 1150/65 Sumiridi, 918 Sumerde, 1191/97 Sumirde, 1379 Somerde, 1506 Sommerde, 16. Jahrhundert Sömerda. Der Ortsname ist gebildet mit althochdeutsch altsächsisch sumar, sumer, mittelhochdeutschsumer ‘Sommer’ plus Suffix althochdeutsch -idi ‘versehen mit’ ( -ithi). Der Ortsname liegt offenbar ursprünglich ein Name für die Gegend zugrunde. Die Bedeutung war dabei etwa ‘sommerliche, warme, fruchtbare Gegend’. Der Name für die Gegend ist im Ortsname bewahrt worden. Infolge Anfangsbetonung wurde das Suffix -idi abgeschwächt und verkürzt nur noch -de gesprochen. Diese Auslautsilbe -de wurde im 15./16. Jahrhundert kanzleisprachlich amtlich an anderen Ortsnamen auf -a angeglichen und damit zu -da. Der Umlaut |ö| im Ortsname wurde vom 14. bis ins 16. Jahrhundert oft nur mit <o> verschriftlicht. Grundwort -sömmern in den Ortsname Gangloffsömmern, 997 Sumiringe, Lützen-, Mittel-, Hausund Hornsömmern, alle w von Sömmerda in gleicher Landschaft gelegen, sowie Wenigensömmern, Ortsteil von Sömmerda; zur Auslautsilbe -de beziehungsweise -da: Kölleda, alle Landkreis Sömmerda, und Apolda, Landkreis Weimarer Land.
Sommersdorf bei Oschersleben, Anfang 1100 in Sumerasthorpa.
Sonneborn, (Hiltrup) 1000 Sunnoburnon, Sunnobrunnon.
Sonnenberg, (Oberpleis) 948 Sundunberh. Germanisch sunpon, zu sunpa, Süd + berga-, Berg.
Sonsbeck, 1203 Sunnebeke.
Sorethfeld, (Gau um Lichtenau) 1001 pagos... Sorethfelt.
Soest Siedlungsgünstige Lage durch Lößlehmboden, Wasser und Salzvorkommen. Jungsteinzeitliche Besiedlung, Salinenbetrieb im 6./7. Jahrhundert, frühe Metallverarbeitung, seit 9. Jahrhundert Befestigung. Mittelaltes Handelszentrum mit weitreichenden Fernverbindungen, Hansestadt (1253 im „Werner Bund“); bis zur Soester Fehde (1444–49, Wechsel der Landesherrschaft zu Kleve-Mark) wichtigste Stadt Westfalens mit Herrschaft über das Umland, die Soester Börde. 1646/47 zu Brandenburg-Preußen. 1975 Bildung des neuen Kreises Soest. 836 Sosat, 962 Susato, 1429 te Sost. Trotz vielfältiger Schreibformen, von denen sich das -e als eines von verschiedenem mittelaltem Dehnungszeichen erhalten hat, blieb der lautlich und morphologisch undurchsichtige Ortsname seit Einsetzen der Überlieferung bis auf die Synkopierung des zweiten Vokals unverändert. Es sind zwei wesentliche Deutungsrichtungen festzustellen: 1. die Erklärung aus norddeutsch Appellativen, etwa mittelniederdeutsch so ̄t Maskulinum ‘Quelle; Ziehbrunnen; Salzbrunnen’ und mittelniederdeutsch -sate ‘Einwohner’ oder altsächsisch *swo ̄sat als angenommene Entsprechung zu althochdeutsch swa ̄s ‘vertraut, zugehörig’ und 2. die Deutung als Gewässername mit Dentalsuffix, für dessen Basis verschiedene Wurzelansätze erwogen werden. Die früh einsetzende Überlieferung spricht lautlich gegen die vorgeschlagenen norddeutsch Anknüpfungen. Vor allem ist auf den durch die Graphien und durch mundartlich -auals -o ̄1< germanisch *-o ̄erwiesenen Stammvokal hinzuweisen, der der Erklärung als Gewässername wegen des dann nicht zu erklärenden Stammvokalismus entgegensteht. Gegen die Annahme einer Dentalsuffigierung spricht dagegen nichts. Bisher herangezogene Parallelen (Ortsname Soest, Niederlande, Gewässername Soeste und Söse) erweisen sich nicht als weiterführend. Im WOB I wird deshalb eine Verbindung mit der Wurzel indogermanisch *sed‘ sitzen’ vorgeschlagen. Das Baltische bietet Bildungen mit Ablaut -o (litausch sodìnti ‘setzen, pflanzen’; altpreußisch saddinna ‘stellt’, altpreußisch sosto f. ‘Bank’) sowie dessen Dehnstufe (urbaltische *so ̄sta‘Sitz’ < *so ̄d-to-; litauisch sóstas Maskulinum ‘Sitz’), die im Ortsname anzunehmen wäre. Auch konsonantisch ist das Litauische vergleichbar. Das Zusammentreffen von indogermanisch *-t (< -toder < -d-) + *-tergibt zunächst indogermanisch *-tst-, dieses im Iranischen, Baltischen und Slawische -st-, im Germanisch dagegen *-ss-, das nach langem Vokal vereinfacht wird. Urbaltisch *so ̄sta‘Sitz’ entspräche also germanisch *So ̄ss> *So ̄s-, worin die gesuchte Basis des Ortsname vorläge. Eine Bildung mit einem Dentalsuffix und nicht-umlautendem Bindevokal *So ̄sat entspricht den ältesten Bezeugungen des Ortsnamens. Geht man aufgrund der einzelsprachlichen Bildungen von der Grundbedeutung ‘Sitz, Ort, Aufenthalt’ aus, ist der Ortsname als elementare Bezeichnung einer Siedlungsstelle zu deuten. Motivation wäre die Funktion des Ortes als früher, zentraler Siedlungsplatz.
Solms 794 (Kopie 1183–95) in Sulmisser marca, 817 (Kopie 1183–95) in Sulmissa, um 1160 in terminis Sulzmiscen, 1128 Solmesso, 1129 de Sulmese, 1256 de Solmes, 1346 Sulms; Solms (1156). Derivation mit dem Suffix -issa. Der Ortsname liegt ein Gewässername zugrunde, der heute Solmsbach (788 (Kopie 1183–95) in pago Logenehe super fluuio Sulmissa) heißt. Das Suffix -issa scheint Konkretes bezeichnet zu haben; bei Ortsnamen auf -issa wird vermutlich die Zugehörigkeit zum Begriff des Kernwortes ausgedrückt. Die Deutung der Basis zu einem Wort Sole kann wohl aufgegeben werden, denn in der Bedeutung ‘Salzwasser’ ist es erst seit dem 14. Jahrhundert bezeugt. Ein anderer Ansatz wurde über eine indogermanische Wurzel *su-el zu ‘schwellen’ formuliert. Allerdings ist diese Herleitung kritisch zu hinterfragen, da sich die ursprüngliche Bedeutung auf Schwellungen, Erhebungen, Aufblähungen, nicht aber auf das Anschwellen von Hochwasser bezieht. Vorzuziehen ist in diesem Zusammenhang eine gleichlautende indogermanisch Wurzel*su-el-‘inunruhiger Bewegung sein; Unruhigsein, Wellenschlag; plätschern, spülen’. Bei dem vorliegenden Namen Solms < Sulmissa wäre die Schwundstufe indogermanisch *sl-, germanisch *sul zugrunde zu legen, wobei eine Erweiterung mit m-Formans (*sul-mo-) anzusetzen wäre (ebenso die Flussname Sulm und Sülm). Durch die zahlreichen Vergleichsnamen kann der Name zum Bestand der alteuropäischen Hydronymie gerechnet werden. Abschwächung der unbetonten Silbe von -issa > -s. Der Stammvokal wird in der Überlieferung ab dem 12. Jahrhundert von -u> -o gesenkt. So Burgsolms, Ortsteil von Solms; Hohensolms, Ortsteil der Gemeinte Hohenahr; Kraftsolms.
Soltau Große Teile von Soltau im Besitz des Reichsstifts Quedlinburg, seit 1304 in dem des Verdener Domkapitels und seit 1479 in dem der Celler Herzöge; 1383 Verlegung des zerstörten Dorfes in die Nähe der um 1304 erbauten Burg; 1388 Weichbildrecht; seit dem Mittelalter Verwaltung und Gerichtssitz. 936 Salta [Original], 1197 Soltowe, 1304 Soltowe; Soltau (1791). Bildung mit dem Grundwort -au(e) und dem unflektierten Appellativum altsächsisch salt, mittelniederdeutsch solt ‘Salz’ als Bestimmungswort Die Belege zeigen den Übergang des -a zu -o vor -l-Verbindung sowie bis in die frühe Neuzeit norddeutsch Grundwort und Bestimmungswort.
Sondershausen Altthüringisches Dorf mit fränkische Zusiedlung im 8./9. Jahrhundert; Herrensitz; Ort im 13. Jahrhundert zur Stadt erweitert (1304 oppidum); bis 1918 Residenz der Grafen beziehungsweise Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen; Bergstadt, seit 1892 Kaliwerk, ältester heute noch befahrener Kalischacht der Welt; Musiktradition, Wirkungsstätte von Max Bruch, Franz Liszt, Max Reger. 1125 Sundershusen, 1144 Su ̊ ndershusun, 1174 Sundreshusun, bis ins 18. Jahrhundert Sundershusen; Sondershausen (1753). Der Ortsname ist gebildet mit einem verkürzten althochdeutsch PersonennamenSundar (zu einem zweigliedrigen Personennamen wie Sundarbert, Sundarhari, Sundarmar, Sundarolf mit der Grundbedeutung des Erstgliedes von ‘besonders, hervorragend’) und dem Grundwort-hausen als ‘Ort des Sundar’, wobei -husun/-hausen einen erstarrten Dativ Plural ‘bei/zu den Häusern’ zeigt. Wohl eine Namensgebung aus der Zusiedlungszeit im 8./9. Jahrhundert. So Sondersfeld, Ortsteil von Freystadt, Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, 912 Sundaresfeld.
Sonneberg Dorf Röthen im 12. Jahrhundert, Burg Sonnberg um 1200 mit Burgflecken (1317 stetelyn) an Straße von Coburg nach Saalfeld, 1349 Stadt; seit 1500 Abbau von Schiefer, seit 16. Jahrhundert Spielwarenherstellung mit Weltgeltung im 19./20. Jahrhundert Burgname: 1207 Sunnenberg, 1232 Sunnenberch, 1317 daz hus zu Sunnenberg. ON: 1317 daz stetelyn zu Roetin, 1340 Roten vnder Sunberg; Sonneberg (1735). Der Name ist gebildet zu althochdeutsch sunno, mittelhochdeutsch sune ‘Sonne’ und Grundwort -berg, als Name für ‘Burg am sonnenbeschienenen Berg’, also ‘zu der Sonnen Burg’. Die unbetonte Mittelsilbe ist im Sprachgebrauch reduziert worden und zum Teil auch ganz geschwunden. Im 14. Jahrhundert ging der Name auf den Ort über, der ursprünglich benannt war nach dem Bach Röthen, gebildet zu althochdeutsch mittelhochdeutsch ro ̄t ‘rot’, mittelhochdeutsch röten ‘r Ortsteil werden’, wohl nach einer Rotfärbung des Bachgrunds, also etwa ‘am/zum roten (Bach)’. So Sonnenberg, Ortsteil von Braunschweig, 1195 Sunnenberg; Sonnewalde, Landkreis Elbe-Elster, 1255 Sunnenwalde; Rotenbach, bei Heiligenstadt, TH, 1323 Rodenbach.
Sontheim an der Brenz -Niederstotzingen Siedlung der Merowingerzeit, 1007 zum pagus duria, 1448 an die Grafen von Württemberg und seit 1503 württembergisch. Mittelständische Unternehmen, Sportwaffenbau, Galluskirche, Brenzer Schloss, Georgskirche. Sontheim: 1007 Suntheim, 1209 Suntheim [Original], 1410 Sontheim. Niederstotzingen: 1091 Stotzingen, 1225 Stozingen, 1288 Stotzingen [Original], 1290 in Nydern Stozzingen [Original]. Sontheim wurde von Brenz aus gegründet und war die „Siedlung im Süden von Brenz“. Die Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim gehört daher zu althochdeutsch sund, mittelhochdeutsch sunt ‘Süden’. Der Stammvokal mittelhochdeutsch u wird im Untersuchungsgebiet regulär vor -nd zu o gesenkt. Niederstotzingen enthält den Personennamen Stozzo. Der zu erwartender Umlaut ist fast immer unterblieben, wohl durch den Einfluss von mittelhochdeutsch stotze ‘Stamm, Klotz’, das dem Personennamen zugrunde liegt. Oberund Niederstotzingen wurden seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nach der relativen Höhenlage unterschieden. So Sontheim, Alb-Donau-Kreis; Sontheim im Strubental, Landkreis Heidenheim; Sontheim, Ortsteil von Illesheim, Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim.
Sontra Das seit circa 1330 landgräflich hessisch Dorf erhielt um 1368 die Stadtrechte. Bedeutender Bergbau (Kupfer, Kobalt, Schwerspat) mit Berggericht und Bergamt. 1232 Suntraha [Original], 1273 Suntra, 1469 Sontra. In der hiesigen Gemarkung liegt auch eine Wüstung Obersontra, die 1288 erwähnt wird (superior Suntrahe). Der Gewässername Sontra ging auf den Ortsname über. Zum Grundwort-aha. Das Bestimmungswort zu althochdeutsch sundar, mittelhochdeutsch sunder ‘südlich’.
Sottrum Der Ort war immer wieder Streitpunkt zwischen dem Erzbistum Bremen und dem Bistum Verden, noch erkennbar in den Ortsteil en Großund Klein-Sottrum. Seit 1558 zunehmender Einfluss der Reformation; 1648 schwedisch, mit Unterbrechungen bis 1679 zum Herzogtum Bremen und Verden zugehörig, später kurzzeitig dänisch; Verkauf 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Dadurch 1866 Eingliederung in den neuen Reg.-Bez. Stade der preuß. Provinz Hannover. Sottrum war seit Jahrhunderten eine Vogtei, um 1700 umfasste diese u.a. die Ortschaften Sottrum, Fährhof, Hassendorff, Botersen, Jeerhof und Mulmshorn. 1929 wurden Großund Klein-Sottrum zur Gemeinte Sottrum zusammengelegt. 1946 erfolgte eine Umbildung der ehemalig Herzogtum Bremen und Verden zum Reg.-Bez. Stade; 1969 Entstehung der Samtgemeinde Sottrum, Umbildung 1974, 1978 Zuordnung zum Reg.-Bez. Lüneburg. 1205 Suthrem, 1219 Sutherhem, 1335 Sutterum, 1350 Sottrum. Zugrunde liegt eine altsächsisch Bildung *Suther-h ̄em ‘die nach Süden liegende Siedlung’, aus altsächsisch suther und -h ̄em ( -heim). Der Bildungstyp ist einschließlich der historischen Entwicklung und der zahlreichen ON-Parallelen ausführlich untersucht worden. Man sieht eine Korrespondenz in dem etwa 9 km n von Sottrum liegenden Nartum, „das um 1320 als ‘zu Nordheim’ überliefert ist“. Gelegentlich angenommener fränkischer Einfluss bei der Namengebung ist abzulehnen. So Sottrum (dazu auch Rosenthal), Ortsteil von Holle; Sorsum, Ortsteil von Elze, beide Landkreis Hildesheim; Sorsum, Ortsteil von Wennigsen, Region Hannover; Sottmar, Landkreis Wolfenbüttel; Sorthum, Landkreis Cuxhaven.
Söven, (Hennef) 1156 Suene.
Spaichingen Erstmals anlässlich einer Schenkung an das Kloster St. Gallen genannt, 1381 an Österreich, 1828 Stadtrecht und seit 1805 württembergisch. Musikinstrumentenbau, Dreifaltigkeitsberg, Dreifaltigkeitskirche. 791 Speichingas, 882 Speichingun, 1089 Spechingen. Es handelt sich wohl um eine -ingen Bildung mit dem Personennamen Speicho/Specho, der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Speicho/ Specho’. Der Name führt auf althochdeutsch spech ‘Specht’ zurück, ein mundartliches Nebeneinander von e und ei-Formen zeigen auch die Belege für den Namen Spessart (< Spechs-, Speihes-hart).
Spay= Oberspay und Niederspay, 1143 Speiia, 1222 Speie.
Speck, (Neukirchen bei Grevenbroich) 1066-82 de Specca.
Speckhorn, (Recklinghausen) 1047 in Spechurne.
Speicher Seit dem 14. Jahrhundert zu Luxemburg. 1798 als Teil des Saardépartements unter französisch Verwaltung. 1815 zum Preußen. Bis ins 16. Jahrhundert lebte die Region von der Tonverarbeitung, die auch im 19. und 20. Jahrhundert wieder einige Bedeutung erlangte. 1136 villa que dicitur Spichera, 1293 Spychere, Anfangs 14. Jahrhundert Spicher; Speicher (1569). Der Ortsname liegt das althochdeutsch Lehnwort sp ̄ıhha ̄ri (spätlateinisch sp ̄ıca ̄rium) ‘Speicher, Vorratshaus’ zugrunde. Eser scheint wie auch po ̄ma ̄rium’Apfel garten’ in Pommern/Mosel, prûmarium ‘Pflaumengarten’ in Guntersblum u. a. in Schenkungsurkunden. Der Name bezieht sich vermutlich auf eine kaiserliche Domäne. Der Eintrag Madalbodi spirarium von 834 mit verschriebenem -r gehört zu Mabompré, B, und geht auf einen keltisch Personennamen Madalbod zurück.
Speldrop, 892 Spelthorf.
Spelle Im 9. Jahrhundert bereits als Besitz des Klosters Werden urkundlich bezeugt. 9./10. Jahrhundert Spinoloa, 10. Jahrhundert Spinoloa, um 1000 Spenela, 1280 in Spelle. Der Ortsname enthält das Grundwort-loh(e), im Bestimmungswort könnte altsächsisch ‘Spindelstrauch’ zu finden sein. Das Holz wird in der Drechslerei verwendet.
Spenge 1160 Martinskirche, 17. Jahrhundert – 1. Hälfte 19. Jahrhundert Textilverarbeitung (Leinengarn), 1969 Zusammenschluss der Gemeinte des alten Amtes Spenge zur gleichnamigen Stadt. 1160 (Kopie14. Jahrhundert) de Spenge, 1182 Spenke, 1189 de Speincha, 1194 de Spenga, 1310 Spenghe, 1442 apud altum cippum; Spenge (1189). Der Ortsname wird im Zusammenhang von wfl. spenge (zu mittelniederdeutsch spenge ‘eng’, hessisch ‘sparsam’, dänisch spange ‘Steg, Gangbaum über einen Bach’) zu deuten sein. Noch im 19. Jahrhundert Ortsname mundartlich mit feminin Flexion de Spenge.
Spessart, 901 Spehtashart, 1134 Spehtheshart. Germanisch spehtes, zu spitha, Specht + harud, waldiger Höhenzug.
Speyer Außerhalb römisch Anlagen entstand eine Ansiedlung, die 346 Bischofssitz und um 600 Zentrum des fränkisch Speyergaues wurde. Erste Stadt mit einer weitgehenden Selbstverwaltung n der Alpen im 12. Jahrhundert und Ort mehrerer Reichstage im 16. Jahrhundert Zwischen 1816 und 1945 Sitz der (königlich-)bayerisch Verwaltung der Pfalz. Der Kaiser und Mariendom ist die weltweit größte noch erhaltene roman. Kirche und zählt seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Um 400 civitas Nemetum, 614 ex civitate Spira Hildericus episcopus, 496/506 Sphira, 9. Jahrhundert civitas Nemetum, id est Spira, 1332 Spyre, Spire, Speyr; Speier (1520). Im frühen Mittelalter Unterscheidung der civitas, mit lateinisch Ortsname Civitas Nemetum ‘Stadt der Nemeter’ und mit keltisch Ortsname Noviomagus ‘Neufeld’, von der villa (Alt Spira); letztere ging in der Stadt auf, gab ihr aber den Namen. Grundlage des ON, dessen Aufkommen sich Ende 5. und Anfangs 6. Jahrhundert erschließen lässt, ist der germanisch Gewässername *Spîra, deshalb Deutung als ‘Siedlung an der Spîra’. Seit 1332 auch diphthongierte Schreibungen, wobei 1825 -e im Zusammenhang mit der Schreibung Bayern amtlich verfügt wurde. So Hochspeyer, Landkreis Kaiserslautern, Speyerdorf, Ortsteil von Lachen-Speyerdorf, eingemeindet in Neustadt an der Weinstraße.
Speyergau, (Gau um Speyer) 762 in pago Spirinse.
Spiel, (Titz) 1146 Spilh.
Spiesen-Elversberg Siedlungsspuren und Funde aus römisch Zeit. Im Mittelalter zu den Grafschaft Saarwerden und Saarbrücken. Seit Mitte 17. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Ottweiler, später von Nassau Saarbrücken. Zerstörungen im 30-jährigen Krieg und in den Reunionskriegen. 1793 Französisch, 1815 an Preußen. 1974 Zusammenlegung von Spiesen und Elversberg zur neuen Groß Gemeinte. Zuzug aus Bayern, Frankreich, Hannover, Sachsen, Nassau und Böhmen. Spiesen: 1195 (Kopie 15. Jahrhundert) Spize, 1295 apud Spizzen [Original], 1486 Spiszen [Original]; Spiesen (1490 [Original]). Elversberg: Flurname Elversberg, Im Elversberg, Alter Schlag, der Elversberg. Spiesen: althochdeutsch*(b ̄ıthera)spizzun, Dativ zu althochdeutsch spizza ‘Spitze, Stachel, Palisade, Anhöhe, Gipfel’. Spiesen zählt zu den sekundären Siedelungsname, bei denen Namen, die der Kennzeichnung von Flurstellen dienten, zu Siedlungsname wurden. Elversberg entstand ab 1855 als Bergmannskolonie für die nahe gelegene neue Steinkohlengrube Heinitz. Der Siedlungsname Elversberg gehört ebenfalls zu den sekundären SiN. Es handelt sich um einen Flurname nach der Mundartform [ εlmɐ bεɐ-] zu urteilen, der Personennamen Elmar ist. Bei der Zusammenführung der vormals selbstständigen Gemeinte Spiesen und Elversberg im Zuge der Gebietsreform wurde als neuer Gemeindename ein Doppelname mit den bisherigen separaten Siedlungsname gewählt.
Sponheim, 1075 Spanheim, 1144 Spaneheim, 1204 Spainheim. Germanisch spaena=, Holzspan, Schindel (?) + haima-, Wohnung.
Spork, 1015-25 Spurca. Germanisch spurko-, Faulbaum, Rhamnus frangula)
Spork, (Schapdetten) 1000 Spurk.
Sprakel, (Groß Stavern) 1000 Spracanlo. Zu altenglisch spraec, westfälisch sprik, Zweig, althochdeutsch sprahhula, Splitter? Siehe englisch Spreakley.
Sprendlingen, 897 Sprendelinga.
Spreenhagen 1285 sprewenheyne, Spreenhaine, 1435 Sprewenhagen; Spreenhagen (1518). Eine Zusammensetzung zum Gewässername Spree (965 Sprewa) und -hagen, benannt nach der Lage in der Nähe der Spree (l. Nebenfluss der Havel). Der Gewässername gehört zu germanisch *spr ̄ewian, mndl. spraeien ‘stieben’, indogermanisch *spreu‘streuen, säen; sprengen, spritzen, sprühen’ und wurde ins Slawische als *Sprˇeva oder *Sprˇev’a übernommen, worauf die deutsche Form Spree zurückgeht. In den Belegen ist Schwund von intervokalischen v und g zu beobachten.
Spremberg Vermutlich im 10.–12. Jahrhundert altsorbisch Burgbezirk an altem Spreeübergang, im 13. Jahrhundert mit d. Burg; planmäßige Stadtanlage (1301 oppidum et castrum). Seit Ende des 19. Jahrhundert Zentrum des niederlausitzischen Braunkohlenbergbaus (Schwarze Pumpe, Kraftwerk Trattendorf ). 1272 (? ) Sprewenberc, 1292 (Spre)mberc, [Or.], 1301 Sprewenberch [Or.]; Spremberg (1347); 1761 Grodk. Eine Zusammensetzung zum Gewässername Spree, Spreenhagen, und dem Grundwort-berg, hier wohl in der Bedeutung ‘Burg’, benannt nach der Lage an der Spree. Intervokalisches v ist geschwunden. Der jüngere sorbisch Name Grodk ist eine mittels des Suffixes – k gebildete Diminutivform zu neusorbisch /osorbisch grod ‘Burg, Stadt’.
Sprendlingen (Rheinhessen) -Gensingen Im Mittelalter zur Vorderen Grafschaft Sponheim. 1279 geriet die Gegend in eine Auseinandersetzung zwischen Kurmainz und Sponheim, an die noch h. eine steinerne Säule erinnert. 1707 gelangte Sprendlingen in den alleinigen Besitz der Markgraf von Baden und wurde Amtssitz. 1815 kam die gesamte Region zum Preußen. Sprendlingen: 8. Jahrhundert Sprendilingen, 877 villam Sprendelingam, 1393 in Sprendelinge. Gensingen: 768 Gantsingen, 870 Genzingas, 1142 in villa Gencingo, 1127 Gentzingen. Der Ortsname Sprendlingenwurde vermutlich mit dem Suffix -ingen vom althochdeutsch Personennamen Sprendilo gebildet, ohne dass ein daraus zu erschließender PN-Stamm *Sprandnachweisbar wäre. Ein solcher Personennamen ließe sich als BeiN durch mittelhochdeutsch sprindel, sprundel ‘Lanzensplitter’ oder altsächsisch sprintan, althochdeutsch sprinzan ‘aufspringen’ deuten. Der Ortsname entspräche dann ‘Siedlung der Leute des Sprand’. Gensingen geht auf eine Ableitung mit demselben Suffix-ingen vom althochdeutsch Personennamen Gandso zurück, der einen westfränk. Einfluss aufweist. So ist der Ortsname als ‘Siedlung der Leute des Gandso’ zu deuten. Die Auflösung der Konsonantengruppe -ntserfolgte im 19. Jahrhundert. So Sprendlingen, Ortsteil von Dreieich.
Springe Vor 1007 Helereisprig [Kopie15. Jahrhundert], 1255 Halresprige, 1289 Sprincge, 1430 Hallerspringe; Springe (1791). Bildung mit altsächsisch gispring ‘Quelle, Brunnen’ oder mittelniederdeutsch sprinc ‘Quelle, Brunnen’ und dem Gewässername Haller, der mit den Vokaleinsatz bezeichnendem Hals *Alara/*Alira anzusetzen und mit -r-Suffix von indogermanisch *el-, *ol‘ fließen, strömen’ abgeleitet ist. Seit dem 13. Jahrhundert fällt zunehmend häufiger der Gewässername als Bestimmungswort fort. Im Erstbeleg kann -ei als -egi mit spirantischem -g gelesen werden, so dass gispring anzusetzen wäre.
Springiersbach, (Bengel) 1110 Sprencherisbach.
Sprockhövel 1047 Spu ̊rchhu ̊u ̊ele, 12. Jahrhundert Spurghuuili, um 1150 Spurkhúvelo; Sprockhövel (1620/30). Das Grundwort -hövel ist zu altsächsisch*huvil‘ Hügel’(althochdeutsch hubil, mittelniederdeutsch hö ̄vel, mittelhochdeutsch hübel) zu stellen und topographisch motiviert. Das Bestimmungswort ist mit althochdeutsch sporah, sporahboum, spurca ‘Wacholder’ verbunden worden. Mit Recht setzt die neueste Forschung jedoch altsächsisch sprocco, mittelniederdeutsch sprok(ke) ‘dürres Holz, Reisig, Leseholz’ an und weist für die frühe Lautentwicklung appellativische und toponymische Parallelen nach (Derks). Im Laufe des 13. Jahrhundert tritt r-Umstellung und Senkung des -u zu -oe in. Der Ortsname ist also ein ursprünglicher Flurname für einen ‘Hügel, wo Reisholz gesammelt werden kann. ’
Stade 994 Zerstörung der Burg und Siedlung durch Wikinger; nach 1000 Sitz der Grafen von Stade; im 12. und 13. Jahrhundert zwischen Welfen und Bremer Erzbischöfen umstritten; seit 13. Jahrhundert wachsende Unabhängigkeit der Stadt und Teil der Hanse; das aus dem Hamburger Recht hergeleitete Stader Stadtrecht (1209 und 1259) wird auf weitere Städte übertragen; 1652–1712 Sitz der schwedischen Regierung, danach hannoversche Provinzialhauptstadt, Sitz eines Regierungsbezirks und Kreisstadt. 994 Stethu, 1038 Stadun; Stade (1041). Der Ortsname beruht auf dem Simplex altsächsisch staD ‘Gestade, Ufer’. Die frühen Belege zeigen ein Schwanken zwischen Dativ Singular und Dativ Plural Der Beleg von 994 ist durch das Appellativ altsächsisch stedi ‘Stätte, Stelle’ beeinflusst. Die Lage Stades auf einem hochwassersicheren Vorsprung des Geestrandes an der Schwinge führte früh zu einer Hafenanlage, die namengebend wurde.
Staden, (Ro) 1115? Stathen, 1137 Stathes.
Staden, (Hopsten) 1000 Stadun.
Stadtfeld=Oberstadtfeld und Niederstadtfeld. 1016 Stadefelt.
Stadtkyll, (Trier) 1138 Kyle. Liegt an der Kyll.
Stadland Der Name knüpft an eine alte Überlieferung an. Im frühen Mittelalter gehörte das Stadland zum friesischen Stammesgebiet. Es bildete sich als Teil des Gaues Rüstringen heraus und gehörte zum Bündnis der Friesischen Seelande. Im 14. Jahrhundert erheblicher Landverlust durch Sturmfluten, Zankapfel zwischen dem Erzbistum Bremen, der Freien Reichsstadt Bremen und der Grafschaft Oldenburg. 1514 zu Oldenburg, Reg.-Bez. Weser-Ems (bis 2004). 1332 populus Stedingorum terre Rustringie, 1355 in Stathlande, 1332 populus Stedingorum, 1345 terre Stedingorum, 1492Buthjadingen unde Stadtland. Historische Beziehungen zu Stedingen und zu den Stedingern erschweren die Zuordnung der einzelnen mit einiger Vorsicht genannten Belege. Der Name ist offenbar von Stedingen aus beeinflusst oder sogar übertragen worden. Nach der Niederlage der Stedinger in der Schlacht von Altenesch im Jahr 1234 flüchteten Überlebende nach Norden in das Stadland. Die Flüchtlinge dürften den Namen und mit ihm auch politische Identität vermittelt haben. Es liegt eine Bildung aus mittelniederdeutsch stade ‘Gestade, Ufer’ und dem Grundwort -land vor.
Stadtallendorf Altes Dorf, 782 (Kopie 12. Jahrhundert) villa, 1274 ecclesia, Entwicklung zur Industriestadt: 1960 Stadt Allendorf > Stadtallendorf. 1974 fünf Orte eingemeindet; bis 30. 6. 1974 Landkreis Marburg. 782 (Kopie12. Jahrhundert) Berinscozo, 775 /814 (Kopie12. Jahrhundert) Berisciza, 1015 Ber(e)schiez, nach 1015 (Kopie12. Jahrhundert) Ber(e)sciezen, 1403 Aldindorf an Berschießen, 1410 Aldendorf in dem Berschießen, 1556 Allendorf. Der Erstbeleg ist ein typischer Ereignisname aus althochdeutsch pero, b ̄er ‘Bär’ und althochdeutsch scuzzo ‘Schütze’ (zu althochdeutsch sciozan ‘schießen’; mittelhochdeutsch schiezen, vgl. Folgebelege), also ‘Schütze eines Bären’. Wahrscheinlich Name einer Nachbarsiedlung, die mit dem „alten Dorf“ > Allendorf verschmolz (Zusammensetzung aus Alt(en)und -dorf).
Stadtbergen 11. Jahrhundert [Original] Perga, 1096–1133 Perga, 1146 Pergen, 1175 Bergen, 1621 StattBergen, 1791 Stadtbergen. Der Ortsname erscheint zunächst bis zum 17. Jahrhundert nur als Simplex, dem althochdeutsch-berg in der Bedeutung ‘Berg, Höhe’ zugrunde liegt. Grafisch zeigen die ersten Belege die Endung -a, was auf einen Dativ Singular hinweist. Schreibungen mit auslautendem -n sind hyperkorrekt, offenbar wurde mundartlich Abschwächung der druckschwachen Silbe -en zum Schwa für das vorliegende Appellativum angenommen und restituiert. Vermutlich durch die große Anzahl an -berg Orten in der näheren Umgebung wurde im 17. Jahrhundert das Kompositum mit dem Bestimmungswort mittelhochdeutsch statgebildet. Es nimmt Bezug auf die Lage in der unmittelbaren Nähe zur Stadt Augsburg. Dieser relativ spät zustande gekommene Ortsname spiegelt sich auch in der Aussprache: der Wortakzent liegt auf dem ursprünglichen Simplex und neuem Grundwort.
Stadthagen Um 1220 planmäßige Stadtgründung im Dülwald durch Graf Adolf oder so von Holstein-Schaumburg in verkehrsgünstiger Lage am Helweg, Entwicklung zur Handelsstadt, 1344 Bestätigung des zuvor verliehenen Stadtrechts, 1230 Erwähnung der Stadtkirche, 1224 der Wasserburg, 1544–1606 Residenz und Witwensitz der Grafen von Schaumburg, ab 16. Jahrhundert Steinkohleabbau. 1230 de Indagine Comitis [Original], 1304 Grevenalveshagen [Original], 1378 Stadthagen [Original]. Lateinisch indago entspricht dem mittelniederdeutsch Appellativum ha ̄gen (vgl. -hagen). Der Erstbeleg weist mit dem Zusatz comitis ‘des Grafen’ ebenso auf den Gründer hin wie die mittelniederdeutsch Form Grevenalveshagen ‘Hagen des Grafen Alf (Adolf)’. Das Ende des 14. Jahrhundert eintretende Bestimmungswort mittelniederdeutsch stat ‘Stadt’ reflektiert das verliehene Stadtrecht.
Stadtlohn Kirchdorf Lohn am Nordende eines 6 km langen, quer zur Hauptrichtung in Langstreifen aufgeteilten Gemeinschaftsackers (Esch) auf einem Hof des Bischofs von Münster mit überregional gültigem Hofesrecht, Burgbau um 1150 gegen die „Grafen“ von Lohn ( Südlohn), im 14. Jahrhundert Stadt, Namenwechsel zu Stadtlohn um 1388/89, 1803 Fürstentum Salm(-Anholt), 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 Preußen. 1085 Laon, 1092 Lon (Siedlungsraumname für Stadtund Südlohn), um 1150 Northlon. Bildung mit dem Grundwort-lo ̄h, zunächst als Simplex im Dativ Plural, -lo ̄hun: ‘bei den Nutz-’ oder ‘Niederwäldern’. Zur Beschreibung der Lage am Nordende des Eschs und zur Unterscheidung von dem länger dörflich bleibenden Südlohn im 12. Jahrhundert Hinzufügung des mittelniederdeutsch nord-, Ende des 14. Jahrhundert dann Verbindung mit mittelniederdeutsch stad ‘Stadt’ So Iserlohn, Märkischer Kreis, Nottuln, Kreis Coesfeld.
Stadtoldendorf Enge Verbindung zur Burg Homburg und Vorort der Herrschaft Homburg; 1255 Verleihung des Holzmindener Stadtrechtes durch Heinrich von Homburg; nahe nw liegt das bedeutende Zisterzienserkloster Amelungsborn. 1150 Aldenthorp [Original], 1418 stad Oldendorpe, 1553 Stadtoldendorpe. Bildung mit dem Grundwort -dorf und dem flektierten Adjectivisch altsächsisch ald, mittelniederdeutsch o ̄lt ‘alt’ mit mittelniederdeutsch Übergang des -a zu -o vor -ld-. Möglicherweise bezieht sich die Benennung auf die nahegelegene Homburg. Zur Unterscheidung von anderen gleich benannten Orten tritt nach Verleihung des Stadtrechtes zunehmend lateinisch in oppido, in civitate u.ä. sowie dann die deutsche Entsprechung Stadt vor den Namen und wird zum sekundären Bestimmungswort.
Stadtroda Rodungssiedlung Ende des 12. Jahrhundert, Rittersitz und Zisterzienser-Nonnenkloster mit Stadtanlage (Marktrecht 1310, Stadtrecht 1340); 1224 (Probst de) Roda, 1247 monasterium Rode, 1333 stad zcu Rode, 1370 Rode dy stat, 1408 in opidis Lobde [Lobeda] et Roda; erst 1925 Stadtroda amtlich. Der Ortsname wurde gebildet mit-roda beziehungsweise-rode, mittelhochdeutsch ro ̄d, mitteldeutsch ro ̄d(e) ‘Rodung, urbar gemachtes Waldland’, also ‘Ort, der durch Rodung entstand’. Seit 14. Jahrhundert mit attributivem Zusatz Stadt zur Unterscheidung von anderen Rode-Orten. Roda ist kanzleisprachlich geprägte amtliche Form. Wahrscheinlich ging der Name des Ortes auf das Gewässer über. Vgl. zahlreiche Ortsname mit-roda wie Bischofroda, Wartburgkreis, Gräfenroda, Ilm-Kreis.
Staffel, (Koblenz) 1147 Staphela. Germanisch stapula, Pfahl.
Stahl, (Trier) 1042 de Stallae, 1052 Stalle. Germanisch staola, Stall.
Stahlburg, (Steeg) 1154 Stalburk, 1156 Stalburch. Germanisch staola-, Stall + burg, Burg.
Stahleck, (Bacharach) 1140 Staleche. Germanisch staola, Stall + + agjo-, (Berg) spitze.
Stahlhofen (Westerwald) (Mb) 1222 Germanisch staola, Stall + hofum, zu hofa, Hof.
Stahnsdorf Das Teltowdorf (Feldsteinkirche 13. Jahrhundert) entwickelte sich nach 1900 zum Industriestandort und zur Randberliner Siedlungs Gemeinte mit Friedhöfen für die Großstadt Berlin: Südwestfriedhof und Wilmersdorfer Waldfriedhof mit Grabstätten bekannter Berliner Künstler. 1264 Petrus de Stanesdorp [Or.], 1375 Stanstorp, 1450 Stanstorff. Eine Zusammensetzung aus altpolabisch Personennamen Stan oder Staneˇs, einer Kurzform zu Vollnamen wie polnisch Stanisław (zu urslawische *stati ‘stehen, bleiben; werden, beginnen’), und mittelniederdeutsch -dörp, hochdeutsch-dorf ‘Dorf ’, also ‘Dorf eines Stan(esˇ)’; ein slawische-d. Mischname, wegen der vermutlich slawische Abstammung des Namenträgers.
Stapelage. (Horste in Lippe) 1100 Stapuloga, germanisch stapula-, Pfahl + lauha-, Wäldchen auf hohem Sandboden.
Stargarder Land. Amt (mit einer Stadt und sieben Gemeinte) im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, 10031 Einwohner, Sitz der Amtsverwaltung in der Stadt Burg Stargard, zwischen Tollensesee und dem Naturpark Feldberger Seenlandschaft, circa 10 km sö von Neubrandenburg, MV. Slawische Burg samt Siedlung, bei der um 1200 die Stadt entstand, zu Pommern, ab 1236 zu Brandenburg, 1259 Stadtrecht, im 13. Jahrhundert zu Mecklenburg, zwischen 1352 und 1471 Residenz der Herzöge von Mecklenburg-Stargard, 1929 erwarb die Stadt die Burg und nannte sich Burg Stargard, bis 1952 Kreisstadt. Landwirtschaft, Handel und Handwerk. 1170 Stargard, 1244 Staregart, 1273 Stargarden, 1300 St(r)argard; Stargard (1170). Dem Ortsname Stargard, auf den der Amtsname zurückgeht, liegt ein altpolabisch Burgname *stary gard ‘alte Burg’ zugrunde, der das Adjectivisch *stary ‘alt’ und das Appellativum *gard zusammenfasst, das auch in anderen Ortsnamen in der gleichen Bedeutung ‘Burg, befestigter Ort’ in der Slavia verbreitet ist. Der d. Zusatz Burg (seit 1929) diente bis 1945 wohl der Abgrenzung von Orten gleichen Namens in Pommern und anderen Teilen Preußens. Auch der h. Ortsname Oldenburg in Holstein, Landkreis Ostholstein, SH, ist eine Übersetzung des ursprünglich slawischen Namens, wie Helmold von Bosau (um 1167/70) berichtet: „Aldenburg, ea quae Slavica lingua Starigard, hoc est antiqua civitru, dicitur.“ Beide Ortsnamen stehen in einer Reihe mit weiteren slawische Burgen beziehungsweise befestigten Siedlungen wie Stargard // Stargard Szczecin ́ ski, Woi. Westpommern, Preußisch Stargard // Starogard Gdan ́ ski, Woi. Pommern, beide Plural.
Starnberg Seit dem Mittelalter Verwaltungsmittelpunkt, 1246 Übergang der Burg an die Wittelsbacher, ab dem 15. Jahrhundert Sommerresidenz, 1912 Stadterhebung. Ursprünglicher Siedelungsname: 948–957 Ouiheim ... Ouviheim, 11. Jahrhundert (Kopie des 13. Jahrhundert) Oeheim, 1208–1218 Oheim, 1367 Aehaym, 1440 Eham vndter dem kschloß Starenberg, 1480 Ahaim. Burg: 1225/26 Starnberch. Neuer Siedlungsname 1450 Starenberg dorf, 1548 zu Starnnberg Im Vnnderdorff daselbs, 1762 Starnberg ... oppidum ad caput Wurmsee, 1783 Nieder Starnberg, 1796 Nieder-Starnberg ... unten am Schloßberg, worauf das Schloß Starenberg stehet ... Der Ort hieß ehemals Aham, 1807 Starnberg. Als Grundwort des ursprünglich Siedlungsname ist althochdeutsch -heimzuerschließen, das wohl eine neutrale Kurzform zu hei Mittelalter‘ Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ ist, als Bestimmungswort kommt althochdeutsch ou, ewi ‘Schaf, Mutterschaf’ infrage. An eine Deutung mittels mittelhochdeutsch ouwe ‘Wasser, von Wasser umflossenes Land, wasserreiches Wiesenland’, die sachlich plausibler ist, dachte Ludwig Steinberger. Nach Erbauung der Burg ging deren Name auf die Siedlung über. Grundwort des ursprünglichen Flurnamens ist mittelhochdeutsch bërc,-berg, ‘Berg’; Bestimmungswort star ‘Star’. Das Wappen, das einen Star zeigt, ist sekundär.
Staßfurt Altstaßfurt (1868 eingemeindet) entstand am nördlichen Bodeufer beim Flussübergang der Straße von Erfurt nach Magdeburg in der Nähe von Solequellen. Im 12. Jahrhundert bildete sich um die s der Bode gelegene Burg eine neue Siedlung heraus, die um 1265 das Stadtrecht erhielt; 1276 zum Erzstift Magdeburg, 1680 brandenburgisch, Salinenbetrieb bis 1857, ab 1875 Kaliindustrie. 9. Jahrhundert (zu 805) Starasfurt, 970 Stasfurdi, 983 Stesfordi, 997 Stesforde, 1024 Stesfordi, 1035 Stasvurde, 1174 Stasfurthe, Stasforde, 1230 Stasvorde; Stasfurt (1477). Zählt zu den-furt-Namen. Das Bestimmungswort ist ungeklärt. Altsächsisch star, staer st. Maskulinum ‘Star’ ist aus semantischen Gründen, mittelniederdeutsch st ̄er(e) swach Maskulinum ‘Star’ aus formalen Gründen abzulehnen.
-statt / -stedt / -stätten / -stetten. Germanisch *stadi-, althochdeutsch / mittelhochdeutsch stat, Dativ Singular stati / stete; altsächsisch stedi, mittelniederdeutsch stat / stede Feminin ‘Ort, Platz, Stelle, Stätte’ nimmt im 13. Jahrhundert deutlicher die Bedeutung ‘Wohnstätte, Stadt’ an und löst in dieser Funktion älteres Burg ( -burg) ab. Neben dem Singular Nom. -statt / Dativ -stett kommen die Dativ Plural-Formen -stätten / -stetten vorwiegend im s Bereich vor, teilweise als Simplex. Die alten beziehungsweise umgelauteten Formen mit -dt (Ballenstedt, Landkreis Harz, ST) setzen sich seit dem 17./18. Jahrhundert allgemein durch. Typisch für Holstein und teilweise Mittel und W-Schleswig sind die 19 -ingstedt-Namen, die entweder Kontaminationen oder Insassen bezeichnet sind (Tellingstedt, Landkreis Dithmarschen). Die meisten der Ortsname auf -statt / -stedt uswach liegen auf ursprünglich waldfreiem siedlungsgünstigem Boden und enthalten sowohl Appellativum als auch alte Personennamen als Bestimmungswort und weisen neben archäologischen Funden und Wüstungsarmut auf früheste mittelalter Entstehung hin. Zur Zeit der d. Ostsiedlung war dieser Bildungstyp nicht mehr aktiv, weshalb er dort praktisch fehlt.
Staufenberg (Niedersachsen) Stadt im Landkreis Gießen, Reg.-Bez. Gießen, Hessen. Zusammenschluss der Gemeinte Daubringen, Mainzlar und Treis zur Stadt Staufenberg am 1. 7. 1974, Siedlungskern s unterhalb der auf einem Basaltkegel 267 m hoch gelegenen Burgen; (Ober-)Burg auf dem Gipfel der Felskuppe vermutlich Anfang 12. Jahrhundert von den Grafen von Ziegenhain als Vögten der Abtei Fulda erbaut, geht auf Schenkungen aus dem 8. Jahrhundert zurück, 1273 von Landgraf Heinrich von Hessen zerstört; Stadt 1336, Großbrand (1796), Heimatmuseum. 1226 (Kopie) Stophinberg, 1233 in castro Stouphenberch, 1283 Stoyphenberg, 1315 Staufinberg, 1336 zu Stoffenberg, 1369 (Kopie1590) zu Staufenburg, 1409 uns sloiß Stauffenberg/czu Stauffinberg, 1522 Stauffenburgk. Kompositummit dem Grundwort-berg ‘Berg’, das mit-burg ‘Burg, Stadt’ wechselt. In der Fuge zeigt sich das Merkmal einer swach Genitivflexion mit -en-. Für das Bestimmungswort liegt ein appellativischer Anschluss an althochdeutsch stouf, stouph ‘Becher’, mittelhochdeutsch stouf ‘hochragender Felsen’ vor; vgl. altenglisch steap ‘hoch, ragend’, englisch steep ‘steil’, mittelhochdeutsch stief ‘steil’. Der Berg wird mit einem umgedrehten Becher verglichen. Der Diphthong -ouerscheint in einigen Belegen als Monophthong-o ̄-odermit„Dehnungs-i“(-oy-).So † Staufenburg, Landkreis Osterode; Staufen im Breisgau, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Staufen im Breisgau Anfang des 12. Jahrhundert sind Herren von Staufen bezeugt, 1337 erstmals als Stadt bezeichnet und seit 1806 badisch, Johanneskapelle auf dem Dürenbuck, Burg Staufen, Johann Georg Faust. 770 (Kopie 12. Jahrhundert) Stoufen, 1177 Stoufen [Original], 1240 in castro Stouphen. Der Name gehört als Dativ Pluralform zu althochdeutsch stouf ‘Kelch, Becher’, mittelhochdeutsch stouf ‘Becher, hochragender Felsen’ und bezieht sich auf die Form des Burgberges, der mit einem umgedrehten Becher verglichen wird. Dasselbe Benennungsmotiv gilt für den Burgberg der Burg Hohenstaufen; beide Adelsgeschlechter sind nicht direkt verwandt. So Hohenstaufen, Ortsteil von Göppingen, Landkreis Göppingen, Staufenberg, Landkreis Gießen.
Stavenhagen. Stadt und gleichnamiges Amt (mit zwölf weiteren Gemeinte) im Landkreis Demmin, 12 580 Einwohner, Sitz der Amtsverwaltung in der Reuterstadt Stavenhagen, circa 30 km nö von Neubrandenburg und 25 km s von Demmin. Slawische Vorbesiedlung, im 13. Jahrhundert Anlage einer Burg durch Ritter von Stove, spätestens 1264 Stadtrecht (1282 Bestätigung), bis 1317 zu Pommern, danach zu Mecklenburg, 1740 Bau des Schlosses, ab 18. Jahrhundert Anbau neuer landwirtschaftlicher Kulturen. Seit 1949 Zusatz: Reuterstadt (Fritz Reuter 1810 hier geboren). H. vor allem Nahrungsmittel-, Handwerksund Dienstleistungsunternehmen. 1230 to deme Stouenhaghen, 1252 Reimbertus miles de Stouen, 1260 Stowenhachen, 1317 Stauenhagen. Dem Ortsnamen liegen ein Flurname, de Stouen, und mittelniederdeutsch-hagen ‘Gehege, gehegter Ort, Einfriedung; Kolonie’ zugrunde. Der Name der Ritter von Stove geht wohl als typischer auf einen Ortsname Stove zurück, für den drei Orte in
Frage kommen könnten: ein Ortsteil von Boiensdorf, ein Ortsteil von Carlow, beide Landkreis Nordwestmecklenburg, MV, sowie ein Ortsteil von Drage, Landkreis Harburg. Im Mittelniederdeutsch bedeutet stove ‘Stube, beheizbarer Raum, Wohnung’; im Altpolabisch ist *stavy Plural als Gewässername beziehungsweise Flurname weit verbreitet und bedeutet ‘Teiche; Ort mit Teichen’ (zu *stav ‘Teich’). Wiewohl die letztgenannte Variante nicht völlig auszuschließen ist, wird eine Deutung des Ortsnamens aus dem Deutschen favorisiert.
Stavern Groß, (Osnabrück) 1000 Stauorun. Hgermanisch stabrum, bei stabra-, Pfahl.
Stedem, (Trier) 1140 Stedeheim, anfang 1300 Stedeheym. Germanisch stadi-, Statte + haima, Wohnung.
St. Blasien Die Geschichte der Stadt ist eng verknüpft mit dem Kloster St. Blasien: ab dem Spätmittelalter war das Benediktinerkloster eines der wichtigsten Klöster im Schwarzwald, 1806 wurde es säkularisiert. 1934 zog das jesuitische Kolleg St. Blasien in das Kloster ein. Der frühklassizistische Dom wurde 1768–1783 erbaut, der Kuppelbau ist der drittgrößte dieser Art in Europa. Kurort mit der Lungenfachklinik St. Blasien. [vor 936? -nach 1036?] ad sanctum Blasium, 948 sancti Blasii monaster Der Schutzpatron des Klosters, der Heilige Blasius, gab nicht nur dem Kloster seinen Namen, sondern durch Übertragung auch der nebenliegenden Siedlung. Von der Überführung von Reliquien des Heiligen Blasius wird bereits in mittelalten Handschriften berichtet; datiert wird diese Überführung auf die Jahre 850–881. Die Etymologie des Personennamen Blasius ist nicht geklärt. Die Endung -en stellt eine d. Deklinationsform des lateinisch Namens dar. So St. Gallen (CH); Saint Blaise (F); † Bläsiberg, Landkreis Tübingen.
Steffeln, 943 Stephelin, 943 Stephilines.
Stegaurach 973 Nendilin Vraha, 1124 Vrahe, 1151 Vra, 1433 Aurach am Steg. Der Zusatz Stegunterscheidet den Ort von Unteraurach und Oberaurach. Der Siedlungsname ist vom Gewässername übertragen; im Erstbeleg wird die Siedlung als das Aurach eines Nendilo bezeichnet. Grundwort des Gewässername ist althochdeutsch aha ‘Wasser, Fluss’, -ach1, dass in den Belegen auch abgeschwächt als -ahe und -a erscheint, bis h. aber die Form -ach bewahrt hat. Das Bestimmungswort des Gewässername soll althochdeutsch u ̄r ‘Auerochse’ sein, ohne dass die Motivation einer solchen Namengebung hinterfragt würde.
Stehnen, (Niederelter) 1145 in Steina.
Steinbeck, (Elberfeld) mitten 1000 Steinbechi. Germanisch staina-, Stien- baki, Bach.
Steimbke Um 1300 Stenbeke [Original]. Bildung mit dem Grundwort-be(e)ke und dem Appellativum altsächsisch st ̄en, mittelniederdeutsch st ̄ein ‘Stein’ als Bestimmungswort Dem Ortsname liegt ein Gewässername ‘steiniger Bach’ zugrunde. Das Grundwort wurde in nebentoniger Stellung zu -bke verkürzt, -nbk wurde zu -mk assimiliert. So Steimke in den Landkreis Diepholz, Northeim, Gifhorn, alle NI; Kreis Minden-Lübbecke,
-stein. Germanisch *staina-, althochdeutsch / mittelhochdeutsch stein, altsächsisch / mittelniederdeutsch st ̄en Maskulinum ist, wie-eck und-fels, typisches Grundwort für Burgennamen. Es bezieht sich hierbei auf natürliche Felsen. Doch es benennt auch das feste Steingebäude, was als Siedlungsname erscheinen kann (Lahnstein, RheinLahn-Kreis, RP). Im Übrigen kommt das Lexem sowohl als Simplex als auch sehr häufig als Bestimmungswort in Siedlungsname vor (Steinhagen, Kreis Gütersloh).
Stein (Mittelfranken) Stadt im Landkreis Fürth in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt Nürnberg, Reg.-Bez. Mittelfranken. Wohl hochmittelalterliche Gründung bei einer der vier Dingstätten des Kaiserlichen Landgerichts zu Nürnberg, frühzeitige Nutzung der Wasserkraft der Rednitz durch Mühlen und Hämmer, Reichslehen (seit 1465) der Herrn von Leonrod, seit 1576 unangefochten in der Landesherrschaft der Markgraf von Ansbach, 1792 an Preußen, 1806 an Bayern, im 19. Jahrhundert wirtschaftliche Aufschwung durch die industrielle Bleistiftfertigung der Fir Mittelalter Faber-Castell. Seit 1977 Stadt. 1227 (Kopie 15. Jahrhundert) das lantriht zv dem Staine, 1296 (Kopie1353) daz lantger(iht) zu der steinbruke, 1297 (Kopie15. Jahrhundert) daz lantding zu der steinin brukke, 1366 in Lapide, 14. Jahrhundert (Kopie 17. Jahrhundert) Butiglerstein, 1431 bey der prucken an der Rednicz zu dem stein genant [Original]; Stein (circa 1504). Primär kann sich der Name auf den dort am Rednitzufer anstehender Fels, auf das Baumaterial der Brücke oder bereits auf einen Gerichtsstein an der Brücke über die Rednitz beziehen. Vor 1972 Stein b. Nürnberg. Ähnlich zahlreiche Siedlungen namens (-)Stein.
Steinau an der Straße Steinau, dass 1969–1974 um 9 Gemeinte erweitert wurde, liegt an der Kreuzung der w-ö Via regia mit der s-n Weinstraße, weshalb es spätestens seit dem 14. Jahrhundert (s.u.) mit dem präp. Attribut „an der Straße“ näher charakterisiert wurde. Der Bach, dessen ursprünglich Name auf den (Ufer-)Ort überging, ist zuerst 900 erwähnt, der Ort wohl zuerst um 950; frühere Steinau-Nennungen betreffen vermutlich andere Orte. Die Urkundlich von 950 bezeugt Gütererwerb durch die Abtei Fulda; diese erbaut wohl die Burg, an der vermutlich erst die Siedlung entsteht. Seit dem Hochmittelalter geriet Steinau unter die Herrschaft der Herren von Hanau (Stadtrecht 1290), die es zur 2. Residenz ausbauten; mit Hanau kam es 1736 an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. Flussname: 900 Steinaha (Druck 1607); ON: um 950 De [...] Steinaha [...] De Steinahu (Druck 1607), 1290 oppidum suum in Steina [Original], 1339 Steyna die stat an der strasze gegin Fulde (Kopie 15./16. Jahrhundert), 1374 Steyna an der straszen, 1380Steynauwer werünge [beide Original]. Der auf den Ort übertragene Gewässername war aus althochdeutsch stein ‘Felsen, Stein’ und-ach1 (<-aha) gebildet. Letzteres wird früh kontrahiert und im 14. Jahrhundert selten, dann immer häufiger durch -auwe (<ouwe) > -au ersetzt, Gründau; Der heute Gewässername Steinaubach, auch Steinebach (ə < aha), hat sekundär angefügtes -bach. So Steinau, Ortsteil von Fischbachtal, Landkreis Darmstadt-Dieburg; Steinau // Kamionka (Nidzica).
Steinbach (Taunus) Nach vorgeschichtlicher und römisch Besiedlung dürfte der Ort im Zuge der fränkische Landnahme seit dem 6. Jahrhundert (neu-)gegründet und benannt worden sein; schon um 800, zuerst 789 und mehrfach später erfolgten Traditionen an die Klöster Lorsch und Fulda. Seit dem Hochmittelalter im Besitz wechselnder Ritter und Grafengeschlechter, ab 1810 zu Hessen-Darmstadt, seit 1972 Stadt. 780–802 Steinbach (Kopie um 1160); 789 Steinbacher marca (KopieEnde des 12. Jahrhundert). Benannt nach dem gleichnamigen Bach, der im Ort entspringt und 5 km sö in die Nidda mündet. Bestimmungswort: althochdeutsch stein ‘Felsen, Stein’, Grundwort: -bach; Zusatz: Königstein im Taunus. So U. a. Steinbach, Ortsteil von Michelstadt.
Steinen (Baden) Gemeinte im Landkreis Lörrach, 10191 Einwohner, circa 8 km nö von Lörrach am Steinenbach, der bei Lörrach als Lenkenbach in die Wiese mündet, Reg.-Bez. Freiburg. Bauernhaus-Museum, Vogelpark. 1113 Kopie 16. Jahrhundert Steina, 1157 Steina [Original]; Steinen [Original] (1572). Für den Siedlungsname Steinen gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Am wahrscheinlichsten ist er auf einen Gewässername zurückzuführen, der ursprünglich wohl *stein-aha lautete. Dieser setzt sich aus althochdeutsch stein ‘Fels, Stein’ und althochdeutsch aha ‘Wasser, Wasserflut, Wasserlauf, Strömung’ zusammen. Ebenfalls zugrunde liegen können althochdeutsch steina ‘Tiegel, Topf, Kessel’ und althochdeutsch stein als Simplex. Das swach feminin althochdeutsch steina endet nur im Nominativ auf -a, das st. Maskulinum althochdeutsch stein im Dativ Singular, Nominativ und Akkusativ Plural bedingt durch ihre syntaktische Umgebung stehen Siedlungsname meist im Dativ, was eher für althochdeutsch stein als zugrunde liegendes Appellativum spricht. Allerdings müsste der Name früh fest geworden und so die Abschwächung des auslautenden -a länger als im appellativischen Wortschatz verhindert worden sein. Die Lage der Siedlung an der Mündung des Steinenbachtals in das Wiesental und die Einschränkungen bei der Erklärung des Siedlungsname mit althochdeutsch steina und althochdeutsch stein sprechen für den Gewässername als Ursprung des Siedlungsname. Auslautendes -en in der h. amtlichen Form lässt sich als inverse Schreibung des abgeschwächten Vokals -a erklären.
Steinfeld (Schleswig) (Wahlen, Aa) 1121 Steinueldensis. Germanisch stainja- Kollektiv zu staina-, Stein.
Steinfeld (Oldenburg) 1187 Gründung der Kirche in Steinfeld durch die Gemeinte, die bis in die Gegenwart das Patronatsrecht behalten hat. 1187 Stenfelde [Kopie18. Jahrhundert], 1221 Steinvelde, 1298 Stenvelde, 1511 Steinvelde. Bildung mit dem Grundwort -feld und dem unflektierten Appellativ altsächsisch, mittelniederdeutsch st ̄en ‘Stein, Fels’. Worauf sich das Benennungsmotiv konkret bezieht, ist nicht feststellbar. Ein vermuteter Zusammenhang mit Steindenkmälern ist allerdings sehr unwahrscheinlich.
Steinforth, (Liedberg) 1166 Steinuurthe. Germanisch staina-, Stein + furdu, Furt.
Steinfurt Im Mittelalter Wasserburganlage und zugehörige Siedlung in der Grafschaft Steinfurt (Bentheim), 10. Jahrhundert adeliges Damenstift in Borghorst, seit 16. Jahrhundert Textilherstellung (Leinen) und seit 19. Jahrhundert auch -industrie in Borghorst, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 preußisch, 1975 Zusammenlegung der Städte Burgsteinfurt und Borghorst zur neuen Kreisstadt, Verwaltungsbehörden, Dienstleistungsbetriebe und Fachhochschule in Burgsteinfurt, Parkanlage Bagno in Burgsteinfurt. 1129 Steinuorde, 1134 Steinuorth, 1285 Borchstenvorde. Kompositum mit dem Grundwort -furt zu altsächsisch ford, mittelniederdeutsch vo ̄rd(e) ‘Furt, seichte (Durchgangs-)Stelle im Wasser’. Als Bestimmungswort treten an das Grundwort -furt selten Personennamen heran, eher Appellative, welche die Beschaffenheit oder Umgebung der Furt charakterisieren. So liegt im Ortsname Steinfurt als Bestimmungswort altsächsisch, mittelniederdeutsch st ̄en ‘Stein’ ( -stein) vor. Der Siedlungsname bezeichnet also eine steinerne Furt, in diesem Fall über die (Steinfurter) Aa. Zur Differenzierung etwa vom gleichnamigen Ort Steinfurt an der Werse (Drensteinfurt) ist der Name um mittelniederdeutsch borch ‘Burg, befestigter Bau’ ( -burg) ergänzt worden. Gegen die in älteren Belegen häufig auftretenden Bildungen im Dativ Singular mit lokativisch Funktion zeigt die heutige Namenform einen Nom. Singular. So Drensteinfurt, Kreis Warendorf.
Steinhagen (Westfalen) Gemeinte im Kreis Gütersloh, 19936 Einwohner, am Südhang des Teutoburger Waldes, Reg.-Bez. Detmold. 1334 von Dornberg (zu Bielefeld) abgepfarrt; Brennereien von Wacholderbranntwein (Steinhäger), Gewerbebetriebe. 1973 Zusammenschluss mit zwei weiteren Gemeinte 1258 Hemminc in indagine moratur Stenhagen, 1334 Stenhagen. Bildung mit dem Grundwort-hagen. Das Bestimmungswort Stein (zu altsächsisch st ̄en, mittelniederdeutsch st ̄ein‘ Stein; (kleiner)Fels’, gotisch stains) wird auf steinige Bodenverhältnisse der Hagensiedlung hinweisen, wenn nicht ein einzelner Stein (etwa als Grenzstein) oder Felsen das Motiv geliefert haben kann (vgl. den Motiven der zahlreichen Stein Namen).
Steinhausen (an der Rottum) Früheste Siedlungsspuren aus der Jungsteinzeit, hochmittelalter Kirche Sankt Matthias (erste Anlage 12. Jahrhundert). Seit 1438 Untertanengebiet (Vogtei) der Stadt Zug, 1611 eigene Pfarrei und 1798 selbstständige Gemeinte, rasantes Wachstum seit den 1960er Jahren. 1173 SteinhuSiedlungsname [Original], 1260 Stainhusen [Original], 1283 Steinhusen [Original]. Aus althochdeutsch *stein-hûsun, mittelhochdeutsch *steinhûsen ‘bei den Häusern aus Stein’, mit dem nicht umgelauteten Dativ Plural der althochdeutsch a-Stämme, vgl.-hausen. Das Namenmotiv ist bisher nicht geklärt, entsprechende archäol. Funde etwa in der Umgebung der Pfarrkirche oder auf dem so genannten Schlossberg am Westrand des Dorfes fehlen.
Steinheim (Westfalen) Stadt im Kreis Höxter, 13471 Einwohner, im oberen Weserbergland, Reg.-Bez. Detmold. 1231 Sitz eines Archidiakonats, 1275 (Nieheimer) Stadtrecht, 1872 mit Eisenbahnanschluss Beginn der Industrialisierung. 1970 Zusammenschluss von Stadt und Amt Steinheim mit Vinsebeck. Circa 970–972 (Kopie1479) in Steynhem, 1036 (Kopiecirca1160) Stenhem, 1243 in Stenhem, 1280 (Kopie13. Jahrhundert) Steynheim. Bildung mit dem Grundwort -heim. Im Bestimmungswort erscheint das Appellativ Stein (zu altsächsisch st ̄en, mittelniederdeutsch st ̄ein ‘Stein; (kleiner) Fels’, gotisch stains), eventuell auch Bezeichnens für einen Grenzstein. In Verbindung mit dem Grundwort kann ebenso an die Bezeichnens eines Steingebäudes gedacht werden.
Steinheim am Albuch Siedlung der Merowingerzeit, gehörte bis 1806 zum gleichnamigen Kloster Albuch, seit 1938 zum Landkreis Heidenheim. Landwirtschaftliche Betriebe, Klosterberg, Heimatstube, Peterskirche, Meteorkratermuseum, Klosterhof. 8. Jahrhundert (Kopie1150–65) Steinheim, 839 Steinheim, 1209 Stainhaim [Original], 1490 Sthainhain auf dem Aulbu ̊ch [Original], 1560 zu Steinen [Original]. Es handelt sich um eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort-heim und dem Substantiv althochdeutsch, mittelhochdeutsch stein ‘Fels, Stein’. Der Ortsname bedeutet ‘Wohnstätte bei dem Felsen’. Die Umsetzung des Bestimmungswort -heim schwankt im Westoberdeutschen. Albuch als Name für ein Teilstück der Alb ist seit 1155 überliefert. Da Steinheim von den Orten Westheim, Nordheim, Ostheim und Sontheim umgeben ist, dürfte die Gruppe Teil des fränkisch Landesausbaus gewesen sein. So U. a. Steinheim, Kreis Höxter.
Steinheim an der Murr Frühe Siedlung, die 832 zunächst Besitzrechte an das Kloster Lorsch, 972 an das Hochstift Speyer abgab, 1564 württembergisch und 1609 Marktrecht. Weinbau, Wasserrad, 832 (Kopie12. Jahrhundert) Steinheim in pago Murrachgouve, 1247 Steinhein; Steinheim an der Murr (1955). Es handelt sich um eine Zusammensetzung mit dem Grundwort -heim und dem Bestimmungswort althochdeutsch, mittelhochdeutsch stein ‘Fels, Stein’. Der Name bedeutet ‘Siedlung beim römischen Steinbruch’ oder ‘Siedlung bei den steinernen Resten des römischen Gutshofs’. Der Gewässername dient der differenzierenden Lageangabe.
Steinhorst (Lauenburg) (Ascheberg) 1000 Stenhurst. Germanisch staina-, Stein + hurst, waldiger Hügel in Sumpf Gelände.
Steiningen, 1193 Steguenach.
Steinrapen, (Recklinghausen) Anfang 1200 Stenrapan.
Stelle 1197 Stelle [Original], 1252 Stelle [Kopie 16. Jahrhundert]; Stelle (1360). Der Ortsname beruht wohl auf einer -ia-Ableitung von altsächsisch -stal ‘Stall’, mittelniederdeutsch stal ‘Stallung, Gehege’ oder eher altsächsisch stalo ‘Pfosten’, mittelniederdeutsch sta ̄l(e) ‘bestimmte Hölzer, Pfahlwerk im Wasser’. Durch das Suffix wird der Stammvokal umgelautet und der Konsonant geminiert.
Stemwede Seit Ende 10. Jahrhundert Orte im Bereich der heutigen Gemeinte Stemwede nachgewiesen, Reichslehen der sächsische Herzöge; Landwirtschaft, Leinenindustrie. 1973 Zusammenlegung der Ämter Dielingen, Levern und Wehdem. 1188 (Kopie 1. Hälfte 14. Jahrhundert) prope Stenwede, 1221 de Stamwide, 1235 de Stemwide, 1296 in Stemmwede; Stemwede (1297 Kopie). Bildung mit dem Grundwort -wede (zu altsächsisch widu, mittelniederdeutsch wede ‘Wald; Holz’; vgl. engl. wood). Im Bestimmungswort wird mit mittelniederdeutsch stam(me), stemne (stempne), stemme ‘Stamm als Teil des Baumes; abgehauener Stamm, gefällter Baum’ zu rechnen sein, wenn der Erstbeleg (Kop.) auch mit Stenan altsächsisch mittelniederdeutsch st ̄en ‘Stein’ denken lässt. In dem Fall wäre früh eine Assimilation zu Stem eingetreten.
Stendal Dörfliche altsächsisch Siedlung im frühen Mittelalter, Stadtrecht durch die Markgrafen von Brandenburg um 1160, wichtiger Fernhandelsplatz, im 13. Jahrhundert Gründung der Stendaler Seefahrergilde, 1350–1515 Zugehörigkeit zur Hanse, Geburtsort von J. J. Winckelmann (1717). Sitz der Fachbereiche Wirtschaft und Angewandte Humanwissenschaften der Hochschule Magdeburg Stendal. 1022 Steinedal, um 1160 Stendale, 1215 Stendal. Bei dem Ortsname liegt eine Bildung mit dem Grundwort -tal und dem altsächsisch Appellativum st ̄en ‘Stein’ vor. Stendal ist demnach der ‘Ort am beziehungsweise im steinigen Tal’. So Steinental, Landkreis Ravensburg (1152 Steininthal).
Stephanskirchen Circa 1120 Stevinschircha, 1147–1167 Steuenschirchen, 1159 Stefinskirchen, 1407–1420 Stephanskirchen, 1435 Steffleinskhirchen, 1465 Steffelkirchen, circa 1583 Steffanskirchen pagus et templ(um). Grundwort ist althochdeutsch chiricha beziehungsweise mittelhochdeutsch kirche ‘Kirche, Kirchengebäude’, -kirchen, Bestimmungswort der Name des Kirchenpatrons, des heiligen Stephanus. Bemerkenswert sind die aus der nächsten Umgebung stammenden Schreibungen des 15. Jahrhundert mit der Verkleinerungsbeziehungsweise Koseform des Heiligennamens.
Sterkrade, (Oberhausen) 1000 Sterkonrotha. Germanisch starku-, stark + ropa, Rodung.
Stetternich, (Aa) 1171 Steterich.
Stevede, Coesfeld) 800 silua que nuncupatur Steinuuida. Germanisch staina, Stein + widu, Wald.
Steverfeld, (Gau an der Stever) 1000 in Stinarinu. Germanisch Flussname Stibarno + fildja, Kollektiv zu feldu-, öde Ebene.
Stevermür, (Haltern) 1000 Stiuarna muthi. Germanische Flussname Stibarno + munpja, Mundung. Liegt an der Mündung der Stever.
Stevern, (Nottuln) 1000 Stibarnon. Liegt bei der Quelle der Stever.
St. Georgen im Schwarzwald Ursprünglich ein 1083 gestiftetes Benediktinerkloster, 1507 Marktrecht, 1648 württembergisch,1810 badisch. Astronomische Uhr, Glockenspiel, Klosterhof, Lapidarium, Deutsche Uhrenstraße. 1083 Georgio, 1084 Cella sancti Georgii, 1271 sante Georgien [Original], 1316 s. Gerigen [Original], 1507 s. Jorgen [Original]. Auslöser für die Benennung des Benediktinerklosters war die Georgsverehrung auf der Insel Reichenau. Die Überführung von Reliquien des Hl. Georg in die Klosterkirche führte dann zur Namengebung. Später wurde der Klostername im Dativ Singular auf die Siedlung übertragen und in neuerer Zeit durch den Zusatz im Schwarzwald präzisiert. Die neuzeitliche amtliche Schreibung orientiert sich am Heiligennamen und nicht an der mundartlichen Entwicklung des Ortsnamens.
Stieden, (Elsen) 1036 Stidinan.
Stieldorf, (Köln) 895 Steildorp.
Stintenberg, (Metzkausen) 1198 Stentenberg.
St. Ingbert Römisch Siedlungsspuren, der Legende nach lebte hier in der Merowingerzeit ein Heiliger als Einsiedler. Im 9. Jahrhundert gab es auf dem heute Stadtgebiet Königsgut, später Besitz der zum Bistum Verdun gehörigen Abtei Tholey; im 14. Jahrhundert zu Kurtrier. Seit 1816 bayerisch 1918 bis 1935 zum seit 1920 unter Völkerbundsmandat stehenden Saargebiet gehörig, seit 1947 zum in politischer Union mit Frankreich verbundenen Saarland, seit 1957 zum Bundesland Saarland. 1179 St. Ingberto, 1264 Sant Ingebrecht, 1536 Sanct Ingwert, St. Ingbert (1828). Ursprünglich 888 Lantolvinga, 1329 Lendelvinga, h. noch im Flurname Lendelfingen erhalten. Der alte Ortsname entstand aus dem Personennamen Landolf < germanisch *Landawulfa und dem germanisch Ableitungssuffix-ingen. Das Suffix drückt die Zugehörigkeit zu der im Erstglied genannten Person aus. Indem eine -ingen Ableitung in den Dativ Plural gesetzt wird, wurde ein lokativisch Bezug hergestellt. Somit entstand ein Siedlungsname mit der Bedeutung ‘bei den Leuten des Landolf’. Wahrscheinlich ist dieser Ort bereits eine Gründung der Merowingerzeit. Sein heutiger Name knüpft an einen Eremiten und Volksheiligen des Waldgebirges des Vosagus (Vogesen) namens Ingobertus an, an dessen Grab möglicherweise bereits in der Merowingerzeit eine Kirche entstand, der selbst freilich erst im 11. Jahrhundert erwähnt wird. Der Heilige Ingobert war noch bis zur Zerstörung der Kirche 1637 der Kirchenpatron. Bereits vor 1300 existieren neben der Form St. Ingebreht auch die erweiterten Varianten Engel-berto (1180), Angel-bertum (1235) und Ingel-bert (1265). Vor dem Zweitglied -bert schwand der zu ə abgeschwächte Fugenvokal bereits früh: Ing-bert, in der Form mit -brecht hält er sich dagegen länger, so z.B. in 1554 S. Ingebrecht. In 1179 St. Inberto (allerdings nur in kopialer Form überliefert) tritt Erleichterung der Dreikonsonanz ngb > nb ein. Später wird der Dentallaut n als m an den Labiallaut b angepasst. Die Formen St. Imbert und Sanct Ingwert sind mundartlich Weiterbildungen. Letztere sind die Voraussetzungen für agglutinierte Formen, die Sankt mit dem Heiligennamen verschmelzen, wie mundartlich Dimbert, Dimwert.
St. Johann (Schwäbische Alb) Bei St. Johann handelt es sich um einen Patroziniumsnamen, der die Siedlung um eine Kirche, die dem Heiligen Johannes geweiht ist, bezeichnet. Der Ortsname weist eine eigentümliche, wohl aus dem Lateinischen übernommene Betonung Johánn (anstelle des eingedeutschten Jóhann) auf.
St. Leon-R Ortsteil. Gemeinte im Rhein-Neckar-Kreis, 12 706 Einwohner, circa 17 km ssw Heidelberg in der Rheinebene in der Kraichbachniederung gelegen, Reg.Bez. Karlsruhe. Sankt Leon-R Ortsteil wurde 1974 aus den ehemals selbstständigen Gemeinte R Ortsteil und St. Leon gebildet. Die beiden Gemeinte waren bis zum Ende des 14. Jahrhundert schon einmal eine Einheit, ab 1397 werden jedoch wieder zwei Schultheißen bezeugt, 1771 wurden beide Gemeinte dem Amt Phillipsburg unterstellt, seit 1803 badisch. Metallverarbeitung, Heimatmuseum, Harres, Sauerkrautmarkt. St. Leon: 853 ad sanctum Leonem, 1289 von sante Len, 1401 zu sant Lene [Original]. Rot: 1140 Rot, 1284 Rode. Namenspatron von St. Leon war Papst Leo der Große (440–461). Das nördlich der Alpen seltene Leo-Patrozinium wurde eingerichtet, weil der deutsche Papst Leo IX. dort – was urkundlich nicht bezeugt ist – 1049 eine Kirche geweiht haben soll. R Ortsteil ist eine von St. Leon aus angelegte Rodungssiedlung; der Name gehört zu althochdeutsch rod ‘Rodung’ und dem davon abgeleiteten Verb mittelhochdeutsch roden.
Stockach Stockach wurde 1222 als villa und 1283 als civitas bezeichnet und wohl in der Mitte des 13. Jahrhundert zur Stadt erhoben, seit 1806 württembergisch. Streuobstlehrpfad, Stadtmuseum, St. Michael, Schloss Espasingen, Burgruine Nellenburg. Um 1150 (Kopie 16. Jahrhundert) Stocka, 1222 Stocka, 1272 Stocach, 1278 Stoka; Stockach (1288). Der Ortsname liegt wohl der Gewässername Stockach (zu althochdeutsch stock ‘Baumstumpf, Stamm’ und dem Grundwort -ach1) zugrunde. Eine Verbindung mit der Kollektivbildung althochdeutsch stockahi ‘Holzbündel’ ist hier im Sinne von ‘Stockicht, Ort, wo Baumstümpfe stehen’ möglich, aber weniger wahrscheinlich, weil die zahlreichen auf -a auslautenden Namen besser als Gewässername interpretierbar sind.
Stockelsdorf Gut Stockelsdorf in Besitz verschiedener Lübecker Adliger, 1925 Auflösung des Gutes, bis 1937 gehörte der Ort zu Oldenburg. Stockelsdorfer Kirche, Fayencemanufaktur, historisch Ortsteil e. 1303 inter villas ... et Stochghelstorpe, 1334 to Stochelstorpe. Der Ortsname ist sehr wahrscheinlich eine Bildung aus dem Wortstamm Stockelals einem unserem heutigen ‘Stock, Baumstumpf ’ ähnlichen Beinamen. Nicht auszuschließen ist auch eine Herleitung vom altpolabisch Personennamen Stochel abgeleitet und dem mittelniederdeutsch -dorp, hochdeutsch-dorf, so dass sich die Bedeutung ‘Siedlung des Stochel’ ergibt. So † Stochelsdorf, KreisHerzogtum Lauenburg.
Stockheide, (Laurensberg) 1215 Stockeide. Romanisch stokketa, Kollektiv zu stoc von altgermanisch stukka-, Baumstrunk.
Stockum bei Unna, 1036 Stokheim. Germanisch stukka-, Baumstrunk + haima, Wohnung.
Stockum, (Coesfeld) 1000 Stokhem, Stochem.
Stockum, (Düsseldorf) ende 1100 Stochem, 1193 Stocheim.
Stockum, (Geseke) 1015-25 Stockhim.
Stockum, (Voerde) 1189-91 Stocheim.
Stockum, (Witten) 1000 Stochem.
Stommeln, (Köln) 962 S t(u)mbele,1094 Stubele. Germanisch stumbalja-, Kollektiv zu stumbala, (althochdeutsch stumbal) Stumpf=Baumstumpf.
Stoppenberg, (Kray) 1073 Stophenberch, germanisch staupon, zu staupa, steil, (altenglisch staep, steil, althochdeutsch stouf, Felsen) + berga-, Berg.
Störmede, (Arn) 1015-25 Sturmethi.
Stoßdorf, (Hennef) +1150 Stozdorp. Germanisch stuta-, Stotz, Baumstumpf + porpa-, Dorf.
Stotzheim, (Köln) 1215 Stozheim.
Stolberg (Rheinland) Seit Ende 16. Jahrhundert Zentrum der Messingherstellung (Kupfermeister). 1856 Stadtrecht. 1118 Stalburg [Original], 1234 Stailburg, 1324 Stoilburg; Stolberg (1651). Stolberg hat seinen Namen von der Burg, wie dies das Grundwort noch bis in das 14. Jahrhundert anzeigt. Es handelt sich um einen typischen Burgennamen. Das Bestimmungswort Stail-, Stoil (zu althochdeutsch stahal ‘Stahl’) ist substantiviertes Neutrum des Adjectivisch germanisch *stahalam mit der Bedeutung ‘standhaft’. In älteren Nachweisungen ist die Vokallänge noch nicht angezeigt. Dies erfolgt allgemein erst seit dem 13. Jahrhundert Durch nachgestelltes (stummes) -e-, -i oder -y-. Zur gleichen Zeit setzt die Verdumpfung des -azu -oein. In der Neuzeit erfolgt eine Vokalkürzung. Seit dem beginnenden 15. Jahrhundert ist der Grundwort-Wechsel (-burg >-berg) festzustellen. So Stolberg (Harz), Landkreis Mansfeld-Südharz; Stollberg (Erzgebebirge)
Stollberg (im Erzgebirge) Deutsches Bauerndorf mit Ritterburg an alter böhm. Straße, Marktflecken, planmäßig zur Stadt ausgebaut nach 1300, 1343 civitas. Im 19. Jahrhundert Standort der Strumpfwirkerei, Wachstum durch die Nachbarschaft des Kohlereviers Oelsnitz-Lugau, seit 1910 Kreisstadt. 1210 de Staleburch, 1299 Stalburch, 1495 Stolbergk. Bildung mit dem Grundwort-burg. Im Bestimmungswort steht mittelhochdeutsch sta ̄l ‘Stahl, stählern, standfest’, ganz im Stil der hochmittelalterlichen Burgennamen. Im 15. Jahrhundert ging das Grundwort in -berg über, der Vokal -a wandelte sich zu -o-. So Stolberg (Harz), Landkreis Mansfeld-Südharz.
Stolzenau Um 1350 Bau der Grenzburg gegen die Schlüsselburg der Mindener Bischöfe, Residenz der Hoyaer Grafen, 1459 Siedlung als Flecken erwähnt, 1974 Zusammen lgung der Gemeinte Anemolter, Diethe, Frestorf, Hibben, Holzhausen, Müsleringen, Nendorf, Schinna und Stolzenau. 1370 thor Stoltenouwe [Original], 1503 Schl Ortsteil Stoltznow [Original]. Bildung mit dem Grundwort-au(e). Das Bestimmungswort geht auf mittelniederdeutsch stolt, in Flurnamen im Sinne von ‘hochragend, steil’, zurück, hier in flektierter Form und ab dem 16. Jahrhundert zu stolz verhochdeutscht. Das ansteigende Weserufer dürfte namengebend gewesen sein. So Stolzbrok (1246 Stoltenbroke), Ortsteil von Bissendorf, Landkreis Osnabrück; Stoltenberg, Ortsteil von Meinerzhagen, Märkischer Kreis; Stoltenberg, Kreis Plön.
Storkow (Mark) Eine deutsche Burg, Ende des 12. Jahrhundert mit slawische Burgsiedlung in zuvor slawische besiedelter Kleinlandschaft; Städtchen (1450 Stadt). 1209 Sturkuowe, 1349 Storkow [Original], 1450 Storgkow. Nach neuester Untersuchung ist slawische/altsorbisch *Storkoveine adjektivisch Bildung mit dem Suffix -ovzu altsorbisch stork aus urslawische *(s)tчrk, vgl. polnisch stark ‘Anstoß, Pfahl, Stachel’, also ‘Ort, bei dem Pfähle (zur Befestigung) verwandt wurden; befestigter Ort’. Frühere Erklärung als ‘Storchaue’ zu mittelniederdeutsch stork ‘Storch’ ist wegen der archäologischen Funde auf dem Burggelände und Ortsname wie Storkwitz, Ortsteil von Delitzsch, Landkreis Nordsachsen, weniger wahrscheinlich.
St. Peter. Gemeinte und (mit Glottertal und St. Märgen) gleichnamiger Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, 7508 Einwohner, circa 14 km ö Freiburg im Mittleren Schwarzwald gelegen, Reg.-Bez. Freiburg. Die Entwicklung der Siedlung erfolgt in engem Zusammenhang mit dem 1093 gegründet gleichnamigen Benediktinerkloster, 1806 wird ein Stabsamt St. Peter eingerichtet, bis durch die Vereinigung der Vogteien Seelgut, Rohr und Oberibental 1813 die neue Gemeinte entsteht. Uhrhandwerk, ehemalige Benediktinerabtei, Pfarrkirche Peter und Paul, Kandelhöhenweg. 1093 monasterium novum s. Petri, 1111 beatus Petrus, 1316 ze sant Peter. Namengebend für das Kloster und die Siedlung Sankt Peter war der Hl. Petrus. So St. Peter-Ording, Kreis Nordfriesland.
Straberg, 1176 Strabruch.
Straelen (1063–66) in Strala, (1079–89) in Stralo [Original], (1193–1205) de Stralin [Original]. Zu altsächsisch stra ̄la st. F. ‘Pfeil’, mittelniederländisch stra ̄l(e) ‘Pfeil, Spitze’, wohl im lokativischen ON-Dativ (so auch Stralo), ab Ende des 12. Jahrhundert mit schwacher Flexion [mundartlich ’ʃtrɔ:lə]. Benennungsmotiv ist vermutlich eine spitzwinklige Flurform, auf der/bei der die ursprünglich Siedlung errichtet wurde. Die Schreibung ae für [a:] bewahrt eine in den Niederlanden und im Rheinland im Mittelalter gängige Längenschreibung.
Stralendorf Rittergut, zu Schwerin. 1334 Stralendorff, 1593 Stralendorff, 1750 Stralendorf. Das Bestimmungswort geht vermutlich auf das Wappenbild der holsteinischen Ortsgründer zurück und enthält mittelniederdeutsch stral ‘Strahl, Pfeil’, das Grundwort ist-dorf.
Stralsund Slawische Vorbesiedlung an engster Stelle zwischen Festland und Insel, um 1200 daneben deutsche Kaufmannssiedlung, 1234 Stadtrecht, Mitte 13. Jahrhundert zwei Klostergründungen, um 1293 Mitglied der Hanse, seit 1325 zu Pommern-Wolgast, nach 30-jährigem Krieg an Schweden, schwed. Verwaltungssitz, nach Wiener Kongress preußisch. Seehandel, h. Schiffbau und Hafenwirtschaft sowie Fremdenverkehr (Altstadt seit 2002 UNESCO-Weltkulturerbe). Seit 1991 Fachhochschule (circa 2500 Studierende). Zusatz: Hansestadt seit 1990. 1234 ciuitati nostre Stralowe, 1240 Noue ciuitati in Stralesund, 1261 de Sundis, 1525 Stralsundt; Stralsund (1262). Der Ortsname Stralsund ist ein slawische-d. Mischname. Um 1200 taucht mehrfach die Bezeichnung einer Insel im heutigen Strelasund (apud Strelam, ex aduerso Strele) auf, auch 1240 findet sich erneut insulam Strale. Diesem Namen liegt eine altpolabische Grundform *strˇela ‘Pfeil’ (vgl. altrussisch strˇela ‘Pfeil, Blitz’; slk. strele und poln. strzała ‘Geschoß’) zugrunde, vermutlich weil die Insel (h. Dänholm?) eine pfeilartige Form hatte. Denkbar ist, dass diese Inselbezeichnung zunächst auf die Meerenge (um mittelniederdeutsch sund ‘Meerenge, Durchgang’ erweitert) übergeht und die neue Stadt davon ihren Namen herleitet. Eine metaphorische Erweiterung der ursprünglich Bedeutungvon*strˇelazu‘ Meeres-oder Flussarm; Landzunge beziehungsweise Bogen’ ist nicht auszuschließen. Dann hätte die Erweiterung mit bedeutungsähnlichem sund verstärkende Bedeutung. Zeitweilig existierten volksetymologische Deutungen, so z. B. dass das Meer in drei Strahlen auf die Stadt zukomme, dass zwei Fischer (Strahle und Sundke) Namensgeber der Stadt seien oder eine strahlende Sonne (mundartlich angelehnt) die Herkunft des Ortsname bestimme. Eine vorslawische Herleitung ist bei heutiger Quellenlage solid nicht möglich, eine Ableitung vom mittelniederdeutsch stral ‘Pfeil, Strahl’ ist wegen des eindeutig slawischen Suffixes in der ersten Schreibform wenig wahrscheinlich. So Strehla, Landkreis Meißen.
Strasburg Strasburg ist gebildet aus dem Bestimmungswort Straße und dem Grundwort-berg. Der polnische Ortsname Brodnicawurde aus dem Subtantiv bród ‘Furt’ und dem Suffix -ica (-itz) gebildet.
Straßfeld, (Köln) 856 Strazfelt.
Straubenhardt Um 1090 Kopie 12. Jahrhundert Kopie16. Jahrhundert de Strubenhart, 1186 de Strubenhart [Original], 1418 Dorsualvermerk 15. Jahrhundert von Straubenhart [Original]; von Straúbenhardt [Original] (1597). Der Ortsname wurde 1973 im Zuge der Vereinigung der Dörfer Conweiler, Feldrennach mit Pfinzweiler und Schwann für die neue Großgemeinde festgelegt. Dabei griff man auf einen seit dem 11. Jahrhundert bezeugten mittelalterlichen Namen für eine abgegangene Burg circa 1 km nö von Neuenbürg Dennach beziehungsweise für das gleichnamige Adelsgeschlecht zurück, fürden die Ausgangsform althochdeutsch*Stru ̄binhard beziehungsweise mittelhochdeutsch *Stru ̄ben-hart (mit abgeschwächtem Nebensilbenvokal -eu nd auslautverhärtetem -t) anzusetzen ist. Bestimmungswort ist die Genitiv-Singular-Form althochdeutsch *Stru ̄bin beziehungsweise mittelhochdeutsch *Stru ̄ben zum Personennamen Stru ̄bo, der zu dem Adjektivisch althochdeutsch stru ̄b ‘sich kräuselnd, struppig’ beziehungsweise mittelhochdeutsch stru ̄be ‘starrend, rauh emporstehend, struppig’ zu stellen und als Personennamen beziehungsweise Beiname u.a. auch in württembergischen Quellen des 13. Jahrhundert bezeugt ist. Als Grundwort fungiert althochdeutsch *hard beziehungsweise mittelhochdeutsch hart ‘fester Sandboden, Weidetrift, Wald’ ( -hart), sodass für den Ortsname die ursprünglich Bedeutung ‘(Burg an/bei/in dem) Wald, der nach einer Person namens Stru ̄bo benannt ist’ erschlossen werden kann. Es liegt folglich primär ein Flurname vor, der auf die Burg übertragen wurde. Dass in der Belegreihe keine Hinweise auf einen Umlaut des Langvokals -u ̄erkennbar sind, spricht nicht gegen die Möglichkeit des Ansatzes einer althochdeutschen Grundform *Stru ̄bin-hard mit einem üblicherweise Umlaut bewirkenden -ii n der Folgesilbe des -u ̄-, da u ̄ im OBand vor Labialen in der Regel nicht umgelautet wurde. Mittelhochdeutsch -u ̄entwickelte sich zum Frühneuhochdeutsch hin regelkonform zu -au-. Die Schreibung mit -dt stellt eine frühneuhochdeutsch Schreibvariante für -t dar. So Strauben, Reg.-Bez. Stuttgart, und Straubing, Reg.-Bez. Niederbayern.
Stratum, (Krefeld) 1211 Stratheim.
Straubing Umfangreiche voru nd frühgeschichtliche Funde (u.a. vier antike Kastelle, Römerschatz, Gräberfelder), 1218 Gründung der Neustadt, 1353–1425 Hauptstadt des Herzogtum Straubing-Holland. 897 Strupinga [Original], 905 ad Strûpingun / Strupinga [Original], 1121 Strubingen [Original], um 1170/75 Strubing; Straubing (1240/45). Dem mit-ing-Suffix gebildeten Siedlungsname liegt ein BeiN altbairisch Stru ̄pzugrunde (germanisch *stru ̄a‘emporstehend, struppig’). Dabei handelt es sich offenbar um eine Benennung nach der markanten Haartracht des Namensträgers. Ein frühmittelalter BeiN Strupo erscheint im Langobardisch und Altbairisch, eine frühere Vergleichsmöglichkeit bietet inschriftliches STRVBILO SCALLEONIS Genitiv Singular aus Katzelsdorf (bei Wiener Neustadt, A). In den ältesten Nennungen zeigt der Siedlungsname noch die Wirkung der Medienverschiebung, nach 905 herrscht <b> vor. Althochdeutsch /u ̄/ blieb vor dem labialen Konsonanten ohne Umlaut und wurde in mittelhochdeutsch Zeit diphthongiert. Seit dem 12. Jahrhundert erscheint die ursprünglich Dativ Plural-Endung zu -en abgeschwächt. Der auf der Tabula Peutingeriana bezeugte antike Siedlungsname Soruioduro (für das spätantike Kastell bei St. Peter) dürfte am ehesten einen ehemaligen Gewässername *Sorvios enthalten. Bei dem kontrovers diskutierten frühmittelalter locus Simpliccha liegt dagegen kein vordeutscher Siedlungsname vor, sondern ein aus althochdeutsch *sin-blick(i) ‘beständig glänzend’ gebildeter (ursprünglicher) Gewässername. So Ober-/Niederstraubing (849 Strupingas), Landkreis Erding.
Strausberg Um 1225 markgräflich-brandenburgischer befestigter Hof (curia); im Anschluss an diesen Stadtanlage; Stiftung des Dominikanerklosters 1254/56; Stadt (1268/84 civitas). Pfarrkirche St. Marien (Mitte des 13. Jahrhundert, im 15. Jahrhundert umgebaut), Teile der Stadtmauer (nach Mitte des 13. Jahrhundert). Im 18. Jahrhundert Tuchgewerbe, seit 1994 Sitz der Akademie für Information und Kommunikation der Bundeswehr. 1240 Strutzberch, 1247 Struceberch, 1268/84 Strucesberge; Strausberg (1775). Die Burg und dann die Stadt wurden nach der Lage oberhalb des Straussees (1284 aquam [...] Struz) benannt. Der vermutlich slawische Gewässername ist unklar. Die Namenerklärung als slawische *Struˇc(j)e, eine Bildung mit dem Suffix -je zu altpolabisch/ altsorbisch struk ‘Schote, Hülse’ (zu erwarten wäre altpolabisch stra ̨k, doch sind im Altpolabisch nasale Formen neben entnasalierten belegt, vgl. la ̨g neben lug), die sich möglicherweise auf die langgestreckte Form des Sees bezieht, ist wegen fehlender sicherer Vergleichsnamen nicht überzeugend. Der slawische Name wurde zu mittelniederdeutsch strutse ‘Strauß’ umgedeutet, wodurch sich auch der (Vogel) Strauß im Wappen der Stadt erklärt. Zum Grundwort mittelniederdeutsch -berch, hochdeutsch-berg ‘Berg’, hier in der Bedeutung ‘Burg’.
Straußfurt Unstrut im Thüringer Becken gelegen. Altthüringische Furtsiedlung an alter Fernstraßenkreuzung zwischen den fränkische Königshöfen in Erfurt und Nordhausen; später Herrensitz, Burg, dort 1735 Schloss der Familie von Münchhausen; Landwirtschaft. (780/817) 1150/65 in Stuhesfurte, 876 in Stuchesfurtu, 948 Stuchesuurt (zu lesen: -vurt), 1506 Strusfart. Der Ortsname wurde gebildet mit einem Personennamen Stuch, Stucha o.ä., der wohl wie althochdeutsch stu ̄hha ‘Baumstumpf ’ zu germanisch *stukkam. ‘Stock, Balken, Baumstumpf ’ gehört, und althochdeutsch-furt ‘Flussdurchgang’, also ‘Ort eines Stuch(a) an der Furt’. Eine direkte Bildung zu althochdeutsch stu ̄hha ist sowohl sachlich als auch auf Grund des Genitiv-s unwahrscheinlich. Später wurde der Ortsname nach Diphthongierung von u ̄ > au sekundär kanzleisprachlich an Strauß angeglichen und damit semantisch neu unterlegt. 1506 -fart zeigt mundartlich Wiedergabe. So Stitswert, Provinz Groningen, Niederlande, 10. Jahrhundert Stucciasuurd; Sumpfname bei Coburg: Stuchgras 1162, in Grenzurkunde.
Strickherdicke. (Arn) mitten 1200 Ostherrike.
Strock, (Lembeck) 10-1100 Stroduuik. Germanisch strodu-, Sumpf mit Dickicht bewachsen + wika, Tochtersiedlung.
Strohn, (Trier) 1193 Struna.
Stromberg 1156 kamen Burg Stromberg und Umgebung zur Pfalzgrafschaft bei Rhein und damit im 13. Jahrhundert an die Wittelsbacher. Bereits seit dem 14. Jahrhundert wird Stromberg als Stadt erwähnt. 1689 wurde die Burg von französisch Truppen zerstört und 1780 abgetragen. 1815 zum Preußen. 1084–88 Strumburg, 1131 Stronberch, 1208 Strumberg, 1268 Stromvelth, 1287 Strumborg; Stromberg (1338). Die Urkundlich Heinrichs von 1056 (Berhdolf von Stru(o)mburg) ist eine F. von Anfangs 12. Jahrhundert Das Bestimmungswort kann wohl als ‘horizontales (metaphorisches) „Umströmen“ des Berges durch Stein oder Erdwälle’ gedeutet werden. Die Annahme, der Guldenbach könnte Namengeber des Berges gewesen sein, ist weniger sinnvoll. Das Grundwort ist althochdeutsch -berg.
Stromberg, (München) 1144 Stroemburg.
Strötgen, (Werden) mitten 1200 Strudhuson. Germanisch strodu, sumpfiges Gebüsch, + husum, zu husa, Haus.
Strotzbüsch, 1097 Stroadesbruch. 1148 Stiouardesbos.
Strümp, ende 1100 Streimpeche, in Strempeche.
Strünkede, (Herne) 1142 Strunkethe. Germanisch strunkipja, Kollektiv zu strunka-, Baumstrunk.
Strüth, 1224 Strude. Germanisch strodu-, Sumpf mit Dickicht bewachsen.
Strullendorf Zu 1102/39 Annalen (12.) 15. Jahrhundert Strullendorf. Grundwort des Namens ist-dorf; Bestimmungswort soll der Personennamen Strollo sein. Eine historisch Persönlichkeit dieses Namens ist im Zusammenhang mit dem Ort nicht bezeugt.
Stuben, (Neef) 1208 Stupa.
Sturzelbronn, + 1212 Sturcelburnen.
Stuhr Sitz eines Kirchspiels in moorigem Kolonisationsgebiet; seit dem Mittelalter Zugehörigkeit zum Amt Delmenhorst in der Grafschaft Oldenburg; 1973/1974 namengebend für die neu geschaffene Einheits Gemeinte 1187 in Sture [Kopie 16. Jahrhundert], um 1250 in Stura, 1252 Sture. Der Ortsname enthält den Gewässername Stur, h. Varrel-Bäke (1171 fluvii, qui dicitur Sture, 1290 fluvium, qui dicitur Stura [A. 16. Jahrhundert]), der auf der Substantivierung von altsächsisch sto ̄ri ‘groß, mächtig’ beruht.
Stutensee Stutensee (1975). Neuer Gemeindename nach dem ehemalig markgräflich-badischen Jagdschloss Stutensee (zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch stu Ortsteil ‘Pferdeherde’ und dem Grundwort-see).
Stuttgart Laut Überlieferung 950 von Herzog Liudolf angelegt, in der 1. Hälfte des 13. Jahrhundert Stadtrecht, im 14. Jahrhundert zur Grafschaft Württemberg, 1803–1805 Haupt und Residenzstadt des Kurfürstentums Württemberg, 1918–1945 Landeshauptstadt und seit 1952 Regierungssitz Baden-Württembergs. Automobilund Maschinenbau, Neues Schloss, Altes Schloss, Schloss Solitude, Residenzschloss Ludwigsburg, Kunstmuseum, Mercedes-Benz-Museum, Königsbau, denkmalgeschützter Kopfbahnhof, Markthalle, Hospitalkirche, Stiftskirche, Domkirche St. Eberhard, Rosensteinpark. Um 1160 (Kop.) Stu ̊karten, 1263 Stu ̊tgartun [Original], 1632 Stuettgardten [Original]; Stuttgart (1745/46). Der Name geht auf mittelhochdeutsch stuotgarte ‘Gestüthof’ zurück und erinnert an Gestüt, das nach sagenhafter Überlieferung bereits durcHerzog Liudolf um 950 angelegt wurde. Der älteste Beleg zeigt Assimilation von -tg zu g beziehungsweise k. Die heutige amtliche Form ist durch Schreibungen des 17. Jahrhunderts mit Doppelkonsonanten als Zeichen für vorausgehenden Diphthong oder Langvokal beeinflusst.
Styrum, (Mülheim an der Ruhr) 1 Hälfte 1100 Stiarheim. Germanisch steura, Stier + haima, Wohnung.
St. Wendel Der Ursprung der Stadt liegt in einer fränkische Siedlung mit dem Namen Basenvillare im damaligen Bliesgau. 1180 urkundlich Erwähnung der Kirche, die nach dem Heiligen Wendelin benannt ist. 1326 kommen Burg und Dorf St. Wendel an Kurtrier, es entsteht ein Unteramt St. Wendel, 1332 Stadtrechte, im Reunionskrieg Ende 17. Jahrhundert und 1798 wird St. Wendel jeweils für mehrere Jahre französisch 1815 bis 1834 ist St. Wendel Hauptstadt des coburgischen Fürstentum Lichtenberg, seit dem Verkauf an Preußen Kreishauptstadt im Reg.Bez. Trier. 1920 zum Saargebiet, seit 1957 Kreisstadt im SL. Altname Basonisvillare: 916–917 zu 630–648 Basonis villare [Original], 950 Basenvillare, 10. Jahrhundert in basone uillari natale sancti uuandelini confessoris. St. Wendel: 1180 presbiteri de S. Wandalino [Original], um 1200 curtis S. Wandelini, 1292 in sancto Wendelino. Basonisvillare: Bildung mit dem Grundwort -weiler (althochdeutsch w ̄ıla ̄ri, mittelhochdeutsch w ̄ıler), das auf das lateinisch beziehungsweise romanisch Appellativum villare zurückzuführen ist. Villare ist seit dem 7. Jahrhundert als Grundwort von Siedlungsname nachweisbar. Bestimmungswort ist der germanisch Personennamen Baso. Reflexe des Altnamens finden sich im Flurname Bosenberg und im Gewässername Bosenbach (1360 basenbach) unweit von St. Wendel, die als Klammerformen aus *Basen(weiler)berg beziehungsweise *Basen(weiler)bach zu interpretieren sind und die die mundartliche Entwicklung von a ̄ zu o ̄ zeigen. St. Wendel: Der heutige Name der Siedlung, der im 12. Jahrhundert den Altnamen ersetzt, hat sich aus dem Namen des Patroziniums der Kirche entwickeltisch Der Heiligenname Wandelinus setzt sich zusammen aus dem germanischen Stamm *Wand-, der mit dem Suffix -al beziehungsweise mit dem dazu in Ablaut stehenden Suffix -il erweitert ist, und dem Personenname -Suffix - ̄ınus. Wendi st auf den durch das Suffix -il bedingten althochdeutsch Umlaut des a vor folgendem i zurückzuführen. Die Abschwächung beziehungsweise der Schwund der neben und Endsilbenvokale führt zur heutigen Form Wendel.
Süchteln, 1136 Suftele.
Südbrookmerland Besiedlung des Gebietes seit dem späten 12. Jahrhundert Zahlreiche Kirchenbauten in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert Die Gemeinte Südbrookmerland entstand am 1. 7. 1972 durch Zusammenschluss der früheren Gemeinte Bedekaspel, Forlitz-Blaukirchen, Moordorf, Moorhusen, Münkeboe, Oldeborg, Theene, Uthwerdum, Victorbur und Wiegboldsbur. Moormuseum Moordorf. 1735 Südbrokemer Land [Original], 1818 Südbrokmerland. Bei der Benennung wurde der Raumname Brokmerland aufgegriffen und durch den Zusatz Süd‘südlich liegend’ von diesem unterschieden, obwohl eher eine sö Lage vorliegt. So Brookmerland, Landkreis Aurich.
Südborchen =Kirchborchen, mitten 1200 Sutburgnon.
Süderbrarup Ersterwähnung 1231; das Amt entstand 1970. Die Gemeinte Süderbrarup ist anerkannter Erholungsort. 1231 in Syndræbrathorp [Original], 1352 in parochia Sünderbrarup, 1517 tho Suderbrarup. Der Ortsname setzt sich zusammen ausdemaltdänischenbra‘Abhang’,demtorp, -dorf, ‘Dorf, Siedlung’ und der LagebezeichnungSüd-. Somit ist ‘der südliche Teil des Dorfes am Abhang’ mit der Bezeichnung angesprochen.
Suderwich, (Recklinghausen) Anfang 1200 Sytherwik. Germanisch sunpara-, südlich + wika, Tochtersiedlung.
Suderwick, (München) 2 Hälfte 1100. Idem.
Südfeld, (Beckum) mitten 1200 Suthfelde. Germanisch sunpa-, Süd, + feldu, öde Ebene.
Sudheim, (Lichtenau) 1036 Sutheim. Germanisch sunpa-, Süd + haima, Wohnung.
Südlohn Kirchdorf (Pfarrrechte 1231) am Südende eines 6 km langen, in Langstreifen aufgeteilten Gemeinschaftsackers (Stadtlohn) auf einem Hof der „Grafen“ von Lohn, Befestigung 1597, Marktrechte 1617 durch den Bischof von Münster, seitdem Freiheit (Wigbold), heute Gemeinte , 1803 zum Fürstentum Salm(-Anholt), 1811 zum Kaiserreich Frankreich, 1813 preußisch; Holzund Metallverarbeitung. 1085 Laon, 1092 Lon (Siedlungsraumname für Stadtund Südlohn), 1231 Suthlon. Namenbildung zunächst als Simplex, später mit Lageangabe ‘südlich(er) gelegen’ zur Unterscheidung vom nördlicher gelegenen Stadtlohn. Grundwort (und ehemals Simplex) ist-lo ̄h, im Dativ Plural, -lo ̄hun, mit lokativischer Funktion: ‘bei den Nutzoder Niederwäldern’. So Iserlohn, Märkischer Kreis. Stadtlohn, Kreis Borken, beide NRW.
Sülen, (Praest) 2 Hälfte 1100 Sulen.
Sülm, 981 Sulama, 1052 Sulime.
Sülsen, (Olfen)
Sülz, (Köln) 1145 Sulpeze.
Sülz, (Scheiderhöhe) 1066 Sulsa.
Summethof, (Treis) 1051 in prato quod uocatur Summunt.
Sürst, (Queckenberg) 856 Sursa.
Sürth, (Rondorf) 1067 Sorethe, 1155 Sordin. Germanisch sauripja, Kollektiv zu saura-, dürr, also ausgetrockenete Stelle.
Süßen 1071 (Kopie12. Jahrhundert) Siezun, 1241 Siezon, 1267 Siezzen, 1280 Minnern Siessen. Der Name führt wohl – mit späterer Rundung des Stammvokals ie < io – auf althochdeutsch sioza feminin ‘Landgut’ zurück, das in Flurname auch als ‘Weideplatz’ bezeugt ist.
Suhl Altthüringisches Dorf an alter Passstraße über den Thüringer Wald; 1445 Flecken, 1527 Stadt; seit 13. Jahrhundert Salzgewinnung und Eisenabbau sowie Verarbeitung von Eisenerz, seit 16. Jahrhundert Waffenherstellung, seit 2005 amtlich „Waffenstadt Suhl“, Wintersportort. Ad 1238 (spätere Niederschrift) Sule, 1263 fratres de Sulahe, 1318 by Sula, 1437 Sull, noch 1527 Suhla. Gebildet wahrscheinlich wie andere Suhl-Gewässername mit althochdeutsch sul, sol ‘sumpfige Stelle’ für einen Gewässername, in althochdeutsch Zeit mit Grundwort-aha1, später verkürzt zu -a, also etwa ‘Morast-, Schlammbach’. Es handelt sich dabei wohl um den ursprünglich Name für den Oberlauf der Hasel, der auf den Ort überging. Die Formen Sule und Sull zeigen mundartlich Aussprache. Möglicherweise könnte dem hiesigen Gewässername auch die sonst erst mit früh Neuhochdeutsch sul, sol ‘Salzwasser, Salzbrühe’ bezeugte Bedeutung schon zugrunde liegen, dann etwa ‘Salzwasserquelle, -bach’, was eventuell auch durch die lokale Salzgewinnung im 13. Jahrhundert gestützt wird. 2003 wurde eine hoch angereicherte salzhaltige Quelle neu erbohrt („Ottilienquelle“). SO Gewässername Suhl, r. zur Werra, s Eisenach, (780/802) 1150/65 Sulaha, 1061 Sulaha, mit den Ortsname Mark-, Kupfer und Wünschensuhl, (977) Abschrift 1150/65 Sulaho, 1268 Kupersula, 1284 Windischensula; Gewässername Suhl, links zur Werra, s Gerstungen, jeweils TH (mit Ortsname Unter [TH] – und Obersuhl), 1261/1311 Sula.
Sulingen Um den Mindener Villikationshaupthof Sulingen entstand im Mittelalter eine Fleckensiedlung; erst im 15. Jahrhundert kommt der Ort von Minden an die Grafen von Hoya; 1852 Amtssitz, 1884 Kreissitz, Stadtrecht 1929; 1932 Verschmelzung des Kreises mit dem Kreis Diepholz. 1029 Sulegon [Original], 1239 Sulegen, 1301 Sulleghe; Sulingen (1791). Das Erstelement des Ortsnamens beruht auf dem Gewässername Sule. Diese ist zu der in zahlreichen Namen anzusetzenden indogermanisch Wurzel *seu-, *su‘ Saft, Feuchtes’ zu stellen, die auch in altenglisch, althochdeutsch sol ‘Schlamm, Pfütze’ (< germanisch *sul-) bezeugt ist. Als Zweitglied ist trotz der heutigen Form nicht das Suffix -ing(en)anzusetzen, sondern vermutlich eine Nebenform von-lage (mit -e< lagi) im Plural. So Seulingen, Landkreis Göttingen.
Sulz (am Neckar) Siedlung des frühen Mittelalter, die zunächst im Besitz der Grafen von Hohenberg und von Zollern war, 1284/85 Erhebung zur Stadt. Wasserschloss Glatt, Kastell Sulz, Gustav-Bauernfeind-Museum, Stadtkirche. 790 Sulza, 1092 Siulzo, 1099 Sulzo. Der Name führt auf althochdeutsch sulza ‘Salzsohle, Salzquelle’, mittelhochdeutsch sulze, sülze, sulz ‘Salzwasser, Salzsohle’ zurück. Da Heinrich bereits 1064 das Salzsieden in Sulz gestattet hatte und sich am Marktplatz Salzbrunnen und die Siedehäuser zum Eindampfen der Sole befanden, handelt es sich um einen Hinweis auf mittelalter Salzgewinnung und nicht um eine unspezifische „salzige Stelle“. So Sulz, SM; Sulz, NÖ, beide Österreich.
Sulzbach (Taunus) Ersterwähnung im Zusammenhang mit einer Schenkung Kaiser Konrads an das Kloster Limburg an der Haardt. Ab dem 13. Jahrhundert nahm die Reichsstadt Frankfurt die Schirmherrschaft über das Reichsdorf wahr. Seit dem 17. Jahrhundert unterstand Sulzbach auch dem Erzbistum Mainz. 1803 zusammen mit dem Reichsdorf Soden an Nassau-Usingen. 1035 (Kop.) Sulzbach, 1191 Sulzbach. Bestimmungswort ist althochdeutsch sulza ‘Salzwasser’.
Sulzbach an der Murr 1441 durch Verkauf an die Kurpfalz und 1504 in württembergischem Besitz. Staatlich anerkannter Erholungsort, Kurbetriebe, Schloss Lautereck, Idyllische Straße, Naturpark, Murrtal-Radweg, Heimatmuseum. 817 (Kopie16. Jahrhundert, Fälschung) Sultzbach, 1277 Sulzebach, 1295 Sulzbach. Der auf die Siedlung übertragene Gewässername mit dem Grundwort-bach enthält als Bestimmungswort althochdeutsch sulza ‘Salzsohle, Salzquelle’, mittelhochdeutsch sulze, sülze, sulz ‘Salzwasser, Salzsohle’ und bezieht sich vermutlich auf salzhaltiges Wasser. So U. a. Sulzbach/Saar.
Sulzbach-Rosenberg Burg Sulzbach entstanden als karolingischer Zentralort des Nordgaus, später Stammsitz der Grafen von Sulzbach, frühere politische und wirtschaftliche Bedeutung durch Lage an der „Goldenen Straße“ von Nürnberg nach Prag und durch Bergbau mit Stahlherstellung, 1934 Stadt Sulzbach mit s angrenzender Gemeinde Rosenberg vereinigt. Sulzbach: 1103 Solzbach [Original], 1109 Sulcebach [Original]. Rosenberg: 1253 castrum Rosenberch [Original]; Sulzbach-Rosenberg (1934) Sulzbach: Zum Grundwort des ersten ON-Bestandteils -bach. Das Bestimmungswort althochdeutsch sulza ‘Sülze, Salzwasser’, hier wohl ‘Schlamm, Morast’, kennzeichnet in Gewässername die Wasserqualität. Der wohl ursprünglich Gewässername wurde auf die Siedlung übertragen; er selbst ist nicht mehr im Gebrauch. Ein Gegenstück findet er in dem etwa gleich oft auftretenden Ortsname Lauterbach mit der Bedeutung ‘Bach mit klarem Wasser’. Rosenberg: Zum Grundwort-berg. Beim Bestimmungswort Rosenwäre wegen des mutmaßlichen Adelssitzes ein Bezug zu einem heraldischen Symbol denkbar, doch fehlen dazu Hinweise. Ein ursprünglicher Flurname mit der Bedeutung ‘von Rosen bewachsener Berg’ kann nicht ausgeschlossen werden. Am ehesten scheint eine metaphorische Phantasiebildung vorzuliegen, wie sie bei vielen Burgname zu finden ist. SO In Bayer existieren 12 Gemeinte beziehungsweise Gemeindeteile mit dem Namen Sulzbach, weitere circa 20 Siedlungsname weisen das Bestimmungswort Sulz auf. Rosenberg erscheint als Name/Namenteil von etwa 10 bayerischen Orten.
Sulzbach/Saar Gründung des Hoch Mittelalter aufgrund der Salzgewinnung. Seit 1549 Grafschaft Nassau-Saarbrücken. 1635 vollständige Zerstörung im 30-jährigen Krieg, erst 1728 Wiederbesiedlung. 1852 Bau der Eisenbahn, 1866 selbstständige Gemeinte verwaltung. 1946 Erhebung zur Stadt, 1947 Teil des in polit. Union mit F verbundenen SL, seit 1957 Bundesland SL. 1359 Solzpach [Original], 1400 Soltzbach [Original]; Sultzbach [Original] 1405. Bildung mit dem Grundwort -bach, althochdeutsch -bah, dass ein kleineres fließendes Gewässer bezeichnet. Das Bestimmungswort sulz stammt vom althochdeutsch sulza ‘Salzwasser’. Der Stammvokal [u] wurde in den früheren überlieferten Formen wegen des folgenden [a] im Grundwort zu [o] abgesenkt. Anzunehmen ist daher eine ältere, nicht früh belegte Form *Sulzbach. Der ursprünglich Gewässername bezeichnete schon zur Zeit der frühesten Erwähnungen eine Siedlung, die möglicherweise wegen der vorhandenen Salzbrunnen angelegt wurde. So Sulzbach, Rems-Murr-Kreis.
Sundern Seit dem Mittelalter Nutzung von Wasserkraft (Mühle, Hämmer), Eisenverarbeitung und Landwirtschaft. Bereits vor 1314 eingeschränktes Stadtrecht, 1649 erweitert. 1906 Amtssitz. 1310 Sundern, 1368 Sunderen, um 1448 Sundern. Die zahlreichen gleichlautenden wfl. Ortsname beruhen auf mittelniederdeutsch sundere(n) Maskulinum (zu altsächsisch sundar ‘besonders’, mittelniederdeutsch sunder ‘gesondert, für sich befindlich’). Damit wird ein aus der gemeinen Mark herausgenommener ‘Sonderbesitz’ eines Herren, eines Herrenguts oder einer geistlichen Einrichtung bezeichnet, im vorliegenden Fall Besitz der Grafen von Arnsberg als Stadtherren.
Swisttal Besiedlungsspuren, Bonner und Kölner Klöster sowie der Erzbischof von Köln als mittelalter Grundbesitzer, z. T. in karolingischer Zeit bezeugt, mehrere Burgen und Schlösser, landwirtschaftlich geprägt, Orte mit größerer Einwohnerzahl: Heimerzheim, Odendorf, Buschhoven. 1074 Heimwordesheim, 1197 Heimersheim; 9. Jahrhundert Odendorp, 893 (Kopie1222) Odendorpht; circa 1113 Bishovenshoven, 1167 Bishoven. 1969 Swisttal. Swisttal mit dem Grundwort -tal und dem Gewässername Swist, der wohl mit mittelhochdeutsch zwist ‘Streit’ und englisch twist ‘sich drehen, winden’ zusammenhängt, die auf die Grundform des Zahladjectivisch zwei zurückgehen. Heimerzheim ist ein mit dem germanisch Personennamen Heimwart zusammengesetzter typischer-heim-Ortsname, ähnlich wie Odendorf (germanisch Personennamen Odo) als-dorf -Ortsname . Der Ortsname Buschhoven führt im Bestimmungswort zurück auf das Appellativum Bischof, gemeingermanisch Lehnwort aus lateinisch episcopus, und das Grundwort-hofen ‘bei den Höfen des (Kölner) Bischofs’; die Anpassung an Buschmuss neuzeitlich sein. Das Tal der Swist ist eher eine fruchtbare Hochfläche zwischen Eifelanstieg und Abfall des Vorgebirges zum Rhein. Heimerzheim und Odendorf gehören zu den zahlreichen linksrheinischen -dorf und -heim-Namen.. In Buschhoven besaß der Kölner Erzbischof eine Burg, später ein Jagdschloss.
Süsingen, (Schremingen) 1221 Susanges.
Süsterseel, (Aa) 1225 Sustersele.
Syke Um 1270 errichtete Wasserburg mit Vogtei und höherem gräflichen Landgericht; Fleckensiedlung im 15. Jahrhundert nachweisbar, 1885 Kreissitz des Landkreis Syke, 1929 Stadtrecht und 1932 Kreisstadt des Kreises Grafschaft Hoya. Um 1250 Syke [Original], um 1260 Sike; Syke (1387). Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch s ̄ık,s ̄ıke‘ kleiner, langsamer Bach, Rinnsal’.Vermutlich ist nicht die Hache selbst gemeint, sondern ein in sie fließender Zulauf im Ortsbereich.
Sythen, (Haltern) 889 Situnni.
-tal. Das Appellativum althochdeutsch / mittelhochdeutsch tal, altsächsisch / mittelniederdeutsch dal Neutrum. (< germanisch *dala ̄-) ‘(langgestreckte) Vertiefung im Gelände’ gehört weiterhin zum aktiven Wortschatz und wurde und wird wie andere Wörter (z.B. Bach, Dorf, Feld, Hof) zur Namenbildung verwendet. Seit dem Mittelalter hat -tal (neben jüngerem -thal), auch als Simplex (Thale, Landkreis Harz) und Bestimmungswort ( Thalheim/ Erzgebirge, Erzgebirgskreis), kontinuierlich in der ON-Gebung eine Rolle gespielt, zur Zeit der d. Ostsiedlung, im 17. Jahrhundert und in der Gegenwart im Zuge der Gemeindereform ( Dautphetal, Landkreis Marburg Biedenkopf) in der Regel mit der allgemeinen Bedeutung ‘Siedlung’. Für die relativ späte Produktivität des Bildungstyps spricht, dass -tal praktisch nicht mit-ing(en) kombiniert wurde.
Tamm 1304 Gut des Esslinger Spitals, 1634 von den Kaiserlichen niedergebrannt, seit 1807 Oberamt und Landkreis Ludwigsburg. Wassertürme, Bartholomäuskirche. 1287 von Damme [Original], 1293 von Tamme [Original], 1523 Thamm. Der Name geht auf mittelhochdeutsch tam ‘Damm, Deich’ zurück; namengebend war vielleicht ein Knüppeldamm durch sumpfiges Gelände.
Tangerhütte Der Tanger durchfließt das Gebiet in Richtung Tangermünde. 1842 wurde beim mittelalterlichen Dorf Väthen ein Eisenhüttenwerk errichtet. Noch 1922–1928 hieß der Ort Väthen-Tangerhütte. 1233 Vethene, 1375 Veten, 1488 Vethen; Tangerhütte (1928). Der ursprüngliche Ortsname zu altpolabisch *Vˇetin ‘Ort des Veˇta’. Tangerhütte hat im Bestimmungswort den Gewässername Tanger (zu mittelniederdeutsch tanger ‘bissig, kräftig, frisch’) und deutsche Hütte in der Bedeutung ‘Eisenhütte am Tanger’.
Tangermünde Frühmittelalterliche, möglicherweise noch spätgermanisch Siedlung an alter Furt über die Elbe, im 10.–12. Jahrhundert Burgwardmittelpunkt, 1136 Zollstätte, 1200 Stadtgründung durch die Markgrafen von Brandenburg, im 14. Jahrhundert zeitweilig Kaiserpfalz unter Karl SO, Neustadt seit dem 15. Jahrhundert Ehemalige Hansestadt, Verkehrsknotenpunkt durch Elbbrücke und Elbhafen. Die Altstadt ist ein Denkmal der Backsteingotik, die Stadtbefestigung ist fast vollständig erhalten. 1012–18 Tongeremuthi, 1151 Taggeremunde, 1188 Tangeremunde. Der Ortsname enthält im Bestimmungswort den Gewässername Tanger (zu mittelniederdeutsch tanger ‘bissig, kräftig, frisch’), der im ersten Beleg die dialektale Verdunklung von -azu -ozeigt. Entsprechend dazu ist bei dem Grundwort -münde (zu altsächsisch mundi, gimundi ‘Mund, Mündung’) der altsächsisch Nasalschwund vor Dental erkennbar. So Orlamünde, Saale-Holzland-Kreis, Ueckermünde.
Tannhausen Schloss Tannhausen. 1215 de Tanhvsen [Original], 1311 de Tanhausen [Original]; Tannhausen (1906). Vermutlich eine Zusammensetzung aus dem Bestimmungswort althochdeutsch *tan (in tan-esil), mittelhochdeutsch tan ‘Tannenwald’ und dem Grundwort -hausen: ‘Siedlung im/am Tannenwald’. Das Bestimmungswort kann ursprünglich auch der Personennamen Tano gewesen sein, doch müsste man dann annehmen, dass die Mittelsilbe der vorauszusetzenden Ausgangsform *Tan-en-hvsen früh geschwunden wäre. So Tannenberg, Erzgebirgekreis.
Tarmstedt Seit ältester Zeit gehörte der Ort zum Bistum und Stift Bremen und Verden. Nach der Reformation wurden beide Stifte zu weltlichem Herzogtum, zeitweise dänisch und schwedisch. Verkauf 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Damit 1866 im neuen Reg.-Bez. Stade der preußisch Provinz Hannover eingegliedert, 1939 Landkreis Rotenburg (Hann.), seit 1969 Landkreis Rotenburg (Wümme); 1978 wurde das Gebiet des Reg.-Bez. Stade dem Reg.-Bez. Lüneburg zugeordnet. (1237–1246, Kopie 16. Jahrhundert) Tervenstede, 1257 in Tervenstede, 1272 in Tervenstede, 1299 in Tervenstede, 1389 in Tervenstede. Die Überlieferung des Ortsname gibt klar zu erkennen, dass von einer Grundform Tervenstede auszugehen ist. Die heutige Form Tarmstedt entstand erst durch Assimilationen und die für das Niederdeutsche typische Lautveränderung -er> -ar-. Im Grundwort des Ortsname steht erkennbar-sted(t)‘Stätte, Stelle, Siedlungsstelle’; schwieriger ist es, das Bestimmungswort richtig zu bestimmen. Da ein Personennamen Tervo.ä. nicht zu ermitteln ist, dürfte wohl eine Entsprechung zu dem bei Zoder II behandelten Familienname mit Terveen enthalten sein, den dieser aus norddeutsch to der vên erklärt und darin mittelniederdeutsch ven ‘Sumpfland, Torfmoor’ sieht.
Tauberbischofsheim Die heilige Lioba gründet im 8. Jahrhundert ein Frauenkloster in diesem Ort, der circa hundert Jahre später in der Lebensbeschreibung seiner Schutzpatronin erstmalig beim Namen genannt wird. 1237 an Kurmainz und wohl wenige Jahre später Stadtrecht. Von 1346 bis 1527 Mitglied des kurmainzischen Neunstädtebundes. 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an das Großherzogtum Baden. 1938 bis 1973 Sitz des gleichnamigen Landkreises, seit 1973 im Tauberkreis, h. Main-Tauber-Kreis. 978 Piscofesheim, 1237 Bischovesheim, 1260–1266 Bischoffesheim, 1367 Bischoffesheim, 1383 Bischoffesheim uff der Duber, 1414 Byschofsheim. Die Bildung der Zusammensetzung Tauber-Bischofsheim erfolgte spät, wohl zur Abgrenzung von Neckarbischofsheim. Das Kompositum Bischofsheim (-heim) enthält als Bestimmungswort den Genitiv von Bischof, gemeint ist der Erzbischof von Mainz. Der Flussname Tauber wird zuerst in der Cosmographia des Geographus Ravennas (IV 24), verfasst 496–506 (Kopieum 700, Kopie 13./14. Jahrhundert), als Dubra erwähnt, dann als Bestimmungswort im Landschaftsnamen (800) Tubar-gevvi ‘Taubergau’ und 1060 in tuberam fluuium uswach. Es handelt sich um das Feminin *Du ̄bra ̄ zu keltisch Wort *dubro‘Wasser’, das im ehemals keltischen Sprachgebiet als Grundwort von Fluss und Ortsnamen häufig vorkommt. Ungeklärt ist die Länge des Vokals /u ̄/, die auch im Orts und Talnamen Taufers (Südtirol) begegnet.
Taucha Frühe altsorbisch Siedlung mit Burgwall am Partheübergang, seit Mitte des 10. Jahrhundert d. Burg und Burgward, 1174 Erweiterung zur Stadt. 1012/18 Cothug, Cotuh, 1174–1450 Tuch, 1484 Tauch, 1541 Taucha, 1551 Taucha. Der Name ist schwer zu erklären. Die Formen von Thietmar (1012/18) lassen sich am ehesten auf eine altsorbisch Grundform *Kotuch zurückführen, die vergleichbar mit anderen slawische Sprachen (russ. kotuch) die Bedeutung ‘Stallung, Käfig o.ä.’ hatte und somit wohl auf Viehzucht weist. Der Abfall der Silbe ko hängt offenbar mit der Betonung der Grundform zusammen.
Taufkirchen (Landkreis Mühldorf am Inn)
Taufkirchen (Landkreis München) 1148–1156 Tofchirchen ... Toufchirchen, circa 1180 Tu ̊fchirchin parrochia, 13. Jahrhundert Taufchirchen, 1517 Taufkirchen, 1560 Taufkirchen ... Pat(ronus) s. Johannes ... Hat ain tauf und Taufkirchen. Pat(ronus) Johannes Baptista ... Baptismus ist in aim kruegl, circa 1583 Taufkirchen pag(us), templ(um), 17. Jahrhundert Taufkirchen prope Haching. Grundwort ist die Dativform von mittelhochdeutsch -kirche ‘Kirche, Kirchengebäude’, Bestimmungswort touf ‘Taufe’; der Name bezeichnet also die Siedlung bei einer Kirche, die das Recht zu taufen hatte. Dieses Pfarrrecht lässt vermuten, dass der Ort im 8. Jahrhundert entstanden sein kann. So Taufkirchen (Vils), Landkreis Erding; Taufkirchen, Ober-und Niedertaufkirchen, Landkreis Mühldorf a. Inn.
Taufkirchen (Vils) Nach 1156 Tofschir(chen), 1185/86 Taufchirchen, 1296 Tauffechirchen, 1524 (Kopievon 1618) parochialis ecclesiae s.Pauli in Taufkirchen, 1560 Pfarr Taufkirchen ... Hat ... taufstain, 1938 Taufkirchen (Vils). Grundwort ist die Dativform von mittelhochdeutsch kirche ‘Kirche, Kirchengebäude’,-kirchen, Bestimmungswort touf‘ Taufe’; der Name bezeichnet also die Siedlung bei einer Kirche, die das Recht hatte zu taufen. Dieses Pfarrrecht lässt vermuten, dass der Ort im 8.Jahrhundert entstanden sein kann. Die Unterscheidung gegenüber gleichnamigen Orten in Bayern erfolgt durch Hinzufügung des Flussnamens Vils. So Taufkirchen, Landkreis München; Taufkirchen, Ober-und Niedertaufkirchen, Landkreis Mühldorf a. Inn.
Taunusstein Kompositummit dem Grundwort -stein ‘Stein, Fels’,vergleichbarmitaksl.stˇena‘Wand,Felswand’. Das Grundwort bezieht sich auf den sog. Altenstein, einen mächtigen Quarzitblock in der Gemarkung des Stadtteils Hahn. Dieser Felsblock ist der Mittelpunkt einer ehemaligen Fliehburg, die als Ringwall mitten in einem h. noch geschlossenen Waldgebiet angelegt war. Der Name Taunus bezeichnet seit Anfang des 19. Jahrhundert den sö Abschnitt des Rheinischen Schiefergebirges zwischen Lahn, Rhein, Main und Wetterau. Früher wurde das Gebirge die Höhe genannt (vgl. Bad Homburg vor der Höhe; 1354 vor der Hohe, 1374 vor der Hühe, 1427 der Höhe, [1433] die Hohe). Der Name Taunusberuht auf einer irrtümlichen Lokalisierung des castellum in monte tauno bei Tacitus. Man vermutet einen Bezug zu dem frührömischen Kastellplatz Friedberg. Das Gebirge wurde schon in voru nd frühgeschichtlicher Zeit von Straßen durchzogen, auch wenn der Taunus als Riegel wirkte. Taunus bezeichnet nach Bach eine ‘umzäunte Siedlung’ und habe sich auf die strategisch wichtige und auf steilem Basaltfelsen gelegene Feste Taunum bezogen (vgl. griech. Ar[k]taunon aus lateinisch *Arx Taunon ‘Burg Taunon’ bei dem Geografen Ptolemäus um 150 n. Chr.). Die unverschobene Form im Anlaut erklärt sich dadurch, dass der Name Taunus eine Wiederbelebung der antiken Benennung ist. Der Diphthong -au ist wohl Ablautform zu germanisch *tu ̄-na‘Zaun, eingehegter Platz’, keltisch du ̄num‘ Burg, Hügel’; zu vergleichen sind ferner angelsächsisch du ̄n Maskulinum feminin ‘Höhe, Berg’, engl. down ‘Sandhügel, Düne’, mittelniederländisch du ̄ne, mittelniederdeutsch düne, daraus Neuhochdeutsch Düne; altisländisch angelsächsisch tu ̄n ‘Stadt’.
Tawern, 1000 Taberna. Romanisch taberna. Bierwirtschaft.
Tecklenburg Im Mittelalter gleichnamige Grafschaft mit unter anderem Kirchenvogteirechten in den Bistümern Münster und Osnabrück (13./14. Jahrhundert), 1226 Status als Suburbium, 1388 Stadt, 17. Jahrhundert Stadtrecht, 1707 preußisch, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1813 wieder preußisch, 17./18. Jahrhundert Textilherstellung, 1816/21–1975 Kreisstadt. 1151 Titkelenburg [Original] (lies: Tickelenburg), 1150 de Tekeneburc, 1203 Tyclenburch. Grundwort der belegten Formen ist zwar-burg ‘befestigter Bau’ mit appellativischer Grundlage in altsächsisch burg, mittelniederdeutsch borch ‘befestigter Bau, Burg, Stadt, Anhöhe, Wall’. Es besteht jedoch eine gewisse Austauschbarkeit dieses Grundwort mit dem Grundwort-berg, die auf der sicheren Lage der jeweiligen Siedelstelle und ihrer möglichen Schutzfunktion beruhen mag. Das Grundwort ist wohl ursprünglich als -berg ‘Berg, Geländeerhebung’ zu verstehen. Bestimmungswort ist altsächsisch *tiken, mittelniederdeutsch *teken ‘(kleine) Ziege’, althochdeutsch zick ̄ın, altenglisch ti ́c ́cen ‘Zicklein’, norwegisch ticka ‘Schaf’. An das dem Bestimmungswort zugrunde liegende Appellativum ist noch ein diminuierendes -l-Suffix herangetreten, das im 12. Jahrhundert in den meisten Belegen fehlt (mit Sprossvokal: Tekene-). Es handelt sich also ursprünglich um einen lurname, der dann auf die Burg und die dort liegende Siedlung übertragen worden ist. Worauf das Benennungsmotiv bezogen werden kann (Geländeform, Tier-Vorkommen), ist nicht sicher. So Burg Ziegenberg, Werra-Meißner-Kreis; Tickenhurst, Kent, Tichborne, Hampshire, beide Großbritannien.
Tegelbeck, (alter name der Rellinghausen Bach) 1027 Tugikesbachi. Germanisch Tugiles baki, Bach des Tugil.
Teinachtal. Gemeindeverwaltungsverband im Landkreis Calw, circa 5 km sw Calw auf der Enz-Nagold-Platten des Teinach und Lautenbachtals gelegen und im Osten angrenzend an den Talboden der Nagold, Reg.-Bez. Karlsruhe. Gebildet am 1. 7. 1975 aus den Städten Bad Teinach-Zavelstein und Neubulach sowie der Gemeinte Neuweiler. Burgruine Zavelstein, St. Candiduskirche, Besucherbergwerk „Hella-Glück“, Neuweiler Stephanuskirche. Teinachtal (1975). Der Landschaftsname Tainachtal wurde auf den neu gegründeten Ort übertragen. Dabei handelt es sich um eine jüngere Zusammensetzung aus dem Gewässername Tainach (zuerst 12. Jahrhundert, Kopie16. Jahrhundert Deinaha) als Bestimmungswort und dem Grundwort -tal. Eine Siedlung Tainach wird erstmals 1345 erwähnt.
Teisendorf Im 13. Jahrhundert Bau der Staufenbrücke und Errichtung einer Zollstation durch den Erzbischof von Salzburg, 1344 Markt. Circa 790 (Kopie des 12. Jahrhundert) Tusindorf, 976 Tiûsindorf, 1155 Tusendorf, 12. Jahrhundert (Kopiedes 13. Jahrhundert) Tuosendorf, 1220 Teusendorf, 1449 Niderntewsendorff, 1451 Täwsendorf, 1484 Teysenndorff, 1488 Teisendorf. Grundwort ist althochdeutsch -dorf ‘Hof, Gehöft, Landgut, Dorf, ländliche Siedlung’; als Bestimmungswort ist wohl der Personennamen *Tiuso zu erschließen. Der adjektivische Zusatz nidere, nider ‘unter, nieder’ (Nieder-) dient zur Unterscheidung vom Pfarrdorf Oberteisendorf im selben Landkreis.
Telgte Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1238 Stadt, Mitglied der Hanse, Wallfahrtsort ab 1654, 1802 preußisch, 1806 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch. 12. Jahrhundert de Telgoht [Original], 1151Telgeth; Telgte (1629/1630). Telgte ist eine Suffixbildung zu einer Basis mittelniederdeutsch telge ‘Ast, Zweig, Schössling’. ‘Schössling’ kann besonders im Westfälischen auch speziell auf die Eiche bezogen werden. Dies korrespondiert mit dem Stadtwappen von Telgte, das in der Form mit drei Eichenlaubblättern bereits 1255 in einem Siegel nachgewiesen ist. Ableitungselement ist das Dentalsuffix -th zur Kennzeichnung einer (geographischen) Stellenbezeichnung, das mit einem anlautenden Vokal -o versehen ist, der dann zu -e abgeschwächt wird. Dieser schwachtonige Suffixvokal fällt später ganz aus. Flektierte, auf -e auslautende Bildungen des Ortsnamens treten seit dem 14. Jahrhundert vereinzelt auf, die heute amtliche Form des Ortsname seit dem 17. Jahrhundert Bezeichnet wird also eine ‘Stelle, an der Eichenschösslinge wachsen’.
Telgte, (München) 1011—Telgudh. Germanisch telgopu-, Kollektiv zu telga-, Zweig.
Tellegei, (Ahlen) 1000 Telgode, Telgoia.
Tellingstedt Feldsteinkirche aus dem 12. Jahrhundert, Sankt-Martins-Kirche, in der sich die älteste noch spielbare Orgel Schleswig-Holsteins befindet. Circa 1140 Ethelingstede [Original], 1281 in Thellinghestede, 1317 de Tellingstede. Die Bezeichnung der Gemeinte setzt sich zusammen aus dem mittelniederdeutsch stede, hochdeutsch -stedt für Stätte, Wohnstätte, Wohnplatz und dem Zugehörigkeitssuffix -ing, das auf germanisch *-inga/*-unga zurückgeht, zu dem Personennamen Tello, so dass sich die Bedeutung ‘Siedlung des Tello’ erschließen lässt.
Teltow Zentrum der gleichnamigen Landschaft (1232 terra); planmäßige Stadtgründung an alter Fernstraßenkreuzung (1265 civitas). Pfarrkirche 1811/12 nach Karl Friedrich Schinkel, um 1900 verändert; sowjetischer Ehrenfriedhof. Elektrotechnische Industrie. 1232 Teltowe, 1265 Teltowe; Teltow (1375). Erst Landschaftsname, der später auf die Stadt übertragen wurde. Wahrscheinlich slawische, unklar, jedenfalls nicht altpolabisch *Tel ̨etow zu altpolabisch tel ̨e ‘Kalb’. Versuche, den Landschaftsnamen auf den Gewässername Telte zurückzuführen, der aus dem Germanisch erklärt wird, sind nicht überzeugend. Die sehr späten Belege für den Gewässername sprechen eher dafür, dass Telte eine Katasterform für Teltower Bäke ist; also wurde der Fluss nach der Stadt benannt.
Temmels, 634 Tamaltio, 115 ad portam que dicitur Templi.
Templin Altslawisch Fischersiedlung; Stadtgründung durch die Markgraf von Brandenburg (1308 stad); seit 1818 Kreisstadt. 1270 Templyn, 1308 Templyn; Templin (1320). Slawische/altpolabisch *Ta ̨plin-, eine Bildung mit dem possessiv Suffix -in zum Personennamen altpolabisch Ta ̨pl(a), der mittels des Suffixes -l(a) vom Adjektivisch altpolabisch to ̧p‘stumpf, stumpfsinnig’ gebildet wurde. Im Deutschen Umlaut von a zu e.
Teningen 972 im Besitz des Klosters Einsiedeln, im 12. Jahrhundert im Besitz der Klöster St. Peter, St. Ulrich, und St. Georgen, seit dem frühen 14. Jahrhundert zur Markgrafschaft Hachberg, 1809 zum Bezirksamt und Landkreis Emmendingen. Burgruine Landeck, Altes und Neues Schloss, Bergkirche Nimburg. 972 Deninga, 1148 Deningen; Teningen (1179). Es handelt sich um eine -ing(en)-Bildung mit einem Personennamen Dano, der Name zeigt Anlautverschärfung, Umlaut des Stammvokals und bedeutet ‘bei den Leuten des Dano’.
Tering, (Ascheberg) mitten 1200 Terengen, Terrigen.
Ternsche, (Selm) 889 Ternecz, 1000 Ternetsca, Terrunsce.
Teterow Neben einer slawische Siedlung (mit Burgwall im Teterower See) entstand um 1200 eine d. Siedlung, um 1235 Stadtrecht, 1326 bis Mitte 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von Werle, danach zu Mecklenburg-Schwerin, in der Gründerzeit Eröffnung von Molkerei und Zuckerfabrik. 1236 in Theterowe, 1272 in Thiterow oppido, 1285 Theterowe; Teterow (1350). Der Ortsname ist vermutlich ein alter Flurname, der mit dem altpolabischen Appellativum *teter ‘Wildhuhn, Auerhahn’ (vgl. russisch téterev ‘Birkhahn’, litauisch tetervas, feminin tetervà) und einem Stellen bezeichnenden Suffix -ov,-o(w), gebildet wurde, dessen auslautendes -v in der Aussprache verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich somit als ‘Ort mit (vielen) Wildhühnern’ rekonstruieren. Nicht auszuschließen ist eine Ableitung vom *Teter(a) (vgl. alttschechisch Tetera, tschech. Personennamen Teterka; expressiv auch hluchy ́tetˇrev‘ blindverliebter Mensch’, russ. teterja ‘Birkhuhn’, mit demselben possessiv Suffix -ov, -o(w).
Tettnang 882 Schenkung an das Kloster St. Gallen, um 1260 Teilung des Montforter Grafenhauses, bei der Hugo die Linie Montfort-Tettnang begründete und Tettnang zur Residenz machte, 1780 an Österreich, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg. Neues Schloss, Loretokapelle, Altes Schloss, Torschloss. 882 Tetinang, 1154 Tetinanc. Der Ortsname enthält als Bestimmungswort wohl den Personennamen Tatto, Tado mit Umlaut des Stammvokals. Das Grundwort gehört zu althochdeutsch *wang ‘Feld, Wiese, Weide’, das im Kompositum althochdeutsch holzwang bezeugt ist. Er ist dann als ‘Siedlung beim Weideland des Tatto’ zu deuten. Das anlautende wdes Grundwortes fällt in der Komposition (wie etwa in Backnang) frühzeitig aus. So Backnang, Rems-Mur-Kreis; Tettenwang, Ortsteil von Altmannstein.
Tevenhausen, (Heidelbeck) 1036 Teuinchuson.
Thailen, 1071 Teila. 1125-26 Teilla, Theila.
Thale 935 Einwohner, an der Bode am Nordostrand des Harzes, ST. Keimzelle der Siedlung ist das vor 840 in karolingischer Burganlage gegründete Frauenkloster am linken Bodeufer, das unter späterer Schutzherrschaft des StiftsQuedlinburg bis 1525 existierte; dörfliche Ackerbausiedlung, seit 1445 Eisenerzbergbau, ab dem 16. Jahrhundert Ausbau des Hüttenbetriebs; bis 1559 zur Grafschaft Regenstein, dann Bistum Halberstadt, ab 1648 brandenburgisch; seit dem 19. Jahrhundert Fremdenverkehrsort; Stadt seit 1922. 828 Uuinedahusun, 840 Vinithohus, 1046 in Winedhuson, 1181 Wendehuse, 1231 Dal, 1298 villa Vallis, 1311 in dem Dale, 1340 Dahl, 1501 thom Dale, 1556 Thall. Der alte Name gehört zualthochdeutsch Wineda , Wenden, Slawen’ im Genitiv Plural und -h(a)usen. Im 13. Jahrhundert Namenwechsel. Fortan bildet die Lage des Ortes im Tal (mittelniederdeutsch dal ‘Tal’) das Motiv des Ortaname. Doch noch 1544 Winedhausen, welches man itzo nennet Thael. So Windenreute (1094 Winedoriuti) im Landkreis Emmendingen.
Thaleischweiler-Fröschen Thaleischweiler: 1214 predium in Eiswilre, 1334 Eyschwilre, 1560 Eischweiller; Eischweiler im Thal (1792); Fröschen: 1295 Froszauwe daz dorf, 1400 Freschenn, 1470 Froschen, 1564 Fröschen; Thalfröschen (1824). Das Bestimmungswort im Ortsname (Thal-)Eischweiler beruht auf althochdeutsch Personennamen Agi oder *Aigi, Genitiv Singular *A(i)ges-, das Grundwort ist dazu -weiler. Der zweite Ortsname besteht aus dem mittelhochdeutsch Bestimmungswort vrosch ‘Frosch’ und dem Grundwort-au(e), die Dativ-Form *Fröschauwen kontrahierte zu Fröschen. Der Zusatz Thal( -tal) unterschied von gleichnamigen Nachbarorten. Somit ergeben sich ‘Hof, Vorwerk des A(i)gi im Tal’ beziehungsweise ‘bei/zur Wiese, Gewässeraue mit (vielen) Fröschen’. So Höheischweiler und Höhfröschen, Landkreis Südwestpfalz.
Thalfang am Erbeskopf. Als Mark Thalfang seit 1112 Rechtseinheit des Trierer Landes; im 14. Jahrhundert Amt, das bis 1794 bestand, dann französisch, nach dem Wiener Kongress preußisch, seit 2001 anerkannter Luftkurort. Sitz der Hochwald-Nahrungsmittel-Werke, Kurwesen. 633 (Fälschung) Talevanc, 928 villam Talevang, 1140 Thalevanc, 1231 Talevanc, 1233 Dalvangen. 1246 Talvanch, 1277 Talwanch, 1307–54 Talfanck, 1740 Thalfang. Ausgangsform *Talavancum. Da auf der Gemarkung der Thalvanger Bach (zur Kleinen Dhron) entspringt, ist der Ortsname wahrscheinlich vom Namen des Baches *Talau-a mit dem Suffix -nk o(vgl. im Moselland Ortsname Korlingen, 975 Corlanch, Ortsname Maringen, 11. Jahrhundert Marancum) abgeleitet. Der vorgermanische Flussname hat eine Parallele in Talfer, Fluss des Sarntales (STR, I), 1080 Talauerna; *Talau-a kann als Erweiterung des Adjektivisch *talo zum Verb indogermanisch *teh2‘tauen, schmelzen’ gestellt werden. Bergname Erbeskopf ‘Erbsen-Kopf ’ zu mittelhochdeutsch erweiz, erbeiz ‘Erbse’. So Erbes-Büdesheim.
Thalheim/Erzgebirge Ende des 12. Jahrhundert d. Bauerndorf, seit dem 17. Jahrhundert Entwicklung der Strumpfwirkerei, 1925 Stadtrecht. 1368 Thalheim, 1539/40 Thalheim. Bildung mit mittelhochdeutsch tal ‘Tal, Einsenkung’ und dem Grundwort-heim, demnach ‘Wohnstatt im Tal’ o.ä. Das Grundwort ist ö der Saale nicht sehr häufig. So Thalheim, Ortsteil von Mittweida, Landkreis Mittelsachsen und von Oschatz, Landkreis Nordsachsen; Waldheim.
Thannhausen Bis 1268 staufisches Reichsgut, 1301 Übergang an die Markgrafschaft Burgau, 1348 Markt. 1109–1118 (Kopie von 1175) Taginhusen, 1160 (Kopie von 1495) Tagenhawsen, 1186 Taigenhusen, 1291 Tainhusen, 1302 Tainhousen, 1348 (Kopievon 1500) Tainhawsen, 1412 Tainhawsen, 1435 Danhawsen, 1490 (Kopievon circa 1600) Thainhausen iuxta fluuium Mündel, 1571 Thonhaußen, circa 1600 Thainhaußen an der Mündl, 1670 Thannhausen. Grundwort ist eine Pluralform von mittelhochdeutsch hûs ‘Haus’,-hausen, Bestimmungswort der erschlossene Personennamen *Tago. Später wurde Tann ‘Tannenwald’ eingedeutet.
Thedinghausen Der Ort entstand aus einer Landzollstelle, im 13. Jahrhundert Burg. Mehrfach wechselte die territoriale Zugehörigkeit, später lange Zeit zur Grafschaft Hoya. Nach deren Ende (Tod des letzten Grafen) übernahmen die Welfen den Ort, Eingliederung in BraunschweigWolfenbüttel, später Herzogtum Braunschweig und schließlich Freistaat Braunschweig. Zunächst gehörte Thedinghausen zu Holzminden, ab 1850 als braunschweigische Exklave bis zum 30. Juni 1972 zum Landkreis Braunschweig. Durch die niedersächsische Kreisgebietsreform wurde es in den Landkreis Verden eingegliedert; die heutige Samtgemeinde Thedinghausen entstand 1972 durch Zusammenschluss von fünf Mitgliedsgemeinden. 1282 Thedighusen, 1290 Thodighusen, 1392 Todinghehusen, 1357 Dedinghußen, 1428 Tedynghusen, Teddingehusen, 1534 Tedinghusen. Es liegt ein -ing(e)h(a)usen-Name vor, dessen Ableitungsgrundlage ja immer einem Personennamen ist. Die Überlieferung zeigt in den ersten Belegen allerdings ein Schwanken zwischen T(h)edi(n)gund T(h)odi(n)g-husen, dass die Bestimmung des Personennamen erschwert. Es ist sowohl ein Personennamen Th(i)edo möglich wie auch Th(e)od-, in jedem Fall geht es aber um einen Zusammenhang mit altsächsisch thiod(a),theod(a) ‘Volk’. Ein dazu gehörender Personennamen Thiod erscheint historisch in mannigfaltigen Varianten, so etwa als Theudo, Teodo, Teoto, Deodo, Thioto, Dioto, Tiedo, Tietho, Tido, Titto, Dido, Duda und Tuto. Allerdings fällt auf, dass der Kurzname Thiod vor allem im norddeutschen Sprachraum mit -o-haltigem Tonvokal und anlautverschärft (-d> -t-) erscheint, etwa 1174/81 Todo, 1270 Thodo Bokinga, 1306 Thode in Stralsund, 1305/15 Todo Cancelarius, 1524 Tode Lüders bei Stade. Daher darf man vielleicht die Vermutung wagen, dass in den Belegen 1290 Thodighusen, 1392 Todinghehusen die mundartlich gefärbte Variante des Theod-PN eingedrungen ist, zumal der Ortsname danach wieder zu T(h)edinghusen tendiert. Ein ähnliches Schwanken zwischen Thed und Tod findet sich übrigens auch bei der † Tönnigerode, Landkreis Wolfenbüttel, Thedinga (ohne -husen), Landkreis Leer.
Tholey Spuren keltisch Besiedlung, so eine Verteidigungsanlage auf dem Schaumberg; aber auch römisch Besiedlung, ein Vicus im Wareswald. Im Jahr 634 Erwähnung eines castellum; im 7. Jahrhundert Errichtung einer Kirche auf römisch Ruinen. Die Abtei Tholey gilt als ältestes Kloster im deutschsprachigen Raum. Um 1200 Schaumburg zum Schutz der Abtei, 1522 Eroberung durch Franz von Sickingen und 1631 Zerstörung durch die Schweden. Auflösung der Benediktinerabtei und Vertreibung der Mönche durch Franzosen. 1815 kommt Tholey an Preußen. Seit 1974 besteht die Gemeinte aus den Ortsteil Bergweiler, Hasborn-Dautweiler, Lindscheid, Neipel, Scheuern, Sotzweiler, Theley, Tholey und Überroth-Niederhofen. 634 (Kopie10. Jahrhundert) Teulegio, Taulegius, Toleio, 853 ad Toleiam, 1157 de Toleia. Der Siedlungsname ist auf romanisch *teguleium ‘Gebäude mit Ziegeldach’ zurückzuführen. Der romanisch Schwund von g in der Lautgruppe -egu (vgl. die Simplexform teula < lateinisch tegula in Nordfrankreich, 8. Jahrhundert) und die Entwicklung von eu zu au ist für das späte 7. Jahrhundert/8. Jahrhundert nachgewiesen. Die romanische Monophthongierung von au zu o ̄ erfolgte im Trierer Raum, aus dem die Urkundlich von 853 stammt, im 9. Jahrhundert Die Germanisierung der so genannten Hochwaldromania, der Tholey angehörte, erfolgte spät, nach der Lautverschiebung von /t/ zu /ts/ (geschrieben meist <z>). Daher blieb der Anlaut unverschoben. Auch die althochdeutsche Diphthongierung von o ̄ zu uo hat der Reliktname nicht vollzogen. So Tilleur, Ortsteil von Saint-Nicolas, Provinz Liège, B: 817 Teuledum < romanisch *teguletum ‘Ort mit Ziegeln’; Tillier, Ortsteil von Fernelmont, Provinz Namur, B: 868 Teoliras< romanisch *tegularias ‘Ziegeleien’.
Thomm, 1217 Tumben. Romanisch tumba, Grab, Grabhugel.
Thorn, (Kreuzweiler) 1183 de Turri.
Thörnich, (Trier) 902 Turnich. 1222 Turninge, Turnige.
Thorr, (Heppendorf) 673-90 Torona, 1051 Turre.
Thum, 1200 Tumbam. Romanisch tumba, Grafhügel.
Thune, (Neuhaus) 1036 Tuna.
Thür, (Koblenz) 1112 Thure, 1204 Tore.
Tiedenhoven, (Köln) 948 Thedenhouon. Thiedenhouon. Germanisch Theudon hofum, zu den Hofen des Theudo. (peudo-, Volk)
Tiefenbach (Oberpfalz) (Koblenz) 1044 Diefenbah. 1051 Deifenbah. Germanisch deupon, zu deupa, tief + baki, Bach.
Tiefenbronn Anfangs 12. Jahrhundert Kopie 12. Jahrhundert Kopie16. Jahrhundert in Dieffenbrunnen, 1398 ze Tieffenbrunnen [Original], 1550 Dieffenbronn [Original]; Tiefenbronn [Original] (1731). Bestimmungswort der für der Ortsname anzusetzenden Ausgangsform spätalthochdeutsch *Tiufen-brunnen mit der Bedeutung ‘(Siedlung) an/bei dem tiefen Brunnen’ ist das Adjectivisch althochdeutsch tiuf (> mittelhochdeutsch tief) ‘tief, unergründlich’. Dem Grundwort liegt althochdeutsch brunno (> mittelhochdeutsch brunne) ‘Quelle, Quellwasser; Brunnen’ zugrunde. Im Schwäb. wurde hier das -u zu -o gesenkt. Schwäb. bron bezeichnet eine ‘natürliche Quelle’ oder einen ‘künstlichen Brunnen’ ( -brunn/-bronn). Die Endung -en in den frühen Belegen stellt eine mittelhochdeutsch Dativ-Plural-Endung dar, die einen Örtlichkeitsbezug im Sinne von ‘bei ...’ ausdrückt und später infolge von mundartlich Abschwächungserscheinungen wegfällt. Der Ortsname dürfte somit aus der Stellenbezeichnung spätalthochdeutsch*(ze/b ̄ıdeme) tiufenbrunnen‘ an/bei dem tiefen Brunnen’ hervorgegangen sein. So Tiefbrunn, Reg.-Bez. Oberpfalz.
Tiefenthal (Rheinhessen) 1051 Deiffindal. Germanisch deupon, zu deupa, tief,-dala, Tal.
Tiergarten, (Tier) + 111o Dirgart. Germanisch deura zu deuza, wilde Tier (Rotwild) + gardan-, Garten.
Tilbeck, (Havixbeck) 1000 Tilbeki.
Timmendorfer Strand Die heutige Gemeinde ist aus dem Bauerndorf Klein Timmendorf entstanden, das um 1260 erstmals urkundlich erwähnt wurde, seit 1880 Seebad, bis 1937 zu Oldenburg, 1945 aus vier, bisher zu Ratekau gehörenden Gemeinte durch die britische Militärregierung gebildet, 1951 Anerkennung als Ostseeheilbad. 1263 in veteri Thimmendorpe [Original], 1433 Tymmendorpe Slauicum, 1650 Lutken Timmendorp; Timmendorfer Strand (1908). Der heutige Ortsname geht zurück auf eine Bildung aus dem Wortstamm Timmo-, abstammend vom Personennamen Timmo als Kurzform zu Dietmar oder Dietrich, und die mittelniederdeutsche Entsprechung unseres heutigen ‘Dorf ’. Timmendorf bezeichnet so die ‘Siedlung des Timmo’, während der Gemeindename ‘der Strand bei Timmendorf ’ bedeutet. So Timmendorf, Landkreis Nordwestmecklenburg; Timmdorf, Ortsteil von Malente, Kreis Ostholstein.
Tintrup, (Werne an der Lippe) 1000 Tidingthorpe. Germanisch Theudinga porpa-, Siedlung der Leute des Theudo. (peudo-, Volk_
Tirschenreuth Von 1217 bis 1803 im Besitz des Klosters Waldsassen, ab 1306 Wochenmarkt, 1354 als oppidum genannt, seit 1364 Stadt, seit dem späten Mittelalter Tuch und Zeugmacherei, traditionelle Teichwirtschaft, Oberpfälzer Fischereimuseum. Um 1135 Duorsinruote [Original], 1218 Tursinruoth [Original], 1362 Türsenreut [Original]; Tirshenreuth (1666). Grundwort ist althochdeutsch riuti, mittelhochdeutsch riute, -reut(h), Bestimmungswort der Personennamen spätalthochdeutsch-frühmittelhochdeutsch *Dürso (< althochdeutsch *Duriso), mittelhochdeutsch *Dürse, der zu mittelhochdeutsch dürse, türse ‘Riese’ gehört, im Genitiv *Dürsen. Die Bedeutung der Grundform *Dürsenriüte kann mit ‘Reute (Rodung) des Dürso/-e’ angegeben werden. Der Übergang von Dzu T-Schreibung, der auch beim Appellativum mittelhochdeutsch türse gegenüber althochdeutsch duris festzustellen ist, rührt von der Entwicklung des Personennamens *Dürse zur im 13. Jahrhundert modernen Sprechform Türse her. Die Schreibung -iin der heutigen amtlichen Namenform reflektiert die mundartlich Entrundung ü > i. So Diesendorf (um 1260 Dursindorf), Polnisch Bez. Melk.
Titisee-Neustadt Entstehung (und Neubenennung mit Doppelnamen) durch den Zusammenschluss von Neustadt im Schwarzwald mit den Gemeinte Rudenberg und Titisee, später weitere Eingemeindungen. Neustadt wurde 1250 durch die Fürsten zu Fürstenberg gegründet und trug seit 1963 den Zusatz im Schwarzwald. Langenordnach, Titisee und Waldau wurden 1111 beziehungsweise 1112 erstmalig erwähnt, Schwärzenbach und Rudenberg erst 1316. Titisee setzt sich aus vier Tälern zusammen und wurde bis 1929 auch Vierthäler genannt. Im 19. und 20. Jahrhundert Uhrmacherhandwerk, heute Kurort, Tourismus und Wintersportzentrum. Titisee: 1111, 1120, 1152–1186, 1179 Titunse, circa1150 (Kopiecirca 1550) Titinsee, 1316 Tittense, 1326 Tittensê, 1365 Titise; Neustadt: 1275 Nova Civitas, 1296 Núwenstatt. Die ältesten Belege deuten auf althochdeutsch *Titu ̄n-s ̄eo, abgeschwächt (mittelhochdeutsch) *Titens ̄e, ‘See, an dem eine Dame Tita wohnt oder Besitz hat’; *Tita ist die weibliche Form des Personennamen mask. Tito. Neustadt, mittelhochdeutsch (ze der) niuwen stete, im Nom. niuwe stat. So U. a. Bad Neustadt an der Saale und Neustadt an der Aisch, Kreisstädte in Bayern; Neustadt an der Weinstraße.
Titz Erste Erwähnung 1186 im Besitz des Kölner St. Gereonstifts. Am s Rand des Braunkohlentagebaus Garzweiler. Stark von der Landwirtschaft geprägte Gemeinte 1166 Tyzene [Kopie15. Jahrhundert], 1315 Titze; Titz (1539). Der Ortsname Titz geht genau wie der Name der circa 6 km sw gelegenen Ortschaft Tetz vermutlich auf den für den linksrheinischen Raum typischen Siedlungsname-Typ der -(i)acum-/-ich- Ortsname zurück. Das galloromanisch Suffix -(i)acum gibt adjektivisch den Besitz oder den Einflussbereich einer Person an. Als Personenname, an den das -(i)acum-Suffix angefügt wurde, wird wegen des T-Anlautes, der sonst zu Z verschoben worden wäre, nicht lateinisch Tittius anzunehmen sein, sondern es ist eher an den im Lateinisch belegten Personennamen Decius zu denken. *Deciacum ‘Besitz des Decius’ wäre dann die Grundlage für den Ortsname Titz. Die Auslautentwicklung zu -ts und -z ist, da bereits früh belegt, als romanisch beeinflusste Umwandlung eines auslautenden -c unter dem Einfluss von nachfolgendem -i-/-j anzusehen. Man vgl. eine ähnliche Entwicklung beim Ortsname Echtz (zu Düren) < *Acutiacum. So Tetz, Ortsteil von Linnich, Kreis Düren.
Tochtrup, (Werne an der Lippe) mitten 1200 Totthorpe.
Todenfeld, (Köln) 1222 Dodonuuelt, germanisch Dodon feldu-, öde Ebene, des Dodo.
Töging (am Inn) 1041–1060 Teginingun, 1180–1190 Tegingen, kurz vor 1300 Tegnin, 1556 Teging, 1610 Töging, 1964 Töging a. Inn. Es liegt der Personennamen Tagino, Taegino zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist.
Tondorf, (Aa) 898 Tondontorp, 1105 Tundenthorph.
Tönisvorst 1380 in loco dicto Osterheide, 1188 sylvam [...] communem, que Osterverde dicitur, 16. Jahrhundert S. Anthonis. Die volkssprachige Form von St. Tönis beruht auf dem Heiligennamen Antónius mit lateinisch Akzentuierung, bei dem die unbetonte Anfangssilbe ausgefallen ist und der Haupttonvokal umgelautet wurde (Sekundärumlaut); in der Umgangssprache ist das Wortende -is aus -jes < lateinisch -ius umgeformt. Vorst ist das in althochdeutsch altsächsisch forst bezeugte Appellativ, ursprünglich Bezeichnung für ein unter besonderem Recht stehendes, ausgesondertes (Waldund Jagd-)Gebiet. Forsthoheit konnte als Privileg vom König auf den Landesherren übertragen werden. Forst ist als Ortsname sehr häufig. Die Bezeichnung von Orten nach Heiligen (meist dem Kirchenpatron) ist weit verbreitet. Eine Parallele im Kreis Viersen bietet Amern-St. Anton (Ortsteil von Schwalmtal, neben Amern-St. Georg, NRW).
Torgau Frühmittelalterlicher Marktort beziehungsweise Handelsplatz an altem Fernstraßendurchgang durch die Elbe, seit Mitte des 10. Jahrhundert d. Burg mit Burgflecken, Burgward. Stadtanlage Ende des 12. Jahrhundert durch den Markgrafen von Meißen. 973 Turguo, 1119 Thurgowe, 1234 Torgowe, 1350 Turgow, Torgow. Die altsorbische Grundform lautete wohl *Turgov/ *Torgovzu slawische *turg / *torg ‘Marktort’: Handelsplatz an der Elbe. So Torga, Ortsteil von Kodersdorf, Landkreis Görlitz.
Torgelow am See Stadt im Landkreis Uecker-Randow, 9552 Einwohner, an der Uecker in der Ueckermünder Heide, circa 15 km n von Pasewalk und 15 km s vom Stettiner Haff, Sitz der Verwaltung des Amtes Torgelow-Ferdinandshof. Ursprünglich slawische Fischerdorf, Mitte 13. Jahrhundert deutsche Zusiedlung. Zunächst zu Brandenburg, ab 1493 zum Herzogtum Pommern, 1648 unter schwedische Herrschaft, ab 1720 preußisch, Mitte des 18. Jahrhundert Verarbeitung von Raseneisenerz (Ende 19. Jahrhundert 14 Eisengießereien), 1945 Stadtrecht. 1261 und 1270 Turglowe (Burgname), 1281 Turglowe (ON), 1287 Turiglow, 1288 Thuriglovo, 1312 in antiquo Turglow; Torgelow (1315). Ausgangspunkt ist eine altpolabische Form *Turoglovy Plural, die aus altpolabisch *tur ‘Auerochse’ und altpolabisch *glova ‘Kopf, Haupt’ gebildet sein kann, sodass als Bedeutung ein spöttisch gemeinter Bewohnername ‘Auerochsenköpfe’ angenommen werden könnte. Da Ortsname wie 1314 Glove, heute Glowe, Landkreis Rügen, zeigen, dass glovy Plural auch metaphorisch als ‘Erhebungen, Hügel’ gebraucht werden konnte, ist eine Deutung des Ortsname beziehungsweise ursprünglich Flurname als ‘Auerochsenhügel’ eher anzunehmen.
Tornesch Ältester Teil der Stadt Tornesch ist das Dorf Esingen, das 1285 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1930 wird der ursprünglich Flurname Tornesch neue Gemeindebezeichnung und ersetzt somit Esingen, 2005 erhält Tornesch Stadtrecht. Industriebetriebe. 1588 Ternes [Original], 1598 auffm Tornnisch, 1603 beim Törnesch. Bei dem Bestimmungswort handelt es sich wahrscheinlich um eine vom norddeutsch *torn abzuleitende Form für ‘Turm’ und dem *esch, *eesch ‘offenes uneingehegtes (Saat)feld’, so dass sich als Bedeutung eine ‘Siedlung mit dem Turm auf dem Saatfeld’ ergibt.
Tostedt Mittelpunkt eines Kirchspiel und Sitz einer Vogtei; nach neueren Ausgrabungsbefunden ist der erste Vorgängerbau der Kirche in Tostedt in die Zeit um 800 zu datieren. 1197 Totstide [Original], 1262 Tozstede, 1277–95 Totstede [Kopie 16. Jahrhundert]; Tostedt (1791). Bildung mit dem Grundwort -stedt. Das Bestimmungswort enthält den Namen eines nahegelegenen Höhenrückens. Dieser ist mit einem in mittelniederländisch, neuniederländisch toot, mittelenglischtote ‘Spitze’ (vgl. auch isländisch toti ‘Schnauze’) belegten Appellativum zu verbinden und bezieht sich auf die Form der Erhebung. Das vor -sstehende -twird assimiliert. So Todtglüsingen, Ortsteil von Tostedt.
Traben-Trarbach Traben: 1007 Travena, 1098 Travana, 1148 Travina, 1153 Trabana, 1161 Travina, 1212 Traban, 1254 Trabene, 1265 Traven, 1422 Traven, 1512 Traven. Trarbach: 1143 Travendrebach, 1150–1230 Trevinribach, 13. Jahrhundert Travenrebach, 1244 Travenbach, 1272 Traverbach,1350 Tranrebach, 1413 Trarebach, 1490 Traiirbach, 1569 Trarbagh. Traben: Grundform keltisch-lateinisch *Trabena unter dem Einfluss von lateinisch trabs ‘Balken, Haus’, mit -n-Suffix abgeleitet von keltisch *treb‘ Wohnung’. Trarbach: Grundform althochdeutsch *Travenero-bach ‘Bach der Bewohner von Traben’.
Traunreut Erst 1949 unter dem Namen „Arbeitsgemeinschaft der Betriebe St. Georgen“ gegründet, seit 1950 mit dem Namen Traunreut, 1960 Stadt. Die Neubildung des Namens nimmt sowohl auf den Gewässername Traun als auch (mit dem Grundwort-reut ‘Rodung’) auf die Tatsache Gehalten. 1977 Zusammenfassung von Trebur mit Astheim, Geinsheim und Hessenaue (als Erbhofdorf 1937 gegründet) zur gleichnamigen Großgemeinde. Trebur: 830–850 (Kop.) Triburen, 874, 882 Triburias, 1239 Tribure. Astheim: 830–850 (Kop.) Askemuntesheim, Askemundestein, 1099 Astehem, 1239 Astheim. Geinsheim: 767 (Kop.) Gemminesheim, 1073 Ginsin, 1248 villa imperii Gense, 1418 Gensheim. Der Ortsname Trebur ist ein Kompositumaus althochdeutsch dr ̄ı ‘drei’ und *bu ̄ r( ̄ı ) ‘Haus, Anwesen’ ( -beuren). Das Bestimmungswort des Ortsname Astheim ist der Personennamen althochdeutsch *Askmunt. Über die Kürzung des Personennamens durch Ausfall des Zweitglieds setzte eine Umdeutung des Namens ein. Der Ortsname Geinsheim zum Personennamen *Gemming (Ginsheim-Gustavsburg).
Trarbach, (Traben-Trarbach) 1144 Trauendrebach.
Trautzberg, (Trier) 1193 Druceberch. Germanisch Druhtis berga-, Berg des Druhti, (druhti-, Schar, Gefolge)
Trebur, 870 Truburias, 877 Tribura. Germanisch prio buri-, drei Kotten.
Treene Ehemalig, 1970 aus drei vormaligen Ämtern gegründet Amt im Kreis Nordfriesland. 2008 Umbildung zum Amt Nordsee-Treene mit 27 amtsangehörigen Gemeinden, 25431 Ew. 1323 erstmals urkundlich Erwähnung des Flussname. Der westlichste Teil der Treene war die Grenze zwischen dän. und sächs. Besiedlung, wobei die Route Eider-TreeneHaithabu als Transportweg zwischen Nordund Ostsee diente. Ökologisch wertvolles Rückzugsgebiet für Zugvögel: „Storchendorf“ Bergenhusen, beliebtes Paddelrevier. 1323 Trea [Original], 1345 de Treya; inn die Treen (1544). Der ursprüngliche Flussname ist zurückzuführen auf das altdänische trægha als Zusammensetzung aus trægh, das in unserem ‘träge’ seine Entsprechung findet und dem neudänischen ̈ ‘Fluss’, sodass der Name Treene einen ‘trägen Fluss’ benennt. Die ursprünglich Namenform hat sich beispielsweise im Ortsname Treia, Kreis Schleswig-Flensburg, erhalten.
Trechergau, (Gau zwischen Koblenz, Mörsdorf und Oberwesel) 820 Trigorium, 1005 Drikeringou.
Trechtingshausen, (Koblenz) 1135 Drotenshusen. Germanisch Druhtines husum, zu den Häusern des Druhtin.
Treis-Karden reis: um 1100 in villa ... tris, in tris locum, 1121 in villa treis, 1122 de trihis, 1137 in Treis, 1210 thris, 1227 de Trisse, 1234 Triis, 1251–1316 Trîs, 1330 Treys, 1352 Trijs, 1461 Thrîs, 1480 Treiss. Karden: 496/506 (Kopieum 700, Kop.13./14. Jahrhundert) Cardena, 925 in Karadone, 926 Cardonis, 973 Cardena, 11. Jahrhundert Karadonum 1098 de Cardono, 1103 Kardana, 1310 Cardene, 1383 Carden. Aus den Belegen für Treis kann auf die Ausgangsform *Trijis/*Trejis, kontrahiert > mittelhochdeutsch Tr ̄ıs > Neuhochdeutsch Treis, geschlossen werden. Wahrscheinlich enthält der Name (keltisch) tri‘drei’ (germanisiert thri-) und als 2. Kompositionsglied indogermanisch *ies‘ wallen, schäumen’, sodass sich aufgrund der geogriechisch Gegebenheiten keltisch ( ? ) *triies(i)o-/*tre-ies(i)o‘ wo es am Zusammenfluss dreier Flüsse (Flaumbach, Dünnbach, Mosel) wallt und schäumt’, vgl. keltisch *iestu (altirisch ess) ‘Wasserfall’, ergibt. Für Karden lautet die Ausgangsform (spätkeltisch) *Karodu ̄num, romanisch Cardono, ‘befestigte Siedlung an der Mündung des Flusses *Kara’; *Kara ist der abgegangene Name des Brohlbachs (l. zur Mosel), der (1326, 1633) auch Kardenerbach genannt wurde.
Treuchtlingen Einwohner, an der Altmühl, nahe bei dem 793 errichteten sogenannten Karlsgraben (Fossa Carolina), Reg.-Bez. Mfr. Der Ort liegt in einem schon keltischen und römisch besiedelten Raum, wird selbst aber erst im 9./10. Jahrhundert bezeugt. Um die Mitte des 12. Jahrhundert Errichtung der ersten Burg, 1365 zum Markt erhoben, nach dem Erlöschen der Treuchtlinger Linie der Pappenheimer (1647) zur Markgrafschaft Ansbach, 1806 bayerisch; 1869 erste Bahnstrecke Treuchtlingen–Gunzenhausen, seitdem wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, 1898 Stadtrecht. 9./10. Jahrhundert Trohtlingon, 1095 Truthilingun, 1281 Treuchtlingen. Der zu 893 gestellte Beleg Drutelinga ist spät überliefert und kann keine Herleitung des Namens von einem Personennamen Tru ̄tilo stützen, die zu *Treutlingen hätte führen müssen. Gegen die Herleitung von althochdeutsch truht ‘Schar’, truhtin ‘Herr’ spricht die Neuhochdeutsch Diphthongierung zu eu, die auf mittelhochdeutsch <iu> zurückführt, das den Langvokal ü bezeichnet und durch Umlaut aus althochdeutsch u ̄ entstanden ist. Damit ist zwingend eine Wurzel mit Langvokal anzusetzen, die aber sonst nicht bezeugt ist. Die in der Literatur angenommene Beeinflussung einer Wurzel truht durch tru ̄t wirkt gezwungen; der der-ing(en)-Ableitung zugrunde gelegte Personennamen Truhtilo ist nur aus diesem und anderer Ortsname erschlossen.
Treuen Um 1200 gegründet deutsche Rodungsdorf, im 13. Jahrhundert Burg der Vögte von Plauen, 1390 Stadtrecht. 1320 zu Druen, 1359 zcu Drün, 1410 Druyne, 1329 und 1390 Drewen, 1441 Druen, 1558 Treuen. Da der heutige Anlaut Tnach Aussage der Überlieferung sicher auf Dberuht, ergibt sich die altsorbische Grundform *Drev’no zu *drevo ‘Holz, Wald, Baum’. So Drebkau, Landkreis Spree-Neiße, BB, (altsorbisch *Drevko).
Treuenbrietzen Slawische Siedlung, danach d. Burg mit Burgward; Stadtanlage durch die Markgraf von Brandenburg (1290 civitas). Marienkirche, Nikolaikirche (13. Jahrhundert), Heiliggeistkapelle (15./16. Jahrhundert). 1209 breszna [Or.], 1290 Bricene, 1409 von der getreven Brizen, 1420 truwenbriessen. Slawische/altpolabisch *Brez ́n(a), eine Bildung mit dem Suffix - ́n(a) zu breza ‘Birke’, also ‘Ort, wo Birken wachsen’, im Bezug auf die Flora der Umgebung so benannt. Den Zusatz Treuenerhielt die Stadt, weil sie beim Auftreten des falschen Waldemar die Landesherren die Treue gehalten hatte.
Triberg-Raumschaft. Besiedlung erst im 11./12. Jahrhundert im Zuge des Landausbaus der Herren von Hornberg, 1325 nach dem Aussterben der Herren von Triberg an das Reich zurück, 1355 an Habsburg, 1805 an Württemberg, 1806 an Baden. Triberger Wasserfälle, Burg Triberg, Burg Althornberg. 1239 Triberc; Raumschaft Triberg (1972). Der durch den Zusatz Raumschaft als Name eines Gemeindeverbandes gekennzeichnete Ortsname enthält den Namen der Stadt Triberg, der auf einen Burgname zurückgeht. Es dürfte sich um eine Zusammenrückung des Zahlworts althochdeutsch, mittelhochdeutsch dr ̄ı ‘drei’ mit dem Substantiv Berg ( -berg) handeln.
Trier 17 v. Chr. Stadtgründung durch Kaiser Augustus, 265 römisch Residenzstadt, 293 Erhebung der Stadt zur Kaiserresidenz des Westreiches, um 1131 Begründung des Trierer Kurstaats, 1473 Gründung der Universität, 1794–1814 französisch Besatzung, 1815 zu Preußen, 1824 Wiederherstellung des Trierer Bistums, 1969 Großstadt. 1. Jahrhundert n. Chr. Augusta in Treveris, 212 August(a) Trev(erorum), um 300 ad Treveros, 4. Jahrhundert Treviri, um 575 in urbe Treverica, 633 in Treviris, 766 Treveris, um 1225 Trevir, 1248 Trieren, 1258 Triere, 1337 Trere, 1357 Trire, 1443 Trier, 1463 Treir. Amtlicher römisch Name Colonia Augusta Treverorum, kurz in Treveris ‘bei den Treverern’, zu *Trevere, *Tr ̄ere, Trier.
Trierweiler, 634 UUilarei, 1026-46 Wilre.
Trifels, (Annweiler) 1184 Triuels.
Trimbs, 1173 Trimize, 1198 Trimerze.
Trimport, 1222 Trimparden.
Trippelsdorf, (Sechtem) 1138 Treuensthorph.
Trips, (Geilenkirchen) 1172 Tripz.
Tripsrath, (Geilenkirchen)1210 Tripzerode, 1217 Tripezrode.
Trittenheim, (Trier) 1147 Trittlinheim, 1155 Tritenhein.
Trittau 1239 Truttowe [Original], 1346 in Trittou, 1521 to Trittow; zu Trittau (1732) Dieser Ortsname geht zurück auf den Gewässername Trittau und entstammt dem altpolabisch Trutov (aus trut ‘Drohne’) und dem Possessivsuffix -ov,-o(w). So ist der Ortsname wohl als Spottname entstanden als ‘Siedlung der „Drohnen“, der Faulen’.
Troisdorf Siedlung am Fernweg Köln-Frankfurt, gehörte mit der 1075 genannten Kirche zum Kloster Siegburg, ab 1676 unter bergischer Herrschaft, Aufstieg und Bevölkerungswachstum im 20. Jahrhundert durch die Friedrich-Wilhelms-Hütte und den Sprengstoffhersteller Dynamit Nobel, 1952 Stadterhebung, 1969 Anschluss mehrerer Gemeinte 1076 Truhtesdorf [Original], 1102 Druzdorp, 1147 Trostorph. Personennamen *Druhti mit -i-Suffix zu gotisch drauhts, altsächsisch druht ‘Schar, Gefolge’. Spätere und moderne Schreibung -oi muss als Langvokal gelesen werden.
Trossingen 797 Schenkung an Kloster St. Gallen, 949 gab Otto I. ein Gut an das Kloster Reichenau, 1444 Verkauf an Württemberg, 1806 auch österreichische Rechte am Ort an Württemberg. Herstellung von Musikinstrumenten. St.Anna-Kirche, Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus, Trossinger Türmle, Kesselhaus. 797 Trosinga, 843 Trossinga, 10. Jahrhundert Drossinga. Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung zu einem Personenname, dessen genaue Bestimmung – vielleicht Droso, Truso – unklar ist.
Trostberg Im 12. Jahrhundert Errichtung der Burg durch die Grafen von Ortenburg-Kraiburg, im 13. Jahrhundert Übergang an die Wittelsbacher. 1232 (Kopie1517) castrum Trosperg aedificatur, 1245 Trosperch, 1251 Trosperch, Trostberch, 1253 Trostperch, 1303 Trostberg. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist mittelhochdeutsch bërc, berg, ‘Berg’, hier im Sinn von ‘Burg’, Bestimmungswort tro ̄st ‘freudige Zuversicht, Vertrauen, Mut, Ermutigung, Sicherheit’. Der Name erklärt sich somit als ‘Festung, die Zuversicht, Vertrauen gibt’; ähnlich schrieb schon Aventin 1519–1521 zum Jahr 1233: Trostrobergomum a fidendo (‘vom Trauen, Vertrauen’). Eine alte Sage wird in der Landesbeschreibung des Jahres 1721 erzählt: Trostberg ... Soll nach gemeiner Sag daher seinen Namen haben / weilen zur Zeit der Heydenschaft allda ein Statt / oder Grae nitz-Vestung gewesen / vnd die Christen nirgends mehrers / als an disem Orth ihr sichere Auffenthalt genommen / mithin das Orth fuer ihren Trost gehalten / vnd endlich gar Trostberg benambset haben.
Tübingen 1081 erste sichere Nennung der Pfalzgrafen von Tübingen, 1294 Verkauf des Fronhofes der Stadtherren an ihr Hauskloster Bebenhausen, 1477 Universität, 1514–1805 dauernder Sitz des württembergischen Hofgerichtes. Weinbau. Schloss Hohentübingen, Kloster Bebenhausen, Hölderlinturm Regierungspräsidium. 1078 (Chronik um 1100) Tuingia, 1078 (Chronik12./13. Jahrhundert) Tuwingen, 1092 Tvwingen [Original], 1360 Túbingen [Original]; Tübingen (18. Jahrhundert). Tübingen ist eine -ing(en)-Ableitung von einem sonst nicht bezeugten Personennamen *Tuwo und bedeutet ‘bei den Leuten des Tuwo’. Die Entwicklung von althochdeutsch u zu heutigem ü zeigt den Umlaut des Stammvokals. Die Herkunft des b statt älterem w ist unklar, nach Reichardt dürfte das b seit dem 14. Jahrhundert mit Schreibern aus dem Nordwesten der Grafschaft Württemberg als hyperkorrekte Schreibung für postvokalisches b, das hier nicht vorliegt, eingedrungen sein.
Tüddern, (Aa) + 170 griechische Kopien, Ptolemaeus. + 300 Teudurum, 1152 Thudre.
Türkheim im mittleren Wertachtal, verkehrsgünstige Lage an der Römerstraße Kempten-Augsburg, Reg.-Bez. Schwaben, BY. Spätantike Befestigung auf dem Goldberg. Im Mittelalter Zentrum der Herrschaft Schwabegg, die schon 1268 an Baiern fällt. 1090 (Kopie13. Jahrhundert) Dvrincheim, 1234 Durenkhein, 1431 Dürckhain; Türkheim (1792). Grundwort -heim, Bestimmungswort: der Volksname Thuringi, Duringi. Gesamtdeutung: ‘Heim der Thüringer’. So Ober und Untertürkheim, Stadtbezirke von Stuttgart.
Tünsdorf, 1100 Tvbtinisdorfh.
Tunxdorf. 1000 Tunglasthorpe.
Türnich, (Köln) 1140 Tiuernich. 1181 Teuirnich.
Tuttlingen 797 Schenkung an das Kloster St. Gallen, vor 1377 an Württemberg, 1381 Verpfändung an die Grafen von Lupfen, von denen es 1384 von Österreich abgelöst wurde, weitere Verpfändungen bis 1539, dann komplett an Herzog Ulrich von Württemberg. Medizintechnik. Burgruine Honberg, Evangelische Stadtkirche, Altes Krematorium. 797 Tutilingas, 843 Tuttelingen, 12. Jahrhundert Dudelingen. Tuttlingen ist wohl eine-ing(en)-Ableitung von einem Personennamen Tuotilin und bedeutet ‘bei den Leuten des Tuotilin’. Bei einem Personennamen *Tutilo wäre Umlaut des Stammvokals (*Tüttlingen) zu erwarten.
Tüschen, (Heiligenhaus) 958 Tusscene.
Tüschen, (Hohkeppel) 958 Zussena.
Tüschenbroich, (Wegberg) 1172 Thusinbroc.
Tutzing Im Mittelalter Adelsbesitz, 1519 Hofmarksgerechtigkeit. Circa 980 Tutcingun, 1056 Tuzzingen, 11. Jahrhundert (zu 740) Dutcingun, 1172/73 Totzingen, 1231–1234 Tu ̊tzingen, 1476 Totzing, 1557 Tutzing. Es ist der Personennamen *Tuzo zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist.
Twist Sehr junge Gemeinte, erst 1784 sind erste Ansiedlungen auf dem Hochmoor namens Twist zu verzeichnen, 1788 sind die Kolonien Wietmarscher Twist, Heseper Twist und Rühlter Twist bezeugt. Der junge Ortsname ist aus dem Flurname Twist hervorgegangen. Dieser gehört sicher zu norddeutsch twist ‘Zweiung; Zweig, Flußgabel’, eventuell bezieht sich der Name auf eine Gabelung eines Entwässerungsgrabens oder ein gegabeltes Flurstück; denkbar ist auch ein Bezug zur nahegelegenen niederländischen Grenze, vgl. norddeutsch Twistel ‘Zwiesel; etwas, das eine Gabel bildet’, althochdeutsch zwisila ‘gabelförmiger Zweig’, altenglisch twisla ‘Flussteilung’, norwegisch kvisl ‘Flussteilung, -arm’ altnordisch kvistr ‘Zweig’. So Twiste, Ortsteil von Twistetal, Landkreis Waldeck-Frankenberg; Twister Moor, Flurname, Twist.
Twistringen Um 1250 Thuistringe [Original], 1352 Thuistringhe, um 1370 Twysteringhe; Twistringen (1791). Entweder liegt eine Ableitung mit dem Suffix -ing(en) vor, deren Basis ein in mittelniederdeutsch, mittelniederländisch twist, altnordisch kvistr ‘Zweig, Gabel’ bezeugtes Appellativum ist, das durch -r erweitert wurde. Oder es liegt eine Bildung mit mittelniederdeutsch tw ̄e, twi ‘zwei’ und mittelniederdeutsch stranc ‘Strang, Flussarm, Stück Landes’ im Plural mit Erhöhung des -e zu -i vor Nasalverbindung vor. Worauf sich die Benennung jeweils bezieht, ist nicht sicher bestimmbar. Die Annahme von mittelniederdeutsch twisteringe ‘Streit, Zwiespalt’ als Simplex erscheint unwahrscheinlicher.
Überangern, (Wittlaer) 1193 Vuerangeren. Germanisch ufera, über, jenseits, + Flussname Anger.
Ubstadt-Weiher Ubstadt: 1177 Herrenalber Hofbezirk, 1232 Lehen des Pfalzgrafen an Bischof von Speyer, der in der Folgezeit alle Herrschaftsrechte gewann, 1803 an Baden. Weiher: 863 an Lorsch geschenkt, 1282 Verkauf von Burg und Dorf an den Bischof von Speyer, 1803 an Baden. St.-Marcellus-Kirche, St.-Andreas-Kirche, Pfarrberg, Firstständerhaus. Ubstadt: 769 (Kopie 12. Jahrhundert) Hubestater marca, 772 (Kopie 12. Jahrhundert) villa Hubestat, 1161 Obestat [Original],1281U ̊bestat [Original],1366 Ubstatt[Original]. Weiher: 863 (Kopie 12. Jahrhundert) vilare in Ubstadter Marca, 1281 Wilre [Original], 1461 Nyclaus-Wyher; Ubstadt-Weiher (1970). Ubstadt ist vermutlich als ‘Stätte am Bergabhang’ zu deuten und gehört zum Grundwort-statt. Das Bestimmungswort kann zur Wortfamilie von mittelhochdeutsch hübel, hügel ‘Hügel’ gehören, da die Belege mit h-Anlaut aber aus dem Lorscher Codex stammen, ist es wohl sekundär und zeigt romanischen Einfluss. Daher ist Anschluss an althochdeutsch oba, mittelhochdeutsch obe ‘oben gelegen, oberhalb’ wahrscheinlicher. Weiher gehört zu mittellateinisch villare, althochdeutsch w ̄ıla ̄ri, mittelhochdeutsch w ̄ıler ‘Weiler, einzelnes Gehöft, kleines Dorf’.
Uchte Vor 1300 Grenzburg der Grafen von Hoya am heutigen Uchter Mühlenbach gegen die Bischöfe von Minden, 1383 Besitz des Bistums Minden, 1520 als Flecken erwähnt, 16. Jahrhundert wieder zu Grafschaft Hoya und zu Hessen-Kassel, 1974 Zusammenschluss der Flecken Uchte und Diepenau und der Gemeinte Raddestorf und Warmsen. Um 1184 Vechte, 1295 castrum Uchte. Im ersten Beleg ist Veals Umit Dehnungszeichen -ezu lesen. Der Ortsname kann auf ein feminin Subtantiv germanisch *Uhta ̄ zurückgeführt und mit indogermanisch*u-egu--‘feucht, netzen’, mit einer-t-Ableitungder Schwundstufe *ugu--(*ukto ̄), verbunden werden, bezogen auf die Lage im Moorgebiet. Denkbar ist auch germanisch *Unhta ̄ mit -n-Schwund vor -h-, aus indogermanisch *ank-, *onk-, *nk‘ biegen, krümmen’ mit -t-Suffix (*nkto ̄), bezogen auf eine gekrümmte Landschaftsform, möglicherweise die Biegung einesGewässers. So Gewässername Uchte, Landkreis Stendal.
Ückendorf, (Gelsenkirchen) 1027 H(u)chintorp, mitten 1200 Hugincthorpa. Germanisch Huginga porpa, Siedlung des Leute des Hugo. (hugu-, Verstand)
Ukerath, (Köln) 1131 Okenrode, 1166 Okerode.
Ückesdorf, (Röttgen) 1131 Vckenestorp. Germanisch Ukines porpa-, Siedlung des Ukin.
Ückingen. 1224 Vkenges.
Udelenberg, (später Nothberg in Eschweiler) 1223 Vdelenberge.
Udelfangen, (Trier) 1016-47 Odoluinga.
Udler, 1300 Odenlar.
Übach-Palenberg Erste Erwähnung 1172 Übach, 867 Palenberg als Königsgut. Übach bildete mit dem auf der westlichen Wurmseite gelegenen Ubach over Worms vor 1815 eine Einheit. Seit 1967 Stadt. Übach: 1172 Hubach [Or.] 1332 Ubach; Übach (1841). Palenberg: 867 Palenbach [Kopie 10. Jahrhundert], 1485 Palenbach; Palenberg (1592). Der Siedlungsname des Ortsteiles es Übach wurde nach dem gleichnamigen hier fließenden Gewässer gebildet. Zum Grundwort -bach dürfte das Bestimmungswort auf den westfränk. Personennamen Ubo zurückzuführen sein. Ubo ist als eine romanisierte Form des germanisch Hubo anzusehen. Daher auch noch Hubach in dem Frühbeleg. Im Laufe der Entwicklung schwand das tonlose Genitivmorphem und *Ubinbach wurde zu Ubach. Die Entwicklung des anlautenden U> Ü zeigt den Einfluss des nachfolgenden Labialkonsonanten und ist erst seit dem 19. Jahrhundert nachweisbar. Palenberg ist ursprünglich Palenbach. Der häufig zu beobachtende Grundwort-Wechsel-bach zu -berg ist hier erst seit dem 16. Jahrhundert festzustellen. Grundlage ist somit ein Gewässername, dessen Bestimmungswort zu althochdeutsch pal ‘Pfahl’ steht. Vermutlich befanden sich in dem Gewässer Pfähle zur Grenzmarkierung. Ein Zusammenhang mit einem angenommenen althochdeutsch pal ‘Sumpf’ besteht nicht. So Ubach, Ortsteil der Gemeinte Landgraaf; Ubachsberg, Ortsteil der Gemeinte Voerendaal, beide Provinz Limburg.
Überherrn Im Mittelalter teils Herzogtum Lothringen, teils Grafschaft Saarbrücken, kirchlich zum Bistum Metz gehörig. 1766 Französisch, 1815 preußisch; 1974 Zusammenschluss der Orte Altforweiler, Berus, Bisten, Felsberg und Überherrn zur h. Gemeinte 1293 Uvercaren, 1305 Uverheren [Original], um 1450 Vberheren [Original], 1464 Uberhern [Original]. Zusammensetzung aus der Präposition althochdeutsch ubar, ubir, mittelhochdeutsch über ‘über, jenseits ... gelegen’ und dem häufig in norddeutsch und niederländisch Ortsname belegten Subtantiv altniederfränkisch *haru, *heri, dem die Bedeutung ‘sandige Bodenwelle, sandiger (bewaldeter) Hügel’ zugeschrieben wird. Der kopiale Erstbeleg ist entweder verderbt oder <c> französisch Ersatzgraphie für mittelhochdeutsch [h]. Da Überherrn am Nordrand des Warndtwaldes und an einer alten Handelsstraße liegt, die von hier auf rund 20 km das sandige Hügelland des Warndts bis St. Avold durchquerte, ist es naheliegend, von einem aus südlicher Perspektive geprägten Namen *Ubirharun, -heren ‘jenseits der sandigen Hügel (gelegener Ort) ’ auszugehen.
Überlingen, 1211 und 1226 früheste Stadtbezeichnungen, nach 1300 Stadtrecht, ab 1779 Erwerb der hohen Gerichtsbarkeit von der Grafschaft Heiligenberg, 1803 an Baden. Weinbau, Kneippheilbad. Aufkirchner Stadttor, Münster St. Nikolaus, Sylvesterkapelle. Mitte des 7. Jahrhundert Iburninga (Vita 9. Jahrhundert), 770 Iburinga, 1191 Hibirlingen [Original]. Es handelt sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Ebur mit Hebung von e zu u vor dem folgenden i des -ing-Suffixes und anschließender Rundung zu ü; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Ebur’.
Ueckermünde Slawische Vorbesiedlung, Mitte 12. Jahrhundert pommersche Burg samt Siedlung, um 1260 Stadtrecht, 1546 Bau des Schlosses durch Philip I., 1648 an Schweden, 1720 an Preußen, Haupterwerbszweig Fischerei, um 1800 Zunahme des Handwerks, Errichtung von Eisengießereien durch Rasenerzvorkommen, 1819 Kreisstadt, Kleinindustrie, seit 1990 vorrangig Handwerksbetriebe. 2001 Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“. 1178 fluminis Vcrensis (Gewässername), 1223 Vcramund, 1242 in Vkeremunde, 1266 Ukermunde; 1335 Ükermünde, Ueckermünde (1792). Der Ortsname liegt der alte Name des Flusses zugrunde, an dessen Mündung die Stadt liegt. Der Flussname (Vцkra < altpolabisch *Vokara/*Vokra) geht vermutlich auf die indogermanische Wurzel *ˆueik ‘biegen, winden’ zurück und steht damit in einer Reihe mit den Namen Wkra, r. Zfl. zum Narew, Polen; Wigger, zur Aare, CH, oder Wickerbach, zum Main. Der Ortsname ist mit dem Gewässername als Bestimmungswort und dem Grundwort mittelniederdeutsch -munde,-münde(n), gebildet worden. Die Umlautung des Ortsname (u>ue>ü) ist kanzleisprachlich, ursprünglich wies das -e nach u im Namen auf eine Vokallänge hin. So Peenemünde, Landkreis Ostvorpommern, Warnemünde, Ortsteil von Rostock, Travemünde, Ortsteil von Lübeck.
Uedesheim, (Neuss) 1217 Vdensheim. Germanisch Udines haim, Wohnung des Udin.
Uelentrup, (Herzfeld) 1000 Oklingthorpe. Germanisch Ukilingo porpa, Siedlung der Leute des Ukilo.
Ueplingen, (Oschersleben) mitten 1200 Vpppelingen.
Uerdingen, (Krefeld) 1000 Undingi (lies Urdingi) Urdingi.
Uettelsheim. (Rheinkamp) 1000 Tuntilesheim.
Uedem Stadt nach 1311 (Stadtprivileg 1359, Verlust 1798). 866 in Odeheimero marca, 11./12. Jahrhundert de Othehem, 1266 in U ̊ dem [Original], 1378 t Ortsteil Uedem [Original]. Grundwort-heim, im Erstbeleg als Insassenname im Genitiv Plural (‘in der Mark der Odheimer = der Bewohner von Uedem’). Dieses Lorscher Zeugnis zeigt noch undiphthongiertes germanisch /o ̄/, die späteren weisen die fränkische Diphthongierung auf. Der Lautwandel stellt sicher, dass bei diesem Ortsnamen nicht germanisch /au/ zugrunde liegt. Der Umlaut beruht auf einem Bindevokal -i(flexivisches -in, das Dittmaier 1979 als Ursache für möglich hält, ist eine oBand Erscheinung). Im Erstglied steht wohl die Kurzform eines Personennamens, die in der schwach flektierten Form Uod-o gut bezeugt ist, im vorliegenden Fall aber in anderer Bildungsweise auftritt, vermutlich mit KF-Suffix -i. Hingegen rechnet Derks mit Verkürzung aus O ̄thil-, auf dem eine Kurzform *O ̄thi jedenfalls beruhen wird. Möglicherweise ist der Bildungstyp von bereits merowingerzeitlichem Alter. Er ist an den (wohl fiktiven) Bericht im langen Prolog der Lex Salica anschließbar, in dem berichtet wird, dass die Rechtssprecher, die die Bestimmungen der Lex zusammengestellt haben, nämlich Wisogast, Bodigast, Saligast, Widigast aus den Orten Salehaim, Bodohaim, Widohaim stammten, wobei drei der Vollname der Rechtsgelehrten offensichtlich in der Kurzform das Bestimmungswort der heim-Namen wieder auftreten. In paralleler Weise kann in O ̄thih ̄em eine eigentliche Zusammensetzung (also ohne, dass sonst häufige Genitiv-s oder -n) vorliegen, während der zugehörige zweigliedrige Vollname in diesem Fall nicht überliefert ist. Die zahlreichen Odenheim-Belege stellt FO 1, 254–6 meist zu Recht zu germanisch /au/; in FO 1,290 (Othihem) erscheinen Namen aus dem norddeutschen Raum, die wie Uedem beurteilt werden können.
Üfte, (Altschermbeck) 1000 Ufadti.
Uelsen Bronze und eisenzeitliche Funde; Ersterwähnung 1131, 1321 gerät Uelsen an Bentheim; um die Mitte des 18. Jahrhundert Aufschwung der Kieselstein-. 1131 in villa que Ulsuen dicitur, 1177 de Uelseten. Der Ortsname stellt eine Ableitung mit -sund -n-Suffix von der Basis *Ul-, wohl zu indogermanisch *ul‘ feucht, modrig’ dar; ein Fugenvokal -imuss vorgelegen haben (*Ulisnen), der zur Umlautung zu Uelsen führte. Der Ort liegt auf von breiten Mooren und Bruchzonen durchzogenem Hügelgrund.
Uelzen Um 973 Klostergründung durch Verdener Bischof Brun auf Eigenbesitz, zunächst Handelsplatz, um 1250 nach Streitigkeiten mit Grundherrn Verlegung der Siedlung 2 km entfernt an Westufer der Ilmenau, Übertragung des ON, 1270 Stadtrecht, 1374 Mitglied der Hanse, 1646 Brandverwüstung, Wiederaufbau als Fachwerkstadt, seit 1880 Zuckerfabrik, 2000 Umgestaltung des Bahnhofsgebäudes durch Friedensreich Hundertwasser. Kloster und einstige Siedlung: 973/974 Vllessen (Kopie 16. Jahrhundert), 1006 monasterium quoddam nomine Ullishusun [Original], 1133/37 villa Ulleshusen [Original], 1142 ville et pontis in Ulessen [Original], 1369 Closter to der Oldenstad [Original]; neue Stadt: 1273 Ullessen [Original], 1296 ciuitatis Lewenwolde, siue noue Vlsen [Original], 1380 Ultzen [Original]. Die Belege von 1006 und 1133/37 legen eine Bildung mit dem Grundwort-hausen, zu -sen reduziert, und einem stark flektierenden Kosename*Ul(i) im Genitiv Singular nahe, bei dem es sich um eine sehr früh kontrahierte Form von Uodil(i) handeln könnte. Der Umlaut entstand durch folgendes -i-. Falls der nur in Kopie vorliegende Beleg von 973/74 nicht die spätere Ortsname-Form wiedergibt, wäre allerdings wie bei Uelsen (Grafschaft Bentheim, 1130 Ulsnen [Original]; ein Anschluss an indogermanisch *el-, *ol-, *l‘fließen, strömen; feucht, modrig’ mit -s-Suffix in einer germanischen Grundform *Ulisun im Dativ Plural vorzuziehen. Der zugrunde liegende Gewässername *Ulisa kann ein Abschnittsname der Ilmenau gewesen sein. Der Suffixvokal bewirkte Umlaut des Stammvokals, unbetonte Vokale wurden abgeschwächt.
Ueß, 1144 Hussa.
Uetersen Historisch Kloster mit Klosterkirche, größtes Rosenzuchtgebiet Deutschlands, deshalb auch als „Rosenstadt an der Pinnau“ bekannt. Um 1234 in Utersten [Original], 1285 in Vtersten; Closter Ütersen (1596). Die Bezeichnung des Ortes stammt vom Mittelniederdeutsch ab und ist, wie sich in der Wendung in deme ütersten zeigt, als Lagebezeichnung ‘zum/ im äußersten’ zu verstehen, was sich auf die Lage der Stadt im Übergang zwischen Geest und Haseldorfer Marsch beziehen kann, oder aber als Ütersteen und meint damit die ‘Siedlung außerhalb der Steine’, was unwahrscheinlich ist.
Uetze Herkunftsort des adligen Geschlechtes von Uetze, kurzzeitig Sitz einer Vogtei, 1695 Marktflecken; seit 1974 Hauptort einer Einheitsgemeinde mit 9 Ortschaften, bis 2001 im Landkreis Hannover. 1022 Utisson [F. 12. Jahrhundert], 1273 Uttessen, 1331 Utze; Uetze (1791). Bildung mit dem Grundwort-hausen und dem stark flektierenden Kurznamen Udi als Bestimmungswort Letzterer weist die in Kurznamen häufig zu beobachtende Inlautschärfung auf. Das Grundwort ist nur in der verkürzten Form -sen belegt und wird im 14. Jahrhundert zu -se verkürzt. Der Dental des Personennamens verschmilzt mit dem -sdes Grundwort, so dass -tzentsteht. Deutung also: ‘Siedlung des Udi/Uti’.
Uffenheim Seit dem Neolithikum durchgehend archäol. nachgewiesene Siedlung, 1103 erstmalig urkundlich erwähnt, 1349 Stadtrecht, 1378 an den Burggrafen von Nürnberg aus dem Geschlecht der Hohenzollern verkauft. Als diese Kurfürsten von Brandenburg-Preußen werden, kommt die Stadt zur Markgrafschaft Ansbach und wird 1806 bayerisch. 1103 Offenheim, 1142 Vfenheim, 1233 Offenheim, 1269 Uffenheim. Das Grundwort lautet durchgehend-heim, das Bestimmungswort lautet zunächst lange Offen-, dann Uffen-; auch die Mundartaussprache hat u-. Das Bestimmungswort wird gedeutet als Genitiv des Personennamen Offo, der eine Lallform eines Kurznamens Olfo sei. Ein historisch Träger dieses Namens ist im Zusammenhang mit der Siedlung nicht nachgewiesen.
Uhingen Besitz der Grafen von Aichelberg 1318 zunächst durch Verpfändung und 1332/34 vollends durch Verkauf an Württemberg, Besitz der Rechberghausen, Staufeneck und Staufer von Bloßenstaufen überwiegend ebenfalls an Württemberg, der Rest an das Kloster Adelberg und Herrschaft Filseck. Uhinger Rathaus, Schloss Filseck, Cäcilienkirche, Berchtoldshof. 1275 (Kopie um 1350) Vìgingen, 1296 Ugingen [Original]; Uhingen (1561). Der Ortsname ist zurückzuführen auf eine-ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen Ugo; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Ugo’. Das inlautende -gist durch totale Dissimilation geschwunden.
Uhldingen-Mühlhofen (am Bodensee), Oberuhldingen: Kloster Salem erwarb vor 1213 Grundbesitz, vor 1390 Ortsherrschaft bei Kloster Salem, 1803 an Baden. Unteruhldingen: 1179 Verleihung von Schifffahrtsrechten durch Kaiser Friedrich I., Ortsherrschaft bei den Grafen von Heiligenberg, 1806 an Baden. Mühlhofen: Im 13. Jahrhundert Vogteirecht bei Heiligenberg, 1389 bei Hans Burst zu Überlingen, später Ortsherrschaft wie auch die Landesherrschaft bei Kloster Salem, 1803 an Baden. Uhldingen: 1058 (Chron. um 1150) Ouveltinga, 1222 Uoldingen, 1342 Oberu ̊ldingen [Original], 1358 Unteruldingen. Mühlhofen: 1220 Milnhofen; Uhldingen-Mühlhofen (1972). Bei Uhlingen handelt es sich um eine-ing(en)-Ableitung. Wenn von ouals Anlaut auszugehen ist, dann mit Schwund der unbetonten Mittelsilbe zu einem Personennamen Audovald: ‘bei den Leuten des Audovald’. Milnhofen ist eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Milo und dem Grundwort -hofen.
Ulm Nach einer gefälschten Urkunde schenkt Karl der Große Ulm 813 dem Kloster Reichenau, vermutlich jedoch handelte es sich dabei nur um die Pfarrkirche samt Zubehör und nicht das ganze Reichsgut Ulms, 1446 erwirbt die Stadt den gesamten Klosterbesitz mit allen zugehörigen Rechten, 1810 an Württemberg. Münster, Elektroindustrie, Waffenherstellung. Pauluskirche, St. Georgs-Kirche, Gänsturm, Metzgerturm. 813 Ulmam ... villam (F. 2. Drittel 12. Jahrhundert), 854 Hulmam [Original], 856 Ul Mittelalter [Original]; Ulm (1334). Der Ortsname liegt ein mehrfach bezeugter Gewässername zu Grunde, der entweder – mit einer innergermanischen Etymologie – zum starken Verb germanisch *walla‘wallen’ gehört, oder – in Anbetracht ähnlich lautender osteuropäischer Gewässername – als vorgermanisches Gewässerwort (zu *el-/*ol-) zu deuten ist. Ein Anschluss an mittelhochdeutsch ulmic ‘von Fäulnis angefressen’ ist sprachlich möglich, weil eine Bedeutungsentwicklung zu ‘sumpfig’ denkbar ist. Der Anschluss erklärt aber die Herkunft der übrigen Ulm-Gewässername nicht. Die Verbindung mit Ulme ist ausgeschlossen, da der Baum im Mittelalter elm(boum) heißt. So Neu-Ulm, Bayern; Ulm, Ortsteil von Greifenstein, Lahn-Dill-Kreis.
Ulmen Ersterwähnung 1074, ab 1794 französisch, 1815 zu Preußen, seit 1946 RheinlandPfalz. 1376 Stadtrecht, 1815 aberkannt. 2. 10. 2009 erneut Stadtrecht. 1074 Ulmena, um 1120–62 ulmene, 1253 Ulmen, 1434 Ulmen. Der Name gehört in eine Reihe mit den Ortsname Nieder-/Ober-Olm (bei Mainz), Ulm (Kr. Wetzlar), Ulm (Landkreis Rastatt) und Ulm (Ortenaukreis), die alle an Gewässern liegen und Ulmena/Olmena als Grundform haben. Ulmen (Eifel) liegt am Ulmener Maar. Ulmena, älter *Ulmana, ist mittels n-Suffix von germanisch Adjectivisch *(w)ulma(zu *wula‘wallen’) abgeleitet.
Ülpenich, (Köln) 1140 in Vlpiaco, Vlpech. Gallo-romanisch Ulpiacum, zu Ulpius gehörig.
Ülsen, (Osnabrück) 1131 Ulsnen.
Üngelsheim, (Koblenz) 886 Oncale, 943 Uncla.
Unkel 886 erstmals urkundlich erwähnt, bis 1803 zu Köln, 1803–1815 Nassauischer Besitz, danach zu Preußen. Gewerbeund Handwerksbetriebe, Obstanbau. 886 Oncale, 893 (1222) úncule, unkule, unckele, 943 unchele, 1020 uncla, 1057 Unkolo, 1174 U ̊ncle, 1246 Unkele. Grundform *Unkala, *Unkula, Adjektivisch *wunkal-, ablautend zu althochdeutsch wancal, mittelhochdeutsch wankel ‘unbeständig’, mittelhochdeutsch winken ‘schwanken, winken’, vielleicht bezogen auf den unbeständigen Lauf des Rheins.
Unkelbach, (Koblenz) 1090 Unkelebahc.
Unkelstein, (Oberwinter) 1117 Vnkelstein
Unna Auf einer leichten Anhöhe s des Hellwegs bei einem wohl schon karolingerzeitlichen Hof entstanden, Stadtwerdung im späten 13. Jahrhundert Teilnahme am Hansehandel, n der Stadt eine seit 860 nachweisbare Saline (bis 1940 betrieben). Seit 1859 Bergbau, Industriestadt. zu circa 1020 oo Vonna (F. um 1160), 1032 Vnna, 1179 Vnna; Unna (1243). Der Ortsname ist als Suffixbildung zu erklären, deren Basis Unan die Schwundstufe der Wurzel indogermanisch *en-/*onanzuschließen ist. Diese ist in Gewässername bezeugt, sodass von einem ursprünglich Gewässername auszugehen ist. Auffällige Merkmale sind das bis h. erhaltene, niemals zu -e abgeschwächte -a und die von Anfang an erhaltene Doppelkonsonanz -nn-. Letztere deutet auf eine Bildung mit einem Nasalsuffix ohne Bindevokal hin. Der Name ist also von vornherein als *Un-na anzusetzen. Eine Bildung mit -j-Suffix (*Un-ja-, so Derks) ist dagegen nicht anzunehmen, da dieses noch vor Eintreten eines Umlauts vollständig hätte schwinden müssen, was bei der frühen Bezeugung des Ortsnamens nicht wahrscheinlich ist. Da das unveränderte -a für einen Langvokal spricht, ist eine verdeutlichende Zusammensetzung mit dem Grundwort -ach1, das
Unstedde, (Selm) mitten 1200 Vnstede.
Unterbach, (Erkrath) 1169 Onterbeke.
Unterföhring Circa 1180 Feringin utrumque ... Superiori Feringin ... inferius Feringin, 1319 ze Obernuergen, ze Nidernuergen, 1212–1216? Niedernveringen, 1305 Niderverien, 1315 Nidern Vergen,
1460 Nidernfergen, 1560 Niderföring bey Munchen, 17. Jahrhundert Unterfoehring, 1832 Unterföhring. Während sich undifferenzierte Namensformen, z. B. 750 (Kopie von 824) Feringas, 783 (Kopie des 9. Jahrhundert) Faringa, 807 (Kopie von 824) Feringa und 1140–1152 Ueringen, auf den Münchner Stadtteil Oberföhring beziehen, sind in den ersten zwei Belegen beide Orte genannt. Es liegt wohl althochdeutsch ferio, ferigo, ferro ‘Ruderer, Seemann’, mittelhochdeutsch ver, vere, verje, verige, verge ‘Schiffer, Fährmann’ beziehungsweise althochdeutsch far ‘Überfahrtstelle (eines Gewässers)’ zugrunde, das durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist, sodass sich als Erklärung ‘bei den Leuten des Fährmannes’ bzw ‘bei den Leuten an der Fähre’ ergibt.
Untergruppenbach 1109 zum Kloster Hirsau, zusammen mit der Herrschaft Stettenfels kommt Gruppenbach 1747 an Württemberg. Weinbau. Burg Stettenfels, Altes Rathaus, Johanneskirche, Kelter. 1109 (Kopie16. Jahrhundert) Gruppenbach. Vermutlich liegt die Fischbezeichnung mittelhochdeutsch groppe ‘Kaulkopf ’ (Cottus gobio) zu Grunde, einer Entlehnung aus mittellateinisch carabus.
Unterhaching 1180 In superiori Hachingin ... In inferiori Hachingin, 1181 Niderhachingen, 1315 Haechingen ... Nidernhaechingen, circa 1327 Nyderhaeching, 1695 Vndterhäching ... Oberhäching, 17. Jahrhundert Unterhaching. Zu den undifferenzierten Namensformen Oberhaching. Es liegt der Personennamen Hacho, Haho zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist. Die Differenzierung erfolgte nach der Höhenlage. So Oberhaching, Landkreis München.
Unterschleißheim 1315 Nidersleizhaeim, 1403 Nidernsleishaim, circa 1450 Grossen Schleisham, 1574 Grossenschleishaimb, 17. Jahrhundert Unterschleissheim, 1867 Unterschleißheim. Zu den undifferenzierten Belegen Oberschleißheim. Als Grundwort ist althochdeutsch *haim, -heim zu erschließen, dass wohl eine neutrale Kurzform zu hei Mittelalter‘Wohnung, Behausung, Heimstatt, Aufenthaltsort’ ist; Bestimmungswort ist der Personennamen Sliu. 808 sind ein Sliu diaconus ‘Diakon’ und ein Sliu presbiter ‘Priester’ in der Gegend bezeugt. Die Differenzierung bezieht sich auf die Höhenlage beziehungsweise auf die Größe der Siedlung. So Oberschleißheim, Landkreis München.
Uplengen Die 1973 aus 19 zuvor selbstständigen Orten gegründete Gemeinte erhielt ihren Namen nach der friesischen terra Lengenerland (auch Uplengen); die nach der Landschaftsbezeichnung benannte Burg Lengen (1535 endgültig zerstört) lag in Groß-Sander. 1242 terram Frisiae, quae Lencgene dicitur [Original], 1398 Lengederlant [Druck 18. Jahrhundert], 1452 Lengenerlande, 1454 Uplengener [lande] [Kop.]. Ableitung mit -n-Suffix. Basis der Ableitung ist altsächsischlang, mittelniederdeutsch lanc ‘lang’, dessen Stammvokal durch den Suffixvokal -iumgelautet wird. Namengebend war offenbar der längliche Geestrücken. Später tritt als Grundwort mittelniederdeutsch lant ‘Land’ hinzu, und der ursprüngliche Name erscheint als adjektivisch auf -er. Noch jünger ist davortretendes norddeutsch up ‘auf, oben’. Schließlich schwindet -erland(e).
Urbach (Westerwald) Gemeinte im Rems-Murr-Kreis, bildet seit dem 1. 1. 1975 zusammen mit Plüderhausen den Gemeindeverwaltungsverband Plüderhausen-Urbach, 17 965 Einwohner, circa 19 km ö Waiblingen, Reg.-Bez. Stuttgart. 1440 von Georg von Urbach an Hans Staufer von Blosenstaufen verkauft, 1467 ein Drittel durch Verkauf an Württemberg, die größeren Ortsteil waren seit 1424 von Württemberg an Urbach und andere Herren verpfändet, 1819 Abspaltung Unterurbachs. Elektrotechnik, Formenbau, Metallverarbeitung und Maschinenbau. Ev. Afrakirche, Katholisch St. Marien-Kirche. 1181 Vrachach, 1182 U ̊rbach, 1235 Vrbach, 1487 Aurbach; Urbach (13. Jahrhundert). Der auf die Siedlung übertragene Gewässername Urbach gehört zu althochdeutsch, mittelhochdeutsch u ̄r und bedeutet ‘Auerochsenbach’. Derartige Namen beziehen sich meist auf ein herausgehobenes Jagderlebnis. Belege des 15. Jahrhunderts zeigen die erwartbare Diphthongierung von mittelhochdeutsch u ̄ zu au, die sich aber gegen die Schreibform Ur für ‘Auerochse’ in Anlehnung an das Präfix Urin Ur-spung, Ur-form nicht durchgesetzt hat. Vrachach ist wohl verschrieben aus *Vracbach, dem vielleicht verdeutlichendes *Vr-achbach zu Grunde liegt.
Urbar (bei Koblenz) 1210 Vruare. Germanisch ufera-, über, farjo, Fahre.
Urfeld, (Hersel) 1113 Oruere, siehe Urbar.
Urley, (Trier) mitten 1200 Orllei.
Urmitz, 1204 Ormunze.
Urschmitt, 1190-1212 Ursmadia.
Ursel=Oberursel und Niederursel. 830 Ursella, 1222 Ursele.
Ürsfeld, (Koblenz) 980 Udmodsard. Germanisch Audamodes harud-, waldiger Höhenzug des Audamod, (auda-, Reichtum + moda, Gemüt)
Ürzig, (Trier) 732-33 Ursiaco. Gallo-romanisch Ursiacum, zu Ursius gehörig.
Usingen Der heute Ort (mit Siedlungsspuren seit dem Neolithikum) dürfte im Kern auf den fränkische Landesausbau des 6./7. Jahrhundert zurückgehen; in der 2. Hälfte des 8. Jahrhundert erhält Kloster Fulda dort mehrfach Schenkungen. Im Hochmittelalter im Besitz der Grafen von Diez, seit dem 14. Jahrhundert (in dem Usingen Stadt wurde) unter nassauischer Herrschaft, 1659–1744 Residenz der Linie Nassau-Usingen, seit 1806 im Herzogtum Nassau, 1866 an Preußen, 1945 an Hessen, 1972 Vergrößerung um 6 Gemeinte Um 750–802 Osinga, Osungen, Osanga, 780–802 Oasunge (alle Kopieum 1160), 1292 Vsungen, 1401 Vsingen [beide Original]. Der Ortsname ist vom Flussname Usa (im 14./15. Jahrhundert: Use, lateinisch Usa) abgeleitet. Dieser ist wohl alteuropäisch Ursprungs, basiert auf der indogermanisch Wurzel *av(au-) ‘Quelle, Flusslauf ’, von der mit Hilfe eines -s-Suffixes (wobei vor -s*av> au wurde) alteuropäisch Flussname gebildet wurden, so auch hier: dabei musste au im Althochdeutsch vor Dental zu -o ̄(über -ao-) werden, daher die frühen Belege des Ortsname mit O(beziehungsweise Oa-). Das jüngere U entspricht den zentralhessisch Mundartlich, in denen-o ̄-zum Extremlaut-u ̄-weitergeschlossen wurde. Vom Flussnamen wurde (wie auch sonst häufig) mit dem (Zugehörigkeits-) Suffix germanisch-ingein Siedlungsinsassenname gebildet, der zum Siedlungsname wurde; dabei begegnet (wie oft) auch die Ablautvariante -ung-, daneben noch die – auch sonst seltenere – Variante -ang-, wobei sich – erst in der Neuzeit – (Us)ing(en) durchsetzte. In den meisten Frühbelegen steht der Insassenname (wie auch sonst meist) im (lokativisch) Dat Plural auf -en (ursprünglich Bedeutung: ‘bei den Leuten an der Usa’), in den Belegen auf -a liegt formal Genitiv (in villa Osinga) oder Nom./Akkusativ Plural (ursprünglich: ‘der /die Leute ...’), vielleicht auch Latinisierung vor. So Oos, Nebenfluss der Murg und Ortsteil von Baden-Baden; Oos, Nebenfluss der Kyll; Ausa bei Rimini.
Uslar Lage an Kreuzung mehrerer Verkehrswege, vermutlich 12. Jahrhundert Wasserburg, Herrschaft der Grafen von Northeim, von Dassel und der Welfen, 1263 Stadtrecht, 16. Jahrhundert Kupferhütte, 1715 Gründung der Sollinger Eisenhütte, 1006–1007 Huslere (Kopie 15. Jahrhundert), 1141 Ernestus de Vslare (F. 13. Jahrhundert). Bildung mit dem Grundwort-lar. Das Bestimmungswort ist wahrscheinlich mit indogermanisch *u-es‘ feuchten, nass’ in der Schwundstufe *us zu verbinden. Die Bedeutung ‘Waldstück in feuchter, sumpfiger Lage’ wird durch die Lage Uslars in einem bachreichen Gebiet zwischen Ahle und Martinsbach unterstützt.
Usselskirch, (Bust) 1023 Luzelenkircha). Germanisch luttilon, zu luttila von lutila, klein, + kirika, Kirche.
Utfort, (Rheinkamp) 1000 UUodfurd. Germanisch woda-, wütend + furdu, Furt.
Uttenreuth 1334 V ̊tenreu ̊t [Original], 1341 Uttenreutt [Original]; Uttenreut (1525). Personennamen Uoto, Uto im Genitiv Singular, zusammengesetzt mit -reut. Da die Familie von Hohenlohe-Brauneck, Rechtsnachfolger der Reichsministerialenfamilie von Gründlach, über Besitz in Uttenreuth verfügt hat, ist immer angenommen worden, dass jener Uto ein Dienstmann der Herren von Gründlach gewesen ist. SO Utting an Ammersee, Landkreis Landsberg am Lech und Uttenreut, heute Habres, Landkreis Amberg-Sulzbach.
Üxheim-Ahütte, (Trier) 962 Ochisheim, 970 Okysheim. Germanisch Okis haim. Wohnung des Oki.
Vahlefeld, (Halver) 1100 Falufelda. Germanisch falwa-, fahl, + feldu, öde Ebene.
Vahnum, (Bislich) 2 Hälfte 1100 Varnhem. Germanisch farran von farzan, Farre, Stier + haima, Wohnung.
Vaihingen an der Enz Im 8. Jahrhundert im Besitz des Klosters Fulda; castrum Vehingen war Sitz eines bis 1175 bezeugten Grafengeschlechts, Anfang des 13. Jahrhundert zur Stadt erhoben, 1339 an Württemberg, 1938–72 Kreisstadt. Weinbau. Schloss Kaltenstein, Pulverturm, Haspelturm, Peterskirche. Um 750–802 (Kopie1150–1165) Fehinge, 779 (Kopieu m 828) Feinga, 779 (Kopie1150–1165) Feingen, 1230 Veihingen; Vaihingen (13. Jahrhundert). Es handelt sich um eine-ing(en)Ableitung zu dem Personennamen Faho mit Umlaut des Stammvokals zu e und Ausfall des intervokalischen h in Fe-inga und Fe-ingen. Offenbar wurden die Schreibungen seit dem 13. Jahrhundert als Fei-ingen, Vei-ingen interpretiert, sodass die späteren Schreibungen h als Hiatustilger nach Diphthong enthalten; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Faho’. Die Lagebezeichnung an der Enz dient der Unterscheidung zu Vaihingen in Stuttgart. So Vaihingen, Ortsteil von Stuttgart.
Vallendar Im Mittelalter zunächst zu Trier, seit 1230 an Grafen von Sayn, die hier eine Burg (h. Marienburg) errichteten. 12. bis 16. Jahrhundert Augustinerinnenkloster Schönstatt (Wallfahrtsort). Seit Ende 17. Jahrhundert wieder kurtrierisch, 1802 an Nassau-Weilburg, 1815 an Preußen, 1856 Stadtrecht. Seit 1932 anerkannter Luft und Kneippkurort. 1171 Ualendre, um 1187–88 Ualendere, 1189 Ualendra, um 1170–90 in Valinderin, in Valindrin, 1216 Valendre. Ursprünglich Name des Vallendarer Bachs (zum Rhein), der wie mehrere Flurname und Siedlungsname in Belgien und Frankreich (Vollanden, Valender, Valendre) mittels des kombinierten Suffixes (germanisch) *-nd-ra von germanisch *fal (in Gewässername) abgeleitet ist.
Valwig, 866 Falauoia.
Vanikum, (Rommerskirchen) 1109 Vegininkeim, Uegenincheim. Germanisch Faginingo haim, Wohnung der Leute des Fagin. (fagina, froh)
Varbrook, (Niederkrüchten) bald nach1210 Varbruc. Germanisch farna-, Farn, + broka, Sumpf.
Varenrode, (Osnabrück) 1000 Farnrodun, Farnothe. Germanisch farna-, Farn + ropa, Rodung.
Varel Erstmalige Erwähnung 1123 als Vorwerk des Klosters Rastede, bis zum 14. Jahrhundert friesisches Stammesgebiet, dann zu Oldenburg und in der Folgezeit Wittum für oldenburgische Gräfinnen, 1856 Verleihung des Stadtrechtes. Niederlassung des Flugzeugbauers Airbus. 1400 hovetlink to Valren, hovetlink to Varle, 1444 [Original] to Varel. Es handelt sich hierbei um eine Komposition aus altfriesisch fara, altsächsisch faran ‘fahren, gehen’, vgl. norddeutsch fare, nordfriesisch fahre ‘Triftweg’, althochdeutsch far ‘Überfahrtstelle’, in Verbindung mit-loh(e), mittelniederdeutsch lo ̄ ‘Gehölz, Waldung’. Letzteres begegnet in niedersächsischen Ortsname häufig abgschwächt als -el, vereinzelt auch als -la. Letztlich nimmt der Ortsname Bezug auf die Lage der Siedlung an einem Verkehrsweg.
Varlar, (Osterwick) 1184 Varlare.
Varnhövel, (Werne an der Lippe) 1000 Farhubile, Fornhubile. Germanisch farna-, Farn, + hubila, Hugel.
Vaterstetten 1104–1122 Uatersteten, 1138–1147 Vatersteten, 1536 Vatterstetten, 1867 Vaterstetten. Grundwort ist mittelhochdeutsch stete ‘Stätte, Wohnstätte’ ( -statt), Bestimmungswort der Personennamen Fater, Vadar, sodass sich als Erklärung ‘zu den (Wohn-)Stätten beziehungsweise bei der Stätte eines Mannes namens Vater’ ergibt.
Vechelde 1382 Befestigung des Ortes durch welfische Herzöge, 1392–1671 überwiegend Verpfändung von Amt und Burg Vechelde an die Stadt Braunschweig; 1695 Anlage eines Schlosses, 1804–1819 Sitz einer reformpädagogischen Erziehungsanstalt. 973 Fehtlon [Original], 1145 Vechtla [Kopie15. Jahrhundert], um 1250 Vechtelde; Vechelde (1318). Die ersten Belege weisen auf ein Grundwort-loh hin. Das Bestimmungswort hat eine Entsprechung im Ortsname Vechta, der nicht überzeugend zu deuten ist. Eventuell bestehteine Verbindung mi tindogermanisch*peuk ̧-‘stechen’, das als -t-Erweiterung in altsächsisch fiuhtia ‘Fichte’ belegt ist. Das Bestimmungswort in Vechelde und Vechta würde eine Variante germanisch *feuhta-/*feuhto ̄ mit der Entwicklung des Diphthongs zu - ̄e und späterer Kürzung voraussetzen. Eine Verbindung mit altsächsisch fak ‘Wand’, althochdeutsch fah ‘Mauer, Fischwehr’ würde eine norddeutsch Gutturalvariante (indogermanisch -k anstelle von indogermanisch -g-) voraussetzen. Der Übergang von -la zu -elde erfolgt im 13. Jahrhundert abrupt. So Vechta, Landkreis Vechta.
Vechta Im 12. Jahrhundert Errichtung einer Burg durch Grafen von Calvelage; im späten 13. Jahrhundert Stadt nachweisbar; Osnabrücker Stadtrecht; kultureller und geistlicher (katholisch Dekanat) sowie Verwaltungsmittelpunkt; 1252–1803 zum Niederstift Münster, seit 1803 oldenburgische AamtsbeziehungsweiseKreisstadt. 1188 prope Vechtam [Kopie 14. Jahrhundert], 1216–20 Vechte; Vechta (1231). Der Ortsname enthält den Gewässername der Vechte, heute Vechtaer Moorbach, deren Name bislang nicht überzeugend gedeutet ist. Ein Anschluss an altsächsisch fehtan ‘fechten, kämpfen’ überzeugt semantisch nicht. Der Ortsname Vechelde enthält offenbar dasselbe Element, hier als Bestimmungswort Eine weitere Parallele ist die beiCoesfeld entspringende Vechte. Es ist ein Grundwortach1 (-aha) zu erwägen. Eine mögliche Verbindung mit der in der Tiefstufe in feucht belegten Wz. *pen‘ Schlamm, Sumpf, Wasser’ stößt auf Probleme im Vokalismus. Eine Verbindung mit indogermanisch *peuk ̧‘stechen’, das als -t-Erweiterung in altsächsisch fiuhtia ‘Fichte’ belegt ist, würde eine Variante germanisch *feuhta-/*feuhto ̄ mit der Entwicklung des Diphthongs zu - ̄e und späterer Kürzung voraussetzen. Eine Verbindung mit altsächsisch fak ‘Wand’, althochdeutsch fah ‘Mauer, Fischwehr’ würde eine norddeutsch Gutturalvariante (indogermanisch *- k anstelle von indogermanisch *-g-) voraussetzen. So Vechelde, Landkreis Peine.
Vechtel, (Mastholte) 1000 Uahthlari. Germanisch fahti-, Schaffell? + hlari, waldiges Sumpfland.
Vehlingen, 2 Hälfte 1100 Valigge, germanisch Falhingja-, Kollektivität der Leute des Falho. (zum Volksnamen der West- und Ostfalen)
Vehn, (Löhndorf) 1161 Uene, 1168 Vene. Germanisch fanja-, Sumpflache.
Veitsbronn Wohl frühmittelalterliche Gründung im unteren Zenngrund, an den alten Fernwegen von Bamberg über Herzogenaurach nach S beziehungsweise von Nürnberg nach Frankfurt/Main, Dorf mit Wehrkirche, seit dem 14. Jahrhundert Besitz der Burggrafen von Nürnberg (spätere Markgraf von Ansbach), Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg mit Hilfe von Exulanten aus Oberösterreich, 1792 an Preußen, 1806 an Bayern. Um 1350 Prunn, Mitte 14. Jahrhundert (Kopie 2. Hälfte 14. Jahrhundert) Vites prunne, 1401 (Kopie 1407 oder später) Veiczprunne; Veitsbrunn (1449). Dem Grundwort althochdeutsch brunno, mittelhochdeutsch brunne ‘Quelle, Brunnen, Wasser’ (-brunn) ist zur Unterscheidung später der Name des im hohen MIittelalter sehr beliebten Kirchenpatrons St. Vitus/Veit (im Genitiv Singular) vorangestellt worden. SO Veitsaurach, Ortsteil von Windsbach, Landkreis Ansbach; Veitshöchheim, Landkreis Würzburg.
Veitshöchheim 1246 Wahlort des thüringischen Landgrafen Heinrich Raspe zum Gegenkönig. Seit dem späten 17. Jahrhundert Sommerresidenz der Würzburger Bischöfe. Bedeutende jüdische Gemeinde mit erhaltener Synagoge (heute jüdisches Kulturmuseum). 1097 (Kop.) Hocheim, 1240 Hoecheim, 1301 Hoecheim ad sanctum Vitum, 1306 Hoecheim czu sand Veit genant, 1350 Sant Veits Hocheim, 1376 Vitshoecheym, 1456 Veits Höcheim. Grundwort-heim. Bestimmungswort das Adjectivisch althochdeutsch ho ̄h ‘hoch; erhaben, ehrwürdig’. Der Umlaut setzt eine flektierte Form *ze demo ho ̄hin heim voraus. Der differenzierende Namenszusatz, der den Ort von dem auf der anderen Mainseite liegenden Margetshöchheim unterscheidet, bezieht sich auf den Kirchenpatron St. Veit. Dieser erscheint im Ortsname zunächst nachgestellt, bevor er stark flektiert vor den nun zum Grundwort gewordenen vormaligen Namen tritt.
Velbert 875 Feldbrahti, 1. H. 12. Jahrhundert in Velbrehte, 1481 Velbert. Zusammensetzung aus altsächsisch-feld ‘Feld’ und dem auch selbständig als Name vorkommenden Braht (Belege s. Gysseling 1960/61), das im vorliegenden Namen im Ortsname-Dativ erscheint. Das flexivische -i hat den Umlaut bewirkt. Die heutige Gestalt des Letztglieds erklärt sich aus Metathese des r und Konsonantenerleichterung. Bracht ist ein häufig bezeugter Flurname, der ein aus der gemeinen Mark ausgesondertes Stück Land bezeichnet. Der Wortbildung nach ist es ein -ti-Abstraktum zum Verbalstamm germanisch *brekmit Ablaut *brak‘ brechen’ (vom Umbrechen des Landes oder nach dem Herausbrechen aus der Allmende). Bracht Belege aus dem niederrhein.-niederländisch Raum.
Velden (Vils) Markt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Landshut, 9017 Einwohner, Reg.-Bez. Niederbayern. Im frühen Mittelalter Mittelpunkt eines Herzogs-, dann Königsgutbezirks, 903 Schenkung an Regensburg, 1410 Marktrechtsverleihung durch den Landshuter Herzog. Flurname (?): 773 (Kopie des 12. Jahrhundert) Feldin. Siedlungsname: 802 (Kopie von 824) Feldum, 818 (Kopievon 824) Felda, 885 (Kopie des 12. Jahrhundert) Ueldan, circa 1182/83 Velden, 1224 Velden. Dem ursprünglichen Flurnamen liegt eine Pluralform von althochdeutsch -feld, veld ‘Ebene, Flachland, Feld, Weideland’ zugrunde. Die Erklärung wird gestützt durch eine Landesbeschreibung aus dem Jahr 1723: Velden ... vmb sich aber ein ebnes Land / von guter Fruchtbarkeit am Getraidt. So Velden, Landkreis Nürnberger Land.
Veldenz, 1136 Ueldenz, 1157 Veldenze.
Velen Kirchdorf (um 1200) bei einer Burg der Edelherren von Velen, 1371 Fürstbistum Münster, 1803 Fürstentum Salm, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 Preußen, bedeutender Schlossbau. 10. Jahrhundert Ueliê, 1028 silva, que prae magnitudine sui [ ! ] Vele nuncupatur, um 1050 Felin, 1090 de Velon, 1221 Herman de Velen. Die frühe Überlieferung des Namens ist uneinheitlich. Da die Namenschreibungen in den Werdener Urbaren oft unzuverlässig sind und Velen in den Freckenhorster Quellen später nicht auftaucht, sollte – trotz der räumlichen Nähe zu Gescher (eBand um 1050 Gasgere) – Felin unberücksichtigt bleiben. Das Grundwort -lo ̄hun ‘(bei den) Nutzwäldern’ ( -lo(he)n) der somit zu erschließenden Altformen *Fe[.]oder *F ̄e[.]-lo ̄hun wird durch die – wenn auch nicht belastbare – Erklärung aus dem Jahre 1028 gestützt. Das Bestimmungswort (fe[.]-/f ̄e[.]-) kann wegen des Fehlens der -l-Geminata im Namenwort nicht zu fell ‘Fell’ und wegen des fehlenden -hnur unter Bedenken zu altniederdeutsch f ̄eh ‘bunt’ oder feh(u) ‘Vieh’ gestellt werden. Möglich ist schließlich noch ein Anschluss norddeutsch f ̄el ‘feil’, ‘verkäuflich’ oder an das Wurzelwort indogermanisch *pel des deutsche -feld. Eine verbindliche Erklärung ist nicht möglich.
Vellberg, 1145 Velleberg.
Vellern, (München) mitten 1200 Velhern.
Vellingen, (Hohkeppel) 958 Velegen. Germanisch Falhingum, bei den Leuten des Falho, (zum Volksnamen der Ost- und Westfalen)
Vellmar Entstanden aus dem Zusammenschluss der Gemeinte Nieder und Obervellmar sowie Frommershausen (1967/ 70), Stadt seit 1975. Vellmar: 9. Jahrhundert (Kopie) Filmare in pago Hassorum, circa 1000 Filumari, 1061 Vilemar, 1240 inferior Vellmar, 1299 Ober Vilmar. Frommershausen: 1107 Frumehereshusun [Original], um 1200 Fromershusen, 1296 Vrumershusen. Das Bestimmungswort im Ortsname Vellmar nicht direkt vom Adjektivisch althochdeutsch filu ‘viel’(so Andrießen), sondern zum Personenname
-Erstglied Filumit derselben Bedeutung. Zum Zweitglied vgl. -mar. Im Ortsname Frommershausen der Personenname Frumiheri+ -hausen.
Velpke Um 1150 Vilebeke [Original], 1385 Velbke [Original]. Bildung mit dem Grundwort -be(e)ke. Das Bestimmungswort ist wahrscheinlich auf altsächsisch filu ‘viel, bedeutend, eine große Menge’ zu indogermanisch *pelu‘ Menge, viel’ als Erweiterung von *pel(ə)‘gießen, fließen, aufschütten, füllen’ zurückzuführen. Möglicherweise handelt es sich um einen alten Namen des Katharinenbachs. Der Stammvokal -iwurde in offener Silbe zu - egesenkt. Die Vokale im Nebenton schwanden, das Grundwort zeigt die häufig auftretende Entwicklung zu -bke und -pke, da -bim Silbenauslaut stimmlos wurde.
Velten Ursprünglich deutsche Dorf der Herrschaft Kremmen; seit 19. Jahrhundert Industrialisierung (Kachelofenproduktion), Stadt seit 1935. 1350 veltem [Or.]; Velten (1355). Namenübertragung von Veltheim (966 Veltheim ‘Siedlung im Felde’), ST, vielleicht durch das gleichnamige Adelsgeschlecht, die Grafen von Veltheim. Zum Grundwort-heim.
Vennhausen (Kapellen) 1000 in Fenikinne. Germanisch fanja-, Sumpflache + husum. Zu husa, Haus.
Vennikel, (Kapellen) 1000 in Fenikinne. Germanisch fanikina, zu fanja, Sumpflache.
Verden (Aller) Königshof Karls des Großen; Bistum, um 814 Bischofskirche, 985 Marktrecht, Münze, Zoll und Immunität. 1235 Ratsverfassung erwähnt, 1259 Stadtrecht; Trennung in Norderstadt und Süderende. Das Hochstift Verden gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. Seit 1558 zunehmender Einfluss der Reformation; Ende des Stiftes und des Bistums 1648 durch schwedische Herrschaft; später kurzzeitig dänisch, Verkauf 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. 1866 der preuß. Provinz Hannover eingegliedert, 1867 Amt Verden und Landkreis Verden, 1885 Umbildung des Kreises Verden, 1932 Zusammenschluss der Landkreis Achim und Verden zum neuen Landkreis Verden mit Sitz in Verden; 1946 zum Reg.-Bez. Stade, 1978 Reg.-Bez. Lüneburg. 782 (Kopie9. Jahrhundert) Ferdun, 810 (verunechtet) Ferdi, 849 Ferdi, 874 Feride, 890 Verdi, 932 Ferdiun, 973 (Kopie11. Jahrhundert) Werduun. Die älteren Belege reflektieren die unterschiedlichen Lokalkasus: während 810, 849, 890 Ferdi, Verdi den Dativ Singular enthalten, stehen 782 Ferdun, 932 Ferdiun im Dativ Plural Zugrunde liegt altsächsisch fardi ‘Übergangsstelle’.
Verkel, (Keppeln) 1131 Uerkele.
Verkel, (Mehring) 860-86 in Uerco.
Verne, 1036 Vernethi. Germanisch farnipja-, Kollektiv `u farna, Farn.
Vernich, (Köln) 1145 Vaeuernich.
Versen, (Osnabrück) 1000 Firsni (aus; Frisni) germanisch firsnja, zu firsni, fersno-, Ferse?
Vershoven, (Ollheim) 1197 Verlishovein. Germanisch Fariles hofum, zu den Höfen des Faril.
Verl Entstanden um einen ehemalig Osnabrücker Haupthof im Gebiet der Grafschaft Rietberg, seit 1838 Verwaltung des preußisch Kantons Verl (ab 1843 Amt). 1970 Zusammenlegung mit sechs weiteren Gemeinte, seit 1. 1. 2010 Stadt. 1264 Hinricus de Verlo, 1265 (Kopie18. Jahrhundert) curia Verler, 1380 Verlo. Bildung mit dem Grundwort-loh(e). Das Bestimmungswort ist wegen der relativ späten Überlieferung nicht zweifelsfrei zu sichern. Angesichts vergleichbaren Ortsnamens wie Varloh (1146 Varnla), Varl, Verloh oder Varrel ist eine Verbindung mit mittelniederdeutsch vare, vore ‘Furche, Reihe, Grenze; Triftweg’, altsächsisch faran ‘fahren, gehen’ möglich, aber auch ein Anschluss an althochdeutsch mittelhochdeutsch far, ver Ntr. oder vere feminin, mittelniederländisch veere ‘Furt, Durchgangstelle im Wasserlauf’, oder an mittelniederdeutsch va ̄re feminin, altsächsisch fa ̄re, mittelhochdeutsch va ̄re ‘ursprünglich heimlich Lauern, Gefahr’ oder mittelniederdeutsch v ̄er ‘Stier’ nicht auszuschließen.
Versmold Zeitweise zum Fürstbistum Münster, zeitweise zum Fürstbistum Osnabrück, 1277 zur Grafschaft Ravensberg, später zum Haus Jülich-Berg, 1609 preuß., 1719 Titularstadt, nach französisch Zeit Sitz des Amtes Versmold. Leinenindustrie, Segeltuchproduktion, Fleischwarenindustrie. 1973 Zusammenschluss mit fünf Gemeinte 1068–1088 in Versmele, 1096 in parrochia Fersmel, 1223 in Versmelle, 1279 Versmule, 1284 Versmole, 1483 to Versmoe l, 1607 Verßmolt. Bildung mit dem altsächsisch Grundwort -maþl/-mal (< germanisch *maþla-, vgl. gotisch maþl, altnordisch mál, altenglisch mæDl). Im Bestimmungswort kann vielleicht ein alter Gewässername der Aa vorliegen, wie er etwa im Namen der Verse (Nebenfluss links z. Lenne) oder der Werse gegeben ist und 1598 noch im Hofnamen Verssemeigger anklingt. Für ein Flussname bieten sich Anschlüsse an *Warisa (-isa-Suffix indogermanisch *u- ̄er-/*u-
Er ‘Wasser, Flüssigkeit’) oder an *Fersa (zur -s-erweiterten Wz. indogermanisch *per‘ sprühen, spritzen’) an.
Vetschau/Spreewald Ursprünglich deutsche Burg mit Burgsiedlung des 13. Jahrhundert in älterer sorbisch besiedelter Umgebung; Stadtrecht 1548. Großkraftwerk Lübbenau-Vetschau (erbaut 1960–1967). 1302 Veczicz (nicht sicher zuzuordnen), 1346 Feczschow, 1421 Fetschow. Wahrscheinlich eine Namenübertragung von Vetschau bei Aachen, NRW, 1215 Vetzou, das auf lateinisch fiscarum ‘zu einem fiscus (Königsgut) gehörig’ beruht. Die slawische/sorbisch Namenform ist entweder eine Sorabisierung oder eine ursprüngliche altsorbisch Namenbildung *Vetoˇso v mit dem possessiv Suffix -ov zum Personennamen Vetoˇs, der zu urslawische *vetч, *vetчchч ‘alt, ehemalig’ gehört, vgl. altpolnisch wioteszka ‘Lumpen’. Der Zusatz bestimmt die Lage im Spreewald, Burg (Spreewald).
Vettelhoven (Koblenz) 1140 Vettelhouen.
Vettweiß Erste Erwähnung 989. Im Besitz verschiedener Kölner Klöster und Stifte. Stark landwirtschaftlich geprägte Gemeinde. 989 Wisse [Kopie Ende 12. Jahrhundert], 1215 Wyss, 1377 Vetwys; Vettweiss (1557). Zunächst war allein das Namensimplex als Ortsname ausreichend. Erst in der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert kommt als Bestimmungswort Vet(t)auf. Ein Zusammenhang mit dem Namen der keltoromanisch Matronae Vesuniahenae, von denen in Ortsnähe Weihesteine gefunden wurden, wird kaum bestehen. Eher ist für Wisse, Wyss ein Zusammenhang mit althochdeutsch wis, gotisch weihs ‘Ansiedlung’, ‘Hof’ herzustellen; (vgl. u.a. Moselweiß bei Koblenz, RP, 1092 Uissa). Das Differenzierungselement wurde zur Unterscheidung von anderen Weis-, -wis-ON (z. B. Weisweiler, Dürwiss) gewählt. Dieses kann zu Neuhochdeutsch fett als Kennzeichen für die hier besonders ertragreichen Böden gesehen werden. Möglich ist aber auch, dass ein Personennamen Grundlage ist; z.B. Veit, wie im Namen des unmittelbar benachbarten Weilers Veitsheim. So Dürwiss, Weisweiler, beide Ortsteil von Eschweiler.
Viechtach Um 1086/1090–1100/1104 Viedaha ... Vietha [Original], 1100–1104 Vietaha [Original], 1287 Viehtach [Original]; Viechtach [Original] (1305). Anzusetzen ist für den ursprünglich Gewässername eine Ausgangsform althochdeutsch *Fioht-aha mit der Bedeutung ‘Gewässer mit auffälligem Fichtenbestand in der Umgebung’, die sich aus dem Bestimmungswort althochdeutsch fiohta (> mittelhochdeutsch viehte) ‘Fichte’ und dem Grundwort althochdeutsch aha ‘(fließendes) Wasser, Wasserlauf, Fluss’ ( -ach1) zusammensetzt. Die Siedlung Viechtach ist ohne Zweifel nach dem heute Riedbach genannten Fluss benannt worden, der bei dieser Ortschaft in den Schwarzen Regen mündet und früher Viechtach hieß. Dass die Belege des 11. und 12. Jahrhundert den Reibelaut h im Bestimmungswort nicht verschriftlichen, ist dadurch zu erklären, dass im Mittelhochdeutsch h in der Verbindung ht besonders schwach artikuliert, wurde beziehungsweise in der Mundart früh ganz geschwunden ist. Der lediglich temporär bezeugte unterscheidende Zusatz Unter (u. a. 1698 Vnderviechtach [Original]) verdeutlicht die Abgrenzung von dem Namen der Stadt Oberviechtach (Reg.-Bez. Oberpfalz). Ähnlich, jedoch wohl eher mit Kollektivsuffix althochdeutsch -ahi, mittelhochdeutsch -æhe ( -ach2) zu deuten: Oberviechtach, Reg.-Bez. Oberpfalz.
Viehausen, (Werden) 1000 Uehaus. Germanisch fehu-, Vieh, + husum, zu husa, Haus.
Vielsen, (Salzkotten) 1024 Vilis.
Vienenburg. Stadt im Landkreis Goslar, 10946 Einwohner, nö von Goslar an dem Radau, Reg.-Bez. Braunschweig (bis Ende 2004), NI. Um 1300 durch Grafen von Wernigerode aus den Trümmern der Harliburg errichtet; Amtssitz und Burg bis 1523 hildesheimisch, bis 1643 welfisch, ab 1643 hildesheimisch, 1813 zu Hannover; Stadtrecht 1935; eine 1921 gegründete Käserei aus Vienenburg machte den Harzer Käse/Harzer Roller bundesweit bekannt; auf dem Stadtgebiet das 1174 gegründete Kloster Wöltingerode. 1306 Vineburch [Original], 1315 Vineborch, 1458 Finenborch; Vienenburg (1823). Bildung mit dem Bestimmungswort -burg, das häufig in der norddeutsch Form borch erscheint. Das Bestimmungswort ist das unflektierte Appellativum altsächsisch fen(n)i, mittelniederdeutsch venne, ven ‘(mit Gras bewachsenes) Sumpfland’. Der Stammvokal des Bestimmungsworts erscheint stets zu -igehoben und dann in offener Silbe gelängt. Ein -nvor dem Grundwort erscheint erst seit dem 15. Jahrhundert, vermutlich aus Aussprachegründen und in Angleichung an die umliegenden Ortnamen. Der Anschluss an ein nicht belegtes *finna, wie es teils für Vinte, Landkreis Osnabrück, erwogen wird, überzeugt angesichts der Lage Vienenburgs an dem Radau in einem flach gelegenen Feuchtgebiet nicht. Deutung also: ‘Burg am Sumpfland’.
Viernheim Karl der Große erlaubte 777 dem Kloster Lorsch, das 917 in den Besitz des Königsguts gelangte, einen Weg durch die Viernheimer Mark anzulegen. Ortsherren im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit waren die Kurpfalz und das Erzbistum Mainz. 1803 an Hessen-Darmstadt. Der Ort erhielt erst 1948 die Stadtrechte. Schwere Zerstörungen im 2. Weltkrieg. 777 (Kop.) ad Virnheim, 898 (Kop.) Uirninheim 902, 917 (Kopie) Uirnunheim. Im Bestimmungswort ist das Adjectivisch ahd *firni, mittelhochdeutsch virne ‘alt’ zu vermuten. Auszugehen ist daher von einer syntaktischen Fügung mit dem Grundwort -heim: althochdeutsch *ze demo firnin heim ‘bei der alten Siedlung’.
Viersen 1100 de Virschen, 1185 in Uersene [Original], nach 1196 Virsene. Der Ortsname ist offenbar Ableitung mit -n-Suffix (zur Bezeichnung der Zugehörigkeit) von einem Gewässername, wie er in dem Namen des Lennezuflusses Verse erhalten ist (1284 Verse, Barth 1968). Bei Viersen handelt es sich um den alten Namen eines Nebenflusses der Niers. Dieser Flussname ist als -isa ̄-Suffigierung zu germanisch *far(ablautend zu indogermanisch *per‘ sprühen, spritzen’) gedeutet worden. Im Falle von Viersen weist der Vokalismus der Belege eher auf die Ablautform germanisch *fër-; die späteren e-Schreibungen beruhen auf Senkung vor r + Konsonant (mit Vokaldehnung vor dieser Verbindung). Die mittelalter Schreibungen mit-rsch-zeigen die regional durchgängig gültige Weiterentwicklung der -rs-Gruppe, die etwa standardsprachlich von mittelhochdeutsch kirse zu Neuhochdeutsch Kirsche geführt hat. Doch hat sich diese Variante bei dem Ortsnamen nur mundartlich durchgesetzt. Da alle Parallelformen die Folge -ir-, -erzeigen, ist die von Kaufmann 1973 favorisierte Ableitung aus der Metathesenform von althochdeutsch frisc ‘frisch’ wenig wahrscheinlich. So Versen (um 900 Firsni), Stadtteil von Meppen, Landkreis Emsland.
Vilich, (Beuel) 922 VUilike, 996 Filiche.
Villingen-Schwenningen Villingen: 1218 nach Aussterben der Zähringer Herrschaft über den Ort umstritten, 1326 begab sich Villingen in Schutz der Habsburger, die dieses kauften und 1330 als Reichlehen bestätigt erhielten, außer 1418–25 bis ins 19. Jahrhundert beim Hause Österreich, 1805 an Württemberg, 1806 an Baden. Schwenningen: Um 1140 vermutlich Herzoggebiet der Herzöge von Zähringen, 1444/49 Verkauf an Württemberg, Malefizobrigkeit der Landgrafschaft Baar bis ins 19. Jh, Zusammenschluss mit Villingen am 1. 1. 1972. Elektround Uhrenindustrie. Romäusturm, Blickentor, Stadtkirche, Schwenninger Moos. Villingen: 817 ad Filingas; 999 in Vilingin, 12. Jahrhundert Vilingen. Schwenningen: 895 Suanninga, 1140 Swenningen; Villingen-Schwenningen (1972). Bei Villingen handelt es sich um eine -ing(en)-Ableitung zu dem Personennamen *Filo; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Filo’. Schwenningen gehört dagegen wohl zu dem eher seltenen Typ -ing(en) + Substantiv, hier zu althochdeutsch swano, mittelhochdeutsch swane ‘Schwan’; der Name bedeutet dann ‘(Wohnstätte) bei den Schwänen’. Da zu diesem Appellativ ursprünglich nur Frauennamen gebildet wurden, ist der Typ -ing(en) + Personennamen hier wenig wahrscheinlich. So Villingendorf, Landkreis Rottweil.
Villip, (Köln) 873 Philuppan, 110 Vilippe
Villmar, 1053 Vilimar, 111 Vilmar. Germanisch filu-, viel, + mari, Lache.
Vilsbiburg 990–1000 Pipurch, vor 1253 Vilspiburch, circa1261 Vilsepiburch, 1367 Piburg auf der Vilsse, 1473 Vilspiburg. Wie aus der Nennung von 1367 hervorgeht, ist die Stadt aus einer Siedlung um eine Burg an der Großen Vils (zur Donau) hervorgegangen. Die altbairische Namensform im ältesten Beleg entspricht althochdeutsch *bíburg, worin bi‘um, herum’ bedeutet. Der Name der Großen Vils (748, Kopie 9. Jahrhundert secus Uilusam) geht auf germanisch *Feluso ̄ zurück, eine s-Ableitung von (erschlossenem) westgermanisch *felu‘Sumpfwald’, vgl. althochdeutsch fel(a)wa, Neuhochdeutsch Felbe, Felber ‘Weide(nbaum)’. Möglich ist auch die Herleitung aus germanisch *felu‘viel’; *Feluso ̄ würde in diesem Fall auf die relativ große Wassermenge hindeuten, die der Fluss führt. So Vilseck, Landkreis Amberg-Sulzbach; Vilsheim, Landkreis Landshut, Vilshofen an der Donau, Landkreis Passau; Biblis, Landkreis Bergstraße.
Vilshofen an der Donau Im frühen Mittelalter Besitz des Klosters Mondsee, im 12. Jahrhundert des Bischofs von Passau, 1262 Übernahme durch die Wittelsbacher. 748–829? (Kopiedes 9. Jahrhundert) Uilusa, 1067 (Kopie des 13. Jahrhundert) Uilsehoven, circa 1100 Filschouen, 1111 Filsehouen, 13. Jahrhundert (zu 1206) Vilshoven, 1260 Vilshofen. Aventin erklärte 1519–1521 den Namen: Vilsovia, ubi hostia Vilsi, unde nomen urbi ‘wo die Mündung der Vils, woher der Name für die Stadt’. Während die Siedlung ursprünglich den Namen des Flusses Vils trug, an dem sie liegt, wurde ab dem 11. Jahrhundert das Grundwort-hofen, eine Pluralform von althochdeutsch hof ‘ländliches Anwesen, Besitz, Bauernhof, Wirtschaftshof ’ hinzugefügt.
Ving, (Gymnich) 1178 Vine.
Vingst, (Kalk) 1003 Vinzenza.
Vinn, (Moers) 1000 Fenni. Germanisch fanja-, Sumpflache.
Vinnbusch, (Moers) 1000 in Fenniloa. Germanisch fanja-, Sumpflache + lauha, Wäldchen auf Sandhügel.
Vinnum, (Olfen) 1000 Uinhem. Germanisch Finna haim, Siedlung von Finnen.
Vinte, (Osnabrück) mitten 1200 Wienethe.
Vinxel, (Steildorf) 1173 Wnfselde. Germanisch finf, funf, + salipwuw, zu salipwo, Wohnung.
Viöl 1389 in Fiøla [Original], 1461 in Fjolde kerspelle; Vioell (1639). Die heutige Bezeichnung Viöl geht zurück auf das dän. fjolde in der Bedeutung ‘Außenmark, unkultiviertes Gebiet’.
Virneburg 1042 Virneburch, 1052 Uirneburhc. Germanisch firnja, (gotisch fairneis, althochdeutsch firni) alt + burg, Burg.
Visbek Zahlreiche frühgeschichtliche Funde auf der Gemarkung; im 9. Jahrhundert Benediktinerkloster, das nach der Übertragung 855 an Kloster Corvey langsam einging; Visbek war Mutterkirche des Lerigaues und bis 1803 im Besitz von Corvey. 819 Fiscbechi [F. 10. Jahrhundert], 855 Fischboeki, um 1000 Visbechi [Kopie 5. Jahrhundert], 1120 Visbike; Visbek (1349). Bildung mit dem Grundwort-be(e)ke. Nach den ältesten Belegen ist als Bestimmungswort altsächsisch fisk, mittelniederdeutsch visch ‘Fisch’ anzusetzen. Da alle späteren Belege kein -kmehr zeigen, ist entweder von einem Ausfall in interkonsonantischer Stellung auszugehen oder ein anderes Bestimmungswort anzusetzen, das in den Erstbelegen sekundär an Fisch angeglichen wurde. Das in Frage kommende Appellativ fieseln ‘leicht regnen’ ist jedoch in den älteren Sprachstufen kaum nachzuweisen, weshalb ein Anschluss hieran fraglich ist.
Virnich, (Scherfen) 1140 Virnich.
Vischel, (Berg, Koblenz) 949-70 Uiscala.
Vissel, (Bislich) 2 halte 1100 Vissele. Siehe Fischeln.
Visselhövede Der Ort liegt im Quellbereich der Vissel, erstmals erwähnt im 13. Jahrhundert Schon früh Gografschaft im Verdener Bistum, um 1450 Flecken, seit 1567 (mit kurzer Unterbrechung 1629–1631) protestantisch. 1645 schwedisch, 1712 dänisch, 1719 zusammen mit dem Herzogtum Verden zu Hannover, ab 1815 zum Hannover. 1866 preußisch, seit 1885 im Reg.-Bez. Stade, 1939 Landkreis Rotenburg (Hann.), 1938 Stadt, 1974 Eingemeindung mehrerer umliegender Ortschaften. (1237–1246, Kopie 16. Jahrhundert) in Visselhovede (mehrfach), 1288 (Kop.) Vislehovede, 1296 (Kopie) in Visselhovede. Der Ortsname ist als ‘Quelle der Vissel’ zu verstehen. Im Grundwort steht norddeutsch hoved ‘Haupt’, das auch in anderen norddeutschen Ortsnamen begegnet, z.B. in Bornhöved, SH, Bergeshövede, w Ibbenbüren; hochdeutsch entspricht Haupt, etwa in Seeshaupt an der Südspitze des Starnberger Sees. Der Gewässername Vissel kann auf zweierlei Weise erklärt werden: zum einen als einzelsprachliche germanisch oder auch altsächsisch Bildung zu hochdeutsch fisseln, f ̄ıseln‘ dünn, feinregnen’ im Sinne von ‘ein wenig Wasser führender Bach’ oder aber als voreinzelsprachliche indogermanisch Bildung aus einer Grundform *Pis-ila, schwundstufige Bildung zu indogermanisch *pei-s-, Erweiterung von *pei/ *poi/ *pi‘von Feuchtigkeit strotzen’, u. a. bezeugt in altindisch pá-yas ‘Saft, Wasser, Milch’, griechisch póa, poía ‘Gras, Wiese’, pidax ‘Quelle’, pínos ‘Schmutz’, litauisch píeva ‘Wiese’, auch in Peene.
Vlotho Seit 12. Jahrhundert Siedlung bei der Burg an der Weserfurt (Fähre bis 1928) nachweisbar, 1168–90 Erwerbung der Burg durch Erzbischof Philipp von Köln, spätestens 1224 an Grafschaft Ravensberg, um 1250 Stadtrecht, 1719 erneut Stadtrecht, ab 1637 Zentralort der Weserschifffahrt bis Bremen, seit dem 19. Jahrhundert Zigarrenproduktion. Eingemeindungen 1969 und 1971 von drei ehemals selbst. Gemeinte [1168–1190] Godefridus de Vlotowe, 1186 de Flotuwe, 1240 de Vlotouwe, 1295 castrum Flotowe, 1407 Vlotov, 1501 Vlote, 1581 Vlothowe; Vlotho (1802). Kompositum mit dem Grundwort-au(e). Im Bestimmungswort liegt wohl der Gewässername der mittelalter Vlote (h. Forellenbach) zugrunde (vgl. vlot, vlo ̄z Maskulinum Neutrum, niederländisch althochdeutsch ‘Wasserlauf’; mittelniederdeutsch vlöte ‘Richtung eines Wasserlaufs, Fließgewässer’, zu germanisch *flaut-i). Eine Verbindung mit mittelniederdeutsch vlo ̄t ‘flach, seicht’ (vgl. altsächsisch flat, althochdeutsch flaz) und Erklärung als ‘flache Au’ ist eher nicht anzunehmen.
Vöcklinghausen, (Huttrop-Bredeney) 943 Fugalinghuson. Germanisch Fugalinga husum, zu den Häusern der Leute des Fugal. (fugla, Vogel)
Voerde, (Ennepetal) 1100 Fordi. Germanisch furdu, Furt.
Vöhringen (Württemberg) Stadt im Landkreis Neu-Ulm, 13 044 Einwohner, an der Iller gelegen, Reg.-Bez. Schwaben. Alemannisch Besiedlung ab 5./6. Jahrhundert, seit 1756 zu Bayern, 1977 Eingemeindung von Illerberg, Illerzell, Thal und zur Stadt erhoben. Der Name lässt sich ableiten aus althochdeutsch far für ‘Überfahrtsstelle’. Die Endung-ingen bezeichnet Gruppenzugehörigkeit (‘die Menschen bei der Überfahrtsstelle’) und wird auf Siedlungsnamen übertragen (‘Ort bei den Menschen an der Überfahrtsstelle’). Der Vokal -ein Veringen/ Feringen ist durch Umlautung voralthochdeutsch a > e zu erklären, die Entwicklung zu Vöhringen ist auf Rundung zurückzuführen.
Volkenrath, (Eschweiler) 1172 Folkenrode. Germanisch Fulkon ropa, Rodung des Fulko.
Volkhoven, (Worringen) 1158-68 Wolchoven.
Völklingen, 1212 Volkelinga. Germanisch Fulkilingum, bei den Leuten des Fulkilo.
Vollmersbach, (Koblenz) 962 Folemaresbach.
Volmarstein, (Arn) 1047 Folmudestede. Germnaisch Fulkamodes staina, Stein=Burg des Fulkamod. (fulka, Volk, moda-, Mut, Gemut)
Volme, (Kierspe) 1100 Volumanniu.
Volmerswerth, (Düsseldorf) 1173 partem insule que dicitur Volmarswerth. Germanisch Fulkamaeris waripa, Flussinsel des Fulkamaer.
Voerde Der Ort ist nach dem Wasserschloss Haus Voerde benannt. 1282 de Uu ̊rde [Original], um 1412 Vorde. Namengebend für das Wasserschloss ist die Lage bei einer Furt, mittelniederdeutsch vo ̄rde, vö ̄rde ‘Durchgang, Furt’. Schon altsächsisch ford zeigt, wie das Englisch und Niederlande, den -o-Vokalismus, der auf Übergang des Wortes in die a-Deklination beruhen wird. Die zu Furt ( -furt) gehörigen Ortsname sind ungemein zahlreich. Das Wort ist ursprünglich -u-Stamm (Mask.). Daneben wird spätestens in mittelhochdeutsch Zeit ein feminin -i-Stamm sichtbar, der die Umlautformen bewirkt hat. Bereits der älteste norddeutsch Orstname-Beleg, 11. Jahrhundert Fori (Voerde, Ortsteil von Ennepetal, Ennepe-Ruhr-Kr., Reg.-Bez. Arnsberg) zeigt den -o-Vokal kombiniert mit dem -i-Flexiv des Dativs.
Volxheim, 1187 Uolkesheim. Germanisch Fulkes haim. Wohnung des Fulk.
Vonscheid, (Mülheim an der Ruhr) 10-1100 Fonscethe. Germanisch fauhon-, Fuchsin + skaipjo, Wasserscheide, Bergrucken.
Vogt Anfangs 13. Jahrhundert vermutlich in Besitz der Herren von Tanne, 1806 an Württemberg. Seit 1975 Verwaltungsgemeinde Gutskapelle Mosisgreut. Vogt: Vogt (1687). Wolfegg: 1219 Wolfegge. Der Ortsname Vogt ist vermutlich eine Kurzform aus *Vogt-wald (vgl. 1687 Stieber vorm Wald, zum Vogt genannt) und vom Flurnamen auf den Ort übertragen. Althochdeutsch fogat, mittelhochdeutsch voget ‘Rechtsbeistand’ bezieht sich in Ortsname gewöhnlich auf einen Ortsrichter, Verwaltungsbeamten oder den Inhaber der Vogtei eines Klosters. Wolfegg (zu althochdeutsch mittelhochdeutsch wolf ‘Wolf’ und althochdeutsch egga, mittelhochdeutsch ecke ‘Schneide, Spitze, Ecke’ ( -eck), frühneuhochdeutsch und in Mundarten auch ‘Felsspitze, Vorsprung, Bergabhang’) ist ein typischer Name für eine spätestens im 12. Jahrhundert entstandene Höhenburg. So Vogtsburg im Kaiserstuhl, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
Vohenstrauß Ursprünglich Siedlung ist heutiges Altenstadt bei Vohenstrauß, vor circa 1230 wird Vohenstrauß als planmäßige Marktsiedlung an einer alten Handelsstraße nach Böhmen angelegt (wohl von den Staufern), 1378 erstmals als Stadt erwähnt, später auch wieder als Markt genannt, bis 1972 Kreisstadt des Landkreis Vohenstrauß. 1242 Vohendraz [Original], 1301–07 Vohendrætz [Original], 1352 Vohendres [Original]; Vohenstravs [Original] (1550). Der ursprünglich den Nachbarort Altenstadt (um 1155 Kopie15. Jahrhundert zu 1124 ecclesiam Vohendrezensem, Mitte 14. Jahrhundert zu um 1230 in ueteri Vohendr(ez)) bezeichnende Ortsname ist bislang nicht sicher erklärt. Während Vohenmeist zu mittelhochdeutsch vohe ‘Fuchs, Füchsin’ gestellt wird, bleibt -draz/-drætz/-dres unklar. Der Sekundärumlaut mittelhochdeutsch ä oder æ (vgl. mundartlich -dra:s) weist auf ursprünglich a oder a . Diese Vokale sind mit dermit unter vertretene Annahme einer Ablautform zu mittelhochdeutsch drozze ‘Schlund, Kehle’ < germanisch *þrut-an/o ̄ nnicht vereinbar. Gegen einen Zusammenhang mit mittelhochdeutsch tratzen, tretzen ‘trotzen; reizen, necken’ sprechen d und -s. Die seit dem 16. Jahrhundert bezeugte Eindeutung der Tierbezeichnung Strauß gilt nur schriftsprachlich.
Volkach, bei der Mündung der Volkach in den Main, Reg.-Bez. Ufr. 906 königlich Schenkung an das Kloster Fulda, 1258 als Stadt urkundlich erwähnt; 1328 zum Teil zum Hochstift Würzburg. 1814 zu Bayern. Mainschleife und Abkürzungskanal. Riemenschneider-Madonna in der Wallfahrtskirche Maria im Weingarten auf dem Volkacher Kirchberg. 906 Folchaa, 1127 Volkaha, 1322/1333 Volkach. Der Ortsname ist von dem Gewässername übertragen. Dessen Grundwort ist althochdeutsch aha, -ach1, ‘Wasser, Fluss’, dass im Erstbeleg in der verkürzten Form -a erscheint. Das Bestimmungswort wird in der Literatur mit althochdeutsch folk ‘Volk, Schar’ identifiziert. Das Bestimmungswort erscheint auch in dem zugehörigen Gaunamen Volkfeld(gau). Der Kern des Volkfeldgaus ist das Steigerwaldvorland um das Flüsschen Volkach. Eigentlicher Namensgeber sei die Vollburg, ein markanter Steigerwaldberg, in dessen Nähe die Volkachquelle liegt.
Völklingen. Stadt im Regionalverband Saarbrücken, zu beiden Seiten der Saar, ö des Warndts und an der Grenze zu F, circa 12 km w von Saarbrücken, SL. Im 9. Jahrhundert Königshof, im Mittelater Grafschaft Saarbrücken, in der Neuzeit Grafschaft Nassau-Saarbrücken. 1572 in Geislautern eine der ältesten Eisenschmelzen im SL, 1616 Glashütte in Ludweiler nach Ansiedlung von Hugenotten 1604, seit 1621 Steinkohleförderung. 1797 französisch, 1815 preußisch 1873 Gründung der Völklinger Eisenhütte, 1986 deren Schließung, 1995 Aufnahme der Hütte in die Liste der Kulturdenkmäler der UNESCO als industriegeschichtliches Weltkulturerbe. 822 Fulcolingas (Kopie 828–840), 999 Fulkelinga (Nachzeichnung des Original Ende 11. Jahrhundert), 1140/1147 Folkelingen (Kopie 15. Jahrhundert), 1212 Volkelinga [Original]; Folklingen [Original] 1441. Gebildet mit dem Ableitungssuffix -ingen, aus germanisch -inga(s), das die Zugehörigkeit zu Personen oder Sachen zum Ausdruck bringt. Als Basis eines Siedlungsname bezeichnet das Suffix den Verband der Bewohner dieser Siedlung, die wiederum nach ihrer Zugehörigkeit zur leitenden Persönlichkeit, dem Grundherrn, benannt wurden. Zugrunde liegt ein *Fulkil-ingas ‘bei den Leuten des Fulkilo’. Wie das Appellativ althochdeutsch folc, mittelhochdeutsch volk < germanisch *fulkawird [u] zu [o] gesenkt. Der Stammsilbenvokal [o] dem Personennamen wurde vor nachfolgendem [i] zu [ö] umgelautet, jedoch – wie vielfach in den Rheinlanden – zunächst durch <o> verschriftet. Unbetontes [i] dem Personennamen wurde schon in den frühen Belegen zu [e] abgeschwächt und schließlich (in der Form Folklingen) synkopiert.
Vorst, (Halver) mitten 1200 Forste.
Vorst, (Rheinhausen) ende 1200 Vorst.
Vossebrechen, (Wipperfürth) mitten 1200 Fussenbreht. Germanisch Fuhson brakti. Berg des Fuhso.
Vreden Vor 839 Gründung eines Damenstiftes, 1252 Anlage einer Stadt durch den Erzbischof von Köln unter Beteiligung des Bischofs von Münster als Landesund Stadtherrn, Mitglied der Hanse, 1803 Fürstentum Salm, 1811 Kaiserreich Frankreich, 1813 Preußen, Berkelschifffahrt nach Zutphen an der IJssel und weiter zur Zuiderzee bis etwa 1850. Zu 839 in locum, qui dicitur Fredenna, zu 1016 ad Fretheni civitatem, zu 1024 Frethennam praeclaram. Altniederdeutsch friDu ‘Friede’, ‘Schutz’, ‘Sicherheit’, aber auch ‘Einfriedung’, ‘Umhegung’ besitzt eine Nebenform mit -e (Holthausen). So kann hier die Form freDu angesetzt werden. Nicht möglich ist der Anschluss an neuenglisch frith aus altenglisch fyrhD ‘Wald’. Nah liegt der Gedanke an eine christliche Programm-Namengebung für das Stift im Sinne von ‘die Friedvolle’, der ‘Friedensort’, doch wird es sich wohl (mit Piirainen) bei dem Ortsname aus *freDmit dem Verallgemeinerungssuffix *-ina eher um einen ‘umhegten Bezirk’ handeln, der schon vor der Gründung des Stifts bestanden hat. So Freden (Leine), Landkreis Hildesheim.
Vussem-Bergheim. 1222 Wsheym.
Vynen, (Marienbaum) 2 Hälfte 1100 Vinen. Germanisch finum, zu fino-, (althochdeutsch fina, altenglisch fin) Haufen, Holzhaufen?
Wabern Früher fuldischer Besitz, Vogtei derer von Löwenstein als Mainzer Lehen. 1701–1704 Errichtung des landgräflich hessisch Jagdschlosses Karlshof. Anfang 9. Jahrhundert (Kopie) in Wâbere, 1209 in Waberen, um 1255 in Wabern, 1438 zu Waberner, 1494 Wawern. Wohl zu Wawer ‘schwankender Wiesenboden, Morast’, vgl. Neuhochdeutsch wabern, ursprünglich ‘schnell hin und her bewegen’.
Wachendorf, (Köln) 1087 Wakendor, 1182 Wachindorp. Germanisch Wakon porpa-, Siedlung des Wako.
Wachenheim (an der Weinstraße) Die Wachtenburg (auch Geiersburg nach einem der Besitzer), oberhalb von Wachenheim, ist seit Mitte 13. Jahrhundert bezeugt, gelangte mit dem Dorf als kaiserliches Lehen an die rheinischen Pfalzgrafen, ist seit 1689 Ruine und wird als „Balkon der Pfalz“ bezeichnet. Die Burg in Fridelsheim, einer der Gemeinte, wurde zu einem Schloss der Pfalzgrafen mit Orangerie und Parkanlagen umgebaut. Durch Wachenheim, seit 1341 Stadt, verläuft die Weinstraße. Die Verwaltungsgemeinde ist durch Weinbau und Sektkellerei geprägt. 766 Wackenheimer marca (Kopie um 1190), 976 Wachenheim, 1824 Wachenheim an der Haard, 1938 Wachenheim Pfalz. Das Bestimmungswort ist der althochdeutsch Kosename Wacko > Wacho, das Grundwort ist-heim, vermutlich Namensübertragung von Wachenheim an der Pfrimm. Die Verdoppelung steigerte die Expressivität. Die Verschlusslaute -g-, -k-, -ch sowie geminierte Formen wechselten häufig in mit Kosenamen gebildeten Ortsnamen. Gedeutet werden kann der Ortsname als ‘Wohnstätte des Wacko/Wacho’. Der neue Zusatz an der Weinstraße geht auf die Lage an der 1935 entstandenen touristischen „Deutschen Weinstraße“ zurück.
Wachfort, (Fließem, Trier) 971 UUachenuurde. Germanisch Wakon furdu-, Furt des Wako.
Wachtberg Erstbezeugungen oft vor 1000 in karolingischer Zeit, einige Burgen und Schlösser, Großradaranlage in Werthoven (bis 1934 Pissenheim), Wohn -und Naherholungsgebiet für Bonn. Wichtigere Orte: Adendorf, Berkum, Nieder-/Oberbachem, Villip. 893 (Kopie1222) Adendorp; 1143 Bercheim; 798 (Kopie 10. Jahrhundert) Bacheim, 893 Bacheym; 882 Filippia, 893 (Kopie1222) Vilippe. 1969 Wachtberg. Der Gemeindename ist 1969 vom Namen der höchsten Kuppe des Gebietes, dem Wachtberg (258 m), übernommen worden. Adendorf ist ein Kompositum aus dem germanisch Personennamen Atho, Ado und dem Grundwort-heim, wogegen Berkum und Bachem Appellativum als Bestimmungswort haben: Bergund Bach-. Villip ist ein von einem Gewässername übertragener Ortsname: fel-, filals Bestimmungswort,-apa als Grundwort Nach Dittmaier 1955 bedeutet vel‘ Sumpfwald’, wie er es auch für das linksrheinisch anschließende Waldgebiet der Ville annimmt, an deren Südrand der Villiper Bach fließt. Zu weiteren “neutralen” Kunstnamen im Rhein-Sieg-Kreis, die im Zuge der Gemeindereform in NRW 1969 vergeben wurden, vgl. Swisttal, Sankt Augustin und Windeck.
Wachtendonk 1200 de Wachtindunc, 1206 de Wagtendonck, 1441 van Wachtendonck. Zusammensetzung mit Grundwort -dunk, -donk, das in zahlreichen Ortsnamen im niederrhein. und niederländisch Gebiet auftritt. Es bezeichnet bewohnte Stellen auf erhöhten Plätzen in morastigem Gelände. Im Bestimmungswort tritt wohl mittelniederländisch wachte ‘sicherer Platz’, auch ‘Wachposten, bewachtes Gebiet’ auf.
Wackersleben, 1016 Wakeresleuo.
Wadenheim, (Bad Neuenahr) 992 Vuadenheim. Germanisch Wadon haim, Wohnung des Wado.
Wadersloh, (München) mitten1200 Wardeslo. Germanisch Wardes lauha-, Wäldchen auf Sandhügel, des Ward.
Wadern 802 urkundlich Ersterwähnung eines Ortsteiles der heute Stadt (Büschfeld). Im Mittelalter gehörten Teile des Gebietes zum Kur Fürstentum Trier, zum Herzogtum Lothringen und zur reichsfreien Herrschaft Dagstuhl. Ende 13. Jahrhundert Bau der Burg Dagstuhl, Anfangs 18. Jahrhundert Zerstörung und um 1760 Umbau zum Schloss durch den Grafen von Öttingen-Sötern als Familiensitz. 74 Vergrößerung des Ortes durch Eingemeindungen von zuvor 14 selbst. Gemeinte 1978 Stadtrechte. Mitte 10. Jahrhundert (Kopie) in villa Waderella, 1289 (Kopie) in Uuadre, 1299 (Kopie1488) de Waedrella, 1301 de Wadrelle, in Waderen, circa 1450 zu Waderen [Original], 1454 (Kopiecirca 1689) Wadern, 1486 des dorffs Wadern [Original], 1496 Waedern [Original]. Aus einem vorgermanisch Gewässername entstanden: *Uadra ̄, mit o > a zu indogermanisch *u-od‘ benetzen, fließen’. Der Siedlungsname wurde aus dem Gewässername mit Hilfe einer Flexionsendung gebildet, eventuell alte Dativbildung an der Waderen. Außerdem entstanden Abschnittsname des Wasserlaufs mit dem galloromanisch Suffix -ella ̄ (Waderella ̄) beziehungsweise -ola; ein solcher setzte sich bei dem Ortsteil Wadríll (981 in loco Waderola), mit erhaltener romanisch Betonung, durch, vgl. Gewässername Wadríll (r. zur Prims) und Flurname Wadrillbach (alle SL). So Gewässername Wãdré (Litauen) und Wetter, Hessen, <*Vedra ̄.
Wadersloh 12. Jahrhundert de Wardeslo [Original], 1589 Warslo; Wadersloh (1880). Bildung mit dem Grundwort -loh, das appellativisch auf altsächsisch *lo ̄(h), mittelniederdeutsch lo ̄h ‘Gebüsch, Gehölz, (Nieder-)Wald’ basiert. Bestimmungswort ist der Personennamen Ward, der appellativisch Anschluss hat an altsächsisch ward ‘Wächter’. Als einstämmige Kurzform eines Personennamens ist der Name zwar überwiegend schwach flektierend als Wardo belegt. Die Belegreihe für der Ortsname zeigt aber konsequent einen stark flektierten Genitiv Singular des Personenname, so dass also Ward anzunehmen ist und der Ortsname mithin als ‘Wald des Ward’ gedeutet werden kann. Vereinzelt ist der unbetonte Vokal der Flexionsendung ausgefallen (z.B. um 1378 Wartslo), auch Formen, in denen zusätzlich das -d des Personenname-Bestimmungswort fehlt, sind belegt (1589 Warslo). Bei der Restituierung der ausgefallenen Silbe hat eine Metathese des -r von der ersten in die zweite Silbe stattgefunden.
Wadgassen Im 10. und 11. Jahrhundert als Königsgut bezeugt; um 1135 Gründung der Prämonstratenserabtei abtei Wadgassen, die im Mittelalter die geistige, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Region prägte; 1792 Auflösung der Abtei im Zuge der französischen Revolution. Seit 1843 Glasproduktion auf dem Abteigelände. In den übrig gebliebenen Abteigebäuden Sitz des Deutschen Zeitungsmuseums der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz sowie ein Glashütte-Museum. 1974 Bildung der h. Gemeinte aus den Orten Differten, Friedrichweiler, Hostenbach, Schaffhausen, Wadgassen und Werbeln. 902 Wadegoz(z)inga, 1080 Wategozingen [Original], 1196 Wadegozingen [Original]. Ableitung mit -ing-Suffix vom Personennamen *Wadu-go ̄z. Die Form des 12. Jahrhundert steht in der Überlieferung noch Jahrhunderte durch. Daneben begegnen ab dem 13./14. Jahrhundert verkürzte (aus dem latinisierten Klosternamen monasterium Wadegociensis rückgebildete?) Formen wie Wadegozen, -gos(s)en, -gazzen, -gassen, -guissen, -giessen oder mit g-VokalisierungWadiessen, Wadiassen, aus denen die Volksetymologie an mittelhochdeutsch gazze ‘Gasse’ angeschlossene Variante in die heutige Namenform mündet.
Wächtersbach 1236 (T. 1363) Weychirsbach (Kopie15 und [?] Kopie 14. Jahrhundert), Weichtersbach (Kopie 15. und Kopie 16. Jahrhundert), Wechtersbach (Kopie 16. Jahrhundert), Weterbach (Kopie 14. Jahrhundert), 1324 Wechtersbach burch und dorf [Original]. Das Bestimmungswort ist mittelhochdeutsch wahtaere, wechter (< althochdeutsch wahta ̄ri) ‘Wächter’, Nom. agentis (mit Suffix -aere [althochdeutsch -a ̄ri, -ari] > -er) von wahte (< wahta) ‘Bewachung, Wacht’. Die Varianten Weychirs-, Weter sind völlig isoliert und erklären sich wohl aus Schreiboder Lesefehlern (fehlendes t beziehungsweise ch). Aus der ersteren ein (ursprünglich) Bestimmungswort mittelhochdeutsch wîher, wîger ‘Weiher’ zu postulieren (wie geschieht), ist auch lautgeschichtlich nicht vertretbar. -eybeziehungsweise -ei-, sonst noch nur selten und spät, könnte durch die nicht seltene mitteldeutsch Schreibung -ei-/-eyfür mittelhochdeutsch e oder auch durch mundartlich Diphthongierung von ë > eə vor -ht beeinflusst sein. Der Ortsname liegt vermutlich ein Gewässername ‘Bach des Wächters’ – Wächter als Personennamen oder als Amtsbez. – zugrunde, der auf Burg und Dorf übertragen wurde, wie -bach-Namen (selten) auch als Burgname begegnen. oO Wächtersbach, Quellbach der Gersprenz, † Wächtersbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Wagenhausen1193 Waguenhusen. Germanisch Wagon husum, zu den Häusern des Wago.
Waghäusel Stadt im Landkreis Karlsruhe, circa 25 km n Karlsruhe, Reg.-Bez. Karlsruhe. 1472 errichtete Kapelle, seit 1478 Wallfahrtskirche wegen eines 1435 aufgefundenen Muttergottesbildes, 1803 an Baden, ab 1810 Staatsdomäne. Wallfahrtskirche, Schlossanlage Eremitage. 1477 waghusel, wackhusel, wackhuß, 1487 Waghüsell; Waghäusel (1683). Waghäusel ist eine Klammerform aus *Waag(bach)häusel. Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus dem Gewässername Waagbach, der zu althochdeutsch wa ̄g ‘(bewegtes) Wasser, Flut, See’ gehört und dem Gw althochdeutsch hu ̄ s ‘Haus, Gebäude, Tempel’, mittelhochdeutsch hu ̄ s ‘Haus, Wohnung’, das in der Diminutivform erscheint, vgl. frühneuhochdeutsch häuschen ‘Gotteshaus’. Da der Bau der Kapelle und die frühesten Namenbelege zeitlich zusammenfallen, dürften -huß, -husel auch hier die Bedeutung ‘Gotteshaus’ tragen. So Neuhäusel, Westerwaldkreis.
Waging am See 790 (Kopie des 12. Jahrhundert, zu circa 715) Uuaginga, circa 790 (Kopie des 12. Jahrhundert) Waginga, Wagingen, 1214–1234 Wagin, 1438 Waging, 1949 Waging a. See. Es liegt der Personennamen Wago zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist. Der Zusatz bezieht sich auf den Waginger See.
Wahlscheid (Bei Siegburg) 1166 Walscheith. Germanisch Walhon skaipjo, Wasserscheide des Walho.
Wahlstedt 1150 erstmals urkundlich erwähnt, 1192 an das Chorherrenstift der Augustiner in Högersdorf, 1953 Ausgliederung der Gemeinte Wahlstedt aus dem Amt Segeberg-Land, 1967 Stadtrecht. 1150 Walstede [Original], 1325 de Walestede, 1650 Waelstede. Der heutige Ortsname setzt sich zusammen aus dem Personennamen Wal ‘der Welsche, Kelte, Romane’ und dem mittelniederdeutsch -stede, hochdeutsch -stedt ‘Wohn)Stätte’, so dass die Siedlung des Wal als Wahlstedt bezeichnet wird.
Wahmbeck, 1031 Wanbeche. Germanisch wana-, unzulänglich, + baki, Bach.
Wahn, (Porz) 1100-31 Wande. Siehe Wanne.
Waiblingen Karolingische Pfalz wohl 746 aus konfisziertem alemannisch Herzogoder Hochadelssitz geschaffen, 1080 Übergabe des salischen Eigenguts an Domkirche Speyer durch Heinrich, vor 1253 an Württemberg, 1463–75 Verpfändung an die Kurpfalz. Motorsägen-Fabrik. Apotheker-Garten, Hochwachtturm, Beinsteiner Torturm. 885 Uueibelingun [Original], 908 Waipilinga [Original], 1080 Uveibelingen [Original]; Waiblingen (1324). Der Ortsname ist zurückzuführen auf eine -ing(en)-Ableitung; das Gw enthält althochdeutsch, mittelhochdeutsch weibel ‘Gerichtsdiener’ oder einen zum selben Stamm gehörigen Personennamen *Waibilo. Da Waiblingen fränk. Pfalzort gewesen ist und als traditionelles Zentrum der Stauferherrschaft galt (vgl. den Namen Waiblinger und seine italienisch Entsprechung Ghibellinen), hält Reichardt den Anschluss an die Amtsbezeichnung für wahrscheinlicher. So Waibstadt, Rhein-Neckar-Kreis.
Waibstadt Siedlung aus dem 6./7. Jahrhundert, Lorscher und Wormser Besitz, 1241 erstmals als Reichsstadt erwähnt, 1803 badisch. Daisbacher Schloss, Maienkapelle, „Brunnenweible“, Jüdischer Friedhof. 795 (Kopie 12. Jahrhundert) Weibestat, 1241 Weibestat [Original], 1436 Weybstatt [Original]. Der Name ist als ‘Wohnstätte des Weibo’ zu deuten und enthält den Personennamen *Weibo und das Grundwort althochdeutsch mittelhochdeutsch-stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’. So Waiblingen, RemsMurr-Kreis.
Althochdeutsch wald ‘Wald’ ( -wald(e)): ‘am Wald gelegene Siedlung’. Benannt wurde die Siedlung offensichtlich aufgrund ihrer Lage in dem erhöht gelegenen, zerklüfteten, waldreichen Gebiet.
Walbeck, vor 1300 Waldebeke, Waltebeche.
Walbrecken, Lüttringhausen, mitten 1200 Walebreke.
Wald, (Solingen) 1072 Walde. Germanisch Walpu-, Wald.
Waldböckelheim, Böckelheim.
Waldbreitbach Im 9. Jahrhundert war hier die Grenze eines Zehntbezirks des Koblenzer Castorstifts. Im Wiedtal gab es zwei Orte, die oft unter dem Namen (Tal) Breitbach (auch Grefenbreitbach von Greffier ‘Gerichtsschöffe’) zusammengefasst wurden, wobei zunächst stets der Ort das Waltbreitbach war, wo gerade die Verwaltung beziehungsweise das Hubengericht untergebracht war, daher auch der Namenszusatz. Der Deutsche Orden unterhielt hier eine Komturei. Zunächst gehörte das Tal zum Thüringischen Streubesitz, dann zu Sayn und kam schließlich hauptsächlich unter kurkölnische Oberhoheit. Im 19. Jahrhundert wurde der Ort nassauisch beziehungsweise preußisch. Seit dem späten Mittelalter intensiver Erzbergbau. 847–868 in breitbah, 1219 villae Breitbach, 1279 Bretbach, 1429 Grevenbreytbach, (die beiden) Breytbach. Der Zusatz Wald unterscheidet die benachbarten Breitbach-Orte durch den Hinweis auf den mittelalten Sitz der Verwaltung des Kirchspiels Breitbach, nicht durch Bezug auf natürliche Gegebenheiten. Breitbach ist ein Gewässername mit dem Bestimmungswort Breit-, Grundwort ist-bach. Die Deutung des Ortsname wäre demnach ‘Siedlung an einem breiten Bach’.
Waldbröl Siedlung 1131 im Besitz der Grafen von Berg, Kirche und Zehnt dem Stift St. Cassius in Bonn gehörig, danach zwischen den Grafen von Sayn und denen von Berg strittig, ab 1604 bergisch und zum Amt Windeck gehörig, 1957 Stadt, h. 1131 Waltprugele. Der Ortsname ist mit dem Namen des Flusses Waldbröl identisch, aus dem Appellativum Waldals Bestimmungswort und dem Flussname Bröl, der nach Dittmaier vielleicht Grenzfluss bedeutet. So Ortsname und Flurname Brühl, Rhein-Erft-Kreis.
Waldbronn Waldbronn (1974). Die Zusammensetzung aus Wald und -bronn (mit r-Metathese aus althochdeutsch, mittelhochdeutsch born ‘Brunnen, Quelle, Wasser’) bezieht sich auf die Lage der Gemeinte in einer waldund wasserreichen Umgebung. So Waldbrunn, Neckar-Odenwald-Kreis.
Waldeck (Edersee) Die Burg Waldeck wird erstmals 1120 genannt. Diese ist seit den 1170er Jahren im Besitz der Grafen von Schwalenberg. In der Nähe der Burg entstand im frühen 13. Jahrhundert eine Siedlung (Rode), die bereits 1232 als Stadt bezeichnet wird. Sitz eines waldeckischen Amtes bis 1814. 1929 preuß. Provinz Hessen-Nassau (Waldeck nur noch Landgemeinde). 1971–1974 im Zuge der Gebietsreform Zusammenschluss von 10 Gemeinden zur Großgemeinde Stadt Waldeck. 1120 Waldekke [Original], 1180 de Waltecke, 1236 Rode ante castrum Waldekke, 1254 Woldeken, 1256 Waltdeke, 1519 Waldecken alias Rodim, 1537 Waldeck. Bestimmungswort des Burgnamens ist mittelhochdeutsch walt ‘der Wald’. Zum Grundwort-eck. Der eigentliche Ortsname Rode verweist auf die Rodungssiedlung bei der Burg. Deren Name ging auf die Siedlung über.
Waldenbuch 1307 als hohenbergisches Lehen an die Herren von Bernhausen (teilweise auch von Waldenbuch), nach 1340 an Herzöge von Urslingen, die Waldenbuch 1363 an Württemberg verkauften. Schokoladenfabrik, Schloss Waldenbuch, Museum der Alltagskultur, Naturpark Schönbuch. 1294 Waltenbuch (Kopie 16. Jahrhundert), 1296 Waltenbu ̊ch [Original], 1453 Waltembuch [Original]; Waldenbuch (1851). Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Walto und althochdeutsch buohha ‘Buche’, mittelhochdeutsch buohe ‘Buche; Buchenwald, Wald’: ‘Waltos Siedlung am/im (Buchen-)Wald’. Die Belege des 15.–18. Jahrhundert zeigen reguläre Assimilation von nb zu mb, die aber keinen Eingang in die amtliche Schreibung gefunden hat.
Waldenburg (Sachsen) Stadt und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Zwickau, bestehend aus der namengebenden Stadt und zwei weiteren Gemeinte , im w mittelsächsischen Bergland, im Tal der Zwickauer Mulde. Um 1170 durch den Reichsministerialen Hugo von Wartha/Waldenburg errichtete Burg als Herrschaftszentrum im Neurodungsgebiet, an altem Muldenübergang der Fernstraße Altenburg-Prag, Stadtentwicklung seit etwa 1300 im W der Burg als planmäßige Gründung, seit dem Spätmittelalter Schloss der Herren von Schönburg-Waldenburg, traditionelles Zentrum des bis heute bedeutenden Töpferhandwerks. 1200 (Kopie) de Waldenberc, 1291 Waldenberch, 1336 Waldinberg Stat vnd Burg, 1791 Waldenburg. Bildung mit dem Grundwort-berg, beziehungsweise-burg und dem Bestimmungswort Wald(en)-, mittelhochdeutsch walt ‘Wald, Waldgebirge, Baumbestand, Holz’, ‘Burg, beziehungsweise Berg in den Wäldern’.
Waldenrath, (Aa) 1165 Waldenrode. Germanisch Waldon ropa-, Rodung des Waldo.
Waldesch, 1092 Asca. Ende 1200 Esch.
Waldfeucht Erste Erwähnung 1240. Führte im Mittelalter die Bezeichnung Stadt und hatte Marktrechte. Bekannt für Schlosser und Schmiedehandwerk. Windmühlen. 1240 Watfuthe [Original], 1477 Vucht, 1513 Waltvucht; Waldfeucht (1804). Bis in die Neuzeit ist das Ortsname-Simplex Vocht, Vucht die geläufige Bezeichnung. Doch zeigt schon der frühest bekannte Beleg ein zweigliedriges Namenkompositum. Das Grundwort steht zu althochdeutsch fûhti, mittelhochdeutsch viuhte, mittelniederländisch voch ‘Feuchtigkeit’. Das Bestimmungswort, zunächst Wat-, ist ebenso ein Feuchtigkeitsterminus und bezeichnet ein flaches Wassergebiet; zu germanisch wado, mittelniederdeutsch wat; vgl. auch Neuhochdeutsch Watt. Waldfeucht liegt in einer ehemals nassen Ebene am Haarener Bach. Es ist anzunehmen, dass das Bestimmungswort Wat-, auch wenn hierfür Belege fehlen, durchgehend bekannt blieb. Erst im frühen 16. Jahrhundert taucht es schriftlich nachgewiesen wieder auf und zeigt dann die falsche Zuordnung zum Appellativum Wald-. So Vucht, Ortsteil von Maasmechelen, Provinz Noord-Brabant,
Waldfischbach-Burgalben Waldfischbach: 1182 Visbach, 1279 Vischpach; Waldtvischbach (1592). Burgalben: 1152 Burgalba; in curiam nostram Burgalben (1184). Der Zusatz Wald(-wald) unterscheidet den Ortsname Fischbach von anderen entsprechend der geogriechisch Lage, im Bestimmungswort steckt mittelhochdeutsch visc, visch ‘Fisch’, das Grundwort ist -bach. Die Deutung des Ortsname ist somit ‘Siedlung in einer waldigen Gegend an einem fischreichen Bach’ (wahrscheinlich die Moosalb). Das Bestimmungswort Burg(-burg) im Ortsname Burgalben nimmt Bezug auf die Heidelsburg. Das Grundwort ist der vorgermanisch Gewässername *Alba, der vermutlich von einer „Ur-Alb“ im Westrich übertragen worden ist und vom Quellgebiet s von Pirmasens († Rodalben) zum Unterlauf wanderte. Dieser Ortsname kann deshalb als ‘Burgsiedlung an der Alb(a)’ gedeutet werden. So Merzalben, Rodalben, Rodalberhof, eingemeindet in Lemberg, Wallhalben, alle Landkreis Südwestpfalz.
Waldhausen, (Koblenz) 881 UUalthusa.
Waldhausen, (Mönchen-Gladbach) 1183 Walthusen. Germanisch walpu-, Wald, + husum, zu husa, Haus.
Waldheim Ende des 12. Jahrhundert entstandene deutsche Burg mit Bauerndorf, nach 1200 Burg und Marktflecken am Übergang einer alten böhm. Straße über den Fluss. Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist die Kosmetikindustrie. 1198 Woltheim (Urkundlich ausgestellt im mittelniederdeutschen Gebiet), 13.–15. Jahrhundert stets Waltheim. Bildung mit dem Grundwort -heim, das im Ostmitteldeutsch nicht allzu häufig ist, und mittelhochdeutsch walt ‘Wald’, demnach ‘Wohnstatt im Walde’. Offenbar knüpft der d. Ortsname an einen altsorbisch an: der nahe gelegene Burgward Gozne, genannt im 10. Jahrhundert, führt seinen Namen nach altsorbisch *Gozd/*Gvozd ‘Wald’. So Thalheim/ Erzgeb., Erzgebirgskreis,
Waldkirch Zwischen 912 und 918 Gründung des Benediktinerinnenklosters Waldkirch, zu dem der Ort ab 1178 gehörte, seit 1431 Kollegialstift, 1567 durch Kauf an Österreich, 1805 Baden, 1806 Säkularisierung des Stifts. Edelsteinschleiferei, Burgruinen Kastelburg und Schwarzenburg, Katholisch Stadtkirche. 926 (F. 12. Jahrhundert) Waldkircha, 1112 Waltkilche [Original], 1472 Waltkierch [Original]; Waldkirch (1663). Waldkirch, eine Zusammensetzung aus althochdeutsch wald ‘Wald, Wildnis’, mittelhochdeutsch walt ‘Wald, Waldgebirge’ und althochdeutsch kirihha, mittelhochdeutsch kirche ‘Kirche’, bedeutet ‘Klosterkirche im (Schwarz)wald’. Der Name wurde vom Kloster auf die benachbarte jüngere Siedlung übertragen. So Waldkirch, Kanton St. Gallen.
Waldkirchen (Niederbayern) Wohl von den Passauer Fürstbischöfen ausgehende kirchliche Gründung im 11./12. Jahrhundert, historisch bedeutender Pfarrsitz, 1972 Stadterhebung, jüngste und heute bevölkerungsreichste Stadt des niederbayerischen Grenzlandkreises Freyung Grafenau. Regionales Einzelhandels-, Handwerksund Industriezentrum. Lage am sog. Goldenen Steig, einer historisch bedeutenden Salzhandelsverbindung (Säumerstraße) zwischen Österreich, Bayern und Böhmen, Museum „Goldener Steig“. 1203 Walchirchen [Original], 1234 Waltchirchen [Original], 1298 Waltkirchen [Original]; Waldkirchen [Original] (1433). Bestimmungswort der für den Ortsname anzusetzenden Ausgangsform mittelhochdeutsch Waltkirchen ist mittelhochdeutsch walt ‘Wald; Waldgebirge; Baumstand, Waldholz’. Als Grundwort fungiert mittelhochdeutsch kirche ‘Kirche, Kirchengebäude’ (-kirchen), das die schwache mittelhochdeutsch Dativendung -en trägt, die entweder einen Örtlichkeitsbezug im Sinne von ‘bei der Kirche’ ausdrücken oder bereits die Funktion des singularischen Nominativs übernommen haben kann. Der Ortsname kann somit entweder als ursprünglich Stellenname beziehungsweise Siedlungsname ‘(Siedlung) an/bei der Kirche am/beim Wald’ oder aber auch als ursprünglich Objektname ‘Kirche am/beim Wald’ gedeutet werden, der auf die bei dieser Kirche gegründete Siedlung übertragen wurde. Der Ausfall des Dentals -d beziehungsweise -tim Erstbeleg (wie auch in der rezenten Mundartform) ist das Resultat des Konsonantenschwundes bei Mehrfachkonsonanz beziehungsweise der Assimilation des Dentals an folgendes k. Beim Grundwort steht in manchen Belegen initiales ch für k-. So Waldkirchen/Erzgeb., Erzgebirgskreis, SN, und Waldkirchen, rtsteil von Lengenfeld, Vogtlandkreis.
Waldkraiburg Aus Gebietsteilen der Gemeinte Aschau, Fraham, Heldenstein und Pürten sowie des gemeindefreien Forstbezirks Mühldorf-Hart wurde mit Wirkung vom 1. 4. 1950 eine Gemeinte mit dem Namen „Waldkraiburg“ gebildet. In einem Schreiben des Landratsamts Mühldorf vom 11. 11. 1949 findet sich folgender Vorschlag: Die neue Gemeinde soll den Namen „Waldkraiburg“ erhalten. Die Bezeichnung der neuen Gemeinde wird in erster Linie auf den Namen der auf dem Gebiet der neuen Gemeinde liegenden Bahnstation Kraiburg zurückgeführt ... Das Zusatzwort „Wald“ hat seine Begründung darin, dass hierzu das gesamte Gebiet der neuen Gemeinde inmitten des Hochwaldes liegt. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist mittelhochdeutsch burc, -burg, ‘umschlossener befestigter Ort, Burg’, Bestimmungswort krâ, krâe, kraeje, kreie, kreige ‘Krähe’. Der Name erklärt sich also als ‘Burg mit Krähen’.
Wald-Michelbach 1238 (Original) Michilnbach, 1430 Waltmichelnbach. Das Bestimmungswort althochdeutsch michil ‘groß’ erscheint mit dem Grundwort -bach als syntaktische Fügung althochdeutsch *ze demo michilin bach ‘beim großen Bach’. Seit dem 15. Jahrhundert wird ein differenzierender Zusatz vorangestellt, um den Ort von dem circa 20 km nördlich gelegenen Michelbach zu unterscheiden.
Waldmansshausen, (Dorcheim) 1123 Wailtmanshusen. Germanisch walpumannes husum, zu den Häusern des Waldmannes.
Waldorf, (Koblenz) +1089 Walendorp. Germanisch Walhon porpa-, Siedlung des Walho.
Waldorf, (Bornheim) 922 VUalathorp.
Waldorf, (Ochtendung) 1206 Waldorf. Germanisch Walho porpa-, Romanen Siedlung.
Waldrach, (Trier) 981 Waltrach.
Waldmohr 1. Hälfte 9. Jahrhundert uilla ... Moraha (Kopieum 1190), 1257 mul zu More, 1312 dorf Moir, 1418 zu Waltmore; Waldtmohr (1601). Im Bestimmungswort ist althochdeutsch (rheinfränk.) *môr ‘Lache, Sumpf’, das Grundwort ist -aha, ( -ach1). Die Ähnlichkeit mit anderen Ortsname auf -mohr macht den Zusatz Wald(-wald) notwendig, doch schon im 14. Jahrhundert wird die Môraha von der Moraha (Mohrbach) bei Obermohr durch die Kennzeichnung der Vokallänge unterschieden. Der Beleg uilla ... Moraha ist nicht am Mohrbach im Landkreis Kaiserslautern zu suchen. Der Ortsname kann somit als ‘Siedlung an einem morastigen/ sumpfigen Bach’ gedeutet werden. So Morbach, Landkreis Bernkastel-Wittlich, Morlautern, Ortsteil von Kaiserslautern, Ober-, Nieder und Kirchmohr.
Waldsassen 1133 Gründung des Zisterzienserklosters Waldsassen, im 17. Jahrhundert Anlage einer Siedlung durch kalvinistische Tuchmacherfamilien, Ausbau zum Markt bis 1693, 1803 Aufhebung des Klosters, Teil des Klosterkomplexes 1863 durch Zisterzienserinnen erworben, Stiftsbibliothek, Stiftlandmuseum, Glashütte, seit 1896 Stadt. Nach 1132 Waltsassen [Original], 1165 in ecclesia Waltsahsensi [Original], 1268 Waltsachsen [Original]; Waldsassen (1399). Der Siedlungsname beruht auf dem Dativ Plural *(za/b ̄ı d ̄en) Sahso ̄n des Volksnamens althochdeutsch Sahso ‘Sachse’, der mit dem Zusatz althochdeutsch wald ‘Wald, Wildnis’ verbunden ist, womit sich die Bedeutung ‘bei den im Wald beziehungsweise in der Wildnis wohnenden Sachsen’ ergibt. Bereits der Erstbeleg zeigt den im OBand seit dem 12. Jahrhundert gut bezeugten Lautwandel -hs> -ss-. Die ältere Herleitung von mittelhochdeutsch sa ̄ e ‘der Sitzende, der Bewohner’ beziehungsweise ‘Sitz, Wohnsitz’ ist mit den ältesten Namenformen nicht vereinbar (-ss-, -hs-, -chs statt zu erwartendem -z(z)-). SO Waldsachsen, Ortsteil von Rödental, Landkreis Coburg, Reg.-Bez. Oberfranken; Waldsachsen, Ortsteil von Schonungen, Landkreis Schweinfurt.
Waldweisdorf, Anfang 1200 Wizenesdorp.
Waldwiese, 1030 Wihsse.
Waldsee Zwei Gemeinte: Otterstadt und Waldsee. Beide fränk. Gründungen im 7./8. Jahrhundert und später im Besitz des Hochstifts Speyer. 1797 an Frankreich, 1816 zum Bayern. 1817 Recht zur Selbstverwaltung. 1229 Widegowen miles de Walesheim (Kopie1406), 1283 Walhesheim, 1501 Walßheim, 1537 Waltzen, Waltzheim, 1585 Waltsehe; Waldsee oder Waltzheim (1790). Bestimmungswort: althochdeutsch Personennamen Wal(a)h (Übertragung vom Völkernamen Nom. Plural Wal(a)ha ‘die Welschen, Galloromanen’), Genitiv Singular Wal(a)hes-, Grundwort: -heim. Der ursprüngliche Name kann demnach als ‘Wohnstätte des Wal(a)h/des Welschen’ gedeutet werden. Der heutige Ortsname entwickelte sich in mehreren Etappen von Walhesheimüber *Walßen und seit dem 16. Jahrhundert mit dem Übergangslaut -t zwischen -lund -s(Waltzen) zu *Walze, was zu Waldsee umgedeutet wurde. So Bad Waldsee.
Waldshut-Tiengen Anfang des 13. Jahrhundert erbaute Rudolf von Habsburg die Festung Waldshut. 1803 Anschluss an das Land Baden. 1975 Zusammenschluss der beiden ehemalig selbstständigen Städte zur Stadt Waldshut-Tiengen. Wahrzeichen der Stadt ist das Obere oder Schaffhauser Tor, das auf Fundamenten des 13. Jahrhundert erbaut ist. Tiengen war ehemals Sitz der Landgrafen von Klettgau. 1806 Anschluss an das Land Baden. Vier-Täler-Stadt; der „Lange Stein“ an der Wutach aus der Bronzezeit ist der größte der vier Menhire im Hochrheingebiet; altes Schloss, ehemaliger Wohnturm der Burg Tiengen. Waldshut: 1259 Waldishute, 1276 Waldeshu ̊t [Original], 1298 Waldeshv ̊t [Original]. Tiengen: [858–867]Tu ̊ingen,1275Tuengen[Original]. Das Grundwort des Siedlungsname Waldshut geht zurück auf mittelhochdeutsch huot/huote ‘Schaden verhindernde Aufsicht und Vorsicht, Bewachung, Behütung’ und bezieht sich vermutlich auf die Festung, die Rudolf von Habsburg hier errichten ließ. Dieses Grundwort wird näher bestimmt durch das Bestimmungswort mittelhochdeutsch walt ‘Wald’. Damit ist als Bedeutung für den Ort davon auszugehen, dass es sich um eine ‘Bewachung vor oder bei dem Wald’ handelt. Die Schreibungen -i und -e im Genitivmorphem bezeichnen beide das abgeschwächte /e/, welches schließlich vollständig synkopiert wird. Bei dem zweiten Siedlungsname handelt es sich um eine-ing(en)-Ableitung. Als Ableitungsbasis fungiert entweder der Personennamen *Tuono (belegt sind Tuoni, Tuone, Tuon und Tuona) oder der Personennamen *Tuomo, eine Kurzform zu *Tuom-uuart > Tuouuart zu althochdeutsch tuom ‘Recht’. Die ursprüngliche Dativplural-Konstruktion bedeutete also ‘bei den Leuten des *Tuono oder *Tuomo’. Bei der sprachlichen Entwicklung muss entweder von einer n-Haplologie oder einem Schwund des /m/ in intervokalischer Stellung ausgegangen werden. Aus dem Diphthong /uo/ wird mittels i-Umlaut der fallende Diphthong /üe/; durch Entrundung fällt /üe/ mit mittelhochdeutsch /ie/ zusammen und wird zu [iə]. So Landshut (Bayern).
Wallefeld, (Ründeroth) 1131 Waleuelt. Liegt an Walbach.
Wallen, (Dattenberg) 1210 Walen.
Wallenei, (Essen) 875 UUelanaia.
Wallenstedt, 1019 Wallenstide.
Walldorf (Baden) Stadt im Rhein-Neckar-Kreis, circa 15 km n Heidelberg, Reg.-Bez. Karlsruhe, Walldorf gehört der frühen fränkischen Ausbauperiode an und war in Lorscher und Wormser Besitz, 1230 Rückgabe der Oberherrschaft König Heinrichs V an Pfalzgraf Otto, seit 1803 badisch. Astorhaus, Laurentiuskapelle, Alte Synagoge. 770 (Kopie12. Jahrhundert) Waltdorf, 1063 Waldorf [Original], 1220 Waltorf [Original]. Es handelt sich um eine Zusammensetzung von althochdeutsch wald ‘Wald, Wildnis’, mittelhochdeutsch walt ‘Wald, Waldgebirge’ mit dem Grundwort -dorf. Der Name bedeutet ‘Ansiedlung im/am Wald’. Die Entwicklung verläuft über die Assimilation von -lt in Walt zu -ll in Walldorf. So (Mörfelden)-Walldorf, Landkreis Groß-Gerau.
Wallenhorst 851 Wallonhurst [Original], 1160 Walnhorst, 1223 Walhorst; Wallenhorst (1772). Bildung mit dem Grundwort-horst und dem aus altsächsisch wallon ‘wallen, aufbrausen’, altenglisch wæ ́l ‘Pfuhl’ zu erschließenden altsächsisch *walla ‘Pfuhl, Quelle’.
Wallerfangen Hallstattzeitliches „Fürstinnengrab“ sowie Überreste einer keltisch Höhenbefestigung, gallo-römisch Quellheiligtum ( Ortsteil Ihn), römisch Kupferbergwerk Ortsteil St. Barbara). Im Mittelalter Kirchort im Erzbistum Trier, Turmburg des 9. Jahrhundert (Ortsteil Düren), im 10. Jahrhundert Zentralort einer Grafschaft, im Spätmittelalter ummauerte Landstadt im deutsche Bellistum des Herzogtum Lothringen. 1688 Schleifung der Stadtbefestigung und teilweise Umsiedlung der Bewohner in die neu erbaute französisch Festung Saarlouis. 1789–1931 Steingutfabrikation. 1974 Zusammenschluss zur heute Gemeinte mit 10 auf den Höhen des Saargaus gelegenen Orten. 962 Uualderuinga [Original], 996 Waldeleuinga, 1131/53 Walderuinga. Ableitung mit-ing-Suffix vom Personennamen Wald-(w)ulf. Lautliche Entwicklung mit Zentralisierung des Zweitsilbenvokals, Dissimilation der Liquidenfolge [l-l] > [l-r] und Assimilation [ld] > [ll] von *Waldulf> *Waldelf> Walderfingen (1414) > Wallerfingen (1428). Wie bei einigen anderen mit -ing-Suffix gebildeter Ortsname des Raumes (z. B. Gerlfangen, Uchtelfangen) stellen sich im Spätmittelalter Formen wie Walderfangen (1370) mit Senkung des Suffixvokals [i] > [a] vor Nasal + Konsonant ein, die erst spät die Oberhand gewinnen und in die heutige Namenform münden. Französisch Exonym: 1277 Vadreuanges, 1285 Waldrowanges, neuzeitlico Vaudrevange [vodrə'vã] mit romanisch Vokalisierung des [l]. So Wallerfing (9. Jahrhundert Uualdoluinga), Landkreis Deggendorf.
Wallerfangen, 962 UUalderuinga.
Wallerode, (Meyerode) +1200 Waldenrothe. Germanisch Waldon ropa-, Rodung des Waldo.
Wallersheim, (Trier) 777 UUalamar uilla, 806 UUalamares thorpf. Germanisch Walahamaeris ham, Wohnung des Walhamaer.
Wallersheim, (Koblenz) ende 1200 Wallersheim.
Wallhalben Bis 1798 waren hier die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, die Herren von Sickingen und die Leininger Grafen Territorialherren. Sowohl das Wallhalbtal als auch die Sickinger Höhe sind h. beliebte Wanderund Freizeitregionen. 1279 Walhalben, 1271 Walhalbin; Walhalben (1364). Das Bestimmungswort geht auf den Völkernamen Nom. Plural Wal(a)ha ‘die Welschen, Galloromanen’ zurück. Das Grundwort ist der vorgermanisch Gewässername *Alba, der vermutlich von einer „UrAlb“ im Westrich übertragen worden ist und vom Quellgebiet s von Pirmasens († Rodalben) zum Unterlauf wanderte. Die Wallhalb wird als Grenzfluss im Vertrag von Verdun 843 erwähnt. Die Deutung des Ortsnamens ist entweder metaphorisch ‘Siedlung an der „welschen“ Alb(a)’ oder (favorisiert) ‘Siedlung des Wal(a)h/des Welschen an der Alb(a)’. So Merzalben, Rodalben, Rodalberhof, eingemeindet in Lemberg,Waldfischbach-Burgalben, alle Landkreis Südwestpfalz.
Wallhausen (Helme) 1028 Walahuson. Germanisch Walha husum, zu den Häusern der Romanen.
Walmenach= Niederwallmenach und Oberwallmenach. 1138 Walmelach.
Wallmichrath, (Langenberg) mitten 1200 Walbrethincrothe. Germanisch Waldaberthingo ropa-, Rodung der Leute des Waldabertht. (walda-, Herr, + bertha, glänzend)
Wallmoden, (Alt) 1016 Waltmontheim.
Wallmerod Gemeinte im ö Westerwald, nö von Koblenz, RP. Region, durch die im Mittelalter ein wichtiger Handelsweg führte. Die Erwähnung von 1276 stand mit der Schlichtung eines Streits in Anwesenheit zweie Erzbischöfe und mehrerer Landesherren in Verbindung. Als die ersten Herren über Wallmerod und Umgebung lassen sich die Grafen von Katzenelnbogen erschließen. Nach kurtrierischer Herrschaft 1803 an das Herzogtum Nassau, das Wallmerod 1831 zum Sitz eines gleichnamigen Amtes machte. Seit 1866 ist der gesamte Westerwald preußisch. 1276 Walminrode, Wermelderoyde, 1313 Walmenroyde, 1465 Walmenrode. Die Erwähnung von 1100 in Wernbolderode, aufgrund derer die Zuordnung zum Personen-Stamm Warin wie in Werin(auch Waremoder Werembold) angenommen werden könnte, muss dem nahen Willmenrod zugewiesen werden. Zu Walmin-, Walmen passt der Personennamen *Walahe(l)m, Genitiv Singular *Walahelmen-. Das Grundwort ist -rod(e). Somit ist der Ortsname als ‘Rodung/Rodungssiedlung des Walaho’ zu deuten.
Walluf=Niederwalluf und Oberwalluf, 1183 Walthaffo.
Walporzheim, (Ahrweiler) 1222 Walpretdesoue. Germanisch Waldaberthe hofum. Zu den Höfen des Waldaberht.
Walstedde, (München) 1000 UUelonstede. Germanisch Welon stadi-, Statte des Welo.
Walsrode Die sich um das 986 gegründete Kanonissenstift (seit Anfang 13. Jahrhundert Benediktinerinnen und bis heute als evangelisch Damenkloster) entwickelnde Marktsiedlung erhielt 1388 Weichbildrecht (Braunschweiger Recht); überregional bekannt ist Walsrode durch den Vogelpark. 986 Wale comitis [...] ad monasterium suum Rode nominatum [Kopie14. Jahrhundert], 1176 Walesrode [Kopie 14. Jahrhundert], 1226 Walsrothe; Walsrode (1438). Der Ortsname beruht zunächst auf dem Simplex-rode. Später wird als Bestimmungswort der Personennamen Wali (Wale) im stark flektierten Genitiv Singular hinzugefügt, um den Gründer und Erbauer des Stiftes zu ehren und den Namen von anderen Rode-Orten zu unterscheiden.
Waltenhofen 1275 Waltenhoven, 1394 Waltenhofer pfarr; Waltenhofen (1451). Grundwort-hofen, Bestimmungswort ist der Personennamen Walto. Gesamtdeutung: ‘Höfe des Walto’. Dieser Name ist in Ortsnamen und mittelalten Nekrologen der Gegend auffallend häufig.
Waltershausen An Wegekreuzung und Altstraße über Thüringer Wald, seit frühem 12. Jahrhundert Burgsiedlung, nahe Kloster Reinhardsbrunn (seit 1085); Stadtanlage Ende 12. Jahrhundert (1209 villicus ‘Stadtvogt’). Im 15. Jahrhundert Wollweberei, 18./19. Jahrhundert Spielzeugproduktion, Puppenstadt (seit 1815); Schloss Tenneberg. 1209 Walterishusin, 1289 in Waltershusen; Waltershausen (1514). Der Ortsname ist gebildet aus dem Personennamen mittelhochdeutsch Walter und Grundwort -husen mit späterer Diphthongierung zu-hausen, also ‘Ort (Häuser) eines Walter’. So Waltershausen, Ortsteil von Saal, Kreis Rhön-Grabfeld, Waltersleben, Ortsteil von Erfurt, mehrfach Waltersdorf in TH.
Waltringhausen, 1031 Waldmanninchuson. Germanisch Waldamanninga husum, zu den Häusern der leute des Waldaman.
Waltrop Kirchdorf im kurfürstlich-kölnischen Vest Recklinghausen, 1428 als „Freiheit“ bezeichnet, 1803 Herzogtum Arenberg, 1811 Großherzogtum Berg, 1813 Preußen, 1902–1979 Kohlebergbau, 1939 Stadt, Schiffshebewerk bei Waltrop-Henrichenburg. 9. Jahrhundert ( ? ) Uualthorpe, um 1150 in Waltthorpe, 1274 Woltthorpe. Das Bestimmungswort -wald, zunächst ‘Büschel’, ‘Laubwerk’, dann auch ‘Hochwald’, ist in dem Namen Waltrop wohl noch ein Wort der Niederwaldwirtschaft (Laubheugewinnung). Grundwort ist das norddeutsch -dorp (hochdeutsch-dorf ), das eine (kleine) Gruppensiedlung bezeichnet, in der heutigen Form des Namens mit Angleichung des Anlauts dan das seinerseits zu -t verhärtete auslautende -d von wald und mit Metathese des -r-: ‘(kleine) Siedlung im (Nieder-)Wald’. So Walldorf, Rhein-Neckar.
Waltrup, (Liesborn) 1000 UUalthorpe. Idem.
Wambach, (Leverkusen) 1144 Waneblach. Germanisch wana-, unzulänglich + baki, Bach.
Wandlitz Eine alte slawische Siedlung; seit Ende der fünfziger Jahre Regierungswohnsitz der DDR; heute Reha-Klinik. 1242 Wandelitz, 1375 Wandelitz, 1441 wandelicz. Slawische/altpolabisch *Va ̨dolica, eine Bildung mit dem Suffix -ica zu va ̨dol ‘Tal, Schlucht’, benannt nach der Lage im Tal oder am gleichnamigen See, 1244 stagnum wandelitz.
-wang. Germanisch Wanga ist im Deutsch nur als belegt als altsächsisch wang, althochdeutsch wang / wangun (Dativ Plural) Maskulinum und mit Wange etym. verwandt (althochdeutsch wanga, mittelhochdeutsch wange), woraus sich die Grund Bedeutung ‘Biegung, Krümmung, Abhang’ ergibt. Für die fast nur in Siedlungsname auf abschüssigem Gelände vorkommende ursprünglich Flurbezeichnus lässt sich so oft die Bedeutung ‘Flur auf geneigtem Gelände’ erschließen. Dieser Bildungstyp ist bis ins 10. Jahrhundert produktiv gewesen und kommt vorwiegend im alemannisch und altbairisch Siedelgebiet bis nach Ostösterreich als Simplex (Wangen im Allgäu, Landkreis Ravensburg,), zuweilen auch mit Umlaut als Wenig, und als Grundwort ( Ellwangen (Jagst), Ostalbkreis,
Wangen im Allgäu Vogtei zunächst bei Udalrichingern, dann 1191 von den Grafen von Pfullendorf an die Hohenstaufen, Verpfändung ans Kloster St. Gallen im 13. Jahrhundert, 1348 Rückkauf der Rechte von Grafen von Montfort und Übergabe an das Reich, 1802 an das Kurfürstentum Bayern, 1810 an Württemberg. Badstube, Eselmühle, Frauentor, Herrenstraße. 815 Wangun, 1217 Wanga, 1267 Wangen; Wangen im Allgäu (1936). Dem Namen liegt althochdeutsch wang ‘Feld’ zu Grunde, seit 1936 mit der differenzierenden Lageangabe im Allgäu. So Wangen, Arrondissement Molsheim, Département Bas-Rhin (Elsass).
Wangerland 787 ac Wanga, 1143 [Original] de Wanga, 1432 [Original] unde Wangen, 1461 (Kopie16. Jahrhundert) Wangerlant. Der Ortsname geht auf den Namen des mittelalter Gaues Wanga zurück, was der heutigen Bezeichnung Wangerland der Marschgegend um Hohenkirchen entspricht. Der Gau Name basiert auf norddeutsch wang, wank ‘waldlose Hügellehne, offenes Weideland’ zu altsächsisch wang ‘Aue’, vgl. altenglisch vang, vong, engl. dialektal wang, wong ‘ebene Wiese, Feld’. Der Ortsname geht entweder auf eine Form *wang-ga(wi) ‘Wanggau’ zurück oder steht im Dativ (Lokativisch) wanga ‘in der Wiese’ beziehungsweise im Nom. Plur. ‘die Wiesen’. So Wangerooge, Landkreis Friesland; Wangen im Allgäu, Landkreis Ravensburg, sowie weitere gleichnamige Orte.
Wanne-Eickel, mitten 1200 Wande. Siehe Wahn.
Wanzleben-Börde sehenswert ist die Burg Wanzleben mit dem Bergfried aus dem 10. Jahrhundert an der Straße der Romanik. 893 Uuanzleua, 956 Uuanzleua [Original], 1012–18 Wonclava, 1324 Wantsleve. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem Grundwort -leben und einem Personennamen *Want oder *Wanzo (zu althochdeutsch wanto ̄n ‘wenden, wandern’ oder zu germanisch *want‘Handschuh’). So Wandersleben, Landkreis Gotha (9. Jahrhundert Wantesleibo), Wansleben, Landkreis Mansfeld-Südharz (9. Jahrhundert Uuenzesleba).
Warbeyen, 1122 Werbede.
Warburg Erste Siedlungsspuren des jüngeren Neolithikums im W der heutigen Stadt, im 11. Jahrhundert Siedlung am Fuß der um 1000 erbauten Burg Wartberg, mittelalter Handelsund Gewerbezentrum des Bistums Paderborn durch günstige Verkehrslage an der sog. Frankfurter Straße (Tuchproduktion, Getreidehandel, Schmiedehandwerk), seit circa 1280 Handel in den Ostseeraum, seit 1364 als Hansestadt genannt, seit 17. Jahrhundert Mittelpunkt jüdischen Lebens im Bistum Paderborn. 1015–1036 in Uuardbergi, 1036 (Kopieum 1160) Vuartberch, 1036 (Kopieum 1160) Wardburg, 1186 Wartberg, 1191 Warthberch, 1260 Wartborg, 1436 der stede Warberg nige unde ould, Wartberg, Warburger Magistrat; Warburg (15. Jahrhundert). Bildung mit dem Grundwort-berg, Bestimmungswort zu altsächsisch uuarda ‘Posten, Wache; Warte, Anhöhe; Wachtturm’, mittelniederdeutsch warde ‘Wartturm’, althochdeutsch warta ‘Warte, Ausguck, Spähplatz’. Seit dem 13. Jahrhundert Wechsel des Grundworts > -borg,-burg. So Burgname Wartburg, bei Eisenach.
Warden, (Höngen) 1223 Werde. Germanisch wardjo-, Nebenform zu wardo-, Warte?
Wardenburg Um die Mitte des 13. Jahrhundert wurde von oldenburgischen Ministerialen eine Burg in Wardenburg errichtet, die 1342 vom Bischof von Münster zerstört wurde; eine um 1250 erbaute Marienkapelle wurde zu einer bedeutenden Wallfahrtsstätte der Region. 1218 Wardenberge [Kopie 14. Jahrhundert], 1268 Wardenborg [Kopie16. Jahrhundert], 1275 Wardenberge [Kopie 14. Jahrhundert]. Bildung mit dem Grundwort -berg, das nach Errichtung einer Burg durch das Grundwort -burg ersetzt wurde. Das Bestimmungswort enthält vermutlich nicht den schwach flektierenden Kosename Wardo, sondern das flektierte Appellativum altsächsisch warda, mittelniederdeutsch warde ‘Warte, Spähplatz’.
Wardhausen, 775-84 Breckera Wetrida (lies; Breonera Warida) germanisch waripa-, Flussinsel + husum. Zu husa Haus.
Wardt, 2 Hälfte 1100. Germanisch waripa-, Flussinsel. Liegt auf einer ehemaligen Rheininsel.
Waren (Müritz) 1218 Warne terrae (Flurname), 1230 kerke to Warne, 1278 Warne, 1315 Warenn; Waren (1333). Der Ortsname ist vermutlich ein alter Flurname, der mit dem altpolabischen Appellativum *varna ‘Krähe’ mit der Pluralendung -y gebildet wurde. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich somit als ‘Ort mit vielen Krähen’ rekonstruieren. Nicht auszuschließen ist auch eine Ableitung von altpolabisch *Varin(a) ‘Stelle mit heißem, siedendem Wasser, Quelle’, vgl. *variti ‘kochen’, tschech. vaˇrit, russ. varit’ ‘kochen’. Somit ergibt sich ‘Ort mit siedendem, hier wallendem Wasser’. So Wendisch Waren, Landkreis Parchim; Neukloster-Warin, Landkreis Nordwestmecklenburg.
Warendorf 11. Jahrhundert van Warantharpa, 1139 Warendorpe. Bildung mit dem Grundwort-dorp (heute in hochdeutsch Form-dorf), das seine appellativische Grundlage in altsächsisch thorp, mittelniederdeutsch dorp hat. Gemeint ist eine Siedlung uneindeutiger Größe und Organisation, die mit Neuhochdeutsch ‘Dorf ’, insbesondere mit der heute unter ‘Dorf’ verstandenen Struktur, nicht exakt wiedergegeben wird. Die zuerst belegte Form -tharpa ist eine Form im Dativ Singular Als Bestimmungswort kommen verschiedene Appellative in Betracht, die auf dem germanischen Stamm *wer-, abtönend *war‘ Zaun, Flechtwerk, Wehr’ beruhen und auf eine Umzäunung oder Einhegung verweisen. Appellativischen Anschluss bietet zum Beispiel altsächsisch wara ‘Schutz, Obhut; Aufmerksamkeit’ und eine Deutung als befestigte Siedlung. Auf derselben etymologischen Grundlage beruht auch die Deutung von wara im Sinne von ‘gehegter Wald’ zu einem fränkisch-mittellateinisch Appellativum warenna. Darüber hinaus bietet die Deutung auf der Grundlage von wara ‘Fischwehr, Fischzaun’ eine Anbindung an die Emsfischerei an der bei Warendorf gelegenen Emsfurt. Dieser appellativische Anschluss erscheint am überzeugendsten. Das Bestimmungswort erscheint als im Genitiv Plural flektierte Form, so dass Waranthorpa als Zusammenrückung eines nicht überlieferten Syntagmas z.B. *van warono tharpa, *van warana tharpa ‘von der Siedlung bei den Fischzäunen’ zu erschließen ist.
Warsberg, 1211 Warnsberk. Germanisch Warinas berga-, Berg des Warin.
Warstein Zwischen 1275 und circa 1290 vom Kölner Erzbischof bei einer Befestigung auf dem späteren Stadtberg n von Altenwarstein gegründet. Zu 1072 (12. Jahrhundert) Warsten, 12. Jahrhundert Warsten, 1214 Warsten. Bildung mit dem Grundwort -stein. Ein Zusammenhang, mit dem die Stadt durchfließenden Bach Wäster ist ebenso wenig zu erweisen wie eine hypothetische Umdeutung des Grundwort aus einer Suffixbildung. Im Bestimmungswort liegt wahrscheinlich germanisch *war‘ Zaun, Flechtwerk, Wehr’ (in altsächsisch wara ‘Schutz, Obhut; gehegter Wald; Fischwehr’, altsächsisch ward ‘Hüter, Wächter’, altsächsisch waron ‘schützen’) vor. Benennungsmotiv war also eine Einfriedung und die Lage bei oder auf einem Felsen, was topographisch möglich ist. Wegen der Analogie zu anderen Burgennamen auf -stein konnte der Name auf die spätere erzbischöfliche Befestigungsanlage übergehen. So Warendorf, Kreis Warendorf.
Wartenberg (Oberbayern) Im 12. Jahrhundert Burgbau durch die Wittelsbacher, 1329 Bestätigung der Marktprivilegien. Circa 1116/17 Wartenberc, circa 1130 Wartinperc, circa 1140 (Kopie des 15. Jahrhundert) Wartenberg, 1196 Wartenberg ... Wartenberg. Ursprünglich Burgname. Grundwort ist mittelhochdeutsch bërc,-berg, ‘Berg’; als Bestimmungswort kommt der Personennamen Warto, eher aber mittelhochdeutsch warte ‘Aufseher’, warte ‘Platz oder Gebäude, von dem aus gespäht wird’ oder (am ehesten) eine Partizipform von warten ‘acht haben, spähen, schauen’ infrage. So Wartenberg, Vogelsbergkreis.
Warth, (Overath) 1071 Werde, siehe Warden.
Warthausen, 1157 Warthusen. Romanisch von germanisch wasu, vase.
Wassenach, 1139 in Waszenaco, 1147 de Wazenacho.
Wassenberg 1085 erstmals erwähnt. Seit 1273 und (wiedererteilt) 1973 Stadtrecht. Burgensiedlung. Bedeutende Dachziegelproduktion und Tuchweberei noch bis in das 20. Jahrhundert 1085 Guassenberge [Kopie 12. Jahrhundert], 1101 UUassenberch; Wassenberg (1118). Das Grundwort-berg nach der Lage auf dem ö der Rur ansteigenden Steilhang, wobei-berg durchaus auch ursprünglich -burg gewesen sein kann. Der Erstbeleg zeigt anlautend noch die romanisch beeinflusste Substitution des germanisch Wdurch Gu-. Wohl kaum zu mittelhochdeutsch wahs ‘scharf’, ‘spitz’ mit langem Stammvokal. Eher dürfte einem Personennamen in flektierter Form (Genitiv) als Bestimmungswort in Frage kommen. Eine sichere Zuordnung bleibt jedoch schwierig. Es könnte einem Personennamen zum Primärstamm *Wasudie Grundlage sein. Hierzu ist eine Übergangsform mit Dentalentwicklung *Wadsoanzusetzen, wie dieser wohl in dem Ortsname Wassegen (belgische Provinz Oost-Vlanderen) vorliegt. In Frage kommt auch der Personenname-Stamm *Waz-, aus dem sich Vollnamen wie Wasso, Wassilo und WesSiedlungsname entwickelten. So Wassenach, Landkreis Ahrweiler.
Wasserburg am Inn Im 11./12. Jahrhundert Burgbau durch die Grafen von Wasserburg, seit 1201 Marktrecht, 1248 Besitz der Wittelsbacher. 1085–1088 (Kopiedes 12. Jahrhundert) nobilis homo de Wazzerburch, 1087 (Kopiedes 15. Jahrhundert) castrum Wasserburg, 1091–1098 Wazirpurch, 1137 (Kopievon 1150) castrum Wazzerburc ... Hohenowe, Capella in Wazzerburch ... Wazzirburc, circa 1151 Wazzarburch, 1157 (F. des 12. Jahrhundert) Hohenowe, 1205 Hohenowe, 1238 in prefata ciuitate dicta Wasserburgk, 1239 (Kopievon 1505) in ciuitate scilicet Hohenow, 1255 Hohenawe seu Wazzerburg, 1310 Wazzerburch purch und stat, 1527 Wasserburg, 1888 Wasserburg a./ Inn, 1928 Wasserburg a. Inn. Als Latinisierung mittels lateinisch aqua ‘Wasser’ findet sich 1512 ad Oenum anmem ... Aqueburgum. Die Identifizierung wie im Beleg von 1255 begegnet auch in einer Landesbeschreibung von 1589: ad Oenum ... urbs Wasserb(urg) sita, tamquam in peninsula, olim Newen Hochnaw dicta ‘am Inn ... die Stadt Wasserburg gelegen, gleichsam auf einer Halbinsel, einst „Newen Hochnaw“ genannt’. Der Name wurde bereits im Jahr 1721 gedeutet: Wasserburg ... ligt gantz am Yhnstromb ... den jetzigen Namen aber hat sie glaublich von dem vorbey fliessenden Wasser vnd der allhiesigen Burg. Grundwort des ursprünglich Burgnamens ist nämlich althochdeutsch -burg, purch,purc, burc ‘Burg, Stadt, befestigter Ort, mit Mauern umgebene Ansiedlung’, Bestimmungswort wazzar, wazzer ‘Wasser, Gewässer’. Grundwort des früheren Namens der Zivilsiedlung ist mittelhochdeutsch owe, ouwe,-au, ‘von Wasser umflossenes Land’, Bestimmungswort das Adjektivisch hôch ‘hoch, in der Höhe’; letzteres bezieht sich wohl auf die relative Höhe gegenüber Au a. Inn. Lokalisierung und adjektivischer Zusatz im Beleg von 1589 dienen zur Unterscheidung vom Klosternamen Altenhohenau. So Wasserburg (Bodensee), Landkreis Lindau.
Wasserliesch, 1098 Luuesche. Siehe Liersberg.
Wasungen Amt Sand. Wasungen ist eine altthüringische Siedlung; Mitte 12. Jahrhundert Herrenburg mit Burgflecken (1190 castrum cum burgo); im 13. Jahrhundert Stadt (1301 oppidum), 1308 Stadtrecht; seit 1524 nachweisbar Wasunger Karneval; Agrargebiet mit Kleinindustrie; seit 1995 Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Wasungen-Amt Sand (Ad 874) 12. Jahrhundert (villa) Uuasunga, 1184 Poppo de Wasinge, 1199 Poppo de Waisungen, 1289 in Wasungin. Amt Sand schließt an den Namen für das Gerichtsamt der vorderen Rhöndörfer vom 16. bis 19. Jahrhundert an. Der Ortsname ist gebildet mit althochdeutsch altsächsisch waso ‘Rasen, feuchte Rasenfläche, Niederungs und Flusswiese’, vgl. mittelniederdeutsch wasem ‘Dunst, Wasserdampf’, mittelniederdeutsch wase ‘feuchter Erdgrund, Schlamm, Rasen’, und mit dem in TH häufigen Suffix -ungen, also ‘Ort der Leute auf feuchtem Rasenboden beziehungsweise in Flussaue’. Sand für das Amt bezieht sich auf die sandigen Böden in der Gegenord. So Ortsname mit Wasen sowie regional hochdeutsch Wasen-, Wasemin Flurname, z.B. in Hessen; † Hodelsdorf auf dem Sande, ö Vorstadt von Jena.
Wathlingen Im ländlich geprägten Wathlingen seit dem späten Mittelalter mehrere Rittergüter beheimatet. 1022 Waditlagun. Hälfte 12. Jahrhundert], 1222 Watlege, um 1368 Watleghen; Watlinghen (1428–38). Bildung mit dem Grundwort-lage, das nach Abschwächung des Stammvokals im 15. Jahrhundert den in NI verbreiteten -(l)ingen-Namen angepasst wird. Das Bestimmungswort wird trotz des abweichenden ältesten Belegs, der einer Fälschung entstammt, wohl mit germanisch *waa‘ Furt’, mittelniederdeutsch wat ‘seichte Stelle’ zu verbinden sein.
Waterövel, (Hagen) mitten 1200 Waterhufile. Germanisch watar-, Wasser + hubila, Hügel.
Watern, (Wegberg) 966 Wazzerlar. Germanisch watar-, Wasser + hlaeri, waldiges Sumpfland.
Wattenscheid, (Arn) 1000 UUattanscethe. Germanisch Watton skaipjo-, Wasserscheide des Watto.
Websweiler, (Jagersburg) 1152 Wopenswilre.
Weckendorf, (Herbern) mitten 1200 Wikincthorpa. Germanisch Wikingo porpa-, Siedlung der Leute des Wiko.
Weddern, (Dülmen) 1000 UUidrothon. Germanisch wipwo-, Bandweide + ropum zu ropa, Rodung.
Wedel Seit 1993 lautet der offizielle Stadtname wieder Wedel, nachdem 30 Jahre der Zusatz Holstein geführt wurde. 1212 de Wedele [Original]; in villis ... Wedele (1302). Wedel ist zu verstehen als Ableitung vom germanisch waDa beziehungsweise mittelniederdeutsch wat ‘Furt’, dem ein l-Suffix angehängt ist. Eine Furt ist eine Untiefe in einem Gewässerlauf, an der diese daher schiffbar gemacht werden kann. Im Mittelalter waren solche Standorte zur Ansiedlung prädestiniert.
Wedemark Wedemark ist ursprünglich Landschaftsname. Um 1226 Withe [Original], 1285 Wede; Wedemark (1431). Der Ortsname beruht auf dem Simplex mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’. Im 15. Jahrhundert tritt als sekundäres Grundwort mittelniederdeutsch marke ‘Grenze; Landgebiet, Gemarkung’ hinzu. Ursprüngliches -i des Bestimmungswort wird durch Zerdehnung zu -e-
Weener Hauptort des linksemsischen Reiderlandes; die um 1000 nachzuweisende Kirche wurde im 13. Jahrhundert Sitz einer münsterschen Propstei; der wichtige Handelsort erhielt 1508 Marktgerechtigkeit und 1929 Stadtrechte. 10. Jahrhundert Uuianheri [Original], 10. Jahrhundert Uuenari, 1409 Wyanere; Wener (1456). Bildung mit einem auf germanisch *herw-, *heru‘ scharf’ (vgl. mittelniederdeutsch ha ̄ren ‘schärfen’) zurückgehenden Appellativum als Grundwort, das in Namen auch die Bedeutung ‘Anhöhe’ hat. Das Bestimmungswort ist vermutlich auf die indogermanische Wurzel *uei‘ drehen, biegen’ zurückzuführen, die mit -n-Erweiterung in altenglisch wining ‘Binde’ und anderen Erweiterungen im Germanisch gut bezeugt ist.
Weeze 11./12. Jahrhundert de Wise, 1269 in/de Wese, 1367 van Weze [Original]. Der zweite Konsonant ist, wie die älteren Belege zeigen, ursprünglich ein s. Die z-Schreibung beruht auf der niederländisch Schreibweise für sth. s, hat aber zu der heute standardsprachlichen Aussprache mit [ts] geführt. Mundartlich ist sth. s bewahrt: [ve:z]. Grundlage des Ortsnamens ist vielleicht ein Gewässername, in dem die Basis indogermanisch * u-eis-/*u-is‘ fließen’ auftritt, die in zahlreichen voreinzelsprachlichen Flussnamen erscheint (Krahe). Eine Herleitung aus dem (nur im Deutschen vorkommenden) Wort für Wiese ist allerdings nicht völlig auszuschließen, da das Feminin w ̄ese im Ostmittelniederländisch neben der sonst üblichen, etymologisch zugehörigen k-Ableitung mittelniederländisch wisch, w ̄ısche belegt ist, so im kleverländischen Teuthonista, einem Wörterbuch des 15. Jahrhundert Die althochdeutsch wisa ‘Wiese’ gestellten Namen werden zum Teil ebenfalls dem Gewässerwort zuzuordnen sein.
Wefelen, (Bardenberg) 1191 Wiuelheim. Germanisch wibila-, Wiebel, Käfer + haima, Wohnung.
Wefensleben, 1 Hälfte 1100 in UUifilasluuu, mitten 1200 Wiuleslove,
Wegberg Erste gesicherte Erwähnung 1168/83. Grenzort zwischen den Herzogtümern Geldern und Jülich. Zusammenschluss mit der Gemeinde Beek. Seit 1973 Stadt. Historische Autorennstrecke Grenzlandring. Flachsmuseum. 1168/83 de Berche [Kopie15. Jahrhundert], 1361 Berke, 1428 Weckberck; Wegberg (1806). Die frühen Nachweise zeigen nur das Ortsname-Simplex. Die Urzelle der Siedlung wie auch die alte Pfarrkirche liegen auf einer deutlichen Bodenerhebung, einem Berg. Die auf -e auslautenden Formen geben zu der Vermutung Anlass, dass hier eine der im Rheinland häufigen Abschwächungen des Grundwort-heim vorliegt; (*Bergheim > Berge, Berche). Infolge dieser Entwicklung gelangte Auslaut-g an das Silbenende und verhärtete zu -k. Das sekundäre Bestimmungswort wurde erst ab dem 15. Jahrhundert obligatorisch. Es wurde nach der bedeutenden, schon römerzeitlichen Wegeverbindung gewählt. Diese führte von Neuß über Beeck und Wegberg nach Vlodrop an der Maas. So Zum Grundwort -berg < -berk vgl. Berk.
Weghaus, (Gladbeck) mitten 1200 Wechuson. Germanisch wega-, weg + husum, zu husa Haus.
Wehingen, 1030 Wegingen, 1100 Waehinga. Germanisch Wahingum oder Wagingum, bei den Leuten des Waho oder Wago.
Wehl, (Neukirchen bei Grevenbroich) 817 UUeldi.
Wehlen, (Trier) 1121 Welena.
Wehofen, (Walsum) 974-83 Widohoiuue.
Germanisch wipwo-, Bandweide, + hawi-, Schlagholz.
Wehr (Baden) Stadt im Landkreis Waldshut, circa 22 km ö von Lörrach an der Wehra zwischen südlichem Schwarzwald und Dinkelberg, Reg.-Bez. Freiburg. Erstes Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands im Ortsteil Öflingen, Burgruinen Steinegg und Werrach. Altes und Neues Schloss Wehr. Seit 1950 Stadt. 1092, 1112, 1114 de Werra. Für den ursprünglich, einstämmigen Gewässername (1256 Werra) ist voralthochdeutsch *Warja (> alemannisch *Warrja) anzusetzen, dass die indogermanisch Wz. *u-or-, ablautend zu *u-er‘ Wasser’ enthält. Nach erfolgtem Primärumlaut hießen Gewässer und Siedlung im Althochdeutsch Werra. Im Siedlungsname wurde inlautendes -e gedehnt, auslautendes -a wurde zu -e abgeschwächt und schließlich apokopiert. Im Gewässername Wehra hat sich auslautendes -a erhalten. So Gewässername Vaire (Veyre) in Frankreich und Var ̇e in Litauen.
Wehr (Eifel) 1196 Were.
Wehr, (Aa) 1144 Were. Germanisch warja-, Fischwehr.
Wehr, (Eifel) 1196 Were.
Wehrheim Der heute Ort (mit Siedlungsspuren aus der Bronze und Eisenzeit) dürfte eine fränkische Gründung spätestens des 7./ 8. Jahrhundert sein. Ersterwähnung 1046: Heinrich III schenkte das Königsgut Wirena, vermutlich altes Reichsgut (! ), seiner Gemahlin. Im Hochmittelalter im Besitz der Grafen von Diez (Stadtrechte 1372), seit dem 16. Jahrhundert unter Zweiherrschaft von Kurtrier und Nassau-Dillenburg, 1803/06 zum Herzogtum Nassau, 1866 zu Preußen, 1945 zu Hessen, 1972 Zusammenschluss mit 3 weiteren Gemeinte zur Groß Gemeinte 1046 Wirena, 1216 de Wirhene, 1220 de Wirene, 1339 Weren, 1339 Werheim, 1353 Werhen [sämtlich Or]. Basiert wohl auf der indogermanischen Wurzel *uer-, beziehungsweise ablautend *-uor‘ Wasser, Regen, Fluss’ (u.a. in altindisch *va ̄r ‘Wasser’), von der viele alteuropäisch Flussname abgeleitet sind, v.a. – wie hier – mit Hilfe des alteuropäisch Suffixes -(i)na, das v.a. zur Bez. der Zugehörigkeit (z.B. Nebenfluss zu Hauptfluss) dienen kann. Dem hier zum Ortsname gewordenen Flussname scheint wegen des -i der frühen Belege *uer zugrunde zuliegen: *-e wurde durch das ursprünglich (später zu ə abgeschwächte) -ider Folgesilbe zu germanisch / althochdeutsch -i angehoben. Dieses wurde dann durch die westmitteldeutsche Senkung (seit dem 12. Jahrhundert) wieder zu -e-, das bald die (erst frühneuhochdeutsch durch -h bezeichnete) Dehnung erfuhr. Die tonschwachen Silben -(h)en(e) (in denen -ə syn beziehungsweise apokopiert werden konnte), wurden dann wohl fälschlich als mundartlich verkürztes -heim (wie es oft vorkam) interpretiert, wodurch ein „unechter -heim-Name“ entstand. So Wern, Nebenfluss des Mains (823 Werine); Werne, Kreis Unna (834 Werina), Varenne, Nebenfluss der Mayenne, F; Varenna, w Genua.
Wehringhausen, (Hagen) mitten 1200 Waridingo husum, zu den Häusern der Leute des Warid.
Weida Wohl zuerst slawische Dorf, d. Burg etwa Mitte 11. Jahrhundert (17. Jahrhundert Osterburg) mit Burgflecken; nach 1160 Altstadtgründung (1209 civitas); an Flussübergang Neustadt um 1250 (1267 nova et antiqua civitas); zwei Klöster seit 13. Jahrhundert; Töpferei. 1122 de Withaa, (ad 1080) um 1150 territorium urbis Wida, 1209 Wida, 1342 Wyda; Weida (ab Ende 15. Jahrhundert). Ort nach dem Bach benannt: Bisher erklärt als *W ̄ı daha, gebildet mit althochdeutsch w ̄ı da, mittelhochdeutsch w ̄ı de ‘Weide’ (Baum) und Grundwort -aha ( -ach1) ‘fließendes Wasser’, also ‘Weidenbach’. Die sonst mit der Baumbezeichnung gebildeter Ortsname zeigen allerdings die Form Weiden-. Daher kann vielleicht auch ein älterer und nicht mehr erkennbarer slawische Gewässername vorangegangen sein, der eventuell an althochdeutsch witu ‘Holz, Wald’ oder altsächsisch hw ̄ıt, mittelniederdeutsch wit ‘weiß, hell’ angeglichen wurde, also somit zunächst aufgefasst wurde als ‘Waldbach’ oder ‘helles Wasser’ (vgl. die zahlreichen Ortsname Weißbach). Bereits im 12. Jahrhundert muss dann aber mittelhochdeutsch w ̄ıde ‘Weide’ eingedeutet worden sein. Das Grundwort wurde schon im 10. Jahrhundert verkürzt und erscheint als grafisch a und aa, das lange i wurde im 14. Jahrhundert diphthongiert zu ei, im 15. Jahrhundert auch geschrieben. So Weiden i.d. OPf., 1269 Widen; Wieda, Landkreis Osterode, NI, 1248 Wida; ferner zahlreiche Ortsname Weidach; Gewässername Wieda, NI, 1249 aqua Wida.
Weiden (Herrstein) Kreisfreie Stadt, circa 60 km sö von Bayreuth und circa 40 km nö von Amberg an der Waldnaab, Reg.-Bez. Oberpfalz. Planmäßige Stadtanlage (wohl in spätstaufischer Zeit) am Naabübergang einer Altstraße von Nürnberg nach Böhmen, 1269 als castrum und um 1300 erstmals als Stadt erwähnt, ab 1360 zur böhm. Krone gehörig, 1406 an Wittelsbacher verpfändet, 1421–1714 Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden der Markgraf von Brandenburg und der Pfalzgrafen, Oberzentrum, Glasund Porzellanindustrie, Fachhochschule. 1241 Kopie1772 Weiden, 1269 Widen [Original], um 1300 KopieAnfangs 14. Jahrhundert deu Weide ... der Weiden; datz der Weiden in der stat [Original] (1301–07). Dem Siedlungsname liegt die Dativ-Singular-Form des Appellativums mittelhochdeutsch w ̄ıde ‘Weide’ zugrunde. Auszugehen ist von der Stellenbezeichnung mittelhochdeutsch *ze dër(e) w ̄ıden ‘zu/bei der Weide’ mit Präposition und Artikel. Vereinzelt erscheint daneben mit deu Weide die Form des Nominativ Singular Benennungsmotiv war offenbar ein einzelner, auffälliger Weidenbaum. In mittelhochdeutsch sich der Langvokal ̄ı zum Diphthong ei. Der Zusatz i.d.OPf. (= in der Oberpfalz) dient der Unterscheidung von weiteren Orten gleichen Namens. So Weiden im Landkreis Lichtenfels, Reg.-Bez. Oberfranken.
Weidenbach (Eifel) (Trier) 1016 Witenbuoch.
Weidenbach (Mittelfranken) (Mülheim) +1220 Widenbruch. Germanisch widon, zu wida,-, breit + broka-, Sumpfland.
Weidenberg Wohl hochmittelalterliche Gründung an der Altstraße Forchheim–Eger im Obermainischen Hügelland an der Steinach am Fuß des Fichtelgebirges, seit 1223 Sitz eines Ministerialengeschlechts der Andechs-Meranier, 1339 halbe Veste Weidenberg Lehen des Burggrafen von Nürnberg, 1398 Markt, 1412 ganze Veste samt Markt burggräfliches Lehen, 1415 von Künßberg Erben der von Weidenberg, seit 1446 Verkauf des Marktes an die Künßberger, Ortsherren bis 1661, seit 1591 markgräflich-bayreuthisches Amt mit zwei Rittergütern, 1792 an Preußen, 1806 unter Napoleon, 1810 an Bayern. 1153 (Kopie 17. Jahrhundert) Widenberg, 1241 Widenberch [Original], 1320 Weidenberch [Original]; Weidenberg (1412). Im Ortsnamen verbindet sich das Grundwort-berg mit mittelhochdeutsch w ̄ıde ‘Weide, Weidenbaum’ im Genitiv Plural oder dem Adjectivisch w ̄ı d ̄ı n ‘von Weiden, mit Weiden bestanden’. Das wusste man schon im Jahr 1692: Weidenberg hat einen lustigen mit Popelweiden gezirten Berg. So Weiden i. d. OPf.; Weidenbach, Landkreis Ansbach.
Weidenhahn, ende 1200 Weidenhagen. Germanisch waipjon-, Weide + hagan-, Waldchen.
Weierhof, (Bolanden) 823 UUillare. 1222 Wilre. Germanisch wilaria von romanisch villara. Gehoft.
Weikersheim Frühe Schenkungen an Kloster Fulda, um 1100 überlässt Wipertus von Weikersheim Güter an das Kloster Comburg, 1345 als Lehen der Fürstabtei Fulda, um 1385 an Mergentheimer Juden versetzt, Pfandherr 1397–1147 Konrad von Weinsberg, 1806 an Württemberg. Weinbau. Schloss Weikersheim, St. Georg, „Gänsturm“. 835 (?) (Kopie12. Jahrhundert) Uuighartesheim; 9. Jahrhundert Wichartesheim (Kopie 12. Jahrhundert). Es handelt sich um eine Zusammensetzung, gebildet mit dem Grundwort -heim und als Bestimmungswort der Personennamen W ̄ıghart, mit Neuhochdeutsch Diphthongierung von ̄ı zu ei. Der Ortsname bedeutet ‘Siedlung des W ̄ıghart’.
-weil / -wil. Das auf lateinisch villa ‘Landhaus/-gut, Vorwerk’ zurückgehende Wort ist vor villare ( -weiler) als Namenwort entlehnt worden und kommt in Ortsname als Simplex und in Zusammensetzung vor. Diese Namen sind nicht immer eindeutig von den -weiler-Namen zu trennen, da diese entsprechend verkürzt sein können und bereits in der urkundlich Überlieferung Wechsel beider Typen vorkommt ( -weiler).
Weil am Rhein 786 Schenkung an Kloster St. Gallen, 1344 Besitz der Klöster St. Blasien und Weitenau, 1503 an Baden. Ehemalig Eisenbahnerstadt, Design-Museum mit umfangreicher Stuhlsammlung, Weinbau. Dreiländerbrücke, „Stapflehuus“, Kandertalbahn. Seit 1972 Große Kreisstadt. 786 in Willa [Original], 1229 Wile [Original], 1246 Wile [Original], 1571 Wiel [Original], 1574 Weyll [Original]; Weil am Rhein (1929). Dem Siedlungsname liegt altesv ̄ılla zugrunde. Lateinisc hv ̄ılla wurde als Lehnwort w ̄ıla ins Althochdeutsch übernommen und bezeichnete zunächst das Gebäude eines Gutshofs, später wohl als Flurname auch das Gelände des ehemaligen Gutshofes. Bei der Diphthongierung (W ̄ıl > Weil) handelt es sich um eine rein schreibsprachliche Erscheinung. Die Mundart weist bis heute undiphthongierten Langvokal [i:] auf. Siedlungskontinuität muss wegen der wohl frühen, römisch Gründung und möglicher zwischenzeitlicher Wüstwerdung nicht vorausgesetzt werden. Der Namenszusatz am Rhein trat erst später hinzu, um den Ort von anderen Siedlungen namens Weil unterscheiden zu können. So (Grenzach-)Wyhlen, Landkreis Lörrach; Gurtweil, Ortsteil von Waldshut-Tiengen, Landkreis Waldshut, Weil der Stadt, Weil im Schönbuch, beide im Landkreis Böblingen, Weilimdorf, Ortsteil von Stuttgart.
Weikersheim, (Württemberg) 1183 Uvichardesheym. Germanisch Wigahardes haim. Wohnung des Wigahard. (wiga-, Kampf + hardu kühn)
Weilburg, 914 VVilinaburg.
Weil der Stadt Um 1160 von Graf Adalbert von Calw und Bertold von Stauffenberg an Kloster Hirsau, 1132 an die Welfen, wohl 1191 an die Staufer, 1376/78 Verpfändung an Württemberg, im 14. Jahrhundert unter pfälzischem, seit Mitte 15. Jahrhundert unter württembergischem Schutz, 1802 an Württemberg. Judentor, Spital, Storchenturm, Augustinerkloster. 1080–91 (F. zu 1075) ad Wile, um 1075 (Kopie12., 16. Jahrhundert) in Wile, 1334 in Wil zu ̊ der Stadt; Weil der Stadt (1852). Der Name Wile, später, mit Neuhochdeutsch Diphthongierung und Schwund der unbetonten Endsilbe Weil, bedeutet ‘Siedlung bei den Überresten eines römischen Gutshofes’. Er geht auf lateinisch v ̄ılla ‘Hof, Landgut’ zurück und war zunächst zum Flurname für das Gelände des ehemaligen Gutshofes geworden. Daher ist der Ortsname kein Zeugnis für Siedlungskontinuität seit der Römerzeit. Der Namenzusatz der Stadt verweist auf das Stadtrecht und dient der Unterscheidung von Weil am Rhein, Weilimdorf und Weil im Schönbuch. So Weil am Rhein, Landkreis Lörrach, Weil im Schönbuch, Landkreis Böblingen, Weilimdorf, Ortsteil von Stuttgart.
Weil im Schönbuch. Gemeinte im Landkreis Böblingen, 9965 Einwohner, circa 8 km ssö Böblingen, Reg.-Bez. Stuttgart. 1188 zur Hälfte, zwischen 1287 und 1295 vollends an Kloster Bebenhausen, 1286/7 Zerstörung durch Württemberger und Badener, durch die Reformation an Württemberg. Naturpark Schönbuch, St. Martinskirche. Um 1188 Wile [Original], 1262 Wile sitam prope Holzgeringen [Original], 1286 (Kopie16. Jahrhundert) Wile in Scanbuch, 1398 Weil im Schonbach [Original]; Weil im Schönbuch (1850). Der Name Wile, später, mit Neuhochdeutsch Diphthongierung und Schwund der unbetonten Endsilbe, Weil, bedeutet ‘Siedlung bei den Überresten eines römischen Gutshofes’ und geht auf lateinisch v ̄ılla ‘Hof, Landgut’ zurück. Dem Waldnamen Schönbuch als Lageangabe liegt althochdeutsch *skeginbuoch zu Grunde, ein Kompositum mit dem Grundwort althochdeutsch buoch ‘Buchenwald, Waldung’ und einem Bestimmungswort, das vorliegt in altnordisch skegi ‘Landzunge’, althochdeutsch in der Variante scahho ‘Landzunge, Bergvorsprung, Vorgebirge’. Die heutige Namenschreibung beruht auf volksetymologischer Umdeutung in Anlehnung an schön. So Weil der Stadt, Landkreis Lörrach, Weilimdorf, Ortsteil von Stuttgart.
Weilburg. Stadt im Landkreis Limburg-Weilburg, 13 378 Einwohner, an der mittleren Lahn zwischen Taunus und Westerwald; die Lahn beschreibt hier eine charakteristische Mäanderschleife; der Bogen umschließt einen schmalen Bergsporn, der die ummauerte Altstadt mit dem Schloss trägt, Reg.-Bez. Gießen. Luftkurort; Burg auf dem Felsen im 10. Jahrhundert erbaut; König Konrad I. gründete um 912 das Walpurgisstift, an das sich die Ortschaft anlehnte. Im 10. Jahrhundert hatten die Bischöfe von Worms das Reichslehen inne. 1295 erhob König Adolf von Nassau den Burgflecken zur Stadt. Erweiterungen der Burganlage (12. bis 14. Jahrhundert), Schlossausbau (16. bis 18. Jahrhundert); ab 1697 planmäßiger Ausbau der Stadt zur barocken Kleinresidenz durch J. L. Rothweil. Die Stadt war bis ins 19. Jahrhundert der Mittelpunkt einer alten Eisenindustrie. Museum Schloss Weilburg. 906 Wilineburch, 906 Wileneburch, 912 (Kopie Mitte des 12. Jahrhundert) Wilinaburg, 1062 Wilenburg, 1127 Wileburg, 1226 Wilburg, Wilburc, 1249 de Vilberg, 1284 Wileborg; Weilburg (1410, Aufzeichnung um 1600). Kompositummit dem Grundwort -burg ‘Burg, Stadt’; seltener mit dem Grundwort -berg ‘Berg’. Das Bestimmungswort enthält der Flussname, Weil, links Nebenfluss der Lahn (821 Huuilinu, 849 (F.) Wilena, 1213 Wilna, 1265 Wilne, 1276 Wile, 1507 Weiln). Derivation mit dem Suffix -ina. Die -n-Ableitung sind im ganzen europäischen Raum zu finden und treten vielfach in Gewässername auf. Dabei unterscheidet sich der vorliegende Name in der Bildungsweise von anderen Weilbächen (Weilbach r. zum Ardelgraben (Main) < 1091 Wilebach), die als Zusammensetzungen erscheinen. Bisher ist der Name nicht sicher gedeutet. Zu dem Element *Wilgehören wohl Namen wie Wiehl (1131 Wila), Wilp in Breitscheid/ Düsseldorf, Welpe bei Vechta, Oldenburg, up der Welpe (16. Jahrhundert) – Stelle in Bielefeld, Welper/Hattingen, Wilp bei Deventer und Wölf bei Hünfeld. Als alteuropäisch stufte Krahe *Vilantia (> Vilents), Wilstra (> Wilster), *Wilsa (> Wilsau und Wilsebach) und Wiehl (Nebenfluss der Agger) ein. Problematisch an der Zuordnung des vorliegenden Namens zu der Namengruppe Wilist der Wurzelvokal. Durch die Veränderung des Stammvokals durch die Neuhochdeutsch Diphthongierung von - ̄ı> -ei(Wilina > Weil) ist die Quantität des Wurzelvokals lang, während der Vokal bei den übrigen Namen der Gruppe kurz ist. Damit kann vorliegender Name nicht an eine Wurzel indogermanisch*u-el-/ *u-
elə-/*u-l ̄e‘drehen, winden, wälzen’ angeschlossen werden. Greule setzt daher älteres *Hwîlina als n-Ableitung von germanisch (althochdeutsch) hwîla ‘Weile’, im Sinne von ‘ruhiger Wasserströmung/Wasserarmut’ an. Geht man von einer Ausgangsform *w ̄ı-laus und betrachtet - lals suffixale Erweiterung, lässt sich möglicherweise ein Anschluss an indogermanisch *u-ei-/*u-e-iə-/*u- ̆ ̄ı‘drehen, biegen’ (vielfach von biegsamen Zweigen, Flechtwerk, Rankengewächsen) finden. Zu dieser Wurzel gehört auch deutsche Weide -ers), das Genitiv-s verschmolz mit dem Grundwort-Anlaut; das -d ist vermutlich Reflex der schon spätalthochdeutsch Konsonantenschwächung, die später orthographisch (! ) wieder rückgängig gemacht wurde. Bedeutung; ‘(Wohn-)stätte des Witheri’.
Weitersweiler
Weitmar, (Bochum) 1027 Wetmare. Germanisch waizda,- Waid + mari, See.
Weitnau
Weitramsdorf
Welcherath, 931-56 ad UUerichonis sartem, UUerikenroth/ germanisch Warikon ropa-, Rodung des Wariko.
Welchweiler
Welda, 1036 Wallithi.
Welden, 1110 Wenlines, 1115 UUellines, 1150 Uenlin.
Weldergoven, (Hennef) 1143 Wendelinchouen. Germanisch Wandiligo hofum, zu den Höfen der Leute des Wandilo.
Welgesheim, 874 Willengisheim, 1187 Wellengesheim. Germanisch Willinges haim. Wohnung des Willing. (germanisch wiljan,- Wille)
Welldorf, (Aa) 1141 Waledorph. Germanisch Walho porpa,- Romanen Siedlung.
Welkenbach
Welle, 1196 Wella.
Wellen (Mosel) (Tg) 1158 Wellene.
Wellen, (Trier) 874 Weuelon.
Wellendingen
Wellesberg, (Uckerath) 1117 Weldenesberg. Germanisch Waldines berga-, Berg des Waldin.
Wellheim
Welling
Wellingen, 1095 Waltinga. Germanisch Waldingum, bei den Leuten des Waldo.
Wellmich, 1042 Walmichi.
Welmbüttel
Welschbillig, 798-814 Billiaco, 965-77 Pilliaco, 981 Billike. Gallo-romanisch Billiacum, zu Billius gehörig.
Welschenbach
Welschneudorf
Welt
Welte, (Dülmen) 1000 UUelithe.
Welterod
Weltersburg
Welver Aus den Siedlungskernen Dorfwelver und der beim Kloster Welver entstandenen Siedlung Kirchwelver zusammengewachsen. 1179 Wicboldus de Weluere, 1240 in Welvere, 1253 Welvereburh; Dorp Welver (1438). Ableitung mit -r-Suffix. Die Basis *hwelv‘ Wölbung’ (mit altsächsisch Ausfall des anlautenden hvor Konsonant) ist zu der in altsächsisch bihwelvian ‘verbergen, bedecken’, altsächsisch hwolvo ‘Hohlziegel’, mittelniederdeutsch welve. ‘Gewölbe’, mittelniederdeutsch welven swach Verb ‘wölben’ bezeugten Wortsippe zu stellen. Die Verbindung mit dem Grundwort-burg zur Bezeichnung von Kirchwelver bleibt Ausnahme. Der Ortsname beruht auf einer Bezeichnung für eine ‘gewölbte Stelle’, möglicherweise eine der leichten Geländeerhebungen zwischen Dorfwelver und Kirchwelver.
Welz, (Aa) 1222 Welze.
Welzheim Lage am Ende des Limesabschnittes, ältere (obwohl erst 1269 erwähnte) Burg in Besitz einer staufischen Ministerialenfamile, zwischen 1374 und 1713 in Teilen an Württemberg, zwischen 1718 und 1732 in Besitz einer von Grävenitz, Mätresse des Herzogs Eberhard Ludwig. Luftkurort, St.-Gallus-Kirche, Stadtpark, Sternwarte. 1181 (Kopie1243) Wallenzin, 1259 Wallenzin [Original], 1335 Wallenzingen, 1430 Waltzen [Original], 1488 (Kop.) Weltzen; Welzheim (1576). Dem Namen liegt lateinisch *Castra Valentia ̄na ‘Lager des Valentius’ oder *Castra Valentinia ̄na ‘Lager des Valentianus’ zu Grunde. Dieser Name wird gekürzt und zu Wallenzin entstellt. Es folgt dann die Synkope des schwachtonigen e-Lauts, Erleichterung der gesprochenen Mehrfachkonsonanz lntz zu ltz und Umlaut des Stammvokals: Welz-. Die nachträgliche Anknüpfung an die -heim-Namen erfolgt erst Ende des 15. Jahrhunderts.
Welzow
Wembach
Wemding Ab dem 9. Jahrhundert Besitz des Bischofs von Regensburg, ab 1306 Besitz der Grafen von Oettingen, 1467 Übergang an die Wittelsbacher. 793 (Kopie von 824) Uuemodinga, 894–circa 899 (Kopie des 10. Jahrhundert) Wemedinga, 898 Uuemidinga, 1057–1075 Wemedingun, 1158 (Kopie des 14. Jahrhundert) Wemendingen, 12. Jahrhundert (Kopie des 15. Jahrhundert, zum 11. Jahrhundert) Wenndingen, 1217 Windingen, 1240 Wemdingen, 1343 Wendingen, 1465 Wemding, 1529 Wembding, 1752 (zu 798) Wimintingen. Es ist wohl der Personennamen *Wemod zu erschließen, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist.
Wendeburg Die Lage der namengebenden Burg ist nicht gesichert; von 1753–1933 Sitz einer Superintendentur beziehungsweise eines Kirchenkreises. 1196–97 Wenedeburch [Original], 1226 Wenetheborch, 1318 Wendeborch; Wendeburg (1539). Bildung mit dem Grundwort-burg und germanisch *winithi ‘Weide, Grasland’ als Bestimmungswort Dieses ist eine Ableitung mit-ithi von der Basis mittelniederdeutsch winne, gotisch winja ‘Weide(platz), Wiese’. *winithi erscheint häufig in Ortsname, sowohl als Simplex wie als Bestimmungswort und Grundwort Der Völkername der Wenden (altsächsisch winid) kommt hier nicht in Betracht, da slawische Ansiedlungen in diesem Gebiet nicht nachweisbar sind. Durch Abschwächung und Ausfall des ersten Suffixvokals entsteht Wende-. Deutung also: ‘Burg an der Wiese, Weide’. So Weende, Ortsteil von Göttingen.
Wenau, (Aa) +1212 W inowe. Germanisch winjo-, Wiese + agwjo,- fruchtbares Alluvialland an einem Fluss.
Wendelsheim
Wendelstein (Mittelfranken) Wohl im 11. Jahrhundert Königshof als vorgeschobener Stützpunkt der Nürnberger Reichsburg, circa 1300 im Besitz der Burggrafen von Nürnberg, später des Nürnberger Heilig-Geist-Spitals und des Markgrafen von Ansbach. 1259 Wendelsteyn, 1283 Wendelstein, 1497 Wendelstain. Dem ursprünglich Burgnamen liegt mittelhochdeutsch wendelstein ‘Wendeltreppe’ zugrunde; als Erklärung ergibt sich demnach ‘zum Turm mit einer Wendeltreppe’.
Wenden, (Jetzt Breden (Ehrsen) 1015-25 Winnithi. Germanisch winnipja-, Kollektiv zu winjo-, Wiese.
Wenden 1151 Wendene, um 1200 Vendene, 1339 Wenden. Während für einige Ortsname mit ähnlichen älteren Belegen eine Verbindung mit dem Völkernamen der Wenden oder mit germanisch *winithi ‘Weideplatz’ (vgl. gotisch winja ‘Weide’) erwogen werden kann, sprechen die Frühbelege für Wenden auf -ene dafür, dass eine Bildung mit Nasalsuffix vorliegt und dass der Gewässername Wende auf die Siedlung übertragen wurde. Für den etymologischen Anschluss der Basis kommt die Wortsippe um Winden und damit eine Benennung nach dem Verlauf des Flusses in Betracht.
Wendisch Baggendorf
Wendisch Evern
Wendisch Rietz
Wendlingen (am Neckar) Ab der 1. Hälfte des 14. Jahrhundert Herren von Lichteneck Stadtherren, 1390 Öffnung von Stadt und Burg für Württemberg, 1545 Verkauf an Württemberg. St.-Kolumban Kirche, Eusebiuskirche, Pfarrhausensemble. 1132 (Kopie 1697) Wendlingen, 1237/38 (Kopie1550) Wendilingen, 13. Jahrhundert Wendelingen [Original]; Wendlingen (1543). Der Name ist zurückzuführen auf eine-ing(en)Ableitung zu dem Personennamen Wandilo, der umgelautet Wendilo lautet; der Name bedeutet ‘bei den Leuten des Wendilo’.
Wendorf
Wendtorf
Wene, (Walsum) mitten 1200 Wene.
Weng
Wengern, (Arn) 1100 Wenengeron.
Wengerohr, (Trier) 1154 Rore.
Wenigern=Niederwenigern. 1166 Wennengeren.
Wennbüttel
Wennigsen (Deister) Vor 1224 Gründung eines Augustinerchorfrauenstiftes, im 16. Jahrhundert evangelisch und bis h. bestehend; nach der Entdeckung der Steinkohle im Deister im 17. Jahrhundert ein gewisser wirtschaftlicher Aufschwung des Ortes; 1970 Bildung der Einheitsgemeinde Wennigsen, bis 2001 im Landkreis Hannover. Um 1200 Wenegessen [Original], 1274 Weningesen, 1349 Wenigessen; Wennigsen (1791). Bildung mit-inghausen und dem Personennamen Wano als Bestimmungswort, dessen Stammvokal durch das -ider Folgesilbe umgelautet wird. Das Suffix erscheint meist in der Form -ig-, das Grundwort ist durchweg zu -sen verkürzt. Doppelschreibung des -n zeigt Vokalkürze an. Deutung lso: ‘Siedlung der Leute des Wano’.
Wenningstedt-Braderup
Wentorf (Amt Sandesneben)
Wentorf bei Hamburg 1217 erstmals urkundlich erwähnt, im Mittelalter zum Kloster Reinbek, nach der Reformation zum Amt Schwarzenbek gehörig, 1889 einsetzende strukturelle Veränderungen als Vorort Hamburgs. 1217 in Wenetdorp [Original], 1372 in villa Wentorpe; Wentorf (16. Jahrhundert). Mit dem enthaltenen mittelniederdeutsch Wortstamm went ‘Wende, Slawe’ widerspiegelt der Ortsname die Besiedlung des Dorfes durch die Slawen, auch als Wenden bekannt. So Wendtorf, Kreis Plön.
Wenzenbach Funde (hölzerne Saalkirche des 9. [? ] Jahrhundert), hochmittelalter Höhenburg „Schönberg“ (vermutlich 13. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert völlig umgebaut), 1504 Schlacht von Schönberg (Landshuter Erbfolgekrieg). 863/82 Kopie 2. Hälfte 10. Jahrhundert Menzinpah, 1260 Menzenbach [Original], 1526 Wentzenbach / Mentzenbach; Wenzenbach(1665). Das Grundwort altbairisch pah (-bach) ist mit dem in althochdeutsch Zeit gut bezeugten Personennamen Manzo komponiert. Wegen der schwachen Genitiv-Endung erscheint das Bestimmungswort Menzin bereits vom Erstbeleg an durchgehend mit Primärumlaut. In mittelhochdeutsch Zeit erfolgte die Abschwächung des Mittelvokals, seit dem 15. Jahrhundert der auch appellativisch vereinzelt nachweisbare Übergang von M zu W-. Vgl. dazu folgenden Beleg für das namengebende Gewässer: 1358 pei dem Mentzenbach [Original]. So Menzenbach, Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm.
Wenzendorf
Wenzlow
Werbach
Werben (Elbe)
Werben (Spreewald)
Werbeln, 1220 Werbele.
Werda
Werdau Deutsches Bauerndorf am Ende des 12. Jahrhundert, Ende des 13. Jahrhundert Straßenmarktanlage, im 14. Jahrhundert Zentrum der Tuchmacherei. 1304 Werde, ebenso bis 1411, dann 1474 Werdaw, 1551 Werdau. Zu mittelhochdeutsch werde, -werder, ‘Flussinsel, erhöhtes Land zwischen Gewässern’, das auch als Grundwort in einer Reihe von Ortsnamen enthalten ist, vgl. Bischofs-, Elster-, Hoyers-, Liebenwerda uswach Der Auslaut-au ist sekundär aufgekommen und eventuell durch Städtenamen wie Crimmitschau und Zwickau in Sachsen beeinflusst. So Werdau, Ortsteil von Torgau, Landkreis Nordsachsen, Werda, Vogtlandkreis.
Werder (Altentreptow)
Werder (Eldenburg Lübz) Amt (mit der Stadt Lübz und weiteren 16 Gemeinte) im Landkreis Parchim, 14 103 Einwohner, Verwaltungssitz in Lübz, circa 15 km nö von Parchim und 15 km w vom Plauer See, MV. Durch Fusion 2004 entsteht der Amtsname Eldenburg Lübz, der durch die 1308 in Lübz gebaute Eldenburg inspiriert und um den Stadtnamen Lübz ergänzt wurde. Lübz: Im Mittelalter zunächst slawische, dann deutsche Siedlung, 1348 zu Mecklenburg, Stadtrecht nach 1456, erst zu Mecklenburg-Stargard, dann zu Mecklenburg-Schwerin, im 16./17. Jahrhundert wurde die Burg zum herzoglichen Witwensitz umgebaut, Wasserwege und spätere Bahnanbindung begünstigen die wirtschaftliche Entwicklung, 1877 wird die bis heute bestehende Brauerei gegründet. Eldenburg: 1308 Eldeburgh, 1310 Eldeneborch, 1315 tu ̊ der Eldenbrve gge, 1324 Eldeneborich; Eldenburg (1348). Lübz: 1224 Lubicz, 1274 Loubze, 1322 Lubcze, 1328 Lubitze, 1342 zu Luptz. Lübz: Dem Ortsname liegt ein altpolabisch Personennamen *L’ubek mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das den Auslaut als -ˇcpalatalisierte, welches wiederum bei der Eindeutschung des Namens zum -cumgewandelt wurde. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des L’ubek’ rekonstruieren, der Kosename geht vermutlich auf einen zweigliedrigen Vollnamen mit L’ub im Erstglied zurück, zu slawische *ub‘ lieb’ (in slawische Personennamen und Ortsname sehr produktiv). Das Suffix -ek ist als sekundäre Diminutivbildung des Kosenamens zu deuten. Eldenburg: Enthält als Bestimmungswort den alten Flussname Elde (946 Eldia, 1150 Aldia), darin vermutlich indogermanisch el‘fließen, strömen’ sowie ein indogermanisch t-Element; als Grundwort-burg. So Lubmin, Landkreis Ostvorpommern, Lützow-Lübstorf, Landkreis Nordwestmecklenburg, beide MV; Lübeck, SH; Löbau, Landkreis Görlitz.
Werden, (Essen) 799 UUerethinum, 700 UUerithina.
Werder (Havel) Altslawisch Burgwall auf einer Havelinsel; markgräflich-brandenburgische Burg mit Burgflecken; Städtchen im 14. Jahrhundert (1317 oppidum). Ausgedehnte Gutsanlage des frühen 19. Jahrhundert: Schloss mit Wirtschaftsgebäuden, Park (1820 von P. J. Lenné); seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert „Obstkammer“ und Ausflugsziel der Berliner (seit 1860 jährliches „Fest der Baumblüte“). 1317 Werder, 1375 Werder. Ein einfacher Name zu mittelniederdeutsch werder ‘Insel, jedes vom Wasser umgebene Stück Land’, wegen der Lage so benannt. Der Zusatz bestimmt die Lage an der Havel, Brandenburg an der Havel, BB. So Birkenwerder, Landkreis Oberhavel; Werder, Landkreis Demmin.
Werdohl Kirchdorf in der Grafschaft Mark, 1609 Brandenburg(-Preußen), 1803 Großherzogtum Berg, 1813 wieder preußisch, 1936 Stadt. 1102 in Veerhol, 1120 in Werthol, 1194 Wertole, 1199 Werthole (stets Besitz des Klosters Flechtdorf), 1311 in Werdole. Der Name gehört zu den in Süd-Westfalen (Sauerland) zahlreichen -ohl-Flurnamen, die mehrfach auf Siedlungen übergegangen sind. Das Grundwort -ohl, wie rheinisch -auel, Verkleinerungsform von altniederdeutsch/althochdeutsch ouwa ‘Aue’ ( -au(e)), ist etwa ‘wasserreiches Gebiet’, ‘sumpfige Wiese’. Das Erstglied des Namens ist trotz der frühen -t-Schreibungen (Auslautverhärtung an der Silbengrenze) als werd aufzufassen, darf aber wegen der Enge des Lennetals nicht ohne Weiteres als ‘Werder’, ‘Insel’ verstanden werden, sondern bedeutet mit größerer Wahrscheinlichkeit ‘Einzäunung’ wie bei (Essen-)Werden. Werdohl ist demnach ‘eingezäuntes Gelände (Sondergut) in der Bachoder Fluss-Aue’. So Bamenohl, Kreis Olpe, Freienohl, Hochsauerlandkreis, Haus Gerken-dahl (< -ol), Märkischer Kreis, Ohle, Märkischer Kreis.
Werdum
Werkhausen
Werl Besiedlung seit der Jungsteinzeit, Salzgewinnung aus Solequellen seit der Eisenzeit bis 1919. 10./11. Jahrhundert Burg und Sitz des bedeutenden Grafengeschlechts von Meschede, das sich ab 1024 von Werl, später von Arnsberg nennt. Stadtrechte vermutlich im 1. Viertel des 13. Jahrhundert mit Durchsetzung der kölnischen Landeshoheit. Teilnahme am Hansehandel. Seit Mitte des 17. Jahrhundert bedeutender Wallfahrtsort. Zu 1024 Herimanni de Werla, um 1093 Werle, 1200 Werle; Werl (1320). Annahmen über ein eventuell ausgefallenes Grundwort (etwa-ach1 oder-loh(e)) oder eine Suffix-Bildung mit -ila werden durch die Belege nicht gestützt. Wie † Werla, NI, ist der Ortsname als Simplexbildung zu einem nicht weiter belegten Appellativum *werla für ‘erhöhte Stelle, Erhöhung’ zu deuten. Neben Schreibvarianten zeigt der Ortsname lediglich Abschwächung des auslautenden Vokals -a > -e. So † Werla, Landkreis Wolfenbüttel.
Werlte
Wermelskirchen Besiedlung wohl erst im frühen Mittelalter, in den Rodungsphasen vom 11.–13. Jahrhundert entstanden viele Siedlungen, Wermelskirchen erstmals 1150 erwähnt, zum bergischen Amt Bornefeld gehörig, ab 1559 lutherisch, zur Landwirtschaft ab 1820 Bandwirkerei hinzu, nach 1900 die Rollenindustrie, 1873 Stadtrechte, 1975 mit Dabringhausen (vor 1106 erwähnt) und Dhünn (1189 erstmals erwähnt) zur neuen Stadt Wermelskirchen zusammengeschlossen. Circa 1230 Wernboldskirgen, circa 1300 Wermoltzkirgen. Kompositum aus dem germanisch Personennamen Werinbold und dem Grundwort-kirchen. Ob ein Kölner Dechant Werinbold, 1080 genannt.
Wermsdorf
Wernau Wernau entstand 1938 durch Zusammenschluss der Pfarrei St. Erasmus in Pfauhausen mit der Pfarrei St. Magnus in Steinbach. Besitz der Herren von Wernau in Pfauhausen (1420–1696). Betonwerk, Thermotechnik. Schloss der Freiherren von Palm, Maria Hilf-Kapelle. Wernau (1938). Wernau ist ein ursprünglich Burgenname, der im 13. Jahrhundert zum Namen einer Adelsfamilie (1270 Cunradus de Werdinawe, 1534 Wolf Hainrich von Wernaw), 1938 zum Ortsname wurde. Als Grundwort findet sich -au, als Bestimmungswort der Personennamen Werdo. Der Name zeigt Ausfall des Vokals der Mittelsilbe und anschließende Erleichterung der Dreifachkonsonanz -rdn zu -rn-: ‘Au des Werdo’.
Wernberg-Köblitz
Wernburg
Werne Entstanden um Haupthöfe des Bischofs von Münster und der Klöster Werden und Cappenberg, 1385 Wigboldrecht, nach 1400 Amtssitz, 1876 Entdeckung einer Solequelle, 1899–1975 Bergbau. 834 Uuerina, 9./10. Jahrhundert Uuerinon, um 900 Uuirinon; Werne (1270). Der Ortsname beruht auf einem Gewässername. Unklar bleibt, ob ein älterer Name der Horne oder ein alter Abschnittsname der Lippe anzunehmen ist. Es handelt sich um eine Bildung mit einem Nasalsufix (-ina). Die Basis ist zur -o-Stufe der Wurzel indogermanisch *wer-/wor-/wr ‘Wasser, Regen, Fluss’ zu stellen, die in einer Reihe von europäischen Gewässername belegt ist. Der Bindevokal -i-, der bis zum 11. Jahrhundert schwindet, bewirkt um 900 noch gelegentlich eine Erhöhung des Stammvokals -e> -i-, die sich jedoch nicht hält. Noch bis ins 13. Jahrhundert wechseln Formen im Singular mit Pluralformen (-on, -en) zur Bezeichnung des Ortes.
Werneck an einem Knie des Flüsschens Wern, ehemalig Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe mit von Balthasar Neumann 1733–1745 erbautem Schloss; 1972 Zusammenschluss von 13 Gemeinden, 1985 Markt; Lebensmittelherstellung. 1223 castrum in Wernecke, 1303–1313 (Kopie 1358) Wernek. Wern-eck bezeichnete die am Wernknie gelegene Burg. So Niederwerrn, Landkreis Schweinfurt.
Wernersberg
Werneuchen 247 Johannes de Warnowe, 1300 Warnow [Original], 1541 Bernauiken [Original]; Berneuchen oder Werneuchen (1775). Ursprünglich slawische/altpolabisch *Varnov-, eine Bildung mit dem possessiv Suffix -ovzum Personennamen Varn, einem aus altpolabisch *varn ‘Rabe’ (Fauna ist ein häufiges Motiv bei Personennamengebung). Eine deappellativische Namenbildung ist möglich, doch ist Fauna als Motiv für Ortsname nicht primär. Der Name wurde schon früh mit dem anders zu erklärenden Namen der StadtBernau in Verbindung gebracht und als ‘kleines Bernau’ aufgefasst, wie dies die Anfügung des Diminutivsuffixes -ken, -chen zeigt.
Wernigerode Rodungssiedlung, die Anfang des 12. Jahrhundert in den Besitz eines Grafengeschlechts kam, das sich seit 1121 nach dem Ort nannte. 1229 Stadtrecht, um 1270 Entstehung der nordöstlich gelegenen Neustadt, die bis 1529 mit eigenem Rat und Markt von der Altstadt getrennt blieb; Blüte im 14./15. Jahrhundert durch Fernhandel, ab 1429 zur Grafschaft Stolberg, ab 1714 zu Brandenburg-Preußen. 1121Werniggerode, 1129 Werningerode, 1133 Wirnengerode, 1141 Wereningeroth, 1223 Werningerode; Wernigerode (1259). Der bei Namen auf-ing(e)rode häufige Nasalausfall (-ning> -nig-) wird hier durch dissimilatorische Erleichterungsprozesse noch begünstigt. Die Ableitungsbasis des Ortsname stellt der Personennamen Werin dar, der sich an den Volksnamen der Warnen anschließt.
-werth. Westgermanisch *waruþa-, althochdeutsch warid / werid ‘(Fluss-)Insel’, mittelhochdeutsch wert ‘(Halb-)Insel, erhöhtes wasserfreies Land’ kommt in Siedlungsname und Flurname mannigfach vor, sowohl als Bestimmungswort (Wertheim, Main-Tauber Kreis) wie als Grundwort (Kaiserswerth, Ortsteil von Düsseldorf, NRW). Die Variante -wörth ist Schreibung für geschlossenes e ( Donauwörth, Landkreis Donau-Ries). Dagegen ist -werder vorwiegend niedersächsisch (Bodenwerder, Landkreis Holzminden, NI), auch als Simplex ( Werder (Havel), Landkreis Potsdam-Mittelmark), und hebt sich räumlich von -werth ab.
Werningshausen, 1047 Werdinghuson, 2 Hälfte 1100 Weridinchuson. Germanisch Waridingo husum, zu den Häusern der Leute des Warid.
Weroth
Werpeloh
Werp, (Lüdinghausen) mitten 1200 Weruelthorpe. Germanisch hwirbila-, Kreis, Scheitel, Wirbel + porpa-, Dorf.
Werpeloh, (Osnabrück) 793 Withorpe.
Werra-Suhl-Tal
Wershofen
Wertach
Wertheim 1142 Grafen von Wertheim besitzen Herrschaftsrecht über Wertheim als würzburgisches Lehen, 1556 an Graf Ludwig von Stolberg-Königstein, ab 1598 in Besitz des Hauses Löwenstein, 1806 badisch. Burg Wertheim, Hofgartenschlösschen, Glasmuseum. 1009 Werdheim [Original], 1149 Wertheim [Original], 1192 Werthem [Original], 1490 Werten [Original]. Der Name besteht aus dem Grundwort -heim und dem Bestimmungswort althochdeutsch werid ‘Insel’, mittelhochdeutsch wert, werder ‘Insel, Halbinsel, erhöhtes wasserfreies Land’: ‘Siedlung bei der Landzunge zwischen Main und Tauber’. Die Kürzung -heim > -en in Werten wie in Buchen < Buchheim (Neckar-Odenwald Kreis) oder Bretten < Brettheim, (Landkreis Karlsruhe), hat sich hier amtlich nicht durchgesetzt.
Werrich, (Büderich) bei Wesel) 1085 VUedereke.
Wersch, (Darfeld) 1100 UUiros.
Wersten, (Düsseldorf) 1062 Werstine, mitten 1200 in Wersteine.
Wertheim, 1182 Wertheim, 1195 Werthem.
Werther (Thüringen)
Werther (Westfalen) 1050 van Uuartera, um 1280 prope Wertere, 1284 in Werdhere, 1289 in Wertere, 1295 in Werthere, 1684 Wehrter. Ableitung mit -r-Suffix (Schieder-Schwalenberg). Der früher als erweiterte Form von -werth (zu althochdeutsch warid, werid ‘Insel (in Flüssen, Sümpfen etc.), eingedeichtes Land, Insel’) verstandene Ortsname (verbunden mit dem im norddeutsch, mittelniederdeutsch, ostdeutschen Raum in Finkenwerder, Werder/Havel etc. vorkommenden Namenelement; entsprechend Grundbedeutung ‘gegen Wasser geschütztes, erhöhtes Land’ zur indogermanischen Wurzel *u-
er‘ mit einem Flechtwerk, Schutzwall umgeben, schützen’, zu Neuhochdeutsch wehren, althochdeutsch warian) zeigt in den ältesten Namenzeugnissen keine -th-Schreibung, sondern einfaches -t-, weshalb eher eine Ableitung mit -r-Suffix anzunehmen ist, deren Basis mit germanisch *wartverbunden werden kann als Bez. für eine Geländeerhebung (Dentalerweiterung zu indogermanisch *u-r‘ erhöhte Stelle (auf der Haut, im Gelände); vgl. altsächsisch uuarta, mittelniederdeutsch warte, althochdeutsch warza, altenglisch wearte ‘Warze’; altenglisch wearr ‘Schwiele’).
Wertingen Im Lauf des 13. Jahrhundert durch die Staufer zur Stadt ausgebaut, durch das Konradinische Erbe (1268) an Bayern, 1278 an die Edlen von Hohenreichen, 1348 an die Augsburger Bürgerfamilie Langenmantel, 1467–1700 an die Marschalken von Pappenheim, anschließend Rückfall an Bayern, 1768 Bildung des Landgerichts Wertingen-Hohenreichen, 1972 Auflösung des Landkreis Wertingen. Schloss mit Bauteilen aus dem 14. und 17. Jahrhundert; Verwaltungssitz der Creaton Aargau 1122 Arebonis et uxoris eius Mahtildis de Wertungin, 1219 villa Wertunga, 1274 ciuibus in Wertungun; Wertingen (1476). Ableitung vom Personennamen *Werto oder Warto mithilfe des Suffixes -ungen. Ab Mitte/ Ende des 15. Jahrhundert setzte sich zunehmend die Endung-ing(en) durch.
Werve, (Heeren-Werve) 10-1100 Huuerui, 1106-13 Werbe. Germanisch hwerbja, Kollektiv zu hwerba-, künstlicher Hugel.
Wesel 1241 Erhebung zur Stadt. Klevische Münzstätte bis ins 16. Jahrhundert In preußischer Zeit zur Festung ausgebaut. 10./11. Jahrhundert in UUisilli, 1263 Wesele [Original]. Der in der Literatur für 719–39 aufgeführte Beleg Wesele entstammt einer Fälschung, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert Der tatsächliche Erstbeleg des Ortsnamens zeigt eine Bildung als -ja-Stamm, wohl zur Bezeichnung von Zugehörigkeit. Das -ll wird bereits am Ende des 11. Jahrhundert vereinfacht. Basis der Ableitung könnte ein voreinzelsprachlicher Gewässername sein, wie er im Namen der Wieslauf (r. zur Rems), 1027 Wisilaffa [Original] erscheint, bei dem ein verdeutlichendes Zweitglied ( -apa) angefügt wurde. Dieser Flussname ist als -l-Ableitung zu der gut bezeugten Wurzel indogermanisch *u-eis-/*u
Is ‘fließen’ (Krahe) erklärbar. Die jüngeren Belege des Ortsname Wesel zeigen Senkung und Dehnung des Haupttonvokals. Der ursprünglich Sinn wäre somit ‘zum Fluss *Wisil gehöriger Ort’. Stattdessen vermutet Derks als Basis die Tierbez. Wiesel, mittelniederländisch mittelniederdeutsch w ̄esel(e), althochdeutsch wisula, und erklärt den Namen als ‘Ort, wo es Wiesel gibt’. Das würde den Schöpfern des Stadtwappens recht geben, das seit dem 13. Jahrhundert dieses Tier zeigt.
Weselberg
Wesenberg (Holstein)
Wesenberg (Mecklenburg)
Wesendorf Der Ort wird erst spät erwähnt; der Raum gehörte im 12. Jahrhundert zum Besitz der Welfen und später Heinrichs des Löwen; 1267 zu Lüneburg beziehungsweise dem Fürstentum Lüneburg (bis 1885), danach Reg.-Bez. Lüneburg. Der Ort entstand in der Mitte des 16. Jahrhundert wahrscheinlich als Ausbausiedlung von Westerholz (Vogtei Wahrenholz, Amt Gifhorn), 1841 Amt Knesebeck. Von 1867 bis 1885 Kreishauptmannschaft Gifhorn, aus der 1885 die Landkreis Isernhagen und Gifhorn entstanden. Wesendorf kam als südwestlichste Gemeinde zum Landkreis Isernhagen. Vereinigung beider Landkreis 1932 zum Landkreis Gifhorn. 1543 Wesendrauf (Lesung unsicher), 1669 Wesendorf. Junger Name mit dem Grundwort norddeutsch -dorp ( -dorf ). Im Bestimmungswort kann ein Personenname vermutet werden, doch ist angesichts der jungen Gründung wohl eher wie bei Wesendorf bei Gransee (Uckermark), BB, 1328 Wesendorff, an mittelniederdeutsch wese ‘Wiese’ zu denken.
Wesertal
Weslarn, (Arn) 1000 UUehslaron.
Wesselburen
Wesseling Auxiliarkastell, Nieder-Wesseling im 9. Jahrhundert dem Kloster Montfaucon (Reims) gehörig, ab 1459 dem Bonner Cassiusstift, später zum Herzogtum Berg; Ober-Wesseling ab 1249 im Besitz von Kloster Sion in Köln, später kurkölnisches Amt Bonn, Stadterhebung 1972, 1975 Stadtteil von Köln, ab 1976 selbstständig. 820 Waslicia, Weslec, 1073 Wessena, 1266 Weslic. Wohl ursprünglich Gewässername *Wa ̄slikki aus dem Bestimmungswort althochdeutsch und altsächsisch Waso, vielleicht gleicher Herkunft wie ‘Rasen’ aus *wraso ̄n, hier ‘feuchte Wiese’, und dem Grundwort likki ‘bruchiger Bach’ zum germanischen Verb *lek-a, althochdeutsch -lehhen, ‘undicht sein’. Wann und wie die Ausbildung des heutigen Namens Wesse-ling (und nicht von Weslich o.ä.) stattgefunden hat, ist unklar.
Wessel, (Stockum) 1000 UUeslaon.
Wessen, (Südkirchen) mitten 1200 Wesnon.
Wesseln
Weßling
Wessobrunn
West, (Albersloh) 1000 UUessithi.
Westenfeld, (Wattenscheid) 1000 UUestanfelda. Germanisch westana-, westlich + feldu-, öde Ebene.
Weste
Westendorf (Allgäu)
Westendorf (Landkreis Augsburg)
Westensee
Westerau
Westerborstel
Westerburg Im Mittelalter zur Herrschaft Westerburg, die anfangs 13. Jahrhundert an die Herren von Runkel kam. Eine Nebenlinie dieses Hauses nannte sich seit 1288 nach dieser Burg und Herrschaft. Im 19. Jahrhundert zunächst an das Großherzogtum Berg, dann an Nassau und schließlich 1866 an das Preußen. 1209 Westerbergh, Westerburg, 1218 de Westerburch, 1220 Westerburg, 1373 Westerbergk; Westerburg (1608). Das Bestimmungswort Weststeht wohl mit dem Landschaftsnamen Westerwald in Verbindung, der erstmals 1048 (Siegener Urkundenbuch. Band I. Herausgegeben von F. Philippi. Siegen 1887) belegt ist und das Gebiet w des Königshofs Herborn bezeichnete. Fränkische Ortsname mit Richtungsangaben verdanken ihre Bildung dem systematischen Landesausbau und sind häufig in der Nähe von Königspfalzen zu finden. Das Grundwort ist-burg und zeitweise auch -berg. Zu deuten wäre dieser Ortsname demnach als ‘westlich (von einem anderen Ort) beziehungsweise im Westerwald erhöht liegender Burgort’.
Westerdeichstrich
Westergellersen
Westerheim (Unterallgäu)
Westerheim (Württemberg)
Westerhever
Westerholt, 1047 in Westerholta.
Westerholz
Westerhorn
Westerkappeln 11. Jahrhundert in Capellun, 1231 Cappele, 1266 in parochia Westercapelen. Ursprünglich Simplex auf der Grundlage des aus dem mittellateinisch capella ‘Kapelle, kleines Gotteshaus’ entlehnten kappel(l)e, flektiert im Dativ Singular Der Wortakzent entspricht dem vom Lateinischen abweichenden germanisch Stammsilbenakzent (capélla > káppel). Zur Abgrenzung vom östlich von Osnabrück gelegenen Ostercappeln wird der Ortsname seit dem 13. Jahrhundert um das orientierende Bestimmungswort mittelniederdeutsch wester ‘westlich gelegen’ (West-) ergänzt, die Siedlung somit mit ‘bei der westlich gelegenen Kapelle’ identifiziert.
Westerland. Stadt im Kreis Nordfriesland, auf der Nordseeinsel Sylt, nördlichste Stadt Deutschlands, SH. 1436 nach Sturmflut neu gegründete Siedlung, 1462 erstmals urkundlich erwähnt, 1855 Anerkennung zum Seebad, 1905 Stadtrecht, 1949 Seeheilbad. Tourismus, Sylt Aquarium, Promenade. 1462 Westerlant [Original], 1509 Westerlanth. Ursprünglich ergab sich der Ortsname wohl aus einem Flurname Westliches Land zur Gemeinte Tinnum, auf deren Gebiet die Siedlung gegründet wurde, nachdem das vormalige Fischerdorf Eytum einer Sturmflut zum Opfer gefallen war. o Westerlund, Kreis Schleswig-Flensburg.
Westerode, (Greven bei der Ems) 1000 UUestarroda. Germanisch westara-, westlich + ropa-, Rodung.
Westermoor
Westerngrund
Westernohe
Wester-Ohrstedt
Westerrade
Westerrönfeld
Westerstede Bedeutende mittelalterliche Saalkirche; im Mittelalter eines bischöflichen Sends; seit 1814 Sitz eines oldenburgischen Amtes und Amtsgerichtes, seit 1933 Sitz des Landkreises Ammerland; 1977 Stadtrecht. Um 1280 Westerstede [Kopie16. Jahrhundert], 1317 Westerstede, 1487 Westerstede. Bildung mit dem Grundwort-stedt und dem Adjektivisch asä westar, mittelniederdeutsch wester ‘westlich (gelegen)’. Möglicherweise bezieht sich die Benennung darauf, dass Westerstede der westlichste der -stedt-Orte der Umgebung ist.
Westerstetten
Westertimke
Westerwalsede
Westgreußen
Westhausen (Heldburger Unterland)
Westhausen (Württemberg)
Westheide
Westheim (Mittelfranken)
Westheim (Pfalz)
Westhofen Gemeinte im sog. „Wonnegau“, dass ein volksetymologisch umgedeutetes Wangengau ist, den die Römer nach dem hier ansässigen Stamm der Vangionen so benannten. Die Verwalungsgemeinde zählt zu den größten Weinbau Gemeinte in Deutschland, deren Gemeinte auch touristisch durch die Marke „Wein Artland“ bekannt sind. Westhofen gehörte im Mittelalter zu dem Kloster Weißenburg, erhielt 1334 die Marktrechte und ist seit 1615 kurpfälzisch. Seit dem 19. Jahrhundert zu Rheinhessen. 991 Westhoven, 1283 Westowen, 1329 Westhoben, 1496 Westhoffen. Fränk. Ortsname mit Richtungsangaben verdanken ihre Bildung dem systematischen Landesausbau und sind häufig in der Nähe von Königspfalzen zu finden, wobei der Bezugsort für unser Bestimmungswort Westunsicher bleibt. Das Grundwort ist-hofen, zu althochdeutsch ho ̆f ‘Hof ’, das die alte Form des Dativ Plural der a-Deklination bewahrt hat. Der Ortsname ist also als ‘zu einem im Westen (von einem bestimmten Ort) gelegenen Hof ’ zu verstehen. So Osthofen, Landkreis Alzey-Worms; Nordhofen, Westerwaldkreis.
Westhoven, (Porz) 922 Vuesthoua. Germanisch westa-, west + wika-, Tochtersiedlung.
Westingersleben, (jetzt Alleringersleben) mitten 1200 in occidentali Ingeresloue.
Westum, (Koblenz) 1143 Westenheim. Germanisch westana, westlich + haima, Wohnung
Westoverledingen Die Gemeinte wurde 1973 aus 12 selbstständigen Gemeinte (mit zahlreichen weiteren OT) gebildet; als Bezeichnung wurde der Name der (alten) friesischen terra Overledingerland gewählt, deren w Teil die Gemeinte umfasst. 1346 Overlederelande [Original], 1400 Overladyngherland, 1494 Overledyngerlande. Der Raumname enthält als Grundwort altsächsisch land ‘Land, Gebiet’ und als Bestimmungswort die mittels-ing abgeleitete Einwohner und Raumbezeichnung als Adjektivisch auf -er, die vom Gewässername Leda abgeleitet ist. Diese ist mit mittelniederdeutsch l ̄ede, altenglisch la ̄d ‘Wasserlauf’ zu verbinden. Als weiteres Bestimmungswort tritt norddeutsch over ‘ober’ hinzu und jünger schließlich die Himmelsrichtungsangabe West-.
Westre
Wethau
Wethmar, (Altlünen) 1000 UUedmeri.
Wetteldorf, (Trier) 762 UUathilentorp.
Wetten, 1170-90 Wettine, Wettina.
Wetschen
Wettenberg Da alte Belege fehlen, muss auf Vergleichsnamen verwiesen werden. Möglicherweise gehört der Name zu altsächsisch hvat ‘scharf ’ und bezeichnet scharfrandige, steile Bodenerhöhungen. Ein anderer Anschluss wird zu dem Ortsname Wettbergen (Ortsteil von Hannover) diskutiert. Altsächsisch hvat bedeute ‘schnell, mutig’; das althochdeutsch (h)waz ‘scharf, heftig’ beziehe sich aber nicht auf die Form oder Gestalt eines Objektes. Es wird der Versuch unternommen, den Namen an indogermanisch *u-eid‘ drehen, biegen’ zu lateinisch v ̄ıdulus ‘geflochtener Korb’, lettisch v ̄ıdina ̄t ‘flechten’ uswach anzuschließen. Ortsname wie Wettbergen, Wettmar und Weteberg hätten damit Lagebezug zu Biegungen und Krümmungen. Denkbar wäre auch das Bestimmungswort zu Watt in der Bedeutung ‘Erhöhtes’ zu stellen. So † Burg Wettenberg; Wettenberger Ried.
Wettendorf, (Alverskirchen) 1000 Huitingthorpe. Germanisch Hwitinga porpa-, Siedlung der Leute des Hwito. (hwita-, weiss)
Wetterau, (Gau um die Wetter) 673-90 UUatreuia.
Wetter (Hessen) Vor 1233 Stadt, 1015 Gründung eines Kanonissenstifts, vorher hier wohl befestigter Königshof, 11. Jahrhundert Kirche, früh Gerichtsort, seit 13./14. Jahrhundert Stiftsschule. Baugewerbe, Leitplattenindustrie, Landwirtschaft. Alle 7 Jahre Grenzgangfest. 1974 Zusammenschluss von 10 Orten mit Wetter als Zentralort; bis 30. 6. 1974 Landkreis Marburg. Um 850 (Kopie 12. Jahrhundert) Wetrehen, 1107/1235 Wettera, 1211/1216 Wetere, 1318 Wettre, 1371 Wetter. Auszugehen ist von voralthochdeutsch *wedra, geminiert westgermanisch *weddra > althochdeutsch *Wettra, wenn mit Sprossvokal *Wedara > althochdeutsch Wetera; r Ableitung von germanisch *wet-, mit Ablaut *wat‘ Wasser’, vermutlich mit-aha > -a kombiniert; wohl auch ursprünglich Benenning für die Wetschaft.
Wettesingen, 1015-25 Wittisungan.
Wetter (Ruhr) Aus einer Burgfreiheit bei einer Burg der Grafen von der Mark und einem nahegelegenen Pfarrdorf entstanden. 1355 Freiheit und Amtssitz, bis 1808 und ab 1909 Stadt, 19./20. Jahrhundert Maschinenbau. 1214 de Wettere, 1273 de Wetter, 1274 in Wetthere. Der Ortsname ist eine Ableitung mit r-Suffix. In Betracht kommt eine Deutung als Gewässername (möglicherweise als alter Abschnittsname der Ruhr) oder als Stellenbezeichnung. Die Lage an einer markanten Erhebung spricht dafür, die Basis eher zu altsächsisch hwat‘ scharf, ( in altsaksich menhwat, frevelerisch‘, nidhwat, scharf ‘feindselig’; vgl. althochdeutsch was ‘scharf, spitz’, altenglisch hwæt ‘scharf, lebhaft, kühn’) zu stellen als zu indogermanisch *wed‘benetzen, befeuchten, fließen’, wie es für gleichlautende Ortsname und Gewässername in HE erwogen worden ist. Somit liegt eine Stellenbezeichnung für eine Anhöhe nach ihrer ausgeprägten Form vor, die zum Ortsname wurde.
Wettlingen, (Trier) Anfang 300 Wetelingen.
Wettringen, (München) 1000 UUeteringe.
Wettrup, (Osnabrück) 1000 UUethonthorp.
Wetterzeube
Wettin-Löbejün
Wettingen Römischer Silberschatz, heute bevölkerungsreichste Gemeinde des Kantons. Das ehemalige kantonale Lehrerseminar wurde zur Kantonsschule ausgebaut. 1045 (Kopie16. Jahrhundert) Vuettingun, Wettingun, Wettingen, 1227 Wettingin [Original], 1238 Wetigen. Der Name, althochdeutsch *za diem Wettingum ‘bei den Angehörigen des Wetti’, ist gebildet aus dem Personennamen Wetti oder Watto und dem althochdeutsch Suffix -ingum. Der Personennamen muss von Anfang an eingliedrig gewesen sein, sonst wäre die Reduktion von -ingauf -ignicht eingetreten (vgl. Kully, Solothurnisches Namenbuch I). Wettingengehört zu den unzähligen deutschen-ingen-Namen. So Tübingen; Villingen, Ortsteil von Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kreis; Zofingen.
Wettringen (Mittelfranken)
Wettringen (Münsterland) Gemeinte im Kreis Steinfurt, 7955 Einwohner, n Steinfurt, ö Ochtrup, Reg.-Bez. Münster, NRW. Im Mittelalter Kirchdorf im Fürstbistum Münster, 1803 Grafschaft Horstmar, 1806 Großherzogtum Berg, 1810 Kaiserreich Frankreich, 1815 preußisch, 18. Jahrhundert Kanalhafen. 838 Uuateringas [Original], 995 Vuadiringas; Wettringen (1163). Simplex mit dem Appellativum altsächsisch *wateringa, mittelniederdeutsch weteringe ‘Wässerung, Wasserlauf, Wassergraben’. Dies ist entweder als postnominale Bildung zu altsächsisch, mittelniederdeutsch water ‘Wasser’ oder als postverbale Bildung zu altsächsisch *wataren, mittelniederdeutsch weteren ‘wässern, nass machen, tränken’ zu bestimmen. Benannt wird eine Siedlung ‘bei den Wasserläufen’. Anlass für die Namengebung war offensichtlich die Lage der Siedlung an der Steinfurter Aa und nahe der Vechte. Die Schreibung mit -tist trotz zweier Belege mit -d(wie 995) fest. Es handelt sich um eine Pluralbildung, die sich auch in der h. amtlichen Schreibung noch zeigt. So Wettringhof, Ortsteil von Lüdenscheid.
Wettrup, 1000 UUethonthorp.
Wettstetten
Wetzlar Entwickelte sich in Anlehnung an das im 10. Jahrhundert gegründet Marienstift unter Friedrich I. Barbarossa, 1180 Reichsstadt; Hessenkolleg; Wetzlarer Festspiele; Goethe-Stadt; erlebte durch die verkehrsgünstige Lage sowie durch Eisenhandel und Wollindustrie einen raschen Aufschwung; Geburtsstadt des Musikers Ludwig Erk (1807), August Bebel lebte zwischen 1846–58 in der Stadt. Marienstiftskirche („Dom“, 9. Jahrhundert mit mehreren Um und Erweiterungsbauten), Hospitalkirche zum Heiligen Geist (1755–64), Ruine der staufischen Reichsburg Kalsmunt (um 1180) mit romanisch Bergfried, Palais (1740 erbaut, Vierflügelanlage), Reichskammergerichtsmuseum, ehemalig Deutschordenshof (13.–18. Jahrhundert; Goethe-Gedenkstätte Lottehaus); feinmechanisch-optische Industrie (Leica Microsystems AG). 1141 Witflariam, 1180 Weteflare, 1232 de Wepflaria, 1271 Wetflar, 1285 in Wetzflaria, 1332 ze Wephlaren, 1340 Wepflare, 1341 Wetflarn, 1342 Wppelaria, 1344 Weppflarn, 1349 (Kopie) zu ̊ Weczflar, 1363 Wesslar; Wetzlar (1228). Kompositummit dem Grundwort -lar in der Bedeutung ‘offene, waldfreie Stelle (in, an einem Wald) ’. Das Bestimmungswort der -lar-Namen nehmen nie Bezug auf den Menschen, sondern beschreiben immer die natürlichen Charakteristika der Landschaft. Im vorliegenden Fall enthält das Bestimmungswort den Flussname Wetz beziehungsweise Wetzbach als links Zfl. der Lahn. Die Überlieferung des Flussnamens zeigt als Besonderheit sein Erscheinen mit zwei verschiedenen Suffixen (819? (Kopie1183–95) super fluuio Wettiffa, 819? (Kopie 1183–95) super fluuium Wetuffa, 1250, 1268 supra Wetfam, 1262 Wetsa, 1268 Wetfa, 1271 Wetfe, 1300 Wetzefe, 1347 ripam que vocatur dy Weczfe, 1355 Wetfe, 1357 Weczfe, 1395 Wetzfftbach). Anzusetzen ist vielleicht eine Form *Wad-isa, die sich durch Umlaut zu *Wed-isa entwickelt hat beziehungsweise eine Form *Wed-apa. In diesem Fall könnte man der Flussname zu einer Wortsippe um gotisch wato ̄, altnordisch vatn, vatr, altsächsisch watar, mittelniederdeutsch water ‘Wasser’ aus einem indogermanisch r/n-Stamm *u -édo ̄r, *u-ódo ̄r, udén(i) ‘Wasser’ stellen. Im Bereich des Konsonantismus verschiebt sich -d> -t und -p> -f(-apa > -affa). So Nieder-, Oberwetz, Ortsteil der Gemeinte Schöffengrund, Lahn-Dill-Kreis.
Wevelscheid, (Stiepel, Bochum) mitten 1200 Wiveleescheithe. Germanisch Wibilas skaipjo-, Wasserscheide des Wibil.
Wevelinghoven, 1135 Wiulenchoven. Germanisch Wibilingo hofum, zu den Hofen der Leute des Wibil. (wibila, Weibel, Käfer)
Wewelsfleth
Weyarn
Weyer
Weyerbusch
Weyhausen
Weyhe Seit dem 14. Jahrhundert in Hoyaer Besitz, später welfisch; Kirchspielort (Kirche in Kirchweyhe) und Sitz der Vogtei Weyhe; 1974 Vereinigung der Gemeinte Kirchweyhe, Leese und Südweyhe zur neuen Gemeinte Weyhe. 860 Wege [Original], 1158 Weie, 1277 Kerckweye, um 1300 Suthweige. Vermutlich liegt eine -ia Bildung zu altsächsisch wa ̄c ,althochdeutsch wa ̄g‘Woge, hochflutendes Wasser’ vor, das im Erstbeleg bereits Umlaut und dann Schwund des intervokalischen -g zeigt.
Weyher (in der Pfalz).
Weyer, (Köln) (Aa) 870 Uiueri, 1222 Wiere. Germanisch wiwari-, von latinisch vivarium, Fischteich.
Wichmar
Wickede (Ruhr) 11. Jahrhundert in Vuikki, zu 1036 in Uuikki, 14. Jahrhundert Wychkede; Wickede (1543). Der Ortsname beruht auf einer mit einem -j-Suffix gebildeten Stellenbezeichnung zu altsächsisch *wika ‘Ulme, Rüster’ (vgl. altenglisch wice), also etwa ‘Stelle, wo es Ulmen gibt’. Das -k wird durch das folgende -j geminiert. Ein Suffix -ithi wird erst im 14. Jahrhundert sekundär angefügt, wobei Einfluss der w gelegenen Orte Holzwickede und Wickede bei Dortmund vorgelegen haben kann.
Wicheln, (Müschede, Arn) +1200 Wiglo. Germanisch wikjon-, Bergulme + lauha-, Wäldchen auf hohem Sandbodem.
Wichterich, (Köln) 866 UUIhctracha, 880 UUitracha. 1155 Wihtreche. Gallo-romanisch Victoriacum, zu Victorius gehorig.
Wickenrodt, 961 in UUikenrodero marca.
Wicker, 922 VUikeron.
Wickrath, 1068 Wikerothe, 1118 Wikerode. Germanisch wikjon- Bergulme, + ropa, Rodung.
Widau, (Lohmar) 1156 Widowe. Siehe Wedehofen.
Widdauen, (Langenfeld) 1157 Widehowe. Idem.
Widdendorf, (Heppendorf) 1136 Withenthorpe.
Widdeshoven, (Hoeningen) 793 uilla que dicitur UUidugises houa.
Widdern
Wiebelsheim
Wiebelskirchen, 1005 Wibiliskiricha. Germanisch Wibiles kirika, Kirche des Wibils.
Wieblingen, (Heidelberg) 844 UUibilingunt. Germanisch Wibilingum, bei den Leuten des Wibil.
Wieck am Darß
Wied= Altwied, 1092 UUida, 1129 Wide.
Wiedemar
Wieden- Großenwieden und Kleinenwieden, 1031 Withun.
Wiedenau, (Heppendorf) 1051 silua Widehowe.
Wiedenborstel
Wiedensahl
Wiedergeltingen
Wiefelstede Die romanische Kirche im Ort ist die älteste im Ammerland und war Sitz eines Sendgerichtes; zur Gemeinte Wiefelstede gehören 22 Ortsteil e. 1059 Wivelunstidi [Kopie14. Jahrhundert], 1059 Wiuelstede [Kopie 14. Jahrhundert], 1382 Wyvelstede. Bildung mit dem Grundwort -stedt. Das Bestimmungswort enthält den schwach flektierenden Kosename*Wivilo. Durch Schwund des Vokals der Flexionsendung entsteht eine Konsonantenhäufung (-lnst-), die zum Verlust des -n führt.
Wiegendorf
Wiehe
Wiehl Eisenzeitliche Besiedlung in Bielstein mit Wallanlage, 1131 zum Bonner Stift St. Cassius, ab 1385 zur Grafschaft Sayn mit der Herrschaft Homburg bis 1806, 1563 zunächst lutherisch, ab 1605 reformiert 1816 Wiehl und Drabenderhöhe (ab 1960 in Bielstein umbenannt) zu einer Bürgermeisterei vereinigt, 1969 mit dem Namen Wiehl, Stadt seit 1971, seit 1966 in Drabenderhöhe größte Siebenbürger Siedlung entstanden. 1131 Wila, 1138 Wiel, 1177 Wele. Nach dem Flussname benannte Stadt. Nach Dittmaier wohl zu niederländisch wiel ‘Rad’ aus einer urgermanischen Form *hwehwla, die auch mittelniederländisch wiel Maskulinum ‘Strudel’ zugrunde liegen könnte.
Wiek
Wielen
Wielenbach
Wiemersdorf
Wiemerstedt
Wiendorf
Wienhausen
Wiernsheim
Wierschem, 1200 Wigersheim. Germanisch Wihagaris haim, Wohnung des Wihahar. (wiga-, Kampf + harja, Heer)
Wiersdorf, anfang 1300 Wersdorph.
Wiershop
Wies, (Nennig) 811-12 Wisse.
Wiesau
Wiesbach, germanisch wisu- gut + baki, Bach.
Wiesbaden Römisch Gründung aus der Zeit des Kaisers Caligula (37–41); Kastelle seit claudischer Zeit (Funde auf dem Heidenberg). Thermalanlagen in Tallage, 120 als vicus Mittelpunkt eines kleineren Verwaltungsbezirkes. Sitz eines Königshofs und Mittelpunkt eines Königssondergaus, seit dem späten MIittelalter Ort der Grafen von Nassau, 1242 Reichsstadt, ab 1744 Regierungssitz des Fürstentums Nassau-Usingen; 1806–66 Hauptstadt des Herzogtum Nassau, nach 1866 Verwaltungssitz des gleichnamigen preuß. Reg.-Bez. in der Provinz Hessen-Nassau.internationaler Kurort (19. Jahrhundert); Stadtbild geprägt vom 19./20. Jahrhundert (Brand 1547 vernichtete die mittelalter Bausubstanz); 122/123 Aquae Mattiacorum, 829 Wisibada, 882 Wisibad, 965 (KopieEnde 11. Jahrhundert) Wisibadun, 1043 Wisebadon, 1123 Wisibad, 1215 Wisebaden, 1218 Wisbaden, 1355 zu ̊ Wysebadin, 1379 Wissebaden, 1386 geyn Wesebaden; Wiesbaden (1364). Der Name erscheint als Zusammensetzung mit einem Grundwort -bad(en), zu althochdeutsch bad, altsächsisch bath, mittelhochdeutsch bat (-des), aus germanisch *baþan. ‘Bad’, auch in altnordisch ba ‘Dampfbad’, altenglisch bæþ, altfranzösisch be(i)th. In Ortsnamen bezeichnet das Wort wohl Heilquellen. Der Dativ Plural -baden, -badon entstand vermutlich unter Einfluss von lateinisch aquae feminin plural; die Form markiert den Lokalkasus und benennt die naturräumlichen Gegebenheiten. Auffällig ist, dass der Ortsname Wiesbaden als Komposition und die übrigen Baden-Orte als einfache Bildungen erscheinen (Baden-Baden erst seit Mitte des 19. Jahrhundert). Die Deutung des Bestimmungswort Wisigeht bisher von einem Ansatz althochdeutsch wisa, mittelhochdeutsch wise zu germanisch*wiso ̄n‘ Wiese’aus und meint ursprünglich wohl ‘feuchte Fläche’. Das -i in der Kompositionsfuge ist möglicherweise durch den Einfluss des vorhergehenden -i entstanden (progressive Assimilation) oder als Kollektiv zu erklären. Der Versuch, das Bestimmungswort von einem Flussnamen *Wisjo ̄ herzuleiten (Greule), scheidet wohl wegen der Akzentverhältnisse aus. Der Typus Flussname + Gattungswort ist immer endbetont (vgl. Osnabrü ́ck, Paderbo ́rn uswach). Bei dem Ortsname Wiesbaden hingegen liegt die Betonung auf der ersten Silbe. Der ältere römisch Name Aquae Mattiacorum bezeichnet den Ort der Mattiaker. Der Ortsname ist als appellativische Zusammensetzung ‘zu den Bädern im (feuchten) Wiesengelände’ zu deuten.
Wiesbaum 804 UUisibania, 1131 Wisebenne.
Wiesdorf. (Leverkusen) + 1150 Westuppe.
Wiesemscheid
Wiesen
Wiesenau
Wiesenaue
Wiesenbach (Baden)
Wiesenbach (Schwaben)
Wiesenbronn
Wiesenburg/Mark
Wiesenfeld
Wiesenfelden
Wiesengrund
Wiesensteig
Wiesent
Wiesenthal
Wiesenthau
Wiesentheid
Wiesenttal
Wieseth
Wiesfort, (Neukirchen-Vluyn) ende 1200 Wisuurth. Germanisch wisu-, gut + wurpi, künstlicher Hügel in Alluvialland.
Wiesloch Gehörte zum Lorscher Besitz, seit 965 Lorscher Markt, ab 1225 an die Pfalzgrafen, 1410–1499 zu Pfalz-Mosbach, 1689 Zerstörung durch Franzosen, 1803 an Baden. Psychiatrisches Landeszentrum, Weinbau. Freihof, Wieslocher Schloss, Hohenhardter Hof. 801 (Kopie12. Jahrhundert) Wezzinloch, 1157 Vvizzenloch [Original], 1231 Wishenloch, 1490 Wislach [Original]. Es handelt sich um eine Zusammensetzung mitdem Personenname Wizzo unddem Appellativ althochdeutsch lo ̄h ‘Hain’, mittelhochdeutsch lo ̄ch ‘Gebüsch, Wald, Gehölz’ ( -loh(e)) Im Auslaut sind -h und -ch reguläre Schreibungen des velaren Frikativs.
Wiesmoor In dem 1806 als Hochmoor überlieferten Gebiet entsteht die junge Siedlung, die als Grundwort-moor enthält. Nö liegen Wiesederfehn und die ältere Siedlung Wiesede (1435 Wisede). Entweder ist diese direkt namengebend oder beide Ortsname enthalten das gleiche Element. Dieses ist zu mittelniederdeutsch w ̄ese ‘Wiese’, althochdeutsch wisa‘Wiese’ zu stellen, wobei diese mit altnordisch veisa ‘Schlamm’ etym. verwandt sind, sodass eine Bedeutung ‘feuchter Erdboden’ zu erschließen ist (vgl. althochdeutsch waso ‘Rasen, Erdscholle’, altsächsisch waso, mittelniederdeutsch wase ‘feuchter Erdgrund, Schlamm; Rasen’).
Wiesthal
Wiesweiler
Wietmarschen Benediktiner-Doppelkloster Wietmarschen 1152 gegründet, seit 1209 Nonnenkloster; kleinund mittelständische Unternehmen; überwiegend agrarisch geprägte Gemeinte 1152 Witmarschen, 1154 paludem quandam inter villas Backlo et Loen sitam, Withmerss dictam. Der Ortsname stellt ein Kompositum aus dem Bestimmungswort Wietund dem Grundwort -marsch im Dativ Plural -marsch gehört zu mittelniederdeutsch marsch, mersch, vgl. mittelniederländisch maersche, altenglisch mer(i)sc ‘Niederung, flaches feuchtes, morastiges, mooriges Land, fruchtbarer Landstrich’, im Bestimmungswort findet sich entweder mittelniederdeutsch w ̄ı t, w ̄ı de ‘weit, breit, geräumig’ oder mittelniederdeutsch w ̄ıde ‘Weide’ (als Baumart). Der Ortsname benennt demzufolge eine Marsch von großer Ausdehnung (vgl. norddeutsch Flurname wie w ̄ıt-velt, w ̄ıdevelt) oder eine mit Weiden bestandene, feuchte Fläche.
Wietze Bei der kleinen Bauerschaft Wietze sind schon seit der frühen Neuzeit die „Teerkuhlen“ als Öllieferant bekannt, 1859 erste Tiefenbohrung, Um 1226 Witzene [Kopie 14. Jahrhundert], um 1322 Wysen, 1381 Wytzene; Witze (1667). Der Ortsname beruht auf dem Gewässername des Flusses Wietze, der längs des Ortes fließt. Dieser ist eine Ableitung mit -n-Suffix. Basis ist entweder das in altenglisch belegte wice ‘Ulme’ oder der Name gehört wie andere europäische Gewässername zu indogermanisch *ueig-, *ueik‘ biegen, krümmen’, was bei einer -n-Ableitung mehr überzeugt. Ursprüngliches -k wird vor -i palatalisiert, so dass -tz entsteht. Auslautender Vokal und das -n des Suffixes fallen später aus.
Wietzen
Wietzendorf
Wiggensbach
Wilburgstetten
-wik / -wiek. Altsächsisch w ̄ık ‘Wohnstätte, Dorf’, mittelniederdeutsch w ̄ık ‘Ort, Siedlung, (See-)Bucht’, althochdeutsch/ mittelhochdeutsch w ̄ıch Maskulinum ‘Wohnsitz, Stadt’ ist nach Herkunft und Bedeutung kontrovers diskutiert worden. Während die ältere Forschung von einer Entlehnung aus lateinisch v ̄ıcus ‘Quartier / Stadtviertel, Gehöft, Vorwerk, Flecken’ ausging oder mit Bezug auf nord. v ̄ık ‘Bucht’ die Bedeutung ‘Handels-, Stapelplatz’ annahm, ist w ̄ık neuerlich auf ein mitlateinisch v ̄ıcus wurzelverwandtes germanisch Wort mit der ursprünglich Bedeutung ‘Zaun’ zurückgeführt worden, die sich in verschiedenen Kontexten inhaltlich weiterentwickelte, z. B. zu ‘Herrenhof ’ oder ‘Kleinsiedlung’ bis hin zu ‘Sonderrechts-, Immunitäts-Bezirk’ (mit Bez. wie wikbelde / -greve). -w ̄ık-Namen begegnen in den nordische Ländern, in England, besonders im niederländisch-flämischen Bereich, dazu im niedersächsischwestfälischen Gebiet (Braunschweig) und in SH (Schleswig; Wyk auf Föhr, Landkreis Nordfriesland, beide SH). Dieser Bildungstyp reicht in seiner produktiven Phase wohl in die Zeit des Landesausbaus zurück, in den w Niederlanden war er noch bis ins 12./13. Jahrhundert akt.
Wildau Der Name Wildau ‘wilde Aue’ ist eine Neubildung, da Belege für einen älteren Flurname fehlen.
Wildberg (Schwarzwald) Stadt im Landkreis Calw, circa 10 km s Calw, Reg.-Bez. Karlsruhe. 13. Jahrhundert Ministeriale von Wildberg, 1377 Eigentumsrechte an Kurpfalz, 1390–93 Verpfändung der Hälfte des Ortes an die Markgrafschaft, 1410 an Pfalz-Mosbach, 1440 Verkauf an Württemberg, 1442–73 an Württemberg-Neuffen, dann im Austausch für Mömpelgard an Graf Eberhard von Württemberg-Urach. Schlossruine, Hexenturm, Kloster Reuthin, Lützenschlucht. 1237 Wilpberg. Wildberg ist eine hochmittelalterliche Burgsiedlung über einer Nagoldschleife. Der Name ist zusammengesetzt aus althochdeutsch wildi, mittelhochdeutschwilde, wilt ‘nicht bebaut, wild’ und dem Grundwort-berg. Das Adjektiv bezeichnet unfruchtbare, unbewohnte Berge. Der Beleg aus dem Jahr 1237 beruht wohl auf Assimilation von -tb zu -pb-.
Wildberg (Vorpommern)
Wildeck
Wildenberg
Wildenbörten
Wildenfels
Wildenspring
Wildeshausen Im Ort ein im 9. Jahrhundert gegründetes Säkularkanonikerstift; das auch bereits im 9. Jahrhundert erwähnte oppidum (10. Jahrhundert villa) nimmt schon im 10. Jahrhundert stark an Bedeutung zu (Zollprivileg) und erhält 1270 Bremer Stadtrecht; seit dem 12. Jahrhundert häufiger Besitzerwechsel (Welfen, Oldenburger, Bremer, Münsteraner), seit 1826 oldenburgisch. 851 Wigaldinghus [Original], 871 Wialteshus [Kopie 14. Jahrhundert], 980 Uuigildeshuson, 1209 Wildeshusen [Kopie 15. Jahrhundert]. Bildung mit dem Grundwort-hausen. Nur der Erstbeleg hat-ing, das nicht zu berücksichtigen ist, da alle weiteren Belege -eszeigen. Das Bestimmungswort enthält den stark flektierenden Personennamen Wigbald. Durch Assimilation des -gb entsteht -g-, das intervokalisch spirantisiert wird (*Wijald-) und später schwindet (Wiald-). Durch Ausfall des -ae ntsteht bereits früh Wildes-. Deutung also: ‘Siedlung des Wigbald’. So Wickbolsen, Ortsteil von Hessisch Oldendorf, Landkreis Hameln-Pyrmont.
Wildflecken
Wildpoldsried
Wildsteig
Wilgartswiesen
Wilhelmsburg
Wilhelmsdorf (Mittelfranken)
Wilhelmsdorf (Saale)
Wilhelmsdorf (Württemberg) Gemeinte und (mit Horgenzell) gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Ravensburg, 17 km wnw Ravensburg, Reg.-Bez. Tübingen. Wilhelmsdorf wurde 1823/4 von der pietistischen Brüdergemeinde Korntal aus gegründet; der Baugrund, der der königlichen Hofkammer gehörte, wurde von König Wilhelm I. zur Verfügung gestellt; seit 1850 selbstständige politische Gemeinde. Pfrunger Ried, Betsaal, Marienkapelle, St. Antoniuskirche. Wilhelmsdorf (1823/4) Namengebend war König Wilhelm I. als Stifter des Baugrundes. So Wilhelmsdorf, Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim; Wilhelmsdorf, Saale-Orla-Kreis.
Wilhelmsfeld
Wilhelmshaven Wilhelmshaven (1869). Der Plan, einen preußisch Kriegshafen an der Jade einzurichten, wurde 1854 durch Ankauf von oldenburgischen Ländereien bei Heppens und Eckwarden in Angriff genommen. 1869 wurde der Kriegshafen durch König Wilhelm I. von Preußen eingeweiht und ihm zu Ehren Wilhelmshaven benannt; 1873 erhielt der Ort das Stadtrecht und wurde 1937 mit der 1911 gegründeten Stadt Rüstringen vereinigt. Noch heute ist Wilhelmshaven ein bedeutender Marinehafen.
Wilhelmsthal
Wilhermsdorf
Wilkau-Haßlau Um 1200 deutsche Bauerndorf Wilkau in altsorbisch vorbesiedelter Gegend, seit dem 16. Jahrhundert entstand dicht dabei das Rittergut und Gutssiedlung Haßlau, vor 1850 Zusammenwachsen beider durch Steinkohlebergbau und Industrialisierung. 1934 Stadt. Wilkau: 1432 Wilkaw, 1551 Wilckaw, 1699 Wilcka. Haßlau: 1540 die Hasel, 1555 die Haßel, 1791 Nieder-, Ober Haßlau oder Hasel. Wilkau: Zu altsorbisch *vil’k ‘Wolf’, erweitert mit dem Suffix -ov-, somit Grundform *Vil’kov-; ein an sich möglicher Personennamen *Vil’k, der in vielen slawische Ortsname steckt, ist in diesem Gebiet weniger wahrscheinlich. Haßlau: Zumittelhochdeutsch hasel‘ Haselstrauch’,sekundär ist -aua ngefügt worden. So † Hasela, bei Wilsdruff, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge; Haselberg, Ortsteil von Wriezen, Kreis Märkisch-Oderland; Haselbrunn, Ortsteil von Plauen; Haselrain, Ortsteil von Triebel, Vogtlandkreis.
Willanzheim
Willebadessen Ersterwähnung 1066, 1149 Benediktinerinnenkloster (1473 Bursfelder Reform, 1810 Aufhebung und Erwerbung durch Freiherren von Spiegel-Borlinghausen, seit 1871 im Besitz der Freiherren von Wrede); 1317 Anlage einer befestigten Stadt (1318 Stadtrecht). 1975 Zusammenschluss mit der Stadt Peckelsheim und elf Gemeinte 1066 Wilbotissun, 1146 Wilbodessun, 1149 Wilbodessin, 1156 Wilbodessen, [1207–1215] in Wilbodesen, 1685 in Wilbasen; Willebadessen (1221). Bildung mit dem Grundwort-hausen. Im Bestimmungswort erscheint der im Genitiv Singular stark flektierte zweigliedrige germanisch Personennamen Willebod (Erstglied zum Personenname-Stamm WILJA zu altsächsisch willio ‘Wille’, althochdeutsch will(i)o; Zweitglied -bod am ehesten zum Personenname-Stamm BOD/BO ̄ D(zu germanisch *baua-, bauiz ‘Gebieter’; sekundär auch nach angelsächsisch altfriesisch boda, altsächsisch bodo, althochdeutsch boto ‘Bote, Gesandter’ umgedeutet; weniger ursprünglich -bad zu altsächsisch -badu ‘Streit’, angelsächsisch beadu, beado). Die stark flektierten Formen sprechen für das hohe Alter des Namens. Der Ortsname bezeichnet die Siedlung als ‘bei den Häusern des Willebad’. So Wilbasen, Wohnplatz bei Blomberg, Kreis Lippe.
Willeberg, (Eich, Koblenz) 1112 Willeberh, 1139 Willeberge.
Willenberg, (Herzfeld) mitten 1200 Willimberga. Germanisch wilpin, zu wilpja, wild + berga-, Berg.
Willenscharen
Willich 1152 Wileche [Original], 1186 de Wilike, de Wiliche [Original]. Die von Kaufmann vertretene Auffassung, dass eine zweigliedrige Kurzform einem Personennamen *Wil(l)-ik(o) mit lateinisch Genitiv-Endung vorläge, ist wenig glaubhaft. Keiner der alten Belege zeigt -ll-. Unwahrscheinlich sind ferner lateinisch Genitiv-Formen, zudem für zwei verschiedene Orte, denn der Name erscheint noch einmal für eine Bauerschaft am Niederrhein. Dieses Willich ist nw von Xanten im KreisKleve belegt, 1159 in Wileka [Original]. Eine klare Unterscheidung der beiden Willich-Orte in den Quellen ist bisweilen schwierig. Beide liegen im Nichtverschiebungsgebiet; die ch-Graphien entstammen der Kölner Überlieferung. Die Existenz zahlreicher Gewässername mit der Basis Wil (Krahe, H.: Einige Gruppen älterer Gewässername. Er lässt eher an einen voreinzelsprachlichen Flussnamen denken, der im vorliegenden Fall mit -k-Suffix abgeleitet ist.
Willingen (Upland)
Willingen (Westerwald)
Willingshausen, (Strickherdicke) 1000 UUillinghausen. Germanisch Willingo husum, zu den Hausernd der Leute des Willi. (wiljan, Wille)
Willingshausen, (Velbert) mitten 1200 Willinchusen.
Willringhausen, (Ennepetal) 1100 Wilgerinchuson. Germanisch Willigairingo husum, zu den Hausern der Leute des Willigair. (wiljan Wille + gaiza, Speer)
Willmars
Willmenrod
Willmering
Wilnsdorf, (Arn) 1185 Willelmesdorf. Germanisch Willihelpes porpa, Siedlung des Willihelm.
Wilsecker, (Trier) 1174 Wildesacker.
Wilshorst, (Heessen) mitten 1200 Wilishorst. Germanisch Willis hurst-, waldiger Hügel in Sumpf Gelände, des Willi.
Wiltingen, (Trier) 1039 Wiltinga.
Willroth
Willstätt 1288 als Lehen der Herren von Lichtenberg bezeugt, 1372 Verpfändung an Straßburger Bürger, 1395 teilweise an Kurpfalz, 1450 an die Stadt Straßburg, 1803 an Baden. BASF, Barockkirche, Kinzigpfad, Moscherosch Denkmal. 1254 (Kopie circa 1500) Willstetten, 1284 Willstete, 1416 Wilstetten. Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus dem Personennamen Willo und dem Grundwort althochdeutsch mittelhochdeutsch-stat ‘Stelle, Ort, Wohnstätte’, hier zunächst im Dativ Plural stetten, Neuhochdeutsch -stätt.
Willwerscheid
Wilnsdorf Eisenherstellung bereits in dem letzten vorchristlichen Jahrhundert, Rittersitz, Bergbau (seit Ende des 13. Jahrhundert bezeugt. 1255 Willandisdorp [Original], 1257 Willandisdorf, 1277 Willantstorph; Wylnstorff (1417–1419). Der Ortsname ist mit dem Grundwort -dorf gebildet. Erstglied ist nach dem Zeugnis der meisten Belege der Personennamen Willand im Genitiv Singular (1264 Hermannus de Willelmestorf ist ein Versehen oder eine Umdeutung zu Willehelm). Da für den Personennamen vor der Kontraktion Willandis> Wilns durchweg -ll-Schreibungen vorliegen, ist der Personennamen als Partizipialbildung mit kurzem Stammvokal zu althochdeutsch willan, altsächsisch willian, gotisch wiljan ‘wollen’ zu stellen. Die häufig angenommene Identität mit dem Personennamen Wieland (Heinzerling) ist unwahrscheinlich, da dieser zu altnordisch vél ‘List, Kunstwerk; Tücke, Betrug’ mit Langvokal gehört.
Wilsdruff Zum Ende des 12. Jahrhundert d. Bauerndorf mit Herrensitz, Stadtanlage um 1260. 1259 Wilandesdorf, 1298 Wilansdorf, 1428 Willissdorff, 1466 Wilstorff, 1468 Wilsdruff. Im Bestimmungswort ist der d. Personennamen Wieland, in germanisch Sagen ein Schmied, enthalten, verkürzt zu Wils-. Das Grundwort -dorf unterlag durch die starke Anfangsbetonung des Bestimmungswort Wils der Kürzung und erscheint dann als -druff, ähnlich Ohrdruf (bei Gotha), Mühltroff (bei Plauen).
Wilsecker
Wilstedt
Wilster
Wilstermarsch. Amt im Kreis Steinburg mit vierzehn Gemeinte, Verwaltungssitz in der amtsfreien Stadt Wilster, an der Stör, der Elbe und dem Nord-Ostsee-Kanal. 1970 durch Zusammenlegung dreier Ämter entstanden. Vorwiegend Viehhaltung. 1139 Wilstra, 1141 Wilstera, 1212, 1319 Wilstria, 1350 a paludensis terre Wylstere [Original]; de Wilstermarsch (1397). Die Bezeichnung des Amtes geht zurück auf den Flurnamen der Marsch an der Wilsterau. Wilster hängt dabei wahrscheinlich mit der Bezeichnung mittelniederdeutsch *wilt ‘öd, wüst’ zusammen, da wilde Seen und Moore die Landschaft prägten. Grundwort-au später hinzugefügt. Stammform *u-il der Flussname nicht mit Sicherheit zu klären. Vorgermanisch -str-Suffix ‘fließen, strömen’ (vgl. Elster, Alster). So Wilster, † Wilstermunde (1408), beide im selben Amt, Kreis Steinburg.
Wilsum
Wilthen
Wiltingen
Wilzenberg-Hußweiler
Wimbach
Windeck Gemeinte im Rhein-Sieg-Kreis, 20670 Einwohner, ö Bonn am Oberlauf der Sieg, Reg.-Bez. Köln. Aus den ehemalig Gemeinte Dattenfeld, Herchen und Rosbach 1969 neu gebildete Gemeinte, Verwaltungssitz Rosbach, mit 67 Ortschaften. 1174 Bestätigung des Lehnsbesitzes der Grafen von Berg an der Burg Windeck, heute mit Dorf und Gemeindeteil Altwindeck, Naherholungsregion im Siegtal. 1167 Windeke; 895 Dateleveld, 1131 Dattenuelt; 1131 Herchlingen, 1256 Herchingen; 1191 de Rosbach, circa 1300 Rospe. Windeck: Appellativisches Kompositum aus dem Grundwort-eck(e) Maskulinum/Feminin ‘Abzweigung, Ecke, Kante’ aus germanisch *agjo ̄ feminin und dem Bestimmungswort Wind. ‘Wind’ aus germanisch *wenda. nach der Lage der Burg. Dattenfeld: Aus einem germanisch Personenname-Stamm Dad und dem Grundwort-feld. Herchen: Aus dem germanisch Personennamen Hericho, *Herichilo und dem Suffix-ingen gebildet. Rosbach: Wohl späterer Grundwort-Wechsel von-apa zu-bach, das Bestimmungswort ist nach Dittmaier 1955 wohl zu althochdeutsch ro ̄r Neutrum, germanisch *rauza ‘(Schilf)Rohr’ zu stellen. Die Ortsnamen sind insgesamt im Bergischen öfter vertretene Typen.
Wimbach, (Koblenz) 1221 Windebach, germanisch windan, sich wenden + baki, Bach.
Wimmelburg
Wimsheim
Wincheringen, 1068 Winechram. 1098 Winehere.
Windach
Windberg, mitten 1200 Wintberge. Germanisch winda-, Wind + berga, Berg.
Windbergen
Windeby
Windeck, 1174 Windeke. Germanisch winda-, Wind + agjo-, Spitze.
Windelsbach
Winden (Nassau)
Winden (Pfalz)
Winden im Elztal
Windesheim, 1161 Windense.
Windgassen, (Lüttringhausen, Remscheid) mitten 1200 Wintgaten.
Windhagen
Windischeschenbach
Windischleuba
Windorf
Windrath, (Neviges) 1033-50 Winthrothe.
Windsbach
Wingerode
Wingst
Winhöring
Winkel, (Eifel) 1144 Wenkela.
Winkelhausen, (Mülheim an der Ruhr) 1100 UUidikinghuson. Germanisch Widukingo husum, zu den Häusern der Leute des Widuk.
Winkelbach
Winkelhaid
Winkelsett
Winklarn
Winnemark
Winnenden 1277 an die Herren von Weinsberg, die Winnenden 1325 an Württemberg verkauften, 1665 Verkauf des Ordensbesitzes an Herzog Eberhard von Württemberg. Schwaikheimer Torturm, Schloss Winnental, Stadtkirche St. Bernhard. 1181 Wineden [Original], 1189 Winiden [Original], 1210 Windin, 1292 Winidin [Original]; Winnenden (1727). Der Name Winnenden ist ein Siedlername: ‘bei den Winden (Slaven)’. Auch wenn ein archäologischer Nachweis fehlt, so scheint der Volksname der Winden, althochdeutsch winid, winida, mittelhochdeutsch wint, wende ‘Slave’ vorzuliegen. Es handelt sich bei den Winden-Namen in der Regel um Siedlungen slawischer Kriegsgefangener. So Wennenden, Ortsteil von Blaubeuren, Alb-Donau-Kreis.
Winnerath
Winnert
Winnigstedt
Winningen, 870 UUindinge, 962 Windingun.
Winnweiler 891 Wini-dowilary (Kopie 17. Jahrhundert), 1187 Windewiler; Winnweiler (1824). Das Bestimmungswort geht vermutlich auf den Völkernamen Winida ‘Wenden, Slawen’ zurück, das Grundwort ist-weiler. Winnweiler könnte – wie vermutlich auch Winden in Rheinhessen – aufgrund dieses Namens eine slawischeGründung infolge von Umsiedlung und Kolonisierung sein. Der Ortsname könnte somit als ‘Hof, Vorwerk slawische Kolonisten’ gedeutet werden. Ähnlich Winnenden und der Zweitname von Oberhaching (1003–13 Hachinga, que aliter Winidun nuncupatur), Landkreis München. Für Bad Windsheim (791 Winedesheim), Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim, dagegen liegt wohl ein Personennamen Winid vor. So Winnenden, Rems-Murr-Kreis. Winden, Rhein-Lahn Kreis.
Winningen, (Koblenz) 870 UUindinge, 962 Windingun.
Winringen
Winseldorf
Winsen (Aller) Hier Ende des 14. Jahrhundert eine Burg, endgültige Zerstörung 1459; Mittelpunkt der lüneburgischen Vogtei Winsen an der Aller. 1315 Wensen [Original], 1318 Wynsen; Winsen (1392). Bildung mit dem Grundwort -hausen, das im ersten Beleg bereits zu -sen verkürzt wurde, und einem in gotisch winja, altnordisch vin, althochdeutsch, mittelniederdeutsch winne ‘Weide(platz), Wiese’ belegten Appellat. So Winsen (Luhe), Landkreis Harburg.
Winsen (Holstein)
Winsen (Luhe) 1293 Nennung als oppidum, 1299 erste Erwähnung der Burg; 1322 Lüneburger Stadtrecht; Sitz einer Vogtei beziehungsweise eines Amtes. 1158 Winsen [Kopie 17. Jahrhundert], 1233 Winhusen, 1315 Winsen; Winsen-Luhe (1791). Bildung mit dem Grundwort-hausen, das dann zu -sen verkürzt wurde, und dem in gotisch winja, altnordisch vin, althochdeutsch, mittelniederdeutsch winne ‘Weide(platz), Wiese’ belegten Appellativum Deutung also: ‘Siedlung an der Weide, Wiese’. So Winsen (Aller), Landkreis Celle.
Winterbach (Schwaben)
Winterbach (Pfalz)
Winterbach (Remstal) Winterbach, im Rems-Murr-Kreis. 1080 Schenkung des salischen Hausguts Winterbach von Heinrich IV an das Domstift Speyer, ab 1101 nicht meghr in speyerischer Hand, in der ausgehenden Stauferzeit von den Staufern an die Grafen von Wurttemberg. 1046 (Kopie1170/75) Winerbach, 1080 Uvinterbach. Winterbach (zu althochdeutsch Wintar, mittelhochdeutsch Winter ‚Winter,‘ für Bache, die den Nordhang hinabfließen) isst der alte Name des Lehnenbachs, der auf die Siedlung übertragen wurde. Winterbach Landkreis, Günzburg.
Winterbach (Soonwald)
Winterberg 1276 Wynterbergh, 1293 Wyntergerg, 1326 Winterberg. Der Ortsname enthält das Grundwort-berg und das Bestimmungswort altsächsisch wintar, mittelniederdeutsch winter ‘Winter’. Motivation für der Ortsname sind die von Bergen umgebene Lage und die klimatischen Bedingungen der Höhenlage an der Ostseite des Kahlen Asten mit geringer Jahresdurchschnittstemperatur und früh einsetzenden, harten, schneereichen Wintern.
Winterborn 1144 Wintreburon. Germanisch wintru-, Winter + burim, zu burja. Kote.
Winterburg
Winterhausen
Winterlingen Herrschaftliche Rechte um 1200 in Händen der Grafen von Veringen und Nellendorf, vor 1387 an Württemberg, danach mehrmalige Verpfändungen. Textilund Metallverarbeitungsindustrie. Pfarrkirche und Wasserturm Benzingen, Winterlinger Winkele. 793 in alia Filisninga (?), 842 Wintarfulinga. Ausgehend vom ältesten Beleg handelt es sich wohl um eine -ing(en)-Ableitung zu einem Personenname, der von Förstemann als *FiliSiedlungsname angesetzt wird; der Name bedeutet dann ‘bei den Leuten des Filisin’. Vielleicht ist jedoch die Schreibung verderbt und das „andere“ (= in alia) Filisninga bezieht sich auf Villingen (817 ad Filingas: ‘bei den Leuten des Filo’). Beide Ortsname können daher auf den gleichen Personennamen zurückgehen. Der differenzierende Zusatz Winta rgehört wohl zu althochdeutsch wintar, mittelhochdeutsch winter ‘Winter’ im Sinne von ‘der Sonne abgewandt, nördlich’. In der weiteren Entwicklung ist die schwachtonige Mittelsilbe -fu ausgefallen.
Winterrieden
Winterscheid, 1131 Winterskeit.
Wintersdorf, (Trier) 634 UUinteresdorf, 902 UUinteronis uillam. Germanisch Winidaharis porpa, Siedlung des Winidahari.
Wintersheim
Winterspelt 1300 Wynterspelt.
Winterwerb
Wintrich, 1098 Wintriche, 2 Hälfte 1200 Winterche.
Wintrup, (Hiltrup) 1000 UUiningthorpe. Germanisch Wininga porpa-, Siedlung der Leute des Wini. (wini, Freund)
Winz, (Arn) 10-1100 Winx.
Winzenburg, 1112 Winzeburch.
Winzer
Wipfeld
Wipfratal
Wipperdorf
Wipperfürth Älteste Stadt im Bergischen (Stadtwerdung wohl zwischen circa 1185 und 1283) an einer Kreuzung frühgeschichtlicher Straßen (Köln > Westfalen, Siegerland > Wuppertal), Handelsstadt bis in die Neuzeit. 1131 Weperevorthe, 1222 Wipperfurde. Namengebung nach einer Furt über die Wipper, wie der Fluss Wupper bis h. an seinem Oberlauf heißt.Furt ist auf althochdeutsch vurt wohl Maskulinum, germanisch *furdu-, indogermanisch *prtu‘ Durchgangsmöglichkeit, Zugangsmöglichkeit, Furt’ zurückzuführen. Der Flussname 973 und 1166 Wippere ist wohl zu norddeutsch wippen, mittelhochdeutsch wipfen ‘springen’ zu stellen, das mit lateinisch vibrare ‘zittern, schwingen’ zu vergleichen ist. Die Variante Wupper, Wuppertal, ist nach Dittmaier im 15. Jahrhundert entstanden. Der Umlaut in -fürth findet sich z.B. auch im Ortsname Fürth.
Wippingen
Wirdum
Wirft
Wirfus, 1051 Weuuis, 1051 Werwis.
Wirges Das Gebiet gehörte im Mittelalter vor allem zum Erzstift beziehungsweise dann zum Kurstaat Trier. Anfangs 19. Jahrhundert kamen die Gemeinte mit dem Amt Montabaur an das Herzogtum Nassau und schließlich 1866 an das Preußen. 1975 erhielt Wirges Stadtrecht. 958 Uuidhergis, 1220 in widingis, 1235 Widergis, 1607 Wirgis. Der Ortsname ist schwer zu deuten. Bisher wurde er als Ableitung von einem althochdeutsch Personennamen Withar, Wither(i) und einem PN-Stamm Gis-, zu althochdeutsch gîsal ‘Geisel’, beziehungsweise als Gewässername gedeutet, der mit mittelhochdeutsch gîs, zu althochdeutsch gësan ‘gähren, brodeln, schäumen’, gebildet ist. SO Würges, Ortsteil von Bad Camberg, Landkreis Limburg-Weilburg.
Wirsberg
Wirminghausen, (Waldbauer) miten 1200 Widemerinchuson. Germanisch Widumaeringo husum. Zu den Häusern der Leute des Widumaer. (widu,- Wald, maeri, berühmt)
Wirtzfeld, (Rocherath) +1200 Werceuelt. Germanisch wirti-, Wurze + feldu, öde Ebene.
Wirscheid
Wirschweiler
Wisch (Holstein)
Wisch (Nordfriesland)
Wischhafen
Wismar Vorslawische und slawische Besiedlung, zur Stadt (1266 Bestätigung des Stadtrechts) ausgebauter Marktort, von 1257–1358 mecklenburgische Residenzstadt, Mitglied der Hanse, ab 1648 unter schwed. Herrschaft, 1672–1700 Ausbau Wismars zur größten Festung Europas, 1803 wird Wismar für 100 Jahre an Mecklenburg-Schwerin verpfändet, 1903 volle Eingliederung in Mecklenburg-Schwerin, seit 1990 Zusatz: Hansestadt. 2002 Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe. 1211 in portu ... Wissemer, 1229 Wissemariam, 1285 Vysmar, 1294 Huissemaire; Wismar (1258). Die Herleitung des Ortsnamens ist nicht eindeutig zu klären. Der Ortsname liegt vermutlich einem altpolabischen Personennamen *Vyˇsemˇer mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das bei der Eindeutschung des Namens verloren Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Vysˇemeˇr’ rekonstruieren. Der Personennamen ist ein zweigliedriger Vorname, der aus *vyˇse‘höher’, zu *vysoki ‘hoch’, und *-mir ‘Friede, Ruhe’ gebildet wurde. Dem steht entgegen, dass frühere, nicht unmittelbar auf diese Stadtfläche bezogene Erwähnungen mit gleicher Wurzel (z.B. Gewässername 1167 ad aquam Wissemaram) nicht auf den oben abgeleiteten Lokator zurückgeführt werden können. Deshalb ist durchaus auch an eine Herleitung aus germanisch *wisu ‘gut’ und *mari ‘See, Meer’ (in anderem Zusammenhang auch ‘berühmt’) zu denken.
Wissen Ersterwähnung im 11. Jahrhundert als Rodungssiedlung am Rande der Kölner Erzdiözese. Im Mittelalter geteilte Besitzverhältnisse: das links Siegufer gehörte zum Kölner Erzstift, das r. Siegufer einer Nebenlinie der Wildenburger Grafen. 1803 kommen beide Hälften zunächst an Nassau, 1815 an Preußen. 1969 Stadtrecht. 1048 Wisnerofanc (‘der eingehegte Raum der Wissener’), 1299 Wissene, 1550 Wissen. Wissen ist identisch mit dem Namen des h. Wisser-Bach genannten und in Wissen in die Sieg mündenden Flusses (*Wisna > *Wissne > Wissene). *Wisna ist eine n-Ableitung von germanisch *wis(in Flussname), ablautend *waiso ̄n (altwestnordisch veisa ‘Schlamm, Sumpf ’), indogermanisch *u-eis‘ fließen’.
Wißmannsdorf
Wißkirchen, (Köln) 1166 Wizinkircgin. Germanisch hwiton, zu hwita, weiß + kirika, Kirche.
Wissel, 1167 Wiskele.
Wissersheim, (Aa) 836 UUistrikisheim. Germanisch Hwitarikis haim, Wohnung des Hwitarik. (hwita-, weiß + rikja, mächtig)
Wistedt
Witsum
Wittbek
Wittdün auf Amrum
Wittelshofen
Wittelsbach=Niederwittelsbach und Oberwittelsbach. 1153 Witelinesbach.
Witten Anfang des 13. Jahrhundert Pfarrsiedlung, seit 16. Jahrhundert Kohlebergbau (bis 1925), 1825 Stadt, 1899 bis 1974 kreisfrei. 1983 Universitätsstadt. 1214 in Wittene, um 1230 de Wittene, 1263 de Witthene; Witten (1308). Der Ortsname ist zu altsächsisch hw ̄ıt, mittelniederdeutsch wit ‘weiß’ zu stellen (vgl. altenglisch hw ̄ıt ‘hell, glänzend’, gotisch eits ‘weiß’; daneben mittelniederdeutsch, mittelniederländisch witte mit wohl erst spät eingetretener Gemination). Die ersten Belege zeigen noch vokalischen Auslaut, was für eine Ableitung mit Nasalsuffix auf -ina spricht. Eine Suffixbildung mit der entgegengesetzten Farbbezeichnung ist Schwerte, rund 16 km ö an der Ruhr gelegen. Bezeichnet wurde somit zunächst ein ‘helles, glänzendes’ Gewässer – dann läge ein alter Abschnittsname der Ruhr vor – oder eine ‘Stelle, an der sich etwas Weißes, Helles, Glänzendes befindet’, dessen Sachbezug nicht mehr zu ermitteln ist. Zu denken wäre etwa an vergleichsweise hell gefärbten Boden. So Schwerte, Kreis Unna.
Wittenbeck
Lutherstadt Wittenberg Entstehung von Burg und zugehöriger Siedlung wohl im 12. Jahrhundert, 1293 Stadtrecht. Seit dem 14. Jahrhundert Residenzort der sächsischen / askanischen Herzöge und dann Kf., später der ernestinischen Wettiner. Nach der Universitätsgründung 1502 enormer kultureller und wirtschaftliche Aufschwung im Gefolge der Reformation seit 1517, bald wieder zurückgehend, aber bis heute nachwirkend (Bildungseinrichtungen, Tourismus, UNESCO-Weltkulturerbe). Seit 1815 zu Preußen, ab 1873 Entwicklung zur bedeutenden Industriestadt. 1922–1952 kreisfrei. 1187 (12. jahrhundert) Wittenburg, 1190 Wittenberg, 1292 Wittenberch. Bildung aus norddeutsch wit ‘weiß’, also Ort ‘(am) weißen Berg’ oder ‘(bei der) weißen Burg’,-berg,-burg. Die Benennung wird im Allgemeinen mit sandig-hellen Ablagerungen der nahen gelegenen Elbe in Verbindung gebracht. Im Zusammenhang mit dem Reformationsgedenken wurde dem Namen 1922/38 Lutherstadt als offizieller Namenszusatz vorangestellt, in Namenverzeichnissen (Telefonbuch uswach) daher häufig Einordnung unter Luxemburg Bemerkenswert (und leicht zu Verwechslungen führend) ist die Koexistenz von Wittenberg und Wittenberge sowie des im Prinzip gleichbedeutenden Belgern (aus altsorbisch *bˇeła gora ‘weißer Berg’) an der Elbe. Ähnliche Namen sind häufig wie z. B. Wittenburg, Landkreis Ludwigslust, sowie zahlreiche Orte Weißenberg, z.B. im Landkreis Bautzen, Siedlungsname oder z. B. Weißenburg in hochdeutscher Lautung.
Wittfeld, (Hamborn) 962-71 Weitfelde.
Wittlaer, 1144 Wizelare. Germanisch hwita, weiß + hlaeri, waldiges Sumpfland.
Wittenberge Vordeutsche Burg an altem Elbübergang aus der Altmark nach Norden; d. Burg der Herren Gans von Putlitz, im dreißigjährigen Krieg zerstört; Stadtanlage errichtet nach 1200 durch den Markgraf von Brandenburg (1264 civitas). Elbschifffahrtplatz und Umschlaghafen; ehemalig Nähmaschinenproduktion, h. Nähmaschinenmuseum. 1239 uittenberge, 1375 Wittemberge; Wittenberg. Eine Zusammensetzung zum. Adjectivisch mittelniederdeutsch wit ‘weiß, leuchtend’ und mittelniederdeutsch -berch, hochdeutsch -berg, hier in der Bedeutung ‘Burg’ (die Stadt liegt nicht auf einer hervorstehenden Erhebung). Ein schmückender Name ‘eine helle, leuchtende Burg’. So Wittenberg.
Wittenbergen
Wittenborn
Wittenburg Slawische Vorbesiedlung, ab circa 1150 d. Burg samt Siedlung, 1226 als Stadt erwähnt, 1282 Sitz einer selbst. Grafschaft für circa 70 Jahre, 1358 an Mecklenburg, im 16. Jahrhundert Eisenschmelzund Hammerwerke durch Raseneisenerz, 1735–1768 an Braunschweig-Lüneburg verpfändet. 1154 prouinciis ... Wittenburg (Landschaftsname), 1194 de Wittenburgh, 1226 Witenburc;Wittenburg (1230). Der Ortsname ist ein typischer Wunschname aus der Zeit der Besiedlung des Landes ö der Elbe durch d. Kolonisten. Das Bestimmungswort geht auf mittelniederdeutsch wit (altsächsisch *hw ̄ıt) ‘weiß, glänzend, leuchtend’ zurück. Das Grundwort ist-burg. So Wittenberge, Landkreis Prignitz; Lutherstadt Wittenberg, Landkreis Wittenberg.
Wittendörp
Wittenförden
Wittgenstein, (Laasphe) 1174 Widechinstein. Germanisch Widukindes staina-, Stein=Burg des Widukind. (widu, Wald, + kinda-, Kind)
Wittlich, (Trier) 1065 in marca Uilliacensi, 1114 Witeliche.
Wittenhagen
Witterda
Wittgert
Wittibreut
Wittichenau
Wittighausen
Wittingen Halberstädtisches Archidiakonat, Stadtrechte zu Beginn des 13. Jahrhundert, 1340 in den Besitz der Welfen zu Celle. Verlagerung des Amtssitzes nach Knesebeck, 1852 innerhalb der Gografschaft Wittingen dem Amt Isernhagen zugeordnet, 1859 Zusammenfassung der Ämter Isernhagen und Knesebeck zum Amt Isernhagen, 1885–1932 Landkreis Isernhagen, dann mit dem Landkreis Gifhorn zusammengeschlossen, seit Gründung Niedersachsens 1946 Ort im Landkreis Gifhorn. 1196/97, nach 1209, 1235. Witinge, 1202 (Kopie 13./14. Jhar), 1311, 1369 Witinghe; Gauname (nach Annal. Saxo u.a.): 11./12. Jahrhundert (zum Jahr 781) Witingaos (mehrfach erwähnter Stammesname, Akkusativ Plural) Man wird in der Deutung dem schon von FO II vorgeschlagenen Weg einer-ing(en)-Bildung zu altsächsisch hw ̄ı t ‘weiß’ zustimmen können, zumal entsprechende Ableitungen von Appellativen gerade im ostfälischen Gebiet sehr häufig sind, man denke an Gröningen (zu grön ‘grün’), Hehlingen (zu hel‘schräg’), Hesslingen (zu Haselnuss, Haselstrauch), Liedingen (zu lith ‘Abhang’) u.a. Das Motiv der Namengebung dürfte wie auch bei Gröningen eine bestimmte auffällige Färbung des Bodens oder der Landschaft gewesen sein. Möglich ist auch, dass sich die Namengebung ursprünglich auf eine größere Fläche bezogen hat, wofür der früh bezeugte Gauname sprechen könnte.
Wittislingen
Wittlich In römisch Zeit befindet sich hier zunächst eine keltische Fliehburg der Treverer und bis circa 350 n. Chr. einer der größten römisch Herrensitze n der Alpen, der dem späteren mittelalter Königshof den Namen gegeben hat. Vom 7. Jahrhundert bis 1794 ist die daraus entstandene Siedlung Teil des Trierer Erzstifts beziehungsweise Kurfürstentums. 1300 erhält Wittlich Stadtrechte. Seit 1815 ist die Stadt preußisch und wird 1938 Garnisonsstadt. 1969 werden die Landkreis Bernkastel und Wittlich zusammengelegt, Wittlich wird Sitz des neuen Kreises. 1065 in marca Uilliacensi super fluvium Lesuram, 1114 in villa Witeliche; Wittlich (1171). Der Ortsname liegt ein römisch Personennamen Vitelius mit einem lateinisch besitzanzeigenden Suffix-acum zugrunde, vermutlich vor zu ergänzendem fundus ‘Hofgut’ im Akkusativ: ‘zum Hofgut des Vitelius’. Im Beleg von 1065 wird -tl zu -ll angeglichen.
Wittlingen
Wittmar
Wittmoldt
Wittmund 1454 Vereinigung der Gebiete um Esens, Stedesdorf und Wittmund durch Sibet Attena, Vorsitz des Harlingerlandes, erst ab 1600 Zusammenschluss mit Ostfriesland; 1567 Stadtrecht, später verloren, erneuert 1929. Seit dem frühen 18. Jahrhundert als Amt Wittmund erwähnt, seit 1815 in das Hannover eingegliedert, 1866 preuß., 1885 Entstehung des Landkreis Wittmund. 1977 Auflösung des Kreises und Zusammenschluss zum neuen Landkreis Friesland mit Sitz in Wittmund, 1980 Rückgliederung zum ursprünglich Landkreis Wittmund. 1400 Wytmunde, 1431 Wytmunde, 1589 Menso van Wytmunde, 1719 Wittmund. Die gelegentlich herangezogenen Belege der Fuldaer Traditionen wie Widimuntheim und frühe Belege des Typs Witmundi u.ä. bleiben fern. Der Ortsname ist bisher nicht überzeugend erklärt worden. Die Annahme, es liege ein Personennamen Widimind zugrunde, kann wegen eines fehlenden Grundwortes nicht überzeugen. Mit Recht wird auch der Versuch zurückgewiesen, eine Verbindung von altfriesisch wedma, wit Mittelalter‘ Wittum, Brautgabe’ mit dem altertümlichen -nt-/-nd-Suffix anzunehmen. Eine weitere Erklärung, im Bestimmungswort norddeutsch witt ‘weiß’ und im Grundwort eine suffixale Bildung zur Wz. *meu/ *mu ̄ / *mu ̆ ‘feucht, modrig; unreine Flüssigkeit’ zu sehen, ist aber ebenfalls sehr strittig. Wichtig ist der Hinweis darauf, dass der Ortsname mit ‘Mund, Mündung’ nichts zu tun haben kann, denn dieses Wort hat im Friesischen eine Form ohne -n (Emden). Man muss daher einen anderen Weg gehen, der Wittmund als Kompositum mit einem Grundwort -mund ansieht. Durch den Vergleich mit Dortmund, Pyrmont, Hedemünden und weiteren Namen ist es inzwischen gelungen, in -mund eine frühe, im Auslaut abweichende Variante zu lateinisch mont‘ Berg’ zu ermitteln. Das Bestimmungswort darf dann mit norddeutsch witt ‘weiß’ identifiziert werden. Die Bedenken, dass in den frühen Belegen anlautendes h erscheinen müsste, sind angesichts der spät einsetzenden Überlieferung unbegründet. Der Ortsname wäre als ‘weißer Hügel’ zu verstehen, seine Lage am erhöhten Geestrand stimmt damit auch vom Motiv her überein.
Wittnau
Wittorf
Wittstock/Dosse Im 9./10. Jahrhundert slawische Burg, Zentrum des slawischen Stammes der Dossanen; seit etwa 1150 Burg der Bischöfe von Havelberg (bis 1548); 13. Jahrhundert Stadt (1248 civitas). Stadtmauer mit Wiekhäusern, Pfarrkirche (13. Jahrhundert, Anbauten 15. Jahrhundert), Heiliggeist-Kapelle (14. Jahrhundert). Im 18. Jahrhundert Tuchgewerbe. 948 (946) Wizoka, 1150 wizoka [Or.], 1271 wizstoc; Wittstock (1606). Slawische/altpolabisch *Vysoka, eine einfache deappellativische Namenbildung zum Adjectivisch vysoka feminin ‘hoch’, also ein hoch gelegener Ort, wegen der Lage am Scharfenbergrand über der Dosseniederung so benannt. Früh belegt ist die volksetymologische Angleichung an mittelniederdeutsch stock ‘Stock, Sumpf’ und wit ‘weiß’. Der Zusatz bestimmt die Lage an der Dosse, Neustadt (Dosse). So In Brandenburg sind elf zu altpolabisch vysok-zugehörige Ortsname belegt, z. B. Wittstock, Ortsteil von Schönermark, Landkreis Uckermark.
Witzeeze
Witzenhausen Lehen der thüringischen Landgrafen. 1232 in der Auseinandersetzung zwischen Mainz und Thüringen zerstört. Seit 1264 im Besitz der hessischen Landgrafen. Seit 1361 Amtssitz, 1821 gleichnamiger hessisch Kreis, der 1974 mit dem Landkreis Eschwege zum Werra-MeißnerKreis vereinigt wurde. Um 850 Wizzanhuson (F.), 1225 Witczenhusin, 1231 Wezenhusen, 1270 Wizinhusen, 1271 Wittinhusin, 1320 Wyssenhusen, 1575–1585 Witzenhausen. Zum Grundwort-hausen. Bestimmungswort ist der Personennamen Wiz(z)o, eine Ableitung mit dem Suffix althochdeutsch -(i)zo zu einem Personennamen mit Widu (zu althochdeutsch witu ‘Holz, Wald) beziehungsweise Wig(zu althochdeutsch w ̄ıg ‘Kampf, Streit, Krieg’) im Erstglied. Wegen der Kürze des Stammvokals kommt eine Anknüpfung an althochdeutsch, mittelhochdeutsch w ̄ız ‘weiß, glänzend’ nicht in Betracht.
Witzhave
Witzin
Witzleben
Witzmannsberg
Witzwort
Wobbenbüll
Wöbbelin
Wöhrden
Wolf, (Trier) 1185 Woluen.
Wolfsberg, (Tönisberg) 1158 Woluesberge. Germanisch wulfas berga-, Des Wolfes Berg.
Wölferlingen
Wölfershausen
Wölfersheim 1128 Ersterwähnung, doch vermutlich bei fränkische Landnahme im 7./8. Jahrhundert gegründet; im Mittelalter im Besitz der Herren von Falkenstein (die den Ort wohl um 1300 zur Stadt erhoben, was aber ohne Bedeutung blieb), später zu Solms-Braunfels, 1806 zu Hessen-Darmstadt. 1970/71 Eingliederung weiterer 4 Gemeinte 1128 Vulfersheim, 1141 Weluersheim, 1142 Woluersheim, 1525 Wolfferßheim [alle Original]. Die Belege 1 und 3 zeigen ein Schwanken zwischen -u und -o-, das wohl noch mit der althochdeutschen Brechung (*wulfa-z > wolf) zusammenhängt, die in diesem wie anderen Fällen orthografisch nicht immer durchgeführt wurde. Das bis ins Frühneuhochdeutsch dann dominierende -o dürfte für den im Mitteldeutsch im Allgemeinen nicht eigens gekennzeichneten Umlaut -ö stehen (ebenso wie das -u des Erstbelegs für -ü-). Dass der h. Umlaut alt ist, dafür spricht gelegentliches -e, das wohl als Reflex der mundartlich Entrundung -ö( ! ) > -e-, die sich schriftsprachlich nicht durchsetzen konnte, anzusehen ist. Daher wäre als Bestimmungswort der Personennamen Wolffrid(es) (-frid ‘Friede’) oder Wolfr ̄ıt (-r ̄ıt ‘der Reitende’) /rhfr. -d(es) (jeweils mit umlautbewirkendem -i-) anzusetzen, wobei das vor dem Grundwort-heim tonschwach gewordene flektierte Zweitglied zu -res > -ers [r-Metathese] kontrahiert wurde. Bedeutung: ‘Heimstätte eines Wolffrids (-r ̄ıts)’. So Uelversheim, Landkreis Mainz-Bingen; Wolfersheim, Ortsteil von Blieskastel, Saarpfalz-Kreis.
Wölfis
Wöllstadt, 1143 Wllendstad, 1158 Wllenstede.
Wolkenburg, (Königswinter) 1125 Wolkenburh, +1150 Wolkinburg, germanisch Wulkon burg, Burg des Wulko.
Wollmerath, (Koblenz) 1153 Wolmersrotde. Germanisch Wolamaeris ropa-, Rodung des Wolamaer.
Wöllstein Acht Gemeinte im sog. „Wonnegau“, dass ein volksetymologisch umgedeutetes Wangengau ist, den die Römer nach dem hier ansässigen Stamm der Vangionen so benannten. Im frühen Mittelalter entstanden hier einige fränkische Königshöfe. Im ausgehenden Mittelalter gehörte die Gegend zu unterschiedlichen, teilweise auch anteilig zu mehreren Herrschaften. Großen Einfluss hatten hier Kurmainz und die Kurpfalz. Seit 1815 sind die Gemeinte Teil Rheinhessens. 855 Welthistein (Kopie 12. Jahrhundert), 1023 Weldinstein, 1140 Wildestein, 1375 Wellnstein, 1421 Wellstein. Das Bestimmungswort ist mit dem fränkische Personennamen *Wilthio > Wildo, Genitiv Singular Wilthin> Wildin-, Weldin gebildet worden, dem der althochdeutsch Personenname Stamm *Wilþja-, zu germanisch wilþja‘wild’, zugrundeliegt. Das -n der Kasusendung konnte vor anlautendem -st ausfallen. Puhl führt die Personennamen Welti, Welto an, die ebenfalls dem Bestimmungswort zugrunde liegen konnten. Das Grundwort ist-stein (Puhl denkt hier an ein römisch Burgus). Der ursprüngliche Ortsname bedeutete demnach ‘Burg des Wildo’.
Wölmersen
Wölpe, (Erichshagen) 1200 Willepa.
Wolperath, (Neunkirchen, Koblenz) 1166 Wolpenderode.
Wolfsfeld, (Trier) 794-95 Wolfsualt.
Woltzeten, anfang 1100 UUaltsation. Germanisch walpusaetjum, bei den Waldanwohnern.
Wönkhausen, (Radevormwald) 1100 Vohinchuson.
Worm, (Merkstein) 1116 Worm.
Wormersdorf, (Köln) 1054 UUrmeresdorp, 1139 Wormesdorph.
Wormsgau, (Gau um Worms) 823 in pago UUarmacinse.
Wölpinghausen
Wörnersberg
Wörnitz
Wörrstadt Im Mittelalter ist hier sowohl weltlicher als auch kirchlicher Besitz belegt. Schließlich wurde Wörrstadt als Vogtei der nördlichste Vorposten der Wildbeziehungsweise als deren Erben der Rheingrafen. Seit 1702 im Besitz von Kurmainz. 1798 bis 1814 französisch Kantonssitz. Danach an das Großherzogtum Hessen. 772 Wesistater marca, 774 Werstat, 788 Wasistat, 784–804 Wesistat, 963 Weristat, 1140 Werstat. Die Grundform ist wohl *Wasinstat mit dem althochdeutschen Personennamen *Wa ̆so als Bestimmungswort Der Genitiv Singular auf -in bewirkte den Umlaut - azu einem -e-, das später zu -ö gerundet wurde. Zwei aufeinander folgende Silben mit anlautendem -s verursachten die Dissimilation zu *Werin-, das -n der Kasusendung konnte vor anlautendem -st ausfallen. Das Grundwort ist-statt. Eine Deutung als ‘Siedlungsplatz des Wa ̆so’ wird favorisiert. Wenn die Erwähnungen o. J. Wergestatt, Wergistatt zu einem „Werstatt“ in Widder, J.G.: Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rheine, Frankfurt, Leipzig 1786) zu unserem Ortsname gehören, dann wäre zu überlegen, ob nicht die Deutung zu Ortsname wie Wirges, Westerwaldkreis, gehört. Dazu würde auch 774 Werstat besser passen. So Wallmerod, Westerwaldkreis.
Wörschweiler, 1225 Werniswilre.
Wört
Wörth (Oberbayern)
Wörth am Main
Wörth am Rhein 1628 wurde das Mittelalter Wörth durch das Rhein-Hochwasser weggespült und 1651 anstelle einer Wüstung aus dem 30-jährigen Krieg wiederaufgebaut. Raffinerie und seit 1960 Fahrzeugbau mit dem größten LKW-Montagewerk Europas. 1977 Stadtrechte, 1979 Vereinigung der Gemeinte einer aufgelösten Verwaltungsgemeinde mit Wörth zur verbandsfreien Stadt auffreiwilligerBasis.1280Cu ̊nratmullervon Werde, 1309 in Werde, um 1600 Werth; DORFF WÖRTH AN VORLACH (ein Siegel von vor 1750). Der Ortsname liegt mittelhochdeutsch wert ‘Insel, Halbinsel, Ufer’ (-werth, -wörth) zugrunde. Durch das anlautende W wurde der Vokal gerundet. Mit diesem Simplex ist demnach eine ‘Siedlung auf einer Halb-, Insel, einem Werder’ gemeint. Es existieren mehrere Städte und Gemeinte mit dem Namen an Donau, Isar, Main und Sempt, an der Lafnitz und am Wörthersee (beide A) sowie im Elsass (F). Hierher gehören außerdem Ortsname mit-werth, Werth, -werd, Werd,-werder, Werder und Warder.
Wörth an der Donau
Wörth an der Isar
Wörthsee
Wörlitzer Winkel. Verwaltunsgemeinde im Landkreis Wittenberg mit Sitz in Oranienbaum, ö von Dessau, dicht s der Elbe, ST. Wörlitz zunächst slawische Burg, seit dem 11. Jahrhundert in askanischem Besitz und ab dem 15. Jahrhundert als Stadt bezeugt. Unbedeutend, dann aber im 18. Jahrhundert von Fürst Franz initiierte Parkanlagen, die schnell europaweite Berühmtheit erlangten und zum Vorbild der mitteleuropäischen Landschaftsparks im englischen Stil wurden. Geistiges Zentrum des sog. Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. 1004 Vuerlazi [Original], 1196 Worgelez [Original], 1323 in Worlicz [Original]. Der Name ist nicht mit Sicherheit zu erklären und bietet verschiedene Ansatzpunkte zur Deutung: von einem altsorbischen Personennamen *Vorg-lothringisch ä, altsorbisch *vredlo ‘Quelle’ u.a. oder altsorbisch *Ve ́rchaˇc-, gebildet aus *ve ́rch ‘Hügel, Erhebung’ und *aˇc‘Krümmung, Schlinge’. Hierfür spräche auch die Lage in der Talauenlandschaft der Elbe mit zahlreichen Flusswindungen und Altarmen. Ein neuer plausibler Vorschlag geht von altsorbisch *Verchłazy aus. In der Bedeutung ‘(Siedlung der) nach oben Kletternden’ steht dies in Verbindung mit der im slawische Frühmittelalter verbreiteten Waldbienenzucht, indem die Kletterer den Honig sammelten. Später erfolgte eine lautliche Angleichung an die in der Umgebung nicht seltenen Namen auf-itz, und in die somit ursprünglich slawischen Namen wurden möglicherweise deutsche Worte wie mittelhochdeutsch wergel ‘Würger’ hineininterpretiert, was aber undeutlich bleibt. Die heutige Bezeichnung Wörlitzer Winkel, schon im 18. Jahrhundert belegt, bürgerte sich nach der Kreisgebietsreform von 1994 ein, als die ursprünglich anhaltischen Orte um Wörlitz und Oranienbaum zwischen der Kreisgrenze zu Wittenberg und zu Dessau vom Rest des Kreises Anhalt Zerbst durch die Elbe getrennt waren und damit einen „Winkel“ bildeten; mit der erneuten Änderung der Kreisgrenzen 2007 und der Zuordnung zu Wittenberg besteht diese Lagesituation nicht mehr. Im Umkreis von etwa 40 km liegen einige Namen vor, die beide (Werkleitz, Ortsteil von Tornitz, Salzlandkreis) oder eines der Namenelemente (Wergzahna, Ortsteil von Niedergörsdorf, Landkreis Teltow-Fläming; Leetza, Landkreis Wittenberg) aufweisen.
Wohlde
Wohlsborn
Wohltorf
Wohnste
Wohratal
Wokuhl-Dabelow
Wolde
Woldegk Stadt und (mit weiteren neun Gemeinte) gleichnamiges Amt im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, circa 25 km sö von Neubrandenburg und 30 km nw von Prenzlau. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhundert planmäßige Stadtgründung durch Markgrafen von Brandenburg, 1292 zu Mecklenburg, seit Ende des 15. Jahrhundert Bau zahlreicher Windmühlen erwähnt. 1230 Woldegen, 1298 Woldegh, 1304 stat tu ̊ Woldekke, 1317 Waldecke, 1317 Woldegge. Der Ortsname ist ein typischer Name aus der Zeit der Besiedlung des Landes ö der Elbe durch deutsche. Kolonisten. Das Bestimmungswort geht auf mittelniederdeutsch wold ‘Wald, Holz’ (-wald) zurück. Das Grundwort ist egge, egke,-eck ‘Schneide; Spitze, Kante, vorspringender Fels’, dass im Mittelalter in Süd und Mitteldeutschland zu einem häufigen Grundwort für Burgnamen geworden ist. Deshalb ist auch eine Namensübertragung nicht ausgeschlossen. So Waldeck, Landkreis Waldeck-Frankenberg; Waldeck, Saale-Holzlandkreis.
Woldert
Wolfach Sitz der seit 1084 belegten Edelfreien von Wolfach, 1410 vorübergehend Straßburger Lehen, 1806 an Baden. Fürstenberger Schloss, Burgruine Wolfach, Pfarrkirche St. Laurentius. 1084 (Kopie 17. Jahrhundert) Wolfhacha, 1101 Wolva; Wolfach (1328). Der Ortsname liegt der Gewässername Wolfach (vor 1095 Wolvache) zu Grunde, namengebend waren wohl in der Umgebung des Gewässers lebende Wölfe. So Hausach, Ortenaukreis.
Wolfegg
Wolfenbüttel Kreisstadt im Landkreis Wolfenbüttel, an der Oker s von Braunschweig, Reg.Bez. Braunschweig (bis Ende 2004), NI. Zunächst Niederungsburg der Herren von Wolfenbüttel-Asseburg, nach Zerstörung 1253 seit 1283 Wiederaufbau durch Braunschweiger Herzöge und seit dem 14. Jahrhundert bis 1753–54 Hauptresidenz der Herzöge; seit dem 16. Jahrhundert planmäßiger Ausbau der Siedlung zur Stadt; Sitz der berühmten Herzog-August-Bibliothek. 1118 Wlferesbutle [Kopie 14. Jahrhundert], 1345 Wulferbutle, 1448 Wulfelnbuttel; Wolffenbüttel (1644). Bildung mit dem nur im norddeutschen Raum vorkommenden Grundwort-büttel, das als Dentalerweiterung und Kollektivbildung zum Wortstamm von bauen gehört. Bestimmungswort ist der stark flektierende Personennamen Wulfheri im Genitiv Singular Die Flexionsendung -(e)s schwindet durch Konsonantenhäufung im 13. Jahrhundert, -r und -l im Personenname-Zweitglied variieren, bedingt durch ähnliche Artikulation und das -l der anderen Silben. Schließlich wird der Name an die einen schwach flektierten Personennamen enthaltender Ortsname angeglichen (Wolfel > Wolfeln > Wolfen). Deutung also: ‘Siedlung des Wulfheri‘.
Wolferschwenda
Wolfersdorf
Wolferstadt
Wolfertschwenden
Wolfhagen Um 1226 unter dem Landgrafen Ludwig so von Thüringen erbaut; 1232 Mainzer Lehen, 1264 Stadtrechte, 1302 Vollendung der Stadtbefestigung. 1778 Gründung der Siedlungen Philippinenburg, -dorf und -thal. Kreisstadt 1945–1972. 1231 Wolfhain [Original], 1235 Wlfhagen (!), 1239 Wolfhagen, 1269 Vulfhagen, 1293 Wolfhagin. Bestimmungswort althochdeutsch mittelhochdeutsch wolf ‘Wolf ’. Zum Grundwort vgl.-hagen.
Wolframs-Eschenbach
Wolfratshausen Circa 1100 Burgbau durch Grafen von Dießen-Andechs, 1248 Übergang an die Wittelsbacher, 1280 Markt. 1003 Wolueradeshusun, 1121–1126 Wolfratehusen, 1155 Wolfrateshusen, 1279–1284 Wolfrathsen, circa 1285 Wolfrathosen, 1293 Wolfrathasen, 1310 Wolfrathausen, 1321 Wolfratshausen, 1519–1521 lateinisch Voliphorathusium. Grundwort ist eine Pluralform von althochdeutsch hûs ‘Haus, festes Gebäude, Hütte, Behausung’, -hausen, Bestimmungswort der Personennamen Wolerad, Wolfrat.
Wolfsberg Wirtschaftliches Zentrum des Lavanttales, Bestätigung des Stadtrechts 1331; im Mittelalter Weinbau (vgl. Flurname Weinebene auf der Koralpe). Die erste urkundlich Erwähnung 1178 bezieht sich auf die bambergische Burg; die Stadt war bis 1759 bambergisches Gebiet. Nach archäologischen Funden seit der Bronzezeit besiedelt. 1178 Wolffsperch. Der Name ist entweder als ‘Berg, wo Wölfe vorkommen’ zu deuten oder er ist von Wolfsberg bei Bamberg hierher übertragen worden. Er kann auch einen Personennamen mit Wolfenthalten, also ‘Berg des Wolf’. Dass -berg auf -burg zurückgeht ist möglich, aber nicht zwingend.
Wolfsburg 1938 Gründung mit Errichtung des Volkswagenwerks durch Zusammenschluss der Gemeinte Rothehof und Heßlingen als „Stadt des KdF-Wagens“, 1946 Übertragung des Namens der früheren Burg an der Aller, der Wolfsburg (13. Jahrhundert Gründung durch Familie von Bartensleben zum Schutz der Handelswege am Allerübergang, ab 1746/47 Besitz der Familie von Schulenburg), Schloss (1947 im Besitz des Landes Niedersachsen, 1961 der Stadt Wolfsburg) und einstige Vorburg bilden Stadtteil Alt-Wolfsburg. 1302 Wluesborch [Original], 1345 in der Wulfesborch [Original], 1352 Wolvesborch [Original]. Bildung mit dem Grundwort-burg. Die Schreibung des Bestimmungsworts im Erstbeleg ist als Wulves zu interpretieren, ab dem 14. Jahrhundert tritt -o in die Schreibung ein. Das Bestimmungswort kann sowohl auf dem stark flektierenden Personennamen Wulf als auch auf dem mittelniederdeutsch Appellativ wulf ‘Wolf’ in starker Flexion basieren. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass der Wolf im Wappen der Burggründer, der Familie von Bartensleben, namengebend war.
Wolfsburg-Unkeroda
Wolfschlugen
Wolfsegg
Wolfsheim
Wolfstein Wolfstein wurde 1275 gegründet und mit Stadtrecht versehen, seit Mitte 14. Jahrhundert im Besitz der Kurpfalz. Die Ursprünge der Burgen Alt und Neu-Wolfstein liegen im Dunkeln. Im Ortsteil Reipoltskirchen steht der Wehrturm einer Tiefburg, zwischen den Ortsteil Ess und Oberweiler die Ruine der Sprengelburg und auf dem Kreimberg Reste einer keltischen Fliehburg. Bis 1967 wurde das Kalkbergwerk am Königsberg betrieben. Die Verwaltungsgemeinde ist Teil des sog. „Kuseler Musikantenlandes“. 1275 castrum nostrum dictum Woluistein, 1282 sub Wolvenstein, sub castro Wolvestein; Nuwen-Wolffstein (1380). Dem Bestimmungswort liegt der althochdeutsch Personennamen Wolfo, Genitiv Singular Wolfen-, zugrunde, auf den die Flexionsendung -e(n)-: Wolui-, Wolven-, Wolve hinweist, das Grundwort ist-stein. Favorisiert wird eine Deutung des Ortsnamens als ‘Burg des Wolfo’. Die Burg könnte jedoch auch nach einem Flurnamen (Felsnamen, mit einer Deutung als ‘Fels des Wolfo’) benannt worden sein.
Wolgast Slawische Vorbesiedlung mit Burg und Kultstätte, 1123 Eroberung durch Pommernherzog, mit Christianisierung um 1128 erste christliche Kirche, 1257 Stadtrecht, ab 1295 Sitz der Herzöge von Pommern-Wolgast, Bau des Herzogsschlosses bis 1625, 1648 an Schweden, mehrfach Kriegszerstörungen, 1815 zu Preußen; Seefahrt und Handel. 1127 Hologost, 1140 Wologost, 1184 Wologastum; Wolgast (1189). Der Ortsname liegt vermutlich ein altpolabisch Personennamen *Vologost, *Vologast mit einem possessiv Suffix -j zugrunde, das bei der Eindeutschung des Namens verloren ging. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Vologost’ rekonstruieren, wobei der Personennamen aus volo-, zu *vol’, altpolnisch wola ‘Wille’ (vgl. russ. volja ‘Wille’) und *-gost ‘Gast’ (vgl. russisch. gost’,polnisch go ́s ́c,‘Gast’)besteht.
Wolken
Wolkenstein
Wolkramshausen
Wollbach
Wollbrandshausen
Wollershausen
Wollin
Wollmerath
Wolmersdorf
Wolmirsleben
Wolmirstedt Frühmittelalterlicher befestigter Ort an Ohre und Elbübergängen, 1009 deutsche Reichsburg, Sicherung des Zugangs zur nördlichen Altmark, Stadtrecht 1590; bis 1994 Kreisstadt. Alter Handelsplatz, ehemals Textil und Lederproduktion. 1012–18 Walmerstidi, Sclavonice autem Ustiure, eo quod Ara et Albis fluvii hic conveniunt, 1159 de Wlmerstede, 1217 de Wolmerstede, 1297 Wolmirstede. Der Ortsname ist mit dem Grundwort-stedt und einem altsächsischen Personennamen gebildet. Dieser kann entweder als Waldema ̄r oder Walahma ̄r (zualtsächsisch waldan ‘herrschen’ beziehungsweise germanisch walh ‘Romane’ und germanisch ma ̄ri ‘berühmt’) beschrieben werden. Dabei ist Waldema ̄r zu bevorzugen, da bereits in mittelniederdeutsch Zeit der Wandel von – a zu -o vor -l+ Dental erkennbar ist, der zur heutigen Form Wolmirstedt führt. Demnach kann eine Bedeutung ‘Stätte des Waldema ̄r oder Walahma ̄r’ angenommen werden. Derim 11.Jahrhunderterwähnte slawische Name Ustiure ist auf ust’e ‘Mündung’ und Ure ‘Ohre’ zurückzuführen.
Wolnzach 814 (Kopie 824) Uuolamotesaha, vor 1089 Wolmotesaha, 1157 Wolmutsa, 1225 Wolndsa, 1237 Wolntsahe, 1310 Wollentsach. Die althochdeutsch Belege (aus den Traditionen des Hochstifts Freising) geben zu erkennen, dass formal eine Zusammenrückung aus althochdeutsch aha (-ach1) ‘Fluss’ und dem Genitiv eines Personennamen Wolamu Ortsteil ‘wohlgemut’ vorliegt. Zur heutigen Namensform führen eine Reihe von Lautwandlungen, vor allem die Tilgung unbetonter Vokale. Das Gewässer, an dem Wolnzach liegt, ist ein r. Nebenfluss der Ilm (870 fluvio Uuolamuotesaha).
Wolpertshausen
Wolpertswende
Wolsdorf
Wolsfeld
Woltersdorf (an der Schleuse)
Woltersdorf (Lauenburg)
Woltersdorf (Wendland)
Woltersdorf. Gemeinte im Landkreis Oder-Spree, 7831 Einwohner, sö Berlin. Im Mittelalter Dorf, seit Anfang des 20. Jahrhundert Ausflugsziel und Stadtrandsiedlung Berlins. 1375 Walterstorf slavica, Waladstorf slavica, 1416 czu Wendischen Wolterstorp; Woltersdorf oder Waltersdorf (ab 1624). Eine Zusammensetzung mit dem Personennamen Wolter/Walter (zu altsächsisch waldan ‘herrschen’ und heri ‘Heer’) und dem Grundwort mittelniederdeutsch -dörp, hochdeutsch-dorf ‘Dorf ’, also ‘Dorf eines Wolters’. In der Schreibung Waladstorf ist möglicherweise der Personennamen Valata, eine slawische Form des deutsche Namens Wolter enthalten. Diese Vermutung wird durch den Zusatz slavica, wendisch unterstützt.
Womrath
Wonfurt
Wonneberg
Wonsees
Wonsheim
Woppenroth
Woringen
Worms Eine der ältesten Städte Deutschlands. Seit 7. Jahrhundert Entwicklung zu einem der wichtigsten Bistümer; im 9. Jahrhundert machte Karl der Große Worms zu seinem Sitz, 1122 Wormser Konkordat, 1184 Begründung der Reichsstadt, 1689 Zerstörung durch Ludwig XSO 1792–1814 Französisch, um 1800 Auflösung des Bistums, ab 1816 zum Großherzogtum Hessen. Römerzeitlich Borb ̄etómagos, Borbitomago, 496/506 (Kopie um 700, Kop.13./14. Jahrhundert) Gormetia (*Gwormetia), 9. Jahrhundert Warmacia, Wormazfeld, um 1200 Wormez. Kompositum mit keltisch *borb ̄eto‘ Sumpfgegend’ als Bestimmungswort und keltisch -magos ‘Ort in der Ebene’ (Remagen), Kurzformen *Borb ̄etia, *Borm ̄etia, eingedeutet als germanisch *Wormatja‘ Gegend mit Würmern’ > althochdeutsch Wormaz uswach.
Worpswede 1218 Worpensweede [Kopie 16. Jahrhundert], 1244 Worpswede [Kopie 19. Jahrhundert], 1336 Worpenswede [Kopie 19. Jahrhundert], 1516 dorpe uppen Worpeswede. Der Ortsname ist insofern problematisch, als bis in das 16. Jahrhundert hinein nur jüngere abschriftliche Belege existieren. Als Grundwort ist das in altsächsisch widu-, mittelniederdeutsch w ̄ede ‘Wald’ belegte Appellativum anzusetzen. Bestimmungswort ist der Gewässername Wörpe (1324 Worpena). Dieser erscheint in einer Reihe von Ortsnamen der näheren Umgebung (Wörpedahl, Worpheim, Worphausen, Wörpedorf), wobei nicht alle Orte direkt an dem Fluss liegen. Er scheint namengebend für das gesamte Gebiet gewesen zu sein. Bei Worpswede ist der Gewässername im Genitiv Singular anzusetzen.
Worth
Wrangelsburg
Wrestedt
Wriedel
Wriezen Altslawisch Siedlung Altwriezen am Übergang ins Oderbruch; dabei Stadtanlage durch die Markgraf von Brandenburg (1247 oppidum, 1303 civitas); heute ländliches Siedlungszentrum. 1247 Wrecne, 1300 wricenne, Wricna, 1343 Wrycen [Or.]; Wrietzen (1656). Slawische/ altpolabisch *Vres’n(a), eine Bildung mit dem adjektivisch Suffix -‘n zu vres ‘Heidekraut’, nach der für diese Gegend typischen Flora so benannt. Wahrscheinlich war Altwriezen die ursprünglich slawische Siedlung, deren Name auf die Stadt übertragen wurde.
Wrist
Wrixum
Wrohm
Wulfen, (München) miten 1200 Wlfheim. Germanisch wulfa-, Wolf + haima, Wohnung.
Wülfersberg, (Heimbach bei Engers) +1212 Wllfirsberc. Germanisch Wulfaharis berga-, Berg des Wulfahari.
Wulfersdorf, (Neu Buddenstedt) Anfang 1100 in UUluerasthorpa. Germanisch Wulfaharis porpa-, Siedlung des Wulfahar.
Wülfershausen (an der Saale)
Wülfrath Um 1100 in Woluerothe, 1265 in Wulfrode, 1308 Wilfroide. Rodungsname (-rode); -rothe ist lokativischer Dativ Singular ‘bei/auf dem Rodungsland’. Im Erstglied erscheint wohl der Personennamen Wulf, offenbar zunächst mit unterschiedlichen Bindevokalen, wie aus dem Wechsel zwischen o und u gefolgert werden könnte. Durchgesetzt hat sich nach Ausweis des Umlauts die -i-haltige Form, schwerlich allerdings, wie Kaufmann meinte, aus einem swach flektierten Genitiv Singular auf -in, der nur im OBand gebräuchlich ist. Die Kurzform eines Personennamen Wulfi in eigentlicher Komposition bietet nach wie vor die nächstliegende Erklärung. Eine solche Form ist (in der Schreibung Wulffi) als Nachtrag des 11. Jahrhundert im Reichenauer Verbrüderungsbuch belegt.
Wülknitz
Wünschendorf
Würrich
Wülsdorf, (Königswinter) 1208 Wluestorp. Germanisch Wulfas porpa-, Siedlung des Wulf.
Würgassen, 1015-25 Wiriesi.
Würselen Erste Erwähnung 870. Königsgut des Hofes zu Aachen. Später Quartierort im Aachener Reich. Seit 1924 Stadt. Steinkohlenbergbau bis 1969. Gewerbeund Dienstleistungsstandort. 870 UUormsalt [Kopie10. Jahrhundert], 1242Worsolida, 1440 Wurseln; Wuerselen (1777). Der Erstbeleg zeigt ein Kompositum mit dem Gewässername Wormals Bestimmungswort und -salt als Grundwort Die Wurm entspringt südlich von Aachen und durchfließt windungsreich (daher volksetymologisch oft Anlehnung an den Wurm) den Würselener Außenbereich. Der Gewässername Wurm dürfte seinen Ursprung im Vorgermanisch haben und einer erschlossenen Form *gwermo mit der Bedeutung ‘warm’ zuzuordnen sein. Die Entwicklung des Stammvokals zu -ü-, Wor(m)> Wür(m)ist nicht das Ergebnis einer Umlautung, sondern erfolgte unter dem Einfluss des Anlautlabials W-. Das Grundwort -salt, zu althochdeutsch salida, ist Dentalableitung von althochdeutsch sal (vgl. Neuhochdeutsch Saal). Althochdeutsch salida (mittelhochdeutsch selde, -selden) ist der Name für das germanische Einraumhaus, den „Salhof“. Somit ist Wormsalt der ‘Salhof im Gebiet der Wurm’. Aus Wormsalt wurde infolge Tilgung der Dreierkonsonanz zunächst Worsoldia. Anschließend schwand der nach konsonatische Dentallaut > Wurseln, Würselen.
Würzbach-=Niederwürzbach und Oberwürzbach, 1181 Wercebach. Germanisch wirti-, Wurze + baki, Bach.
Würzburg Sitz eines mainfränkisch-thüringischen Herzogtums im 7. Jahrhundert Um 689 Martyrium des Heiligen Kilian und seiner Gefährten in Würzburg. 742 Gründung des Bistums. Verlagerung des Siedlungsschwerpunktes mit dem dominierenden Marienberg von der linken auf die günstigere rechte Mainseite. Bis zum Ende des Alten Reiches Hauptstadt des gleichnamigen Fürstbistums. 1802–1806 bayerisch, 1806–1814 zum Großherzogtum Toskana, 1814 endgültig bayerisch und Verlust der Residenzfunktion. Hauptstadt des Untermainkreises, heute Sitz der Regierung von Unterfranken. Circa 700 (Kopie) Uburzis, 704 in castello Virteburch, 741/42 Wirzaburg, 820 Uuirziburg, 10 Jahrhundert ad Herbipolim, quae a rusticis Wirciburg vocatur, 1019 Wirzburch, 1073 Werzebvrc, 1493 Wrtzburg, 1515 Marcoburgum, 1515 Peapolis, 1546 Mustoburgum, 1601 Marcopolim. Grundwort-burg. Bereits im 10. Jahrhundert wurde in der Form Herbipolis eine Etymologie (lateinisch herba ‘(Heil)kraut’) vorgenommen, die lange Zeit gültig war, z.B. in der Erklärung ‘Burg auf dem kräuterreichen Platz’. Das Bestimmungswort stellt Wagner zu althochdeutsch *wirz in der angenommenen Bedeutung ‘zugesetztes Würzkraut zur Bierherstellung, wilder Hopfen’. Aus dem daraus abgeleiteten Kollektivum *wirzi (< germanisch *wirtja-) sei ein Bachname (h. der Kühbach) entstanden, der über eine Klammerform *Wirti-(baki-/ aha-)burg namengebend für die Siedlung geworden sei. Greule erwägt wegen des Alters des Marienberges als Höhensiedlung einen vorgermanischen Namen. Als Erstglied wird *Vertia/ *Vertioan gesetzt und eine Anknüpfung an das Keltische gesucht, etwa zu gallisch *vertamos ‘der Höchste’.
Würzweiler
Wüschheim, 1140 Wissheim.
Wüste, (Koblenz) 1215 Wustene. Germanisch wostumnjo-, Wüste.
Wüstheuterode
Wulfsen
Wulfsmoor
Wulften
Wulkenzin
Wundersleben
Wunsiedel 1285 erwirbt der Burggraf von Nürnberg die Burg Wunsiedel, 1326 Verleihung des Stadtrechts, ab 1613 Hauptort des Sechsämterlandes, Luisenburg mit Felsenlabyrinth und Festspielen. 1163 Kopie12. Jahrhundert Wnsidil, 1220 Kopie Ende 13. Jahrhundert Wunsidil, 1223 Wonsedele [Original]; Wunsiedel [Original] (1499). Grundwort ist althochdeutsch sidil ‘Sitz’, hier in der Bedeutung ‘Wohnsitz’. Das Bestimmungswort wird auf den Genitiv *Wo ̄nes dem altsächsischen Personennamen *Wo ̄n(i), einer Kurzform zu zweigliedrigen Personennamen wie Wo ̄nl ̄ef, Wo ̄nra ̄d, zurückgeführt. Mit den ältesten Schreibungen Wn (Wsteht hier für Wu-) und Wuneher vereinbar (1223 Wonsedele zeigt mit o und e statt u und i mitteldeutsch Einfluss) erscheint jedoch der Ansatz einer althochdeutsch Kurzform *Wun, *Wun(n)i im Genitiv *Wun(n)es zu zweigliedrigen Personennamen wie Wunnig ̄er, Wunima ̄r. Die Tatsache, dass Wun in der Mundartlich mit Diphthong gesprochen wird, weist nur scheinbar auf einen ursprünglich Langvokal; vor n konnte sich im Nordbairisch auch der Kurzvokal u zu einem steigenden Diphthong entwickeln. Daher kann auch eine Herleitung von dem in Toponymen seltenen Appellativum mittelhochdeutsch wunne ‘Wiesenland’ nicht völlig ausgeschlossen werden.
Wunstorf Um 865 gegründetes Kanonissenstift, 1553 reformiert, im 19. Jahrhundert aufgehoben; Siedlung erhält früh Markt-, Münz und Zollrecht, 1261 Mindener Stadtrecht; bis 2001 im Landkreis Hannover. 871 Uuonheresthorp [Kopie 10. Jahrhundert], 1038 Wongeresthorph, nach 1124 Wnnestorp; Wunstorf (1599). Bildung mit dem Grundwort -dorf und einem Personennamen als Bestimmungswort, der nach dem Erstbeleg als Wun(ni)her, nach den weiteren Belegen als Wun(ni)ger anzusetzen ist. Das Zweitelement des Personennamen fällt bereits im 12. Jahrhundert aus, teils zeigen sich vor -n-Verbindung -o-haltige Formen. Im 16. Jahrhundert erscheint das Grundwort in hochdeutsch Form. Deutung also: ‘Siedlung des Wun(ni)her oder Wun(ni)ger’.
Wuppertal Seit 1930 durch kommunale Neuordnung mit Zusammenschluss selbständiger Städte (Barmen, Elberfeld, Cronenberg, Ronsdorf, Vohwinkel, Beyenburg) neu entstanden. 1972 Universitätsstadt. Der Name wurde bei der Vereinigung aus dem Grundwort -tal und dem Flussname Wupper geschaffen. Der heute auf den Oberlauf beschränkte Flussname Wipper galt in älterer Zeit für den ganzen Fluss: 973/4 Wippera (mit dem nach heutigem Namengebrauch an der Wupper gelegenen Ort Leichlingen/Rheinland, Rheinisch-Bergischer Kr.). Formen mit -u sind seit dem 14. Jahrhundert belegt: 1390 up der Wupperen; Wipperfürth, Oberbergischer Kreis, Reg.-Bez. Köln. Der Flussname ist Bildung mit dem hydronymischen -r-Suffix, das bindevokallos an die Basis *wip angetreten ist und so Gemination bewirken konnte. Zugrunde liegt offenbar eine im heutigen Verb wippen (seit dem 16. Jahrhundert aus dem Niederdeutsch übernommen) vertretene Basis, die zur Bezeichnung schnelles Auf und Ab Bewegungen dient, hier wohl motiviert durch die Bewegung des Wassers. FO 2 (Wipper) mit parallelem Flussnamen aus dem norddeutschen Raum.
Wurmannsquick
Wurmberg
Wurmlingen
Wurmsham
Wurster Nordseeküste
Wurzbach
Wurzen Vor 929 altsorbisch Burg und Burgsiedlung, danach deutsche Burgward, Stadtanlage nach 1150, altes Handelszentrum, industrialisiert seit dem 19. Jahrhundert 961 Vurcine, 1012/18 Vurcin, Vurzin, 1050 Wrcin, 12.–13. Jahrhundert Worzin, Wurzin, 1539 Wurzen. Bisher aus einem altsorbischen Personennamen *Vorc-, *Vorˇc-, *Vorkbeziehungsweise *Vurˇcuswach erklärt, der zu slawische *vorˇceti ‘knurren’ gehören soll. Doch müssen für den Namen dieser Siedlung noch weitere Erklärungen, vor allem im Vergleich zu südslawischen Namen mit Vrˇc-, verfolgt werden.
Wusterhausen/Dosse
Wusterhusen
Wustermark Im Dorf eine mittelund spätslawische Wehranlage bezeugt. 1906/08 entstand hier der damals größte Verschiebebahnhof. 1212 Wustermarke; Wustermark (1412). Eine Zusammensetzung zu mittelniederdeutsch wo ̄ste ‘öde, nicht bebaut oder bewohnt, verlassen’ und mark(e) ‘Grenze, Landgebiet’, also auf einer unbebauten Gemarkung angelegtes Dorf. Das Motiv für die Namengebung war vielleicht eine verlassene slawische Siedlung. Die Dativendung auf -er bei feminin Grundwort rührt in Brandeburg von niederländischen Siedlern her.
Wusterwitz
Wust-Fischbeck
Wustrow (Fischland)
Wustrow (Mecklenburgische Seenplatte)
Wustrow (Wendland)
Wutach
Wutha-Farnroda Ersterwähnung von Wutha 1349, entstanden aus zwei Siedlungen (Eichrodt und Wutha), 1922 nach Eisenach eingemeindet, 1924 wieder ausgemeindet. Farnroda: seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Burggrafen von Kirchberg, 1572/ 1640 Farnroda mit Wutha an Herzogtum Sachsen-Eisenach, 1799 an Herzog Carl August von Sachsen-Weimar Eisenach, 1987 Zusammenschluss der Gemeinden Wutha und Farnroda. Wutha: 1349 Wuathaha. Farnroda: 1260 Helmericus de Varnrod, 1524 Farnrodt. Der Ortsname Wutha wurde mit dem Suffix eines Gewässername -aha (-ach1) ‘fließendes Wasser, Bach’ gebildet: Wuathaha ‘wütender rollender Bach’. Mit dem Suffix-roda, bezugnehmend auf Rodungstätigkeit, wurde Farnroda gebildet: ‘Rodungssiedlung’.
Wutöschingen Vorgeschichtliche Siedlungsfunde; 1151 Essinun, 1323 Eschingen, 1481 Oe schingen. Bei dem Siedlungsname handelt es sich um eine-ing(en)-Ableitung. Als Ableitungsbasis fungiert der Personennamen *Asko, der zu germanisch *askaz ‘Esche’ gehört. Der Siedlungsname bedeutete damit ursprünglich ‘bei den Leuten des *Asko’. Später wurde der Siedlungsname genauer bestimmt durch Bildung eines Kompositums mit dem Namen der Wutach, dem Fluss, an dem der Ort liegt. Der Flussname Wutach ist ein Kompositum mit dem Grundwort -ach1 und mit dem Bestimmungswort althochdeutsch wu Ortsteil ‘Raserei, Wahnsinn’. Die ältesten Belege für der Flussname sind [796–954/973] Wu ̊ttach, 1122 Vutahe. Der h. amtliche Siedlungsname ist also eine Klammerform aus *Wut(ach)öschingen, der Name bezeichnet das ‘Eschingen an der Wutach’. Die Schreibung -ölässt sich erklären als die Verschriftung der Rundung von /e/ zu /ö/, die in der Mundart kurzzeitig auftrat, sich jedoch nicht erhalten hat, oder als eine hyperkorrekte Schreibung. So Donaueschingen, Schwarzwald-Baar-Kreis, Bergöschingen, Ortsteil von Hohentengen am Hochrhein, Landkreis Waldshut.
Wyler, 1189 Wilre. Romanisch villare, Gehöft.
Wyhl am Kaiserstuhl
Wyk auf Föhr
Xanten Die mittelalter Stadt erwuchs in Nachbarschaft des ehemalig römisch Militärlagers Colonia Ulpia Traiana, dass in den letzten Jahrzehnten als Rekonstruktion teilweise wieder errichtet worden ist. Die Deutung der zugehörigen Gräber als Beisetzungen des Heiligen Viktor und der Märtyrer der „Thebäischen Legion“, über denen der Dom und die mittelalte Stadt erbaut wurden, ist schon für die Merowingerzeit belegt. Das bis 1802 bestehende Kanonikerstift zählte zu den bedeutendsten der alten Erzdiözese Köln. Eine Xantener Münzstätte ist seit dem 11. Jahrhundert nachweisbar. 1228 Erhebung zur Stadt. Nach 843 Sanctos, zu 863 ad Sanctos, 1104 de Xancto [Original]. Zugrunde liegt lateinisch sanctus ‘heilig’, dass in den ältesten Bezeugungen im Akkusativ Plural auftritt, später auch im Dativ Plural und anderen Kasus. Namengebend sind die Heiligengräber unter der Stiftskirche (‘bei den Heiligen’). Die Schreibung x erscheint im 10. Jahrhundert, vielleicht befördert durch das Interesse der Zeit für Griechisches, doch ist x (zur Sicherung der stl. Aussprache von [s], meist im Inlaut und Auslaut) auch im Mittellateinisch nicht ohne Parallelen. Die heutige [ks]-Aussprache beruht auf dieser Graphie. Schreibungen mit S oder nach niederländisch Gebrauch Z sind noch lange in Gebrauch (ze Santen im Nibelungenlied). Die Dreierkonsonanz -nkt wurde erleichtert, ob schon im 10. Jahrhundert, ist ungewiss, da die Überlieferung dieser Graphien jünger ist. Auf Münzen des 11. Jahrhundert wird Xanten als Troia bezeichnet, was mit der angeblichen Abstammung der Franken von den Trojanern zusammenhängt und vielleicht auf Traiana zurückweist. Im frühmittelhochdeutsch Annolied wird die Stadt lüzzele Troie am Bach Sante genannt (nach dem Xanthos). Auch hier könnte die x-Schreibung angeknüpft haben.
Zaberfeld
Zachenberg
Zahna-Elster
Zahrensdorf
Zaisenhausen
Zandt
Zangberg
Zapel
Zapfendorf
Zarnewanz
Zarpen
Zarrendorf
Zarrentin am Schaalsee Zunächst als Kirchdorf zu Ratzeburg, 1201 an Grafen von Schwerin, 1246 Gründung des Zisterzienser-Nonnenklosters, im 17. Jahrhundert Marktflecken, Landwirtschaft, Anfang des 20. Jahrhundert wird Zarrentin Luftkurort und erhält 1938 das Stadtrecht, h. vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, seit 2004 Zusatz: am Schaalsee. 1194 Zarnethin, 1230–34 Tsarnetin, 1252 in Tsernetin, 1279 Tzarnetin, 1282 Zarntin. Der Ortsname liegt ein altpolabisch*Cˇarnota (vgl. altpolnisch Czarnota) mit einem possessiv Suffix -in zugrunde. Das ˇcim Anlaut unterlag bei der Eindeutschung des Namens einem Konsonantenwechsel zu c-. Die Bedeutung des Ortsname lässt sich als ‘Ort des Cˇ arnota’ rekonstruieren, der charakterisierende geht auf altpolabisch*ˇcarny‘ schwarz’ (vgl.polnisch czarny, tschechisch ˇcerny ́ ‘schwarz’) zurück. Das Suffix -ota ist als sekundäre Diminutivbildung des ZN zu deuten. So Zarnewanz, Landkreis Bad Doberan, Zarnekow
Zechin
Zedlitz
Zehdenick Altslawisch Burg an einem Havelübergang; Stadtanlage durch die Markgraf von Brandenburg (1281 civitas); mit Zisterzienserkloster (1249). Schloss, Klosterruine, Wohnhäuser des 18./19. Jahrhundert. 1216 Cedenik [Original], 1257 Cedenik; Zehdenick (1653). Wahrscheinlich slawische/ altpolabisch*Cˇed’nikzuWurzel*cˇed-ausurslawische*cˇediti ‘seihen, filtrieren, rinnen, sickern’, dabei wird von einer Bildung aus einem deverbalen Adjectivisch cˇed’nund dem Suffix -ik ausgegangen (wie urslaw *grˇeˇsiti ‘sündigen’ > *grˇeˇsцnч > *grˇeˇsцnikч ‘Sünder’), also ‘Ort, wo Wasser rinnt, sickert’, möglicherweise wegen der Lage an der Havel so benannt. Appellativisch nicht belegt und auch kein direkter Vergleichsname bekannt. Der zum Vergleich herangezogener Ortsname Zehden, polnisch Cedynia wird jüngst als Siedzina ‘besiedelter Ort’ erklärt.
Zehna
Zehnhausen (bei Rennerod)
Zehnhausen (bei Wallmerod)
Zehrental
Zeil am Main
Zeilarn
Zeiskam
Zeithain
Zeitlarn
Zeitlofs
Zeitz Mitte des 10. Jahrhundert wurde die deutsche Königsburg Cici erbaut, auf der Otto I. 968 ein Sorbenbistum gründete, dessen Sitz 1028 nach Naumburg verlegt wurde. Gerichtsbarkeit durch den Markgrafen von Meißen, bis die Naumburger Bischöfe 1268 ihre Residenz nach Zeitz verlegten. 1542 wird Nikolaus von Amsdorf erster ev. Bischof. Ab 1564 ist Zeitz Teil des Kurfürstentums Sachsen, 1656–1718 Residenz der Herzöge des Fürstentums Sachsen-Zeitz, nach 1718 kursächsisch, ab 1815 preußisch. 968 Citice, 976 Itaca civitas, 995 Zitizi, 1172 Ziza, 1287 Cice, 1372 Cicz, Diphthong ab: 1468 zu Czeicz, 1541 Zeitz. Die Deutung ist nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich gehört der Ortsname in der Grundform *Cit-цcц zu altsorbisch sit ‘Binse’ für ‘Gelände, Ort mit Binsen, Riedgras’. Das Graphem Cim Anlaut weist allerdings mehr auf den Laut -c als auf -sh in. Möglicherweise liegt dem Ortsname eine vorslawische Wurzel zugrunde. So Landschaftsname Zitice um Zörbig; † Zeitz.
Zell (Mosel) Um 940 Ersterwähnung, nach 1124 Errichtung eines Augustinerinnenklosters, 1222 Stadtrecht, 1339 Verwaltungssitz eines kurtrierischen Oberamtes; im Dreißigjährigen Krieg zeitweilig von Schweden besetzt, ab 1794 Französisch, seit 1816 preußisch Kreisstadt. 1098 Zincella (lies althochdeutsch zi In cella), 1123 in cellis, 1143 Cella, um 1200 Cella, 1229 Celle, 1335 zu ̊ Celle yn deme hamme (‘in Zell am Steilhang’), 1469 zu Celle in dem Hamme, 1503 Zelle, 1761 Zell im Hamm. Althochdeutsch cella, mittelhochdeutsch zelle entlehnt aus lateinisch cella ‘Vorratskammer, Mönchsklause’ Zell am Harmersbach, Ortenaukreis.
Zell (Oberpfalz)
Zella-Mehlis
Zell am Harmersbach Gründung des Klosters Gengenbach, 1218 an die Staufer, um 1366 Unabhängigkeit vom Kloster, 1803 an Baden. Historische Druckerei, Wallfahrtskirche, Storchenturm, Keramikmuseum. 1139 (Kopie13. Jahrhundert) Cella, 1454 Tzell Halmerspach [Original], 1456 Obercelle in Harmersbach; Zell am Harmersbach (1566). Der Name geht auf althochdeutsch cella ‘Zelle, Kloster’, eine Entlehnung aus lateinisch cella, zurück und bezieht sich auf eine geistliche Niederlassung des Klosters Gengenbach. Der häufige Name Zell wird durch den Zusatz des Gewässername Harmersbach verdeutlicht. So Bad Liebenzell.
Zell am Main
Zella-Mehlis. Doppelstadt, Landkreis Schmalkalden Meiningen, in Talkessel am Südhang des Thüringer Waldes, Suhl. 11. Jahrhundert Burg auf dem Ruppberg Zella-Mehlis, von dort aus kurz nach 1100 an alter Straße über den Thüringer Wald Gründung einer Einsiedelei des Klosters Reinhardsbrunn (bei Friedrichroda); in Nachbarschaft Entstehung der Wald und Bergbausiedlung Mehlis, 1440 Eisenhammer zu Mels; Zella 1645 Marktflecken, in Mehlis seit 16. Jahrhundert bedeutendes waffenproduzierendes Gewerbe; 1894 Stadtrecht. 1919 zur Doppelstadt Zella-Mehlis erhoben. Zella: 1111/12 Cella Sancti Blasii, 1357 zu der Celle sannct Plasius; Zella (1642). Mehlis: 1111 (Wald) Elisis, 1210, 1250 de Mels, 1357 Meles, 1440 zu Mels, 1512 Meliß; Melis (1642). Der Ortsname Zella beruht auf mittelhochdeutsch cella ‘Klause, kleines Nebenkloster’ < kirchenlateinisch cella ‘Mönchszelle, Klause’, konkret benannt nach dem Heiligen und Nothelfer Blasius. Der Ortsname Mehlis ist wohl gebildet zu dem auf *ali‘fremd’ basierenden mittelhochdeutsch eli‘fern, abseits’ und mittelhochdeutsch siz ‘Sitz’, also etwa ‘abseits gelegenen Wohnsitzes’, hier in einem Waldgebiet. Anlautend M erklärt sich durch Agglutination aus verkürztem ze dem ‘zum’, wobei diese mundartlich weiter verkürzt gesprochene Präposition als m also mit dem Ortsnamen zusammengewachsen ist. Ursprünglich Form und Bedeutung somit ‘am/beim/zum abseits gelegenen Wohnsitzes’. So Celle, NI; Zella (für Klöster) bei Bad Salzungen und bei Mühlhausen, Probstzella, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, und Paulinzella; Elsaß, 953 Elisaza; Neusiß, sw Arnstadt, und † Neusiß sö Arnstadt, Ilm-Kreis.
Zellertal
Zell im Fichtelgebirge
Zell im Wiesental
Zellingen Vor 847 (Druck von 1626, zu 838) Zellinga, 889 (Druck von 1607) Cellinga, 9. Jahrhundert (Kopie des 12. Jahrhundert) Cellingen, 1014 Cellingun, 1184 Cellingen, 1199 Cellinge, 1365 Zellingen, 1367 vnser stifts dorff Cellingen gnant gelegen am Meun. Ein Beleg 744–747 Ellingen ist Bestandteil einer mutmaßlichen Fälschung des 12. Jahrhundert und offensichtlich eine Verschreibung für *Zellingen. Der Ortsname liegt der Personennamen Cello, Zello zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist.
Zell unter Aichelberg
Zeltingen-Rachtig, (Trier) 1116 Celthanch, 1157 Celtanc.
Zemitz
Zemmer
Zempin
Zendscheid
Zenting
Zepelin
Zeppenheim, (Wittlaer) ende 1100 Ceppenhem.
Zerbst/Anhalt Ursprünglich slawische Siedlungsmittelpunkt, dann Burgward, seit etwa 1300 unter anhaltischer Herrschaft. Bedeutendste Stadt Anhalts, zeitweise Residenz einer anhaltischen Linie (Familie der späteren Zarin Katharina). 1850–2007 Kreisstadt. 948 Cieruisti [Original], 973 Kiruisti [Original], 1003 in teritorio Zerbiste [Original]. Der Name bezeichnete ursprünglich nicht nur einen Ort, sondern auch die ganze umliegende Siedlungskammer. Altsorbisch Bildung *Cˇi ́rviˇsˇce aus *ˇci ́rv ́ ‘Made, Wurm’. Dieses Appellativum bezeichnete insbesondere die Schildläuse, aus denen der rote Farbstoff Karmin gewonnen wurde. Welche Umstände dieses Insekt in die Benennung von Orten eingehen ließen, ist nur zu vermuten. Gleich gebildet sind die Namen einiger kleinerer Siedlungen im deutschslawischen Kontaktgebiet, z. T. als Kleinzerbst mit Bezug auf den Namen der bedeutenderen Stadt.
Zerf 802 Ceruiam. Romanisch cervia, Hirschgarten.
Zernien
Zernitz-Lohm
Zerrenthin
Zeschdorf
Zetel Kontinuierliche Besiedlung seit der Steinzeit auf den Geestzungen von Zetel und Driefel, ältestes Bauwerk ist die 1243 errichtete St.-MartinsKirche, urkundlich erwähnt erstmals 1423; wirtschaftl. von Bedeutung war die Weberei, die Baumwollindustrie und in jüngerer Zeit die Klinkerindustrie. 1423 Sethle, 1428 to Zetele, 1436 [Original] to Tzetele. Der Ortsname ist ein Simplex, basierend auf altfriesisch sedel ‘Sitz’, vgl. altsächsisch, althochdeutsch sedal ‘Sitz’, mittelniederdeutsch sedel, ostfriesisch sedel, setel ‘Sitz, Wohnort, Siedlung’, vgl. altenglisch sedl ‘Wohnstätte’. Die heutige Schreibung mit anlautendem zentspricht nicht dem ursprünglichen Lautwert, sondern basiert auf lokalen Schreibertraditionen. So Anzetel, Ortsteil von Wilhelmshaven; Brockzetel, Landkreis Aurich.
Zettemin
Zettingen
Zettlitz
Zeulenroda-Triebes Rodungsdörfer um 1200 in seit 9. Jahrhundert schwach slawische besiedelter Gegend; Zeulenroda: 1438 Stadt (Marktort); Triebes mit Rittersitz, erst 1919 Stadt. Zeulenroda war bis 1994 Kreisstadt; seit dem 1. 2. 2006 sind die beiden Städte mit Verwaltungssitz in Zeulenroda vereinigt. Zeulenroda: 1325 in Zulenrode, 1387 Czewlnrode, 1415 zcu Czewlinrode, 1438 Czeullenrode, 1501 Ulenrode, 1510 Zewlrode, 1553 zu Zeilenrode, 1627 Zeulnroda. Triebes: 1122 Striboz (Bachname), 1209 de Tribuz, 1407 Tribis; Triebes (1757). Der Ortsname Zeulenroda ist gebildet aus mittelhochdeutsch iule ‘Eule’ und Grundwort -roda/e. Wahrscheinlich ursprünglich ein Klammername zu vielleicht Eulenbach oder Eulenwald, also als Ortsname ‘Rodungssiedlung zum/am/im Eulen(bach/-wald)’. Bereits im 14. Jahrhundert ist die Präposition zu als z beziehungsweise cze in mundartlich Form im Ortsname fest geworden (Agglutination). In Zwickau ist der Ortsname als Herkunftsname ohne Z belegt: 1420 Katherina Eulenrodi[n], 1475 Michel Vlenroder (Hellfritzsch). Im Schriftbild des Ortsname erscheint das u von mittelhochdeutsch iule als u oder w. Im 15. Jahrhundert tritt die Diphthongierung wie bei Eule auch im Ortsname in Erscheinung mit ew und eu. 1533 Zeilenrode zeigt den Diphthong -euschließlich mundartlich entrundet als ei. Triebes beruht sehr wahrscheinlich auf dem altsorbisch Götternamen Stribog, der mit j-Suffix bei dem Gewässername zu *Striboˇz führte. In der d. Anlautgruppe Strkam es zum Abfall des s-, vielleicht in Analogie zu d. Trieb, Trift. Der schwankende Vokal in der unbetonten zweiten Silbe wurde wie in manch anderem Ortsname letztlich mit e fest. So Eulendorf, Ortsteil von Hainichen, Landkreis Mittelsachsen, 1284 Ulendorf, 1368 Ulyndorf; Ortsname mit Trieb und anderer Etymologie im Vogtland wie Trieb in Plauen und Triebel/Vogtland, Vogtlandkreis.
Zeuthen Im Mittelalter Fischerdorf. Wohnsitz des Komponisten Paul Dessau nach seiner Rückkehr aus dem Exil. 1375 Czyten, Czuten; Ziethen an der Spree oder Zeuthen (1775). Slawische/altpolabisch *Sit’n(o), eine Bildung mit dem Suffix -‘nzu sit(o) ‘Binse, Riedgras’, also ‘Ort, wo Binsen wachsen’ wegen der Flora, verbunden mit der Nähe des Gewässers, so benannt. Die Erklärung als slawische/altpolabisch *Sut’n zu sut‘ gerüttelt voll’ ist wegen des unklaren Benennungsmotivs abzulehnen. So Ziethen, BB.
Zeven Früh erwähnter Ort, durch die Überführung der Gebeine des heiligen Vitus aus dem Kloster Corvey wurde Zeven zum Wallfahrtsort; die Reformation erreichte den Ort spät (1632); im 17. Jahrhundert schwedisch, nach kurzer dänischer Herrschaft 1719 zum Kurfürstentum, ab 1815 Hannover, 1866 preuß. (Provinz Hannover), Sitz eines Landratsamtes, ab 1885 regierte in Zeven ein königlich-preuß. Landrat; 1929 städtische Verfassung, 1932 Auflösung des Landkreis Zeven (Zusammenlegung mit dem Landkreis Bremervörde); 1939 Landkreis Rotenburg (Hannover), seit 1969 Landkreis Rotenburg (Wümme); 1965 Gründung der Samtgemeinde Zeven; 1977 Auflösung des Landkreis Bremervörde, seitdem zum Landkreis Rotenburg (Wümme) gehörend, 1978 Reg.-Bez. Lüneburg. Vor 971 (verschiedene Kopie) Kiuinaná, Kevena, Kyvena, 986 Kiuinana, 1142 Scivena, 1158 Cyvena, 1189 in Zcuena, 1199 in Tzeuena, 1223 de Scevena, in Tzevena, 1242 Zevena, 1357 In Tzeuena, 1476 Tzevena. Man ist sich einig, dass im Anlaut die Wirkung des Zetazismus (vgl. Elze, Sarstedt, Selsingen) zu erkennen ist. Für die Deutung wird ein Ansatz *Kivena oder *Kivana erwogen. Die bisherigen Erklärungsversuche gehen von einem ursprünglich Gewässername, wahrscheinlich Teilabschnittsnamen der den Ort durchfließenden Aue und einer Bildung mit-n-Suffix aus. Die Ableitungsgrundlage war bisher unklar. Es bietet sich aber eine Anschlussmöglichkeit vor allem in den nordgermanischen Sprachen an: norwegisch dialektal keiv ‘schief, gedreht, verkehrt’, keiva ‘linke Hand’, keiv ‘linkische, unbeholfene Person’, in Ortsnamen und Gewässername offenbar zu verstehen als Hinweis auf ‘Biegung, Krümmung’. Wenn man annehmen darf, dass die heute. im Stadtzentrum von Zeven erkennbare Biegung der Aue auch schon zur Zeit der Namengebung bestanden hat, liegt hier das Motiv vor. Der Ortsname wäre dann als germanisch Bildung mit -n-Suffix zu verstehen.
Zichow
Zickhusen
Ziegelheim
Ziegendorf
Ziegenhain
Ziegenrück
Zielitz
Ziemetshausen
Zierenberg
Zierow
Ziertheim
Zierzow
Ziesar Im 10. Jahrhundert slawische Burgwall und Burgsiedlung, später deutsche. Burgward (1216), Burgflecken; seit etwa 1350 Bischofsresidenz; markgräflicher Vogtsitz. Zisterziensernonnenkloster (Gebäude 14./17. Jahrhundert), spätromanische Stadtkirche Sankt Crucis. Seit 18. Jahrhundert starkes Töpfergewerbe, nach 1870 Tonwarenfabriken. 948 Ezeri, 1204 Segesere, 1216 Jesere, 1254 Seyezere, 1459 Ziegesar, Zieser. Ursprünglich slawische/altpolabisch *Jezer(o), eine einfache Bildung zu jesor(o) ‘See’, dann *Zajezer(o), eine Bildung vom Typ Podgóra, Zalas mit der Präposition za‘ hinter’ im Anlaut oder *Zajezer’e, eine Bildung mit dem Suffix -je (wie polnisch Podgórze, Zalesie), also ein ‘Ort hinter dem See’, wegen der Lage am Südrand des Fiener Bruches (damals wohl noch seeartig) so benannt. Da mundartlich g wie j gesprochen wurde, konnte es auch hyperkorrekt für j geschrieben werden.
Ziesendorf
Ziethen (Barnim)
Ziethen (Lauenburg)
Ziethen (Züssow)
Zilshausen
Ziltendorf
Zimmern (Thüringen)
Zimmern ob Rottweil
Zimmernsupra
Zimmern unter der Burg
Zimmerschied
Zingst
Zinnowitz
Zirchow
Zirkow
Zirndorf Wohl frühmittelalterliche Gründung, im Spätmittelalter unter den Großdörfern des Nürnberger Raumes, wohlhabende Pfarrkirche, bischöflich-eichstättisches Lehen, im 14. Jahrhundert Erwerb eines Teils des Dorfs und der Alten Veste von den Reichsministerialen von Berg durch die Burggrafen von Nürnberg, große Verluste im Dreißigjährigen Krieg 1632 durch Wallensteins Lager, 1792 an Preußen, 1806 an Bayern, Sitz der Playmobil-Fabrikation Brandstätter. Seit 1912 Stadt. 1297 Zirendorf [Original], 1306 Zirndorf [Original]. Im Ortsname verbindet sich wohl ein slawische Personennamen Cˇi ́rna (864 als Zirna belegt) in der Form eines deutsche Genitiv Singular der schwachen Flexion mit dem Grundwort-dorf. So Zirndorf, Landkreis Ansbach; Zirndorf, Landkreis Donau-Ries; Zirnberg, Ortsteil von Wiesenfelden, Landkreis Straubing-Bogen.
Zirzow
Zislow
Zittau Altsorbisch Siedlung an dem Fernweg Böhmen-Ostsee, mit böhm. Herrenburg und Burgflecken, um 1250 Stadtgründung, Fernhandelsplatz, Metallund Textilindustrie, nach 1990 Abwanderung und Umstrukturierung. 1238 Sitavia, 1250 Sittaw, um 1326 in der Sytow, 1343 die Sithe, 1355 Zittaltenglisch Wohl altsorbisch Zˇitava o.ä. zu *ˇzito ‘Getreide’. Der Anlaut Zim wird als Einwirkung des deutsche Artikels die erklärt, da in der Mundartlich der Ortsname die Sitte f. lautet.
Zölkow
Zolling. Gemeinte und gleichnamige Verwaltungsgemeinde im Landkreis Freising, Reg.-Bez. Oberbayern, Bayern 744 (Kopie von 824) Zollinga, 773 (Kopie von 824) Zollingas, 1098–1104 Zollingen, 1242–1264 Zolling. 1874 begegnet auch die Differenzierung Unterzolling zur Unterscheidung vom Dorf Oberzolling in derselben Gemeinte nach der Höhenlage. Es liegt der Personennamen Zollo zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix-ing abgeleitet ist.
Zöllnitz
Zörbig Ursprünglich slawische Burganlage, in wechselndem Besitz, schließlich seit der Mitte des 14. Jahrhundert wettinisch, im 17./18. Jahrhundert zeitweise Nebenresidenz und Witwensitz der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg, Landstädtchen. 961 (11. Jahrhundert) Zurbici, 1015 Curbici [Original], 1207 Zurbeke [Original]. Altsorbisch *Surbici oder *Sorbici, patronymische Bildung zu *surb oder *sorb ‘Sorbe’, zu verstehen als ‘Diejenigen des *Surb’. Später, wohl unter d. Spracheinfluss, anstelle von -cnur noch -k-, wahrscheinlich eine etym. falsche Angleichung an norddeutsch -beke ‘Bach’. Das zugrunde liegende Ethnonym *sчrb, das in der slawischen Welt mehrfach begegnet (vgl. Sorben und Serben), findet sich schon in frühmittelalterlichen Quellen zur Bezeichnung der slawische Bewohner der Gebiete ö der Saale. So Zörbitz, Ortsteil von Zorbau, Burgenlandkreis.
Zöschingen
Zolling
Zorneding 813 (Kopie von 824) Zornkeltinga, 821 (Kopie von 824) ad Zorngeltingas, circa 1050 Orongoltingin, circa 1080 Zorongoltingon, circa 1250 Zorngolting, 1324 Zorngelting, 1416 Zornolting, 1580 Zornoting, 1671 Zorneting, 1797 Zornoe ding, Zornolting, 1811 Zorneding. Es liegt der zu erschließende Personennamen *Gelto zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet ist. Der Ort wurde bereits im frühen Mittelalter vom im selben Landkreis liegenden Pfarrdorf Gelting mittels des Namensbestandteils zorn unterschieden; als dessen Bedeutung wird Rassenland, Rodeland’ angenommen. Vielleicht lässt sich aber auch bairisch zoren ‘vertrocknen, abzehren’ heranziehen, was dann die trockene, weniger fruchtbare Lage bezeichnen würde. In der Form von circa 1050 wurde die irrtümlich angenommene althochdeutsch Präposition zi, ze ‘zu’ deglutiniert, d.h. abgetrennt.
Zornheim
Zossen Slawische Siedlung am Rande großer Heidewaldgebiete; Anfang des 13. Jahrhundert mit deutsche Herrenburg; im 14. Jahrhundert Städtchen (1355 stat und hus). Bastion des 16. Jahrhundert und spätgotisch Torhaus, Burggelände, heute Park. 1320 Sossen, Szosne, 1349 Zcossen [Or.], 1355 Czosen. Slawische/ altsorbisch *Sosny, eine einfache Namenbildung im Plural zu sosna ‘Kiefer’ oder *Sos’ne, eine Ableitung mit den Kollektiva bildenden Suffix -je, benannt nach der Flora dieser Gegend.
Zotzenheim
Zschaitz-Ottewig
Zschepplin
Zschopau Im Mittellauf des gleichnamigen Flusses. Seit Mitte des 12. Jahrhundert Burg zum Schutz der Furt der Salzstraße von Halle und Leipzig nach Böhmen und Prag. Stadtanlage kurz nach 1200, seit dem 14. Jahrhundert Bergbau, Handwerkerort, seit dem 19. Jahrhundert Textilbetriebe. Gewässername: 1150 Scapha, 1226 Scapa, 1292 Schapa. Ortsname: 1286 und 1292 Schape, 1383 Czschapa, 1406 Czschope, 1495 Tzschopa. Der Ortsname nimmt den Gewässername Zschopau auf, ‘Siedlung an der Zschopau’. Die Erklärung des Gewässername ist schwierig, da ein unmittelbarer Anschluss an eine altsorbische Wurzel fehlt, auch altsorbisch ˇsˇcapati ‘spalten’ bietet keine Lösung. Eventuell zu germanisch *skap‘ Felsen’ wie in den hochdeutsch Gewässername Schaff und Schefflenz (? ). Der frühere Vokal -awurde zu - ogehoben,-au kam erst sekundär zu anderem Ortsnamen auf -au auf. Erst seit dem 14. Jahrhundert wird der Anlaut tsch deutlich, sodass man ihn nicht auf altsorbisch ˇc zurückführen kann.
Zschorlau Seit dem 13. Jahrhundert Bergbau, seit dem 18. Jahrhundert bis h. Herstellung von Ultramarinblau. Sitz der Verwaltungsgemeinde ist Zschorlau. Um 1460 Schorel, 1464 die Schorle, 1553 Schorlau. Schwieriger Ortsname, der am ehesten auf einen alten Waldnamen zurückzuführen ist, der 1378 als Schorlholtz, 1395 als Zchorlins bezeugt ist und in dessen Bestimmungswort mittelhochdeutsch schor, schorre ‘schroffer Fels, Felszacke’ mit verkleinerndem -l-Suffix steht, demnach ‘Ort am/im Wald mit kleinen Felsen’.
Zülow
Zülpich
Züsch
Züsow
Züssow
Zurow
Zusamaltheim
Zusmarshausen
Zuzenhause
Zweibrücken Zur Sicherung des Klosters Hornbach entstand im 12. Jahrhundert zwischen dem Schwarz und dem Hornbach eine Burg mit einer Siedlung. Diese erhielt 1352 Stadtrechte. Seit Mitte des 15. Jahrhundert war die Stadt Residenzund Hauptstadt des Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, unter den Bayern Garnisonsstadt und Sitz des Pfälzischen Oberlandesgerichts. 1174–79 Wicherus de Zveinbruchken, 1180 Bertoldus de Zweinbrüke, 1555 Zwayenbrücken; Stat Zweibrucken (1590). Dem Bestimmungswort liegt das mittelhochdeutsche Zahlwort zwei, Dativ zwein-, zweien-, zugrunde, das Grundwort istbrücke/-bruck-/brücken, lateinisch auch Biponte, Geminoponte, Duobus Pontibus. Die Siedlung entstand zwischen zwei Brücken über den Schwarz und den Hornbach. Somit ist auch die Deutung klar: ‘Siedlung zwischen den zwei Brücken oder Flussübergängen’. 1190 wurde ein Grafengeschlecht nach der Herrschaft Zweibrücken benannt.
Zweifelscheid
Zweiflingen
Zwenkau Altsorbisch Burgwall und Burgsiedlung, seit Mitte des 10. Jahrhundert d. Burg und Burgflecken, 1195 Markt, 1475 Stadtrecht erneuert. Ehemaliger Wohnort des Braunkohlebergbaus, nach Flutung des Tagebaus mit dem Zwenkauer See Anteil am entstehenden Leipziger Neuseenland. 974 Zuenkouua, 1012/18 Zuencua, 1195 in Zwencowe. Es liegt wohl eine altsorbische Grundform *Zvêkov zu *zvêk ‘Laut, eventuell Geläut’ vor, im Zusammenhang mit der Burg, in der bei Gefahr die Glocken geläutet wurden. So Zvíkov, CZ.
Zwickau Im 10. /11. Jahrhundert Zentrum eines sorbisch Kleingaues an altem Übergang einer böhm. Straße über den Fluss, 1118 Zollstätte, Burg und Burgmarkt, städtischer Ausbau seit 1140/50, Stadtrecht zwischen 1192–1212, später markmeißnische Stadt. Geburtsort von Robert Schumann. Seit 1904 Automobilbau (Horch, Audi), später Trabant. Zuerst als Landschaftsname bezeugt: 1118 Zcwickaw. Ortsname: 1121 Zwiccowe, 1464 Czwigke (Mundartform). Man nimmt an, dass ein sorbischer Name, der sich wohl auf einen Teil der Zwickauer Mulde bezog (etwa *Cvikava zu kviˇcati, cvikati ‘rauschen’) die Grundlage war, in die dann das d. Wort Zwick ‘Abzweigung, Flussgabelung’ eingedeutet wurde (verwandt mit d. Zwickel). Weitere Forschungen sind erforderlich. So Cvíkov // Zwickau, in Nordböhmen.
Zwiefalten
Zwiesel 1904 Stadterhebung, seit 1972 staatlich anerkannter Luftkurort. Traditionelle Holz und besonders Glasindustrie („Glasstadt“), Kristallmanufakturen und Glasfachschule (Staatliches Bildungszentrum für Glas), 1224 Vlricus Zwiselar [Original], 1242/43 Zwisel [Original], 1500 Zwisl [Original]; Zwiesel (1832). Dem ursprünglich Stellenbeziehungsweise Flurnamen liegt das Appellativum althochdeutsch zwisila ‘zweizackige Gabel, gabelförmiger Zweig’, mittelhochdeutsch zwisel(e) ‘Gabel, etwas Gabelförmiges’ zugrunde. Damit dürfte in diesem Fall im übertragenen Sinn die Stelle des Zusammenflusses des Großen und des Kleinen Regens bezeichnet worden sein. So Zwiesel, Ortsteil von Bad Gottleuba-Berggießhübel, Reg.-Bez. Dresden, und Böhmzwiesel sowie Erlauzwiesel, beide Reg.-Bez. Niederbayern.
Zwingenberg (Baden)
Zwingenberg (Bergstraße)
Zwönitz Um 1200 angelegtes deutsche Bauerndorf an alter böhm. Straße, 1300 Stadtrecht, 1545 Marktrecht, Aufkommen des Bergbaus im 15. Jahrhundert mit Abbau von Eisenerz, Bergstädtchen seit 1458. Gewässername: 1286 Zwenicz, 1475 Zcwenicz. Ortsname: 1389 B. v. Zcwenicz, 1546 Zwenitz. Offenbar führte der Oberlauf des Chemnitz den Namen Zwönitz. Aus altsorbisch *Zvenica zu zvˇeneti ‘tönen, tosen’, verwandt mit zvon ‘Glocke’, bezogen auf das schnell fließende Wasser. Die ö-Schreibung ist schriftsprachlich und kam erst im 17. Jahrhundert auf. Ortsname-Bildungen mit Zven gibt es in verschiedenen slawischen Sprachen.
Sie Fürther; Volkoomen.nl